Arzneimittel-Toxikologie Arzneimitteltoxikologie für Biochemiker Die Vorlesungsunterlagen wurden nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt, erheben aber nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Keine Gewähr für eventuelle Fehler! Dr. Gunter P. Eckert Pharmakologisches Institut für Naturwissenschaftler Universität Frankfurt [email protected] Stand: 12.06.07 Arzneimitteltoxikologie Definition: Toxikologie ist die Wissenschaft von den schädlichen bzw. unerwünschten Wirkungen chemischer Substanzen auf lebende Organismen, insbesondere auf den Menschen Arzneimittel sind Stoffe und Zubereitungen ..., die dazu bestimmt sind, durch Anwendung am oder im Körper ...Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder krankhafte Beschwerden zu heilen, zu lindern, zu verhüten oder zu erkennen, ... Arzneimitteltoxikologie Entwicklung eines Medikamentes Definition: Zulassung •national •europäisch Arzneimitteltoxikologie: o Präklinische Prüfung neuer Arzneistoffe auf Verträglichkeit im Tierversuch o Schädliche Nebenwirkungen / unerwünschte Wirkungen bei bestimmungsgemäßen Gebrauch o Folgen von Überdosierungen / Suizid Klinische Prüfung •Phasen I - IV Präklinische Prüfung •Arzneimittelpharmakologie •Arzneimitteltoxikologie Toxizität Akute Toxizität: spezifische Phänomene, die bald nach Verabreichung auftreten, üblicherweise nach Einzeldosis Chronische Toxizität: üblicherweise die Verabreichung multipler, nicht-letaler Dosen Latenzzeit: Verzögert Auftretende Wirkung Toxische Wirkung auf molekularer Ebene Hemmung der Proteinbiosynthese Hemmung der Nucleinsäuresynthese Hemmung des Energiestoffwechsels Störung der Homöostase Störung membranassoziierter Strukturen ¯Targets: z.B. Enzyme, Carrier, Rezeptoren 1 Toxische Wirkung auf molekularer Ebene Toxische Wirkung auf zellulärer Ebene Hemmung der Zellproliferation Praktisch alle Gifte zeigen ab einer bestimmten Konzentration eine Hemmwirkung auf Zellwachstum und Zellteilungsaktivität. Rückschlüsse auf Wirkmechanismus nicht unbedingt möglich Toxische Wirkung auf zellulärer Ebene Störung der Zellreifung/-differenzierung Besonders betroffen Gewebe mit hohem turn over und Stammzellen: ¯Knochenmark (Leukämie) ¯Blutzellen (z.B. Erythropenie, Agranulozytose, Thrombozytopenie) Beispiele: Methotrexat (Folsäureantagonist) beeinträchtigt Blutzellreifung, Phenothiazine (Neuroleptika) kann zur Agranulozytose führen, Antiphologistika (Entzündungshemmer) können zu Thrombozytopenien führen. Agranulocytose das Fehlen bestimmter weißer Blutzellen, der Granulocyten, die für die körpereigenen Abwehrvorgänge bedeutungsvoll sind; häufig ausgelöst durch Überempfindlichkeitsreaktion gegenüber Arzneimitteln Thrombozytopenien – Beruhen auf Störungen der Speicherfähigkeit der Thrombozyten ; können medikamenteninduziert sein. Zeichen: u.a. spontane Haut- oder Schleimhautblutungen Toxische Wirkung auf zellulärer Ebene Hemmung der Zelladhäsion oder Zellaggregation Mechanische und elektrische Kopplung der Zellen untereinander durch Proteine, die an der Plasmamembran verankert sind (Cadherine, Connexine, Integrine) oder im Cytosol (Mikrofilamente, Mikrotubuli) das Zytoskelett bilden. Wichtiger Faktor: Calciumionen! Bei Störungen gehen Zusammenhalt, die Polarität oder gar die Vitalität einzelner Zellen verloren 2 Toxische Wirkung auf zellulärer Ebene Thalidomit (Contergan®) Hemmung der Signalübertragung Gifte können auf vielen Stufen der Signalverarbeitung