VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN THEORETISCHE GRUNDLAGEN DER ELEKTRISCHE STROM Elektrischer Strom entsteht durch gerichtete Bewegung von Ladungsträgern im elektrischen Feld. Ladungsträger können sein: Elektronen (in metallischen Leitern) Ionen (in Elektrolyten) Defektelektronen oder "Löcher" (in Halbleitern) bewegliche, geladene Materie Man unterscheidet: Leiter (Metalle, Elektrolyte) Nichtleiter (Kunststoffe, Fette etc.) Halbleiter (z.B.: Silizium, Germanium) dotiert (zusätzlich eingeführt) mit Phosphor; n-Typ (e − - Überschuss) dotiert mit Bor oder Aluminium; p-Typ (e-Defizit) o o bei Halbleitern ist ein Stromfluss nur in einer Richtung möglich, nämlich von "n" nach "p". TECHNISCHE UND PHYSIKALISCHE STROMRICHTUNG Als man vor ungefähr zweihundert Jahren zum ersten Mal eine Festlegung der Stromrichtung vornahm, ging man davon aus, dass sich in einem Elektrolyten positive Ionen zum negativen Pol bewegen. Definitionsgemäß verläuft seitdem die technische Stromrichtung von "Plus" nach "Minus". Tatsächlich bewegen sich Elektronen vom Ort des Elektronenüberschusses (Kathode oder Minuspol) zum Ort des Elektronenmangels (Anode oder Pluspol). WIRKUNG DES ELEKTRISCHEN STROMES MAGNETISCHE WIRKUNG Jeder stromdurchflossene gerade Leiter ist von einem zylindersymmetrischen magnetischen Feld umgeben. WÄRMEWIRKUNG Ein stromdurchflossener Leiter erwärmt sich, glüht, und ändert seine Länge (Heizungsdrähte). 109 VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN CHEMISCHE WIRKUNG Ein stromdurchflossener elektrolytischer Leiter unterliegt einer chemischen Reaktion (Zersetzung); die Ionen werden an den Elektroden abgeschieden und verändern deren Zusammensetzung. GLEICHSTROMQUELLEN Stromquellen haben eine asymmetrische Dichteverteilung positiver und negativer Ladungsträger. Aus dem sehr großen Vorrat an gebundenen Ladungsträgern (Elektronen, Ionen) muss ein Teil in den Zustand der freien Beweglichkeit überführt werden. Dazu sind ladungstrennende Energien notwendig, die durch mechanische, chemische oder optische Prozesse aufgebracht werden (primäre Energie). BEISPIELE FÜR STROMQUELLEN: CHEMISCHE S TROMQUELLEN (UMWANDLUNG CHEMISCHER IN ELEKTRISCHE ENERGIE) G ALVANISCHES ELEMENT (G ALVANISCHE ZELLE): U Zn Cu 1 M CuSO4 1 M ZnSO4 Abb. 80: Daniell-Element, eine galvanische Zelle Bestimmt man die Spannung einer Elektrode in ihrem Elektrolyten gegenüber einer WasserstoffNormalelektrode (Bezugs- oder Nullpotential), so ergibt sich die Voltasche Spannungsreihe (Angaben in V). Li -3,02 Zn -0,763 Fe -0,44 Pb -0,126 H 0 Cu +0,337 Ag +0,799 Au +1,498 Die Umwandlung von chemischer in elektrische Energie ist bei vielen Elementen nur in geringem Maße umkehrbar. Solche Elemente werden irreversibel entladen. Es gibt jedoch Elemente, bei denen der Vorgang reversibel ist (Akkumulatoren). 110 PHYSIKALISCH-TECHNISCHE METHODEN IN DER BIOLOGIE BLEIAKKUMULATOR: Kathode - Pb + Anode PbO2 verdünnte HSO-Lösung 2 4 Abb. 81: Aufladung eines Bleiakkumulators Taucht man Bleiplatten in Schwefelsäurelösung, so bildet sich PbSO4 als Überzug an den Platten. Legt man von außen eine Spannung an die Platten an, so kommt es zu einer chemischen Reaktion: Kathode: PbSO4 + 2 H+ + 2 e - → Anode: PbSO4 + SO42-+ 2 H2O → Pb + H2SO4 PbO2 + 2 H2SO4 + 2e- Damit ist der Bleiakkumulator aufgeladen. Pb und PbO2 bilden in H2SO4 ein galvanisches Element, das pro Plattenpaar eine Spannung von ca. 2 Volt liefert. Von dem aufgeladenen Bleiakkumulator kann solange elektrische Energie entnommen werden, bis sich Pb und PbO 2 wieder vollständig in PbSO4 zurückgebildet haben. (Dabei laufen die obigen Gleichungen in umgekehrter Richtung ab.) P HYSIKALISCHE S TROMQUELLEN THERMOELEMENT Prinzip: ein Thermoelement ist eine Kombination von zwei Leitern mit verschiedenen Elektronenaustrittsenergien, beispielsweise Konstantan und Kupfer. Bringt man ihre Kontaktstellen auf zwei verschiedene Temperaturen, dann bildet sich eine Spannung aus (Thermospannung), deren Größe dem Temperaturunterschied proportional ist und von der Art der verwendeten Metalle abhängt. Wird dieser Effekt zur Temperaturmessung benutzt, dann wird als Referenz eine Kontaktstelle meist in Eiswasser ( C ) gebracht. PHOTOELEMENT Prinzip: Ein Photoelement wandelt durch innere und äußere Photoionisation Licht in Spannung um. Beispiel: Solarzellen 111 VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN KAPAZITIVE STROMQUELLEN Prinzip: Mechanische Energie Beispiel: Van de Graaf Generator wird durch Influenz in Spannung umgewandelt. DIE ELEKTRISCHE STROMSTÄRKE I Die Stromstärke I ist eine Grundgröße, die für den "Hausgebrauch" durch die pro Zeit t durch den Leiterquerschnitt hindurchfließende Ladungsmenge Q definiert werden kann: I= Q t Die Einheit der Stromstärke ist das Ampère: A C s 1A=1 GLEICHSTROM (ENGL.: DC, DIRECT CURRENT ): Stromstärke und -richtung ändern sich nicht mit der Zeit. Beispiele: Bleiakkumulator, Batterie WECHSELSTROM (ENGL.: AC, ALTERNATING CURRENT ): Stromstärke und -richtung ändern sich mit der Zeit. Beispiele: sinusförmiger Wechselstrom im Haushalt (Generatoren), Fahrrad-Dynamo. Ändert sich nur die Stromstärke periodisch, dann spricht man von pulsierendem Gleichstrom. 