Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart Aktuell Naturschutz und Landschaftsplanung 46 (7), 2014, 197-200, ISSN 0940-6808 EDITORIAL O' schaurig ist's ... – Moore und Moorböden ­brauchen besseren Schutz Den Ersten sien Dod, den Tweeten sien Not, den Dritten sien Brot. Diese in Preußen geprägte Redensart spielt die Mühseligkeit wider, mit welcher die Menschen versuchten, Moore urbar zu machen: Erst in der dritten Generation war es möglich, ehemalige Moore als Acker zu nutzen. Und doch war das stete Mühen erfolgreich: Intakte, torfakkumu­ lierende Hochmoore sind in Deutschland auf ein Hundert­ stel ihrer ehemaligen Ausdehnung zurückgedrängt worden, auf eine Fläche mit 140 km² Größe. Und noch immer wird in Deutschland Torf abgebaut, nach Finnland und Irland stehen wir an dritter Stelle der Torflieferanten in der Europäischen Union. Im Jahr 2011 wurden noch insgesamt 5,3 Mio. m³ Torf aus deutschen Lagerstätten gewonnen – das ist ein gedachter Würfel mit 174 m Kantenlänge. In der Europäischen Union wird jährlich ca. 63 Mio. m³ Torf gestochen – ein solcher Würfel hätte eine Kantenlänge von fast 400 m. Diese tiefgreifende Landschaftsveränderung, so wissen wir heute, hat gravierende Folgen für die Biodiversität, den Landschaftswasserhaushalt, den Bodenschutz und das Klima. Fokussieren wir auf den letztgenannten Aspekt: Moore spielen eine Schlüsselrolle im globalen KohlenstoffHaushalt, und zwar nicht allein intakte Hoch- und Niedermoore, sondern auch Moorböden, die aus mehr oder weniger degradierten Mooren hervorgingen. Und je nach Lage in der Landschaft, Hydrologie und anthropogener Überprägung unterscheiden sich Moorböden hinsichtlich der Menge gespeicherten Kohlenstoffs und potenzieller C-Freisetzung. Das alles hat sich mittlerweile herumgesprochen. Dennoch fehlte bislang ein einfaches Instrument, mit dem sich in der Planungs- und Vollzugspraxis begründete Entscheidungen treffen lassen: Wie bedeutsam ist ein Moorboden für die C-Speicherung, wie notwendig sind Nutzungseinschränkungen und Maßnahmen zu Schutz und Regeneration? Diana Möller, Christian Heller und Jutta Zeitz stellen im ersten Hauptbeitrag ein Verfahren vor, mit dem sich gebietsspezifische Daten gewinnen und für die Praxis nutzen lassen. Immerhin speichert 12 800 km² deutsche Moorbodenfläche mehr als 1,4 Mrd. t CO2, bezogen nur auf die obersten 2 m des Moorkörpers. Und bis zu 5 % der nationalen Gesamtemissionen rühren von Emissionen aus den Moorböden Deutschlands. Da hilft das Abwiegeln der Torfindustrie wenig: Sie beklagt das Sterben einer Jahrhunderte alten Tradition und einer wichtigen Wertschöpfungskette, die Unverzichtbarkeit des Torfs als Substratausgangsstoff im Erwerbsgartenbau (besonders zur Produk­ tion von Jungpflanzen im Gemüse- und Salatanbau). Und verweist auf die anschließende Wiedervernässung nach erfolgtem Torfabbau – ohne auf die Höhe des Negativsaldos und die Schwierigkeit der (Hoch-)Moorregeneration bei den heutigen Stickstoffeinträgen und klimatischen Bedingungen hinzuweisen. Nebenbei zeigt sich hier auch die Vernetzung sektoraler Zielsetzungen: Ausgangsstoffe für Torfersatz wie Grün- gutkompost und Holzfasern, so stellt die Torfindustrie in Niedersachsen in einem Statement fest, könnten nicht mehr zu marktkonformen Preisen erworben werden. Grund: der durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz geförderten Einsatz in Biogasanlagen und