Mensch& Medizin FLICKR OPEN / GETTY IMAGES 65 Gruseliger Blick Diagnose Andrea Six S Druckgeschwüre sind schmerzhafte Komplikationen in Heimen und Spitälern, die man unbedingt vermeiden will. Weniger Wundliegen Eine Schweizer Erfindung misst die Bewegungen von Patienten in der Nacht – und trägt so zur besseren Schlafqualität bei. Von Beat Leuenberger 13 .P au für reis s de Me aus m ns sch In che re - u n ib nd üb en Au er sla 70 nd geschwüren (Dekubitus), der Verbesserung des Schlafs und der Regeneration.» Ungenügende Mobilität und Aktivität bedeuten: Das Risiko, wundzuliegen, steigt. Dekubiti sind hochgradig pflegeintensive und schmerzhafte Komplikationen in Heimen und Spitälern, die man unbedingt vermeiden will. Bei der konventionellen Prophylaxe positioniert das Pflegepersonal Menschen mit erhöhtem Risiko nach einem zuvor festgelegten Zeitschema mehrmals in der Nacht um – eine körperlich anstrengende Arbeit. Dabei befinden sich die Pflegenden in einem Dilemma. Einerseits müssen sie die Menschen häufig genug umlagern, damit sie nicht wundliegen, andererseits möchten sie sie möglichst wenig aufwecken, um ihnen eine gute Schlafqualität zu ermöglichen. Der Mobility Monitor hilft, dieses Dilemma zu entschärfen. Ein Sensor unter der Matratze misst die spontanen relevanten Positionsveränderungen der Schlafenden und überträgt sie auf das Bediengerät. Je nach Hautzustand definiert das Pflegepersonal zuvor, wie lange Unbeweglichkeit toleriert werden darf. Ist diese Zeit abgelaufen, signalisiert ein Lichtruf der Nachtwache, dass sie eingreifen muss. «Auch bei bekannter Gefährdung ist damit eine regelmässige Umpositionierung nicht mehr nötig, sondern nur noch, wenn die Toleranzzeit überschritten ist», erklärt Sauter. Der Mobility Monitor ermöglicht es erstmals, den Mobilitätsgrad von Patienten ohne Mobility Monitor: Patienten können nachts ruhiger schlafen. Unterbrechung zu messen. Damit kann das Pflegepersonal individuelle, an die einzelnen Patienten angepasste Umlagerungspläne erstellen. Als Monika Wettstein vor zwei Jahren die Leitung von Pflege und Betreuung im Alterszentrum Sunnewies übernahm, lebten dort drei Menschen mit einem schmerzhaften Dekubitus, deren tägliche Versorgung die Pflege gut und gern eine Stunde Arbeit kostete. «Bald darauf durfte ich den ersten Mobility Monitor installieren und das Personal im Umgang damit schulen. Heute gibt es Dekubitus bei uns nicht mehr», sagt Monika Wettstein. Als «ersten Riesenerfolg» indes bezeichnet Wettstein die Geschichte eines Mannes mit Demenz, der sich sprachlich nicht mehr ausdrücken kann. «Wir wussten nicht, warum er nachts nicht schlief. Litt er unter Schmerzen, oder war es die Tag-Nacht-Umkehr, verursacht durch die Erkrankung des Gehirns?» Die Pflegeverantwortlichen rüsteten sein Bett mit einem Mobilitätsmonitor aus und gaben ihm Schmerzmittel. Damit verbesserte sich seine Situation dramatisch. «Er schläft in der Nacht wieder und ist am Tag ausgeruht und gutgelaunt», erzählt Wettstein. «Das Mobilitätsmuster, welches das Gerät aufzeichnet, erlaubt uns, die richtige Dosierung des Medikaments zu finden: genug zum Schlafen, aber nicht so viel, dass der Mann sich nicht mehr bewegt. Das nenne ich Lebensqualität.» Quelle: «Jama», Bd. 311, S. 1799. Stiftung Kreatives Alter Créativité au Troisième Âge Terza Età Creativa Seit 1990 lanciert die Stiftung Kreatives Alter alle zwei Jahre ein Preisausschreiben. Kreatives Schaffen in der dritten Lebensphase kann vielseitig sein. <wm>10CAsNsjY0MDAx1TUyNDMyMAMATyE3pA8AAAA=</wm> <wm>10CFXKIQ7DMBAEwBedtXvec-0cjMKigCjcpCru_1HVsIBhs-8ZBbd1O67tTAIKczZHy-4qvXty9CKPhHw4qIURIuuLj2_gaBWY_2OQ-ZgMi2pqk1L5vj8_Fhqr4XIAAAA=</wm> Sie sind über 70 Jahre alt, schreiben, forschen, musizieren oder komponieren? Dann freuen wir uns, wenn Sie sich an unserem