Biologics Prof. Dr. Thomas Kamradt Sie erinnern sich möglicherweise noch an die Zeitungsschlagzeilen aus dem Frühjahr 2006: In London war die Phase I Studie einer deutschen Biotech Firma mit einem monoklonalen Antikörper, der gegen Rheuma und multiple Sklerose eingesetzt werden sollte, dramatisch fehlgeschlagen. Die Probanden mussten teils wochenlang intensivmedizinisch betreut werden. Was war geschehen? Was war schiefgelaufen? Hätte man die Ereignisse vorhersehen oder gar verhindern können? Therapeutisch einzusetzende monoklonale Antikörper, wie der in London getestete, gehören zur Gruppe der sogenannten „biologics“. Im WPS „Biologics“ werden wir untersuchen, wie biologics entwickelt werden, welche unterschiedlichen Substanzklassen es gibt und welche Chancen und Risiken sie bieten. Wir werden die Entwicklung des in die Schlagzeilen geratenen Antikörpers nachvollziehen und Sie werden beurteilen, ob Sie die Phase I Studie durchgeführt hätten, oder nicht. Diabetes mellitus Typ 1 Dr. rer. nat. Sebastian Drube Der Diabetes mellitus Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung bei der es zu einer TZellvermittelten Zerstörung der β-Zellen des Pankreas kommt. Dadurch kommt es zu einem allmählichen Versiegen der Insulinproduktion. Um die weitreichenden Folgen dieser Erkrankung zu verstehen, sollen zunächst kurz die hormonelle Regulation der Blutglucosekonzentration und die molekularbiologischen Grundlagen der Insulinwirkung auf die verschiedenen Organe besprochen werden. Anschließend sollen die immunologischen Ursachen dieser Erkrankung ausführlich besprochen und geeignete Therapieansätze aufgezeigt werden. Gene, Mikroben und Umweltfaktoren in der Pathogenese von Autoimmunität und Allergie Prof. Dr. Thomas Kamradt Viele, aber nicht alle, Autoimmunkrankheiten treten heute häufiger auf als noch vor 50 Jahren. Die Häufigkeit allergischer Erkrankungen hat ebenfalls drastisch zugenommen. Für Autoimmunität und Allergie gibt es jeweils klare genetische Suszeptibilitätsfaktoren - deren Häufigkeit in der Bevölkerung ändert sich allerdings nicht innerhalb weniger Generationen. Welche Umweltfaktoren spielen also bei der Pathogenese von Autoimmunkrankheiten und Allergien eine Rolle. Vor ca. 25 Jahren wurde die sogenannte Hygienehypothese populär, die etwas vereinfacht aussagt, dass ein Mangel an Infektionen im Kindesalter zur Häufung von Allergien beiträgt. Aber stimmt das? Ist das alles? Neuere Erkenntnisse zeigen ein komplexes Zusammenspiel genetischer Faktoren mit bestimmten Infektionen - nicht unbedingt Infektionskrankheiten! - bei der Pathogenese von Autoimmunkrankheiten. Dabei scheint es sowohl protektive als auch pathogene Immunantworten auf Mikroben zu geben. Aus solchen Erkenntnissen könnten sich eines Tages möglicherweise sogar therapeutische Strategien ableiten lassen. Nach der Teilnahme an diesem Seminar sollen Sie: • die epidemiologischen Zusammenhänge zwischen Infektion und Autoimmunität/Allergie kennen. • die derzeit vermuteten immunologischen Mechanismen kennen, die bewirken, dass eine Infektion protektive oder pathogene Konsequenzen hinsichtlich der späteren Ausbildung von Autoimmunität/Allergie hat. 1 Die untersuchten Zusammenhänge sind derzeit noch längst nicht vollständig verstanden, die vorgestellten Konzepte und Arbeiten sind cutting edge, nichts von dem, was in diesem Seminar besprochen werden wird, ist KLAUSURRELEVANT. Immundefekte Dipl.-Biochem. Franziska Weber Derzeit geht man davon aus, dass unter 1000 Menschen 1-2 mit einem gestörten Immunsystem zu finden sind. Die angeborene Störung des Immunsystems ist unter dem Begriff „Primärer Immundefekt (PID)“ bekannt und ist die Folge einer gestörten Differenzierung oder Aktivierung von Komponenten des Immunsystems. Davon unterscheiden sich die sogenannten erworbenen (sekundären) Immundefekte, welche als Folge von Infektionen, malignen Erkrankungen oder auch behandlungsbedingt auftreten können. Ziel dieses Seminars ist, Warnsignale, Ursachen sowie Therapieansätze kennenzulernen. Nur bei rechtzeitiger Diagnose eines Immundefektes können irreversible Langzeitschäden verhindert werden. Immunologie der Sepsis