Der Mittlere Weg majjhimâ-patipadâ Zeitschrift des Buddhistischen Bundes Hannover e.V. Gemeinnütziger Verein . Zentrum: Drostestraße 8 . 30161 Hannover Heftpreis 2,- € 41. Jahrgang Januar - April 2009 / 2553 Nr. 1 P R O G R A M M und E I N L A D U N G Buddhistischer Bund Hannover e.V. - Drostestraße 8 (Nähe Lister Meile) Veranstaltungen von Januar - April 2009 / 2553 10.01. 15.00 Uhr Samstag Video und Gespräche Tibetisch-Buddhistischer Gesprächskreis im Buddhistischen Bund Hannover, 11.01. 7.15 Uhr Sonntag NDR 4 - Info-Radio: Sendereihe »Religionsgemeinschaf ten« Dialog unter der Leitung von Bernd Weber (Karma Gelek Samten) Video: “Carola Roloff, deutsch-tibetische Nonne” - Gespräch: buddh. Verhaltensweise (5 Silas) Beitrag der Buddhistischen Gesellschaft Hamburg Thema: “Die vier Ar ten des anziehenden Verhaltens eines Bodhisattva” Vor trag von Dagmar Doko Waskönig 11.01. Puja (Buddhistische Andacht) So 9.30 Uhr Eine zeremonielle Ver tiefung buddhistischer Lehrinhalte unter Leitung von Bernd Rink 18.01. 9-18 Uhr Sonntag Zen-Sonntag 25.01. 10-17 Uhr Sonntag Praxisstudium Lamrim mit Zen-Meisterin Dagmar Dôkô Waskönig Praxistag für Geübte und Ungeübte - Beitrag (inkl. Mittagessen) 25,- € - Anmeldung Tel. 864871 mit Geshe Nawang Thapkhe Weitere Termine: 22.02. und 22.03. Mittagessen im Kloster möglich (Kosten: 5€). - Teilnahme auf Dana-/Spenden-Basis Veranstalter: Buddh. Gemeinschaft Chöling e.V. - Ort: Vietn. Buddh. Kloster Vien Giac, Karlsruher Str. 6, 30519 Hannover - Informationen: Tel. 0511/8790210 Organisation: Jochen Dienemann (Tel: 0511-57 45 51) 25.-28.01. Neujahrsfest (Tet-Fest) So 20 Uhr Ort: Vietnam. Kloster Vien Giac, Karlsruher Str. 6, 30519 Hannover, Informationen: Tel. 0511/879630 bis Dienstag und Tel. 0511/871809 31.01. 16.00 Uhr Samstag Tee-Nachmittag Zu einem gemütlichen Teenachmittag wird herzlich eingeladen. Der Nachmittag dient sowohl dem gegenseitigen Kennenlernen unserer alten und neuen Freunde und Interessenten als auch dem Verständnis zwischen Älteren und Jüngeren. Wir wollen Er fahrungen austauschen und Lehrinhalte ver tiefen (gleichzeitig Bücherausleihe bzw. -rückgabe). 08.02. Puja (Buddhistische Andacht) So 9.30 Uhr Eine zeremonielle Ver tiefung buddhistischer Lehrinhalte unter Leitung von Bernd Rink 9.-13.02. Mo - Fr 2 Einführung in den Buddhismus Bildungsurlaub bei der Volkshochschule Hannover (VHS) mit Dagmar Doko Waskönig In Tagesseminaren von Montag bis Freitag gibt es ausreichend Zeit, um sich mit den Grundlehren des Buddhismus auseinander zusetzen. Bei den Besuchen der vietnamesischen Pagode Vien Giac und des Buddhistischen Zentrums Drostestraße wird zudem Gelegenheit sein, einige meditative Praktiken kennenzulernen. majjhima patipada 1 - 2009 13.-14.02. Dharma im Alltag - Wochenendseminar mit Uschi Stehmann Fr 19.30 Uhr Vor trag (Spende) Sa 10-17 Uhr An diesem Übungstag werden wir er for schen, wie wir den Dharma ganz praktisch in unserem Alltag anwenden können, z.B. in unseren Beziehungen, auch mit ‘sich selbst’, am Arbeitsplatz, in der Kinderer ziehung, bei Konflikten, etc. Als Dipl. Pädagogin und Mentorin des internationalen Dharma Mentor Programms praktiziert und lehrt Uschi Stehmann den Dharma seit über 20 Jahren. Die langjährige Schülerin von Christopher Titmuss ist bekannt dafür, die Lehre Buddhas auf lebensnahe, bodenständige und kreative Art zu vermitteln. Seminar-Beitrag : 40,- € (Ermäßigung möglich), bitte rechtzeitig anmelden 20.-22.02. Mit schwierigen Gefühlszuständen meditativ umgehen lernen. Fr 18 Uhr - mit Dagmar Doko Waskönig beim Bildungsverein Hannover, Wedekindstr.14 So 13.15 Uhr An diesem Wochenende geht es um die bekannten leidhaf ten Gedanken und Gefühle wie Wut, Ablehnung, Angst, Neid usw., die Unwohlsein oder mehr oder minder starkes Leiden bedeuten. Mit diesem Übungsprogramm wird ein Ansatz eingeübt, um solch störende innere Ver fassungen in ihrer Natur zu durchschauen und schließlich zu über winden. An ihre Stelle treten dann Klarsicht, Ruhe und innere Ausgewogenheit, und heilsame Qualitäten können entwickelt werden. Anmeldung Tel. 344 144 21.02. 15.00 Uhr Samstag Video und Gespräche Tibetisch-Buddhistischer Gesprächskreis im Buddhistischen Bund Hannover, 24.02. 19.00 Uhr Dienstag Meditative Klänge mit BHAVANA Dialog unter der Leitung von Bernd Weber (Karma Gelek Samten) Video: “Losar 2136 in Dharamsala - Tibetisches Neujahrsfest am 25.2.09” Gespräch: Was weiß ich über Buddhismus? Die Musikgruppe im BBH gibt ein 1-stündiges Konzert. Danach beginnt um 20 Uhr die Meditation und anschließend der Gesprächskreis Buddha-Lehre 26.02.-1.03. Erkennen und Loslassen – Achtsamkeit als Alltagshilfe Do 20 Uhr - mit Bhante Dr. Seelawansa Thero: So 13 Uhr Erkennen bedeutet, dass Körper und Geist in Vereinigung stehen. Solche Vereinigung entsteht nicht durch aktive Handlung sondern es geschieht nur. Wenn etwas ohne Anstrengung und ohne Aktivsein geschieht, da ist Erkenntnis. Das Geschehen geschieht nur, wenn das Ich nicht im Geschehen ist. Das Nichtvorhandensein des Ichs ist das Losgelöst-sein. In diesem Moment fließt der Geist mit der Welt und wird vom Nicht-befriedigt-sein befreit. Die Tage bestehen aus Unter weisungen, Meditation und praktizier ter Achtsamkeit. Retreat („Rückzug“) bedeutet eine meditative innere Haltung während der gesamten Zeit, auch außerhalb der formalen Praxissitzungen. Ein Ausdruck der Achtsamkeit ist das edle Schweigen, ein weiterer die Teilnahme vom Anfang bis zum Ende. Teilnahmegebühr: € 60,-(Mitglieder: € 45,-) + Essensgeld + Spende für den Lehrer Veranstalter: Buddh. Gemeinschaft Chöling e.V. - Ort: Vietn. Buddh. Kloster Vien Giac, Karlsruher Str. 6, 30519 Hannover - Informationen: Tel. 0511/8790210 Organisation:Ruth Obst (Tel.: 0511 – 862250), Rolf Teipel (Tel.: 05102 – 916795 oder 0172/1896112) 28.02. Sa 16 Uhr Teenachmittag (wie am 31.01.) 08.03. Puja (Buddhistische Andacht) So 9.30 Uhr Eine zeremonielle Ver tiefung buddhistischer Lehrinhalte unter Leitung von Bernd Rink Fortsetzung auf Seite 39 majjhima patipada 1 - 2009 3 Inhalt Seite Programm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Axel Rodeck Von Ursache und Wirkung - östliche und westliche Vorstellungen . . . . . . . 6 H.W. Schumann Der Blindengar ten in Bonn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Gerhard Hoyer Das habe ich gehört ... – Teil 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Axel Rodeck Buddhistische Weihnachten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Friedrich Fenzl Buddha unterm Lichterbaum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Santuttho (Monthy Kretschmar) Was macht eine „Weih“-nacht aus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Anagarika Kassapa Weihnachten, buddhistische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Ajahn Chah Weihnachten - in buddhistischer Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Gerhard Szczesny Warum ich als Nichtchrist Weihnachten feiere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Axel Rodeck Schild(er)-Bürger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Axel Rodeck Für Sie gelesen – Lesenswer tes aus anderen Zeitschriften . . . . . . . . . . . . 35 Buchbesprechungen: Helmuth Hecker: Buddha, Heidegger und die Wahrheit (W. Har tig) . . . . . 36 Buddhismus – Ein Lehrgang in Stufen für Kinder und Jugendliche (Rajah Wirasekara) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Auch das noch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Programm (Fortsetzung von Seite 3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Anreise zum BBH mit öf fentlichen Verkehrsmitteln: Das Buddhistische Zentrum in der Drostestr. 8 ist gut mit öf fentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen: mit den Linien 3 und 7 ab Hbf (Tiefebene) bis zur ersten Haltestelle »Sedanstr./Lister Meile«, dann zu Fuß die Lister Meile hoch, rechts in die Drostestr. einbiegen; mit den Bus-Linien 121, 131, 132 bis Haltestelle »Lister Platz«, zu Fuß die Lister Meile hinunter. 4 Der Mittlere Weg majjhimâ-patipadâ Herausgeber: Buddhistischer Bund Hannover e.V. Drostestr. 8, 30161 Hannover Tel. + Fax 05 11 / 3 94 17 56 E-mail: [email protected] Internet: www.buddha-hannover.de Redaktionsteam: Rother Baumert, Uwe Kickstein, Axel Rodeck, Michael Schmidt Satz u. Gestaltung: Uwe Kickstein Druck: Forum Druck, Hannover Spendenkonto: Buddhistischer Bund Hannover e.V. Postgirokonto: Postbank Hannover, Kto.-Nr. 180 18 303 BLZ: 250 100 30 IBAN: DE07 2501 0030 0018 0183 03 BIC: PBNKDEFF Abbildungen: Titelfoto: Tempel in Myanmar Titelfoto, S. 13, 28 von Samaneri Agganyani S. 15 von H.W. Schumann S. 34 von Axel Rodeck alle anderen lt. Quelle oder Archiv »Der Mittlere Weg - majjhima patipada« er scheint nach Bedarf und ist für Mitglieder kostenlos. Ein Anspruch auf Lieferung besteht nicht. Namentlich gekennzeichnete Ar tikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Der Nachdruck ist nur mit Genehmigung gestattet. Ein Belegexemplar wird erbeten. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen wir keine Gewähr. Notwendige Kür zungen versuchen wir vorher mit den AutorInnen zu besprechen. Texte und Bilder, wenn möglich, bitte auf Diskette/CD (Windows) zusenden oder per Email: [email protected] majjhima patipada 1 - 2009 Liebe Leserinnen und Leser! Auch Ladenhüter erhalten manchmal noch eine Chance: Da hatten wir in einer Schublade einen Aufsatz von 2005 betreffend das Thema „Ursache und Wirkung“. Er wurde damals nicht veröffentlicht, weil er sehr historisch-wissenschaftlich auftritt und „buddhistische“ Aspekte zu kurz zu kommen schienen. Nachdem jedoch unsere Ausführungen zum „Alles-ist-Karma“-Glauben in den letzten beiden Heften zu teilweise hitziger Diskussion geführt haben, scheint ein sachlicher Überblick über das Kausalitätsverständnis in verschiedenen Kulturen nützlich zu sein – auch mancher Buddhist wird gern einen Blick über den Tellerrand seiner eigenen Tradition werfen wollen. Wer jedoch derartige Erörterungen als der spirituellen Entwicklung nicht förderlich ansieht, möge die Kausalitäts-Thematik überschlagen und sich insbesondere dem Aufsatz von Gerhard Hoyer „Das habe ich gehört…“ (zweiter Teil) widmen. Er enthält wiederum viele auch den meisten Buddhisten nicht geläufige Pali-Ausdrücke. Wir danken daher Dr. Hellmuth Hecker, dass er wieder ein Glossar gefertigt und die Termini erklärt hat. Bei Abfassung dieses Textes steht noch nicht fest, ob vorliegendes Heft vor oder (wie üblich) nach den Weihnachtstagen versandt wird. Wie immer dem auch sei – Weihnachten ist ein unvermeidliches Ereignis nicht nur in westlichen Gesellschaften. Seinen Konsequenzen, von Gelegenheit zu beschaulicher Besinnung bis zum ruhelosen Konsumterror, kann man nur schwer entfliehen. Wie sollen sich Buddhisten verhalten, die einerseits den christlichen Lehren abhold sind, andererseits aber ihre Zugehörigkeit zum (christlich-)abendländischen Kulturkreis nicht leugnen wollen? Hier ist der Hinweis angebracht, dass der Buddhismus es auf seinem Weg in andere Kulturen immer verstanden hat, majjhima patipada 2 - 2008 sich mit den Bräuchen der jeweiligen Länder zu arrangieren. Wir haben in diesem Heft einige Beiträge meist buddhistischer Autoren zusammengefaßt, die das Weihnachtsfest zum Thema haben. Wir wünschen – auch noch nach den Feiertagen – eine geruhsame Lektüre. Von Weihnachten bis zum neuen Jahr ist nur ein Katzensprung und überall stellt man sich die Frage, was wohl die Zukunft bringen mag. Auch wir sehen mit einer gewissen Sorge in das neue Jahr. Den Grund haben wir schon häufig in verschiedenen Beiträgen genannt, es ist die Entwicklung oder besser die Stagnation unseres Vereins. Die wenigen Aktivisten werden älter, fallen krankheitsbedingt häufiger aus und sind nicht mehr so belastbar. Nachwuchs ist nicht in Sicht und auch Bemühungen um einen Zusammenschluß mit anderen Gruppen führten noch nicht zum Erfolg. Pflege und Nutzung des Zentrums geben leider Anlaß für manche Auseinandersetzung. Die im nächsten Jahr wieder fällige Vorstandswahl könnte zu neuem Elan führen – wenn denn geeignete Kandidaten zur Verfügung stünden. Doch gerade das ist das Problem. Wenn wir schon Vereinsprobleme erörtern, soll auch nicht der Hinweis auf finanzielle Anliegen fehlen: Bitte überweisen Sie bald Ihre Mitgliedsbeiträge/Spenden für das Jahr 2009 – und wenn Sie mit dem Scherflein für 2008 noch in Verzug sind, sollte auch dies schnell nachgeholt werden! Und eine weitere Bitte: Wenn Sie den „Mittleren Weg“ nicht mehr beziehen wollen, teilen Sie uns dies im Kosteninteresse baldmöglichst mit! Mit den besten Wünschen für das Jahr 2009 Ihre Redaktion A.R. 5 Von Ursache und Wirkung Östliche und westliche Vorstellungen von Axel Rodeck I. Kausalitätsvorstellungen im alten Indien 1) Weltgesetz und Götter Schon aus praktischen Gründen begehren die Menschen seit alten Zeiten zu wissen, wie sie sich verhalten müssen, um ihr Leben und ihre Zukunft – auch nachtodlich – möglichst positiv zu gestalten. Denn offensichtlich richtet sich die Welt nach gewissen Gesetzmäßigkeiten, die es zu beachten gilt und gegen die man nicht folgenlos verstoßen kann. Dabei neigen die einen dazu, einen persönlichen Weltherrn als Lenker des Lebens anzuerkennen, während die anderen ein impersonales Weltprinzip an die Spitze ihrer Weltdeutung setzen. In Indien tritt die Vorstellung von einer die Welt beherrschenden kosmischen Harmonie, deren Störung negative Folgen hat, bereits im Rigveda auf. Sie wird dort „rita“ genannt und erfuhr später in den Upanishaden eine Weiterbildung, die als der „Dharma“ bezeichnet wurde, als ein über allem stehendes Weltgesetz. Es gibt also etwas, was noch größer als die Götter ist und sogar über sie gebietet. Das Wort „Dharma“ beruht auf dem Wortstamm „dhar“, was „halten“ oder „tragen“ bedeutet. Der Dharma ist also das Weltgesetz, welches den Gang der Welt aufrecht hält und für Gerechtigkeit sorgt. Er ist eine absolute, unumstößlich gültige und nicht mehr hinterfragbare Instanz. Er ist ein atheistisches Prinzip, dem Götter und Menschen gleichermaßen unterworfen sind. Dieser allgemeingültige Dharma hat nach altindischer Auffassung seine Entsprechung im individuellen Dharma (svadharma) der persönlichen Pflicht und Frömmigkeit, die das Weltgesetz jedem Einzelnen abverlangt. Damit ist der Dharma - was einen erheblichen Unterschied zum Buddhismus bedeutet! - relativ: Beispielsweise gebietet er für den Asketen Gewaltlosigkeit, für den Krieger dagegen das Töten. Der Dharma setzt also die Grundlagen für die Ethik fest, d.h. durch das metaphysische Prinzip „Dharma“ wird die Ethik begründet. Verstößt der Mensch gegen die Regeln der 6 Ethik, so verletzt er den Dharma, was Leiden (dukkha) zur Folge hat. Die Erfüllung des Dharma führt dagegen zu Glück (sukha). Freilich ist das nur Theorie. Wie in allen anderen Kulturen auch mussten die Inder feststellen, dass in der Lebensrealität das Leiden oft gerade die Anständigen und Gerechten trifft, die Kinder und Unschuldigen, während die Bösen sich eines angenehmen Lebens erfreuen. Anscheinend bestand ein Widerspruch zwischen der gerechten Weltordnung und dem Walten eines ungerechten Schicksals. Die Inder fanden Schuldige: Es waren die Götter, die den Menschen ihr Schicksal zufügten und dabei häufig – was recht menschlich erscheint – willkürlich handelten und gar gegen das Weltgesetz verstießen. Ungerechtes Schicksal ist also durch die Willkür der Götter zu erklären. Ursprünglich nur durch freiwilliges Leiden (Askese), später durch strenge Dharma-Gläubigkeit kann der Mensch aber sein Schicksal überwinden und gegen den Widerstand starrköpfiger Götter zum besseren wenden. Dann jedoch gingen die Inder einen bedeutsamen Schritt weiter und wandten das in der Umwelt beobachtete Gesetz von Ursache und Wirkung auch auf die Ethik an. Sie führen das Schicksal jetzt nicht mehr allein auf die Launen der Götter zurück, sondern definieren es als das Zur-Reife-Kommen der Vergeltungskausalität der sittlich bedeutsamen Handlungen einer abgelaufenen Existenz. Damit „ist dem Schicksal das Stigma der unberechenbaren Willkür genommen worden und aus einer dunklen Macht wurde ein zwingend wirkendes Rechtsprinzip.