Institut für Biochemie und Molekularbiologie VL Signaltransduktion Michael Altmann FS 2011 1 Vorlesung: Signaltransduktion Prinzipielle Möglichkeiten der interzellulären Signalübermittlung a) Kommunikation über interzelluläre Botenstoffe b) Kommunikation über Gap-Junctions c) Kommunikation über Oberflächenproteine Aus: Krauss S. 124 Endokrine, parakrine und autokrine Signalübertragung a) Endokrine Signalübertragung: das Hormon wird in dem spezialisierten endokrinen Gewebe gebildet, an den Extrazellulärraum abgegeben und über das Gefässsystem zu den Zielzellen transportiert. b) Parakrine Signalübertragung: das Hormon gelangt durch Diffussion zu den Zielzellen, die sich in enger räumlicher Nachbarschaft zur hormonproduzierenden Zelle befinden. c) Autokrine Signalübertragung: das Hormon wirkt auf den selben Zelltyp, in dem es gebildet wurde. Aus: Krauss S. 136 2 Signaltransduktion Komponenten der intrazellulären Signalübertragung (schematisches Beispiel) -Rezeptoren sind transmembränere Proteine, die eine Kommunikation zwischen Umgebung und das Zellinnere ermöglichen. Der Empfang eines extrazellulären Signals durch einen membranständigen Rezeptor aktiviert ihn für die weitere Signalleitung. Nach Bindung des Liganden/Hormons wird der Rezeptor aktiviert (Konformationsveränderung) und gibt das Signal an nachgeschaltete Effektorproteine E (E1 und E2 sind sog. Transduktoren) weiter. Die Signalleitung vom Rezeptor läuft vielfach membranassoziert ab. -An der Verknüpfung der Effektorproteine können auch Adaptorproteine beteiligt sein. Mit Hilfe des gebundenen Adapters wird eine katalytische Einheit aktiviert (E3), die durch Konversion von A in B einen signalamplifizierenden intrazellulärer Botenstoff (= „second messenger“) produziert, der wiederum ein cytoplasmatisches Enzym (E4), zB. eine Kinase aktiviert. 3 Signaltransduktion Membranständige Rezeptoren a) G-Protein gekoppelte Rezeptoren: Der Ligand bindet an die extrazelluläre Domäne eines Transmembranrezeptors, wodurch der Rezeptor für die Signalübertragung zur cytosolischen Seite aktiviert wird. Die cytosolische Domäne des Rezeptors aktiviert ein heterotrimeres G-Protein (alpha-Untereinheit), das wiederum ein Effektorprotein (meistens ein Enzym) aktiviert. Bsp: Adrenalin -Rezeptor b) Rezeptoren mit intrinsischer Kinaseaktivität: Der Ligand bindet an die extrazelluläre Seite eines Rezeptors, der im cytosolischen Teil eine intrinsische Kinaseaktivität hat. Die cytolischen Teile des Rezeptors werden autophosphoryliert, wodurch ein Effektorprotein binden kann. Dadurch kann dieser (oft durch die intrinsische Kinaseaktivität des Rezeptors phosphoryliert) weitere Proteine aktivieren. Bsp: Insulin -Rezeptor. c) Rezeptoren mit assozierter Kinaseaktivität: Der Ligand bindet an die extrazelluläre Seite des Rezeptors, der wiederum eine assozierte Kinase aktiviert. Dadurch wird der cytosolische Teil des Rezeptors phosphoryliert, wodurch wiederum Effektorproteine aktiviert werden. Bsp: Wachstumshormon-Rezeptor. Beim Typus b) und c) handelt es sich meistens um sog. Tyrosin -Kinasen, da Tyrosinreste (am OH-Rest der Seitenkette durch Veresterung mit Phosphat) phosphoryliert werden. Bei allen diesen Aktivierungstypen handelt es sich um Reaktionskaskaden, die über mehrere intrazelluläre Schritte weitergeleitet und amplifiziert werden. 4 Signaltransduktion Signalamplifikation bei der intrazellulären Weiterleitung Auf einen auslösenden Stimulus hin wird in der signalgebenden Zelle das Signal in Form eines chemischen Botenstoffes erzeugt. Der Botenstoff (first messenger)wird sekretiert und zur Zielzelle transportiert, wo das Signal in einer definierten biochemischen Reaktion umgesetzt wird, die die Produktion eines zweiten intrazellulären Botenstoffes (second messenger) auslöst. Als Beispiele für second messenger dienen cAMP oder InsP3. Diese aktivieren wiederum intrazelluläre Enzyme wie zB. Protein -Kinase A oder öffnen ligandengesteuerte Ca2+-Kanäle. Die daraus resultierenden zellulären Antworten manifestieren sich in Veränderungen • der Genexpression • des Stoffwechsels Nicht wiedergegeben sind Prozesse der Termination oder Regulation der Signalamplifizikation, die auf allen Stufen wirksam sein können. 