Eine Evaluation im Auftrag der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen KUNSTVOLL MIT ALLEN SINNEN! Abschlussbericht der Evaluation des NRW Landesprogramms Kultur & Schule im Förderzeitraum 2006 bis 2010 vorgelegt vom Zentrum für Kulturforschung Berichterstattung: Prof. Dr. Susanne Keuchel Die Evaluation des Landesprogramms Kultur und Schule, über die hier berichtet wird, wurde im Zeitraum 20062010 durchgeführt. Für den Inhalt der Publikation ist allein das Zentrum für Kulturforschung verantwortlich. Zentrum für Kulturforschung Grantham-Allee 20 53757 Sankt Augustin Tel.: (02241) 39 72 240 Fax: 39 72 249 e-mail: [email protected] Internet: www.kulturforschung.de Keuchel, Susanne (Zentrum für Kulturforschung): "Kunstvoll mit allen Sinnen!" - Abschlussbericht der Evaluation des NRW Landesprogramms Kultur & Schule im Förderzeitraum 2006 bis 2010 Redaktionelle Mitarbeit: Marcus Fuchs, Dominic Larue, Katharina Zenz Sankt Augustin 2010 Umschlaggestaltung: Marcus Fuchs Bildnachweise: Stadt Moers, Stadt Hattingen, Ralf Emmerich, Peter Hübbe, Hartmut Hofmeister, SonderProjekt ArtLan – Münster Inhalt Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule – Eine Tradition auf neuen Wegen ..................................................... 5 2. In die Fläche gehen... Was bedeutet das? – Zu den Dimensionen des Landesprogramms .................................. 9 3. Zu den Schulen als Partner des Landesprogramms ............................................................................................. 16 4. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Landesprogramms – Kunstvoll mit allen Sinnen... ............................. 28 5. 6. 7. 4.1 Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms ...................... 28 4.2 Zu den Vermittlungsansätzen der Kunstprojekte im Landesprogramm .................................................. 43 Zu den Rahmenbedingungen der Projekte im Landesprogramm ....................................................................... 54 5.1 Klassen, Jahrgänge oder jahrgangsübergreifende Aktivitäten – Zu den Teilnehmergruppen im Landesprogramm .................................................................................................................................... 54 5.2 Zum Zeitmanagement der Projekte im Landesprogramm ...................................................................... 58 5.3 Professionalität im künstlerischen Anspruch – Zu den Innen- und Außenräumen der Projekte ............ 61 5.4 Zu den Arbeitsbedingungen der Künstler in der Schule .......................................................................... 65 Zu den Protagonisten des Landesprogramms – den Künstlern........................................................................... 73 6.1 Eine soziodemographische Eingrenzung der Künstler ............................................................................ 74 6.2 Zum biographischen Kontext der Künstler .............................................................................................. 80 6.3 Erfahrungen der Künstler mit Kinder- und Jugendprojekten .................................................................. 83 6.4 Resonanzen der Künstler auf das Landesprogramm ............................................................................... 87 Zum Angebot der Fortbildungseinrichtungen ..................................................................................................... 94 7.1 Aufbau und Struktur der Fortbildungsangebote ..................................................................................... 94 7.2 Zu den Rückmeldungen der Künstler auf das Fortbildungsangebot ....................................................... 96 7.3 Zusammenfassung und Ausblick zum Fortbildungsangebot ................................................................. 101 8. Resonanz der Eltern und Kinder auf das Landesprogramm .............................................................................. 103 9. Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen? ................................................................ 115 10. Fazit – Empfehlungen und Zukunftsperspektiven für das NRW Landesprogramm Kultur und Schule ............ 128 11. Kurzbeschreibung der Methodik und des Untersuchungsdesigns .................................................................... 133 11.1 Zum Untersuchungsdesign und der Frage: Qualitative und/oder quantitative Methodik? .................. 133 11.2 Zum Rücklauf und zur Qualität der erhobenen Daten .......................................................................... 136 11.2.1 Standardisierte Fragebögen, die in der quantitativen Erhebung verwendet wurden .......................... 140 12. Literaturverzeichnis ............................................................................................................................................ 148 Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule wurde zum Schuljahr 2006/2007 ins Leben gerufen, mit dem Ziel, Kindern und Jugendlichen – unabhängig von ihrem familiären Hintergrund – die Begegnung und Zusammenarbeit mit Künstlern aller Sparten (Theater, Literatur, Bildende Kunst, Musik, Tanz, Film und neue Medien) zu ermöglichen. Die Stärkung der kulturellen Bildung ist ein zentrales kulturpolitisches Ziel der Landesregierung. Im Rahmen der aktuellen Ganztagsschuldebatte wurde der Gedanke, Künstlerinnen und 1 Künstler in die Schulen zu holen, durch die angestrebte „Öffnung der Schule“ intensiv belebt. Hintergrund – Zur Rolle des Künstlers in der Schule Die Zusammenarbeit von Künstlern und Schulen hat eine lange Tradition, die bis in die 70er Jahre zurückreicht. Im Mittelpunkt stand schon bei früheren Kooperationen die Idee, auf eine punktuelle Mitwirkung von 2 Künstlern im Schulbereich zu setzen, um das musisch-kulturelle Angebot zu verbessern , wie beispielsweise beim “Ergänzungsplan zum Bildungsgesamtplan: Musisch-kulturelle Bildung“ der Bund-Länder-Kommission von 1977. Die abschließende Bewertung des Modellversuchs von 1977 fiel im Resümee sehr positiv aus. Die Bandbreite der Angebote in diesem Modellversuch war analog zum Landesprogramm groß, und reichte vom klassischen Theaterspielen in der Schule, über geschichtliche Themen, wie die Frauen im ausgehenden Mittelalter, bis hin zur Behandlung von interkulturellen Aspekten. Auch in den 80er und 90er Jahren gab es wiederholt Modellversuche, beispielsweise 1989 das Projekt „Schulkultur – Entwicklung und Erprobung eines 3 didaktischen Konzepts zur erweiterten musisch-kulturellen Erziehung in der Schule“ , das auf die Stärkung der kreativen Eigentätigkeit von Lehrern und Schülern durch die Einbeziehung von Künstlerinnen und Künstlern abzielte. 1990 fand das Projekt „Entwicklung und Förderung kreativer und gestalterischer Elemente der beruflichen Bildung durch Zusammenarbeit der Lernorte Schule und Betrieb mit Künstlern und Einrichtungen 4 Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule – Eine Tradition auf neuen Wegen Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule – Eine Tradition auf neuen Wegen des musisch-kulturellen Bereichs (kubus)“ statt, sowie 1996 das Projekt „ART Special: Hansa – Interdisziplinäre 5 Künste zur Weiterentwicklung eines Schulprofils“ , in dem künstlerische Arbeitsprojekte gesellschaftspolitischen Fragestellungen in Zusammenarbeit von Künstlern und Schülern realisiert wurden. zu Schon im Rahmen des Modellversuchsprogramms 1977 konnten Erkenntnisse gewonnen werden, die auch für das heutige NRW Landesprogramm Kultur und Schule relevant sind: beispielsweise die Schwierigkeit für Künstler, sich im schulischen Umfeld – oftmals ohne schulischen Ansprechpartner – zurechtzufinden. Meist mussten die organisatorischen Voraussetzungen für die Arbeit mit den Schülern vom Künstler selbst geleistet werden und in den vorgefundenen Klassenräumen war es z.T. schwierig, Freiräume für das Spielerische 6 ästhetischer Praxis zu entwickeln. Die in früheren Jahren verarbeiteten Erfahrungen aus der Zusammenarbeit von Künstlern mit den Modellprojekten sprechen oftmals ganz grundsätzliche Fragestellungen und Probleme an: In wie weit kann der Künstler seine Rolle in der Auseinandersetzung mit der Schulwirklichkeit bewahren? Wie kann er die nötige Disziplin und Vermittlungskompetenz für einen reibungslosen Ablauf eines kulturellen Bildungsprojekts in der Schule aufbringen? 1 2 3 4 5 6 Stellungnahme der Bundesregierung zum Zwölften Kinder- und Jugendbericht. Hg.: Deutscher Bundestag. 15. Wahlperiode. Drucksache 15/6014. 10.10.2005 Vgl. Musisch-kulturelle Bildung. Ergänzungsplan zum Bildungsgesamtplan. Band 1. Textteil. Hg.: Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung. Stuttgart. 1977. S. 13 Kulturelle Bildung in Deutschland. Modelle innovativer Projektarbeit. Hg.: Susanne Keuchel u. Andreas Johannes Wiesand. Bonn. 2000. S. 140f Ebd., S. 115f Ebd., S. 111f Vgl. Modellversuch “Künstler und Schüler“. Abschlussbericht. a.a.O. S. 12 u. 14 5 Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule – Eine Tradition auf neuen Wegen So ist die pädagogische Kompetenz des Künstlers nicht zweifelsfrei vorauszusetzen – diese Fähigkeit gehört nicht zur Ausbildung und den erforderlichen Kernkompetenzen von Künstlern. Es kann also vorteilhaft sein, in 7 Fort- und Weiterbildungen Künstler auf etwaige Konfliktsituationen vorzubereiten. Dabei sollte man einen guten Mittelweg finden, zwischen einer guten fachlichen Vorbereitung auf der einen Seite und der Bewahrung der Authentizität des Künstlers als Künstler mit eigenen neuen, ungewöhnlichen und nicht-schulischen Vermittlungswegen auf der anderen Seite. Denn ungewöhnliche Perspektiven auf Themen und Alltagsgeschehen sind ein erklärtes Ziel aller bisherigen Projekte mit Künstlern an Schulen und daher soll vermieden werden, dass der Künstler beim Einsatz im Umfeld Schule zum „Ersatzpädagogen“ mutiert. Winfried Kneip, der im Rahmen seiner Tätigkeit in der Yehudi Menuhin Stiftung die Einbindung von Künstlern in die Schule förderte, macht auf eine Reihe von Problemfeldern von Künstlern in Schulen aufmerksam. So scheiterten diese, wenn sie „nicht genügend Wissen über Entwicklung und Fähigkeiten von Kindern in bestimmten Altersstufen haben […], keine oder nur klischeehafte Vorstellungen davon haben, wie Schule funktioniert und unter welchen Bedingungen Lehrer arbeiten müssen […], ihrer Kunst nicht genügend vertrauen und insbesondere in Konflikten versuchen, pädagogisch zu wirken […], Kinder in ihren Fähigkeiten 8 unterschätzen und am Prozess, an den Inhalten und am Verfahren nicht beteiligen“. Künstler in der Schule müssen also den Spagat bewältigen zwischen dem Erwerb von pädagogischen Qualifikationen, die sie befähigen, im Schulalltag zu „überleben“, und der Bewahrung der künstlerischen Professionalität und Sichtweise, um deren Willen sie ja gerade besonders geschätzt werden. Zur Struktur des Landesprogramms „Kultur & Schule“ Im Landesprogramm Kultur und Schule wurden in den vier Förderjahren 2006/07 bis 2009/10 insgesamt etwa 4.700 Kunstprojekte mit schätzungsweise etwa 2.300 Künstlern in Nordrhein-Westfalen gefördert. Damit erreichte das Landesprogramm bisher rund 94.000 Schüler. Alle Kunstsparten sind dabei vertreten, sowie eine Vielzahl an spartenübergreifenden Projekten. In der Regel werden die Projekte von einer Künstlerin oder einem Künstler geleitet. In den sogenannten Sonderprojekten (Kooperationsprojekten) arbeiten mehrere Künstlerinnen und Künstler mit mehreren Schulen – auch schulform- und kommunenübergreifend sowie unter Beteiligung der örtlichen Kultureinrichtungen – in einem Projekt zusammen. Die Fördersumme pro Projekt 9 beträgt derzeit bis zu 2.850 Euro . Die Projekte werden mit einem Festbetrag in Höhe von 2.280 Euro aus Landesmitteln gefördert, Projekte an offenen Ganztagsschulen im Primarbereich mit einem Festbetrag in Höhe von 1.480 Euro; diese sind durch 800 Euro aus Geldmitteln, die den offenen Ganztagsschulen zur Verfügung stehen, zu ergänzen. Im zweiten Förderjahr wurde der Förderbetrag um eine Sach- und Reisekostenpauschale in Höhe von bis zu 750 Euro pro Projekt angehoben. Die Kommunen beteiligen sich an der Projektförderung mit einem Eigenanteil in Höhe von 20%, d.h. 570 Euro pro Projekt. Aspekte der Qualitätsentwicklung im Landesprogramm Um die Qualitätsentwicklung des Landesprogramms Kultur und Schule nachhaltig zu sichern, werden die Kunstprojekte im Rahmen eines Juryverfahrens ausgewählt. Im ersten Förderjahr übernahm dies zentral eine Landesjury. Die Ergebnisse der vorliegenden Evaluation legten jedoch nahe, dass dies regional teils zu einer einseitigen Förderung führte, da einzelne Kommunen aktiver die Bewerbung von Künstlern und Schulen unterstützten als andere. 7 8 9 6 Mit Blick auf Konfliktsituationen lohnt es sich, eine der Hauptqualitäten von Kunst nicht zu unterschlagen: Störungen, Aggression und Konflikt können als Treibstoff, als ‚Kreatin‘ für den künstlerischen Schaffensprozess genutzt werden. So empfiehlt Kneip den Künstlern, ihren Fokus weg von ‚pädagogischen Lösungen‘ hin zu ‚künstlerischen Interventionen‘ zu setzen. Vgl. Winfried Kneip: Die Kunst der Vermittlung – Qualifizierungsangebote für Künstler in NRW. In: Schule und Kultur. a.a.O. S. 54 Winfried Kneip: Die Kunst der Vermittlung – Qualifizierungsangebote für Künstler in NRW. In: Schule und Kultur. a.a.O. S. 52 Der Höchstbetrag für das Entgelt der Künstler und Kunstpädagogen sowie der Reise- und projektbezogenen Sachausgaben beträgt 2.750 Euro, für die Durchführung einer Abschlussveranstaltung werden pro Projekt noch einmal bis zu 100 Euro zur Verfügung gestellt. Die Landesregierung bietet aus den erläuterten Gründen den projektdurchführenden Künstlern vier eintägige 10 Fortbildungsseminare an, die von Fachinstituten durchgeführt werden. Diese leisten Unterstützung bei der Umsetzung der Projekte in der (Schul-)Praxis und fördern darüber hinaus den Austausch der Projektverantwortlichen. Sie sind ein wichtiger Baustein im NRW Landesprogramm Kultur und Schule und tragen wesentlich zur Netzwerkbildung vor Ort bei. Damit leisten sie im Sinne der Förderung von Projekten zur Stärkung der kulturellen Bildung die dafür erforderliche Qualitätsentwicklung. Ein Teil der Künstler, die nach Besuch der Fortbildungsseminare wiederholt am Landesprogramm Kultur und Schule teilnahmen, wünschten sich erneut ein Fachforum für den Austausch mit Kollegen. Entsprechend wurden Vertiefungsseminare für „Wiederholungstäter“ eingerichtet, die von der Landesarbeitsgemeinschaft Kulturpädagogische Dienste / Jugendkunstschulen NRW e.V. betreut werden. Künstlerinnen und Künstler, die bereits im Rahmen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule ein Projekt mit Schulen durchgeführt und an den Fortbildungsveranstaltungen teilgenommen haben, werden zudem in den internetgestützten Künstlerpool aufgenommen. Dieses Portal, welches durch das Kultursekretariat Gütersloh gepflegt wird, bietet den Schulen und Kommunen Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Partnern für künstlerische Projekte. Ein weiteres Angebot zum NRW Landesprogramm Kultur und Schule trägt das Kultursekretariat Wuppertal bei, das Veranstaltungen für kommunale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Kultur-, Schul- und Jugendverwaltung zum Landesprogramm organisiert. Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule – Eine Tradition auf neuen Wegen Auch zeigte sich, dass mit der zentralen Vergabe vorwiegend Projekte aus Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern gefördert wurden, was zu Lasten von Gemeinden mit weniger als 30.000 Einwohnern ging. Ab dem zweiten Förderjahr wurde daher allen Kreisen und Kommunen eine Fördersumme in Aussicht gestellt, die diese im Rahmen von Bewerbungen ausschöpfen konnten. Das Verfahren sieht vor, dass sich Künstler oder Kulturpädagogen, Kultureinrichtungen und Einrichtungen der künstlerisch-kulturellen Bildung mit ihrer Projektidee gemeinsam mit einer Schule bei ihrer Kommune oder dem zuständigen Kreis bewerben. Die Auswahl der förderungswürdigen Projekte obliegt nun einer dezentralen, unabhängigen Jury vor Ort. Die dezentrale Jurierung trägt wesentlich dazu bei, das Programm in die Fläche zu tragen. Um die Entwicklung von kommunalen Gesamtkonzepten strukturell nachhaltig zu fördern, ist außerdem zu Beginn des zweiten Förderjahrs ein Wettbewerb zur Entwicklung von kommunalen Gesamtkonzepten zur Stärkung der kulturellen Bildung ins Leben gerufen worden. Damit unterstützt die Landesregierung die Schaffung von Strukturen, die die kulturelle Bildung im kommunalen Leitbild verankern. Zur Evaluation des Landesprogramms Kultur und Schule Die Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Schulen ist nichts Neues, wie in der vorherigen Betrachtung aufgezeigt wurde. Beachtlich und außergewöhnlich ist jedoch die Dimension des NRW Landesprogramms Kultur und Schule. Für dieses Vorhaben existiert kein vergleichbares Vorläuferprogramm, auf dessen Erfahrung man hätte zurückgreifen können. Angesichts der beachtlichen Zahl an Projekten und Akteuren wurde daher von vorneherein eine begleitende dialogische Evaluation des Programms eingerichtet, die das Zentrum für Kulturforschung seit Beginn des Programms durchführt. Alle Akteure, Künstler, Schulleiter, Schüler, Eltern, Kommunen und Fortbilder wurden in quantitativen und qualitativen Gesprächen zur Durchführung und Akzeptanz des Programms befragt, sowie die rund 4.700 vorliegenden Projektanträge im Kontext gewählter Vermittlungsmethoden und Inhalte sekundäranalytisch ausgewertet. Die Zwischenergebnisse der Evaluation in den jeweiligen Schuljahren wurden reflektiert und als Basis genutzt, um das Programm im laufenden Prozess kontinuierlich weiterzuentwickeln und auf die Bedürfnisse der beteiligten Akteure zuzuschneiden, wie das beispielsweise bei der Umstellung von einer zentralen auf eine dezentrale Fördervergabe der Fall war. 10 Durchgeführt werden die Seminare von: filmothek der jugend NRW e. V., Duisburg; NRW Landesbüro Tanz Köln; Literaturbüro NRW Ruhrgebiet e.V. Gladbeck; Rheinisches Landestheater Neuss; Landesmusikakademie Heek; Landesarbeitsgemeinschaft Kulturpädagogische Dienste/ Jugendkunstschulen NRW e.V., Unna. 7 Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule – Eine Tradition auf neuen Wegen 8 Der dialogische Prozess bei der Evaluation und entsprechend bei der Gestaltung des Programms hat sicherlich im Wesentlichen mit dazu beigetragen, dass die Resonanz auf das Programm von Seiten der Schulen, Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler sich durchweg positiv darstellt. Das Gefühl, in den eigenen Belangen ernst genommen zu werden und Einfluss auf die Mitgestaltung der Struktur des Programms zu besitzen, hat das positive Verhältnis der Partner im Landesprogramm zueinander und zum Programm geprägt: Bereits im dritten Jahr betreue ich mit meinem jungen Kollegen Sven Nieder ein Foto-Projekt mit Jugendlichen am Anna-Siemsen-Berufskollegin Herford. Durch die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Kollegium und den verschiedenen Gruppen genießen wir unsere Projektarbeit als „Lehrende” und zugleich „Lernende”. Jürgen Escher, Freier Fotojournalist und Designer aus Herford 2. In die Fläche gehen... Was bedeutet das? – Zu den Dimensionen des Landesprogramms 11 In den vier Förderjahren 2006/07 bis 2009/10 wurden insgesamt 4.637 Kunstprojekte gefördert. Im Zeitverlauf konnte die Zahl der geförderten Projekte kontinuierlich gesteigert werden. Wurden in den ersten Förderjahren des Landesprogramms 707 Projekte gefördert, waren es im zweiten Förderjahr 1.137 Projekte, im dritten 1.348 Projekte und im vierten Förderjahr 1.445 Projekte. Zu der Dimension erreichter Schulen Wie viele Schulen konnten im Rahmen des Landesprogramms erreicht werden? Da manche Schulen mehrere Projekte in einem Jahr realisierten oder in mehreren Jahren am Landesprogramm teilnahmen, unterscheidet sich die Zahl der erreichten Schulen von der Zahl der durchgeführten Projekte. So wurden in den vier 12 13 Förderjahren 2.579 verschiedene Schulen erreicht. Das sind knapp 40% der Schulen in NRW . Dabei hat der Anteil der Projekte, die an Schulen im großstädtischen Raum durchgeführt wurden, im Zeitvergleich leicht abgenommen zugunsten einer Steigerung des Anteils der Projekte an Schulen in mittelstädtischen Gebieten mit 20.000 bis unter 100.000 Einwohnern. Übersicht 1: Anteil der Projekte, die an Schulstandorten mit folgenden Einwohnerzahlen durchgeführt wurden differenziert Förderjahr Förderjahr 9% 12% 10% 10% Einwohnerzahl des Schulstandorts Unter 20.000 19% 20.000 bis 49.999 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 Gesamt 22% 23% 22% 16% 19% 20% 19% 15% 15% 13% 14% 50.000 bis 99.999 100.000 bis 199.999 200.000 bis 499.999 14% 500.000 und mehr 20% 18% 19% 18% In die Fläche gehen... Was bedeutet das? – Zu den Dimensionen des Landesprogramms 2 23% 16% 0% 10% 20% 30% 40% 50% ZfKf 2010 Wie häufig und in wie vielen verschiedenen Jahren haben diese Schulen am Landesprogramm teilgenommen? Über die Hälfte aller Schulen (54%) wurden bisher ausschließlich in einem Förderjahr gefördert und nur jede zwanzigste Schule (5%) in jedem Förderjahr berücksichtigt. 11 12 13 Bei dieser Zählweise können die Angaben zur Zahl der erfassten Projekte von den Angaben der Bezirksregierungen geringfügig abweichen, aufgrund unterschiedlicher Zählweisen bei den Sonderprojekten, die das ZfKf in der Regel jeweils als eine Projekteinheit gezählt hat, obwohl mehrere Fördereinheiten an verschiedene Künstler geflossen sind. Minimale Abweichungen bei der Anzahl der tatsächlich erreichten Schulen können nicht ausgeschlossen werden, aufgrund punktuell leicht abweichender Namensbezeichnungen der Schulen in den Projektanträgen.. Insgesamt gibt es im Schuljahr 2009/10 im Primar- und Sekundarbereich in NRW 6.501 Schulen (inkl. den Berufskollegs). Vgl. Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Das Schulwesen in Nordrhein-Westfalen aus quantitativer Sicht 2009/10. Statistische Übersicht Statistische Übersicht 371. April 2010. S.7. 9 In die Fläche gehen... Was bedeutet das? – Zu den Dimensionen des Landesprogramms 2 Übersicht 2: Mehrfach berücksichtigte Schulen bei den geförderten Projekten und innerhalb der verschiedenen Förderjahre Förderung in … Anzahl absolut Prozent 1.393 54% Zwei Förderjahren 682 26% Drei Förderjahren 387 15% Allen Förderjahren 117 5% 2.579 100% 1.317 51% Zwei geförderten Projekten 641 25% Drei geförderten Projekten 339 13% Vier und mehr geförderten Projekten 282 11% 2.579 100% Einem Förderjahr Gesamt Schulen in allen Förderjahren mit ... Einem geförderten Projekt Gesamt ZfKf 2010 Berücksichtigt man die Mehrfachförderungen innerhalb eines Jahres, so kommt man auf einen Anteil von 51% der Schulen, die bisher im gesamten Förderzeitraum nur einmal gefördert wurden. Jede zehnte Schule hat schon umfangreichere Projekterfahrungen in vier oder mehr Projekten sammeln können. Dabei kann ein leichter Trend dahingehend beobachtet werden, dass es jedes Jahr schwieriger wird, neue Schulen mit einzubeziehen, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. Um noch mehr Schulen erstmals mit dem Landesprogramm in Kontakt zu bringen, empfiehlt es sich, jedes Jahr erneut in die Öffentlichkeitsarbeit zu investieren. Übersicht 3: Anteil der Schulen, die erstmals innerhalb eines Förderjahres am Landesprogramm teilgenommen haben, differenziert nach Förderjahren 100% Erstmalige Teilnahme 100% Wiederholte Teilnahme 90% 80% 70% 70% 60% 60% 51% 50% 49% 40% 40% 30% 30% 20% 10% 0% 0% 1. Förderjahr 2006/07 2. Förderjahr 2007/08 3. Förderjahr 2008/09 4. Förderjahr 2009/10 ZfKf 2010 10 Bei der Mehrfachberücksichtigung von Schulen kann beobachtet werden, dass es einzelne Schulformen gibt, die anteilig häufiger von einer Mehrfachförderung im Rahmen des Landesprogramms profitieren. Dies sind die Gesamtschulen, Hauptschulen und Berufsbildenden Schulen, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. Speziell bei den Gesamtschulen kann vermutet werden, dass diese deshalb häufiger berücksichtigt werden, da die Zahl der Gesamtschulen begrenzt ist. Errechnet man den Anteil der bisher im Rahmen des Landesprogramms geförderten Gesamtschulen an der Gesamtzahl der Gesamtschulen in NRW, kommt man in der Tat auf einen 14 Anteil von 67%. Damit ist der Ausschöpfungsgrad der Gesamtschulen deutlich höher als der Anteil erreichter Schulen im Landesprogramm an der Gesamtzahl der allgemeinbildenden Schulen in NRW (40%). Errechnet man entsprechend den Anteil der geförderten Hauptschulen und Berufsschulen an der Gesamtzahl existierender Einrichtungen in NRW, kommt man auf einen Anteil von 41% für die Hauptschulen, der dem Durchschnitt erreicheter Schulen entspricht, und auf 17% für die Berufsbildenden Schulen. Es kann vermutet werden, dass es grundsätzlich schwieriger ist, Hauptschulen oder Berufsschulen für Kunstprojekte zu begeistern, da diese Schulen in der Regel weniger Erfahrung mit entsprechenden Projekten haben, wie dies auch in Kapitel 8 deutlich wird, und es ggf. leichter ist, erneut auf die Hauptschulen und Berufsschulen zuzugehen, die schon einmal positive Erfahrungen mit einem Kunstprojekt im Rahmen des Landesprogramms gemacht haben. Entsprechend sollte man die Schulämter in den Kommunen ermutigen, speziell bei diesen Schulformen noch gezielter auf Schulen zuzugehen, die bisher kein Interesse am Landesprogramm zeigten. Übersicht 4: Durchschnittliche Anzahl der geförderten Projekte im gesamten Förderzeitraum von 2006/07 bis 2009/10 differenziert nach Schulform Gesamtschule 2,0 Hauptschule 2,1 1,7 Förderschule 2,0 1,8 Gymnasium 1,9 1,7 Realschule 1,6 Grundschule Zahl an Projektförderungen Zahl an Förderjahren 2,1 1,8 Berufsbildende Schule Durchschnittliche… 2,5 1,8 1,7 In die Fläche gehen... Was bedeutet das? – Zu den Dimensionen des Landesprogramms 2 1,8 1,4 1,3 Sonstige Gesamt 1,7 0 1 1,9 2 3 ZfKf 2010 Neben den schulinternen Projekten, die den Großteil aller Projekte ausmachen, werden auch sogenannte Sonderprojekte gefördert, die schulübergreifend konzipiert sind. So wurden nach Angaben der 15 Bezirksregierung beispielsweise in den Förderjahren 2008/09 und 2009/10 24 Sonderprojekte gezählt. Besonders herausgestellt wird bei diesen „Sonderprojekten“, dass sie neue Ideen und Anreize liefern, aber 16 auch mehr Gestaltungsfreiraum und weniger strikte Vorgaben zur Umsetzung benötigen. Ein Sonderprojekt, das den Schülern einen Überblick über die Spartenvielfalt im künstlerischen Bereich ermöglichte und dabei verschiedene Schulen und Künstler mit einbezog, ist das Sonderprojekt „ArtLAN“: 14 15 16 Vgl. Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Das Schulwesen in Nordrhein-Westfalen aus quantitativer Sicht 2009/10. Statistische Übersicht 371. April 2010. S.7. Die Sonderprojekte sind aufgrund der mehrfach beteiligten Schulen in den Projektanträgen schwer abzugrenzen. In der Analyse der Projektanträge kommt das ZfKf im oben genannten Zeitraum beispielsweise auf 31 Sonderprojekte. Vgl. das Interview mit Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff in: Landesregierung Nordrhein-Westfalen: Augen öffnen. Kulturelle Bildung in der Kulturförderung des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 12/2009, S.7. 11 In die Fläche gehen... Was bedeutet das? – Zu den Dimensionen des Landesprogramms 2 ArtLAN Im Jahr 2007/08 hat die Jugendkunstschule (JKS) in Münster im Rahmen des NRW-Landesprogramms Kultur und Schule ein Sonderprojekt gestartet: ArtLAN, ein lokales Netzwerk aus Münsteraner Künstlern und Schulen. Dabei wurden kunstpädagogische Projektmodule aus unterschiedlichen bildkünstlerischen Sparten rotierend an den verschiedenen teilnehmenden Schulen angeboten. Im Schuljahr 2008/09 waren zehn Künstlerinnen und Künstler an Projekten in acht Schulen beteiligt. Die Schüler konnten mehrere Projekte im Jahr mitmachen und sich in unterschiedlichen Sparten versuchen, wie z.B. Trickfilm, Wandmalerei und Drucktechniken. Die Organisation wurde zentral durch die JKS koordiniert, so dass sich die Künstler stärker auf ihre eigentlichen künstlerischen Aufgaben konzentrieren konnten. Zu der Dimension erreichter Künstler Ähnlich wie bei den Schulen gibt es auch unter den Künstlern „Wiederholungstäter“, die sich in mehreren Förderjahren am Landesprogramm beteiligten, und/oder in einem Förderjahr Kunstprojekte an verschiedenen Schulen realisierten. Berücksichtigt man diesen Umstand, so kommt man auf 2.281 verschiedene Künstler, die bisher 4.637 Kunstprojekte im Landesprogramm ermöglichten. Die Hälfte der bisher geförderten Künstler (52%) hat dabei nur an einem Projekt mitgewirkt. Die Rückmeldungen der Künstlerbefragungen, die in Kapitel 6 dargelegt sind, belegen, dass der Anteil der Künstler, die sich erneut am Landesprogramm bewerben wollen, viel höher ist (66%) als der tatsächliche Anteil der Künstler, die noch einmal die Chance erhalten und im Rahmen des Bewerbungsverfahrens erneut ausgewählt werden (48%). Nur etwa jeder Zehnte (12%) führte dabei mehr als fünf Projekte an den Schulen durch, wie dies folgende Übersicht veranschaulicht. Übersicht 5: Mehrfach berücksichtigte Künstler bei den geförderten Projekten und im Rahmen verschiedener Förderjahre Förderung in … Anzahl abs. Prozent 1.311 57% Zwei Förderjahren 515 23% Drei Förderjahren 293 13% Allen Förderjahren 162 7% 2.281 100% 1.178 52% Zwei geförderten Projekten 452 20% Drei geförderten Projekten 236 10% Vier geförderten Projekten 140 6% Fünf und mehr geförderten Projekten 275 12% 2.281 100% Einem Förderjahr Gesamt Künstler in allen Förderjahren mit ... Einem geförderten Projekt Gesamt ZfKf 2010 12 Ein Anspruch des Landesprogramms ist es, über die Förderjahre hinweg möglichst viele Schulen und Künstler zu erreichen. Dennoch schließt das Programm Mehrfachbewerbungen von Künstlern und Schulen nicht explizit aus. Der Anspruch, qualitativ gute Kunstprojekte zu fördern, steht über dem Anspruch, viele unterschiedliche Künstler und Schulen zu erreichen. Die vorausgehend dargelegten Daten belegen, dass dieser qualitative Förderansatz dem Anspruch, viele unterschiedliche Schulen und Künstler einzubinden, derzeit nicht entgegenwirkt. Bei den Künstlern kann nach Ablauf der vier Förderjahre festgestellt werden, dass nur 7% der Künstler, die bisher am Landesprogramm teilgenommen haben, in allen vier Förderjahren Projekte realisierten. Für Künstler, die erneut Kunstprojekte an Schulen durchführen wollen, jedoch im Rahmen des Auswahlverfahrens des Landesprogramms nicht berücksichtigt wurden, bietet sich ergänzend der Künstlerpool an, der für das Landesprogramm eingerichtet wurde und den Künstlern, die schon einmal erfolgreich am Landesprogramm teilgenommen haben, als Plattform für Projektideen dient. Der Künstlerpool im Internet ermöglicht interessierten Schulen, sich auch unabhängig vom Landesprogramm über interessante Kunstprojekte zu informieren und auf Künstler zuzugehen. Zur Dimension der erreichten Schülerschaft Wie viele Kinder und Jugendliche konnten bisher mit den Kunstprojekten des Landesprogramms erreicht 17 werden? Nimmt man die durchschnittliche Anzahl der Schüler, die innerhalb eines Projekts erreicht werden , und rechnet diese Zahl auf alle Projekte hoch, so kann man von ca. 94.000 erreichten Schülern in den vier Förderjahren ausgehen. Das ist bezogen auf die Gesamtzahl der Schüler an allgemeinbildenden Schulen und 18 Berufskollegs eine Quote von knapp 3,4% . Bezieht man die bisher erreichte Schülerzahl im Landesprogramm nur auf die Schüler an allgemeinbildenden Schulen in NRW und klammert dabei die Berufskollegs und -schulen, 19 die bisher nur sehr rudimentär erreicht werden, aus, kommt man auf eine Quote von 4% . Ein Blick auf die durchschnittliche Gruppengröße für die einzelnen Förderjahre offenbart, dass diese im Vergleich der einzelnen Jahre etwas schwankt. Es lässt sich jedoch keine systematische Entwicklung erkennen, dass sich die Teilnehmerzahl pro Projekt im Verlauf des Landesprogramms verkleinert oder vergrößert hätte. Unabhängig davon, ob man die erreichte Gesamtteilnehmerzahl, die Teilnehmerzahlen bezogen auf die einzelnen Förderjahre oder die der Sparten zugrunde legt, verdeutlicht folgende Tabelle, dass sich die Hochrechnung der bisher erreichten Gesamtteilnehmerzahl im Landesprogramm immer bei ca. 94.000 Schülern einpendelt. 17 18 19 In die Fläche gehen... Was bedeutet das? – Zu den Dimensionen des Landesprogramms 2 Hier ist zu beachten, dass Informationen zu Teilnehmergröße nicht bei allen Projekten vorliegen und der Durchschnittswert demnach vom tatsächlichen Wert abweichen kann. Insgesamt gibt es 2.799.259 Schüler an den öffentlichen und privaten Schulen in NRW (inkl. den Berufskollegs). Vgl. Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Amtliche Schuldaten zum Schuljahr 2009/2010, S. 7. Im Schuljahr 2009/10 besuchten 2.176.849 Schüler allgemeinbildende Schulen, die Berufsschulen ausgeklammert. Vgl. ebd. 13 In die Fläche gehen... Was bedeutet das? – Zu den Dimensionen des Landesprogramms 2 Übersicht 6: Hochrechnung der bisher erreichten Schüler im Landesprogramm differenziert nach 20 Förderjahren und Sparte Hochrechnung Sparte Durchschnittliche Teilnehmerzahl 22,51 Erreichte Schüler 30.978 Erreichte Schüler in % 33% Spartenübergreifend 1.376 Bildende Kunst 1.551 17,79 27.597 29% Musik 497 24,48 12.167 13% Theater 591 18,64 11.014 12% Tanz 321 21,93 7.038 7% Film, Neue Medien 220 17,31 3.808 4% 81 16,32 1.322 1% 93.924 100% Literatur Gesamt Förderjahr 2006/07 707 22,57 15.955 17% 2007/08 1.137 18,46 20.990 22% 2008/09 1.348 21,85 29.449 31% 2009/10 1.445 19,75 28.544 30% 94.938 100% Gesamt Projekte insgesamt 4.637 20,31 94.157 ZfKf 2010 Zusammenfassend lässt sich die Reichweite des Landesprogramms in Zahlen also wie folgt festhalten: 4.637 Kunstprojekte wurden in den letzten vier Jahren realisiert. Dabei wurden ca. 94.000 Schüler in 2.579 verschiedenen Schulen erreicht. An der Realisierung der Projekte waren 2.281 verschiedene Künstler beteiligt. 20 14 Anzahl Projekte Hier ist zu beachten, dass Informationen zu Teilnehmergröße nicht bei allen Projekten vorliegen und der Durchschnittswert demnach vom tatsächlichen Wert abweichen kann. Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 2: Im gesamten Förderzeitraum von 2006/07 bis 2009/10 wurden insgesamt 4.637 Projekte gefördert. Dabei konnte die Zahl der Projekte im bisherigen Förderzeitraum von 707 im ersten Förderjahr auf 1.445 Projekte im vierten Förderjahr mehr als verdoppelt werden. In den vier Förderjahren wurden 2.579 unterschiedliche Schulen erreicht. Das sind knapp 40% der Schulen in NRW. Dabei wurden überdurchschnittlich viele Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen eingebunden (67%) und nur sehr wenige Berufsschulen (17%). Für eine ausgewogene Verteilung der unterschiedlichen Schulformen empfiehlt es sich, gezielt auf einzelne Schulformen zuzugehen, die bisher weniger Interesse am Landesprogramm zeigten, vor allem Hauptschulen. 49% der Schulen wurden im gesamten Förderzeitraum mehrfach gefördert. Dabei ist ein klarer Trend zur Mehrfachförderung von Schulen zu erkennen. Wurden im zweiten Förderjahr 2007/08 nur 30% der Schulen zum wiederholten Mal gefördert, so lag dieser Anteil im Jahr 2009/10 bereits bei 60%. Es empfiehlt sich daher, jedes Jahr erneut in die Öffentlichkeitsarbeit zu investieren, um noch mehr Schulen auf das Landesprogramm aufmerksam zu machen. Insgesamt wurden im gesamten Förderzeitraum 2006/07 bis 2009/10 2.281 verschiedene Künstler in das Landesprogramm eingebunden. Davon wurden 52% bisher nur einmal im gesamten Förderzeitraum gefördert. Insgesamt wurden im bisherigen Förderzeitraum des Landesprogramms ca. 94.000 Schüler erreicht. Das entspricht etwa 3,4% der Schüler in NRW an allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen. In die Fläche gehen... Was bedeutet das? – Zu den Dimensionen des Landesprogramms 2 15 Zu den Schulen als Partner des Landesprogramms 3 3. Zu den Schulen als Partner des Landesprogramms Ein zentrales Anliegen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule ist die gleichmäßige Verteilung der Förderung auf verschiedene Schulformen. Um mehr Chancengleichheit zu erreichen, wurde dabei besonderer Wert auf die Förderung von Schulen des Primarbereichs gelegt, denn hier lassen sich Kinder aus allen Bildungsgruppen und sozialen Schichten gleichermaßen erreichen. Zur Beteiligung der Schulen Grundschulen sind aus diesem Grund in der Projektförderung Spitzenreiter und machen in allen vier Jahren etwa die Hälfte der geförderten Schulen aus, mit einem leicht sinkenden Anteil über die Förderjahre von 55% im ersten auf 46% im vierten Förderjahr. Dabei lag der Anteil der explizit im offenen Ganztag durchgeführten Projekte im zweiten Förderjahr bei 34%, im dritten bei 22% und im vierten bei 19%. Man kann also eine Entwicklung dahingehend beobachten, dass die Grundschulen zusehends stärker dazu tendieren, die Kunstprojekte des Landesprogramms in den Unterrichtszeitraum statt in die Ganztagsbetreuung zu integrieren. Im Zeitvergleich ist der Anteil der Förderschulen von 9% im ersten auf 15% im vierten Förderjahr gestiegen, womit diese im vierten Förderjahr die Hauptschulen als die bis dahin am häufigsten geförderten Schulen des Sekundarbereichs ablösen. Der Anteil der geförderten Hauptschulen liegt in allen vier Förderjahren knapp über 21 deren Anteil von 10% an den Schulen in NRW. Dies ist erfreulich, da es dem Anspruch des NRW Landesprogramms Kultur und Schule entspricht, künstlerische Betätigungen auch jenen Kindern zu 22 ermöglichen, welche in einer kulturfernen Umgebung aufwachsen. Übersicht 7: Schulen, die im Rahmen des Landesprogramms gefördert wurden, differenziert nach Schulform und Förderjahr Anteil an Schulen in NRW Förderjahr 2006/07 Förderjahr 2007/08 Förderjahr 2008/09 Förderjahr 2009/10 50% Grundschule 46% 11% Förderschule 15% 10% Hauptschule 11% 10% Gymnasium 11% 3% Gesamtschule 7% 9% Realschule 7% 6% Berufsbildende Schule/Kolleg 3% 2% Sonstige (VHS, Waldorf etc.) 1% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% ZfKf 2010 21 22 16 Vgl.: Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Das Schulwesen in Nordrhein-Westfalen aus quantitativer Sicht 2009/10. Statistische Übersicht 371. April 2010 Vgl. Susanne Keuchel: Mehr Chancengleichheit in der kulturellen Bildung. In: politik und kultur. Hg.: Deutscher Kulturrat, 1/2005 Im Kontext einer angemessenen Beteiligung erwiesen sich Realschulen in den ersten Förderjahren als weniger gut erreichbar, wurden diese doch anfänglich seltener ins Landesprogramm eingebunden. Möglicherweise hatte man aufgrund der sozialen Brisanz vor allem Hauptschulen gezielter auf das Landesprogramm aufmerksam gemacht, eine vergleichbare Ansprache von Realschulen hingegen anfangs versäumt. Mit nunmehr 7% hat sich der Anteil der Realschulen an den im Landesprogramm geförderten Schulen im Zeitvergleich kontinuierlich dem Anteil der Realschulen an allen Schulen in NRW angenähert. Übersicht 8: Einzugsgebiete der erreichten Schulen im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach Angaben der Schulleiter in der Schulleiterbefragung differenziert nach Schulform Hauptschule Grundschule Förderschule Gesamtschule Realschule Gymnasium 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% Zu den Schulen als Partner des Landesprogramms 3 5% 0% ZfKf 2010 Betrachtet man in der vorangehenden Übersicht, wie sich die beteiligten Schulformen auf die Ortschaften und Städte verschiedener Größen verteilen, fällt auf, dass es vor allem die Grundschulen und – mit Abstrichen – die Hauptschulen kleinerer Gemeinden im ländlichen Raum sind, die, im Vergleich zu den entsprechenden Schulformen in größeren Orten, vom Landesprogramm profitieren und künstlerische Projekte umgesetzt haben. Übersicht 9: Schulen, die im Rahmen des Landesprogramms im Förderzeitraum 2006/07 bis 2009/10 gefördert wurden, differenziert nach Einwohnerzahl des Standorts 58% Grundschule 49% 9% Förderschule 13% 15% Hauptschule 11% 7% Gymnasium 3% Gesamtschule 11% Einwohnerzahl des Standorts Unter 20.000 20.000 bis 49.999 50.000 bis 99.999 100.000 bis 199.999 200.000 bis 499.999 500.000 und mehr Gesamt 7% 6% Realschule 6% 1% Berufsbildende Schule/Kolleg 3% 1% Sonstige 1% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% ZfKf 2010 17 Zu den Schulen als Partner des Landesprogramms 3 Ähnliches gilt auch für die Realschulen, die in Ortschaften unter 50.000 Einwohnern im Landesprogramm im Vergleich zu städtischen Regionen überrepräsentativ vertreten sind. Die höhere Präsenz von Grundschulen im ländlichen Raum im Rahmen des Landesprogramms entspricht der reellen Verteilung von Grundschulen in NRW. Die höhere Präsenz von Hauptschulen aus dem ländlichen Raum im Landesprogramm kann als Hinweis gewertet werden, dass es wichtig ist, darauf zu achten, dass mit dem Landesprogramm auch die Hauptschulen in sozialen Brennpunkten der Großstädte erreicht werden, die aufgrund ihrer oft sozial benachteiligten 23 Schülerschaft besonders auf vielfältige Förderimpulse angewiesen sind. Im Rahmen der Schulleiterbefragung, bei der die Schulleiter konkret auf das Einzugsgebiet ihrer Schule angesprochen wurden, wird jedoch deutlich, dass es dem Landesprogramm bisher durchaus gelungen ist, auch Hauptschulen aus sozialen Brennpunkten anzusprechen. Wie kommen das Landesprogramm und die Künstler in die Schulen? Die folgende Übersicht verdeutlicht, dass es vor allem zwei Multiplikatoren sind, welche die Schulen auf die Existenz des Landesprogramms aufmerksam machen: die jeweiligen Schulämter und insbesondere die Künstler, die an einer Zusammenarbeit mit den entsprechenden Schulen interessiert sind. Auch die zuständigen Bezirksregierungen, die jeweiligen Kulturämter, sowie entsprechende Werbung in den Medien bilden wichtige Größen bei der Bekanntmachung des Landesprogramms. Im Vergleich der Förderjahre lassen sich Unterschiede feststellen. So sind im ersten Förderjahr 2006/07, neben Schulamt und Künstlern, die Presse bzw. Medien besonders wichtig gewesen. Auffällig ist auch die wachsende Bedeutung der Kulturämter, die ähnlich wie die Schulämter im Förderjahr 2008/09 eine größere Rolle bei der Bekanntmachung des Landesprogramms an Schulen spielten. Möglicherweise kann dies auf die stärkere Einbeziehung der Kommunen im Landesprogramm seit dem zweiten Förderjahr und die Installierung des Wettbewerbs „Kommunale Gesamtkonzepte“ zurückgeführt werden. Übersicht 10: Personen bzw. Institutionen, die die Schulen in den Förderjahren 2006/2007 bis 2008/09 auf das Landesprogramm aufmerksam gemacht haben, nach Angaben der Schulleiter (Mehrfachnennungen möglich) Förderjahr 2008/09 33% Künstler 28% Förderjahr 2007/08 32% Schulamt Förderjahr 2006/07 27% 14% Medien / Presse 21% 17% Bezirksregierung 20% 25% Kulturamt 20% 8% Staatskanzlei 10% 2% 2% Eltern 19% 18% Sonstige Personen / Institute 2% 1% K.A. 0% 10% 20% 30% 40% 50% ZfKf 2010 Differenziert man die Informationswege nach den jeweiligen Schulformen, sind einige interessante Unterschiede zu beobachten. Nahezu die Hälfte aller Gymnasien wurde durch Künstler, die an einer Kooperation interessiert waren, über das Landesprogramm informiert. Dies ist nicht zuletzt ein Beleg für die Attraktivität der Gymnasien bei den Künstlern, die, wie an anderer Stelle dargelegt, in der guten räumlichen Infrastruktur und der in der Regel kooperativen Schülerschaft begründet ist. Auch für die Gesamtschulen 23 18 Vgl. Dirk Baier und Christian Pfeiffer: Hauptschulen und Gewalt. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Nr. 28. 