die thermische Verwertung. Daher sei der Einsatz alternativer Stoffe rückläufig, es hätten sich in den vergangenen Jahren bereits Versorgungsengpässe ergeben. Ein Problem mehr, das das EEG geschaffen hat – Klimaschutz hier impliziert indirekt Klimaschäden dort. Das EEG liefert nicht nur diesbezüglich ein Paradebeispiel für eine kurzsichtige, die Wechselwirkungen und Vernetzungen in ökologischen Systemen missachtende Politik. Die rot-grüne Landesregierung in Niedersachsen handelt richtig, wenn sie die erst 2012 durch die Vorgängerregierung im Landesraumordnungsprogramm erfolgte Ausweisung von 21 364 ha neuer Vorranggebiete für die Torfgewinnung rückgängig macht; weitere 17 000 ha bereits genehmigter Torfabbau, teilweise bis zum Jahr 2060, sollen davon unberührt bleiben. Das allein aber genügt nicht: Es bedarf verstärkter Forschung nach Torf-Ersatzstoffen, ganz besonders des Einsatzes von Hydrokohle aus Hydrothermaler Carbonisierung (HTC). Es kann doch nicht sein, dass der Salat nur im Torf wächst! Hinzu muss aktiver Moor (bo­den)schutz kommen: Ge­ rade in Niedersachsen, wo 12 % der gesamten Treib­ hausgasemission aus der ­Zerstörung von Mooren aufgrund von Torf­abbau oder intensiver Landwirtschaft auf Prof. Dr. Eckhard Jedicke E-Mail: [email protected] Twitter: @EckhardJedicke www.nul-online.de ehemaligen Abtorfungsflächen stammt, muss durch Wiedervernässung, Revitalisierung, Paludikulturen und klimaschonende Landwirtschaft gehandelt werden. Dazu bedarf es Geld – schade, dass dafür die neue AgrarFörderperiode bei weitem nicht offensiv genug genutzt wird! O schaurig ist's übers Moor zu gehen – so dichtete Annette von Droste-Hülshoff in „Der Knabe im Moor“. Heute ist's eher schaurig, wie unentschlossen der dringend nötige Ressourcenschutz umgesetzt wird. Der Moor(boden)schutz liefert ein eindrückliches Beispiel. www.nul-online.de Sämtliche Hauptbei­ träge ab 2003 sowie den aktuellen Heftinhalt finden sie vollständig als durchsuchbare PDF-Dateien in unserem OnlineArchiv. 197 Aktuell Naturschutz und Landschaftsplanung 46 (7), 2014, 197-200, ISSN 0940-6808 In der letzten Kolumne wurde am Beispiel des Abstimmungsergebnisses für die Verordnung zu invasiven Arten auf die Gefahr des zunehmenden Einflusses EU-skeptischer Parteien und Abgeordneter im neuen Europaparlament hingewiesen. Während diese Europaskeptiker, die im Wahlkampf oft auch gegen das EUUmweltrecht hetzten und die „Renationalisierung“ ihres Erachtens unwichtiger Rechtsbereiche forderten, vor allem in Frankreich und Großbritannien massiv an Einfluss gewannen, werden die deutschen EU-skeptischen Abgeordneten von AfD (7 Sitze) und NPD (1 Sitz) kaum eine große Rolle im Parlament spielen können. Aus Sicht des Natur- und Umweltschutzes ist zu begrüßen, dass aus CDU, CSU, SPD, Grüne, FDP und Linke alle Abgeordneten, zu denen auch in der letzten Legislaturperiode schon gute Kontakte bestanden, dank entsprechend hoher Listenplätze wieder in das EP eingezogen sind. Zu nennen sind hier für die SPD, die gegenüber 2009 (23) noch Sitze dazugewann (27), insbesondere Matthias Groote, 2012 bis 2014 Vorsitzender des Umweltausschusses, sein Vorgänger und treibende Kraft für das 7. Umweltaktionsprogramm, Jo Leinen, Ulrike Rodust im Agrar- und Fischereiausschuss und Berichterstatterin für die Fischereipolitik, sowie Ismail Ertug im Verkehrsausschuss. Die CDU verlor 5 (von 34 auf 29), die CSU 3 Sitze (von 