Band 12 / Heft 10 www.springer.com/12545 ISSN Print 1613-3803 P. b. b. Verlagspostamt 1040 Wien, Springer-Verlag, Prinz-Eugen-Straße 8 – 10, 1040 Wien / Plus.Zeitung 07Z037513P 10/15 SpringerMedizin.at/wmw-skriptum SpringerMedizin.at/wmw-skriptum skriptum Kongressjournal wmw Wiener Medizinische Wochenschrift 19. – 21. November 2015, Salzburg Congress 43. Jahrestagung der Österreichischen Diabetes Gesellschaft Wissenschaftliche Leitung: Univ.-Prof.Dr. Thomas C. Wascher inhalt 10/15 Inhalt 43. Jahrestagung der Österreichischen Diabetes Gesellschaft brief des herausgebers 2Editorial Thomas C. Wascher beiträge 4 Klinische Konsequenzen aus neuem Wissen: Metformin Monika Lechleitner, Hochzirl 19. – 21. November 2015, Salzburg Congress 6 Hypoglykämie – Risikofaktor oder Risikomarker? Thomas C. Wascher, Wien 7 Anpassbare Mischinsuline versus Basis-Bolus Therapie Ingrid Schütz-Fuhrmann, Wien 11 Ambulante Stoffwechsel-Reha Herwig Köppel, Graz 11 Highlights aus der Diabetesforschung Harald Sourij, Graz 15 Sind Sulfonylharnstoff endgültig aus der Mode? Stephan Jacob, Villingen-Schwenningen, Deutschland 16Impressum © E. Felser, Komposition in Acryl 2011 wmw skriptum © Springer-Verlag 10/2015 1 bitte rubrik brief des herausgebers über textvariable definieren (nur kleinbuchstaben) Willkommen in Salzburg! © privat Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! „Wissen – schafft – Bewusstsein“ ist das Motto der Tagung der Österreichischen Diabetes Gesellschaft in diesem Jahr. Es verbalisiert, wovon wir als Fachgesellschaft überzeugt sind, und was wir im Rahmen dieser Tagung diskutieren und vertiefen wollen. Bewusstsein für die Komplexität der Er­­kran­­ UNIV. PROF. DR. THOMAS C. WASCHER Präsident der ÖDG kung Diabetes mellitus kann nur auf Basis von wissenschaftlich fundiertem, von klinischer Er­­fahrung unter­stütztem Wissen entstehen. Und nur auf Basis dieses Wissens können unsere Patientinnen und Patienten adäquat betreut werden. In den wissenschaftlichen Sitzungen, den Posterdiskussionen, aber auch den Symposien der phar­­ma­ zeutischen Industrie werden wir, gemeinsam mit internationalen Experten, diagnostische, thera­­peu­­ tische und präventive Strategien auf dem aktuellen Stand des Wissens präsentieren und zur Diskus­ sion stellen. Es ist uns allerdings bewusst, dass der Besuch von Fortbildungsveranstaltungen immer schwieriger wird und nicht alle Kolleginnen und Kollegen in Salzburg an dieser Tagung teilnehmen werden können. Ich hoffe, dass diese Ausgabe des wmw-skriptums, die beinahe schon traditionell parallel zu unserer Tagung erscheint, dazu beitragen kann, unsere Inhalte weiter zu verbreiten und so unserem Motto unterstützend gerecht wird. Ihr Univ. Prof. Dr. Thomas C. Wascher Präsident der ÖDG 2 10/2015 © Springer-Verlag wmw skriptum 43. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft Monika Lechleitner, Hochzirl Klinische Konsequenzen aus neuem Wissen: Metformin Update und neue Erkenntnisse Metformin stellt in internationalen und nationalen Leitlinienempfehlungen, wie der ADA/EASD und ÖDG, die medikamentöse Basistherapie in der Behandlung des Typ-2-Diabetes dar. Die Wirkeffektivität und die Vorteile der Metformintherapie wurden in klinischen Studien, wie vor allem der UKPDS, aufgezeigt. Metformin ist der Kombinationspartner für herkömmliche (Sulfonylharnstoffderivate, ­Pioglitazon, Insulin) und neue antidiabetische Substanzklassen (Inkretintherapeutika und SGLT-2 Inhibitoren). Neue Erkenntnisse und damit neues Wissen betreffen vor allem den Wirkmechanismus von Metformin und damit die Einflussnahme auf pathophysiologische Mechanismen, sowie das Laktazidose­ risiko und den Einsatz bei eingeschränkter Nierenfunktion bzw. bei weiteren Komorbiditäten. Neue Erkenntnisse ergeben sich auch in Bezug auf Behandlung des PCO und der NAFLD als Erkrankungen in Folge einer Insulinresistenz. Wirkeffekte und Wirkmechanismus Metformin steht als blutzuckersenkende Substanz seit mehr als 50 Jahren in der Behandlung des Typ-2-Diabetes zur Verfügung. Metformin führt zu einer Suppression der hepatischen Glukoneo­ genese, sowie zu einer Zunahme der muskulären und hepatischen Glukoseaufnahme (Abb. 1) [1]. Das Hypgoglykämierisiko unter Metformin ist gering, der gewichtsneutrale bzw. leicht reduzierende Effekt von Vorteil für die überwiegend übergewichtigen oder adipösen Typ-2-Diabetiker. Dem Wirkmechanismus von Metformin liegt vor allem eine Einflussnahme auf die zelluläre Energieregulation über einen Anstieg der AMP-aktivierten Proteinkinase (AMPK) zugrunde [2]. Die Aktivierung der AMPK ist Folge des inhibitorischen Effekts von Metformin auf den Mitochondrial Complex 1 [3]. Darüber ­hinaus konnte für Metformin eine Beeinflussung der Glukose-6-Phosphatase und Glukokinase dargestellt werden [4]. In rezenten Untersuchungen ergeben sich darüber hinaus Hinweise auf einen intestinalen Wirkeffekt von Metformin. So fand sich eine Einflussnahme auf das Inkretinsystem über eine Zunahme der intestinalen GLP-1 Produktion und Reduktion der Metabolisierung von GLP-1 [5]. Ein weiterer möglicher Wirkmechanismus von Metformin betrifft das intestinale Microbiom [6, 7]. In tierexperimentellen Untersuchungen konnte unter Metformingabe eine signifikante Zunahme von Akkermansia mucriniphila und Clostridium cocleatum nachgewiesen werden, gefolgt von einer Ver­­­besserung der glykämischen Kontrolle. Pharmakokinetik, Nebenwirkungen und Laktazidoserisiko Metformin wird als hydrophile Substanz im Dünndarm resorbiert, nicht metabolisiert und zu über 90 % durch eine tubuläre Sekretion über OCT2 (organische Kationentransporter) Transporter renal ausgeschieden [3]. Die Eliminationshalbwertszeit von Metformin beträgt 14 Stunden, die Plasmahalbwertszeit 2-6 Stunden. Zur verlängerten Wirkdauer trägt die Freiset- Zur Person © privat Prim. Univ.-Prof. Dr. Monika Lechleitner Landeskrankenhaus Hochzirl-Natters 6170 Zirl E-Mail: Monika.Lechleitner@@tirol-kliniken.at 4 10/2015 © Springer-Verlag zung aus Organsystemen mit Metforminakkumulation bei, wie der Gastrointestinalbereich, die Leber und Erythrozyten. Zu den Hauptnebenwirkungen von Metformin zählen gastrointestinale Beschwerden, eine Appetitminderung, bei Langzeittherapie ein Vitamin B12 Mangel und die Laktazidose. In einer Meta-Analyse unter Einbeziehung von über 200 Studien betrug die Inzidenz der Metformin assoziierten Laktazidose 5,1 Fälle auf 100.000 behandelte Patienten [8]. Kontraindikationen Eine Einschränkung der Nierenfunktion galt über viele Jahre als Haupt-Kontraindikation für die Metformintherapie. Unter ­Bezugnahme auf aktuelle Meta-Analysen wird diese strikte Kontraindikation von den Fachgesellschaften mittlerweile jedoch ­differenzierter beurteilt. Aktuell wird bei mäßig eingeschränkter Nierenfunktion (­ glomeruläre Filtrationsrate 30-60 mL/ min/1,73 m2) eine Metformintherapie mit Dosisreduktion und kurzfristigen Kontrollen angeraten [9, 10] (Abb. 2). Eine schwergradige Einschränkung der Nierenfunktion gilt nach wie vor als Kontraindikation für die Metformintherapie. Als Kontraindikationen gelten weiters Erkrankungen mit möglichen hypoxischen Komplikationen, wie Alkoholmissbrauch, Myokardinfarkt oder Sepsis. Retrospektive Datenanalysen ergaben – bei allerdings kleinen Fallzahlen – keine Zunahme des Laktazidoserisikos bei Patienten mit Herzinsuffizienz [11]. Bei geriatrischen Patienten ist der appetithemmende und gewichtsreduzierende Effekt von Metformin im Hinblick auf ein erhöhtes Malnutritionsrisiko häufig ungünstig. Komorbiditäten und mögliche erweiterte Therapieindikationen Neben dem der Zulassung entsprechenden Einsatz von Metformin in der Behandlung des Typ-2-Diabetes kommt die Substanz bei weiteren Komorbiditäten in Folge der Insulinresistenz zum Einsatz (off-label use), wie in der Behandlung des polyzys­ tischen Ovarsyndroms (PCO) und der wmw skriptum 43. