Die Bedeutung des Transkriptionsfaktors AP-1 in der Chlamydieninfektion Jugert, C., van Zandbergen, G., Rupp, J. [email protected] Institut für Med. Mikrobiologie und Hygiene; Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck Einleitung Chlamydia pneumoniae (Cp) ist ein Bakterium, das sich nur innerhalb einer menschlichen Wirtszelle vermehren kann. Es durchläuft bei seiner Entwicklung charakteristische Stadien. Die infektiösen Elementarkörperchen (EB) infizieren die Wirtszelle und wandeln sich zu nichtinfektiösen Retikularkörperchen (RB) um. Innerhalb der Zelle bildet sich ein Chlamydieneinschluss, in denen sie sich vermehren. Nach Umwandlung in die wieder infektiösen EB platzt die Zelle, die EBs werden freigesetzt und ein neuer Infektionszyklus beginnt (Abb.1). Chlamydia pneumoniae verursacht Infektionen der oberen und unteren Atemwege bei Kindern und Erwachsenen. Das klinischen Bild äußert sich in einer Pharyngitis (Entzündung der Rachenschleimhaut) mit trockenem Reizhusten bis hin zur Pneumonie (Lungenentzündung). [2] Abb.1 Entwicklungszyklus von Chlamydien[1] Durch die Infektion mit Chlamydien werden in der Wirtszelle Signalkaskaden beeinflusst, die zur Bildung des Transkriptionsfaktors AP-1 führen. Der Transkriptionsfaktor AP-1 besteht aus zwei Proteinen. Diese können entweder gleichartig (Homodimer) oder verschiedenen sein (Heterodimer). Die Proteinen werden als Jun, Fos oder ATF bezeichnet (Abb.2). Die Bildung von AP-1 Dimeren ist Voraussetzung für das Binden an nukleäre DNA und nachfolgende Aktivierung von AP-1 regulierten Genen [3]. Jun Ziel dieser Arbeit ist, die Zusammensetzung des Transkriptionsfaktors AP-1 zu untersuchen und Hinweise zu finden, ob Dimere von AP-1 das Überleben der Zelle während des intrazellulären Entwicklungszyklus von Chlamydien steuern. Jun Jun Homodimer Fos Jun Heterodimer ATF Heterodimer Abb.2 Beispiele für die Zusammensetzung des Transkriptionsfaktors AP - 1 Methoden und Ergebnisse Nachweis von zellulären AP-1 Proteinen Nachweis der Aktivität von AP-1 Epithelzellen (HEp2-Zellen) wurden mit Chlamydia pneumoniae (Stamm CWL029) infiziert. Nach verschiedenen Zeitpunkten wurde das Zelllysat mittels Lysispuffer gewonnen. Das proteinhaltige Lysat wurde auf ein 12% SDS-Gel aufgetragen und elektrophoretisch getrennt. Die Detektion der Unterproteine des Transkriptionsfaktors AP-1 erfolgte durch sog. Westernblotanalyse, indem spezifische Antikörper an das nachzuweisende Protein binden. Vier Stunden nach der Infektion mit Cp war bei den infizierten Zellen eine Zunahme der Proteinmenge an c-Jun und FosB nachweisbar. AP-1 wird als Transkriptionsfaktor im Kern aktiv. Mittels der Methode EMSA (electrophoretic mobility shift assay) wurde die Bindung von AP-1 an DNA untersucht. Dafür wurden aus infizierten und nichtinfizierten HEp2-Zellen Proteine aus dem Kern extrahiert. Mit einer radioaktiv markierten DNA-Sonde, die die Bindestelle für AP-1 enthält, wurden die Kernproteine inkubiert und anschließend in einem Gel elektrophoretisch getrennt. Hat sich AP-1 an die Sonde angelagert, so kann man das durch Schwärzung erkennen. Je intensiver die Schwärzung ist, um so mehr AP-1 Proteine waren im Kern. Bei zusätzlicher Zugabe eines Antikörpers gegen AP-1 Proteine wird der Komplex größer. Er läuft langsamer im Gel und man sieht einen sog. “Supershift”. Nach einer Chlamydieninfektion konnten mehr AP-1 Proteine im Kern nachgewiesen werden. A B 1 2 1 2 Abb. 3 Bild A: Nachweis von c- Jun 4 h nach Infektion, Spur 1: Medium behandelte Zellen, Spur 2: Cp infizierte Zellen; Bild B: Nachweis von FosB 4 h nach Infektion, Spur 1: Medium behandelte Zellen, Spur 2: Cp infizierte Zellen Darstellung von AP-1 Proteinen mittels Fluoreszenzmikroskopie Um die Verteilung und evtl. Zunahme des Transkriptionsfaktors AP-1 in der Zelle sichtbar zu machen, wurden die Unterproteine von AP-1 mittels fluoreszierender Antikörper gefärbt. Der auffälligste Unterschied zwischen infizierten und nicht infizierten Zellen wurde nach 4 Stunden bei den Proteinen cJun und c-Fos detektiert. A B C D Supershift mit c-Fos AP-1 - + - + C. pneumoniae - - + + c-Fos Antikörper Abb. 4 Fluoreszenzfärbungen: Nachweis von c- Jun an nicht infizierten Zellen (A) und an Cp infizierten Zellen (B); Nachweis von c- Fos an nicht infizierten Zellen (C) und Cp infizierten Zellen (D) Zusammenfassung und Ausblick Es konnte gezeigt werden, dass durch Infektion mit Chlamydia pneumoniae die Menge des Transkriptionsfaktors AP-1 vier Stunden nach der Infektion sowohl in der gesamten infizierten Zelle als auch nur im Kern zunimmt. Zur Kontrolle dienten nicht infizierte Zellen, bei denen die Menge an nachgewiesenem AP-1 wesentlich geringer war. Der Nachweis erfolgte durch Westernblotanalysen, EMSA und Fluoreszenzmikroskopie. Die bisherigen Untersuchungen wurden an HEp2-Zellen durchgeführt, in denen Chlamydien den replikativen Entwicklungszyklus durchlaufen. Es konnte bereits in anderen Arbeiten gezeigt werden, dass Chlamydien ihre Wirtszellen so beeinflussen können, dass der programmierter Zelltod (Apoptose) verhindert wird [4]. Ziel dieser Arbeit ist es zu zeigen, dass durch den Transkriptionsfaktor AP-1 in Chlamydien infizierten Zellen solche Proteine vermehrt gebildet werden, die über Leben und Tod der Wirtszelle entscheiden. Literatur 1) www.genomics.uni-duesseldorf.de 2) H. Freidank, Akute respiratorische Infektionen durch Chlamydia pneumoniae, Dtsch. med. Wschr. 117 (1992), 187-191 3) Hess et al., Ap-1 subunits: quarrel and harmony among siblings, Journal of Cell Science 117 (2004), 5965-5973 4) Rajalingam et al., Epithelial Cells Infected with Chlamydophila pneumoniae Are Resistant to Apoptosis, Infection and Immunity (2001), 7880-7888