“ ( v.Glasenapp) Der Schicksalsglaube wird abgelöst durch die Vorstellung vom Zwang zur Wiedergeburt in Abhängigkeit von den begangenen Taten und der Tatvergeltung, also durch die Lehre von „Karma“ (= Tat, Handlung) und Geburtenkreislauf. majjhima patipada 1 - 2009 2) Die Karmalehre Ein Grundproblem aller Religionen ist die Theodizee: Warum gibt es Leid, wenn es einen gütigen, allmächtigen Gott gibt? Entweder ist er nicht gütig oder nicht allmächtig. In Indien hatte sich mit den Upanishaden und dem Aufblühen philosophischen Denkens die Überzeugung durchgesetzt, dass die Natur und die Wesen Gesetzen unterliegen, die mechanisch ablaufen und keiner Regelung mehr durch einen Gott bedürfen. Dazu gehört, dass von den im irdischen Leben begangenen Taten abhängt, wie und wo die Individualseele im ewigen Kreislauf der Wiedergeburten wieder inkarniert. Dieser Vorgang wurde dann ethisiert und verbunden mit dem Wunsch nach Erlösung aus diesem Kreislauf. Die Karmalehre „ist also sowohl Theodizee, Erklärung des leidhaften und ungerechten Diesseits als Folge früherer Taten, als auch Eschatologie, eine Lehre von der Befreiung.“ (v. Brück) Wie gesagt, ist die Karma-Theorie die Anwendung des Gesetzes von Ursache und Wirkung auf die Ethik. Jede Tat bildet eine Ursache für Lebensumstände, die ihrerseits zu neuen Taten führen. Die Umstände des gegenwärtigen Lebens erklären sich aus den Taten der Vergangenheit, wir können sie nicht mehr ändern. Wohl aber können wir mit unserem freien Willen unsere heutigen Taten so gestalten, dass sie das Leben in der Zukunft, auch nachtodlich, positiv bestimmen. Der Karmatheorie zufolge veranlaßt der Mensch also über seine Taten sein Schicksal selbst („Schaffsal“), gute Taten bewirken gute und schlechte Taten schlechte Wiedergeburt. Erlösung (moksha) bedeutet, aus dem karmisch bedingten ständigen Kreis der Wiedergeburten auszuscheiden. Das aber, so lehren die Brahmanen, ist nur in einer Geburt als Bramahne möglich, dem gemeinen Volk also ebenso wie den Göttern verschlossen. Der Buddha Gautama bekämpfte die elitären Ansichten der Bramahnen: Wenn gutes Karma zu guter und schlechtes Karma zu schlechter Wiedergeburt führt, so gelangt man zur Erlösung, wenn gar kein Karma mehr angesam- majjhima patipada 1 - 2009 melt wird. Hierzu zeigte der Buddha einen Weg, der von jedem Menschen gegangen werden kann, das Erlösungsmonopol der Brahmanen war somit gebrochen. Gemäß Gautamas ursprünglicher Lehre hat jeder sein individuelles Karma, während die Veden noch davon ausgingen, es gebe ein gemeinsames Karma der Mitglieder einer Familie oder eines Stammes. Anders als die Brahmanen ging der Buddha auch davon aus, dass nicht die Tat als solche, sondern die ihr zu Grunde liegende Tatabsicht für das Karma maßgeblich ist. Auch dem Buddha zufolge handelt es sich jedoch um naturgesetzliche Folgen, eines waltenden Gottes bedarf es nicht. Wenn der Buddha auch die Kausalität des Tuns eines Menschen für den Kreislauf der Wiedergeburten nicht in Zweifel zog, so war er doch nicht bereit, über den Ur-Anfang des Kreislaufs und über die erste Ursache zu spekulieren. Die Kette der Vorexistenzen ist, wie er sagt, ohne erkennbaren Anfang: „Aus dem Anfanglosen, Mönche, kommt die Wanderung (der Wesen im Wiedergeburtenkreislauf). Kein Anfang lässt sich absehen, von welchem an die Wesen, im Nichtwissen (avijja) befangen, von der Gier (tanha) gefesselt, (im Samsara) umherirren und wandern.“ Und als ein Mönch namens Malunkyaputra den Buddha bat, zu metaphysischen Fragestellungen wie nach dem Ende der Welt Stellung zu nehmen, lehnte der Buddha dies im „Pfeilgleichnis“ entschieden ab: Dies sei so wenig hilfreich wie die Fragen eines von einem Giftpfeil Getroffenen, bevor er sich behandeln lässt, nach Art und Beschaffenheit des Pfeils, Namen und Familie des Schützen usw. – er würde über die Beantwortung seiner Fragen hinwegsterben. Nach buddhistischer Tradition ist das Ziel allen Nachdenkens über die Welt, ihr zu entgehen, nicht, ihren Ursprung zu klären. Für die Erlösung sind also Spekulationen über die Natur des Universums überflüssig – gleichwohl finden sie das Interesse der Menschen, insbesondere des Abendlandes. 7 II. Kausalitätsvorstellungen im Abendland 1) Aristoteles und der „Erste Beweger“ Auch in Griechenland war klugen Beobachtern wie Parmenides und Aristoteles nicht entgangen, dass alles, was in der Welt geschieht, von etwas anderem verursacht wird, wobei diese Ursache selber auf einer anderen Ursache beruht und sich so eine unendliche Kette von Ursachen ergibt. Natürlich tauchte dann die Frage nach der allerersten Ursache auf, die also etwas verursachte, ohne selber verursacht worden zu sein. Diese unverursachte Ur-Ursache nannte Aristoteles den „Ersten Beweger“ und es verwundert nicht, dass man später hierin Gott zu erkennen glaubte. Aristoteles: Die unverursachte Ur-Ursache Wie beim indischen Karma handelt es sich auch bei der abendländischen Konstruktion eines „Ersten Bewegers“ um eine unbeweisbare Grundannahme. Zu einer solchen fordert eine lineare Weltsicht anders als ein zyklisches Weltbild, wie es im Osten vorherrscht, geradezu auf. Genau so schlüssig wäre jedoch die Annahme, dass alle Ursachen von physikalischen Gesetzen bestimmt werden oder dass – wie es der Buddhismus lehrt – jedes Geschehen auf einer Vielzahl von Ursachen beruht, die ihrerseits ebenfalls viele Ursachen haben, so dass sich eine unendliche Zahl von Ursachen für jedes Ereignis ergibt. Für die abendländische Kultur von Bedeutung ist die Lehre des Aristoteles, dass die Entstehung eines Gegenstandes in unserer Wirklichkeit auf vier verschiedenen Ursachen 8 beruht, die gleichzeitig vorhanden sind und die Betrachtung der Sache aus verschiedenen Gesichtspunkten ermöglichen: Die 1. Ursache ist der Stoff (causa materialis), also die chemische Zusammensetzung des Körpers (z.B. das Glas eines Trinkgefäßes), die 2. Ursache ist die Form (causa formalis), also sein Aussehen (im Beispiel etwa eine Kelchform), die 3. Ursache ist ein Antrieb (causa efficiens), der das Gebilde hervorgebracht hat (z.B. Wünsche und Arbeitsleistung des Glasbläsers), die 4. Ursache ist ein Zweck (causa finalis), dem das Geschaffene letztlich dient (z.B. dem Trinken). Die Neuzeit hat nun mit ihrer Suche nach der „echten“ Ursache zu einer unheilvollen Spaltung geführt. Die einen erkennen etwas nur dann als Ursache an, wenn es außerhalb des Gegenstandes liegt, weil die „Qualitäten“ einer Sache nicht ihre „Ursachen“ sein könnten. Dadurch fallen die ersten beiden aristotelischen Ursachen weg und der „causa efficiens“ kommt entscheidende Bedeutung zu. Insbesondere in den Naturwissenschaften wandelte sich der Begriff der Ursache so, „dass das Kausalprinzip geradezu mit dem Prinzip der vollständigen Voraussagbarkeit der Naturerscheinungen identifiziert worden ist“ (Carl Friedrich von Weizsäcker). Diesem energetischen Kausalmodell der Naturwissenschaften wird von den anderen das finale Kausalverständnis der Geisteswissenschaften gegenübergestellt. Es fragt nach dem Zweck und verlegt damit die Ursache in die Zukunft, während das naturwissenschaftliche Kausalitätsdenken die Ursachen in die Vergangenheit verfolgt. Nach der einen (naturwissenschaftlichen) Auffassung erschöpft sich somit die Ursache für das menschliche Dasein in der materiellen Kausalkette der Vergangenheit, während nach der anderen Auffassung zur Kausalität noch eine aus der Zukunft her wirkende Absicht gehört, also ein dem Geistigen zuzurechnender Aspekt. Freilich ist das Abendland dabei, insbesondere auf Grund der Erfahrungen in der Atomphysik, die bipolare Sicht aufzugeben und anzuerkennen, dass „finales majjhima patipada 1 - 2009 Ziel“ und „kausales Gesetz“ nur verschiedene Arten sind, dasselbe Prinzip auszudrücken. 2) Kausalität, Allegorese und Zahlenmystik Schon Pythagoras, ein Zeitgenosse Buddhas, hatte im Rahmen seiner Ordnungsvorstellungen entdeckt, dass die Intervalle der Tonleiter durch Zahlenverhältnisse ausgedrückt werden können, und kam zu der Überzeugung, alles im Universum sei durch ganze Zahlen messbar. Die Astronomie weist Ende des 5. Jh. v. Chr. nach, dass die Bahnen der Gestirne einem unabänderlichen, mathematisch formulierbaren Gesetz un- Pythagoras experimentiert mit Glocken und entdeckt die Beziehungen zwischen Zahlenordnung und Tonfrequenzen. terworfen sind. Der Kosmos ist also sichtbar gewordene Mathematik. Zudem erkennt die Biologie die wunderbare Anpassung der menschlichen Organe an die Anforderungen der Umwelt und all dies lässt den Schluß zu, dass der Kosmos in Analogie zum menschlichen Körper als zweckgerichteter, lebendiger Organismus zu begreifen ist. Uneins sind sich die Philosophen jedoch, ob die Zweckgerichtetheit der Welt einen Geist - einen Gott - erfordert, der diesen Zweck will und verwirklicht. Zur Zeit Karls des Großen war es hauptsächlich dessen Ratgeber und einer der bedeutsamsten Gelehrten jener Zeit, der Angelsachse Alkwin, der eine neue Weltsicht vertrat. Er fragte nicht mehr nach kausalen Zusammenhängen, sondern versuchte, bei der Betrachtung der Natur gefundene Erkenntnisse auf mathematische Zeichen majjhima patipada 1 - 2009 zurückzuführen. Er wollte nicht wissen, was eine Situation begründet (kausale Methode), sondern suchte zu erfahren, was sich miteinander vergleichen lässt (analoge Methode). Es war die Zeit der „Allegorese“, der Vergleiche herstellenden Betrachtungsweise. Wenn der Mensch Sonne, Mond und Gestirne betrachtet und bewundert, so betrachtet und bewundert er damit die Weisheit des Schöpfers. Lilien erinnern an die Reinheit der Bekenner, Rosen an das Blut der Märtyrer. Die Beobachtungen im Buch der Natur ließen also Gesetzmäßigkeiten erkennen und begründeten den Glauben an eine mathematisch geordnete Welt (harmonia mundi). Sie führten im Abendland wie auch in anderen Kulturen zu einer Zahlenmystik, wonach es darauf ankommt, eine Zahl und die dieser innewohnende Kraft zu erkennen, um sich der mit ihr zusammengehörigen Macht zu bedienen. Zahlen sind Realitäten, die ein Kraftfeld um sich haben und wirken können. Besondere Bedeutung gewinnen die „vollkommenen“ Zahlen, deren Divisoren, zusammengezählt, die Zahl selbst ergeben (z.B. die 6 = 1+2+3). Vollkommenste Zahl ist die „10“, denn sie ist die Summe der ersten vier Zahlen (1+2+3+4=10). Sie entspricht ferner der Zahl der Finger und liegt dem Dezimalsystem zu Grunde. Die Zahlen erhielten so metaphysische Bedeutung und Zahlenspekulationen gelangten in die Mystik des Mittelalters. Die Anwendung der rechten Zahl wie auch der richtigen Anzahl von Wiederholungen und Beschwörungen wird als entscheidend für den Erfolg einer magischen Handlung angesehen. Rituelle Handlungen werden tunlichst in ungeraden Zahlen vorgenommen (dreifache Wiederholung einer Formel!) und selbst aufgeklärte Zeitgenossen schenken heutzutage Blumen stets in einer ungeraden Zahl – Aberglaube mutierte zur Etikette. Mit einem kleinen Exkurs sei zur Abrundung des Themas der tiefgehende, archetypische Charakter der Zahlenmystik an der Zahl „vier“ aufgezeigt, hier erkennen wir quer durch die Kulturen eine erstaunliche Ähnlichkeit. Wohl ausgehend von vier Himmelsgegenden sahen viele frühe Kulturen die Erde als ein Rechteck an. Und so, wie die Welt viereckig war, wurde auch deren Abbild, die Stadt, geformt, die Anlage von Städten in quadratischer Form ist uralt. 9 Das gilt gleichermaßen für die Städte der Industalkultur wie auch der Maya, der Kelten und Etrusker, und auch heute noch sprechen wir von Stadt-„Vierteln“ und „Quartieren“. Die kreisförmige Ummauerung der quadratischen Stadt zeichnet dann jene Urfigur, die C. G. Jung „Mandala“ nennt und aus der sich die Swastika wird man sagen können, dass die Welt letztlich in ihren Grundlagen indeterministisch ist. Eine vermutlich auf Pythagoras zurückgehende Formel, die den Sinn des Kosmos enthält, dargestellt in einem magischen Kryptogramm. Doch die Naturwissenschaft tut sich schwer mit einer Antwort auf die Frage nach der ersten Ursache. Gemäß der Urknall-Theorie war der gesamte Kosmos in einem Punkt zusammengedrückt, in diesem waren Schwerkraft und Materiedichte unendlich groß (sog. „Singularität“). Wegen der engen Verknüpfung von Raum, Zeit und Materie musste hier allerdings die Zeit verschwinden, denn es gibt keine Zeit ohne Raum. Weil jedoch alle unsere physikalischen Gesetze in Form von Raum und Zeit formuliert sind, können sie nicht über den Punkt hinaus gelten, an dem es weder Zeit noch Raum gibt, sie versagen also bezüglich der Singularität. (Hakenkreuz) der Inder entwickelte. Spätere buddhistische Schulen kennen vier den Himmelsrichtungen zugeordnete Paradiese mit dazugehörigen Buddhas. Hinzuweisen ist auch auf Götterfiguren mit vier den Weltgegenden zugewandten Köpfen, hierzu gehört der indische Brahma genau so wie der altägyptische Amun-Re. 3) Die naturwissenschaftliche Antwort Auch der Mensch der Neuzeit sucht, neben einem rein wissenschaftlichen Wissensdurst, aus Opportunität nach Regeln für die Gestaltung seines Lebens im Rahmen der die Welt offensichtlich bestimmenden Gesetzmäßigkeiten. Denn er sieht, wie alle Ereignisse irgendwie miteinander zusammen hängen, dass also kausale Strukturen bestehen, aus denen auf eine rationale Ordnung der Welt geschlossen werden kann. Wenn aber alle Ereignisse zwingend durch andere, frühere Ereignisse bestimmt sind, ergibt sich die Frage, ob die Welt streng deterministisch ist oder auch Zufälle und freie Willensentscheidung möglich sind. Unter dem Gesichtspunkt der heute allgemein anerkannten Quantenmechanik und ihrem Unschärfeprinzip 10 Unbeschadet dessen bleibt die Frage nach dem Beginn der Ursachenkette, nach der allerersten Ursache – sei sie nun Gott oder ein Naturgesetz. Zu ihrer Beantwortung konzentriert sich die moderne Naturwissenschaft auf reine Kausalforschung unter Verzicht auf weitere Fragen nach Wesen und Ziel der Dinge. Denn göttliche Absicht und Zweck der Schöpfung sind allein Sache göttlicher Freiheit und entziehen sich menschlicher Nachforschung. Die methodische Selbstbeschränkung auf kausale Beschreibung von Zuständen und Prozessen innerhalb der materiellen Welt sowie das Vertrauen in die Vernunft machen naturwissenschaftliche Forschung zu einem rein säkularen Vorgang, der mit Fragen des Glaubens und der Religion nichts mehr zu tun hat. Wenn aber die Gesetze der Physik an der Singularität scheitern, ist es nicht möglich, den Urknall einem davor liegenden Ereignis zuzuschreiben, d.h. der Grund muß außerhalb der Physik liegen. Die Physiker sind daher gezwungen, das Weltall entweder für unendlich alt anzusehen oder einen plötzlichen Anfang von Raum und Zeit zu unterstellen, der wissenschaftlich nicht erklärbar ist. Eine dritte Möglichkeit wäre die Gültigkeit der Gesetze der Quantenmechanik auch für kosmische Dimensionen. Wenn das Universum als Ergebnis einer Quantenfluktuation aus dem Nichts entstehen könnte, wäre kein physikalisches Gesetz verletzt. Wie der englische Physiker Stephen Hawking darlegt, hätte ein völlig in sich selber abgeschlossenes Universum weder majjhima patipada 1 - 2009 Anfang noch Ende, sondern würde einfach sein. Es entfiele die Notwendigkeit, einen lückenbüßenden Gott als Urheber des Urknalls anzusehen. Wie wir sehen, führt die Frage, wo die Kette von Ursache und Wirkung anfängt, wohl doch über die Naturwissenschaft hinaus zur „Schöpfung“ als Ursprung des physikalischen Weltalls. Jedenfalls für Juden und Christen ist wesentlich, dass (ein) Gott die Welt zu einem bestimmten Augenblick der Vergangenheit erschuf und spätere Ereignisse eine zeitliche Reihenfolge hatten. Hier finden wir die Trennung des Schöpfers von seiner Schöpfung, die willentliche Schöp- fung durch ein schon existentes Wesen. Während der Schöpfer ewig ist, hat die erschaffene Welt einen Anfang. Die meisten alten Kulturen, insbesondere des Ostens, gehen dagegen von einem zyklischen Weltbild aus, wonach die Welt keinen Anfang hatte, sondern sich endlos wiederholt. Und für den Buddhismus kommt im Gegensatz zu allen anderen religiösen und philosophischen Systemen eine erste Ursache der Welt schon deswegen nicht in Betracht, weil alles nur in Abhängigkeit von anderem ins Dasein treten kann, ein erster Anfang also ebenso unmöglich ist wie ein definitives Ende. III. Kausalität und Konditionismus im Buddhismus 1) Kamma und Wiedergeburt Wie wir oben ( Ziff. I 2) ausführten, war (und ist!) das Gesetz von Ursache und Wirkung (Skt: karman, Pali: kamma), das Naturgesetz der ethischen Kausalität, fundamentaler Bestandteil buddhistischen Denkens. Für uns Unerlöste erscheint es axiomatisch. Niemand verlangt von uns jedoch, diesem Gesetz kritiklos zu glauben, sondern wir können es – im Vergleich zu „Konkurrenzmodellen“ – für lediglich am plausibelsten halten. Auch können wir Vertrauen (shraddha) zu Buddha Gautamas Angaben haben, der es in der Nacht seiner Erleuchtung als zutreffend erkannt haben will: „Mit dem himmlischen Auge, dem klaren, über menschliche Grenzen hinausgehenden, sah ich, wie die Wesen vergehen und (wieder) entstehen, sah ich hohe und niedrige, glänzende und unscheinbare, wie ihnen je nach ihren Taten (kamma) günstige oder schlechte Wiederverkörperung zuteil geworden war.