1,0 I 0,5 0,0 0 2 t 4 -0,5 -1,0 Abb. 82: Sinusförmiger Wechselstrom Momentanwert: I ( t ) = I max sin ω t 112 6 PHYSIKALISCH-TECHNISCHE METHODEN IN DER BIOLOGIE Kreisfrequenz: ω = 2π f 1 f= T ( ν = 50 Hz für Wechselstrom im Haushalt ⇒ Periodendauer T = 20 ms) Zur Berechnung werden allerdings Effektivwerte herangezogen. Der Effektivwert eines Wechselstroms gibt den Gleichstrom an, der dieselbe Wärmewirkung hervorruft. I max 2 ≅ 0, 707 I max I eff = Um den zeitlichen Verlauf sichtbar zu machen, benutzt man ein Oszilloskop. Es ist im entsprechenden Kapitel beschrieben. DIE ELEKTRISCHE SPANNUNG U Spannungen erzeugt man durch Ladungstrennung. Verschiebt man zwei Körper mit entgegengesetzter Ladung Q1 und Q2 um einen bestimmten Abstand, so muss man dafür eine "Verschiebungsarbeit" aufwenden, die als potentielle Energie in den Körpern gespeichert wird. Lässt man die Körper los, so bewegen sie sich aufgrund ihrer entgegengesetzten Ladungen aufeinander zu, und die potentielle Energie wird in kinetische Energie ( = Bewegungsenergie) umgewandelt. Die Einheit der Spannung ist das Volt [V]. 1V=1 J C Elektrische und mechanische Energie sind äquivalent: 1 J = 1 N m=1 W s = 1 V A s ELEKTRISCHE WECHSELSPANNUNG 1,0 U 0,5 0,0 0 2 t 4 6 -0,5 -1,0 Abb. 83: Sinusförmige Wechselspannung 113 VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN Momentanwert: U ( t ) = Umax sin ω t Effektivwert: Umax 2 ≅ 0, 707 Umax U eff = Beispiel: Netzspannung Ueff = 230 V, d.h. Umax = 325 V - - U~ + + I U ~ Abb. 84: Kurzzeichen Spannungsquellen I für Strom- und DER ELEKTRISCHER WIDERSTAND R Das elektrische Verhalten von Stoffen hängt von Beweglichkeit ihrer Ladungsträger ab. Stoffe mit frei beweglichen Ladungsträgern (Elektronen, Ionen) sind Leiter. Stoffe mit nahezu unbeweglichen Ladungsträgern sind Nichtleiter oder Isolatoren. R Abb. 85: Schaltsymbol für einen ohmschen Widerstand. Die elektrische Stromstärke I ist proportional der elektrischen Spannung zwischen zwei Punkten eines elektrischen Leiters. Die Proportionalitätskonstante bezeichnen wir als elektrischen Widerstand R, seine Einheit ist das Ohm: Ω . 114 PHYSIKALISCH-TECHNISCHE METHODEN IN DER BIOLOGIE 1Ω=1 V A Für sog. ohmsche Leiter gilt U = RI U R= = const. I (Ohmsches Gesetz) Den Quotienten 1/R bezeichnet man als Leitwert G; er hat die Einheit A / V = S (Siemens), in der englischen Literatur liest man oft mho (Umkehrung von Ohm). Der Widerstand, den ein Leiter dem elektrischen Strom entgegensetzt, ist umso größer, je länger der Leiter und je geringer dessen Querschnitt ist: R= ρl A Der Proportionalitätsfaktor heißt spezifischer Widerstand ρ, seine Einheit ist Ohmmeter: Ω m. Der spezifische Widerstand ist eine Materialkonstante, die auf 1 m Länge und 1 mm Querschnitt des betreffenden Leiters bezogen wird. TEMPERATURABHÄNGIGKEIT DES SPEZIFISCHEN WIDERSTANDES METALLISCHE LEITER In einem großen Temperaturbereich herrscht ein linearer Zusammenhang zwischen spezifischem Widerstand und der Temperatur (Metallatome bekommen mit zunehmender Temperatur mehr kinetische Energie). Der Widerstand steigt linear mit der Temperatur T: ρ ( T) = ρ 0 ( 1+ α T) α = Temperaturkoeffizient ρ 0 = spezifischer Widerstand 115 VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN 30 25 ρ (T) / Ω m 20 15 10 5 0 0 50 100 150 200 250 300 T/ K Abb. 86: Temperaturabhängigkeit des spezifischen Widerstands eines metallischen Leiters. TEMPERATURABHÄNGIGE HALBLEITERWIDERSTÄNDE (THERMISTOREN) KALTLEITERWIDERSTÄNDE (PTC-WIDERSTÄNDE) Sie leiten in kaltem Zustand besser, d.h. ihr Widerstand nimmt mit steigender Temperatur zu. Sie haben einen positiven Temperaturkoeffizienten. (positive temperature coefficient = PTC) 30 25 ρ (T) / Ω m 20 15 10 5 0 0 50 100 150 200 250 300 T/K Abb. 87: Temperaturkennlinie Kaltleiterwiderstands eines HEISSLEITERWIDERSTÄNDE (NTC-WIDERSTÄNDE) Sie leiten in heißem Zustand besser, ihr Widerstand nimmt mit steigender Temperatur ab. Heißleiterwiderstände haben einen negativen Temperaturkoeffizienten. (negative temperature coefficient = NTC) 116 PHYSIKALISCH-TECHNISCHE METHODEN IN DER BIOLOGIE 600 500 ρ (T) / Ω m 400 300 200 100 0 50 100 150 200 250 300 T/K Abb. 88: Temperaturkennlinie Heißleiterwiderstands eines SUPRALEITER In der Nähe des absoluten Nullpunkts ändert sich bei der materialcharakteristischen Sprungtemperatur Tc der spezifische Widerstand einiger Metalle sprunghaft auf annähernd Null. 30 25 ρ (T) / Ω m 20 15 10 5 0 0 5 10 15 20 25 30 T/ K Abb. 89: Temperaturkennlinie eines Supraleiters Beispiel: Blei Tc = 7,2 K Einige als leitende Verbindungen verwendete Materialien wie Konstantan (60% Cu, 40% Ni) oder Manganin (86% Cu, 2% Ni, 12% Mn) sind nur gering temperaturabhängig. STROM-SPANNUNGS-KENNLINIEN Sie geben Auskunft über das Widerstandsverhalten eines Leiters. OHMSCHE LEITER Ist die Strom-Spannungs-Kennlinie wie in Abb. 90 eine Gerade, so ist die Steigung (Widerstand) konstant und unabhängig von Strom und Spannung. 