Teurer Umbruch in der Bilanzierung

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Teurer Umbruch in der Bilanzierung
KEYFACTS
- Neuer Bilanzierungsstandard für Kreditbanken
- Kategorisierung in drei Risikostufen
- Globale Vergleichbarkeit von Kreditrisiken weiterhin unmöglich
Der Bilanzierungsstandard IFRS 9 für Finanzinstrumente wird ab 2018 Kreditrisiken früher
aufzeigen und die Vorsorge erhöhen. Doch der Wechsel bringt nicht nur Vorteile. Betroffene
Unternehmen kostet die Umstellung Millionen. Außerdem lassen sich Bilanzrisiken auch
weiterhin nicht weltweit vergleichen.
Über Jahre hatte die Finanzbranche am Kreditgeschäft gut verdient. Bis das Schuldengebäude
2008 zusammenbrach und die nächste böse Überraschung zutage kam: Die Risikovorsorge
war zu gering. Viele Kredite standen noch mit ihrem ursprünglichen Wert in den Bilanzen der
Gläubiger, obwohl erhebliche Rückzahlungsrisiken bestanden.
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Mit den Erfahrungen aus der Krise entwickelten Experten des International Accounting
Standards Board (IASB) einen Rechnungslegungsstandard mit Frühwarnsystem. So werden
Kredite und Forderungen ihrem Ausfallrisiko entsprechend in der Bilanz verzeichnet,
Kreditgeber ermitteln die notwendige Kapitalhöhe zur Risikovorsorge. Der neue Standard IFRS
9 soll ab 1. Januar 2018 gelten. Die Übernahme in europäisches Recht steht noch aus, wird
aber für 2016 erwartet.
Kostspielige Umstellungsphase
Den betroffenen Unternehmen steht nun ein tiefgreifender Wandel bevor. Sie müssen ein
System einrichten, mit dem sich unzählige Kredite, Forderungen und Wertpapiere nach den
neuen Vorschriften bilanzieren lassen. Diese Umstellungsphase dauert Jahre und kann in
vielen Fällen einen zweistelligen Millionenbetrag kosten.
Denn die Kreditrisiken müssen in Zukunft wesentlich detaillierter bestimmt werden, als es nach
dem bislang geltenden Standard IAS 39 vorgeschrieben war. IAS 39 folgt im Wesentlichen dem
Prinzip der eingetretenen Verluste (Incurred Loss Modell). Durch die Umstellung auf IFRS 9
wird die Bilanzierung auf Basis des erwarteten Verlustes ermittelt (Expected Loss Modell). Die
Erfassung des Kreditrisikos erfolgt so zu einem früheren Zeitpunkt.
Der neue Standard IFRS 9 schreibt ein komplexes System in drei Stufen zur Hilfe von
Kreditbilanzierung vor. Diese Stufen gibt es bei IAS 39 nicht. Die Methoden der
Kreditrisikoermittlung hängen von der jeweiligen Stufe ab.
Ausfallwahrscheinlichkeit muss für die gesamte Laufzeit bestimmt werden
Jeder neu vergebene Kredit wird zunächst Stufe eins zugeordnet, wofür eine geringe
Risikovorsorge zu bilden ist. Denn zu Anfang geht jeder Kreditgeber davon aus, dass er ein
vergebenes Darlehen zurückbekommt. Die Risikovorsorge bemisst sich nach dem für die
nächsten zwölf Monate erwarteten Verlust. Regelmäßig muss der Kreditgeber das Risiko neu
bewerten.
Steigt das Kreditrisiko signifikant an, wechseln die Kredite in die zweite Stufe. Der erwartete
Verlust muss hier über die gesamte Kreditlaufzeit bestimmt werden. Damit erhöht sich die
Risikovorsorge sprunghaft. Zur dritten Stufe gehören Kredite, bei denen zumindest ein
Teilausfall der Rückzahlung erwartet wird, etwa im Fall einer Insolvenz des Schuldners.
Eine Bilanzierungspraxis bildet sich im Rahmen der Umsetzungsprojekte erst heraus. Experten
sind damit beschäftigt, die Ermessensspielräume auszulegen. Das Prinzip steht jedoch fest und
wird sich bis zur Einführung von IFRS 9 kaum ändern. Das bedeutet für Banken und
Versicherungen, dass sie ihre internen Verfahren heute schon umstellen können.
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Vergleichbarkeit von Kreditrisiken bleibt ein Wunsch
Dafür müssen sie ein ganzes Bündel an Maßnahmen umsetzen: das Sammeln von Daten, mit
denen sich Kreditrisiken genauer bestimmen lassen und die Abschätzung von Verlusten und
Ausfallwahrscheinlichkeiten. Ebenso werden makroökonomische Entwicklungen
berücksichtigt. Eine Nutzung von Daten, welche für regulatorische Anforderungen erhoben
werden, kann die Basis der Umsetzung sein. Es sind jedoch Modifikationen erforderlich, da die
IFRS 9-Anforderungen von den regulatorischen Bedingungen abweichen. Diese Datenbasis
muss gepflegt und ständig erweitert werden.
Alle in der Bilanz befindlichen Kredite müssen regelmäßig geprüft und wenn nötig in eine
andere Stufe überführt werden. Hinzu kommen weitere Arbeitsschritte, die die Risikoermittlung
und Buchungslogik betreffen. Diesen Rahmen müssen Finanzdienstleister abstecken und dann
die richtige IT-Lösung finden.
Obwohl Bilanzen künftig transparenter werden und Kreditrisiken früher ausweisen als bisher, ist
die Umstellung auf IFRS 9 nur ein Teilerfolg. Denn die neuen Vorschriften gelten nicht weltweit.
Die USA nutzen einen anderen Standard. Die weltweite Vergleichbarkeit von Kreditrisiken in
Bilanzen wird also auch in Zukunft ein Wunsch bleiben.
Britta Jelinek
Partner, Consulting
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ZUSAMMENGEFASST
»Die weltweite Vergleichbarkeit von Kreditrisiken in Bilanzen wird
auch in Zukunft ein Wunsch bleiben.«
Ab 2018 wird der Bilanzierungsstandard IFRS 9 für Finanzinstrumente Kreditrisiken früher aufzeigen, was
die Vorsorgebildung bei den Instituten erhöht. Dabei werden Kredite in drei Stufen unterteilt, nach denen
sich die Kapitalhöhe der Risikovorsorge richtet. Die Umstellung nach IFRS 9 ist jedoch langwierig und
kostspielig. Außerdem gelten die neuen Vorschriften nicht weltweit. Die globale Vergleichbarkeit von
Kreditrisiken in Bilanzen bleibt also auch in Zukunft ein Wunsch
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