IX. Lüneburger Gastroenterologisches Seminar

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IX. Lüneburger Gastroenterologisches Seminar 2017
Internationale Symposien
und Workshops
Wissenschaftlicher Dialog
für therapeutischen
Fortschritt
Symposium 207
Gut Microbiome and Mucosal
or Systemic Dysfunction:
Mechanisms, Clinical Manifestations
and Interventions
Brisbane, Australien
19. – 20. Mai 2017
IX. Gastro-Konferenz
Berlin
4. – 7. Oktober 2017
Symposium 208
Eosinophilic Esophagitis –
Medical and Dietary Treatment
Berlin
4. – 5. Oktober 2017
Symposium 209
IBD 2017 – Therapeutic
and Biological Barriers
Berlin
6. – 7. Oktober 2017
Workshop
Workshop on Oral, Gastrointestinal
and Pulmonary GvHD
Regensburg
17. – 18. November 2017
2017
Kongressabteilung
Tel.: 0761/1514-125
Fax: 0761/1514-359
E-Mail: [email protected]
www.falk-foundation-symposia.org
Kongressabteilung
Tel.: 0761/1514-125
Fax: 0761/1514-359
E-Mail: [email protected]
www.falk-foundation-symposia.org
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Beiträge
Symposium 206
From the New and Complex Concepts
to the Real Patient: Science and Clinic
in IBD
Madrid, Spanien
31. März – 1. April 2017
IX. Lüneburger
Gastroenterologisches
Seminar
15. – 17. Juni 2017
Hotel Bergström
Lüneburg
G118 1-5/2017 Stü
Workshop
Future Perspectives in Hepatology:
From Basics to Clinics
Essen
19. – 20. Januar 2017
Falk Seminar
Beiträge
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Für die Inhalte der Beiträge sind einzig die Autoren verantwortlich.
Die Inhalte spiegeln nicht unbedingt die Meinung und Empfehlungen
der Falk Foundation e.V. wider.
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© 2017 Falk Foundation e.V.
Alle Rechte vorbehalten
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Veranstalter:
Falk Foundation e. V.
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IX. Lüneburger Gastroenterologisches Seminar
Wissenschaftliche Organisation:
T. Kucharzik, Lüneburg
Co-Organisation:
M.P. Manns, Hannover
Begrüßung
M.P. Manns, Hannover
Seite
Sitzung I
Viszeralmedizin:
Highlights 2016 – 2017
Vorsitz:
T. Kucharzik, Lüneburg
M.P. Manns, Hannover
Hepatitis C und B (und A, D, E) – Update
M.P. Manns, Hannover
5–9
Endoskopie (ohne Abstract)
R. Kiesslich, Wiesbaden
Gastroenterologische Onkologie
A. Vogel, Hannover
10 – 12
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
A. Stallmach, Jena
13 – 21
Pankreas
J. Mössner, Leipzig
22 – 23
Sonografie
C.F. Dietrich, Bad Mergentheim
24 – 25
1
Sitzung II
Viszeralmedizinisches Video-Forum
Moderne endoskopische und chirurgische
Techniken in der Viszeralmedizin
Vorsitz:
P.N. Meier, Hannover
B. Schniewind, Lüneburg
Aktuelle Standards in der bariatrischen Chirurgie:
Techniken und Ergebnisse
J.W. Mall, Hannover
26 – 27
TIPS – Technik und Indikationen (ohne Abstract)
P. Buggisch, Hamburg
Cholangioskopie: Möglichkeiten und Indikationen
M. Götz, Tübingen
28 – 29
Die transanale TME (TaTME)
M. Deeb, Westerstede
30 – 32
Radiologisch-interventionelle Therapien bei Lebertumoren
H. Ittrich, Hamburg
33 – 35
EUS-geführte Interventionen im pankreatobiliären
System
U. Will, Gera
36 – 38
Roboter-unterstützte Chirurgie
C. Reißfelder, Dresden
39 – 40
Sitzung III
Koloproktologie – State-of-the-Art
Vorsitz:
G.W. Kolbert, Hannover
M. Siassi, Lüneburg
2
Proktitis
G.W. Kolbert, Hannover
41 – 43
Hämorrhoiden – Differenzialdiagnostik und Therapie
V. Kahlke, Kiel
44 – 47
Abszesse und Fisteln
C. Isbert, Hamburg
48 – 49
Sitzung IV
Leberzirrhose, cholestatische Lebererkrankungen,
Lebertumoren. Lebertransplantation – innovative
Entwicklungen
Vorsitz:
T. Lankisch, Hamburg
J. Ockenga, Bremen
Lebertransplantation 2017 and beyond
E. Jaeckel, Hannover
50
Medikamentöse, endoskopische und chirurgische Therapie
der primär sklerosierenden Cholangitis
C. Schramm, Hamburg
51 – 52
Medikamentöse, endoskopische und chirurgische Therapie
der primär sklerosierenden Cholangitis (PSC)
T. Lankisch, Hamburg
53
Komplikationen der Leberzirrhose – Update 2017
T. von Hahn, Hannover
54 – 55
Nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) – Diagnose
und Therapie
H. Bantel, Hannover
56 – 58
Sitzung V
Gastroenterologie im Alter
Vorsitz:
C. Maaser, Lüneburg
A. Madisch, Hannover
Ernährung im Alter
J. Ockenga, Bremen
59 – 62
Anämie im Alter
C. Maaser, Lüneburg
63 – 64
Medikamente in der Gastroenterologie bei betagten
Patienten – ein kritischer pharmakologischer Blick
M. Wehling, Mannheim
65 – 66
3
Sitzung VI
Neue Leitlinien und „Beinahe“-Leitlinien
Vorsitz:
K. Herrlinger, Hamburg
I. Koop, Hamburg
Nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen
M.J. Bahr, Lübeck
67 – 71
Diagnostik und Therapie des Ösophaguskarzinoms
R. Porschen, Bremen
72 – 74
S2k-Leitlinie: Helicobacter pylori und gastroduodenale
Ulkuskrankheit
W. Fischbach, Aschaffenburg
75 – 79
Gallensteine
F. Lammert, Homburg
80 – 81
Sitzung VII
Besondere viszeralmedizinische Themen
Vorsitz:
J.W. Konturek, Stade
A. Pace, Neumünster
4
Eosinophile Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
A. Madisch, Hannover
82 – 84
Neue und alte Pfade in der Refluxtherapie
A. Koop, Berlin
85 – 86
Seltene Pankreaserkrankungen
A. Pace, Neumünster
87 – 88
Biologikatherapie bei CED – Wie hoch sind die Risiken
wirklich und wie können wir vorbeugen?
A. Sturm, Berlin
89 – 90
Verzeichnis der Referenten, Moderatoren und
wissenschaftlichen Organisatoren
91 – 93
Hepatitis B und C (und A, D, E) – Update
M.P. Manns
Klinik
für
Gastroenterologie,
Hepatologie
und
Endokrinologie,
Medizinische
Hochschule Hannover, Hannover
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), Braunschweig
Am Anfang stand die Entdeckung des sogenannten Australia-Antigens im Serum im
Jahre 1965, welches sich als Hüllprotein des Hepatitis-B-Virus (HBV) herausstellte und
als Basis des HBV-Impfstoffs diente, der 1981 zugelassen wurde. Die anschließende
Entdeckung des HBV selbst wurde gefolgt von der Entdeckung des Hepatitis-A-, -D-,
-E- und zuletzt des Hepatitis-C-Virus (HCV) im Jahre 1989. Die Entdeckung der
5 verschiedenen Hepatitisviren wurde gefolgt von Impfstoffen gegen HBV, HAV und
HEV und Therapien für die HBV-, HDV- und vor allem HCV-Infektion. Diese
3 Hepatitisvirusinfektionen können chronisch werden und verursachen somit
chronische Hepatitis, Leberzirrhose und hepatozelluläres Karzinom (HCC). Die
Therapie der viralen Hepatitiden B und C hat sich in den letzten 30 Jahren
kontinuierlich weiterentwickelt und erfährt aktuell nach der Einführung Interferon-freier
Therapien für die Hepatitis C eine Revolution. Durch sie wurde erstmals eine
chronische Virusinfektion des Menschen heilbar. Die wesentlichen Entwicklungen in
der Therapie der Virushepatitiden werden nach aktuellem Stand zusammengefasst.
Hepatitis A
Die Hepatitis A ist eine akute, in der Regel selbstlimitierte Erkrankung, die nicht
spezifisch antiviral behandelt wird. Sollte es zum akuten Leberversagen kommen,
erfolgt die Behandlung wie beim Leberversagen anderer Genese. Es gibt eine effektive
aktive Impfung gegen Hepatitis A, die als Indikationsimpfung bei Risikopersonen und
bei Reisenden in Risikogebiete, z. B. tropische Länder, eingesetzt wird.
Hepatitis B
Während die HBV-Impfung seit 1980 verfügbar ist, hat die Therapie der Hepatitis B
erst in den 90iger Jahren des letzten Jahrhunderts ihren Durchbruch erlebt. Seit der
Zulassung des nukleotidischen Polymeraseinhibitors Tenofovir (TDF) für Hepatitis B
im Jahre 2008 wurde 2016 mit TAF, einer Weiterentwicklung von TDF, erstmals wieder
5
ein neues Medikament zur Behandlung der Hepatitis B zugelassen. Es hat weniger
Nebenwirkungen auf das Knochensystem und die Nierenfunktion. Da TDF weiter auf
dem Markt bleibt, ist TAF Patienten mit Niereninsuffizienz und Knochenschäden wie
Osteoporose vorbehalten.
In den letzten Jahren wurden gut etablierte Leitlinien zur Behandlung der Hepatitis B
publiziert, die immer wieder aktualisiert werden (www.dgvs.de; www.easl.eu). Grundsätzlich werden 2 verschiedene Behandlungskonzepte unterschieden: Zum einen
kann durch potente HBV-Polymeraseinhibitoren eine effektive Hemmung der
Virusreplikation erreicht werden, wobei die Resistenzentwicklung mit den hochpotenten Substanzen Entecavir und Tenofovir bzw. jetzt auch TAF praktisch kein
Problem mehr darstellt. Allerdings benötigen die meisten Patienten aktuell eine
lebenslange Therapie, eine Beendigung der Nukleos(t)idanalogatherapie ist derzeit
nur in Ausnahmefällen möglich. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass eine
erfolgreiche Langzeittherapie der Hepatitis B mit einer Rückbildung von frühen Leberzirrhosen und einer Reduktion der Bildung eines HCC assoziiert ist. Weiterhin kann
eine Therapie mit pegyliertem Interferon-α (PegIFNα) für 1 Jahr in Erwägung gezogen
werden. Damit ist eine zeitlich begrenzte Therapie möglich. Zudem ist bei einigen
Patienten nicht nur eine HBV-DNA-Reduktion, sondern sogar ein Verlust des HBsAg
ein realistischer klinischer Endpunkt, was einer serologischen und auch klinischen
Heilung entspricht. PegIFN wird jedoch nur für eine kleine Gruppe von Patienten mit
chronischer Hepatitis B erwogen, vor allem für Patienten mit niedriger Viruslast, aber
hoher entzündlicher Aktivität, erkennbar an hohen Transaminasewerten (GPT/GOT).
Zukünftige Herausforderungen betreffen die Entwicklung einer personalisierten
Therapie der chronischen Hepatitis B durch die Kombination verschiedener Therapiekonzepte, u. a. Nukleos(t)idanaloga und Interferone. Als eine vielversprechende
Methode zur Individualisierung der Behandlungsdauer wird die quantitative HBsAgMessung angesehen; weitere Biomarker werden entwickelt. Hoffnungsvolle innovative
Medikamente stimulieren die angeborene Immunität („innate immunity“), wie z. B. Tolllike-Rezeptoragonisten (TLR-7), und die erworbene Immunität („adaptive immunity“),
wie z. B. therapeutische Impfstoffe. Aber auch Inhibitoren der Hepatitis-B-Aufnahme
in die Leberzelle und Nukleocapsidinhibitoren sind in frühen Phasen der klinischen
Entwicklung. Insgesamt erlebt die Hepatitis-B-Therapie wieder zunehmendes
Interesse mit zahlreichen neuen Therapieansätzen in präklinischer und klinischer
Entwicklung.
6
Hepatitis C
Begonnen hat die Therapie der Hepatitis C 1986 vor Entdeckung des Virus, als die
Krankheit noch als Non-A-Non-B-Hepatitis bezeichnet wurde. Rekombinantes
Interferon-α2b und natürliches biochemisch gereinigtes Interferon-α waren der Beginn
mit etwa 10% Heilung und einer Therapiedauer von in der Regel 6–12 Monaten.
Verbesserungen der Therapie wurden durch Weiterentwicklungen der Diagnostik
ermöglicht mit Einsatz der quantitativen HCV-RNA-Bestimmung im Serum und der sich
anschließenden individuellen Anpassung der Therapiedauer, je nach frühzeitigem
Abfall der Viruslast. Medikamentöse Innovationen stellen die Entwicklung verzögert
wirksamer pegylierter Interferone und deren Kombination mit Ribavirin dar. Zwar
konnte somit erstmals eine chronische Viruserkrankung des Menschen geheilt werden,
aber die lange Therapiedauer von 6 bis zu 72 Monaten, die mit dieser Therapie
verbundenen signifikanten Nebenwirkungen sowie die vor allem beim häufigsten
Genotyp 1 begrenzte Wirksamkeit von 50% stellten wesentliche Limitationen dar.
Mit der Entwicklung zahlreicher neuer direkt-antiviraler Medikamente (sog. directacting antivirals, DAAs) hatte 2011 eine neue Epoche in der Therapie der chronischen
Hepatitis C begonnen. Die Einführung der Triple-Therapie von PegIFNα, Ribavirin und
einem der beiden Proteaseinhibitoren Telaprevir oder Boceprevir erbrachte bereits
deutlich höhere Heilungsraten um die 70%. Allerdings war die Wirkung dieser
Proteaseinhibitoren der ersten Generation an den gleichzeitigen Einsatz von Interferon
und Ribavirin gebunden und sie selbst waren mit zusätzlichen Nebenwirkungen
verbunden. Im Januar 2014 wurde ein hochpotenter nukleotidischer HCV-Polymeraseinhibitor, Sofosbuvir (SOF), zugelassen, der in Kombination mit Ribavirin erstmals eine
Interferon-freie Therapie zumindest für die HCV-Genotypen 2 und 3 sowie im Falle
einer Interferon-Kontraindikation bei verlängerter Therapiedauer auch für andere
Genotypen ermöglichte. Sofosbuvir ist noch heute ein bei HCV-Infektion breit
eingesetzes Medikament. Im Laufe des Jahres 2014 wurden weitere DAAs
zugelassen: im Mai 2014 der erste Proteaseinhibitor der 2. Generation, Simeprevir,
und im August 2014 der erste NS5A-Inhibitor, Daclatasvir, was die therapeutischen
Möglichkeiten weiter verbesserte. Seit Anfang 2015 stehen in Deutschland 2 weitere
neue Kombinationstherapien zur Verfügung, die eine Ausheilung der HCV-Infektion
bei über 90% der Patienten innerhalb von 3 bis maximal 6 Monaten Therapie ohne
Interferone ermöglichen. Es handelt sich einerseits um die Kombination eines HCVProteaseinhibitors (Paritaprevir) – geboostert mit Ritonavir – mit einem NS5A-Inhibitor
7
(Ombitasvir) sowie einem nicht-nukleosidischen Polymeraseinhibitor (Dasabuvir) mit
oder ohne Ribavirin. Andererseits wurde im November 2014 die Kombination des
nukleosidischen Polymeraseinhibitors Sofosbuvir mit einem weiteren neuen NS5AInhibitor (Ledipasvir, LDV) in einer Tablette als Fixed-dose Combination (FDC) zugelassen. Mit dieser FDC aus SOF/LDV ist unter bestimmten Voraussetzungen auch
schon eine Verkürzung der Therapie auf 8 Wochen möglich. In Japan und weiteren
Ländern Asiens wurde für den dort überwiegend vorkommenden Genotyp 1b die
Kombination von Daclatasvir mit dem Proteaseinhibitor Asunaprevir als weitere
Interferon-freie Therapie zugelassen. Im Jahre 2016 kamen dann 2 weitere Therapien
zur Zulassung: Sofosbuvir in Kombination mit dem NS5A-Inhibitor Velpatasvir. Diese
Kombination erzielt bei allen Genotypen hohe Heilungsraten, so auch bei dem bis dato
schwer zu behandelnden Genotyp 3, und Elbatasvir plus Grazoprevir für die Genotypen 1 und 4. Letztere Therapie ist auch bei Patienten mit Niereninsuffizienz anwendbar. Somit stehen für alle Genotypen und Patientengruppen gut verträgliche Interferonfreie Therapien zur Verfügung, die Heilungsraten von 95–100% erreichen.
Auch in diesem Jahr (2017) werden noch einmal weitere neue Kombinationstherapien
zur Zulassung gelangen. Es handelt sich einmal um Glecaprevir plus Pibrentasvir
(G/P), eine pangenotypische FDC für 8 Wochen.
Bei den hohen Heilungsraten von über 95% gibt es nur wenige Therapieversager,
dann in der Regel Rückfallpatienten nach Therapieende, sogenannte Relapser. Für
diese Patienten werden zurzeit Triple-Therapien entwickelt, d. h. Kombinationstherapien bestehend aus allen 3 HCV-DAA-Medikamentenklassen, gerichtet jeweils
gegen die 3 Haupttargets im HCV-Lebenszyklus: Protease, Polymerase, NS5AProtein. Als erste dieser neuen Triple-„Rescue“-Therapien steht die Kombination aus
Sofosbuvir, Velpatasvir und Voxilaprevir (SOF/VEL/VOX) kurz vor der Zulassung,
wahrscheinlich im 3. bis 4. Quartal 2017.
Die Hepatitis-C-Therapie erfährt somit einen dramatischen Umbruch. Es lohnt sich nun
im Besonderen, HCV-Screeningprogramme zu etablieren, und Patienten mit
bekannter Hepatitis C einer Therapie zuzuführen, da die HCV-assoziierte Morbidität
und Mortalität nur so mittel- bis langfristig signifikant gesenkt werden kann.
8
Hepatitis D
Die chronische Hepatitis D gilt als die schwerste Form der chronischen Virushepatitis,
da im Verlauf ein besonders hohes Risiko für Leberzirrhose und HCC zu verzeichnen
ist und Leberzirrhosen durch HDV-Infektion im Schnitt 10 Jahre früher auftreten als bei
chronischer Hepatitis B. Die Hepatitis D kann nur als Koinfektion mit der Hepatitis B
auftreten, es handelt sich somit immer um eine Doppelinfektion von HBV und HDV.
Die einzige bisher wirksame Therapieoption ist PegIFNα. Eine große Studie des
„Kompetenznetz Hepatitis“ hatte zeigen können, dass etwa 25% der Patienten von
einer Therapie von 12 Monaten profitieren. Eine längere Therapiedauer sowie Kombinationstherapien mit HBV-Nukleotid oder -Nukleosidinhibitoren wie Adefovir und
Tenofovir scheinen keinen zusätzlichen Nutzen zu haben. Zurzeit sind mehrere neue
Substanzen in der präklinischen und klinischen Entwicklung, wie der Prenylationshemmer Lorafenib oder der HBV-Entry-Inhibitor Myrcludex, beide auch in Kombination
mit pegyliertem Interferon.
Hepatitis E
HEV-Infektionen sind in Deutschland wahrscheinlich sehr viel häufiger als bisher
angenommen, da zoonotische Übertragungen des Genotyps 3 zum Beispiel durch
Verzehr von nicht ausreichend erhitztem Schweinefleisch möglich sind. Während bei
immunkompetenten Personen eine HEV-Infektion in der Regel zur klinisch unauffälligen Serokonversion oder akuten, selbstlimitierenden Hepatitis führt, wurden in den
letzten Jahren zahlreiche Fälle einer chronischer HEV-Infektion, assoziiert mit
progressiver Lebererkrankung, bei verschiedenen Kohorten von immunsupprimierten
Personen, wie zum Beispiel Organtransplantierten, beschrieben. Eine RibavirinMonotherapie ist effektiv und sollte zwischen 3 und 5 Monaten durchgeführt werden.
Das „Hep Net Study House“ der Deutschen Leberstiftung zusammen mit dem
Deutschen Zentrum für Infektionsforschung plant zurzeit auch eine Studie zur Therapie
der chronischen Hepatitis E mit Sofosbuvir. Vor 2 Jahren wurde in China ein Impfstoff
gegen Hepatitis E zugelassen, welcher allerdings in Europa bisher nicht verfügbar ist.
HEV-Infektionen sind ganz aktuell auch mit extrahepatischen Syndromen, wie u. a.
dem Auftreten von Guillain-Barré-Syndromen, assoziiert worden.
9
Gastroenterologische Onkologie
A. Vogel
Klinik
für
Gastroenterologie,
Hepatologie
und
Endokrinologie,
Medizinische
Hochschule Hannover
Molekulare Diagnostik und Therapien haben in den vergangenen Jahren Einzug in die
Behandlung von Patienten mit malignen Tumoren im Gastrointestinaltrakt (GI-Trakt)
gehalten und sind mittlerweile als Standard in der klinischen Betreuung dieser
Patienten anzusehen. In Deutschland erkranken jährlich mehr als 100.000 Menschen
neu an GI-Tumoren. Damit gehören diese Tumoren zu den häufigsten Tumor-Neuerkrankungen und sind nach dem Lungenkrebs bei Männern und dem Brustkrebs bei
Frauen die zweithäufigste Krebstodesursache.
Bei zunehmender Anzahl von Neuerkrankungen nimmt gleichzeitig die Zahl der
Todesfälle kontinuierlich ab. Dies ist insbesondere auf die deutlich verbesserten
therapeutischen Konzepte, einschließlich einer häufigeren Metastasenchirurgie und
dem Einsatz lokal-ablativer Verfahren, zurückzuführen. In den letzten 15 Jahren wurde
aber auch eine Reihe neuer Medikamente zur systemischen Therapie der metastasierten Karzinome zugelassen. Durch die Intensivierung der medikamentösen
Therapie konnte z. B. das mediane Überleben der Patienten in dieser Zeit von
12 Monaten auf über 30 Monate beim Kolonkarzinom gesteigert werden. Die
systemische Behandlung der GI-Tumoren erfolgt auf der einen Seite durch den Einsatz
klassischer Chemotherapeutika, wie 5-Fluorouracil, Irinotecan, Platin-Derivate und
Gemcitabin, aber auch neuere Substanzen, wie die Kombination aus Trifluridin und
Tipiracil, die 2016 in der Salvage-Situation beim Kolonkarzinom zugelassen wurde.
Diese Chemotherapeutika werden regelhaft mit zielgerichteten molekularen Therapien
kombiniert, einige Multi-Tyrosinkinase-Inhibitoren werden dabei auch in der Monotherapie eingesetzt. Bei den GI-Tumoren werden insbesondere Medikamente zur
Hemmung des VEGF-Signalwegs (Angiogenese-Hemmung), wie Bevacizumab,
Aflibercept und Ramicirumab und Antikörper zur Hemmung der epidermalen Wachstumsfaktorrezeptoren, wie Cetuximab und Panitumumab (EGFR1/HER1 [ErbB-1] und
Herceptin [HER2/c-neu, ErbB-2]), eingesetzt.