5 Signaltransduktion Organisierte Kinasekaskaden - Ein gut untersuchter Signalübertragungsweg geschieht über sog. mitogen-aktivierte Proteinkinase-Kaskaden (MAPK-Kaskaden). Dabei sind mehrere Kinasen hintereinander geschaltet, die sich wiederum mit Hilfe eines Scaffold-Proteins in nächster Nähe befinden. - Die Kinasen-Kaskaden können sowohl durch aktivierte G-Proteine wie zB. Ras, Rho oder Cdc42 (kleine, monomere G-Proteine; siehe auch Tab 25.3 im L&P) wie auch durch Rezeptorkinasen (intrinsische oder assozierte) ausgelöst werden. - MAP-Kinasen sind in einer Vielfalt von wachstumsfördernden Bedingungen, aber auch bei Stressreaktionen involviert. 6 Das Prinzip der Signaltransduktion G-Proteine als molekulare Schalter - G-Proteine sind oft in Signaltransduktionsvorgängen hormoneller aber auch nicht-hormoneller Art involviert. Es gibt verschiedene Typen von G-Proteinen (heterotrimere Proteine, kleine G-Proteine, etc.). - G-Proteine sind in aktiver Form mit GTP, in inaktiver Form mit GDP beladen. Mit Hilfe einer GTPase (GAP) wird GTP zu GDP und Pi hydrolysiert. Zur Wiederaktivierung des G -Proteins wird mit Hilfe eines Guaninnukleotid-austauschenden Proteins (GNRP/GEF) GDP gegen GTP ausgetauscht. -> GAPs sind negative Effektoren, GNRPs sind positive Effektoren der G-Protein -Aktivität. 7 Das Prinzip der Signaltransduktion Heterotrimäre G-Proteine als Stimulatoren und als Inhibitoren - G-Proteine können sowohl in stimulierende wie auch hemmende Transduktionsreaktionen involviert sein, die entsprechenden Rezeptoren für entgegengesetzte Reaktionen können in der Membran ein- und derselben Zellart vorkommen (siehe Abb. 25.17 L & P). -Interessanterweise erfolgt die Informationsübertragung in beiden Fällen nach dem gleichen Muster. Durch die Interaktion des Effektors/Liganden mit dem Rezeptor wird dessen GEF-Aktivität induziert. GDP dissoziert ab und GTP wird dafür gebunden, der heterotrimäre Komplex zerfällt in alpha bzw. beta-gamma Untereinheiten. Je nach Rezeptor kann die aktivierte alpha-Untereinheit entweder die Adenylatcyclase aktivieren oder inhibieren. -Eine intrinsische GTPase-Aktivität der alpha-Untereinheit spaltet GTP zu GDP und anorganischem Phosphat, es bildet sich wieder der inaktive heterotrimäre Komplex. 8 Signaltransduktion: cAMP (Beispiel für einen „second messenger“) Aktivierung der Adenylatcyclase - Ein durch G-Proteine häufig beeinflusstes System ist das der Adenylatcyclase. Heterotrimäre G-Proteine aktivieren eine membranständige Adenylatcyclase, die unter Abspaltung von PPi ATP in cyclisches AMP verwandelt. cAMP ist der „2. Messenger“ (der „1. Messenger“ ist das Hormon, das den Rezeptor aktiviert), der die Signalreaktion amplifiziert. - Als (dämpfender) Gegenspieler der Adenylatcyclase dienen Phosphodiesterasen, die cAMP in offenes 5‘-AMP verwandeln und somit inaktivieren. 9 Signaltransduktion: cAMP (Beispiel für einen „second messenger“) Aktivierung der Proteinkinase A durch cAMP - cAMP bindet an die regulatorische Untereinheiten der Proteinkinase A, PKA abgekürzt. Somit trennen sich die katalytischen C-Einheiten vom inaktiven PKA-Komplex, die somit Substratproteine binden und phosphorylieren können. - Eine Vielzahl von metabolisch wichtigen Enzymen wird durch PKA-Phosphorylierung aktiviert oder inaktiviert. Als Beispiel dienen die im Glycogen-Stoffwechsel involvierten Gegenspieler -Schlüsselenzyme Glycogen-Phosphorylase (durch Phosphorylierung aktiviert) und Glycogen-Synthase (durch Phosphorylierung inaktiviert). 