Eine Schweizer Erfindung misst die

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Mensch& Medizin
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Gruseliger
Blick
Diagnose
Andrea Six
S
Druckgeschwüre sind schmerzhafte Komplikationen in Heimen und Spitälern, die man unbedingt vermeiden will.
Weniger Wundliegen
Eine Schweizer Erfindung misst die Bewegungen von Patienten in der Nacht – und
trägt so zur besseren Schlafqualität bei. Von Beat Leuenberger
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geschwüren (Dekubitus), der Verbesserung
des Schlafs und der Regeneration.»
Ungenügende Mobilität und Aktivität
bedeuten: Das Risiko, wundzuliegen, steigt.
Dekubiti sind hochgradig pflegeintensive
und schmerzhafte Komplikationen in
Heimen und Spitälern, die man unbedingt
vermeiden will. Bei der konventionellen
Prophylaxe positioniert das Pflegepersonal
Menschen mit erhöhtem Risiko nach einem
zuvor festgelegten Zeitschema mehrmals in
der Nacht um – eine körperlich anstrengende
Arbeit. Dabei befinden sich die Pflegenden in
einem Dilemma. Einerseits müssen sie die
Menschen häufig genug umlagern, damit sie
nicht wundliegen, andererseits möchten sie
sie möglichst wenig aufwecken, um ihnen
eine gute Schlafqualität zu ermöglichen.
Der Mobility Monitor hilft, dieses
Dilemma zu entschärfen. Ein Sensor unter
der Matratze misst die spontanen relevanten
Positionsveränderungen der Schlafenden
und überträgt sie auf das Bediengerät. Je
nach Hautzustand definiert das Pflegepersonal zuvor, wie lange Unbeweglichkeit toleriert werden darf. Ist diese Zeit abgelaufen,
signalisiert ein Lichtruf der Nachtwache,
dass sie eingreifen muss. «Auch bei bekannter Gefährdung ist damit eine regelmässige
Umpositionierung nicht mehr nötig, sondern
nur noch, wenn die Toleranzzeit überschritten ist», erklärt Sauter.
Der Mobility Monitor ermöglicht es erstmals, den Mobilitätsgrad von Patienten ohne
Mobility Monitor:
Patienten können
nachts ruhiger
schlafen.
Unterbrechung zu messen. Damit kann das
Pflegepersonal individuelle, an die einzelnen
Patienten angepasste Umlagerungspläne
erstellen.
Als Monika Wettstein vor zwei Jahren die
Leitung von Pflege und Betreuung im Alterszentrum Sunnewies übernahm, lebten dort
drei Menschen mit einem schmerzhaften
Dekubitus, deren tägliche Versorgung die
Pflege gut und gern eine Stunde Arbeit kostete. «Bald darauf durfte ich den ersten
Mobility Monitor installieren und das Personal im Umgang damit schulen. Heute gibt es
Dekubitus bei uns nicht mehr», sagt Monika
Wettstein.
Als «ersten Riesenerfolg» indes bezeichnet
Wettstein die Geschichte eines Mannes mit
Demenz, der sich sprachlich nicht mehr ausdrücken kann. «Wir wussten nicht, warum er
nachts nicht schlief. Litt er unter Schmerzen,
oder war es die Tag-Nacht-Umkehr, verursacht durch die Erkrankung des Gehirns?»
Die Pflegeverantwortlichen rüsteten sein
Bett mit einem Mobilitätsmonitor aus und
gaben ihm Schmerzmittel. Damit verbesserte
sich seine Situation dramatisch. «Er schläft
in der Nacht wieder und ist am Tag ausgeruht und gutgelaunt», erzählt Wettstein.
«Das Mobilitätsmuster, welches das Gerät
aufzeichnet, erlaubt uns, die richtige Dosierung des Medikaments zu finden: genug zum
Schlafen, aber nicht so viel, dass der Mann
sich nicht mehr bewegt. Das nenne ich
Lebensqualität.»
Quelle: «Jama», Bd. 311, S. 1799.