117 VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN 10 8 6 4 I 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 U Abb. 90: Strom-Spannungs-Kennlinie für Metalle, Elektrolyte und Halbleiter bei konstanter Temperatur Es gilt das Ohmsche Gesetz: R= U =konstant I N ICHT-OHMSCHE LEITER Es gibt auch Fälle, bei denen R nicht konstant und von U und I abhängig ist, das Ohmsche Gesetz also nicht gilt. 10 8 6 4 I 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 U Abb. 91: Strom-Spannungskennlinie einer Diode Beispiele: Gleichrichterdiode, Lichtbogen, Glühkathodenröhre 118 PHYSIKALISCH-TECHNISCHE METHODEN IN DER BIOLOGIE EIN EINFACHER GLEICHSTROMKREIS U I Abb. 92: Gleichstromkreis KIRCHHOFFSCHE GESETZE DES ELEKTRISCHEN STROMES KNOTENREGEL In jedem Verzweigungspunkt (Knoten) mehrerer Leitungen ist die Summe der auf ihn zufließenden Ströme gleich der von ihm abfließenden. Iin I1 I2 R1 R2 Abb. 93: Die Knotenregel. Bei Verzweigungen ist die Summe aller Teilstöme aus dem Knoten heraus gleich dem Strom der in den Knoten hinein fließt: Iin = I1 + I2 MASCHENREGEL In einem geschlossenen Stromkreis (Masche) ist die Summe aller Quellenspannungen gleich der Summe aller Spannungsabfälle an elektrischen Bauelementen. Dabei sind auch die Vorzeichen zu beachten. R2 I2 R3 I3 R1 I1 Uquell Abb. 94: Die Maschenregel. Die Teilspannungen verhalten sich additiv; d.h. Uquell = U1 + U2 + U3 119 VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN ∑ ∑ U= 0 U quell = ∑ Ui = ∑ Ri I i i = I ∑ Ri i SERIENSCHALTUNG VON WIDERSTÄNDEN R1 U R2 Abb. 95: Serienschaltung von Widerständen Die beiden Kirchhoffschen Sätze kann man auf verschiedene Schaltungen anwenden und erhält unter Anwendung der Maschenregel für eine Serienschaltung von mehreren Widerständen: U= ∑ Ri I i = I ∑ Ri i = I Rges Rges = ( R1 + R2 ) Bei in Reihe geschalteten Widerständen ist also der Gesamtwiderstand gleich der Summe der Einzelwiderstände. R ges = R1 + R2 + K = ∑ i Ri DER SPANNUNGSTEILER Eine besondere Art der Serienschaltung ist der sog. Spannungsteiler: 120 PHYSIKALISCH-TECHNISCHE METHODEN IN DER BIOLOGIE R1 U2 U R2 Abb. 96: Spannungsteiler Für den Spannungsteiler gilt: U = U1 + U 2 = I R1 + I R2 = I ( R1 + R2 ) → I= U ( R1 + R2 ) es ist I= U2 R2 → U2 U = R2 R1 + R2 → R2 U2 = U R1 + R2 PARALLELSCHALTUNG VON WIDERSTÄNDEN R1 R2 U Abb. 97: Parallelschaltung von Widerständen Für eine Parallelschaltung von Widerständen gilt in den beiden Knoten (siehe Abb. 93): 121 VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN I = I1 + I 2 U = R1 I1 = R2 I 2 Der Gesamtwiderstand zwischen den beiden Knoten sei R U = R ges I es gilt also: I R ges = I1 R1 = I 2 R2 es folgt: R ges I1 = I I2 = I R1 R ges R2 → I= I Rges R1 + I R ges R2 → 1 1 1 = + R ges R1 R2 Der reziproke Wert des Gesamtwiderstandes zweier parallel geschalteter Widerstände ist gleich der Summe der Kehrwerte der Einzelwiderstände. Bei Parallelschaltung ist der Gesamtwiderstand stets kleiner als der kleinste Einzelwiderstand. 1 1 1 = + +K Rges R1 R2 = ∑ i REIHEN UND PARALLELSCHALTUNG VON 1 Ri KONDENSATOREN Kondensatoren verhalten sich bei Reihen und Serienschaltung analog. 122 PHYSIKALISCH-TECHNISCHE METHODEN IN DER BIOLOGIE C1 C1 C2 C2 Abb. 98: Parallel- und Reihenschaltung von Kondensatoren Bei Reihenschaltung gilt für Kondensatoren: 1 1 1 = + K C ges C1 C2 = ∑ 1 1 Ci Für parallel geschaltete Kondensatoren gilt: C ges = C1 + C2 + K = ∑ i Ci PERIODISCHE VORGÄNGE PERIODISCHE VORGÄNGE IN DER BIOLOGIE: Gehirnströme (EEG) Herzschlag (EKG) und Puls Aktionspotentiale an Nerven Flugbewegungen, z.B. von Insekten Lautäußerungen, z.B. Gesang einer Grille PERIODISCHE VORGÄNGE IN DER PHYSIK: Verschiedene Arten von physikalischen Schwingungen: mechanische Schwingungen (z.B. Pendel) akustische Schwingungen (periodische Druckänderung, Schall) elektrische Schwingungen (Wechselspannung) elektromagnetische Schwingungen elektromagnetisches Spektrum: s. Versuch Photometrie 123 VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN P HYSIKALISCHE SCHWINGUNGEN ( AM BEISPIEL VON ELEKTRISCHEN SCHWINGUNGEN) SINUSFÖRMIGER VERLAUF: Sinusförmige Wechselspannungen entstehen, wenn eine Leiterschleife in einem homogenen Magnetfeld rotiert. 1,0 U 0,5 0,0 0 2 4 t 6 8 10 -0,5 -1,0 Abb. 99: Sinusspannung RECHTECKFÖRMIGER VERLAUF: Ein regelmäßig wiederkehrender Wechsel zwischen konstanten Extremwerten, wobei einer der Werte 0 sein kann. Erzeugung: durch Ein- und Ausschalten bzw. Umschalten (Umpolen) eines Stromes (Spannung) z.B. Telegraphensignal. 1,0 U 0,5 0,0 0 2 4 t 6 8 10 -0,5 -1,0 Abb. 100: Rechteckspannung SÄGEZAHNFÖRMIGER VERLAUF: Ein regelmäßiges, konstantes An- und Abschwellen der Spannung zwischen zwei Extremwerten. Zu- und Abnahme müssen nicht in der gleichen Zeit erfolgen. Die Kippspannung ist ein Spezialfall der Sägezahnspannung mit langsamem Anstieg und sehr schnellem Abfall der Spannungswerte. Sie wird in einem Kippspannungsgenerator erzeugt. 124 PHYSIKALISCH-TECHNISCHE METHODEN IN DER BIOLOGIE 1,0 U 0,5 0,0 0 2 4 t 6 8 10 6 8 10 -0,5 -1,0 Abb. 101: Sägezahnspannung 1,0 U 0,5 0,0 0 2 4 t -0,5 -1,0 Abb. 102: Kippspannung SCHWINGUNGEN MATHEMATISCHE BESCHREIBUNG VON SCHWINGUNGEN Eine Schwingung ist ein sich periodisch wiederholender Vorgang. Für eine sinusförmige Schwingung gilt das Zeitgesetz: x ( t ) = xmax sin ( ω t + ϕ ) x(t)=Auslenkung xmax = Amplitude (maximale Auslenkung) ω = Drehfrequenz t = Zeit ϕ = Phase SCHWINGUNGSDAUER In der Zeit T wird eine volle Sinuslinie durchlaufen. Man nennt diese Zeit die Periode der Schwingung. Die Frequenz f = 1 / T gibt die Zahl der Perioden pro Sekunde an, ihre Einheit ist Hz (Hertz; s-1). Der technische Wechselstrom des Netzes hat eine Frequenz von 50 Hz; um ihn zu erzeugen, muss sich eine Leiterschleife 50 mal in der Sekunde drehen. Die Leiterschleife dreht 125 VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN sich in der Zeit T um den Winkel 2π (= 360 ). 