2007. S.17-26 bildeten interessierte Künstler eine wichtige Informationsquelle. Häufiger als andere Schulformen wurden die Gesamtschulen ebenfalls durch die Bezirksregierung auf das Landesprogramm aufmerksam gemacht. Für Hauptschulen nimmt das Kulturamt eine wichtige Rolle ein, genauso wie die Staatskanzlei NRW, die eine angemessene Beteiligung der Hauptschulen im Sinne der Chancengleichheit im Fokus hat. Übersicht 11: Personen bzw. Institutionen, die die Schulen in den Förderjahren 2006/07 bis 2008/09 auf das Landesprogramm aufmerksam gemacht haben, nach Angaben der Schulleiter differenziert nach Schulformen (Mehrfachnennungen möglich) Gymnasium Gesamtschule Förderschule Hauptschule Grundschule Realschule Sonstige Schulen Schulen insg. Künstler 33% Schulamt 29% Kulturamt 24% Bezirksregierung 19% Zu den Schulen als Partner des Landesprogramms 3 Medien/Presse 16% Staatskanzlei NRW 9% Eltern 2% Sonstige 19% 0% 10% 20% 30% 40% 50% ZfKf 2010 Wie werden die Schulen in städtischen bzw. ländlichen Regionen über das Landesprogramm informiert? In folgender Übersicht zeigt sich, dass neben Künstlern und dem Schulamt vor allem die Kulturämter für städtische Regionen eine große Rolle spielen: In Ballungsgebieten mit über 100.000 Einwohnern nehmen diese im Verhältnis den Spitzenplatz unter den Informationsquellen der Schulen zum Landesprogramm ein. In ländlichen Regionen spielen die Bezirksregierungen als Multiplikatoren punktuell eine wichtigere Rolle. Übersicht 12: Personen bzw. Institutionen, die die Schulen in den Förderjahren 2006/07 bis 2008/09 auf das Landesprogramm aufmerksam gemacht haben, nach Angaben der Schulleiter differenziert nach Einwohnerzahl des Standorts (Mehrfachnennungen möglich) 27% Künstler Schulamt Kulturamt Bezirksregierung Medien / Presse Staatskanzlei Eltern Sonstige Unter 15.000 28% 15.000 bis unter 50.000 27% 50.000 bis 100.000 38% Über 100.000 32% Gesamt 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% ZfKf 2010 19 Zu den Schulen als Partner des Landesprogramms 3 Wie kommt nun der Kontakt zu den Künstlern zustande, mit denen die Schulen kooperieren? Die folgende Übersicht verdeutlicht, dass vor allem die jeweiligen Schulleitungen sowie Lehrer nach eigener Angabe den Kontakt zum Künstler herstellen. Doch auch die Künstler selbst treten an die Schulen in Eigeninitiative heran. Dies konnte indirekt schon der vorausgehenden Analyse der Multiplikatoren, die die Schulen auf das Landesprogramm aufmerksam machten, entnommen werden. Übersicht 13: Personen oder Institutionen, die den Kontakt zum Künstler an den jeweiligen Schulen in den Förderjahren 2006/07 bis 2008/09 hergestellt haben, nach Angaben der Schulleiter (Mehrfachnennungen möglich) Schulleitung 37% Förderjahr 2006/07 Förderjahr 2007/08 Ein Lehrer 29% Der (die) Künstler selbst Förderjahr 2008/09 28% Sonstige Personen bzw. Institutionen 10% Kulturamt 9% Andere kulturelle Bildungseinrichtungen 4% Schulamt 4% Musikschule 2% Eltern 2% Schüler 0% K.A. 1% 0% 10% 20% 30% 40% ZfKf 2010 Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die Künstler, die die Schulen erstmals auf das Programm aufmerksam machen, sich in Folge auch um eine Kooperation bewerben. Dies lässt sich auch aus den nahezu deckungsgleichen Prozentzahlen der Künstler in beiden Fragestellungen schließen. Dagegen haben Kultur- und Schulämter sowie kulturelle Bildungseinrichtungen eher selten den Kontakt zwischen Künstler und Schule hergestellt. Übersicht 14: Durchschnittliche Bewertung der Unterstützung im Landesprogramm durch die Kommunen von Seiten der Schulleiter in der Schulleiterbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 50% Sehr zufrieden Zufrieden Teils-teils Unzufrieden Sehr unzufrieden Kann ich nicht beurteilen 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% unter 15.000 15.000 bis unter 50.000 Einwohnerzahl des Standorts 50.000 bis 100.000 über 100.000 ZfKf 2010 20 Dennoch zeigen sich die Schulen mit der Unterstützung der Kommunen grundsätzlich zufrieden mit einem Durchschnittwert in der Beurteilung von 2,1. Betrachtet man die Unterstützung der Kommunen nach Einschätzung der Schulleiter in Abhängigkeit von der Standortgröße, können erfreulicherweise kaum Unterschiede in vorangehender Übersicht beobachtet werden. Viele kleine Kommunen sind hier ebenso aktiv, wie viele Schul- und Kulturämter in Großstädten. Dieses Ergebnis wird auch gestärkt durch die Beobachtungen im Rahmen des seit dem zweiten Förderjahr durchgeführten Wettbewerbs „Kommunales Gesamtkonzept Kulturelle Bildung“, an dem sich viele kleine, mittlere und große Städte erfolgreich beteiligen. Zur Zufriedenheit der Schulen mit dem Landesprogramm Wie bewerten die Schulleiter ihre Erfahrungen mit dem Landesprogramm? Wie erlebt Schule den Künstler im schulischen Umfeld? Wird er eher als Gewinn oder als Störfaktor wahrgenommen? Im Kontext fehlender Rückmeldungen auf Seiten der Schule thematisierten einige Künstler in den qualitativen Interviews ihr Unbehagen, dass sie im schulischen Umfeld wohl nicht geschätzt würden. Betrachtet man die Zufriedenheit der Schulleiter mit dem Landesprogramm in der abschließenden Schulleiterbefragung, die sich an Schulen richtete, die im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 gefördert wurden, zeichnet sich ein durchaus positives Ergebnis ab: 53% der geförderten Schulen in den Schuljahren 2006/07 bis 2008/09 sind „sehr zufrieden“ mit dem Landesprogramm, 31% „zufrieden“. Sehr positiv bewerten die Förderschulen und die Gesamtschulen das Landesprogramm. Zurückhaltender sind die Gymnasien und vor allem die Realschulen, wie dies folgende Übersicht veranschaulicht. Zu den Schulen als Partner des Landesprogramms 3 Übersicht 15: Rückblickende Zufriedenheit der Schulleiter mit dem Landesprogramm im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach der abschließenden Schulleiterbefragung sehr zufrieden zufrieden teils-teils unzufrieden sehr unzufrieden 45% Realschule 1% 51% Gymnasium 2% 54% Hauptschule 4% 54% Grundschule 2% 56% Berufsschule 0% 61% Gesamtschule 1% 63% Förderschule 0% 53% Gesamt 2% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% ZfKf 2010 Die zurückhaltende Bewertung der Gymnasien und Realschulen mag unterschiedliche Gründe haben, die möglicherweise auch in der Tradition der jeweiligen Schulform begründet sind. Das Gymnasium hat traditionell einen stärkeren Fokus auf kulturelle Bildung durch eine stärkere Präsenz der künstlerischen Unterrichtsfächer aber auch zusätzlicher außerunterrichtlicher Angebote, wie das Schulorchester, die Theater-AG etc., die in vielen Gymnasien anzutreffen sind. Es kann vermutet werden, dass an Schulen, die schon sehr aktiv künstlerische Angebote ermöglichen, das Landesprogramm weniger positiv ins Gewicht fällt, als an Schulen, die erstmals über das Landesprogramm entsprechende Angebote etablieren konnten. Bei der Realschule, die einen starken Fokus auf die berufliche Ausbildung setzt, kann vermutet werden, dass diese den Nutzen der kulturellen Bildung für die eigenen Ausbildungsziele als wenig relevant einstufen. Die etwas distanziertere Haltung beider Schulformen gegenüber dem Landesprogramm im Vergleich zu anderen Schulformen bildet sich systematisch im Rahmen der gesamten Evaluation ab. 21 Keine Unterschiede zeigen sich erfreulicherweise bei den Schulen bezogen auf den ländlichen und städtischen Raum, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. Übersicht 16: Rückblickende Zufriedenheit der Schulleiter mit dem Landesprogramm im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach der abschließenden Schulleiterbefragung differenziert nach Einwohnerzahl des Standorts über 100.000 2% 0% 50.000 bis 100.000 Einwohnerzahl des Standorts Zu den Schulen als Partner des Landesprogramms 3 2% 2% 15.000 bis unter 50.000 9% teils-teils 55% 32% 12% 20% 30% sehr unzufrieden 54% 31% 12% 10% 54% 32% 10% 1% 0% 0% zufrieden unzufrieden 2% 1% unter 15.000 sehr zufrieden 57% 32% 40% 50% 60% 70% ZfKf 2010 Ein wesentlicher Einflußfaktor auf die Zufriedenheit der Schulleitung mit dem Landesprogramm kann jedoch sehr deutlich herausgestellt werden: Je häufiger die Schulen vom Landesprogramm gefördert wurden, desto zufriedener sind Schulen mit dem Landesprogramm. Das Landesprogramm schließt Mehrfachbewerbungen von Schulen über mehrere Jahre nicht aus. Im Vordergrund der Entscheidung steht immer der Qualitätsanspruch. So hat sich in den letzten Jahren auch ein Kern von Schulen herauskristallisiert, der wiederholt am Landesprogramm teilgenommen hat, wie dies im vorausgehenden Kapitel ausführlicher dargestellt wurde. 49% der bisher geförderten Schulen im Landesprogramm sind Wiederholungstäter. Dieses Phänomen, die Beziehung zwischen der Zufriedenheit der Schulen und wiederholter Förderung im Landesprogramm, zeigte sich auch in qualitativen Gesprächen – hier auch mit umgekehrtem Vorzeichen. So zeigten sich Schulleiter, die sich erneut beim Landesprogramm beworben hatten und dann nicht berücksichtigt wurden, darüber enttäuscht und drückten oftmals auch ihr Unverständnis darüber aus, dass sie doch einmal ein gutes Projekt durchgeführt hätten und dennoch nicht erneut gefördert wurden. Wir würden sehr gerne wieder mit unserer Künstlerin zusammenarbeiten. Deswegen haben wir uns auch gemeinsam für das Schuljahr 2007/08 beworben, sind aber leider abgelehnt worden. Da ich zugleich erfahren habe, dass auch keine andere Schule im näheren Umkreis berücksichtigt worden ist, verstehe ich die Entscheidung überhaupt nicht. Schulleiterin einer OGS 22 Übersicht 17: Rückblickende Zufriedenheit der Schulleiter mit dem Landesprogramm im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach der abschließenden Schulleiterbefragung differenziert nach Anzahl der geförderten Projekte 77% Mehr als 5 Mal 0% Teilnahme am Landesprogramm 65% 3 bis 5 Mal 0% 50% 2 Mal Schulurteil zum Landesprogramm sehr zufrieden zufrieden teils-teils unzufrieden sehr unzufrieden k.A. 1% 37% Einmalig 1% 53% Gesamt 1% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% Zu den Schulen als Partner des Landesprogramms 3 ZfKf 2010 Der insgesamt sehr positive Eindruck der Schulleiter vom Landesprogramm spiegelt sich auch in der Bewertung der Einzelaspekte des Landesprogramms wieder. Besonders positiv werden die künstlerischen aber auch die pädagogischen Leistungen der Künstler, der Profit für die Schüler und der Projektzeitrahmen von den Schulleitern eingestuft. „Die Schüler sind sehr gut mit dem Künstler zurecht gekommen. Das Projekt war für ihre Entwicklung sehr wichtig und die Schüler sind sehr viel offener geworden.“ Konrektorin einer Katholischen Grundschule Die Elternakzeptanz wurde von den Schulleitern im ersten Förderjahr ebenfalls positiv bewertet. Diese Einschätzung relativiert sich in den folgenden Förderjahren leicht, während die Künstler im Vergleich die Elternakzeptanz insgesamt deutlich schlechter bewerten. Etwas unzufriedener sind die Schulleiter mit dem organisatorischen Aufwand und der Projektfinanzierung. Letztere Einschätzung hat sich im zeitlichen Verlauf des Programms etwas gebessert, wie dies folgende Übersicht veranschaulicht. Übersicht 18: Teilaspekte des Landesprogramms im Meinungsbild der Schulleiter differenziert nach Förderjahr ZfKf 2010 23 Zu den Schulen als Partner des Landesprogramms 3 Auffällig ist die deutlich positivere Einschätzung der Schulleiter zur Zusammenarbeit mit dem Künstler. Der Künstler verfügt über eine sehr große Ausstrahlung und er hat auch Erfahrung in der Durchführung solcher Projekte. Deswegen gab es keine Disziplinschwierigkeiten und wir würden jederzeit wieder mit ihm zusammenarbeiten. Lehrerin einer Realschule in Bonn Die Künstler geben umgekehrt für die Zusammenarbeit mit der Schule durchschnittlich schlechtere Bewertungen ab. Dies gilt auch für die Elternakzeptanz, wie dies vorausgehend und in Kapitel V noch ausführlicher dargestellt wird. Die unterschiedliche Wahrnehmung der Künstler kann ggf. auf das besondere Konstrukt "Schule" zurückgeführt werden, das in der Regel – positive Ausnahmen bestätigen die Regel – wenig Kontakt zwischen Schulpersonal und Eltern vorsieht. Man kann entsprechend vermuten, dass die fehlenden Rückmeldungen von Eltern und Schulpersonal, dazu führen, dass die Künstler dies teilweise als Nichtachtung ihrer künstlerischen und pädagogischen Leistungen an den Schulen interpretieren. Abhilfe könnte geschaffen werden durch mehr Begegnungsforen zwischen Künstlern, Lehrern und Eltern, beispielsweise auch in Form einer Projektbörse, wo die Ergebnisse der künstlerischen Arbeit des NRW Landesprogramms Kultur und Schule vorgestellt werden oder einer gemeinsamen Fachtagung. Solche Maßnahmen könnten nicht nur die Motivation der Künstler steigern, sondern auch die Kommunikation zwischen Künstlern und Schulen positiv beeinflussen. Die Urteile zu den Einzelaspekten des Landesprogramms fallen bei den einzelnen Schulformen recht ähnlich aus, mit Ausnahme der Bewertung zur Projektfinanzierung, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. Übersicht 19: Durchschnittliche Bewertung der Projektfinanzierung im Landesprogramm von Seiten der Schulleiter in der Schulleiterbefragung differenziert nach Schulform und Förderjahr Förderjahr 2006/07 2007/08 2008/09 Gymnasium 1,77 1,86 2,00 Förderschule 1,83 1,84 1,80 Hauptschule 1,86 1,83 1,86 Realschule 2,06 1,95 1,94 Gesamtschule 2,21 1,90 2,00 Grundschule 2,21 2,13 1,92 OGS 2,45 2,08 2,02 Insgesamt 2,17 2,00 1,96 ZfKf 2010 Die Finanzierung wird vor allem von den Offenen Ganztagsgrundschulen weniger gut eingeschätzt. Dies liegt vermutlich an dem Eigenanteil in Höhe von 800,- Euro, den die Offenen Ganztagsgrundschulen für das Künstlerhonorar aufbringen müssen. Hintergrund dieser Sonderregelung ist der Umstand, dass die Offenen Ganztagsgrundschulen vom Land zusätzliche Gelder für Betreuung und Bildung des Nachmittagsbereichs ausgeschüttet bekommen und seitens des Landes hier eine Doppelförderung vermieden werden muss. Zur Wiederbewerbung der Schulen beim Landesprogramm Bei all den positiven Einschätzungen wundert es nicht, dass das Gros der beteiligten Schulleiter sich auch für das jeweils folgende Förderjahr erneut für das NRW Landesprogramm Kultur und Schule bewerben will, wie dies auch aus der folgenden Übersicht hervorgeht: Der Anteil der Schulleiter, die im Folgejahr „auf jeden Fall“ 24 mit einer Bewerbung dabei sind, liegt zwischen 74% im ersten Förderjahr und 70% im Förderjahr 2008/09. Nur 9% der Schulen schließen eine Wiederbewerbung kategorisch aus. Übersicht 20: Absicht der Schulleiter, sich nach Abschluss erneut für das Landesprogramm zu bewerben, im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahren 80% 74% 70% 73% Förderjahr 2006/07 70% 2007/08 60% 2008/09 Gesamter Förderzeitraum 50% 40% 30% 16% 20% 13% 14% 10% 2% 4% 4% 7% 10% 9% 1% 2% 2% Zu den Schulen als Partner des Landesprogramms 3 0% Ja, auf jeden Fall Ja, wenn ich Künstler finde Weiß nicht Nein K.A. ZfKf 2010 14% der Schulleiter würden sich im jeweils nächsten Förderjahr erneut für das NRW Landesprogramm Kultur und Schule bewerben, wenn sie einen Künstler finden. Dieser Anteil entspricht in etwa dem Anteil der Künstler in der Künstlerbefragung, die ebenfalls die erneute Bewerbung an die erfolgreiche Suche nach einem neuen Partner, dem Finden einer Schule, knüpfen. Entsprechend ist zu vermuten, dass der Anteil der Partner im Landesprogramm, die nicht erfolgreich miteinander kooperierten, bei etwa einem Sechstel liegt, sonst würde man sich im nächsten Jahr wieder gemeinsam bewerben. Im Hinblick auf den regionalen Standort der Schulen kann kein Unterschied in der Einstellung der Schulleiter zu einer Wiederbewerbung festgestellt werden, wie sich folgender Übersicht entnehmen lässt. Übersicht 21: Absicht der Schulleiter im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09, sich erneut für das Landesprogramm zu bewerben, differenziert nach Einwohnerzahl des Standorts Unter 15.000 15.000 bis unter 50.000 Einwohnerzahl des Standorts 74% Erneute Teilnahme Ja, auf jeden Fall Ja, wenn ich Künstler finde 72% Nein Weiß nicht K.A. 73% 8% 11% 50.000 bis 100.000 9% 73% Über 100.000 7% 72% K.A. 8% Gesamt 9% 73% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% ZfKf 2010 25 Zu den Schulen als Partner des Landesprogramms 3 Die Einstellung zur Wiederbewerbung variiert jedoch in Abhängigkeit von der Schulform. So sind es vor allem die Haupt- (78%) und Förderschulen (77%), die sich im Folgejahr „auf jeden Fall“ erneut bewerben möchten und es sind vorwiegend die Gymnasien (19%) und Gesamtschulen (19%), die eine Wiederbewerbung davon abhängig machen, ob sie einen passenden Künstler für das Schuljahr finden. Übersicht 22: Absicht der Schulleiter im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09, sich erneut für das Landesprogramm zu bewerben, differenziert nach Schulform Hauptschule 7% 78% 14% 77% 10% 8% Förderschule Realschule 12% 10% Grundschule 12% 9% Gymnasium 8% Gesamtschule 74% 72% 8% 8% Gesamt 8% 0% 71% 19% 64% 19% 7% Sonstige Schulen Erneute Teilnahme Ja, auf jeden Fall Ja, wenn ich Künstler finde Weiß nicht Nein k.A. 68% 73% 13% 20% 40% 60% 80% 100% ZfKf 2010 Abschließend kann man festhalten, dass das Gros der Schulen sehr positiv auf das NRW Landesprogramm Kultur und Schule reagiert und zugleich sehr daran interessiert ist, auch künftig von einer entsprechenden Förderung zu profitieren. Mit persönlich hat das Projekt und das Landesprogramm sehr gut gefallen. […]. Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule muss unbedingt weiter ausgebaut werden. Lehrerin einer Realschule in Bonn 26 Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 3 Das Landesprogramm erreicht alle Schulformen gleichermaßen unter besonderer Berücksichtigung des Primarbereichs (46%). Um die ausgewogene Verteilung auch künftig sicher zu stellen, empfiehlt sich die gezielte Ansprache von Realschulen und Hauptschulen in Großstädten. Multiplikatoren, die die Schulen erfolgreich auf das Landesprogramm aufmerksam machen, sind Künstler, die Schulämter, die Kulturämter in den Großstädten und die Bezirksregierungen in den kleinen Gemeinden. Die Schulen zeigen sich sehr zufrieden mit dem Landesprogramm, vor allem mit dem Profit für die Schüler und der Leistung und Zusammenarbeit mit dem Künstler. Dies gilt vor allem für die Förder- und Gesamtschulen. Etwas zurückhaltender urteilen die Gymnasien und Realschulen. Schulen mit Projekten im offenen Ganztag stehen der Projektfinanzierung etwas kritischer gegenüber als andere Schulen. Der Anteil der Schulen, die sich erneut für das Landesprogramm bewerben wollen, ist sehr hoch (87%). Zu den Schulen als Partner des Landesprogramms 3 Entsprechend beurteilen die Schulen, die mehrfach gefördert wurden, das Landesprogramm besonders positiv. 27 Zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Landesprogramms – Kunstvoll mit allen Sinnen… 4 4. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Landesprogramms – Kunstvoll mit allen Sinnen... Welche Kunstsparten stehen im Vordergrund des Landesprogramms? Wird neben den künstlerischen Fertigkeiten auch die rezeptive Wahrnehmung gefördert, beispielsweise durch den Besuch eines Museums oder Konzerts? Wird in den Kunstprojekten klassenspezifisch oder jahrgangsübergreifend gearbeitet? Im Folgenden werden die Inhalte der Kunstprojekte im Landesprogramm analysiert. 4.1 Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms Viele unterschiedliche Kunstsparten, von der Bildenden Kunst, Film, Literatur, Musik, Tanz bis hin zum Theater, stehen im Mittelpunkt der Kunstprojekte des Landesprogramms. Besonders stark vertreten mit etwa einem Drittel sind Projekte der Bildenden Kunst und spartenübergreifende Projekte. In den letzten Förderjahren hat vor allem der Anteil spartenübergreifender Projekte kontinuierlich zugenommen, während bei den anderen Kunstsparten nur leichte Schwankungen festzustellen sind. Welche Angebote verbergen sich hinter dem Begriff „spartenübergreifend“? Oftmals sind es Symbiosen aus den Sparten Theater und Musik, häufig z.B. Musicals. Das Genre Musical eignet sich allgemein besonders gut für die Arbeit mit Schülern, da es viele unterschiedliche Möglichkeiten bietet, Schüler nach ihren Neigungen in künstlerische Kontexte einzubinden, von der Bühnentechnik, bis zu tänzerischen, musikalischen oder schauspielerischen Aufgabenfeldern. Ein typisches spartenübergreifendes Projekt ist beispielsweise das Projekt "Abenteuer erleben", das die Künstlerin Saskia Zimmerer im zweiten Förderjahr an der Grundschule Burg in Borgholzhausen durchführte. Die Kinder erhielten die Möglichkeit, verschiedene künstlerische Ausdrucksformen durch Übungen und Spiele zu entdecken, die sie dann in die weitere Entwicklung des Projekts mit einbrachten, das in einer Präsentation mündete. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt "Du bist reich", das Harald Kleinecke 2007/08 an der Karl Leisner Grundschule in Kleve durchführte. Auch bei diesem Projekt lernten die Kinder zuerst die verschiedenen Kunstsparten kennen, deren unterschiedliche Ergebnisse dann in einer abschließenden Präsentation zum Thema "Gefühle" gezeigt wurden. Ein Grund für die unterschiedliche Präsenz der einzelnen Kunstsparten im Landesprogramm liegt in der Zusammensetzung des aktuellen Künstlermarktes, die man am Ausbildungsstand früherer Jahre ablesen kann. So gab es beispielsweise 1998 an den Hochschulen in Deutschland mehr als 45.000 Studierende des Fachbereichs Bildende Kunst, mehr als 24.000 im Fachbereich Musik, aber weniger als 7.000 im Fach 24 Darstellende Kunst, Film und Fernsehen . Auch die berufliche Praxis, z.B. vermehrte Reisen oder das künstlerische Einkommen, beeinflusst die Präsenz der Künstler. So sind beispielsweise Autoren, die für Autorenlesungen vielfach unterwegs sind, oft nicht in der Lage eine örtliche Präsenz über ein ganzes Schuljahr hinweg zu gewährleisten. Auch der Anspruch ländliche Gebiete im Landesprogramm anzusprechen, führt zu einer selektiven Künstlerauswahl: Oftmals sind es bildende Künstler, die sich im ländlichen Raum niederlassen, während Darstellende Künstler und Musiker auf die Existenz von Spielstätten und daher primär auf den großstädtischen Raum angewiesen sind. 24 28 Statistisches Bundesamt (Hg.): Studenten an Hochschulen, Wiesbaden 1999 und Zusammenfassung der Zahlen in: Zentrum für Kulturforschung (Hg.): Frauen im Kultur- und Medienbetrieb III. Fakten zu Berufssituation und Qualifizierung, Bonn 2001 25 Übersicht 23: Projekte differenziert nach Kunstsparten und Förderjahr 80% Förderjahr 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 70% 60% 50% 40% 37% 30% 33% 30% 24% 20% 5% 6% 10% 10% 10% 15% 13% 8% 7% 1% 2% 0% ZfKf 2010 Die relative “Sesshaftigkeit“ der Maler, Bildhauer, Objektmacher oder Kunsthandwerker wurde schon im 26 Künstlerreport von 1975 analysiert und auch die Zahlen des Landesprogramms bestätigen an dieser Stelle, dass es primär die Bildenden Künstler sind, die eine Versorgung an künstlerischen Projekten im ländlichen Raum gewährleisten und entsprechend überproportional bei Förderungen berücksichtigt werden, wie dies folgende Übersicht veranschaulicht. Spartenübergreifende Projekte werden dagegen eher in Großstädten organisiert, da man hier natürlich aufgrund der vermehrten Präsenz leichter mit Künstlern aus verschiedenen Spartenbereichen kooperieren kann. Übersicht 24: Geförderte Projekte im Zeitraum von 2006/07 bis 2009/10 differenziert nach der Einwohnerzahl des Standorts und Sparten Einwohnerzahl d. Standorts Bildende Kunst Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms 4.1 500.000 und mehr 200.000 bis 499.999 Spartenübergreifend 100.000 bis 199.999 50.000 bis 99.999 Musik 20.000 bis 49.999 Unter 20.000 Theater Tanz Film, Neue Medien Literatur 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% ZfKf 2010 25 26 In der ersten Förderwelle wurde die Kategorie “Spartenübergreifend“ noch nicht im Projektantrag aufgeführt, sondern alle Projekte einer Sparte zugeordnet, die auch gleichzeitig die Zuordnung zu den jeweiligen Fortbildungsmaßnahmen in den einzelnen Sparten implizierte. Dennoch wurden in der ersten Förderwelle viele spartenübergreifende Projekte realisiert. Diese spartenübergreifenden Projekte wurden nach Sichtung durch das ZfKf im Nachhinein dieser Kategorie zugeordnet, um eine Vergleichbarkeit herstellen zu können. Die hier anteilig dargestellten spartenübergreifenden Projekte der folgenden Förderwellen entsprechen nicht exakt den Vermerken in den Projektanträgen, sondern die Angaben der Projektanträger wurden harmonisiert bezüglich der anderen Spartenkategorien. Hat beispielsweise ein Bildender Künstler ein Projekt, dass Comic-Zeichnen und Bildhauerei miteinander verknüpft, selbst als spartenübergreifend eingestuft, wird das Projekt hier unter Bildende Kunst aufgeführt. Karla Fohrbeck u. Andreas Johannes Wiesand: Der Künstler-Report. München. Wien. 1975. S. 127 29 Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms 4.1 Finden sich neben regionalen auch schulformspezifische Unterschiede in der Präsenz und Verteilung der Sparten in den Kunstprojekten des Landesprogramms? Spartenübergreifende Projekte werden anteilig eher an Grundschulen, Gesamtschulen, Gymnasien und Berufsbildenden Schulen durchgeführt, Musikprojekte öfter an Förderschulen. Kaum präsent sind dagegen Literaturprojekte in Hauptschulen. Ähnliches konnte auch in der Studie “Kulturelle Bildung in der Ganztagsschule“ beobachtet werden, wo mit Blick auf die Gestaltung kultureller Bildungsangebote die Vermutung aufgestellt wurde, dass kulturelle Bildungsangebote in Inhalten und Themen oftmals den vermuteten kognitiven Fähigkeiten oder kulturellen Präferenzen der Hauptschüler 27 angepasst werden. Übersicht 25: Geförderte Projekte im Zeitraum von 2006/07 bis 2009/10 differenziert nach Sparten und Schulformen Grundschule Förderschule Hauptschule Gymnasium Gesamtschule Realschule Berufsbildende Schule Mehrere/sonstige Schulen Bildende Kunst Film, Neue Medien Literatur Musik Spartenübergreifend Tanz Theater Sonstige 0% 20% 40% 60% 80% 100% ZfKf 2010 Zu den Inhalten von spartenübergreifenden Projekten Welche Schwerpunkte werden bei spartenübergreifenden Projekten gesetzt, die im Rahmen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule gefördert wurden? Die Spartenschwerpunkte in den spartenübergreifenden Projekten verteilen sich ähnlich der allgemeinen Spartenverteilung im Landesprogramm. Literatur ist bei den spartenübergreifenden Projekten etwas stärker vertreten als im NRW Landesprogramm Kultur und Schule allgemein. Dies gilt auch für die Sparten Musik und Theater. Ein Beispiel für spartenübergreifendes Arbeiten in einem Musical ist das "Kreativprojekt 'Bühne frei!“, das von Christiane Pfau im ersten Förderjahr an der Erlenbachschule Hamm durchgeführt wurde. Mit Schülerinnen und Schülern der 7. und 8. Jahrgangsstufe wurden Ideen für die optische Gestaltung eines Bühnenraumes erarbeitet. Die Praxis des Landesprogramms zeigt, dass oftmals nur zwei Sparten in den spartenübergreifenden Projekten miteinander kombiniert werden, wobei Kombinationen mit den Sparten Bildende Kunst und Theater besonders häufig vorkommen. 27 30 Vgl. Susanne Keuchel: Kulturelle Bildung in der Ganztagsschule. a.a.O. S. 240f Übersicht 26: Geförderte spartenübergreifende Projekte im Zeitraum von 2006/07 bis 2009/10 im Landesprogramm differenziert nach Sparteninhalten (Mehrfachnennungen möglich) Theater 52% Bildende Kunst 49% Musik 45% Tanz 34% Literatur 30% Film, Neue Medien 26% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% ZfKf 2010 Ein spartenübergreifendes Projektbeispiel: Der Musik-Theater-Spielclub Der Musik-Theater-Spielclub, den die Künstlerin Gudrun Baesler-Bär in der Martin-Luther-Grundschule Gelsenkirchen in den Förderjahren 2006/07 und 2007/08 durchführte, ermöglichte 15 Jungen und Mädchen der 3. und 4. Jahrgangsstufe, sich mit der Multidimensionalität des Musiktheaters vertraut zu machen und dessen einzelne Spartenbereiche wie Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms 4.1 Singen, Sprechen, Schauspielen, Musizieren und Tanzen kennen zu lernen und selber zu gestalten. Zu Beginn des Projekts lernten die Schülerinnen und Schüler das bewusste Zuhören und phantasievolle Nachvollziehen eines Instrumental- oder Vokalstücks. Anschließend versuchte jedes Kind seine eigenen Assoziationen und Empfindungen improvisatorisch in Bewegungen und Haltungen auszudrücken. Darüber hinaus wurden beim Hören Bilder gemalt, die zum Ausgangspunkt für weitere Szenen und Situationen verarbeitet und später zur Musik theatral dargestellt werden konnten. Das Projekt ließ gleichzeitig genug Raum für die Schülerinnen und Schüler zum Musizieren und Komponieren, z. B. dem Nachspielen der Situation eines „Orchesters“. Im Laufe des Projekts wurden die Ergebnisse dieser Improvisationen fixiert und weiter entwickelt. Am Ende des Projekts stand eine Aufführung für die Eltern und Lehrer, in der alle erarbeiteten Szenen mit gesprochenen Texten, Liedern, Playbacks sowie selbst komponierten kleinen Musikstücken, etc. präsentiert wurden. 31 Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms 4.1 Zu den Inhalten der Musikprojekte Die Spannweite der musikalischen Kunstprojekte im Landesprogramm reicht von Angeboten wie beispielsweise dem Projekt "Percussion afro-latina" von Daniel Bazanta, das an der Antonius-Grundschule in Essen realisiert wurde und das afrikanisches Trommeln mit den Kindern der Grundschule zum Gegenstand hatte, bis zu einem Projekt an der Pestalozzischule in Bünde, bei dem der Künstler Olaf G. Günther das Spielen von Blechblasinstrumenten unterrichtete. Im Workshop "Hip Hop Märchen", den die beiden Künstler Daniel Schneider und Ingo Kowarsch an der Heinrich-Drake-Schule in Lemgo durchführten, ging es beispielsweise um "Rap-Punzel" und "Schneewittchen und die sieben YO! YO! Zwerge". Aufgabe der Schülerinnen und Schüler war es, anhand tradierter Märchenstoffe ein eigenes Musical zu erschaffen. Die Mehrheit der geförderten Projekte in der Sparte Musik bildeten in den ersten beiden Förderjahren Trommel- und Percussionprojekte sowie Bandworkshops. Dies hat sich in den Folgejahren dahingehend entwickelt, dass themenspezifische Projekte deutlich stärker in den Fokus rücken und diese im letzten Förderjahr anteilig sogar stärker vertreten sind als die Trommel- und Percussionprojekte. Zugleich haben punktuell auch die Projekte, die sich mit Rhythmik auseinandersetzen, zugenommen. Ein Beispiel für ein themenspezifisches Projekt ist "...und deutsche Gedichte grooven doch! - Goethe und Co. im Popformat" der Songwriterin und Jazz/Popsängerin Sonja Mertens. Schüler des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums Köln vertonen im Förderjahr 2009/10 klassische deutsche Gedichte zu Popsongs. Dabei erlebten die Jugendlichen Sprache und Stil der Dichter im kreativen Umgang auf neue Weise kennen und setzen die Gedichte entsprechend den eigenen Vorstellungen in moderne Musik um. Ein anderes kreatives Beispiel ist das Projekt "Ein Treffen der Kulturen" der Künstlerin Kerstin Figge im Förderjahr 2008/09. Schüler des Medebach Gymnasiums näherten sich über vielfältige Musikrichtungen und kulturen dem Thema 'Liebe und Tod'. In einer musikalischen Gegenüberstellung befassten die Schüler sich mit Werken aus den Bereichen Jazz, Gospel, Musical, sowie mit aktuellen Charthits und setzen diese instrumental oder gesanglich um. Dabei wurden auch Hintergrundaspekte der Musikrichtungen, wie deren Entstehungsgeschichte und Entwicklung sowie berühmte Interpreten, reflektiert. Das Projekt schloss mit einem lyrischen Abend ab, an dem die Schüler die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentieren und vortragen konnten. Übersicht 27: Projektthemen in der Sparte Musik differenziert nach Förderjahr Anteil der Projekte im Förderjahr... 2006/07 Trommel und Percussion Band-Workshop 2007/08 Klassische Instrumente 2008/09 Chor 2009/10 Experimentelles/Klangwerkstatt CD, Video Körperwahrnehmung Musikalische Grundlagen Rhythmik Themenspez. Projekte Sonstiges 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% ZfKf 2010 32 Der Rückgang der Projekte im Zeitvergleich, die sich mit klassischen Musikinstrumenten beschäftigen, könnte in 28 Beziehung gebracht werden zu dem Parallelprogramm der Staatskanzlei "Jedem Kind ein Instrument" , das flächendeckend im Ruhrgebiet die instrumentalen und orchestralen Fähigkeiten der Kinder fördert. Insgesamt wurden 53% aller Musikprojekte im Primarbereich durchgeführt, 43% im Sekundarbereich und 4% bereichsübergreifend konzipiert, das heißt, das hier sowohl Schüler des Primär- als auch Sekundärbereich angesprochen werden. Eine Abschlussaufführung wurde im ersten Förderjahr in der Planung bei 68% der Musikprojekte angestrebt. Dabei hat sich im Verlauf der vier Förderjahre der Anteil an Projekten, für die eine Abschlussaufführung geplant war, kontinuierlich auf 82% im letzten Förderjahr gesteigert. Im gleichen Zug streben jedoch nur noch 11% der Künstler im Förderjahr 2009/10 statt 20% im ersten Förderjahr eine Dokumentation der Arbeit auf CD oder DVD an. Insgesamt planten 76% aller bisher geförderten Musikprojekte eine Abschlussaufführung, 15% die Erstellung eines Mediums. In der Künstlerbefragung bestätigt sich auch die tatsächliche Durchführung der geplanen Maßnahmen: 72% der Künstler der Sparte Musik gaben an, eine Abschlussaufführung durchgeführt zu haben, 12% bestätigten die Erstellung eines Mediums. Rund ein Drittel der Musikprojekte im bisher geförderten Zeitraum (34%) stellt neben dem Musizieren auch rezeptive Elemente in den Vordergrund, wie z.B. in dem Projekt „Klangwerkstatt“, das Theresia Binder im ersten Förderjahr an der OGS Bodelschwinghschule Hürth und im zweiten Förderjahr an drei Schulen in Wesseling realisierte. Unter Anleitung der Künstlerin lernten die Kinder zuerst, wie und auf welche Weise Klänge erzeugt werden und welche Wirkung sie haben. Das Projekt umfasste darüber hinaus den Bau von Instrumenten, die aus Naturmaterialien hergestellt und von den Schülerinnen und Schülern später zum Musizieren verwendet wurden. 48% der Musikprojekte thematisieren interkulturelle Aspekte, wobei bei der Interpretation berücksichtigt werden sollte, dass für das erste Förderjahr nur bedingt Aussagen getroffen werden können, da dieser Vermittlungsansatz noch nicht systematisch erfasst wurde. So griffen vergleichsweise im dritten 51% und im vierten Förderjahr 59% der Musikprojekte interkulturelle Themen auf. Zum Beispiel lernten in dem Projekt „Der Weltentrommler“ des Künstlers Daniel Schneider im Förderjahr 2007/08 die Kinder der Volkening Grundschule in Bielefeld nicht nur verschiedene Anschlagtechniken und Rhythmen kennen, sondern auch viel über die kulturellen, rituellen und spirituellen Facetten der unterschiedlichen Instrumente. Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms 4.1 Das Aufgreifen geschlechtsspezifischer Themen findet sich mit 2% relativ selten in den geförderten Musikprojekten. Eine Ausnahme bildet hier beispielsweise das Projekt „Jungen-Power“, in dem sich Action und Bewegungen mit dem Üben auf den Trommelinstrumenten abwechseln. Der Künstler Arnd Dalbeck möchte mit diesem Projekt die oftmals für künstlerische Projekte schwierig zu erreichende Zielgruppe „junge männliche Schüler“ an der Gemeinschaftsgrundschule Waldniel in Schwalmtal erreichen und so für die Jungen eine rhythmische und musikalische Grundlagenschulung sichern. 28 Vgl. hierzu auch folgenden Link: http://www.kultur.nrw.de/de/jedem_kind_ein_instrument.html (Stand: 06.08.2010) 33 Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms 4.1 Die „Stimmwerkstatt“ von Thomas Bremser Im Projekt "Die Stimmwerkstatt", welches in den Förderjahren 2006/07 und 2008/09 an der Gustav-Heinemann-Realschule in Duisburg durchgeführt wurde, stärkten die Schülerinnen und Schüler der 7. bis 10. Klasse durch Atemtechnik, Sprech- und Gesangsübungen ihre Selbstwahrnehmung sowie ihr Selbstbewusstsein. Darüber hinaus wurden ihnen in diesem Projekt die Unterschiede zwischen populärem Gesang und Kunstgesang innerhalb der verschiedenen Kunstformen, wie beispielsweise Chanson, Lied, Musical und Oper, vermittelt. Mit dem Künstler Thomas Bremser haben die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler, die ganz unterschiedlichen Nationen entstammten, im Tonstudio des Künstlers auch selber CDs besungen, aufgenommen und hergestellt. Bei der Abschlussaufführung vor rund 600 Zuhörern absolvierten alle Teilnehmer jeweils auch einen Soloauftritt. Der Künstler selber ist von der Arbeit an der Schule begeistert: "Die jungen Menschen finde ich sehr interessant. Die geben einem wahnsinnig viel.". Zu den Inhalten der Bildenden Kunst-Projekte In der Sparte Bildende Kunst finden sich vor allem Projekte, die Malen, Bildhauerei oder Objektgestaltung thematisieren, wie beispielsweise das Kunstprojekt "Platz da!" von Andrea Raak an der katholischen Grundschule am Engelnberg in Wuppertal, bei dem die Künstlerin im Förderjahr 2006/07 mit 23 Kindern des 3. und 4. Schuljahres einen öffentlichen Platz, für den die Schule eine Patenschaft übernommen hat, künstlerisch neu gestaltete. Die Objekte und Skulpturen wurden am Computer entwickelt und dann mit Recyclingmaterialen erstellt. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt an der Geschwister-Scholl-Hauptschule in Brakel im Förderjahr 2006/07, bei dem die 16 Schülerinnen und Schüler zusammen mit dem Künstler Jonas Müller in vier Gruppen jeweils eine Bronzeplastik erstellten, oder das Projekt von Sigrid Halfpap, die an der OGS Blomberg mit zehnjährigen Schülern im Förderjahr 2006/07 eine Collage zum Thema Wasser erarbeitete. Die Mehrheit der Bildenden Kunst-Projekte in der ersten Förderwelle waren, wie dies vorangehende Beispiele erahnen lassen, in der Tat in erster Linie von Skulpturen bestimmt, gefolgt von Malerei und der Gestaltung von Gebäuden, Treppenhäusern oder Schulhöfen. In den folgenden Jahren rückten auch hier – analog zu den Musikprojekten – themenspezifische Projekte in den Vordergrund. Ein themenspezifisches Projektbeispiel für den Bereich der Bildenden Künste ist das Projekt "Die Wüste Afrikas", das Julia Magr im Förderjahr 2008/09 an der Gemeinschaftsgrundschule Herzogenrath-Kämpchen durchführte. In diesem Projekt konnten die Schüler sich im Themenzusammenhang Sahara und Sahel-Zone mit unterschiedlichsten künstlerischen Materialien und Techniken wie Maskenbau, Malerei oder dem Erstellen von Objekten auseinandersetzen. 54% aller bisher geförderten Projekte der Sparte Bildende Kunst wurden im Primarbereich, 42% im Sekundarbereich und 4% bereichsübergreifend durchgeführt. Eine Abschlussausstellung wurde im bisherigen Förderzeitraum von 66% aller Projekte in der Sparte Bildende Kunst angestrebt. Desweiteren wurde im Rahmen von 7% der Bildenden Kunst-Projekte die abschließende Erstellung einer CD oder DVD geplant. 34 Übersicht 28: Projektthemen in der Sparte Bildende Kunst differenziert nach Förderjahr Skulpturen Malerei Schulgestaltung Objekte Natur Themenspez. Projekte Druckgrafik Museum Arbeiten mit Ton Collagen Fotografie Stadtgeschichte Comics Graffiti Kunstatelier Bühnenbild Erstellung Video Mosaik Werkstatt/Experimente Sonstiges Anteil der Projekte im Förderjahr... 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 0% 10% 20% 30% 40% ZfKf 2010 47% der Projekte beinhalteten auch rezeptive Elemente, beschäftigten sich beispielsweise mit der Analyse eines Kunstwerks bzw. dem Werk eines Künstlers, wie z.B. bei dem Projekt "Lernen von Max Ernst", das die Künstlerin Swenja Dumrese und Thomas Schneider mit Schülerinnen und Schülern des Sekundarbereichs der Max-Ernst-Gesamtschule Köln durchführten. Im Vordergrund stand dabei die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Leben und Werk von Max Ernst. Die Schüler erstellten dabei auch Exponate, die im Rahmen einer Ausstellung im Kölner Studio des DuMont Verlages und in Zusammenarbeit mit dem Max-Ernst-Museum der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Allgemein kann beobachtet werden, dass mit Ausnahme der Sparte Film/Medienkunst der Anteil rezeptiver Vermittlungsansätze bei den Bildenden Kunst-Projekten höher ist als in anderen Sparten. Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms 4.1 Insgesamt thematisieren 36% aller bisher geförderten Projekte in der Bildenden Kunst interkulturelle Inhalte. Dabei fällt auf, dass der Anteil an Projekten mit interkulturellen Vermittlungsansätzen in der Bildenden Kunst 29 30 im Zeitvergleich von 33% im zweiten Förderjahr Jahr auf 25% im letzten Förderjahr 2009/10 etwas abgenommen hat. Auch in der Bildenden Kunst finden sich mit 2% nur sehr wenige Projekte, die geschlechtsspezifisch ausgelegt sind. Ein entsprechendes Projekt, das im Förderjahr 2007/08 durchgeführt wurde, ist das Projekt "Brave Mädchen/Wilde Mädchen", das sowohl interkulturelle als auch geschlechtsspezifische Vermittlungsansätze verbindet, indem es Schülerinnen der Bückhardtschule in Bielefeld unter Anleitung von Pascale Gräbener die Möglichkeit gab, sich mit den archetypischen Charaktereigenschaften von Mädchen verschiedenster Kulturen zu beschäftigen. Zuerst wurden diese in Rollenspielen thematisiert und anschließend in gemalte Bilder umgesetzt. 29 30 An dieser Stelle wurden für eine vollständige Darstellung die Daten aus den Projektanträgen verwendet. Abweichende Werte konnten in der Künstlerbefragung ermittelt werden. In der Evaluation im ersten Förderjahr wurden die Projekte im Hinblick auf interkulturelle Inhalte nicht systematisch erfasst, so dass hier kein Vergleich mit 2006/07 möglich ist. 35 Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms 4.1 Der kleine Bildhauer" – Ein Projekt des Künstlers Mandir Tix In dem Projekt "Der kleine Bildhauer" fertigten eine multikulturell zusammengestellte Nachmittags-AG, bestehend aus acht Schülerinnen und Schülern der 6. und 7. Stufe der Aaseeschule Ibbenüren, Skulpturen aus Sandstein und Ytong an. Zuerst lernten die Jugendlichen die Handhabung von Hammer und Meißel bei der freien Arbeit an Ytong-Steinen kennen, schufen dann Tonmodelle, die schließlich bei der folgenden Ausarbeitung am Sandstein und wieder am Ytong-Stein als Vorlagen dienten. Neben der Sensibilisierung für Formen und für das Material ging es in diesem Projekt vorrangig um die Förderung der Sozialkompetenz. Auch sollten die Jugendlichen lernen, wie sie ihre Ideen unter Berücksichtigung von Material, Form und Dimension umsetzen können. Die Skulpturen wurden im Rathaus Ibbenbüren öffentlich ausgestellt. Zu den Inhalten der Literaturprojekte Die in den vergangenen Förderjahren geförderten Projekte der Sparte Literatur wurden zu 52% im Sekundarbereich und zu 45% im Primarbereich durchgeführt. Die Maßnahmen, die sich tendenziell also eher an ältere Kinder und Jugendliche richteten, wurden inhaltlich in den ersten beiden Förderjahren vor allem durch das Kreative Schreiben bestimmt. Beispielhaft kann hier das von Arinya Berges im Förderjahr 2006/07 unter dem Titel "Autobiographie und Zukunftsvision" mit 11 Schülern der 6. Klasse der Richard-von-WeizäckerFörderschule Münster durchgeführte Projekte genannt werden. Die Künstlerin erarbeitete hier mit den Schülern jeweils ein sehr persönliches Projektbuch, welches die eigene Familien- und Schulsituation thematisierte. Auffällig ist für die Sparte Literatur die über den gesamten bisherigen Förderzeitraum geringe Anzahl an Projekten, die sich ausschließlich der Förderung des Lesens widmen. Zu den wenigen Ausnahmen zählt das Projekt „Förderung der Leselust“, das der Freundeskreis der Stadtbücherei Hattingen e.V. im Förderjahr 2006/07 an der Gesamtschule Hattingen durchführte. Lesepaten des Freundeskreises besuchten die Schule und führten dort unterschiedliche Leseprojekte durch. Ziel war es dabei, eine eigene adäquate Leseatmosphäre zu schaffen, um so einen neuen, attraktiven Lesezugang zu ermöglichen sowie mit dem Angebot der Stadtbücherei die Kinder anzuregen, unbekannte Lesewelten zu entdecken. Übersicht 29: Differenzierung der Projektthemen in der Sparte Literatur Anteil der Projekte im Förderjahr... 2006/07 Kreatives Schreiben 34% 2007/08 2008/09 Lese- und Schreibprojekte 2009/10 6% Leseförderung 3% Themenspez.Projekte 51% Märchen 5% Sonstiges 2% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% ZfKf 2010 36 Wie auch schon für die Sparten Musik und Bildende Kunst verzeichnet werden konnte, gab es auch in der Literatur in den letzten beiden Förderjahren einen starken Anstieg themenspezifischer Projekte und zuletzt war sogar jedes zweite geförderte Projekt auf ein bestimmtes Thema ausgerichtet. Allgemein fällt ein deutlich wahrnehmbarer Trend zur medialen Verarbeitung von Projektergebnissen auf, wie beispielsweise bei dem Projekt "Clip my Poetry" des Künstlers Marco Jonas Jahn, welches im Förderjahr 2008/09 an der städtischen Hulda Panlok Gesamtschule in Düsseldorf und 2009/10 am Sophie-Scholl Gymnasium Oberhausen durchgeführt wurde, und auf Basis der SlamPoetry die kreative Auseinandersetzung der Schüler mit Situationen ihres Alltags förderte. Die Ergebnisse wurden in Video-Clips festgehalten. Im Vergleich der Förderjahre sieht man, dass die mediale Verarbeitung in der Sparte Literatur zwischen dem ersten (11%) und dem letzten (78%) Förderjahr stark an Popularität gewonnen hat. Insgesamt sah rund die Hälfte der Literaturprojekte (47%) die Erstellung eines abschließenden Mediums (Buch, Kalender, CD, DVD o.