Gymnasium Wilnsdorf Fachbereich Informatik November 2010 Grundkurs Sekundarstufe II Information zum Fach Informatik in der Oberstufe In der Informatik der Sekundarstufe II werden Aufgaben aus verschiedenen technischen und gesellschaftlichen Bereichen mit Hilfe des Computers gelöst. Dazu sollen im Unterricht geeignete Programme von den Schülerinnen und Schülern entwickelt werden. Es geht hier nicht nur um die eigentliche Programmierung, denn zuvor sind umfangreiche Analyse- und Planungsschritte erforderlich. Außerdem soll die Blackbox „Computer” exemplarisch geöffnet werden, um Aufbau, Struktur und Funktionsweise verständlich zu machen. Umgesetzt werden diese Ziele mit Hilfe eines sehr modernen und zukunftsorientierten Ansatzes, der so genannten Objektorientierung. Es sind keine besonderen Vorkenntnisse notwendig, wohl aber die Bereitschaft neue Wege des Denkens einzuschlagen sowie fachspezifische Methoden und Begriffe unter Anleitung zu erlernen. Einführungsphase Zur Erleichterung des Einstiegs in die Welt der Informatik beschäftigen sich die Schüle rinnen und Schüler zunächst mit einer unter pädagogischen Gesichtspunkten optimierten Klassenbibliothek (z.B. „Stifte und Mäuse”). Diese enthält Bausteine (so genannte „Klassen”) eines objektorientierten Programms. Anfangs lernen die Schülerinnen und Schüler diese Klassen mit Hilfe geeigneter Dokumentationen kennen und verwenden sie in ihren ersten eigenen Programmen. Hierbei wird deutlich, dass ein Programm auch Strukturen, die den Ablauf steuern, benö tigt. Dazu sind verschiedene Kontrollstrukturen (Schleifen, Fallunterscheidungen) erforderlich. Neben deren Verwendung ist auch eine sorgfältige Dokumentation, etwa in Form von Struktogrammen, ein wichtiger Gegenstand des Unterrichts. Zentraler Aspekt des Einführungsphase ist die Entwicklung eigener Klassen. Neben der gewissenhaften Planung, Dokumentation und Programmierung sind auch Verknüpfungen der Klassen untereinander besonders wichtig. Dazu verwenden die Schülerinnen und Schüler verschiedene Klassenstrukturen (Vererbung, Komposition und die gerichtete Assoziation). Diese Strukturen werden auch in Form von UMLDiagrammen bildlich und übersichtlich dargestellt. Die Lernenden erkennen hier, dass ein komplexes System in überschaubare Bereiche aufgeteilt werden kann. Einzelne bereits entwickelte Bausteine können dabei auch für spätere Projekte wiederverwendet werden. Im weiteren Verlauf erlernen die Schülerinnen und Schüler Grundprinzipien moderner Betriebssysteme und ihre Ereignisstruktur. Die Verwendung einer geeigneten Programmiersprache (wie etwa Delphi) unterstützt diesen Prozess und erlaubt die Entwicklung entsprechender Programme. Bei der erfolgreichen Durchführung dieser Projekte sind die Schülerinnen und Schüler am Ende der Einführungsphase in der Lage, kleinere Programme selbstständig zu entwickeln. Qualifizierungsphase In der Qualifikationsphase können die Schülerinnen und Schüler die Techniken aus der Einführungsphase vertiefen und in vielen neuen Bereichen anwenden. Im Laufe der Zeit entsteht so ein recht vollständiges Bild des Fachs Informatik. Dazu wird, wie bereits in der vorangegangenen Phase, projektartig gearbeitet. Dabei können folgende teilweise klassische, teilweise auch sehr moderne Bereiche erfasst werden: • Algorithmen und Datenstrukturen Dieser sehr grundlegende Bereich beschäftigt sich mit der effizienten Speicherung und Verarbeitung von Informationen. Dazu werden geeignete Datenstrukturen, wie etwa Schlange (bekannt aus dem Wartezimmer), Stapel (Bsp. Abstellgleisproblem) oder einer linearen Liste (etwa beim Gedächtnis eines lernenden Computers) auf verschiedene Weise betrachtet. Neben der Speicherungsaspekten geht es insbesondere auch um den effizienten Umgang mit den Daten. Hier lernen die Schülerinnen und Schüler geeignete Algorithmenklassen (etwa