10 Retinol / Vitamin A Zyklus des Retinals Stäbchen aus der Retina Vitamin A, das wir mit der Nahrung in Form des Provitamins beta-Carotin oder als Retinol aufnehmen, kommt als 11-cis- bzw. all-trans-Retinal in den stäbchenförmigen Sinneszellen der Retina des Auges vor. Dort liegt es kovalent an das Protein Opsin gebunden vor. Beide zusammen bilden das Sehpigment Rhodopsin. -Bei Belichtung der Membran wird der Photorezeptor aktiviert (R*), es kommt zu einer Stereoisomerisierung des 11-cis- zur all-trans-Form des Retinals, das in einer Reaktionskette schliesslich vom Opsin abgespalten wird. -Die Regenerierung des Rhodopsins erfolgt durch eine enzymatische Isomerisierung der all-trans- zur cis-Form. Bei sehr starker Belichtung kann es zu einer Reduktion des Retinals zu Retinol kommen, das mit Hilfe einer NAD+-abhängigen Retinoldehydrogenase zum Retinal rückoxidiert wird. 11 Retinol / Vitamin A Reaktionskaskade bei der Reizübertragung in photosensiblen Zellen -Eine der zwischenaktiviererten R*-Formen ist für die Signalübermittlung verantwortlich. -Die R*-Form aktiviert das heterotrimäre G-Protein Transducin, das durch vorübergehende Ablösung der alpha -Untereinheit eine cGMP-abhängige Phosphodiesterase aktiviert, was zu einem Abfall der cGMP-Konzentration führt. -Der cGMP-Abfall führt zu einer Schliessung von Ionenkanälen, einem Abfall der intrazellulären Ca2+ -Konzentration und zu einer Hyperpolarisierung der Sehzelle. Dies hat wiederum zur Folge, dass weniger Glutamat an der Synapse zwischen Photorezeptorzelle und afferenten Neuronen der Retina freigesetzt wird, was als „Lichtsignal“interpretiert wird. -Weitere Funktionen von Vit-A-Derivate: Vitamin-A-Säure -Derivate, sog. Retinoide, können via Aktivierung spezifischer Transkriptionsfaktoren die Expression unterschiedlicher Gene beeinflussen. 12 Signaltransduktion: InsP3 (weiteres Beispiel für einen „second messenger“) Biosynthese und Spaltung von PIP2 - Hauptwirkung von Inositol-(1,4,5)-triphosphat (InsP3) ist die Erhöhung des intrazellulären Ca2+-Spiegels, das wiederum verschiedene Enzymaktivitäten beeinflusst. - Nach Aktivierung des Rezeptors durch den jeweiligen Liganden wird über ein heterotrimäres Protein (nicht in der Abb. gezeigt) eine Phospholipase C (PLC) aktiviert, die PIP2 zu Diacylglycerol (DAG) und InsP3 spaltet. InsP3 bindet an intramolekulare Ca2+-Kanäle, es kommt zur vorübergehenden Ca2+-Ausschüttung. 13 Signaltransduktion: InsP3 (Beispiel für einen „second messenger“) Wege zur Erhöhung und Erniedrigung der cytosolischen Ca2+-Konzentration -Der Einstrom von Ca2+ aus dem Extrazellulärraum oder aus Speicherorganellen in der Zelle erfolgt über Ca2+-Kanäle. In der Zelle ist InsP3 der Ligand, der an den Membranrezeptor bindet und somit das Ausströmen von Ca2+- ins Cytosol ermöglicht. Von aussen einströmendes Ca2+ (Ionenkanal durch weitere Liganden geöffnet) kann in der Zelle auch an den InsP3-Rezeptor binden und somit den Ca2+-Einstrom verstärken. - Das einströmende Ca2+ bindet zB. in Muskelzellen an Troponin oder in Nichtmuskelzellen an Calmodulin (CaM), das wiederum CaM-Kinasen aktiviert, die eine Vielzahl von Enzymen in ihrer Aktivität beeinflussen. Für den Rücktransport von Ca2+-Ionen sorgen ATP -abhängige Ca2+-Transporter. Krauss, S. 232 14 Signaltransduktion von Tyrosinkinase-Rezeptoren / Proteinkinase C Mechanismus der Aktivierung der Proteinkinase C durch Tyrosinkinase-Rezeptoren Die Aktivierung der Proteinkinase C (abgekürzt PKC; bestehend aus einer Familie von mindestens 12 Isoformen; spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation von Wachstum und Zelldifferenzierung) erfolgt über eine komplexe Reaktion von Membranlipiden und Kinasen (siehe Abb.). PKC wird durch DAG und Ca2+ aktiviert. Wieviele Kinasen sind in dieser Kaskade involviert? Was sind die jeweiligen Substrate der Kinasen? 15