ä.) vor. 30% der Projekte berichteten zudem, eine abschließende Aufführung zu planen, und 21% beabsichtigten, die erstellten Medien in einer abschließenden Ausstellung vorzustellen. Im Spartenvergleich förderten sehr viele, nämlich 42% der Literaturprojekte rezeptive Erfahrungen. Als Beispiel für ein solches Projekt sei hier auf das Projekt "Literaturwerkstatt – von der Idee zum Satz zur Geschichte zum Buch", das Barbara Zimmermann 2006/07 an der Gemeinschaftsgrundschule Bavierschule in Erkrath durchführte, verwiesen. Neben der Förderung der Kreativität und der Lese- und Schreibkompetenz ging es in diesem Projekt um die Vermittlung von kulturgeschichtlichem Wissen rund um das Thema Buch. Insgesamt greifen 22% der Projekte interkulturelle Aspekte auf. Das Projekt "Wir von der Aretz – unser Schultagebuch", das der Künstler Achim Krichel an der Gemeinschaftshauptschule Aretzstraße in Aachen durchführte, verbindet spartenübergreifend szenisches Spiel mit dem kreativen Schreiben: Über das Erspielen und Erschreiben eines Schultagebuchs beleuchten die Schüler und Schülerinnen das Schulleben und ihren jeweiligen Schulalltag und damit auch das schulische Leben von Schülern mit unterschiedlichen und vielfältigen Migrationshintergründen. Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms 4.1 Die "Schreibwerkstatt" – Ein Projekt der Künstlerin Marion Gay Zu der "Schreibwerkstatt" von Marion Gay trafen sich im Förderjahr 2006/07 15 Jugendliche aus den Stufen 7 bis 13 von verschiedenen Hammer Gymnasien immer samstags in einem Seminarraum der Stadtbücherei Hamm. Ziel war es, eigene Texte zu verfassen. Das Projekt diente auch als Forum, um bereits verfasste Texte vorzustellen, zu besprechen und zu verbessern. Die Gruppe führte Schreibspiele durch und Marion Gay gab den Schülerinnen und Schülern Tipps und Hilfestellungen. Neben der Ermutigung zum selbstständigen kreativen Schreiben und der Erhöhung der Schreibkompetenz hatte das Projekt auch die Förderung Foto: Marion Gay der Feedback-Fähigkeiten der Teilnehmer sowie die Stärkung des Selbstbewusstseins – durch das Interesse der Anderen am Geschriebenen – zum Ziel. Die im Projekt erstellten Texte wurden abschließend in einer öffentlichen Lesung in der Stadtbücherei, zu der auch Verwandte, Lehrer und Freunde eingeladen wurden, vorgestellt. 37 Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms 4.1 Zu den Inhalten der Theaterprojekte Beliebte inhaltliche Schwerpunkte waren in der ersten Förderwelle entweder improvisatorisches Theaterspiel oder aber klassisches Theater, beispielsweise die Aufführung von Werken von Shakespeare, Schiller o.ä. Während Improvisation auch in den Folgejahren im Landesprogramm im Theaterbereich sehr präsent ist, nimmt die Zahl klassischer Theaterprojekte deutlich ab. Gleiches kann für Projekte, die Schauspielunterricht oder Zirkus thematisieren, beobachtet werden. Mit dem Projekt "Zirkusgeschichten" animierte die Künstlerin Kirsten Schulte-Frohlinde beispielsweise die Kinder der OGS der Gemeinschaftsgrundschule Falkenstraße (Erkrath) einmal wöchentlich, in die Welt des Zirkus einzutauchen und im weiteren Verlauf des Projekts sogar ein eigenes Zirkusprogramm zu entwickeln. Dieses Zirkusprogramm wurde zum Abschluss des Projekts beim zweiten Erkrather Laientheaterfestival aufgeführt. Wachsender Popularität erfreut sich hingegen das Konzept der Theaterwerkstatt, wie beispielsweise das Projekt „Kreatives Schreiben und Theaterspiel“ des Künstlers Achim Krichel, in dem er Jugendliche animierte selber ein Theaterstück zu schreiben und dann auf der Bühne aufzuführen. Das Projekt mit dem Namen "Kreatives Schreiben & Theaterspiel" wurde einmal in der Woche am Nachmittag als AG durchgeführt und von Schülern der siebten bis zehnten Jahrgangsstufe des Aachener Couven Gymnasiums gestaltet. Übersicht 30: Differenzierung der Projektthemen in der Sparte Theater Improvisation Anteil der Projekte im Förderjahr... 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 Klassik Schauspielunterricht Zirkus Themenspez. Projekte Märchen Theaterwerkstatt Gewalt/Aggression Modern Persönlichkeit/Identität Figurentheater Fauna Sonstiges 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% ZfKf 2010 Wie auch in den zuvor dargestellten Sparten, kann auch hier die zunehmende Bedeutung themenspezifischer Projekte festgestellt werden. Karin Trodler beispielsweise gab in den zwei parallel stattfindenden Projekten "Casting!" im Förderjahr 2008/09 Schülern des Gymnasiums der Gemeinde Kreuzau sowie den Schülern der St. Angela-Schule Düren die Möglichkeit, das Thema 'Schau-spielen' aus einer ungewöhnlichen und jugendgerechten Perspektive zu betrachten. Zentrale Thematik des Projektes waren die zurzeit überaus populären Castingshows. Im Projekt wurde vermittelt, was es bedeutet, sich zu präsentieren und bewerten zu lassen, und auch inwieweit hier beim 'Sich-zur-Schau-stellen' bereits 'Schau-spiel' stattfindet. Ziel war ein angstfreier Umgang mit Selbstdarstellungssituationen, Entdeckung ungeahnter, künstlerischer Fähigkeiten und Kritikfähigkeit gegenüber Wettbewerbssituationen, die ein fragwürdiges Ziel verfolgen. Die Ergebnisse des Projektes wurden in einer abschließenden Aufführung präsentiert. War die Sparte der Literatur eher auf ältere Teilnehmer ausgerichtet, so verteilen sich die geförderten Theaterprojekte nahezu gleichermaßen auf Primar- (47%) und Sekundarbereich (50%). 3% der Projekte wurden bereichsübergreifend realisiert. Eines dieser seltenen Projekte führte Piotr Sonnewend unter dem Titel "Theater machen – macht Spaß" im Förderjahr 2006/07 an der Don Bosco-Schule Ahaus durch. Gemeinsam mit 38 den Schülerinnen und Schülern erarbeitete der Künstler ein Schultheaterstück mit allen wesentlichen Schritten einer Theaterproduktion, von der Bildung der Theater-Gruppe bis zur Aufführung. Insgesamt strebten 88% aller Theaterprojekte eine Abschlussaufführung an. 12% der Theaterprojekte beabsichtigten die Erarbeitung von Kulissen und lediglich 2% aller Theaterprojekte die Erstellung einer abschließenden CD oder DVD. Bei den Vermittlungsansätzen setzte rund ein Viertel (26%) der Theaterprojekte auch einen Schwerpunkt auf rezeptive Elemente. Interkulturellen Themen wandten sich über den gesamten bisherigen Förderzeitraum 35% der Theaterprojekte zu. Das Projekt "Man Hunt" von Birgit Götz, welches im Förderjahr 2007/08 am Westfalenkolleg Dortmund durchgeführt wurde, gehört dazu. Das Projekt geht von der heterogenen Lebenswirklichkeit und dem Alltag der Studierenden aus, die vielen unterschiedlichen Herkunftsländern entstammen. Analog zu den anderen Sparten, finden sich auch im Theater nur sehr wenige Projekte (3%), die geschlechtsspezifische Aspekte thematisieren. Ein Projekt, das zu dieser Minderheit gehört, ist das interkulturelle Theaterprojekt für Mädchen, das Julia Helena Schnelte an der Heideschule in Bergkamen unter dem Titel „Ich und ich“ im Förderjahr 2007/08 durchführte. In dem Projekt ging es darum, Mädchen zwischen 11 und 14 Jahren (insbesondere Mädchen mit Migrationshintergrund) in ihrer Entwicklung zu unterstützen und ihnen positive Anreize zu einer individuellen Lebensgestaltung zu geben. Fiktive Rollen und Situationen wurden im Projektverlauf durchgespielt, weiterentwickelt und schließlich zu einer abschließenden Aufführung am Ende des Schuljahres zusammengefügt. Nichts bewegt sich – ein Theaterprojekt an Gymnasien in Münster In den Förderjahren 2006/07 und 2007/08 führte der Künstler Stephan Us am Annette-von-Droste-Hülshoff und am Paulinum Gymnasium in Münster das Theaterprojekt „Nichts bewegt sich“ durch. Leitfaden des Theater-Performance-Projekts zum Thema „Nichts, Stille, Leere“ war die Beobachtung, dass die Bilderflut heutiger Medien bei vielen Menschen Orientierungslosigkeit und Resignation erzeugt, die eine Form der Leere darstellt. Nach einer Einführung in Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms 4.1 die Performancekunst, recherchierten die Schülerinnen und Schüler zum vorgegebenen Thema und entwickelten aus den Ergebnissen Gruppenund Einzelperformances, die am Ende des Schuljahres in einer öffentlichen Theateraufführung abschließend vorgestellt wurden. Zu den Inhalten der Tanzprojekte Die thematischen Schwerpunkte in der Sparte Tanz wechselten von Förderjahr zu Förderjahr, wobei mehr als die Hälfte der bisher durchgeführten Tanzprojekte im Primarbereich stattfanden. So waren im ersten Förderjahr Improvisationsprojekte mit 23% am häufigsten vertreten, gefolgt von Projekten, die sich populären modernen Tanzformen oder tanzausbildenden Elementen widmeten, wie beispielsweise Laila Castro Mendez' Projekt "Ausdruck Tanz", das an zwei Schulen, der Schule am Teimer in Kalletal sowie an der Grundschule Eisbergen in Porta Westfalica, durchgeführt wurde. Ziel war es, den Tanz in seinen verschiedenen Ausdrucksformen als Ausdruck subjektiver Gefühle kennen zu lernen. Ein populäres Tanzprojekt wurde beispielsweise im Förderjahr 2006/07 an der Gemeinschaftshauptschule Emil-Barthstraße in Düsseldorf realisiert. Dort erarbeiteten die Schüler und Schülerinnen der Stufen 5 bis 10 mit der Künstlerin Dörte MüllerSchulz eine Jazz-Street-Dance-Performance, die sie später auch öffentlich präsentierten. 12% der Projekte setzten einen expliziten Schwerpunkt auf die vertiefende Körperwahrnehmung, wie beispielsweise das Projekt "Dance meets identity" von Lina do Carmo das sich mit der historischen, aktuellen und zukünftigen Identität der Jugendlichen auseinandersetzte, wobei es hier um zentrale Fragen ging wie beispielsweise: Was ist Körper? 39 Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms 4.1 Was ist Identität? Der zeitgenössische Tanz wurde hierbei von Lina do Carmo als Ansatz gesehen, um in einem kreativen Prozess den Raum der Selbstimagination zu gestalten und den Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten zum Dialog zu eröffnen. Den rund 16 Teilnehmern der Klasse 9c der Freiherr-vom-SteinRealschule in Düsseldorf ließ die Künstlerin viel Zeit zur Reflexion, damit sich auch schüchterne Jugendliche auf den zeitgenössischen Tanz einlassen konnten. Im zweiten Förderjahr überwogen dann Projekte, die sich populären modernen Tanzformen widmeten, gefolgt von themenspezifischen Projekten. Überhaupt fällt auch in dieser Sparte wieder die starke Zunahme des Anteils an themenspezifischen Projekten auf. Im Förderjahr 2009/10 war mehr als jedes zweite geförderte Projekt um ein bestimmtes Thema herum konzipiert. In dem im Förderjahr 2009/10 durchgeführten Projekt "Spiele und tanze" beispielsweise, thematisierte die Künstlerin Diana Holten mit Schülern der Karl-KreinerSchule Neuss eine tänzerische Umsetzung von Gesellschaftsspielen. Hierbei hatten die Schüler die Möglichkeit, selbst kreativ diverse Zusammenhänge zum Thema "Gesellschaftsspiel" tänzerisch umzusetzen. Vom Grundthema der einzelnen Spiele über Spielregeln oder Rollenverteilung der Spielfiguren bis hin zur Thematik der Gruppendynamik bieten sich viele Ansatzpunkte, Spielelemente in Tanz zu verwandeln. Die daraus entstehenden Tanzszenen wurden am Ende des Projektes in einer Abschlusspräsentation aufgeführt. Dass die thematischen Schwerpunkte der im Landesprogramm Kultur und Schule geförderten Projekte eher selten auf klassischem Tanz oder einer formellen Tanzausbildung liegen, wird als positives Merkmal des Landesprogramms angesehen. Dies verdeutlicht auch das folgende Zitat einer geförderten Künstlerin: „Das Programm ist toll, weil es nicht mit veralteten Richtwerten urteilt, d.h. es ist nicht wichtig, wie viele Pirouetten einer drehen kann, oder wie toll seine Technik ist. Ich versuche Begeisterung für meine Liebe – den Tanz – in den Kindern zu wecken." Birgit Zimmermann, Tänzerin im Landesprogramm Übersicht 31: Differenzierung der Projektthemen in der Sparte Tanz 7% 4% Improvisation Moderne Tanzformen (Jazz, Hip-Hop) 23% 21% 19%24% 7%10% 16% 2% 7% 2% 9% 14% 9% 16% 9% 9% 1% 0% 9% 9% 10% 9% 7% 15% Tanzausbildung Körperwahrnehmung Klassik Tanzwerkstatt Themenspez. Projekte 1% 1% 2% 3% 6% 5% 7% 4% 4% 4% ZeitgenössischerTanz Persönlichkeit/Identität Sonstiges 0% 10% Anteil der Projekte im Förderjahr... 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 25% 55% 17% 20% 30% 40% 50% 60% ZfKf 2010 Bei der großen Mehrzahl (84%) der bisher geförderten Tanzprojekte wurde eine Abschlussaufführung angestrebt und 4% planten ein abschließendes Medium. Man sieht hier, dass die Darstellenden Künste – aufgrund ihrer spezifischen Medialität – stärker zu Aufführungen als zur Fixierung der Ergebnisse auf Speichermedien tendieren. Neben der kreativen Betätigung mit dem Tanz als solchen, sahen 4% darüber hinaus auch den Bau von Kulissen vor, wodurch die Schüler einen umfassenden Einblick in die Welt einer Theaterproduktion erhielten. So z.B. im 40 interkulturellen Projekt "Weltreise" von Sarah Müller, welches im zweiten Förderjahr an der Gemeinschaftsgrundschule Ottbergen in Höxter durchgeführt wurde. Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler erlebten dabei eine Weltreise durch Musikkulturen und Tänze der fünf Kontinente und erstellten neben einer Choreografie, die jeden Kontinent darstellt, auch die Kostüme und das Bühnenbild selbst. Neben diesen kreativen Vermittlungsansätzen lässt sich feststellen, dass knapp ein Viertel (23%) aller geförderten Tanzprojekte auch rezeptive Elemente mit einbezog. So geht es beispielsweise im Projekt "Vom Mittelalter zur Gothic – Mythen, Mode und Musik", das der Tanz- und Theaterpädagoge Rolf Gildenast mit Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Jahrgangsstufe der Gesamtschule Weierheide in Oberhausen durchführte, sowohl um die theoretische Reflexion wie auch um die sinnliche Auseinandersetzung mit der Kunst des Mittelalters und der Gothic. Projekte, die sich wie die zuvor erwähnte Arbeit von Sarah Müller interkulturellen Aspekten widmeten, finden sich mit einem Anteil von über einem Drittel der geförderten Tanzprojekte sehr häufig. Im letzten Förderjahr lag dieser Wert sogar bei 46%. Ein im Vergleich ebenfalls recht großer Anteil von 6% aller geförderten Tanzprojekte war zudem geschlechtsspezifisch angelegt. Eines dieser, im Gesamtkontext des Landesprogramms sehr seltenen Projekte, ist das Projekt "Selbstdarstellung und Wahrnehmung in Tanz und Kampfkunst", das im Förderjahr 2007/08 Jungen an Tanz und Bewegung heranführte. Andreas Wegwerth animiert die Schüler der Gesamtschule Stieghorst in Bielefeld durch Hip-Hop zu positiver Körperkraft und Freude an der tänzerischen Darstellung. Carmina Burana - Ein Tanzprojekt mit Beteiligung mehrerer Bonner Schulen Miguel-Antonio Zermeno veranstaltete im Schuljahr 2006/07 an der Bonner Berthold-Brecht-Gesamtschule, der Gesamtschule Bonn-Bad Godesberg, der Realschule Hardtberg und der GHS August-Macke das Tanzprojekt Carmina Burana, das quantitativ größte Kooperationsprojekt des NRW Landesprogramms Kultur und Schule. Der Aufführung von Carl Orffs "Carmina Burana" in Bonn ging ein siebenmonatiges Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms 4.1 Tanztraining voraus, an dem insgesamt 110 Schülerinnen und Schüler teilnahmen. Dabei wurden unter der choreografischen Leitung des Künstlers die Bewegungs-, Rhythmus- und Tanzkompetenzen der Schüler erweitert. Das Projekt wurde schließlich mit einer ausverkauften öffentlichen Aufführung in der Oper Bonn – gemeinsam mit dem Beethoven Orchester Bonn, dem Philharmonischen Chor der Stadt Bonn, dem Kinderchor der Lukas-Kirche sowie zwei Solisten der Oper Bonn – abgeschlossen. Zu den Inhalten der Neue Medien- und Filmprojekte In der Sparte Film/Neue Medien überwiegen inhaltlich die seit dem Beginn des Landesprogramms beliebten Video-AG’s bzw. Filmprojekte, wie das Projekt „Cool – Wir sind Klasse!“, das die Künstlerin Inge Kamps 2006/07 an der Hauptschule Ringelnatzstraße in Köln anbot. Hier konnten sich die Schülerinnen und Schüler der 7. bis 10. Jahrgangsstufe beispielsweise selber filmen und so ihre Träume und Albträume darstellen. In der Umsetzung wurden vier Filmteams gebildet, die jeweils eine Episode drehten, welche dann zu dem Film „Wir sind Klasse“ zusammen gefügt wurden. Projekt „Cool – Wir sind Klasse!“ Künstlerin: Inge Kamps 41 Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms 4.1 Darüber hinaus erfreuten sich in den letzten beiden Förderjahren Fotografieprojekte einer wachsenden Popularität. Desweiteren kann auch in der Sparte Neue Medien/Film speziell für das Förderjahr 2009/10 ein deutlicher Anstieg bei den themenspezifischen Projekten verzeichnet werden. Das Projekt "Medienkritik und Schulcrossing", das in den Förderjahren 2008/09 und 2009/10 von Anne Siebertz am Geschwister-SchollGymnasium Pulheim durchgeführt wurde bzw. wird, dreht sich beispielsweise um Medienkritik, Medienproduktion und Journalismus. Dies geschieht in Form einer Redaktionsgruppe, die sich nicht nur mit aktuellen Medienproduktionen und -events des eigenen Landkreises auseinandersetzt, sondern auch darüber schreibt bzw. Foto-, Audio- und Videobeiträge, also eigene Medienproduktionen erstellt. Das Projekt ist verknüpft mit der Internetpräsenz www.spinxx.de, die sowohl als Inspirationsquelle als auch als Veröffentlichungsplattform dient. Ein Augenmerk liegt besonders darauf, die Schüler zum kreativ-praktischen statt passiven Medienumgang zu animieren und inspirieren. In allen Förderjahren eher selten finden sich Projekte zur Medienkunst oder experimentelle Medienwerkstätten, wie z.B. das Mixt-Media-Kunstprojekt "Muster Natur", das der Künstler Barry L. Roshto an der OGS Marienschule in Bonn im Rahmen des Nachmittagsangebots durchführte. Mit diesem Projekt sollte die Aufmerksamkeit der Stadtkinder für die in der Natur vorhandenen visuellen und akustischen Informationen geschärft werden. 31 Übersicht 32: Differenzierung der Projektthemen in der Sparte Film/Neue Medien Anteil der Projekte im Förderjahr... 2006/07 Video-AGs/Filmprojekte 2007/08 TV-/Medienkompetenz 2008/09 Fotografie 2009/10 Internet Computer Medienwerkstatt Themenspez. Projekte Medien-/Videokunst Trickfilm Sonstiges 0% 10% 20% 30% 40% 50% ZfKf 2010 Die Mehrzahl der bisher in der Sparte Neue Medien/Film geförderten Projekte wurde mit Schülern des Sekundarbereichs durchgeführt (64%), was mit den oft erhöhten technischen Anforderungen vieler medialer Anwendungen zusammenhängen könnte. Hier in der Zukunft gezielt mehr Projekte zu fördern, die sich medienpädagogischen Konzepten bedienen, welche speziell mit Blick auf den Primarbereich entwickelt wurden, könnte ein möglicher Ansatzpunkt kommender Förderjahre sein. Bereichsübergreifend waren sechs Prozent der Projekte, wie beispielsweise die Video AG "News Magazin Sendung" von Christel Heermann, die jeweils mit Schülern des Primar- und Sekundarbereichs unter anderem an Schulen in Gütersloh, Herford und Bielefeld in den Förderjahren 2007/08, 2008/09 und 2009/10 realisiert wurde. In diesem Projekt entstanden moderierte News-Sendungen in Form von Videobeiträgen – von Schülern für Schüler – die alle zwei bis drei 31 42 In einigen Projekten wurde mit verschiedenen Medien gearbeitet, beispielsweise mit der Digitalkamera, dem Internet und dem analogen Fotoapparat. In diesen Fällen wurde das Projekt dem Medium zugeordnet, das nach der Projektbeschreibung im Mittelpunkt der Projektarbeiten stand. Monate mit theatralen Mitteln im Rahmen einer öffentlichen Aufführung mit Studiodekoration präsentiert wurden. Insgesamt sind solche Ergebnispräsentationen in Form von Abschlussaufführungen (19%) oder Ausstellungen (25%) in der Sparte „Neue Medien/Film“ jedoch eher selten, wobei hierbei aber durchaus eine Zunahme im Verlauf der Förderjahre beobachtet werden konnte. Beliebter sind entsprechend der in den Projekten verwendeten elektronischen Medien die Erstellung von CDs oder DVD`s über die geleistete Projektarbeit, was insgesamt bisher für 75% der geförderten Projekte geplant wurde. Neben der Förderung der künstlerischen Kreativität beinhalteten knapp 61% der Projekte der Sparte „Film/ Neue Medien“ auch rezeptive Elemente. So vermittelte das Projekt "Reise durch die Zeit", das der Fotograf und Web-Designer Norbert Meier im ersten Förderjahr in der Sekundarstufe der Hamfeld-Schule Bielefeld durchführte, auch technisches Wissen im Bereich Fotografie und gab darüber hinaus eine Einführung in die Geschichte von Fotografie und Film. Darüber hinaus wurden bisher bei 28% der Projekte interkulturelle Inhalte berücksichtigt. So transformiert das Projekt "Ich bin ich", das von Jürgen Schwartz und Christiane Stelter 2007/08 an der Werretalschule in Löhne (Schule für Lernbehinderte) durchgeführt wurde, Sequenzen aus dem multikulturellen Lebensumfeld der Schülerinnen und Schüler in verschiedene Szenen eines abschließenden Films. Die Jugendlichen erarbeiteten und entwickelten die Inhalte des Films eigenständig und erlernten Kompetenzen, wie Gruppendynamik und Teamarbeit. 4% der Projekte widmeten sich auch geschlechtsspezifischen Aspekten. „Minimovies“– ein filmisches Projekt an der Peter-Weiss-Gesamtschule Unna Beim Projekt "minimovies" thematisierten die rund zehn teilnehmenden Schülerinnen und Schüler der Peter-Weiss-Gesamtschule Unna (Stufe 9 bis 13) im Schuljahr 2006/07 unterschiedliche populäre Filmgenres und schufen recht eigenwillige filmische Interpretationen von alltäglichen Phänomenen, wie dem Handynutzungsverhalten, Casting Shows oder Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms 4.1 dem allgemeinen nachmittäglichen Fernsehangebot. Neben einigen in Eigeninitiative erstellten Kurzfilmen stand der Dreh eines ScienceFiction-Films als gemeinsame Unternehmung im Mittelpunkt des Projekts, das von dem Künstler Jörg Zimmer betreut wurde. Ziel war die Kompetenzerweiterung in allen technischen Bereichen des Themas. Darüber hinaus sollten mit dem Projekt aber auch die Improvisationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler sowie die Fähigkeit, andere Meinungen zu akzeptieren, geschult und erweitert werden. Die Filme wurden im Filmmuseum Düsseldorf abschließend einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert. 4.2 Zu den Vermittlungsansätzen der Kunstprojekte im Landesprogramm Unabhängig von den künstlerischen Inhalten können auch weitere Inhalte in einem Kunstprojekt vermittelt werden, wie dies punktuell bei der Beschreibung der Projekte in den einzelnen Spartenfeldern schon deutlich wurde. Werden beispielsweise auch interkulturelle Aspekte in den Kunstprojekten thematisiert? Wie sieht die geschlechtsspezifische Zielgruppenansprache aus? Und werden auch analytische Fähigkeiten der Teilnehmer bei der Rezeption von Kunstwerken gestärkt? Diese Aspekte werden im Folgenden bezogen auf alle geförderten Projekte ausführlicher skizziert. 43 Zu den Vermittlungsansätzen der Kunstprojekte im Landesprogramm 4.2 Zu den vermittelten rezeptiven und künstlerischen Erfahrungen Künstlerisch-kreative Inhalte stehen im Mittelpunkt des NRW Landesprogramms Kultur und Schule. Selbst künstlerisch aktiv zu sein, ist jedoch nur eine Komponente von kulturellen Erfahrungen. In wieweit werden dabei auch rezeptive Wahrnehmungsprozesse berücksichtigt? Dass die eigene künstlerische Aktivität in besonderem Maße dazu anregt und das Interesse weckt für rezeptive Kunsterlebnisse konnte nicht zuletzt im 32 Jugend-KulturBarometer nachgewiesen werden. Es stellt sich daher die Frage, ob Künstler neben dem künstlerisch-kreativen Prozess, der im Mittelpunkt stand, auch rezeptive Erlebnisphasen angeregt haben – oder gar analytische Fähigkeiten der Schüler, ein Kunstwerk in seinen Einzelheiten und seiner Aussagekraft wahrzunehmen, gestärkt haben. Da den Projektanträgen solche Detailaspekte nicht immer systematisch entnommen werden konnten, wurde eine Frage zu den Vermittlungsansätzen in der Künstlerbefragung gestellt. Im Mittelpunkt der meisten Projekte (64%) standen nach Angaben der Künstler sowohl die individuelle künstlerische Arbeit als auch die Teamarbeit. Ein typisches Projekt, in dem beide Arbeitsstile praktiziert wurden, ist das Projekt "Figur – Farbe – Raum" des Künstlers Karl Heinz Gies im Förderjahr 2007/08, das in ähnlicher Form bereits im Förderjahr 2006/07 an der Hauptschule Senne stattgefunden hatte. Die teilnehmenden Schüler der Hermann Hesse Förderschule Gütersloh entwickelten zuerst jeweils eine bestimmte Anzahl von unterschiedlichen und ganz individuell angefertigten quadratischen Elementen, die anschließend in Zusammenarbeit zu einem großen Relief im Schulinnenraum zusammengefügt wurden. Im Zeitvergleich wird deutlich, dass die Vermittlungsansätze in den Projekten von den verschiedenen Künstlern recht konsistent beibehalten werden. Nur ein Drittel der Künstler vermittelt auch theoretische Kenntnisse in den Kunstprojekten. Selten steht eine analytische Betrachtung der Kunstprojekte (18%) zur Disposition. Dafür nutzen knapp 60% der Künstler die Kunstprojekte zur Vermittlung anderer Wahrnehmungsperspektiven. Das Medium Kunst eignet sich in besonderer Weise dazu, Menschen anzuregen, Aspekte des Alltags in einer neuen Perspektive wahrzunehmen, Perspektiven zu wechseln. Übersicht 33: Vermittlungsansätze und inhaltliche Schwerpunkte in den Kunstprojekten nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung differenziert nach Förderjahr (Mehrfachnennungen möglich) Förderjahr 06/07 Förderjahr 07/08 Förderjahr 08/09 80% 78% 80% Individuelle künstlerische Arbeit 80% 81% 83% Künstlerische Arbeit im Team 33% 33% 33% Vermittlung theoretischer Aspekte 20% 18% 21% Rezeption eines Kunstwerkes 18% 18% 17% Analytische Betrachtung von Kunstwerken fördern 60% 57% 58% Andere Wahrnehmungsperspektiven 0% 20% 40% 60% 80% 100% ZfKf 2010 32 44 Susanne Keuchel: Das 1. Jugend-KulturBarometer. a.a.O. S. 47 Bezogen auf die Sparten fällt auf, dass die individuelle künstlerische Arbeit am ehesten in Bildenden Kunstprojekten praktiziert wird, während die Medien- bzw. Filmprojekte (95%) fast alle in Form von Teamarbeit organisiert sind. Übersicht 34: Vermittlungsansätze und inhaltliche Schwerpunkte in den Kunstprojekten im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung differenziert nach Schulform (Mehrfachnennungen möglich) 91% 60% Literatur 12% 90% 58% Bildende Kunst 24% 79% 55% Tanz 9% 66% Neue Medien / Film 25% 14% 53% Musik 7% Künstlerische Arbeit im Team Andere Wahrnehmungsperspektiven Vermittlung theoretischer Aspekte Rezeption eines Kunstwerkes 78% Analytische Betrachtung von Kunstwerken fördern 77% 59% Spartenübergreifend Individuelle künstlerische Arbeit 66% 59% 55% Theater 11% 58% Gesamt 79% 18% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Zu den Vermittlungsansätzen der Kunstprojekte im Landesprogramm 4.2 ZfKf 2010 Andere Wahrnehmungsperspektiven zu vermitteln, nehmen vor allem bei den Medienkünstlern aber auch den beteiligten Künstlern in der Sparte Literatur einen wichtigen Stellenwert ein, wie beispielsweise 2006/07 im Projekt „Einfach aufregend – mit Kinderaugen ins Mittelalter“, das Claudia Luno an der Städtischen Gemeinschaftsgrundschule Neuenrade durchführte. Auf dem Gelände der Grundschule befand sich im Mittelalter eine Burganlage, die im Rahmen des Projekts zum Ausgangspunkt verschiedenster Reflexionen, Geschichten und Erzählungen wurde. Eher selten stand bei den geförderten Projekten die Vermittlung theoretischer Kenntnisse im Vordergrund. Etwas anders gestaltete sich dies bei den Medien- bzw. Filmprojekten. Hier nahm dieses Thema einen deutlich größeren Raum ein: 59% dieser Projekte vermittelten auch theoretische Kenntnisse. Ein typisches Medienprojekt in diese Richtung ist das Projekt "Medienkompetenz", von Gabriele Zarecky in Löhne im Förderjahr 2007/08. Neben dem Erlernen der technischen Fähigkeiten stand die Vermittlung von kritischem Wissen im Vordergrund, die zum Aufbau einer eigenen Medienkompetenz führen soll, so dass sich die Schüler kreativ mit dem Einfluss der Medien auseinandersetzen. Eher selten stand die Rezeption von Kunstwerken im Fokus. Eine Ausnahme bilden hier die Künstler in der Sparte Literatur und Film/Neue Medien. Diese Sparten haben natürlich den Vorteil, dass die Kunstwerke Medien sind, also leicht in Form von Büchern, Video oder DVD`s in den Klassenraum zu integrieren sind. Der Ausflug in ein Theater, Museum oder Konzert birgt für den Künstler, der sich im Schulalltag nicht so gut auskennt, viele Hürden rechtlicher, organisatorischer und finanzieller Natur, wie beispielsweise: Kann man mit den Schülern einfach das Schulgelände verlassen? Wie sieht es mit dem Versicherungsschutz aus? Und damit einhergehend mit der Disziplin? Kann man von den Schülern verlangen, dass deren Eltern für den Eintrittspreis aufkommen? Diese und andere Fragen sind zu klären, bevor man als Künstler ein Theater, Museum oder Konzertsaal aufsuchen kann. Will man die Verbindung zwischen rezeptiven und künstlerisch-kreativen Erlebniswelten bei den Schülern unterstützen, sollte man ggf. den Künstlern mehr Hilfestellungen geben, um diesen den Schritt in die Kultureinrichtungen zu erleichtern. Insbesondere die Theaterkünstler haben in den 45 Zu den Vermittlungsansätzen der Kunstprojekte im Landesprogramm 4.2 qualitativen Gesprächen die fehlende Kooperationsmöglichkeit zwischen dem eigenen Projekt und den Theaterhäusern beklagt und um mehr Hilfestellung gebeten. Neben den Künstlern in der Sparte Literatur und Neue Medien beziehen anteilig am ehesten die Bildenden Künstler rezeptive Elemente mit ein und besuchen beispielsweise ein Museum, wie die Künstlerin Magadalena Bergheim. In ihrem Projekt „Architektur-Design-Kunst“, das die Künstlerin im ersten Förderjahr an der Grundschule Hunnebrock in Bünde durchführte, wurden die Kinder an kulturelle Elemente wie beispielsweise Architektur, Design und Kunst im Kontext des Museums MARTa in Herford herangeführt. Bei spartenübergreifenden Projekten (21%) fließen ebenfalls öfter rezeptive Kunsterlebnisse ein, wie beispielsweise beim Projekt Aschenputtel, ein Erzähl- und Musiktheater für Kinder, welches im Förderjahr 2008/09 an der Städtischen Grundschule Gebhardtstraße in Wuppertal durchgeführt wurde. Zeitgenössisch, populär oder klassisch? Zu den Kunstformen im Landesprogramm Neben den Vermittlungsansätzen ist es auch spannend zu erfahren, welche Kunst im Fokus der Projekte des NRW Landesprogramms Kultur und Schule steht. Handelt es sich hierbei um zeitgenössische, historische oder populäre Kunstformen? Oder werden beispielsweise auch unterschiedliche Kunstformen in den Mittelpunkt der Projektarbeit gestellt? Spannend mit Blick auf den vergleichsweise hohen Anteil der Bevölkerung mit 33 Migrationshintergrund in NRW ist auch die Frage nach der Thematisierung von Kunst aus anderen, nicht europäischen Kunstkreisen. Übersicht 35: Thematisierte Kunstformen in den Projekten des Landesprogramms nach Aussagen der Künstler in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr (Mehrfachnennungen möglich) Zeitgenössische Kunst 51% Populäre Kunstformen Förderjahr 2006/07 2007/08 2008/09 Gesamt 40% Kunst aus fremden Kulturkreisen 23% Kunst der Vergangenheit 19% Andere Kunstformen 21% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% ZfKf 2010 Die Künstlerbefragung ergibt ein ganz klares Votum für die Thematisierung von zeitgenössischer Kunst in den Kunstprojekten des Landesprogramms. 51% der Künstler setzen sich mit den Schülern im Rahmen des Projekts mit zeitgenössischen Kunstformen auseinander. Besonders aktiv vertreten sind zeitgenössische Kunstinhalte in 33 46 Laut Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Migrantenvertretungen NRW beträgt der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in Nordrhein-Westfalen 22,9% (Stand: 2005) (Siehe: http://www.laga-nrw.de/xd/public/content/index._cGlkPTE4Mw_.html. Letzter Zugriff: 18.05.2010) Vgl. u.a. Strohmeier, Klaus-Peter: Demografischer Wandel im Ruhrgebiet. Bevölkerungsentwicklung und Sozialraumstruktur im Ruhrgebiet. Hg.: PROJEKTRUHR. Essen. 2002 den Sparten Tanz (57%) und Bildende Kunst (66%), wie beispielsweise im Projekt „Aus dem Rahmen gesprungen“ der Bildenden Künstlerin Jászai Alica Busch, die im Schuljahr 2006/07 und in den folgenden Förderjahren mit den Schülerinnen und Schülern der Städtischen Realschule und der Johannes-SebusGrundschule Kleve verschiedene künstlerische Techniken und Gestaltungsformen erarbeitete, die diese dann modern interpretierend und verfremdet in einen anderen Bezugsrahmen stellen sollten. Übersicht 36: Thematisierte Kunstformen in den Projekten des Landesprogramms nach Aussagen der Künstler in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Sparte Kunst der Vergangenheit Musik Kunst aus fremden Kulturkreisen Populäre Kunstformen Tanz Zeitgenössische Kunst Bildende Kunst Andere Kunstformen Literatur Theater Neue Medien / Film Spartenübergreifend Gesamt 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Zu den Vermittlungsansätzen der Kunstprojekte im Landesprogramm 4.2 70% ZfKf 2010 Mit dem Fokus des Landesprogramms auf zeitgenössische Kunst wird eine zu begrüßende Ergänzung zu den eher „klassisch“, mittlerweile auch vielfach „populär“ ausgerichteten Unterrichtsinhalten der Kunstfächer in der Schule sowie dem besuchten Repertoire von jungen Leuten geleistet, die im Alltäglichen oftmals selten in Berührung kommen mit zeitgenössischen Kunstformen. Dies ist ganz deutlich eine Stärke des Programms: Heute in unserer Gesellschaft lebende Künstler thematisieren vor allem die Kunstformen, in denen sie sich selbst bewegen – eben zeitgenössische Kunstformen – und schaffen für junge Leute erstmals eine Basis, sich mit diesen Kunstformen aktiv auseinanderzusetzen. Immerhin 35% der Künstler greifen populäre Kunstformen auf, die ja vielfach in ihrer Aktualität synonym sind mit zeitgenössischen Kunstformen, da sie jetzt entstehen, jedoch vielfach vom Markt in ihrer Reproduktion unterstützt werden. Dies gilt vor allem für die Sparten Musik und Film – Angebote, die bei der Bevölkerung sehr gefragt sind. Dies erklärt auch, warum im Rahmen des Landesprogramms speziell in diesen beiden Sparten ein besonders hoher Anteil an populären Kunstformen zu finden ist. Ein Beispiel für Projekte mit populären Kunstformen, das auch Marktmechanismen der Musikindustrie aufgreift, ist die Arbeit von Matthias Bangert an der Ferdinand-Lieven-Förderschule in Hilden: Im ersten Förderjahr unterstützte der Künstler in dem Projekt „BandCoaching“ die Bildung und Entwicklung einer Schülerband. Im Folgeprojekt „Songwriting“ konzentrierten sich der Künstler und die Mitglieder der Schülerband im zweiten Förderjahr auf das Komponieren und Produzieren ihrer eigenen Musik. Im dritten Förderjahr folgte mit dem Projekt „Die Rock-Klasse“ das dritte Projekt im Themenrahmen des Band-Coaching. Projekt „Aus dem Rahmen gesprungen“ Künstlerin: Jászai Alica Busch 47 Zu den Vermittlungsansätzen der Kunstprojekte im Landesprogramm 4.2 Innerhalb des NRW Landesprogramms Kultur und Schule werden – wenn auch seltener – auch historische Kunstformen (19%) aufgegriffen. Besonders aktiv sind dabei die Künstler der Sparte Literatur (24%) und Bildende Kunst (24%). Ein typisches Projekt für die Beschäftigung mit Kunstformen der Vergangenheit ist das Projekt „Die Techniken der alten Meister“ des Bildenden Künstlers Reinhard Gäbel, das im zweiten und dritten Förderjahr mit Schülerinnen und Schülern der 3. und 4. Jahrgangsstufe der Gemeinschaftsgrundschule Holthausen in Hattingen und im vierten Förderjahr an der Gemeinschaftsgrundschule Bruchfeld realisiert wurde. Hier lernten die Kinder, aus welchen Bestandteilen Farben bestehen, stellten diese nach alten überlieferten „Rezepten“ her und malten damit dann eigene Bilder. Neben der Vermittlung dieser Techniken und Fähigkeiten wurden den Schülerinnen und Schülern auch Geschichten zu den alten Meistern und ihren Werken erzählt. Mit 23% ist der Anteil von Kunst aus anderen Kulturkreisen sogar noch etwas höher als der Anteil an Projekten, 34 die historische Kunstformen thematisieren, was angesichts des soziodemographischen Wandels in Deutschland ein sehr positives Signal ist. Auch kann die Kunst in besonderer Weise die interkulturelle Verständigung unterstützen, wenn man Begegnungen auf Augenhöhe schafft. Besonders häufig greifen Musiker im Landesprogramm Kunst aus anderen Kulturkreisen auf, so begab sich beispielsweise der Künstler Pit Budde im ersten Förderjahr mit den Kindern der Martin-Luther-Schule Greven auf eine Reise durch fremde Kulturen, deren jeweilige Einzigartigkeit er über Musik, Tanz und Geschichten vermittelte. Die Künstlerin Sigrid Beutling an der Grundschule Rheinberg-Millingen vermittelte in ihrer spartenübergreifenden Workshopreihe „Kunst und Tanz“ neben Techniken der Malerei auch Elemente des afrikanischen und des orientalischen Tanzes sowie des Tanztheaters. Ziel war die Stärkung des Verständnisses für verschiedene Kunst- und Kulturformen. Zu interkulturellen Vermittlungsansätzen im Landesprogramm Neben dem Thematisieren von Kunstformen aus anderen Kulturkreisen stellt sich allgemein die Frage, ob die Projekte auch interkulturelle Aspekte in der Form aufgreifen, dass sie Kunst als Katalysator nutzen, unterschiedliche Wahrnehmungsperspektiven einnehmen, um andere kulturelle Werte und religiöse Anschauungen von einem anderen, neuen Standpunkt aus zu betrachten. Dies praktizierte beispielsweise im Förderjahr 2006/07 der Theaterkünstler Jürgen Dewes in seinem interkulturellen Theaterprojekt, indem er die Internationalität seiner Schüler dazu nutzte, die Projekt „Auf den Spuren fremder Kulturen“. Künstler: Pit Budde Bedeutung von kulturellen Unterschieden bewusst zu machen. Das Projekt schuf hierbei einen Raum der Begegnung, in dem das Eigene im Fremden und das Fremde im Eigenen entdeckt werden konnte. Ziel des Projekts war neben einer gemeinsamen Aufführung der Aufbau von Respekt und Achtung zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft. Um eine Aussage für alle Projekte bezüglich interkultureller, aber auch geschlechtsspezifischer Vermittlungsansätze zu ermöglichen, wurden die Projektanträge systematisch auf entsprechende Hinweise ausgewertet. Die Projektanträge des ersten Förderjahres waren jedoch in diesen Punkten, wie dies die folgende Übersicht verdeutlicht, nicht sehr ergiebig. Es konnten für das erste Förderjahr nur 10% der Projekte ermittelt werden, aus denen ein interkultureller Ansatz aus dem Projektantrag hervorging und kein Projekt mit 34 48 „Einzelne Regionen, etwa einige Städte des Ruhrgebiets, verzeichneten schon im Jahr 2000 einen Anteil von rund 40 bis 50% junger Menschen mit Migrationshintergrund“. Vgl. Klaus-Peter Strohmeier: Demographischer Wandel im Ruhrgebiet. Bevölkerungsentwicklung und Sozialraumstruktur im Ruhrgebiet. Hg.: PROJEKTRUHR. Essen. 2002. S. 54 Insgesamt liegt der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in NRW bei 22,9% (Stand: 2005). (Siehe: http://www.laganrw.de/xd/public/content/index._cGlkPTE4Mw_.html. Letzter Zugriff: 18.05.2010) einem geschlechtsspezifischen Ansatz. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass es durchaus noch mehr Projekte im ersten Förderjahr gegeben hat, in denen solche Aspekte behandelt, diese nur nicht explizit im Projektantrag erwähnt wurden. Daher wurden seit dem zweiten Förderjahr im Projektantrag beide Aspekte konkret abgefragt. Die folgende Übersicht verdeutlicht, dass bei einer konkreten Nachfrage deutlich mehr als ein Drittel aller Projekte, bezogen auf alle Förderjahre 35%, interkulturelle Aspekte berücksichtigen, jedoch nur 3% aller Projekte Gender Aspekte. Übersicht 37: Interkulturelle und genderspezifische Vermittlungsansätze innerhalb der Projekte nach 35 Angaben der Projektanträge differenziert nach Förderjahren 50% Förderjahr 06/07 Förderjahr 07/08 Förderjahr 08/09 Förderjahr 09/10 Insgesamt 44% 45% 39% 40% 35% 35% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 10% 3% 5% 4% 3% 3% 0% Interkulturelle Aspekte Gender Aspekte Zu den Vermittlungsansätzen der Kunstprojekte im Landesprogramm 4.2 ZfKf 2010 Im Zeitvergleich können bei der Berücksichtigung dieser beiden Vermittlungsansätze kaum Unterschiede beobachtet werden. Interkulturelle Vermittlungsansätze sind im dritten Förderjahr leicht angestiegen, im vierten Förderjahr haben sich diese jedoch dem Ausgangswert des zweiten Förderjahrs angepasst. Die folgende Übersicht verdeutlicht, dass vor allem in den Musikprojekten und spartenübergreifenden Projekten interkulturelle Aspekte thematisiert werden, wie dies auch die Künstlerbefragungen bestätigen. Übersicht 38: Interkulturelle und genderspezifische Vermittlungsansätze nach den Angaben der Projektanträge im Förderzeitraum von 2006/07 bis 2009/10 differenziert nach Sparten Interkulturelle Aspekte Musik Gender Aspekte Spartenübergreifend Theater Film/Neue Medien Bildende Kunst Tanz Literatur Gesamt 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% ZfKf 2010 35 Interkulturelle und Gender Aspekte wurden im Projektantrag im Förderjahr 2006/07 noch nicht konkret abgefragt, sondern sekundäranalytisch nach Aussagen in der Projektbeschreibung ermittelt. 49 Zu den Vermittlungsansätzen der Kunstprojekte im Landesprogramm 4.2 Als Beispiel für ein spartenübergreifendes Projekt mit interkulturellem Ansatz kann das Projekt „Indische Märchen“ der Künstlerin Verena Zimmermann im zweiten Förderjahr an der Katholischen Grundschule Lindenburger Allee in Köln genannt werden. Zuerst wurde den Kindern die indische Kultur durch Geschichten und indische Musikbeiträge näher gebracht, bevor sich die Schülerinnen und Schüler selber durch improvisiertes Nachspielen, durch Erstellen von Kostümen und durch Malen eigener Bilder kreativ mit der indischen Kultur auseinandersetzten. Genderspezifische Vermittlungsansätze finden sich am ehesten in der Sparte Tanz, da der Tanz sehr körperbetont ist. Ein Beispiel für ein Tanzprojekt mit geschlechtsspezifischem Vermittlungsansatz war ein Projekt des Andreas Wegwerth im zweiten Förderjahr, das Jungen der Jahrgangsstufen 5 bis 8 der Gesamtschule Stieghorst in Bielefeld, an Tanz, Bewegung und Kampfkunst heranführte. Allgemein – auch außerhalb des Landesprogramms Kultur und Schule – kann festgestellt werden, dass geschlechtsspezifische Vermittlungsansätze in kulturellen Bildungsprojekten (noch) relativ selten sind, während sie im 36 Bildungsbereich langsam zunehmend an Gewicht gewinnen. Dies ergab auch eine Studie zum Potential von 37 kulturellen Bildungsprojekten . Ein Höhepunkt der Projekte – Abschlusspräsentationen Viele Künstler des NRW Landesprogramms Kultur und Schule – und zwar insgesamt 67% – arbeiteten nicht nur mit den Schülern ein ganzes Schuljahr zusammen, sondern organisierten am Ende auch eine Abschlusspräsentation, bei welcher die Schülerinnen und Schüler ihre künstlerisch-kreativen Arbeiten einem Forum von Eltern, Lehrern oder weiteren Zielgruppen vorstellen konnten. Nach Angaben in den Projektanträgen wurde für 75% der eingereichten Projektideen eine Abschlussaufführung, eine Ausstellung oder eine mediale Präsentation geplant. Laut Rückmeldungen aus der Künstlerbefragung wurde in Folge bei 67% der Projekte eine Abschlusspräsentation durchgeführt. Hiernach organisierten 51% aller bisher geförderten Projekte eine Abschlussaufführung bzw. eine Ausstellung. Im Rahmen von 5% der Projekte wurde zudem ein Medium erstellt, wie beispielsweise eine CD, DVD oder auch ein Buch bzw. eine Projektbroschüre. 38 Zudem gab es auch Projekte, die beides vereinten (11%). 33% der Projekte führten also weder eine Abschlusspräsentation durch, noch erstellten sie eine Medienpräsentation. Im Zeitvergleich kann beobachtet werden, dass der Anteil an Projekten mit Abschlusspräsentationen leicht zugenommen hat, vor allem in den Sparten Literatur und Tanz, die im dritten Förderjahr schon deutlich mehr Abschlusspräsentationen organisierten als im ersten Förderjahr. Vor allem die Künstler im Musik-, Tanz und Theaterbereich und in den spartenübergreifenden Projekten erarbeiten Abschlusspräsentationen. Dagegen verzichten erstaunlich viele Projekte in den Sparten Bildende Kunst und Literatur auf eine abschließende Präsentation der erarbeiteten Kunstwerke. Speziell die Künstler in den Sparten Neue Medien/Film (59%) und Literatur (30%) erarbeiten vielfach auch mediale Präsentationen, wie dies in der Künstlerbefragung deutlich wird. 36 37 38 50 Vgl. Christine Garbe: Warum lesen Mädchen besser als Jungen? Zur Notwendigkeit einer geschlechterdifferenzierenden Leseforschung und Leseförderung. In: Deutschdidaktik und Deutschunterricht nach PISA. Hg.: Ulf Abraham u.a., Freiburg i Br. 2003 Susanne Keuchel u. Petra Aescht: Hoch hinaus. Potentialstudie zu Kinder- und Jugendkulturprojekten. Eine empirische Untersuchung zu den Qualitätsmerkmalen der Kinder- und Jugendkulturarbeit in Deutschland. Im Auftrag der PWC-Stiftung Jugend – Bildung – Kultur. Bonn. 2007 Künstler, die keine Angaben zum Fragenblock gemacht haben, wurden der Kategorie „weder Abschlußpräsentation noch Medienerstellung“ zugeordnet. Übersicht 39: Erstellen einer Aufführung bzw. Ausstellung und/oder medialen Abschlusspräsentation im Rahmen der Projekte des Landesprogramms nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr und Sparte Theater 82% Erarbeiten einer Ausstellung/ Aufführung Tanz 77% Musik 72% Spartenübergreifend 68% Literatur 56% Bildende Kunst 50% Neue Medien / Film 47% Gesamt 62% 0% 20% 40% 60% Neue Medien / Film 80% 100% 59% Literatur Erarbeiten einer Medialen Präsentation Förderjahr 2006/07 2007/08 2008/09 Gesamt 30% Spartenübergreifend Förderjahr 2006/07 2007/08 2008/09 Gesamt Zu den Vermittlungsansätzen der Kunstprojekte im Landesprogramm 4.2 28% Musik 12% Bildende Kunst 11% Tanz 10% Theater 6% Gesamt 16% 0% 20% 40% 60% 80% ZfKf 2010 Die große Zahl an Abschlusspräsentationen – medial und/oder real – unterstreicht das hohe Engagement der Künstler im NRW Landesprogramm Kultur und Schule. Denn die Organisation einer abschließenden Präsentation ist in der Regel mit viel zusätzlicher Arbeit verbunden, die die Künstler freiwillig auf sich nehmen, wie das Erstellen von Kostümen und Einladungen, die Endredaktion von Büchern oder Sammelbänden, das Erstellen von Fotos, Filmen und vieles mehr. Ein Beispiel dafür, welchen zusätzlichen Arbeitsaufwand die Künstler für einen angemessenen Auftritt ihrer Schüler leisten, ist das folgende Projektbeispiel „Märchenwerkstatt“, das im Förderjahr 2007/08 durchgeführt wurde. 