Dieser Beitrag stammt aus cav chemie anlagen verfahren 7/2014 TITELTHEMA Prozessmess- und Prozessanalysentechnik Dokumentation 4.0 in der Analysentechnik Youtube-Videos als Vorbild Die Herausforderungen in der globalisierten Welt der Analysentechnik sind enorm. Nur durch nahezu ausfallfreie Applikationen können operative Daten zur analytisch präzisen Steuerung von komplexen Prozessen sichergestellt werden. In kaum einem anderen Bereich gilt es daher, Wissen sowohl zu elektrischen als auch mechanischen Komponenten effizient an die Betreiber zu vermitteln. Filmaufnahmen können dabei sehr hilfreich sein. B eim Blick auf die Stücklisten eines Analysensystems wird schnell klar, wie komplex es aufgebaut und wie viele Komponenten dafür nötig sind. Für eine effiziente Dokumentation bedarf es schon viel Erfahrung oder aber neuer Formen der Wissensweitergabe. Diese Komplexität nimmt noch einmal deutlich zu, wenn es sich um neue Technologien handelt, die global exportiert werden. Das Ausbildungsniveau der Mitarbeiter in den einzelnen Ländern ist schon sehr unterschiedlich – aber auch in Deutschland führt allein die demografische Entwicklung zu einem enormen Bedarf, junge Kollegen durch erfahrenes Personal an die komplexen Thematiken heranzuführen. Die etablierten Anlagenbauer haben klare Vorgaben entwickelt, nach welchen Vorlagen und Standards die Dokumentationen zu erstellen sind. Neben der klassischen Orientierung an Stücklisten, bei dem jede Komponente über Datenblätter und Bedienungsanleitungen genau spezifiziert wird, stößt man insbesondere bei komplexen Systemen schnell an seine Grenzen. Die Bedienungsanleitungen der Einzelkomponenten werden durch die Hersteller mit allen Eventualitäten dokumentiert. In Summe entsteht dabei jedoch oftmals ein so umfassendes Werk, dass sich der Durchblick insbesondere im Betrieb und bei der Wartung nur schwer bewahren lässt. Auch bei der Etablierung von neuen Dokumen- Autor Die einzelnen Bearbeitungsschritte werden mit handelsüblichen Videokameras gefilmt tationsweisen werden die herkömmlichen Verfahren ihre Daseinsberechtigung nicht verlieren. Die vorangeschrittene Digitalisierung in der Ablage von Produktdatenblättern und Bedienungsanleitungen wird sich über ContentManagement-Systeme weiter professionalisieren, die Verknüpfung zu Wartungsplänen von Anlagenverwaltungen wird immer enger werden. Dennoch sind neue Wege gefragt, um die steigende Informationsflut besser auf die Bedürfnisse des Anwenders zuzuschneiden. Eine Idee entsteht Gerhard Hefter Projektleiter Analysentechnik, PSG Petro Service 46 Powered by TCPDF (www.tcpdf.org) cav 7-2014 Eine zündende Idee hatten die Mitarbeiter von PSG Petro Service bei der Abnahme (FAT) eines Analysensystems für einen Kunden aus der chemischen Industrie. Für eine VinylchloridRaumluftüberwachung hatten sie 32 gasförmige Probenströme redundant und kompakt auf Montageplatten aufgebaut. Die Analyse erfolgt bei dieser Applikation über zwei Siemens Prozessgaschromatografen der Ausführung Maxum Edition II, die Steuerung über eine SPS von Wago. Die klassische Dokumentation des Analysensystems erstreckte sich auf mehr als fünf LeitzOrdner und die Mitarbeiter von PSG waren zudem mit der Herausforderung konfrontiert, dass das in Deutschland konzipierte und gefertigte System in den Export ging und in Übersee von lokalem Personal betrieben werden sollte. Bei der Arbeit kamen die Ingenieure auf eine Dieser Beitrag stammt aus cav chemie anlagen verfahren 7/2014 Phasenmodell für die Erstellung eines Dokumentationsvideos Idee, die in anderen Industriebereichen gar nicht mehr so neu ist – nämlich die StandardWartungs- und Serviceprozesse über Videos aufzunehmen. Bei Youtube stieß man auf ein effizientes Verfahren zur Wissensvermittlung. Das Verfahren ist inzwischen im Heimanwenderbereich gängig. Im Internet findet man nicht nur auf zahllosen Spezialseiten und Blogs Anleitungen zur Lösung und Erklärung von technischen Problemen, im Videoportal Youtube hat sich ein Trend etabliert, bei dem technisch versierte User eine Videodokumentation mit mehr