1,0 0,5 U T 0,0 0 2 4 6 t 8 10 -0,5 -1,0 Abb. 103: Verlauf Wechselspannung einer sinusförmigen DIE SCHWINGUNGSPHASE Der Drehwinkel ϕ (der von der 0-Stellung aus in der Zeit t überstrichene Winkel) wird auch Phase des jeweiligen Momentanwertes der Wechselspannung genannt. Während einer Periode T durchläuft diese Phase den Bereich 0-2π. 2π T = 2π f t =ω t ϕ = Die Winkelgeschwindigkeit ω gibt den Winkel an, der in 1 s überstrichen wird. ϕ T 2π = T = 2π f ω = P HASENVERSCHIEBUNG BETRACHTUNG FÜR BEI S PULE UND KONDENSATOR GLEICHSPANNUNG Ein fließender Strom erzeugt (induziert) in einer Spule ein Magnetfeld. Ändert sich der Strom durch die Spule (z.B. beim Einschalten), so ändert sich auch das Magnetfeld in der Spule. Diese Magnetfeldänderung bewirkt eine Spannung in der Spule, die der Stromänderung entgegengesetzt wirkt (Lenzsche Regel). Beim Einschalten nimmt die Spannung über der Spule (= induktiver Blindwiderstand, XL) langsam ab, der Strom im Spulenkreis nimmt mit demselben Zeitverhalten zu (Abb. 104). 126 PHYSIKALISCH-TECHNISCHE METHODEN IN DER BIOLOGIE I U XL ~ 1,0 U(t) I(t) 0,8 I U 0,6 0,4 0,2 0,0 0 2 4 6 8 10 t Abb. 104: Strom- und Spannungsverlauf am Spulenkreis beim Einschaltvorgang 127 VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN I U XC ~ 1,0 U(t) I(t) 0,8 I U 0,6 0,4 0,2 0,0 0 2 4 6 8 10 t Abb. 105: Strom- und Spannungsverlauf am Kondensatorkreis beim Einschaltvorgang Ist anstelle der Spule ein Kondensator (= kapazitiver Blindwiderstand, XC ) im Stromkreis, dann nimmt beim Einschalten die Spannung über dem Kondensator langsam zu, während der Strom mit demselben Zeitverhalten abnimmt ( Abb. 105). BETRACHTUNG FÜR WECHSELSPANNUNG Bei Wechselspannung ändert sich die Polarität der Spannungsquelle. Mit zunehmender Frequenz ν wird T = 1 / ν immer kleiner, d.h. der in den obigen Schaubildern angezeigte Endzustand für hinreichend großes t wird gar nicht erreicht, sondern die Richtung der Strom- bzw. Spannungsänderung schon vorher umgekehrt. Dies heißt aber auch, dass RL und RC ihre Endwerte nicht erreichen können. Mit zunehmender Frequenz verändern sich die Widerstände: RL geht nach unendlich und RC geht gegen Null. 128 PHYSIKALISCH-TECHNISCHE METHODEN IN DER BIOLOGIE 1,00 U(t) I(t) 0,75 0,50 0,00 0 I/A U/V 0,25 -0,25 -0,50 -0,75 -1,00 0 20 40 60 80 100 t/s Abb. 106: Strom- und Spannungsverlauf für Wechselspannung am Spulenkreis 1,00 U(t) I(t) 0,75 0,50 0,00 0 I/A U/V 0,25 -0,25 -0,50 -0,75 -1,00 0 20 40 60 80 100 t/s Abb. 107: Strom- und Spannungsverlauf für Wechselspannung am Kondensatorkreis Strom und Spannung erreichen nicht zum selben Zeitpunkt ihre Maximalwerte: bei der Spule folgt der Strom der Spannung; beim Kondensator eilt der Strom der Spannung voraus. Liegt eine sinusförmige Wechselspannung an den Bauteilen an, beträgt diese Phasenverschiebung jeweils 90° (siehe Abb. 106 und Abb. 107). DAS RC-GLIED Leitende elektrische Verbindungen zwischen elektronischen Bauteilen oder zwischen einzelnen Messgeräten haben nicht nur einen Ohmschen Widerstand, sondern auch kapazitive Eigenschaften. Solch ein RC- (Kopplungs-) Glied beeinflusst die frequenzgenaue Übertragung von Signalen, kann aber auch gezielt zur Filterung von Störfrequenzen benutzt werden. 129 VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN Hochpass R Tiefpass C Abb. 108: RC-Glied als Tief- oder Hochpass Abb. 109 zeigt schematisch die Wirkung verschiedener Filter, die bestimmte Frequenzen unterdrücken, andere dafür ungeschwächt durchlassen. 1,0 1,0 Hochpass 0,8 0,8 0,6 0,6 Uout/Uin Uout/Uin Tiefpass 0,4 0,4 0,2 0,2 0,0 0,0 1 10 100 1000 10000 1 10 f / Hz 1,0 1000 10000 1000 10000 1,0 Bandstopp Bandpass 0,8 0,8 0,6 0,6 Uout/Uin Uout/Uin 100 f / Hz 0,4 0,4 0,2 0,2 0,0 0,0 1 10 100 1000 10000 f / Hz 1 10 100 f / Hz Abb. 109: Frequenzgänge verschiedener Filtertypen. Die beiden unteren Typen lassen sich nur mit Spulen und Kondensatoren in RLC-Gliedern verwirklichen. Für Gleichspannung ist der Kondensator ein praktisch unendlich großer Widerstand. Bei Wechselspannung ist sein Widerstand abhängig von der Frequenz der Wechselspannung, man spricht dann vom kapazitiven Blindwiderstand: 1 ωC 1 = 2π fC XC = 130 PHYSIKALISCH-TECHNISCHE METHODEN IN DER BIOLOGIE Bei niedrigen Frequenzen (Spezialfall: Gleichspannung) wirkt der Kondensator im Stromkreis wie ein sehr hoher Widerstand, d.h. man greift über dem Kondensator die maximale Spannung ab. Bei hohen Frequenzen nimmt dieser Widerstand ab und folglich auch die Spannungsamplitude. In einem RC-Glied (Abb. 108) ändert der Ohmsche Widerstand seinen Widerstandswert bei verschiedenen Frequenzen der Wechselspannung nicht. Es ändert sich also das Widerstandsverhältnis der Bauteile R und C und somit auch das Verhältnis der über die einzelnen Teile abfallenden Spannung. Will man also in einem Stromkreis an einem Widerstand Spannung abgreifen, so macht man das sinnvollerweise bei hohen Frequenzen am Ohmschen Widerstand (hier fällt die meiste Spannung ab, da er der größere Widerstand ist), bei niedrigen Frequenzen aus demselben Grund am Kondensator (kapazitiver Widerstand hoch). Hat man ein Wechselspannungsgemisch aus verschiedenen