Der Einsatz einiger molekularer Therapien erfordert die Testung von molekularen
Biomarkern. Vor Einsatz der EGFR-Antikörper beim Darmkrebs sollten dabei
insbesondere kRAS, nRAS und bRAF getestet werden und die Antikörper nur bei den
10
entsprechenden WT-Tumoren eingesetzt werden. Aktuelle Daten haben im vergangenen Jahr gezeigt, dass auch der Tumorlokalisation nicht nur eine prognostische,
sondern auch eine prädiktive Bedeutung zukommt. So ergaben retrospektive Auswertungen aller großen Phase-II- und -III-Studien, dass die Wirksamkeit der EGFR-Antikörper nur beim linksseitigen, aber nicht beim prognostisch schlechten, rechtsseitigen
Kolonkarzinom nachzuweisen ist. Im Gegensatz zu den EGFR-Antikörpern, die bislang
nur beim Kolonkarzinom erfolgreich in der GI-Onkologie eingesetzt werden, zeichnet
sich ein breiterer Einsatz der Her2/neu-Inhibitoren ab. Bei den für diese Antikörper
geeigneten Patienten werden keine Mutationen, sondern eine erhöhte Expression des
Rezeptors als prädiktiver Biomarker eingesetzt. Bereits 2009 konnte durch Einsatz von
Herceptin beim Her2/neu-positiven Magenkarzinom eine deutliche Verlängerung des
Überlebens erreicht werden. Aktuelle Daten der HERAKLES- und der MyPathwayStudie zeigen, dass durch eine Therapie mit Trastuzumab und Lapatinib beim intensiv
vorbehandelten HER2/neu-positiven kolorektalen Karzinom (CRC) eine sehr gute
Wirksamkeit zu beobachten ist. Interessanterweise hatte keiner der in dieser Studie
behandelten Patienten vorab auf eine Therapie mit den EGFR-Antikörpern angesprochen, sodass es sich bei Her2/neu-Expression möglichweise nicht nur um einen
positiven, sondern auch einen negativen prädiktiven Marker handelt. Erste Fallbeispiele lassen vermuten, dass auch Patienten mit anderen Her2-positiven
GI-Tumoren, wie Gallenwegskarzinome, von einer dualen Inhibition des Rezeptors
profitieren. Einschränkend muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass leider
nur ein kleiner Teil der GI-Tumoren eine erhöhte Expression von Her2/neu aufweist.
Für die Inhibitoren der Angiogenese konnte bislang noch kein in der Klinik nützlicher
Biomarker für eine bessere Patientenselektion identifiziert werden. Im Gegensatz zu
den EGFR- und Her2/neu-Antikörpern, die in den Subgruppen zu einer deutlichen
Verlängerung des Überlebens geführt haben, sind mit diesen Antikörpern in den
unselektionierten Populationen nur moderate Verbesserungen des Überlebens zu
erreichen. Einige der anti-angiogenetisch wirksamen Antikörper wie Ramucirumab,
aber auch Tyrosinkinase-Inhibitoren wie Regorafenib zeigen bei verschiedenen
GI-Tumoren eine Wirksamkeit. Aktuell wurden nach den positiven Daten beim
Magenkarzinom auch interessante Daten für Ramucirumab beim Kolonkarzinom und
dem hepatozellulären Karzinom (HCC) publiziert. Mit Regorafenib wurde nach den
positiven Phase-III-Studien beim GIST und Kolonkarzinom im vergangenen Jahr
erstmals eine signifikante Überlebensverlängerung in der Zweitlinie beim HCC
erreicht.
11
Die Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren stellt derzeit bei verschiedenen
malignen Entitäten ein Gebiet mit sehr lebhafter Forschungsaktivität dar. Auch bei den
GI-Tumoren konnte bei einer Reihe von Patienten eine Aktivität der Immuntherapie
nachgewiesen werden. Unabhängig von der Tumorentität weisen Tumoren mit Mikrosatelliteninstabilität (MSI) eine hohe Sensitivität schon gegenüber der Monotherapie
mit PDL1/PD1-Inhibitoren auf. Bei den MSS-Tumoren zeichnen sich Ansprechraten
von maximal 20–30% bei den verschiedenen Tumoren ab, am vielversprechendsten
sind derzeit die Daten beim Magenkarzinom und beim HCC. Für die übrigen Patienten
wird intensiv nach Kombinationstherapien oder prädiktiven Biomarkern gesucht. Erste
Daten beim Kolonkarzinom lassen auf eine Verbesserung der Aktivität der Immuntherapie in Kombination mit dem MEK-Inhibitor Cobimetinib hoffen.
12
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
A. Stallmach
Gastroenterologie/Hepatologie, Universitätsklinikum Jena
Ursachen und Epidemiologie der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
Für die Entstehung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED) werden neben
Umwelteinflüssen genetische Faktoren verantwortlich gemacht. Mittlerweile sind mehr
als 260 sogenannte Suszeptibilitätsgene bekannt. Eine wesentliche Erkenntnis der
letzten Jahre ist, dass die gastrointestinale Mikrobiota als möglicher Umweltfaktor
in der Pathogenese der CED von Bedeutung ist. Diese wird durch zahlreiche Umwelteinflüsse wie den Geburtsakt (natürliche Geburt vs. Sectio), Stillen, häusliche Hygiene,
Infektionen, Antibiotikaeinnahme, Rauchen, Ernährung und Stress moduliert. Die
Arbeitsgruppe um Floris Imhann konnte zeigen, dass
1. Veränderungen der Mikrobiota die Entwicklung einer CED vorhersagen können,
2. die Zusammensetzung der Mikrobiota mit dem Befallsmuster korreliert und
3. die Akkumulation verschiedener genetischer Faktoren (ein sog. „genetischer
Score“) mit der Reduktion der Gattung Roseburia in der Mikrobiota einhergeht [1].
Diese Arbeit betont, wie wichtig die bisher ungelöste „Henne-oder-Ei-Frage“ in der
Pathogenese der CED ist. Was ist vorher da? Genetische Veränderungen, die die
Mikrobiota kontrollieren, oder eine durch Umwelteinflüsse modulierte zunehmend
pathologisch werdende Mikrobiota, die beim suszeptiblen Patienten zur Manifestation
einer CED führt.
Obwohl beim Morbus Crohn (MC) Rauchen schon seit vielen Dekaden als der zentrale
Risikofaktor für die Entstehung und einen negativen Verlauf bekannt ist, ist es
erstaunlich, dass nur wenige prospektive Studien den Einfluss eines „Rauch-Stopps“
auf den Verlauf untersuchten. In einer Multizenterstudie wurden 148 weiterrauchende
MC-Patienten, 190 Nichtraucher, 160 Ex-Raucher und 75 Patienten, die mit dem
Rauchen aufgehört haben, prospektiv für 4 Jahre im Verlauf untersucht. Es zeigte sich,
dass Raucher ein um 50% höheres Risiko für einen Rückfall (Odds-Ratio = 1,53; 95%
Vertrauensintervall [CI]: 1,1–2,17) haben als Nichtraucher oder Ex-Raucher. Diese
Risikoerhöhung kann auch nicht durch den Einsatz von Anti-TNF-Antikörpern oder
Immunsuppressiva reduziert werden [2].
13
Eine populationsbasierte Studie aus den Niederlanden beschreibt eine zunehmende
Prävalenz für CED. Dabei nimmt die Häufigkeit für MC und Colitis ulcerosa (CU)
gleichermaßen zu [3]. Immunsuppressiva und TNF-Antikörper werden sowohl bei
Patienten mit MC als auch bei Patienten mit CU, die in kommunalen Krankenhäusern
hospitalisiert werden, seltener eingesetzt als bei Patienten, die in einem Referenzzentrum betreut werden.
Anti-TNF-Therapie bei CED – Biosimilars
Im Barmer-GEK-Arzneimittelreport 2016 werden für das Jahr 2015 unter den 10
kostenträchtigsten Medikamenten schon 5 Biologika ausgewiesen, wobei Adalimumab
die Liste anführt. Vor diesem Hintergrund ist die Verfügbarkeit von Biosimilars für unser
Gesundheitssystem von großer Bedeutung. Dabei stellen die Biosimilars keine
pharmakologische Weiterentwicklung eines bereits vorhandenen Wirkstoffs dar, sie
sollen vielmehr durch einen entsprechenden Herstellungsprozess in physikalischer
Qualität, Sicherheit und Effektivität mit dem zugelassenen Original-Biologikum
identisch bzw. hinreichend vergleichbar sein. Von der flächendeckenden Einführung
der Biosimilars versprechen sich die gesetzlichen Krankenversicherungen eine
relevante Senkung der patientenbezogenen Therapiekosten („Hauptsache billiger“).
Mit Quotenregelungen, die in den Bundesländern unterschiedlich sind, werden
Biosimilars in die Verordnung „gehebelt“. Wichtig für Patienten ist, dass es bezüglich
Wirksamkeit und Nebenwirkungsprofil bisher in allen Studien keine signifikanten
Unterschiede gibt. Eine große Metaanalyse [4] von April 2017 weist folgende
Ergebnisse aus:
MC
CU
Klinisches Ansprechen
Woche 8–14/Neueinstellung
0,79 (95% CI: 0,65–0,88)
0,74 (95% CI: 0,65–0,82)
Klinisches Ansprechen
Woche 24–30/Neueinstellung
0,77 (95% CI: 0,63–0,86)
0,77 (95% CI: 0,67–0,85)
Erhalt des Ansprechens nach
„Switch“ zu Woche 48–63
0,75 (95% CI: 0,44–0,92)
0,83 (95% CI: 0,19–0,99)
Wichtig erscheint auch der Hinweis, dass nach „Switch“ innerhalb eines Jahres bei ca.
20% der Patienten ein Wirkungsverlust zu beobachten ist; diese Rate liegt aber in der
gleichen Größenordnung wie sie auch bei Fortführung der Originator-Therapie zu
erwarten gewesen wäre und bedeutet nicht zwangsläufig, dass Biosimilars schlechter
sind.
14
Einfluss einer immunsuppressiven Therapie auf den Krankheitsverlauf
Kontrovers wird auch 2016/2017 diskutiert, ob eine immunsuppressive Therapie bzw.
eine Behandlung mit TNF-Antikörpern den Verlauf günstig beeinflusst. Eine aktuelle
Metaanalyse zeigt, dass der Einsatz von Biologika bei CED-Patienten sowohl das
Risiko für eine Hospitalisierung als auch für eine Operation reduziert. Eine Detailbetrachtung für Einzelsubstanzen führt zum Schluss, dass bei Patienten mit MC die
TNF-Antikörper dem Azathioprin bezüglich Risikoreduktion für eine Hospitalisierung
oder Operation überlegen sind [5].
Eine der wichtigsten Arbeiten, die in den letzten beiden Jahren publiziert wurde, ist
sicher das Manuskript der Arbeitsgruppe um M. Regueiro [6]. In dieser Arbeit wurde
die Effektivität von Infliximab (IFX) bei Patienten mit Ileozökalresektion auf die
Häufigkeit des endoskopischen und klinischen Rezidivs untersucht. So zeigte sich
unzweifelhaft, dass eine IFX-Therapie das endoskopische Rezidiv insgesamt, aber
auch das endoskopische Rezidiv plus Therapieversagen (Auftreten von Fisteln,
Abszessen etc.) um 30% reduziert. Überraschenderweise zeigte sich für die Häufigkeit
klinischer Rezidive nach 76 bzw. 104 Wochen kein signifikanter Unterschied zwischen
der Placebo- und der IFX-Gruppe.
Vedolizumab bei CED
Als Alternative bei Patienten mit TNF-Antikörper-Versagen besteht neben der
Möglichkeit einen zweiten (oder dritten) TNF-Antikörper einzusetzen, die Möglichkeit
diese Patienten mit Vedolizumab (VDZ) zu behandeln. VDZ blockiert die α4β7-IntegrinMAdCAM-1-Interaktion zwischen Lymphozyten und Endothelzellen in Darmgefäßen.
Es reduziert somit das Einwandern immunkompetenter Zellen in die Darmmukosa und
stellt damit ein (relativ) selektives Therapieprinzip dar. Aufgrund großer Phase-IIIStudien ist VDZ in Deutschland seit dem Sommer 2014 zur Therapie des MC und der
CU bei Patienten, die auf eine konventionelle Therapie nicht ansprechen, zugelassen.
Eine wichtige Post-hoc-Analyse der Zulassungsstudien differenziert jetzt bei Patienten
mit CU die Ansprechrate bei TNF-Antikörper-naiven Patienten von TNF-Antikörpererfahrenen Patienten [7]. Von den Patienten, die zu Woche 6 auf die Induktionstherapie angesprochen hatten, gelangten 48,9% der TNF-Antikörper-naiven und
27,7% der TNF-Antikörper-erfahrenen Patienten in eine Remission zu Woche 52 (vs.
26,8% und 12,8% in der Placebo-Gruppe). Die klinische Effektivität bei TNF-er15
fahrenen Patienten war nicht vom Typ des TNF-Antikörpers und der Summe der
verschiedenen TNF-Antikörper abhängig. Das Sicherheitsprofil war in beiden Gruppen
(TNF-Antikörper-naiv und TNF-Antikörper-erfahren) gleich.
Das Studiendesign von Zulassungsstudien ist oft sehr komplex und es ist manchmal
sehr schwierig zu erkennen, welche Subgruppe von Patienten mit welchem mittel- bis
langfristigen Ergebnis therapiert wurde. Da auch Patienten aus klinischen Studien nur
teilweise repräsentativ für die Gesamtheit der Patienten, die wir behandeln, sind,
besitzen Daten zur Effektivität und Sicherheit von VDZ unter tagtäglichen Bedingungen
eine besondere Bedeutung. So gibt es zum Einsatz von VDZ bei MC und CU im
klinischen Alltag 2 neue wichtige Studien. Aus einem großen amerikanischen
Konsortium, dem US VICTORY consortium, heraus wurde der Effekt von VDZ bei
Patienten mit MC über 12 Monate untersucht [8]. In diese Studie gingen 212 Patienten
mit mittel- bis schwer-aktivem MC ein: 90% dieser Patienten waren mit TNF-Antikörpern vorbehandelt. Es zeigten sich insgesamt nach 12 Monaten Nachbeobachtung
kumulative Raten für eine klinische Remission, für „Mucosal Healing“ und eine
sogenannte „Deep Remission“ (also die Kombination klinische Remission und
„Mucosal Healing“) von 35%, 63% und 26%. Patienten mit einer TNF-AntikörperVorbehandlung (Hazard-Ratio [HR] = 0,40; 95% CI: 0,20–0,81), Raucher (HR = 0,47;
95% CI: 0,25–0,89), Patienten mit aktiver perianaler Erkrankung (HR = 0,49; 95% CI:
0,27–0,88) und einer hohen Krankheitsaktivität (HR = 0,54; 95% CI: 0,31–0,95)
erreichten signifikant seltener eine klinische Remission. So beträgt für Patienten mit
TNF-Vorbehandlung die kumulative Remissionswahrscheinlichkeit nach 12 Monaten
ca. 34%.
In einem deutschen Konsortium wurden 127 Patienten (67 Patienten mit MC,
60 Patienten mit CU) über 12 Monate prospektiv nach Einleitung einer Therapie mit
VDZ nachbeobachtet [9]. Auch hier handelt es sich um ein Patientenkollektiv, welches
zu einem sehr großen Anteil mit TNF-Antikörpern vorbehandelt worden war (91% der
MC-Patienten und 81,7% der CU-Patienten). Unter Verwendung einer „NonResponder-Imputation-Analyse“ konnten die in der Tabelle dargestellten Remissionsraten erreicht werden:
MC
CU
Klinische Remission
21%
25%
Steroidfreie klinische Remission
15%
22%
16
Ustekinumab bei MC
Der monoklonale Antikörper Ustekinumab bindet an die gemeinsame Untereinheit p40
von Interleukin-12 (IL-12) und Interleukin-23 (IL-23) und blockiert somit die Wirkung
dieser beiden pro-inflammatorischen Zytokine. Ustekinumab ist bereits seit 2009
zunächst zur Behandlung der Psoriasis vulgaris und später auch zur Psoriasis-Arthritis
zugelassen. Die Ergebnisse einer Phase-III-Studie bei Patienten mit MC, die nicht auf
eine Standardmedikation bzw. eine TNF-Antikörper-Therapie ansprachen, zeigten,
dass mit Ustekinumab eine Remission erreicht werden kann und in der Erhaltungstherapie Rezidive verhindert werden. Diese Ergebnisse, die im New England Journal
of Medicine publiziert wurden [10], haben im November 2016 zu einer Zulassungserweiterung für Ustekinumab bei MC in Europa und den USA geführt. Es zeigte sich,
dass in der Erhaltungstherapie (nur Patienten, die initial angesprochen haben) zu
Woche 44 (nach 52 Wochen Studienmedikation) mit Ustekinumab 90 mg s.c. alle 12
Wochen bei 48,8% der Patienten und Ustekinumab 90 mg s.c. alle 8 Wochen bei
53,1% der Patienten (statistisch nicht-signifikanter Unterschied) eine Remission
erreicht werden konnte. Neben einer anhaltenden Normalisierung des CRP als
Surrogatmarker liegen auch erste Ergebnisse zur Wirkung von Ustekinumab auf die
endoskopisch erfassbaren Veränderungen bei MC in einem offenen Teil der UNITIStudien vor. So führt insbesondere die 8-wöchige Gabe von 90 mg Ustekinumab s.c.
zu einem signifikanten Abfall eines endoskopischen Scores (SES-CD-Score). Der
SES-CD-Score ist ein etwas vereinfachter Score, welcher gut mit dem CDEIS
übereinstimmt. Ebenso wie zu VDZ sind bereits jetzt zu Ustekinumab sogenannte
„Real-World-Daten“ vorgelegt worden [11]. Durch die französische GETAID-Gruppe
wurden insgesamt 135 Patienten mit einer Ustekinumab-Therapie in eine Fallsammlung aufgenommen. Entsprechend dem Multizenterdesign einer Fallsammlung sind
die Kriterien für ein klinisches Ansprechen und eine Verbesserung endoskopischer
Befunde relativ „weich“. So zeigten nach 3 Monaten 79 von 122 auswertbaren
Patienten ein klinisches Ansprechen (65%); dabei war der Anteil der Patienten, die bei
luminaler Krankheitsaktivität ansprachen, bzw. der Anteil der Patienten mit perianalen
Fisteln (sehr kleines Kollektiv), die ansprachen, gleich. Bei 40% der Patienten wurde
eine CRP-Normalisierung und bei 10% (2/22) ein Abheilen der endoskopischen
Veränderungen aufgezeigt.
17
Neue Therapeutika bei CED: Was ist am Horizont?
Zu einer ganz anderen Gruppe neuer Therapeutika gehört Mongersen (GED-0301).
Mongersen ist ein Antisense-Oligonukleotid, das im Zellkern gezielt an eine
Messenger-RNA bindet und dadurch die Umsetzung eines Gens verhindert. SMAD7
ist bei Patienten mit MC vermehrt aktiviert und SMAD7 blockiert den „Transforming
Growth Factor“ (TGF)-β1, der die Aktivität von Makrophagen und anderen Immunzellen hemmt, die beim MC pathogenetisch relevant sind. Die doppelte Verneinung
ergibt hier, dass zu viel SMAD7-Protein die Darmentzündung fördert, was durch
Mongersen verhindert werden soll. In einer Phase-II-Studie wurde die Effektivität von
Mongersen nach oraler Gabe (10, 40, 160 mg/Tag) versus Placebo über 14 Tage
evaluiert [12]. Der primäre Endpunkt der Studie war eine dann über mindestens
2 Wochen anhaltende klinische Remission (CDAI < 150 Punkte) zu Tag 15. In dieser
Studie zeigten sich hoch erstaunliche Ergebnisse. So wurde der primäre Endpunkt in
der 160-mg-Gruppe mit einer Remissionsrate von 65% erreicht (siehe Tabelle).
Remission zu Tag 15, die über
weitere 14 Tage anhält
Placebo
10%
10 mg
12%
40 mg
55%
160 mg
65%
Diese Daten sind umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass bisher keine
einzige Studie zu Steroiden in einem ähnlichen Design (14 Tage Behandlung, dann
Frage der anhaltenden Remission) eine vergleichbare Effektivität ausweisen konnte.
Nebenwirkungen wurden sowohl in der Placebo-Gruppe als auch in den VerumGruppen nur im einstelligen Prozentbereich beobachtet. In einer separat publizierten
Post-hoc-Analyse untersuchten die Autoren, welche Patienten besonders gut auf diese
Therapie ansprachen. Es zeigte sich, dass
1. Patienten mit niedrigerer Krankheitsaktivität (CDAI < 260 Punkte) und
2. Patienten mit höheren Dosen von Mongersen (40 bzw. 160 mg im Vergleich zu
10 mg) besser auf die Therapie ansprachen [13].
Wenn sich diese Ergebnisse in der zurzeit laufenden Phase-III-Studie bestätigen, ist
ein revolutionärer Schritt in der Behandlung des MC gemacht.
18
JAK-Antagonisten
Die neuen Wirkstoffe für eine zielgerichtete Immunmodulation bei entzündlichen
Systemerkrankungen beeinflussen die Wirkung gleich mehrerer Zytokine, indem sie
Kinasen blockieren und damit das Zytokinrezeptor-vermittelte Signal inhibieren. Diese
Kinasen fungieren dabei als Schnittstellen der Signaltransduktion für multiple Zytokine.
Therapeutisch interessant sind vor allem Inhibitoren von Tyrosinkinasen, einer Familie
mit bisher mehr als 80 Mitgliedern, zu denen auch die Janus-Kinasen (JAK) gehören.
JAK sind wesentlich an der Entzündungsregulation durch die Regulation von Transduktionsfaktoren verantwortlich. Der nicht-selektive JAK-Inhibitor Tofacitinib erhielt im
November 2012 die FDA-Zulassung für die Therapie erwachsener Patienten mit
moderater bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis, die nicht ausreichend auf
Methotrexat angesprochen oder dieses nicht vertragen hatten. Für Europa wurde die
Zulassung 2011 beantragt und aufgrund von Bedenken erst 2017 durch die europäische Zulassungsbehörde EMA ausgesprochen. Die Arbeitsgruppe um S. Vermeire
hat die ersten Ergebnisse zu Filgotinib, einem selektiven JAK1-Inhibitor, publiziert [14].
Sie konnte zeigen, dass bei 174 Patienten mit MC (3:1-Randomisierung) Filgotinib
(200 mg/Tag p.o. die ersten 10 Wochen, dann Responder 100 mg/Tag für weitere
10 Wochen) im Vergleich zu Placebo über 10 Wochen effektiv ist. In einer Intentionto-Treat-Analyse wurde bei 60 (47%) von 128 Patienten mit Filgotinib eine klinische
Remission zu Woche 10 erreicht; im Vergleich dazu trat dies nur bei 44 Patienten aus
der Placebo-Gruppe ein (Differenz 24%; 95% CI: 9–39; p = 0,0077). Es zeigten sich
auch deutliche Effekte bei der Beurteilung der endoskopisch erfassbaren Veränderungen. Eine gepoolte Analyse aller Behandlungsepisoden über 20 Wochen ergab
schwere Nebenwirkungen bei 14 (9%) von 152 Patienten unter der FilgotinibEinnahme im Vergleich zu 3 (4%) von 67 Patienten in der Placebo-Gruppe.
27 Patienten (18%) in der Filgotinib-Gruppe mussten aufgrund von Nebenwirkungen
die Therapie beenden; in der Placebo-Gruppe waren dies 6 Patienten (9%). Schwere
Infektionen fanden sich bei 4 (3%) der gepoolten Daten von 152 Patienten und bei
keinem in der Placebo-Gruppe. Die Behandlung mit Filgotinib über 20 Wochen führte
zu einem 11%igen Anstieg der HDL-Spiegel und einem 12%igen Anstieg des LDLWerts, was sich nicht signifikant von der Placebo-Gruppe unterschied.
