Wettbewerbe TEC2I 25/2016 e ENTWICKLUNG BAHNHOFAREAL, LIESTAL Grosser Bahnhof in LÍestal Was mit dem Umbau des ehemaligen Weinlagerhauses zur Kantonsbibliothek begann, ist mittlerweile ein grosser städtebaulicher Wurf mit vielen Teilprojekten geworden. Dazu gehört neben dem Ausbau auf vier Spuren - auch ein neues Bahnhofsgebäude Text: Jean-Pierre Wymann à tl m Bahnhof in Liestal bleibt kein stein auf dem anderen. Die Hauptstadt des Kantons Basel-Landschaft rüstet auf. Lange Zeitwar derUmbau des ehemaligen ú LJ C) ( Weinlagerhauses für die Kantonsbibliothek (2005) von Liechti Graf Zumsteg Architekten das neue Wahr- zeichen am Bahnhof von Liestal. ê Der auffällige Schriftzug <À lar auf dem Dach vom Künstler Stefan Banz verweist auf Marcel Prousts Hauptwerk <À la recherche du temps perdu>. Heute will man in Liestal keine Zeit mehr verlieren. Die zweite Reihe ist bereits mit Neubauten besetzt. Den Auftakt bildet das UNO-Gebäude von Christ & Gantenbein, Basel, das bereits 2011 fertiggestellt wurde. Vor Kurzem kam die Ûberbauung Zentraliestal mit zwei Wohn- und Geschäftsgebäuden von Otto+Partner, Liestal, dazu. Und in der Pipeline sind noch einige Grossprojekte. Im Südosten Richtung Olten will die In der Pipeline auf dem Liestaler Bahnareal: der neue Bahnhof 2 mit Verbindungstrakt zum Bürohaus 3 und dem Hochhaus, das der Kanton als Anl<ermieter belegen will 4. Der Uni-Campus schliesst sich links oben daran an. Das Palazzo I dient als Orientierungshilfe, ebenso wie die Kantonsbibliothek 5, das UNO-Gebäude ó und Zentraliestal 7. Die Ouartierplanung Bahnhofareal III (roter Rahmen) umfasst das neue Bahnhofs- und das geplante Verwaltungsgebäude, Die Ouartierplanung Postareal (blauer Rahmen) beinhaltet die Post sowie die benachbarten Gebâude. Campus der Universität Basel mit Unterkünften für Studenten geprüft. Hochhaus für die Kantonsver- Gegen 3000 Jura- und Wirtschaftswaltung ist im Nordwesten als Ab- studierende sollen künftig hier Vorschluss des Emma-Herwegh-Platzes lesungen besuchen. geplant. Im angrenzenden Gebiet auf Bis2025 wollen die SBB den dem ehemaligen Güterbahnareal Ausbau auf vier Spuren realisieren wird die Machbarkeit eines neuen und dafür insgesamt eine halbe Post ein neues Post-, Wohn- und Geschäftszentrum bauen. Ein neues Massiv m Vorteil. Die bunten Bauklötze gehören zu unseren liebsten Spielsachen. Wir haben die ldee des Baukastens in den letzten 25 Jahren zu nachhaltigen Bausystemen weiterentwickelt, die im optimalen Zusammenspiel der Werkstoffe Holz, Beton und Stahl gipfeln, Dank industrieller Vofertigung, kürzesten Bauzeiten und Recyclingfähigkeit ist unser Massivmodul- und Elementbau auch wirtschaftlich eine überzeugende Alternative zur traditionellen Bauweise. Es lohnt sich, diesen Gedanken mal durchzuspielen, > www.dm-bau.ch/referenzen DM BAU member of the De Meeuw group DM BaUAG'9463 Obeniet eG)/4624 Härkingen (SO)'T o7176370 20' www.dm-bau.ch 10 Wettbewerbe -¡ - -':*L TEC2L 25/2016 ' , ì,: .ã +;i-' .; HÉ{ 3É**r Das Siegerprojekt (Le Mur du QuaiD ist eine gelungene Kombination aus städetbaulicher Setzung und architektonischem Ausdruck. Milliarde Franken investieren. In- verbessert werden. Geplant sind einstimmig zur Weiterbearbeitung dem sich Regional- und Schnellzüge sowie der Güterverkehr besser kreuzen können, soll die vierte Spur das empfiehlt. Überzeugt hat das städtebauliche Ensemble aus einem vier- neben dem neuen Aufnahmegebäude und die Pünktlichl<eit verbessern. auch ein Bürogebäude sowie neu gestaltete Aussenräume. In den gescho ssigen Aufnahmegebäude, Neubauten sind Flächen für SBB- das über einen zweigeschossigen Dienstleistungen, Verkaufs-, Bùro- Verbindungsbau mit dem