automobil entwicklung 6/99 - All

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Technology
Integriertes Frontend-Modul
Nase vorn
Hella und Behr bauen ihre Kooperation weiter aus:
Die beiden Zulieferer stellten mit einem integrierten
Frontend-Modul ein Vorentwicklungsprojekt vor, das
neueste Lichttechnik, zentrale Elektronik und eine
innovative Kühlertechnologie beinhaltet.
Unter dem Dach der Hella-Behr
Fahrzeugsysteme GmbH, einer Entwicklungs- und Fertigungskooperation mit Sitz in Lippstadt, bringen die
beiden Zulieferer ihre gesamten
Frontend-Aktivitäten
zusammen.
Ziel: die bereits führende Position
auf dem Weltmarkt für Frontends
weiter auszubauen.
Um die Nase auch künftig gegenüber Wettbewerbern wie Visteon, Delphi, Magna oder Valeo vorne
zu halten, investierte das Lieferanten-Duo laut Hella-Behr-Geschäftsführer Michael Zeyen einen »einstelligen Millionenbetrag« in das zukunftsweisende
Frontend-Projekt
(intern ›PIF‹). Mit von der Partie war
zudem die Benteler AG, die Querträger und Crashbox beisteuerte.
Die Prämissen der Kooperation
lauteten: Modulkosten, Gewicht,
Bauraum und Montagezeit reduzieren sowie Innovationen, Crashverhalten und Kundennutzen erhöhen.
Ein zwölfköpfiges Team unter der
Leitung von Katarina Brück ent-
wickelte und baute in gerade einmal
einem Jahr (Projektstart war im Mai
1998, die Fertigstellung erfolgte im
April 1999) ein Modul, bei dem die
bisher übliche Funktionstrennung
der Einzelkomponenten weitmöglichst zugunsten ihrer Integration
aufgegeben wurde. Ein Muster des
integrierten Frontends entwickelten
die Ingenieure auf der Basis des Audi
A6, dessen Frontend den Benchmark bildete.
Sechs Patente meldete Hella-Behr
im Zuge der Entwicklung an. So
übernimmt beispielsweise der Aluminium-Monoblock-Kühler erstmals tragende Funktionen in der
Crash-Struktur des Fahrzeugs und
verfügt zudem über eine deutlich ge-
ringere Einbautiefe als herkömmliche Kühler.
Das Bauteil wirkt als energieabsorbierende
Einheit.
Spezielle
Kühler-Lagerpunkte mit Laschen
halten den Kühler bei einem Aufprall fest. Erste Versuche, so die Entwickler, hätten gezeigt, daß das
Crash-Verhalten auf diese Weise verbessert werden kann, ohne die Betriebseigenschaften des Kühlers zu
beeinflussen.
Motorkühler und Klima-Kondensator erzielen – in einem Block verlötet – bei kleinster Einbautiefe beste
Durchströmung. Zudem kann der
Kühler durch die ausschließliche
Verwendung des Werkstoffs Alu sortenrein recycelt werden.
Sowohl Abblend- als auch Fernlicht kommen aus einem Bi-XenonProjektionsmodul mit einer XenonLampe als Lichtquelle. Ein Highlight
dabei: der Scheinwerfer-Tragrahmen. Um einen eventuell nötigen
Austausch der Lampen zu vereinfachen und zusätzlichen Bauraum zu
sparen, können die ScheinwerferModule ohne Werkzeughilfe nach
vorn herausgezogen und später einfach wieder hineingeschoben werden. Ebenfalls neu: eine in den
Scheinwerfer-Rahmen
integrierte
Zusammengebautes Frontend-Modul:
Die bisher übliche Funktionstrennung der
Einzelkomponenten wich zugunsten ihrer
Integration.
Muster des integrierten Frontend-Moduls auf der Basis
des aktuellen Audi A6: Das äußere Erscheinungsbild der
Fahrzeugfront wurde stilistisch überarbeitet und bei der
Formgebung Wert auf erhöhten Fußgängerschutz gelegt.
Bilder: Hella-Behr
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Automobil-Entwicklung · November · 1999
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Technology
Integriertes Frontend-Modul
Weiteres Bündnis
Das zweite Gemeinschaftsunternehmen der Zulieferer Behr und
Hella firmiert als Behr-Hella Thermocontrol GmbH mit Sitz in
Stuttgart. Dort sollen Bedien- und
Steuergeräte für die Fahrzeugklimatisierung sowie elektronische
Steuergeräte für intelligente
Kühlsysteme im Motorraum entwickelt und gefertigt werden.
