Eigenschaften embryonaler und adulter Stammzellen Schülerbuch Seite 99 A1 Erläutern Sie, auf welche Stammzellen sich §8 Basiskonzepte Dieses Thema ist wesentlicher Bestandteil des Basiskonzepts Reproduktion [FW 6.1]. Das Thema bietet verschiedene Ansatzpunkte, Kompetenzen aus dem Bereich Bewertung zu entwickeln. Hinweis Stammzellen werden auch in Natura 9/10 (Klett Nr. 045780) und dem zugehörigen Lehrerband (Klett Nr. 045789) thematisiert. des Embryonenschutzgesetzes bezieht. [KK 1, AFB II] – Paragraph 8 des Embryonenschutzgesetzes bezieht sich sowohl auf embryonale als auch auf adulte Stammzellen: Die Keimbahnzellen gehen auf Stammzellen zurück, deren Vorläufer die pluripotenten Zellen der Blastocyste (embryonale Stammzellen) sind. Diese wiederum gehen auf die Zygote, ebenfalls eine embryonale, jedoch totipotente Stammzelle, zurück. Alle genannten Zellen sind laut Gesetz vor Veränderungen geschützt. A2 Fassen Sie die Vorteile der Verwendung von induzierten pluripotenten Stammzellen gegenüber der von embryonalen Stammzellen zusammen. [EG 4.4, KK 1, KK 2, AFB II] – Vorteil aus ethischer Sicht: Keine Verwendung von Embryonen, damit wird die Verwendung von Stammzellen auch bei Anwendung des Embryonenschutzgesetzes möglich. Vorteil aus immunologischer Sicht: Induzierte Stammzellen stammen vom Erkrankten selbst und lösen daher keine Abstoßungsreaktion aus. Arbeitsblatt Seite 119 A1 Die pluripotente Stammzelle erzeugt durch Teilung entweder weitere pluripotente Stammzellen oder determinierte Vorläuferzellen. Sie durchlaufen nur eine begrenzte Anzahl von Zellteilungen, bevor sie sich differenzieren und reife Blutzellen bilden. Es entstehen zwei Linien, wovon Typ 1 letztlich verschiedene Zelltypen des Immunsystems und Typ 2 überwiegend die Blutzellen bildet. Die zunehmende Spezialisierung erfordert die Ausbildung besonderer Eiweiße. Damit könnte auf molekularer Ebene verbunden sein, dass Vorläuferzelle Signal Meisterkontrollgen andere muskelspezifische Gene Determination: – Expression von MyoD mRNA MyoD-Protein (Transkriptionsfaktor) mRNA Differenzierung: – Expression anderer muskelspezifischer Gene – Inhibition des Zellzyklus – Verschmelzung von Myoblastenbündeln voll ausdifferenzierte Muskelzelle 118 Genetik MyoD mRNA mRNA mRNA Myosin und andere Muskelproteine anderer Transkriptionsfaktor aktives Gen inaktives Gen bestimmte Gene eingeschaltet werden und damit der Zugang zu anderen Entwicklungswegen ausgeschaltet wird. [EG 4.4, EG 4.5, KK 1, KK 3, AFB II] A2 Stamm- und Stromazellen halten offensichtlich über Eiweiße und ihre Liganden Kontakt zueinander. Solange dieser Kontakt besteht, bleibt die Stammzelle eine Stammzelle. Bei einer Zellteilung behält die eine Tochterzelle den Kontakt mit der Stromazelle, die zweite differenziert sich. Mutationen in den Genen, welche die Kontakteiweiße codieren, könnten in die Signalwege und die entsprechenden Genregulationen eingreifen. [EG 4.4, EG 4.5, KK 1, KK 3, KK 4, AFB III] A3 Die Fähigkeit zur Selbsterneuerung verleiht den Stammzellen eine unbegrenzte „Lebensdauer“ und erhält ihr Vermehrungspotenzial. Durch die nachfolgende Kaskade über Vorläuferzellen könnte eine einzige transplantierte Stammzelle rein theoretisch das gesamte Blutsystem eines Menschen auf Lebenszeit wiederherstellen. [EG 4.5, KK 4, AFB III] Medienhinweise http://www.bats.ch/bats/biosicherheit/stammzellen.php http://www.infochembio.ethz.ch/links/cellbio_ stammzellen.html http://www.wissenschaft-online.de/artikel/861860 (pluripotente Stammzellen aus Fruchtwasser und Plazenta gewonnen) http://www.wissenschaft-online.de/artikel/611231 (Dosier Klon- und Stammzellforschung) http://www.bio-pro.de (Schlagwort „Stammzellen“) Informationen und Unterrichtsmaterial über eine Stammzellspende können