Strömungslehre Die folgenden Gesetze gelten für ideale Flüssigkeiten und für Gase, die sich bewegen. Wir betrachten hier einige Erscheinungen der Hydrodynamik und Aerodynamik Stromlinien sind die Bahnen der strömenden Gas- oder Flüssigkeitsteilchen. Sie ermöglichen uns ein anschauliches Bild von der Strömung. Stromlinien kann man sichtbar machen, indem man Sägemehl, Plastikspäne...in das Wasser wirft. Diese Teilchen werden nämlich von der Strömung mitgerissen und markieren die Bahnen der strömenden Teilchen. Verengung eines Rohres Geschwindigkeitsfeld (links) Stromlinienbild (rechts) Fließt eine Flüssigkeit durch eine Röhre von verschiedenem Querschnitt, so hat diese Flüssigkeit an den verschiedenen Querschnitten eine verschiedene Geschwindigkeit und zwar ist die Geschwindigkeit an den Stellen kleineren Querschnittes größer, an den Stellen des größeren Querschnittes kleiner. Erklärung: An jeder Stelle der Röhre fließt in I Sekunde dieselbe Flüssigkeitsmenge durch den Röhrenquerschnitt. Daher muß die Geschwindigkeit der Flüssigkeit an Engpässen größer sein Dort, wo die Stromlinien enger beisammen sind (Bild oben rechts), ist die Strömungsgeschwindigkeit größer (Bild links). Bernoullische Gleichung Für eine horizontal fließende Flüssigkeit gilt, wenn p der statische Druck, ρ die Dichte und v die Geschwindigkeit der Flüssigkeit ist: p+ Der Ausdruck 1 ρ v ² = konst. 2 1 ρ v ² heißt dynamischer Druck oder Staudruck. 2 Man kann daher sagen: Für eine horizontal fließende Flüssigkeit bzw. strömendes Gas ist die Summe aus statischem Druck p und dynamischem Druck 1 ρ v ² konstant. 2 Seite 1 Folgerungen aus der Bernoullischen Gleichung: 1.) Steht eine Flüssigkeit in einem Rohr, dessen Enden verschlossen sind, so erfolgt keine Strömung und das Wasser steht in allen Steigrohren gleich hoch. 2.) Fließt eine Flüssigkeit durch eine Röhre von verschiedenem Querschnitt, so ist an der Verengung die 1 ρ v ² größer. 2 Da die Summe aus statischem und dynamischem Druck konstant bleibt, muß an dieser Stelle des kleineren Querschnittes der statische Druck p kleiner werden, was durch aufgesetzte Druckröhren sichtbar gemacht wird. Die Bernoullische Gleichung kann auch anhand eines strömenden Gases gezeigt werden: Der äußere Luftdruck kann die Flüssigkeitssäule im mittleren Steigrohr besonders hoch drücken, denn nur ein geringer Gasdruck wirkt dagegen. Man würde ja eher meinen, der Druck an engen Stellen müsse besonders groß sein... denn dort „stauen“ sich ja die Flüssigkeit oder das Gas. Die Natur überrascht uns eben manchmal. Das ist der Grund, weshalb man Erscheinungen dieser Art als Hydrodynamisches und Aerodynamisches Paradoxon bezeichnet. Geschwindigkeit größer und somit auch der dynamische Druck Beispiele Bläst man über ein Blatt Papier, so wird es angehoben. Die „geblasene“ Luft hat die größere Strömungsgeschwindigkeit und somit gegenüber der umgebenden Luft gerade genug Unterdruck, um das leichte Papier zu heben. Blasen Sie zwischen zwei Papierblättern oder zwischen zwei leichten, aufgehängten Bällen hindurch! Kein „Auseinanderdrücken“ erfolgt dabei, sondern man beobachtet ein Zusammenziehen. Der junge Mann kann die Tüte nicht aus dem Trichter blasen - er hat genauso wenig Erfolg dabei wie der Bub mit Trichter und Tischtennisball. (Die zwischen Trichter und Tüte bzw. Ball vorbeiströmende Luft übt verminderten Druck aus). Seite 2 