51 Zu den Vermittlungsansätzen der Kunstprojekte im Landesprogramm 4.2 Die Märchenwerkstatt von Gabi Sutter präsentiert sich … Nach der erfolgreichen zweimaligen Umsetzung im ersten Förderjahr, wurde die Märchenwerkstatt im Förderjahr 2007/08 von der Künstlerin Gabi Sutter an weiteren sechs verschiedenen Schulen in Münster durchgeführt. Durch das Entwickeln eigener Märchen sollte die Fantasie der Schülerinnen und Schüler sowie ihre Kreativität und der Umgang mit Sprache gefördert werden. Die Märchen wurden am Ende des Projekts in einem Märchenbuch gesammelt und veröffentlicht. Zusätzlich wurden Bilder gemalt, die später das Märchenbuch illustrierten und in einer Ausstellung zu den Kindermärchen der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Im Mittelpunkt des Projekts stand aber auch die gemeinsame Erarbeitung und Darstellung eines der Märchen als Theaterstück. Dabei wurde seitens der Künstlerin vor allem darauf Wert gelegt, wirklich alle Kinder, ungeachtet ihrer verschiedenen Talente und Fähigkeiten, in die Aufführung zu integrieren. 52 Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 4: Besonders stark vertreten im Landesprogramm sind in Relation zum aktuellen Berufsmarkt der Künstler mit 33% Projekte der Bildenden Kunst und spartenübergreifende Projekte (30%). Vor allem der Anteil spartenübergreifender Projekte hat in den letzten Förderjahren kontinuierlich zugenommen. Insgesamt waren bisher 46% aller Projekte für den Primarbereich konzipiert, 41% für den Sekundarbereich und 4% bereichsübergreifend angelegt. Projekte der Sparte Film/Neue Medien (64%) wurden dabei anteilig an häufigsten im Sekundarbereich durchgeführt, Projekte der Sparte Tanz (51%) vergleichsweise am häufigsten im Primarbereich. Eine deutliche Stärke des Landesprogramms ist die Vermittlung zeitgenössischer Kunstformen: 51% der Künstler setzten sich mit den Schülern im Rahmen des Projekts mit zeitgenössischer Kunst auseinander. Besonders aktiv vertreten sind diese Inhalte in den Sparten Tanz (57%) und Bildende Kunst (66%). Populäre Kunstformen wurden in 35% der Projekte thematisiert. Dies gilt vor allem für die Sparten Musik (49%) und Film (56%), wo die Grenzübergänge zwischen zeitgenössischen und populären Kunstformen fließend sind. Im Laufe des Förderzeitraums hat die Bedeutung themenspezifischer Projekte in allen Sparten deutlich zugenommen. 35% aller Projekte berücksichtigten bei der Vermittlung interkulturelle Aspekte, jedoch nur 3% Gender Aspekte. Im Mittelpunkt der meisten Projekte (64%) standen nach Angaben der Künstler sowohl die individuelle Zu den Vermittlungsansätzen der Kunstprojekte im Landesprogramm 4.2 künstlerische Arbeit (78%) als auch die Teamarbeit (81%). 51% der Kunstprojekte fördern gezielt auch die rezeptive Wahrnehmung. Selten steht dabei eine analytische Betrachtung der Kunstprojekte (18%) zur Disposition. Dafür nutzen knapp 60% der Künstler die Kunstprojekte zur Vermittlung anderer Wahrnehmungsperspektiven. Bei 67% der Projekte wurde eine Abschlussaufführung, eine Ausstellung und/oder eine mediale Präsentation realisiert. 11% aller Projekte realisierten eine reale wie virtuelle Abschlusspräsentation. Die Bereitschaft der Künstler, eine Aufführung, Ausstellung oder Präsentation zu erarbeiten, ist von 62% im ersten Förderjahr auf 71% im dritten Förderjahr gestiegen. 53 Zu den Rahmenbedingungen der Projekte im Landesprogramm 5 5. Zu den Rahmenbedingungen der Projekte im Landesprogramm Wenn professionelle Kunst und Schule eine Partnerschaft eingehen, bedarf es einer reibungslosen Organisation, eines regelmäßigen Austausches zwischen Künstler und Schule und nicht zuletzt angemessener Räumlichkeiten, die professionelles künstlerisches Arbeiten erlauben. Auch Größe und Zusammensetzung der Teilnehmergruppen haben einen Einfluß auf die konkrete Umsetzung der künstlerischen Inhalte in den Projekten. Wie ist es gelungen, die Kunstprojekte in den Schulalltag zu integrieren? 5.1 Klassen, Jahrgänge oder jahrgangsübergreifende Aktivitäten – Zu den Teilnehmergruppen im Landesprogramm Über die Größe und die Zusammensetzung der Schülergruppen in den Projekten des NRW Landesprogramms Kultur und Schule können bezogen auf alle Projekte nur eingeschränkt Aussagen getroffen werden. Im ersten Förderjahr wurde die Teilnehmerzahl im Projektantrag noch nicht systematisch erfasst. Die Auswertungen lassen zudem vermuten, dass zum Zeitpunkt der Antragstellung nicht immer eine definitive Vorstellung zur Gruppenzusammensetzung der Schüler vorliegt und diese sich unter den realen Schulalltagsbedingungen durchaus verändern kann. Die vorliegende Analyse lässt vermuten, dass dies oftmals zu Ungunsten einer kleinen Gruppenzusammensetzung geschieht, da die Rückmeldungen der Schulleiter in der Schulleiterbefragung zur Gruppengröße nach Beendigung des Projekts vielfach über den Werten der Angaben der Künstler im Projektantrag liegen. Übersicht 40: Durchschnittliche Teilnehmergröße der Schüler in den Projekten des Landesprogramms nach 39 40 Angaben in den Projektanträgen und Rückmeldungen der Schulleiterbefragung differenziert nach Förderjahr 24,00 1. Förderjahr 06/07 20,71 Durchschnittlich erreichte Teilnehmer pro Projekt... nach Projektanträgen nach Schulleiterbefragung 18,91 19,27 2. Förderjahr 07/08 23,48 25,66 3. Förderjahr 08/09 19,90 4. Förderjahr 09/10 21,23 22,16 Gesamt 0 5 10 15 20 25 30 ZfKf 2010 39 40 54 Da in den Projektanträgen des ersten Förderjahres 2006/07 die Teilnehmergröße noch nicht systematisch erfasst wurde, liegen für dieses Schuljahr nur Rückmeldungen von 56% der Projekte vor. Eine Analyse der Daten in der Befragung legt nahe, dass die Schulleiter mit mehreren Projekten trotz der Bitte, dies entsprechend zu differenzieren, die Frage nach der Teilnehmergröße auf das gesamte Landesprogramm bezogen haben, daher wurde die durchschnittliche Anzahl der Teilnehmer durch die durchschnittliche Anzahl der Projekte an Schulen dividiert. Spartenspezifische Unterschiede bei der Teilnehmergröße Bei der Analyse der Teilnehmerzahlen können deutliche Unterschiede in den einzelnen Sparten beobachtet werden: Am größten waren im letzten Förderjahr die Projektgruppen mit durchschnittlich 32 Kindern in der Sparte Musik. Dies kann vor allem auf eine größere Zahl an Chorprojekten mit größeren Teilnehmergruppen in dem konkreten Förderjahr zurückgeführt werden. Auch die spartenübergreifenden Projekte neigten mit durchschnittlich 23 Teilnehmern zu größeren Projektgruppen. Am kleinsten sind die durchschnittlichen Teilnehmerzahlen mit 15 Kindern in der Sparte Literatur. Im Rahmen der Evaluation wurde deutlich, dass die Projekte inhaltlich zum Teil so unterschiedlich strukturiert sind und die Teilnehmerzahl auch von weiteren Faktoren abhängig ist, wie beispielsweise die Schulform oder das Alter der Schüler, dass konkrete einheitliche Vorgaben zur Gruppengröße nicht zu empfehlen sind. Ein Musical oder Chorprojekt ist auf eine ausreichende Zahl an Sängern und Darstellern angewiesen. Eine kreative Schreibwerkstatt oder ein Medienkunstprojekt, wo man einzelne Schüler sehr intensiv begleiten muss, sollte hingegen in einem möglichst kleinen Kreis stattfinden. Entsprechend sollte jedoch die Teilnehmeranzahl als ein wichtiges Qualitätskriterium bei der Beantragung in Abhängigkeit von den konkreten Rahmenbedingungen und Inhalten immer auch mit bewertet werden. Übersicht 41: Durchschnittliche Teilnehmergröße nach Angaben in den Projektanträgen differenziert nach Sparten und Förderjahr Musik Tanz Theater Bildende Kunst Film, Neue Medien Literatur Spartenübergreifend 2009/10 Förderjahr 2008/09 2007/08 2006/07 Gesamter Förderzeitraum 0 10 20 Durchschnittliche Teilnehmerzahl 30 40 ZfKF 2010 Betrachtet man die Zusammensetzung der Teilnehmergruppen im Zeitvergleich, so kann festgestellt werden, dass der Anteil an Projekten mit 30 Teilnehmern und mehr in den letzten beiden Förderjahren leicht zugenommen hat, während die Zahl der Kleinprojekte mit unter 10 Teilnehmern deutlich abgenommen hat. Bei der Förderung von Kleingruppen gilt es, grundsätzlich auch den Anspruch des Landesprogramms mitzubedenken, möglichst vielen Kindern künstlerisches Arbeiten zu ermöglichen. Positiv ist in der Zeitentwicklung der deutliche Zuwachs an Projekten zwischen 10 und 15 Teilnehmern hervorzuheben. Ein Projektbeispiel, das in dieser Gruppengröße arbeitet, ist das Projekt „Arbeiten mit Naturmaterialien“ der Künstlerin Martina Zander-Mewes: Klassen, Jahrgänge oder jahrgangsübergreifende Aktivitäten – Zu den Teilnehmergruppen im Landesprogramm 5.1 55 Klassen, Jahrgänge oder jahrgangsübergreifende Aktivitäten – Zu den Teilnehmergruppen im Landesprogramm 5.1 Eine kleine Gruppe von Grundschulkindern arbeitet mit Naturmaterialien Im Förderjahr 2007/08 gingen bei jedem Wetter gut zehn Schülerinnen und Schüler der Pollhans Grundschule Stukenbrock in der Natur auf künstlerische Entdeckungsreise, suchten nach Materialien und verarbeiteten diese in einem künstlerischen Prozess. Beispielsweise können Beeren Farbe darstellen, kleine Stöckchen werden zu Pinseln oder Pflastersteine bieten einen Untergrund für Frottagen. Darüber hinaus soll das Wetter in den künstlerischen Prozess mit eingebunden werden, z.B. indem die Wirkung der Regentropfen auf Farbe gezeigt wird. Ziel ist es, eine Verbindung der Kinder mit der Natur herzustellen und eine kreative Auseinandersetzung zu fördern, sowie die Schülerinnen und Schüler spielerisch an klassische Techniken und experimentelle Ansätze der Bildenden Kunst heranzuführen. Übersicht 42: Größe der Teilnehmergruppen in den Projekten differenziert nach Förderjahr Förderjahre 06/07 und 07/08 abs. Unter 10 Teilnehmer 10 bis 14 Teilnehmer 15 bis 19 Teilnehmer 20 bis 29 Teilnehmer 30 Teilnehmer u. mehr k.A. Projekte insg. 08/09 und 09/10 abs. % Insgesamt % % % abs. % % 395 21% 33% 210 8% 8% 605 13% 16% 212 11% 18% 877 32% 35% 1.089 24% 29% 260 14% 22% 617 22% 25% 877 19% 24% 262 14% 22% 581 21% 23% 843 18% 23% 76 4% 6% 225 8% 9% 301 7% 8% 639 35% - 244 9% - 883 19% - 1.844 100% 100% 2.754 100% 100% 4.598 100% 100% ZfKf 2010 Übersicht 43: Durchschnittliche Teilnehmeranzahl nach Angaben in den Projektanträgen differenziert nach Schulformen und Förderjahr Durchschnittswerte für die Projekte in den Förderjahren… Gruppengröße Anzahl der Gruppen Erreichte Schüler Schulform 06/07 07/08 08/09 09/10 06/07 07/08 08/09 09/10 06/07 07/08 08/09 09/10 Berufsbild. Schule/Kolleg 17,50 19,88 18,47 19,22 2,00 1,05 1,91 1,09 28,33 21,95 19,72 19,83 Förderschule 12,75 11,40 12,96 12,67 2,10 1,15 1,22 1,27 13,09 13,43 16,55 15,44 Gesamtschule 37,25 19,91 18,30 20,28 1,50 1,00 3,30 1,11 66,44 20,69 25,54 19,29 Grundschule 17,69 18,28 19,91 18,40 4,00 1,24 1,42 1,36 29,14 21,52 31,22 23,66 Gymnasium 13,96 18,89 19,53 23,09 1,20 1,02 1,24 1,08 14,47 20,01 22,42 22,21 Hauptschule 17,20 15,07 16,91 16,67 1,68 1,20 1,28 1,38 19,77 16,64 19,72 15,98 OGS 15,29 15,23 16,65 16,90 1,65 1,25 1,60 1,19 23,05 19,48 23,01 20,22 Realschule 23,00 17,28 18,56 19,01 1,13 1,26 1,42 1,08 26,22 19,47 19,87 16,45 - 22,33 35,00 19,22 - 1,00 1,00 ,88 - 22,33 35,86 23,17 16,81 16,17 17,69 17,75 1,72 1,18 1,55 1,23 24,00 18,91 23,48 19,90 Sonstige Insgesamt ZfKf 2010 56 Grundsätzlich kann beobachtet werden, dass die Teilnehmeranzahl nicht nur von den künstlerischen Inhalten abhängt, sondern auch von der Aufnahmekapazität und dem Alter der Schüler. So kann in der vorausgehenden Übersicht beobachtet werden, dass die Projektgruppen für Förderschüler, Hauptschüler und Grundschüler durchschnittlich deutlich kleiner sind. Zur Gruppenzusammensetzung der Schüler in den Projekten Das Gros der Projekte im Landesprogramm wurde nicht innerhalb einer Klassenstufe durchgeführt, sondern jahrgangsübergreifend, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. Übersicht 44: Gruppenzusammensetzung der Schüler in den Projekten des Landesprogramms im Förderzeitraum von 2006/07 bis 2009/10 differenziert nach Schulformen 70% Realschule 69% Grundschule Jahrgangsübergreifend Innerhalb einer Klassenstufe k.A. 67% Gymnasium 64% Hauptschule 61% Gesamtschule 60% Förderschule 52% Mehrere / sonstige Schulen 36% Berufsbildende Schule/Kolleg 66% Schulen insgesamt 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% ZfKf 2010 In Schulen mit geringen Schülerzahlen und/oder kleiner Klassenzügigkeit, z.B. in Grundschulen, sind jahrgangsübergreifende Projektangebote punktuell etwas verbreiteter als in Schulen mit einer hohen Schülerzahl, wie beispielsweise Gesamtschulen. Tendenziell gibt es bei der gewählten Gruppenkonstellation in den künstlerischen Projekten auch spartenspezifische Unterschiede. So sind beispielsweise jahrgangsübergreifende Projekte im Bereich der Musik etwas seltener anzutreffen, da man hier für den Erwerb spezieller künstlerischer Fertigkeiten auch gewisse körperliche Voraussetzungen erfüllen muss, die wiederum altersabhängig sind. Ein Blechblasinstrument setzt altersspezifisch die Fähigkeit zu einem entsprechenden Mundansatz voraus. Dies gilt beispielsweise auch für den Bereich Bildende Kunst im Bereich der Feinmotorik. Klassen, Jahrgänge oder jahrgangsübergreifende Aktivitäten – Zu den Teilnehmergruppen im Landesprogramm 5.1 Die hohe Präsenz von jahrgangsübergreifenden Kunstprojekten im Landesprogramm ist positiv hervorzuheben. In einer Analyse der kulturellen Bildungspraxis an Ganztagsschulen konnte beobachtet werden, dass es aufgrund von organisatorischen Schwierigkeiten selten ist, kontinuierliche Projekte an Ganztagsschulen 41 jahrgangsübergreifend zu öffnen. Der Vorteil einer jahrgangsübergreifenden Gruppenkonstellation liegt zum einen in der besonderen Berücksichtigung von künstlerischen Begabungen und Neigungen. Künstlerische Neigungen und Begabungen stehen im Gegensatz zu speziellen kognitiven Leistungen vielfach nicht in einer 41 Susanne Keuchel: Kulturelle Bildung in der Ganztagsschule. Eine aktuelle empirische Bestandsaufnahme. Hg.: Zentrum für Kulturforschung. Bonn. 2007. S.182 57 Klassen, Jahrgänge oder jahrgangsübergreifende Aktivitäten – Zu den Teilnehmergruppen im Landesprogramm 5.1 systematischen Beziehung zum Alter. Dabei gilt auch zu berücksichtigen, dass ein Schüler mit Interesse am Malen nicht unbedingt auch Freude am Theaterspielen entwickelt. Ein wesentlicher Vorteil jahrgangsübergreifender Projekte liegt in der Chance, das Schulklima positiv zu beeinflussen. Die Schüler haben Gelegenheit, sich auch außerhalb des Klassenverbandes kennen zu lernen, und über das gemeinsame Arbeiten an einer künstlerischen Aufgabe wird das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der ganzen Schule gestärkt. Ein Projekt, das alterstechnisch sehr unterschiedliche Schülergruppen zusammenführte, führte der Künstler Kai Dollbaum 2007/08 unter dem Titel „Die Erschaffung eines Trickfilm-Helden“ an der Gesamtschule Else-LaskerSchule in Wuppertal durch. Bei diesem Projekt arbeiteten Schülerinnen und Schüler des fünften bis zehnten Jahrgangs zusammen: Zuerst entwarfen sie ihre eigenen Heldenfiguren, die sie dann erst zeichnerisch umsetzten und schließlich in kurzen, abgeschlossenen Trickfilmen der Öffentlichkeit präsentierten. Die vorausgehende Darstellung verdeutlicht, dass es mit Blick auf die unterschiedlichen Ziele, Inhalte und schulischen Rahmenbedingungen nicht unbedingt Sinn macht, eine einheitliche Teilnehmerzahl und Gruppenzusammensetzung für alle Projekte festzulegen. Es empfiehlt sich jedoch allgemein bei der Bewerbung der Projekte, auf eine angemessene Teilnehmerzahl innerhalb der betreuten Gruppen zu achten, mit Blick auf eben skizzierte Spartenoptionen, Ziele, Inhalte und Rahmenbedingungen der Projekte sowie Alter der Teilnehmer. 5.2 Zum Zeitmanagement der Projekte im Landesprogramm Ein besonderes Anliegen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule ist es gewesen, möglichst ganzjährig künstlerische Akzente im Schulleben zu setzen und nicht nur punktuelle Effekte zu erzeugen, die schnell ‚verpuffen’. Dieser Anspruch wurde bisher in der Regel von den Kunstprojekten des Landesprogramms erfüllt. Nur 8% der Projekte wurden aufgrund von Ausnahmeregeln in einem konzentrierten Zeitraum durchgeführt. Dies war teils durch die spezielle inhaltliche Anlage einzelner Projekte begründet. Die Evaluation hat gezeigt, dass ein solcher Spielraum in Ausnahmefällen bei der Förderungsbewilligung für einzelne Sparten wichtig sein kann. Dies gilt insbesondere für die Künstler im Bereich der Literatur und auch der Bildenden Kunst. Autorenlesungen und Ausstellungen bedingen vielfach die räumliche Abwesenheit dieser Künstler zu unterschiedlichen Zeiten innerhalb eines Jahres. Für die Sparte Film/Neue Medien stellte sich in den ersten Förderjahren zudem ein kostentechnisches Problem durch die teilweise notwendige Anmietung teurer Technik dar, welche sich über einen konzentrierten Zeitraum kostengünstiger und versicherungstechnisch in der Regel leichter organisieren lässt. In den Sparten Literatur (44%) und Film/Neue Medien (22%) war demgemäß der Anteil an Projekten mit kürzeren Zeitphasen im ersten Förderjahr am höchsten. Hier konnte jedoch Abhilfe geschaffen werden, etwa durch die Einrichtung eines Technikpools für die Film- und Medienkünstler des Landesprogramms im dritten Förderjahr. Mit Blick auf eben genannte Maßnahme konnte im Zeitvergleich der Anteil der Projekte, die nicht über ein gesamtes Schuljahr reichten, deutlich reduziert werden von 17% im ersten Förderjahr auf 8% im Förderjahr 2009/10. Zufriedenheit der Künstler mit dem Projektzeitrahmen Die Unzufriedenheit speziell der Film- und Medienkünstler im ersten Förderjahr bezogen auf den Zeitrahmen der Projekte und die eben skizzierte Technikproblematik lässt sich auch in der Künstlerbefragung ablesen, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. In der Künstlerbefragung im ersten Förderjahr sprachen sich entsprechend 48% für individuelle Entscheidungen bezogen auf den Zeitrahmen der Kunstprojekte in Abhängigkeit von der Situation vor Ort aus. 45% bevorzugten grundsätzlich längerfristige Projekte und nur 26% punktuell konzentrierte Projektphasen im Rahmen von Blockseminaren. 58 Übersicht 45: Zufriedenheit der Künstler mit dem Projektzeitrahmen nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Sparte und Förderjahr Zum Zeitmanagement der Projekte im Landesprogramm 5.2 ZfKf 2010 Differenziert man die Zufriedenheit der Künstler mit dem Projektzeitrahmen nach den Schulformen, an denen diese tätig waren, zeigen sich vor allem die Künstler in Haupt- und Förderschulen sehr zufrieden. Etwas unzufriedener mit dem Projektzeitrahmen sind die Künstler an den anderen weiterführenden Schulen, den Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien. Dies korrespondiert mit den Werten bei den Schulleitern derselben Schulformen zur Bewertung des Projektzeitrahmens, wie dies aus folgender Übersicht hervorgeht. Übersicht 46: Zufriedenheit der Künstler und der Schulleiter im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 mit dem Projektzeitrahmen nach der Künstler- und Schulleiterbefragung differenziert nach Schulform Gesamtschule Zufriedenheit mit dem Projektzeitrahmen Realschule Hauptschule Förderschule Gesamt 1 Sehr zufrieden 2,6 1,8 2,4 1,6 2,3 1,6 2,2 1,5 Sonstige Künstler Schulleiter 2,6 1,7 Gymnasium Grundschule 2,7 1,8 1,8 2,4 2,4 1,6 2 3 Teils-teils 4 5 Sehr unzufrieden ZfKf 2010 59 Zum Zeitmanagement der Projekte im Landesprogramm 5.2 Zufriedenheit der Schulleiter mit dem Projektzeitrahmen Die punktuelle Unzufriedenheit der Schulleiter und Künstler an weiterführenden Schulen mit der ganzjährigen Zeitplanung der Kunstprojekte im Landesprogramm kann ggf. auf deren stärkere Leistungsorientierung und die damit einhergehenden konzentrierten Prüfungsphasen zurückgeführt werden, in denen die Schüler möglicherweise weniger motiviert in den Kunstprojekten mitarbeiten. Im ersten Förderjahr wurden die Schulleiter konkret gefragt, welche Zeiträume sie für künstlerische Projekte an Schulen bevorzugen würden. Das Gros der Schulleiter (60%) sprach sich für das gesamte Schuljahr aus, weitere 17% für Halbjahresprojekte. Lediglich die Schulleiter an Gymnasien waren zurückhaltend in ihrem Votum für Ganzjahresprojekte. Nur 44% setzten sich für ganzjährige Schulprojekte im Kunstbereich ein, was die Vermutung fehlender Freiräume aufgrund stärkerer Leistungsorientierung stärkt. Insgesamt beurteilen die Schulleiter jedoch den vorgegebenen Projektzeitrahmen im Landesprogramm wesentlich positiver als die Künstler. In allen Sparten wird der Projektzeitrahmen von den Schulleitern im Laufe der Förderjahre im Schnitt mit 1,7 sehr positiv bewertet. Übersicht 47: Zufriedenheit der Schulleiter mit dem Projektzeitrahmen nach der Schulleiterbefragung differenziert nach Schulform und Förderjahr ZfKf 2010 Abschließend kann festgehalten werden, dass entgegen erster Eindrücke bei einzelnen Künstlern, die sich zum Teil kritisch bezüglich des angestrebten ganzheitlichen Turnus im NRW Landesprogramm Kultur und Schule äußerten, das Gros zufrieden ist mit den zeitlichen Vorgaben – mit wenigen Ausnahmen, bedingt durch die besondere berufliche Situation in einzelnen Sparten, wie etwa der Literatur. Dies gilt auch für die Schulleiter. Damit hat sich der Fokus auf ganzjährige Kunstprojekte beim NRW Landesprogramm Kultur und Schule bewährt, ebenso wie unbürokratische Einzelentscheidungen bei konkreten Gründen der Künstler oder der Schulen, auch Blockseminare zu fördern. „Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule hat einen gewaltigen Impuls für die Anerkennung der Arbeit von Künstlern in Schulen gegeben. Jetzt kommt es darauf an, den projektmäßigen Ansatz weiter zu entwickeln – zu einer festen Verankerung der künstlerischen Arbeit in den Schulen. Das heißt, dass sich die Arbeit mit Künstlern in den Schulen nicht nur auf Projekte im Nachmittagsbereich beschränken kann, sondern dass sie ein fester Bestandteil in der Schule werden sollte.“ Bart Hogenboom, Theaterschaffender 60 5.3 Professionalität im künstlerischen Anspruch – Zu den Innen- und Außenräumen der Projekte Wenn professionelle Kunst und Schule eine Partnerschaft eingehen, werden und wurden in aktuellen wie früheren Programmen und Projekten immer wieder Klagen laut bezüglich fehlender Räumlichkeiten, die professionelles künstlerisches Arbeiten erlauben. Viele künstlerische Projekte können nicht ohne 42 Qualitätsverlust im Klassenzimmer stattfinden. In einem Positionspapier der Jugendkunstschulen zur Zusammenarbeit mit Schulen wird demgemäß eindringlich vor „improvisierten Raumnutzungslösungen“ gewarnt, die nach Ansicht der Jugendkunstschulen „die Inhalte, Ziele und Akteure kultureller Bildung 43 beschädigen“ . Bildende Künstler benötigen Räume mit viel Licht, Staffeleien oder Werkbänken, Theaterprojekte brauchen eine Bühne, Musikprojekte schalldichte Räume etc. Zu den Räumen des Landesprogramm… Mehr als ein Drittel der Projekte (40%) war im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 (auch) im Klassenraum positioniert. In der Künstlerbefragung zeichnet sich dabei kein positiver Trend dahingehend ab, dass der Anteil der Projekte im Klassenzimmer abnehmen könnte. Es ist sogar ein leichter Anstieg dieser Projekte in den letzten Jahren zu verzeichnen. Diese ‚Notlösungen‘ sind für einige Künstler oftmals nicht nur wegen der mangelhaften Ausstattung für künstlerisches Arbeiten problematisch, sondern beispielsweise auch wegen fehlendem Platz für Lagerungen von nicht fertigen Kunstwerken, wegen kontinuierlichen zusätzlichen Auf- und Abräumarbeiten von Stühlen und Tischen etc. Übersicht 48: Genutzte Räume für die Projekte nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr (Mehrfachnennungen möglich) Förderjahr 2006/07 2007/08 2008/09 Gesamt Klassenzimmer Aula/Bühne Werkraum Kunstraum Musikraum Professionalität im künstlerischen Anspruch – zu den Innen- und Außenräumen der Projekte 5.3 Außenbereich im öffentl. Raum Turnhalle Kultureinrichtung Atelier Kulturelle Bildungseinrichtung Innenbereich im öffentl. Raum Sonstige Räume k.A. 0% 10% 20% 30% 40% 50% ZfKf 2010 Bisherige Projektorte des Landesprogramms mit explizit künstlerischem Zuschnitt waren die Musikräume (13%), Kunsträume (22%) und Werkräume (22%). Des Weiteren nutzten 26% der Projekte schulinterne Aulen bzw. Bühnen. Nur 6% der Projekte griffen auf die Infrastruktur einer professionellen Kultureinrichtung zurück, wie dies beispielsweise der Künstler Marcus Everding und das Grabbe-Gymnasium Detmold im ersten 42 43 Ganzheitlich. 12 Positionen zur Kooperation von Jugendkunstschule und Ganztagsschule vom Bundesverband der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen e.V. In: infodienst. Kulturpädagogische Nachrichten. Heft 74. 1/2005. S.29 Ebd. 61 Professionalität im künstlerischen Anspruch – zu den Innen- und Außenräumen der Projekte 5.3 Förderjahr initiierten: In Kooperation mit dem Landestheater Detmold erarbeiteten der Künstler und die Unterstufen-Theatergruppe Improvisations-Performances sowie ein klassisches Theaterstück, das später – mit Unterstützung der professionellen Ausstattung des Landestheaters – zur Aufführung kam. Noch seltener ist, nach 3% der befragten Künstler, die Nutzung einer kulturellen Bildungseinrichtung. Einige wenige Projekte fanden zumindest teilweise auch im Außenbereich der Schule bzw. des öffentlichen Raums statt. Ein Beispiel hierfür ist das Outdoor-Projekt „Der Zaun als grenzüberwindendes Element“, das der Künstler Kord Winter mit der Sekundarstufe II der Hannah-Arendt-Gesamtschule Soest im zweiten Förderjahr durchführte. Ziel dieser jahrgangsübergeifenden Projektarbeit war die künstlerisch-kreative Gestaltung des 200 Meter langen Schul-Drahtgitterzauns. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt „Entdeckungsreise zu unseren Vorfahren in NRW“, bei dem Melina Struwe im ersten Förderjahr mit Kindern der Katholischen Grundschule Sundern Ausflüge zu Museen und Fundplätzen unternommen hatte und diese spielerisch an die Archäologie und die Vorgeschichte Nordrhein-Westfalens heranführte. Der Künstler Achim Krichel ist einer der wenigen Künstler, der beispielsweise im zweiten Förderjahr die Infrastruktur einer kulturellen Bildungseinrichtung, nämlich die der öffentlichen Bibliothek der Stadt Aachen im Rahmen seines Projekts „Wie aus Lesen Schreiben wird“ nutzte. Hier trafen sich einmal in der Woche Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Schulen, um in kleineren Gruppen bereits existierende Jugendbücher kreativ weiterzuentwickeln und eigene Fortsetzungsromane zu verfassen. Ebenfalls selten werden andere Räumlichkeiten im Stadtteil genutzt. Diese zurückhaltende Vernetzung mit der Infrastruktur des Stadtteils, des Umfelds der Schule, ist an sich bedauerlich angesichts der Tatsache, dass immerhin 14% ausschließlich im Klassenzimmer, also in der alltäglichen Umgebung stattfinden. Es sollte daher geprüft werden, ob man nicht noch mehr Stadtteilvernetzungen im Sinne guter infrastruktureller Projektbedingungen anregen bzw. fördern kann, ggf. auch im Rahmen der Auslobung der „Kommunalen 44 Gesamtkonzepte für Kulturelle Bildung“ und im Sinne der intendierten „Öffnung von Schule“ . Spartenspezifische Anforderungen an Räume unterscheiden sich... Die Raumsituation in den einzelnen Sparten unterscheidet sich zum Teil sehr deutlich, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. Am ehesten auf das Klassenzimmer angewiesen sind die Künstler im Bereich „Film/Neue Medien“ sowie die Literaten, tendenziell auch die Musiker und Theaterkünstler. Speziell für die Literaten mögen die Anforderungen an die Räumlichkeiten weniger spezifisch sein, benötigt man hier in der Regel „nur“ Schreibequipment und ein offenes Ohr. Für die Medienkünstler mit umfangreichem technischen Equipment, dass ggf. auch über die Projektzeit sicher verwahrt werden muss, ist dies wesentlich problematischer. Die Musiker greifen dagegen oftmals auch auf den Musikraum (51%) in den Schulen zurück, die Theaterkünstler auf die Aula bzw. Bühne (50%). Für die Bildenden Künstler steht ganz klar der Werkraum (40%) und teilweise auch der Kunstraum (36%) im Vordergrund. Tanzprojekte finden am ehesten in der Turnhalle (61%) statt, spartenübergreifende Projekte vielfach in der Aula (41%), da es sich hier oft um Musicals handelt. 44 62 Vgl. Stellungnahme der Bundesregierung zum Zwölften Kinder- und Jugendbericht. Hg.: Deutscher Bundestag. 15 Wahlperiode. Drucksache 15/6014. 10.10.2005. Übersicht 49: Genutzte Räume für die Projekte im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung differenziert nach Sparten (Mehrfachnennungen möglich) Literatur Film/Neue Medien Musik Theater Bildende Kunst Tanz Spartenübergreifend Gesamt Klassenzimmer 74% 65% 51% 38% 35% 14% 49% 40% Aula/Bühne 40% 17% 31% 50% 8% 44% 41% 26% Werkraum 2% 17% 7% 5% 40% 2% 17% 22% Kunstraum 23% 21% 6% 5% 36% 2% 21% 22% Musikraum 16% 5% 51% 13% 1% 16% 24% 13% Außenbereich im öffentl. Raum 19% 31% 1% 4% 20% 2% 10% 13% 5% 5% 8% 17% 2% 61% 16% 12% 12% 4% 4% 11% 3% 7% 10% 6% 2% 5% 1% 0% 8% 0% 3% 4% 2% 6% 0% 2% 3% 3% 5% 3% 7% 6% 0% 2% 3% 0% 3% 3% Sonstige Räume 7% 4% 1% 4% 3% 2% 2% 3% k.A. 0% 3% 1% 2% 1% 2% 0% 2% Turnhalle Kultureinrichtung Atelier Kulturelle Bildungseinrichtung Innenbereich im öffentl. Raum ZfKf 2010 Der durchschnittliche Wert für die Zufriedenheit der Künstler mit den Räumen liegt bei 2,4. Die Zufriedenheit der Künstler in den einzelnen Spartenbereichen steht, wie zu erwarten war, in Beziehung zum Vorhandensein adäquater Räume in den Schulen bzw. alternativ zum „Notrückgriff“ auf das Klassenzimmer. Weniger zufrieden sind vor allem die Künstler, die in Klassenräumen arbeiten mussten (2,7). Gut schneiden dagegen kulturelle Bildungseinrichtungen, Kultureinrichtungen sowie Innenbereiche des öffentlichen Raumes bei den Künstlern ab, was sicherlich mit der zumeist professionellen Ausstattung dieser Räume zusammenhängen dürfte. Auch spartenspezifische Räume wie Kunst-, Werk- und Musikraum werden von den Künstlern positiv beurteilt. Professionalität im künstlerischen Anspruch – zu den Innen- und Außenräumen der Projekte 5.3 Übersicht 50: Zufriedenheit der Künstler in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 mit den Projekträumen differenziert nach Förderjahr und Art der Räume ZfKf 2010 63 Professionalität im künstlerischen Anspruch – zu den Innen- und Außenräumen der Projekte 5.3 Zur räumlichen Ausstattung der Schule Deutliche Unterschiede in der Bewertung zeigen sich bei den Künstlern bezogen auf die Schulform, an der sie das Projekt durchführen. Zufrieden mit der räumlichen Ausstattung sind vor allem die Künstler, die an Gymnasien Kunstprojekte realisieren, deutlich unzufriedener sind dagegen die Künstler, die mit Hauptschulen kooperieren, wie dies folgende Übersicht veranschaulicht. Übersicht 51: Zufriedenheit der Künstler in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 mit der Raumsituation bei der Projektdurchführung differenziert nach Schulform und Förderjahr ZfKf 2010 45 In einer Studie zur kulturellen Bildung in Ganztagsschulen wurde deutlich, dass die räumliche Infrastruktur an Schulen bezogen auf künstlerische Anforderungen sich sehr unterschiedlich gestaltet. Nach der Studie waren Gymnasien besonders gut ausgestattet mit Musik- und Kunsträumen sowie Bühnen, während die Haupt-, Grund- und Realschulen wenig fachbezogene Räume zur Verfügung hatten. Ähnliche Probleme zeigen sich auch beim Landesprogramm. Wie dies die folgende Übersicht verdeutlich, greifen vor allem die Hauptschulen, aber auch die Gesamtschulen, 46 Förderschulen und Grundschulen auf das Klassenzimmer als Projektort zurück. Bei den Gesamtschulen verwundert dieser Befund, da Schulen mit hohen Schülerzahlen in der Regel auch in den Räumlichkeiten sehr gut ausgestattet sind. Möglicherweise ist dies für die Gesamtschulen weniger eine Defizit- als vielmehr eine Kapazitätsfrage, da spezielle Räume aufgrund der hohen Schülerzahlen oft auch ausgelastet sind. Sehr viele unterschiedliche Räume stehen dagegen den Künstlern an Gymnasien zur Verfügung. 64 45 Susanne Keuchel: „Kulturelle Bildung an der Ganztagsschule. Eine empirische Bestandsaufnahme.“ Bonn. 2007 46 Die schlechte räumliche Ausstattung der Grundschulen ist weniger ein Problem des NRW Landesprogramms Kultur und Schule als vielmehr ein Umwandlungsproblem früherer Grundschulen in heute offene Ganztagsgrundschulen, die letztlich einen größeren Bedarf an Räumen haben als dies vorher im Status der Halbtagsschule der Fall gewesen ist und hier vielfach improvisiert werden musste. Vgl.: Stefan Appel: Räume, Flächen und Sachausstattungen an Ganztagsschulen. In: Entwicklung und Organisation von Ganztagsschulen. Anregungen, Konzepte, Praxisbeispiele. Hg.: Katrin Höhmann, Heinz Günter Holtappels, Ilse Kamski u. Thomas Schnetzer. Dortmund 2005. S. 97 Übersicht 52: Genutzte Räume für die Projekte im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung differenziert nach den Schulformen (Mehrfachnennungen möglich) Grundschule Förderschule Hauptschule Realschule Gymnasium Gesamtschule Offene Ganztagsschule Klassenzimmer Werkraum Aula/Bühne Kunstraum Turnhalle Musikraum Außenbereich im öffentl. Raum Kultureinrichtungen Atelier Kulturelle Bildungseinrichtung Innenbereich im öffentl. Raum 0% 10% 20% 30% 40% 50% ZfKf 2010 Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die räumlichen Gegebenheiten an Schulen bisher für etwa zwei Drittel der Projekte im NRW Landesprogramm Kultur und Schule gut und auf künstlerische Bedürfnisse zugeschnitten waren. Handlungsbedarf besteht vor allem bei den Förderschulen, Hauptschulen und den Offenen Ganztagsgrundschulen; diese verfügen oftmals nicht über angemessene Räumlichkeiten. Man kann an dieser Stelle Schulen und Künstler ermutigen, die Einbeziehung von Infrastruktur im Stadtteil, wie Museen oder soziokulturelle Zentren, künftig noch stärker zu erwägen. 5.4 Zu den Arbeitsbedingungen der Künstler in der Schule Wie gestaltet sich der Schulalltag für die Künstler des NRW Landesprogramm Kultur und Schule? In der Künstlerbefragung wurden die Künstler gebeten, zu den Aspekten der Zusammenarbeit mit einzelnen Partnern und Rahmenbedingungen ein Resümee zu ziehen in Form einer Skala von 1 = sehr zufrieden bis 5 = sehr unzufrieden. Wie dies der folgenden Übersicht entnommen werden kann, bewerten die Künstler die Zusammenarbeit mit der Schule und vor allem den Schülern am positivsten. Professionalität im künstlerischen Anspruch – zu den Innen- und Außenräumen der Projekte 5.3 Program Rahmenbeding Zusammenarb m allg. ungen eit mit... Übersicht 53: Durchschnittliche Beurteilung der Zusammenarbeit mit den schulischen Partnern und der Rahmenbedingungen von den Künstlern nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr Förderjahr 06/07 Förderjahr 07/08 Förderjahr 08/09 Schule Schülern Eltern Räume Orga. Aufwand Honorar Info z. Programm Gesamtkonzept 1 2 3 4 5 ZfKf 2010 65 Zu den Arbeitsbedingungen der Künstler in der Schule 5.4 Vor allem die Zusammenarbeit mit jungen Menschen motiviert und inspiriert die Künstler und dieser Aspekt wird entsprechend als sehr positiv erlebt hervorgehoben. "Sehr überrascht hat mich die soziale Entwicklung der Kinder: Neben der Stärkung des Selbstvertrauens sind auch persönliche Differenzen und Konflikte durch die Zusammenarbeit im Projekt gelöst worden. Die Motivation hat bei 0,5% begonnen und sich dann bis zu 100% gesteigert.“ Tänzer, Choreograph und Tanzpädagoge aus Bonn Tendenziell kann beobachtet werden, dass die allgemein sehr positiv erlebte Zusammenarbeit mit den Schülern in ihrer Bewertung in Abhängigkeit von der Schulform variiert. So wurde die Zusammenarbeit mit den Eltern und Schülern von an Hauptschulen oder Förderschulen tätigen Künstlern etwas schlechter bewertet als von Künstlern, die an Grund-, Realschulen oder Gymnasien aktiv waren, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. "Um die teils massiven Störungen besser in den Griff zu bekommen, habe ich die Klasse in drei Gruppen und drei Szenen [aufgeteilt]", berichtet beispielsweise die Künstlerin Svetlana Fourer über ihr Projekt "Das Spiel mit der neutralen Maske", das sie mit Achtklässlern der Gemeinschaftshauptschule Tiefentalstraße in KölnMühleim 2006/07 realisierte. "Nach den Proben mit den Einzelgruppen haben wir uns besser verstanden und ich konnte den meisten Jugendlichen die Angst vor dem Ausprobieren nehmen. Sie bekamen Lust zu spielen und zu machen." Übersicht 54: Durchschnittliche Bewertung der Zusammenarbeit mit den Schülern und den Eltern von den Künstlern nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Schulform Schulform Projektzusammenarbeit mit ... …den Schülern …den Eltern Förderschule Hauptschule OGS Gymnasium Gesamtschule Realschule Grundschule Übergreifende und sonstige Schulen 1,7 2,0 1,9 1,7 2,0 1,9 1,6 1,8 3,2 3,5 2,9 2,6 3,3 3,1 2,4 3,2 Insgesamt 1,8 2,9 ZfKf 2010 Dass Eltern, deren Kinder Grundschulen oder Gymnasien besuchen, die Schulaktivitäten intensiver verfolgen, 47 ist ein allgemein bekanntes Phänomen , wie auch die Problematik, dass Eltern, die in sozialen Brennpunkten leben und deren Kinder Hauptschulen in Großstädten besuchen, weniger partizipativ mitwirken. Allgemein kann eine eher kritische Haltung der Künstler gegenüber der Akzeptanz der Eltern zum Kunstprojekt beobachtet werden, was sich auch in den schlechteren Durchschnittswerten widerspiegelt. Zu den organisatorischen Rahmenbedingungen in der Schule Die Zusammenarbeit mit der Schule schneidet im Resümee der Künstler überraschend gut ab, was den Rückmeldungen einzelner Künstler in den qualitativen Interviews und einzelnen Rückmeldungen in den Fortbildungsangeboten zum Teil widerspricht. Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass unzufriedene 47 66 Vgl. Susanne Keuchel: Kulturelle Bildung in der Ganztagsschule. Eine aktuelle empirische Bestandsaufnahme. Hg.: Zentrum für Kulturforschung. Bonn. 2007. S. 149 Künstler ggf. eher dazu neigen, sich öffentlich bezogen auf ihre Kritikpunkte zu äußern, als zufriedene Künstler, die hierzu keine Veranlassung sehen. Wird auch die konkrete Zusammenarbeit mit den Schulen allgemein positiv bewertet, so gibt es doch einzelne schulische Rahmenbedingungen, die von der Mehrzahl der Künstler wesentlich kritischer eingestuft werden. Neben den schulischen Räumen, die den Künstlern zur Verfügung standen und deren Voraussetzungen im vorangegangenen Kapitel diskutiert wurden, beklagen die Künstler weitere Definzite in der schulischen Zusammenarbeit, die sich zum Teil auch gegenseitig bedingen. Vor allem folgende Punkte werden von den Künstlern im Schulumfeld öfter kritisch bewertet: Fehlende Ansprechpartner / Kommunikation (Fehlende Schlüssel, Räume. Lagermöglichkeiten etc.) Fehlende Anerkennung / Rückmeldungen Schlechte Raumausstattung (vor allem in den Grundschulen) Kein Kontakt und damit einhergehend Unterstützung von den Eltern Der oftmals beklagte fehlende Kontakt mit den Eltern und die damit einhergehende fehlende Unterstützung, die sich, wie bereits dargestellt, auch in der durchschnittlich kritischen Bewertung der Elternakzeptanz niederschlägt, steht natürlich auch mit der fehlenden schulischen Anerkennung bzw. Rückmeldung in Beziehung. „Die fehlende Rückmeldekultur“ für Lehrende im schulischen Umfeld ist ein allgemein beobachtetes Phänomen, das in der aktuellen Organisationsstruktur der Schule verankert und nicht zu vergleichen ist mit anderen Arbeitsorten. Diese stellt laut dem Erziehungswissenschaftler Ewald Terhart „ein klares 48 Modernitätsdefizit“ dar. Aus diesem Grund nehmen die Abschlussaufführungen im Rahmen des Landesprogramms auch eine sehr wichtige Funktion für die Künstler ein, da sie hier häufig erstmals Kontakt zu den Eltern erhalten. In der Evaluation konnte bisher beobachtet werden, dass Elternreaktionen im Vorfeld nur bei kritischen Haltungen der Eltern an die Künstler herangetragen wurden, wie beispielsweise bei einigen Theaterkünstlern im ersten Förderjahr. Eltern zeigten sich hier anfangs irritiert, dass einzelne Künstler mit den Schülern prozessorientiert arbeiteten, statt im traditionellen Sinne die Erarbeitung eines Theaterstücks in den Mittelpunkt zu stellten. Zu den Arbeitsbedingungen der Künstler in de r Schule 5.4 Schulische Ansprechpartner sind für erfolgreiche Schulkooperationen unverzichtbar Eine wesentliche Schlüsselfunktion bei der Arbeit von Künstlern in der Schule nimmt ein zentraler Ansprechpartner im schulischen Umfeld ein. Dieser kann Kontakt zu Eltern herstellen, vermitteln, Rückmeldungen geben oder aber behilflich sein bei der Raumorganisation. "Es gab keinen eigenen Raum, ich hatte aber immer einen Schlüssel. Die Raumsituation würde ich als ,permanente Selbstorganisation’ bezeichnen." Fotografie- und Filmdesigner, 39 Jahre, Dortmund Aufgrund dieser Zusammenhänge wurde die Existenz eines schulischen Ansprechpartners auch Künstlerbefragung thematisiert. 48 in der Jeanette Otto: Die Angst der Lehrer. Die Angst … Überfordert Einzelkämpfer. In: Die Zeit. Heft 40/2008. S.85 67 Zu den Arbeitsbedingungen der Künstler in der Schule 5.4 Übersicht 55: Existenz eines Ansprechpartners für den Künstler in der Schule nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung und den Schulleitern in der Schulleiterbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr 100% 90% 87% 89% 92% 100% 80% 70% 70% 60% 60% 50% 50% 40% 40% 30% 30% 12% 7% 6% 10% Förderjahr 2006/07 2007/08 2008/09 90% 80% 20% 98% 97% 99% 20% 10% 1% 3% 2% 0% 1% 0% 1% 2% 1% 0% 0% vorhanden vorhanden nicht keine Angabe vorhanden nicht keine Angabe vorhanden Ansprechpartner in der Schule nach Angaben der Schulleiter Ansprechpartner in der Schule nach Angaben der Künstler ZfKf 2010 Mit 8% geben nur wenige Künstler im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 an, keinen schulischen Ansprechpartner zur Seite gestellt bekommen zu haben. Nach Angaben der Schulleiter gab es hingegen nahezu keinen Künstler ohne Ansprechpartner (99%). Dies deutet darauf hin, dass die Schulleiter ggf. Ansprechpartner beauftragt hatten, diese ihren Pflichten jedoch nicht wirklich nachgekommen sind bzw. der Künstler gar nicht in Kontakt mit dem schulischen Ansprechpartner kam oder entsprechend über dessen Existenz nicht informiert war. Betrachtet man die Personen, die nach Angaben der Künstler und der Schulleiter als Ansprechpartner für den Künstler in organisatorischen Belangen fungierten, so zeigen sich Differenzen vor allem bei der Zuteilung von Ansprechpartnern in der Schulleitung und bei den Trägern des offenen Ganztags. Übersicht 56: Rückmeldungen der Künstler und der Schulleiter im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 zur Person des Ansprechpartners für den Künstler bei organisatorischen Belangen Nach Angaben der... Schulleiter Schulleiter Ansprechpartner in der Schule Künstler Lehrer Träger der Ganztagsschule Hausmeister Eltern Andere Personen 0% 20% 40% 60% 80% ZfKf 2010 68 Die Schulleiter sehen sich oftmals eher in der Pflicht als Ansprechpartner als dies die Künstler reflektieren. Dies gilt auch für die Träger des offenen Ganztags. Vermutet werden kann an dieser Stelle, dass der Schulleiter sich durchaus als Ansprechpartner sieht, dieser für den Künstler jedoch aufgrund vielfältiger anderer Verpflichtungen kaum präsent und ansprechbar ist. Bei der Zuordnung von Ansprechpartnern im offenen Ganztag kann wiederum vermutet werden, dass der Schulleiter diese bei Projekten im Offenen Ganztag zwar in der Pflicht bei den Künstlern sieht, dies jedoch nicht explizit kommuniziert und kontrolliert wird. Auffällig ist, dass die Zufriedenheit des Künstlers mit der Schulkooperation größer ist, wenn etwa Eltern als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, als wenn der Träger des Offenen Ganztags als Ansprechpartner bereit steht. Übersicht 57: Durchschnittliche Bewertung der Zusammenarbeit mit der Schule auf Seiten des Künstlers in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Art der Person des schulischen Ansprechpartners Träger des offenen Ganztags 2,0 Lehrer 1,9 Schulleiter 1,7 Kulturamt 1,7 Hausmeister 1,7 Eltern 1,6 Andere Personen 1 Sehr zufrieden Zu den Arbeitsbedingungen der Künstler in de r Schule 5.4 2,0 2 3 Teils-teils 4 5 Sehr unzufrieden ZfKf 2010 In den qualitativen Gespräche mit den Künstlern wurde zudem sehr oft auch der wichtige Stellenwert von Klassen- und Fachlehrern als Ansprechpartner im Landesprogramm betont. Wie positiv ein solcher Kontakt sein kann, berichtet beispielsweise ein bildender Künstler aus Ahlen: „Es gab auch einen sehr guten Kontakt zum Klassen- und zum Kunstlehrer. Überhaupt hat das Kollegium sehr positiv auf mich reagiert. Die Lehrer haben mich angenommen.