angefordert werden unter: http://www.dkms.de Zelldifferenzierung Erhalten embryonale Vorläuferzellen bestimmte Signale von anderen Zellen, wird ein spezifisches Gen aktiviert und die Zelle produziert ein Protein. In Muskelzellen ist das z. B. MyoD. Dies ist ein Transkriptionsfaktor, d. h. durch ihn werden weitere Gene „angeschaltet“, die z. B. bewirken, dass Myosin und andere Muskelproteine aufgebaut werden. MyoD bewirkt aber auch, dass Gene aktiviert werden, die den Zellzyklus blockieren, d. h. dass eine derart spezialisierte Zelle sich nicht mehr weiter teilt. Leukämie und Knochenmarktransplantation NotwendigeOrgantransplantationenscheiternmeistandergeringenZahlderzurVerfügungstehendenSpenderorgane.DieUntersuchungenderletztenJahrekonzentrierensichdaherstärkeraufeinesogenannteZellersatztherapie,d.h.gesundeZellen,GewebeoderOrganesollenimLaborherangezüchtetunddemPatienten danneingepflanztwerden.VorläufigsinddieseZielezwarnochweitentfernt,dieGrundlagenforschungdazuist aber—auchinBezugaufdieStammzellen—schonumfangreich.BesondersfortgeschrittensinddieErkenntnissezurheuteschongebräuchlichenKnochenmarktransplantation. Informationstext Krebsarten,diedenCharakterunddieAnzahlderweißenBlutkörperchenverändern,sindLymphome(bösartigeVeränderungenderlymphatischenZellen)undLeukämien(ungehemmteVermehrungunreifer,nichtfunktionsfähigerweißerBlutzellen).ZurBehandlungwirdderPatiententwedereinerhohenStrahlendosisund/odergiftigenChemikalienausgesetzt.Ziel istes,diesichschnellteilendenKrebszellenabzutöten.DurchdieBehandlungwerdenaberauchZellenvernichtet,dieander BildungderrotenundweißenBlutzellenbeteiligtsind,dasiedurchihrehoheTeilungsratebesondersempfindlichgegenüber StrahlungoderGiftensind.SollderPatienteineStammzellspendeerhalten,werdengezieltalleBlutbildendenZellenzerstört, undderPatienterhältStammzelleneinesgesundenSpenders.SiemüssenindenGewebemerkmalenmitdenendesEmpfängersübereinstimmenundwerdeninderRegeldurchdieSucheineinemSpenderregister(z.B.DKMS)gefunden.Knochenmark wirdausdemBeckenknochendesSpendersentnommenundkanndasBlutsystemdesEmpfängersregenerieren,weilinihm BlutbildendeStammzellenenthaltensind.SiehabennormalerweisedieAufgabe,dieMillionenroterundweißerBlutzellenzu ersetzen,dietäglichinunseremKörperabsterben. a) Differenzierung nimmt zu Teilungsfähigkeit nimmt ab pluripotente Stammzelle Selbsterneuerung Vermutete Mutation und/oder veränderte Signale aus dem umgebenden Gewebe b) Selbsterneuerung multipotente Vorläuferzelle oligopotente Vorläuferzellen Typ 1 B-Zellen T-Helfer- Killerzellen zellen Klon bildende Vorläuferzellen Typ 2 rote BlutBlutMakro- weitere, weiße zellen plättchen phagen Blutzellen starke Vermehrung der unreifen, nicht funktionsfähigen weißen Blutzellen 1 a)SpezialisierungderBlutbildendenZellen,b)VeränderungenbeiakutermyelotischerLeukämie A1 DieBlutbildendenStammzellen,ausdenendieverschiedenenZelltypendesBlut-undImmunsystems hervorgehen,sindimKnochenmarkvonsogenannten Stromazellenumgeben,vondenensiewichtigeregulatorischeSignaleerhalten.ErläuternSiedenVorgang derDifferenzierunganhandderAbbildung1undstellen SieVermutungendazuauf,warumdiezunehmende DifferenzierungmiteinemabnehmendenTeilungspotentialverknüpftist. A2AlseinmöglicherWeg,derzum„Blutkrebs“führt,werdenMutationendiskutiert,welchedieKommunikation derStammzellenmitdenumgebendenStromazellen verändern.ErmittelnSieausdernebenstehendenAbbildungmöglicheEffektesolcherMutationen. A3BegründenSie,warumeineeinmaligeStammzellspendeeinenLeukämiepatientenheilenkann. Stromazelle Stammzelle Teilung der Stammzelle (asymmetrisch) sich vermehrende Vorläuferzelle Stammzelle Differenzierung oder Absterben 2 Stammzellteilung © Als Kopiervorlage für den eigenen Unterrichtsgebrauch freigegeben. Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2011 119