Frequenzen, möglicherweise noch mit Gleichspannungsanteilen, so kann man über den Tiefpass die Spannungen mit den niedrigen Frequenzen am Kondensator abgreifen. Über einen Hochpass greift man am Widerstand die hochfrequenten Wechselspannungen ab. Mit einer Tiefpassschaltung filtert man also hochfrequente Pfeiftöne heraus, mit einer Hochpassschaltung störende Brummgeräusche. Ein Tiefpass kann außerdem Spannungsformen verändern, z.B. rundet er bei Rechteckspannung die Ecken ab. Dies ist der Fall, wenn eine Nervenmembran (Tiefpasswirkung durch ihren Bau) mit unterschwelligen Rechteckspannungen gereizt wird (kein Aktionspotential ausgelöst), sie werden als "Haifischflosse" registriert. MESSEN VON STROM UND SPANNUNG STROMMESSUNG G ERÄTE, G ERÄTE, DEREN ARBEITSWEISE AUF DER MAGNETISCHEN WIRKUNG DES STROMES BERUHT: Drehspulinstrument: die vom Strom durchflossene Spule wird im Feld eines Magneten proportional zur Stromstärke gedreht. Weicheiseninstrument: (auch Dreheiseninstrument genannt) die vom Strom durchflossene Spule magnetisiert zwei Weicheisenkerne gleichsinnig, so dass sie sich abstoßen, woraus ein Zeigerausschlag resultiert (auch für Wechselstrom geeignet). DEREN ARBEITSWEISE AUF DER WÄRMEWIRKUNG BERUHT: Hitzedrahtstrommesser: ein vom Strom durchflossener Draht erwärmt sich und dehnt sich proportional dem Quadrat der Stromstärke aus. 131 VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN I Abb. 110: Schaltung Strommessung des Messgeräts für Ampèremeter müssen in Reihe mit den Verbrauchern geschaltet werden. Der Strom fließt durch sie hindurch. Dabei sollte der Innenwiderstand des Ampèremeters möglichst klein gehalten werden, da sonst der Spannungsabfall am Messgerät so groß wird, dass er unter Umständen die Messung verfälscht. SPANNUNGSMESSUNG STROMDURCHFLOSSENE SPANNUNGSMESSER Dies sind Strommessgeräte mit einer anders kalibrierten Skala. Beispiel: Drehspulinstrument ELEKTROMETER Elektrometer nutzen das Auftreten von Kräften zwischen Körpern, die von getrennten Ladungen herrühren. Beispiel: Braunsches Elektrometer U Abb. 111: Schaltung Spannungsmessung des Messgeräts für Voltmeter müssen parallel zu der zu messenden Spannung (Potentialdifferenz) geschaltet werden. Der Innenwiderstand R sollte möglichst groß sein, damit die Stromstärke im Stromkreis nicht geändert wird. 132 PHYSIKALISCH-TECHNISCHE METHODEN IN DER BIOLOGIE MESSEN VON WIDERSTÄNDEN Bei temperaturunabhängigen Widerständen oder allgemein bei Widerständen mit linearer StromSpannungs-Kennlinie erfolgt die Widerstandsmessung mit Hilfe eines Ohmmeters (nicht zu verwechseln mit der Einheit des spezifischen Widerstandes), in dem eine Hilfsspannung U angelegt ist. Die Größe des Widerstands wird über R=U / I bestimmt. Für die einzelnen Messbereiche eines Messgerätes werden verschiedene Innenwiderstände zugeschaltet. Der Innenwiderstand eines Messgerätes kann mit Hilfe der Spannungsteilung ermittelt werden. Ui = Ri U Rv + Ri Ri U R Abb. 112: Bestimmung des Innenwiderstandes mit Hilfe der Spannungsteilung (Ri = Innenwiderstand, R = Vorwiderstand) Für R v = R i ergibt sich: Ri U Rv + Ri R = i U 2 Ri 1 = U 2 Ui = Demnach muss ein Vorwiderstand gefunden werden, der die Spannung, die vom Messgerät ohne Vorwiderstand angezeigt wird, auf die Hälfte reduziert. WHEATSTONE - BRÜCKE Anwendung: Bestimmung der Größe Ohmscher Widerstände; Bestimmung von Induktivitäten; Bestimmung von Kapazitäten; Umwandlung von physikalischen Größen wie Temperatur, Gewicht (Analysenwaagen), Längenänderungen, Feuchtigkeit usw. in eine elektrische Spannung. Für die Umsetzung von Temperatur in Spannung wird ein Widerstand durch einen Heißleiter (Thermistor) ersetzt, der fremderwärmt wird und somit als Temperaturfühler dient. Aufbau: Parallelschaltung zweier Spannungsteiler 133 VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN A R1 U R3 D C R2 R4 B Abb. 113: Wheatstone-Brücke Teilt der Spannungsteiler aus R1 und R2 die zwischen den Punkten A und B angelegte Spannung im gleichen Verhältnis wie der Spannungsteiler aus R3 und R4, so liegen die Punkte C und D auf dem gleichen Potential. Das Spannungsmessgerät zeigt keinen Ausschlag. Die Brücke ist dann abgeglichen. R1 R3 = R2 R4 HERLEITUNG DER ABGLEICHBEDINGUNG: Der Strom I teilt sich in zwei Teilströme (Knotenregel): I = IC + ID U IC = R 1 + R2 U ID = R 3 + R4 R1 U R 1 + R2 R2 U 2 = R2 I C = U R 1 + R2 U1 = R1 I C = Für U3 und U4 ergibt sich entsprechend: R3 U R 3 + R4 R4 U 4 = R4 I D = U R 3 + R4 U 3 = R3 I D = Bei stromloser Brücke muss gelten: 134 PHYSIKALISCH-TECHNISCHE METHODEN IN DER BIOLOGIE R1 R3 U= U R 1 + R2 R 3 + R4 R2 R4 U= U R 1 + R2 R 3 + R4 ( a) ( b) Für (a):(b) ergibt sich: R1 R3 = R2 R4 U1 U 3 = U2 U4 Bei abgeglichener Brücke gilt also : U1 = U3 und U2 = U4 Wird nun ein Widerstand durch einen Thermistor ersetzt, so ist zwischen C und D eine Spannung vorhanden, die ein Maß für die Temperaturänderung ist. Durch Kalibrierung mit einem Quecksilberthermometer erhält man eine Spannungs-Temperaturkurve, die einen annähernd linearen Bereich besitzt (Abb. 114). 