In der Zusammenfassung werden wir in den nächsten Jahren eine ganze Reihe von
verschiedenen neuen Substanzen zur Therapie der CED bekommen. Über die
19
Zulassungsstudien hinaus erscheint es wichtig, klinische Studien durchzuführen, die
prädiktive Faktoren für das individuelle Ansprechen aufzeigen, um für den einzelnen
Patienten frühzeitig die richtige Therapie zu identifizieren.
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20
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21
Pankreas
J. Mössner
Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum
Leipzig
Da noch nicht die Hälfte des Jahres 2017 vergangen ist und einige wirkliche
„Highlights“ zu Pankreaserkrankungen 2015 publiziert wurden, werden ein paar dieser
Arbeiten mit eingeschlossen.
Akute Pankreatitis (AP)
Kontroverse Diskussion: Geht eine rezidivierende AP in eine chronische Pankreatitis
über? Metaanalyse: Eine rezidivierende alkoholinduzierte Pankreatitis bei rauchenden
Männern kann chronisch werden (Sankaran SJ, Gastroenterology. 2015;149:1490–
1500). Woher wissen die Autoren, dass es sich bei der AP nicht um den ersten Schub
einer bereits chronischen Pankreatitis gehandelt hat? Indikation zur Cholezystektomie
nach biliärer Pankreatitis unstrittig. Milde bis mittelschwere Pankreatitis: Cholezystektomie sollte noch während des stationären Aufenthalts innerhalb von 4 Wochen
durchgeführt werden. Bei 20% der Patienten wird von dieser Empfehlung in praxi
abgewichen! Folge: Patienten haben ein hohes Pankreatitis-Rezidivrisiko (Kamal A, et
al., Am J Gastroenterol. 2017;112:503–10). Werden lumen-apposing fully covered selfexpanding metal stents (LAMS) bereits Standard zur transgastralen Drainage von
WONs (walled off necroses)? LAMS sind effizienter als eine Drainage via pigtail oder
SEMS (Siddiqui AA, et al., Gastrointest Endosc. 2017;85:758–65). Unbeantwortete
Fragen zu LAMS: Kosteneffizienz? Schwere Nebenwirkungen, wie verzögert auftretende Blutungen, in der Literatur beschrieben.
Chronische Pankreatitis (CP)
Eine gestörte Autophagie spielt in der Pathogenese der CP eine Rolle (Kalliope N, et
al., Gastroenterology. 2015;148:626–38). Alkohol trägt über eine Schädigung der
CFTR (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator)-Funktion zur Pathogenese bei (Maléth J, et al., Gastroenterology. 2015;148:427–39). Weitere GenMutationen sind mit dem Risiko der Entwicklung einer CP assoziiert, so z. B. CEL
22
(Carboxyl-Ester-Lipase) (Field K, et al., Nat Genet. 2015;47:518–22). In der Pathogenese spielt daher nicht nur die Aktivierung von Proteasen eine Rolle. Patienten mit
Maldigestion: erhöhtes Frakturrisiko. Knochendichtemessung bei jedem Patienten mit
CP (Munigala S, et al., Pancreas. 2016;45:355–61)? Pregabalin ist zugelassen in der
Therapie von Angststörungen, Epilepsie und neuropathischen Schmerzen. In Kombination mit Analgetika: weitere Besserung der Schmerzen bei CP. Effekt unabhängig,
wie lang die CP bereits besteht oder ob bereits Opiate eingesetzt wurden (Olesen SS,
et al., Pancreas. 2016;45:381–7).
Pankreaskarzinom
50% der Patienten mit Pankreaskarzinom entwickeln vor Diagnosestellung einen
Diabetes mellitus. Ist daher eine Frühdiagnose des Pankreaskarzinoms bei allen
Patienten mit neu aufgetretenem Diabetes möglich? (Boursi B, et al., Gastroenterology. 2017;152:840–50). Es werden in dieser Studie 48 Risikoparameter bei
Patienten mit neu aufgetretenem Diabetes vorgestellt, nach denen man fragen soll. Zu
den Variablen zählen anthropometrische Faktoren, Lifestyle, Medikation, Komorbiditäten, Laborparameter. Die Fragen zu Sensitivität, Spezifität, Praktikabilität,
Kosten-Nutzen-Effizienz werden noch nicht abschließend in dieser Studie beantwortet.
Zu den Medikamenten, die gering das Risiko erhöhen, könnten auch PPIs zählen
(Kearns MD, et al., Cancer Epidemiol. 2017;46:80–4). Bei Personen mit einem
familiären Karzinomrisiko sollte ein Screening mittels MRT durchgeführt werden, um
prämaligne Pankreasläsionen, z. B. IPMN, zu diagnostizieren (del Chiaro M, et al.,
JAMA Surg. 2015;150:512–8). ESPAC-4-Trial: Nach R0-Resektion eines Pankreaskarzinoms ist die Kombination Gemcitabin mit Capecitabin neuer Standard in der
adjuvanten Therapie, da das Überleben länger ist als nach Gemcitabin allein
(Neoptolemos J, et al., Lancet. 2017;389:1011–24). Nanoliposomales Irinotecan +
5-Fluorouracil + Folinsäure ist eine weitere Therapieoption, um nach GemcitabinVorbehandlung das Leben bei Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom etwas
zu verlängern (Wang-Gillam A, et al., Lancet. 2016;387:545–57).
23
Sonografie
C.F. Dietrich
Medizinische Klinik 2, Caritaskrankenhaus Bad Mergentheim
Die Bedeutung der Sonografie als erweiterte körperliche Untersuchung und als
bildgebendes Verfahren mit der höchsten Ortsauflösung hat sich in der Viszeralmedizin etabliert.
Sonografische Methoden haben auch für die Diagnostik akuter und chronischer
chronisch entzündlicher Darmerkrankungen einen hohen Stellenwert erlangt. Gerade
bei der Beurteilung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen ist die Erweiterung der
körperlichen Untersuchung durch die sonografischen Möglichkeiten der direkten
Interaktion von behandelndem Arzt mit dem Patienten von höchster Bedeutung, wird
aber an vielen großen Zentren noch nicht ausreichend genutzt. Die European
Federation of Societies for Ultrasound in Medicine and Biology (EFSUMB) erarbeitet
aktuell Empfehlungen zur Darmsonografie, die teilweise auch schon publiziert worden
sind.
Von besonderer Bedeutung sind Studien, die in einem multizentrischen Design
prospektiv den Wert der Sonografie und ihrer Techniken belegen. Besonders
erwähnenswert sind die in multizentrischen DEGUM-Studien belegte Bedeutung der
Kontrastmittelsonografie zur Charakterisierung von Lebertumoren und Pankreastumoren und der Zugewinn an Informationen zur Sicherheit ultraschallgestützter
diagnostischer und therapeutischer abdomineller Interventionen sowie in der Nachsorge bei Patienten mit kolorektalen Karzinomen zur frühzeitigen Metastasendetektion.
Leitlinien der EFSUMB wurden zur interventionellen Sonografie (INVUS) kürzlich
publiziert. Die Arbeiten bewerten die Evidenz für transkutane sonografisch und endosonografisch gestützte und assistierte diagnostische und therapeutische Interventionen im Abdomen. Auf der Grundlage publizierter Daten werden zu Indikationen,
Kontraindikationen sowie zur sicheren und effizienten Durchführung Empfehlungen für
die klinische Praxis gegeben. Berücksichtigung finden die sonografisch geführte
Drainage von Abszessen und Flüssigkeitsansammlungen, Tumorablationstechniken,
die transkutane Zystensklerosierung symptomatischer Zysten und der Echinokokkose,
die perkutane transhepatische Cholangiografie und Drainage, die perkutane
24
Gastrostomie, die Harnblasenpunktion und Drainage sowie die Nephrostomie und
vielfältige weitere Verfahren.
Die Kontrastmittelsonografie hat sich seit 15 Jahren etabliert und wurde nunmehr auch
in den USA von der U.S. Food and Drug Administration zugelassen. Bemerkenswert
ist, dass auch die pädiatrischen Indikationen berücksichtigt worden sind, ohne dass es
hier spezifische Zulassungsstudien gegeben hat. Auf die aktuelle Stellungnahme der
EFSUMB zu pädiatrischen Indikationen der Kontrastmittelsonografie wird besonders
hingewiesen. Das Thema „off-label use“ wurde in der Pädiatrie diskutiert, ergänzt
durch pharmaökonomische Überlegungen.
Liver Imaging Reporting and Data System (LI-RADS) wurde kürzlich auch für die
Kontrastmittelsonografie publiziert (Kono Y, Lyshchik A, Cosgrove D, Dietrich CF, Jang
HJ, Kim TK, et al. Contrast Enhanced Ultrasound (CEUS) Liver Imaging Reporting and
Data System (LI-RADS®): the official version by the American College of Radiology
(ACR). Ultraschall Med. 2017;38(1):85–6).
Durch Migration werden parasitäre Krankheitsbilder in Deutschland eingeführt, über
die nur ein beschränktes Wissen besteht. Den Stellenwert der Sonografie in der
Diagnostik und Therapie dieser Erkrankungen stellen Arbeiten, u. a. zu Echinokokkosen, Fasziolose und anderen parasitären Erkrankungen mit gastrointestinalen
Manifestationen, dar.
In dem Vortrag werden die sonografischen Highlights der letzten Jahre zusammengefasst.
25
Aktuelle Standards in der bariatrischen Chirurgie: Techniken
und Ergebnisse
J.W. Mall
Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Adipositaschirurgie, Klinikum Nordstadt,
Hannover
Krankhaftes Übergewicht ist ein dramatisch zunehmendes Problem in Deutschland.
Die morbide Adipositas führt zu multiplen Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus
Typ 2, Hypertonus, Fettstoffwechselstörungen, Fettleber sowie Schlafapnoesyndrom,
chronischen/degenerativen Gelenkerkrankungen und höherer Krebsinzidenz mit einer
erheblichen Einschränkung der Lebensqualität der Patienten. Im täglichen Praxisalltag
stellt das morbide Übergewicht ein immer häufigeres Problem dar. Über 1,4 Millionen
Menschen in Deutschland haben einen BMI > 40 kg/m². Ab einem BMI von 35 kg/m²
und noch mehr ab einem BMI > 40 kg/m² kann die bariatrische/metabolische Chirurgie
(gr. baros, schwer) unter bestimmten Voraussetzungen einen sinnvollen Beitrag in der
Therapie dieses Problems darstellen. Die Operationszahlen in diesem Gebiet steigen
in den letzten Jahren kontinuierlich an. Die Therapie wird nach einer multidisziplinären
Evaluation der Patienten durch Diabetologen, Ernährungsmediziner, Ernährungsberater, Öcotrophologen, Psychologen und Chirurgen festgelegt und umfasst neben
der konservativen Therapie operativ verschiedene Operationsmöglichkeiten. Die
häufigsten Eingriffe weltweit und in Deutschland sind die laparoskopische Schlauchmagenbildung sowie die Magenbypassoperation. Die Implantation von laparoskopisch
implantierbaren Magenbändern ist hingegen in Deutschland deutlich rückläufig. Die
Ergebnisse der metabolischen Chirurgie sind wissenschaftlich sehr gut belegt und sind
die effektivste Therapie bei morbider Adipositas Grad 3. Die Morbidität und Mortalität
der Patienten ist nach einer Operation deutlich verringert und die Lebensqualität der
Patienten bessert sich häufig deutlich. Insbesondere die Verbesserung der Folgeerkrankungen Typ-2-Diabetes mellitus, Hypertonie, Schlafapnoe und Gelenkerkrankungen ist sehr gut belegt. In der eigenen Klinik werden seit 2009 metabolische
Primäroperationen und Redo-Operationen bei Patienten mit morbider Adipositas
durchgeführt. Sowohl die apparativen/technischen Anforderungen an das Krankenhaus als auch die Ansprüche an die operativen Fertigkeiten des minimalinvasiv tätigen
Operateurs sind hoch und steigen mit der stetigen Zunahme des Gewichts der
Patienten. Die Verbesserungen der Begleiterkrankungen im Follow-up der Patienten
26
werden dargestellt, aber auch mögliche Komplikationen und die Behandlung
derselben. Insbesondere das Management von operativen Komplikationen bei stark
adipösen
Patienten
stellt
sowohl
operativ/technisch
als
auch
intensiv-
medizinisch/gastroenterologisch häufig eine Herausforderung dar und erfordert
wiederum das Know-how verschiedener Disziplinen. Insgesamt gewinnt die
bariatrische/metabolische Chirurgie durch die deutliche Zunahme der Zahl morbid
adipöser Patienten in Deutschland weiter an Bedeutung. Die Qualität der operativen
Behandlung ist in Zentren mit ausreichender Patienten- und Operationsfrequenz sehr
gut und sollte ein fester Bestandteil der Behandlungsstrategie dieser Patienten sein.
27
Cholangioskopie: Möglichkeiten und Indikationen
M. Götz
Innere Medizin 1, Universitätsklinikum Tübingen
Die Cholangioskopie ergänzt die Cholangiografie transpapillär oder perkutan. Die
Cholangioskopie wird in verschiedenen Varianten eingesetzt: Am häufigsten ist zurzeit
sicher die transpapilläre Cholangioskopie durch den ERCPeur (Single-OperatorCholangioskopie), die technisch am einfachsten ist. Aber auch die direkte perorale
Cholangioskopie durch dünne Gastroskope kommt zum Einsatz mit dem Vorteil der
höheren Auflösung und des größeren Arbeitskanals, ist technisch jedoch aufwendiger
und gelegentlich mit einer instabilen Endoskoplage verbunden. Die perkutane Durchführung der Cholangioskopie ist meist größeren Zentren vorbehalten.
Die diagnostische Cholangioskopie wird insbesondere bei unklaren Gallenwegsstenosen eingesetzt. Hier haben einige Studien gezeigt, dass die Einschätzung des
Endoskopikers aufgrund des Aspekts der Stenose der Einschätzung aufgrund des
vermeintlichen Goldstandards der Histologie überlegen zu sein scheint, sodass hier
sicherlich eine sich wechselseitige Ergänzung im diagnostischen Algorithmus
gerechtfertigt ist. Die Unschärfe der Biopsie liegt in den kleinen Gewebestückchen und
der nach wie vor unsicheren Steuerung unserer Biopsieentnahme begründet. Der
Verdacht auf Neoplasie ergibt sich im cholangiografischen Bild vor allem aufgrund des
suspekten Gefäßmusters (insbesondere unregelmäßige Gefäße) und der Schleimhautstruktur (z. B. villöser Aspekt). Insbesondere vor dem Hintergrund einer Entzündung (z. B. bei PSC) bleibt die Differenzialdiagnose allerdings mit allen Methoden
schwierig.
In der Therapie kommt die Cholangioskopie häufig in Verbindung mit der Lithotripsie
zum Einsatz. Bei schwierigen Gallenwegskonkrementen (aufgrund der Lage, Größe,
Form) kann unter Sicht eine Lithotripsie-fähige Sonde (z. B. EHL) auf den Stein
aufgesetzt und dieser unter endoskopischer Kontrolle fragmentiert werden. Bei der
Single-Operator-Cholangioskopie limitiert der Arbeitskanaldurchmesser aktuell noch
die Möglichkeiten des therapeutischen Instrumentariums, Schlingen und Körbchen zur
Verwendung durch den 1,2-mm-Arbeitskanal werden jedoch demnächst das
Armamentarium ergänzen.
28
Wir nutzen die Cholangioskopie außerdem bei schwierigen anatomischen Verhältnissen (z. B. nach Lebertransplantation) zur endoskopisch gezielten Rekanalisierung
abgehängter Segmente, falls eine Rekanalisierung per ERC nicht gelingt. Eine solche
Intervention kann auch perkutan erfolgen. In Ausnahmefällen kann die Cholangioskopie auch laparoskopisch gesteuert zum Einsatz kommen, z. B. zur Abklärung
unklarer Gangbefunde während der Cholezystektomie.
Obwohl es sicher noch zu früh ist, die Cholangiografie mit Durchleuchtung der Cholangiografie so gegenüberzustellen wie den Barium-Kontrasteinlauf der Koloskopie, hat
sich doch ein erhebliches Mehr an diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten
ergeben.
29
Die transanale TME (TaTME)
M. Deeb
Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie, Ammerland-Klinik, Westerstede
Ziel
Die laparoskopische totale mesorektale Exzision (LaTME) stellt bei Tumoren des
mittleren und unteren Drittels eine anspruchsvolle Operation im Hinblick auf
chirurgische Anatomie, onkologische Radikalität und Funktionserhalt dar. Insbesondere bei großen Tumoren in einem engen männlichen Becken und womöglich
adipösen Patienten stößt die LaTME an ihre Grenzen.
Eine Möglichkeit, die Limitationen der LaTME bei dieser Patientengruppe zu
überwinden, könnte die erstmals 2010 von Lacy et al. beschriebene Technik der
transanalen TME (TaTME) sein.
Wir präsentieren ein Video über die wichtigsten Operationsschritte der TaTME und
berichten über unsere ersten Erfahrungen mit der neuen Technik in einem Krankenhaus der Schwerpunktversorgung.
Patienten
Seit Juli 2015 wurden 25 Patienten (17 Männer, 8 Frauen) im Alter zwischen 48 und
84 Jahren mit Rektumkarzinom des mittleren oder unteren Drittels in TaTME-Technik
operiert. Der Body-Mass-Index war im Durchschnitt 24,71 (20–36). Nach der ASAKlassifikation hatten 15 Patienten ASA II, 9 Patienten ASA III und 1 Patient ASA IV.
Die Tumoren lagen durchschnittlich bei 3,1 (1–12) cm ab ano. Im präoperativen
Staging wiesen 22 Patienten uT3uN+ auf. Bei 2 Patienten wurde uT2uN- und bei 1
Patienten uT2uN+ festgestellt. Dementsprechend bekamen alle Patienten eine neoadjuvante Radiochemotherapie.
Methode
Die TaTME-Operationstechnik wird mithilfe eines Single-Port-Systems, das transanal
platziert wird, durchgeführt. Das System ermöglicht eine CO2-Insufflation und damit
eine Entfaltung des Rektums. Über 3 Zugänge werden Optik und 2 Arbeitsinstrumente
30
eingeführt. Nach dem Einstellen des Tumors wird in einem definierten aboralen
Abstand ein Tabaksbeutel angelegt. Circa 1 cm weiter aboral wird die Rektumwand
zirkulär durchtrennt. Somit ist der aborale Sicherheitsabstand zu Beginn der Operation
festgelegt.
Als Nächstes erfolgt eine Eröffnung der gefäßfreien Präparationsschicht auf der
mesorektalen Faszie. Das präparierte Rektum wird so von unten nach oben
geschoben und die Präparation des Mesorektums zirkulär unter Sicht fortgesetzt.
In der 2-Team-Technik präpariert das Laparoskopieteam simultan das linke Kolon und
setzt Arteria und Vena mesenterica inferior zentral ab.
Im Idealfall vollenden beide Teams zeitgleich die Präparationsphase und treffen in
Höhe der peritonealen Umschlagfalte aufeinander. Die folgenden Arbeitsschritte
erfolgen ähnlich wie bei der laparoskopischen Rektumresektion.
Ergebnisse
Die postoperative Morbidität lag insgesamt bei 36%. Es wurden einmal eine nicht
interventionsbedürftige Anastomoseninsuffizienz und eine späte rektovaginale Fistel
beobachtet.
Eine Stomarevision erfolgte bei 3 Patienten (bei 2 Patienten wegen eines zu engen
Fasziendurchtritts und bei 1 Patient wegen eines Prolaps).
Die TME-Qualität zeigte in 24 Fällen (96%) Grad I und in 1 Fall Grad II.
Der aborale Sicherheitsabstand lag durchschnittlich bei 23,7 (10–70) mm. Zirkumferenziell lag der mittlere Sicherheitsabstand bei 16,4 (3–25) mm.
Zusammenfassung
Die ersten Ergebnisse der TaTME zeigen eine sicher durchführbare, aber anspruchsvolle Technik. Schon während der Lernkurve zeigte die TaTME vergleichbare
onkologische Ergebnisse wie die LaTME. Die TaTME bietet bei Tumoren des mittleren
und tiefen Rektums möglicherweise Vorteile bezüglich der TME-Qualität, des aboralen
Sicherheitsabstandes und der Stuhlkontinenz sowie der Sexualfunktion gegenüber der
LaTME.
31
Gute Expertise in der laparoskopischen Rektumchirurgie, Erfahrungen in transanalem
Operieren, gründliche Planung und Training des gesamten Teams und ggf. Proctoring
tragen zur erfolgreichen Einführung der neuen Technik bei.
32
Radiologisch-interventionelle Therapien bei Lebertumoren
H. Ittrich
Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und
Nuklearmedizin, Zentrum für Radiologie und Endoskopie, Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf
Das Behandlungsspektrum maligner Lebertumoren durch die etablierten Therapien
der Chirurgie, systemische Chemotherapie und Strahlentherapie konnte in den letzten
Jahren durch minimalinvasive, bildgesteuerte (CT, US, MRT) endovaskuläre und
perkutane lokal-ablative Verfahren erfolgreich erweitert werden. Diese Therapieverfahren sind unter dem Begriff der interventionellen Onkologie zusammengefasst.
Bei den interventionellen onkologischen Verfahren zur Behandlung von primären und
sekundären Lebermalignomen unterscheidet man durch die Art des Wirkmechanismus
die (I) perkutane Direktinjektion toxischer Substanzen, (II) die transarterielle
(Chemo-)Embolisation, (III) die perkutane Tumorablation sowie (IV) die interne
Strahlentherapie.
(I)
Die perkutane Direktinjektion von Ethanol (PEI) oder Essigsäure nutzt deren
dehydrierenden und nekrotisierenden Effekt nach intratumoraler FeinnadelDirektinjektion aus [1]. Weist die PEI bei kleinen enkapsulierten Tumoren (HCC)
gute Erfolge auf, ist dieses Verfahren aufgrund der unkontrollierten Verteilung der
Flüssigkeit in infiltrativen Tumoren sowie deren Umgebung oft ineffektiv.
(II)
Die transarterielle Chemoembolisation (TACE) als sichere und minimalinvasive
palliative Therapiemaßnahme kombiniert die Wirkung von Chemotherapeutikum
und Gefäßembolisat, was im Vergleich zur arteriellen Chemoperfusion zu einer
höheren Wirkstoffkonzentration und einer zusätzlichen Tumorischämie führt. Sie
wird bei primären und zunehmend auch sekundären Lebertumoren angewendet.
Weiterentwicklungen der TACE sind Medikamenten-freisetzende Partikel
(DEB-TACE) für die Therapie des HCC (Doxorubicin) oder von kolorektalen
Lebermetastasen (Irinotecan, DEBIRI-TACE). Therapieziele sind die Unterbindung der Progression der Tumorerkrankung, die Verlängerung des progressionsfreien Intervalls, das Bridging bis zur Lebertransplantation oder das neoadjuvante
Behandlungskonzept [2].
33
(III) Bei der perkutanen Tumorablation wird/werden bildgesteuert intratumoral
eine/mehrere Sonde(n) platziert, mit der/denen über verschiedene Energiequellen eine Tumor-Nekrose hervorgerufen wird. Bei der Radiofrequenzablation
(RFA) führt hochfrequenter Wechselstrom, bei der Laser-induzierten Thermotherapie (LITT) thermische Laserlicht-Energie, bei der Mikrowellenablation
(MWA) führen elektromagnetische Wellen, beim hochintensiven fokussierten
Ultraschall (HIFU) Ultraschallwellen und bei der irreversiblen Elektroporation
(IRE) elektrische Mikro‐/Millisekundenpulse zur Tumor-Nekrose [3–5]. In Analogie zur chirurgischen Resektion wird eine lokale Kuration, d. h. die Zerstörung
des Tumors einschließlich eines Sicherheitssaums, angestrebt. Vorteile der
perkutan-tumorablativen Verfahren sind die minimale Invasivität, die geringen
Komplikationsraten sowie die wiederholte Durchführbarkeit. Die Realisierbarkeit
und der Erfolg der einzelnen Techniken werden von der Sondentechnologie und
-platzierung, der Punktionstechnik, dem Kühl (Heat-Sink)-Effekt im Randbereich
großer Tumoren oder der Nähe zu großen Gefäßen und durch thermosensible
Strukturen (z. B. Gallenblase, Kolon, Herz, Magen) bestimmt.