Dr. med. Katharina Ferrari-Kühne Kann eine Infektion vom Organismus nicht auf ihren Ursprungsort begrenzt werden, können die Reaktionen des Immunsystems auf pathogene Keime und ihre Produkte in kürzester Zeit zur Entstehung einer Sepsis führen. Dabei kommt es zur systemischen Aktivierung immunkompetenter Zellen und zur Ausschüttung von pro-, aber auch anti-inflammatorischen Entzündungsmediatoren. Im Seminar werden die den Wechselwirkungen von Immunsystem und infektiösem Stimulus zugrunde liegenden Mechanismen erläutert. Des Weiteren werden diagnostische und therapeutische Optionen dargestellt und diskutiert. Immune Regulation in Health and Disease Dr. rer. nat. Upasana Kulkarni An effective immune response is critical for defense against various pathogens. However, excessive and/or unwanted immune responses can also lead to pathological conditions like autoimmune diseases, allergies etc. The immune system has developed certain regulatory mechanisms in order to induce tolerance towards self-antigens as well as to suppress the undesirable immune responses. During the past two decades increasing amount of evidence is mounting towards the various mechanisms developed by immune system to control its own mode of action. In WPS ‘Immune regulation in health and disease’ we will examine the immune regulatory cells of lymphoid and myeloid lineages that play important role in maintenance of immune homeostasis. Immune Response in Sepsis Dr. rer. nat. Upasana Kulkarni Sepsis is a complex disease involving poly(microbial) infection and a frequent cause of mortality in most intensive care units (ICUs). The balance between pro- and antiinflammatory immune responses is critical in determining the fate of an individual in this disease. In WPS ‘Immune response in sepsis’ we will look in depth at how various immune cells of the innate and adaptive immune system are affected by this life-threatening disease and the current immunotherapies being developed to combat the immune defects observed in sepsis. 2 Komplement und Immundefekte Prof. Dr. Peter Zipfel Die angeborene Immunität ist ein zentrales Element des Immunsystems und ist für die Aufrechterhaltung der zellulären Homöostase zur Abwehr von infektiösen Erregern verantwortlich. Eine Deregulation dieser Abwehr und protektiven Immunsystem resultiert in Erkrankungen. Diese können durch pathogene Erreger ausgelöst werden, welche die Reaktion dieses speziellen Immunsystems unterbrechen oder deregulieren und so zur Etablierung einer Infektion beitragen. Genetische Veränderungen in einzelnen Komponenten dieses Immunsystems, sowie Autoantikörper, welche gegen zentrale Komponenten gerichtet sind, können die Immunbalance dahin gehend verändern, dass sie Krankheiten verursachen, wie z.B. C3 Glomerulopathie, Atpyisches Hämolytisch Urämisches Syndrom, sowie Altersabhängige Makuladegeneration im Auge. In der Vorlesung wird am Beispiel des Komplementsystems gezeigt, welches den zentralen Teil der angeborenen Immunität darstellt, wie infektiöse Erreger dieses Abwehrsystem des Wirtes unterwandern und so eine Infektion verursachen. Im zweiten Teil wird besprochen wie genetische Veränderungen in einzelnen Komplementkomponenten und Regulatoren bzw. auch wie Autoantikörper, welche gegen dieselben Komponenten gerichtet, sind zur Erkrankung in spezifischen Organen führen. Im Ausblick wird diskutiert wie diese Kenntnisse für eine gerichtete Therapie bei den Erkrankungen zum Wohle der Patienten genutzt werden kann. Ko-stimulation/Ko-inhibition Dr. rer. nat. Sebastian Drube In vielen immunologischen Büchern, Veröffentlichungen und auch Vorlesungen ist oft von Kostimulation / Ko-inhibition die Rede, ohne näher auf deren Wirkungsweise und biologische Funktion einzugehen. Um zu verstehen, über welche Mechanismen ko-stimulatorische / koinhibitorische- Signale vermittelt werden, sollen zunächst die grundlegenden Prinzipien (Wechselwirkung zwischen T-Zell-Rezeptor-Komplex und MHC/Peptidkomplex) der T-Zell Aktivierung behandelt werden. Schwerpunkt dieses Wahlpflichtseminars ist es, anhand einiger ausgewählter Beispiele (CD28, CTLA-4, PD-1 und ICOS) die Wirkungsweise