“ Das Kamma-Gesetz, die Lehre von der rückvergeltenden Kausalwirkung der Taten, ist also eng verbunden mit der Wiedergeburtsvorstellung: Jeder hat sich sein Dasein und sein Lebensmilieu karmisch selber verdient. Denn jeder ist – wie oben Ziff. I 2 bereits gesagt wurde - das Ergebnis seiner eigenen in den Vorexistenzen begangenen Taten, sein Körper ist „alte Tat“. Daran ist nachträglich nichts mehr zu ändern. Es liegt aber an ihm, wie er seine (nachtodliche) Zukunft gestaltet: Bessere Wiedergeburt wird durch gute (punna) Taten, schlechtere durch schlechte (apunna) Taten bewirkt, gute Tat ist heilsam (kusala), schlechte unheilsam (akusala). Die Wiedergeburt kann dann erfolgen (vorzugsweise) in der Menschenwelt, majjhima patipada 1 - 2009 aber auch im Götterreich oder in der Hölle, im Geisterreich oder Tierreich. Sie ist keine Belohnung oder Strafe für frühere Taten, sondern deren natürliche Kausalfolge, ohne jede ethische Wertung. Denn das Kamma-Gesetz wirkt mechanisch, es bedarf daher auch keiner über die Taten richtenden göttlichen Instanz. Der Buddha wich jedoch in einem entscheidenden Punkt von der herkömmlichen (upanisadischen) Wiedergeburtslehre ab. Während diese nämlich von einer Seele (atman) ausging - einer Monade, die das Karma speichert, den Tod überdauert und Wirkung ohne Ursache? Für den Dalai Lama geriet der Besuch in dem Physiklabor zur Offenbarung. Erst führte ihm (der österreichische Physiker) Anton Zeilinger ein paar seltsame Tricks mit Photonen vor. Dann erzählte der Forscher auch noch, dass im Mikrokosmos Teilchen einfach so aus dem Nichts entstehen. Für einen kurzen Moment war es da mit der buddhistischen Gelassenheit vorbei. Das sei unmöglich, erklärte der Dalai Lama irritiert, für jedes Ereignis gebe es eine Ursache. Die Physiker müssten eben einfach noch genauer hinschauen. „Hier hatten wir eine klare Divergenz unserer Anschauungen“, erinnert sich Zeilinger lächelnd. „Denn für mich steht zweifelsfrei fest, dass in der Quantenwelt die Kausalität tatsächlich verschwindet.“ Aus: DER SPIEGEL Nr. 11/ 2005 11 sich immer wieder inkarniert - leugnete er die Existenz einer solchen (ewigen) Seele. Die Wesen sind vielmehr seelenlos (anatta = ohne Seele, Ich oder Selbst), oder, wie er es später auch formulierte, leer (sunya). Wer oder was ist es aber dann, so wurde gefragt, das wiedergeboren wird, wenn nicht irgendetwas Substantielles? Die Kontinuität der Wiedergeburtenkette, so antwortete der Buddha, werde nicht durch ein Etwas, durch irgendeine Monade hergestellt, sondern liege im Konditionismus der Daseinsformen: Jede Wiedergeburt ist die Bedingung für eine andere. Es gilt das von Buddha Gautama entdeckte Prinzip des Entstehens in Abhängigkeit, der Lehrsatz vom Konditionalnexus (paticcasamuppada = „etwas entsteht gestützt auf das Vorhergehende“). Damit unternahm es der Buddha, seine in den „Vier Edlen Wahrheiten“ verkündete Lehre mit der überkommenen Karmalehre zu verbinden und so, wie es der Indologe Klaus Mylius sagt, „zu ergründen, was die Welt im Innersten zusammenhält“. 2) Der Konditionalnexus (paticcasamuppada) Wir haben vorstehend zunächst die Bedeutung der Kausalität dargelegt: Alles, was geschieht, hat eine Ursache (lat. causa). Als „Causa“ ist eine Ursache zu bezeichnen, die allein, also ohne das Eingreifen weiterer Faktoren, eine Wirkung hervorbringt. Wenn jedoch ein ganzes Bündel von Voraussetzungen erforderlich ist, um die Wirkung zu erzielen, ist es richtiger, statt von Kausalität von einem „Konditionismus“ (auch „Konditionalismus“) zu sprechen. Denn hier ist jedes Glied eine „Conditio“, d.h. eine Bedingung neben mehreren weiteren dafür, dass die anderen Glieder des Geschehens ins Dasein treten. Fehlt nur eine Bedingung, kann der Erfolg nicht eintreten, denn er ist von allen Vorbedingungen abhängig. Das Kausalitätskonzept der buddhistischen Philosophie geht in diesem Sinn nicht von einer bloßen Kausalität aus, sondern von einem Konditionismus. Die Erkenntnis der Entstehung (der Wesen der Welt) in Abhängigkeit, der sog. „Konditionalnexus“ (paticcasamuppada) wird als höchste Einsicht und philosophische Meisterleistung Buddha Gautamas angesehen. (Das ist wissenschaftlich allerdings nicht unumstritten, der Lehrsatz wird auch als weiterentwickel- 12 te kanonisierte Version älterer, präkanonischer Lehren verstanden.) Er erklärt nicht nur die Wiedergeburt ohne Seele, sondern beschreibt ein universales Prinzip. Die Formel der bedingten Entstehung ist „das Paradigma für die prozessuale Beschreibung der Wirklichkeit.“ (P. Gäng) Die Formel vom Konditionalnexus gehört jedenfalls zum ältesten Bestand buddhistischer Dogmatik und hat zwölf Glieder, von denen jedes eine Gruppe von Dharmas (s. u.) darstellt. Zwar weist die heutige Textforschung nach, daß es sich bei den zwölf Gliedern um eine spätere scholastische Ergänzung der früher aus acht Gliedern bestehenden Kette handelt, wir wollen jedoch den Nexus in der anschaulichen Fülle seiner zwölf Glieder betrachten. Die Glieder der Kette sind so angelegt, daß jedes Glied in funktioneller Abhängigkeit von den vorhergehenden Gliedern ins Dasein tritt. Der zwölfgliedrige „Konditionalnexus“ soll die über die Einzelperson hinausgehende Geburtenfolge verdeutlichen und erstreckt sich über drei wiedergeburtliche Existenzen. (1) Das erste Glied der Kette (und des Leidens!) ist die Unwissenheit (avijja), nämlich von der Leidhaftigkeit des Daseins, was gleichbedeutend ist mit der Unkenntnis der Vier Edlen Wahrheiten des Buddha. Sie bedingt das Entstehen von (2) Kammabindung schaffenden Tatabsichten (sankharas), welche gut, schlecht oder neutral sind und – wiederum als unerlässliche (Vor-)Bedingungen! - ein entsprechendes (3) Bewusstsein hervorrufen. Dieses prägt nach dem Tode eines Menschen – hier Wiedergeburt! – (4) die in einem Mutterschoß entstehende neue empirische Person (namarupa), welche mit ihren (5) Sechs Sinnen (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten und Denken) (6) Berührungen mit weltlichen Dingen erfährt, was zu (7) Empfindungen führt. Daraus entwickelt sich die (8) Gier (tanha) nach den Genüssen des Lebens. Und dies wiederum ist der Grund, warum wir im Tode nicht loslassen können, sondern eine neue empirische Person majjhima patipada 1 - 2009 Tempel in Sagain / Myanmar majjhima patipada 1 - 2009 13 (9) ergreifen mit der Folge des – hier Wiedergeburt! – (10) Werdens eines neuen Wesens mit der unausweichlichen weiteren Folge von (11) Geburt und (12) Tod. Nach diesem System geht also keine Seele in die neue Existenz über, sondern die neue Existenz wird konditional bedingt und geprägt durch die kammischen Impulse, die der Sterbende hinterlässt. Das Bewusstsein der vorigen Existenz bedingt das neue Bewusstsein, ohne mit ihm identisch zu sein. Der Konditionalnexus ist kein von irgendeiner Substanz gestütztes Phänomen, sondern bildet allein durch das konditionale Hintereinander seiner Faktoren die empirische Person und deren Wiedergeburtenkette. Das „Dasein“ ist kein Sein, sondern ein Prozeß. 3) Konditionismus – die Welt als Strom von Dharmas Wie wir oben (Ziff. I 1) sahen, ist der Dharma das höchste, unpersönliche Prinzip des Universums, in welchem unsere Begriffe von Naturgesetz und sittlicher Weltordnung zusammenfallen. Er ist der „Träger“ des Weltgeschehens und drückt sich aus in einer unendlichen Vielheit von Kräften, die von den Buddhisten ebenfalls als „Träger“ (dharmas) bezeichnet werden. Diese „Dharmas“ sind also nicht zufällig und grundlos da, sondern sie sind Ausdrucksformen des Weltgesetzes. Auch die Lehre von den Dharmas, den „Daseinsfaktoren“, gehört zum Kern buddhistischer Dogmatik und es ist anzunehmen, dass der Buddha selber mit dem Lehrsatz vom Entstehen in Abhängigkeit (Konditionalnexus) dieses Fundament geschaffen hat. Nach seinem Tode entwickelten eifrige Mönche hieraus die Dharma-Theorie. Der Buddha hatte erkannt, dass die Welt nicht ein einheitliches Ganzes darstellt, sondern aus zahllosen Dharmas als Einzelbestandteilen besteht. Die Vorstellung von Dharmas als nicht mehr reduzierbaren Realitäten geht weiter als unsere Vorstellung von Atomen. Denn sie umfaßt nicht nur Faktoren, die uns dann als materielle Erscheinungen entgegentreten, sondern einen großen Kreis von Erscheinungen, die wir ganz verschiedenen Denkka- 14 tegorien zuordnen würden, wie z.B. Sinnesfähigkeiten, Schlaf, Hunger, Ruhm, Gesetzmäßigkeiten und andere Abstrakta. Zwischen objektiven (z.B. Tönen) und subjektiven (z.B. Empfindungen) Dharmas besteht kein Unterschied. Es handelt sich um insubstantielle abstrakte Qualitäten, die sich zu Konglomeraten zusammenschließen und dadurch die Welt bilden. Alle Lebewesen bis hinauf zu den Göttern sind Kombinationen solcher Dharmas, d.h. das Leben ist eine bloße zusammengesetzte Erscheinung. Diese Komponenten sind aber nicht unvergängliche letzte Realitäten, die sich dann zu einer vergänglichen Erscheinung zusammenfügen, sondern selber nur Elemente von kürzester Dauer und vorübergehender Existenz. Über die Dauer dieser Existenz wurde viel spekuliert und zunächst den körperbildenden Dharmas eine längere Dauer gegeben als denen des Bewußtseins. Später berechneten die Scholastiker die Dauer auf das Tausendstel eines Augenzuckens, jedenfalls so kurz, dass wir den Wechsel nicht bemerken. Der Begriff „Dharmas“ schließt logischerweise alle empirischen Dinge aus, da diese ja nur die Kombinationen von Dharmas sind, also bloße Kunstprodukte. Die Dharmas entstehen, nachdem sie vorher nicht da waren, und vergehen wieder, wenn ihre Wirkung erschöpft ist. Dabei entstehen sie nicht durch Zufall oder von selbst, sondern stets in funktioneller Abhängigkeit von anderen Dharmas, entsprechend der Lehre von einem ursächlichen Zusammenhang aller Dinge. Der Buddhismus kennt also - im Gegensatz zu allen anderen Religionen, aber in Einklang mit der modernen Naturwissenschaft - keine ewigen materiellen oder geistigen Substanzen, aus denen alles besteht. Stattdessen ist das ganze Universum und alles, was in ihm ist, eine rein gesetzmäßige Folge von dynamischen Prozessen, ein Kräftespiel von Dharmas. Die Welt ist nicht, sondern sie geschieht, es gibt kein Sein, sondern nur ein Werden. Jede Einzelerscheinung entsteht in funktioneller Abhängigkeit, d.h. nur eine Vielheit von Faktoren kann einen neuen Faktor hervorbringen. Nirgends existieren isolierte Faktoren: Das Weltgesetz manifestiert sich als ein durchgehender und unverbrüchlicher Konditionismus. majjhima patipada 1 - 2009 Der Blindengarten in Bonn von Hans Wolfgang Schumann Die meisten Besucher des Bonner Rheinauenparks gehen an dem Schild „Zum Lindengarten“ achtlos vorüber, aber wer der Einladung des Wegweisers folgt, erlebt eine Überraschung. Er kommt in einen Garten aus hüfthoch gemauerten Rondellen, deren Bewuchs die Blinden abtasten können, um den jeweiligen Busch oder Strauch zu bestimmen: An Tafeln in Brailleschrift können sie ihre Identifizierung überprüfen. Zentrum der hübschen Anlage ist der Blindenbrunnen – „ein Gleichnis von der Wahrheit“, wie ein Schild erläutert. Auf drei erhöhten Sockeln steht ein bronzener Elefant, der von fünf bronzenen Blinden abgetastet wird. Man sieht ihren Gesichtern die Mühe an, die es kostet, sich aus dem ertasteten Eindruck eine Vorstellung des Ganzen zu machen. Eine Bronzetafel am Eingang zum Blindengarten erzählt das Gleichnis von den Blinden und dem Elefanten in Kurzfassung und gibt den Text auch in Blindenschrift wieder - leider ohne zu erwähnen, daß die Erzählung einem buddhistischen Buch entnommen ist (nämlich dem Udana, Kapitel 6,4). Der Brunnen ist eine Stiftung von Dr. Wolfgang Hesse, Bonn; die Skulptur schuf der Wolfsburger Bildhauer Richard Engels. Die Parabel von den Blinden ist Teil einer Rahmenerzählung. Der Erhabene (Buddha), so das Udana, weilte einst in Savatthi, der Hauptstadt des nordindischen Königreichs Kosala, wo sich zur gleichen Zeit zahlreiche Asketen und Brahmanen aufhielten. Die debattierten über die Welt, das Leben, das Jenseits und die Wahrheit und vertraten lautstark höchst unterschiedliche, ja kontroverse Ansichten. Die buddhistischen Mönche, die zu ihrem täglichen Almosengang in die Stadt Savatthi gekommen waren, hörten das Gezänk. Vom Almosengang in ihren Klosterhain - den Jetavana, die Stiftung des reichen Wohltäters Anathapindika - zurückgekehrt, berichteten sie dem Buddha, was sie beobachtet und gehört hatten. Der Meister erzählte darauf das Gleichnis vom Elefanten und den Blinden. majjhima patipada 1 - 2009 In Savatthi, so der Buddha, lebte einst ein König, der eines Tages einem Mann befahl, alle Blindgeborenen der Stadt an einem Ort zusammenzurufen. Als dies geschehen war, wurde ihnen ein Elefant vorgeführt. Der erste Blinde betastete den Kopf des Tieres, der zweite das Ohr, der dritte den Stoßzahn, der vierte den Rüssel, die weiteren den Rumpf, den Fuß, das Hinterteil, den Schwanz und die Schwanzborten. Als dies geschehen war, fragte der König die Blinden, wie ein Elefant beschaffen sei. Ein Elefant sei wie ein Kessel, erwiderte der erste; wie eine Worfschaufel (zum Trennen der Spreu vom Reis) meinte der zweite; wie eine Pflugschar antwortete der dritte - und so ging es weiter: Wie die Griffstange an einem Pflug, wie ein Kornspeicher, wie eine Säule, wie ein Mörser, wie eine Keule, wie ein Pinsel sei der Elefant, so antworteten die andern. Unter dem Geschrei: „So ist ein Elefant, nicht so wie du sagst“, gingen sie mit den Fäusten aufeinander los. Genau wie diese Blinden, so zog der Buddha das Fazit, verhält es sich mit den Wanderasketen der verschiedenen Lehrrichtungen. Blind und augenlos erkennen sie nicht, worauf es ankommt und worauf nicht. In Unkenntnis der Wahrheit schlagen und verletzen sie sich mit scharfen Worten. Und der Erhabene (Buddha) tat den feierlichen Ausspruch (udana): 15 „Man glaubt es kaum, wie sich Brahmanen (in Theorien) oft verrennen: Sie zanken sich wie Leute, die (vom Ganzen) nur ein Teil erkennen.“ Soweit das Gleichnis von den Blindgeborenen und dem Elefanten nach dem Udana-Buch des buddhistischen Kanons. Selbstverständlich hatte das Brunnendenkmal in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn - un- weit vom einstigen Plenarsaal - auch eine politische Bedeutung. Es verwies (und verweist) auf die Schwierigkeit, die Wahrheit zu finden: Aus Teilerkenntnissen ist eine gerechte Entscheidung nicht abzuleiten. Vielleicht gibt es einmal einen Stifter, der ein Denkmal mit einer ebenso wichtigen symbolischen Botschaft in Berlin aufstellt! Das habe ich gehört .... (Teil 2) von Gerhard Hoyer IV. Samadhi und Meditation Bei der Meditation kommt im samadhi(1) immer das hervor, was vorher im Denken schon vorgearbeitet worden ist. Darum ist die Meditation bei jedem Menschen ganz verschieden, je nach seinen früheren Gedanken und Vorstellungen. Aus diesem Grunde kann man auch schwer konkrete Ratschläge geben. Jeder muß die für ihn geeignete Weise eben selber herausbekommen, indem er seine Stärken dabei pflegt. Stets ist aber eine erhabene und feierliche Stimmung das Wichtigste. Dieselben Vertiefungen führen den Buddhisten bis zum Nirvana und die Anhänger anderer Religionen zu deren Ziel, nur mit dem Unterschied, dass die buddhistische Vertiefung stets mit Weisheit und Klarsicht gepaart ist. So bestehen diese beiden wesentlichen Unterschiede zwischen buddhistischem und nichtbuddhistischem samadhi: erstens ist ersterer auf das Nirvana bezogen, auf das unermessliche und unergründliche; zweitens ist er nie Selbstzweck, sondern wird stets zum Gegenstand weiser Betrachtung gemacht, d.h. der Kontrolle der panna(2) unterworfen. Das bedeutet: man sieht bei allen Vertiefungsstufen die drei Merkmale anicca, dukkha, anatta.