eingreifen und eine Blockade oder Verfälschung des Signals bewirken! Beispiele: Ouabain (Strophanthin) Ouabain (Pflanzengift, hemmt Na+/K+-ATPase) [Verwendung in Neurowiss.] Curare (Alkaloide [Tubocurarin, Toxiferin], blockiert Na+-Kanäle) [starke Affinität zu nAChRezeptoren, quartäre Gruppen blockieren die äußere Ach-Bindungsstelle am Kanal] Molekularer Mechanismus: Verminderung der Expression von Adhäsionsrezeptoren (z.B. Integrinen). Wichtig für Zell- Zell – Kontakte.Sehr geringe Toxizität Kritische Phase: 24-35 Tage nach Konzeption Nikotin (Tabak, Depolarisation vegetativer Synapsen durch Bindung an nikotinische Acetylcholin-Rezeptoren) Toxizitätsuntersuchungen Arzneimitteltoxikologie Arzneimitteltoxikologie: o Präklinische Prüfung neuer Arzneistoffe auf Verträglichkeit im Tierversuch o Schädliche Nebenwirkungen / unerwünschte Wirkungen bei bestimmungsgemäßen Gebrauch o Folgen von Überdosierungen / Suizid Akute und chronische Toxizität Endpunkte:Tod (z.B. LD50); Eintreten o. Ausbleiben einer gewissen Wirkung Tests auf akute Toxizität am Tier: 24 Stunden – 14 Tage Prüfung auf Unbedenklichkeit (NOAEL): lange Beobachtungszeiträume Gentoxizität (Mutagenität) In vitro Tests, Ergebnisse mit Unsicherheit behaftet. Reproduktionstoxizität Teratogenitätsstudien (teratogene Wirkungen nur in bestimmten Entwicklungperioden) Organtoxizität Besondere Empfindlichkeit spezialisierter Strukturen Toxizitätsuntersuchungen Akute Toxizitätsprüfung Akute und Chronische Toxizität Prüfung auf Akute Toxizität Subakute Toxizität Subchronische Toxizität Chronische Toxizität Dosis einmal mehrfach mehrfach mehrfach Dauer Beispiel 24h-14d LD50-Test <1m < 10% LE NOEL < 10% LE Endpunkt Tod Organschäden Neoplasien* *Neubildung von Gewebe nicht identisch mit LD50 - geht viel weiter aus der sorgfältigen Prüfung der akuten Toxizität lassen sich folgende Informationen erhalten: ¯Vergiftungssymptome ¯Zeitverlauf (Beginn, Abklingen, Reversibilität, verzögerter Verlauf) ¯Dosis-Wirkungsbeziehung ¯geschlechtsspezifische Unterschiede ¯betroffene Organe, Gewebe, Funktion ¯Wirkungsweise ¯höchste nicht toxische (NOAEL), niedrigste toxische Dosis ¯mittlere tödliche Dosis (LD50) 3 Akute Toxizitätsprüfung Acute Toxic Class-Test Akute Toxizitätsprüfung Einmaldosis, zumeist Nager Wahl des Applikationsweges - Exposition des Menschen Je nach behördlicher Anforderung ¯Dosierungen, die zu deutlichen klinischen Schädigungen ohne Tod führen ¯für Einstufung von Chemikalien und Pflanzenschutzmitteln LD50: Dosis im letalen Bereich (mg/kg KG) dient der Einteilung in Giftklassen: <25 sehr giftig 25-200 giftig 200-2000 mindergiftig >2000 nicht giftig Klassifizierung chemischer Stoffe in die Giftklassen der EU mit verminderter Tierzahl (Ersatz für LD50) Vorteil: 25 Tiere auf 7,5 Tiere im Mittel reduziert Einstufung mittels ATC vs. LD50-Methode: 88% Übereinstimmung international validiert und von OECD akzeptiert Weitere Toxizitätsprüfungen wiederholte tägliche Applikation Reproduktions- und Embryotoxizität Reproduktionstoxizität: Prüfung auf subakute Toxizität (28-Tage-Test) Schädigung des Reproduktionsvorganges, Prüfung auf subchronische Toxizität (90-TageTest) → NOAEL, Kumulation die die Libido (Verpaarungsverhalten), den Ovulationszyklus, die Gonadenfunktion und die Fertilität (Nachkommenschaft) umfasst (Generationsstudien) und im weiteren Sinn auch die Embryonal- und Prüfung auf chronische Toxizität (Langzeitversuch) - Kanzerogenitätsstudien Fetalphase und die peri- und postnatale Entwicklung umfasst (Embryotoxizität, Teratogenität (Mißbildungen), Mutagenität) Toxizitätsuntersuchungen Reproduktionstoxizität http://www.med.uni-magdeburg.de/fme/zkh/mz/projekte/medikamente_und_schwangerschaft.pdf 4 Thalidomit (Contergan®) Reproduktions- und Embryotoxizität Teratogenität: die Eigenschaft eines Stoffes, die während der Entwicklung des Keimes von der befruchteten Eizelle zum Embryo zu Störungen führen kann (v.a. Embryotoxizitätsstudie) Embryotoxizität: Schädigung des Embryos während der Organogenese (Absterben, Organdysfunktion, Mißbildung) Fetotoxizität: Schädigende Wirkung auf den Fetus (ab 12. Woche) nach Abschluß der Organogenese Mechanismen und Variabilität der Medikamentenwirkung Arzneimitteltoxikologie Arzneimitteltoxikologie: Pharmakokinetik o Präklinische Prüfung neuer Arzneistoffe auf Verträglichkeit im Tierversuch o Schädliche Nebenwirkungen / unerwünschte Wirkungen bei bestimmungsgemäßen Gebrauch o Molekularer Mechanismus: Verminderung der Expression von Adhäsionsrezeptoren (z.B. Integrinen). Wichtig für Zell- Zell – Kontakte.Sehr geringe Toxizität Kritische Phase: 24-35 Tage nach Konzeption Resorption Biotransformation Speicherung Verteilung Ausscheidung Pharmakodynamik Wirkort Folgen von Überdosierungen / Suizid Wirksamkeit Toxikokinetik Resorption Resorption Aufnahme (Resorption) oral, inhalativ, dermal Verteilung (Distribution) Durchdringen der Deckgewebe von Darm, Lunge, Haut Wirkort Speicherung Bindung Elimination Biotransformation Ausscheidung (Exkretion) Toxische Wirkung Lipophilie passiv Resorption durch: Ingestion (Mund und Magen-Darm-Trakt) Inhalation (Lunge) Perkutane Resorption (Haut) Resorptionsgeschwindigkeit abhängig von: Aggregatzustand Dispersionsgrad Löslichkeit Oberfläche Ionisationsgrad Nahrungseinnahme 5 Toxikokinetik Verteilung Verteilung Aufnahme (Resorption) Durchblutung Verteilung (Distribution) Wirkort Speicherung Bindung Kapillartypen Elimination Biotransformation Ausscheidung (Exkretion) Toxikokinetik Verteilung (Distribution)/Speicherung und Bindung Bindung/Speicherung Aufnahme (Resorption) Plasmaproteine Verteilung (Distribution) Speicherung Bindung Wirkort Gewebe Schutzbarrieren Stoff: Frei in Blut, Plasma oder Lymphe Blut-Hirn-Schranke oder Blut-Hoden-Schranke Gebunden in Blut, Plasma oder Lymphe Bindung an Plasmaproteine oder Anreicherung in lipophilen Phasen (Lipoproteine) Elimination Biotransformation Ausscheidung (Exkretion) Toxikokinetik Biotransformation Elimination Aufnahme (Resorption) Verteilung (Distribution) Speicherung Bindung Elimination BiotransBiotransformation Ausscheidung (Exkretion) Wirkort Verminderung der Lipidlöslichkeit zur Verbesserung der Ausscheidung 2 Phasen der Biotransformation Biotransformation: Metabolische Umwandlung von Xenobiotika (Fremdstoffe) vorwiegend: Leber! (hepatische Elimination) daneben: Darmmukosa, Niere, Lunge, Haut, Plasma Exkretion: renal, biliär 6 Toxikokinetik Biotransformation Phase I Elimination von Fremdstoffen durch Stoffwechsel Oxidation durch Monooxygenasen Funktionalisierung: Glucuronsäure, Schwefelsäure, Carbonsäuren, Aminosäuren, Glutathion Metabolit Metabolit Oxidation, Hydrolyse, Reduktion Fremdstoff Phase I Monooxygenasen: Gruppe von Enzymen Cytochrom P450 Superfamilie molekularer Sauerstoff: Konjugation mit: ¯ ein Sauerstoffatom auf Substrat (Oxidation) ¯ ein Sauerstoffatom → H2O (Reduktion) ¯ mischfunktionelle Oxygenase (ER-Membran) Phase II NADPH + H+ NADP+ Polarität O=O ROCH3 H 2O (ROCH2OH) Toxikokinetik Bedeutung von CYP450 Polymorphismen Elimination Aufnahme (Resorption) Polymorphisem der CYP-Enzyme funktionell bedeutsam, wenn mind. 30% der Dosis eines Medikaments durch dieses Enzym metabolisiert werden. Verteilung (Distribution) Bei Prodrugs: Wenn ein Anteil von 3-20% der Dosis, die durch ein CYP450-Enzym gebildet wird von therapeutischer Relevanz ist. Wirkort Speicherung Bindung Elimination Biotransformation Ausscheidung (Exkretion) Elimination durch Exkretion Niere (→ Harn) - renale Exkretion Galle (Leber-Galle-Darm → Fäzes) biliäre Exkretion Lunge (→ Atemluft) Mund - Speicheldrüsen → Speichel Brust - Milchdrüsen → Milch Haut - Schweißdrüsen → Schweiß, Haare ROH + HCHO Bilanz der Oxidation, am Beispiel der O-Demethylierung Verminderung der Lipidlöslichkeit zur Verbesserung der Ausscheidung 2 Phasen der Biotransformation Exkretion: renal, biliär Biotransformation First-Pass-Metabolismus: Sonderfall der hepatischen Elimination 7 Toxikodynamik Dosis - Wirkungskurven Toxikologische Kenngrößen EDx (effektive Dosis) bzw. ECx (effektive Konz.) ED50 (effektive Dosis für 50% Wirkung) LDx (letale Dosis) bzw. LCx (letale Konz.) LD50: Einzeldosis, bei der ein Absterben von 50% der Versuchstiere erwartet wird Dosis: z.B mg/kg Körpergewicht LDL0: Letale Dosis low: niedrigste publizierte Dosis, die zum Tod eines Versuchstieres führte Therapeutische Breite LD50 / ED 50 ¾Im Beispiel gering ¾Pharmakon zur Tumorbehandlung? Atemluft Wirkung (%) Konzentration: z.B.mg/l Therapeutischer Index (TI) ¾LD5/ED95 ¾Bessere Abschätzung der Sicherheit ¾TI bei modernen Arzneistoffen > 1000 Für Arzneistoffe wichtiger: Beziehung zw. Dosis und Auftreten erheblicher unerwünschter Wirkungen Zahl unerwünschter Wirkungen bei therapeutischer Dosis ¾Häufig bei 1% für leichte UAW ¾Ermittlung in Phase III und IV ICx (Hemmkonzentration) Subklassifizierung von Patienten hinsichtlich der Medikamentenwirkung Mechanismen Pharmakogenetischer Phänomene Genetic profile for toxicity with usual dose of drug X Mutationen in Genen, die die Synthese arzneistoffab-bauender Enzyme regulieren A B Treat with lower dose of drug X or alternative drug C Genetic profile for favorable response to drugs X and Y Genetic profile for favorable response to drugs Z and [ Mechanismen Pharmakogenetischer Phänomene Beispiel CYP450 2D6 Polymorphismus Mutationen in Genen, die die Synthese arzneistoffab-bauender Enzyme regulieren Beispiele Enzym CYP 2A6 (Cytochorm P450) CYP 2D6 (Cytochorm P450) ADH 2 (Alkoholdehydrogenase) ALDH 2 (Aldehyddehydrogenase) GST (Glutathiontransferase) NAT II (N-Acetyl-Transferease) TPMT (Thiopurin-S-Methyl-Transf.) Häufigkeit 1-2 % 5-10 % 5-20 % in Asien bis 50% 30-60 % ca. 50% 0,3 % Genduplikation 8 Beispiel N-Acetyltransferase-II-Polymorphismus Arzneimitteltoxikologie Spezieller Teil - Fallbeispiele: •Schnell- und Langsam-Acetylierer •In Europa ca. 50 % Langsam-Acetylierer •Chinesen, Japaner und Eskimos 90 % Schnell-Acetylierer Paracetamol Appetitzügler •25 beschriebene Mutationen Herzglykoside •Wichtig für Nebenwirkungen Parasympatholytika •Beispiele für Substrate Isoniazid ( Antituberkulotikum) , Hydralazin (Vasodilator, Herzmittel), Procainamid (Lokalanesthtikum), Sulfamerazin (Antibiotikum) Barbiturate / Benzodiazepine Beispiel: Paracetamol Indikationen: ¾Schmerzzustände ¾Fieber Colchizin