(IV) Die selektive interne Radiotherapie (SIRT) sowie auch die bildgesteuerte interstitielle Brachytherapie sind Verfahren der interstitiellen Hochdosisstrahlentherapie bei Lebermalignomen und basieren auf der arteriellen Applikation von
90
Yttrium-markierten Mikrosphären (SIRT) oder dem perkutanen Einbringen einer
Strahlenquelle (192Iridium) über einen Therapiekatheter (interstitielle Brachytherapie) [6, 7].
Vortragsinhalt wird sein, die Vor- und Nachteile der endovaskulären und perkutanen
Behandlungsmöglichkeiten bei Lebermalignomen vorzustellen und zu erläutern.
Hierbei soll gezeigt werden, dass die Auswahl eines oder mehrerer kombinierter
Verfahren(s) vom Tumortyp, der Tumorlokalisation und -größe sowie von der
Therapieintention (kurativ, palliativ, symptomatisch) abhängig ist, und der Schlüssel
zum Erfolg der interventionellen Onkologie nur in der interdisziplinären Abstimmung
des Behandlungskonzepts, unter Anwendung chirurgischer, systemischer, strahlentherapeutischer und interventioneller Therapieoptionen, liegen kann.
34
Literatur:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
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Vogl TJ, Naguib NN, Nour-Eldin NE, Rao P, Emami AH, Zangos S, et al. Review
on transarterial chemoembolization in hepatocellular carcinoma: palliative, combined, neoadjuvant, bridging, and symptomatic indications. Eur J Radiol. 2009;
72(3):505–16.
Balogh J, Victor D 3rd, Asham EH, Burroughs SG, Boktour M, Saharia A, et al.
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Chinnaratha MA, Chuang MY, Fraser RJ, Woodman RJ, Wigg AJ. Percutaneous
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meta-analysis. J Gastroenterol Hepatol. 2016;31(2):294–301.
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with primary or metastatic hepatic cancer: a review. Cancer. 1998;83(9):1894–
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Salem R, Thurston KG. Radioembolization with yttrium-90 microspheres: a stateof-the-art brachytherapy treatment for primary and secondary liver malignancies:
part 3: comprehensive literature review and future direction. J Vasc Interv Radiol.
2006;17(10):1571–93.
35
EUS-geführte Interventionen am pankreatobiliären System
U. Will
Innere Medizin III, SRH Wald-Klinikum Gera
EUS-BD:
Die
endoskopische
retrograde
Cholangiografie
(ERC)
ist
die
Standardmethode in der Therapie einer biliären Obstruktion. Bei Patienten mit Z. n.
Operation (Billroth-II-Anatomie, Roux-Y-Anastomose, Hepatikojejunostomie, Gastroenteroanastomose), tumoröser Magenausgangsstenose, einer entzündlich oder
tumorös destruierten Papille oder bei kompletter Obstruktion des Gallengangs ist eine
primäre endoskopische Drainage nicht mehr möglich.
In diesen Fällen kommen derzeit die enteroskopische ERC oder die perkutane
transhepatische Cholangiodrainage (PTCD) zum Einsatz. Bei Patienten mit malignen,
inkurablen Grundleiden und begrenzter Lebenserwartung stellt die externe Drainage
ein beachtenswertes psychologisches Problem dar, da die sichtbare Galleableitung
verbunden mit täglichen Spülungen dem Patienten permanent die unheilbare Situation
und damit die Ausweglosigkeit seines Leidens vor Augen führt. Mit der EUS-geführten
biliären Drainage (EUS-BD) steht eine Methode zur Verfügung, die bei Patienten mit
maligner inkurabler Obstruktion und frustraner ERC das Therapieziel einer dauerhaften internen Galleableitung in der palliativen Situation erfüllen kann. Technisch sind
mehrere Varianten der EUS-geführten Drainage möglich, die sich nach dem Zugangsweg, der formierten bilioenterischen Anastomose sowie der Flussrichtung der Galle
einteilen lassen. Die Entscheidung, welche Drainage präferiert wird, richtet sich nach
der Anatomie, der Obstruktionslokalisation und dem gangbaren Zugangsweg und ist
meist in einer Planungssonografie zu treffen. Bei der Vielzahl von EUS-geführten
Galleableitungsverfahren wird ein sinnvoller und differenzierter therapeutischer
Algorithmus der EUS-BD vorgeschlagen. Weltweit wurden bisher in spezialisierten
Zentren über 1000 Patienten mit diesen neuen Drainagetechniken bei Erfolgsraten von
75–98% und Komplikationsraten von 12–25% behandelt [1]. Im eigenen Krankengut
von 300 Patienten können wir auf eine Drainageerfolgsrate von 94%, bei
Komplikationen von 15% und eine Mortalität von 0,3% verweisen [2].
36
Art der EUS-BD
EUS – ERCP – Rendezvous
EUS-antegrad-intern
Hepatiko-Gastrostomie
Hepatiko-Ösophagostomie
Hepatiko-Jejunostomie
Choledocho-Gastrostomie
Choledocho-Duodenostomie
Choledocho-Jejunostomie
Cholezysto-Duodenostomie,
Cholezysto-Gastrostomie
Jejuno-Jejunostomie
(Afferent-Loop-Syndrom)
Zugangsweg
transhepatisch
extrahepatisch
transhepatisch
transhepatisch
transhepatisch
transhepatisch
extrahepatisch
extrahepatisch
extrahepatisch
extrahepatisch
Abkürzung
EUS-RV
Drainagerichtung
antegrad-anatomiegerecht
EUS-AD
EUS-HG
EUS-HE
EUS-HJ
EUS-CG
EUS-CD
EUS-CJ
EUS-CCD
EUS-CCG
EUSEnteroanastomose
antegrad-anatomiegerecht
retrograd
retrograd
retrograd
antegrad-Neoostium
antegrad-Neoostium
antegrad-Neoostium
antegrad-Neoostium
Tab. 1: Möglichkeiten der EUS-BD inkl. Zugangswege und Drainagerichtung
EUS-PD: Patienten mit einer symptomatischen Retention des Pankreasgangs und
Z. n. Operationen am Pankreas oder Roux-Y-Rekonstruktion und frustraner konventioneller oder enteroskopischer ERP ist die EUS-geführte Intervention am Pankreasgang eine sinnvolle Alternative zur Re-Operation. Endosonografisch kann man aus
dem Magen oder Dünndarm den erweiterten Gang punktieren und durch Kontrastmittelinstillation die Engstelle verifizieren und bei erreichbarer Papille und ausleitbarem
Draht die Stenose in Rendezvous-Technik behandeln. Ist die Papille oder Anastomose
nicht erreichbar, kann man die Striktur transpankreatisch nach Drahtpassage mit dem
Ballon aufdehnen und die Anastomose durch Einlage einer Ringdrainage (GastroPankreato-Jejunostomie) für 8 Wochen schienen. Gelingt keine Passage der Striktur,
ist eine retrograde Drainage (Pankreatiko-Gastro- bzw. Jejunostomie) des erweiterten
Pankreasgangs durch Einlage von Plaststents oder gecoverten Metallstents möglich.
Diese Drainagen können in Intervallen gewechselt werden oder es kann nach
Entfernung ein Auslassversuch gemacht werden. Bei zureichender Pankreassekretion
kommt es selten zu einem Verschluss des neu formierten Ostiums, sodass dieses
auch ohne Neueinlage einer Prothese i. S. einer persistierenden inneren Fistel
fungiert. Weltweit wurden bisher in spezialisierten Zentren über 400 Patienten mit
diesen neuen Drainagetechniken bei Erfolgsraten von 60–90% und Komplikationsraten von 20–35% behandelt [3]. Im eigenen Krankengut von 120 Patienten können
wir auf eine Drainageerfolgsrate von 72% bei Komplikationen von 20% und einer
Mortalität von 0% verweisen [4].
37
Literatur:
1.
2.
3.
4.
38
Fabbri C, Luigiano C, Lisotti A, Cennamo V, Virgilio C, Caletti G, et al. Endoscopic
ultrasound-guided treatments: are we getting evidence based – a systematic
review. World J Gastroenterol. 2014;20(26):8424–48.
Will U, Fueldner F, Kern C, Meyer F. EUS-guided bile duct drainage (EUBD) in
95 patients. Ultraschall Med. 2015;36(3):276–83.
Tyberg A, Sharaiha RZ, Kedia P, Kumta N, Gaidhane M, Artifon E, et al. EUSguided pancreatic drainage for pancreatic strictures after failed ERCP: a multicenter international collaborative study. Gastrointest Endosc. 2017;85(1):164–9.
Will U, Reichel A, Fueldner F, Meyer F. Endoscopic ultrasonography-guided
drainage for patients with symptomatic obstruction and enlargement of the
pancreatic duct. World J Gastroenterol. 2015;21(46):13140–51.
Roboter-unterstützte Chirurgie
C. Reißfelder
Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum
Carl Gustav Carus, TU Dresden
Nachdem in den letzten 30 Jahren die laparoskopische Chirurgie mit ihren immer
besseren Instrumenten in alle Gebiete der Viszeralchirurgie vorgedrungen ist, war es
nur eine Frage der Zeit, dass Roboter-unterstützte Systeme zum minimalinvasiven
Operieren auf den Markt kommen. Wenn nun neue Systeme auf den Markt kommen,
muss man sich immer fragen, ob diese eine Verbesserung oder zumindest Gleichwertigkeit gegenüber den aktuell vorhandenen Verfahren darstellen. Die Frage der
Patientensicherheit gilt es dabei zuerst zu klären. Anschließend sind 3 Fragen zu
beantworten:
• Ist eine bestimmte Operation mit der neuen Methode machbar?
• Wie sind die Ergebnisse?
• Birgt die neue Methode Vorteile gegenüber dem Goldstandard?
Das aktuell genutzte und bislang einzige Roboter-unterstützte System kommt von
Intuitive Surgical, der DaVinci-Roboter, wobei andere Systeme in den kommenden
Jahren auf den Markt kommen werden. Die potenziellen Vorteile sind, dass man mit
diesem System komplexe Bewegungen durch ein zusätzliches Gelenk in den
Instrumenten machen kann, dass durch die 3D-Technik eine bessere Visualisierung
möglich ist und die Kamera durch den Operateur selbst bedient werden kann. Des
Weiteren wird der physiologische Tremor nicht in das System übersetzt. Nachteile sind
eine nicht unerhebliche Lernkurve, kein haptisches Feedback und die primär erhöhten
Kosten.
Mittlerweile gibt es für jede Organ-Entität Publikationen, die die Machbarkeit selbst bei
komplexen Resektionen mit dem DaVinci-System belegen. Schaut man sich nun die
Ergebnisse an, so muss man zwischen dem Vergleich zu den konventionellen, offenen
Resektionen und den minimalinvasiven Operationen differenzieren. Im Vergleich zu
den konventionellen Operationen bietet das Roboter-unterstützte System die gleichen
Vorteile wie laparoskopische Operationen mit einer verkürzten Liegedauer, weniger
Wundheilungsstörungen und einer geringeren Narbenhernienrate. Im Vergleich zu den
laparoskopischen Verfahren stellt sich aktuell übergreifend auf alle Operationen kein
39
Vorteil durch die Roboteroperation ein. Allerdings scheint es, dass gerade die
komplexen minimalinvasiven Operationen wie eine Pankreaskopfresektion, eine Ösophagusresektion oder eine tiefe anteriore Rektumresektion mit dem Operationsroboter
einem größeren Patientengut angeboten und erfolgreich durchgeführt werden können.
Somit profitieren mehr Patienten von den Vorteilen der minimalinvasiven Chirurgie
durch ein Roboter-unterstütztes System. Auch darf man nicht vergessen, dass die
Computer-unterstützten Operationssysteme erst am Anfang ihrer Entwicklung stehen.
Weitere Anwendungen werden sein, dass die präoperative Schnittbildgebung in die
aktuellen laparoskopischen Bilder mit eingespielt und somit verdeckte Strukturen wie
Blutgefäße visualisiert werden können. Dies führt zu einer Vereinfachung der Resektion und gleichzeitig zu einer Reduktion möglicher Fehler.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass das aktuell vorhandene Roboter-unterstützte
System dem laparoskopischen Operieren sowohl von der Indikationsstellung als auch
von der Durchführung her gleichwertig ist. Es ist allerdings zu erwarten, dass sowohl
die Technik (Instrumente, Visualisierung) als auch die Rechenleistung der Roboterunterstützten Systeme weiterentwickelt wird und es somit zu einer Überlegenheit
dieser Systeme (im Sinne einer „Robotic-guided Surgery“) kommen wird.
40
Proktitis
G.W. Kolbert
ehd – End- und Dickdarmzentrum Hannover
Die Proktitis ist definiert als Entzündung im unteren Rektum. Die kolorektale Mukosa
weist im Rahmen des Entzündungsprozesses relativ uniforme Reaktionsmuster auf
verschiedenste Noxen auf. Dies führt im Rahmen der Diagnostik zu dem Problem,
dass weder anhand der geschilderten Beschwerden, noch anhand des makroskopischen endoskopischen Befunds ein eindeutiger Schluss auf die Ätiologie gezogen
werden kann.
Am häufigsten beschreiben die Patienten eine Stuhlfrequenzerhöhung verbunden mit
einem imperativen Stuhldrang, schleimig-blutigen Diarrhöen und Tenesmen.
Eine strukturierte Diagnostik beinhaltet die ausführliche Anamnese, wobei auch immer
eine Sexualanamnese erhoben werden sollte, sowie eine Mikrobiologie mit Stuhlkulturen und Abstrichen aus dem Rektum und eine endoskopische Diagnostik.
Differenzialdiagnostisch muss neben den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
auch an eine infektiöse, Medikamenten-induzierte oder radiogen bedingte Ursache der
Proktitis gedacht werden. Deutlich seltener sind externe Agenzien, eine Ischämie oder
vorangegangene Operationen Ursache einer Proktitis.
Die Proktitis ulcerosa als häufigste Form der Proktitis wird im akuten Schub mit
topischem Mesalazin, ggf. kombiniert mit oralem Mesalazin und einem Steroid,
therapiert. Zur Remissionserhaltung wird topisches Mesalazin für mindestens 2 Jahre
empfohlen.
In der Reihenfolge der Häufigkeit folgt den chronisch entzündlichen Proktitiden dann
die mechanisch bedingte Proktitis, entweder durch Druck von außen oder im Rahmen
eines Rektumprolapses. Hier sollte therapeutisch primär mit stuhlregulierenden
Maßnahmen und ggf. mit rektalen Entleerungshilfen gearbeitet werden. Ein operativer
Eingriff ist erst nach einem konservativen Behandlungsversuch indiziert.
Bei der radiogen bedingten Proktitis muss zwischen dem akuten Stadium mit direkter
radiogener Schädigung der Mukosazelle und dem chronischen Stadium, einem
Strahleneffekt auf die Blutgefäße und das Bindegewebe, in diesem Sinne eher eine
Proktopathie, unterschieden werden. Im akuten Stadium, d. h. in den ersten 6 Wochen
der Bestrahlung, kann mit topischem Sucralfat oder Mesalazin therapiert werden, die
41
Studienlage hierzu ist jedoch eher mäßig. Im chronischen Stadium der Strahlenproktopathie mit Blutungen und Ausbildung von Teleangiektasien kann ein Therapieversuch mit einer Argon-Plasma-Koagulation erfolgen. Einzelne Studien haben auch
Therapieerfolge mit dem Angiogenesehemmer Thalidomid beschrieben. Auch zu
diesen Therapien gibt es keine abschließenden Empfehlungen. Häufig hilft die
Strategie der Befundaufklärung und „wait-and-see“ bei den meist älteren Patienten
ohne weitere invasive Maßnahmen am besten.
Bei den medikamentös induzierten Proktitiden sollte in der Anamnese insbesondere
nach topischen nicht-steroidalen Antiphlogistika und Ergotamin-haltigen Suppositorien
gefragt werden. Die Therapie der Wahl ist hier, die Noxen abzusetzen bzw. die weitere
Verwendung zu unterlassen.
Einen wichtigen Aspekt im Rahmen der infektiösen Proktitiden stellt die Sexualanamnese dar, die immer erhoben werden sollte. Eine Risikogruppe stellen
homosexuelle Männer mit analem Geschlechtsverkehr und häufig wechselnden
Sexualpartnern dar. Das Erregerspektrum (Chlamydien, Gonokokken, Treponemen,
HIV, HSV etc.) sollte durch Abstriche (Trockenabstrich-PCR und Kultur) und durch
serologische Untersuchungen abgeklärt werden. Hierbei sollte auch ein Augenmerk
auf die Partner als Erregerreservoir gelegt werden. Die Therapie erfolgt entsprechend
den Leitlinien der Deutschen STI-Gesellschaft.
Zu den selteneren Ursachen einer Proktitis zählen von extern eingebrachte
Fremdkörper oder Agenzien (Alkohol, heißes Wasser, Kaffeesatz etc.). Hier besteht
die Therapie ebenfalls in der Vermeidung der Noxen. Die Schwierigkeit in der Therapie
stellt hier eher die Eruierung durch die Anamnese dar.
Bei den operationsbedingten Proktitiden müssen die Diversionskolitis und die Proktitis
nach proktologischen Operationen Erwähnung finden. Die Therapie der Wahl der
Diversionskolitis ist der Wiederanschluss des ausgeschalteten Rektums; ggf. kann bis
zu diesem Zeitpunkt topisch mit kurzkettigen Fettsäuren (Butyrat) oder mit Mesalazin
therapiert werden. Die Datenlage hierzu ist gering.
Nach proktologischen Operationen unter Benutzung eines Staplers kann es im Bereich
der Klammernaht zu entzündlichen Veränderungen kommen. Hier besteht die
Möglichkeit der Agraffektomie oder der lokalen Therapie mit Mesalazin.
42
Zusammenfassend sollte als rationelles Vorgehen in der Diagnostik und Therapie der
Proktitis zunächst eine ausführliche Anamnese verbunden mit einer Sexualanamnese
erhoben werden. Eine endoskopische Untersuchung mindestens bis zum Colon
sigmoideum, ggf. mit Biopsieentnahme, schließt sich an. Bei entsprechenden anamnestischen Hinweisen sollte eine weiterführende mikrobiologische und serologische
Diagnostik erfolgen.
43
Hämorrhoiden – Differenzialdiagnostik und Therapie
V. Kahlke
Proktologische Praxis Kiel
Einleitung
Das Hämorrhoidalleiden ist nach wie vor eine Volkskrankheit mit ca. 2 Mio. betroffenen
Patienten pro Jahr in Deutschland. Symptomatisch wird das Hämorrhoidalleiden durch
Blutungen, aber auch durch eine Störung der Feinkontinenz (Nässen), welche zu einer
Irritation der Haut mit Pruritus ani, Brennen und Wundsein führt. Im fortgeschrittenen
Stadium kommen das Fremdkörpergefühl, Prolaps, Druck und bei Thrombosierung
entsprechend Schmerzen hinzu. Alle Symptome können auch singulär auftreten und
korrelieren nicht zwingend mit dem Stadium.
Systematik – Diagnostik
Die Einteilung der Hämorrhoiden hat international Bestand.
I°
Nur proktoskopisch sichtbar: vergrößerter Plexus haemorrhoidalis superior
II°
Prolaps bei der Defäkation – Reposition spontan
III°
Prolaps bei der Defäkation – Reposition nicht spontan, sondern manuell
IV°
Prolaps permanent fixiert – irreponibel
Aus der Definition ergibt sich, dass die Diagnose nach Anamnese, körperlicher und
proktologischer Untersuchung einschließlich Proktoskopie erfolgt und nicht mittels
Rektoskopie oder Koloskopie. Das Rektoskop und das Koloskop sind ungeeignet,
Hämorrhoiden zu beurteilen. Grundsätzlich sollte eine peranale Blutung als Leitsymptom auch bei vorhandenen vergrößerten Hämorrhoiden zur weiteren Abklärung
des Kolons führen, wenn sich Anhalte für eine höhergelegene Funktionsänderung
ergeben oder Risikofaktoren bestehen.
Konservative Therapie
Die konservative Therapie basiert auf der Vermeidung von Obstipation und Diarrhö mit
Erhöhung der Trinkmenge und ballaststoffreicher Ernährung. Ferner sollte das
44
Pressen bei der Defäkation und lange „Sitzungen“ vermieden werden. Die externe
Therapie mit Proktologika hat ihren Stellenwert nur bei der symptomatischen Therapie
und
keinen
bei
der
kausalen.
An
Wirkstoffen
kommen
Lokalanästhetika
(z. B. Lidocain), Adstringenzien (z. B. Policresulen) oder Antiphlogistika (z. B. Kortikosteroide) in Betracht.
Sklerosierung
Die Hämorrhoidalsklerosierung wird ebenfalls zur konservativen Therapie gezählt und
beinhaltet die Injektion von 2–5 ml narbeninduzierender Flüssigkeit, zumeist
Polidocanol-Lösung (= Aethoxysklerol® 3% und 4%). Technisch unterscheidet man die
Sklerosierung nach Blond (intrahämorrhoidale Sklerosierung) und die Technik nach
Blanchard (suprahämorrhoidal). Beide werden vor allem beim Hämorrhoidalleiden I.
und II. Grades eingesetzt. Die Komplikationsrate ist gering (< 1%), die Rezidivquote
nach 3 Jahren mit 42–64% jedoch hoch.
Semioperative Verfahren
Gummibandligatur (GBL)
Die semioperativen Verfahren beinhalten zunächst als das sicher etablierteste und
evaluierteste Verfahren die GBL (nach Barron = suprahämorrhoidal). Sowohl in
Deutschland als auch im angloamerikanischen Raum wird dieses Verfahren bei
Hämorrhoiden I°–II° und teilweise auch III° eingesetzt. Insbesondere im Vergleich zur
Sklerotherapie und Infrarottherapie zeigt sich die GBL überlegen. Eine CochraneAnalyse sieht die GBL bei Hämorrhoiden II° als Therapie der ersten Wahl und die
operativen Verfahren bleiben Therapieversagern und Hämorrhoiden III° vorbehalten.
HAL (Hämorrhoidalarterienligatur) und HAL-RAR (HämorrhoidalarterienligaturRecto-Anal Repair)
Die HAL wurde zunächst intensiv propagiert und zeigte in einigen Studien kurzfristig
gute Ergebnisse. Nach dem HubBLe Trial (Brown et al., Lancet 2016), das zeigte, dass
die Ergebnisse nach GBL und HAL gleichwertig sind (bei mehr Schmerzen nach HAL),
erscheint HAL kein Thema mehr.
Als Neuerung der letzten 5 Jahre erfolgte nun die Ergänzung um eine operative, nicht
resezierende Komponente, die RAR (Recto-Anal Repair). Nachdem gezeigt werden
45
konnte, dass die Ergebnisse nach RAR allein genauso gut sind, im Vergleich zur HALRAR, erscheint auch hier die HAL entbehrlich (Aigner et al., Colorectal Dis. 2016).