(3) Von den Indern wird z.B. das Prana(4) als höchstes Gut gepriesen, während der Buddhist auch darüber noch hinausgeht. Ebenso wie die panna den samadhi kontrolliert, wird aber auch durch samadhi die panna gefördert. Jede aus samadhi gewonnene 16 Erkenntnis unterscheidet sich ganz deutlich von einer Erkenntnis ohne samadhi. Die wichtigste Unterscheidung ist die, ob ein samadhi weltlich (lokiya) oder überweltlich (lokuttara) ist. Im lokuttara-citta(5) sind keine uns Menschen verständlichen Dinge. Um solchen Anblick zu erreichen, bedarf es der Belehrung durch das Wissen des Erwachten. Sonst kann man weltlichen und überweltlichen samadhi im konkreten Fall überhaupt nicht unterscheiden. Zum weltlichen samadhi gehören auch noch die Strahlungen, z.B das mahaggatta-citta, das hochstrebende Herz im M 10 (in M 127 sagt Karl Eugen Neumann „großartig“). Störung: Samadhi wird verhindert oder gestört durch uneingestandene oder durch unerkannte eigene Fehler. Dann schwingt die Wahrheit nicht. Dann hat man sein Unterbewusstsein ganz gegen sich. Dagegen hindern erkannte, aber noch nicht überwundene Fehler den samadhi weniger: sie brauchen nämlich dann kein Hindernis zu sein, wenn das Vertrauen in ihre Überwindung, das Selbstvertrauen, groß genug ist. Von den drei Fehlerarten sind am schlimmsten die uneingestandenen, schlimm die unerkannten, überwindbar die erkannten (Fehler). Gefahr: Wenn jemand sich ohne geistige Vorbereitung, d.h. ohne Gewinnung von saddha(6) zum Buddha, einfach entspannt und vertieft, majjhima patipada 1 - 2009 dann fällt er in das kollektiv Unbewusste, d.h. in seine eigene Triebhaftigkeit der Tiefe. Das kann bestenfalls zu einer Affinität zur devaloka(7) führen, schlimmstenfalls zu Höllenwelten. Wenn man bei der Übung Fratzen sieht, so ist das ein Zeichen für niedere Bereiche, für böse Geister, dann solle man aufhören. Beim Buddhaweg sind alle solche okkulten Gefahren durch die Weisheit gebannt. Daher ist der buddhistische Yoga weitaus der höchste. Die Lotoszentren (cakkra) sind zwar unbedingt vorhanden und entwickeln sich auch bei erfolgreicher Meditation, aber sie extra auszubilden, gehört nicht zum buddhistischen Yoga, da dies dem Heilsziel nicht näher bringt. Güte (metta): Die Übung in meditativer Güte ist immer fruchtbar, auch auf der untersten Stufe. Man kann damit ganz einfach wie folgt anfangen: man sage sich, wie ungerecht es doch sei, nur bestimmte Menschen zu lieben. Dann weitet man seine Liebe aus auf gleichgültige und zuletzt auch auf unliebe. Wenn man Güte entfaltet, dann kann man als Folge dieses samadhi nur noch tolerant sein, und man kann nicht mehr sehr nach außen wirken. Man erfährt, dass Metta-Meditation der Welt am meisten hilft: dadurch hilft man dem ganzen Land, man bestätigt alle im Guten, ja sogar die Höllenwesen. Wenn man stattdessen vordergründig in fremde Schicksale eingreift, richtet man meist mehr Schaden als Nutzen an. Man beginnt am falschen Ende und macht sich schuldig. Man muß geschehen lassen. Dreiwelt: In allen Bereichen der kama-loka,(8) auch bei deren höchsten Göttern, sind überall die 5 Sinne. Bei den Tieren überwiegt aber Tasten-Riechen-Schmecken. Überall in der kama-loka sind auch die 3 sankhara. In der rupa-loka (Brahma-Welt) ist nur noch Sehen, Hören, Erkennen. Die 4 Elemente sind dort in unvorstellbar feiner Schwingung, als Lichtgestaltungen. In der arupa-loka fehlen die 5 Sinne und es gibt kein reflektierendes Denken. Es gibt auch keinen kaya-sankharo.(9) Dort ist nur die geläuterte nama-Gruppe(10). Die Sphären der Raum- und Bewusstseinsunendlichkeit mit ihrem körperfreien Glück lösen ein leichtes Ichgefühl aus, das darum so schwer zu greifen ist, weil es nicht mehr körperlich lokalisiert ist. Der Unterschied zwischen dem Reich der Vorstellungslosigkeit majjhima patipada 1 - 2009 und dem Nirvana besteht darin, dass letzteres immer erst nach Durchgang durch die Aktivität der panna erreicht wird als endgültiger Zustand. Denken und Ich: Im samadhi erfährt man erst, was es heißt, vom Willen zu lassen und selbstlos zu sein. Im tieferen samadhi ist kein Bewusstsein von Ich und Mein, wird auch nicht erwogen. Es gibt auch nicht mehr den Unterschied von Ich und Du. Man kann sich daher mit allem identifizieren und man kann allen Wesen helfen. Dem Ichdünkel, der bei der Rückkehr aus dem samadhi auftaucht, kann man allein durch panna wehren, d.h. durch erkenntnismäßige Impulse, durch richtiges Denken. Jhan’anga(11): Die 5 Hemmungen werden im samadhi der 1. Schauung ersetzt durch die 5 jhan’anga, und zwar allmählich: vitakka-vicara ohne Sinnlichkeit tritt an die Stelle der Weltgläubigkeit von Wunscheswille und Haß (1. und 2. Hemmung), piti niramisa tritt an die Stelle der falschen Bewegtheit von uddhacca-kukkucca (4. Hemmung), Sukha (mit passaddhi) tritt als rechte Ruhe an die Stelle von matter Müde (3. Hemmung), Upekha als ekaggata tritt an die Stelle von Zweifel (5. Hemmung). Schauungsgleichnisse: 1. Jhana (12): Bild vom Seifenball = Atem (Seife) und Bewusstsein (Wasser) werden locker vereinigt im Schaumball. 2. Jhana: Bild vom quellenden Teich = die Quelle ist piti (13), davon wird der Atemkörper durchströmt. 3. Jhana: Lotos im Wasser = Lotos ist Symbol für bodhi (14), für Herzlotos. Er ist ganz im Wasser, d.h. ganz isoliert in Einsamkeit und Glück, im Atemkörper. 4. Jhana: Weißes Gewand ist upekha(15), ohne jede Individualität. Der Leib könnte auch ein Heuhaufen sein, ist nur Gerüst. Die vier jhana: Das vitakka(16) des 1. jhana ist eine Bindung des Geistes (nicht des Herzens) an gute und klare Vorstellungen. Es gleicht dem Anschlagen einer Glocke, gefolgt von deren Nachklingen, die vicara(17) ist, indem die gefasste Vorstellung zwanglos einen ganz ausfüllt. Im richtigen Samadhi denkt „es“, denkt ein Gedanke sich allein weiter. Ist das vitakka des 1. 17 jhana erst einmal angefangen, dann kommen die weiteren Glieder allmählich von selber aus dem Unterbewusstsein empor: darum ist dieses vitakka so entscheidend! Die 1. Schauung ist angrenzender samadhi, hier wird weiter im Sinn der satipatthana(18) gedacht. Volle Sammlung besteht erst ab der 2. Schauung. Erst hier ist Einswerden mit dem Objekt (ekodi), während Einheit (ekaggata) auch schon in der 1. Schauung ist, indem dort das Bewußtsein des physischen Körpers schwindet. Piti, das schon im 1. jhana ist, wird im 2. gewaltiger und beherrschender. Auch hier gibt es noch, wie in allen weiteren Stufen, ein Unterscheiden und Entschlussfähigkeit, aber kein übliches Denken mehr, kein vitakka-vicara. Die 3. Schauung erfährt man, wenn man gleichmütig gegen piti wird. Dann tritt ein sukham(19) im geistigen Körper auf. Die 4. Schauung besteht darin, dass das Bewusstsein aus dem physischen Körper heraus ist, es ist exterritorisiert. Der Fleischleib wird gefühllos. Die 4. Schauung wird nur erreicht, wenn bestimmte tiefere Trübungen fort sind, und das ist sehr schwer. V. Panna und Durchschauung 1. Über den Tod. Der Moment und die Art des Todes sind karma-bestimmt. Der Buddha nennt den ganzen Körper „Taten der Vergangenheit“. Beim Sterben entscheidet sich im Bruchteil einer Sekunde, wohin man kommt. Da ist man schon in der anderen Welt. Der Mensch sieht dann sein früheres und sein künftiges Dasein, aber wer keine Meditation ausgebildet hat, dem versinkt das gleich wieder im Unterbewusstsein. Die Materialisten fallen im Tode alle um, indem sie sehen, was sie nicht glaubten. Außerdem kommen sie, wie die meisten Menschen, in eine öde Gespensterwelt, wo man hungert und friert und alles grau ist. Die Folgen schwerwiegender Taten kommen zuerst, dann das am häufigsten Geübte. Erlerntes wird im Tode dagegen verloren. Unsere gesamten Taten, Worte und Gedanken formen ein Bild: das ist die Zukunft nach dem Tode. Erst ab dem Stromeintritt wird die neue Daseinsform bewusst angestrebt, weil er allein so tief in die dhatus(20) hineinreicht. Das gilt auch, wenn Stromeintritt und Tod zusammenfallen. Der Todesmoment ist ein Sendemoment für alle Möglichkeiten. Man kann die Wiedergeburt vergleichen mit den Wellen des Fernsehens, die anderswo wieder dasselbe Bild zustandebringen. 2. Über den Samsaro (21) Der Samsaro ist so unendlich, dass jeder wohl schon an allen Orten geweilt hat und wohl mit allen Menschen seiner Bekanntschaft schon zu- 18 sammen war. Das Individuum dauert auch über Weltzeitalter hinaus, so langsam ändern sich manche Züge. Die Personen, die einem begegnen, sind prinzipiell immer die gleichen Typen, wie im Theater die Chargen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Leben bestehen nur darin, dass das Bewusstsein einmal die Taten von der einen, das andere Mal von der anderen Seite zeitlich widerspiegelt. Heute ist das kommende Leben Morgen; Morgen aber ist das jetzige Leben Gestern. Der ganze Samsaro ist nur eine Bewegung des Universalbewusstseins: Solange Wind ist, folgen sich die Wellen mit Tälern; erlischt der Wind, dann verschwindet auch jede Unterschiedlichkeit. Das Unterbewusstsein der meisten Menschen ist sehr fest eingelaufen. Überhaupt ist es so, dass der Karma-Strom entsetzlich fest ist und in denselben Gleisen verläuft. Die normalen Menschen haben höchstens 3% Freiheit. Bei den Unterwelten ist alles noch mehr determiniert, bis zu 100%. Darum ist es so entscheidend wichtig, den vaci-sankhara(22) zu kontrollieren, weil hier das Karma hauptsächlich gebildet wird. Ein Heraustreten aus dem Samsaro ist nur möglich durch die erlösende Erkenntnis, dass kein Ich da ist, welches durch den Samsaro wandert. Man muß sehen, dass man nicht ist, was man zu sein scheint, dieses kleine abgesonderte Wesen, das sich lange gleich zu bleiben scheint. Die erlösende Erkenntnis kommt aus dem Prinzip der Indetermination und zeigt die Determination majjhima patipada 1 - 2009 auf. Wie entsetzlich der Samsaro ist, sieht richtig erst der, der herauszusteigen beginnt. Es gibt nur zwei Mächte in der Welt, zwei riesige, nämlich auf der einen Seite Durst, auf der anderen Seite Erkenntnis. Aus jeder geht ein entsprechender Wille hervor. Die stärkste Ausprägung des Durstes ist der Geschlechtstrieb; die größte Gefahr der Weisheit ist der Intellektualismus. Die Stärke des Herauswollens richtet sich nun immer nur nach der Tiefe der Erkenntnis. Das Geborgensein im überweltlichen Bewusstsein, oder jedenfalls eine Ahnung davon, ist die einzige Geborgenheit im Meer des Samsaro, das innere Licht die einzige Zuflucht. Auch alle Schuld wird nur hier getilgt. Alle Untugend beruht auf Unwissen und auch aller Durst. Der Grund für den gesamten Samsaro ist Unwissen und als eine unmittelbare Folge der Ich-Glaube. Das Pendant zum Ichglauben ist es, wenn man die Materie so wichtig nimmt. Wer das tut, wird späterhin viel Mühsal von ihr haben. 3. Samsaro-Überwindung Die Buddhalehre ist die klarste und umfassendste Darstellung der Verwirklichung des höchsten Prinzips im Menschen, das in anderen Religionen nur bruchstückhaft angedeutet ist. Um den Unterschied zwischen der Lehre und anderen Auffassungen herauszuarbeiten, vergleiche man einmal folgende drei Gesichtspunkte: 1. Was bringt der Besitz eines Weibes? Bestenfalls Glück für ein einziges kurzes Leben in der kama-loka. 2. Was bringt die Nachfolge Christi? Bestenfalls, für den Mystiker, Glück für ein Weltzeitalter in der brahma-loka (23). 3. Was bringt der Stromeintritt dem Nachfolger Buddhas? Schlechtestenfalls nach 7 Leben das Glück des Nirvana für immer und ewig. Innerhalb eines Lebens kommt nur der beim Tode in das Nirvana, der nur noch in der Meditation weilt und nie mehr aus ihr herausfällt, auch nicht im alltäglichen Geschehen. Schlimm dran sind die Nihilisten, die da glauben, dass das Nirvana das Nichts sei. Sie kommen fast stets nach dem Tod in untere Welt. Von den beiden Übeln, die es bei falscher Anschauung gibt, nämlich Ewigkeitsglaube und majjhima patipada 1 - 2009 Nihilismus, ist ersteres durchaus das kleinere. Die Ewigkeitsansicht führt den Nachfolger zum Himmel, wenngleich natürlich nicht zum Nirvana; der Nihilismus aber führt in die dem Himmel entgegengesetzte Richtung, ins Finstere. Entsprechend führt sinnlicher Genuß allein nur zum Aufzehren des Verdienstes, Verdrängung aber zur Finsternis unmittelbar. Die Wesen der Finsternis in höllischer Welt kennen nicht Güte und Mitleid und glauben auch nicht an Güte und Mitleid. Trotzdem kommen auch sie wieder hoch, weil auch sie in der langen Vergangenheit Verdienste hatten. 4. Die Sankhara Die drei Sankhara bedeuten: 1. Kaya-sankharo = Funktion des rupa, die Taten. Alle vegetativen Funktionen gehören dazu, wurzelnd im Atem(Prana-)körper, der auch Ätherleib genannt wird. Die sog. Aura ist eine Ausströmung dieses Atemkörpers, ist ein Teil des elektrischen Odfeldes. Jeder Gedanke besitzt eine Affinität zu einer ganz bestimmten Prana-Schwingung, d.h. zum kaya-sankharo. 2. Vaci-sankharo = diejenige nama(24)-Funktion, die das diskursive Denken ausmacht. Das Erwägen und Überlegen bereitet die Taten vor, beschließt sie. Damit wird das normale Karma gemacht. Während man Wahrnehmung und Gefühl nicht ändern kann, liegt im vaci-sankharo die Möglichkeit des Eingreifens. Der Mensch wird, was er denkt und ist, was er gedacht hat. Der vaci-sankharo ist entscheidend wichtig, er ist zunächst gut auszubilden, aber dann zu überwinden, damit er nicht zum nackten Intellekt wird. Das Bewusstsein kann sonst in die Form des Intellekts gezwängt werden und gar nicht wieder heraus in unserer Zeit der Wissbegierde. 3. Citta-sankharo = diejenige nama-Funktion, die Instinkt, Empfinden, Fühlen ausmacht und die auch bei den höchsten sprachlosen Göttern noch ist. Sankhara ist immer zusammen mit vinnanam(25), keines besteht für sich allein. So ist es vom Atom bis zum Planeten. Dabei ist: 1. Sankhara zeugend, männlich, aktiv, yang: Neigung schaffend. 19 2. Vinnanam spiegelnd, weiblich, aufnehmend, yin: neigend. Wie verhalten sich sankhara und Wille? Es gibt viele Arten von Willen: 1. Cetana = Absicht, das bewusste Anstreben heilsamer oder unheilsamer Dinge im Reden, Handeln, Denken. Cetana ist sankhara. 2. Chando = der Wille der Tiefe, unterbewusster Wille. 3. Tanha = Triebwille, Naturwille, Artwille, der in Erscheinung tritt. 4. Viriyam = die gegen tanha gerichtete Überwindungskraft. Der Eigenwille (chando) wird zum göttlichen Willen, wenn man ihn aufgibt. Wille kennzeichnet das ganze Weltall, worin es nichts Unbelebtes gibt. Überall ist sankharo und vinnanam – und das ist Leben. Der Körper selbst ist nur organisierte Materie, aber er ist belebt durch den Körperwillen. Am Körper und an der Welt kann man die Aufgaben ablesen, die man hat: das Gesetz und die Erscheinung des Gesetzes sind dasselbe. Wissen ohne Tugend macht intellektuell und hochmütig; Tugend ohne Weisheit macht arm. 5. Das vinnanam Das leibliche Auge und die Form bilden das Seh-Bewußtsein im Unterbewusstsein. Auch die Berührung (phasso) ist ein unterbewusster Vorgang. Alle Sinnesempfindungen (Gefühle) kommen also bereits gefärbt herauf. Deshalb empfindet der eine Wohl und der andere Wehe bei demselben Ding. Durch Absicht wird dann wieder das vinnanam modifiziert und karmisch differenziert. So bedingen sich wechselseitig vinnanam und nama und wiederum nama und vinnanam. Nama ist alles, was aus phasso kommt. Alles, was es gibt, ist nur e i n vinnanam: Materie (rupa) wie Geist, Ich wie Welt. Es gibt nicht so etwas wie zwei „Bewußtseine“. Darum ist Asozialität das Unsachgemäßeste, was es gibt. Es ist Unsinn, sich als Einzelwesen gegenüber anderen zu fühlen und innerhalb des Wahrnehmens Unterschiede zu machen. Der Wahn, ein abgetrenntes, eigenmächtiges Wesen zu sein, ist die Ursache für das Karma und die Gebundenheit. Das, was sich abtrennt und selbständig 20 macht, eben das selbstherrliche Prinzip, das ist das eigentlich Böse, aus dem alles andere sekundäre Böse folgt. Das vinnanam hat viele Schichten (Bewusstseinsstätten), sogar dasjenige vinnanam, welches das Nirvana erfährt, hat acht Schichten, nämlich die vier Paare der Ariyas(26), die Deutlichkeitsgrade des Nirvana-Bewußtseins darstellen. Der Begriff: alaya-vinnanam (Speicherbewußtsein) ist ein Ausdruck für die Tatsache dieser vielen Schichten. Es ist die Grundlage des Samsaro mit seinen eisernen Kausalitätsgesetzen. Es birgt in sich alle 3 Welten, alles, was irgend kennbar ist. Das Verständnis der abgründigen Tiefe dieses Speicherbewusstseins führt zum Verständnis der Befreiung. Das Dasein ist überhaupt ein tiefes Mysterium. Man stellt die Frage: Wieso kommt ein leidenschaftsloses Universalbewusstsein zur Bildung einer Welt? Auf diese Weise ist das aber fragend nicht zu ergründen. Das Gestalten – auch das Fragen ist ein solches – hat keinen Anfang. Die wahre Ursache aller Aktivität ist Unwissen. Und Unwissen ist immer mit Durst zusammen. Trotzdem ist die höchste Freiheit möglich, als heiliges Recht und Besitztum des Menschen. Der Weg über Tugend, Vertiefung, Weisheit bringt Befreiung von den Gesetzen, die immer wieder Entstehen und Vergehen verursachen. Alles Bewusstsein, auch das höchste, auch die Nicht-Etwasheit, ist gebildet auf Grund von Begriffen im Denken. Ohne zureichenden Grund entsteht kein Bewusstsein – und dieser Grund ist das Denken und Wirken. Die Begriffe sind aber alle nicht absolut richtig, denn das Absolute (Nirvana) ist jenseits der Begriffe. So sind die Begriffe das Unwissen, welches Bewußtsein schafft. Auch Worte sind immer nur ein relatives Verständigungsmittel zwischen