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft Wirkeffekte Klinische Anwendung Diabetes mellitus Typ 2 Reduktion der hepatischen Neoglukogenese Polyzystisches Ovarsyndrom Zunahme der muskulären Glukoseaufnahme Nicht alkoholische Steatohepatitis Metformin HIV assoziierte Insulinresistenz Zunahme der Glukoseaufnahme im Fettgewebe Protektive kardiovaskuläre Effekte Tumorerkrankungen Abb. 1: Wirkmechanismen und klinische Anwendung (aus [12]) nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) [12]. Studienergebnisse, wie die des Diabetes Prevention Program, weisen auf die Vorteile einer Metformintherapie in der Diabetesprävention hin [13]. In Risikogruppen mit abnormem Nüchternblutzucker bzw. gestörter Glukosetoleranz konnte dabei die Manifestation eines Typ-2-­ Diabetes hinausgezögert werden. Auch das Risiko für eine Reihe von ­Tumorerkrankungen ist bei Typ-2-Diabetes erhöht. Unter Therapie mit Metformin war gegenüber alternativen antidiabetischen Behandlungsformen die Inzidenz und Mortalität von Tumorerkrankungen vermindert [14]. Der molekulare Wirkmechanismus von Metformin lässt auf Tumorwachstum-inhibierende Effekte rückschließen. Klinische Studien über den Einfluss einer ­Metformintherapie auf die Prognose unterschiedlicher Tumorerkrankungen bei nicht-diabetischen Patienten zeigten jedoch zum Teil divergierende Ergebnissen [15]. Metformin bei Typ-1-Diabetes Übergewicht und Adipositas können bei Typ-1-Diabetikern über eine Zunahme der Insulinresistenz zu einer Verschlechterung der glykämischen Kontrolle führen. Bei ­Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes war die Erweiterung der Insulintherapie mit Met­ formin von einer Verbesserung des HbA1cWertes gefolgt [16]. Weitere Studien konnten für die zusätzliche Metformintherapie eine Reduktion der Insulintagesdosis, sowie günstige Effekte auf das Körpergewicht und die Plasmalipidwerte aufzeigen [17]. Ins­gesamt fehlen derzeit jedoch ausreichende Daten, um den Einsatz von Metformin bei Typ-1-Diabetes zu empfehlen. ■ LITERATUR 1 Rotella CM, MOnami M, Mannucci E (2006) Met­­for­­min beyond diabtes: new life for an old drug. Curr Diabetes Rev 2:307-315 2 Hardie DG, Ross FA, Hawley SA (2012) AMPK: a nutrient and energy sensor that maintains energy homeostasis. Nat Rev Mol Cell Biol 13(4):251-262 3 Kinaan M, Ding H, Triggle CR (2015) Metformin: an old drug for the treatment of diabetes bit a new drug for the protection of the endothelium. Med Princ Pract 24:401-415 4 Minassian C, Tarpin S, Mithieux G (1998) Role of glucose-6-phosphatase, glucokinase, and glucose-6 phosphate in liver insulin resistance and ist correction by metformin. Biochem Pharmacol 55:1213-1219 5 Mulherin AJ, Oh AH, Kim H et al (2011) Mechanisms underlying metformin-induced secretion of glucagon-like pepetide-1 from the intestinal L cell. Endocrinology 152:4610-4619 6 Lee H, Ko G (2014) Effect of metformin on metabolic improvement and gut microbiota. ­Applied and Environmental Microbiology 80:5935-5943 7 Buse JB, DeFronzo RA, Rosenstock J, et al (2015) The primary glucose-lowerin effect of metformin resides in the gut, not the circulation. Results from short-term pharmacokinetic and 12-week dose-ranging studies. Diabetes Care 2015 (Epub ahead of print) 8 Salpeter S, Greyber E, Pasternak G, et al (2006) Risk of fatal and nonfatal lactic acidosis with metformin use in type 2 diabetes. 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Diabetes Technol Ther 17:142-148 TABELLE 1 Empfehlung zur Anwendung von Metformin bei Niereninsuffizienz aus Leitlinien und Konsensuskonferenzen (Arzneimitteltelegramm 2015, Nr. 5) eGFR (ml/min/1.73 m2) ADA, ASN, NKF* KDIGO* NVL* ADS* ≥45 bis <60 Weiterverordnung, Überwachung der Nierenfunktion intensivieren (3-6 Monate) Wahrscheinlich sicher, maximal 1000 mg/Tag wenn eGFR um 45 Vorsicht, Dosisreduktion Maximal 1500 mg/Tag ≥30 bis <45 Vorsicht, Dosisreduktion (50 % oder halbmaximale Dosis), Überwachung der Nieren­­funktion alle 3 Monate Anwendung überdenken Aufklärung über OFF-LABEL-Gebrauch Maximal 850 mg/Tag <30 absetzen meiden Absolut kontraindiziert meiden Interkurrente Erkrankung mit Gefahr eines Volumenmangels Pausieren, schriftliche Instruktionen an Patienten *ADA, American Diabetes Association; ADS, Austrailian Diabetes Society; ASN, American Society of Nephrology; KDIGO, Kidney Disease Improvin Global Outcomes; NKF, National Kidney Foundation; NVL, Nationale Versorgungsleitlinie wmw skriptum © Springer-Verlag 10/2015 5 43. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft Thomas C. Wascher, Wien Hypoglykämie – Risikofaktor oder Risikomarker? Klinische Konsequenzen aus neuem Wissen Hypoglykämien sind eine oft gefürchtete Nebenwirkung der Therapie mit Insulin und/oder Sulfonylharnstoffen, die von ­Patienten häufig (dokumentiert oder auch nicht) beklagt werden. Damit ist auch schon ein zentraler Punkt im klinisch-praktischen Alltag angesprochen: Hypoglykämien ­müssen unbedingt durch einen gemessenen Blutzucker dokumentiert werden. Nur dann kann eine echte Hypoglykämie von ­einer Pseudohypoglykämie oder den Symptomen eines raschen Abfalles des Blut­­ glukose­spiegels unterschieden werden. Definition der Hypoglykämie Grundsätzlich definiert sich die Hypo­ glykämie durch das Vorliegen der 3 Whipple‘schen Kriterien: 1) Blutglukose < 50 mg/dl; 2) Klassische autonome Symptomatik; 3) Besserung nach Kohlenhydratzufuhr. Im diabetologischen Alltag werden unter Therapien, die Hypoglykämien in­ duzieren können, meist Blutzuckerwerte unter 70 mg/dl (3,9 mmol/l) als Hypogly­ kämie bezeichnet. Diese können bei ­Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen auch ohne die klassischen adrenergen Warnsymptome auftreten. Eine klinisch praktische Unterscheidung ist jene zwischen schwerer und leichter Hypoglykämie, wobei sich „schwer“ durch die Notwendigkeit der Fremdhilfe definiert – der Patient ist selbst nicht mehr in der Lage, die Hypoglykämie zu beheben. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die Pseudohypoglykämie (oder „relative“ Hypoglykämie). Dabei verspüren die Patienten Symptome einer Hypo- glykämie, obwohl die Blutglukose oft deutlich oberhalb von 70 mg/dl ist. ­Ursächlich dafür können z. B. schnelle Reduktionen des Glukosespiegels sein ­ oder aber normale Glukosekonzentrationen bei schlecht kontrollierten Patienten. All diese Möglichkeiten unterstreichen die Notwendigkeit, bei Symptomen einer ­Hypoglykämie eine Blutglukosemessung vorzunehmen. Risikomarker versus Risikofaktor Was unterscheidet diese beiden Begriffe eigentlich wirklich? Beide beschreiben ­ Merkmale, die einen Zusammenhang mit einem wie auch immer gearteten Gesundheits-Outcome haben. Um den Begriff Risikofaktor zu erfüllen, ist es allerdings notwendig, dass es Interventionsstudien gibt, die zeigen, dass eine Veränderung des Merkmales auch zu einer Veränderung des Gesundheitsoutcomes führt. LDL-Cholesterin ist also ein klassischer vaskulärer Risikofaktor, wohin gegen Homozystein „nur“ einen vaskulären Risikomarker darstellt. Hypoglykämie als Risiko Selbstverständlich birgt jede Hypoglykämie akute Risiken in sich: Eine schwere ­Hypoglykämie kann über die Neuroglukopenie zu Krämpfen, dauerhaften zerebralen Schäden und letztendlich zum Tod ­führen. Hypoglykämien beeinflussen das Reizleitungssystem des Herzens, sind proarrhythmogen, und das so genannte „Dead in Bed“ Phänomen beschreibt – in erster ­Linie bei Typ-1-Diabetikern – den durch eine Hypoglykämie getriggerten Rhyth- Zur Person © privat Univ.