Muster – Antrag. Vermeidung von Torf in der Gemeinde. Jährlich werden in Deutschland rund 10 Millionen Kubikmeter Torf für die verschiedensten Zwecke verwendet und verarbeitet, davon ca. 2 Millionen Kubikmeter für Blumenerden in den schönen bunten Plastiksäcken deren Inhalt überwiegend aus Torf besteht (Geranienerde, Kakteenerde, Rosenerde, Rasenerde, Kübelpflanzenerde usw.). Die Verwendung von Torf für Blumenbeete, Balkonkästen und Kübelpflanzen hat zur hochgradigen Gefährdung der Tier- und Pflanzenwelt der Moore geführt. Wir stellen daher den Antrag der Gemeinderat (Stadtrat) möge beschließen: 1. Torf oder Torfmischprodukte finden in der Gemeinde (Stadt) keine Verwendung mehr. Balkon-, Kübel- und andere Gefäß- und Topfpflanzen können in torffreien handelsüblichen torffreien Erden oder dreijährigem Kompost wachsen. 2. Erforderliche Bodenverbesserungen in den gemeindeeigenen (städtischen) Anlagen werden durch Kompost, Rindenkompost oder gleichwertige anderen natürliche handelsübliche Produkte vorgenommen. Begründung. Artenschutz Alle handelsüblichen Pflanzen wachsen auch ohne Torf oder torfhaltige Erdsubstraten. Sie gedeihen in torffreien Erdmischungen ebenso wie in reinem dreijährigem Kompost. Alle Moore und Feuchtgebiete in Deutschland sind stark gefährdete Lebensräume. Weit an der Spitze dieser Gefährdung stehen die nährstoffarmen (oligotrophen) Moore. Pflanzen- und Tierwelt sind hochgradig spezialisiert auf hohe Feuchtigkeit und absolute Nährstoffarmut (vor allem Stickstoff). Durch Abtorfung werden diese beiden Grundvoraussetzungen des Moorlebens zerstört. Die Folge: Von 209 höheren Pflanzenarten in Deutschlands Mooren sind 123 entsprechend 58,9 % vom Aussterben bedroht bzw. sind schon ausgestorben. Dazu gehören z.B. Rosmarinheide, Moosbeere, Sumpfbärlapp, Sonnentau, Moorlilie, Moltebeere. Von den wenigen höheren Tierarten sind vor allem das Birkhuhn, Großer Brachvogel, Kornweihe, Bekassine, Rotschenkel, Ziegenmelker, Goldregenpfeifer und Sumpfohreule hochgradig vom Aussterben bedroht. Bei den Libellen sind vor allem zu nennen Mosaikjungfer, Adonislibelle, Azurjungfer und Moosjungfer.Bei den Schmetterlingen sind vor allem der Hochmoorgelbling, Moosbeerenschecken Falter, Großer Heufalter und Moosbeerenbläuling bedroht. Wie für andere vom Menschen abgebaute und verarbeitet Grundstoffe (Erdöl, Kohle, Gas, Metalle u.s.w.) gilt, dass sie nicht erneuerbar sind, wir können sie nicht mehr zurückholen, wenn sie einmal verbraucht wurden. Für Torf gilt das eingeschränkt ebenso. Unter der Voraussetzung einer geglückten Renaturierung wächst Torf im Moor jedoch neu und zwar um 1 mm pro Jahr. Das bedeutet, daß auf 1 Quadratmeter Moor erst in 1000 Jahren wieder 1 Kubikmeter Torf nachwachsen kann. Klimaschutz Moore binden Kohlenstoff (CO²). Das im Torf gebundene Kohlendioxyd wird bei der Trockenlegung der Moore und der Verwendung als Pflanzsubstrat über die Rotte (Kompostierung) in die Atmosphäre freigesetzt und trägt damit zum Klimawandel bei. Aus 1 m³ Torf entstehen dadurch 186 Kg CO2. Ein Hektar intaktes Hochmoor speichert jährlich 1.236 kg.CO2, landwirtschaftlich genutzte Moorflächen setzen dagegen je nach Nutzung 14.483 bis 16.133 kg CO2 frei. Diese Werte erhöhen sich bei Niedermooren bis auf 41.067 kg CO 2 Hochwasserschutz Moore wirken wie ein Schwamm. Bei Regen nimmt ein intaktes Moor viel Wasser auf und hält es zurück. Erst zeitverzögert wird das Wasser wieder abgegeben. Moore wirken daher gerade bei Starkregen abflußverzögernd und können helfen Hochwasserspitzen zu verringern