oder weniger kniffligen Lösungen anbieten. Möchte man zum Beispiel den defekten Akku seines iPhones austauschen, so kann man sich dies Schritt für Schritt in einem Video anzeigen lassen. Die Struktur muss stimmen Die Heterogenität und Komplexität von Analysensystemen erfordert jedoch ein klar strukturiertes Vorgehen bei der Aufnahme der Videos. In der Praxis hat sich gezeigt, dass die tatsächliche Durchführung der Aufnahmen lediglich ein kleiner Bestandteil des Gesamtprojektes ist. Die vorgeschaltete Strukturierung und Festlegung der häufigsten Wartungsarbeiten sowie eine entsprechende Vorbereitung zu den ZUM UNTERNEHMEN Auf Analysentechnik spezialisiert Die PSG Petro Service GmbH & Co. KG ist seit mehr als 35 Jahren kompetenter Partner führender nationaler und internationaler Unternehmen im Bereich Mess- und Analysentechnik. Ursprünglich fokussiert auf die chemische und petrochemische Industrie beliefert das Unternehmen aus Steinbach bei Frankfurt heute weltweit Kunden aus diversen Branchen (unter anderem aus der Energie- und der Entsorgungstechnik und der Pharmazie) sowie führende Anlagen- und Maschinenbauer. Neben einem umfassenden Sortiment an Montagematerial und Instrumentenluftverteilern für den Bereich MSR/Instrumentierung realisiert die PSG seit Jahren Projekte im Bereich Analysentechnik. Das Spektrum reicht von klei- neren Probenaufbereitungen bis zu schlüsselfertigen Analysenhäusern, die gemäß den individuellen Anforderungen oftmals auch in Ex-Ausführung umgesetzt werden. Zudem bietet die PSG über 2500 verschiedene Messgas- und Analysenleitungen sowie umfassendes Zubehör für die Verlegung und den Anschluss an. Aufnahmen garantieren nach Fertigstellung auch eine effiziente Nachbearbeitung und Finalisierung der Videodokumentation. PSG Petro Service hat dazu in verschiedenen Projekten ein Phasenmodell entwickelt. Der wesentliche Punkt bei solchen Videoproduktionen ist, dass sie nicht professionell produziert werden: Mit handelsüblichen Videokameras werden die einzelnen Bearbeitungsschritte von einem Anwender gefilmt. Hierbei gilt es, einen ganz grundsätzlichen Unterschied im Vergleich zu den Hochglanzproduktionen der Hersteller herauszustellen: Hier kann auch einmal etwas schiefgehen. Sind mehrere Anläufe bei kniffligen Aufgaben notwendig, bekommt der Betrachter einen Eindruck für mögliche Lösungen seines eigenen Problems. Nicht zuletzt dadurch erhalten die Beiträge einen authentischen Hintergrund und fördern die Akzeptanz. Auch bei der Nachbearbeitung wird auf komplexe Schnitttechniken sowie professionelle Nachvertonungen verzichtet. Die einzelnen Bearbeitungsschritte werden über einen Lauftext beschrieben und lassen sich so auch schnell in andere Sprachen übersetzen. Video-Montageanleitungen im Internet Die sehr positive Resonanz dieses Pilotprojektes hat PSG Petro Service dazu bewogen, ihren Kunden auch für andere Geschäftsbereiche neben der herkömmlichen Dokumentation Anleitungen in Form von Videos zur Verfügung zu stellen. Auf der Internetseite können Videos zum Umgang sowie zur Montage von Messgas- und Analysenleitungen angeschaut werden. Dies beinhaltet anfänglich lediglich einen kleinen Teil der mehr als 2500 verschiedenen Analysenleitungen, doch auch hier hat man sich zunächst auf die wesentlichen Bearbeitungsschritte konzentriert und damit den Grundstein einer Bibliothek geschaffen, die über die Jahre kontinuierlich wachsen wird. Es steht außer Frage, dass dieser Ansatz kontinuierliche Trainings- und Ausbildungsprogramme genauso wenig ersetzen wird wie die klassische Ablage der Dokumentation. Ergänzend ist dieser Ansatz jedoch durchaus in der Lage, sowohl bei der Internationalisierung als auch bei der Beschreibung von Aufgaben (zum Beispiel bei der Suche nach einem Dienstleister) einen wichtigen Beitrag zu leisten. Kann doch auch hier der Slogan gelten: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte ... Aber: Ein Film sagt mehr als 1000 Bilder! » prozesstechnik-online.de/cav0714443 Analysencontainer, schlüsselfertig geliefert cav 7-2014 Powered by TCPDF (www.tcpdf.org) 47