Preisausschreiben beteiligen! Bitte verlangen Sie unsere Anmeldeunterlagen. Postfach 2999 / 8022 Zürich / www.stiftung-kreatives-alter.ch / [email protected] NZZAS-4 E s gehört zum Berufsalltag von Monika Wettstein, Firmenvertretern, die ihr neue Produkte für die Pflege von oft zweifelhaftem Wert verkaufen wollen, mit einer Portion Skepsis zu begegnen. Skeptisch war die Leiterin von Pflege und Betreuung im Alterszentrum Sunnewies im thurgauischen Tobel auch, als ein Vertreter von Compliant Concept telefonisch um einen Termin bat. «Eine Viertelstunde gab ich ihm, mehr nicht.» Er kam mit einer Sensormatte und einem kleinen grünen Kästchen im Gepäck. Das System nannte er Mobility Monitor. Dieses misst die Bewegungen, welche man im Schlaf macht, und zeichnet sie auf. «Viele behaupten, ihre Produkte seien innovativ und fortschrittlich. Die wenigsten sind es», sagt Wettstein. «Doch was der Mann von Compliant Concept demonstrierte, überzeugte mich. Nach fünf Minuten Vorführung und Erklärung holte ich die Heimleitung und eine Teamleiterin. Eine Stunde später hatten wir ein Gerät bestellt.» Das war vor zwei Jahren. «Alle bei uns, die mit dem Mobility Monitor arbeiten, sind begeistert.» «Unsere Entwicklung eignet sich zur Aufzeichnung der Mobilität und Mikroaktivität von Menschen, wenn sie lange Zeit im Bett liegen», sagt Michael Sauter, Geschäftsführer von Compliant Concept, einem Spin-off-Unternehmen der ETH Zürich und der Empa. «Sie dient der Prophylaxe von Druck- üss wie jede Vierjährige, ist das Mädchen der Augenstern seiner Eltern. Und so sind Mutter und Vater auch schwer beunruhigt, als sie im linken Auge des Kindes einen weissen Schimmer entdecken. Zwei Monate beobachten sie, wie die Pupille der Vierjährigen vom normalen Schwarz zu einem wolkigen Weiss wechselt. Gespenstisch mutet der Blick an, den ihnen die Tochter zuwirft. Besorgt wenden sich die Eltern an die Augenklinik eines Universitätsspitals. Ein Sehtest ergibt, dass das linke Auge kaum mehr etwas wahrnimmt. Die Augenärzte wissen, dass eine weisse Pupille bei einem kleinen Kind ein schlechtes Zeichen ist. Mit ziemlicher Sicherheit liegt hier eine sehr ernste Erkrankung vor. Um der Sache auf den Grund zu gehen, versetzen die Augenärzte das Mädchen in eine Vollnarkose. So können sie mit einer Augenspiegelung den Hintergrund des Auges untersuchen. Die angefertigten Bilder lassen klar erkennen, dass unter der Netzhaut ein weisser Tumor wächst. Das Gebilde ist mittlerweile derart gross, dass es durch die Pupille von aussen zu sehen war. Die Netzhaut hat sich bereits grossflächig von ihrem Untergrund abgelöst. Gerade ist der Krebs im Begriff, den Sehnerv zu erfassen, der vom Auge zum Gehirn führt. Bei dem Tumor handelt es sich um ein bösartiges Retinoblastom, eine Entartung der Netzhautzellen. Ein ungutes Zeichen ist zudem die Tatsache, dass der Sehnerv bereits von dem Gewächs befallen ist. Es bleibt den Ärzten nichts anderes übrig, als eine Enukleation durchzuführen. Hinter dem technischen Begriff verbirgt sich die komplette Entkernung des Augapfels. Nach dem Eingriff muss sich die Vierjährige noch einer Chemotherapie unterziehen, damit abgesiedelte Tumorzellen im Organismus abgetötet werden. Die Augenhöhle wird zudem mit radioaktiven Strahlen, einer Kältetherapie und einer Bestrahlung mit Laserwellen behandelt. Die Heilungschancen für das Mädchen sind schwer abzuschätzen. Unter allerbesten Bedingungen überstehen bis zu 98 Prozent der Betroffenen die Krankheit und bleiben gesund. Je nach Schweregrad und Qualität der Behandlung kann dieser Wert jedoch auch deutlich schlechter ausfallen. Zwei Jahre nach dem Eingriff kommen die Eltern mit ihrer Tochter zu einer Kontrolluntersuchung in die Augenklinik. Das Mädchen ist weiterhin gesund und sieht mit seinem verbleibenden Auge gut.