dem Denkbewußtsein von Leuten, die etwa auf gleicher Welle schwingen. Das muß man wissen, wenn man sich verstehen will. Und so war es auch mit dem Buddha und seiner Belehrung: wer damals auf gleicher Welle schwingen konnte, dem gewährten seine Worte unmittelbare Einsicht. Für die meisten von uns sind aber die Lehrreden wie ein durcheinander gewürfelter Lehrplan für sämtliche Schulklassen oder für sämtliche Fakultäten. Den Wald sieht man vor lauter Bäumen nicht. majjhima patipada 1 - 2009 Dabei geht alles um die Erfassung des Bewusstseins, des vinnanam. Darin liegen alle Rätsel und Geheimnisse des Daseins. Alle anderen der fünf khandha(27) sind von daher verständlich. Man kann khandha als Phänomen bezeichnen, wobei gerade die Tatsache, dass das Phänomen nichts als Phänomen ist, das Unbekannteste ist, das, was man nicht weiß, obwohl man dauernd mit den Dingen umgeht. Daher ist eine Läuterung des Unterbewusstseins schon für das Verständnis notwendig. (12) Jhanas: Schauungen, weltlose Entrückungen, Versenkungen durch Überwindung der Sinnenwelt (13) piti: Jubel, Hochgefühl, Entzücken (14) bodhi: Erwachung, höchste Form von Erleuchtung (15) upekha: Gleichmut, Gelassenheit (16) vitakkha: Ewägen, Denken, Überlegen; Gedanken (17) vicara: Sinnen, Nachsinnen (18) satipatthana: Vier Pfeiler der Achtsamkeit, an die der Geist sich bindet Anmerkungen (Zusammengestellt von H. Hecker): (1) samadhi: Herzensfrieden, Seelenruhe, Einigung, ohne Subjekt-Objekt-Spaltung (2) panna: Weisheit, höchste Vernunft, tiefe Einsicht (3) anicca – duhkkha –anatta: unbeständig/vergänglich – leidig – nicht Ich (4) prana: Atem, insb. Ausatmung. Im Hinduismus = Ursubstanz, Weltatem (19) sukham: Jedes Wohlgefühl: körperliches, seelisches, geistiges und sogar das Wohl des Nirvana, das auch jenseits von Gefühlen ist (20) dhatus: Artungen, Elemente, natürliche Gegebenheiten (21) samsaro: Der Leidenskreislauf der Wiedergeburten (22) vaci-sankhara: Die sprachlichen Gestaltungen (5) lokuttara-citta: überweltliche Herzensart (23) brahma-loka: Die zweite Welt jenseits der Sinnenwelt. Die Brahma-Welt ist die Welt der reinen Form, die Lichtwelt (6) saddha (Pali; Skt. Shradda): Heilsvertrauen in den Buddha, die Lehre und Nachfolgergemeinde (24) nama: Die Benennungen der Eindrücke als: Gefühle, Wahrnehmungen, Gestaltungen. Siehe die Fünfheit der nama-Elemente (7) devaloka: Götterwelt, Himmelswelt (25) vinnanam: Wörtlich „das Auseinander(vi-)wissen“, die Erkenntnisfähigkeit, die erst alle Inhalte (Formen und Namen) ermöglicht. Meist mit „Bewusstsein“ übersetzt, aber auch Unbewußtes einbegreifend. (8) kamaloka: Sinnenwelt (9) kaya-sankharo: “Körper-Gestaltung”, die Fähigkeit zum Einsatz des atmenden Körpers (Lebenskraft) zum Handeln und Reden (10) nama-Gruppe: Gefühl, Wahrnehmung und Gestaltungen (Absicht und Aufmerksamkeit). Alles ist Folge von Berührung des Herzens (11) Jhan’anga: Die fünf Glieder der ersten Schauung (Entrückung) (26) ariyas: „Edle“, d.h. die vier Sicherheitsgrade der Nachfolger: Stromeingetretene, Einmalwiederkehrer, Nichtwiederkehrer, Heilige (27) 5 khanda: Die Daseinsfaktoren, die Bausteine der Existenz, die die Gesamtheit des Daseinskreislaufs (samsara) ausmachen. Das Heft 3/2008 mit Teil 1 dieses Aufsatzes senden wir Ihnen auf Wunsch gern zu! majjhima patipada 1 - 2009 21 Buddhistische Weihnachten Oh du fröhliche… Die Weihnachtszeit ist für die meisten Menschen hier wohl meist weder „fröhlich“ noch „selig“ oder „gnadenbringend“. Wie die regelmäßig erfolgenden Umfragen zeigen, weiß ein erheblicher Teil der Bevölkerung gar nicht, was es denn für eine Bewandtnis mit diesem Termin hat – von Geschäftslärm und Konsumwahn mal abgesehen. Doch richten wir unser Augenmerk einmal auf diejenigen, denen es zwar nicht an Kenntnis fehlt, die aber einer anderen Religion angehören, sei es traditionell durch Geburt oder durch bewusste Entscheidung. Auch sie haben weitgehend die Bräuche der „(eingeschränkt) christlichen“ Mehrheitsgesellschaft übernommen, und sei es nur, dass sie deren gesetzliche Feiertage in Anspruch nehmen. Wie steht es dabei eigentlich mit der Gefühlslage von Buddhisten? Wir haben auf den folgenden Seiten einige (uns mehr oder weniger zufällig vorliegende) Beiträge zusammengefasst, die sich auf „Weihnachten“ aus insbesondere buddhistischer Sicht beziehen. Wir meinen, dass die Autoren uns irgendwie aus der (deutschen) Seele sprechen. Doch lassen Sie uns zunächst noch einmal auf die Tatsache hinweisen, dass die allgemein und insbesondere im Theravada vorkommenden „buddhistischen“ Feiertage recht rar sind. Eigentlich ist es nur das Vesak-Fest, welches im Westen von Bedeutung ist, zumal es in außerordentlich effizienter Weise gleich die Ereignisse Geburt, Erleuchtung und Eingehen des Buddha ins Parinirvana auf einen Termin zusammenlegt. Der (frühe) Buddhismus hat Ritualen und damit zusammenhängenden Feiern nur wenig Bedeutung beigemessen und wir müssten das aus heutiger westlicher Sicht geradezu als arbeitnehmerfeindlich bezeichnen. Schauen wir uns folgend daher einmal an, wie die grundsätzliche Einstellung des Buddha zu religiösen Veranstaltungen war (s. DMW 1/2007) 22 Ritualfeindlichkeit im frühen Buddhismus Die Einstellung des frühen Buddhismus zum Ritualismus war grundsätzlich negativ, da er sich ja gerade gegen den brahmanischen Opferritualismus richtete. Aus theravadischer Sicht ist jedenfalls festzustellen, dass dem Buddhismus die Betonung des Rituellen fremd ist, der Buddha hatte das Hängen an Regeln und Riten als eine Fessel an das samsarische Dasein bezeichnet. Auch ist der Sangha weder Kultgemeinschaft noch sakraler Bund, sondern „ein Zusammenschluß von Einzelgängern, die mit der gleichen Methode dasselbe Heilsziel anstreben“ (H.W. Schumann). Es kann daher konsequenterweise auch nicht die Aufgabe der Mönche sein, für die Laienschaft religiöse Zeremonien zu vollziehen. Die Wendepunkte im Leben eines Buddhisten – Geburt, Pubertät, Hochzeit – werden daher im Theravada, so der Indologe R. Gombrich, „meist entweder als weltliche Ereignisse behandelt oder von Spezialisten der religiösen Systeme, die örtlich neben dem Buddhismus bestehen, feierlich begangen.“ Eine wichtige Ausnahme von dieser allgemeinen Regel ist jedoch der Tod: Buddhistische Mönche halten überall Bestattungszeremonien ab. Das geschieht, so Gombrich, „zweifellos deshalb, weil der Tod so zentrale Bedeutung für das buddhistische Denken hat, dass Bestattungsfeiern die ideale Gelegenheit für die Predigt sind.“ Der Mönch ist also „nicht Priester, sondern Prediger und Tröster“, er ist somit für die Angehörigen da. Leiden die (westlichen) Buddhisten daher an Feiertagsdefiziten? Kein Problem: Schließt euch, liebe Buddhisten, doch den Feiern der Umwelt an und feiert „Weihnachten“ unter dem Tannenbaum - gleich, ob dieses der Geburt Christi oder der Wintersonnenwende gewidmet sein soll. Ein Schlückchen aufs Jesuskind in Ehren wird auch der Buddha niemandem verwehren. Axel Rodeck majjhima patipada 1 - 2009 Buddha unterm „Lichterbaum“ Eine Betrachtung zu einem jahreszeitlich aktuellen Anlaß von Friedrich Fenzl Vorwort In diesen Tagen nähern wir uns wieder einem Fest, das in der abendländisch-christlichen Welt das höchste im Jahreskreislauf ist (ein wenig anders ist die Situation im östlichen orthodoxen Christentum: Dort ist das Osterfest der Höhepunkt des kirchlichen Jahreszyklus). Viele westliche Buddhisten betrachten das Weihnachtsfest mit einigermaßen gemischten Gefühlen: Einerseits sind sie in den hektischen, oft infarktiösen Trubel der vorweihnachtlichen Festvorbereitungen eingespannt, besonders wenn sie im Berufs- und Geschäftsleben stehen, denn das Weihnachtsfest artet in unserer säkularisierten und materialistischen Konsumgesellschaft immer zu einem „Konsumrausch“ aus, der gar nicht dem Geist des Buddhismus entspricht. Andererseits wissen sie nicht, wie sie dieser religiösen, wenn auch christlich geprägten Periode des Jahres eine festliche Note geben sollen. Dies trifft besonders auf Familien mit Kindern zu. Die Kinder werden von dem „Festtrubel“ angesteckt, sie begegnen ihm in Schule und Kindergarten, im Kreise ihrer andersreligiöser Altersgenossen. Man erwartet sich Geschenke, man möchte feiern, man möchte einen „Lichterbaum“ haben. Wie kaum ein anderer Gegenstand symbolisiert der lichtergeschmückte Tannen- oder Fichtenbaum diesen Abschnitt des Jahreskreislaufs. Während Adventskranz oder Weihnachtskrippe in mehr christlich betonte Familien Eingang finden, hat der Lichterbaum weiteste Verbreitung gefunden und sich seinen Platz selbst in nichtchristlichen und materialistischen Ländern erobert. Wir Menschen sind weitgehend durch den Kulturkreis geprägt und erzogen worden, in dem wir aufgewachsen sind und in dem unsere geistige Prägung als Kinder, Jugendliche und Erwachsene erfolgte. Wir bleiben dieser kulturellen Punzierung auch dann treu, wenn wir aus freien Stücken eine Religion angenommen haben, die nicht in diesem Kulturkreis entstanden und dort beheimatet ist und daher kein für diesen Kulturkreis charakteristisches Brauchtum majjhima patipada 1 - 2009 entwickelt hat. Nicht umsonst spricht die Psychologie von einem „Kulturschock“ (culture shock) den jemand erleidet, der in einen ihm fremden Kulturkreis versetzt wird, selbst wenn er aus rationalen Gründen eine in jenem Kulturkreis beheimatete Religion angenommen oder durch Familientradition übernommen hat. Ich möchte Ihnen das durch ein Erlebnis aus meinem eigenen Leben illustrieren: Als ich im Jahr 1968 zu buddhistischen Studien in Japan weilte, war das mein erstes Weihnachtsfest fern der Heimat, fern der Familie und fern der kulturellen Umwelt, in der ich aufgewachsen bin. Ein großes Gefühl der Einsamkeit und Verlassenheit befiel mich. In dem Studentenwohnheim, in dem ich lebte, hatten wir als Englisch-Instruktorin eine junge Nisei (Japano-Amerikanerin der zweiten Generation). Obwohl aus einer alten buddhistischen Familie stammend, ehemalige Dharmaschullehrerin ihres Tempels und praktizierende Buddhistin, war sie, die in einer kleinen Stadt in Kalifornien aufgewachsen war, vom westlichen Kulturerbe geprägt. Sie erzählte mir, dass sie sich nach einem Lichterbaum sehne, weil er für sie Heimat und Familie symbolisiere. Meine japanischen Kommilitonen hatten dafür wenig Verständnis. Sie meinten, dass nur geschäftstüchtige Kaufhäuser, und ähnliche Einrichtungen Lichterbäume im Dezember aufstellten, um den Umsatz anzukurbeln. Frau M. und ich waren aber der Meinung, dass der Baum auch ein buddhistisches Symbol sein könnte (Bodhibaum?!) und dass er auch ein Ausdruck der Verbundenheit mit unseren Familien sei. In Kalifornien, so erzählte sie mir, stellten selbst die meisten buddhistischen Geistlichen Lichterbäume in ihren Wohnungen auf, besonders wenn sie Kinder hätten. Nur ein einziger weigere sich, dies seinen Kindern zuliebe zu tun und „the Kids are very poor“, weil sie sich im Kreise ihrer Schul- und Spielgefährten ausgeschlossen und benachteiligt fühlten. Frau M. beschloß, einen Tannenbaum in ihrer Wohnung aufzustellen, und sie lud mich zu einer kleinen Feier ein. 23 Ich muß gestehen, dass diese buddhistische „Weihnachtsfeier“ in einem buddhistischen Land eine der eindrucksvollsten meines Lebens war. Die „Heilige Nacht“ war im Dezember Als das herausragendste Ereignis der buddhistischen Heilsgeschichte erscheint uns die „Nacht der Erleuchtung“ Shakyamunis, in der der Tathagata den Weg, der zur Überwindung des Leidensprozesses (samsara) führt, klar erkannte und allen Verführungskünsten und Kniffen Maras widerstand. Wir wissen nicht genau, wann diese Nacht war, und es dürfte selbst für akademisch geschulte Indologen und Buddhologen schwierig sein, ein Datum festzulegen. Aber während man in der Welt des südlichen Buddhismus dieses Ereignis im Monat Mai (Vesak) feiert, wird der „Nacht der Erleuchtung“ im nördlichen Buddhisnus Japans, Chinas und Koreas am 8. Dezember gedacht. Das ist religionspsychologisch nur zu verständlich. In der Winterkälte und Dunkelheit nördlicher Breitengrade, in der alle Wachstumsprozesse zum Stillstand gekommen sind, erscheint das alles durchstrahlende Licht der Erleuchtung, das letztlich auch den Sieg über die Finsternis des Geistes und die Materie symbolisiert, im Dezember zu feiern angebrachter als in südlichen Gefilden, wo üppiges Wachstum das ganze Jahr über das Auge erfreut. In vielen Tempeln Japans versammeln sich am Abend des 8. Dezember die Gemeindemitglieder zur „Bodhitagsfeier“ und es ist ungemein eindrucksvoll, wenn dutzende oder gar hunderte Menschen, jeder eine brennende Kerze tragend, in die kalte Winternacht hinausschreiten. Man gedenkt auch der Armen und Mittellosen und bereitet ihnen eine kleine Bodhitagsfreude mit Gaben und Geschenken. Ich hatte Gelegenheit, einer solchen Bodhitagsfeier am 8. Dezember 1968 im Yamatoji-Tempel in Kyoto beizuwohnen. Sie wird mir immer unvergessen bleiben. Der elfte Monat – der Monat des „Buddhas des unermesslichen Lichts“ „Eine geliebte Persönlichkeit verbreitet goldenen Glanz über das Winterdunkel des elften Monats“, so beginnen Juliet Bredon und Igor Mitrophanow in ihren Standartwerk über chinesische Kultur „DAS MONDJAHR“ und sie fah- 24 ren fort: „das ist der Buddha Amitabha, der volkstümlichste Buddha in China. Er thront in den Tempeln zwischen zwei dienenden Bodhisattvas. Diese, kaum weniger glorreich als er, sind Ta Shih Chih, der „Mächtigste“, und Avalokiteshvara, die chinesische Kuan Yin (japanisch: Kannon) und diese beiden sind Führer und Schützer der Menschheit, die über den gefährlichen Ozean des Lebens und des Todes reist. Amida, „der Geliebte“, war einst ein reicher und mächtiger König, der seine Mitmenschen so liebte, dass er seinem Thron entsagte und ein Asket wurde, wodurch er vor den Augen Gautamas die Buddhanatur erlangte. Bei dieser Gelegenheit tat er eine ganze Reihe von Gelübden, „wodurch er es auf sich nahm, ein himmlisches Reich von vollendeter Seligkeit zu errichten, in dem alle lebenden Geschöpfe ein unendlich langes Dasein in einem Zustand höchster Glückseligkeit, höchster Sündenlosigkeit und höchster Weisheit genießen können.“ Der elfte Monat des chinesisch-ostasiatischen Mondkalenders ist der zwölfte Monat (Dezember) unseres abendländischen Kalenders. Er ist der Monat Amida-Buddhas, des „Buddhas des unendlichen Lichtes.“ Das Baumsymbol In vielen Kulturen der Welt nimmt der Baum innerhalb der religiösen Denk- und Vorstellungswelt einen dominierenden Platz ein: Von den „Schamanenbäumen“ nordeuroasiatischer Völkerschaften und den „Totempfählen“ nordwestamerikanischer Indianer über die Esche Yggdrasil der nordgermanischen Saga bis zum „Kreuzesbaum“ Christi. Der Baum symbolisiert Aufstieg und Entfaltung, er ist ein Bindeglied zwischen der säkular-humanen und der sakralen Welt. Es ist daher sicher kein Zufall, dass auch in der ältesten Weltreligion, dem Buddhismus, ein Baum einen zentralen Standpunkt hat: Es ist der Bodhi-Baum, der „Baum der Erleuchtung“, unter dem Shakyamuni, der Weise aus dem Sakya-Geschlecht, in der „Heiligen Nacht“ des Buddhismus die Erleuchtung (bodhi) fand. Botanisch betrachtet handelt es sich bei dem Bodhi-Baum um ein Gewächs der subtropischen Pflanzenwelt Indiens – der indische Feigenbaum (lat.: ficus religiosa). Der Bodhibaum ist also ein Kind südlicher subtropischer Vegetation. Er würde in unserem raumajjhima patipada 1 - 2009 en, nördlichen Klima gar nicht gedeihen, es sei denn in Gewächshäusern. Er bietet sich also nicht als „Lichterbaum“ in den Heimen europäischer und nordamerikanischer Buddhisten an. Im Gegensatz zu oft verbreiteten Meinungen ist der Weihnachts- oder Lichterbaum kein genuin christliches Symbol. Kulturgeschichtlich betrachtet soll der Brauch, beleuchtete Tannenbäume aufzustellen, im Elsaß (Alsace), einer alten Kulturlandschaft an der deutsch-französischen Grenze, entstanden sein. Das war im 18. Jahrhundert. Um 1820 tauchten die ersten „Lichterbäume“ am Wiener Kaiserhof und in den Häusern der Aristokratie auf, von wo dieser Brauch bald in die Bürgerhäuser übernommen wurde. In England war es Prinz Albert von Sachsen-Coburg, der deutsche Gemahl Königin Viktorias (1837 – 1901), der diesen Brauch aus seiner deutschen Heimat am britischen Königshof einführte. Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde in einigen Ländern des südlichen römischen Katholizismus der Brauch, zu Weihnach- ten geschmückte Tannen- oder Fichtenbäume aufzustellen, als „heidnisch“ verdammt, ein Beweis mehr, dass es sich bei diesem Brauch um keingenuin christliches Brauchtum handelt. Nachwort Ich sehe heute keinen ernsthaften Grund, warum nicht auch westliche Buddhisten im Monat Dezember Tannen- oder Fichtenbäumchen aufstellen, sie schmücken und beleuchten und als ein Symbol der Erleuchtung ihres Religionsstifters Shakyamuni Buddha betrachten sollen, der in einer Winternacht des Monats Dezember das „Licht der Erkenntnis“ zu den Menschen, die guten Willens sind, diesem Licht zu folgen, gebracht hat. Der Monat Dezember ist überdies der Monat, der von dem „Buddha des Mitleids und des Erbarmens“ regiert wird und uns daher moralisch verpflichtet, unseren weniger glücklichen, weniger wohlsituierten Mitmenschen Wohltaten zu erweisen. Auch in der atomaren Welt gilt immer noch das Prinzip der Kausalität, nach dem jede Wirkung eine ihr zeitlich vorausgehende Ursache haben muß, aber diese Beziehung besteht nicht mehr in dem Sinne, daß eine bestimmte Ursache eine ganz bestimmte Wirkung zur Folge hat, wie dies die klassische Physik beschreibt. Die Welt ist also nicht mehr ein großes mechanisches Uhrwerk, das unbeinflußbar und in allen Details festgelegt, nach strengen Naturgesetzen abläuft – eine Vorstellung, wie sie sich den Physikern des 19. Jahrhunderts als natürliche Folge der klassischen Kausalität aufdrängte und sie dazu verleitete, jegliche Transzendenz als subjektive Täuschung zu betrachten. Hans-Peter Dürr (Langjähriger Direktor des Max-Planck-Instituts für Physik) majjhima patipada 1 - 2009 25 Was macht eine „Weih“-nacht aus? von Santhutto Liebe Leser, wir möchten besser nicht fragen, wie viele so genannte Weihnachtsfeiern Sie besuchen durften oder gar mussten. Besser, wir fragen auch nicht, wie lange Sie benötigten, um so genannte Weihnachtsgeschenke zu beschaffen. Aber was wir fragen wollen ist folgendes: „Was verstehen Sie unter Weihnachten?“ Um die Frage etwas zu präzisieren: „Was bedeutet Ihnen Weihnacht“? Besser noch: „Was verstehen Sie unter einer Weihnacht?“ In unserem Kulturkreis ist es üblich, unter dem Begriff „Weihnachten“ das Fest der Geburt des Jesus Christus zu verstehen. Bitte nehmen Sie diesen jetzt folgenden Versuch einer Interpretation nicht übel auf. Wir versuchen hier einmal ein wenig nüchtern, pragmatisch, religionsfrei, also Glaubens-frei diesen Begriff zu beleuchten. Weih-Nacht. Hm. Was eine Nacht ist, das wissen wir wohl alle. Dazu bedarf es wohl kaum einer Erklärung. Eine Zeile eines Verses aus dem Dhammapada sei hier jedoch erlaubt: „Lang ist dem Wartenden die Nacht.“ Oh ja. Warten an sich ist schon meist unangenehm, aber in der Nacht... etwas durch gottesdienstliche Handlungen segnen, feierlich in kirchlichen Gebrauch nehmen; jemandem etwas widmen, stiften; sich einer Sache verschreiben; sich für etwas opfern; sein Leben, sein Werk jemandem weihen usw. Wenn wir nun über diese bloßen Worte ein wenig nachdenken, und uns dann ansehen, was in unserer Gesellschaft nun tatsächlich geschieht, hm, dann gewinnt der Eindruck stark an Tiefe, Kraft und Nachhaltigkeit, dass da etwas gewaltig schief geht. WAS da wohl schief geht, das mögen Sie für sich selber entscheiden. Wir möchten hier nur ein wenig Denkanstoß bis hin zu alternativen Möglichkeiten anbieten. Viele von uns wissen, dass das ursprüngliche Weihnachten am 6. Januar statt fand, aber im 4. Jahrhundert auf den 25. Dezember verlegt wurde. Wie man so etwas macht, fragen Sie bitte nicht mich. Merkwürdig ist es allerdings, wenn gewisse Termine nachträglich angepasst werden. Eine solche Vorgehensweise lässt Vertrauen eher schwinden als wachsen. Es macht eine Sache fragwürdig, angreifbar. Segen, Einsegnung, gottesdienstliche Handlung, mit der eine Person oder Sache für den Kult bestimmt wird, wobei ersterer bestimmte Rechte übertragen werden; Heiligung; Einweihung, feierliches In-Gebrauch-nehmen; Feierlichkeit, feierliche Stimmung Es gibt aber ein Datum, eine wahrhaft denkwürdige Nacht, die die gesamte Menschheit zutiefst bewegen sollte. Man streitet sich zwar auch in diesem Fall um das exakte Datum, aber nicht um den genauen Tag (Nacht). Es handelt sich um die Vollmondnacht im Mai vor über 2600 Jahren. Da wurde zwar kein Heilskünder geboren, sondern da fand etwas statt, da passierte etwas, was wahrlich nicht alle Tage vorkommt: Ein Mensch entdeckte einen Ausweg aus dem Kreislauf von Geburt, Altern, Krankheit und Tod. Allgemeinhin wird dies als Erleuchtung bezeichnet. Erwachen wäre ein etwas treffenderer Ausdruck dafür. Erwachen wovon? Ein Erwachen aus dem Traum, dass es etwas gäbe, was beständig, unveränderlich ist, dass es etwas gäbe, was vollkommen ist, leidfrei, und, dass es etwas gäbe wie einen Kern, ein Selbst, ein Ich, eine Seele. Was in dieser Nacht vorging, das wird uns folgendermaßen überliefert: (Zitat aus M85, 32 bis 42, gerafft) Das Verb „weihen“ ergibt eine treffendere Ausbeute: „Als mein Geist nach dem Erreichen der vier Versenkungen derart geläutert, makellos und Die Nacht wird umschrieben und assoziiert mit Finsternis und Kälte. Das Nachtleben lieben die lichtscheuen Elemente. Nachts geschehen so manche schlimme Sachen. Nun, wir wollen nicht bestreiten, dass in manchen Beziehungen des nachts auch Dinge geschehen, die als äußerst angenehm empfunden werden. Diese möchten wir heute mal (ausnahmsweise?) beiseite lassen. Was ist aber unter „Weihe“ zu verstehen? Im Wörterbuch finden wir folgende Erklärung: 26 majjhima patipada 1 - 2009 klar war, richtete ich ihn auf das Wissen von der Erinnerung an frühere Existenzen. Dies war das erste wahre Wissen, welches ich erlangte. Dann richtete ich meinen klaren Geist auf das Wissen vom Ableben und Wiedererscheinen der Wesen. Ich verstand, wie die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern. Dies war das zweite wahre Wissen, welches ich in dieser Nacht erlangte. Dann richtete ich meinen derart konzentrierten Geist auf das Wissen vom Auslöschen der Triebe. Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend ‘Dies ist das Leiden’, ‘Dies ist der Ursprung des Leidens’, ‘Dies ist das Aufhören des Leidens’ und ‘Dies ist der Weg, der zum Aufhören des Leidens führt’. ‘Dies sind die Triebe, die Ursache der Triebe, das Aufhören der Triebe und der Weg, der zum Aufhören der Triebe führt.’ Als ich dies erkannte wurde mein Geist von den Trieben frei. Als er befreit war, kam das Wissen ‘Er ist befreit’. Ich erkannte unmittelbar ‘Geburt ist zuende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden musste, darüber hinaus gibt es nichts mehr.’ Dies war das dritte wahre Wissen, das ich in dieser Nacht erlangte.“ Da ist nicht ein neuer, anderer Heilsbringer oder -verkünder geboren, sondern da ist tatsächlich etwas passiert, etwas Bahn brechendes geschehen. Was kann schon ein neu geborenes Wesen so besonderes sein? Wie empfindlich, wie verletzlich ist ein gerade geborenes Wesen. Nein, nicht die Geburt eines Wesens ist das entscheidende, entscheidend ist, was dieses Wesen bewirkt! Und bei seiner Geburt ist wahrscheinlich noch nicht allzuviel bemerkenswertes bewirkt, außer eben dass dieses Wesen als Mensch geboren wurde. Was sich da so in diversen Religionen an Geschichten um Geburten ranken, sei hier nicht das Thema. Wir möchten das Hauptaugenmerk auf ein nächtliches Geschehen lenken, welches, wie bereits gesagt, tatsächlich und unwiderruflich statt gefunden hat. Doch zurück zu Geburt. Alle Religionsstifter sind geboren. Falls bekannt, werden wohl auch all deren Geburtstage feierlich begangen. Um es nicht ausufern zu lassen, bleiben wir mal hier bei den beiden uns am nächsten liegenden Religionen: das Christentum und der Buddhismus. Beides gab es zu Lebzeiten der Gründer nicht. Zumindest nicht in der Form, wie wir es jetzt kennen. Weder hat der Jesus ein -tum gelehrt, noch der Buddha einen -ismus. Dass beide majjhima patipada 1 - 2009 sterbliche Menschen waren, wurde und wird immer wieder versucht zu mystifizieren. Lassen wir es dabei. Es gibt ausreichend harte Tatsachen, die belegen, dass der Buddha eine historisch tatsächlich gelebt habende Person war. Beim Christus sieht es nicht ganz so deutlich aus, aber das mag heute ebenfalls nicht das Thema sein. Die Geburt also ist, um es zu wiederholen, nicht das eigentlich weihevolle. Was als Wunder der Natur gepriesen wird, ist ganz einfach das Ins-Dasein-treten eines Wesens. Verursacht durch gewisse Bedingungen. Daran ist nichts mystisches zu finden. Warum also derart aufschäumen? Wie sehr ist dieses Weihnachten in unserem Kulturkreis zur bloßen Kaufrausch-Farce entartet? Aber auch auf buddhistischer Seite machen sich solche Zeichen sichtbar. An dem Ort von Siddhârtha Gautamas Geburt werden viele -zig Meter lange Schnüre mit bunten Fähnchen aufgehangen, ganze Tuchbahnen verhüllen den Anblick einer Sandsteinsäule, die einige Jahre nach dem Tod des Buddha ein Herrscher hat aufstellen lassen, nachdem er diesen Platz besuchte. Räucherwerk wird an diesem Ort verbrannt, Kerzen und Öllampen blaken. Menschenmassen reisen hin, umrunden den Tempel, rezitieren Verse und so weiter. Und wozu das alles? Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht genau. Auch habe ich mich nicht getraut diese Menschen direkt danach zu fragen. Dass der Buddha selber gesagt hat, dass es vier Stätten gibt, die man in Gedenken an ihn besuchen möge, das ist uns überliefert. Aber dass er gelehrt haben soll, es sei gut, bunte Fähnchen aufzuhängen, dort Rezitationen abzuhalten, Kerzen und Räucherwerk anzuzünden, das ist nicht nachvollziehbar. Zugegeben, es ist auf eine gewisse Art schon inspirierend, an den Orten zu weilen, an denen der Buddha höchstselbst gewesen ist. Aber was weitaus wichtiger ist, jedenfalls meiner unmaßgeblichen Meinung nach, ist, dass man das praktiziert, was uns als Lehre überliefert geblieben ist. Zugegeben: irgendwie ist da schon Glauben mit im Spiel. Aber wer von uns war da schon mit dabei? Wer war Zeuge? Können wir uns auf die Überlieferungen verlassen? Die Lehrreden wurden erst nach dem Tod des Buddha aufgeschrieben. Was dann weg gelassen oder hinzu gefügt 27 Tempel in Myanmar 28 majjhima patipada 1 - 2009 wurde, das ist ziemlich schwer festzustellen. Aber wie auch immer man es dreht und wendet, eines bleibt sicher: durch die Praxis eben jener Lehre ist es möglich, die so genannte Befreiung, Erleuchtung oder eben das Erwachen selber zu realisieren. Da ist nun kein Platz mehr für Glauben oder Spekulationen. Auch steht es jedem frei zu praktizieren oder eben nicht. Kehren wir aber zum nächtlichen Erleben zurück. Die Essenz noch einmal zur Erinnerung: im ersten Teil der Nacht also Praxis der vier Vertiefungen mit dem Ergebnis der Rückerinnerung an eigene frühere Existenzen; im zweiten Teil der Nacht dann das Überschauen der Existenzen aller Wesen, also in Abhängigkeit vom jeweiligen Karma; und im dritten Teil der Nacht dann das Erkennen der Vier Edlen Wahrheiten (Dukkha, Entstehung von Dukkha, Aufhören von Dukkha und der Weg der zum Aufhören von Dukkha führt). Äußerst bemerkenswert auch die sich jeweils wiederholenden Worte: „Unwissenheit war vertrieben und wahres Wissen erschien; Dunkelheit war vertrieben und Licht erschien, wie es einem geschieht, der umsichtig, eifrig und entschlossen lebt“. Es liegt nahe, hier die Ursache zu suchen, woher der Begriff „Erleuchtung“ stammt. Wichtig aber auch, dass nicht da steht, „Ich habe gefunden“ oder ähnliches, sondern unpersönliche Aussagen bis hin zum Hinweis „...wie es einem geschieht, der umsichtig, eifrig und entschlossen lebt“. Das bedeutet nichts anderes, als dass auch andere Menschen, eben jene, die sich entsprechend bemühen, jene Erfahrung machen können! Das ist ganz wichtig! Der Buddha erhebt in keinster Weise einen Alleinanspruch auf was-auch-immer! Kein Wort davon, dass man ihm nachfolgen soll oder an ihn glauben. Nein, ganz pragmatisch, eigentlich recht nüchtern die Aussage, dass es einem geschieht. Also kein Ort an den man hin gelangen könne, kein Zustand, den man erreicht, kein Ding, keine Wesensveränderung, nichts Mystisches, Verklärtes, Geheimnisvolles – einfach „nur“ ein Geschehen. Nicht soll hier der Anschein geweckt werden, dass der Buddha ein ausgesprochener Nachtmensch war, nein, aber er lehnte übermäßigen Schlaf genau so ab wie übermäßiges Essen. Im Dhammapada-Vers Nr. 157 empfiehlt er ein majjhima patipada 1 - 2009 Drittel der Nacht wach und klar bewusst zu verbringen. Wir müssen also nicht nächtelang wach bleiben, um Fortschritte in unserer Praxis zu erlangen, wie es in einer gewissen Spielart der Tradition gepflegt wird. Der Buddha lehrte deutlich den Mittleren Weg. Meiner Meinung nach ist Verzicht auf Schlaf nicht gerade dem Mittleren Weg zuzurechnen. Kommen wir nun zu einer zweiten bedeutungsvollen Nacht: (gerafft aus Mahâvagga 1) Der Erhabene weilte am Fuß des Bodhi-Baumes gerade eben vollkommen erwacht. Am Beginn des ersten Nachtabschnittes durchdachte der Erhabene im Geiste vorwärts und rückwärts die Kette des bedingten Entstehens (Es entsteht in Abhängigkeit von ... Durch die restlose Auflösung und Vernichtung der Unwissenheit lösen sich auf ... Als der Erhabene diesen Sachverhalt erkannt hatte, sprach er diesen Satz: „Wenn bei einem Eifrigen, Meditierenden, Edlen, wirklich die Wahrheit entsteht, dann schwinden ihm die Zweifel alle, denn er erkennt die Ursächlichkeit der Dinge.“ Dann im mittleren Abschnitt der Nacht durchdachte der Erhabene im Geiste vorwärts und rückwärts die Kette des bedingten Entstehens noch einmal. Als nun der Erhabene diesen Sachverhalt erkannt hatte, sprach er diesen Satz: „Wenn bei einem Eifrigen, Meditierenden, Edlen, wirklich die Wahrheit entsteht, dann schwinden ihm die Zweifel alle, denn er wird vertraut mit der Bedingtheit der Vergänglichkeit.“ Dann im letzten Abschnitt der Nacht durchdachte der Erhabene im Geiste vorwärts und rückwärts noch einmal die Kette des bedingten Entstehens. Dann sprach der Erhabene diesen Satz: „Wenn bei einem Eifrigen, Meditierenden, Edlen, wirklich die Wahrheit entsteht, dann steht er da, die Heere des Todes vernichtend, wie die Sonne den Himmel erleuchtend.“ Was fällt uns im Unterschied zur Nacht der Erleuchtung auf? Drei Mal wird die Kette des bedingt abhängigen Entstehens durchdacht. Aber drei verschiedene Verse werden dann gesprochen. Hier ein wichtiger Hinweis an alle, die gerne auf Details achten: Diese drei Verse sind die ersten Worte, die der nunmehrige Buddha aussprach. Bitte reflek- 29 tieren Sie bei Gelegenheit mal ein wenig darüber. Wenn Sie sich nun vergleichsweise bei und / oder in anderen Religionen und Weltanschauungen umsehen, dann dürfte es schwer fallen, derart tief schürfende Erkenntnisse, die auch noch nachvollziehbar sind, zu finden. DAS ist es, was unserer Meinung nach tatsächlich eine Weihe-Nacht ausmacht. Nicht die salbungsvollen Sprüche und / oder anrührenden Gesänge, die man derzeit zu hören bekommt. Ein Fest der Freude? Die Melodien der meisten Weihnachtslieder lassen eher Weh- und Schwermut aufkommen. Die Selbstmordrate ist um Weihnachten herum seltsamerweise am höchsten. Aus Freude hat sich wohl kaum jemand das Leben genommen. Aber schauen wir nicht auf andere, betrachten wir zuerst mal uns selber. Damit ist schon viel gewonnen. Suchen wir Ursachen nicht länger außen, sondern in uns selber. Versuchen wir zu verstehen, zu erkennen, was unser Dasein ist: nämlich bedingt entstanden, unzulänglich und ohne Substanz. Hier nun haken die Pessimisten ein, die nicht verstanden haben, dass es einen Ausweg gibt. Einen nachvollziehbaren Weg. Eben jene Lehre, die uns überliefert ist. Der Buddha hat sich dieser Sache „geweiht“, hat 45 Jahre lang eben jene entdeckte Gesetzmäßigkeit gelehrt. Viele Menschen, früher und eben auch heute noch, sind dieser Lehre gefolgt, folgen ihr, haben ihre Lebenszeit dieser Lehre geweiht. Dazu bedarf es keines öffentlichen Gelöbnisses, keiner Amtshandlung, keiner Kirche. Nein. Man kann hier und jetzt sich dazu entschließen, das, was uns der Buddha aufzeigte zu praktizieren. Hier und jetzt ist es eben möglich, bei rechter Gesinnung, rechtem Denken, rechter Rede, rechtem Handeln, rechtem Lebenserwerb, rechter Anstrengung, rechter Achtsamkeit und rechter Konzentration das zu realisieren, was der Buddha erreichte: endgültige Leidfreiheit. Endlich Schluss mit allem Unzulänglichem. Schauen wir noch auf den Spruch „Stille Nacht heilige Nacht“ Gerade für Buddhisten wahrhaft bedeutungsvoll. Warum wohl? Weil hier ein Bezug zur Praxis hergestellt werden kann. Weihnachten ist für die meisten von uns verbunden mit viel Freizeit, Gelegenheit zur intensiveren Praxis. Nutzen wir dies! Ist nun während unserer Meditation endlich Stille im Geist geworden, so können wir tatsächlich von einer stillen Nacht sprechen. Sollte es uns aber gelingen, mittels dieser Geistesruhe in dieser stillen Nacht den Durchbruch zu den existenziellen Erkenntnissen zu schaffen, so haben wir aus der stillen Nacht eine wahrhaft heilige Nacht gemacht. Nicht die Geburt eines Wesens macht demnach eine Nacht heilig, sondern was in der Nacht bewirkt wird. Zum eigenen Wohl, zu anderer Wohl, zu beiderseitigem Wohl. Heilig sollte hier mit heilsam, mit geistiger Genesung verstanden werden. Und das ist wahrlich nicht nur für einen selber gut. Die Lehre ist wohl verkündet, die einleuchtend ist, zeitlos gültig, die einlädt: ‘Komm und sieh selbst!’, die zum Ziel führt und den Weisen jedem für sich verständlich ist. Praktizieren Sie! Meditieren Sie! Machen Sie etwas aus dieser Nacht! Machen Sie diese Nacht heilig! Ist denn die Nacht schon vorüber? Wir haben doch eben erst die Augen zu den Kirschblüten erhoben. Willst du zerreißen, Lebensfaden, so zerreiße. Matsuo Basho Silke Rodeck geb. 23.09.1944 30 gest. 14.11.2008 majjhima patipada 1 - 2009 Weihnachten, buddhistische von Anagarika Kassapa Des Jahres längste Nacht ist vorüber, vorüber der kürzeste Tag. In mir regt sich Freude, ich weißt nicht, warum, ist’s, weil so wundersam diese Nacht? Hab’ keinen Wein und keinen Braten, dafür war mir zu hoch der Preis. Ich sitze einsam, doch zufrieden in meinem Büdchen, meinem Reich. Drei Buddhas auf meinem Schreine, sie lächeln erlöst und still; ein Blätterzweig wirft seine Schatten zur Wand, bei sanftem Kerzenlicht. der Mond scheint hinter den Wolken, die eilig an ihm vorüberzieh’n. Komm, Freund, lasset uns lauschen in die nächtliche Stille hinein! Laßt uns bei des Windes Rauschen das Todlose ahnen, im Schweigen vereint! Wind und Wolken, Mond und Sterne, Ihr Gebilde alle, fahret dahin! will man keine Gestaltung mehr halten, wird für Nibbana offen der Sinn. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages „Haus der Stille“ entnommen dem Band „Eine besondere Kraft“ von Anagarika Kassapa, Roseburger Schriftenreihe. Da draußen durch die alten Kiefern singt der Wind sein eintönig Lied; Weihnachten – in buddhistischer Sicht von Ajahn Chah Frage: Unterscheidet sich denn der Buddhismus sehr von anderen Religionen? Antwort: Es ist die Aufgabe aller wahren Religionen, einschließlich der buddhistischen, den Menschen zu dem Glück zu verhelfen, das durch das klare und aufrichtige Erkennen aller Phänomene entsteht. Jede Religion, Praxis oder Denkrichtung, die dies vollbringt, kann man, wenn du willst, Buddhismus nennen. Im Christentum beispielsweise, ist Weihnachten einer der wichtigsten Feiertage. Eine Gruppe westlicher Mönche entschied sich letztes Jahr, Weihnachten zu einem besonderen Tag zu machen, mit einer Zeremonie des Schenkens und der guten Werke. Einige meiner Schüler stellten dies in Frage und sagten: „Wie können sie Weihnachten feiern, wo sie doch zu buddhistischen Mönchen ordiniert worden sind? Ist das nicht ein christlicher Feiertag?“ In meinem Dharmavortrag erklärte ich daraufhin, daß alle Menschen auf der Welt grundsätzlich gleich sind. Bezeichnungen wie Europäer, Thai oder Amerikaner zeigen nur an, wo ein Mensch geboren wurde oder welche Farbe majjhima patipada 1 - 2009 sein Haar hat, doch alle haben grundsätzlich die gleiche Art Körper und Geist; alle gehören zur selben Menschenfamilie, wurden geboren, altern und sterben. Wenn also Weihnachten für manche Menschen ein Anlaß ist, sich besonders darum zu bemühen, für andere Gutes, Freundliches und Hilfreiches zu leisten, so ist das wichtig und wundervoll, egal, welches System man benutzt, dies zu beschreiben. Ich habe also den Dorfbewohnern erklärt: „Den heutigen Tag nennen wir Buddha-Weihnachten. Solange die Menschen richtig praktizieren, praktizieren sie Christus-Buddhismus, und alles ist in Ordnung.“ Ich lehre auf diese Weise, um den Leuten zu helfen, von ihrem Festhalten an verschiedenen Konzepten abzulassen und Geschehnisse auf eine geradlinige und natürliche Art und Weise zu sehen. Was immer uns dazu inspiriert, das Wahre zu sehen und Gutes zu tun, das ist richtige Praxis. Du magst es nennen, wie du willst. Entnommen mit freundlicher Genehmigung des Theseus-Verlages dem Band „Ein stiller Waldteich“, Herausgeber J. Kornfield und P. Breiter 31 Warum ich als Nichtchrist Weihnachten feiere von Gerhard Szczesny Sie haben mir die Frage gestellt, ob und - wenn ja - wie und warum ich als Nichtchrist das Weihnachtsfest feiere. Nun - ich und meine Familie, wir feiern es. Und zwar so, wie dieses Fest wahrscheinlich nicht sehr viel anders auch von der überwiegenden Zahl der christlichen Familien begangen wird. Wir haben einen Weihnachtsbaum, wir singen Weihnachtslieder, wir hören die Weihnachtsgeschichte, und die Geschenke für meinen Sohn und meine Tochter brachte, als beide noch in dem entsprechenden Alter waren, das Christkind. Die Kinder wurden auch durchaus nicht daran gehindert, in die nahegelegene Kirche zu gehen, und sie wurden weder bei dieser Gelegenheit noch überhaupt „atheistisch unterwiesen“ und in aufklärerische Skrupel gestürzt. Nun haben Sie mich aber gewiß nicht deshalb gebeten, auf die oben zitierte Frage zu antworten, weil Sie vermuten, daß ich am Abend des 24. Dezember Aphorismen von Friedrich Nietzsche zur Verlesung bringe oder den 25. Dezember als Tag des Sol Invictus feiere, sondern weil Sie wissen wollen, was sich ein „Ungläubiger“, der keinen Anlaß sieht, seinen „Unglauben“ zu verbergen, dabei denkt, wenn er die Geschichte von dem Kind in der Krippe und den Hirten auf dem Felde für sich in Anspruch nimmt. Ist es womöglich gar nicht so weit her mit seiner Forderung nach „Konsequenz“ und „Redlichkeit“? Oder gehört er vielleicht zu jenen Ungläubigen, die es nur nicht wahrhaben wollen, daß sie gläubig und auf den christlichen Glauben angewiesen sind? Damit wir uns also nicht von vornherein mißverstehen: Ich bedaure die am Ende unheilvolle Inkonsequenz jener Zeitgenossen, die sich ihrer Un- und Andersgläubigkeit wohlbewußt, dennoch zu träge sind, ihren Kirchenaustritt zu erklären. Aber, ich bin zugleich auch entschiedener Gegner eines Nonkonformismus, der mich dazu zwingen will, mit der Kultur, in die ich hineingeboren und hineingewachsen bin, zu brechen, damit irgendeinem rigoristischen Prinzip Genüge getan wird. 32 Der Mensch bedarf, um menschlich unter Menschen zu leben, des Einbezogenseins in gemeinsam übernommene Vorstellungs- und Verhaltensweisen. Jeder Versuch, die Zukunft vorwegzunehmen und eine radikale und totale „Entscheidung“ herbeizuführen, zerstört das vielädrige und empfindliche Gewebe der zwischenmenschlichen Beziehungen. Ein humaner Verlauf der gesellschaftlichen Entwicklung ist nur gewährleistet, wenn der Fortschritt nicht als eine Folge von revolutionären Zerreißproben, sondern als ein äußerst komplexer, progressive, konservative und regressive Tendenzen zugleich enthaltender evolutionärer Prozeß verstanden wird. Die „Redlichkeit“ des Nichtchristen in einer noch weithin von christlichen Konventionen zusammengehaltenen Welt besteht zunächst in der Bemühung, sich über Art und Inhalt seiner von der herrschenden Meinung abweichenden Anschauung Klarheit zu verschaffen. Sie besteht sodann in der Verpflichtung, sich zu dieser Anschauung zu bekennen; und sie besteht schließlich in der Inanspruchnahme des Rechtes auf Selbstbestimmung, das die Demokratie allen Gesinnungsgruppen garantiert. Gerade die pluralistische Gesellschaft muß nun aber auch, um nicht auseinander zu fallen, durch alle Lebensbereiche hindurch für den Bestand einer optimalen Summe von allgemeinverbindlichen Prinzipien und Gewohnheiten sorgen. Es versteht sich von selbst, daß eine Vielzahl dieser Prinzipien und Gewohnheiten in unserer Hemisphäre christlichen Charakter tragen. Aber auch bei diesen handelt es sich teilweise um vorchristliche Kulturelemente, die mit einem christlichen Akzent versehen wurden, oder um nach- und außerchristliche Anschauungen, die in die Bilder und Begriffe der christlichen Heilslehre eindringen können, indem sie deren Inhalt wenn nicht „entchristlichen“, so doch ent-dogmatisieren. In all diesen Fällen besteht für den Nichtchristen keinerlei Veranlassung, sich in eine antireligiöse Position zu begeben (oder drängen zu lassen). majjhima patipada 1 - 2009 Sittliche und soziale Konventionen, deren Inhalt alle Gruppen anerkennen, müssen nicht deshalb schon Notbehelf und fauler Kompromiß sein, weil ihre geschichtlich bedingte Ausprägung mit dem Namen nur einer Gruppe verbunden ist. Auch der Sinn der Weihnachtsgeschichte liegt (um auf den Knaben Horus, den Gott Mithra und ähnliche Kronzeugen zu verzichten) diesseits der Grenze, von der ab das Christentum für Nichtchristen unannehmbar wird. Die Erzählung von der Geburt des Christkindes ist die Geschichte einer Verheißung, die der Geburt jedes Kindes innewohnt. Es ist die Geschichte des Staunens, das uns immer wieder ergreift, wenn wir den Menschen im Stande der Unschuld sehen. Und es ist die Geschichte der mit jedem „Menschensohn“ aufs neue erwachenden Hoffnung, daß er der Begnadete und Erwählte ist, der alle Rätsel lösen und von allen Leiden erlösen wird. Jesus ist weder der erste noch der letzte Heiland gewesen. Aber es ist seine Botschaft, die in den Ländern des Westens seit nunmehr fast zweitausend Jahren verkündet wird. Vom Kaiser Augustus, von Maria und Josef und den himmlischen Heerscharen wurde uns erzählt, bevor wir lesen und schreiben konnten. Und da nicht nur die Kinder Bilder und Gleichnisse nötig haben, um gewisser Wahrheiten ansichtig zu werden: welchen Sinn soll es haben, gerade auf jene Bilder und Gleichnisse zu verzichten, die uns am vertrautesten sind? Was wir nicht annehmen können und nicht annehmen müssen (und was auch - soweit ich sehe - in der Weihnachtsgläubigkeit eines großen Teils der Christen keine Rolle spielt), ist das Dogma von der buchstäblich zu verstehenden Gottessohnschaft des Nazareners. Wenn dieser Glaube wirklich die unabdingbare Voraussetzung des Weihnachtsverständnisses wäre, würde das Fest der Geburt Christi nicht das Weihnachtsfest, sondern ein kirchlicher Feiertag unter anderen kirchlichen Feiertagen sein. Es wäre nicht das Fest des Friedens und der Versöhnung, sondern eine Kundgebung der „Gläubigen“ gegen die „Ungläubigen“. Die Weihnachtszeit hat ihren universalen Zauber nur entfalten können, weil es den Theologen nicht gelungen ist, daraus eine Prinzipienfrage zu machen. Ich weiß (und ich begreife), daß dies für den rechtgläubigen Christen ein Ärgernis ist. Aber ich möchte nun meinerseits mit einer Frage schließen: Was wäre gewonnen, wenn Leben und Zeugnis des Mannes aus Nazareth der Verehrung, dem Verständnis und der Zuneigung der Nicht-Christen für immer entzogen werden könnten? Es wäre nicht nur nichts gewonnen, sondern viel verloren. Der Beitrag wurde im Dezember 1958 in der Wochenzeitschrift „Die Zeit“· erstmalig gedruckt. Bei Kurzschluss Am Heiligen Abend löste eine verirrte Maus im Elektrizitätswerk einen Kurzschluss aus. Lichter und Kerzen erloschen, Millionen Watt, plötzlich alles dunkel und still in der Stadt. Da auch die Radio- und Fernsehgeräte nicht gingen, musste man “O du fröhliche” selber singen. D. theol. Rösch musste, ähnlich den Propheten, anstatt vom Blatt aus dem Herzen reden, und irgendwo entzündete jemand ein Kerzenlicht und sagte zu seinem Kind: “Fürchte dich nicht!” Otto-Heinrich Kühner majjhima patipada 1 - 2009 33 Schild(er)-Bürger Sicherlich haben auch Sie es schon oft bei der Durchfahrt durch fremde Ortschaften mit Erstaunen festgestellt: Am Ortseingang machten zwei Blechschilder, einträchtig auf einem gemeinsamen Gerüst montiert, auf evangelischen Gottesdienst und katholische Heilige Messe aufmerksam, unter Angabe der sonntäglichen Veranstaltungszeiten. Es sind wohl Zweifel erlaubt, ob so aus dem Verkehrsstrom einer Bundesstraße gelegentlich der religiösen Einkehr bedürftige Seelen herausgefiltert und ins jeweilige Gotteshaus geleitet werden können. Ortsansässige benötigen solche Tafeln sowieso nicht. Ob der brave Schilderproporz früher mal einen Sinn hatte, sei dahingestellt – heute jedoch im Zeitalter digitaler Informationsmöglichkeiten vergrößert er nur unnötig den Schilderwald. Zeit also, an einen Abbau der religiösen Hinweisschilder zu denken? Keineswegs. Im Gegenteil: Mit deutscher Gründlichkeit geht das „Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung“ daran, die Beschilderungen politisch korrekt an die vermeintlichen Bedürfnisse unserer Multikulti-Gesellschaft anzupassen. Die bisherige amtliche Richtlinie, die sich bei der Aufstellung von Hinweisschildern nur auf Veranstaltungen der evangelischen und der katholischen Kirche bezog, wird dahingehend ergänzt, dass sie auch alle sonstigen Kirchen und sonstigen Religionsgemeinschaften umfasst, „soweit diese nicht bekanntermaßen oder erkennbar verfassungsfeindlich sind“. Damit, so heißt es, werde den Grundrechten auf Gleichbehandlung und Glaubensfreiheit Rechnung getragen. Statt den Schilderwald zu lichten, werden ihm also weitere (eventuell juristisch schwer abzugrenzende) Elemente auch für andere Straßen als Bundesstraßen zugefügt. Hierüber könnte man kopfschüttelnd zur Tagesordnung überge„Zu viele Schilder lenken ab. Die Autofahrer sind irritiert oder ärgern sich, vor allem, wenn die Schilder nutzlose Informationen enthalten. Ich will, dass es übersichtlicher wird, damit die Fahrer sich mehr auf die Straße konzentrieren.“ Verkehrsminister Tiefensee 34 hen, wenn nicht buddhistischer Aktivismus zu weiterer Stellungnahme herausforderte. Denn erfreut begrüßte die Deutsche Buddhistische Union (DBU) die neue Regelung, da mit ihr endlich auch für buddhistische Gemeinschaften dem Grundrecht auf Gleichbehandlung und Glaubensfreiheit Rechnung getragen werde. Die Buddhisten verankern sich im abendländischen Wertesystem – wie schön. Natürlich wird niemand den Buddhistenvertretern ein unbuddhistisches Habenwollen, gar eine Gier auf Teilnahme an den Vergünstigungen bei der Inanspruchnahme öffentlichen Straßenraums zu Werbezwecken, unterstellen wollen. Doch sei gefragt, ob sie nicht in ihrer Eigenschaft als Bürger und Verkehrsteilnehmer dem Schildbürgerstreich einer Ausweitung religiöser Beschilderungen hätten widersprechen sollen. Nicht mehr, sondern gar keine Schilder hätte die Lösung sein sollen, denn den Religionsgemeinschaften braucht keine Sonderstellung in unserem säkularen Staat eingeräumt zu werden. Wenn keine Religionsgemeinschaft öffentlichen Straßenraum für Hinweiszwecke nutzen darf, ist auch der Gleichbehandlungsgrundsatz nicht verletzt. Buddhistische Beschilderungen werden sich wohl bundesweit in bescheidenem Rahmen halten. Dagegen wird eine bisher ausgeschlossene monotheistische Religion von der neuen Freiheit sicherlich optimal Gebrauch machen, hat sie doch inzwischen in fast allen Orten ihre Gemeinden und Moscheen. Axel Rodeck majjhima patipada 1 - 2009 Für Sie gelesen – Lesenswertes aus anderen Zeitschriften Wie bei uns wurde auch in Hamburg das Thema „Karma“ diskutiert, was zu mehreren diesbezüglichen, den Schwerpunkt von Heft 4/2008 der „Buddhistischen Monatsblätter“ bildenden Beiträgen und Zitatstellen führte. Hervorzuheben ist davon die Ausarbeitung von Marianne Wachs mit der Feststellung, „dass es im gegenwärtigen Leben der Menschen noch andere wirksame Kräfte gibt außer dem Karma.