16 zement + beton 5_10 | Thermen Therme Bad Gleichenberg Architektur | Jensen & Skodvin, Domenig & Wallner Text | Andrea Krametter, Herbert Lesitschnig Bilder | © Jensen & Skodvin Arkitektkontor AS, Oslo Pläne | © Jensen & Skodvin Arkitektkontor AS, Oslo und Archtitekten Domenig & Wallner ZT GmbH, Graz Das Projekt ist in einem geschützten Park situiert und beinhaltet Behandlungsflächen mit mehr als 50 verschiedenen Räumen für medizinische/therapeutische Behandlungen, ein 4-Sterne-Hotel mit mehreren Restaurants und Cafés und auch ein öffentliches Thermalbad für Patienten und Gäste. Blick von der Restaurantterrasse auf die Innenhöfe im Therapiebereich zement + beton 5_10 Ein Hauptziel der Architektur war es, die Architektur von der Form zu entkoppeln; sie so wenig als möglich mit einem Krankenhaus in Verbindung zu bringen. Eine komplette Behandlung kann meh­ rere Tage dauern und diese Zeit sollen die Patienten in offenen, transparenten Bereichen verbringen, die immer mit dem Park in Verbindung sind. Der Hauptbaukörper ist entlang einer Straße in drei Ebenen organisiert. Am südlichen Ende schwenkt das Erdge­ schoß, einen Innenhof umhüllend, im rechten Winkel in den Park. Wartebe­ reiche für die Patienten sind in polygonal geformten, transparenten, aufgestän­ derten Körpern situiert, umwoben von den umliegenden Gängen. Diese archi­ tektonische Idee will einen Eindruck von Wartebereiche für die Patienten sind in polygonal geformten, transparenten, aufgeständerten Körpern situiert … Blick vom Hotelzimmerbalkon auf den Außenpool Grundriss Erdgeschoß Grundriss Untergeschoß Grundriss Untergeschoß Geräumigkeit der öffentlichen Bereiche erzeugen, während die Gesamtgröße der Räume das Limit des erlaubten Programms nicht überschreitet. Diese Geräumigkeit wird durch den Eindruck erzeugt, dass die angrenzenden Außen­ räume ein Teil des Gebäudes sind. Der gebotene Blick auf bestehende und neue Bäume gibt den Patienten das Ge­ fühl des Wartens im realen Park selbst. Der Nordteil des Gebäudes, der Ther­ malbereich mit Innen­ und Außenbecken, 17 18 zement + beton 5_10 | Thermen ist direkt am Gelände platziert. Zwei große Platanen sind gleich neben dem Außenthermalbereich erhalten geblieben. Richtung Süden, wo sich die Behandlungsräume befinden, fällt das Gelände ab und die Ebene des Parks darf kontinu­ ierlich unter dem aufgeständerten Gebäude durchfließen. Das Fließen und die organischen Innenräume stehen in Kontrast zur strengen, regulären Geometrie der straßen­ seitigen Ansicht. Konstruktion Das Gesamtgebäude kann konstruktiv in zwei Bereiche unterteilt werden. Einerseits in einen langen klar strukturierten mehrgeschoßigen Trakt, wobei hier das oberste Geschoß (Hotelzimmer) als Leichtbaukonstruktion ausgeführt wurde, und andererseits in einen sich in den Park integrierenden eingeschoßigen auf Stahlbetonsäulen „aufgeständerten“ Trakt. Durch die architektonischen Vorgaben wurde die gesamte Tragstruktur in Ortbeton ausgeführt. Besonders beim „organisch geschwungenen“ Baukörper, der sich zur Park­ seite erstreckt, dient der Stahlbeton nicht nur als Tragelement, sondern ist auch das „formgebende“ Element. Hier kamen auch aus architektonischen Gründen im Innenbereich teil­ weise Stahlstützen zur Anwendung. Um eine größtmögliche Freiheit für die Leitungsführungen zu erlangen, sind die Blick vom Garten im Untergeschoß