“ Bildender Künstler, Maler aus Ahlen Umgekehrt kann beobachtet werden, dass die Schulleiter die Leistungen des Künstlers und den Profit für die Schüler durchschnittlich auffallend positiver bewerten, wenn sie selbst oder ein Lehrer der Schule mit dem Künstler in Kontakt standen, als wenn dies über Dritte, beispielsweise den Koordinator des Ganztags, erfolgte. Betrachtet man zudem den hohen Unzufriedenheitsfaktor der Künstler ohne Ansprechpartner mit der Schulsituation in folgender Übersicht, kommt man zu dem klaren Ergebnis, dass 8% fehlende Ansprechpartner bei Kunstprojekten des NRW Landesprogramms Kultur und Schule 8% zuviel sind. 69 Zu den Arbeitsbedingungen der Künstler in der Schule 5.4 Übersicht 58: Existenz eines Ansprechpartners für den Künstler in der Schule in Beziehung zu der allgemeinen Bewertung der Zusammenarbeit mit der Schule im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 von Seiten der Künstler in der Künstlerbefragung Konkreter Ansprechpartner in der Schule Kein konkreter Ansprechpartner in der Schule Sehr zufrieden Zufrieden Teils-teils Unzufrieden Sehr unzufrieden Kann ich nicht beurteilen k.A. 0% 10% 20% 30% 40% 50% ZfKf 2010 Betrachtet man abschließend die Beziehung und den Einfluss der einzelnen organisatorischen Aspekte des schulischen Umfelds auf die allgemeine Bewertung der schulischen Situation von Seiten der Künstler in Form 49 einer Korrelationsanalyse , bestätigt sich der wichtige Stellenwert des Ansprechpartners auf die schulische Gesamtsituation. In den ersten beiden Förderjahren ist die systematische Beziehung zwischen der Existenz eines Ansprechpartners und einer zufriedenen Einschätzung der Künstler mit der Schulkooperation sehr ausgeprägt, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. Übersicht 59: Beziehung zwischen der Bewertung von Teilaspekten der schulischen Zusammenarbeit mit dem Gesamturteil zur schulischen Kooperation von Seiten der Künstler in der Künstlerbefragung differenziert nach Förderjahr Förderjahr 06/07 SigniKorr. fikanz** Rang Förderjahr 07/08 SigniKorr. fikanz** Rang Förderjahr 08/09 SigniKorr. fikanz** Rang Zusammenarbeit mit den Eltern 0,482 0 1 0,389 0 3 0,503 0 1 Ansprechpartner in der Schule 0,369 0 2 0,409 0 2 0,329 0 4 Zufriedenheit: Projekträume 0,346 0 3 0,545 0 1 0,412 0 2 0,315 0 4 0,35 0 4 0,242 0 5 0,206 0 5 0,291 0 5 0,369 0 3 Zusammenarbeit mit den Schülern Zufriedenheit: Projektzeitrahmen **=P<0,01 ZfKf 2010 49 70 Die „Korrelationsanalyse“ prüft an dieser Stelle, ob jeweils eine eindeutige (signifikante) Beziehung zwischen den jeweiligen Einzelaspekten der Rahmenbedingungen und dem Gesamturteil zur schulischen Situation besteht, und wenn ja, wie systematisch und intensiv die jeweilige Beziehung ist. Einen wichtigen Stellenwert nehmen auch die Räume, die den Künstlern zur Verfügung gestellt werden, bei der Gesamtbewertung der Schulkooperationen ein. Positive und ungünstige Raumlösungen für Künstler im Landesprogramm wurden im vorausgehenden Unterkapitel ausführlich diskutiert. Mit Blick auf den wichtigen Stellenwert, den geeignete Räume für Künstler beim Landesprogramm einnehmen, um sich „wohl zu fühlen“, sollten alternative Raumlösungen bei ungenügender Schulausstattung, wie der Rückgriff auf die kulturelle Infrastruktur im Stadtteil noch stärker in Erwägung gezogen werden. Sehr interessant zu betrachten ist auch der wichtige Stellenwert des Elternkontaktes für die Zufriedenheit der Künstler mit der Schule. Vor allem im ersten und im dritten Förderjahr haben die Erfahrungen, die die Künstler mit den Eltern machen, einen großen Einfluss auf das Gesamturteil der schulischen Kooperation. Dass dort, wo die Zusammenarbeit des Künstlers mit den Eltern klappt, die Schulsituation besonders positiv erlebt wird, kann bezogen auf alle Förderjahre vor allem auch in der Sparte Musik beobachtet werden, wie dies folgende Übersicht veranschaulicht. Übersicht 60: Durchschnittliche Beurteilung der Zusammenarbeit mit den schulischen Partnern von den Künstlern nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Sparten Zusammenarbeit mit... Theater 2,73 Neue Medien 2,72 Bildende Kunst 2,82 Literatur 2,78 Musik 2,62 Gesamt 1 Sehr zufrieden Schule Schülern Eltern 3,01 Tanz Zu den Arbeitsbedingungen der Künstler in de r Schule 5.4 2,88 2 3 Teils-teils 4 5 Sehr unzufrieden ZfKf 2010 Es wäre daher wünschenswert, die Öffentlichkeitsarbeit des NRW Landesprogramms Kultur und Schule gezielt auch auf die Zielgruppe "Eltern" zu erweitern. Dass Eltern beim Ausbau der kulturellen Bildung im schulischen 50 wie außerschulischen Sektor eine Schlüsselposition einnehmen, belegte auch das Jugend-KulturBarometer und die Ganztagsschulbefragung zur kulturellen Bildung. An Offenen Ganztagsschulen, wo die Trägerschaft des Ganztages der Förderverein – also die Elternschaft – übernommen hat, war ein besonders vielfältiges 51 kulturelles Bildungsangebot zu beobachten. Zusammenfassend lässt sich für die Arbeitsbedingungen der Künstler an der Schule festhalten, dass sich im Programmverlauf viele Anfangsschwierigkeiten beseitigen und Prozesse optimieren ließen. Es gibt jedoch weiterhin Ansatzpunkte, bei denen man kontinuierlich Verbesserungen anstreben kann. Dabei trifft der dialogische Prozess, in Rücksprache mit den Akteuren konkrete Ablaufprozesse positiv weiterzuentwickeln, auf ein sehr positives Echo, wie dies auch folgendes Zitat eines zentralen Akteurs des Landesprogramms widerspiegelt: 50 51 Susanne Keuchel / Andreas Johannes Wiesand: Das 1. Jugend-Kulturbarometer – Zwischen Eminem und Picasso …“ Bonn. 2006 Vgl. Susanne Keuchel: Kulturelle Bildung in der Ganztagsschule. Eine aktuelle empirische Bestandsaufnahme. Hg.: Zentrum für Kulturforschung. Bonn. 2007. S. 42 71 Zu den Arbeitsbedingungen der Künstler in der Schule 5.4 Ich […] bekomme […] von Künstlern, die länger mit Kultur und Schule arbeiten, gespiegelt, dass sich im Laufe der Jahre Vieles verbessert hat. Die Zusammenarbeit der Künstler mit den Schulen klappt viel besser als zu Beginn des Programms. Die Schulleiter sind aufgeschlossener und unterstützen »ihre« Künstler häufig in Abrechnungsfragen oder geben theatertaugliche Räume frei. Stefanie Schnitzler, Rheinisches Landestheater Neuss Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 5: Durchschnittlich nehmen 22 Schüler innerhalb eines Projektes im Landesprogramm teil. Die Teilnehmergröße variiert zum Teil sehr stark in den Projekten abhängig von den Inhalten und der Schülerzusammensetzung. Es kann beobachtet werden, dass die ursprünglich geplante Teilnehmergröße in den Projektanträgen öfter abweicht von der Teilnehmerzahl in der Praxis, wie sie die Schulleiter zurückmelden, zu Ungunsten einer kleineren Gruppengröße Die Schulen sind größtenteils sehr zufrieden mit dem Projektzeitrahmen des Landesprogramms. Etwas kritischer beurteilen die Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien den ganzjährigen Turnus; sehr zufrieden zeigen sich dagegen die Haupt- und Förderschulen. 14% der Projekte im Landesprogramm finden ausschließlich im Klassenzimmer statt, 40% punktuell. Dabei zeigt sich, dass die Künstler mit der Raumlösung ‚Klassenzimmer‘ (2,7) am unzufriedensten sind. Allgemein liegt die durchschnittliche Bewertung der Räume bei 2,4. Räume für künstlerisches Arbeiten, wie Musikräume, Kunsträume, Bühnen etc. finden sich vor allem an Gymnasien und sehr selten an Haupt- und Grundschulen. Sehr positiv von den Künstlern wird der Rückgriff auf Räume in Kunsteinrichtungen, kulturellen Bildungseinrichtungen und allgemein des öffentlichen Raumes bewertet. Diese Vernetzung mit der kulturellen Infrastruktur im Stadtteil findet sich bisher im Landesprogramm noch relativ selten und sollte künftig stärker gefördert werden. Das Gros der Künstler (83%) stuft die Zusammenarbeit mit den Schülern als sehr positiv ein. Punktuell gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Hauptschülern etwas schwieriger. Weniger gut wird von den Künstlern auch die Zusammenarbeit mit den Eltern eingeschätzt. 8% der Künstler hatten im bisherigen Förderzeitraum keinen Ansprechpartner, wobei der Anteil seit Beginn des Programms kontinuierlich abgenommen hat. Fehlende schulische Ansprechpartner, adäquate Raumlösungen und Elternakzeptanz sind Schlüsselfaktoren, die die Zufriedenheit der Künstler nachhaltig negativ beeinflussen. 72 6. Zu den Protagonisten des Landesprogramms den Künstlern In der bisherigen Laufzeit des Landesprogramms waren insgesamt ca. 2.300 unterschiedliche Künstler an Projekten beteiligt. Einige führten mehrere Projekte in unterschiedlichen Förderjahren durch und/oder realisierten innerhalb eines Förderjahrs zwei oder mehr Projekte. In einzelnen Projekten arbeiteten auch mehrere Künstler zusammen, wobei zu beachten gilt, dass, wenn ein Projekt von mehreren Künstlern betreut 52 wurde, dieses deshalb nicht unbedingt eine doppelte Künstlerförderung erhielt. Übersicht 61: Anzahl der Künstler, die in den Projekten arbeiteten (nicht unbedingt gefördert wurden) differenziert nach den geförderten Sparten (Mehrfachnennungen möglich) Anzahl der Künstler in den Projekten (Mehrfachnennungen möglich) 1. Förderjahr (06/07) 2. Förderjahr (07/08) 3. Förderjahr (08/09) 4. Förderjahr (09/10) Alle Förderjahre 278 415 423 467 1.583 Musik 83 154 146 169 552 Theater 116 183 163 167 629 Tanz 60 90 91 97 338 Film, Neue Medien 37 65 75 81 258 Bildende Kunst 9 28 21 24 82 Spartenübergreifend 209 306 587 576 1678 Künstler insgesamt 792 1.241 1.506 1.581 5.120 Literatur Zu den Protagonisten des Landesprogramms - den Künstlern 6 ZfKf 2010 Ein Beispiel für ein Projekt, in dem mehrere Künstler zusammen gearbeitet haben, das aber finanziell nur einfach gefördert wurde, ist "Wohin mit dem Frust?! – Rap, Tanz, Theater zum Thema Gewalt, Frust, Wut", welches im ersten Förderjahr an der Kranichschule Duisburg durchgeführt wurde. Das Projekt wurde in drei Workshopblöcken von jeweils einer Woche realisiert und von den Künstlern Marc Villarreal, Daniela Lebang sowie Miriam Schmitz betreut, die alle an der Offenen Jazz Haus Schule Köln beschäftigt sind. In der folgenden Betrachtung der Künstler des NRW Landesprogramms Kultur und Schule werden die Künstler aufgrund der eben skizzierten Förderstruktur nicht nach ihrer reellen Personenzahl analysiert, sondern gemäß aller Personeneinheiten, die in den Projekten vertreten waren – also inklusive der Künstler, die anderen Künstlern im Projekt assistierten, sich die Förderung also teilten und unter Berücksichtigung der mehrfach in den Förderjahren vertretenen Künstler. Ein Künstler beispielsweise, der drei verschiedene Projekte in einem Förderjahr realisierte, wird im Folgenden in seinen Personenmerkmalen dreimal innerhalb des Förderjahres dargestellt. Dies erklärt die Gesamtzahl von 5.180 Personeneinheiten in der folgenden Darstellung. 52 Beispielhaft kann hier für die ersten beiden Förderjahre besonders für spartenübergreifende Projekte festgestellt werden, dass zum einen häufiger mehrere Künstler an den Projekten beteiligt sind und zum anderen die Zahl der tatsächlich aktiven Künstler über der Anzahl der geförderten Künstler liegt. 73 Eine soziodemographische Eingrenzung der Künstler 6.1 6.1 Eine soziodemographische Eingrenzung der Künstler Wer sind die Künstler, die im Rahmen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule tätig wurden? Im Folgenden werden Alter, Geschlecht und Familienstand analysiert, bezogen auf die Projektart und den Einsatzort der Künstler. Eine altersspezifische Eingrenzung Das Gros der Künstler, die sich bisher am Landesprogramm beteiligten, war 30 bis 59 Jahre alt. Sehr selten beteiligten sich Nachwuchskünstler bzw. ältere Künstler über 60 Jahre. Anteilig besonders stark ist die Gruppe zwischen 40 und 49 Jahren vertreten (35%), also Künstler mit Berufserfahrung, die schon voll im Berufsleben stehen und für die die Teilnahme am Landesprogramm dennoch attraktiv ist. 53 Übersicht 62: Alter der geförderten Künstler nach Angaben in den Projektanträgen 60% Alter der Künstler 50% 39% 40% 39% 35% 35% Unter 30 Jahre 30 bis 39 Jahre 40 bis 49 Jahre 50 bis 59 Jahre 60 Jahre u. älter k.A. 30% 21% 20% 10% 0% Förderjahr 06/07 Förderjahr 07/08 Förderjahr 08/09 Förderjahr 09/10 Projekte insg. ZfKf 2010 Differenziert man die geförderten Künstler nach den Kunstsparten, in denen sie tätig sind, zeigen sich zum Teil deutliche Altersunterschiede. Die durchschnittlich älteste Berufsgruppe sind dabei die Bildenden Künstler, die ein um rund zehn Jahre höheres Durchschnittsalter verzeichnen als ihre Kollegen aus dem Tanzbereich. Das mit 38 Jahren vergleichsweise niedrige Durchschnittsalter der Tänzer darf an dieser Stelle nicht verwundern, da die zeitliche Ausübung dieses Berufs aufgrund der körperlichen Beanspruchung begrenzt ist. Insgesamt liegt das Durchschnittsalter der im Landesprogramm geförderten Künstler bei 44 Jahren. 53 74 Der große Anteil fehlender Angaben im Förderjahr 2006/07 ist darauf zurückzuführen, dass der Projektbogen diese Frage nicht explizit vorsah. Ein Abgleich mit den Daten der Künstlerbefragung ergab, dass die oben abgebildeten Daten trotzdem ein realistisches Bild der Altersstruktur vermitteln. Übersicht 63: Durchschnittsalter der geförderten Künstler nach Angaben in den Projektanträgen differenziert nach Förderjahr und Sparten 47 47 Bildende Kunst Literatur 43 43 Spartenübergreifend 43 43 Förderjahre 1 und 2 Förderjahre 3 und 4 43 44 Theater 41 42 Musik 39 Film/Neue Medien 37 Tanz 41 39 44 44 Insgesamt 0 10 20 30 40 Eine soziodemographische Eingrenzung der Künstler 6.1 50 ZfKf 2010 Eine geschlechtsspezifische Eingrenzung Betrachtet man das Geschlechterverhältnis der Künstler des Landesprogramms, so ist mit 56% ein Frauenanteil festzustellen, der 4% über dem Anteil weiblicher Personen an der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik im 54 Jahre 2008 liegt. Wie bei der Alterszusammensetzung zeigen sich auch in diesem Zusammenhang Unterschiede zwischen den einzelnen Sparten. So dominieren Frauen mit einem Anteil von jeweils rund 60% in den Kunstsparten Bildende Kunst, Theater, spartenübergreifende Projekte und Literatur. Für die Kunstsparte Tanz stellt sich das Verhältnis von weiblichen zu männlichen Künstlern sogar noch deutlicher zugunsten der Frauen (68%) dar. Dementsprechend sind männliche Künstler in nur zwei Spartenbereichen häufiger vertreten als Frauen: Musik (68%) und Film/Neue Medien (55%). Fällt für den musikalischen Projektbereich der Überhang an Männern sehr deutlich aus, so zeigt sich im Spartenbereich Film/Neue Medien ein nicht ganz so eindeutiges Ergebnis, wie es auf den ersten Blick bei dieser EDV- und technikaffinen Kunstrichtung zu erwarten wäre. In einer empirischen Studie von 2001 zur Präsenz von 55 Frauen im Kulturbetrieb wurde mit Blick auf eine internationale Vergleichsstudie hervorgehoben, dass speziell “Künstlerinnen oft wagemutiger, unkonventioneller und auch in der Wahl ihrer Medien weniger 56 festgelegt erscheinen“ , was zu einer angemessenen Präsenz der Frauen im Bereich der ansonsten eher als Männerdomäne geltenden Video- und Medienkunst führt. Für die Situation der Frau in der Musik wird in einer 57 empirischen Studie hervorgehoben, dass dort der professionelle Bereich immer noch weitestgehend von Männern dominiert wird. Dies korrespondiert mit dem auffällig dominanten Anteil männlicher Künstler an geförderten Projekten der Sparte Musik im Landesprogramm. Es kann also abschließend festgehalten werden, dass die Geschlechterverteilung der Künstler im Landesprogramm – bezogen auf die Sparten – der der allgemeinen Berufspraxis entspricht. 54 55 56 57 Statistisches Bundesamt (Hg.): Ergebnisse des Mikrozensus. Wiesbaden. 2008. Danielle Cliche, Ritva Mitchell u. Andreas Johannes Wiesand (Hg.): Pyramid or Pillars. Unveiling the status of women in arts and media professions in Europe. Bonn. 2000. Annette Brinkmann u. Andreas Wiesand: Frauen im Kultur- und Medienbetrieb III. Fakten zur Berufssituation und Qualifizierung. Hg.: Zentrum für Kulturforschung. Bonn. 2001. Ebd. 75 Eine soziodemographische Eingrenzung der Künstler 6.1 Übersicht 64: Geschlecht der geförderten Künstler in den Förderjahren 2006/07 bis 2009/10 nach Angaben in den Projektanträgen differenziert nach Sparten Tanz Männlich 60% Literatur 40% Bildende Kunst 40% Theater 41% Spartenübergreifend 60% 59% 42% 45% Film, Neue Medien 58% 55% 32% Musik 68% Gesamt 44% 0% 10% 20% 30% Weiblich 68% 32% 40% 50% 56% 60% 70% 80% ZfKf 2010 Angesichts häufiger Klagen seitens der Bildungsforschung, es mangele in Grundschulen an männlichen Vorbildern und Identifikationsfiguren für die männlichen Schüler, stellt sich die Frage, inwieweit es dem NRW Landesprogramm Kultur und Schule gelingt, auch männliche Kulturvermittler in Grundschulen einzusetzen. Übersicht 65: Geschlecht der geförderten Künstler in den Förderjahren 2006/07 bis 2009/10 nach Angaben in den Projektanträgen differenziert nach Primar- und Sekundarstufe 80% Männlich Weiblich 70% 64% 62% 60% 56% 52% 48% 50% 40% 38% 44% 36% 30% 20% 10% 0% Primarbereich Bereichsübergreifend Sekundarbereich Gesamt Einsatz in der Schule … ZfKf 2010 Wie die Evaluation der ersten vier Förderjahre des Landesprogramms zeigt, ist immerhin mehr als jeder dritte Künstler, der im Primarbereich tätig war, männlich. Hier wird also durchaus ein “Kontrastpunkt“ zum sonst üblichen Geschlechterverhältnis in den Grundschulen gesetzt. Dennoch sind es vor allem Künstlerinnen, die im Primarbereich gefördert werden. Anders stellt sich die Lage an weiterführenden Schulen dar, wo Projekte mit älteren Kindern bzw. Jugendlichen realisiert werden und das Geschlechterverhältnis nahezu ausgewogen ist. Betrachtet man die Ergebnisse der Künstlerbefragungen differenziert nach Schulformen, so sind Künstlerinnen 76 seltener an Hauptschulen und Gymnasien vertreten. Die geringere Präsenz von Künstlerinnen speziell an Hauptschulen – vor allem im ersten Förderjahr 2006/07 – könnte möglicherweise darauf zurückgeführt 58 werden, dass diese Schulform aufgrund einer sozial und disziplinarisch schwierigen Schülerschaft , im großstädtischen Raum von Künstlerinnen aus Sorge um Durchsetzungsprobleme eher gemieden wird. Übersicht 66: Anteil weiblicher Künstler nach der Künstlerbefragung differenziert nach Schulform und Förderjahr Förderjahr 2006/07 72% Grundschule Förderjahr 2007/08 63% Förderjahr 2008/09 55% Förderschule 60% 54% Realschule 44% 48% Gesamtschule Eine soziodemographische Eingrenzung der Künstler 6.1 49% 39% Gymnasium 52% 35% Hauptschule 52% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% ZfKf 2010 Im Zeitvergleich ist es dem Landesprogramm gelungen, männliche Künstler etwa stärker in den Grundschulen zu positionieren. Gleichzeitig sind Frauen auch in vormals von Männern bestimmte Schulformen vorgestoßen. Besonders deutlich wird dies erfreulicherweise auch für die Hauptschulen und Gymnasien im Förderjahr 2008/09 sichtbar, wo weibliche Künstler deutliche Anteile hinzugewinnen konnten und letztlich sogar mehr als jedes zweite Kunstprojekt dort betreuten. Zum Familienstand der Künstler Wie sieht es mit dem Familienstand der Künstler aus? Der Familienstand der Künstler könnte insofern eine Rolle spielen, als dass er möglicherweise in Beziehung steht zur Bereitschaft der Künstler, am Landesprogramm teilzunehmen. Künstler mit eigenen Kindern haben ggf. eher als Künstler ohne Kinder Interesse daran, ihre künstlerische Leidenschaft an junge Generationen weiterzuvermitteln. In der Tat ist der Anteil der Künstler mit eigenen Kindern nach der Künstlerbefragung mit 70% deutlich höher als der der kinderlosen Künstler, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. 58 Vgl. Dirk Baier und Christian Pfeiffer: Hauptschulen und Gewalt. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Nr. 28. 2007. S.17-26 77 Eine soziodemographische Eingrenzung der Künstler 6.1 Übersicht 67: Anteil der Künstler mit eigenen Kindern nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 59 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 68%70%66%68% 73%71% 73% 67% 71%68%70%70% männlich weiblich Insgesamt Förderjahr 06/07 Förderjahr 07/08 Förderjahr 08/09 Gesamter Förderzeitraum 65% Bundesweit Künstler mit eigenen Kindern Bevölkerung in der BRD ab 18 Jahre mit eigenen Kindern ZfKf 2010 Nun fehlt es an Vergleichsdaten zum Familienstand von Künstlern, wie er beispielsweise im Künstlerreport von 60 61 1973 ermittelt wurde. Eine aktuelle Erhebung unter freischaffenden Theater- und Tanzschaffenden lässt jedoch vermuten, dass der Anteil der Künstler mit Kindern (32%) deutlich unter dem der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland (65%) liegt. Unter Berücksichtigung dieser Daten kann in der Tat vermutet werden, dass sich für das Landesprogramm vornehmlich Künstler bewerben, die eigene Kinder haben. Dabei zeigen sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede, beispielsweise in der Form, dass sich eher Frauen mit Kindern als Männer mit Kindern bewerben würden. Sehr deutlich wird der vermutete Zusammenhang zwischen der Existenz eigener Kinder bei den Künstlern und der künstlerischen Projektarbeit im Primarbereich: 74% aller Künstler, die ihre künstlerische Arbeit an einer Grundschule realisiert haben, gaben in der Künstlerbefragung an, eigene Kinder zu haben. Übersicht 68: Künstler nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Schulform und Existenz eigener Kinder Grundschule 74% 26% Hauptschule 68% 32% Förderschule 65% 35% Gesamtschule 64% 36% Realschule 60% 40% Gymnasium 58% 42% 0% 10% 20% 30% Eigene Kinder Keine Kinder 40% 50% 60% 70% 80% ZfKf 2010 59 60 61 78 Die Daten für die Gesamtbevölkerung wurden dem Sozioökonomischen Panel (SOEP) entnommen: www.statista.com Laut Künstlerreport von 1973, in dem Künstler nach selbständiger und abhängiger Beschäftigung sowie nach Tätigkeitsfeld differenziert wurden, ergibt sich für selbständige Künstler folgende Anteile kinderloser Künstler: Musikschaffende: 55%, Darsteller/künstlerische Realisatoren: 59%, Bildende Künstler/Designer: 53%. Bei den abhängig beschäftigten Künstlern ergibt sich ein etwas anderes Bild der Kinderlosen: Musikschaffende: 41%, Darsteller/künstlerische Realisatoren: 66%, Bildende Künstler/Designer: 46%. Siehe: Karla Fohrbeck, Andreas Johannes Wiesand: Der Künstler-Report. München-Wien. 1975. S. 513 f. Susanne Keuchel: Report Darstellende Künste – Eine Studie zur wirtschaftlichen, sozialen und arbeitsrechtlichen Lage der Theater- und Tanzschaffenden in Deutschland. In: Fonds Darstellende Künste (Hg.) / Kulturpolitische Gesellschaft e.V.: Report Darstellende Künste. Symposium – Studien – Diskurse. Dokumentation Band 68. Essen. 2010. Ein Beispiel für eine Künstlerin, die im Landesprogramm Kultur und Schule sehr aktiv ist und mehrere Kinder hat, ist die Tänzerin und Tanzpädagogin Birgit Zimmermann, deren Lebenslauf und Aktivitäten nachfolgend ausführlicher vorgestellt werden. Birgit Zimmermann wurde 1966 in Köln geboren und studierte klassischen Tanz an der Ballettakademie Köln Rodenkirchen mit Abschluss der Royal Academy of Dance sowie Tanzpädagogik zum R.A.D teaching diploma specialising children. Von 1996 bis 2007 leitete die Künstlerin eine eigene Ballettschule: Das TanzAtelier in Bergheim mit einem umfangreichen Angebot fast aller Tanzrichtungen, wie beispielsweise Bühnentanz, HipHop und Jazztanz. Als freiberufliche Tänzerin wurde sie unter anderem für Messen engagiert und arbeitete etwa mit dem Tanztheater Mobilé oder der internationalen DanceCompany Eine soziodemographische Eingrenzung der Künstler 6.1 Sophisticats zusammen. In den Jahren 2003 bis 2005 war Birgit Zimmermann Tänzerin in der Agentur D! Soost. Verschiedene Engagements als HipHop Tänzerin bei unterschiedlichen Fernsehsendern folgten, wie beispielsweise für RTL, Pro7 und RTL2. Von 2004 bis 2006 arbeitete sie als Gründerin und Trainerin der Tanzcompanie 200%, mit der sie zum 1. Deutschen Vizemeister im D! Style avancierte. Heute ist die dreifache Mutter freiberufliche Dozentin an verschiedenen Ballettschulen in Köln und Umgebung. Bei dem Projekt "Tanzen integriert!", das Birgit Zimmermann an der Barbaraschule Bergheim und der CarlSonnenschein-Schule Bergheim im ersten Förderjahr 2006/07 durchführte, ging es um die Förderung der Beweglichkeit, der Koordinationsfähigkeit und des Rhythmusgefühls der Jugendlichen. Im Sommer 2007 kam das Stück "Irma hat so große Füße", das die Künstlerin zusammen mit der Carl-Sonnenschein-Schule Bergheim durchführte, im Rahmen des Wettbewerbs "Kinder zum Olymp 2007" in die Endrunde und wurde im Rahmen des Wettbewerbs "Künstlerinnen und Künstler begegnen Kindern und Jugendlichen 2007" im Namen des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Im Schuljahr 2007/08 wurde Birgit Zimmermann mit folgenden Projekten im NRW Landesprogramm „Kultur und Schule“ gefördert: "Ich bin glücklich" an der Hermann-Gmeiner-Schule in Bergheim, "Lyrik des Körpers" an der Carl-Sonnenschein-Schule Bergheim, "Selbstwirksamkeit erleben" an der Fortunaschule Bergheim sowie "Tanz heißt KörperSPRACHE" an der AlbertSchweitzer-Grundschule – ebenfalls in Bergheim, im Schuljahr 2008/09 unter anderem mit dem Projekt „Der Geist fordert den Körper – Der Körper fordert den Geist“ an der Helen-Keller-Schule Bergheim und im Schuljahr 2009/10 mit dem Projekt „Kanzler lieben Gummistiefel“, in dem in Zusammenarbeit mit den Schülern eine Bühnenfassung einzelner Szenen des gleichnamigen Buchs erarbeitet wurde. 79 Zum biographischen Kontext der Künstler 6.2 6.2 Zum biographischen Kontext der Künstler Welche berufliche Qualifikation haben die Künstler, die sich am NRW Landesprogramm Kultur und Schule beteiligen? Im Folgenden wird die Ausbildung und die Berufserfahrung der Künstler untersucht und in Beziehung gesetzt zu den Sparten und Einsatzorten. Zur Ausbildung der beteiligten Künstler Im laufenden Förderjahr 2009/10 hat fast die Hälfte der geförderten Künstler ein künstlerisches Hochschulstudium absolviert und ein Drittel berichtet von einem pädagogischen Hochschulstudium. Eine künstlerische Ausbildung haben zudem 41% und jeder Vierte eine pädagogische Ausbildung. Insgesamt sind die Künstler des Landesprogramms also sehr qualifiziert, sowohl bezogen auf die künstlerische als auch die pädagogische Ausbildung. Im Vergleich zum ersten Förderjahr 2006/07 hat der Anteil der Künstler mit formalen 62 Qualifikationen in allen Bereichen zugenommen. Bemerkenswert ist mit 21% der hohe Anteil an Künstlern, die eine Doppelqualifikation sowohl in der Kunst als auch der Pädagogik vorweisen können. Übersicht 69: Ausbildungshintergrund der geförderten Künstler nach den eingereichten Biographien in den Projektanträgen 48% Künstlerisches Hochschulstudium 37% 30% Pädagogisches Hochschulstudium Förderjahr 2009/10 2008/09 2007/08 2006/07 20% 41% Künstlerische Ausbildung 23% 25% Pädagogische Ausbildung 15% 13% Keine Angabe in den Projektunterlagen 32% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% ZfKf 2010 Zu der Gruppe der doppelt Qualifizierten gehört beispielsweise auch die Künstlerin Michaela Pick, die 2007/08 das Projekt "Blockflötenunterricht" an der Herseler-Werth-Schule in Bornheim durchführte. Die 1967 geborene Musikerin und Pädagogin hat sowohl ein künstlerisches als auch ein pädagogisches Hochschulstudium absolviert. Sie studierte an der Musikhochschule Köln (Abteilung Aachen) sowohl Instrumentalpädagogik als auch den künstlerischen Diplomstudiengang mit dem Hauptfach Querflöte. Auch im Bereich beruflicher Ausbildungen finden sich Künstler mit künstlerischer und/oder pädagogischer Erfahrungen. Beispiele sind die Künstlerin Dörte Müller-Schulz, die eine zweijährige Ausbildung zur Tanzpädagogin absolvierte, oder der Künstler Gerhard Hensen: Er durchlief eine Holzbildhauer-Lehre bei Bonifatius Stirnberg und ist seit 1996 als freischaffender Bildhauer tätig. Eine weitere Künstlerin, Eva Wal, absolvierte beispielsweise eine Ausbildung zur Geigenbauerin in Newark, GB, sowie den berufsbegleitenden Studiengang Museumskommunikation an der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel. 62 80 Es ist zu beachten, dass fast jeder dritte Künstler im Projektantrag für das Förderjahr 2006/07 keine Angabe zur eigenen Ausbildung machte, während dieser Anteil in den folgenden Jahren deutlich geringer war. Bei der künstlerischen Hochschulausbildung zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Kunstsparten. Während unter den Bildenden und den Medienkünstlern beispielsweise knapp zwei Drittel der in den letzten beiden Jahren geförderten Akteure ein Hochschulstudium absolviert hatten, traf dies unter den Theater- und Tanzschaffenden nur auf rund jeden Dritten zu. Diese Differenzen können auf die sehr unterschiedlich strukturierten Ausbildungswege und -angebote in den einzelnen Sparten zurückgeführt werden. So gibt es zum Beispiel für die Bereiche Musik und Bildende Kunst mit 17 Kunst- und 12 Musikhochschulen weitaus mehr spezialisierte Bildungseinrichtungen im Hochschulbereich als für den Tanz- und Theaterbereich. Dort erfolgt die Ausbildung für gewöhnlich nicht vorwiegend an Hochschulen, sondern ebenso an Fachschulen oder privaten Instituten. Die bereits erwähnte Zunahme formaler Qualifikationen fällt vor allem für den Bereich Neue Medien/Film ins Auge. Der hier besonders deutliche Anstieg von 25% an Hochschulabsolventen in den ersten beiden Förderjahren auf 61% im dritten und vierten Förderjahr ist wahrscheinlich auf die Etablierung vieler neuer Studiengänge in diesem Bereich zurückzuführen. Zum biographischen Kontext der Künstler 6.2 Zur Berufserfahrung der Künstler Die Qualifikation der Künstler im Landesprogramm lässt sich aber nicht nur an ihrem Ausbildungsstand festmachen. Aussagekräftig ist hier auch die Länge der Berufserfahrung. Die Mehrzahl (58%) der seit 2006 geförderten Künstler blickt auf eine zehn- bis dreißigjährige Berufserfahrung als Künstler bzw. Künstlerin zurück und weitere 14% konnten sogar über dreißig Jahre berufliche Praxis nachweisen. Demgegenüber fällt mit lediglich 7% der Anteil an Berufsanfängern sehr gering aus. Übersicht 70: Berufserfahrung der geförderten Künstler nach der Künstlerbefragung in den Förderjahren 2006/07 bis 2008/09 40 Jahre u. mehr 3% Berufserfahrung 30 Jahre bis 39 Jahre 11% 20 bis 29 Jahre 29% 10 bis 19 Jahre 29% 5 bis 9 Jahre 15% Unter 5 Jahre 7% k.A. 6% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% ZfKf 2010 Aus der letzten Künstlerbefragung 2008/09 ergab sich eine durchschnittliche künstlerische Berufserfahrung von 18,5 Jahren. Differenziert nach Kunstsparten zeigt sich in diesem Zusammenhang, dass die Künstler, welche Projekte in den Sparten Tanz und Theater durchführten, durchschnittlich weniger Berufserfahrung vorweisen können als ihre Kollegen aus den Bereichen Bildende Kunst und Literatur. Diese Beobachtung geht einher mit dem analysierten Durchschnittsalter der Künstler in den einzelnen Berufsgruppen. Vor allem die Tänzer sind 81 Zum biographischen Kontext der Künstler 6.2 durchschnittlich jünger als ihre Kollegen, denn diese können aufgrund der körperlichen Belastung ihren Beruf 63 auch nur für eine begrenzte Zeit ausüben. Übersicht 71: Durchschnittliche Berufserfahrung der Künstler nach der Künstlerbefragung differenziert nach Sparten und Förderjahren 20,5 Bildende Kunst 18,7 20,2 Literatur 18,2 Förderjahr 2008/09 2007/08 2006/07 19,2 Neue Medien / Film 16,4 17,9 18,6 Musik Tanz 16,8 15,8 Theater 16,4 16,6 18,5 17,4 Projekte insgesamt 0 5 10 15 20 25 ZfKf 2010 Abschließend ist mit Blick auf die Berufserfahrung der Künstler in den einzelnen Schulformen festzustellen, dass, während das durchschnittliche Alter der Künstler allgemein anstieg, für das vormals hohe Durchschnittsalter der Künstler an Gymnasien ein starker Rückgang verzeichnet werden kann. Es finden zunehmend auch Künstler mit weniger Berufserfahrung Eingang in die Gymnasien, umgekehrt führen im Gegensatz zu den ersten beiden Förderjahren mehr Künstler mit langer Berufserfahrung Projekte in Förderschulen und Realschulen durch. Übersicht 72: Dauer der beruflichen Tätigkeit als Künstler nach der Künstlerbefragung differenziert nach Schulform und Förderjahr 18,0 Gymnasium Förderjahr 2008/09 2007/08 2006/07 19,7 Hauptschule 17,4 Gesamtschule 17,9 Grundschule 19,4 Realschule 19,8 Förderschule 17,7 OGS 18,5 Projekte insgesamt 0 5 10 15 20 25 ZfKf 2010 63 82 Vgl.: Susanne Keuchel: Report Darstellende Künste – Eine Studie zur wirtschaftlichen, sozialen und arbeitsrechtlichen Lage der Theater- und Tanzschaffenden in Deutschland. In: Fonds Darstellende Künste (Hg.) / Kulturpolitische Gesellschaft e.V.: Report Darstellende Künste. Symposium – Studien – Diskurse. Dokumentation Band 68. Essen. 2010. 6.3 Erfahrungen der Künstler mit Kinder- und Jugendprojekten Nahezu alle Künstler (86%), die sich am Landesprogramm beteiligten, haben im Vorfeld schon mit Kindern oder Jugendlichen in Freizeit- oder Schulprojekten gearbeitet. Im Vergleich mit dem ersten Förderjahr 2006/07 ist der Anteil der Künstler, die Erfahrungen in der Vermittlungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen haben, von 77% auf 86% im Förderjahr 2009/10 angestiegen. Immerhin 48% der Künstler sind, wie schon ausgeführt, "Wiederholungstäter" – also Künstler, die sich erneut am Landesprogramm beteiligen und Erfahrungen aus dem ersten Teilnahmejahr in eine erneute Teilnahme einbringen, was den kontinuierlichen Anstieg erklärt. Übersicht 73: Frühere Vermittlungsprojekte der im Landesprogramm geförderten Künstler nach den Projektanträgen differenziert nach Förderjahren Frühere Schulprojekte 64% 80% 81% 86% 80% Förderjahr 2009/10 Förderjahr 2008/09 Förderjahr 2007/08 Förderjahr 2006/07 50% Frühere Kinderprojekte Künstler insgesamt 62% 56% 36% 37% Erfahrungen der Künstler mit Kinder- und Jugendprojekten 6.3 46% Frühere Jugendprojekte 56% 51% 32% 33% 26% Frühere Erwachsenenprojekte 15% 14% 0% 20% 26% 41% 40% 60% 80% 100% ZfKf 2010 Die vielseitigen Erfahrungen der Künstler mit früheren Vermittlungsprojekten können als weiteres Qualitätsmerkmal der „Kultur und Schule“-Projekte gewertet werden. Ein Beispiel für das Engagement von Künstlern bei früheren Schulprojekten ist der 1978 geborene Künstler Daniel Wagenbreth, der vor seiner Teilnahme am NRW Landesprogramm Kultur und Schule 2007/08 bereits auf sechs verschiedene Musikprojekte an unterschiedlichen Schulen (Westfälische Förderschule, Hamfeldschule, Schule am Kupferhammer, Hauptschule Baumheide, Gesamtschule Stieghorst und Cecilien Gymnasium) zurückblicken konnte. Bei der Differenzierung nach einzelnen Sparten in der Künstlerbefragung zeigt sich, dass vor allem die Künstler in den Sparten Tanz und Theater bereits häufig Projekterfahrungen mit Kindern und Jugendlichen im Vorfeld sammeln konnten – besonders an Schulen und bei außerschulischen Formaten, weniger jedoch bei Kindergartenprojekten. 83 Erfahrungen der Künstler mit Kinder- und Jugendprojekten 6.3 Übersicht 74: Frühere Erfahrungen der Künstler mit Vermittlungsprojekten nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Zielgruppen Schulprojekte Tanz Außerschulische Kinder-/Jugendprojekte Theater 7% Musik Bildende Kunst 14% Neue Medien 64% 29% 63% 18% 19% Literatur 15% Künstler insgesamt 0% 20% 71% 69% 68% 57% 31% 66% 30% 12% 80% 64% 33% 11% 84% 75% 32% 40% k.A. 84% 72% 43% 8% Kindergartenprojekte 60% 74% 80% 100% ZfKf 2010 Die vielseitigen Erfahrungen der Künstler mit schulischen und außerschulischen Kinder- und Jugendkulturprojekten spiegelt sich auch in der Anzahl der vorab realisierten Projekte wider. 55% der Künstler berichten von mehr als fünf bereits durchgeführten Projekten und 40% haben schon mehr als zehn Projekte realisiert. Übersicht 75: Anzahl früherer Vermittlungsprojekte der Künstler nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Zielgruppen Kindergartenprojekte Außerschulische Kinder-/Jugendprojekte Schulprojekte Projekte insgesamt 80% 70% 70% 60% 50% 42% 40% 40% 30% 35% 33% 31% 28% 20% 20% 28% 25% 23% 17% 27% 23%22% 15% 14% 15% 10% 11% 10% 0% kein Projekt 1-2 Projekte 3-5 Projekte 6-10 Projekte Mehr als 10 Projekte ZfKf 2010 Mit Blick auf das Fortbildungsangebot und die weitere Entwicklung des Landesprogramms ist zu vermuten, dass es bei einer Fortführung des Programms bald keine Künstler mehr in NRW geben wird, die nicht auch schon mindestens einmal mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet haben. 84 Zur institutionellen Anbindung der Künstler Fast ein Viertel der im Rahmen des Landesprogramms geförderten Künstler (23%) führt seine künstlerischen Projekte in Kooperation mit einer kulturellen Bildungseinrichtung, professionellen Kultureinrichtung oder beispielsweise einer Volkshochschule durch. Dabei sind vor allem Künstler mit Musikprojekten auch an einer musikalischen Einrichtung, wie beispielsweise einer Musikschule oder einem Orchester, angestellt. Besonders selten sind dagegen Künstler der Sparte Literatur mit einer Einrichtung assoziiert. Übersicht 76: Anteil der Künstler mit institutionellem Hintergrund differenziert nach Sparte und Förderjahr 29% Musik 33% 22% 23% Bildende Kunst 3. und 4. Förderjahr 1. und 2. Förderjahr 24% 23% Spartenübergreifend 22% 22% Theater Tanz 21% 24% 16% 16% Literatur Film, Neue Medien 16% 20% Erfahrungen der Künstler mit Kinder- und Jugendprojekten 6.3 23% 23% Künstler insg. 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% ZfKf 2010 Die häufigsten Kooperationspartner der Künstler im Rahmen des Landesprogramms waren Musikschulen, Jugendkunstschulen und Volkshochschulen. Dies gilt für alle bislang analysierten Förderjahre. Ein institutioneller Hintergrund der geförderten Künstler kann, muss jedoch nicht, Vorteile für die regionale Vernetzung von relevanten Akteuren der kulturellen Bildung mit sich bringen, wie beispielsweise die Nutzung der Infrastruktur einer Einrichtung für Proben und/oder Aufführungen. Übersicht 77: Anteil der Künstler mit institutionellem Hintergrund differenziert nach Förderjahr und Art der Institution 90% Förderjahr 2006/07 Förderjahr 2007/08 Förderjahr 2008/09 Förderjahr 2009/10 80% 75% 74% 70% Künstler insg. 77% 77% 63% 60% 53% 50% 40% 30% 20% 23% 22% 21% 20% 16% 16% 16% 18% 21% 10% 0% Musikschule Jugendkunstschule Volkshochschule Sonstige Institutionen Keine Anbindung an Institution ZfKf 2010 85 Erfahrungen der Künstler mit Kinder- und Jugendprojekten 6.3 Ein Beispiel für einen Künstler mit institutionellem Hintergrund ist der Künstler Bart Hogenboom, der gleichzeitig auch ein Theater leitet und nachfolgend näher vorgestellt wird. Bart Hogenboom wurde im Februar 1957 geboren. Er ließ sich an der Sociale Akademie de Nijenburgh in Culemborg zunächst zum Diplom-Sozialarbeiter ausbilden, bevor er nach Ferrara an das Theaterinstitut Teatro Nucleo ging. Zwischen 1983 und 2007 arbeitete er als Schauspieler in verschiedenen Ensembles in Italien, Dänemark, den Niederlanden sowie in Deutschland. Gleichzeitig realisierte Hogenboom als Künstler zahlreiche Theaterprojekte in Grundschulen und an weiterführenden Schulen. Seit 1992 lebt Bart Hogenboom mit seiner Lebensgefährtin, seiner neunjährigen Tochter und seinem sechs Jahre alten Sohn in Münster und ist künstlerischer Leiter des Theaters Scintilla, das professionell ein vielfältiges und phantasievolles Theaterangebot für junge und alte Menschen durchführt. Das Theater Scintilla ist ein mobiles Theater ohne feste Spielstätte – auf der Grundlage von Improvisation und Literatur werden mit Mimik, Komik, Tanz, Bewegung und Musik neue, überraschende Theaterproduktionen konzipiert. Mit diesem Theater gewann Hogenboom den Jugendtheaterwettbewerb NRW 1994, das Theater Scintilla wurde als Kindertheater des Monats November 1998 und des Monats September 2001 ausgezeichnet. Darüber hinaus ist das Theater Scintilla Preisträger des Theaterzwangfestivals 1998, wurde auch in den Jahren 2000 und 2004 für das Festival nominiert und ist 2007 Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs "FortSchritte wagen". Am NRW Landesprogramm Kultur und Schule beteiligte sich Bart Hogenboom im ersten Förderjahr 2006/07 mit einem Projekt an der Hauptschule Coerde unter dem Titel "Migrationstheater“ sowie mit dem Projekt "Eine Rakete vom Mond" zum 100-jährigen Bestehen der Hermannschule. Im zweiten Förderjahr realisierte Bart Hogenboom das Projekt "Das schiefe Haus" an der Bodelschwinghschule Münster und an der Hermannschule Münster, sowie das Projekt "Gute Seiten – schlechte Seiten" – eine Doku-Soap von Jugendlichen für Jugendliche und ein Theaterprojekt über Enttäuschungen, Entscheidungen und das andere Geschlecht – abermals an der Hauptschule Coerde. Im dritten Förderjahr verwirklichte er die Projekte „Peter Gynt“ an der Kardinal-von-Galen-Schule Ibbenbüren, eine moderne Bühnenfassung des Struwwelpeter unter dem Titel „Es knistert und brennt!“ an der Hauptschule Coerde und das Theaterprojekt „Rätsel Buch“, in dem das Thema Buch von unterschiedlichen Seiten betrachtet wurde, an der Bodelschwinghschule Münster. Im Förderjahr 2009/10 setzte er – ebenfalls an der Bodelschwinghschule Münster – das Projekt „Schatzsuche“ um. Hier wurden Theatergrundlagen vermittelt und Rollenklischees auf ironische Art und Weise aufgriffen. Das Musiktheaterstück „Orpheus in der Unterwelt“ betreute Bart Hogenboom am Kardinal-von-Galen-Gymnasium Münster. Gerade auch die Arbeit an einer Hauptschule fordert den Künstler heraus: "Obwohl es manchmal Knochenarbeit ist, funkt es für mich, wenn Schüler, die nie mit Theater in Berührung gekommen sind, ihre einzigartige Authentizität entdecken und einbringen können." 