8 auf 5); erfahrene Abgeordnete wie Rainer Wieland (Petitionsausschuss), Dr. Renate Sommer (Co-Berichterstatterin für die invasiven Arten), Dr. Peter Liese (Umweltausschuss) und Dr. Peter Jahr (Agrarausschuss) sind aber wieder im EP. Die Grünen verloren zwar 3 Stimmen (von 14 auf 11), ihre bewährten Kräfte etwa im Agrar- 198 Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart AKTUELLES AUS BRÜSSEL Feilschen nach der Europawahl (Martin Häusling), Industrie(Reinhard Bütikofer) und Verkehrsausschuss (Michael Cramer) ziehen aber wieder ins EP ein. Ähnliches gilt für die Linke, die gegenüber 2009 einen Sitz einbüßte (von 8 auf 7), während die FDP 9 Sitze verlor (von 12 auf 3). Gesine Meißner (Verkehrsausschuss, Berichterstatterin für die Richtlinie zur Raumplanung auf dem Meer) hat wieder ein Mandat, die FDP-Agrarpolitikerin Britta Reimers hingegen nicht mehr. Dennoch werden Beschlüsse für ambitioniertere Richt­ linien und Verordnungen im Umweltbereich mit dem Erstarken der EU-Kritiker noch schwieriger als in der letzten Legislaturperiode. Für die Arbeit in den kommenden fünf Jahren ist es daher hilfreich, dass viele der Kandidat(inn) en, selbst der EU-weite Spitzenkandidat der Sozialdemokraten, Martin Schulz, sowie die Spitzenkandidatinnen Rebecca Harms (Grüne) und Gabi Zimmer (Linke) trotz Wahlkampfstress die Aktion von NABU und BirdLife mit einem klaren Bekenntnis zum Naturschutz und zum Natura-2000-Netzwerk unterstützen. Inwieweit eine Zu­sam­ men­­arbeit mit den neuen kleinen Parteien im EP wie zum Beispiel ÖDP, Piraten und Tier­s chutzpartei (jeweils 1 Sitz) möglich ist, wird sich zeigen. Das Feilschen um die einflussreichen Spitzenposten in der EU-Kommission und im Rat ist dagegen bis Redak­ tionsschluss (Anfang Juni) erwartungsgemäß noch nicht abgeschlossen; es wird sich noch bis in die italienische Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte 2014 hinziehen. Gemäß dem LissabonVertrag, der im Dezember 2009 in Kraft trat, sollen die Staats- und Regierungschefs beim Vorschlag für den neuen Präsidenten der EU-Kommission jetzt erstmals die Ergebnisse der Wahlen zum Europaparlament berücksichtigen. Bereits zwei Tage nach der Wahl haben sich die Fraktionen im Europäischen Parlament auf Jean-Claude Juncker geeinigt, den Kandidaten der konservativen Parteien (EVP), die EU-weit die meisten Stimmen auf sich vereinen konnten. Einige Staatschefs haben aber sowohl gegenüber Juncker als auch gegenüber Schulz Vorbehalte. In den letzten Amtsperioden hatten sie eher durchsetzungsschwache Kommissionspräsidenten bevorzugt. Bis zum Ratsgipfel Ende Juni soll Ratspräsident Herman Van Rompuy mit den Fraktionen im EP einen Konsens-Kandidaten ausloten. In jedem Fall werden die Staatschefs, um eine Mehrheit für ihren Vorschlag im Parlament zu bekommen, sowohl Juncker als auch Schulz ein hohes Amt in einer der EU-Institutionen anbieten müssen, allein schon um die bei dieser Wahl hoch gesteckten Erwartungen der Wähler(innen) nicht zu enttäuschen. Sollte Juncker Kommissionspräsident werden, könnte das für Martin Schulz zum Beispiel der Posten des Vizepräsidenten der Kommission und deutschen EU-Kommissars sein, als Nachfolger von Günther Oettinger (CDU), dessen Mandat wie das aller EU-Kommissare im Oktober endet. Auch der mit dem Lissabon-Vertrag neu geschaffene Posten eines ständigen Ratspräsidenten stünde ab Dezember zur Verfügung. Dieses Amt kann