Operative Therapie
Exzidierende Verfahren
Zunächst muss an dieser Stelle betont werden, dass die „alten“ Verfahren sich bewährt
haben und nach wie vor ihren Stellenwert als „Goldstandard“ haben. Hierzu zählen die
offene Hämorrhoidektomie nach Milligan-Morgan, die geschlossene nach Ferguson
und ebenso die selten angewandte submuköse Hämorrhoidektomie nach Parks als
segmentär anzuwendende Operationen. Diese haben ihre klare Indikation bei den
Hämorrhoiden III°, insbesondere beim segmentären Prolaps. In einer Metaanalyse
konnte kein Vorteil eines Verfahrens gegenüber einem anderen gezeigt werden. Alle
Verfahren haben eine sehr niedrige Komplikationsrate von 1–1,5% für Blutungen,
Stenosen und Inkontinenz und auf der anderen Seite ca. 90% beschwerdefreie
Patienten nach 1–7 Jahren.
In den letzten Jahren haben die Instrumentarien der segmentären Hämorrhoidektomie
eine gewisse Modifikation erfahren und insbesondere dem bipolaren Verfahren mit
dem LigaSure™, UltraCision® oder der BiClamp® konnte in einer Metaanalyse eine
verkürzte Operationszeit und eine schnellere Wundheilung zugeschrieben werden,
ohne die Komplikationsraten oder die Heilungsraten gegenüber der konventionellen
Diathermie zu verbessern. In der Summe gibt es bis heute kein Verfahren, das einem
anderen klar vorzuziehen ist.
Die plastische Rekonstruktion nach Fansler-Anderson/Arnold hat ihren klaren Platz bei
zirkulären Hämorrhoiden IV°.
Hämorrhoidopexie (Stapler-Hämorrhoidopexie, SH)
Nach Einführung der SH zeigten Studien konstant gleiche Ergebnisse mit einem Vorteil
der SH im Hinblick auf die verkürzte Operationsdauer, den geringeren Blutverlust, die
rasche Genesung, die reduzierten Fehlzeiten bei der Arbeit und den geringeren
postoperativen Schmerzen. In der Summe hat sich die SH für die operative Therapie
der Hämorrhoiden III°, insbesondere der zirkulären Hämorrhoiden III°, durchgesetzt
und sich nach Verlassen der Lernkurve als Verfahren mit hoher Akzeptanz und
46
Sicherheit gezeigt. Die Patientenzufriedenheit auch noch nach fast 7 Jahren ist mit
70–80% hoch.
Fazit
• Die Einteilung der Hämorrhoiden erfolgt international identisch (Hämorrhoiden
I°–IV°).
• Die Diagnostik beinhaltet immer Anamnese, Untersuchung und Proktoskopie. Die
Koloskopie ist zur Diagnostik nicht geeignet, vielmehr ist die Indikation zur
Koloskopie zu klären.
• Eine Therapie erfolgt nur beim Hämorrhoidalleiden.
• Hämorrhoiden I° können mittels Sklerosierungstherapie oder Gummibandligatur
(GBL) behandelt werden.
• Hämorrhoiden II° sollten mittels GBL therapiert werden. Alternative Verfahren wie
die HAL und die HAL-RAR sind verlassen.
• Hämorrhoiden III° stellen eine Indikation zur Operation dar, bei segmentärer Ausprägung kommen exzidierende Verfahren in Betracht, ohne dass einem Verfahren
der Vorzug gegeben werden kann.
• Hämorrhoiden III° mit zirkulärem Befall sind eine gute Indikation für die Hämorrhoidopexie mit dem Zirkularstapler.
• Hämorrhoiden IV° sind eine Indikation für ein plastisch-rekonstruktives Verfahren
(n. Fansler-Anderson/Arnold).
• Akut thrombosierte Hämorrhoiden sollten zunächst konservativ therapiert werden,
bevor das geeignete Verfahren nach oben genannten Maßgaben ausgewählt wird.
47
Abszesse und Fisteln
C. Isbert
Allgemein- und Viszeralchirurgie, Amalie-Sieveking-Krankenhaus, Hamburg
Hintergrund
Analabszesse und Analfisteln gehören zu den septischen Komplikationen der
Anorektalregion. Ätiologisch werden sie in idiopathisch und chronisch entzündlich
unterteilt. Der Analabszess stellt dabei eine ernste septische Komplikation der Analfistel dar. Klinisch unterscheidet man einfache von komplexen Analfisteln. Einfache
Fisteln sind intersphinktär und transsphinktär mit < 30% Beteiligung der externen
Schließmuskulatur. Komplexe Fisteln dagegen betreffen > 30% der externen Schließmuskulatur, verlaufen supra- oder extrasphinktär und/oder liegen per definitionem bei
einem Morbus Crohn und/oder anderen Erkrankungen, wie z. B. einer Strahlenproktitis, vor.
Diagnostik und Therapie
Die Diagnostik von Analabszessen und -fisteln umfasst die klinisch-proktologische
Untersuchung inkl. Endoskopie, die anale 2D/3D-Endosonografie und die Magnetresonanztomografie. Grundsätzlich stellt jeder Analabszess eine OP-Indikation dar. Es
kann hier eine Inzision von einer Abszessexzision unterschieden werden. Wesentliches Ziel ist zunächst eine Entlastung des septischen Herdes. In manchen Fällen
kann zusätzlich intraoperativ eine Drainage der ursächlich für den Abszess verantwortlichen Fistel erreicht werden. Ziel der zweizeitigen Fisteloperation ist dagegen die
Behandlung und Kontrolle des septischen Fokus bei maximalem Erhalt der
Schließmuskelfunktion. Dabei reicht die operative Verfahrenswahl von der einfachen
Fistelspaltung bis hin zur komplexen plastischen Rekonstruktion, beispielsweise durch
einen endorektalen Advancement-Flap oder eine Grazilisplastik. Ein neueres
Verfahren ist die intersphinktäre Fisteltrakt-Ligatur (LIFT), die als besonders schließmuskelschonend angesehen werden kann.
Crohn-bedingte Analfisteln
Insbesondere die Crohn-bedingte Analfistel stellt auch heute noch ein besonderes
klinisches Problem dar. Hier hängt die definitive Versorgungsmöglichkeit ganz
48
wesentlich von dem Grad und der Ausprägung einer begleitenden Proktitis/Kolitis/
Enteritis ab. Präoperativ sind daher die exakte Kenntnis der Anamnese inkl. Konservativer Vortherapie (z. B. die Behandlung mit Biologika) sowie der intestinale Befall inkl.
intestinaler Voroperationen von entscheidender Bedeutung. Ein optimales Resultat
kann nur erwartet werden, wenn Chirurgie und Gastroenterologie dabei eng verzahnt
miteinander zusammenarbeiten. Ein besonderes Problem stellt die langjährige
stenosierende und fistulierende Crohn-Proktitis dar. Zumeist ist sie Endstadium eines
Crohn-bedingten Analfistelleidens und wird in den meisten Fällen mit einem Stoma
deviiert und/oder einer definitiven Proktektomie zugeführt. Eigene Ergebnisse zeigen,
dass bei einem durchschnittlichen Krankheitsverlauf von 18,5 Monaten mit einer
malignen Transformation im anorektalen Bereich gerechnet werden muss.
Aussichten
Das vorliegende Referat beschäftigt sich mit allgemeinen Behandlungsprinzipien
idiopathischer und Crohn-bedingter Analfisteln. Das Problem der stenosierend/fistulierenden Crohn-Proktitis wird dabei speziell unter den Aspekten des Kontinenzerhalts
und der malignen Transformation diskutiert.
49
Lebertransplantation 2017 and beyond
E. Jaeckel
Klinik
für
Gastroenterologie,
Hepatologie
und
Endokrinologie,
Medizinische
Hochschule Hannover
Die Lebertransplantation stellt das einzige lebensrettende Therapieverfahren bei
akutem Leberversagen oder fortgeschrittener Leberzirrhose dar. Aufgrund der
geringen Spendenbereitschaft in Deutschland steht dieses Verfahren jedoch nur einer
beschränkten Patientenzahl zur Verfügung. Es fehlt derzeit in der Gesellschaft, der
Politik und der Ärzteschaft ein Bekenntnis zur Transplantationsmedizin, auch wenn
mehr als 90% der bedürftigen Patienten ein Organ annehmen wollen. Bei zu
erwartender niedrigerer Zahl der HCV-Zirrhosen auf der Warteliste, nimmt die Zahl der
NASH-Zirrhosen und der hepatozellulären Karzinome weiter zu. Bei nicht
ausreichenden Spenderorganen muss deshalb das Ziel sein, durch eine verbesserte
Therapie von Lebererkrankungen den Bedarf zu senken und durch eine Verlängerung
der Transplantatfunktion die Notwendigkeit zur Retransplantation zu senken.
Hinsichtlich der verbesserten Therapien werden insbesondere neue Therapieoptionen
der HCV- und der HBV-Infektion, der NASH, der PBC sowie genetischer Lebererkrankungen den zukünftigen Bedarf an Transplantationen reduzieren und eine bessere
Therapie rekurrenter Erkrankungen nach Transplantation ermöglichen. Die chronische
Transplantatdysfunktion
wird
durch
Rekurrenz
der
Grunderkrankung,
biliäre
Komplikationen und chronische Abstoßungen bestimmt. Neue Konzepte der individualisierten Immunsuppression versuchen eine verstärkte Immunsuppression bei
sensibilisierten Hochrisikopatienten und eine Minimisierung bei Patienten mit
niedrigem Risiko. Erste Studien zeigen, dass in selektionierten Patienten die Immunsuppression komplett ausgeschlichen und eine Toleranz induziert werden kann. In der
Nachsorge nach Lebertransplantation ist ferner eine Kontrolle des kardiometabolischen Risikos, eine Verhinderung der fortschreitenden Niereninsuffizienz, ein
konsequentes Tumorscreening und eine konsequente Diagnostik und Therapie von
Infektionen notwendig. Ferner sollten ein Alkohol- und ein Nikotinverzicht erreicht
werden. Das neue nationale Transplantationsregister wird eine bessere Qualitätssicherung gewährleisten. Die Erhöhung der Organ-Spendenbereitschaft sollte ein
zentrales Anliegen der Gesellschaft sein und durch die Ärzteschaft unterstützt werden.
50
Medikamentöse, endoskopische und chirurgische Therapie der
primär sklerosierenden Cholangitis
C. Schramm
I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Martin Zeitz Centrum für Seltene Erkrankungen,
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) ist eine chronisch progrediente,
fibrosierende Entzündung der intra- und/oder extrahepatischen Gallenwege. Die PSC
ist in ca. zwei Drittel der Patienten mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung
assoziiert, die häufig als milde Pancolitis imponiert. Die Pathogenese der Erkrankung
setzt sich vermutlich aus Teilen einer immunvermittelten/autoimmunen Reaktion, einer
Barrierestörung sowie einem fehlgesteuerten Gallensäurenmetabolismus zusammen.
Das fehlende Verständnis der Pathogenese trägt dazu bei, dass derzeit keine
gesicherte medikamentöse Therapie der PSC zur Verfügung steht. Die Therapie mit
Ursodesoxycholsäure (UDCA) wird in Deutschland eingesetzt, ohne dass jedoch eine
Evidenz für die positive Beeinflussung der Progression der Erkrankung vorliegt. Dies
bedeutet allerdings nicht, dass UDCA in frühen Stadien der Erkrankung keinen Effekt
hat. Belegt hingegen sind die deutliche Absenkung der Leberwerte und der Wiederanstieg nach Absetzen der Therapie. Die einzige gesicherte Therapie der PSC bleibt
derzeit die Lebertransplantation, die mit guten 5-Jahres-Überlebensraten einhergeht.
Mehr als die Hälfte der Patienten entwickelt im Verlauf der Erkrankung eine dominante
Stenose. Die endoskopische Therapie dominanter Stenosen wird in der Regel durchgeführt, ohne dass hierfür die Wirksamkeit in kontrollierten Studien nachgewiesen
wurde. Die Dilatation einer dominanten Stenose sollte mit Ballon oder Bougie
durchgeführt werden und wenn möglich auf die Einlage eines Stents verzichtet
werden. Bei jeder neu aufgetretenen dominanten Stenose stellt sich die Differenzialdiagnose eines Cholangiokarzinoms (CCA). Das Risiko ein CCA zu entwickeln ist bei
PSC im Vergleich zu einer Kontrollpopulation ca. 400-fach erhöht. Das größte Risiko
besteht im ersten Jahr nach Diagnosestellung der PSC. Danach beträgt die jährliche
Inzidenz ca. 0,5–1%, was zu einem Lebenszeitrisiko von 20–30% führt. Das CCA ist
die häufigste Todesursache bei PSC. Patienten mit PSC und Kolitis haben außerdem
ein deutlich erhöhtes Risiko kolorektale Karzinome zu entwickeln. Daher ist ab
51
Diagnosestellung PSC und Kolitis eine jährliche Vorsorgekoloskopie indiziert. Dieses
Vorgehen senkt für PSC-Patienten das Risiko an kolorektalen Karzinomen zu
versterben.
Die frühe Erkennung eines CCA stellt nach wie vor ein ungelöstes Problem dar. Es
gibt keine Evidenz, dass eine regelmäßige Surveillance mittels Sonografie, Tumormarker oder MRT die Mortalität durch ein CCA senken kann. Dennoch wird in den
meisten Zentren alle 6–12 Monate eine Sonografie sowie alle 12–24 Monate eine
MRT/MRCP durchgeführt. Hier sollte besondere Aufmerksamkeit auf die Gallenblase
gerichtet werden, da PSC-Patienten auch ein erhöhtes Risiko für Gallenblasenkarzinome haben und diese in frühen Stadien einer kurativen Therapie zugeführt
werden können. Daher besteht bei einem Patienten mit PSC und Polypen < 10 mm
die Indikation zur Cholezystektomie. Alternativ müssen diese Patienten sehr engmaschig überwacht werden, z. B. mit Sonografien initial alle 3 Monate. In der Zukunft
werden risikoadaptierte Surveillance-Programme und sensitivere diagnostische
Methoden die Früherkennung des PSC-assoziierten CCA verbessern.
52
Medikamentöse, endoskopische und chirurgische Therapie der
primär sklerosierenden Cholangitis (PSC)
T. Lankisch
Endoskopie am Glockengießerwall, Hamburg
Die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) ist eine cholestatische Lebererkrankung,
die vor allem junge und in etwa zwei Drittel aller Fälle männliche Patienten betrifft.
Über eine progrediente Entzündung und Fibrose der intra- und/oder extrahepatischen
Gallenwege führt diese Erkrankung zu Gallengangsstrikturen und im Langzeitverlauf
zur biliären Zirrhose.
Patienten mit einer PSC haben ein erhöhtes Risiko für ein cholangiozelluläres
Karzinom, ein Gallenblasenkarzinom oder ein Kolonkarzinom.
Bislang existiert keine gesicherte kurative medikamentöse Therapie der PSC.
Ursodesoxycholsäure (UDCA) senkt zwar die cholestatischen Laborparameter, ein
positiver Einfluss auf die Prognose konnte bislang jedoch nicht gezeigt werden. Eine
randomisierte doppelblinde Studie zeigte sogar, dass eine Hochdosis-UDCA-Therapie
mit 28–30 mg/kg/Tag mit einer signifikanten Verschlechterung assoziiert war und
daher aktuell nicht empfohlen wird. Für die niedrige und mittlere Dosierung
(10–20 mg/kg/Tag) existieren keine prospektiven Daten. Retrospektiv erhobene
Befunde sprechen zumindest für eine Senkung des Risikos für ein Kolonkarzinom.
Zu den endoskopischen Therapieoptionen der Gallengangsstenosen zählen die
Bougierung und die Dilatation von Gallengangsstenosen. Oft sind wiederholt endoskopische Eingriffe notwendig, bis eine dauerhafte, ausreichende Gallenabflussmöglichkeit geschaffen ist. Die Erfolgsrate endoskopischer Dilatationen liegt bei ca. 90%.
Stentimplantationen sind eher mit einer höheren Komplikationsrate assoziiert.
Die einzige kurative Therapieoption bei PSC ist derzeit die Lebertransplantation. Dabei
ist die Festlegung des optimalen Zeitpunkts die größte Herausforderung des behandelnden Arztes. Die Prognose von Patienten mit PSC, die transplantiert wurden, ist im
Vergleich zu den anderen hepatobiliären Erkrankungen sehr gut. An der Medizinischen
Hochschule Hannover erreichte das 5-Jahres-Überleben nach Lebertransplantation
bei der PSC 89,4%.
53
Komplikationen der Leberzirrhose – Update 2017
T. von Hahn
Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie und Institut für Molekularbiologie, Medizinische Hochschule Hannover
Im Stadium der Dekompensation ist die Leberzirrhose eine Multisystemerkrankung,
deren Komplikationen alle Organsysteme betreffen. Ziel des Vortrags ist es, neue
Daten, die hohe Relevanz für das Management von Patienten mit dekompensierter
Leberzirrhose haben, zusammenzufassen und vor dem Hintergrund des bisherigen
Wissenstands zu diskutieren.
Infektionen
Infektionen und insbesondere die spontan bakterielle Peritonitis (SBP) sind häufiger
Trigger terminaler Dekompensationsereignisse. Es ist zunehmend klar, dass eine
ambulant und eine im Krankenhaus erworbene SBP mikrobiologisch und klinisch
verschiedene Entitäten sind, die auch ein differenziertes Management erfordern. Eine
breitere empirische Antibiose scheint das Überleben bei im Krankenhaus erworbener
SBP verbessern zu können.
Portale Hypertension/Ösophagusvarizenblutung
Nicht-selektive Betablocker haben einen festen Stellenwert in der Prophylaxe von
Ösophagusvarizenblutungen bei kompensierter und früh-dekompensierter Zirrhose.
Carvedilol, das neben einer beta- auch eine alpha1-blockierende Wirkung hat, etabliert
sich zunehmend als erste Wahl in diesem Indikationsgebiet. Der optimale Einsatz von
bzw. der Verzicht auf Betablocker bei weiter fortgeschrittener Dekompensation wird
zurzeit kontrovers diskutiert. Eine zunehmende Bedeutung in der Steuerung der
Therapie kommt möglicherweise der Messung des hepatovenösen Druckgradienten
(HVPG) zu.
Nierenversagen bei Leberzirrhose/Hepatorenales Syndrom
Die üblichen Verfahren zur Abschätzung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) unterschätzen die Nierenfunktionseinschränkung bei Leberzirrhose. Mit der „Royal Free
54
Hospital cirrhosis GFR“-Formel steht nun ein möglicherweise präziseres Instrument
zur Verfügung. Terlipressin in Kombination mit Humanalbumin ist etabliert in der
Therapie des hepatorenalen Syndroms. Neuere Daten weisen darauf hin, dass eine
kontinuierliche Gabe von Terlipressin im Vergleich zur häufig praktizierten Bolusgabe
ein äquivalentes Ansprechen mit niedrigeren Gesamtdosen und geringeren Nebenwirkungen ermöglicht. Mit dem vasoaktiven Peptid Serelaxin hat ein neues Wirkprinzip in
der frühen klinischen Erprobung vielversprechende Effekte beim Nierenversagen bei
Zirrhotikern gezeigt.
Blutungsrisiko bei invasiven Prozeduren
In der klinischen Routine eingesetzte Assays (INR, Thrombozyten) bilden das
Blutungsrisiko bei Leberzirrhosepatienten, die sich invasiven Eingriffen unterziehen
müssen, nur ungenau ab. Trotz deutlich pathologischer Werte sind Blutungskomplikationen selten. Die Thrombelastografie bietet möglicherweise eine globalere
Einschätzung des Blutungsrisikos und erlaubt es, die unnötige Verabreichung von
Blutprodukten vor Eingriffen zu reduzieren.
55
Nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) – Diagnose und
Therapie
H. Bantel
Klinik
für
Gastroenterologie,
Hepatologie
und
Endokrinologie,
Medizinische
Hochschule Hannover
Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) umfasst die nicht-alkoholische
Fettleber (NAFL) sowie die nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH), die zur
fortschreitenden Leberfibrosierung, Leberzirrhose und Entstehung eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) führen kann. Die globale Prävalenz der NAFLD beträgt
25%, wobei Risikogruppen wie Patienten mit Adipositas oder Typ-2-Diabetes eine
deutlich höhere Prävalenz aufweisen [1–3]. In Risikogruppen kann deshalb eine
Untersuchung auf das Vorliegen einer NAFLD durchgeführt werden [3]. Dabei ist die
Ultraschalldiagnostik das bildgebende Standardverfahren zum Nachweis einer
Leberverfettung [4]. Da die Leberfibrose einen wichtigen prognoserelevanten Faktor
für den Krankheitsverlauf der NAFLD darstellt [5], kann zur besseren Risikoeinschätzung der NAFLD Fibrosis Score (NFS) bestimmt werden. Dieser nichtkommerzielle Score, dem einfach zu erhebende Faktoren wie Alter, BMI, Glukose,
Thrombozytenzahl, Albumin und AST/ALT-Quotient zugrunde liegen, kann zum
Ausschluss einer fortgeschrittenen Fibrose durchgeführt werden [3, 6]. Die transiente
Elastografie ermöglicht als weitere nicht-invasive Methode den Ausschluss einer
fortgeschrittenen Fibrose/Zirrhose mit hoher Wahrscheinlichkeit [7]. Die Leberbiopsie
bleibt jedoch der diagnostische Goldstandard zur Unterscheidung einer NASH von
einer NAFL und zur Beurteilung des Fibrosestadiums. Zur histologischen Differenzierung und Aktivitätsbestimmung der NASH stehen Scoring-Systeme wie der NAFLD
Activity Score (NAS), der das Ausmaß der Steatose, der Entzündung sowie der
Leberzellschwellung (Ballonierung) beurteilt, zur Verfügung [8].
Da bislang keine für die Indikation NAFLD zugelassenen Medikamente verfügbar sind,
sind Lebensstilmodifikationen wie Gewichtsreduktion derzeitig die einzige therapeutische Option bei NASH-Patienten. Es konnte gezeigt werden, dass eine Gewichtsreduktion von 5–10% des Körpergewichts mit einer Verbesserung der histologischen
NASH-Komponenten einhergeht [9]. Allerdings wird diese Gewichtsabnahme nur von
56
wenigen Patienten erreicht. Deshalb sind weitere Therapieoptionen für Patienten mit
ungünstigem Krankheitsverlauf dringend erforderlich.
Aktuell sind einige vielversprechende neue Medikamente mit unterschiedlichen
Wirkprinzipien für die Behandlung der NAFLD in klinischer Entwicklung. Zu diesen
zählen Agonisten des nukleären Farnesoid-X-Rezeptors (FXR) wie Obeticholsäure
(OCA). In einer Phase-II-Studie (FLINT) führte eine 72-wöchige Therapie mit OCA bei
NASH-Patienten zu einer signifikanten Verbesserung der histologischen NASHKomponenten sowie des NAS und der Fibrose im Vergleich zu placebobehandelten
Patienten [10]. Eine weitere vielversprechende Therapieoption zur Behandlung der
NASH wird in PPAR-Agonisten gesehen, die durch Aktivierung von PeroxisomenProliferator-aktivierten Rezeptoren günstige Stoffwechseleffekte erzielen. In einer
Phase-II-Studie wurden NASH-Patienten für 52 Wochen mit Elafibranor, einem
PPAR-α/δ-Agonist, in unterschiedlicher Dosis behandelt. Elafibranor (120 mg/Tag)
führte im Vergleich zu Placebo signifikant häufiger zu einer Verbesserung/Rückbildung
von histologischen Kriterien der NASH ohne Fibroseprogression [11]. Eine Rückbildung der histologischen NASH-Komponente Ballonierung und keine Verschlechterung
der Fibrose konnte signifikant häufiger durch den Glucagon-like-Peptide-1 (GLP1)Rezeptoragonisten Liraglutid im Vergleich zu Placebo in einer Phase-II-Studie (LEAN)
bei NASH-Patienten erzielt werden [12]. Für diese Substanz besteht neben der
Zulassung für die Behandlung des Typ-2-Diabetes bereits auch eine Zulassung zur
Behandlung der Adipositas bzw. des Übergewichts mit Komplikationen. Aramchol
beeinflusst als Fettsäure-Gallensäure-Konjugat hepatische Signalwege des Lipidstoffwechsels und wird gegenwärtig in einer Phase-II-Studie (ARREST) bei NASHPatienten evaluiert. Nor-Ursodesoxycholsäure zeigte in präklinischen Studien antiinflammatorische und anti-fibrotische Effekte und wird gegenwärtig in einer Phase-IIStudie bei NASH-Patienten untersucht (NUC-4/NAS). Ergebnisse einer Phase-IIStudie (CENTAUR) zur Behandlung von NASH-Patienten mit Cenicriviroc zeigten,
dass dieser duale Chemokinrezeptor-2/-5-Antagonist im Vergleich zu Placebo zu einer
signifikanten Verbesserung der Fibrose und keiner Verschlechterung der Steatohepatitis führt. Da Apoptose eine zentrale Rolle in der Krankheitsprogression der
NASH spielt, könnte sich die Inhibition von Caspasen, den Schlüsselenzymen der
Apoptose, als weitere zukünftige Therapieoption bei NASH erweisen. Gegenwärtig
wird der Caspase-Inhibitor Emricasan in einer Phase-II-Studie bei NASH-Patienten
evaluiert (NCT02686762).