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NZZAS-4
E
s gehört zum Berufsalltag von
Monika Wettstein, Firmenvertretern, die ihr neue Produkte
für die Pflege von oft zweifelhaftem Wert verkaufen wollen, mit
einer Portion Skepsis zu begegnen. Skeptisch war die Leiterin von Pflege
und Betreuung im Alterszentrum Sunnewies
im thurgauischen Tobel auch, als ein Vertreter von Compliant Concept telefonisch um
einen Termin bat. «Eine Viertelstunde gab
ich ihm, mehr nicht.» Er kam mit einer Sensormatte und einem kleinen grünen Kästchen im Gepäck. Das System nannte er Mobility Monitor. Dieses misst die Bewegungen,
welche man im Schlaf macht, und zeichnet
sie auf.
«Viele behaupten, ihre Produkte seien
innovativ und fortschrittlich. Die wenigsten
sind es», sagt Wettstein. «Doch was der Mann
von Compliant Concept demonstrierte, überzeugte mich. Nach fünf Minuten Vorführung
und Erklärung holte ich die Heimleitung und
eine Teamleiterin. Eine Stunde später hatten
wir ein Gerät bestellt.» Das war vor zwei
Jahren. «Alle bei uns, die mit dem Mobility
Monitor arbeiten, sind begeistert.»
«Unsere Entwicklung eignet sich zur Aufzeichnung der Mobilität und Mikroaktivität
von Menschen, wenn sie lange Zeit im Bett
liegen», sagt Michael Sauter, Geschäftsführer
von Compliant Concept, einem Spin-off-Unternehmen der ETH Zürich und der Empa.
«Sie dient der Prophylaxe von Druck-
üss wie jede Vierjährige, ist das
Mädchen der Augenstern
seiner Eltern. Und so sind
Mutter und Vater auch schwer
beunruhigt, als sie im linken
Auge des Kindes einen weissen
Schimmer entdecken. Zwei Monate beobachten sie, wie die Pupille der Vierjährigen vom normalen Schwarz zu einem
wolkigen Weiss wechselt. Gespenstisch
mutet der Blick an, den ihnen die Tochter
zuwirft.
Besorgt wenden sich die Eltern an die
Augenklinik eines Universitätsspitals. Ein
Sehtest ergibt, dass das linke Auge kaum
mehr etwas wahrnimmt. Die Augenärzte
wissen, dass eine weisse Pupille bei
einem kleinen Kind ein schlechtes Zeichen ist. Mit ziemlicher Sicherheit liegt
hier eine sehr ernste Erkrankung vor.
Um der Sache auf den Grund zu gehen,
versetzen die Augenärzte das Mädchen in
eine Vollnarkose. So können sie mit einer
Augenspiegelung den Hintergrund des
Auges untersuchen. Die angefertigten
Bilder lassen klar erkennen, dass unter
der Netzhaut ein weisser Tumor wächst.
Das Gebilde ist mittlerweile derart gross,
dass es durch die Pupille von aussen zu
sehen war. Die Netzhaut hat sich bereits
grossflächig von ihrem Untergrund abgelöst. Gerade ist der Krebs im Begriff, den
Sehnerv zu erfassen, der vom Auge zum
Gehirn führt.
Bei dem Tumor handelt es sich um ein
bösartiges Retinoblastom, eine Entartung
der Netzhautzellen. Ein ungutes Zeichen
ist zudem die Tatsache, dass der Sehnerv
bereits von dem Gewächs befallen ist.
Es bleibt den Ärzten nichts anderes
übrig, als eine Enukleation durchzuführen. Hinter dem technischen Begriff verbirgt sich die komplette Entkernung des
Augapfels. Nach dem Eingriff muss sich
die Vierjährige noch einer Chemotherapie
unterziehen, damit abgesiedelte Tumorzellen im Organismus abgetötet werden.
Die Augenhöhle wird zudem mit radioaktiven Strahlen, einer Kältetherapie und
einer Bestrahlung mit Laserwellen behandelt. Die Heilungschancen für das Mädchen sind schwer abzuschätzen. Unter
allerbesten Bedingungen überstehen bis
zu 98 Prozent der Betroffenen die Krankheit und bleiben gesund. Je nach Schweregrad und Qualität der Behandlung kann
dieser Wert jedoch auch deutlich schlechter ausfallen.
Zwei Jahre nach dem Eingriff kommen
die Eltern mit ihrer Tochter zu einer Kontrolluntersuchung in die Augenklinik. Das
Mädchen ist weiterhin gesund und sieht
mit seinem verbleibenden Auge gut.
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