“ Unangenehme Geschehnisse können folglich auch, so führt M. Wachs aus, auf dem Wirken etwa des Klimas und sogar auf dem Zufall beruhen – eine erfreuliche Bestätigung der auch in unseren Heften (2 und 3 2008) gemachten Aussagen. Interessant ist der Hinweis, dass Buddha Gautama nie von „Volkskarma“ oder „Gruppenkarma“ geredet hat, da es immer die einzelne Person ist, um deren unheilsames Verhalten es geht. Die Vorstellung von „Volkskarma“, so M. Wachs, kam erst mit Madame Blavatsky und der Theosophie zur Blüte. Jedenfalls ist die derartige leidvolle Situation der Tibeter nicht „karmisch“ bedingt. ——————————————— Offenbar besteht nach wie vor großes Interesse an sind – und ob epileptische Anfälle religiöses Erleben auslösen können. Religion(en), die Zeitschrift „GEO kompakt“ hat daher ihr Heft Nr. 16 dem Thema „Glaube und ReEs bedarf dann jedoch eines Artikels aus dem ligion“ gewidmet. Eine Fülle von Beiträgen gibt Fachbereich eines furchtlosen Professors für Ishierzu sowie zu wissenschaftlichen Themen neutlamkunde, um eine wohl der „politischen Korrektrale, auch ohne Fachkenntnisse verständliche Beheit“ widersprechende Aussage zu machen: Der richte, so dass dem interessierten Leser wohl stets Prophet Mohammed hat (wie andere Propheten ein gutes Grundlagenwissen verschafft wird. Von auch?) an Epilepsie gelitten und während eines dem auf 155 mit reichhaltigem Bildmaterial versesolchen Anfalls, so sein Biograph Ibn Ishaq, ist henen Seiten gebotenen Lesestoff können nur eiihm der Erzengel Gabriel erschienen. nige Aufsätze herausgegriffen werden: Was der Glaube für den Einzelnen bedeutet, zeigen mehrere Interviews mit Atheisten, AgnostiEine anschauliche Einführung bietet die Schildekern und Gläubigen. Die höchst subjektiven Ausrung „Wie der Glaube in die Welt kam“, also wie sagen „Warum ich glaube“ und „warum ich nicht der Weg von primitiver Ahnenverehrung bis zum glaube“ werden kommentarlos einander gegenGlauben an einen Schöpfergott verlief. Für wisüber gestellt. senschaftlich Interessierte setzt sich dieses Thema fort mit der Frage, ob es „eine Antenne zu Gott“ gibt: Forscher prüfen, ob Menschen spezielle Hirnstrukturen für spirituelle Erfahrungen besitzen, wie die Zustände des Gehirns bei Meditation Auf je einer Doppelseite ist die knappe Zusammenfassung sämtlicher großen Religionen vorhanden, so dass (ohne Tiefe) ein guter Überblick über deren zentrale Lehren gegeben wird. ——————————————— Das Hausblatt der Buddhisten „Buddhismus aktuell“ widmet in Heft 4/2008 sein Titelthema dem „Geheimnis buddhistischer Kunst“. Die einmalige Präsentation der „Gandhara“-Kunst in der Bonner Bundeskunsthalle gibt Anlaß, mit einer Fülle hervorragender Bilder „das buddhistische Erbe Pakistans“ und die Entwicklung einer erzählenden Reliefplastik wiederzugeben. Auch über die vor 1000 Jahren blühende buddhistische Metropole Bagan in Burma informiert ein mit reichhaltigem Bildmaterial versehener kenntnisreicher Bericht. Nach diesen insbesondere für Theravada-Buddhisten höchst ansprechenden Beiträgen geht es weiter mit einem Bericht über einen deutschen (in Hannover geborenen!) Thangka-Maler, der in Nepal und Indien ausgebildet wurde und in seiner Malerei den Dharma erkennt. Völlig anders dagegen die zeitgenössische moderne Kunst in Lhasa unter westlichem und chinesischem Einfluß mit dem Anspruch: „Wir Tibeter haben das Recht, Kentucky Fried Chicken zu essen!“ Axel Rodeck majjhima patipada 1 - 2009 35 Helmuth Hecker: „Buddha, Heidegger und die Wahrheit“ Buchrezension von Willfred Hartig Der theravada-buddhistische Altmeister und Jubilar Hellmuth Hecker (85) legt mit seinem neuesten, knapp 150seitigen Handbuch eine erheblich erweiterte und wesentlich verbesserte Fassung seiner Heidegger-Würdigung vor, die im Rahmen von W. Hartigs Arbeit „Die Lehre Buddhas und Heidegger“ Univ. Konstanz 1997, Bd. 15 der Reihe „Buddhistischer Modernismus“ , erschien. - Nach kurzer Einleitung gliedert sich die Arbeit in vier Teile: I. Der Denkweg (S. 4-43), II. Die Holzwege (S. 44-55), III. Der Feldweg: Religion, Gefühl, Mystik (S. 56-110), IV. Dokumentarischer Anhang (i.-iii.), Abkürzungen, Literaturhinweise (S. 111-144): Teil I. befasst sich v. a. mit der denkwürdigen Suche nach Entsprechungen zwischen Heideggerschen und buddhistischen Grundwörtern und Grundbegriffen. Dass bei diesem kühnen, zuvor noch nie gewagten Versuch verständlicherweise gar manches in der Schwebe bleibt und es bei Grundwörtern wie z. B. Bewusstsein, Sein und Wahrheit noch einer weiteren Vertiefung bedürfte, darf bei dem schwierigen Terrain nicht verwundern. Teil II. behandelt die verschiedenen Seitenwege in Heideggers Denken: 1. den Irr- und Abweg seines nur 10monatigen Engagements für den totalitären National-Sozialismus (1933-34); 2. den - allerdings notwendigen - Umweg über das Denken Fr. Nietzsches und dessen Lehre von der ewigen Wiederkunft eines in sich nihilistischen Willens zur Macht und von seiner beginnenden Herrschaft über unseren gesamten Planteten; 3. den denkerischen Ausweg aus einer sprachlichen Sackgasse, den er im denkenden Dichten Fr. Hölderlins fand, das ihm ein ganz 36 neues Verhältnis zum Wesen der Sprache eröffnete. Teil III. Er ist als der umfangreichste zugleich auch der aufschlussreichste, ergiebigste und stärkste Teil, gleichsam das Meisterstück. Denn ähnlich wie in seinem Rilke-Buch von 2007 versucht Hecker hier, uns tiefgründige Einsichten in das Wesen und die Zusammengehörigkeit von Denken und Mystik, Religion und Seinssuche zu vermitteln. Er nimmt damit den denkwürdigen Dialog zwischen östlichem und westlichem Denken wieder auf und ruft die Geistesverwandtschaft zwischen griechisch-europäischer und indo-buddhistischer sowie daoistischer Denkwelt in unsere Erinnerung zurück. Sodann befragt Hecker in einer Abfolge von acht eindrucksvollen Kapiteln Heideggers Denken zu den Punkten (1) Gott und Götter; (2) Geviert, (3) Fortexistenz, (4) Mystische Erfahrung, (5) Frühes Verhältnis zur mittelalterlichen Mystik, (6) Meister Eckhart, (7) Besinnung und Loslassen (a-h), (8) Erwachen (Schlussbetrachtung): zusammen eine ganz beachtliche Denkleistung! Schließlich Teil IV., ein dokumentarischer Anhang, der aber weit mehr als einen Anhang darstellt, nämlich zwei Texte mit authentischem Material über die persönliche Zwiesprache Hecker : Heidegger sowie den Tetralog „Das Offene“ in vier Schritten, ganz im Geiste Buddhas und Heideggers abgefasst. Ein ausführliches Literaturverzeichnis (S. 135-144) gibt dem Ganzen den letzten Schliff und die letzte Abrundung. Helmuth Hecker, „Buddha, Heidegger und die Wahrheit“, Stammbach (Vlg. Beyerlein & Steinschulte), 2008. majjhima patipada 1 - 2009 Buddhismus Ein Lehrgang in Stufen für Kinder und Jugendliche, Stufen eins bis vier Buchbesprechung von Rajah Wirasekara Kinder sind naturgemäß neugierig. Ihren Wissensdurst wollen sie gestillt haben und brauchen Orientierung. Das vom Theravadanetz der DBU herausgegebene Buddhismus - ein Lehrgang in Stufen für Kinder und Jugendliche eignet sich ideal zur Förderung der buddhistischen Ethik sowie als wertvoller Leitfaden bei der Einführung in die buddhistische Lebenskultur, insbesondere für die in deutschsprachigem Raum lebenden buddhistischen Familien mit heranwachsenden Kindern. Bei dem Buch handelt es sich um eine Übersetzung von Originalheften aus Sri Lanka mit den ausdrucksvollen Originalbildern eines Künstlers ebenfalls aus Sri Lanka. Geschmückt mit einer Mischung aus lebhaften Geschichten, kleinen Versen und alten Überlieferungen stellt das Kinderbuch in kleinen Schritten einen gut gelungenen Wegweiser zu den Grundzügen der buddhistischen Lehre dar. Durch die farbigen auffallenden Bilder wird der Text sinnvoll aufgelockert und das Interesse zum Weiterlesen angeregt. Das alles liest sich mal beratend, mal traurig und mal spannend…, vor allem aber abwechslungsreich. Angefangen mit den Pflichten der Kinder gegenüber den Eltern und der Gesellschaft über majjhima patipada 1 - 2009 die Kindheit, Jugend bis hin zur Erleuchtung des Buddha beschreibt das Buch in einfacher, kindergerechter Sprache die buddhistischen Wertvorstellungen. Geschichten wie z. B. „Susis Geburtstag“ stellen hilfsreiche Szenarien dar, auch für erziehende Mütter und Väter toleranter, geduldiger und liebevoller mit sich selbst, der Familie und der Gesellschaft umzugehen. Das Buch liefert insbesondere den Erziehern und Jugendlichen eine alltägliche Orientierung zur (selbstkritischen Betrachtung des eigenen Lebensweges) Statuserkundungsübung des eigenen Verhaltens, in dem die erhabenen Zustände wie Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut in den Geschichten wiederholt Betonung finden. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn diese Reihe fortgesetzt werden soll. Nützlich wirkt auch die Auflistung der weiterführenden Literatur im Vorwort für Interessenten, die sich tiefer mit den Lehren des Buddha beschäftigen möchten. Theravadanetz der DBU 2008 Hardcover, durchgängig vierfarbig, 128 Seiten ISBN 978-3-9804620-4-4 Das Buch kann auf Spendenbasis bezogen werden. 37 Auch das noch Nachrichten aus den Religionen und ihrem Umfeld Mann muss sich von 82 Frauen trennen Mohammadu Bello Abubakar (84), Oberhaupt einer riesigen Familie in Nigeria, steht vor einer schwierigen Entscheidung: Er muss sich von 82 seiner 86 Ehefrauen scheiden lassen. Ein islamisches Gericht hatte die Scheidungen angeordnet und Abukabar mit der Todesstrafe gedroht, sollte er mehr als die im Islam erlaubten vier Ehefrauen behalten, berichtete der britische Rundfunksender BBC. Der Bundesstaat Niger, in dem der 84-Jährige mit seiner Großfamilie lebt, ist überwiegend muslimisch und hatte im Jahr 2000 wie andere nigerianische Bundesstaaten das islamische Recht als geltendes Strafgesetz eingeführt. Abukabar hat mit seinen Frauen mindestens 170 Kinder. HAZ 2.9.2008 168 Tote nach Panik in Hindu-Tempel Bei einer Massenpanik in einem Hindu-Tempel im Westen Indiens sind am Dienstag mindestens 168 Menschen getötet und 100 weitere verletzt worden. In dem Tempel drängten sich nach Medienberichten etwa 20.000 Gläubige. Nach Augenzeugenberichten stolperte eine Gruppe von Gläubigen auf einer steilen Rampe, die zum Eingang des Chamunda-Tempels führt. Daraufhin brach eine Massenpanik aus. Dutzende Pilger wurden zu Tode getrampelt oder erstickten in der Menge. Der Andrang vor dem Tempel war besonders groß, weil die Pilger den Auftakt der neuntägigen Navrati-Feierlichikeiten begehen wollten. HAZ 1.10.2008 Bischöfe für Moscheen Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat die Gemeinsamkeiten von Christen und Muslimen betont. In einer während der Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz in Ful- 38 da veröffentlichten Grußbotschaft an die „muslimischen Freunde“ zum Ende des Fastenmonats Ramadan versicherte Zollitsch, die katholische Kirche trete für die Integration der Muslime ein. Dazu gehörte auch der Bau „würdiger, in den jeweiligen Städtebau gut eingepasster muslimischer Gotteshäuser“. HAZ 26.09.2008 Aleviten demonstrieren Zehntausende Mitglieder der Glaubensgemeinschaft der Aleviten haben am Sonntag in Ankara für die Religionsfreiheit demonstriert. Nach Angaben der Organisatoren kamen 100 000 Menschen zusammen, in den Medien war von eher 50 000 Teilnehmern die Rede. Die Demonstranten forderten ein Ende des vorgeschriebenen Religionsunterrichts, der ihrer Ansicht zu stark sunnitisch geprägt ist. Außerdem verlangten sie eine Anerkennung ihrer Gotteshäuser und eine Abschaffung der Religionsbehörde HAZ 10.11.2008 Yoga ist verboten Die oberste muslimische Instanz in Malaysia hat Yoga als unislamisch verboten. Yoga enthalte Elemente des Hinduismus, die Muslime verderben könnten, erklärte der Fatwa-Rat. Yoga sei „unpassend und kann den Glauben eines Muslim zerstören”, sagte der Vorsitzende des Rates, Abdul Shukor. Dabei gehe es nicht nur um das Training des Körpers, sondern auch um die spirituellen Elemente des Yoga, die aus dem Hinduismus stammten. Ziel sei es, eins mit dem Gott einer anderen Religion zu werden. HAZ 26.11.2008 Die Redaktion dankt der “Hannoverschen Allgemeinen Zeitung” für die freundliche Erlaubnis zur Übernahme der Pressemitteilungen. majjhima patipada 1 - 2009 08.03.09 10-16 Uhr Mittwoch Buddhistische Psychologie mit Oliver Peter sen Heilsame Potentiale wie Achtsamkeit, Mitgefühl und Weisheit sowie die negativen Faktoren wie Gier, Hass und Verblendung werden erläutert. In Diskussionen werden Brücken zur westlichen Psychologie gebaut und es werden Meditationen angeleitet werden. Veranstalter: Buddh. Gemeinschaft Chöling e.V. - Ort: Vietn. Buddh. Kloster Vien Giac, Karlsruher Str. 6, 30519 Hannover - Teilnahme-Gebühr: 20,- € (Chöling-Vereinsmitglieder: 15,- €) + Spende für den Lehrer (Ermäßigung möglich) - Anmeldung er wünscht. Organisation: Rolf Teipel (Tel.: 05102-916795 oder 0172-1896112) 13.-15.03. Zen im Kontext von Geschichte und Philosophie des Buddhismus Fr 19 Uhr - Seminar-Sesshin (im Rahmen eines Studien-Programms) So 17 Uhr Anmeldung: schriftlich bis 2 Wochen vorher, Info Tel. 0511/864871 - Email: [email protected] Teilnahmegebühr 95,- €, alles inkl. Programm Samstag Dagmar Doko Waskönig: Der Sterbeprozess und das Danach aus der Sicht buddhistischer Schulen Dr. Georg Evers ( Raeren, Belgien; Missionswissenschaftler): Sterben, Tod und danach – aus christlicher Sicht Sonntag Asvaghosa-Textstudium: Ver trauen und Übung. Vier Ar ten des Ver trauens, sechs Vollkommenheiten Asvaghosa: Die beiden elementaren Meditationsmethoden – Die Praxis des Beendens und die Praxis der reinen Beobachtung (samatha und vipasyana) 21.03. 15.00 Uhr Samstag Video und Gespräche Tibetisch-Buddhistischer Gesprächskreis im Buddhistischen Bund Hannover, 28.03. Sa 16 Uhr Teenachmittag (wie am 31.01.) 29.03. 10 -16 Uhr Sonntag Buddhistischer Sonntag mit Wolfgang Krohn, Hamburg: 04.04. 15.00 Uhr Samstag Video und Gespräche Tibetisch-Buddhistischer Gesprächskreis im Buddhistischen Bund Hannover, Dialog unter der Leitung von Bernd Weber (Karma Gelek Samten) Video: “Todesangst in Tibet” - Gespräch: Der tibetische Volksaufstand Thema: »Lebensgenuss oder -bewältigung. Wie kann ich mein Leben möglichst glücklich gestalten?« Vor trag, Gespräche, Bewegungs- und Meditationsübungen. Bitte leichte, lockere Kleidung und etwas zum gemeinsamen Mittagessen mitbringen Tee wird gereicht. - Beitrag: 20,- € (Ermäßigung möglich) - bitte anmelden! Dialog unter der Leitung von Bernd Weber (Karma Gelek Samten) Video: “Dalai Lama Unter weisungen” - Gespräch: Der 8-fache Pfad Teile 1 und 2 05.04. Puja (Buddhistische Andacht) So 9.30 Uhr Eine zeremonielle Ver tiefung buddhistischer Lehrinhalte unter Leitung von Bernd Rink 25.04. Sa 16 Uhr Teenachmittag (wie am 31.01.) Soweit nicht anders angegeben finden alle Veranstaltungen im Buddhistischen Zentrum, Drostestr. 8, statt. Zur Kostendeckung wird um einen Spendenbeitrag gebeten. Gäste sind stets willkommen. Außerdem wird dort auf andere Veranstaltungen hingewiesen, die unser Interesse verdienen. Haf tungsausschluß: Der Verein übernimmt keine Haf tung für eventuell auf tretende psychische und/oder physische Schädigungen, die bei der Teilnahme an den Veranstaltungen auf treten könnten. Das Zentrum ist in der Regel nur während der Veranstaltungen besetzt. Außerdem: Sprechzeit jeden Freitag von 17 - 18.30 Uhr ! majjhima patipada 1 - 2009 39 Weitere regelmäßige Veranstaltungstermine: (Drostestr. 8) Gesprächskreis Buddha-Lehre jeden Dienstag ab 19.15 h - ca. 22.00 h Of fener Kreis, auch für Interessier te ohne Vorkenntnisse Meditation (19.25 - 20.00 h), anschließend, ab 20.00 h: Lesung buddhistischer Texte; Gespräche und Diskussion zur buddhistischen Praxis; Buddhismus in der Gegenwart; Einführung in die Meditation nach vorheriger Absprache. Abschließend: Satipatthana-Meditation (Anapanasati – Atembetrachtung) Zen Dôjô Shôbôgendô Spirituelle Leitung: Zen-Meisterin Dagmar Dôkô Waskönig Zazen Montag: 20.00 h Mittwoch: 20.00 h – Jeden 1. Mittwoch im Monat, 19.00 h: Einführung für Neue Freitag: 19.00 h (unregelmäßig nach Absprache) Meditation und Lehre mit Zen-Meisterin Dagmar Dôkô Waskönig Jeden Montag, 10.00 h Bitte beim 1. Mal 20 min eher, sonst 10 min eher kommen. Dieser Termin ist für alle geeignet, die morgens Zeit haben, z.B. Mütter und Rentner. Vipassana Meditation regelmäßiger Meditationstermin, zur Zeit jeden Donnerstag 18.00 bis ca. 20.00 h. Sitzen in Stille, Atembetrachtung, Gehmeditation, Er fahrungsaustausch. Anfänger/innen sind willkommen, eine Einführung ist möglich. In diesem Fall bitte vorher anmelden unter (0511) 348 07 76 (Franz Friczewski). Meditation und Yoga jeden Donnerstag 18.45 - ca. 21.15 h. Hatha-Yoga; Asanas, Atmung, entspannte Sammlung, Stille und Haltung des Yoga, Bhajans, Mantra-Japa als Vorbereitung für die Meditation.Bitte entsprechende Kleidung und Übungsdecke mitbringen. (Einführung jeden 1. Do. des Monats nach Absprache - Tel. 131 62 24, Uwe Kickstein) Tibetisch - Buddhistischer Gesprächskreis jeden letzten Montag im Monat um 15.00 Uhr mit Bernd Weber Puja Buddhistische Andacht jeweils sonntags zwischen 6. und 12. jeden Monats, 9.30 h. Eine zeremonielle Ver tiefung buddhistischer Lehrinhalte unter Leitung von Bernd Rink, of fene Veranstaltung, ohne Vorkenntnisse - Tel.-Info: 05130/4569 Tee-Nachmittage mit Bücherausleihe und -rückgabe jeden letzten Samstag im Monat, 16.00 h - Zusätzliche Tref fen nach Vereinbarung (bitte anfragen). AnsprechpartnerInnen: Axel Rodeck Uwe Kickstein Dagmar Dôkô Waskönig (Zen-Buddhismus) Bernd Weber (Tibetisch-Buddhistische Tradition) Michael Schmidt Bernd Rink Dieter Stöhr Rother Baumert 40 Tel. 0511/67 37 48 Tel. 0511/131 62 24 Tel. 0511/86 48 71 / Email [email protected] Tel. 0511/47 14 09 / Email [email protected] Tel. 05722/8 17 25 / Email [email protected] Tel. 05130/45 69 / Email [email protected] Tel. 05532/1692 / Email [email protected] Tel. 0511/40 66 88 / Email [email protected] majjhima patipada 1 - 2009