57
Für einige der oben genannten Substanzen, wie z. B. Elafibranor oder OCA, wurde
bereits eine Phase-III-Studie initiiert. Es ist deshalb anzunehmen, dass zukünftig auch
für die Behandlung der NASH spezifisch wirksame Therapieansätze zur Verfügung
stehen werden. Bis zu deren Zulassung bleibt jedoch derzeitig nur die Behandlung der
NASH durch Lebensstilmodifikationen und die Überwachung der Patienten bezüglich
der Entwicklung von Komplikationen.
Literatur:
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multicentre, double-blind, randomised, placebo-controlled phase 2 study. Lancet.
2016;387(10019):679–90.
58
Ernährung im Alter
J. Ockenga
Innere Medizin II, Gesundheit Nord, Klinikum Bremen-Mitte
Aufgrund der demografischen Entwicklung steigt in der Gastroenterologie der Anteil
der älteren Patienten sowohl in der Praxis als auch in der Klinik. Die Gastroenterologie
ist ein Fach, in dem sich „naturgemäß“ viele Patienten mit Störungen der Ernährung
finden. Das Risiko einer Ernährungsstörung erhöht sich mit zunehmendem Alter
nochmals und führt häufig zu einer Fehl- bzw. Mangelernährung.
Eine Mangelernährung ist ein unabhängiger Risikofaktor für eine erhöhte Morbidität
und Mortalität und bedarf daher einer eigenständigen therapeutischen Beachtung in
der Betreuung der Patienten. Die postulierten Mechanismen, über die ein schlechter
Ernährungszustand zu einer ungünstigen Prognose im Krankheitsverlauf führen kann,
sind:
– Beeinträchtigung des Immunsystems mit Infektionsanfälligkeit,
– Beeinträchtigung der gastrointestinalen Barriere mit systemischer Inflammation,
– Muskelschwäche mit Fall- und Frakturneigung, verlängerten Beatmungszeiten in
der Intensivmedizin, verzögerter Rekonvaleszenz nach Trauma und Operation,
– verzögerte Wundheilung.
59
Besondere Bedeutung hat der Verlust der Muskelmasse und daher der funktionellen
Reserve, die insbesondere im Alter bei hypokalorischer Ernährung und/oder Immobilisation ausgeprägt und nur schwer reversibel ist. Daher sollte frühzeitig und präventiv
einer adäquaten Ernährungstherapie der notwendige Stellenwert beigemessen
werden.
Initialer Schritt muss die Suche nach behebbaren Ursachen einer reduzierten
Nahrungsaufnahme sein. Hierbei sind auch Probleme außerhalb des primären gastroenterologischen Fokus, wie z. B. Probleme mit dem Kauapparat oder künstlichem
Gebiss oder auch psychososziale Ursachen wie Vereinsamung und Depression, zu
beachten.
60
Primärer therapeutischer Ansatz ist eine ausreichende Kalorien- und Eiweißzufuhr.
Anhaltspunkt ist hier ca. 25–30 kcal/kg KG/Tag und 1,2–1,5 g/kg KG/Tag.
Grundsätzlich sollte – bei gegebener Indikation – eine Ernährungstherapie einem
Stufenschema folgen, bei dem die künstliche Ernährung erst dann zum Einsatz kommt,
wenn die Deckung des Nährstoffbedarfs durch Diätberatung, Unterstützung bei der
Nahrungszubereitung und -zufuhr oder durch Modifikation der „üblichen“ Kost nicht
mehr gewährleistet ist. Das Potenzial der Verbesserung der Nahrungszufuhr durch
diätetische Modifikationen wird im Allgemeinen unterschätzt. So kann die Energiezufuhr allein durch Verwendung natürlicher, energiedichter Substrate (Sahne, Öl,
Butter) sowie Zwischenmahlzeiten und Snacks um 35% erhöht werden (Ödlund 2003).
Wenn eine künstliche Ernährung indiziert ist, sollte die enterale Ernährung gegenüber
der parenteralen Ernährung als physiologischerer Zugangsweg mit geringerem metabolischem Risikoprofil, geringerem Infektionsrisiko und günstigerem Effekt auf die
intestinale Mukosa bevorzugt werden. Nicht zuletzt ist die enterale Ernährung deutlich
kostengünstiger als die parenterale Ernährung.
61
Ein besonderer Aspekt einer Ernährung des alten Patienten besteht bei Vorliegen
einer fortgeschrittenen Demenz. Hier ist die Indikation zu einer invasiven Ernährung
(z. B. PEG oder ZVK) sehr zurückhaltend zu stellen. Prospektive Studien haben hier
keinen Vorteil gezeigt.
62
Anämie im Alter
C. Maaser
Ambulanzzentrum Gastroenterologie, Klinik für Geriatrie, Städtisches Klinikum
Lüneburg
Je nach Studie liegt die Prävalenz der Anämie im Alter, definiert als ein Hb-Wert
< 12 g/dl, im Alter > 65 Jahre, zwischen 20 und > 50%. Somit handelt es sich zunächst
einmal um ein häufiges Ereignis. Da eine Anämie im Alter u. a. zu einer Zunahme von
Störungen der kognitiven Funktionen, depressiven Verstimmungen, Benommenheit,
Schwindel und Zunahme von Restless-Legs-Syndromen führt, handelt es sich nicht
nur um ein zahlenmäßig häufiges Phänomen, sondern auch um ein relevantes
Problem. Zu den aus gastroenterologischer Sicht wichtigen Ursachen der Anämie im
Alter sind die Malnutrition und die Malabsorption sowie der Blutverlust im oberen und
unteren Gastrointestinaltrakt zu nennen. Ein weiteres wichtiges Gebiet sind chronische
Erkrankungen wie chronische Niereninsuffizienz und Leberfunktionsstörungen sowie
chronische Entzündungen, wobei hier speziell für das höhere Lebensalter das
Vorliegen von Inflammaging, ein Zustand erhöhter Spiegel von proinflammatorischen
Zytokinen wie IL-1, IL-6 und TNF als mitursächlich beschrieben und diskutiert wird.
Wichtig zu berücksichtigen ist, dass in Untersuchungen bei Patienten > 65 Jahre in bis
zu 40% mehr als 1 Ursache für die bestehende Anämie vorliegt.
Der Einfachheit halber, sowohl was die Diagnostik als auch die sich hieraus ergebende
Therapie betrifft, sollte zunächst ein Ausschluss von Mangelzuständen wie Eisen,
Folsäure und Vitamin B12 erfolgen. Zur Evaluation des Eisenspeichers sollte neben
dem Ferritin im Serum die Transferrinsättigung bestimmt werden, da das Vorliegen
chronisch entzündlicher Zustände u. a. durch vermehrt gebildetes Hepcidin falschnormale Ferritinwerte vortäuschen kann. Weitere Parameter, die eine noch differenziertere Betrachtung erlauben, sind der Hämoglobin (Hb)-Gehalt der Retikulozyten und
der Retikulozyten-Produktionsindex.
Liegt nun ein Vitamin-B12- und/oder Eisenmangelzustand vor, stellt sich als Gastroenterologe die Frage nach der Notwendigkeit zur endoskopischen Diagnostik. Grundsätzlich sind natürlich alle endoskopischen Verfahren auch im höheren Lebensalter
63
durchführbar. Jedoch sollte bedacht werden, dass Komplikationen im höheren Lebensalter zu wesentlich weiter reichenden Konsequenzen für den Patienten führen können.
So ist das im Alter ohnehin erhöhte Sturzrisiko durch eine Sedierung noch weiter
erhöht. Kommt es im höheren Lebensalter zu einem Sturz, bedingt dies als Komplikation nicht selten eine Fraktur. Auch sollte vorher ausführlich geklärt sein, welche
Medikamente wann genommen oder eventuell auch pausiert werden sollten. Längere
Phasen von Immobilität oder unzureichender Nahrungsaufnahme sollten unbedingt
vermieden werden, um eine ohnehin vorliegende Sarkopenie und eine nicht selten
vorliegende Mangelernährung zu verstärken. Für den Fall eines guten peri-interventionellen Managements konnte gezeigt werden, dass selbst komplexere Eingriffe
wie ERCPs auch im höheren Lebensalter gut durchgeführt werden können. Vor jeder
Untersuchung sollte jedoch immer die Frage geklärt werden, ob aus den Ergebnissen
der Untersuchung überhaupt Konsequenzen gezogen werden.
Neben der individuellen Behandlung von spezifischen Erkrankungsursachen sollten
natürlich Mangelzustände behoben werden, wobei die Folsäuresubstitution in der
Regel oral, die Vitamin-B12-Gabe, je nach Ursache, jedoch ggf. subkutan. oder intramuskulär erfolgen sollte. Bei der Eisensubstitution sollte bedacht werden, dass bei
Vorliegen chronischer Entzündungen die intestinale Aufnahme von Eisen durch die
vermehrte Hepcidin-Produktion eingeschränkt sein könnte. Zudem führt orales Eisen
nicht selten zu gastrointestinalen Nebenwirkungen und steigert die ohnehin häufig
schon nicht geringe Anzahl der einzunehmenden Tabletten. Eine Infusion von Eisen
stellt daher in vielen Fällen die bessere Therapie dar, die zudem rascher zu einem
Erfolg führt. Die Gabe von Erythrozytenkonzentraten sollte aufgrund multipler
negativer Einflüsse wenn möglich vermieden werden.
Zusammengefasst stellt die Anämie im höheren Lebensalter ein sehr häufiges
Problem dar, dessen Behebung zu relevanten Veränderungen u. a. der Lebensqualität
und der Hospitalisierungsrate führt und somit sehr lohnenswert ist.
64
Medikamente in der Gastroenterologie bei betagten Patienten –
kritischer pharmakologischer Blick
M. Wehling
Zentrum für Gerontopharmakologie, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität
Heidelberg
Ältere Patienten sind die Hauptnutzer von Arzneimitteln. Naturgemäß steigt mit der
Zahl der Diagnosen bei älteren Patienten auch die Anzahl der verordneten Medikamente. Nach einer amerikanischen Studie nehmen Patienten (älter als 65 Jahre) in
etwa der Hälfte der Fälle 5 und mehr Arzneimittel und in 12% der Fälle sogar mehr als
10 Arzneimittel ein. Ein einfacher Erklärungsansatz für diese Polypharmazie besteht
in der Leitlinienadhärenz der Ärzte, die ihnen ja als erstrebenswertes Ziel mit
normativem Charakter überall angeraten wird: Jede Leitlinie empfiehlt etwa 3 Arzneimittel. Über 80-jährige Patienten haben im Schnitt etwa 3,5 Diagnosen. Hieraus ergibt
sich eine Arzneimittelzahl von 3 mal 3, also etwa 10 Arzneimitteln pro Patient in diesem
hohen Lebensalter, was leider auch der Realität entspricht. Allerdings gibt es aufgrund
der großen Heterogenität der Hochbetagten und der mangelhaften Datenlage gar
keine Leitlinien für dieses Alterskollektiv. Daher sind auch keine Leitlinienübertretungen nötig, um zu einer rationaleren Therapie im hohen Alter zu kommen.
Dieses Problem ist z. B. auch oder gerade für die Obstipation im höheren Lebensalter
relevant. Ihre Prävalenz steigt von etwa 15% in der Bevölkerung je nach Studie auf bis
zu 30% bei den über 84-Jährigen und sogar auf 80% in Pflegeheimen an. Obstipation
ist also eine Alterserkrankung, die durch die oben erwähnte Polypharmazie, die oft
obstipationsauslösende Substanzen enthält, aber auch durch Immobilisierung, andere
Erkrankungen wie Parkinson oder Schlaganfall und Mangel-/Fehlernährung ausgelöst
wird. Die Therapieansätze müssen diese sehr multifaktorielle Auslösung der Obstipation berücksichtigen und sind daher in jedem Fall multimodal.
Die wichtigsten obstipationsfördernden Arzneimittel sind häufig bei älteren Patienten
zu finden: nicht-steroidale Antiphlogistika, Opiate, Anticholinergika (fast alle anderen
ZNS-wirksamen Medikamente, insbesondere Trizyklika, zahlreiche Antikonvulsiva,
Parkinsonmittel), Kalziumantagonisten (insbesondere Verapamil), Kalziumsubstitution
mit Tabletten und Diuretika (Eindickung durch Dehydratation). In der Therapie stehen
65
daher die Elimination dieser Arzneimittel und der Ersatz durch bessere (z. B. nach
FORTA-Kriterien, s. u.) sowie die Behandlung und Verbesserung der anderen
Auslöser im Vordergrund. In der Therapie der Obstipation sind vor allem Macrogol und
Lactulose (letztere mit leichten Einschränkungen) als FORTA-A-Mittel zu präferieren,
auch in der Prophylaxe der Opiat-induzierten Obstipation.
Ein weiteres Problem stellt die oft unkritische Verordnung von Protonenpumpenhemmern dar (70% Übertherapie), die bei chronischer Einnahme die Osteoporose,
pulmonale und abdominale Infektionen sowie die Auslösung von Herzinfarkten fördern.
Zusammen mit den noch nicht sicher etablierten Auswirkungen auf eine Demenz
betreffen diese Nebenwirkungen altersrelevante Probleme.
Die Besonderheiten in der Arzneimitteltherapie des alten Patienten sollten insgesamt
jedoch nicht dazu verleiten, dieser hochrelevanten Zielgruppe hoffnungsvolle medikamentöse Therapieansätze vorzuenthalten. Wichtig ist es, sich auf essenzielle
Therapien zu konzentrieren und somit die Zahl der Medikamente, wenn möglich, zu
vermindern. Hierzu wurde eine neuartige Bewertung von Arzneimitteln nach ihrer
Alterstauglichkeit (FORTA-Klassifikation) entwickelt (A: unbedingt geben; D: unbedingt
vermeiden; B: in der Regel geben, es sei denn, dass Polypharmazie- oder Unverträglichkeitsgesichtspunkte dagegen sprechen; C: nur ausnahmsweise geben). Diese
sollte auch eingesetzt werden, um bei Patienten mit Polypharmazie überflüssige oder
gar schädliche Arzneimittel zu identifizieren und zu ersetzen. Insgesamt sollte die
Arzneimitteltherapie mit zunehmendem Alter immer intensiver individualisiert werden.
Leitlinienkonformität ist dabei oft nicht möglich, aber auch nicht zwingend erforderlich,
da die Leitlinien für diese Altersgruppe meist keine Evidenzgrundlage besitzen. Neben
Kriterien wie FORTA sind bei diesem Optimierungsprozess das Patientenassessment,
die Gesamtperspektive und vor allem die Lebensqualität wichtig. Gerade zu letzterem
Aspekt trägt eine erfolgreiche Obstipationstherapie maßgeblich bei.
66
Nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen
M.J. Bahr
Medizinische Klinik I, Sana Kliniken Lübeck GmbH
Die Leberverfettung ist der häufigste pathologische Befund in der klinischhepatologischen Praxis. Progrediente Verläufe sind mit dem Risiko einer Leberzirrhose und der Entwicklung hepatozellulärer Karzinome assoziiert. Daher gilt es,
Risikopatienten zu identifizieren und einer entsprechenden Überwachung und
Therapie zuzuführen.
Definitionen
Histologisch ist die Leberverfettung als eine Anreicherung von Lipidtröpfchen in mehr
als 5% der Hepatozyten definiert. Bei nicht-alkoholischer Genese wird dies als nichtalkoholische Fettleber (NAFL) bezeichnet. Als Komplikation kann es zu einer Reaktion
mit gemischtzellig-entzündlichem, lobulärem Infiltrat sowie zur Ballonierung der
Hepatozyten
kommen
(nicht-alkoholische
Steatohepatitis,
NASH).
Insgesamt
bezeichnet man die unkomplizierte Fettleber (NAFL) und die Fettleberhepatitis (NASH)
als nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) [12].
Differenzialdiagnose
Hauptursachen der Leberverfettung sind einerseits die zunehmende Prävalenz der
Adipositas mit Ausbildung eines metabolischen Syndroms und andererseits der
übermäßige Alkoholkonsum. Davon abzugrenzen sind seltenere Ursachen einer
Fettleber (Tab. 1).
67
Toxine,
Alkohol, Umwelttoxine (Schwermetalle), berufliche Toxine,
Medikamente
Amiodaron, Tamoxifen, Steroide, MTX, Valproat, HAART,
Chemotherapie etc.
Insulinresistenz,
Übergewicht, metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus,
endokrine
Morbus Cushing, Hypothyreose, polyzystische Ovarien,
Störungen
Hypogonadismus, Hypophyseninsuffizienz
Lipidstoffwechsel- Hypertriglyzeridämie, Abeta-/Hypobetalipoproteinämie,
störungen
LAL-Mangel (Morbus Wolman, CESD), LCAT-Mangel
Fehlernährung
total parenterale Ernährung, jejunoilealer/gastrischer Bypass,
schwere Hungerdystrophie, Bulimie
Andere
Hepatitis C (Genotyp 3), Morbus Wilson, Glykogenose
Typ I/Typ IV, Sprue, bakterielle Überwucherung,
Schwangerschaftsfettleber, Reye-Syndrom
Tab. 1: Differenzialdiagnose der Fettleber
Bereits ab einer regelmäßig konsumierten Alkoholmenge von 10 g/Tag bei Frauen und
20 g/Tag bei Männern besteht das Risiko einer signifikanten Leberschädigung [9]. Die
Alkoholeffekte auf die Leber sind dosisabhängig, weisen aber eine große interindividuelle Variabilität auf. Die aktuelle EASL-Leitlinie sieht zum Ausschluss einer
alkoholischen Lebererkrankung Grenzen von maximal von 20 g/Tag bei Frauen und
30 g/Tag bei Männern vor [6]. Basis für die Diagnose einer alkoholischen Lebererkrankung ist die Anamnese. Für die gezielte Erhebung eines Risikoverhaltens stehen
standardisierte Instrumente, z. B. AUDIT (Alcohol Use Disorders Inventory Test), zur
Verfügung [7]. Laborchemisch sprechen ein erhöhtes MCV und ein AST/ALT-Quotient
> 1 für das Vorliegen eines signifikanten Alkoholkonsums. Diese haben auch Eingang
in den ALD/NAFLD-Index (ANI) gefunden, der mit guter Sensitivität und Spezifität
zwischen alkoholischer und nicht-alkoholischer Lebererkrankung differenziert [4].
Trotz gradueller Unterschiede verschiedener histologischer Parameter ist eine sichere
bioptische Trennung der alkoholischen von der nicht-alkoholischen Fettleber in der
Regel nicht möglich [10].
Epidemiologie
Entsprechend einer aktuellen Metaanalyse liegt die Prävalenz der NAFLD in der
erwachsenen Bevölkerung global um 25%, wobei regional deutliche Unterschiede
68
bestehen. Die höchste Prävalenz findet sich im mittleren Osten und in Südamerika,
während sie in Afrika am niedrigsten ist. Europa weist eine Prävalenz der nichtalkoholischen Fettleber von 24% auf. Sie steigt mit dem Alter und ist eng mit dem
metabolischen Syndrom assoziiert [13].
Natürlicher Verlauf
Der natürliche Verlauf der nicht-alkoholischen Fettleber hängt wesentlich davon ab, ob
zusätzlich zur Verfettung eine Steatohepatitis vorliegt. Während die alleinige NAFL
nicht progredient verläuft, führt die NASH zur Fibrosierung bis hin zur Fettleberzirrhose
und ist bei Vorliegen einer Fibrose mit der Entwicklung hepatozellulärer Karzinome
(HCC) assoziiert [11]. Das Vorliegen einer NASH hat eine Übersterblichkeit gegenüber
Vergleichspopulationen zur Folge [1]. Dabei sind Malignome und kardiovaskuläre
Komplikationen die führenden Todesursachen, gefolgt von Leber-assoziierten
Todesfällen. In den letzten Jahren hat die Inzidenz des Fettleber-assoziierten HCC
deutlich zugenommen, sodass die Steatosis hepatis aktuell die wichtigste HCCÄtiologie darstellt [5]. Bei der Hälfte der Patienten liegt dabei noch keine Leberzirrhose
vor. Insgesamt ist bei NASH von einer HCC-Inzidenz von 5,3/1000 Patientenjahren
auszugehen [13].
Diagnostik
Die Diagnose einer Steatosis hepatis wird in der Regel bildgebend gestellt. Zum
Screening wird die Darstellung mittels Ultraschall empfohlen [9]. Für die weitere
Differenzierung zwischen NAFL und NASH sind bildgebende Methoden nicht geeignet.
Auch die Routinelaborparameter liefern als Einzelwerte keine zuverlässigen Ergebnisse. Der Goldstandard zur Risikostratifizierung ist die Leberhistologie. Zur Vermeidung der invasiven Diagnostik wird zunächst die Ermittlung des NAFLD-FibrosisScores (NFS) empfohlen [2] (Tab. 2). Werte unterhalb von -1,455 zeigen ein niedriges
Fibroserisiko an, Werte oberhalb von 0,676 entsprechen einer signifikanten Fibrose.
Zwischen -1,455 und 0,676 wird zur Risikostratifizierung die Durchführung einer
Elastografie empfohlen [9]. Sollte diese nicht zur Verfügung stehen oder nicht
hinreichend sein, kann die Durchführung einer Leberbiopsie erwogen werden.
69
Tab. 2: NAFLD-Fibrosis-Scores (NFS) [2]
NFS =
-1,675 + 0,037 Alter [J] + 0,094 BMI [kg/m2] + 1,13 IFG/Diabetes
[ja = 1, nein = 0]
+ 0,99 AST/ALT - 0,013 Thrombozyten [x 109/l] - 0,66 Albumin [g/dl]
IFG = gestörte Glukosetoleranz
Bei Nachweis einer Leberzirrhose ist ein entsprechendes Staging einschließlich der
Evaluation von Komplikationen der portalen Hypertension indiziert. Da bei Fibrose
auch schon in präzirrhotischen Stadien das HCC-Risiko erhöht ist, wird eine halbjährliche sonografische Überwachung empfohlen [8]. Diese kann durch AFP-Messungen ergänzt werden.
Management
Die Basis der Behandlung einer Fettlebererkrankung liegt in der Modifikation des
Lebensstils [9]. Es gibt keine spezifische Fettleberdiät. Die Ernährung sollte das Ziel
einer moderaten Gewichtsreduktion in den Normbereich verfolgen. Ein besonderes
Risiko stellen kurzkettige Kohlenhydrate (insbesondere auch Fructose) dar, die
zugunsten einer ausgewogenen Mischkost (z. B. mediterrane Kost) ausgetauscht
werden sollten. Dies sollte von regelmäßiger körperlicher Aktivität begleitet sein. Als
anzustrebende Größenordnung gelten hier 5 x 30 Minuten ausdauernde Bewegung
pro Woche. Vergleichsstudien haben aber auch einen positiven Effekt durch Krafttraining nachgewiesen. Weitere Kofaktoren wie Alkoholkonsum oder Rauchen sind
geeignet eine Fettlebererkrankung zu verschlechtern und sollten vermieden werden.