-Prof. Dr. Thomas C. Wascher 1. Medizinische Abteilung Fachbereich Diabetes Hanusch-Krankenhaus Heinrich-Collin-Straße 30 1140 Wien E-Mail: [email protected] 6 10/2015 © Springer-Verlag mustod im Schlaf. Nicht zuletzt können Hypoglykämien (nicht zwingend nur schwere) zu Stürzen und den damit verbundenen traumatischen Komplikationen führen. Jedoch finden sich bei Patienten, die Hypoglykämien erleiden, nicht nur die oben angeführten Akutfolgen. Studien, wie etwa ACCORD oder ADVANCE, zeigen einen Zusammenhang zwischen dem Erleiden von schweren Hypoglykämien und dem konsekutivem Auftreten von schwerwiegenden Ereignissen wie Myokardinfarkt, kardiovaskulärem Tod oder Tod per se­. Leichte Hypoglykämien scheinen jedoch nicht mit einem solchen Risiko einher zu gehen. Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang, dass einerseits das Risiko in den ersten Monaten nach der Hypogly­ kämie besonders hoch ist und dass andererseits offenbar jene Patienten, die trotz niedriger Therapieintensität schwere Hypoglykämien erleiden, ein besonders ­hohes Risiko für konsekutive Komplika­ tionen haben. Des weiteren sind Assoziationen zwischen schweren Hypoglykämien und der langfristigen Entwicklung einer Demenz sowie mit Depression beschrieben. Hypoglykämie als Risikomarker oder Risikofaktor Klar ist natürlich, dass die Hypoglykämie einen echten Risikofaktor für ihre akuten Folgen darstellt – Hypoglykämie verursacht Stürze zum Beispiel, diese werden durch das Vermeiden von Hypoglykämien verhindert. Wesentlich unklarer ist die Beurteilung hinsichtlich der Morbidität und Mortalität, die in nahem, aber nicht unmittel­ barem Zusammenhang zu schweren Hypoglykämien steht. Hypoglykämien führen zu adrenergem Stress und sind arrhythmogen und triggern proinflammatorische Veränderungen in der Gefäßwand. Daher können sie potentiell ursächlich in die Genese kardiovasku­ lärer Komplikationen eingebunden sein. ­Damit besteht die Möglichkeit, dass es sich um einen echten Risikofaktor handelt. Andererseits ist es natürlich möglich, dass das Auftreten von schweren Hypoglyk­ wmw skriptum 43. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft ämien ein Phänomen ist, das „nur“ einen vulnerablen Patienten identifiziert, der ein hohes Risiko für das zeitnahe Auftreten der beschriebenen Ereignisse hat. In diesem Fall stellte die Hypoglykämie dann ­einen Risikofaktor dar. Aus den Assoziationsuntersuchungen (Beobachtungsstudien), die uns die bis­ herige Evidenz für den Stellenwert von Hypoglykämien geliefert haben, lässt sich keine Aussage über die Frage treffen, was nun der eigentliche Stellenwert der schwe- ren Hypoglykämie ist – Risikofaktor oder Risikomarker. Nur prospektive, randomisierte, kontrollierte Interventionsstudien könnten dazu beitragen. Solche sind aber meines Erachtens, nicht zuletzt aus ethischen Gründen, nicht durchführbar. Die klinische Konsequenz ebenfalls einen Risikofaktor oder einen ­Risikomarker. Daraus lässt sich eine klare klinische Forderung ableiten: „Nur eine vermiedene Hypoglykämie ist eine gute Hypoglykämie“ – Das Vermeiden von therapieinduzierten Hypoglykämien stellt ein wichtiges Ziel im Rahmen jeder antihyperglykämischen Therapie dar. ■ Hypoglykämien stellen also für manche ihrer Folgezustände einen klaren Risikofaktor dar, für manche andere entweder Ingrid Schütz-Fuhrmann, Wien Anpassbare Mischinsuline versus Basis-Bolus Therapie Pro Basis-Bolus Therapie Die funktionelle Insulintherapie (BasisBolus) hat sich bei Patienten mit Typ-1-­ Diabetes in Hinblick auf das Auftreten und die Progression von mikro- und makrovaskulären Komplikationen als überlegen erwiesen (Diabetes Control and Complications Trial (DCCT) / Epidemiology of Diabetes Interventions and Complications (EDIC) study). Je physiologischer die Insulinsubstitution umso mehr verbessert sich der Outcome der Patienten. Bestätigt wurde dies zuletzt durch eine Beobachtungsstudie anhand des Schwedischen Diabetesregisters, welche die kardiovaskuläre Mortalität bei Insulinpumpen-Therapie und MDI (Multiple Daily Injection) verglich. Die Insulinpumpentherapie, die wohl am meisten physiologische Insulintherapie, war mit einer Reduktion von Herzinfarkten um 45 % assoziiert, tödliche kardiovaskuläre Erkrankungen waren um 42 % und die Gesamtmortalität um 27 % reduziert [1]. Es stellt sich die Frage, unter welchen Voraussetzungen die Basis-­ Bolus-Therapie auch für Patienten mit Typ-2-Diabetes sowohl anhand der aktuellen Evidenzlage wie auch in Hinblick auf den praktischen Alltag die bessere Therapieoption darstellen kann. dem Boden einer genetischen Veranlagung, neben Fehlernährung und Bewegungsmangel, eine progressiv verschlechternde Funktion der pankreatischen Betazellen mit einer Abnahme der Synthese und Sekretion von Insulin aufweist und andererseits eine deutlich reduzierte Insulinsensitivität zeigt. In den vergangenen Jahren kam es zu einer Reihe von Neuentwicklungen in der medikamen­ tösen Therapie, die einer realistischen Nutzen-Risiko-Bewertung unterzogen werden müssen, da insbesondere Langzeit-Outcome-Daten fehlen. Zielparameter, welche die Lebensqualität, die reale Lebenssituation des Patienten und die diabetesbezogenen Kompli­ kationen berücksichtigen, sind in der Behandlung zu berücksichtigen. Dabei stellt bei der Frage nach der Indikation zur Insulintherapie nach wie vor der HbA1cWert die wichtigste Richtgröße dar. Zusätzlich werden Nüchternblutzuckerwerte wmw skriptum Rationale für die Basis-BolusTherapie Wenn eine Insulintherapie etabliert wird, gilt es Hypoglykämien und eine ausgeprägte Gewichtszunahme durch hohe oder falsch verteilte Insulindosen zu vermeiden. Die Angst aber vor eben diesen Zur Person OA Dr. Ingrid Schütz-Fuhrmann 3. Medizinische Abteilung für Stoffwechselerkrankungen und Nephrologie Krankenhaus Hietzing Wolkersbergenstraße 1 1130 Wien E-Mail: [email protected] © privat Überlegungen zur Insulintherapie bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 Bei Diabetes mellitus Typ 2 handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die auf und postprandiale Blutzuckerwerte herangezogen, um die richtige Therapiestrategie für den Patienten zu entwickeln. Es gilt je kürzer die Diabetesdauer, je länger die Lebenserwartung und je geringer die kardiovaskuläre Komorbitität umso tiefer soll der HbA1c-Wert sein, entsprechend den Leitlinien der ÖDG zwischen 6 und 6,5 %, bei Gefahr von Hypoglykämien zumindest 7 %. Zurzeit gibt es keine Hinweise, dass Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 durch eine frühe Insulintherapie in Hinblick auf kardiovaskuläre Ereignisse profitieren [2]. © Springer-Verlag 10/2015 7 43. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft möglichen Folgen zählt auch zu den wichtigsten Ursachen für eine Nicht-Intensivierung der Therapie. So zeigt z. B. eine Studie von Valensi et al. [3], dass bei zeitgerechtem Einsatz von Insulin mehr Patienten ohne Hypoglykämien das Therapieziel ­erreichen könnten. Der rechtzeitige Einsatz von Insulin erhöht die Chance, die angestrebten Zielwerte mit der geringsten ­Insulindosis zu erreichen, und Treat to Target Therapie-Konzepte trugen in den letzten Jahren erheblich dazu bei, dass HbA1c-Absenkungen deutlicher ausge­ fallen sind. Patienten müssen dafür den Blutzucker strukturiert messen [4] und ihre Insulin­ dosis individuell anpassen. Dafür bietet sich die Basis/Bolus-Therapie, welche die getrennte Applikation von prandialem und basalem Insulin vorsieht, auch bei ­Patienten mit Typ-2-Diabetes am b ­ esten an. Vorteile der Basis/Bolus-Therapie Die Insulintherapie kann bekannterweise nach unterschiedlichen Therapieprinzipien erfolgen. Welches auch immer verfolgt wird, es gilt eine hoch dosierte ­In­sulin-Monotherapie (> 1 IU/kg KG) unbedingt zu vermeiden, da dies mit einer ­signifikant erhöhten Mortalität und vermehrt auftretenden kardiovaskulären Komplikationen einhergeht [5]. Physiologische Insulinsubstitution bedeutet bei Patienten mit Typ-2-Diabetes die Anpassung der Insulintherapie an den für ihn üblichen Blutzuckertagesverlauf. Das Konzept „fix the fasting first“ bleibt in der Regel das erste Ziel. Nüchternblutzucker wie