86 6.4 Resonanzen der Künstler auf das Landesprogramm Im Durchschnitt zeigen sich die Künstler in allen drei bislang erhobenen Förderjahren zufrieden mit dem Gesamtkonzept des Landesprogramms. Im Zeitvergleich ist die Zufriedenheit mit dem Gesamtkonzept leicht angestiegen. Wie schon in den vorhergehenden Förderjahren zeigen sich in der Bewertung der Gesamtkonzeption Unterschiede zwischen den einzelnen Kunstsparten. Waren früher anteilig vor allem Künstler der Sparte Tanz zufrieden mit der Gesamtkonzeption, so äußern sich im Förderjahr 2008/09 vor allem Bildende Künstler, Literaten und Musiker positiver. Weniger positiv wird von den Künstlern die Außendarstellung und das Honorar im Rahmen des Landesprogramms bewertet. Die Bewertung der Außendarstellung hat sich bei den Künstlern vom ersten zum zweiten Förderjahr deutlich verbessert. Insgesamt wird dem Landesprogramm von den Künstlern eine Verbesserung attestiert. Das Landesprogramm hat sich in den letzten vier Jahren in Nordrhein-Westfalen etabliert. Die Zufriedenheit der Künstler konnte gesteigert werden. Dies wird auch in den Fortbildungen deutlich. Kathrin Wagner, filmothek der jugend nrw e.V. Resonanzen der Künstler auf das Landesprogramm 6.4 Kaum hat sich im Zeitvergleich dagegen die vergleichsweise zurückhaltende Bewertung des Honorars geändert. Wurde das Honorar im zweiten Förderjahr mit Einführung der Fahrtkosten- und Materialerstattung durchschnittlich etwas positiver bewertet, hat sich die Bewertung des Honorars im dritten Jahr wieder etwas verschlechtert. Übersicht 78: Durchschnittliche Bewertung der Gesamtkonzeption des Landesprogramms auf Seiten der Künstler differenziert nach Sparte und Förderjahr Bildende Kunst 2,05 2,11 2,3 Literatur 2,06 2,15 2,21 Musik Tanz Theater Film/Neue Medien Künstler insg. Sehr zufrieden Förderjahr 2008/09 2007/08 2006/07 2,06 2,19 2,35 2,17 2,02 2,08 2,27 2,22 2,53 2,33 2,17 2,41 2,15 2,17 2,33 Teils-teils Sehr unzufrieden ZfKf 2010 87 Resonanzen der Künstler auf das Landesprogramm 6.4 Übersicht 79: Durchschnittliche Bewertung der Außendarstellung, des Honorars und der Gesamtkonzeption des Landesprogramms von Seiten der Künstler differenziert nach dem Alter der Künstler und Förderjahr Durchschnittswerte für die Zufriedenheit mit einzelnen Aspekten des Landesprogramms Förderjahr 06/07 Förderjahr 07/08 Förderjahr 08/09 Außendarstellung Honorar Gesamtkonzept Außendarstellung Honorar Gesamtkonzept Außendarstellung Honorar Gesamtkonzept unter 30 Jahre 3,07 2,50 2,43 2,32 2,59 2,07 2,46 2,76 1,96 30-39 Jahre 3,31 3,23 2,29 2,3 2,82 2,06 2,42 3,34 2,10 40-49 Jahre 3,07 3,30 2,36 2,46 3,31 2,23 2,66 3,39 2,21 50-59 Jahre 2,82 3,21 2,26 2,47 3,25 2,18 2,47 3,34 2,09 über 60 Jahre 3,57 3,00 2,00 2,56 2,54 2,00 2,64 3,23 2,13 Künstler insgesamt 3,09 3,23 2,33 2,43 3,12 2,17 2,56 3,33 2,15 ZfKf 2010 Bei der Bewertung des Honorars zeigen sich allerdings altersspezifische Unterschiede, wie dies aus vorausgehender Übersicht hervorgeht. Unzufriedener mit dem Honorar sind vor allem die Künstler in der mittleren Altersgruppe. Die Begründung für die unterschiedliche Honorarbewertung liegt auf der Hand: Nachwuchskünstler kämpfen in den ersten Jahren vielfach um ihre finanzielle Existenz und sind in ihren Ausgaben, wie andere Berufsanfänger auch, noch nicht sehr anspruchsvoll. Bei den älteren Künstlern über 50 bzw. 60 Jahre kann man vermuten, dass das Honorar kaum ausschlaggebend ist für eine Teilnahme am Landesprogramm, da diese, mit Zunahme des Bekanntheitsgrads, in der Regel schon ein höheres Auskommen haben. Dass bei den Künstlern vielfach die Motivation im Vordergrund steht, mit jungen Leuten in Kontakt zu kommen und zu arbeiten, wurde im Rahmen der Evaluation schon an verschiedenen Stellen deutlich. Es war ein tolles Gefühl, mit den Kids zu arbeiten, da sie spontan waren, sehr kreativ und dabei aus sich heraus und ohne Absicht auf äußere Wirkung mitgemacht haben. Von den Kindern, teils mit Down-Syndrom, Lernschwäche oder Autismus, kam ein unverfälschtes Feedback zu meiner Person und der Arbeit. Ich bin abends sehr fertig, aber auch sehr glücklich nach Hause gefahren. Bildende Künstlerin an einer Förderschule Was die Akzeptanz des Gesamtkonzepts des Landesprogramms bei den Künstlern anbelangt, so stieg diese im ersten Förderjahr mit zunehmendem Alter und Berufserfahrung der Künstler. Im Zeitvergleich hat sich die Akzeptanz des Gesamtkonzepts in den verschiedenen Altersgruppen jedoch in dem Maße verbessert, dass diese Zufriedenheit im dritten Förderjahr bei allen Altersgruppen relativ gleich ausgeprägt ist. Dass die Künstler mit verschiedenen Erfahrungshorizonten im Durchschnitt gleichermaßen zufrieden mit der Gesamtkonzeption des Landesprogramms sind, belegt auch die folgende Übersicht, die nicht das Alter, sondern die Berufserfahrung zur Einschätzung einzelner Aspekte des Landesprogramms in Beziehung setzt. Auffällig ist in diesem Kontext lediglich die höhere Zufriedenheit der Künstler mit 40-jähriger und längerer Berufserfahrung mit nahezu allen Teilaspekten des Landesprogramms. 88 Übersicht 80: Durchschnittliche Bewertung einzelner Aspekte des Landesprogramms von Seiten der Künstler im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach der Berufserfahrung der Künstler Resonanzen der Künstler auf das Landesprogramm 6.4 ZfKf 2010 Die eigens für das Landesprogramm eingerichtete Internetseite www.kulturundschule.de wird von den Künstlern mit durchschnittlich 2,3 etwas zurückhaltender bewertet als andere Aspekte des Landesprogramm. Hier sind es vor allem die Künstler, die Projekte an Gymnasien (2,5) und Förderschulen (2,4) durchführen, die die Internetseite tendenziell etwas schlechter bewerten als ihre Kollegen an anderen Schulformen (2,2). Interessanterweise kann bei einer spartenspezifischen Betrachtung festgestellt werden, dass gerade die Künstler aus dem Bereich Film/Neue Medien vergleichsweise weniger zufrieden mit dem Webauftritt sind (2,5). Hier wäre zu überlegen, ob sich ggf. Kooperationen mit einzelnen Medienkünstlern schließen lassen, um die Webpräsenz in einem dialogischen Verfahren noch weiter auszubauen, was Oberflächengestaltung und Navigationsfunktionen betrifft. Dabei ist zu bemerken, dass die Schulleiter die Internetseite mit 1,9 durchschnittlich besser bewerten als die Künstler. Es sind dabei lediglich die Gesamtschulen (2,1), die etwas unzufriedener mit der Webpräsenz sind. Hier ist zu vermuten, dass die Bewertung der Internetpräsenz von Seiten der Künstler zu einem guten Teil aus dem künstlerisch-ästhetischen und/oder auch technischen Blickwinkel heraus erfolgt, die Schulleiter hingegen vielmehr die praktische Anwendung im Auge haben. Welche Grundbausteine sind entscheidend für ein positives Gesamturteil? Was sind nun die Schlüsselfaktoren, die das Urteil der Künstler zum Gesamtkonzept des NRW Landesprogramms Kultur und Schule positiv wie negativ besonders beeinflussen? Die folgende 64 Korrelationsanalyse legt nahe, dass die Künstler das Gesamtkonzept des NRW Landesprogramms Kultur und Schule dann besonders positiv beurteilen, wenn folgende Grundbausteine positiv erlebt werden: die Organisation insgesamt, der Informationsfluss zum Programm und die Fortbildungen. Die persönlichen Erfahrungen der Künstler innerhalb des Projekts mit den Eltern und den Schülern beeinflussen das Urteil der Künstler zum Gesamtkonzept weniger. Hier wird von Seiten der Künstler durchaus abstrahiert. 64 Die „Korrelationsanalyse“ prüft an dieser Stelle, ob jeweils eine eindeutige (signifikante) Beziehung zwischen den jeweiligen Einzelaspekten und dem Gesamturteil besteht und wenn ja, wie intensiv die jeweilige Beziehung ist. 89 Resonanzen der Künstler auf das Landesprogramm 6.4 Übersicht 81: Beziehung zwischen den Bewertungen der einzelnen Aspekte und der Einschätzung zum Gesamtkonzept des Landesprogramms von Seiten der Künstler in der Künstlerbefragung für den Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 Zufriedenheit mit… Korrelationskoeffizient Signifikanzwert Ranking ,443*** 0,000 1 Information ,439 *** 0,000 2 Fortbildungen ,404*** 0,000 3 Honorar ,358 *** 0,000 4 Außendarstellung ,348*** 0,000 5 Organisat. Aufwand ,329 *** 0,000 6 Projektzeitrahmen ,289*** 0,000 7 Projektzusammenarbeit mit der Schule ,284 *** 0,000 8 Projekträume ,267*** 0,000 9 *** 0,000 10 ,192*** 0,000 11 *** 0,000 12 Organisation Internetseite "kulturundschule.de" 65 Projektzusammenarbeit mit Eltern Projektzusammenarbeit mit Schülern ,213 ,178 Sehr signifikant*** = p < 0,001 ZfKf 2010 Die vorausgehende Übersicht verdeutlicht auch, dass es ein richtiger und wichtiger Schritt des Landesprogramms gewesen ist, im zweiten Förderjahr das Honorar dadurch aufzuwerten, dass man zusätzliche Ausgaben, wie Fahrt- oder Materialkosten, auf Rechnung erstattet oder auch Arbeitsmaterialien zur Verfügung stellte, die den organisatorischen Ablauf entlasten, wie die für Künstler erstellte CD mit elektronischen Vorlagen für Anträge, Elternbriefe, Checklisten, Pressemitteilungen und Projektberichte. Die Zufriedenheit der Künstler mit dem Gesamtkonzept wird auch maßgeblich von der Zufriedenheit mit dem Honorar und auch der Außendarstellung beeinflusst. Will man die positive Identifikation des Künstlers mit dem Landesprogramm noch weiter ausbauen, ist auch die Art, wie einzelne Bausteine und Maßnahmen des Landesprogramms in der Öffentlichkeit kommuniziert werden, von entscheidender Bedeutung. Wie dies die vorausgehende Betrachtung zeigt, bewerten die Künstler also einzelne Aspekte, wie das Honorar oder die Außendarstellung etwas kritischer, insgesamt fällt das allgemeine Urteil zum Gesamtkonzept des Landesprogramms jedoch deutlich positiv aus. Auch in den qualitativen Gesprächen wird klar, dass die Einführung des Landesprogramms als positiver flächendeckender Impuls für die kulturelle Bildung von den Künstlern sehr begrüßt wird: „Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule ist eine ganz tolle Initiative. Es geht für mich auch darum, dem zeitgenössischen Tanz eine Zukunft zu eröffnen, da er sich momentan in einer Krise befindet. Das Projekt hat mir aber auch selbst viel gegeben und ein ganz neues Tätigkeitsfeld eröffnet: Ich bin infiziert davon, mit den Kindern zu arbeiten.“ Tänzer, Choreograph und Tanzpädagoge 65 90 Nur im Förderjahr 2008/2009 erfasst. Im nächsten Schuljahr erneut dabei? Entsprechend der positiven Einschätzung ist das Interesse bei den Künstlern, sich erneut am Landesprogramm zu beteiligen, sehr hoch: 64% der Künstler in der Künstlerbefragung geben an, sich „auf jeden Fall“ erneut bewerben zu wollen. Weitere 17% meinten, dies unter der Bedingung zu planen, eine geeignete Schule als Kooperationspartner zu finden. Bei diesen Künstlern kann vermutet werden, dass die Zusammenarbeit mit der entsprechenden Schule nicht so harmonisch verlief und die Künstler deshalb auf der Suche nach einer neuen Schule sind, um weitere Kunstprojekte im Rahmen des Landesprogramms zu realisieren. Übersicht 82: Einstellung der Künstler zu einer erneuten Bewerbung im Rahmen des Landesprogramms nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr Förderjahr 06/07 69% 61% 64% Ja, auf jeden Fall Förderjahr 07/08 Förderjahr 08/09 9% 9% 11% Bin noch unentschlossen Resonanzen der Künstler auf das Landesprogramm 6.4 16% 18% 16% Ja, falls eine passende Schule vorhanden 5% 5% 7% Eher nicht 1% 0% 1% Nein, auf keinen Fall 0% Keine Angabe 2% 0% 6% 20% 40% 60% 80% ZfKf 2010 7% der befragten Künstler im Förderzeitraum von 2006/07 bis 2008/09 ziehen eine erneute Bewerbung eher nicht bzw. auf keinen Fall in Betracht. Diese Künstler wurden im Rahmen der Künstlerbefragung nach ihren Gründen gefragt, warum sie einer erneuten Bewerbung ablehnend gegenüberstehen. Wie dies aus der folgenden Übersicht hervorgeht, wurden als Hauptgründe hierfür eine schlechte Bezahlung, die Problematik, nicht über ein ganzes Schuljahr lang vor Ort sein zu können und der Aufwand für die Fortbildungen angegeben. Erfreulich ist die Tatsache, dass kaum ein Künstler, der sich nicht erneut bewerben möchte, angibt, mit den Schülern nicht zurechtzukommen. Dies unterstreicht die Beobachtungen, die schon im Ergänzungsplan zum Bildungsgesamtplan von 1977 festgestellt wurden, nämlich dass die Authentizität der Künstler einen positiven 66 Einfluss hat auf die Zusammenarbeit mit den Schülern . Meine wichtigste Erfahrung war die Überraschung der begleitenden Lehrer über die veränderte positive „Erscheinung“ ihrer Schüler im Rahmen des Skulpturenprojekts. Die individuell gestärkte Selbstsicherheit führte zu einem gemeinschaftlichen Ganzen voller Freude und Verbundenheit. Maler und Bildhauer an Grundschule und Berufskolleg 66 Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (Hg.): Musisch-kulturelle Bildung. Ergänzungsplan zum Bildungsgesamtplan. Band 1.Stuttgart. 1977. 91 Resonanzen der Künstler auf das Landesprogramm 6.4 Übersicht 83: Gründe der Künstler in der Künstlerbefragung, die eine erneute Bewerbung beim 67 Landesprogramm nicht in Betracht ziehen, für ihre Nichtteilnahme differenziert nach Förderjahr (Mehrfachnennungen möglich) Förderjahr 06/07 Förderjahr 07/08 Förderjahr 08/09 Honorar nicht ausreichend Aufwand der Fortbildungen ist zu hoch Kann nicht ein Schuljahr lang vor Ort sein Zusammenarb. mit Schulen schlecht Möchte neue Erfahrungen machen Habe schon zu viele andere Schulprojekte Arbeit mit Kindern liegt mir nicht Sonst. Gründe 0% 20% 40% 60% 80% ZfKf 2010 Betrachtet man die Bereitschaft der Künstler in den einzelnen Sparten, sich erneut am Landesprogramm zu beteiligen, finden sich kaum Unterschiede. Tendenziell ziehen die Medienkünstler und Theaterschaffenden anteilig etwas seltener eine erneute Bewerbung in Betracht. Sehr aufgeschlossen für eine erneute Teilnahme sind vor allem Bildende Künstler, Tänzer und Musiker, wie dies folgende Übersicht veranschaulicht. Übersicht 84: Einstellung der Künstler zu einer erneuten Teilnahme am Landesprogramm nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Sparten Musik Tanz Bildende Kunst Literatur Theater Neue Medien Insgesamt Ja, auf jeden Fall Ja, falls eine passende Schule vorhanden Bin noch unentschlossen Eher nicht 0% 20% 40% 60% 80% ZfKf 2010 67 92 Die Kriterien „Kann nicht ein Schuljahr lang vor Ort sein“, „Möchte neue Erfahrungen machen“ und „Habe schon zu viele andere Schulprojekte“ wurden in der Künstlerbefragung im Förderjahr 08/09 nicht erhoben. Abschließend kann man auf Basis der quantitativen wie qualitativen Künstlerbefragungen festhalten, dass die Resonanz der Künstler auf das Landesprogramm – mit leichten Abstrichen bezogen auf einzelne Teilaspekte – sehr positiv ist und die Initiative, Künstler in die Schulen zu holen, sehr begrüßt wird. "Die grundsätzliche Idee des NRW Landesprogramms Kultur und Schule ist ausgezeichnet und das Beste, was in den letzten Jahren realisiert worden ist." Autor und Coach, 43 Jahre Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 6: Das Durchschnittsalter der Künstler, die sich am Landesprogramm beteiligten, beträgt 44 Jahre. Sehr selten werden Nachwuchskünstler und ältere Künstler im Rahmen des Landesprogramms gefördert. In den Kunstprojekten im Primarbereich konnte bisher ein männlicher Künstleranteil von 38% als Kontrapunkt zu dem sonst weitgehend weiblichen Lehrpersonal platziert werden. Dieser Anteil hat im Zeitvergleich kontinuierlich zugenommen. Für Kunstprojekte im Primarbereich bewerben sich vor allem Künstler mit eigenen Kindern. Das Gros der Künstler im Landesprogramm (61%) hat eine künstlerische Hochschulausbildung und/oder Resonanzen der Künstler auf das Landesprogramm 6.4 Ausbildung absolviert. Daneben haben viele Künstler zusätzlich auch pädagogische Qualifikationen im Rahmen einer Hochschulausbildung (27%) oder einer weiteren Ausbildung (19%) erworben. 72% der Künstler blicken dabei auf zehn oder mehr Jahre Berufserfahrung zurück. 86% der Künstler im Landesprogramm haben schon im Vorfeld Erfahrungen im Rahmen von schulischen oder außerschulischen Kinder- und Jugendprojekten gesammelt. Die Erfahrung der Künstler in NRW in der Kinder- und Jugendkulturarbeit wächst kontinuierlich mit dem Verlauf des Programms. Die Künstler zeigen sich zufrieden mit dem Gesamtkonzept des Landesprogramms. 64% möchten sich in jedem Fall erneut im Rahmen des Landesprogramms bewerben. Der kleine Teil, der eine erneute Bewerbung nicht in Betracht zieht (7%), gab als häufigsten Grund dafür eine zu geringe Bezahlung an. Die Zufriedenheit der Künstler mit dem Gesamtkonzept des Landesprogramms korrespondiert vor allem mit den Erfahrungen der Künstler im Bereich organisatorischer Aufwand, Informationen zum Programm und Fortbildungen. 93 Zum Angebot der Fortbildungseinrichtungen 7 7. Zum Angebot der Fortbildungseinrichtungen Die Fortbildungsveranstaltungen sind integraler Bestandteil des NRW Landesprogramms Kultur und Schule und werden für die einzelnen Sparten von landeszentralen Facheinrichtungen durchgeführt. Im Einzelnen sind dies die filmothek der jugend NRW Duisburg für die Sparte Film/Neue Medien, das NRW Landesbüro Tanz Köln für die Sparte Tanz, das Literaturbüro NRW-Ruhrgebiet für die Sparte Literatur, das Rheinische Landestheater Neuss für die Sparte Theater, die Landesmusikakademie Heek für die Sparte Musik sowie die Landesarbeitsgemeinschaft Kulturpädagogische Dienste / Jugendkunstschulen NRW (LKD) Unna für die Sparte Bildende Kunst. 7.1 Aufbau und Struktur der Fortbildungsangebote Bei der Durchführung der vier Seminartage, die obligatorisch sind für Künstler, die erstmals im Rahmen des Landesprogramms gefördert werden, haben sich alle Fachinstitute an der in der Planung vereinbarten Grundstruktur orientiert: Demnach befassen sich die ersten beiden Veranstaltungstage mit den Rahmenbedingungen der Arbeit im Landesprogramm. Es werden grundlegende Informationen zum Landesprogramm weitergegeben und die Rolle des Künstlers im System Schule thematisiert. Des Weiteren finden hier auch allgemeine Themen im Spannungsfeld von Kunst und Pädagogik Berücksichtigung, z.B. der Umgang mit Störungen, Konflikten und "schwierigen Kindern" oder auch die Partizipation von Kindern in künstlerischen Prozessen. Nach diesen grundlagenorientierten Basisseminaren orientieren sich die Themen für die weiteren Seminartage an den spartenspezifischen Interessen und Bedürfnissen der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler. Hier liegt nach Ansicht der Referentin für den Bereich Theater, Stefanie Schnitzler, auch eine große Stärke des Fortbildungskonzepts im Landesprogramm: Die Fortbildungen haben bei den Künstlern mittlerweile eine hohe Akzeptanz. Ich bekomme viele positive Rückmeldungen. Besonders das Networking kommt gut an. Inhaltlich sind die Begegnungen bei den Fortbildungen produktiv. Es sind viele tolle und kreative Theaterleute, die sich hier treffen, um zu spielen, zu denken, sich inspirieren zu lassen und gemeinsam zu lernen. Stefanie Schnitzler, Rheinisches Landestheater Neuss 94 Die Durchführung der Fortbildungen erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Fachreferenten, wie beispielsweise den Künstlern Armin Kaster und Viola Werner, die im zweiten Förderjahr ein pädagogisches Basisseminar in der Sparte Musik durchführten, oder der Berliner Tanzpädagogin Nadja Raszewski, die im Förderjahr 2009/10 in der Sparte Tanz zum Thema "Zeitgenössischer Tanz und HipHop-Kultur mit Kindern und Jugendlichen" referierte. Zur Weiterentwicklung des Fortbildungsangebots Anregung zur Beteiligung bei den Fortbildungsveranstaltungen der Sparte Film/Neue Medien Analog zur Gesamtkonzeption war von Anfang an die Weiterentwicklung des Fortbildungsangebots im Dialog angedacht. So war es erklärtes Ziel der Fortbildungsangebote im ersten Förderjahr, anhand der gewonnenen Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen und Künstlern einen entsprechenden „Kanon“ an Themen, Fertigkeiten und pädagogischen Kompetenzen zu etablieren. Dieser diente als Grundlage für eine Systematisierung der Fortbildungsmodule in den Folgejahren. Dabei kam es immer wieder zu Modifikationen, die gemeinschaftlich im Gespräch mit den Künstlern entwickelt wurden. Aufbau ubd Struktur der Fortbildungsangebote 7.1 So wurde beispielsweise der Wunsch nach Kontinuität einer Anlaufstelle über die erste Teilnahme hinaus als ein Anliegen der Künstler an die Organisatoren des Landesprogramms herantragen. Um diesem Wunsch noch weiter entgegenzukommen und so dem “Einzelkämpfertum“ der Künstler im Landesprogramm weiter entgegen zu wirken, wurde ein freiwilliges Fortbildungsforum für alle Künstler geschaffen, die wiederholt am Landesprogramm teilnehmen und den Austausch mit anderen Kollegen über die Fortbildungsmaßnahmen suchen. Die Organisation dieser Fortbildungstreffen für „Fortgeschrittene“, der sogenannten Vertiefungsseminare, übernahm die Landesarbeitsgemeinschaft Kulturpädagogische Dienste Jugendkunstschulen NRW, die auch die Künstlerfortbildungen für die Sparte Bildende Kunst durchführte. Schwerpunktthemen, die in den Vertiefungsseminaren aufgegriffen werden, behandeln häufig didaktischmethodische Inhalte wie z.B. „Motivation – Methodik und Didaktik anhand von Beispielen aus dem Kindertanz“ oder „Entwicklungsphysiologie/ -psychologie von Kindern und Jugendlichen“, welche etwa in spartenoffenen Arbeitsgruppen behandelt werden, oder widmen sich dem Erfahrungsaustausch und der Vernetzung mit Kolleginnen und Kollegen. Auch spartenübergreifende Workshops zu verschiedenen Kunstformen werden durchgeführt, wie etwa der Workshop „Bildwelten – Welten bilden“, der die Sparten Bildende Kunst und Medien/Film verbindet. Zudem werden auch Workshops zum Umgang mit schwierigen Kindern angeboten, sowie jeweils eine abschließende Podiumsdiskussion zum Landesprogramm mit ausgewählten Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen Sparten. Insgesamt wurde in den Schuljahren 2007/08 und 2008/09 jeweils ein Vertiefungsseminar durchgeführt. Der folgenden Tabelle können die Zahlen der Künstler, die an diesen Veranstaltungen teilnahmen, entnommen werden. Übersicht 85: Anzahl der Künstler, die wiederholt am Landesprogramm teilnahmen, insgesamt und Anzahl der Künstler, die Vertiefungsseminare besuchten, differenziert nach Förderjahr Förderjahr Künstler (wiederholte Teilnahme) Teilnehmer Vertiefungsseminar 2007/08 622 83 (13%) 2008/09 718 111 (15%) ZfKf 2010 95 Zu den Rückmeldungen der Künstler auf das Fortbildungsangebot 7.2 7.2 Zu den Rückmeldungen der Künstler auf das Fortbildungsangebot Trotz des zusätzlichen Zeitaufwands, der mit der Teilnahme an Fortbildungen einhergeht, bewerten die Künstler die Fortbildungsveranstaltungen des Landesprogramms durchaus positiv. Auf einer skalierten Abstufung der Werte von 1 = sehr zufrieden bis 5 = sehr unzufrieden liegt der Durchschnittswert für die Rückmeldungen zum Fortbildungsangebot des NRW Landesprogramms Kultur und Schule in allen bislang erfassten Förderjahren bei 2,2 bzw. 2,1. Übersicht 86: Rückmeldungen in den Künstlerbefragungen zu den Fortbildungsangeboten Landesprogramms differenziert nach Sparten 3,0 Musik 2,0 1,7 Tanz Literatur 1,9 2,5 2,2 2,7 Neue Medien / Film 2,2 2,3 2,3 Spartenübergreifend Projekte insgesamt 1 Sehr zufrieden 2008/09 1,4 Theater Vertiefungsseminar Förderjahr 2006/07 2007/08 2,1 2,1 2,0 Bildende Kunst des 1,8 2,2 2,1 3 Teils-teils 5 Sehr unzufrieden ZfKf 2010 Die Fortbildungsträger bestätigen in qualitativen Gesprächen die wachsende Resonanz und Akzeptanz der Fortbildungsangebote unter den Künstlern und das Festigen von Strukturen. In einigen Sparten lassen sich entsprechend auch nach Aussage der Künstler Zugewinne in der Akzeptanz der Angebote gegenüber den Vorjahren verzeichnen. Die seit 2007/08 eingeführten Vertiefungsseminare stießen nach Aussage der zuständigen Bildungsreferentin Nadja Höll ebenfalls auf äußerst positive Resonanz, so steigerte sich die Teilnehmerzahl von 83 im Förderjahr 2007/08 auf 111 Teilnehmer im Förderjahr 2008/09. In der Künstlerbefragung des Schuljahrs 2008/09 wurden die Künstler, die am Vertiefungsseminar teilnahmen, erstmals auch gebeten, eine Rückmeldung zu diesem speziellen Fortbildungsangebot zu geben. Mit einer Bewertung von durchschnittlich 1,8 äußerten sich die entsprechenden Teilnehmer sehr positiv über das Angebot. Passend zu den positiven Rückmeldungen auf das Fortbildungsangebot und die Vertiefungsseminare berichtete in allen Jahren eine stabile Mehrzahl der befragten Künstler, in ihrer eigenen Arbeit vom Fortbildungsangebot des NRW Landesprogramms Kultur und Schule zu profitieren (71%), wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. 96 Übersicht 87: Anteil der Künstler, die die Fortbildungen besuchten und diese als Unterstützung der eigenen Arbeit empfanden, differenziert nach Förderjahren und Sparten 83% Neue Medien / Film 44% 82% 80% Bildende Kunst Förderjahr 2008/09 2007/08 2006/07 70% Theater 63% 63% Musik 48% 47% Spartenübergreifend 64% 46% Tanz 88% 0% Literatur 100% 71% 71% Projekte insgesamt 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% ZfKf 2010 Spartenspezifische Entwicklungen bei den Fortbildungsangeboten Der Vergleich zwischen den einzelnen Sparten verdeutlicht, dass die Resonanz der Künstler auf die Fortbildungsangebote punktuell variiert. Sehr positiv wird von den entsprechenden Teilnehmern das Vertiefungsseminar bewertet. Ein besonders gutes “Standing“ haben derzeit auch die Fortbildungsangebote der Sparten Musik, Literatur und Bildende Kunst. Im Zeitvergleich zeigen sich auch Akzeptanzverschiebungen innerhalb der Sparten, die sich in der Regel auch auf konkrete Veränderungen im Fortbildungsbereich zurückführen lassen. Zu den Rückmeldungen der Künstler auf das Fortbildungsangebot 7.2 Beispielsweise hat sich die Akzeptanz des Fortbildungsangebots in der Sparte Literatur zunächst deutlich verschlechtert und dann wieder verbessert. Dies kann auf den Umstand zurückgeführt werden, dass die “Literaten“ im ersten Förderjahr in einer kleinen Runde zusammenarbeiten konnten. Weil diese Gruppe in den Folgejahren zu klein wurde, wurden die Künstler der Sparte Literatur in das Fortbildungsangebot der Theaterschaffenden integriert. Nach einer Eingewöhnungsphase verbesserte sich die Resonanz der „Literaten“. Thematische Brücken für beide Künstlergruppen bildeten u.a. Seminare zum kreativen Schreiben. Neben der Einbindung der Künstler aus der Sparte Literatur in die Fortbildungen des Theaterbereichs gab es noch weitere Veränderungen, wie die Vergabe der Durchführung von Basisseminaren an zwei Künstler, die selbst seit Programmbeginn Erfahrungen mit dem Landesprogramm Kultur und Schule sammeln konnten. Auch bei der Gestaltung der Vertiefungsseminare wurden in der Arbeit mit Kindern erfahrene Künstler miteinbezogen, nach Aussage der Verantwortlichen mit sehr positiver Resonanz von Seiten der Teilnehmer. Die positive Resonanz der Bildenden Künstler auf das Fortbildungsangebot im Bereich Bildende Kunst kann u.a. auch auf dessen dezentrale Organisationsstruktur zurückgeführt werden. Die von der LKD organisierten Fortbildungen werden an mehreren Jugendkunstschulen durchgeführt. Neben einem festen Stamm werden dabei je nach räumlicher Verteilung der geförderten Künstler weitere wechselnde Standorte einbezogen. Auf diese Weise sichert die LKD eine breite Streuung der Seminarorte und damit eine gute Erreichbarkeit der einzelnen Veranstaltungen für alle Künstler der Sparte Bildende Kunst. Ein solches Vorgehen erspart den Künstlern lange Anfahrtswege und führt darüber hinaus zu Gruppenkonstellationen, in denen man sich aufgrund der regionalen Nähe oftmals kennt. Auf diesem Wege konnten sich auch neue regionale Netzwerke zwischen den Jugendkunstschulen – die sich zunehmend daran interessiert zeigten, Fortbildungen im 97 Zu den Rückmeldungen der Künstler auf das Fortbildungsangebot 7.2 Landesprogramm auszurichten – und ortsansässigen Künstlern bilden. Das Landesprogramm wirkt hier also nachhaltig als Katalysator für die Herausbildung einer kulturellen Infrastruktur. Im Zeitvergleich verbesserte sich vor allem die Bewertung des Fortbildungsangebots Musik durch die teilnehmenden Musiker. Die Erklärung hierfür dürfte in der Beseitigung einer anfänglichen Unzufriedenheit der Musiker liegen, die sich vor allem auf die weite Anreise zu den Fortbildungsveranstaltungen in der Landesakademie Musik in Heek bezog. Damit einhergehende Problemfelder, wie beispielsweise die nicht erstatteten Fahrtkosten bei langen Anfahrtswegen, konnten mit den neuen finanziellen Regelungen zur Fahrtkostenerstattung im zweiten Förderjahr weitestgehend behoben werden. Dies verdeutlicht, wie wichtig auch organisatorische Fragen für die Zufriedenheit der Künstler sind. Nach Auskunft von Bernhard van Almsick, Bildungsreferent der Landesakademie Musik, gab es im Programmverlauf keine besonderen inhaltlichen Veränderungen bei den Fortbildungsangeboten. Auch in der Sparte Neue Medien/ Film verbesserte sich die Resonanz der Künstler auf das Fortbildungsangebot kontinuierlich. Dabei gab es außer wechselnden Veranstaltungsorten in den vergangenen Jahren nach Auskunft der Organisatoren keine wesentlichen inhaltlichen Veränderungen. Im Programmverlauf stellte sich heraus, dass die Film- und Medienkünstler ein besonderes Interesse daran haben, alle Projektergebnisse spartenübergreifend auf CD-ROM oder im Internet präsentieren zu können. Die filmothek hat diesbezüglich unter http://www.filmkultur-schule.de eine Internetseite eingerichtet, auf Gruppenarbeit bei einer Fortbildung der Sparte Neue Medien / Film der sich die Filmemacherinnen und Filmemacher mit ihren Projekten präsentieren können. Auch erstellte sie eine abschließende CD für die Sparte Film/Neue Medien. Im Frühjahr 2008 wurde mit dem Technikpool eine weitere Neuheit eingeführt, die sich sehr positiv auf die Zufriedenheit der Künstler auswirkte. Dieses von der Staatskanzlei, den Künstlern und der filmothek der jugend NRW gemeinsam entwickelte Konzept gibt den Künstlern die Möglichkeit, für die Projektarbeit im Landesprogramm benötigte Film-Ausrüstungen auszuleihen. Um die Anfahrtswege zu verkürzen, wurde neben dem Standort Duisburg noch ein weiterer Standort in Düsseldorf eingerichtet, wo Medienausrüstungen entliehen werden können. Derzeit wird eine Möglichkeit für den Ausbau eines weiteren Standorts im Raum Ostwestfalen-Lippe gesucht. Beim Fortbildungsangebot im Bereich der Sparte Tanz gab es in den letzten drei Jahren wenige Änderungen im Ablauf der in Köln stattfindenden Weiterbildungen, da schon im ersten Projektjahr nach Aussage der Organisatoren eine zufriedenstellende Struktur etabliert werden konnte. Wichtig war den Veranstaltern, immer wieder auch Raum für interkollegiale Kommunikation anzubieten. So nahm man eine Straffung des Seminarprogramms vor, um im Anschluss den Künstlern die Möglichkeit zu geben, sich über die aktuelle Projektarbeit auszutauschen. Dieser Austausch mit Kollegen war im Rahmen des Landesprogramms immer der Aspekt, welcher als besonders unterstützend für die eigene Arbeit empfunden wurde. Die Institution Schule vermittelt Künstlern aufgrund der vorgegebenen Struktur vielfach das Gefühl, ein “Einzelkämpfer“ zu sein. Hier konnten die Fortbildungsangebote ein Forum aufbauen, das nach Angaben von Fortbildungsstätten und Künstlern sehr rege dazu genutzt wurde, aktuelle Probleme im Projektverlauf gemeinsam zu erörtern und Hilfestellungen zu erarbeiten. Analog zu den Ergebnissen der Künstlerbefragung fiel auch bei den qualitativen Künstlergesprächen auf, wie wichtig ein Austausch mit Fachkollegen ist. Besonders deutlich wird dies angesichts der Tatsache, dass einige Künstler den 98 dringenden Bedarf sahen, auch nach der Absolvierung der Fortbildungsmodule Austauschmöglichkeiten zu haben. Dieser Bedarf scheint sich über die Jahre nicht reduziert zu haben. weitere Übersicht 88: Gründe der Künstler, warum sie die Fortbildung als Unterstützung für die eigene Arbeit empfunden haben, differenziert nach Förderjahr (Mehrfachnennungen möglich) (n= 1.296) 91% Förderjahr 83% 2008/09 86% 2007/08 Austausch mit Kollegen allgemein Pädagogische Fragen 51% 51% 49% Organisatorische Fragen 51% 40% 46% Fragen zum Landesprogramm 49% 44% 52% Inhaltliche/künstlerische Fragen 31% 2006/07 47% 41% 25% 15% 19% Andere Fragen 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% ZfKf 2010 Zu den Rückmeldungen der Künstler auf das Fortbildungsangebot 7.2 Als weitere Themen nehmen Fragen zum Programm sowie pädagogische, organisatorische und künstlerische Aspekte insgesamt einen ähnlichen Stellenwert ein und werden etwa von der Hälfte der befragten Künstler als Grund für den positiven Zuspruch zu den Fortbildungen angeführt. Bei der Gewichtung dieser Aspekte konnten in allen Jahren Unterschiede in den einzelnen Spartenbereichen festgestellt werden, wie dies aus folgender Übersicht hervorgeht. Diese Beobachtung bestätigt den gewählten Ansatz des Landesprogramms, die Fortbildungsangebote spartenspezifisch zu bündeln. Übersicht 89: Gründe der bisher geförderten Künstler im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09, warum sie die Fortbildungen als Unterstützung für die eigene Arbeit empfunden haben, differenziert nach Sparte (Mehrfachnennungen möglich) (n= 1.296) Hilfe bei... Austausch mit Kollegen allgemein Pädagogischen Fragen Infos zum Prgramm Organisatorischen Fragen Inhaltlichen/künstlerischen Fragen Anderen Fragen Neue Medien / Film Theater Literatur Bildende Kunst Spartenübergreifend Musik Tanz Gesamt 0% 20% 40% 60% 80% 100% ZfKf 2010 99 Künstler, denen die Fortbildungen keine Unterstützung für die tägliche Arbeit brachten (21%), führten als häufigsten Grund fehlende neue Impulse an (51%). Ihnen konnten also in den Seminaren keine neuen Erfahrungen vermittelt werden. Darüber hinaus wurde eine seltene Teilnahme als Grund angegeben. Erfreulicherweise kann für die Zeit der erfassten drei Förderjahre festgestellt werden, dass letztgenannter Grund vor allem im letzten Jahr deutlich seltener genannt wurde. Übersicht 90: Gründe der Künstler, warum sie die Fortbildungen nicht als Unterstützung für die eigene Arbeit 68 empfunden haben, im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr (n = 283) Fortbildungen haben nicht weiter helfen können Zu den Rückmeldungen der Künstler auf das Fortbildungsangebot 7.2 Keine neuen Erfahrungen vermittelt Förderjahr 2006/07 2007/08 2008/09 Gesamt 51% Nur vereinzelt bzw. gar nicht teilgenommen 23% Habe bereits viel Projekterfahrung 10% Waren inhaltlich nicht sehr aufschlussreich 4% Andere Gründe 28% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% ZfKf 2010 Themenakzente, die sich die im Förderjahr 2008/09 geförderten Künstler für zukünftige Fortbildungen wünschen, sind von Sparte zu Sparte recht unterschiedlich. Insgesamt wurden vor allem pädagogische und künstlerische Fragen sowie der kollegiale Austausch genannt. Während Letzterer in der Planung der Angebote und im Bewusstsein der Fortbildungsverantwortlichen weitestgehend verankert ist, stellt sich kontinuierlich die Frage nach einer Ausbalancierung relevanter inhaltlicher Themen im Spannungsfeld zwischen Pädagogik und Kunst. Übersicht 91: Themen, die nach Meinung der Künstler im Förderjahr 2008/09 künftig bei Fortbildungen stärker berücksichtigt werden sollten, differenziert nach Sparte Stärkere Akzente auf... Pädagogische Fragen Austausch mit Kollegen Inhaltliche / künstlerische Fragen Organisatorische Fragen Fortbildungen sollen so bleiben Infos zum Programm Andere Fragen Tanz Neue Medien / Film Bildende Kunst Theater Literatur Musik Spartenübergreifend Gesamt 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% ZfKf 2010 68 100 Die Merkmale „Habe bereits viel Projekterfahrung“ und „Fortbildungen waren inhaltlich nicht sehr aufschlussreich“ wurden in der Künstlerbefragung nur im Förderjahr 2008/09 erhoben. Nicht erhoben im Förderjahr 2008/09 wurde das Merkmal „Fortbildungen haben mir keine neuen Erfahrungen vermitteln können“. 7.3 Zusammenfassung und Ausblick zum Fortbildungsangebot Trotz der Schnelligkeit, mit der das NRW Landesprogramm Kultur und Schule vor vier Jahren ins Leben gerufen wurde, haben die einzelnen Fortbildungseinrichtungen in der kurzen Zeit beachtliche und thematisch interessante Fortbildungsmodule entwickelt. Die einzelnen Einrichtungen sind dabei in kreativer Weise zum Teil sehr individuelle Wege gegangen. Dies hat nicht zuletzt dazu geführt, dass sich der anfängliche Widerstand der Künstler gegen die von einigen als “Zwangsverpflichtung“ empfundenen Fortbildungen zumindest bei einer großen Gruppe aufgelöst hat. Die Fortbildungen erfüllen im Rahmen des Landesprogramms primär drei wichtige Funktionen: Erstens bieten sie den Künstlern inhaltliche und thematische Hilfestellungen für ihre Arbeit mit den Schulen. Zweitens stellen sie für die Organisatoren des Landesprogramms eine Möglichkeit dar, Rückmeldungen zur aktuellen Situation der Künstler an den Schulen sowie zu deren Problemen und Bedürfnissen zu gewinnen. Zusammenfassung und Ausblick zum Fortbildungsangebot 7.3 Drittens sind die Fortbildungen von großer Bedeutung für den Zusammenhalt der Künstler und deren kollegialen Fachaustausch, da viele Künstler sich in den Schulen als “Einzelkämpfer“ fühlen. Darüber hinaus stellt die Vernetzung der Künstler und Institutionen ein Beispiel für einen positiven sekundären Effekt des Landesprogramms dar. Die hier geschaffenen Strukturen geben Hoffnung auf eine nachhaltige Wirkung. Dort, wo es, wie im Fall des Technik-Pools für die Sparte Neue Medien / Film nötig war, reagierten die Fortbildungsträger gemeinsam mit dem Land NRW und schufen Abhilfe. Zum Teil problematisch stuften die Verantwortlichen der Fortbildungen die Belastung durch Künstleranfragen zu verwaltungstechnischen Schwierigkeiten ein. Um dem entgegenzuwirken und dadurch bei den Fortbildungsveranstaltungen mehr Zeit für Fachinhalte zu gewinnen, wurde ein CD-Tool entwickelt, das digital nicht nur Informationen über das Landesprogramm anschaulich aufbereitet, sondern auch Bewertungsunterlagen, Musterverträge, Elternanschreiben und vieles mehr enthält. Um die Fortbildungseinrichtungen und die Staatskanzlei bezüglich organisatorischer Fragen zu entlasten und zugleich Arbeitserleichterungen für die Künstler zu schaffen, sind seit dem Förderjahr 2009/10 die Materialien, die für den organisatorischen Ablauf eines Projekts notwendig sind, für die Teilnehmer des Landesprogramms auch auf CD-ROM erhältlich. Diese enthält diverse ausfüllbare digitale Vorlagen, unter Projektablauf, anderem das Projektdatenblatt, Pressearbeit und weitere Anlässe, Checklisten sowie für diverse Mustervorlagen für Elternbriefe, Einladungen, Projektdokumentationen © QWER 2010 und ähnliches. Darüber hinaus beinhaltet die CD-ROM begleitende Erläuterungen zu den Materialien. 101 Zusammenfassung und Ausblick zum Fortbildungsangebot 7.3 Als Fazit aus den bisherigen Beobachtungen kann festgehalten werden, dass eine hohe Akzeptanz für das Fortbildungsangebot bei den Künstlern geschaffen wurde. Dies gelang durch die Strategie, sowohl erfahrene Künstler des Landesprogramms bei der Gestaltung des Fortbildungsangebots mit einzubeziehen, als auch Anregungen der Künstler ernst zu nehmen und entsprechend mit konkreten Maßnahmen auf Verbesserungsvorschläge einzugehen. Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 7: Trotz zusätzlicher Zeitinvestitionen auf Seiten der Künstler werden die Fortbildungen von diesen grundsätzlich positiv bewertet. Eine stabile Mehrheit (71%) erachtet sie als hilfreich für die eigene Projektpraxis und schätzt die Möglichkeit, Rückmeldung zur Programmpraxis an die Verantwortlichen des Programms weiterzugeben. Inhaltlich überzeugt vor allem der kollegiale Austausch, wobei auch pädagogische, organisatorische und künstlerische Aspekte in den Fortbildungen eine wichtige Rolle spielen. Bevorzugte Themenschwerpunkte der Künstler in den Fortbildungen variieren abhängig von der Sparte, weshalb sich die spartenspezifische Bündelung der Seminare als sinnvoll erweist. Kontinuierliche Veränderung und der Ausbau des Fortbildungsangebots im Sinne der Anregungen und Rückmeldungen der Künstler, wie dies in den vorangegangenen Jahren geschehen ist, sorgen für eine hohe Akzeptanz der Fortbildungsangebote und damit einhergehend des Landesprogramms. Für den weiteren Ausbau von Netzwerken zwischen den Künstlern des Landesprogramms, Schulen und anderen kulturellen Akteuren empfiehlt sich eine spartenspezifische und regional strukturierte Verankerung der Fortbildungsangebote. 102 8. Resonanz der Eltern und Kinder auf das Landesprogramm Die Schulen und Künstler im Landesprogramm wurden in allen Förderjahren nach ihrer Einschätzung der Elternakzeptanz befragt. Im Vergleich zu der Bewertung anderer Aspekte, wie des Profits für die Schüler oder die Zusammenarbeit der Schulen mit den Künstlern, schnitt dabei die geschätzte Elternakzeptanz immer deutlich schlechter ab. Wie aus folgender Übersicht hervorgeht, trifft dies vor allem auf die Künstler zu, die die Elternakzeptanz deutlich schlechter einschätzen als die Schulleiter. 2006/07 Schulleiter 2007/08 Schulleiter 2008/09 Schulleiter Gesamt Übersicht 92: Durchschnittliche Bewertung der Elternakzeptanz von Seiten der Schulen und der Künstler im Förderzeitraum differenziert nach Förderjahr (1= Sehr zufrieden; 5= Sehr unzufrieden) Schulleiter 1,54 Künstler 2,86 1,68 Künstler 2,87 1,65 Künstler 2,90 1,64 Künstler 1 Sehr zufrieden Resonanz der Eltern und Kinder auf das Landesprogramm 8 2,88 2 3 Teils-teils 4 5 Sehr unzufrieden ZfKf 2010 Bei der Elternakzeptanz kann beobachtet werden, dass diese, wie vorausgehend schon in Kapitel 3 dargestellt, nach Meinung der Schulleiter und Künstler mit der Schulform differiert. Künstler, die an Gymnasien tätig sind, schätzen die Elternakzeptanz am positivsten ein (2,54), die Schulleiter die Elternakzeptanz an Grundschulen. An den Hauptschulen wird die Elternakzeptanz von Schulleitern (1,92) und Künstlern (3,51) im Vergleich am schlechtesten bewertet, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. Übersicht 93: Durchschnittliche Bewertung der Elternakzeptanz von Seiten der Schulleiter und Künstler im Förderzeitraum von 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Schulform (1= Sehr zufrieden; 5= Sehr unzufrieden) Künstler Gesamt 2,54 Schulleiter 1 Sehr zufrieden 2,76 3,30 3,23 3,11 Schulform Hauptschule Gesamtschule Förderschule Realschule Grundschule Gymnasium Sonstige Schulen Insgesamt 3,51 2,97 2,88 1,92 1,65 1,74 1,67 1,55 1,68 1,72 1,64 2 3 Teils-teils 4 5 Sehr unzufrieden ZfKf 2010 103 Resonanz der Eltern und Kinder auf das Landesprogramm 8 Aufgrund der teils schlechten und sehr unterschiedlichen Einschätzung der Elternakzeptanz durch Schulen und Künstler wurden in der Evaluation zwei Elternbefragungen durchgeführt, wobei die zweite Elternbefragung anhand eines kombinierten Eltern-/Kind-Fragebogen stattfand, den das ZfKf für die Befragung von jungen Zielgruppen entwickelt hat. Die erste Elternbefragung wurde im ersten Förderjahr stichpunktartig an zehn ausgewählten Schulen unter Berücksichtigung unterschiedlicher Schulformen und Standorte durchgeführt. Dabei wurde die Resonanz und der Informationsstand der Eltern in Bezug auf das Landesprogramm ermittelt. Nach den Ergebnissen dieser Befragung waren 98% der Eltern, die eine Rückmeldung zum Landesprogramm gaben, über die Existenz des Künstlerprojekts informiert. Mehr als drei Viertel der Eltern erhielten von ihren Kindern eine Rückmeldung, dass ein entsprechendes Projekt an der Schule durchgeführt wird, etwa die Hälfte der Eltern wurde zudem vom Klassenlehrer informiert (51%). Übersicht 94: Personen, die die Eltern über das Künstlerprojekt in der Schule informiert haben, im Förderjahr 2006/07 (n=172) (Mehrfachnennungen möglich) Meine Tochter / mein Sohn 77% (Klassen-) Lehrer 51% Schulleitung 13% Künstler 5% Niemand 2% Sonstige 2% 0% 20% 40% 60% 80% 100% ZfKf 2010 Zur Elternresonanz auf das Kunstprojekt In einer wesentlich umfangreicheren Erhebung im Jahr 2009 wurden an 100 ausgewählten Grundschulen Eltern und Kinder gemeinsam zum durchgeführten Kunstprojekt im Rahmen des Landesprogramms befragt. Da es schwierig ist, jüngere Kinder in größere Befragungen einzubinden – Befragungen im Klassenverband schaffen oftmals „peer-group-Effekte“ – wurden die Eltern im Rahmen der schriftlichen Evaluation gebeten, die Kinder nach Aspekten zu befragen, die ihnen besonders gut und die ihnen nicht gefallen hatten und die Antworten wortgetreu auf dem Fragebogen zu notieren. Die Rückmeldungen der Kinder auf das Projekt und den durchführenden Künstler waren insgesamt sehr positiv. 65% der Kinder äußerten sich „sehr zufrieden“ mit ihrem Kunstprojekt, ebenfalls „sehr zufrieden“ damit waren 54% der Eltern. 104 Übersicht 95: Zufriedenheit der Eltern (n=707) bzw. Kinder (n=707) mit dem Kunstprojekt des Landesprogramms 2008/09 Kind Eltern 65% sehr zufrieden 54% 27% zufrieden 34% 5% 5% Teils/teils nicht zufrieden 0% 0% völlig unzufrieden 0% 0% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% ZfKf 2010 Resonanz der Eltern und Kinder auf das Landesprogramm 8 Die Bewertung des Kunstprojekts durch die Eltern, so belegen die ermittelten Daten, steht in engem Zusammenhang mit der Zufriedenheit der Kinder. So sind beispielsweise 90% der Eltern „sehr zufrieden“, wenn ihre Kinder dies auch sind. Die Eltern machen also ihre Bewertungen vorwiegend von den Bewertungen und Erzählungen ihrer Kinder abhängig. Neben der Zufriedenheit der eigenen Kinder beeinflusst auch der Besuch einer Abschlusspräsentation das positive Urteil zum Landesprogramm. Sind 62% der Eltern, die eine Abschlussveranstaltung besucht haben, sehr zufrieden mit dem Kunstprojekt, liegt dieser Anteil bei Eltern ohne Abschlussveranstaltungsbesuch bei 32%. 68% der Eltern nutzten die Gelegenheit, die Aufführung bzw. Abschlusspräsentation ihres Kindes zu besuchen. In der ersten Elternbefragung lag der Anteil der Eltern, die die Abschlussveranstaltung besuchten, noch bei 72%. Von diesen beurteilen 26% die Abschlussveranstaltung als sehr gut, 23% als gut. Nur 2% waren einigermaßen zufrieden mit der Abschlussveranstaltung, knapp 50% machten dazu keine Angabe. Übersicht 96: Kenntnis und Besuch einer Abschlusspräsentation von Seiten der Eltern (n=707) (Mehrfachnennungen möglich) Kenntnis von einer Abschlussveranstaltung 74% Abschlussveranstaltung wurde/wird besucht 68% Es gab/gibt keine Abschlussveranstaltung 17% k.A. 9% 0% 20% 40% 60% 80% 100% ZfKf 2010 105 Resonanz der Eltern und Kinder auf das Landesprogramm 8 Das Interesse der Eltern, die Abschlussveranstaltung eines Kunstprojekts zu besuchen, ist größer bei Eltern, die ihre Kinder auch privat künstlerisch fördern. Übersicht 97: Besuch der Abschlussveranstaltung durch die Eltern differenziert nach privater Förderung der eigenen Kinder in der kulturellen Bildung (n=707) Besuch der Abschlussveranstaltung Kein Besuch der Abschlussveranstaltung Private künstlerische Förderung ... Ja Nein Geplant Private künstlerische Förderung ... Ja Nein Geplant 24% 26% 26% 50% 26% 48% ZfKf 2010 69 Überraschend können im Kontext des Bildungshintergrunds der Eltern keine wesentlichen Unterschiede bei der Bewertung der Kunstprojekte beobachtet werden. 