Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaft von Elfriede Jelinek Elfriede Jelinek • • • • • • • • • • • * 20. Oktober 1946 in Mürzzuschlag (Steiermark) Bis 1967: Studium Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft in Wien Beginnt ihre schriftstellerische Tätigkeit Mitte der 60er Jahre Zw. 1970 und 1973: Mitglied des "Arbeitskreises österreichischer Literaturproduzenten„ 1972: Umzug nach Berlin Seit 1974: Heirat mit Gottfried Hüngsberg 1974-91: Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs. Um 1980: Rezensentin beim österreichischem Monatsmagazin "Extrablatt" Mitarbeiterin der Berliner Zeitschrift "Die schwarze Botin" Seit 1993 Ehrenpräsidentin der Österreichischen Dramatikervereinigung Lebt in Wien und München Elfriede Jelineks Werke • • • • • • • • • • • • • • • • 1967: Lisas Schatten (Gedichte) 1970: wir sind lockvögel baby! 1972: Michael. Ein Jugendbuch für die Infantilgesellschaft 1975: Die Liebhaberinnen 1979: Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaft 1980: Die Ausgesperrten 1983: Clara S. Musikalische Tragödie 1983: Die Klavierspielerin 1986: Burgtheater 1986: Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr 1987: Krankheit oder Moderne Frauen 1989: Lust 1991: Malina. Ein Filmbuch 1992: Totenauberg. Ein Stück Sturm und Zwang. Schreiben als Geschlechterkampf Die Kinder der Toten • • • • • • • • • • • • • 1996: Stecken, Stab und Stangl. Eine Handarbeit 1998: Ein Sportstück 1998: Jelineks Wahl (Anthologie) 1998: er nicht als er (zu, mit Robert Walser). Ein Stück 1999: Olga Neuwirth (mit Stefan Drees und Olga Neuwirth) 1999: Macht nichts. Eine kleine Trilogie des Todes 2000: Gier. Ein Unterhaltungsroman 2000: Das Lebewohl. Drei kleine Dramen 2000: Ich liebe Österreich 2002: In den Alpen. Drei Dramen 2003: Der Tod und das Mädchen. Fünf Prinzessinnendramen 2004: Bambiland. Babel. Zwei Theaterstücke 2004: Raststätte Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaft • Nora verlässt Mann und Kinder, um ihren eigenen Lebensentwurf zu verwirklichen • Findet Arbeit in einem Unternehmen • finanziell unabhängig • Erkennt, dass das, was sie erleichtert hingeworfen hat (Heim, Familie) das Ziel aller Wünsche ihrer neuen Kolleginnen sind • Noras Utopie von der Freiheit der Frau wird schroff zurückgewiesen • Industrieboss Weygang Nora verliebt • Nora folgt ihm als Geliebte zurück in die bürgerliche Welt • Gerät zwischen Fronten von Politik, Industrie und Ex-Mann • Helmer kreist um das Unternehmen als Spekulationsobjekt • Alle Beteiligten verstricken sich mehr und mehr in illegale opportunistischen Machenschaften • Weygangs Geschäfte blühen schließlich auf • Kann Nora nicht mehr gebrauchen • Helmer durch Trick von Weygang ruiniert – Nora kehrt zu ihm zurück Aufbau / Struktur • 18 Akte • Szenario immer verschieden Sprache /Stil • Lange, verschachtelte Sätze • Personen reden aneinander vorbei […] Weygang: Die Wirtschaft muss Maßnahmen treffen, nicht für eine Welt, wie es sein sollte, aber nicht ist, sondern um der Welt zu helfen, wie sie ist. Minister: Oder wie es Sokrates so trefflich ausdrückte: Ich weiß, dass ich nichts weiß, haha… Weygang: Und er fügte hinzu: Aber Ihr wisst nicht einmal das, haha… Minister: Entweder weiß man oder man weiß nicht. Weygang: Wissen ist Macht. Minister: Gar nichts ist gar nichts. […] Hauptfiguren • Nora Helmer • Eva • Weygang • Torvald Helmer • Personalchef • Arbeiterinnen Entstehung • Emanzipation zu Ibsens Zeiten unvorstellbar • Heutzutage versuchen sich emanzipationswilligen Frauen die materiellen Probleme auszuklammern und sich auf Persönlichkeitsentwicklung und Selbstfindung zu konzentrieren • 1977: Elfriede Jelinek beantwortet die alte Frage radikal und erschöpfend mit Werk „Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte“ • Uraufführung: 1979, beim steirischen herbst Interpretation Die Marionettenfäden werden wieder angeknüpft • Fortsetzung zu Ibsens Theaterstück, Figuren jedoch nicht die Selben: […] Weygang: Wie heißt du? Nora: Nora Weygang: Wie die Hauptfigur des Theaterstücks von Ibsen? Nora: Was Sie alles wissen… Sie sind so stark! […] • Szenerie • Frauen und Männer • Materialismus und Menschen • Frauenbild • Tarantella […] Personalchef: Sie tanzen zu ungeil. Nora (atemlos): Geilheit, Pornographie ist ein Akt des Tötens der Frau, während Männerbünde stets geheiligt wurden durch die Entweihung der Frauen. Das ist ein Ritual patriarchalischer Herrschaftserhaltung, nichts anderes. […]