maximal zweimal für zweieinhalb Jahre besetzt werden, die Amtszeit von Herman Van Rompuy endet daher am 30. November. Die neuen Europaabgeordneten kommen im Juni zu Fraktionssitzungen zusammen, in denen unter anderem über Posten in Fraktionen und Ausschüssen verhandelt wird. Die erste Plenarsitzung ist für Anfang Juli angesetzt. Die Zustimmung des Parlaments zum Vorschlag des Europäischen Rates für den Kommissionspräsidenten ist für die Sitzungswoche vom 14. bis 17. Juli geplant. Entsprechend dieser vielen offenen Fragen hat Italien für die Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte noch wenig vorbereitet. Die Umwelträte finden voraussichtlich Ende Juli (informeller Rat) sowie im Oktober und Dezember statt. Als inhaltliche Schwerpunkte werden die im Rahmen der griechischen Präsidentschaft nicht geklärten Dossiers übernommen, insbesondere zur Luftreinhaltung (Air Quality Package) sowie zu Agrotreibstoffen und indirekten Landnutzungsänderungen (ILUC). Ergebnisse der Europawahlen und weitere Schritte auf der Homepage des Europaparlamentes: www.europarl.europa.eu/news/de. Claus Mayr, NABU, Direktor Europapolitik, Brüssel, [email protected] Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart Aktuell Naturschutz und Landschaftsplanung 46 (7), 2014, 197-200, ISSN 0940-6808 ­ Berlin/Potsdam (r). Zunehmende Probleme für integrierte Planungs- und Bauprozesse sehen die Teilnehmer einer Werkstatt der Bundesstiftung Baukultur zur Planungskultur bei Bauvorhaben. Auch geteilte Verantwortung führt zu Verzögerungen: „Ein ‚Wir sind nicht zuständig‘ ist allzu oft die Reaktion“, so Stiftungsvorstand Reiner Nagel. „Sobald Probleme bei Bauvorhaben auftreten, geht das ‚Schwarze-Peter-Spiel‘ los oder es gibt ein Nicht-wahrhabenwollen der wahren Konsequenzen durch die Politik“, sagte Nagel weiter. „Die Planungskultur bei Bauvorhaben ist stark verbesserungswürdig und die Ergebnisse der Baukulturwerkstatt sagen eindeutig: Wir brauchen eine sogenannte ‚Phase Null‘, also die Planung der Planung, um Bürger zu beteiligen und gemeinsame Entscheidungen zwischen Bauherren, Planern und ausführendem Gewerbe erfolgreich zum Ziel zu führen. Zusätzlich benötigen wir eine ‚Phase Zehn‘, um das Vorhaben Für aktive Bürgerbeteiligung auch im Gebrauch noch verbessern zu können.“ Rund 300 Teilnehmer diskutierten in der Akademie der Künste in Berlin die Bedeutung der integralen und klugen Planung. Heiner Farwick, Präsident des Bundes Deutscher Architekten (BDA), betonte, dass „ein faires, offenes Miteinander von Architekten, Bauherren und Projektsteuerern auf Augenhöhe“ fehle. „Die gemeinsame Kultur zur Entscheidungsfindung ist verloren gegangen“, ergänzte die Wolfsburger Stadtbaurätin Monika Thomas für den Deutschen Städtetag. Dazu komme aufgrund von ständigen Einsparungen fehlende Fachkompetenz in den Verwaltungen und dass bei Ausschreibungen immer das billigste Angebot genommen werden müsse. „In der Schweiz wird das niedrigste Angebot gestrichen, um Preisdrückerei zulasten der Qualität auszuschließen“, sag- te Barbara Ettinger-Brinckmann, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer (BAK). Hier sei die Einflussnahme der Politik gefordert. Wilfried Wang, Direktor der Sektion Baukunst der Akademie der Künste, forderte eine Kultur der Nachhaltigkeit als Grundlage jeder Planung. Modell für eine Planungskultur mit maßgeschneiderten Verfahren von Beteiligung