Gibt es eine Immunabwehr gegen Tumoren? Tumorimmunologie Theorie der "Immune surveillance" Krebs ist eine der drei häufigsten Todesursachen in industrialisierten Ländern. Pro: - postmortal mehr Tumoren als klinisch auffällig - spontane Regression kommt vor - höhere Tumorfrequenz bei alten Menschen und Kindern (Immunsystem arbeitet nicht optimal) - erhöhte Tumorhäufigkeit bei AIDS Patienten (Kaposi-Sarkom) und nach langdauernder Immunsuppression - viele Tumoren enthalten Infiltrate von Lymphozyten, deutliche Infiltrate erhöhen Überlebensdauer Alle Bekämpfungsstrategien gegen Tumoren scheitern häufig wegen Resistenzen. Contra: - bei bekannten Immundefizienzen (z.B. Athymie in der Maus, AIDS) nicht unbedingt erhöhte Tumorinzidenz, Ausnahme: durch Viren verursachte Tumoren Rezidive entstehen monoklonal, d.h. auch die letzte Zelle muß zerstört werden. Neuere Befunde: Entdeckung der NK-Zellen als „Tumorkiller“; definierte genetische Immundefizienzen in der Maus führen sehr wohl zu erhöhter Tumorinzidenz, aber auch zu „immune escape“-Mechanismen; neue, erweiterte Theorie: „Immunoediting“ Möglicher Ausweg: Immunabwehr gegen Tumoren Tumoren werden häufig von T-Zellen infiltriert CD4-positive Zellen Tumor CD8-positive Zellen Tumor Wichtig: Eine erfolgreiche Bekämpfung von Tumoren durch das Immunsystem kann stattfinden, da ein Tumor nach allogener Transplantation vollständig zerstört werden kann ! CD8-positive zytotoxische T-Zellen vermitteln die Abwehr gegen Tumoren Beispiele für tumorspezifische Antigene Tumorspezifische Antigene Thoraxaufnahme und Immunszintigramm eines Patienten mit Kolonkarzinom und Leber- und Lungenmetastasen J-markierter mAK gegen CEA erkennt Metastasen 131 Klasse des Antigens Antigen Funktion des Antigens Tumortyp (Beispiele) Embryonal („onkofetales“ Antigen) MAGE-Proteine α-Fetoprotein Carcinoembryones Antigen (CEA) normale Hodenproteine fetales Protein Membranprotein (erste zwei Trimester) Melanom, Brustkrebs, Leberkrebs Colon-Karzinom, Brustkrebs Posttranslational modifiziert MUC-1 unterglykosyliertes Muzin Brustkrebs, Pankreaskarzinom Differenzierungsantigen Tyrosinase Oberflächen-Ig Melanin-Synthese B-Zellrezeptor Melanom Lymphom Mutiertes Onkogen/ Tumorsuppressor Ras, Her2/neu p53, Caspase-8 Zellwachstum Apoptoseinduktion Brustkrebs Melanom Fusionsprotein BCR/ABL, PML/RARα Onkovirales Antigen HPV Typ-16 E6 und E7 B-Zell-Leukämie Transformation Zervixkarzinom Nachweis von Mikrometastasen mit Hilfe eines mAK gegen ein tumorspezifisches Antigen Mikrometastase Überwachung der CEA-Konzentration im Serum bei einem Patienten mit Kolonkarzinom Ablauf einer typischen Immunreaktion gegen Tumorzellen Zellen des „innate“-Immunsystems (Makrophagen, Neutrophile etc.) erhalten „Danger“-Signal (z.B. durch nekrotisch sterbende Tumorzellen) Entzündung + Aktivierung von APCs /DCs (Dendritischen Zellen) (antigenpräsentierenden Zellen) APCs wandern zu drainierenden Lymphknoten Aktivierung von B- und T-Zellen Immun-„ escape“ Mechanismen Verlust der Expression von MHC-Klasse-IMolekülen bei einem Prostatakarzinom weitere Beispiele: IL-10, VEGF (verhindern DC-Aktivierung) STAT3 (blockiert die Produktion proinflammatorischer Zytokine) weitere Mechanismen: „Verstecken“ (Verkapselung) Apoptoseresistenz Bekämpfung durch NK-Zellen (fehlender „Ausweis“) Mechanismen für Apoptose-Resistenz „Immunoediting“ Problem: Selektion von Resistenzen Immuntherapie von Tumoren aus: Dunn et al., Nature Immunology 3, 991-998, 2002 #Ausreichende Aktivierung des Immunsystems #Eliminierung inhibitorischer Faktoren #Umgehung