0,3 0,2 U/V 0,1 0,0 1 0 -0,1 -300 -200 -100 0 100 200 300 θ / °C U/ V -1 -2 -0,2 -3 -4 -0,3 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 θ / °C Abb. 114: Temperaturabhängigkeit der Brückenspannung bei einem PT100 Thermistor. DAS OSZILLOSKOP Ein Oszilloskop kann zum Beobachten von Schwingungen verwendet werden. Mit Hilfe dieses Gerätes ist es möglich, den zeitlichen Verlauf von Messgrößen sichtbar zu machen und zu speichern (Kathodenstrahloszillograph). Die betrachtete Größe bildet das Eingangssignal für das Gerät. Kleine Eingangssignale werden durch einen Messverstärker in vorgegebenen Stufen verstärkt. Das Eingangssignal erzeugt ein unmittelbar beobachtbares Ausgangssignal, dessen zeitlicher Verlauf mit dem des Eingangssignals übereinstimmt, jedoch unter Umständen zeitlich verzögert sein kann (Beeinflussung durch Messgerät). 135 VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN Vertikalablenkung (Signal) Wehnelt-Zylinder Elektronenstrahl Anode Kathode Zinksulfidschirm Heizstromkreis Anodenspannung (Beschleunigungsspannung) Abb. 115: Prinzip (Braunsche Röhre) eines Horizontalablenkung (Kippspannung) Kathodenstrahloszillographen Als "Zeiger" dient ein Elektronenstrahl, der von einer Kathode emittiert wird. Da das gesamte System in einer Vakuumröhre eingebaut ist, tritt keine nennenswerte Dämpfung der Signalamplituden auf. Die zeitliche Auslenkung erfolgt über horizontal ablenkende Platten, die vertikale (Signal-) Auslenkung des Elektrodenstrahls geschieht über vertikale Ablenkplatten. Beim Auftreffen der Elektronen auf den Schirm der Vakuumröhre wird sichtbares Licht aus der aufgedampften Zinksulfidschicht abgestrahlt (Abb. 115). Horizontalablenkung b a Vertikalablenkung c Ux Horizontalablenkung Vertikalablenkung Uy Abb. 116: Prinzip der vertikalen und horizontalen Strahlablenkung a) An das vertikal ablenkende Plattenpaar wird die zu messende Wechselspannung Uy gelegt. Der Lichtpunkt bewegt sich auf und ab. Bei genügend hoher Frequenz nimmt das Auge ihn als vertikalen Strich wahr. b) An das horizontal ablenkende Plattenpaar ist die Kippspannung Ux angelegt. Der Lichtpunkt wandert von links nach rechts; sein schnelles Zurückspringen hinterlässt keine Leuchtspur. c) Die Spannungen Uy und Ux sind gleichzeitig angelegt. Der Bildschirm zeigt dann die zusammengesetzte Bewegung des Lichtpunktes als sinusförmige Kurve. 136 PHYSIKALISCH-TECHNISCHE METHODEN IN DER BIOLOGIE Es gibt zwei Möglichkeiten, um mit einem Elektronenstrahl "gleichzeitig" zwei verschiedene Signale zu registrieren: Beim "Chop"-Betrieb springt der Strahl mit sehr hoher Frequenz von einem Kanal zum anderen und zeichnet jeweils nur einen kleinen Teil des Signals auf. Vorteil: bei sehr niedrigen Zeitablenkfrequenzen können die Signale auf beiden Kanäle "gleichzeitig" gesehen werden, die kleinen Lücken dazwischen stören nicht. Nachteil: bei hohen Ablenkfrequenzen werden diese Lücken relativ größer und können störend wirken. Beim "Alternate"-Betrieb werden beide Kanäle mit gleicher Zeitablenkung abwechselnd dargestellt. Vorteil: bei hohen Ablenkfrequenzen ergibt sich ein lückenloses Bild der Signale. Nachteil: bei niedrigen Ablenkfrequenzen relativ lange Totzeit jeweils eines Kanals, es könnte ein wichtiges Signal verpasst werden. DIGITALOSZILLOSKOPE Moderne Oszilloskope haben neben der analogen Bildaufzeichnung häufig einen digitalen Speicher, mit dem sich der momentane Bildschirminhalt festhalten lässt. Dies entspricht der Speicherung des Bildschirminhalts durch eine verlängerte Nachleuchtzeit bei reinen Analogoszilloskopen. Neben dieser Bildschirmspeicherung bieten einige Digitaloszilloskope auch noch einen Rollmodus an, mit dem besonders langsame Signale noch auf der Anzeige dargestellt werden können. Abb. 117. Digitaloszilloskop Dieser Komfort wird allerdings auch mit einigen Nachteilen bezahlt. Die Digitalisierung des analogen Spannungssignals erfolgt nämlich über einen sog. Analog-Digital-Wandler, dessen Zeitauflösung in der Regel wesentlich geringer als beim Analogteil des Oszilloskops ist. Da die Analog-Digital-Wandlung mit einer bestimmten festgelegten Frequenz erfolgt, kann es für hochfrequente Signale zu einer erheblichen Verzerrung kommen, wenn Signal und Wandlerfrequenz nahe beieinanderliegen (Schwebungen). 137 VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN EXPERIMENTELLER TEIL MESSEN VON GLEICH- UND WECHSELSPANNUNG Mittels des im Kurs verwendeten Vielfachmessgerätes sollen die Spannung einer Batterie und am Trafo eingestellten Wechselspannungen gemessen werden. Beim Umgang mit dem Messgerät ist zu beachten: Gerät auf Gleich- oder Wechselspannungsbetrieb einschalten vom höchsten Messbereich ausgehend messen gültige Skala (V, A,~,=) und Umrechnungsfaktor beachten bei Gleichspannung richtige Polarität! gemessene Wechselspannungen oder -ströme sind stets Effektivwerte MESSEN VON GLEICH- ODER WECHSELSTRÖMEN Es sollen auf dem Steckbrett einfache Stromkreise aus einer Spannungsquelle (Trafo oder Batterie) und einem Widerstand geschaltet werden. Der jeweils fließende Strom wird berechnet und gemessen. Diskutieren Sie Ihre Ergebnisse! AUFBAU UND AUSMESSEN EINER REIHENSCHALTUNG Aus mehreren Widerständen soll eine Reihenschaltung gesteckt werden. Als Spannungsquelle dient eine Batterie. Nachdem die Werte für Ströme, Spannungen und Widerstände berechnet wurden, sollen sie durch Messung überprüft werden. Überprüfen von Ohmschen und Kirchhoffschen Gesetzen. Diskutieren Sie Ihre Ergebnisse! AUFBAU UND AUSMESSEN EINER PARALLELSCHALTUNG Durchführung wie