auch postprandiale Blutzuckerwerte tragen zur Hyperglykämie bei Diabetes mellitus Typ 2 bei, und beide Komponenten müssen in der Regel beeinflusst werden, wenn die glykämischen Ziele erreicht werden sollen. Unterstützt wird dies durch eine wachsende Evidenz, dass die post­ prandiale Hyperglykämie ein unabhängiger Risikofaktor für makrovaskuläre Komplikationen ist [6, 7]. Die Beherrschung der postprandialen Hyperglykämie mit Hilfe einer Basis/Bolus-Therapie, wo zumindest vor jeder Hauptmahlzeit prandiales Insulin gespritzt wird, erhöht die Flexibilität des Patienten und erlaubt eine differenziertere Korrektur des Blutzuckers als die Gabe von Mischinsulinen. Auch bei den Mischungen mit kurzwirksamen Analoginsulinen müssen häufig, besonderes am Vormittag, Zwischenmahlzeiten gegessen werden, während postprandiale Spitzen vor allem nach dem Mittagessen keine Seltenheit sind. Zwischenmahlzei- 8 10/2015 ten erhöhen die Gefahr der Gewichtszunahme. Die Therapie mit einem Mischinsulin setzt auch voraus, dass jeden Tag eine vergleichbar hohe Kohlehydratmahlzeit zum gleichen Zeitpunkt verzehrt wird. Wird das Mittagessen z. B. ausgelassen oder verspätet eingenommen, dann entsteht eine erhebliche Hypoglykämiegefahr. Zudem steigt, wenn wie üblich das Mischinsulin vor dem Abendessen gespritzt wird, das Hypoglykämie-Risiko in der ersten Nachthälfte bedingt durch das Wirkprofil des Verzögerungsinsulins (NPH), während der Nüchternblutzucker therapeutisch oft nur schlecht kontrolliert werden kann. Um der Mischinsulintherapie mehr Flexibilität zu verleihen, wurden Insuline mit einem höheren prandialen Insulinanteil entwickelt. Hier muss der ­Patient in der Regel drei Mal täglich spritzen, und der Vorteil gegenüber der Basis/ Bolus-Therapie wird in Hinblick auf Einfachheit des Therapiekonzepts wieder deutlich geringer. Bei einzelnen Patienten mit häufigen und großen Zwischenmahlzeiten kann sich die Gabe von Mischinsulin zu jeder Hauptmahlzeit in der Praxis bewähren. Sinnvoll aus pathophysiologischer Sicht erscheint dies aber nicht. Welche Patienten profitieren am meisten von einer Basis/BolusTherapie? In der Masse der Typ-2-Diabetiker verbergen sich wahrscheinlich 10 % sogenannte LADA-Diabetiker (late onset autoimmunity diabetes). Es handelt sich dabei um Patienten mit einem verzögert auftretenden Typ-1-Diabetes. Dieser Diabetestyp ist in jedem Lebensalter möglich, und besonders bei normalgewichtigen Patienten ist daran zu denken und mit einer funktionellen Insulintherapie zu behandeln. Ähnliches gilt für den normalgewichtigen jüngeren Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2. Ein insulinpflichtiger adipöser Patient wird von einer modifizierten Basis/­ Bolus-Therapie profitieren, wenn sie gemeinsam mit anderen Medikamenten eingesetzt wird, die den Insulinbedarf ­reduzieren, und auch wenn es gleichzeitig gelingt, dass der Patient Mahlzeiten be­ zogen isst. Dies verlangt strukturiertes Vorgehen von Behandlern und Patienten. Voraussetzung dafür ist eine konsequente Schulung des Patienten. Die Notwenigkeit häufigerer Injektionen wird bei allen Patientengruppen durch den Vorteil einer erhöhten Flexibilität bezüglich Ernährung und körperlicher Aktivität kompensiert und schränkt die Lebensqualität nicht © Springer-Verlag wirklich ein. Der Erfolg der Basis/BolusTherapie hängt, wie bei kaum einer anderen Diabetes-Behandlung, von der Krankheitseinsicht des Patienten ab, welche selbstbestimmtes Handeln erst ermöglicht. Zusammenfassung Eine Insulintherapie rechtzeitig zu etablieren ist Voraussetzung, um die gewünschten Therapieziele mit der geringsten Insulindosis zu erreichen und Hypoglykämien zu verhindern. Eine hoch dosierte Insulin-Monotherapie ist zu vermeiden, da dies mit einer signifikant ­erhöhten Mortalität und vermehrt auf­ tretenden kardiovaskulären Komplikationen einhergeht. Treat to Target-Therapiekonzepte führen zu einer deutlicheren HbA1c-Absenkung. Voraussetzung dafür ist, dass die Patienten den Blutzucker strukturiert messen und ihre Insulindosis individuell anpassen. Hypoglykämien und eine ausgeprägte Gewichtszunahme können durch hohe oder falsch verteilte Insulindosen vermieden werden. Dafür bietet sich die Basis/Bolus-Therapie, welche die getrennte differenzierte Applikation von prandialem und basalem Insulin vorsieht, am besten an. ■ LITERATUR 1 Steineck I, Cederholm J, Eliasson B, et al (2015) Insulin pump therapy, multiple daily injections, and cardiovascular mortality in 18.168 people with type 1 diabetes: observational study. BMJ 350:h3234 2 ORIGIN Trial Investigators, Gerstein HC et al (2012) Basal insulin and cardiovascular and other outcomes in dysglycemia. N Engl J Med 367(4):319-328 3 Valensi P, Shaban J, Benroubi M et al (2013) Predictors of achieving HbA(1c) <7% and no hypoglycaemia 6 months after initiation of ­biphasic insulin aspart 30 in patients with type 2 diabetes in the IMPROVE study. Curr Med Res Opin 29(6):601-609 4 Kato N, Cui J, Kato M (2013) Structured selfmonitoring of blood glucose reduces glycated hemoglobin in insulin-treated diabetes. J Diabetes Investig 4(5):450-453 5 Holden SE, Jenkins-Jones S, Morgan CL, et al (2015) Glucose-lowering with exogenous insulin monotherapy in type 2 diabetes: dose ­association with all-cause mortality, cardiovascular events and cancer. Diabetes Obes Metab 17(4):350-362 6 Nathan DM (2015) Diabetes: Advances in Diagnosis and Treatment. JAMA 314(10):1052-1062 7 Torimoto K, Okada Y, Mori H, et al (2013) Relationship between fluctuations in glucose levels measured by CGM and vascular endothelial dysfunction in type 2 diabetes mellitus. Cardiovasc Diabetol 12:1 wmw skriptum 43. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft Herwig Köppel, Graz Ambulante Stoffwechsel-Reha Zunehmend in den Vordergrund gerückt Zur Verbesserung der Stoffwechselsituation ist die stationäre Rehabilition, bei der man 3 bis 4 Wochen in einem Reha-Zentrum verbringt, in Österreich lange etabliert. In den letzten Jahren hat sich zunehmend die ambulante Rehabilitation, die man auch berufsbegleitend absolvieren kann, in den Vordergrund gerückt. Vorteile sind eben die Möglichkeit der berufsbegleitenden Absolvierung, auch können Patienten davon profitieren, die aufgrund persönlicher Verpflichtungen, wie etwa der Betreuung von kleinen Kindern oder kranken Familienangehörigen, nicht für 3 bis 4 Wochen ihr persönliches Umfeld verlassen können. Inhalte Die Inhalte der ambulanten Rehabilitation entsprechen dabei weitgehend jenen der stationären Rehabilitation. Neben dem zentralen Element der medizinischen Trainingstherapie, wo das Krafttraining im Verhältnis zum Ausdauertraining stark an Bedeutung gewonnen hat, sind dabei Schulungen von ÄrztInnen, DiätologInnen oder PsychologInnen wichtige Bestandteile. Dauer Die stationäre ersetzende ambulante Rehabilitation (Phase 2) dauert 6 Wochen, im Anschluss daran kann eine Phase 3 anschließen, die 6 Monate dauert. In dieser Phase 3 sollen die Therapieerfolge der Phase 2 stabilisiert und wenn möglich noch weiter verbessert werden. Ziele und Ergebnisse Durch eine solche ambulante Rehabilitationsmaßnahme wurden von Jänner bis August 2015 31 Phase-2-Patienten und 63 Phase-3-Patienten behandelt, bei etwa 75 % dieser Patienten mit Adipositas, Diabetes mellitus oder metabolischem Syndrom konnten sowohl das Gewicht als auch die laborchemisch erhobenen Stoffwechselparameter verbessert und auch die ergometrisch erhobene Leistungsfähigkeit verbessert werden. ■ Zur Person Priv.