von Immun-Escape-Mechanismen Beweis: Transplantation eines Tumors aus einer immundefizienten (eher Abstoßung) versus einer Wildtyp-Maus Immuntherapie von Tumoren unspezifisch passiv Zytokine, lymphokin-aktivierte Killerzellen spezifisch spezifisch Antikörper (allein oder gekoppelt), adoptiver Transfer von T-Zellen kombiniert z.B. adoptiver Transfer von TZellen mit gleichzeitiger IL-2 Gabe unspezifisch Adjuvanzien, TLR-Liganden, BCG aktiv spezifisch präventive Vakzine aus abgetöteten Tumorzellen, Zellextrakten, gereinigten oder rekombinanten Antigenen Zytokintherapie bei Tumoren IFN-α IFN-γ IFN-γ TNF Passive Immunisierung verlängerte Remissionen bei Haarzellenleukämie evtl. zytostatischer Effekt auf Tumor systemisch unwirksam, Remission peritonealer Karzinome der Eierstöcke erhöhte MHC-Expression, Makrophagen und TZellaktivierung, Zytostase systemisch unwirksam, Remission peritonealer Karzinome der Eierstöcke erhöhte MHC-Expression, Makrophagen und TZellaktivierung, Zytostase Reduzierung maligner Aszites Makrophagen- und Lymphozytenaktivierung Antikörper-abhängige zellvermittelte Zytotoxizität (ADCC) aus: Blattmann and Greenberg, Science 305, 200205, 2004 Antikörper, die zellunabhängig Tumorzellen abtöten können aus: Blattmann and Greenberg, Science 305, 200-205, 2004 Beispiele für Antikörper in der Tumortherapie Rituximab CD20 B-Zell-Lymphome (NHL) 1997 Trastuzumab Her2/Neu Brustkrebs 1998 Gemtuzumab CD33 AML (akute myeloische Leukämie) 2000 Alemtuzumab CD52 CLL (chronische lymphatische Leukämie) 2001 Ibritumomab* CD20 B-Zell-Lymphome (NHL) 2002 Tositumomab* CD20 B-Zell-Lymphome (NHL) 2003 Bevacizumab VEGF Coloncarcinom 2004 Cetuximab EGFR Coloncarcinom 2004 Behandlung eines kutanen T-Zell-Lymphoms mit einem Immuntoxin Bispezifische Antikörper vor Behandlung nach Behandlung mit einem mAK gegen den IL-2 Rezeptor gekoppelt an Ricin Adoptiver Transfer von in vitro generierten T-Zellen: unmodifiziert oder „aktiviert“ Aktive Immunisierung aus: Blattmann and Greenberg, Science 305, 200-205, 2004 Zellen des angeborenen Immunsystems, die an der Tumorbekämpfung beteiligt sind: Immun-“escape“-Mechanismen aus: Blattmann and Greenberg, Science 305, 200-205, 2004 Zellen der angeborenen Immunabwehr, die an der Tumorbekämpfung beteiligt sind: wie können sie stimuliert werden aus: Blattmann and Greenberg, Science 305, 200-205, 2004 Mit Tumorentstehung assoziierte Viren Leberzellkarzinom Hepatitis-B-Virus Zervixkarzinom humane Papillomviren (v.a. HPV 16 und HPV 18) Burkitt-Lymphom, Nasopharynxkarzinom EBV adulte T-Zell-Leukämie humanes T-Zell-LeukämieVirus I (HTLV-I) Kaposi-Sarkom humanes Herpesvirus 8 (HHV 8) Verstärkung der Immunogenität Transfektion des B7-Gens erhöht die Immunogenität eines Tumors aus: Blattmann and Greenberg, Science 305, 200-205, 2004 Stimulation der Immunantwort in vivo durch: in vitro modifizierte DCs rekombinante Erreger proinflammatorische Zytokine Antikörper. die negative Signale blockieren Beispiele zum klinischen Einsatz von Immuntherapien bei Tumorerkrankungen Aktivierung der angeborenen Immunabwehr systemisch IFNα Nierenzellkarzinom Aktivierung der eigenen Antikörper-Produktion autologe DCs beladen mit idiotypischen Antikörpern B-ZellLymphom Transfer von T-Zellen periphere StammzellTransplantation (Graft-versusTumor-Effekt) Leukämien/ Lymphome Transfer von T-Zellen adoptiver Transfer von ex vivo expandierten T-Zellen (besser mit Zytokinen) verschiedene Tumore Aktivierung eigener T-Zellen Transfer von aktivierten DCs (durch Zellextrakte, Peptide, Tumor-RNA etc.) Nierenzellkarzinom