vorher, zunächst rechnerisch, dann experimentell. Gesucht sind wiederum: Gesamtstrom, Teilströme, Spannungen, Gesamtwiderstand. Auch gemischte Schaltungen sollen aufgebaut werden. BESTIMMUNG DES INNENWIDERSTANDES DES VOLTMETERS Jedes Messgerät besitzt einen Innenwiderstand Ri. Dieser hängt davon ab, ob das Gerät als Stromoder Spannungsmessgerät betrieben wird, und bei welchem Messbereich die Messung erfolgt (siehe Abb. 112). Prinzip: Schaltet man einen zusätzlichen Vorwiderstand Rv in Reihe zum Voltmeter, so zeigt das Voltmeter genau die Hälfte der angelegten Gesamtspannung U0 (Batterie) an, wenn an jedem der Widerstände dieselbe Spannung abfällt. Durch Kombination verschiedener Widerstände (Parallel- und Reihenschaltung) soll erreicht werden, dass das Messgerät genau die Hälfte der angelegten Spannung U0 anzeigt. In diesem Fall gilt: Ri = Rv . Zu beachten ist: R i gilt nur für den 138 PHYSIKALISCH-TECHNISCHE METHODEN IN DER BIOLOGIE jeweils eingestellten Messbereich! WHEATSTONE-BRÜCKE MIT THERMISTOR In diesem Versuch soll ein Thermistor in einer Brückenschaltung als Temperaturfühler verwendet werden. Hierbei ist zu beachten, dass der Thermistor nicht bereits durch den ihn durchfließenden Strom erwärmt wird, denn als Temperaturfühler soll er die Umgebungstemperatur anzeigen (fremderwärmter Heißleiter). Für die Schaltung (siehe Abb. 113) sollen folgende Widerstände verwendet werden: R1 = 100 Ohm Potentiometer R2 = 100 Ohm R3 = 100 Ohm R4 = PT100 Thermistor Die vom Spannungsmesser zwischen den Punkten C und D angezeigte Potentialdifferenz hängt ab vom Verhältnis der Widerstände R1 : R2 und R3 : R4. Der Widerstand R1 (bzw. R2) kann durch einen stufenlos verstellbaren Widerstand (Potentiometer) ersetzt werden. Mit Hilfe des Potentiometers kann der Ausgangswert sinnvoll eingestellt werden. Ändert sich die Temperatur, so führt dies nur zu einer Änderung des Thermistorwiderstandes R4, während R1, R2 und R3 konstant bleiben. Dies hat eine Änderung der vom Messgerät angezeigten Spannung zur Folge, d.h. die Spannung ist ein Maß für den Thermistorwiderstand und somit für die Temperatur. Der Thermistor taucht in Wasser von ca. 15° C das auf einer Heizplatte mit Rührwerk bis ca. 60° C erwärmt wird, die jeweils angezeigte Spannung wird in Schritten von 1° C notiert. Durch Auftragen der Werte (Temperatur: Abszisse, Spannung: Ordinate) auf Millimeterpapier wird eine Kalibrierungskurve für diesen Thermistor erstellt. Der Arbeitsbereich des Thermistors ist durch den linearen Bereich gegeben. BESTIMMUNG DER STROM-SPANNUNGSKENNLINIE EINER (LEUCHT-) DIODE Dioden sind Halbleiterelemente aus p- und n-dotiertem Silizium mit einer extrem nichtlinearen Strom-Spannungskennlinie (siehe Abb. 112). Sie dienen in der Elektronik als eine Art „Ventil“ für Wechselspannungen und -ströme, die sie praktisch nur in eine Richtung durchlassen. Dioden rechnet man daher zu den aktiven elektronischen Bauelementen. Leuchtdioden emittieren darüber hinaus aufgrund eines „umgekehrten“ Photoeffekts auch Licht, wenn sie in Durchlassrichtung betrieben werden. Um die LED vor zu viel Strom zu schützen müssen Sie zur Messung einen Vorwiderstand von 140 Ohm in Serie zur Spannungsquelle (Labornetzteil) schalten. Stellen Sie dann am Netzgerät Spannungen im Bereich von ±6 V ein und messen Sie mit dem Vielfachmessgerät jeweils Strom und Spannung über die LED. Wie müssen Sie für diese Messung (Strom bzw. Spannung ihr Messgerät in die Schaltung „einbauen“? Tragen Sie auf Millimeterpapier nun die Strom-Spannungskennlinie (Strom über Spannung) der LED ab und vergleichen sie die gemessene Kennlinie mit der eines 100 Ohm Widerstands. 139 VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN (Wichtig: Sie dürfen den Spannungsbereich von ±6 V keinesfalls überschreiten, da sonst die Leuchtdiode durchbrennen kann!!). ARBEITEN AM ERZEUGUNG OSZILLOSKOP STEHENDER BILDER SYNCHRONISIEREN: Angleichen der Kippfrequenz an die Messspannungsfrequenz mit Hilfe der variablen Zeitablenkung (gleiche Frequenz oder ganzzahliges Vielfaches). Diese Möglichkeit ist bei vielen modernen Geräten nicht mehr gegeben, so dass die Zeitablenkung nur noch in fixen Schritten verändert werden kann (= kalibrierte Stellung). TRIGGERN : Kippspannung (Zeitablenkung) wird links in Wartestellung gehalten. Hat die Messspannung einen bestimmten Spannungspegel (Trigger-Level) erreicht, dann läuft die vorgewählte Kippspannung los, der e--Strahl schreibt das Signal auf den Schirm, springt zurück und wartet auf einen neuen Impuls. Ein Triggerimpuls kann auf die ansteigende (+) oder abfallende (-) Flanke des Signals gelegt werden. Da der Strahl immer beim selben Spannungspegel losläuft, wird bei periodischen Signalen ein "stehendes Bild" gezeichnet. ERKENNEN VON PROBLEMQUELLEN BEI DER BEDIENUNG DES GERÄTES Eine beliebige Wechselspannung wird an Input 1 angelegt. Dann werden Schalter und Knöpfe so verdreht, dass keine Signale mehr auf dem Bildschirm sichtbar sind. Es soll selbständig ein gut auswertbares stehendes Bild der angelegten Spannung auf dem Bildschirm dargestellt werden. SPANNUNGSMESSUNGEN BEI SINUSFÖRMIGEN WECHSELSPANNUNGEN Man bildet die angelegte Wechselspannung als stehendes Bild ab. Der Einfachheit halber schaltet man die Horizontalablenkung (Kippspannung) ab und erhält dann einen