Die konsequente Durchführung einer Lebensstilintervention kann bereits innerhalb
weniger Wochen zu einer substanziellen Verminderung des hepatischen Fettanteils
und zu einer Verbesserung der laborchemischen Parameter führen [3].
Parallel gilt es, begleitende Komorbiditäten wie den Diabetes mellitus oder einen
gestörten Fettstoffwechsel zu behandeln. Insbesondere der Gebrauch von Statinen
stellt kein zusätzliches Risiko dar und ist für die kardiovaskulären Risiken positiv zu
bewerten [6].
Spezifische medikamentöse Interventionen zur Behandlung der NAFLD werden
intensiv in Studien untersucht. Die deutsche Leitlinie empfiehlt diese nur innerhalb von
kontrollierten Studien [9]. In der europäischen Leitlinie werden auf dem Boden einer
70
schwachen Evidenzlage der Off-Label-Gebrauch von Pioglitazon oder Vitamin E
benannt [6].
Im Rahmen der morbiden Adipositas hat die bariatrische Chirurgie positive Effekte auf
die NAFLD. Bei dekompensierter Leberzirrhose oder HCC kommt die Lebertransplantation zum Einsatz.
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71
Diagnostik und Therapie des Ösophaguskarzinoms
R. Porschen
Klinik für Innere Medizin, Klinikum Bremen-Ost
Histologisch wird das Ösophaguskarzinom in Adenokarzinom (adenocarcinoma, AC)
und Plattenepithelkarzinom (squamous cell carcinoma, SCC) unterteilt. In der
aktuellen UICC (Union international contre le cancer)-Klassifikation wird als
Ösophaguskarzinom auch ein Tumor bezeichnet, dessen Zentrum in einem Abstand
von 5 cm vom ösophagogastralen Übergang liegt und in den ösophagogastralen
Übergang hineinreicht. Die AEG-Tumoren werden in 3 Typen eingeteilt: Typ I (distaler
Ösophagus: 1–5 cm oberhalb der Z-Linie), Typ II (eigentliche Kardiaregion: 1 cm
oberhalb bis 2 cm unterhalb der Z-Linie) und Typ III (subkardiale Lokalisation: 2–5 cm
unterhalb der Z-Linie).
Diagnostik, Staging und Risikoassessment
Jede neu aufgetretene Dysphagie soll zeitnah durch eine diagnostische Ösophagogastroduodenoskopie abgeklärt werden. Bei Nachweis eines Barrett-Ösophagus
sollen zusätzlich 4-Quadranten-Biopsien entnommen werden. Die Festlegung der
Therapie beim Ösophaguskarzinom setzt ein subtil durchgeführtes Staging
(abdominale und zervikale Sonografie, orale Endosonografie, Hals-/Thorax-/
Abdomen-Computertomografie, bei anatomischer Lagebeziehung zum Tracheobronchialsystem die Bronchoskopie) voraus, das auch funktionelle Untersuchungen
zur Operabilität (Echokardiografie, Evaluation der Lungenfunktion, der Leberfunktion
und des Ernährungszustands) beinhaltet. Da die Behandlung des Ösophaguskarzinoms ein hohes Maß an Interdisziplinarität verlangt, sind die Therapieempfehlungen in einer interdisziplinären Tumorkonferenz abzustimmen.
Endoskopische Therapie der Frühkarzinome
Die deutsche Leitlinie empfiehlt, dass bei Nachweis einer hochgradigen intraepithelialen Neoplasie oder eines mukosalen Karzinoms (L0, V0, keine Ulzerationen,
Grading G1/G2) im Barrett-Ösophagus eine endoskopische Resektion mit
anschließender thermischer Ablation der nicht-neoplastischen Rest-Barrett-Schleimhaut durchgeführt werden soll. Bei Patienten mit oberflächlicher Submukosainfiltration
72
eines AC und ohne Risikokriterien (pT1sm1; < 500 µm Tiefeninvasion, L0, V0, G1/2,
< 20 mm, keine Ulzerationen) kann die endoskopische Resektion eine ausreichende
Alternative zur Operation sein. Beim SCC beschränkt sich die endoskopische Therapie
wegen des frühzeitigeren Risikos einer Lymphknotenmetastasierung auf die
mukosalen Stadien m1–m2.
(Neo)Adjuvante Therapieverfahren
Alleinige adjuvante Therapieverfahren nach kurativer Resektion stellen weder beim
SCC noch beim AC des Ösophagus ein Standardverfahren dar.
Beim lokoregional fortgeschrittenen AC des gastroösophagealen Übergangs und des
distalen Ösophagus stehen als neoadjuvante Therapieverfahren die perioperative
Chemotherapie oder die präoperative Radiochemotherapie zur Verfügung. Beim lokoregional fortgeschrittenen SCC des Ösophagus ist in der Regel eine multimodale
Therapie mit präoperativer Radiochemotherapie durchzuführen:
– Eine alleinige präoperative Strahlentherapie beim operablen Patienten mit einem
resektablen Ösophaguskarzinom wird nicht empfohlen.
– Bei lokalisierten AC des Ösophagus und des ösophagogastralen Übergangs der
Kategorie cT2 kann eine präoperative Chemotherapie durchgeführt und postoperativ fortgesetzt werden.
– Beim operablen Patienten mit AC des Ösophagus oder des ösophagogastralen
Übergangs der Kategorie cT3 und bei resektablen cT4-Tumoren soll eine perioperative Chemotherapie oder eine präoperative Radiochemotherapie durchgeführt
werden.
– Die Durchführung einer alleinigen neoadjuvanten Chemotherapie ohne simultane
Radiotherapie beim SCC des Ösophagus wird nicht empfohlen.
– Bei operablen Patienten mit einem SCC des Ösophagus der Kategorie cT2 kann
eine präoperative Radiochemotherapie mit anschließender kompletter Resektion
durchgeführt werden.
– Bei operablen Patienten mit einem SCC des Ösophagus der Kategorie cT3 und bei
resektablen cT4-Tumoren soll eine präoperative Radiochemotherapie mit anschließender kompletter Resektion durchgeführt werden.
– Bei Patienten mit lokalisiertem SCC des zervikalen Ösophagus sollte die definitive
Radiochemotherapie gegenüber der primären chirurgischen Resektion bevorzugt
durchgeführt werden.
73
Die definitive Radiochemotherapie des lokoregional fortgeschrittenen Ösophaguskarzinoms stellt bei funktioneller Inoperabilität des Patienten oder Ablehnung der
Operation durch den Patienten eine Alternative zur Resektion dar.
Palliative Therapie der Ösophaguskarzinome
Aufgrund des Leitsymptoms Dysphagie haben endoskopische Verfahren (z. B.
Bougierung, Stent) einen hohen Stellenwert in der palliativen Therapie des Ösophaguskarzinoms.
Verfahren wie Chemotherapie oder Radiotherapie müssen besonders bei Patienten
mit SCC die meist vorhandenen Komorbiditäten berücksichtigen. Vor dem Einsatz
einer Chemotherapie sollte der HER-2-Status als positiver prädiktiver Faktor bei AC
für eine zusätzliche Therapie mit Trastuzumab bestimmt werden. Standard ist
ansonsten eine systemische Platin-/Fluoropyrimidin-haltige Kombinationstherapie. Als
Substanzen kommen entweder Cisplatin oder Oxaliplatin zum Einsatz. Im Rahmen von
5-Fluorouracil-basierten Kombinationstherapien zeigt Irinotecan eine dem Cisplatin
vergleichbare Wirksamkeit und kann deshalb alternativ gegeben werden. Ist eine
Docetaxel-basierte Dreifachkombination indiziert, sollten modifizierte Schemata dem
klassischen DCF-Regime vorgezogen werden, da das DCF-Regime mit einer erhöhten
Toxizität assoziiert ist.
74
S2k-Leitlinie:
Helicobacter
pylori
und
gastroduodenale
Ulkuskrankheit
W. Fischbach
Medizinische Klinik II, Klinikum Aschaffenburg-Alzenau, Aschaffenburg
Leitlinien sollen auf der Basis der besten verfügbaren Evidenz einen Handlungskorridor zum Umgang mit einer Erkrankung aufzeigen. Angesichts sich wandelnder
epidemiologischer Umstände, der sich ändernden Resistenzlage und der daraus
resultierenden therapeutischen Implikationen sowie auch neuer Kenntnisse zur
Indikation einer Keimeradikation ist in regelmäßigen Intervallen eine Anpassung der
Leitlinien erforderlich. Vor diesem Hinter-grund wurde die deutsche S3-Leitlinie
„Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit” aus dem Jahr 2009 [1]
aktualisiert und im April 2016 publiziert [2]. Nachfolgend werden die wichtigsten
Empfehlungen zur Diagnostik einer H. pylori-Infektion sowie zu Indikationen für eine
Eradikationsbehandlung und deren Durchführung vorgestellt.
Diagnostik der H. pylori Eradikation
Die Diagnose einer aktuellen H. pylori-Infektion kann mit vergleichbarer Sensitivität
und Spezifität durch nicht-invasive Tests (Harnstoff-Atemtest, Stuhl-Antigentest) oder
invasive Methoden (Urease-Schnelltest, Histologie) gestellt werden. In der Praxis gilt
es jedoch einige Besonderheiten zu berücksichtigen. So sind Atem- und Stuhltest bei
Erwachsenen nicht für die Diagnostik, sondern nur zur Erfolgskontrolle der
Eradikationsbehandlung zugelassen. Auch werden für eine zuverlässige Diagnose der
Infektion 2 positive Testergebnisse gefordert (Ausnahme: Ulcus duodeni). Hingegen
wird die alleinige Histologie mit Nachweis von H. pylori und einer chronisch aktiven
Gastritis als ausreichend betrachtet. Gleiches gilt für die Kultur, die indessen in der
Praxis meist nur im Zusammenhang mit einer Resistenzbestimmung Anwendung
findet. Der Antikörpernachweis in Serum, Speichel oder Urin ist für die klinische
Diagnostik ungeeignet.
Indikationen zur H. pylori Eradikation
Abbildung 1 fasst auf einen Blick die Indikationen für eine Eradikation zusammen. Sie
folgt dabei der Leitlinienterminologie und unterscheidet zwischen „Soll-“ (starke
75
Empfehlung), „Sollte-“ (Empfehlung) und „Kann-Empfehlung” (Empfehlung offen).
Auch ist eine weitere Spalte hinzugefügt, in der gelistet ist, was nicht erfolgen sollten.
Abb. 1: Indikationen zur H. pylori-Eradikation
Bis zu 10% der Patienten mit funktioneller Dyspepsie (Reizmagen) werden durch eine
erfolgreiche Keimeradikation längerfristig beschwerdefrei [3, 4]. Dies und die wenig
Erfolg versprechenden Alternativen waren die Basis für die Kann-Empfehlung.
Dagegen wird eine „Test-and-Treat”-Strategie für Deutschland vor dem Hintergrund
der relativ geringen Durchseuchungsrate sowie der hohen Verfügbarkeit und der
niedrigen Kosten einer Endoskopie explizit nicht empfohlen.
Neu ist in der aktualisierten Leitlinie auch die Soll-Empfehlung für eine Untersuchung
auf H. pylori und, bei Nachweis, für eine Eradikation bei Patienten, für die eine Dauermedikation mit nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) oder ASS ansteht, sofern sie
eine Ulkusanamese aufweisen. Kommt es unter einer laufenden NSAR- oder ASSMedikation zu einer gastroduodenalen Blutung, soll ebenfalls auf H. pylori untersucht
und ggf. behandelt werden. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass bei Einnahme
dieser Substanzen und gleichzeitiger H. pylori-Infektion das Ulkusblutungsrisiko weiter
ansteigt [5].
76
Therapie der H. pylori-Infektion
Große Aufmerksamkeit bis in die Boulevardpresse hinein hat eine Ende 2015
publizierte Netzwerk-Metaanalyse zur Wirksamkeit der verschiedenen Eradikationsprotokolle gefunden [6]. Danach hat die bislang übliche 7-tägige Tripel-Therapie nur
eine Erfolgsrate von 73% – weniger als die in der Leitlinie [2] geforderten 80%. Die
Therapieentscheidung hat zukünftig Risikofaktoren für eine primäre ClarithromycinResistenz zu berücksichtigen. Solche sind eine Herkunft aus Süd- oder Osteuropa und
eine frühere Makrolid-Behandlung. Abhängig von der Wahrscheinlichkeit einer
Clarithromycin-Resistenz erfolgt die Therapiewahl gemäß Abbildung 2. Geeignete
Therapieprotokolle sind in Tabelle 1 dargestellt.
Abb. 2: Therapiealgorithmus zur H. pylori-Eradikation (W. Fischbach et al. S2kLeitlinie Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit. Z Gastroenterol.
2016;54(4):327–63, mod. nach Abb. 2)
77
Name
Linie
Schema
Dosierung
Dauer
Standard-
1°-Linie
PPI*
1-0-1
7–14 Tage
Triple-Therapie
Clarithromycin 250–500 mg
1-0-1
(italienisch)
Metronidazol 400–500 mg
1-0-1
PPI*
1-0-1
Triple-Therapie
Clarithromycin 500 mg
1-0-1
(französisch)
Amoxicillin 1000 mg
1-0-1
1-0-1
Standard-
1°-Linie
Bismut-haltige
1°-Linie oder
PPI**
Vierfachtherapie**
2°-Linie nach
Bismut-Kalium-Salz 140 mg
Standard-TT
Tetracyclin 125 mg
7–14 Tage
10 Tage
3-3-3-3
Metronidazol 125 mg
Konkomittierende
1°-Linie
Vierfachtherapie
Fluorochinolon-
2°-Linie
Triple-Therapie
*
PPI*
1-0-1
Clarithromycin 500 mg
1-0-1
Amoxicillin 1000 mg
1-0-1
Metronidazol 400–500 mg
1-0-1
PPI*
1-0-1
7 Tage
10 Tage
Levofloxacin 500 mg/
Moxifloxacin 400 mg
1x1
Amoxicillin 1000 mg***
1-0-1
Omeprazol 20 mg, Pantoprazol 40 mg, Esomeprazol 20 mg, Lansoprazol 30 mg, Rabeprazol 20 mg.
** Fixe Kombination (Pylera®) zugelassen in Kombination mit Omeprazol 20 mg.
*** bei Penicillinunverträglichkeit Rifabutin 150 mg 1-0-1.
Tab. 1: Geeignete Therapieprotokolle (W. Fischbach et al. S2k-Leitlinie Helicobacter
pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit. Z Gastroenterol. 2016;54(4):327–63, mod.
nach Tab. 7. © Georg Thieme Verlag KG.)
Die wichtigsten Praxistipps zum Management der H. pylori-Infektion
Für eine Eradikationsbehandlung muss eine Indikation vorliegen und der Nachweis
der Infektion geführt sein.
Keine Diagnostik ohne therapeutische Konsequenz!
Die Eradikation richtet sich gegen die H. pylori-Infektion und bereits bestehende oder
zukünftige (präventiv) assoziierte Erkrankungen.
Wichtige Schritte zu einer erfolgreichen Eradikationsbehandlung sind:
– Aufklärung und Motivation des Patienten (Compliance ist entscheidend),
– Entscheidung für ein Therapieprotokoll unter Berücksichtigung möglicher Risikofaktoren für eine Clarithromycin-Resistenz (siehe Abb. 2),
– klare Instruktion, wie die Tabletten einzunehmen sind (je komplexer die Therapie,
umso wichtiger).
78
Eine Kontrolle des Eradikationserfolgs ist, unabhängig von der Indikation zur Behandlung, anzustreben.
Die Kontrolle erfolgt frühestens 4 Wochen nach einer Eradikationsbehandlung oder
sonstigen antibiotischen Therapie bzw. 2 Wochen nach Absetzen des PPI.
Die Erfolgskontrolle erfolgt mittels Atem- oder Stuhltest oder im Rahmen einer Kontrollendoskopie, wenn diese aus anderen Gründen indiziert ist.
Nach dokumentiertem Eradikationserfolg braucht es keine weiteren routinemäßigen
Kontrollen.
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Sostres C, Carrera-Lasfuentes P, Benito R, Roncales P, Arruebo M, Arroyo MT,
et al. Peptic ulcer bleeding risk. The role of helicobacter pylori infection in NSAID/
low-dose aspirin users. Am J Gastroenterol. 2015;110(5):684–9.
Li BZ, Threapleton DE, Wang JY, Xu JM, Yuan JQ, Zhang C, et al. Comparative
effectiveness and tolerance of treatments for Helicobacter pylori: systematic
review and network meta-analysis. BMJ. 2015;351:h4052.
79
Gallensteine
F. Lammert
Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg
Jährlich werden in Deutschland jetzt mehr als 200.000 Cholezystektomien wegen
symptomatischer Gallensteine durchgeführt. Die Steinbildung wird auf exogene
Faktoren (insbesondere hochkalorische, kohlenhydratreiche Ernährung und Bewegungsmangel) und genetische Risikofaktoren zurückgeführt. Genetische Defekte wie
die ABCB4-Defizienz (Low Phospholipid-Associated Cholelithiasis = LPAC-Syndrom)
prädisponieren zur Bildung cholesterinreicher brauner extra- und intrahepatischer
Gallengangsteine sowie zum Gallenblasenkarzinom.
Pro Jahr entwickeln 2% der Steinträger Koliken, die ein erhöhtes Risiko für biliäre
Komplikationen wie Cholezystitis, Cholangitis oder Pankreatitis anzeigen. Die akute
Cholezystitis ist eine Indikation zur frühzeitigen laparoskopischen Cholezystektomie,
die innerhalb von 24 Stunden nach stationärer Aufnahme erfolgen sollte (ACDCStudie). Besteht aufgrund der in Tabelle 1 zusammengefassten Kriterien eine mittlere
Wahrscheinlichkeit von Gallengangsteinen, so soll vor einer Cholezystektomie eine
Endosonografie (oder eine MRCP) durchgeführt werden. Die Sensitivität, Spezifität
und Genauigkeit der Endosonografie liegen in der aktuellsten Metaanalyse mit 95%,
97% und 96% (nicht signifikant) oberhalb der MRCP (93%/96%/94%).
Nach erfolgreicher endoskopischer Gallengangsanierung sollte bei Cholezystolithiasis
möglichst innerhalb von 72 Stunden cholezystektomiert werden. Ansonsten beträgt
das Risiko seitens der Gallenblase später eine Cholezystitis, einen Ikterus oder Komplikationen zu entwickeln mindestens 15%, wobei die meisten dieser Komplikationen
bereits im ersten Monat auftreten.
Bei biliärer Pankreatitis mit Cholestase/Ikterus oder Zeichen einer Cholangitis ist die
ERC mit EPT mit Steinextraktion so rasch wie möglich erforderlich. Bei schwerer
Pankreatitis mit Steinnachweis im Gallengang wird die ERC auch ohne Cholangitis
möglichst früh nach Symptombeginn empfohlen. Ist die Ursache einer akuten
Pankreatitis nicht zu klären, ist eine Endosonografie (oder alternativ eine MRCP) sinnvoll.
80
Die PONCHO-Studie hat belegt, dass die Cholezystektomie bei Patienten mit milder
Pankreatitis (definiert durch die Abwesenheit von Organversagen, Nekrosen und peripankreatischer Flüssigkeit im CT) innerhalb desselben Krankenhausaufenthalts
vorgenommen werden sollte. Bei einer OP im Intervall muss fast jeder fünfte Patient
wegen Pankreatitis oder Cholezystitis wieder aufgenommen werden, und jeder zweite
Patient erleidet biliäre Koliken während der Wartezeit auf die Operation. Dagegen wird
bei Patienten mit schwerer nekrotisierender Pankreatitis die Operation erst nach
klinischer Konsolidierung (frühestens nach etwa 6 Wochen) durchgeführt.
Hohe Wahrscheinlichkeit einer simultanen Choledocholithiasis (> 50%)
–
sonografisch erweiterter extrahepatischer Gallengang (> 7 mm) + Hyperbilirubinämie
+ Erhöhung von γ-GT, AP, ALT oder AST oder
–
sonografischer Nachweis von Gallengangkonkrementen oder
–
klinische und laborchemische Kriterien einer aszendierenden Cholangitis
Mittlere Wahrscheinlichkeit einer simultanen Choledocholithiasis (5–50%)
–
keine Kriterien für hohe oder niedrige Wahrscheinlichkeit
Niedrige Wahrscheinlichkeit einer simultanen Choledocholithiasis (< 5%)
–
Gallengang normal weit (bis 7 mm)
–
Gesamtbilirubin, γ-GT, AP, ALT bzw. AST während der aktuellen Schmerzepisode
nicht erhöht
–
Fehlen von Episoden mit biliärer Pankreatitis, acholischen Stühlen und/oder
Urobilinogenurie bzw. Bilirubinurie in der aktuellen Vorgeschichte
Tab. 1: Kriterien für eine simultane Choledocholithiasis bei Cholezystolithiasis
81
Eosinophile Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
A. Madisch
Gastroenterologie, Interventionelle Endoskopie, Diabetologie, Akutgeriatrie, KRH
Klinikum Siloah, Hannover
Das Spektrum der eosinophilen Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts (EGID)
umfasst mehrere Entitäten, wobei jedes Organ des Magen-Darm-Trakts Ausgangspunkt einer eosinophilen Erkrankung sein kann. Innerhalb der EGID unterscheidet man
die primären Formen (eosinophile Ösophagitis, eosinophile Gastritis, Gastroenteritis/Kolitis) und sekundäre Formen, die infolge anderer Systemerkrankungen
(z. B. Hypereosinophilensyndrom, Autoimmunerkrankungen, Morbus Crohn, Zöliakie)
und infolge gastrointestinaler Infektionen (z. B. parasitär) oder Medikamentenassoziiert auftreten können. Den primären Formen ist gemeinsam, dass sie nur
diagnostiziert werden, wenn die sekundären Formen ausgeschlossen sind.
Die eosinophile Gastroenteritis/Kolitis ist sehr selten. Beide Geschlechter sind etwa
gleich häufig betroffen, das mediane Erkrankungsalter liegt um das 40. Lebensjahr.
Häufig ist eine allergische Diathese vorhanden. Als diagnostische Kriterien gelten das
Vorhandensein gastrointestinaler Symptome, der Nachweis einer Gewebseosinophilie
im Gastrointestinaltrakt und der Ausschluss anderer System- oder Infektionserkrankungen. Das klinische Erscheinungsbild ist variabel und kann abdominelle
Schmerzen, Diarrhö mit/ohne Blutbeimengungen, Malabsorptionszeichen, intestinale
Obstruktion und Aszites beinhalten. Die endoskopischen bzw. bildgebenden Befunde
sind ebenfalls variabel und unspezifisch. Mit systemischen Steroiden ist in den meisten
Fällen eine Remission zu erreichen. In Einzelfällen wurden auch Immunsuppressiva,
Montelukast oder Eliminations- bzw. Elementardiäten als wirksam beschrieben. Mehr
als die Hälfte der Patienten zeigt einen chronischen Verlauf. Als Risikofaktoren für
einen rezidivierenden Verlauf gelten periphere Eosinophile > 500/mm³ und ein initialer
Steroidbedarf. Kontrollierte Studien zur Behandlung fehlen.