BoTox Beispiel: Benzodiazepine LD: 8-15 g Beispiel: Parasympatholytika (Alkaloide) Indikation: Hemmung der Drüsensekretion ¾Prämedikation vor Inhalationsnarkose Indikationen: ¾Sedation ¾Muskelrelaxation Beispiel: BoTox Indikationen: ¾Sedation ¾Muskelrelaxation Erschlaffung glatter Muskulatur ¾Mydriatika Beschleunigung der Herzaktion ¾Vermeidung von reflektorischem Herzstillstand LD: 10-20 mg/kg KG 9 Beispiel: Herzglykoside Beispiel: Colchizin Indikation: chron. Herzinsuffizienz & Vorhof-Flimmern Indikationen: ¾ aktuter Gichtanfall Gicht Beispiel: Mutterkornalkaloide Literatur Toxikologie Indikationen: ¾ Migräne ¾Hemmung von Nachgeburtsblutungen ¾Druchblutungsstörungen – Eine Einführung für Chemiker, Biologen und Pharmazeuten ¯Dekant/Vamvakas Spektrum Verlag, 2. Auflage, 2005 Lehrbuch der Toxikologie ¯Markquardt/Schäfer Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2. Auflage, 2004 Allg. und spezielle Pharmakologie und Toxikologie ¯Aktoris/Förstermann/Hofmann/Starke Urban & Fischer, 9. Auflage, 2005 der Toxikologie Taschenatlas ¯Reichl Thieme Verlag, 2. Auflage, 2002 der Pharmakologie Taschenatlas ¯Lüllmann/Mohr/Hein Thieme Verlag, 5. Auflage, 2004 Referat 10 Alkohol Organschäden werden bei Männern bei regelmäßigem Genuß von ca. 80g EtOH pro Tag (1,5 l Bier oder 0,6 l Wein) Bei Frauen liegt die Grenze bei 60g EtOH pro Tag Teratogen ! > 2000 Mißgebildete Kinder / a (Contagan: 2000 insgesamt!) Beteiligung bei tödlichen Autounfällen (50%) und Suizid (30%) Alkohol Häufigste Suchtmittel: EtOH Bier (50g/l), Wein (120g/l), Schnaps (400-600 g/l) Resorption: fast zu 100% im GIT Verteilung: in alle Körpergewebe, ~ prozentualer Wassergehalt Elimination: 90% metabolisiert (Leber und GIT) im Zytoplasma: Dehydrogenasen: EtOH→ Acetaldehyd → Acetat (NAD+ als Kofaktor); sättigbar, geringe EtOH-Spiegel: lineare Kinetik (0. Ordnung) im ER der Hepatozyten: mikrosomales Ethanol oxidierendes System (MEOS): EtOH→ Acetaldehyd → Acetat (NADPH, O2); nicht absättigbar, hohe EtOH-Spiegel: Kinetik 1. Ordnung Alkohol Alkohol Alkohol Alkohol Toxizität Veränderung der Membranviskosität und Ionenpermeabilität (GABAA-Rezeptor) zunächst hemmende Neurone stärker gehemmt, dann aktivierende akut: v.a. ZNS ¯ Euphorie, Rausch → Dämpfung, Koordinationsstörungen ¯ bei sehr hohen Konzentrationen: Schlaf, Koma → Atemstörungen chronisch: ¯ internistisch: Leberzirrhose, Kardiomyopathie, Gastritis, Zungen- und Ösophagus-Karzinom ¯ neurologisch: periphere Neuropathie, Muskelatrophie und Myopathie, Enzephalopathie, dementielle Syndrome ADH alkohol dehydrogenase Sättigbar > Kinetik 0. Ordnung (Polizeikontrolle) MOES mikrosomales ethanol oxidierendes System Bei chronischem Alkoholkonsum aktivierbar (Kinketik 1. Ordnung) EtOH als Teratogen: Alkohol-Embryopathie → Mikroenzephalie des Kindes 11 Alkohol Toxizität Alkohol Toxizität akut: v.a. ZNS ¯Euphorie, Rausch → Dämpfung, Koordinationsstörungen ¯bei sehr hohen Konzentrationen: Schlaf, Koma → Atemstörungen Alkohol Toxizität chronisch: ¯internistisch: Leberzirrhose, Kardiomyopathie, Gastritis, Zungen- und Ösophagus-Karzinom ¯neurologisch: periphere Neuropathie, Muskelatrophie und Myopathie, Enzephalopathie, dementielle Syndrome Alkohol Toxizität GPT Glutamat-Pyruvat-Transaminase GT Glutamyl-Transpeptidase MCV mittlerer corpuskuläre Vlumen CDT Carbohydrate Deficient Transferrin Clomethiazol: Anxiolytisch, sedierend Chlorpothixen: Neuroleptikum Alkohol Toxizität Methanol 12