91% der Eltern mit hohem und 92% der Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss sind zufrieden bzw. sehr zufrieden mit dem Kunstprojekt des Landesprogramms. Übersicht 98: Zufriedenheit der Eltern mit dem Kunstprojekt differenziert nach Schulbildung (n=516) 57% 34% hoher Bildungsabschluss 7% sehr zufrieden zufrieden Teils/teils 1% nicht zufrieden 55% völlig unzufrieden 37% mittlerer Bildungsabschluss 5% 0% 53% 39% niedriger Bildungsabschluss 5% 0% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% ZfKf 2010 Ein Migrationshintergrund der Eltern spielt bei der Bewertung der Zufriedenheit mit dem Kunstprojekt ihrer Kinder nach dem Ergebnis der Befragung ebenfalls keine wesentliche Rolle. Bei der Erhebung des Migrationshintergrunds des Elternhauses gaben 66% keinen und 37% der Befragten einen Migrationshintergrund an. Lediglich 2% machten keine Angabe. Eltern ohne Migrationshintergrund äußerten 69 106 Unter niedriger Bildung werden hier Personen zusammengefasst, die maximal einen Hauptschulabschluss haben, unter hoher Schulbildung Personen mit Abitur. Bei der Erhebung des Bildungsabschlusses machten von 707 befragten Eltern 27% keine Angabe. 14% der Befragten gaben einen niedrigen, 36% einen mittleren und 23% einen hohen Bildungsabschluss an. sich zu 56%, Eltern mit Migrationshintergrund zu 54% als mit dem Kunstprojekt ihrer Kinder „sehr zufrieden“. Punktuell etwas positiver äußerten sich Kinder mit Migrationshintergrund mit einem Anteil von 69% als „sehr zufrieden“ im Vergleich zu den Kindern ohne Migrationshintergrund (66%). Zur Resonanz der Grundschulkinder auf die Kunstprojekte Die Eltern wurden gebeten, wie schon erwähnt, ihre Kinder zu fragen, was ihnen a) besonders gut und b) nicht so sehr am Kunstprojekt gefallen hat und die Kommentare möglichst wortgenau aufzuschreiben. Diesem Wunsch nach Feedback wurde von einer überwältigenden Mehrheit der Kinder und Eltern entsprochen: Bei der Frage, was den Kindern gefallen habe, machten lediglich 5% keine Angabe. Am häufigsten wurde von den Kindern das Erlebnis, „künstlerisch tätig zu sein“ hervorgehoben. Übersicht 99: Aspekte, die den Kindern im Rahmen des Kunstprojekts sehr gut gefallen haben (Mehrfachnennungen möglich) (n=707) Kinder fanden gut… Künstlerisch tätig sein Alles gut Selbstbestätigung bei Abschlussveranstaltung Persönlichkeit des Künstlers Arbeiten mit ungewöhnlichen Materialien/an anderen Orten Viel gelernt Arbeiten in der Gruppe Inhalte selbst bestimmen Verkleiden/in andere Rollen schlüpfen Geschichten hören Die Ausflüge Sonstiges keine Angabe 18% 15% 14% 14% Resonanz der Eltern und Kinder auf das Landesprogramm 8 12% 9% 7% 5% 4% 2% 2% 14% 5% 0% 5% 10% 15% 20% ZfKf 2010 Das nicht weiter ausdifferenzierte „Alles gut“ wurde am zweithäufigsten genannt. Die „Selbstbestätigung bei der Abschlussveranstaltung“ wird von den Kindern mit 14% an dritter Stelle angeführt. Das Erlebnis, „dass wir auf einer echten Bühne aufgetreten sind“ und „der Auftritt vor Publikum und der Applaus“ wird hier von vielen Kindern besonders hervorgehoben. Neben der Selbstbestätigung, die die Kinder im Rahmen einer Aufführung gewinnen konnten, ist die Begeisterung auch stark an die „Persönlichkeit des Künstlers“ gebunden: „…die Kursleiterin war super…" und ähnliche Aussagen unterstreichen mit anteilig 14% die positive Beziehung zur Person des Künstlers. Das sich Ausprobieren bzw. „Arbeiten mit ungewöhnlichen Materialien oder an ungewöhnlichen Orten“ wird ebenfalls häufiger von den Kindern explizit hervorgehoben (12%), sowie das selbstständige Experimentieren mit und das Selbstbestimmen von künstlerischen Inhalten (5%). Kinder fanden gut, „dass man sich eine Szene selbst ausdenken durfte“ oder „dass man selber Ideen einbringen konnte“. Diese Nennungen belegen auch, dass die Kinder in den Kunstprojekten des Landesprogramms an der Freiheit des künstlerischen Prozesses beteiligt wurden. Wie sieht es nun mit den negativ erlebten Momenten der Kinder im Rahmen der Kunstprojekte aus? 61% der Kinder machten hierzu keine Angabe. „Einzelne inhaltliche Aspekte“ in ihrem Kunstprojekt griffen 8% der Kinder als weniger gut heraus. Unter diesem Punkt wurden ganz unterschiedliche Details aufgezählt, wie „das Bärenkostüm war ein bisschen zu warm“ oder „dass der Gips so schwer zu verteilen war“. Unruhe, wie Lärm 107 Resonanz der Eltern und Kinder auf das Landesprogramm 8 und andere Störungen, wurden von den Kindern ebenfalls hin und wieder genannt (8%). Zeitliche Rahmenbedingungen wurden von 7% der Kinder als Problem angesehen. Ein Aspekt, der hier beispielsweise genannt wurde, waren lange Wartezeiten im Rahmen des Projekts. Probleme mit dem Künstler führten 4% der Kinder an. Übersicht 100: Aspekte, die den Kindern im Rahmen des Kunstprojekts nicht gefallen haben (Mehrfachnennungen möglich) (n=707) Kinder fanden nicht gut Einzelne inhaltliche Aspekte 8% Störungen, Unruhe etc. 8% Zeitliche Rahmenbedingungen 7% Probleme mit Künstler 4% Viel Aufwand 3% Arbeiten nach Vorgabe 1% Projektinhalt/Thema gesamt 1% Räumlichkeiten 1% Sonstiges 3% keine Angabe 65% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% ZfKf 2010 In Bezug auf den Bildungshintergrund des Elternhauses können in Anlehnung an die Eltern bei den Kindern keine Unterschiede beobachtet werden. 91% der Kinder, deren Eltern eine hohe Schulbildung haben, und 95% der Kinder von Eltern mit niedrigen Schulabschlüssen waren „zufrieden“ bzw. „sehr zufrieden“ mit dem Kunstprojekt des Landesprogramms. Wohl aber fällt auf, dass die Aspekte, die die Kinder im Rahmen des Kunstprojekts besonders positiv erlebten, sich vor dem Bildungshintergrund der Eltern teils unterscheiden, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. Übersicht 101: Aspekte, die die Kinder im Rahmen des Kunstprojekts besonders positiv hervorheben, differenziert nach Schulbildung der Eltern (Mehrfachnennung möglich) (n=707) niedriger Bildungsabschluss mittlerer Bildungsabschluss Alles gut 22% 9% Künstlerisch tätig sein Selbstbestätigung bei Abschlussveranstaltung Arbeiten mit ungewöhnlichen… 10% 9% Persönlichkeit des Künstlers Geschichten hören 19% 16% 15% 17% 14% 17% 7% 1% 5% Viel gelernt Arbeiten in der Gruppe 2% Inhalte selbst bestimmen 2% 1% Verkleiden/in andere Rollen schlüpfen hoher Bildungsabschluss 10% 8% 4% 5% 1% 2% Die Ausflüge Sonstiges 9% 13% 3% 4% keine Angabe 0% 5% 10% 15% 20% 25% ZfKf 2010 108 Kinder von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss mögen häufiger als Kinder aus bildungsnahen Elternhäusern das „Arbeiten mit ungewöhnlichen Materialien/an anderen Orten“ (14%) und die künstlerische Tätigkeit an sich (19%). Sie greifen auch wesentlich häufiger bei der Bewertung auf die undifferenzierte Beschreibung „alles gut“ (22%) zurück. Das „Geschichten hören“ (7%) findet bei Kindern aus bildungsfernen Schichten ebenfalls besonderen Anklang. Kinder aus Elternhäusern mit hohem Bildungsabschluss schätzen besonders „die Persönlichkeit des Künstlers“ (17%), das „Arbeiten in der Gruppe“ (8%), sowie das „Verkleiden/in andere Rollen schlüpfen“ (5%). Auch sind sie häufiger als andere Kinder der Meinung, dass sie „viel gelernt“ haben (10%) und genießen stärker noch Selbstbestätigung durch die Präsentation vor Publikum (17%). Kinder, die privat künstlerisch gefördert werden, sind deutlich häufiger „sehr zufrieden“ (72%) mit dem Kunstprojekt des Landesprogramms als Kinder ohne private Förderung (56%). Sehr positiv urteilen auch die Kinder (72%), deren Eltern sie, durch das Landesprogramm angeregt, künftig künstlerisch fördern wollen. Übersicht 102: Zufriedenheit der Kinder mit dem Kunstprojekt des Landesprogramms differenziert nach privater künstlerischer Förderung (n=649) sehr zufrieden 56% zufrieden 35% Kinder, die von ihren Eltern privat gefördert werden 9% teils-teils Resonanz der Eltern und Kinder auf das Landesprogramm 8 nicht zufrieden völlig unzufrieden 72% 26% Kinder, die von ihren Eltern künftig privat gefördert werden 2% 72% 23% Kinder, die von ihren Eltern nicht gefördert werden 5% 0% 20% 40% 60% 80% ZfKf 2010 In Bezug auf die Vorerfahrung in der kulturellen Bildung zeigen sich von Seiten der Kinder auch in der Beurteilung einzelner Elemente der Kunstprojekte teils deutliche Unterschiede. Bei Kindern, die bereits privat künstlerisch gefördert werden, steht die „Persönlichkeit des Künstlers“ mit 21% an erster Stelle. Für Kinder, die privat nicht künstlerisch gefördert werden, steht an erster Stelle „alles gut“ (19%). Es ist anzunehmen, dass Kinder ohne künstlerische Vorerfahrung sich nicht zutrauen, differenzierte Angaben zum Kunstprojekt zu machen, da sie sich hier nicht kompetent fühlen. Dafür betonen Kinder ohne Erfahrung viel stärker den Aspekt, überhaupt einmal künstlerisch tätig zu sein. Im Vergleich heben Kinder, die in der Freizeit künstlerisch gefördert werden, viel häufiger die positive Bestätigung durch eine Abschlussveranstaltung hervor als Kinder ohne eine solche Förderung. Diese unterschiedliche Bewertung ist insofern nachvollziehbar, als dass Kinder ohne künstlerische Vorerfahrung vermutlich bei einer öffentlichen Präsentation viel ängstlicher sind, da sie gegebenenfalls weniger Zutrauen in ihre künstlerischen Fähigkeiten haben als künstlerisch erfahrene Kinder. Besonders selten werden speziell von Grundschulkindern mit Migrationshintergrund die Erfahrungen auf der Bühne positiv hervorgehoben. Hier wird die kulturpädagogische Verantwortung deutlich, Kindern ohne künstlerische Erfahrung und mit möglichen Sprachbarrieren das nötige Selbstvertrauen in das eigene künstlerische Ausdrucksvermögen zu vermitteln. Grundsätzlich sind die Ergebnisse sehr spannend, zeigen sie doch, dass Grundschulkinder aus unterschiedlichsten Kontexten und mit unterschiedlichen Vorerfahrungen die Kunstprojekte gleichermaßen 109 Resonanz der Eltern und Kinder auf das Landesprogramm 8 positiv erleben, sich in der Begeisterung jedoch auf unterschiedliche Bereiche fokussieren. Diejenigen, die bereits privat ein kulturelles Bildungsangebot besuchen, setzen sich vor allem mit der Person und Begegnung mit dem Künstler auseinander und genießen den Erfolg, ihr künstlerisches Ausdrucksvermögen vor Publikum zu präsentieren. Kinder ohne diese Erfahrung genießen vor allem das Erlebnis, erstmals künstlerisch aktiv zu sein. Gestaltungswünsche der Eltern zur kulturellen Bildung in der Schule Groß ist auch der Wunsch der Eltern nach weiteren künstlerischen Projekten im Schulalltag. 93% der Eltern sind der Meinung, dass Projekte dieser Art gefördert werden sollten. Die Hälfte der Eltern wünscht sich jedes Schuljahr Kunstprojekte zu verschiedenen Sparten und ein weiteres Drittel ein Kunstprojekt pro Schuljahr. Genauso hoch fällt der Zuspruch der Kinder aus. Übersicht 103: Wunsch der Eltern (n=707) bzw. Kinder (n=707) nach Häufigkeit von Kunstprojekten in der Schule Nach Meinung der Eltern Nach Meinung der Kinder 48% 50% Jedes Schuljahr Kunstprojekte zu verschiedenen Sparten 35% 34% Ein Kunstprojekt pro Schuljahr 9% 8% Ein Kunstprojekt in der Grundschulausbildung 1% 1% Kein Kunstprojekt in der Grundschule 6% 7% k.A. 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% ZfKf 2010 Bei der Frage, in welchem Bereich sich die Eltern noch mehr künstlerische Projekte wünschen würden, präferieren die Befragten die Sparten Tanz, Theater und Musik. Auch Film/Fotografieren wurde häufig genannt. Übersicht 104: Spartenwünsche der Eltern im Förderjahr 2006/07 für Kunstprojekte in der Schule (Mehrfachnennungen möglich) (n=172) Tanz 45% Theater Projektwünsche 42% Musik 41% Film/Fotografieren 38% Literatur 26% Bildhauerei/Malerei 22% Sonstiges 2% k.A. 1% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% ZfKf 2010 110 Erstaunlich gering ist das Interesse der befragten Eltern an Literaturprojekten und vor allem an Projekten der Sparte Bildende Kunst. Man könnte vermuten, dass die Eltern die beiden letztgenannten Sparten deshalb vernachlässigen, weil sie davon ausgehen, dass im Kunstunterricht genug künstlerisch-kreative Arbeit geleistet und die Beschäftigung mit der Literatur im Deutschunterricht ausreichend thematisiert wird. Dass dennoch viele Eltern den Wunsch nach Musikprojekten äußern, obwohl Musik ebenfalls als eigenes Unterrichtsfach im Schulalltag präsent ist, könnte auf die gängige Praxis des Musikunterrichts in Deutschland zurückgeführt werden, die das aktive Musizieren nicht in den Vordergrund stellt. Zu den Impulsen und Transfereffekten des Landesprogramms auf die Eltern Welche Impulse des Landesprogramms kommen bei Eltern und Kindern an? Werden Eltern durch das Landesprogramm angeregt, ihre Kinder künftig auch privat künstlerisch zu fördern? 23% der befragten Eltern geben an, dass sie angeregt durch das Landesprogramm ihre Kinder künftig privat künstlerisch fördern wollen. Geht man von einer Repräsentativität dieser Zahl aus, so würde das bezogen auf die in den vier Förderjahren bisher geförderten 94.000 Kinder bedeuten, dass 21.620 Kinder dank des Impulses des Landesprogramms erstmals von ihren Eltern bei der Aufnahme künstlerischer Aktivitäten in der Freizeit unterstützt werden. Übersicht 105: Einstellung der Eltern zur privaten künstlerischen Förderung ihrer Kinder nach der Teilnahme am Landesprogramm Kultur und Schule im Förderjahr 2008/09 (n = 707) Resonanz der Eltern und Kinder auf das Landesprogramm 8 Eltern... fördern ihre Kinder schon privat 9% wollen ihre Kinder künftig privat fördern wollen ihre Kinder privat nicht fördern 38% k.A. 31% 23% ZfKf 2010 Bei einer Hochrechnung der ermittelten Werte stellt sich die Frage nach der Repräsentativität der Elternerhebung. Da der Rücklauf aufgrund des Zwischenvermittlers Schule, die die Fragebögen an die Eltern weiterleitete, nicht ordentlich nachgehalten werden konnte, werden im Folgenden einige Merkmale der antwortenden Eltern mit der Verteilung in der Gesamtbevölkerung verglichen. Es ist natürlich grundsätzlich nicht auszuschließen, dass hier vor allem Eltern geantwortet haben, die offen für kulturelle Bildung sind und damit einhergehend einen höheren Bildungsstand haben. Betrachtet man in diesem Kontext die Schulbildung der Eltern, die in der Erhebung auch eine Angabe zum eigenen Schulabschluss gemacht haben, im Vergleich zur Bevölkerung in NRW allgemein, wird zunächst in der Tat deutlich, dass vorwiegend Eltern mit mittlerer oder hoher Schulbildung geantwortet haben. Ein Viertel der Eltern machte allerdings keine Angaben zum Schulabschluss. Dabei fällt auf, dass der Anteil fehlender Angaben ziemlich genau der Differenz zur repräsentativen Verteilung der Eltern mit niedriger Schulbildung in NRW entspricht. Es kann vermutet werden, dass Personen mit einem niedrigen Schulabschluss die Frage nach der Schulbildung aus persönlichen Gründen eher verweigerten als solche mit einer mittleren oder hohen, und dass der Anteil der Eltern mit einem 111 Resonanz der Eltern und Kinder auf das Landesprogramm 8 niedrigen Schulabschluss an der Elternbefragung real höher ist und der repräsentativen Verteilung doch weitgehend entspricht. Übersicht 106: Schulbildung der Eltern, die sich an der Befragung beteiligt haben, und Schulbildung der Bevölkerung in NRW 80% Bildungsstand Niedrig Mittel Hoch k.A 70% 60% 50% 50% 42% 36% 40% 33% 31% 27% 30% 20% 23% 24% 19% 14% 10% 0% Elternbefragung ohne k.A. Elternbefragung mit k.A. Bevölkerung in NRW ZfKf 2010 Ein weiteres Merkmal, das die Repräsentativität der Rückmeldungen einzuschätzen hilft, ist die private künstlerische Förderung der Kinder. Ein Vergleich der Fördertätigkeit der Eltern, die im Rahmen des 70 Landesprogramms erfasst wurden, mit der der Eltern bundesweit zeigt eine nahezu identische Verteilung : 38% der Eltern, die im Landesprogramm geantwortet haben, fördern ihre Kinder im künstlerischen Bereich privat. 37% der Eltern in der bundesweiten Befragung geben für die private Förderung ihrer Kinder im Bereich 71 Kulturelle Bildung finanzielle Mittel aus. Diese Vergleiche legen nahe, dass die Rückmeldung der Eltern im Landesprogramm bezogen auf die Merkmale Bildung und Kulturinteresse weitgehend repräsentativ verteilt sind. Für eine Einschätzung der Impulswirkung des Landesprogramms auf die Eltern stellt sich dabei die spannende Frage: Können im Rahmen des Landesprogramms auch die Elternhäuser angeregt werden, in die kulturelle Bildung ihrer Kinder zu investieren, die dies aufgrund ihrer sozialen Herkunft eher nicht tun? Wie die Pisa72 Studie und das 1. Jugend-KulturBarometer unterstreichen, besteht ein starker Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau der Eltern und der privaten Förderung der Kinder im Bereich der Kulturellen Bildung wie auch der Bildung allgemein. Die vorliegenden Daten bestätigen ebenfalls die Ergebnisse der eben genannten Studien: Im Vergleich fördern 68% der im Rahmen des Landesprogramms befragten Eltern mit hoher Schulbildung ihre Kinder künstlerisch privat, gegenüber lediglich 17% der Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss. Immerhin ein Drittel der Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss will jedoch, angeregt durch das Kunstprojekt des Landesprogramms, das eigene Kind künftig privat künstlerisch fördern (34%). Dies unterstreicht die positive Bilanz des Landesprogramms. Rechnet man dies auf die Gesamtzahl der erreichten Teilnehmer hoch, so wurden in den vier Förderjahren mindestens 13.160 Kinder aus bildungsfernen 70 71 72 112 Dieser bundesweite Anteil an Eltern, die ihre Kinder kulturell fördern, wurde über eine repräsentative Elternbefragung im Rahmen des Jugend-KulturBarometers erfasst. Vgl.: Susanne Keuchel; Andreas Wiesand (Hg.): Das 1. Jugend-KulturBarometer: „Zwischen Eminem und Picasso…“ Bonn. 2006. Ebd. S.80 M. Prenzel u. a. (Hrsg.): PISA 2006. Die Ergebnisse der dritten internationalen Vergleichsstudie. Münster u.a. 2007. 73 Elternhäusern erreicht , für knapp 4.500 dieser Kinder wurde eine künftige private Förderung künstlerischer Aktivitäten über das Elternhaus angeregt. Übersicht 107: Einstellung der Eltern zur privaten künstlerischen Förderung ihrer Kinder nach der Teilnahme am Landesprogramm differenziert nach Bildungsabschluss (n=707) 17% hoher Bildungsabschluss 15% 68% Eltern, die ihre Kinder... privat nicht fördern künftig privat fördern wollen schon privat fördern 31% mittlerer Bildungsabschluss 28% 42% 49% niedriger Bildungsabschluss 34% 17% 0% 20% 40% 60% Resonanz der Eltern und Kinder auf das Landesprogramm 8 80% ZfKf 2010 Kann das Landesprogramm Kultur und Schule auch die Elternhäuser aus dem Migrantenmilieu erreichen? Das Landesprogramm kann auch hier erfolgreiche Impulse nachweisen. Gut ein Drittel der Eltern mit Migrationshintergrund wollen ihr Kind angeregt durch das Landesprogramm erstmals künstlerisch fördern, wie dies auch folgende Übersicht veranschaulicht. Übersicht 108: Einstellung der Eltern zur privaten künstlerischen Förderung ihrer Kinder nach der Teilnahme am Landesprogramm differenziert nach Migrationshintergrund der Eltern (n=707) Ohne Migrationshintergrund Mit Migrationshintergrund 27% Eltern, die ihre Kinder privat nicht fördern 50% 21% Eltern, die ihre Kinder künftig privat fördern wollen 32% 52% Eltern, die ihre Kinder schon privat fördern 19% 0% 20% 40% 60% ZfKf 2010 73 Geht man davon aus, dass sich unter den 27% der Eltern, die keine Angabe zu ihrer Schulbildung im Rahmen der Elternbefragung machten, ein weiterer Anteil an Eltern mit niedriger Schulbildung befindet, ist der Anteil erreichter Kinder aus bildungsfernen Familien sogar noch deutlich größer. 113 Resonanz der Eltern und Kinder auf das Landesprogramm 8 Die Teilnahme am Kunstprojekt des Landesprogramms kann also eine Hebelfunktion entwickeln, die sich noch verstärkt, wenn die Eltern eine Abschlussveranstaltung ihres Kindes besuchen und das Kind selbst mit großer Begeisterung am Kunstprojekt teilgenommen hat. Beachtet man die Analyse des Jugend-KulturBarometers, wonach über freiwillige schulische AGs am 74 Nachmittag nur 3% der jungen Leute angesprochen werden , die nicht schon mit anderen Partnern künstlerisch aktiv gewesen sind, ist die Tatsache ein hervorzuhebender Erfolg, dass 23% der vom Landesprogramm erreichten Kinder durch das Kunstprojekt erstmals motiviert wurden, künftig in der Freizeit künstlerisch-kreativ zu sein. Bezogen auf die Kinder, die vorher noch nicht künstlerisch aktiv waren, erreichte das Landesprogramm sogar einen Anteil von 54%. Es können also über das NRW Landesprogramm Kultur und Schule sehr wohl auch Elterngruppen erreicht und für die kulturelle Bildung ihrer Kinder motiviert werden, die dies bisher nicht waren. Auslöser ist hier vielfach die Begeisterung der Kinder im Kontext der gesammelten künstlerischen Erfahrungen, wie dies exemplarisch auch die enthusiastischen Worte des Schülers Tim zum Projekt “Kunst ohne Grenzen“ veranschaulichen: “Ich fand das total cool [...]“ Grundschüler Tim zum Projekt "Kunst ohne Grenzen" Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 8 Fast alle befragten Eltern (88%) und Kinder (92%) sind zufrieden bzw. sehr zufrieden mit dem Kunstprojekt des Landesprogramms. Dabei steigt der Anteil der sehr zufriedenen Eltern, wenn diese eine Abschlusspräsentation besucht haben und wenn die Kinder ebenfalls mit dem Kunstprojekt sehr zufrieden sind. Schulbildung und Herkunft der Eltern haben keinen Einfluss auf die Zufriedenheit der Eltern und Kinder mit dem Kunstprojekt des Landesprogramms. Kinder aus bildungsnahen Kontexten und mit Erfahrung im Bereich der Kulturellen Bildung schätzen vor allem die Möglichkeit der Selbstbestätigung bei einer Abschlusspräsentation und die Persönlichkeit des Künstlers, während Kinder aus bildungsfernen Kontexten und mit wenig oder keiner Erfahrung im Bereich der Kulturellen Bildung das Erlebnis, erstmals künstlerisch tätig zu sein, genießen. Das künstlerische Selbstvertrauen von Kindern aus kulturfernen Milieus und mit möglichen Sprachbarrieren muss im Rahmen der kulturpädagogischen Vermittlung besonders gestärkt werden. Die Mehrzahl der Eltern (93%) und der Kinder (92%) wünscht sich mindestens ein Kunstprojekt pro Schuljahr. Dabei stehen die Sparten Tanz, Theater, Musik und Film/Fotografie an vorderster Stelle. Das Landesprogramm erfüllt auch für Eltern eine wichtige Impulsfunktion. So wurden 23% der Eltern durch das NRW Landesprogramm Kultur und Schule erstmals motiviert, künftig die eigenen Kinder in der Freizeit privat künstlerisch-kreativ zu fördern. Darunter fanden sich auch 19% Eltern mit niedriger Schulbildung. 74 114 Susanne Keuchel: Das 1. Jugend-KulturBarometer. a.a.O. S.49 9. Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen? Hat sich mit dem Landesprogramm auch die Wertigkeit von Kunst und Kultur an Schulen verändert? Sind Veränderungen des „Klimas“ an den Schulen messbar, die vorher keine Projekte durchgeführt haben? Bei der Beantwortung dieser Fragen gilt es zunächst, die unterschiedlichen Traditionen und Erfahrungen im Engagement für kulturelle Bildung bei den jeweiligen Schulformen zu berücksichtigen. War das Landesprogramm Impulsgeber bei der Partnerschaft der Schulen mit außerschulischen Partnern in der kulturellen Bildung? Oder bestanden schon vorher Kooperationen mit Künstlern und kulturellen Bildungseinrichtungen bei der Realisierung künstlerischer Projekte? Übersicht 109: Frühere Kooperationen der Schulen, die bis einschließlich 2008/2009 im Rahmen des Landesprogramms gefördert wurden, mit außerschulischen Partnern bei künstlerischen Projekten vor 75 Teilnahme am Landesprogramm differenziert nach Schulform (n=1.151) Erfahrungen mit Künstlerkooperationen Gesamtschule 87% Gymnasium 63% Berufsschule 63% Förderschule Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen? 9 56% Grundschule 55% Hauptschule 45% Realschule 43% Gesamt 55% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% ZfKf 2010 Vor allem die Gesamtschulen haben sehr viel Erfahrung mit außerschulischen Kooperationen in der kulturellen Bildung (87%) gesammelt, wie dies vorausgehende Übersicht verdeutlicht. Dies verwundert wenig, praktizieren 76 doch die integrierten Gesamtschulen seit den 70er Jahren eine stärkere Öffnung nach außen. Haupt- und Realschulen weisen dagegen kaum außerschulische Partnerschaften auf. Überraschen mag die relativ ausgeprägte Erfahrung von Berufsschulen mit außerschulischen kulturellen Bildungspartnern. Aufgrund der geringen Fallzahl der befragten Berufsschulen sollte das Ergebnis jedoch nicht überbewertet werden. Die meisten Gymnasien sind ebenfalls aktiv in der Koordinierung von künstlerischen Projekten mit außerschulischen Partnern. Traditionell spricht man diesen Schulen eine größere Nähe zur kulturellen Bildung zu. Die Schulen mit Erfahrung in der Kooperation mit außerschulischen Partnern führen im Durchschnitt 1,5 Kooperationen pro Jahr durch. Die Grundschulen, von denen nur knapp über die Hälfte aller Schulen bisherige Kooperationen realisiert haben, unternehmen, wenn sie in diesem Feld aktiv sind, durchschnittlich besonders 75 76 3% der Schulleiter in der abschließenden Schulleiterbefragung machten keine Angaben zur Erfahrung mit Kunskooperationen. Klaus Jürgen Tillmann: Ganztagsschule: die richtige Antwort auf PISA? In: Entwicklung und Organisation von Ganztagsschulen. Anregungen, Konzepte, Praxisbeispiele. a.a.O. S. 48 115 viele Projekte (1,64) pro Jahr. Die Förderschulen, die in der Projektarbeit mit außerschulischen Partnern ähnlich erfahren wie die Grundschulen sind, haben pro Jahr durchschnittlich deutlich weniger Projekte (1,19) durchgeführt, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. Übersicht 110: Durchschnittliche Anzahl der außerschulischen Kunstkooperationen pro Jahr bei den Schulen mit Erfahrung mit außerschulischen Kunstkooperationen differenziert nach Schulform (n=631) Durchschnittliche jährliche Anzahl vorheriger Projekte Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen? 9 Grundschule 1,64 Gesamtschule 1,63 Gymnasium 1,42 Berufsschule 1,35 Realschule 1,23 Hauptschule 1,22 Förderschule 1,19 Schulen insgesamt 1,47 0 1 2 ZfKf 2010 Künstler (68%) und eigene Lehrer sind am häufigsten Partner bei bisher bestehenden außerschulischen Projekten im Bereich der kulturellen Bildung. Bei immerhin über einem Drittel aller außerschulischen Kooperationsprojekte, die die Schulen bisher außerhalb des Landesprogramms durchgeführt haben, waren auch Kultureinrichtungen beteiligt. Anteil der Partner bei den außerschulischen Kunstkooperationen Übersicht 111: Anteil der Partner aus folgenden Personenkreisen, die sich bisher bei an den Schulen vor dem Landesprogramm durchgeführten außerschulischen Kunstkooperationen beteiligt haben (n=631, Mehrfachnennungen möglich) Künstler 68% Eigene Lehrer 59% Kulturinstitutionen 35% Kulturelle Bildungseinrichtungen 22% Kulturpädagogen 19% Eltern als Kulturvermittler 13% Sonstige 15% 0% 25% 50% 75% 100% ZfKf 2010 116 Impulse zu einem veränderten Stellenwert von Kunst und Kultur an Schulen Wie beeinflusst die Teilnahme am Landesprogramm den Stellenwert von Kunst und Kultur an den geförderten Schulen? Welche Schulen sind besonders empfänglich für den kulturellen Impuls, den sie mit der Kunstkooperation erhalten? Die klimatischen Veränderungen an Schulen bezogen auf Kunst und Kultur fallen sehr deutlich aus: Wie in der folgenden Übersicht dargestellt, heben über die Hälfte aller Schulleiter (57%) hervor, dass der Stellenwert von Kunst und Kultur an ihrer Schule mit der Teilnahme am Landesprogramm wichtiger geworden ist. Mehr als jede zweite Schule sieht den Erfolg ihrer Teilnahme am Landesprogramm, neben dem Profit in der Förderung der einzelnen Schüler, auch in einer grundsätzlich veränderten Haltung zu kultureller Bildung. 43% der Schulen sind der Meinung, dass der Stellenwert von kultureller Bildung gleich 77 geblieben ist. Übersicht 112: Auswirkung des Landesprogramms auf den Stellenwert von Kunst und Kultur an den Schulen, die bis einschließlich 2008/09 im Rahmen des Landesprogramms gefördert wurden (n=1.151) Stellenwert von Kunst und Kultur... ist gleich geblieben ist wichtiger geworden 19% Berufsschule 81% 34% Gesamtschule 66% 35% Förderschule 65% 42% Hauptschule 57% 43% Grundschule Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen? 9 57% 51% 49% Realschule Gymnasium 62% 38% 43% Schulen insgesamt 0% 20% 40% 57% 60% 80% 100% ZfKf 2010 Besonders deutlich unterstreichen Berufsschulen mit 81% die Verbesserung des Stellenwerts von Kunst und Kultur an ihrer Schule. An Gymnasien fiel die Zustimmung zu der Frage, ob der „Stellenwert von Kunst/Kultur wichtiger geworden“ sei, mit 38% dagegen deutlich geringer aus als an anderen Schulen. Bei den Gymnasien ist zu vermuten, dass der Stellenwert von Kunst und Kultur schon vor Start des Landesprogramms sehr hoch gewesen ist. Dies lässt zumindest die, mit anderen Schularten verglichen, hohe Zahl an außerschulischen Partnerschaften bei der Realisierung von künstlerischen Projekten vermuten. Hingegen besitzen Berufsschulen, an denen das Bildungsangebot in der Regel durch ein Berufsausbildungsziel vorbestimmt ist, eine andere Ausgangskonstellation im Umgang mit Kunst und Kultur. So unterscheidet sich der Einfluss des Landesprogramms auf die Schulen mit und ohne Projekterfahrung in der kulturellen Bildung in Abhängigkeit von der Schulform. Besonders bei den Gesamtschulen, aber auch tendenziell bei den Realschulen ist die impulsgebende Wirkung stärker, wenn noch keine Projekterfahrung mit außerschulischen kulturellen Bildungspartnern vorhanden ist. Dagegen ist bei den Gymnasien ohne Erfahrungen mit außerschulischen Kunstkooperationen nur eine geringe Auswirkung des Projekts des Landesprogramms auf den Stellenwert von Kunst und Kultur zu beobachten. Hier ist zu vermuten, dass Kunst und Kultur aufgrund der Existenz von 77 Mögliche Verschlechterungen des Stellenwertes von Kunst und Kultur bewegen sich deutlich unter einem Prozent. 117 Schulorchestern, Theater-AGs und anderen internen Schulangeboten an Gymnasien vielfach schon einen höheren Stellenwert besitzen. Gymnasien Realschulen Gesamtschulen Übersicht 113: Auswirkungen des Landesprogramms auf den Stellenwert von Kunst und Kultur an den Schulen, die bis einschließlich 2008/09 vom Landesprogramm gefördert wurden, differenziert nach vorheriger Erfahrung mit außerschulischen kulturellen Bildungspartnern und Schulform (n=1.151) Schulen insgesamt Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen? 9 Stellenwert von Kunst und Kultur... ist wichtiger geworden ist gleich geblieben mit Projekterfahrung ohne Projekterfahrung mit Projekterfahrung ohne Projekterfahrung mit Projekterfahrung ohne Projekterfahrung mit Projekterfahrung ohne Projekterfahrung 0% 25% 50% 75% 100% ZfKf 2010 Bedeutet ein höherer Stellenwert auch aktives Engagement in der kulturellen Bildung? Die Erhebungen weisen einen Zusammenhang zwischen dem veränderten Stellenwert von Kunst und Kultur und der durch die Teilnahme am Landesprogramm angeregten, in Folge eigeninitiativ durchgeführten Kunstprojekte auf: 55% der Schulen, die nach der Teilnahme Kunst und Kultur einen wichtigeren Stellenwert beimessen, haben zum Zeitpunkt der Befragung bereits erneut ein Kunstprojekt unabhängig vom Landesprogramm durchgeführt. Bei den Schulen, die keinen veränderten Stellenwert angeben, liegt der Anteil lediglich bei 39%. Wie groß ist nun der Anteil an Schulen insgesamt, die die Anregung des Landesprogramms aufgreifen und nach Beendigung der Teilnahme weitere Kunstprojekte mit außerschulischen Partnern durchführen? Fast die Hälfte der befragten Schulleiter, nämlich 45%, geben zum Zeitpunkt der Befragung an, angeregt durch die erfolgreiche Teilnahme am Landesprogramm bereits weitere Kunstprojekte an ihrer Schule durchgeführt zu haben; 78% der Schulen planen aufgrund dieser Anregung eine Durchführung weiterer Kunstprojekte. Gesamt-, Förder- und Berufsschulen lassen sich mit rund 60% in besonderem Maße vom Landesprogramm zu weiteren Kunstprojekten anregen. Zurückhaltender zeigen sich die Grund- und vor allem die Realschulen. 118 Übersicht 114: Anteil der Schulen, die angeregt durch das Landesprogramm weitere außerschulische Kunstkooperationen durchgeführt haben bzw. planen diese durchzuführen, differenziert nach Schulform (n=1.151) angeregt und in Planung angeregt und bereits durchgeführt Förderschule Gesamtschule Berufsschule Hauptschule Gymnasium Grundschule Realschule Schulen insgesamt 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% ZfKf 2010 Eine Erklärung für die Realschulen könnte in der anfänglich geringen Beteiligung der Realschulen am Landesprogramm liegen, die nach Auswertung der Projektanträge und mit Einführung der dezentralen Jurierung ausgebaut werden konnte. Durch diesen Umstand bedingt, hatten die Realschulen möglicherweise bis zum Zeitpunkt ihrer Befragung weniger Zeit zur Durchführung weiterer Projekte. Doch spielen vermutlich tradierte Haltungen und Selbstverständnisse in Bezug auf die kulturelle Bildung an Realschulen ebenfalls eine Rolle. Die Realschule sieht sich in ihrer Funktion vor allem als berufsvorbereitende Schule. Die Nichtverwertbarkeit der Kunst steht für die Realschullehrer ggf. nicht in Einklang mit den eigentlichen Vermittlungsaufgaben. Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund die offenere Haltung der Berufsschulen, die möglicherweise Transfereffekte im Bereich der Schlüsselkompetenzen schätzen. Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen? 9 Übersicht 115: Anteil der Schulen ohne Erfahrung mit außerschulischen Kunstkooperationen, die angeregt durch das Landesprogramm erstmals eigene Kunstprojekte durchgeführt haben bzw. planen, diese durchzuführen, differenziert nach Schulform (n=631) Gesamtschule 78% 68% Förderschule 83% 58% Hauptschule 75% 43% Realschule 65% 41% Berufsschule 70% 40% Grundschule 66% 33% Gymnasium 72% 26% Schulen insgesamt 70% 37% 0% 20% Weitere Kunstprojekte... in Planung bereits durchgeführt 40% 60% 80% 100% ZfKf 2010 119 Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen? 9 Wie viele Schulen ohne vorherige Erfahrung mit außerschulischen Kunstkooperationen führen angeregt durch ihre Teilnahme am Landesprogramm erstmals eigeninitiativ entsprechende Kooperationen durch? Wie in der vorausgehenden Übersicht zu sehen, sind 37% der Schulen ohne Erfahrung mit Kunstkooperationen zu weiteren Kunstprojekten animiert worden. 70% planen eine Durchführung weiterer Kunstprojekte. Ausgezeichnet stellt sich die Umsetzungsquote bei den Gesamtschulen dar: Hatten gerade einmal 17% der Gesamtschulen keine Erfahrung mit außerschulischen Partnern in Kunstkooperationen, so konnten von diesen Schulen durch die Erfahrung des Landesprogramms zwei Drittel zur Durchführung eigenständiger Kunstkooperationen motiviert werden. Ausschlaggebend für das im Vergleich zu anderen Schulformen außergewöhnliche Engagement der Gesamtschulen in der kulturellen Bildung könnte die Öffnung dieser Schulform nach außen sein. Anders fällt die Differenz bei Gymnasien ohne Erfahrung mit außerschulischen Kunstkooperationen aus. Lediglich 26% der Gymnasien haben Folgeprojekte umgesetzt. Resümierend kann der Impuls des Landesprogramms Kultur und Schule auf das Engagement der Schulen zur kulturellen Bildung wie folgt festgehalten werden. 42% der geförderten Schulen, die keine Erfahrung mit 78 Kunstkooperationen hatten, also rund 1.080 von 2.579 geförderten Schulen , haben durch das Landesprogramm Kultur und Schule erstmals Erfahrungen mit außerschulischen Kunstkooperationen gesammelt. 70% dieser 42% bzw. knapp 760 Schulen ohne Erfahrung mit außerschulischen Kunstkooperationen wurden in Folge nach eigener Aussage zur Durchführung weiterer Kunstkooperationen in Eigeninitiative angeregt. 37% der Schulen ohne Erfahrung, das sind 400 Schulen, hatten bis zum Zeitpunkt der Befragung in der Tat bereits Kunstprojekte durchgeführt. Regionale Unterschiede bei der Durchführung weiterer Kunstprojekte an Schulen Wie verteilen sich nun die impulsgebenden Momente im regionalen Vergleich? Bei den meisten Schulformen nimmt mit der Größe des Standorts gemessen an der Einwohnerzahl auch der Anteil der Schulen mit Erfahrungen mit außerschulischen Kunstkooperationen zu. Eine Ausnahme bilden nur die Gesamt- und Grundschulen in den Städten über 100.000 Einwohner, welche anteilig etwas seltener Erfahrungen mit außerschulischen Partnern in der kulturellen Bildung aufweisen. Übersicht 116: Frühere Kooperationen der Schulen im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 mit außerschulischen Partnern bei künstlerischen Projekten vor Teilnahme am Landesprogramm differenziert nach Schulform und Standortgröße (n=1.151) Gesamtschule 83% 67% Berufsschule 40% Gymnasium 50% 20% Förderschule 50% 17% Grundschule 36% Hauptschule 47% 44% 25% Realschule Einwohnerzahl des Standorts 100.000 und mehr 50.000 bis unter 100.000 15.000 bis unter 50.000 unter 15.000 Insgesamt 32% 30% Schulen insgesamt 34% 0% 10% 20% 30% 40% 48% 50% 60% 70% 80% 90% 100% ZfKf 2010 78 120 3% der Schulleiter in der abschließenden Schulleiterbefragung machten keine Angaben zur Erfahrung mit Kunskooperationen. 29% der Schulen in dörflichen Regionen mit unter 15.000 Einwohnern und ohne Erfahrung mit außerschulischen Kunstkooperationen haben, angeregt durch ihre Teilnahme am Landesprogramm, bereits weitere Kunstprojekte durchgeführt, 77% planen entsprechende Projekte. Bei Schulen ohne vorherige Erfahrung in Regionen mit 15.000 bis 50.000 Einwohnern beträgt der Anteil der Schulen, die durch das Landesprogramm angeregt bereits weitere Projekte durchgeführt haben, 37%, in Städten mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern 39% und in Städten mit über 100.000 Einwohnern 44%, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. Übersicht 117: „Impulse“ durch das Landesprogramm zu künftigen außerschulischen Kunstkooperationen bei Schulen ohne entsprechende Vorerfahrungen im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Einwohnerzahl des Standorts (n=631) Weitere Kunstprojekte durch das Landesprogramm angeregt... in Planung 90% 80% 77% 74% 70% 71% 68% 67% bereits durchgeführt 60% 50% 44% 37% 40% 30% 38% 38% 29% Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen? 9 20% 10% 0% unter 15.000 15.000 bis unter 50.000 bis 100.000 50.000 über 100.000 Gesamt ZfKf 2010 Es entsteht der Eindruck, dass gerade in den größeren Städten, wo Schulen bereits ohnehin stark mit außerschulischen Partnern kooperieren, der impulsgebende Effekt des Landesprogramms stärker wiegt. Es ist jedoch zu beachten, dass der Anteil der kleinen Gemeinden zu Beginn des Landesprogramms niedriger war und erst mit der dezentralen Jurierung anteilig gestiegen ist. Den Schulen aus diesen ländlichen Regionen stand daher auch insgesamt weniger Zeit zur Verfügung, um Projekte umsetzen zu können. Betrachtet man nicht die bereits durchgeführten, sondern auch die beabsichtigten Kunstprojekte als Anhaltspunkt für eine impulsgebende Wirkung, so sind nur geringe Unterschiede zwischen den verschiedenen Schulen im regionalen Vergleich erkennbar. 121 Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen? 9 Auswirkungen der Kunstprojekte auf das Schulklima Was sind die Gründe dafür, dass Schulen durch die Teilnahme am Landesprogramm angeregt wurden, weitere Kunstprojekte durchzuführen? Etwa die Hälfte der Schulleiter unterstreicht die sehr positive Wirkung ihrer Teilnahme am Landesprogramm auf das Schulklima, ein weiteres Drittel attestiert keinen sehr großen, aber trotzdem einen messbaren Einfluss auf das Schulklima, wie dies die folgende Übersicht zeigt. Übersicht 118: Positive Auswirkung der Kunstprojekte des Landesprogramms auf das Schulklima in den Förderjahren 2006/07 bis 2008/09 nach Angaben der Schulleiterbefragung (n = 2.143) Förderschule 3% Gesamtschule 3% 5% 7% Grundschule 5% 53% 29% 13% Hauptschule Gymnasium 54% 33% 9% 52% 36% 3% 50% 32% 13% 39% 14% 38% Realschule 5% alle Schulen gesamt 43% 47% 10% 4% 0% Ja, sehr Ja, etwas Nein Kann ich nicht beurteilen 34% 12% 10% 20% 30% 40% 49% 50% 60% ZfKf 2010 Förder- und Gesamtschulen unterstreichen anteilig stärker den sehr positiven Einfluss ihrer Teilnahme auf das Schulklima. Dies korrespondiert mit den Ergebnissen zu den impulsgebenden Momenten des Landesprogramms. Beide Schulformen wurden bisher besonders aktiv durch das Landesprogramm angeregt, weitere außerschulische Kunstprojekte durchzuführen. Geht es jedoch generell um einen messbaren Einfluss auf das Schulklima, so bescheinigen dies am ehesten die Hauptschulen: 88% der geförderten Hauptschulen sind der Meinung, ihre Teilnahme am Landesprogramm habe eine positive Auswirkung auf ihr Schulklima gehabt. Realschulen (38%) und Gymnasien (43%) sind seltener davon überzeugt, dass speziell das Landesprogramm einen sehr positiven Einfluss auf ihr Schulklima hatte. Die Realschulen zeigen sich an verschiedenen Punkten der Evaluation insgesamt skeptischer gegenüber der positiven Wirkung von Kunstprojekten. Währenddessen sind viele Gymnasien schon vor der Teilnahme am Landesprogramm in der kulturellen Bildung aktiv gewesen, 79 wie dies die Ergebnisse der Evaluation aber beispielsweise auch das Jugend-KulturBarometer zeigen, und bescheinigen ggf. daher dem Landesprogramm anteilig einen weniger positiven Einfluss. Wie zufrieden sind die Schulen allgemein mit dem Landesprogramm Kultur und Schule? Wie in der folgenden Übersicht zu sehen, waren 84% der Schulen insgesamt mit der Realisierung der Kunstprojekte im Landesprogramm sehr zufrieden bzw. zufrieden. 79 122 Vgl. Susanne Keuchel und Andreas Johannes Wiesand / Zentrum für Kulturforschung (Hg.): Das 1. Jugend KulturBarometer – Zwischen Eminem und Picasso …“. Bonn 2006 Übersicht 119: Zufriedenheit der Schulen, die bis einschließlich 2008/09 im Rahmen des Landesprogramms gefördert wurden, mit der Realisierung der Kunstprojekte des Landesprogramms differenziert nach Schulform (n=1.151) Realschule Gymnasium Hauptschule Grundschule Berufsschule 33% 54% 32% 54% Förderschule 0% Gesamt 0% 63% 31% 5% 10% 53% 31% 10% 2% 61% 30% 8% 1% sehr unzufrieden 56% 41% 0% 4% Gesamtschule teils-teils unzufrieden 11% 2% 51% 34% 9% 4% sehr zufrieden zufrieden 14% 2% 45% 37% 17% 1% 20% 30% 40% 50% 60% 70% ZfKf 2010 Es sind auch hier eher die Gymnasien bzw. die Realschulen, die im Kontext einer „sehr großen“ Zufriedenheit etwas zurückhaltender urteilen, wobei der Anteil allgemein zufriedener Gymnasien und Realschulen bei immerhin 85% bzw. 82% liegt. Ein besonders hoher Anteil an sehr zufriedenen Schulen findet sich unter den Gesamt- (61%) und Förderschulen (63%). Diese beiden Schulformen zeigten bisher auch, wie zuvor schon beschrieben, die größte Eigeninitiative bei der Durchführung weiterer Kunstprojekte. Grundsätzlich kann beobachtet werden, dass die Zufriedenheit der Schulen mit der Häufigkeit der geförderten Projekte steigt, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht: Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen? 9 Übersicht 120: Zufriedenheit der Schulen, die bis einschließlich 2008/09 im Rahmen des Landesprogramms gefördert wurden, mit dem Landesprogramm differenziert nach Häufigkeit der Teilnahme (n=1.151) Zufriedenheit mit dem Landesprogramm... 