siebenge- Neben dem Spurausbau soll einWen- und Wohnfl ächen vorgesehen. Dazu schossigen Bürogebäude verbunden degleis für S-Bahn-Zùge dazukommen, damit die Züge zwischen hat die SBB-Infrastruktur einen einstufi.gen Projektwettbewerb im ist. Das Erdgeschoss des Verbin- Liestal und BaseI im Viertelstundentakt verl<ehren können. Das sei ein riesiger Meilenstein für den öffentlichen Verkehr, meint die Baselbieter selektiven Verfahren ausgeschrieben. Aus den 34 Bewerbungen hat die Jury sechs Teilnehmer für den Wettbewerb selektioniert. Nadelöhr im B ahnverkehr beseitigen Baudirektorin Sabine Pegoraro, Zur Entwicklung des Bahn- hofgebiets gehört auch ein neuer Bahnhof. Damit sollen das Erscheinungsbild dem heutigen Stellenwert angepasst und die Funktionalität ilr Ð I 1 Ð I Solider Auftritt Gewonnen hat der Beitrag <Le Mur du Ouai> von Burkard Meyer Architekten aus Baden, den die Jury ilrI F dungsbaus ist durchlässig. Das Obergeschoss verzahnt die beiden Gebäude und enthält die Velostation. Gleichzeitig überdacht es den Wartebereich des Busbahnhofs und bildet sozusagen das Tor zur Stadt. Das städtebauliche Ensemble formuliert ein überzeugendes Bindeglied zwischen dem geplanten für die KantonsverwalRichtung Basel und dem protung Hochhaus I I Ð j F F rirl ¡Ì <Le ft ü L"lkkÇ Mu¡ du Ouai>, crundriss Wohngeschoss, Mst. 1:850 û tÌ {} ft <Le Mur du Ouair, Fassadenschnitt, ohne Massstab : ; ! Wettbewerbe TEC27 25/20t6 11 (Le Mur du Ouai>, Nordostansicht jektierten Gebäude für die Post auf die richtige Mischung aus offenen Robuster Beton und geschlossenen Bereichen und stapelt die verschiedenen Nutzun- Das zweitrangierte Projekt <Max> gen gekonnt übereinander. von Morger Partner Architekten aus Auch die Wohnungen im Basel separiert die beiden Volumen zweiten und dritten Obergeschoss des Aufnahme- und des Bürogebäudes Aufnahmegebäudes sind gut or- des deutlicher und verbindet sie mit Zentraliestal. ganisiert. Neben kleineren, über die einem eingeschossigen Vordach. Die Die mit feinen Bändern aus Treppenhäuser direkt erschlosse- Komposition der monolithischen Vogeschliffenem Kunststein horizontal nen Geschosswohnungen sind grös- lumen gliedert sich gut in die Nachgegliederte Fassade unterstreicht sere über einen Laubengang er- barbauten ein. Die feinen Staffelungen artikulieren öffentliche Räume diese Klammerfunktion. Zusammen reichbare Maisonettewohnungen mit den Vorsatzschalen aus hellem vorgesehen. Alle Wohnungen verfü- und Plätze von hoher Qualität. Klinker entsteht ein solider und gen über private Aussenräume, die Die Aussenhaut besteht aus funktionaler Ausdruck, der die da- Geschosswohnungen über Balkone vorgefertigten Sichtbetonelemenhinter liegenden Funktionen diffe- z:'trn PIaLz, die zweigeschossigen ten, die tragend ausgebildet sind. renziert abbildet. Zusammen mit Wohnungen über Lichthöfe zu den Stützen, Deckenstirnen und Brüsdem durchlässigen Erdgeschoss Gleisen. Diese Disposition bietet tungen bilden ein Relief, das die formuliert die Gebäudekomposition nicht nur räumliche Oualitäten, son- Fassade gliedert und strukturiert. eine einladende Geste für die künf- dern schirmt die Wohnungen von Die beiden Gebäude sind fein nuantigen Benutzer. Der Entwurf findet den Lärmemissionen der Bahn ab. ciert ausgebildet. Während das Aufder Gegenseite. Es besetzt selbstbewusst die erste Reihe, verbindet den Emma-Herwegh-Platz mit dem Postplatz und bildet ein adäquates Gegenüber zu den dahinter liegenden Solitärbauten UNO-Gebäude und lhr Spezialist fur Tief- und Speziattief bau. Baugruben, Pfähle, Anker; Erdbau, Wasserbau. jms-risi.ch '*q¡¡1 -(\ - -t-r JMS RISIAG Rapperswit-Jona: +41 55 286 14 55, Baar: +41 41 766 99 33, Sion: +41 