und die Auswirkungen der Ko-stimulation / Ko-inhibition insbesondere auf T-Zellen näher zu erläutern. Weiterhin soll anhand einiger Krankheitsbilder wie Transplantatabstoßung, Autoimmun-, Krebs und Infektionserkrankungen, erläutert werden, wie solche Erkrankungen mit Hilfe gezielter Beeinflussung von ko-stimulatorischen / ko-inhibitorischen Signalen behandelt werden können. Psychoneuroimmunologie Prof. Dr. Thomas Kamradt Haben psychische Prozesse einen Einfluss auf das Immunsystem? Können sie möglicherweise zu Fehlfunktionen des Immunsystems führen? Und wie könnte man das herausfinden? Wie beeinflussen Nervensystem und Immunsystem sich gegenseitig? Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen z.B. Schmerz und Entzündung? Warum sind Patienten nach Schlaganfall oder Hirntrauma besonders infektionsgefährdet? Diesen Fragen gehen wir im WPS Psychoneuroimmunologie nach. Reproduktionsimmunologie Prof. Dr. Udo Markert Die Reproduktion stellt ein einzigartiges immunologisches Phänomen dar: Die zwei genetisch unterschiedlichen Individuen Mutter und Kind leben in engster Symbiose, ohne das gegenseitige Abstoßungsreaktionen auftreten. Gleichzeitig ist die Funktionsfähigkeit des Immunsystems weitgehend unbeeinträchtigt. Überraschenderweise sind in der Placenta die Natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) am stärksten vertreten, die im übrigen Organismus ein besonders hohes zytotoxisches Potential haben – und ihr Fehlen im „Knockout“-Mausmodell 3 ruft sogar Unfruchtbarkeit hervor. Gleichzeitig invadieren fetale Zellen (Trophoblastzellen) ähnlich einem Tumor in die mütterliche Decidua und treten sogar mit den NK-Zellen in direkten Kontakt. In diesem Seminar soll gezeigt werden, dass die Regeln der Immunologie in der Schwangerschaft neu interpretiert werden müssen, und dass zahlreiche Pathologien (z.B. Tumoren oder Parasiten) die speziellen immunologischen Mechanismen der Schwangerschaft zu ihren Gunsten kopieren. Signaltransduktion immunologisch relevanter Rezeptoren Dr. rer. nat. Sebastian Drube Zellen benötigen, um mit ihrer Umgebung in Kontakt treten zu können, Rezeptoren, mit denen sie auf bestimmt Umwelteinflüsse reagieren können. Die Signaltransduktion spielt dabei eine entscheidende Rolle. Dazu werden verschiedene Signalkaskaden ausgelöst, die letztendlich das Einschalten verschiedener Gene zur Folge haben. Auch bei Immunzellen (z.B.: B-Zellen und T-Zellen) sind solche Signalkaskaden für die Vermittlung von bestimmten Signalen von essentieller Bedeutung. So führt zum Beispiel die Wechselwirkung des Peptid/MHC-Komplexes (der Antigenpräsentierenden Zellen) mit dem T-Zell-RezeptorKomplex zur Aktivierung der T-Zelle. Des Weiteren spielt bei verschiedenen Erkrankungen (z.B.: Krebs) die Fehlregulationen (z.B.: ausgelöst durch Überexpression und Mutationen von bestimmten Signaltransduktionsproteinen) von solchen Signaltransduktionsprozessen eine wichtige Rolle. Um ein Verständnis dafür zu bekommen, wie solche Erkrankungen durch Fehlregulationen von Signaltransduktionswegen ausgelöst werden, ist ein grundlegendes Wissen über die verschiedenen Signaltransduktionsprozesse essentiell. Aus diesem Grund soll den Studenten zunächst aufgezeigt werden, wie verschiedene Signaltransduktionswege durch die Stimulation von bestimmten Rezeptoren (u.a. T-Zell-Rezeptor; B-Zell-rezeptor und Interleukin- Rezeptoren) vermittelt werden können. Der zweite Teil dieses Seminar beschäftigt sich dann mit verschiedenen Erkrankungen die durch solche Fehlregulationen ausgelöst werden können. Aufbauend auf diesem Wissen soll im Anschluss das Wirkprinzip bereits bestehender Therapiemöglichkeiten näher erläutert werden. Tumorimmunologie Dipl.-Biol. Christiane Göpfert In diesem Seminar werden verschiedene Aspekte der Tumorgenese und die bereits erworbenen Kenntnisse bezüglich der Immunantwort gegen Tumore vertieft. Strategien, die maligne entartete Zellen entwickeln, um einer effektiven Immunantwort zu entgehen (´immune escape´) sollen aufgezeigt werden. Des Weiteren werden bisherige „immunologische“ Ansätze zur Tumortherapie vorgestellt und deren Erfolgsaussichten diskutiert. 4