Die am Steigrohr des Zerstäubers vorbeiströmende Luft übt geringeren Druck aus als die ruhende Luft an der Flüssigkeitsoberfläche im Gefäß. Sie erzeugt einen Unterdruck. Die hochgesaugte Flüssigkeit wird im Luftstrom zerstäubt. Spritzpistolen arbeiten ebenfalls nach diesem Prinzip. Wasserstrahlpumpe: Wasser strömt mit großer Geschwindigkeit durch eine enge Düse. Die Geschwindigkeit des Strahles ist dort so hoch, daß der Druck im Strahl kleiner ist als der normale Luftdruck. So wird die Luft in den Strahl gezogen und in Form kleiner Bläschen vom Wasser mitgeführt. Auf diese Weise kann man Luft aus Behältern pumpen. Bunsenbrenner: Durch eine enge Öffnung strömt das Leuchtgas in ein breiteres Rohr und verbreitert sich auf einen größeren Querschnitt. An der Stelle der engen Öffnung tritt eine Druckverminderung und somit eine Saugwirkung ein, wodurch die Luft durch eine seitliche Öffnung des Brennerrohres angesaugt wird. Die Luft vermischt sich mit dem Leuchtgas und bewirkt dadurch eine vollständige Verbrennung und höhere Temperatur. Der aerodynamische Auftrieb: Er ist eine wichtige Folge des hydrodynamischen und des aerodynamischen Paradoxons und spielt besonders bei Flugzeugen eine wichtige Rolle. Durch die charakteristische Wölbung des Tragflächenprofils werden die Stromlinien oben zusammengedrängt, während sie unter der Tragfläche einen größeren Abstand voneinander haben. Die Luftteilchen bewegen sich also längs der Oberseite wegen des längeren Weges rascher als an der Unterseite. Infolge dessen ist der Druck auf der Oberseite geringer als der Druck, der auf die Unterseite der Tragfläche einwirkt. Die Fläche wird daher im Luftstrom des Fahrtwindes gehoben. Sie erfährt einen aerodynamischen Auftrieb. Wirkungsprinzip der Luftschraube: Ihre Blätter sind rotierende Tragflächen, durch deren aerodynamischen Auftrieb das Flugzeug nach vorne und der Hubschrauber nach oben gezogen wird. Seite 3 Entstehung der Wasserwellen: Gleitet der Wind über das Wasser, so werden die Stromlinien an einer zufälligen Erhebung der Wasserfläche zusammengedrängt. Durch den dort entstehenden Unterdruck wird das Wasser noch stärker angehoben, so daß sich ein Wellenberg ausbildet. Im Wellental haben die Stromlinien einen größeren Abstand, daher ist der Luftdruck dort größer und vertieft das Tal noch mehr. Die Verdichtung der Stromlinien über dem Hausdach zeigt die erhöhte Strömungsgeschwindigkeit und somit einen verminderten Druck an; dies kann zum Abdecken des Daches führen. Kraft zwischen zwei fahrenden Schiffen: Wenn zwei Schiffe in geringem Abstand nebeneinander herfahren, werden zwischen ihnen die Stromlinien zusammengedrängt. Infolgedessen sinkt der Wasserdruck zwischen ihnen. Die Schiffe werden zueinander gezogen. Literatur: Collatz,Klaus-Günter et al.: Lexikon der Naturwissenschaftler. Spektrum Akademischer Verlag: Heidelberg Berlin Oxford 1996. Höfling,Oskar: Physik. Lehrbuch für Unterricht und Selbststudium. Verlag Ferdinand Dümmler: Bonn 1990 (15.Auflage). Jaros, Albert/Nussbaumer,Alfred/Nussbaumer, Peter: Basiswissen 1. Physik compact. Verlag Höller-Pichler-Tempsky: Wien 1990. Schreiner, Josef: Lehrbuch der Physik, 1.Teil. Verlag Höller-Pichler-Tempsky: Wien 1971. 4.Auflage. Sexl/Raab/Streeruwitz: Physik, Teil 1. Verlag Ueberreuter: Wien 1988 Tipler, Paul A.: Physik. Spektrum Akademischer Verlag: Heidelberg Berlin Oxford 1994 Seite 4