Die häufigste und die in den letzten Jahren am besten untersuchte eosinophile
Manifestation des Gastrointestinaltrakts ist die eosinophile Ösophagitis (EoE). Die
Inzidenz und Prävalenz der EoE ist in den letzten 10 Jahren deutlich gestiegen, was
82
nach neueren epidemiologischen Untersuchungen sowohl einer erhöhten Aufmerksamkeit gegenüber der EoE als auch einer echten Neuzunahme der Erkrankung
geschuldet zu sein scheint. Die EoE ist eine antigen-/immunvermittelte, chronisch
entzündliche Erkrankung der Speiseröhre, die in jedem Lebensalter auftreten kann.
Der Gipfel liegt zwischen dem 35. und 40. Lebensjahr. Es besteht eine deutliche
Prädominanz für das männliche Geschlecht (3:1). Ätiologisch sind sowohl Nahrungsals auch Luftallergene sowie genetische und andere Umweltfaktoren von Bedeutung.
Pathophysiologisch ist eine Vielzahl von Zytokinen (Eotaxin-3, IL-5, IL-13, TNF-α,
TGF-β) an der Entstehung und Progression der Erkrankung beteiligt. Klinisch
dominieren bei jugendlichen und erwachsenen Patienten die Dysphagie und die
Bolusobstruktion, während bei Kindern eher die Gedeihstörung im Vordergrund steht.
Endoskopisch lassen sich verschiedene Phänotypen (inflammatorisch, fibrotisch,
gemischt) unterscheiden. Je länger die Latenz zwischen Symptombeginn und
Diagnosestellung ist, umso höher ist die Prävalenz von endoskopischen Strikturen. Ein
neues endoskopisches Klassifikationssystem der EoE beschreibt semiquantitativ
graduierte Majorbefunde (fixierte Ringe, Exsudat, Furchen, Ödem) und Minorbefunde
(Krepppapiermukosa, Strikturen). Als histologisches Diagnosekriterium gilt eine
Eosinophilenzahl von > 15/HPF, wobei dieser Befund nicht spezifisch ist, sondern
z. B. auch durch gastroösophagealen Reflux verursacht werden kann. Auch aus
diesem Grund wird beim Nachweis einer ösophagealen Eosinophilie zunächst eine
PPI-Therapie empfohlen, um eine möglichweise zugrunde liegende Refluxkrankheit
abzugrenzen oder Patienten mit einer sogenannten PPI-responsiven ösophagealen
Eosinophilie (PPI-REE) zu identifizieren, die heute als Subgruppe der EoE gilt.
Gemäß aktueller europäischer Empfehlungen soll Patienten mit gesicherter EoE eine
topische Steroidtherapie (aktuell noch off-label use) oder eine Eliminationsdiät
angeboten werden. Die Wirksamkeit einer Kurzzeittherapie mit topischen Steroiden
(Budesonid, Fluticason) ist durch mehrere randomisierte, placebokontrollierte Studien
und Metaanalysen gut belegt und führt in einem hohen Prozentsatz zu einer histologischen und klinischen Remission. Auch in der Langzeittherapie scheint niedrig
dosiertes Budesonid effektiv und sicher zu sein, größere Studien sind allerdings noch
erforderlich. Gegenwärtig läuft ein europäisches Zulassungsprogramm (Phase III) zur
remissionsinduzierenden und remissionserhaltenden Therapie der EoE mit einer
Budesonid-Brausetablette.
83
Nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen führt eine 6-Food-Eliminationsdiät (Kuhmilch, Weizen, Eier, Soja, Nüsse, Fisch/Meeresfrüchte) über mindestens
6 Wochen unter Studienbedingungen in einem hohen Prozentsatz zu einer klinischhistologischen Remission. Reexpositionsstudien bei Erwachsenen haben gezeigt,
dass Kuhmilch und Weizen offenbar die häufigsten auslösenden Allergene der Erkrankung sind. Elementardiäten sind ebenfalls wirksam, aber aufgrund ihrer Komplexität in
der Praxis nicht umsetzbar. Bei therapierefraktären Strikturen ist eine endoskopische
Dilatation sinnvoll und sicher durchführbar. Diese kann zu einer lang anhaltenden
Besserung der Dysphagie führen, beeinflusst aber nicht die chronische Entzündung.
Risikofaktoren für Komplikationen sind die hochgradige Stenose und die proximale
Stenose. Immunsuppressiva, Biologika und Antiallergika haben bisher keine überzeugenden Wirksamkeitsnachweise erbracht.
84
Neue und alte Pfade in der Refluxtherapie
H. Koop
Berlin
In der jüngst überarbeiteten Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Refluxkrankheit
wurden die Grundzüge des Managements von Refluxpatienten aktualisiert. Zentral in
der Behandlung bleibt weiterhin eine subtile Anamnese der Beschwerden in Kombination mit der Endoskopie, in der Therapie dominieren unverändert Protonenpumpeninhibitoren (PPI). Dennoch gibt es neue Entwicklungen, die zukünftig das Handeln neu
justieren könnten.
1. Unzureichende symptomatische Besserung
Während die Heilungsraten unter PPI hoch sind, ergibt sich für die Beeinflussung des
Beschwerdebildes ein weniger günstiges Bild: Ca. 25–30% der Patienten klagen auch
unter der Therapie über residuelle Beschwerden, denen im Alltag aber oft nicht
nachgegangen wird. Es kann sich dabei zum Teil um typische Refluxsymptome wie
Sodbrennen oder Regurgitation handeln, aber auch um andere, nicht zwingend Refluxassoziierte Beschwerden. Eine intensive diagnostische Abklärung mittels funktionsdiagnostischer Untersuchungen ist erforderlich, die aber oft an der Verfügbarkeit
scheitert. Für dieses Patientenkollektiv wurde bereits der Begriff „lost patients“ geprägt.
Inwieweit die Etablierung von Refluxzentren hier Abhilfe schaffen kann, wird derzeit
evaluiert.
2. „Acid pocket“
Eine neue Erkenntnis ist die Akkumulation von neu gebildeter Säure nahe des
gastroösophagealen Übergangs („acid pocket“) im Verlauf nach der Nahrungsaufnahme, und die Säure aus diesem „acid pocket“ kann dann in den Ösophagus
refluieren und so das postprandiale Sodbrennen hervorrufen. Die optimale Therapiestrategie für dieses Phänomen ist noch unzureichend geklärt, möglicherweise ist hier
ein Einsatz von Alginaten (auch als Add-on zu PPI) sinnvoll.
85
3. Neue operative Verfahren
Neu entwickelt und in ihrer Effektivität noch nicht annähernd abschließend beurteilbar
sind zum einen eine Stimulation des unteren Ösophagussphinkters, die individuell
eingestellt werden kann und so die Antirefluxbarriere stärken soll, zum anderen ein
Ring aus kleinen Magneten (Linx), der um den distalen Ösophagus herum operativ
angelegt wird. Der Ring kann sich bei der Nahrungspassage durch die Kardia
erweitern, ansonsten soll er ebenfalls den Reflux bremsen. Bisher ist die Zahl der
behandelten Patienten noch gering und die Nachbeobachtungszeiten sind kurz,
sodass diese Verfahren zunächst als experimentell einzustufen sind.
4. Extraösophageale Manifestationen der Refluxkrankheit
Auffallend war schon lange, dass sich zwar begleitende Symptome am Respirationstrakt parallel zum Sodbrennen bessern, aber dass bei Fehlen einer typischen ösophagealen Refluxsymptomatik PPI nicht wirksamer sind als Placebo bei vermeintlich
ausschließlich Reflux-induziertem Husten bzw. Laryngitis. Neuere Untersuchungen
deuten erstmals auf einen gänzlich anderen Mechanismus hin, bei dem die Säure nur
einen Faktor unter mehreren darstellt: Über eine Stimulation von Villanoid-Rezeptoren
wird ein Hypersensitivitätssyndrom induziert, bei dem anderen Stimuli auch nach
Ausschaltung des Säurerefluxes die Symptomatik weiter unterhalten. Therapeutische
Optionen zur Behandlung dieser Störung müssen noch erarbeitet werden.
Literatur:
Labenz J, Koop H. Gastroösophageale Refluxkrankheit – was tun, wenn PPI nicht
ausreichend wirksam, verträglich oder erwünscht sind? Dtsch Med Wochenschr.
2017;142(5):356–66.
86
Seltene Pankreaserkrankungen
A. Pace
Gastroenterologie, Friedrich-Ebert-Krankenhaus, Neumünster
Die biliäre Pankreatitis ist die häufigste Form der akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Alkoholkonsum steht bei der akuten Pankreatitis als Auslöser an
zweiter Stelle, deutlich seltener sind andere Gründe einer akuten Pankreatitis, so z. B.
die autoimmune Pankreatitis, die Hypertriglyzeridämie, die idiopathische Pankreatitis
oder die durch Medikamente verursachte Pankreatitis. Alkohol und Rauchen, mittlerweile als eigenständige Risikofaktoren identifiziert, sind die häufigsten Auslöser einer
chronischen Form der Pankreatitis. Zu den seltenen Formen der chronischen
Pankreatitis gehören die hereditäre Pankreatitis, bedingt durch Mutationen im
Trypsinogen-Gen, die autoimmune Pankreatitis, die zystische Fibrose, die tropische
Pankreatitis und Anomalien des Pankreas, wie z. B. das Pancreas divisum, das
Pancreas anulare oder auch kongenitale Syndrome, die zur Insuffizienz der
Bauchspeicheldrüse führen, wie z. B. das Shwachman-Diamond-Syndrom und das
Johanson-Blizzard-Syndrom.
In der Abklärung einer Pankreatitis sollten die biliären und die nutritiv-toxischen
Formen folglich als erste ausgeschlossen werden. Erst dann ist es sinnvoll die
erwähnten selteneren Erkrankungen in Betracht zu ziehen, wobei die autoimmune
Pankreatitis und die hereditären Formen in den letzten Jahren durch verbesserte
Diagnosekriterien und -methoden in den Vordergrund gerückt sind.
Die autoimmune Pankreatitis wird in 2 Typen unterteilt, die sich hinsichtlich ihres
klinischen Erscheinungsbildes, ihrer Histologie und ihrer Prognose unterscheiden.
Typ 1 zeichnet sich durch erhöhtes IgG4 im Serum aus und ist die pankreatische
Manifestation einer systemischen IgG4-assoziierten Erkrankung mit dem histologischen Korrelat der lymphoplasmatischen sklerosierenden Pankreatitis. Die autoimmune Pankreatitis vom Typ 2 wird histologisch als Idiopathic Duct-Centric Pancreatitis
(IDCP) mit charakteristischen granulozytären epithelialen Läsionen (sog. GELs)
bezeichnet. Typ 2 weist selten erhöhte IgG4-Werte auf, ist jedoch in erhöhtem Maße
(30%) mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen assoziiert. In Europa ist der
Typ 2 häufiger als der Typ 1, der mehr in asiatischen Ländern vorkommt. Dieses hat
87
bei fehlenden serologischen Markern zur Folge, dass zur Diagnosesicherung häufig
eine Punktion zur Histologie- oder Zytologiegewinnung erfolgen muss.
Die hereditäre Pankreatitis kann akute, akut rekurrierende und chronische Pankreatitiden verursachen. Die häufigsten Mutationen kommen in den PRSS1-, CFTR-,
SPINK1- und CTRC-Genen vor. Pankreatitiden unklaren Ursprungs, insbesondere
auch im Kindes- und Jugendalter, sollten an diese Entität denken lassen. Die Diagnose
wird mittels Mutationsanalyse genannter Gene durchgeführt.
88
Biologikatherapie bei CED – Wie hoch sind die Risiken wirklich
und wie können wir vorbeugen?
A. Sturm
Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Gastroenterologie, DRK Kliniken Berlin
Westend, Berlin
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) sind destruierende, die Lebensqualität der Patienten einschränkende, lebenslange Erkrankungen, die in den meisten
Fällen eine fortgesetzte medikamentöse Therapie erfordern. Neben dem Einsatz
klassischer Immunsuppressiva, wie z. B. Thiopurinen, ist der Einsatz von Biologika zur
Behandlung von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa fest etabliert. Mittlerweile werden
bis zu 25% der Patienten mit Morbus Crohn, etwas weniger bei Colitis ulcerosa, mit
Biologika behandelt.
Dabei handelt es sich um Medikamente, die mithilfe tierischer Organismen hergestellt
werden. Zur Behandlung der CED werden Biologika eingesetzt, bei denen rekombinante Escherichia coli Antikörper gegen den Tumor-Nekrose-Faktor (TNF)-α oder
das Integrin-α4β7 produzieren. Die Effektivität dieser Medikamente liegt, je nach
eingeschlossener Patientenkohorte, Erkrankungsdauer und -ausprägung, Vorbehandlung sowie vielen anderen Faktoren, die meist nicht beeinflussbar sind, zwischen 40
und 60%. Dabei ist es entscheidend, welche Endpunkte als Therapieerfolg bezeichnet
werden.
Biologika sind seit weit über 10 Jahren zur Behandlung von CED zugelassen, das
Nebenwirkungsprofil, zumindest der TNF-α-Blocker, ist gut bekannt. Während es bei
dem chimären Infliximab in ungefähr bis zu 5% der Patienten auch zu allergischen
Reaktionen kommen kann, sind allergische Reaktionen bei den beiden humanisierten
Antikörpern Adalimumab und Golimumab selten. Bei den Nebenwirkungen sind
seltene, aber schwerwiegende, wie z. B. eine Sepsis, neurologische Erkrankungen
sowie das Risiko eines Lymphknotenkrebses, zu erwähnen. Andere vermutete Nebenwirkungen, wie z. B. eine generell kanzerogene Wirkung, haben sich nicht bestätigt.
Seltenere, nicht lebensbedrohliche Nebenwirkungen schließen Psoriasis-ähnliche
Hautekzeme sowie natürlich vermehrte opportunistische Infektionen ein. Hier gilt es,
das Risiko der medikamentösen Therapie mit seiner Effektivität abzugleichen.
89
Vedolizumab ist ein eher lokal wirksamer Hemmer der MAdCAM-Integrin-α4β7Assoziation. Sein Nebenwirkungsprofil scheint geringer als das von TNF-α-Antikörpern
zu sein. Bekannte und relevante Nebenwirkungen sind eine Nasopharyngitis sowie ein
möglicherweise gehäuftes Auftreten infektiöser Magen-Darmerkrankungen; eine
abschließende Beurteilung steht noch aus.
Der perioperative Einsatz von TNF-α-Antikörpern wird in Bezug auf möglicherweise
vermehrte postoperative Komplikationen, z. B. Anastomoseninsuffizienzen und Infektionen, oft kritisch gesehen. Falls möglich sollten also zwischen der letzten Gabe eines
TNF-α-Antikörpers und einer Operation mehrere Halbwertszeiten verstreichen. Zuletzt
gab es auch Berichte über eine gesteigerte postoperative Komplikationsrate nach der
Gabe von Vedolizumab und Ustekinumab; eine abschließende Beurteilung oder
Bestätigung dieser Daten steht auch hier noch aus.
Die Erfahrungen mit TNF-α-Antikörpern in der Schwangerschaft sind gut. Aufgrund
des plazentaren Transports von Immunglobulin (Ig)G1-Antikörpern und der Akkumulation der Medikamente im Fötus, sollten diese aber, falls möglich, ab der
22. Schwangerschaftswoche pausiert werden. Daten zur Unbedenklichkeit von
Vedolizumab in der Schwangerschaft liegen noch nicht vor, sein Einsatz wird daher in
der Schwangerschaft nicht empfohlen.
90
Verzeichnis der Referenten, Moderatoren und
wissenschaftlichen Organisatoren
PD Dr. Matthias J. Bahr
Medizinische Klinik I
Sana Kliniken Lübeck GmbH
Kronsforder Allee 71–73
23560 Lübeck
Prof. Dr. Heike Bantel
Klinik für Gastroenterologie,
Hepatologie und Endokrinologie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover
Dr. Peter Buggisch
ifi-Institut/Haus L
Asklepios Klinik St. Georg
Lohmühlenstr. 5
20099 Hamburg
Dr. Muneer Deeb
Klinik für Allgemein- und
Visceralchirurgie
Klinikzentrum Westerstede
Ammerland-Klinik
Lange Str. 38
26655 Westerstede
Prof. Dr. Christoph F. Dietrich
Medizinische Klinik 2
Caritaskrankenhaus
Uhlandstr. 7
97980 Bad Mergentheim
Prof. Dr. Wolfgang Fischbach
Medizin Klinik II
Klinikum Aschaffenburg-Alzenau
Standort Aschaffenburg
Am Hasenkopf 1
63739 Aschaffenburg
Prof. Dr. Martin Götz
Innere Medizin 1
Universitätsklinikum Tübingen
Otfried-Müller-Str. 10
72076 Tübingen
Prof. Dr. Klaus Herrlinger
Innere Medizin I
Asklepios Klinik Nord
Standort Heidberg
Tangstedter Landstr. 400
22417 Hamburg
Prof. Dr. Christoph Isbert
Allgemein- und Viszeralchirurgie
Amalie-Sieveking-Krankenhaus
Haselkamp 33
22359 Hamburg
PD Dr. Harald Ittrich
Klinik und Poliklinik für Diagnostische
und Interventionelle Radiologie und
Nuklearmedizin
Zentrum für Radiologie und
Endoskopie
Universitätsklinikum Eppendorf
Martinistr. 52
20246 Hamburg
Dr. Elmar Jaeckel
Klinik für Gastroenterologie,
Hepatologie und Endokrinologie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover
Prof. Dr. Volker Kahlke
Proktologische Praxis Kiel
Beselerallee 67
24105 Kiel
Prof. Dr. Ralf Kiesslich
Innere Medizin II
HELIOS Dr. Horst Schmidt Kliniken
Wiesbaden
Ludwig-Erhard-Str. 100
65199 Wiesbaden
Dr. Gerd W. Kolbert
edh - End- und Dickdarmzentrum
Hildesheimer Str. 6
30169 Hannover
91
Prof. Dr. Dr. h. c. Jan W. Konturek
Gastroenterologie
Elbe Klinikum Stade
Bremervörder Str. 111
21682 Stade
Prof. Dr. Herbert Koop
Tölzer Str. 20
14199 Berlin
Prof. Dr. Irmtraut Koop
Innere Medizin/Gastroenterologie
Amalie-Sieveking-Krankenhaus
Haselkamp 33
22359 Hamburg
Prof. Dr. Torsten Kucharzik
Allgemeine Innere Medizin
Städtisches Klinikum Lüneburg
Bögelstr. 1
21339 Lüneburg
Prof. Dr. Frank Lammert
Klinik für Innere Medizin II
Universitätsklinikum des Saarlandes
Kirrberger Str. 100
66424 Homburg
Prof. Dr. Tim Lankisch
Endoskopie am Glockengießerwall
Glockengießerwall 1
20095 Hamburg
Prof. Dr. Christian Maaser
Ambulanzzentrum Gastroenterologie
Klinik für Geriatrie
Städtisches Klinikum Lüneburg
Bögelstr. 1
21339 Lüneburg
Prof. Dr. Ahmed Madisch
Gastroenterologie, Interventionelle
Endoskopie und Diabetologie
KRH Klinikum
Siloah-Oststadt-Heidehaus
Stadionbrücke 4
30459 Hannover
92
Prof. Dr. Julian W. Mall
Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäßund Adipositaschirurgie
Klinikum Nordstadt
Klinikum Region Hannover
Haltenhoffstr. 41
30167 Hannover
Prof. Dr. Michael P. Manns
Klinik für Gastroenterologie,
Hepatologie und Endokrinologie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover
Dr. Peter N. Meier
Innere Medizin II
Diakoniekrankenhaus
Henriettenstiftung
Schwemannstr. 17
30559 Hannover
Prof. Dr. Joachim Mössner
Klinik und Poliklinik für
Gastroenterologie und Rheumatologie
Universitätsklinikum Leipzig, AöR
Liebigstr. 20
04103 Leipzig
Prof. Dr. Johann Ockenga
Innere Medizin II
Gesundheit Nord
Klinikum Bremen Mitte
St.-Jürgen-Str. 1
28205 Bremen
PD Dr. Andrea Pace
Gastroenterologie
Friedrich-Ebert-Krankenhaus
Friesenstr. 11
24534 Neumünster
Prof. Dr. Rainer Porschen
Klinik für Innere Medizin
Klinikum Bremen-Ost
Züricher Str. 40
28325 Bremen
PD Dr. Christoph Reißfelder
Klinik und Poliklinik für Viszeral-,
Thorax- und Gefäßchirurgie
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
der TU Dresden
Fetscherstr. 74
01307 Dresden
Dr. Thomas von Hahn
Klinik für Gastroenterologie,
Hepatologie und Endokrinologie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover
Prof. Dr. Bodo Schniewind
Allgemein- und Viszeralchirurgie
Städtisches Klinikum Lüneburg
Bögelstr. 1
21339 Lüneburg
Prof. Dr. Martin Wehling
Zentrum für Gerontopharmakologie
Klinische Pharmakologie Mannheim
Medizinische Fakultät Mannheim,
Universität Heidelberg
Theodor-Kutzer-Ufer 1–3
68167 Mannheim
Prof. Dr. Christoph Schramm
I. Medizinische Klinik und Poliklinik
Martin Zeitz Centrum
für Seltene Erkrankungen
Universitätsklinikum Eppendorf
Martinistr. 52
20246 Hamburg
Prof. Dr. Uwe Will
Innere Medizin III
SRH Wald-Klinikum Gera
Straße des Friedens 122
07548 Gera
PD Dr. Michael Siassi
Arzt für Chirurgie
Walter-Bötcher-Str. 11
21337 Lüneburg
Prof. Dr. Andreas Stallmach
Gastroenterologie/Hepatologie
Klinikum der
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Erlanger Allee 101
07747 Jena
Prof. Dr. Andreas Sturm
Klinik für Innere Medizin
Schwerpunkt Gastroenterologie
DRK Kliniken Berlin Westend
Spandauer Damm 130
14050 Berlin
Prof. Dr. Arndt Vogel
Klinik für Gastroenterologie,
Hepatologie und Endokrinologie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover
93
IX. Lüneburger Gastroenterologisches Seminar 2017
Internationale Symposien
und Workshops
Wissenschaftlicher Dialog
für therapeutischen
Fortschritt
Symposium 207
Gut Microbiome and Mucosal
or Systemic Dysfunction:
Mechanisms, Clinical Manifestations
and Interventions
Brisbane, Australien
19. – 20. Mai 2017
IX. Gastro-Konferenz
Berlin
4. – 7. Oktober 2017
Symposium 208
Eosinophilic Esophagitis –
Medical and Dietary Treatment
Berlin
4. – 5. Oktober 2017
Symposium 209
IBD 2017 – Therapeutic
and Biological Barriers
Berlin
6. – 7. Oktober 2017
Workshop
Workshop on Oral, Gastrointestinal
and Pulmonary GvHD
Regensburg
17. – 18. November 2017
2017
Kongressabteilung
Tel.: 0761/1514-125
Fax: 0761/1514-359
E-Mail: [email protected]
www.falk-foundation-symposia.org
Kongressabteilung
Tel.: 0761/1514-125
Fax: 0761/1514-359
E-Mail: [email protected]
www.falk-foundation-symposia.org
14098_Falk_Lüneburg_Abstracts_UG.indd 1
Beiträge
Symposium 206
From the New and Complex Concepts
to the Real Patient: Science and Clinic
in IBD
Madrid, Spanien
31. März – 1. April 2017
IX. Lüneburger
Gastroenterologisches
Seminar
15. – 17. Juni 2017
Hotel Bergström
Lüneburg
G118 1-5/2017 Stü
Workshop
Future Perspectives in Hepatology:
From Basics to Clinics
Essen
19. – 20. Januar 2017
Falk Seminar
Beiträge
18.05.17 16:21
Zugehörige Unterlagen
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