Die Partner bringen ihre sämtlichen Aktivitäten auf dem Gebiet
der Klimaanlagen- und Motorkühlungs-Elektronik in die Kooperation ein. Bis zum Jahr 2003 peilt
das JV ein Umsatzvolumen von
350 Millionen Mark an. Geschäftsführer der neuen Gesellschaft:
Norbert Gruber (Behr) und Friedrich Waldeyer (Hella).
Aufbau des Frontends: Die elektrischen
Funktionen des Moduls werden über ein
zentrales Steuergerät abgewickelt.
Neuer Frontend-Auftrag von Daimler-Chrysler
xiko, in Tschechien sowie in Curitiba/Brasilien Frontends für die
VW-Modellreihen Golf, Bora, New
Beetle und Passat sowie für den
Audi A3 und für Skoda. Jahreskapazität: eine Million Einheiten.
Zudem verfügt das JV über Support Center in Detroit/USA und
Barcelona/Spanien.
Hella-Behr-Geschäftsführer
Michael Zeyen geht für das kommende Jahr von einem Umsatzvolumen von 250 Millionen Mark
aus. In den kommenden fünf Jahren soll das Umsatzvolumen dann
500 Millionen Mark erreichen.
Zeyen kündigte zudem an, das
strategische Geschäftsfeld des JVUnternehmens künftig um die Eigenproduktion von FrontendMontageträgern in Hybridtechnik
ergänzen zu wollen.
Streuscheiben-Reinigungsanlage,
mit der die Montage vereinfacht
wird und bisher notwendige Durchbrüche im Stoßfänger oder Karosserie entfallen können. Zudem verfügt
das Frontend über einen Kurvenscheinwerfer, dessen Licht vom
Lenkwinkel-Einschlag
gesteuert
wird.
Neue Wege werden auch in der
Frontend-Elektrik beschritten. Auf
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den herkömmlichen Kabelbaum
zwischen Frontend und Instrumententafel wird zugunsten eines zentralen Steuergerätes verzichtet. Es ist
nur noch ein Kabelstrang erforderlich. Erst im Frontend erfolgt die
Verteilung der Funktionen.
Die Einheit kommuniziert über
einen CAN-Datenbus mit dem Fahrzeug und steuert zentral alle elektrischen Funktionen des Frontends,
wie etwa die stufenlose Regelung der
elektrischen Lüfter oder das Kurvenlicht. Neben der intelligenten Lichttechnik kann auch problemlos die
Abstandsmeß-Sensorik im Frontend
integriert werden.
Hohen Stellenwert genoß bei der
Entwicklung des Moduls auch das
Thema Reparaturfreundlichkeit: Auf
den traditionellen Montageträger
wurde daher verzichtet, ohne dabei
die Vormontierbarkeit des Frontends
einzuschränken. Metallische Strukturteile verbinden das Frontend-Modul mit der Karosserie. Die Strukturteile sind dabei so miteinander verbunden, daß sie auch einzeln ausgetauscht werden können.
Ein Muster des integrierten
Frontends wurde zu Anschauungszwecken ebenfalls auf der Basis des
A6 realisiert. Dabei wurde nicht nur
das äußere Erscheinungsbild der
Fahrzeugfront durch Hella-Designer
Michael Wüstefeld stilistisch überarbeitet, auch das Thema Fußgängerschutz floß in die Formgebung mit
ein.
Der Hella-Behr-Geschäftsführer
zeigt sich sicher, daß sich der Aufwand lohnt. Zeyen sieht ein gewaltiges Potential für diesen Markt: »In
etwa zehn Jahren dürfte die Hälfte
aller neuentwickelten Autos mit
Frontends ausgerüstet werden.«
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Die Hella-Behr Fahrzeugsysteme
GmbH erhielt von Daimler-Chrysler den Auftrag für die Entwicklung und Fertigung des Frontends
für ein leichtes Nutzfahrzeug
(Nachfolger der aktuellen VKlasse). Nach dem Skoda Fabia
handelt es sich damit um den
weltweit zweiten Frontend-Entwicklungsauftrag, der von einem
Automobilhersteller komplett an
einen Systemlieferanten vergeben wurde. Auch für den Skoda
Fabia hatte Hella-Behr den Entwicklungsauftrag erhalten und
fertigt die Frontends im neuen
Werk in Mnichovo Hradiste,
Tschechien, nahe der Skoda-Fertigung in Mlada Boleslav.
Das Lippstädter Joint-ventureUnternehmen fertigt an den
Standorten Meerane, Puebla/Me-
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