27 322 63 60, [email protected] 12 Wettbewerbe TEC2L 25/2076 Oo Prominentes Namensvorbild: Die Betonarchitektur von (MaxD auf Rang 2 erweist den SBB-Bauten von Max Vogt Reverenz, nahmegebäude eher die Horizontale betont, entwickelt sich das Bürogebäude mehr in die Vertikale. Die robuste Betonarchitektur nimmt Bezug auf die <monolithischen Betonschröppen>1 von Max Vogt, der ab 1957 während drei Jahrzehnten als Hausarchitekt der SBB zahlreiche Bahnbetriebsgebäude entworfen hat. Die Wohnungen werden über Wohngebäude (MaxD, Grundr¡ss Obergeschoss, Mst. l:300 Erschlossen werden die Wohnungen über Laubengänge. Präzise und nüchtern Das Resultat des Wettbewerbs zeigt eindrücklich, wie schwierig die Auf- gabe war, einen neuen Bahnhof in ein Gebiet zu implementieren, das sich im Umbruch befindet und bei dem wichtige Bausteine wie das Hochhaus der Kantonsverwaltung im Nordwesten oder die Überbauung des Postareals im Südosten noch fehlen. Burkard Meyer haben ein gleisseitig angeordnete Laubengänge erschlossen. Mehrgeschossige, nüchternes Projekt abgeliefert, desvertikal begrünte Höfe schaffen Dis- sen austarierte Setzung und subtile tanz zwischen Erschliessung und Eingliederung im Vergleich mit den Wohnungen und sorgen so für aus- übrigen Beiträgen hervorstechen. reichend Privatsphäre. Auch diese Auch sie führen das Erbe von Max Wohnungsgrundrisse stellen einen Vogt fort, mit neuen Mitteln zwar, wertvollen Beitrag zum Wohnen an lärmbelasteten Lagen dar. Sie aber mit der gleichen pragmatischen Grundhaltung. Anfang Mai wurde bekannt, zeichnen sich insbesondere durch Räume aus, die die ganze Gebäude- dass Christ&Gantenbein den Studitiefe ausloten, und durch eine kon- enauftrag für das neue Post-, Wohnsequente Orientierung aller Zimmer und Geschäftsgebäude auf dem zumPlatz. Postplatz gewonnen haben. Damit Zum Verhängnis wurde dem konkretisiert sich der Abschluss des Projekt das fünfgeschossige Auf- Bahnhofgebiets Richtung Olten mit nahmegebäude, das die gemäss einem markanten Stadthaus. Und es Ouartierplan zulässige Höhe und stellt sich erneut - und wegen der Bruttogeschos sfl äche deutlich ùber- unmittelbaren Nähe zur Altstadt schreitet. Dazu kommen noch die vielleicht noch eindringlicher - die geringen Höhen der Obergeschosse, Frage der Massstäblichkeit der mitdie keine flexible Nutzung von Wohn- einander buhlenden Neubauten im und Büroräumen zulassen. Weiter Bahnhofgebiet in Bezug zum mittelkritisiert die Jury, dass das Erdge- alterlichen <Stedtlir, wie die Einheischoss zwar im Grundriss Trans- mischen Liestal liebevoll nennen. o parenz und Durchlässigkeit suggeriere, dieses Versprechen aber in der Visualisierung nicht einlöse. Jean-Pierre Wymann, Architekt ETH SIA BSA, Basel @ AUSZEICHNUNGEN 1. Rang, 1. Preis: (Le Mur du QuaiD Burkard Meyer Architekten, Baden; Haag Landschaftsarchitekten, Zürich 2. Rang,2. Preis: (MaxD Morger Partner Architekten, Basel; Stauffer Rösch, Basel g 3. Rang, 3. Preis: (lineaD Müller Sigrist Architekten, Zürich; Westpol Landschaftsarchitekten, Basel ; WEITERE TEILNEHMER .9 (Kiss & Rail>: Halter Casagrande ; Partner, Luzern; Appert Zwahlen Partner, Luzern (QuatreD: Luca Selva Architekten, Basel; Studio Vulkan Landschaftsarchitekten, Zürich (StadtcollageD: Architekturbùro Andrea Roost, Bern; David Boss- hard Landschaftsarchitekt, BaseI JURY Johannes Käferstein, Architekt, Zürich (Vorsitz) Marc Angélil, Architekt, zùrich Rolf Mühlethaler, Architekt, Bern Judith Kessler, A¡chitektin, Hochbauamt Kanton Basel-Landschaft Anmerkung 1 (Architektur ohne Entgleisungen. Max Vogt - Mitbegründer der legendären SBB-Baukulturr, Neue Zürcher Zeitung, www.nzz.ch / articleCKP8F-1.98554, Zugriff am 22.05.2016 e