-Doz. Dr. Herwig Köppel Privatklinik Graz Ragnitz Berthold-Linder-Weg 15 8047 Graz E-Mail: [email protected] Harald Sourij, Graz Highlights aus der Diabetesforschung Endpunktstudien Seit die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) im Jahr 2008 und danach auch die europäische EMA nach der Ungewissheit zur kardiovaskulären Sicherheit von Rosiglitazon neue Richtlinien zur Zulassung neuer antihyperglykämischer Substanzen herausgegeben haben, wonach in den meisten Fällen eine große kardiovaskuläre Endpunktstudie notwendig ist, um die Sicherheit dieser Substanzen nachzuweisen, gibt es zahlreiche neue Endpunktstudien in der Diabewmw skriptum tologie. Alleine im Jahr 2015 wurden 3 dieser Endpunktstudien präsentiert. 1. Der Trial Evaluating Cardiovascular Outcomes With Sitagliptin (TECOS) war eine internationale, randomisierte, plazebo-kontrollierte, doppelblinde Sicherheitsstudie mit dem Ziel, den Einfluss von Sitagliptin versus Plazebo (Diabetestherapie ohne DPP-4 Hemmer und GLP-1 Rezeptoragonisten) auf die kardiovaskuläre Ereignisrate zu untersuchen [1]. Eingeschlossen wurden © Springer-Verlag Personen mit Typ-2-Diabetes mellitus, die mindestens 50 Jahre alt waren, einen HbA1c zwischen ≥ 48 mmol/mol (6,5 %) und ≤ 64 mmol/mol (8,0 %) und eine manifeste vaskuläre Erkrankung hatten. Insgesamt wurden 14.735 Personen randomisiert, das mittlere Alter lag bei 65,5 ± 8,0 Jahren, die mittlere Diabetesdauer lag bei 11,6 ± 8,1 Jahren, die mediane Follow-up-Dauer bei 2,8 Jahren. Es konnte eindeutig die Nicht-­ Unterlegenheit von Sitagliptin versus 10/2015 11 43. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft 12 10/2015 Zur Person © Sissi Furgler Plazebo hinsichtlich des primären Endpunktes (nicht-tödlicher Herzinfarkt, nicht tödlicher Schlaganfall, Hospitalisierung wegen instabiler Angina pectoris, kardiovaskulärer Tod) gezeigt werden (HR 0,98; 95 %-KI 0,88–1,09, p < 0,001 für Nichtunterlegenheit), was die kardiovaskuläre Sicherheit von ­Sitagliptin bestätigte. Es zeigte sich kein Signal für eine höhere Rate an Hospitalisierungen unter Sitagliptin (HR 1,00; 95 %-KI: 0,83–1,20, p = 0,983). Die Zahl an Pankreatitiden war ins­gesamt sehr niedrig (35 Patienten betroffen), numerisch waren mehr Personen in der Sitagliptin-Gruppe be­­ troffen, auch wenn keine statistische Signifikanz vorlag (HR 1,93 [0,96, 3,88], p = 0,065). Die Anzahl von Pankreaskarzinomen war in der Plazebo-Gruppe höher (14 in der Plazebo-Gruppe, 9 in der SitagliptinGruppe), auch hier zeigte sich keine statistische Signifikanz (HR 0,66 [0,28, 1,51], p = 0,32). 2. Die Evaluation of LIXisenatide in Acute Coronary Syndrome (ELIXA)-Studie untersuchte die kardiovaskuläre Sicherheit des GLP-1 Rezeptoragonisten Lixisenatide im Vergleich zu Plazebo (i. e. antihyperglykämische Therapie ohne GLP-1 Rezeptoragonisten). Die Studienergebnisse wurden zwar am ADA 2015 in Boston präsentiert, die Details sind jedoch bis heute noch nicht publiziert. 6.068 Personen mit Diabetes mellitus Typ 2 und einem akuten Koronarsyndrom innerhalb von 70 Tagen vor der Randomisierung erhielten entweder Lixisenatide oder ­Plazebo (i. e. blutzuckersenkende Therapie ohne GLP-1 Rezeptoragonisten) in einem doppelblinden Design. Es konnte die kardiovaskuläre Sicherheit von Lixisenatide hinsichtlich des kombinierten primären Endpunktes (kardiovaskulärer Tod, nichttödlicher Herzinfarkt oder Schlaganfall und Hospitalisierung wegen instabiler Angina pectoris) nachgewiesen werden (HR 1,017 [0,836, 1,168]). Es zeigte sich auch kein signifikant erhöhtes ­Risiko für Pankreatitiden oder Pankreaskarzinomfälle unter Lixisenatide. 3. EMPA-REG OUTCOME Studie In dieser plazebokontrollierten, doppelblinden Studie wurden 7.020 Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus und manifester kardiovaskulärer Erkrankung zu entweder Empagliflozin 25 mg, Empagliflozin 10 mg oder Plazebo (i.e. Blutzuckertherapie ohne Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Harald Sourij Klinische Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel Universitätsklinik für Innere Medizin Medizinische Universität Graz Auenbruggerplatz 15 8036 Graz E-Mail: [email protected] SGLT-2 Hemmer) randomisiert (1:1:1 Verhältnis), wobei für die primäre Analyse beide Empagliflozin-Gruppen zusammengefasst wurden [2]. Die mediane Beobachtungszeit betrug 3,1 Jahre und der primäre, kombinierte Endpunkt setzte sich aus nicht-tödlichem Herzinfarkt, nicht-tödlichem Schlaganfall und kardiovaskulärem Tod zusammen. Das mittlere Alter der Studienteilnehmer lag bei 63,1 ± 8,6 Jahren, der mittlere BMI bei 30,6 ± 5,3 kg/m2 und der mittlere HbA1c zu Studienbeginn bei 8,1 ± 0,8 %. Der Blutdruck war gut kontrolliert (im Mittel 135 ± 17/77 ± 10 mmHg), 77 % aller PatientInnen nahmen ein Statin ein, 85 % hatten eine Aspirintherapie. Der primäre Endpunkt konnte in der gepoolten Empagliflozin-Gruppe signifikant um relative 14 % gesenkt werden (HR 0,86 [0,72, 0,99], p = 0,04 für Überlegenheit). Dieser Effekt wurde in erster Linie durch eine 38 % relative Risikoreduktion für kardiovaskuläre Mortalität getragen (HR 0,62 [0,49, 0,77] p < 0,001). Es zeigte sich auch eine deutliche Reduktion der Hospitalisierungen wegen Herzinsuffizienz in der Empagliflozin-Gruppe (HR 0,65 [0,50, 0,85], p = 0,002). Auf­ fällig war auch ein rasches Separieren der Ereigniskurven, innerhalb von ­einigen Wochen, für kardiovaskuläre Mortalität und noch rascher für die Hospitalisierung wegen Herzinsuffi­ zienz, was für einen rasch eintretenden benefiziellen Effekt spricht. Die Untersuchung der genauen Mechanismen hinter diesen rasch einsetzenden Effekten sind derzeit Gegenstand einiger Forschungsprojekte. An Nebenwirkungen zeigte sich die bekannte etwa 3-fach erhöhte Rate an Genitalinfektionen, sowohl bei Männern als auch bei Frauen, unter dem SGLT-2-Hemmer. Es gab jedoch keine Unterschiede hinsichtlich der Harn© Springer-Verlag wegsinfekt- oder Frakturraten zwischen den Gruppen. Diabetische Ketoazidosen waren mit 4 Episoden in der gesamten Studienpopulation sehr selten und nicht häufiger unter Empagliflozin. Fazit Auch wenn viele Diabetologen im letzten Jahr die aktuellen kardiovaskulären Sicherheitsstudien als entbehrliche Geldverschwendung angesehen haben, so ­haben insbesondere die überraschenden Ergebnisse von EMPA-REG OUTCOME doch einige wieder zum Umdenken bewegt, denn wenn diese Studie nicht eingefordert worden wäre, wären die positiven kardiovaskulären Effekte von Empagliflozin möglicherweise nie aufgezeigt worden. Aber auch für die Untersuchung von etwaigen „off-target“ Sicherheitsaspekten sind diese Studien gerechtfertigt, was nicht, bedeutet, dass man sie wissenschaftlich nicht spannender gestalten könnte. Wir können also gespannt auf die kommenden Studiendaten im nächsten Jahr sein. ■ LITERATUR 1 Green JB, Bethel MA, Armstrong PW, et al (2015) Effect of Sitagliptin on Cardiovascular Outcomes in Type 2 Diabetes. N Engl J Med. 2015;373(3):232-42. 2 Zinman B, Wanner C, Lachin JM, et al (2015) Empagliflozin, Cardiovascular Outcomes, and Mortality in Type 2 Diabetes. N Engl J Med. 2015 Sep 17 [Epub ahead of print]. wmw skriptum fachkurzinformationen FACHKURZINFORMATIONEN DES ARZNEIMITTEL: Velmetia 50 mg/850 mg Filmtabletten, Velmetia 50 mg/1000 mg Filmtabletten Qualitative und quantitative Zusammensetzung Jede Tablette enthält Sitagliptinphosphat 1 H2O entsprechend 50 mg Sitagliptin und 850 mg Metforminhydrochlorid. Jede Tablette enthält Sitagliptinphosphat 1 H2O entsprechend 50 mg Sitagliptin und 1.000 mg Metforminhydrochlorid. Liste der sonstigen Bestandteile: Tablettenkern: Mikrokristalline Cellulose (E 460); Povidon K29/32 (E 1201); Natriumdodecylsulfat Natriumstearylfumarat Tablettenüberzug: Poly(vinylalkohol); Macrogol 3350; Talkum (E 553b) ; Titandioxid (E 171) Eisen(III)-oxid (E 172); Eisen(II,III)-oxid (E 172) Anwendungsgebiete Für erwachsene Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus: Velmetia ist zusätzlich zu Diät und Bewegung zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle bei Patienten indiziert, bei denen eine Monotherapie mit Metformin in der höchsten vertragenen Dosis den Blutzucker nicht ausreichend senkt oder die