und Vergabe sei die Stadt Wolfsburg, wo etwa Schulsanierungen nur nach Vorlage eines pädagogischen Konzepts genehmigt werden, Privatinvestoren zu bestimmten Planungszielen verpflichtet werden, noch bevor diese einen Grundstückszuschlag erhalten, oder Bürgergutachten in die Entscheidungen von Wettbewerbsjurys einfließen. „Bürger sind bei städtebaulichen Planungen die Bauherren“, so Susanne Ritter, Leiterin der Münchner Stadtplanung. So n Hunsrück-Nationalpark: Die Nationalparkregion Hunsrück-Hochwald profitiert bereits vom künftigen Nationalpark: „Ob Revitalisierung der Oberhambacher Petersquelle, Fußgängersteg über den Hahnenbach oder Breitbandförderung in Börfink, die ersten Projekte in der Nationalparkregion starten“, erklärte Umweltministerin Ulrike Höfken bei der Übergabe der Bewilligungsbescheide im Wert von über 2,8 Mio. Euro in Deu­ selbach. „Die Investition von 5,7 Mio. Euro für 15 Projekte ist mit einem außerordentlich hohen Zuschuss von 90 % gesichert“, so die Umweltministerin. Damit setzte man das Konzept der Landesregierung für den Nationalpark Hunsrück-Hochwald um. Hier werde Naturschutz mit der Ent- KURZ & BÜNDIG wicklung einer ganzen Region verbunden, sagte Höfken. Im April startete auch das länderund parteiübergreifende Gesetzgebungsverfahren zur Ausweisung des Nationalparks durch Rheinland-Pfalz und Saarland. n Schwarzwald: Mit fast 10 000 Gästen an zwei Tagen wurde am Naturschutzzen­ trum Ruhestein der Nationalpark Schwarzwald eröffnet. Ministerpräsident Winfried Kretschmann würdigte diesen bei einem Festakt als „eine wichtige Investition in unsere Zukunft“. „Eine Spur wilder“ lautet der Slogan des Schutz- gebiets, in dem auf 10 000 ha Kernzonenfläche Natur Natur sein dürfe. Bereits heute könne hier die spannende Rückverwandlung einer Kulturlandschaft in einen Urwald erlebt werden. Naturschutzminister Alexander Bunde hob hervor, dass die großflächige Umsetzung von Naturschutzzielen im Hinblick auf den stetigen weltweiten Artenrückgang eine zentrale Verantwortung unserer Generation darstelle. „Wir freuen uns, dass damit der Nationalpark nun immer mehr für die Öffentlichkeit sichtbar wird“, urteilte Leiter Dr. Wolfgang Schlund. Am Ruhestein wird ein Besucherzentrum ent- sei bereits ein Jahr vor dem Wettbewerb zu einem Bebauungsplan für die Bayernkaserne in einer Bürgerwerkstatt über dessen Zielsetzungen diskutiert worden. Das überraschende Ergebnis: Die Teilnehmer wünschten sich einen städtischen Ort mit einer höheren Bebauungsdichte, als es die Stadt vorgesehen hatte. Fazit der Stiftung: 1. Wir müssen Regeln und Normen ausmisten, dafür braucht es mehr Verantwortung bei Politik, Planern und Bauherren. 2. Der Bauherr muss fachkompetent vertreten sein, auch in der Verwaltung. 3. Der gesamte Planungsprozess braucht eine „Phase Null“, um die Bürgerbeteiligung einzubinden, und eine „Phase Zehn“: „Wenn sich Mängel im Betrieb ergeben, muss im Sinne einer ständigen Umbaukultur nachgesteuert werden können. Leider wird dieser Prozessbaustein allzu oft ausgeklammert“, sagte Reiner Nagel abschließend. Diese Befunde lassen sich auf alle landschaftsrelevanten Planungen übertragen! stehen, die Verwaltungsgebäude werden durch einen Neubau ergänzt und ein zusätzliches kleines Besucherzentrum wird in Herrenwies bei Forbach eingerichtet. Diese Baumaßnahmen sind mit Kosten zwischen 22,5 und 25,5 Mio. Euro veranschlagt. n Offshore-Klage: Der