senkrechten Strich. Er entspricht der "Spitze-Spitze-Spannung" (Uss). Die Effektiv-Spannung, die man aus dem Generator erhält, lässt sich leicht nach der Gleichung: USS = 2 2 Ueff berechnen (Uss = 2 Umax). Diese wird mit einem Messgerät am Generator nachgeprüft. Dies kann nur bei 50 Hz erfolgen, da das Spannungsmessgerät (bzw. dessen Skala) nur für diese Frequenz geeicht ist. FREQUENZBESTIMMUNGEN Man stellt sich wieder ein stehendes Bild der Messspannung mit ein oder zwei Perioden auf dem Bildschirm her, zählt ab, wie viel Einheiten eine Periode überspannt, multipliziert die Anzahl der Einheiten mit der am Zeitablenkungsschalter angegebenen Zeit / Einheit und erhält so die Periodendauer T der Schwingung in Sekunden. Nach der Gleichung f= 140 1 T PHYSIKALISCH-TECHNISCHE METHODEN IN DER BIOLOGIE lässt sich daraus die Frequenz in Hz bestimmen. Da im Raum durch die an Wand und Decke liegenden Kabel ein elektrisches Feld erzeugt wird, erscheint auf dem Bildschirm bei Anlegen eines Fingers oder freien Kabels ein Signal mit einer Frequenz von 50 Hz in annähernd sinusförmigem Verlauf und beträchtlicher Amplitude. 2,0 1,5 1,0 S 0,5 0,0 -0,5 -1,0 -1,5 -2,0 0 20 40 60 80 100 60 80 100 t 2,0 1,5 1,0 S 0,5 0,0 -0,5 -1,0 -1,5 -2,0 0 20 40 t Abb. 118: Schwebungen durch Überlagerung zweier Frequenzen Deshalb ist es wichtig, bei Messungen sehr kleiner Signale solche elektromagnetischen Felder abzuschirmen (Faraday-Käfig), da sonst das Messsignal im Rauschen untergehen kann. Über Schwebungen sind genaue Frequenz- und Phasenvergleiche möglich. Dazu werden zwei Signale überlagert, wobei sich verschiedene Bilder ergeben können: gleiche Frequenz und gleiche Phase = doppelte Signal-Amplitude gleiche Frequenz und Phasenverschiebung um 180° = Aufhebung der Signalamplitude (waagerechter Strich) verschiedene Frequenz = Schwebungen Lissajous-Figuren machen sehr genaue Frequenzvergleiche möglich. Man legt an die Zeitablenkung eine sinusförmige Vergleichsspannung (xy-Betrieb). Die sinusförmige Signalspannung bildet mit der Vergleichsspannung auf dem Schirm sogenannte LissajousFiguren. Sie geben Auskunft über Amplituden- und Frequenzverhältnisse, außerdem lassen sich aus ihnen Phasenverschiebungen ablesen. 141 VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN 0° 90° 180° 45° Abb. 119: Lissajous-Figuren Frequenzverhältnis von 1:1 bei einem 0° 45° 90° 225° 270° Abb. 120: Lissajous-Figuren Frequenzverhältnis von 2:1 bei einem Stellen Sie weitere Frequenzverhältnisse dar! Bestimmen Sie die Phasenverschiebung an einer Hoch- oder Tiefpassschaltung bei unterschiedlichen Frequenzen. RC-GLIED MIT HOCH- UND TIEFPASS In der folgenden Messreihe beobachten wir an Tief- und Hochpass die Abhängigkeit der 142 PHYSIKALISCH-TECHNISCHE METHODEN IN DER BIOLOGIE Ausgangsspannung von verschiedenen Frequenzen. Bauen Sie dazu eine RC-Schaltung aus einem 100 kOhm Widerstand und einem 0.068 µF-Kondensator auf dem Steckbrett auf. Als Eingangsspannung stellt man eine sinusförmige Spannung von (1 V) am Funktionsgenerator ein. Da beim Hochpass der Ohmsche Widerstand parallel zum Eingangswiderstand des Oszilloskops geschaltet wird (ca. 1 MOhm ), muss hier die Spannung auf 1 V nachgeregelt werden, um gleiche Ausgangslage wie beim Tiefpass zu haben. Bestimmen Sie die Grenzfrequenz des RC-Gliedes. AUFBAU EINFACHER VERSTÄRKERSCHALTUNGEN Der Baustein LM741 ist ein vielseitig einsetzbarer Operationsverstärker, mit dem sich viele einfache Verstärkerschaltungen realisieren lassen. Wir verwenden den Baustein in der Bauform DIL8 (dual in-line) d.h. als „Käfer“ mit 2 Reihen von jeweils 4 Beinchen (eigentlich ist das dann ja eine Spinne), die sich leicht in das Steckbrett einstecken lassen. Die genaue Belegung der Pins entnehmen Sie bitte dem beigelegten Datenblatt. Bauen Sie mit diesem Verstärkerbaustein auf dem Steckbrett die beiden folgenden Schaltungen auf. Verwenden Sie dabei R1 = 1 kOhm und R2 = 10 kOhm. Vergessen Sie nicht die Pins für die Versorgungsspannungen V+ und V- zu beschalten. U+ Uin - Uout UR2 R1 R2 R1 U- Uin Uout U+ Abb. 121: Verstärkerschaltungen: oben) nicht invertierender Verstärker; unten) invertierender Verstärker. Geben Sie auf den Eingang der Verstärkerschaltung ein Sinussignal mit 100 Hz und 100 mV 143 VERSUCH 6: MESSUNG ELEKTRISCHER GRÖSSEN Amplitude. Was erhalten Sie als Ausgangssignal? Wie groß ist der Verstärkungsfaktor Uout/Uin ? ERKLÄRUNG DES FARBCODES FÜR WIDERSTÄNDE: 1. Ring: 100 er 2. Ring: 10 er 3. Ring: 1 er 4. Ring: Exponent 5. Ring: Präzision Abb. 122: Farbcode für Widerstandsangaben BEDEUTUNG DER FARBEN Farbe Schwarz Braun Rot Orange Gelb Grün Blau Violett Grau Weiß Wert 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Die Farbenfolge 2 - 7 entspricht der Reihenfolge der Spektralfarben LITERATUR 1. Dobrinski, P., Krakau, G., Vogel, A.: Physik für Ingenieure, B.G. Teubner Verlag, Stuttgart 1984. 2. Neher, E.: Elektronische Meßtechnik in der Physiologie, Springer-Verlag, Berlin 1974. Kapitel: Grundlagen 3. Paus, H., Pick, H.: Experimentalphysik I, Begleittext zur Vorlesung, Univ. Stuttgart, Physikalisches Institut. 4. Machemer, H.: Übungen zur Elektrophysiologie tierischer Zellen und Gewebe,VCH , Weinheim, 1987 5. Richter, K.: Allgemeine Elektrophysiologie, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 1979 144