bereits mit der Kombination von Sitagliptin und Metformin behandelt werden. Velmetia ist in Kombination mit einem Sulfonylharnstoff (z. B. als Dreifachtherapie) zusätzlich zu Diät und Bewegung bei Patienten indiziert, bei denen eine Kombination aus der jeweils höchsten vertragenen Dosis von Metformin und eines Sulfonylharnstoffs nicht ausreicht, um den Blutzucker zu senken. Velmetia ist als Dreifachtherapie in Kombination mit einem Peroxisomal Proliferator-activated Receptor gamma(PPARγ)-Agonisten (d. h. einem Thiazolidindion) zusätzlich zu Diät und Bewegung bei Patienten indiziert, bei denen die jeweils höchste vertragene Dosis von Metformin und einem PPARγ-Agonisten nicht ausreicht, um den Blutzucker zu senken. Velmetia ist auch zusätzlich zu Insulin (d. h. als Dreifachtherapie) indiziert als Ergänzung zu Diät und Bewegung bei Patienten, bei denen eine stabile Insulindosis und Metformin allein den Blutzucker nicht ausreichend senken. Gegenanzeigen Velmetia ist kontraindiziert bei Patienten mit: • Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile ■ diabetischer Ketoazidose, diabetischem Präkoma ■ mäßiger oder schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance < 60 ml/min) ■ akuten Erkrankungen, welche die Nierenfunktion beeinflussen können, wie: • Dehydratation • schweren Infektionen • Schock • intravaskuläre Gabe von jodhaltigen Kontrastmitteln ■ akuten oder chronischen Erkrankungen, die eine Gewebehypoxie verursachen können, wie: • Herz- oder Lungeninsuffizienz • kürzlich stattgefundener Myokardinfarkt • Schock ■ Leberfunktionsstörung ■ akuter Alkoholvergiftung, Alkoholismus ■ Stillzeit Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit Schwangerschaft Es liegen keine ausreichenden Daten zur Anwendung von Sitagliptin bei schwangeren Frauen vor. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität bei Hohen Dosen von Sitagliptin gezeigt. Die begrenzten Daten, die vorliegen, lassen vermuten, dass die Anwendung von Metformin bei schwangeren Frauen nicht mit einem erhöhten Risiko für angeborene Missbildungen assoziiert ist. Tierexperimentelle Studien mit Metformin zeigten keine schädlichen Effekte auf Schwangerschaft, embryonale oder fötale Entwicklung, Geburt oder postnatale Entwicklung. Velmetia sollte während der Schwangerschaft nicht angewendet werden. Wenn eine Patientin einen Kinderwunsch hat oder schwanger wird, sollte die Behandlung unterbrochen werden und die Patientin so schnell wie möglich auf eine Therapie mit Insulin umgestellt werden. Stillzeit Es wurden keine Studien zu säugenden Tieren mit der Kombination der Wirkstoffe dieses Arzneimittels durchgeführt. In tierexperimentellen Studien, die zu den einzelnen Wirkstoffen durchgeführt wurden, wurde jedoch gezeigt, dass sowohl Sitagliptin als auch Metformin in die Milch säugender Ratten übergehen. Metformin geht in kleinen Mengen in die menschliche Muttermilch über. Es ist nicht bekannt, ob Sitagliptin in die menschliche Muttermilch übergeht. Daher darf Velmetia während der Stillzeit nicht eingenommen werden. Fertitlität Daten aus tierexperimentellen Studien legen keine schädlichen Auswirkungen einer Behandlung mit Sitagliptin auf die männliche und weibliche Fertilität nahe. Vergleichbare Daten beim Menschen liegen nicht vor. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antidiabetika, Kombinationen von oralen Antidiabetika ATC-Code: A10BD07 Inhaber der Zulassung Merck Sharp & Dohme Ltd., Hertford Road, Hoddesdon, Hertfordshire, EN11 9BU, Vereinigtes Königreich Abgabe: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten Stand der Information: August 2015. Weitere Angaben zu Dosierung und Art der Anwendung, Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen, Nebenwirkungen, Überdosierung, Pharmakologische und Pharmazeutische Angaben sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. FACHKURZINFORMATIONEN DES ARZNEIMITTEL: Toujeo 300 Einheiten/ml Injektionslösung in einem Fertigpen Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Ein ml enthält 300 Einheiten Insulin glargin* (entsprechend 10,91 mg). Ein Pen enthält 1,5 ml Injektionslösung, entsprechend 450 Einheiten (*Insulin glargin wird mittels gentechnologischer Methoden unter Verwendung von Escherichia coli hergestellt) Liste der sonstigen Bestandteile: Zinkchlorid, Metacresol (Ph.Eur.), Glycerol, Salzsäure (zur Einstellung des pH-Werts), Natriumhydroxid (zur Einstellung des pH-Werts), Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Zur Behandlung von Diabetes mellitus bei Erwachsenen Gegenanzeige: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile Inhaber der Zulassung: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, D 65926 Frankfurt am Main, Deutschland Abgabe: Rezept- und Apothekenpflichtig Pharmakotherapeutische Gruppe: Antidiabetika, Insuline und Analoga zur Injektion, lang wirkend. ATC-Code: A10A E04 Stand der Information: Juni 2015. Weitere Angaben zu den besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie den ggf. Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. FACHKURZINFORMATIONEN DES ARZNEIMITTEL: Praluent® 75 mg Injektionslösung in einem Fertigpen, Praluent® 150 mg Injektionslösung in einem Fertigpen Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Ein Fertigpen zur einmaligen Anwendung enthält 75 mg/150 mg Alirocumab in 1 ml Lösung. Alirocumab ist ein humaner monoklonaler IgG1-Antikörper, der mittels rekombinanter DNA-Technologie aus Ovarialzellen des chinesischen Hamsters (CHO-Zellen) gewonnen wird. Liste der sonstigen Bestandteile: Histidin, Saccharose, Polysorbat 20, Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Praluent ist, begleitend zu einer Diät, angezeigt zur Behandlung bei Erwachsenen mit primärer Hypercholesterinämie (heterozygote familiäre und nicht familiäre) oder gemischter Dyslipidämie: - in Kombination mit einem Statin oder mit einem Statin und anderen lipidsenkenden Therapieprinzipien bei Patienten, die mit einer maximal verträglichen Statintherapie die LDL-CZielwerte nicht erreichen, oder - als Monotherapie oder in Kombination mit anderen lipidsenkenden Therapieprinzipien bei Patienten mit einer Statin-Unverträglichkeit oder wenn Statine kontraindiziert sind. Die Wirkung von Praluent auf die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität ist bisher noch nicht belegt. Gegenanzeige: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile Inhaber der Zulassung: sanofi-aventis groupe, 54, rue La Boétie, F – 75008 Paris, Frankreich Örtlicher Vertreter des Zulassungsinhabers: sanofi-aventis GmbH, 1220 Wien, Österreich Abgabe: Rezept- und Apothekenpflichtig Pharmakotherapeutische Gruppe/ATC-Code: noch nicht zugewiesen Stand der Information: September 2015. Weitere Angaben zu den besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie den ggf. Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. FACHKURZINFORMATIONEN DES ARZNEIMITTEL: Eucreas 50 mg/850 mg Filmtabletten, Eucreas 50 mg/1000 mg Filmtabletten. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Filmtablette enthält 50 mg Vildagliptin und 850 mg Metforminhydrochlorid (entsprechend 660 mg Metformin). Jede Filmtablette enthält 50 mg Vildagliptin und 1000 mg Metforminhydrochlorid (entsprechend 780 mg Metformin). Liste der sonstigen Bestandteile: Tablettenkern: Hyprolose, Magnesiumstearat. Filmüberzug: Hypromellose, Titandioxid (E 171), Eisen(III)hydroxid-oxid x H2O (E 172), Macrogol 4000, Talkum. Anwendungsgebiete: Eucreas ist für die Behandlung des Typ-2-Diabetes-mellitus indiziert: Eucreas ist für die Behandlung von Erwachsenen indiziert, deren Blutzucker trotz Monotherapie mit der maximal verträglichen Dosis von Metformin alleine unzureichend eingestellt ist oder die bereits mit einer Kombination aus Vildagliptin und Metformin in separaten Tabletten behandelt werden. Eucreas ist in Kombination mit einem Sulfonylharnstoff (d. h. Dreifachkombinationstherapie) zusätzlich zu Diät und Bewegung indiziert bei erwachsenen Patienten, die mit Metformin und einem Sulfonylharnstoff nicht ausreichend eingestellt werden können. Eucreas ist als Dreifachkombinationstherapie mit Insulin zusätzlich zu Diät und Bewegung indiziert, um die glykämische Kontrolle bei erwachsenen Patienten zu verbessern, wenn eine stabile Insulindosis und Metformin allein zu keiner adäquaten glykämischen Kontrolle führen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder einen der in Abschnitt 6.1 der Fachinformation genannten sonstigen Bestandteile. Diabetische Ketoazidose oder diabetisches Präkoma. Niereninsuffizienz oder Nierenfunktionsstörung, definiert als eine Kreatinin-Clearance < 60 ml/min (siehe Abschnitt 4.4 der Fachinformation). Akute Zustände, die potenziell mit einer Veränderung der Nierenfunktion einhergehen, wie Dehydratation, schwere Infektionen, Schockzustände, intravaskuläre Gabe jodhaltiger Kontrastmittel (siehe Abschnitt 4.4). Akute oder chronische Erkrankungen, die eine Gewebshypoxie hervorrufen können, wie kardiale oder respiratorische Insuffizienz, ein frischer Myokardinfarkt, Schockzustand. Einschränkung der Leberfunktion (siehe Abschnitte 4.2, 4.4 und 4.8 der Fachinformation). Akute Alkoholintoxikation, Alkoholismus. Stillzeit (siehe Abschnitt 4.6 der Fachinformation). Pharmakotherapeutische Gruppe: Arzneimittel zur Behandlung von Diabetes, Kombinationen mit oralen Antidiabetika, ATC-Code: A10BD08. Inhaber der Zulassung: Novartis Europharm Limited, Frimley Business Park, Camberley GU16 7SR, Vereinigtes Königreich. Informationen betreffend Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkung mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte sind den veröffentlichten Fachinformationen zu entnehmen. Version: 04/2015. 1) 6-month, open, observational, multi-center study; Efficacy and safety of vildagliptin in clinical practice-results of the PROVIL-study. Blüher et al., WJD 2012 Sept 15;3(9):161-196. 2) Meta-Analysis of 80 publications selected between 1990 and 2011: Efficacy of GLP-1 Receptor Agonists and DPP-4 Inhibitors: Meta-Analysis and Systematic Review; Aroda et al., Clin Ther 2012;34:1247–1258 (Erratum Clin Ther2014;36:307–308). 3) A prospective, randomized, open-label PROBE design (parallel group with a blinded end point) study in 90 patients: Reduction of Oxidative Stress and Inflammation by Blunting Daily Acute Glucose Fluctuations in Patients With Type 2 Diabetes; Rizzo et al., Diabetes Care 2012; 35(10), 2076-82. 4) A 24-week, randomized, double-blind, active-controlled study: Vildagliptin plus metformin combination therapy provides superior glycaemic control to individual monotherapy in treatment-naive patients with type 2 diabetes mellitus; Bosi et al., Diabetes, Obes Metab 2009; 11:506-515. Novartis Pharma GmbH | Stella-Klein-Löw-Weg 17 | A-1020 Wien | +43 1 866 57 0 | www.novartispharma.at | Datum der Erstellung: 08/2015 | AT1508364799. FACHKURZINFORMATIONEN DES ARZNEIMITTEL: FKI Lilly Österreich – KwikPen-Inserat Mix 25 – 4.11.2015 1. Bezeichnung des Arzneimittels: Humalog 100 E/ml, Injektionslösung in Durchstechflasche [Patrone/ KwikPen]. Humalog (Mix25) {Mix50} 100 E/ml, Injektionssuspension in [Patronen/ KwikPen]. 2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: 2.1 Allgemeine Beschreibung: Humalog (Mix25) {Mix50} ist eine sterile, klare, farblose, wässrige Lösung (weiße, sterile Suspension) {weiße, sterile Suspension}. 2.2 Qualitative und quantitative Zusammensetzung: 1 ml enthält 100U (äquivalent zu 3,5 mg) Insulin lispro (über rekombinante DNA hergestellt aus E. coli). Jedes Behältnis enthält 10 ml äquivalent zu 1000U Insulin lispro. [Jedes Behältnis enthält 3 ml äquivalent zu 300U Insulin lispro.] (Humalog Mix25 besteht zu 25 % aus einer Insulin lispro Lösung und zu 75 % aus einer Insulin lispro Protaminsuspension.) {Humalog Mix50 besteht zu 50 % aus einer Insulin lispro Lösung und zu 50 % aus einer Insulin lispro Protaminsuspension.} Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe unter Abschnitt 6.1. 4.1 Anwendungsgebiete: Zur Behandlung von Erwachsenen und Kindern mit Diabetes mellitus, die Insulin für die Aufrechterhaltung eines normalen Glukosehaushaltes benötigen. Humalog ist ebenfalls angezeigt bei der Ersteinstellung des Diabetes mellitus. Humalog (Mix25) {Mix50} ist angezeigt für die Behandlung von Patienten mit Diabetes mellitus, die Insulin für die Aufrechterhaltung eines normalen Glukosehaushaltes benötigen. Pharmakotherapeutische Gruppe: Humalog: Humaninsulin-Analogon mit raschem Wirkungseintritt, ATC Code A10A B04. Humalog (Mix25) {Mix50} ist eine vorgefertigte Suspension aus Insulin lispro (rasch wirkendes Humaninsulin Analogon) und Insulin lispro Protamin Suspension (intermediär wirkendes Humaninsulin Analogon). ATC Code: A10A D04. 4.3 Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Insulin lispro oder einen sonstigen Bestandteil. Hypoglykämie. 6.1 Liste der sonstigen Bestandteile: Humalog: m-Cresol (3,15 mg/ml), Glycerol, Natriummonohydrogenphosphat 7 H2O, Zinkoxid, Wasser für Injektionszwecke. Salzsäure und Natriumhydroxid können für die Einstellung des pH auf 7,0 bis 7,8 eingesetzt werden. Humalog (Mix25) {Mix50}: Protaminsulfat, m-Cresol ([1,76 mg/ml]), {[2,20 mg/ml]}, Phenol ([0,80 mg/ml]), {[1,00 mg/ml]}, Glycerol, Dinatriumhydrogenphosphat 7 H2O, Zinkoxid, Wasser für Injektionszwecke. Salzsäure und Natriumhydroxid können für die Einstellung des pH auf 7,0 bis 7,8 eingesetzt werden. 7. Inhaber der Zulassung: Eli Lilly Nederland B.V., Grootslag 1-5, NL-3991 RA Houten, Niederlande. Rezept-, apothekenpflichtig. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen. Stand: April 2011. FACHKURZINFORMATIONEN DES ARZNEIMITTEL: Trulicity 0,75 (1,5) mg Injektionslösung in einem Fertigpen ▼Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen, siehe Abschnitt 4.8 der Fachinformation. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Trulicity 0,75 (1,5) mg Injektionslösung. Jeder Fertigpen enthält 0,75 (1,5) mg Dulaglutid* in 0,5 ml Lösung. *Hergestellt mittels rekombinanter DNA-Technologie aus CHO‑Zellen. Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1. Anwendungsgebiete: Trulicity ist angezeigt zur Behandlung von Erwachsenen mit Typ 2 Diabetes mellitus, um eine verbesserte Blutzuckerkontrolle zu erreichen als: Monotherapie Sofern bei Patienten, für die die Einnahme von Metformin wegen Unverträglichkeit oder Kontraindikationen nicht angezeigt ist, durch Diät und Bewegung keine angemessene Blutzuckerkontrolle erreicht werden kann. Kombinationstherapie In Kombination mit anderen blutzuckersenkenden Arzneimitteln einschließlich Insulin, wenn durch diese zusammen mit Diät und Bewegung keine angemessene Blutzuckerkontrolle erreicht werden kann (siehe Abschnitt 5.1 der Fachinformation bzgl. Daten zu verschiedenen Kombinationen). Pharmakotherapeutische Gruppe: Antidiabetika, andere Antidiabetika, exkl. Insuline, ATC-Code: A10BX14. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile. Liste der sonstigen Bestandteile: Natriumcitrat, Citronensäure, Mannitol, Polysorbat 80, Wasser für Injektionszwecke. Inhaber der Zulassung: Eli Lilly Nederland B.V., Grootslag 1-5, 3991 RA Houten, Niederlande. Rezept-, apothekenpflichtig. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen. Stand: September 2015. 14 10/2015 © Springer-Verlag wmw skriptum 43. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft Stephan Jacob, Villingen-Schwenningen, Deutschland Sind Sulfonylharnstoff endgültig aus der Mode? Das Bessere ist der Feind des Guten Zur Person Prof. Dr. Stephan Jacob Praxis für Prävention und Therapie Brombeerweg 6 78048 Villingen-Schwenningen Deutschland E-Mail: [email protected] © privat Menschen mit Diabetes haben eine deutlich erhöhte Rate an vaskulären Kompli­ kationen: es gibt eine klare Assoziation zwischen HbA1c und Komplikationen (Stratton et al., BMJ 2000). Daraus wurde lange Zeit geschlossen, dass eine Reduktion des HbA1c automatisch mit einer ­Reduktion von kardiovaskulären Ereignissen assoziiert sein wird. Ebenso aus diesem Grund ist in der Therapie des Diabetes mellitus die Korrektur des HbA1c mit einer möglichst normnahen Einstellung ein breit akzeptiertes Ziel. Und wenn es bei der Behandlung des Diabetes mellitus (nur) um eine Senkung eines Risikofaktors (hier HbA1c geht), dann ist das günstige Mittel am wirtschaftlichsten. Daher sind in Deutschland beispielsweise die Sulfonylharnstoff als „zweckmäßiger” Vergleich zu nehmen, wenn es um die wirtschaftliche Beurteilung neuer Substanzen geht. ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ preis-wert (ohne Erhöhung indirekter Kosten) beeinflusst andere Risikofaktoren nicht oder günstig evidenzbasiert sicher evidenzbasiert effektiv – metabolisch evidenzbasiert effektiv – vaskulo­ protektiv Akzeptanz bei Patienten und Ärzten Anforderung an ein gutes Antidiabetikum Bisher in fast allen Punkten nur Evidenz durch Gewohnheit Bezüglich der Interventionen zur Reduktion desHbA1c standen doch lange Zeit für die Therapie lediglich Metformin und Insulin sowie Sulfonylharnstoffe zur Verfügung. Heute sind mehrere Substanzgruppen erhältlich; dadurch wird es notwendig, Entscheidungskriterien für die Auswahl der Substanzen zu geben. Viele der heute praktizierenden Ärzte lernten in ihrer klinischen Laufbahn praktisch nur die Sulfonylharnstoffe und Metformin sowie Insulin kennen, ebenso wie die Theorie des „Sekundärversagens” unter Sulfonylharnstoff, die als krank­ heitsbedingte Normalität angesehen wurde. Daher wurde jegliche Therapieeskalation als Ausdruck des Progresses der β-Zelldysfunktion angesehen (s. u.). Was ist ein gutes Antidiabetikum? Zur Beurteilung sind einige Punkte bedeutsam: Merkmale eines guten Antidiabetikums ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ effektiv anhaltend sicher (auch bei kardiovaskulären Erkrankungen, Nieren- und Leberfunktions­ störungen) (sicher) kombinierbar keine Interaktion mit Lebensstil­ änderung einfach preiswert (= billig) wmw skriptum Sekundärversagen (Definition) „Wenn der Diabetes nach zunächst erfolgreicher Behandlung nicht mehr ausreichend mit Sulfonylharnstoffen einstellbar ist, spricht man von Sekundärversagen. Ursache ist das Nachlassen der Inselzellfunktion im Verlauf eines Typ-2-Diabetes. Dies ist nach 20-jähriger Dauer bei 80 Prozent der Fall. Die Behandlung kann dann meist für einige Zeit mit einer kombinierten Insulin-Tabletten-Therapie erfolgen. Im weiteren Verlauf wird in der Regel auf eine alleinige Insulinbehandlung umgestellt.“ Aus: (http://diabetes-risiko.de/diabetes-­ lexikon.html?type=0&uid=230&cHash=86 5ae5434edda931f8f8fedcb429ab1c) Im Zeitalter der EBM werden diese Aussagen kritisch hinterfragt und wissenschaftlich untersucht. Effektivität und anhaltende Wirkung … „Sekundärversagen” beschleunigt Die ADOPT-Studie zeigte die sehr unterschiedlich lang anhaltende Wirkung der Therapieansätze wie Sulfonylharnstoff, Metformin und Rosiglitazon und machte damit auch deutlich, dass die Auswahl des Antidiabetikums durchaus großen Einfluss auf die Notwendigkeit einer (früheren) Therapieeskalation hat (Tab. 1). Weitere Studien haben dies indirekt bestätigt: In der ADVANCE-Studie be­ TABELLE 1 Unterschiedlich lang anhaltende Wirkung. Aus: Kahn et al., NEJM 2006, 355:2427-2443 Substanz Dauer HbA1c < 7 % Glibenclamid 33 Monate Metformin 45 Monate *p < 0,05 vs. Glibenclamid Rosiglitazon 57 Monate *p < 0,05 vs. Glibenclamid © Springer-Verlag 10/2015 15 43. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft nötigten die mit Gliclazid-Behandelten bei leicht verbessertem HbA1c erheblich mehr zusätzliche Antidiabetika (10 % mehr Metformin, 54 % mehr TZD, 51 % mehr Acarbose) und, vor allem erheblich mehr, d. h. 68 % mehr Insulin! Die Kombinationstherapie von Metformin mit Glipizid war der Kombination Metformin und Gliflozin nach 4 Jahren deutlich unterlegen (D.O.M. 2015). Einfachheit, Sicherheit Die Dosierung der Sulfonylharnstoffe ist zwar einfach, doch daher kann es bei unvorhergesehenen Einflüssen auf die Kohlenhydrataufnahme (BE/Mahlzeit) und die Verwertung (durch körperliche Aktivität) zu Hypoglykämien kommen. Diese sind häufig mitbeteiligt am Scheitern der Lebensstiländerung (Jacob 2010). Das Vorkommen von Hypoglykämien ist in RCT Studien in den Gruppen mit Sulfonylharnstoff gegenüber den „Neueren”, DPP4-Inhibitoren, SGLT2-Hemmern und GLP1-RA, deutlich erhöht. Die Gefährlichkeit der Hypoglykämien ist bekannt, nicht umsonst hat auch die Europäische Verkehrsbehörde für die Fahrerlaubnis unter Behandlung mit Sulfonylharnstoff ähnliche Regeln wie unter der Insulintherapie erlassen! Bei Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion kann es zu ausgeprägten Hypoglykämien kommen, die Dosis muss reduziert werden. Kardiovaskuläre Effektivität und Sicherheit – KEINE STUDIEN! … Register zeigen erhöhtes Risiko! Während neuere Medikamente im Rahmen der FDA-Zulassung kardiovaskuläre Sicherheitsstudien vorweisen müssen, ­haben die bisherigen Ansätze, wie auch die Sulfonylharnstoffe, relativ wenige Daten zur Sicherheit: es gibt keine RCT und prospektive Studie dazu. Die Beobachtungen aus Registern und Meta-Analysen zeigen dagegen in der Mehrzahl eine erhöhte Morbidität und vor allem Mortalität an; gerade im Vergleich zur Kombinationstherapie Metformin + DPP4-Hemmer haben die mit Metformin + Sulfonylharnstoff-Behandelten vermehrt kardiovaskuläre Ereignisse (Gallwitz et al., 2012; Forst et al., 2014, und jüngst auch wieder auf dem EASD 2015). Die noch laufende CAROLINAStudie vergleicht direkt Glimepirid versus Linagliptin und analysiert bzgl. der kardiovaskulären Ereignisse! Preis-Wert? der reinen HbA1c-Senkung sollte die Dauerhaftigkeit der Glukosekontrolle, ggf. die frühere Notwendigkeit einer Therapieeskalation – inklusive einer vorzeitigeren Insulinbedürftigkeit, die Kosten für Teststreifen, aber auch für Hypogly­ kämien (inklusive Arbeitsausfall, Unfällen, Hospitalisierung, Demenz) sowie die Einschränkungen im Berufsleben mitgerechnet werden. Ärzte würden sich nicht mit einem Sulfonylharnstoff behandeln wollen Bei einer Befragung von fast 1.000 Ärzten in Deutschland, welche antidiabetische Therapie sie sich selbst verordnen würden, wählten nur < 4 % die aus ökonomischen Gründen vielerorts geforderte Kombination Metformin + Sulfonylharnstoff bei der dualen Kombination, in der Tripletherapie waren es < 7 %, die einen Sulfonyl­ ­harnstoff mit dabei haben wollten (Jacob et al., Diabetologie und Stoffwechsel 2014; 9 – P170). Wenn Ärzte, die ja auch aus der klinischen Evidenz heraus (für sich) entscheiden, sich selbst diese Medikamente nur sehr ungern verordnen würden, dann hat das sicher auch seine Gründe… und da gibt es viele (s. o.). ■ Es gibt leider keine Analysen, die die ­lebenslangen „Gesamtkosten” einer Sulfonylharnstofftherapie erfassen; neben IMPRESSUM Herausgeber und Verleger: Springer-Verlag GmbH, Professional Media, Prinz-Eugen-Straße 8 – 10, Postfach 11, 1040 Wien, Austria, Tel.: 01/ 330 24 15, Fax: 01/330 24 26; Internet: www.springer.at, www. SpringerMedizin.at; Geschäftsführung: Dr. Alois Sillaber, Petrus J.W. Hendriks, Joachim Krieger; Abteilungsleitung Professional Media: Dr. Alois Sillaber; Redaktion: Prim. Dr. Herbert Kurz; Redaktions­ sekretariat: Susanna Hinterberger; Leitung Journale und Redaktionen: Gabriele Hollinek; Produktion und Layout: K & M Satz und Repro, Wiesbaden; Leitung Verkauf Medizin: Robert Seiwald; Anzeigen: Dipl.Tzt. Elise Haidenthaller, Gabriele Popernitsch. 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