NABU klagt nach Umweltschadensgesetz gegen den Bau des Offshore-Windparks Butendiek. Die Klageschrift ist am 17. April an das Verwaltungsgericht Köln gegangen. Der Umweltverband befürchtet Schäden bei streng geschützten Meeresvögeln und Schweinswalen. Butendiek liegt 32 km westlich von Sylt, inmitten des FFH-Gebiets „Sylter Außenriff“ und des EUVogelschutzgebiets „Östliche 199 Aktuell Naturschutz und Landschaftsplanung 46 (7), 2014, 197-200, ISSN 0940-6808 Deutsche Bucht“. „Die Klage ist unsere letzte Möglichkeit, eine ökologische Katastrophe in zwei Natura-2000-Gebieten vor unserer Küste zu verhindern, nachdem Jahre des naturschutzfachlichen Dialogs ins Leere liefen. Das ist nicht die Form erneuerbarer Energien, für die der NABU steht“, sagte Bundesgeschäftsführer Leif Miller. n Biber-Multikulti: Es gibt keinen Grund, Eurasische Biber verschiedener Herkunft innerhalb Deutschlands, der Schweiz, Luxemburgs und Belgiens zu trennen oder deren Vermischung zu vermeiden – im Gegenteil scheint die Vermischung sogar Vorteile mit sich zu bringen. Außerdem sollte diskutiert werden, ob eine Unterscheidung in „Unterarten“ – zumindest für Biber in Mitteleuropa – überhaupt sinnvoll ist. Zu diesen Ergebnissen ist das Forschungsinstitut Senckenberg gelangt, nachdem es die genetische Struktur von Bibern in Mitteleuropa Bingen (FHB). Als erste Hochschule bundesweit startet die Fachhochschule Bingen im kommenden Wintersemester mit dem neuen Studiengang Klimaschutz und Klimaanpassung ein Bachelorprogramm, das die Folgen des Klimawandels und die Handlungsstrategien in den Mittelpunkt stellt. Welche Auswirkungen hat Klimaänderung etwa auf Biodiversitätsverluste oder Wasserressourcen, welche Synergieeffekte können wir zwischen Umweltschutz- und Klimaschutzmaßnahmen erzeugen, welche Konflikte zwischen Klimaschutz und Nahrungsmittelproduktion sollen vermieden werden? Solche Fragen behandelt das interdisziplinäre Studium. Effiziente Maßnahmen werden benötigt, um auf die Folgen des Klimawandels zu reagieren. „Das bedeutet, die anthropogenen Einflüsse zu 200 untersucht hat. Die in vielfältigen Wiederansiedlungsprojekten eingebrachten Biber vermischen sich demnach erfolgreich und weisen dadurch eine erhöhte genetische Vielfalt auf. Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart biet hat das neue Umweltbildungszentrum „Schatzinsel Kühkopf“ eröffnet. Eingerichtet wurden eine moderne Ausstellung „Mitten im Fluss“, ein Experimentierlabor für Schüler und Verwaltungsräume. Besucher werden durch interaktive Ausstellungsobjekte eingebunden. Für die denkmalgerechte Gebäudesanierung wurden 2,2 Mio. Euro aufgewendet. Der letzte Bauabschnitt mit einem großen Tagungsraum im Obergeschoss wird bis Mitte kommenden Jahres fertig gestellt. Der Innenausbau des Umweltbildungszentrums und die Gestaltung der Ausstellung kosteten rund 760 000 Euro. Beteiligt waren die Forst- und Naturschutzverwaltung, der Landkreis Groß-Gerau, die Gemeinden Stockstadt am Rhein und Biebesheim am Rhein, die Stadt Riedstadt sowie der UNESCO-Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald. Als Förderer haben die Allianz Umweltstiftung, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Deut- sche Stiftung Denkmalschutz, die Fraport AG, die Mainova AG, die Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region und die Viessmann Deutschland GmbH das Projekt finanziell unterstützt. Klimaschutz