in den Innenhof Stahlbetondecken größtenteils als punktgelagerte Flach­ decken mit einer Bauteilstärke von 27 cm bis 30 cm ausge­ führt. Die Spannweiten der Decken betragen 7,20–8,20 m. Die oberste Geschoßdecke musste für eine flexible Aufstel­ lung der Leichtbaukonstruktion (Holzbaumodule) bemessen werden, da das Tragsystem der Leichtbaukonstruktion mit dem Tragsystem des darunter liegenden Stahlbetonbaus nicht korrespondierte. Um hier eine Begrenzung der Ver­ formungen und eine Vergleichsmäßigung der Lasteinleitung in die Stützen zu erlangen, wurden Längsträger vorgesehen. Besonders beim „organisch geschwungenen“ Baukörper, der sich zur Parkseite erstreckt, dient der Stahlbeton nicht nur als Tragelement, sondern ist auch das „formgebende“ Element. Die Spannweite der Stahlbetondecke über dem Indoorpool beträgt 13,5 m und wurde ebenfalls als Stahlbetondecke mit einer Bauteilstärke von 45 cm ausgeführt. Die Stabilität der Gebäude in Längs­ und Querrichtung wird durch An­ ordnung von massiven Stiegenhauskernen erreicht. Obwohl sich das Gebäude auf eine Gesamtlänge von ca. 200 m erstreckt, wurde nur eine Gebäudetrennfuge ausge­ zement + beton 5_10 Schnitt Blick vom Außenpool auf die Hotelterrasse Die Pfahlköpfe wurden einerseits durch Ausbildung von lokalen Verstärkungen in die Fundamentplatte und andererseits durch Ausbildung von Stahlbetonträgerrosten in ihrer Lage fixiert. Liegeterrasse führt. Die Reduktion von Rissen wurde einerseits durch ein beidseitiges flächen­ deckendes Bewehrungsnetz bei den Wänden und Decken und andererseits durch entsprechend abgestimmte Arbeits­ taktung der einzelnen Betonierabschnitte erreicht. Aufgrund der ungünstigen Bo­ denverhältnisse wurde das gesamte Ge­ bäude auf Pfählen gegründet. Als Pfahl­ system wurden Kleinbohrverpresspfähle aus dickwandigen Stahlrohren ausge­ führt. Die Pfahlköpfe wurden einerseits durch Ausbildung von lokalen Verstär­ kungen in die Fundamentplatte und andererseits durch Ausbildung von Stahlbetonträgerrosten in ihrer Lage fixiert. Beton • Insgesamtwurdenca.8.500m3 Beton und ca. 1.160 t Bewehrungsstahl (BSt550 und M550) verbaut. • 2.400m3 Fundamentbeton für Funda­ mentplatten und Pfahlkopfträgerroste, Betonfestigkeitsklasse C25/30; Expo­ sitionsklasse B1 für Fundamentplatte und B3 für Stahlbetonträgerroste • 800m3 Wandbeton, Betonfestigkeits­ klasse C25/30; Expositionsklasse B1 im Untergeschoß • 130m3 Stützenbeton, Betonfestig­ keitsklasse C35/45 • 5.170m3 Decken­ und Trägerbeton, Betonfestigkeitsklasse C30/37 Projektdaten: Autoren: Bauherrschaft: KAPPA Thermenbeteiligung GmbH | Architektur: Jensen & Skodvin (Jan Olav Jensen, Borre Skodvin), Domenig & Wallner (Günther Domenig, Gerhard Wallner) | Tragwerksplanung: Vatter & Partner ZT KEG | Landschaftsarchitektur: Adelheid Schönborn | örtliche Bauaufsicht: Wendl ZT­GmbH | Bauphysik: Vatter & Partner ZT KEG | Innenarchitektur: Christian Satek/hop­Architektur | ET & HKLS: TB Köstenbauer & Sixl GmbH | Ausführung: 2005–2008 | Grundstücksfläche: 42.850 m² | Bruttogeschoßfläche: 16.550 m² | Nutzfläche: 13.430 m² | bebaute Fläche: 8.120 m² | umbauter Raum: 71.200 m³ | Baukosten: 60,0 Mio. EUR | ausführende Firmen: ARGE Strabag AG_Mandlbauer GmbH_ Pongatz BauGmbH; Keller: GrundbauGmbH Mag. Dr. Andrea Krametter Health Care Company AG DI Herbert Lesitschnig VATTER & Partner ZT­GmbH www.zt-vatter.at 19