6 und mehr Teilnahmen sehr zufrieden zufrieden teils-teils 3 bis 5 Teilnahmen unzufrieden sehr unzufrieden Wiederholte Teilnahme Einmalige Teilnahme 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% ZfKf 2010 123 Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen? 9 Zufriedenheit der Schulen bezogen auf Teilaspekte des Landesprogramms Mit Blick auf die weitere Gestaltung des Landesprogramms Kultur und Schule wurden die Schulleiter auch gefragt, welche Aspekte des Landesprogramms ihnen besonders hilfreich gewesen sind. In der folgenden Übersicht wird deutlich, dass die Schulleiter vor allem die finanzielle Förderung und den Fokus des Landesprogramms auf kulturelle Bildung schätzen. Die Bewertung der Schulen, die bisher noch keine außerschulischen Kooperationsprojekte durchgeführt haben, gleicht dabei nahezu identisch der Bewertung der Schulen, die Erfahrung mit außerschulischen Kunstkooperationen vorweisen können. Übersicht 121: Durchschnittliche Bewertung der Teilaspekte des Landesprogramms von Seiten der Schulleiter differenziert nach vorheriger Erfahrung mit außerschulischen Kunstprojekten (n=1.115) ZfKf 2010 Speziell die Hauptschulen und Berufsschulen sehen die Leistungen des Landesprogramms vor allem in der „Verbesserung des Schulklimas“. Allgemein wird auch die Chancengleichheit und die Qualitätsförderung des Landesprogramms für die kulturelle Bildung an Schulen positiv hervorgehoben. Als weniger wichtig im Vergleich wird die Schaffung von Strukturen und die logistische Hilfestellung erachtet. Übersicht 122: Durchschnittliche Bewertung der Teilaspekte des Landesprogramms von Seiten der Schulleiter differenziert nach Schulform (n=1.151) (1= sehr hilfreich; 5= überhaupt nicht hilfreich) Schulform Finanz. KulturFörderung förderung Qualitätsförderung Chancen- Besseres gleichheit Schulklima Impulsgeber Logistische Hilfestellung Aufbau v. Strukturen Berufsschule 1,3 1,5 2,2 2,0 1,7 2,0 2,9 2,5 Hauptschule 1,2 1,7 1,9 1,9 1,9 2,1 2,7 2,7 Gesamtschule 1,4 1,7 2,1 2,1 2,1 2,2 3,0 2,7 Gymnasium 1,4 2,0 2,1 2,6 2,4 2,2 2,8 2,7 Grundschule 1,4 1,7 2,0 1,9 2,2 2,2 2,8 2,8 Förderschule 1,2 1,8 2,0 2,0 2,0 2,1 2,7 2,9 Realschule Schulen insgesamt 1,4 1,9 2,2 2,4 2,4 2,4 3,0 3,0 1,3 1,8 2,0 2,0 2,1 2,2 2,8 2,8 ZfKf 2010 124 Wie sollte ein Landesprogramm für kulturelle Bildung nach Meinung der Schulen gestaltet sein? Auf die Frage hin, wie die Schulleiter selbst ein Landesprogramm für kulturelle Bildung gestalten würden, werden vor allem drei Aspekte hervorgehoben: An erster Stelle liegt eine Betonung auf die Einbindung von professionellen Partnern – hier bestätigt sich der wichtige Stellenwert der Fortbildungen und der Jurierung im Rahmen des derzeit praktizierten Landesprogramms – an zweiter und dritter Stelle flexible Lösungen für einzelne Schulprojekte und spartenübergreifende Förderung. Es sind vor allem die Förderschulen und Berufsschulen, die selbst eine Sonderstellung unter den allgemeinbildenden Schulen einnehmen, die flexible Lösungen als sehr wichtig hervorheben. Für die Schulen, die keine Erfahrung mit außerschulischen Projekten haben, spielen die Beteiligung von Lehrern und die Einbindung in den Unterricht eine etwas geringere Rolle. Generell fällt auf, dass Schulen ohne Projekterfahrung etwas geringere Ansprüche an die meisten hier thematisierten Qualitätsmerkmale haben als Schulen mit Projekterfahrung. Übersicht 123: Durchschnittliche Bewertung von Qualitätsmerkmalen nach ihrem Stellenwert für ein Landesprogramm zur kulturellen Bildung nach Meinung der Schulleiter differenziert nach der vorherigen Erfahrung mit außerschulischen Kunstprojekten (n=1.151) Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen? 9 ZfKf 2010 Vergleichsweise weniger wichtig sind den Schulleitern die Einbindung von Lehrern in Kunstprojekte und die Einbindung von Kunstprojekten in den Unterricht, mit Ausnahme der Schulleiter von Förderschulen, die stärker eine Notwendigkeit in integrierenden Maßnahmen sehen, und der von Grundschulen, die mit jüngeren Zielgruppen arbeiten und den Stellenwert der pädagogischen Fortbildung von Künstlern stärker hervorheben. 125 Förderschule Grundschule Hauptschule Realschule Gymnasium Gesamtschule Schulen insgesamt Übersicht 124: Durchschnittliche Bewertung von Qualitätsmerkmalen nach ihrem Stellenwert für ein Landesprogramm zur kulturellen Bildung nach Meinung der Schulleiter differenziert nach Schulform (n=1.151) Berufsschule Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen? 9 Einbindung prof. Partner 1,5 1,5 1,4 1,4 1,4 1,5 1,3 1,4 Flexible Lösungen 1,3 1,5 1,8 1,8 1,8 1,7 1,9 1,7 Spartenübergreif. Förderung 2,3 1,6 1,6 1,6 1,7 1,8 1,7 1,7 Verankerung im Schulalltag 1,9 1,8 1,8 1,7 1,8 1,8 1,6 1,8 Pädag. Fortbildung v. Künstlern 2,5 2,1 1,7 2,1 2,1 2,2 2,1 1,9 Beteiligung von Lehrern Außerunterrichtliche Kunstangebote Flächendeckende Förderung 1,8 1,7 2 1,9 2 1,9 1,8 1,9 2,3 2,1 1,8 1,8 1,9 1,7 1,9 1,9 2,8 2,1 1,9 2 2,3 2,4 2,1 2 Einbindung in den Schulalltag 2,1 1,9 2,2 2 2,2 2,3 2 2,1 Schaffung von Elternakzeptanz 3,5 2,3 2 2,3 2,4 2,3 2,3 2,2 Qualitätskontrolle 2,1 2,3 2,2 2,2 2,2 2,4 2,3 2,2 Logistische Hilfestellung 2,4 2,4 2,1 2,2 2,2 2,4 2,3 2,2 Qualitätsmerkmale ZfKf 2010 Zukunftsperspektiven für das Landesprogramm Man kann abschließend festhalten, dass das Landesprogramm Kultur und Schule in Relation zu den Qualitätsmerkmalen, die die Schulleiter für ein Landesprogramm zur kulturellen Bildung als sehr wichtig erachten, sehr gut aufgestellt ist. Die Qualitätsfrage wird vor allem mit der Jurierung der Projekte, aber auch den Fortbildungen der Künstler gewährleistet. Die flexiblen Lösungen werden in verschiedenen Bereichen des Landesprogramms ermöglicht: In den individuellen Absprachen der Künstler und Schulen zur Ausgestaltung des Projektes, in der zeitlichen Platzierung in den Unterrichtszeiten oder auch am Nachmittag in der OGSBetreuung, in der Vielzahl an möglichen Kooperationspartnern im Rahmen von Sonderprojekten und vor allem im Rückgriff auf unterschiedliche Spartenangebote. Die spartenübergreifende Förderung wird von Schulen als wichtiges Qualitätsmerkmal hervorgehoben. Die vorausgehende Analyse verdeutlicht, dass das Landesprogramm neben der direkten Förderung auch eine impulsgebende Wirkung auf die Schulen hat, die zu weiteren künstlerischen Folgeprojekten führt, wobei die Hauptschulen, Berufsschulen und Förderschulen im Kontext dieser Impulswirkung zu den „heimlichen Gewinnern“ zählen. Die Erschließung des zuvor brachliegenden Potenzials in Bezug auf kulturelle Bildung wurde gerade von diesen Schulen sehr positiv aufgenommen. Die Zeichen der Zeit stehen gut, dass Hauptschulen gerade jetzt – mit Blick auf Chancengleichheit – weiterhin vermehrt auf die Fördermöglichkeiten der kulturellen Bildung setzen. Realschulen schlussendlich gilt es auch in Zukunft noch gezielter in ihrer kulturellen Bildungsarbeit zu fördern. An der Realschule zeigt sich eine Distanziertheit zur kulturellen Bildung, die das Landesprogramms Kultur und Schule mit seiner impulsgebenden Wirkung bisher nur punktuell hat aufbrechen können. Gegebenenfalls müssen noch weitere flankierende Maßnahmen eingeleitet werden, um die Realschulen von den positiven Transfereffekten, aber auch dem positiven Eigenwert von kultureller Bildung zu überzeugen. Hier gilt es, Realschulen gezielter anzusprechen und für kulturelle Bildung zu gewinnen. 126 Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 9: 55% der geförderten Schulen hatten schon vor dem Landesprogramm Erfahrung in der Kooperation mit außerschulischen Partnern. Dies gilt vor allem für Gesamtschulen (87%) und Schulen in größeren Städten (64%). Zu einer sehr deutlichen Verbesserung des Stellenwerts von Kunst und Kultur führt das Landesprogramm bei Berufs- (81%) und Gesamtschulen (66%), die schwächste Wirkung zeigt sich bei Gymnasien (38%) und Realschulen (49%). Über zwei Drittel der Schulen (70%) ohne außerschulische Kooperationserfahrung wurden durch das Landesprogramm zur Planung weiterer Kooperationen angeregt. Nur ein geringer Anteil (16%) der Schulen ist mit der Realisierung der Projekte nicht zufrieden. Dabei steigt die Zufriedenheit der Schulen mit der Anzahl der Projektteilnahme im Landesprogramm an. Besonders hilfreich im Landesprogramm ist für die Schulleiter die finanzielle Förderung, weniger hilfreich logistische Hilfestellungen. Die Einbindung professioneller Partner, spartenübergreifende Förderung und flexible Lösungen für einzelne Schulprojekte sind bei den Schulleitern die wichtigsten Qualitätsmerkmale für die Gestaltung eines Landesprogramms zur kulturellen Bildung. Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen? 9 127 Fazit – Empfehlungen und Zukunftsperspektiven für das NRW Landesprogramm Kultur und Schule 10 10. Fazit – Empfehlungen und Zukunftsperspektiven für das NRW Landesprogramm Kultur und Schule Der Ansatz des NRW Landesprogramms Kultur und Schule, sich mit Hilfe einer begleitenden Evaluation im Dialog mit allen Beteiligten kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu optimieren, hat sich äußerst positiv auf die Akzeptanz und Qualität des Programms ausgewirkt. Dies spiegelt sich auch in vielen Äußerungen der kontinuierlichen Partner des Landesprogramms wider, so beispielsweise in einer Rückmeldung von Gerd Herholz, Leiter des Literaturbüros NRW und verantwortlich für die Literaturfortbildungen, der dem Programm attestiert, dass es „mit der Zeit immer 'erwachsener'“ geworden sei. Empfehlung 1: Die prozessorientierte Weiterentwicklung des Landesprogramms im Dialog mit allen beteiligten Akteuren, die sich sehr positiv auf die Akzeptanz und Qualität des Programms auswirkt, sollte unbedingt beibehalten werden. Seit Beginn des Landesprogramms kann beobachtet werden, dass kritische Stimmen zum Landesprogramm nahezu ausschließlich aus den Reihen der Künstler kommen. Die Schulen zeigen sich dagegen über den gesamten Förderzeitraum hinweg ausgesprochen zufrieden mit dem Landesprogramm. Dies gilt auch speziell für die Zusammenarbeit der Künstler mit den Schülern, welche sehr positiv bewertet wurde. Anfangsprobleme des Landesprogramms betrafen vor allem die Vergütung der Künstler, die konkrete schulische Zusammenarbeit sowie die Informationspraxis und Öffentlichkeitsarbeit des Landesprogramms. So wurde beispielsweise im ersten Förderjahr deutlich, dass für viele Künstler durch Fahrten zu weit entfernt liegenden Fortbildungseinrichtungen oder die Beschaffung von Material und technischer Ausrüstung teils deutliche Mehrkosten bei der Teilnahme am Landesprogramm entstanden. Das Landesprogramm reagierte darauf im zweiten Förderjahr mit dem Bereitstellen von zusätzlichen Projekttöpfen für individuell anfallende Fahrt- und Materialkosten sowie mit der Einrichtung eines Medienpools zum Ausleihen von technischer Ausrüstung. Probleme der Künstler bei der konkreten Zusammenarbeit mit den Schulen konnten in der Evaluation vor allem auf fehlende kompetente schulische Ansprechpartner und eine für künstlerisches Arbeiten unzureichende räumliche Infrastruktur zurückgeführt werden. Auch fehlende Rückmeldungen der Lehrer und Eltern belasteten teilweise die Künstler bei der schulischen Kooperation. Um die Existenz eines schulischen Ansprechpartners für den Künstler sicherzustellen, wird seit dem zweiten Förderjahr konkret die Nennung eines verantwortlichen Ansprechpartners in der Antragstellung eingefordert. Fehlende schulische und elterliche Rückmeldungen zur Leistung der Künstler konnten teilweise durch die Berichterstattung der Evaluation aufgefangen werden. In Vorträgen auf den Künstlerfortbildungen und in Zwischenberichten wurde auf die sehr positive Resonanz von Schulen und Eltern hingewiesen, was viele Künstler aufgrund eben fehlender Kontakte oftmals sehr positiv überraschte und nicht erwartet wurde. Um den Künstlern mehr positives “Feedback“ zukommen zu lassen, empfiehlt es sich, mehr Austauschforen und Begegnungen für schulische Akteure und Künstler außerhalb der konkreten Projektarbeit zu schaffen, z.B. in Form von gemeinsamen Fachtagungen und Projektpräsentationen. 128 Empfehlung 2: Es sollten außerhalb der konkreten Projektarbeit noch weitere Begegnungs- und Austauschforen für Künstler und Schulpersonal geschaffen werden, um Rückmeldungen zu der geleisteten Arbeit der Künstler zu ermöglichen. Noch keine konkreten Lösungsansätze konnten bisher für die an den Schulen immer wieder auftretenden Raumprobleme entwickelt werden. Betroffen sind hier vor allem die Grund-, Haupt- und Realschulen, welche – wie in der Evaluation deutlich wurde – oftmals weder über Bühnen noch über Musik- oder Kunsträume verfügen. Empfehlenswert wäre an dieser Stelle der Ausbau von Schnittstellen zwischen der kulturellen Infrastruktur im Stadtteil und den konkreten Kunstprojekten. Empfehlung 3: Schulen mit unzureichender räumlicher Infrastruktur für Kunstprojekte sollten noch stärker mit der vorhandenen kulturellen Infrastruktur im Stadtteil (Theater, Musikschule etc.) vernetzt werden. Einige kritische Stimmen konnten im Verlauf des Landesprogramms immer wieder bezogen auf Informationspolitik und Öffentlichkeitsarbeit des Landesprogramms beobachtet werden. Dies betrifft vor allem die Ansprache und Gewinnung von neuen Schulen, organisatorische Rückfragen und die Gesamtdarstellung des Programms nach außen. Um den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern wurden verschiedene Maßnahmen im Programmverlauf ergriffen. So wurde schon im ersten Förderjahr sehr deutlich, dass für eine wirklich flächendeckende landesweite Bekanntmachung und Abwicklung des Landesprogramms Kultur und Schule die Unterstützung der Kommunen und Landkreise unabdingbar ist. Entsprechend wurden die Kommunen im zweiten Förderjahr als reguläre Partner in das Programm eingebunden: Die zentrale Jurierung durch eine Landesjury wurde durch eine dezentrale Auswahl der zu fördernden Projekte in den Kommunen und Städten ersetzt. Diese Mitverantwortlichkeit stärkte die Position der örtlichen Kultur- und Schulämter als Ansprechpartner und Bindeglied zwischen regionalen Künstlern und Schulen. Informationstagungen für die Kommunen, welche nach und nach im Programmverlauf etabliert wurden, konnten mit dazu beitragen, dass auch die kommunalen Vertreter besser über die Programmabläufe informiert waren. Die Tatsache, dass diese damit in der Lage waren, Künstler und Schulen vor Ort zu beraten und auch konkrete Verbesserungsvorschläge einzubringen, stärkte die Identifikation der Städte- und Gemeindevertreter mit dem Landesprogramm. Fazit – Empfehlungen und Zukunftsperspektiven für das NRW Landesprogramm Kultur und Schule 10 Zur Verbesserung der Informationspolitik und zugleich der Entlastung der Fortbildungseinrichtungen und der Staatskanzlei bezüglich organisatorischer Fragen sowie zur Arbeitserleichterung der Künstler, wurde im Förderjahr 2009/10 eine CD-Rom mit elektronischen Vorlagen für Projektanträge, Elternbriefe, Projektdokumentationen und entsprechenden Erläuterungen entwickelt. Weiterer Entwicklungsbedarf in der Öffentlichkeitsarbeit besteht nach Rückmeldungen der Akteure des Landesprogramms in der Außendarstellung des Programms. Konnte die Identifikation und Zufriedenheit der Akteure mit dem Landesprogramm im Förderzeitraum kontinuierlich gesteigert werden, so ist dessen Präsenz im öffentlichen Raum noch nicht sehr ausgeprägt. Dass der Bekanntheitsgrad von Kultur und Schule – besonders außerhalb des Expertendiskurses zur kulturellen Bildung – noch ausbaufähig ist, wird im Vergleich mit der stärkeren öffentlichen Wahrnehmung des Nachbarprogramms „Jedem Kind ein Instrument“ deutlich. Eine größere Präsenz in der Öffentlichkeit könnte nicht nur die Identifikation aller Partner im Landesprogramm noch einmal deutlich steigern, sondern auch die Chance eröffnen, eine größere Zahl an neuen Schulen und 129 Fazit – Empfehlungen und Zukunftsperspektiven für das NRW Landesprogramm Kultur und Schule 10 zugleich Eltern mit dem Programm zu erreichen und diese für das Thema kulturelle Bildung zu sensibilisieren. In der Evaluation konnte nachgewiesen werden, dass das Landesprogramm Schulen ohne vorherige außerschulische Kulturkooperationen motivierte, künftig eigenständig künstlerische Projekte mit außerschulischen Partnern zu organisieren. Ebenso bringt es Eltern, auch bildungsferne, dazu, erstmals eigene Kinder in der Freizeit im Bereich der kulturellen Bildung zu fördern. Aus diesen Gründen ist es wichtig, einen breiten Aktionsradius des Landesprogramms bei der Schulansprache aufrecht zu erhalten und auszubauen. Die Evaluation zeigt jedoch, dass der Anteil neuer Schulen, die mit dem Landesprogramm erreicht werden, im Zeitvergleich deutlich abfällt. Um weiterhin neue Schulen für das Landesprogramm gewinnen zu können, ist es wichtig, auch in kommenden Förderjahren im Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit präsent zu sein. Empfehlung 4: Das Landesprogramm sollte noch stärker in der nichtfachlichen Öffentlichkeit bekannt gemacht werden, um auf diese Weise noch mehr neue Schulen und Eltern für außerunterrichtliche kulturelle Bildungsangebote zu begeistern, welche oftmals in Folge einer erfolgreichen Teilnahme am Landesprogramm eigeninitiativ tätig werden. In der Evaluation wurde zudem deutlich, dass es aufgrund der Budgetbegrenzung des Landesprogramms besonders wichtig ist, nachvollziehbare Regeln für Folgebewerbungen von Künstlern und Schulen zu entwickeln und nach außen zu kommunizieren. Das Landesprogramm schließt Wiederholungsbewerbungen von Schulen und Künstlern explizit nicht aus, da im Vordergrund immer der Qualitätsansatz stehen soll. Da jedoch viele Schulen und Künstler, wie dies die vorliegende Evaluation in eindrucksvollen Zahlen belegt hat, sehr begeistert von dem Programm sind und unbedingt erneut daran teilnehmen wollen, kommt es immer wieder zu Enttäuschungen bei Schulen und Künstlern, die einmal erfolgreich am Landesprogramm teilgenommen haben, jedoch bei einer erneuten Bewerbung abgelehnt werden. Dies stößt oftmals auf Unverständnis, hat man doch schon einmal gezeigt, dass man ein gutes Kunstprojekt realisieren konnte. Häufig wurde in qualitativen Gesprächen auch der Verdacht geäußert, man habe im Landesprogramm bessere Chancen, wenn man noch nicht gefördert worden sei. Das Landesprogramm wolle schließlich auch flächendeckend operieren. Bisher konnte in der Evaluation immer ein gesundes Gleichgewicht zwischen dem Erreichen neuer Schulen und der Berücksichtigung von ‚Wiederholungstätern‘ beobachtet werden, ohne dass dies bewusst gesteuert worden wäre. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass entsprechende Verunsicherungen langfristig dazu führen könnten, dass Schulen und Künstler gar nicht mehr den Versuch machen, sich erneut am Landesprogramm zu bewerben, auch wenn der Wunsch dazu grundsätzlich besteht. Daher empfiehlt es sich, verständliche und transparente Regeln für wiederholte Teilnahmen am Landesprogramm zu entwickeln. Empfehlung 5: Für die wiederholte Teilnahme von Schulen und Künstlern am Landesprogramm sollten verständliche und transparente Regeln entwickelt und nach außen kommuniziert werden. Trotz des eben empfohlenen Wegs, Schulen konkrete Hinweise und Regeln für die Chancen einer erneuten Bewerbung an die Hand zu geben, sollte auch auf eine Stärke des Landesprogramms hingewiesen werden, die in eine gegensätzliche Richtung zielt: den Mut zu Ausnahmen und Sonderregelungen. Die vorliegende Evaluation hat aufgezeigt, wie unterschiedlich und vielfältig die Kunstprojekte des Landesprogramms gestaltet sind und welch unterschiedliche Voraussetzungen nötig sind, um diese an Schulen mit unterschiedlicher Infrastruktur erfolgreich durchführen zu können. Entsprechend kann es durchaus sinnvoll sein, beispielsweise beim Rückgriff auf teure Technik nicht nur mit einer, sondern mit mehreren Schulen zu arbeiten, oder zur Realisierung eines spannenden Projekts in verschiedenen Spartenkontexten auch verschiedene Künstler zu 130 beteiligen. Und wenn ein namhafter Künstler mit einem spannenden Projekt aufgrund einer Lesereise oder einer eigenen auswärtigen Ausstellung nicht für das gesamte Schuljahr zur Verfügung steht, ist es im Sinne des Profits für die Schüler zu begrüßen, wenn im Einzelfall Ausnahmen gemacht werden. Dass sich das Landesprogramm diese Offenheit bisher trotz seines flächendeckenden Charakters behalten hat, wird von vielen Akteuren und vor allem von den Schulen sehr positiv begrüßt. So nennen die Schulleiter auf die Frage, welche Qualitätsmerkmale sie von einem Landesprogramm für kulturelle Bildung erwarten, an dritter Stelle den Wunsch nach flexiblen Lösungen für einzelne Schulprojekte, nach der Einbindung professioneller Partner und einer spartenübergreifenden Förderung. Mit eben genannten Wünschen, die an erster Stelle bei den Schulleitern stehen, wird auch noch einmal der wichtige Stellenwert des Qualitätsaspekts unterstrichen, der im Rahmen des Landesprogramms eine sehr wichtige Rolle spielt und mit der Projektauswahl durch eine qualifizierte Jury sichergestellt wird, und der Einbindung verschiedener Kunstsparten – ein Qualitätsaspekt, den das Landesprogramm ebenfalls erfüllt. Entsprechend kann man dem Landesprogramm bei künftigen Modifizierungen unbedingt empfehlen, diese drei Aspekte beizubehalten: Qualität durch Einbindung professioneller Partner, Förderung spartenübergreifender Aktivitäten und Flexibilität bei der Durchführung. Empfehlung 6: Aktuelle Qualitätsmerkmale wie die Einbindung professioneller Partner, Förderung spartenübergreifender Aktivitäten und Flexibilität bei der Durchführung, sollten auch künftig bei der Weiterentwicklung des Landesprogramms unbedingt beibehalten werden. Eine weitere Stärke des Landesprogramms liegt in der Vernetzung einer Vielzahl von kulturellen Akteuren in NRW. Die Durchführung der Fortbildungen durch bestehende kulturelle Fachverbände in NRW hat einen sehr positiven Einfluss auf die Akzeptanz und Qualitätssicherung des Landesprogramms. Die teilweise im ersten Förderjahr beobachtete ablehnende Haltung einzelner Künstler gegenüber den verpflichtenden Fortbildungen hat sich in den Folgejahren deutlich gewandelt. Dies schlägt sich unter anderem darin nieder, dass ein Teil der Künstler, die wiederholt am Landesprogramm teilnahmen und daher keine Fortbildungen mehr besuchen müssten, sich explizit deren Fortsetzung gewünscht haben. Entsprechend wurden sogenannte „Vertiefungsseminare“ für “Wiederholungstäter“ eingerichtet, die vor allem den fachlichen Austausch und die Chance zur Vernetzung in den Mittelpunkt stellen. Auch die Einrichtung des Medien- und Künstlerpools im Landesprogramm unterstützt den Vernetzungsprozess und schafft zugleich neue Strukturen, die auch außerhalb des Landesprogramms zur Stärkung der kulturellen Bildung an Schulen beitragen. Dieser „Vernetzungsgedanke“, durch die Zusammenarbeit im Programm die Bildung weiterer Netzwerke über das Landesprogramm hinaus zu unterstützen, sollte weiterhin konsequent beibehalten und weiterentwickelt werden. Fazit – Empfehlungen und Zukunftsperspektiven für das NRW Landesprogramm Kultur und Schule 10 Empfehlung 7: Die Vernetzungsaktivitäten im Landesprogramm unabhängig der konkreten Programmarbeit und -ziele (z.B. Künstler- und Medienpool oder neue Austauschforen für Künstler), sollten unbedingt beibehalten und ausgebaut werden. So könnte z.B. eine stärkere Vernetzung mit kulturellen Anbietern im Stadtteil die räumliche Infrastruktur der Kunstprojekte verbessern und zugleich die rezeptive Erlebniswelt der Schüler und Schülerinnen stärken. 131 Fazit – Empfehlungen und Zukunftsperspektiven für das NRW Landesprogramm Kultur und Schule 10 Im Mittelpunkt des Landesprogramms stehen die Schülerinnen und Schüler. Vorteilhaft wäre es in diesem Sinne zur Qualitätssicherung, noch stärker in einen Dialog mit der jungen Zielgruppe zu treten, um so die Wirkung der Kunstprojekte und damit einhergehend geeignete Vermittlungsmodelle der kulturellen Bildung noch besser beschreiben zu können. Erste Schritte in diese Richtung wurden im Rahmen der explorativen Wirkungsstudie „Kunst bewegt“ des Projektbüros stadt-konzept sowie in der Eltern-/Kindbefragung des ZfKf im Rahmen der vorliegenden Evaluation gemacht. Bei der Eltern-/Kindbefragung wurde sehr deutlich, dass Kinder mit unterschiedlichen kulturellen Bildungserfahrungen in den Kunstprojekten des Landesprogramms auch unterschiedliche Impulse erhalten. Allgemein fehlt es in der kulturellen Bildung jedoch noch an konkreten Kenntnissen im Bereich der Wirkungsforschung. Das Landesprogramm Kultur und Schule könnte hier als Plattform weitere Beiträge in diese Richtung ermöglichen, die neben dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn auch dazu beitragen können, das Qualitätsprofil des Landesprogramms weiterhin zu schärfen. Empfehlung 8: Im Rahmen des Landesprogramms wurden erste kleine Schritte in Richtung der Wirkungsforschung von kultureller Bildung geleistet. Es wäre vorteilhaft, weitere Studien anzustoßen, die zugleich zur Schärfung des Qualitätsprofils des Landesprogramms beitragen könnten. Denn mehr noch als das vorliegende Zahlenmaterial und die Statements der erwachsenen Beteiligten, verdeutlichen die Resonanzen der Schüler die Chancen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule für die Förderung des künstlerisch-kreativen Potentials und der sogenannten Schlüsselkompetenzen der Kinder und Jugendlichen. „Wenn ich an Carmina Burana denke, fühle ich mich besser, weil ich dort wirklich mitmache. Ich finde es gut, das man dadurch besseren Zusammenhalt bekommt und man lacht und ist sehr fröhlich und gut drauf.“ Patrick, 15 Jahre „Am Anfang fand ich das total langweilig, aber nach und nach wurde es interessanter und hat Spaß gemacht. Manche Übungen sind auch gar nicht so einfach. Eigentlich finde ich dieses Tanzprojekt spannend und toll. Und wenn manche die Übungen nicht können, dann sollten sie es üben und immer wieder üben, dann klappt es schon. Und wenn es klappt, kommt wieder Interesse und Lust und vor allem Spaß. Man sollte nicht aufgeben!“ Abdulwahab , 14 Jahre „Das Besondere an einem Künstler ist, dass er mich motiviert, etwas Eigenes zu schaffen. Er zeigt mir, wie schön es ist, Gedanken miteinander zu teilen.“ Dominik, 16 Jahre 132 11. Kurzbeschreibung der Methodik und des Untersuchungsdesigns Die Ziele der Evaluation des NRW Landesprogramms Kultur und Schule lagen zum Einen in der Überprüfung, inwiefern die Vermittlungsprozesse zwischen allen Beteiligten, den Künstlern, Schulen, Bezirksregierungen, Staatskanzlei, beteiligten Fortbildungseinrichtungen, etc., erfolgreich verlaufen sind. Zum Anderen sollte überprüft werden, ob die angestrebten Zielgruppen, Schulen in ländlichen Gebieten, in städtischen Gebieten, verschiedenste Schulformen, bildungsferne Schülergruppen etc. erreicht werden konnten. Mit Blick auf die Breite des Programms, wurde der Vermittlungserfolg an der Zufriedenheit aller beteiligten Akteure gemessen. Bei der Kontrolle des Erreichens der Zielgruppe standen u.a. folgende Fragen im Vordergrund: Werden mit dem NRW Landesprogramm Kultur und Schule ländliche wie städtische Kommunen in allen Teilen des Landes erreicht? Finden reiche Kommunen die selbe Berücksichtigung wie arme Kommunen? Werden alle Schulformen, beispielsweise auch Hauptschulen, angemessen beteiligt und somit auch Schüler mit bildungsund kulturfernem Hintergrund erreicht? Werden qualifizierte Künstlerinnen und Künstler aus allen Spartenbereichen und mit entsprechendem "Vermittlungsesprit" eingebunden? Und werden auch Schulleiter und Eltern mit dem NRW Landesprogramm Kultur und Schule angesprochen, die vorher nicht in die kulturelle Bildung der Schüler und eigenen Kinder investierten? Übersicht 125: Beteiligte Akteure und Maßnahmen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule Kurzbeschreibung der Methodik und des Untersuchungsdesigns 11 ZfKf 2010 11.1 Zum Untersuchungsdesign und der Frage: Qualitative und/oder quantitative Methodik? Die hier durchgeführte Evaluation des NRW Landesprogramms Kultur und Schule besteht aus einer dreigeteilten Methodik, die sowohl eine sekundäranalytische Auswertung beinhaltet, als auch eine qualitative sowie eine quantitative Erhebung miteinander verbindet. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, sich mit Hilfe der qualitativen Methodik in das neue Untersuchungsthema einzuarbeiten und Zusammenhänge und Probleme detailliert erfassen zu können. Die quantitative Methode ermöglicht, die in den qualitativen Gesprächen ermittelten Fragestellungen in den Kontext der Grundgesamtheit einzuordnen und zu relativieren. Bei der 133 Zum Untersuchungsdesign und der Frage: qualitative und/oder quantitative Methodik 11.1 sekundäranalytischen Analyse sind grundsätzlich beide Vorgehensweisen möglich. Auf der Grundlage dieser, aus drei "Bausteinen" bestehenden Methodik, ist gewährleistet, dass subjektive Perspektiven so weit wie möglich relativiert werden. In der Evaluation des NRW Landesprogramms Kultur und Schule wurden diese Bausteine in folgender Reihenfolge miteinander verbunden: Zunächst wurden erste Erkenntnisse über das neu aufgelegte Programm in der sekundäranalytischen Auswertung der Projektunterlagen und den qualitativen Gesprächen mit den beteiligten Akteuren gesammelt. Die Relevanz dieser Ergebnisse wurden anschließend in einer quantitativen Befragung überprüft, wobei im Rahmen der schriftlichen Befragung in einzelnen qualitativen Gesprächen die neu gewonnenen Erkenntnisse in Folge gegen Ende der Evaluation noch einmal aufgegriffen und in den Gesamtzusammenhang eingebettet wurden. Die erhobenen Daten des dreiteiligen Methodenkonzepts wurden für eine ganzheitliche Betrachtung und den hier vorliegenden abschließenden Auswertungsbericht harmonisiert und zueinander in Beziehung gesetzt. Die folgende Übersicht veranschaulicht noch einmal die verschiedenen Erhebungsschritte auf den einzelnen Ebenen. Übersicht 126: Die einzelnen Erhebungsschritte der Evaluation zum NRW Landesprogramm Kultur und Schule Erhebungsform Erhebungsbögen Akteure / Maßnahmen Qualitativ Interviewleitfäden Künstler, Schulleiter, Kommunen (Kultur-/Schulamt), Fortbildungseinrichtungen, Bezirksregierungen etc. Quantitativ Standardisierte DinA4-Fragebögen (doppelseitig) Künstler, Schulleiter, Eltern Grundschulkinder Sekundäranalytisch Projektbewerbung Fortbildungsunterlagen Projekte Fortbildungen (Materialien / Quellen) ZfKf 2010 Baustein 1 – Zu den sekundäranalytischen Erhebungsschritten Sämtliche Projektunterlagen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule, wie Projektanträge, Bewerbungen, Materialien der Fortbildungen, Protokolle, Pläne zu den Tagungsabläufen, etc. wurden sekundäranalytisch ausgewertet. Für jedes Projekt wurden auf Basis der vorliegenden Bewerbungsunterlagen systematisch alle verfügbaren Informationen in einer Datenbank erfasst (siehe folgende Übersicht), so dass Aussagen für alle geförderten Projekte der vier Förderjahre 2006/07 bis 2009/10 möglich wurden, beispielsweise zum biographischen Werdegang der Künstler, zu den Projektorten und den Inhalten der geförderten Projekte, wie etwa Kunstsparten, Zielgruppen, Zeitorganisation, etc. Um die Aktualität der Ergebnisse zu gewährleisten und Vergleiche zwischen den Förderjahren zu ermöglichen, wurden die Daten in jedem Förderjahr aktualisiert und die entsprechenden Informationen neu hinzukommender Akteure und Konzepte der geförderten Projekte in das vorhandene Datensystem eingepflegt. 134 Übersicht 127: Ausschnitte aus der vom ZfKf verwendeten Projektdatenbank für die Bewerbungsunterlagen Daten zum Projekt (Ausschnitt) Daten zum Künstler (Ausschnitt) Daten zur Schule (Ausschnitt) Verknüpfung der PLZ mit GKZ ermöglicht weitere Daten (Einwohnerzahl, Arbeitslosigkeit, Ausländeranteil etc.) 2ZfKf 2010 Baustein 2 – Zu den qualitativen Erhebungsschritten Qualitative Interviews im zweiten Förderjahr 2007/08 vertieften in einem zweiten Schritt die Erkenntnisse der ersten sekundäranalytischen Auswertungen. Dabei wurden mit Repräsentanten aller am NRW Landesprogramm Kultur und Schule beteiligten Personengruppen intensive Gespräche zu einzelnen Aspekten des NRW Landesprogramms Kultur und Schule geführt. Im Einzelnen wurden so 20 ausgewählte Künstler, 20 ausgewählte Schulleiter, Vertreter der Fortbildungsinstitutionen sowie an der Koordination der Bewerbungen beteiligte Vertreter der Schul- bzw. Kulturämter der Kommunen und einer Bezirksregierung befragt. Die Auswahlkriterien für die Künstler und Schulleiter als Gesprächspartner, beinhalteten Aspekte wie beispielsweise städtischer/ländlicher Wohnraum bzw. Einwohnerzahl und berücksichtigten verschiedene Schulformen (Gymnasien, Realschulen, Hauptschulen, Grundschulen, OGS, Gesamt- und Förderschulen) sowie verschiedene Sparten innerhalb der durchgeführten Projekte. Auch beteiligte Schüler wurden auf den Abschlussveranstaltungen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule zur Akzeptanz der Künstlerprojekte befragt, um O-Töne einzufangen. In den folgenden Förderjahren wurden lediglich punktuell qualitative Gespräche mit verschiedenen Partnern des Landesprogramms durchgeführt, zu konkreten Veränderungen oder neu entstandenen Fragestellungen, um Hintergründe recherchieren zu können. Zum Untersuchungsdesign und der Frage: qualitative und/oder quantitative Methodik 11.1 Baustein 3 – Zu den quantitativen Erhebungsschritten In einem dritten Schritt wurden alle beteiligten Künstler und Schulen schriftlich in einer Vollerhebung jeweils am Ende eines Förderjahres befragt. Diese quantitative Erhebung sollte eine breite Rückmeldung zum Programm ermöglichen. Der standardisierte schriftliche Fragebogen, der an die Künstler ausgegeben wurde, ermöglichte die Rückmeldung auf einzelne Teilaspekte des NRW Landesprogramms Kultur und Schule, wie unter anderem die genutzten Räumlichkeiten und die Zusammenarbeit mit Schule, Schülern, Eltern und den Repräsentanten des NRW Landesprogramms Kultur und Schule, aber auch die Akzeptanz des Honorars oder die Einschätzung der Öffentlichkeitsarbeit wurden abgefragt. Auch wurde das Vorhandensein eines Ansprechpartners in der Schule und die Erfahrungen der Künstler mit den Fortbildungen thematisiert. Ein wichtiger Parameter zur Akzeptanz lag in der Frage nach einer weiteren Bewerbung und Teilnahme am NRW Landesprogramm Kultur und Schule. 135 Zum Untersuchungsdesign und der Frage: qualitative und/oder quantitative Methodik 11.1 136 Die Schulleiter wurden ebenfalls zu den einzelnen Teilaspekten des NRW Landesprogramms Kultur und Schule befragt. Neben einer Einschätzung der Akzeptanz von Schüler- und Elternseite und zur Konzeption des NRW Landesprogramms Kultur und Schule allgemein, wurden diese auch um eine Einschätzung der künstlerischen und pädagogischen Leistungen des Künstlers innerhalb des Schulprojekts gebeten. Thematisiert wurde neben der aktuellen Situation der Schule im Kontext kultureller Bildungserfahrungen, auch die Existenz früherer kultureller Bildungsangebote. Um ein rückblickendes Feedback der Schulleiter zum Landesprogramm zu erhalten wurden Ende 2009 in einer separaten Erhebung noch einmal alle in den Förderjahren 2006/07 bis 2008/09 beteiligten Schulleiter zu ihrem Resümee bezüglich des Landesprogramms befragt. Der hierfür speziell angefertigte Fragebogen thematisiert neben Fragen zur bisherigen Teilnahmehäufigkeit der Schulen auch Aspekte der Zufriedenheit mit Teilbereichen des Landesprogramms, bisherigen Projekterfahrungen, zukünftigen Projektvorhaben und Einschätzungen zur Wichtigkeit verschiedener Aspekte des Landesprogramms bzw. Förderprogrammen allgemein für kulturelle Bildung an Schulen. In einigen ausgewählten Schulen wurden auch die Eltern und Kinder um ein Meinungsbild gebeten. Hierbei ging es vor allem darum, welche Rückmeldung die Kinder den Eltern in Bezug auf das künstlerische Projekt gaben. Des weiteren war es wichtig, die Einstellung der Eltern zum Projekt und zur kulturellen Bildung allgemein sowie die kulturellen Vorerfahrungen der beteiligten Kinder zu erfassen. Eine erste Elternbefragung wurde im ersten Förderjahr an zehn repräsentativ ausgewählten Schulen durchgeführt, eine zweite – diesmal eine kombinierte Eltern-/Kind-Befragung – im dritten Förderjahr 2008/09 an 100 repräsentativ ermittelten Grundschulen, um eine breitere und validere Datenbasis zu erhalten. 11.2 Zum Rücklauf und zur Qualität der erhobenen Daten Die Erhebungsbögen für die Künstler wurden von den Fortbildungsinstituten auf den Fortbildungsveranstaltungen an die Künstler verteilt. Zumeist wurden die Fragebögen vor Ort direkt ausgefüllt, von der Fortbildungseinrichtung wieder entgegengenommen und an das ZfKf weitergeleitet. Da über die Fortbildungsveranstaltungen nicht alle Künstler erreicht werden konnten, wurden die Künstler, die keine Fortbildungsveranstaltungen besucht haben, vom ZfKf gesondert erfasst und einzeln angeschrieben. Problematisch war hierbei, dass die Wohnsitze der Künstler nicht immer konstant waren, so dass sich der Rücklauf dieser Fragebögen teils deutlich verzögerte. Im ersten Jahr lag die Rücklaufquote bei rund 59% bezogen auf die Gesamtzahl der beteiligten Künstler (ohne Mehrfachnennung) bzw. bei 54% bezogen auf die geförderten Projekte im Förderjahr 2006/07. Im zweiten Förderjahr 2007/08 lag der Rücklauf der Künstlerfragebögen bezogen auf die Künstlerzahl bei 69%, und bezogen auf die Projektzahl bei 53%, im dritten Förderjahr 2008/09 bei 63% bezogen auf die Künstlerzahl und bei 49% bezogen auf die Projektanzahl, wie dies auch folgender Übersicht entnommen werden kann. Übersicht 128: Rücklauf der Künstlerbefragung nach Sparten bezogen auf die Anzahl der geförderten 80 81 Projekte differenziert nach Förderjahr Förderjahr 2006/07 2007/08 2008/09 Fragebogen Künstler Rücklauf Anzahl Projekte Spartenübergreifend - - 77 (30%) 257 99 (21%) 471 190 (59%) 320 265 (65%) 405 252 (61%) 416 Musik 58 (52%) 112 68 (50%) 136 59 (44%) 133 Theater 58 (40%) 145 93 (53%) 175 119 (76%) 156 Tanz 40 (53%) 75 38 (44%) 86 51 (62%) 82 Film, Neue Medien 26 (70%) 37 37 (71%) 52 52 (75%) 69 Literatur 11 (61%) 18 18 (69%) 26 14 (67%) 21 - - 11 - 8 - 383 (54%) 707 607 (53%) 1137 654 (49%) 1348 Bildende Kunst k.A. Gesamt Rücklauf Anzahl Projekte Rücklauf Anzahl Projekte Zum Rücklauf und zur Qualität der erhobenen Daten 11.2 ZfKf 2010 Übersicht 129: Rücklauf der Künstlerbefragung nach Sparten bezogen auf die Anzahl der geförderten 82 Künstler differenziert nach Förderjahr Förderjahr83 2006/07 Anzahl Rücklauf Künstler 190 (67%) 284 Fragebogen Künstler Bildende Kunst 2007/08 Anzahl Rücklauf84 Künstler 265 (83%) 318 2008/09 Anzahl Rücklauf85 Künstler 252 (81%) 311 Theater 58 (43%) 136 93 (65%) 144 119 (95%) 125 Musik 58 (51%) 114 68 (60%) 114 59 (53%) 111 Tanz 40 (57%) 70 38 (61%) 62 51 (71%) 72 Film/Neue Medien 26 (62%) 42 37 (66%) 56 52 (83%) 63 Literatur 11 (65%) 17 18 (82%) 22 12 (100%) 12 - - 77 (32%) 240 101 (23%) 441 383 (59%) 646 607 (69%) 885 654 (63%) 1.033 Spartenübergreifend Insgesamt 86 ZfKf 2010 Die Evaluationsbögen für die Schulleiter wurden vom ZfKf direkt an die Schulen versendet. Von den insgesamt 674 Schulen, die am NRW Landesprogramm Kultur und Schule im ersten Förderjahr teilgenommen haben und vom ZfKf angeschrieben wurden, haben 441 Schulleiter den Fragebogen ausgefüllt an das ZfKf zurück gesendet. Das entspricht einer Rücklaufquote von 65% der beteiligten Schulen (ohne Mehrfachnennung) bzw. von 62% 80 Bei der Anzahl der Projekte wurde die Einteilung der Staatskanzlei berücksichtigt, da diese die Künstler zu den Fortbildungsinstituten einteilte, mit denen das ZfKf wie beschrieben zusammen gearbeitet hat. 81 Im Förderjahr 2009/10 wurde keine Künstlerbefragung durchgeführt. 82 Bei der Anzahl der Künstler wurde die Einteilung der Staatskanzlei berücksichtigt, da diese die Künstler zu den Fortbildungsinstituten einteilte, mit denen das ZfKf wie beschrieben zusammen gearbeitet hat. Die Summe der einzelnen Sparte ergibt dabei eine leicht abweichende Zahl, da manche Künstler in mehreren Sparten Projekte durchgeführt haben. 83 Im Förderjahr 2009/10 wurde keine Künstlerbefragung durchgeführt. 84 11 Künstler haben im Förderjahr 2007/08 zur Sparte keine Angaben gemacht, wurden aber in der Gesamtrechnung berücksichtigt. 85 8 Künstler haben im Förderjahr 2008/09 zur Sparte keine Angaben gemacht, wurden aber in der Gesamtrechnung berücksichtigt. 86 Die Kategorie spartenübergreifend wurde im Förderjahr 2006/07 nicht erhoben. 137 Zum Rücklauf und zur Qualität der erhobenen Daten 11.2 bezogen auf die geförderten Projekte im Förderjahr 2006/07. Im zweiten Förderjahr 2007/08 lag der Rücklauf der Schulleiterfragebögen bezogen auf die Anzahl der Schulen bei 80%, bezogen auf die Anzahl der Projekte bei 73%, und im dritten Förderjahr 2008/09 bezogen auf die Anzahl der Schulen bei 69% und auf die Projekte bezogen bei 65%. Das entspricht einer Rücklaufquote von 72% in den ersten drei Förderjahren. Bei der abschließenden Schulleiterbefragung Ende 2009 konnte eine Rücklaufquote von 58% verbucht werden. Übersicht 130: Rücklauf der Schulleiterbefragung nach Schulformen 87 Förderjahr 2006/07 Fragebogen Schulleiter Rücklauf 2007/08 Abschließende Schulleiterbefragung 2009/2010 2008/09 Anzahl Schulen Rücklauf Anzahl Schulen Rücklauf Anzahl Schulen Anzahl Schulen Rücklauf Förderschule 55 (90%) 61 104 (83%) 126 124 (78%) 160 159 (70%) 228 Grundschule 23 (36%) 64 448 (84%) 531 388 (65%) 593 537 (52%) 1.026 195 (62%) 314 - - - - - - Hauptschule 56 (67%) 84 89 (75%) 118 107 (74%) 144 136 (62%) 218 Realschule 19 (70%) 27 42 (70%) 60 54 (63%) 86 73 (59%) 123 Gymnasium 39 (67%) 58 70 (72%) 97 103 (69%) 150 118 (57%) 206 Gesamtschule 32 (62%) 52 52 (72%) 72 61 (72%) 85 75 (60%) 125 22 (--) 19 17 (---) 8 34 (---) 10 28 20 - - 9 (39%) 23 - 35 25 (50%) 50 441 (62%) 674 (65%) 831 (73%) 1.035 (80%) 871 (65%) 1.263 (69%) 1.151 (58%) 1.996 OGS88 Nicht zuzuordnen / Sonstige89 Berufsbildende Schule/Kolleg Insgesamt ZfKf 2010 Die Evaluationsbögen der Eltern- und der Eltern-/Kind-Befragung wurden vom ZfKf an die Schulen gesendet und von diesen an die Eltern weitergeleitet. Je zwei Grundschulen, Gesamtschulen und Gymnasien in ländlichen und städtischen Gebieten wurden im ersten Förderjahr gebeten, sich an der Elternbefragung zu beteiligen. Darüber hinaus wurden drei Realschulen sowie eine Hauptschule in die Elternbefragung miteinbezogen, wie dies der folgenden Grafik zu entnehmen ist. 87 88 89 138 Bei der Anzahl der Schulen wurde die Einteilung der Staatskanzlei berücksichtigt. Die Summe der einzelnen Sparte ergibt dabei eine leicht abweichende Zahl, da manche Schulen in mehreren Sparten Projekte durchgeführt haben. Aufgrund unregelmäßiger Nennungen in den Fragebögen wurde das Merkmal „OGS“ ab dem zweiten Förderjahr im Rücklauf nicht mehr ausgewertet Einige Schulleiter machten keine Angabe bei der Frage nach der Schulform, entsprechend konnten diese den Schulformen nicht zugeordnet werden. Übersicht 131: Eltern, die an der Befragung des Landesprogramms teilgenommen haben, nach Schulformen 2006/07 2008/09 Eltern-/Kindbefragung an 100 Grundschulen Angeschrieben Rücklauf Elternbefragung an 10 Schulen Schulen Angeschrieben Rücklauf Grundschulen 2 2 100 69 Gesamtschulen 2 2 - - Gymnasium 2 1 - - Realschulen 3 2 - - Hauptschulen Insgesamt 1 1 - - 10 8 (80%) 100 69 (69%) (n=172) (n=707) ZfKf 2010 In der Elternbefragung im ersten Förderjahr haben acht Schulen die Befragungsbögen an die Eltern weiter gegeben und an das ZfKf zurück gesandt, so dass dem ZfKf für die erste Elternbefragung letztlich 172 ausgefüllte Elternfragebögen zur Verfügung standen, wobei von den Schulen angemerkt wurde, dass einige Eltern aufgrund fehlender Sprachkenntnisse nicht in der Lage gewesen sind, den Fragebogen auszufüllen. Geht man von einer durchschnittlichen Projektgruppenkonstellation von 24 erreichten Schülern pro erreichter Schule in der ersten Förderwelle aus, was dem im Rahmen der Evaluation ermittelten Durchschnittswert entspricht, kann man hierbei durchaus von einem guten Rücklauf der Fragebögen sprechen, der speziell bei den acht Schulen, die eine Rückmeldung ermöglichten, nach dieser Berechnung bei 90% liegt. Zum Rücklauf und zur Qualität der erhobenen Daten 11.2 Von den in der Eltern-/Kindbefragung im dritten Förderjahr angeschriebenen Schulen schickten 69 Einrichtungen insgesamt 707 Eltern-/Kindfragebögen ans ZfKf zurück. Somit konnten im Förderjahr 2008/09 eine Rücklaufquote von 69% der angeschriebenen Schulen erreicht werden. Betrachtet man hier die durchschnittliche Teilnehmerzahl pro Projekt von 19,9 pro erreichter Grundschule im Förderjahr 2008/09, liegt der errechnete Rücklauf der Eltern-/Kindfragebögen bezogen auf die 69 Schulen bei 51%. 139 Standardisierte Fragebögen, die in der quantitativen Erhebung verwendet wurden 11.2.1 140 11.2.1 Standardisierte Fragebögen, die in der quantitativen Erhebung verwendet wurden Standardisierte Fragebögen, die in der quantitativen Er hebung verwendet wurden 11.2.1 141 Standardisierte Fragebögen, die in der quantitativen Erhebung verwendet wurden 11.2.1 142 Standardisierte Fragebögen, die in der quantitativen Erhebung verwend et wurden 11.2.1 143 Standardisierte Fragebögen, die in der quantitativen Erhebung verwendet wurden 11.2.1 144 Standardisierte Fragebögen, die in der quantitativen Erhebung verwendet wurden 11.2.1 145 Standardisierte Fragebögen, die in der quantitativen Erhebung verwendet wurden 11.2.1 146 Standardisierte Fragebögen, die in der quantitativen Erhebung verwendet wurden 11.2.1 147 Literaturverzeichnis 12 12. 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