und Klimaanpassung schen, ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte von Klimaschutz und Klimaanpassung. Persönlichkeitsbildung, die Grundlagenfächer Mathematik, Physik, Biologie, Chemie, Recht, Betriebswirtschaftslehre und fachspezifische Module bestimmten das Curriculum. Bereits ab dem zweiten Semester würden klimaspezifische Fächer wie Klimatologie und Klimawandel, Klimaschutz und Klimaanpassung, Kommunaler Klimaschutz, Klimawandel und Wasserressourcen, Klimawandel und Biodiversität, Konflikte und Synergien in Klima- und Umweltschutz gelehrt. Ein breites Wahlpflichtfach-Angebot in den oberen Semestern gebe den Studierenden Raum für individuelle Schwerpunkte. Praxismodul und Bachelorarbeit bereiten im siebten Semester gezielt auf den Berufseinstieg vor (www.fh-bingen.de). n Wasser im Web: Wie es um das Wasser in Deutschland steht, zeigt ein neues interaktives Internetportal auf der Seite www.bmbf.wasserfluesse.de, veröffentlicht durch das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). Dort kann man Informationen abrufen etwa zur regionalen Verteilung von Niederschlägen und Verdunstung, Wassernutzungen durch Kraftwerke, Industrie und Haushalte sowie über Szenarien zur zukünftigen Wasserverfügbarkeit in Zeiten des Klimawandels. Zu finden sind auch die Wasserbilanzen für über 300 Landkreise Deutschlands. n Kühkopf-Info: Im früheren Hofgut Guntershausen in Hessens größtem Naturschutzge- mindern und sich den unvermeidbaren Klimaänderungen anzupassen. Diese Maßnahmen zusammen mit anderen umweltschützenden Aktivitäten werden jedoch das Klima auch beeinflussen. Die Aufgabe von Experten im Bereich Klimaschutz und Klimaanpassung ist es deshalb, die Klimaveränderungen und komplizierten Wechselwirkungen zu verstehen und aus diesem Verständnis, optimale Handlungsstrategien mit maximalen Effekten und minimalen Umweltschäden zu entwickeln und zu implementieren“, erläuterte Studiengangleiter Prof. Dr. Oleg Panferov. Ein sehr wichtiger Aspekt dabei sei, dass alle Maßnahmen eher als Kombination bzw. Ergänzung zueinander und nicht als Konkurrenzmaßnahmen geplant und implementiert werden und außerdem auch Konflikte mit z.B. Nahrungsproduktion minimiert werden sollen. Diese Aufgabe sei nur dann machbar, wenn damit beschäftigte Experten einen wirklich guten Überblick über klimatische, ökologische, ökonomische und soziale Aspekte der Klimaschutz- und Anpassungsproblemen und mögliche optimierte Lösungen haben. Diese Herausforderungen greife der neue Studiengang auf; er biete den Absolventen eine gute Grundlage für interessante Tätigkeitsfelder auf dem nationalen und internationalen Arbeitsmarkt. Das siebensemestrige naturwissenschaftlich-technische Studium umfasse die klimati- n Infrastruktur: Eine neue Online-Ausstellung des Bunds Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla) zeigt gelungene Planungs- und Entwurfsergebnisse, besondere Orte von Landschaftsarchitekten, in denen Infrastruktur Landschaft trifft. Denn Infrastrukturen sind allgegenwärtig und eine zentrale Gestaltungsaufgabe der Gesellschaft. Gut geplant und gebaut werden sie zu Wahrzeichen einer Region, zu einem Teil der Kulturlandschaft. Urbane Freiräume und Landschaften werden heute aber auch als eigenständige „grüne Infrastruktur“ betrachtet, entsprechend entwickelt und von der Bevölkerung in besonderer Weise wertgeschätzt (www.landschaftsarchitektur-heute.de).