das Suchen und Sortieren am Beispiel von Wettkampfergebnissen) kennen. Der Vergleich verschiedener Ideen in Bezug auf Laufzeit und Speicherbedarf macht hier sowohl Möglichkeiten, aber auch Grenzen einzelner Algorithmen und Datenstrukturen deutlich. • Netzwerkprogrammierung Die Vernetzung von Computern hat im Zeitalter des Internets deutlich an Bedeutung gewonnen. Gymnasium Wilnsdorf Informatik Sek II Seite 1 von 2 Neben wichtigen theoretischen Hintergründen (etwa dem TCP/IP Schichtenmodell) befassen sich die Lernenden auch mit der Entwicklung eigener Netzwerkprogramme (etwa einem eMail- oder ChatProgramm). Dabei sind so genannte „Netzwerkprotokolle”, an das sich alle beteiligten Programmteile halten müssen, ausgesprochen wichtig. • Aufbau und Arbeitsweise eines von-Neumann-Rechners Ein moderner Computer arbeitet meist nach einem von dem Computerpionier John von Neumann entwickelten Architektur. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten mit diesen Grundlagen und elementaren Programmierprinzipien im Bereich der Maschinensprache. Mit Hilfe des Computers können die hier entwickelten Programme selbstverständlich auch praktisch überprüft werden. • Compilerbau Ein Computer wird heute in einer modernen Hochsprache programmiert, versteht selbst aber nur die recht begrenzte Maschinensprache. Ein Computerprogramm namens „Compiler” arbeitet hier als Dolmetscher. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten einige Grundprinzipien der maschinellen Übersetzung und entwickeln selbst einen eigenen kleinen Compiler. • Ausgewählte Aspekte der theoretischen Informatik In diesem Bereich werden Sprachmodelle und deren Möglichkeiten teilweise auch mit Hilfe von mathematischen Methoden untersucht. Hauptaugenmerk wird auf die endlichen Automaten und formalen Sprachen gelegt. Im Unterricht werden geeignete Simulationsprogramme verwendet, so dass die theoretischen Inhalte auch praktisch und anschaulich umgesetzt werden können. • Datenbanken Eine der Stärken des Computers ist die Speicherung von Informationen. Dies geschieht hauptsächlich in so genannten Datenbanken. Neben dem Speicheraspekt erlauben sie auch vielen Benutzern den Zugriff auf die gespeicherten Informationen. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten in diesen Projekten mit der Entwicklung von relationalen Datenbanken und der hier häufig eingesetzten Abfragesprache SQL. • Komprimierung Gerade die Speicherung von Musik mit Hilfe der mp3-Technik hat den Bereich der Komprimierung populär gemacht. Es geht um die Fragestellung, wie große Datenmengen (Filme, Bilder, Musik) auf einem recht kleinen Speichermedium abgelegt werden können. Aber auch bei der Versendung von Informationen durch das Internet werden ähnliche Prinzipien zur Datenreduktion verwendet. Neben diesen Anwendungsfeldern beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler auch mit den grundlegenden Ideen und der programmiertechnischen Umsetzung. Auch hierbei werden sehr effiziente Datenstrukturen und Algorithmen benötigt. Je nach Interessenlage des Kurses können aus diesem breiten Angebot einzelne Bereiche ausgewählt werden. Abitur Innerhalb der Oberstufe ist das Fach Informatik zur Zeit im Grundkursbereich platziert. Eine Abiturprüfung kann daher als • drittes Abiturfach (schriftlich) oder • viertes Abiturfach (mündlich) abgelegt werden. Die schriftliche Abiturprüfung findet im Rahmen einer zentral gestellten, 180 minütigen Klausur statt. Die zwei Aufgaben werden gemäß den Vorgaben für das Zentralabitur in NRW von der Lehrkraft ausgewählt. Die regelmäßigen Klausuren innerhalb der Oberstufenzeit und Beispielaufgaben aus dem Zentralabitur der Vorjahre bereiten den Prüfling auf die schriftliche Prüfung vor. Die 20 bis 30 minütige mündliche Abiturprüfung wird hingegen von der Lehrkraft geplant und gestaltet. Dazu bekommt der Prüfling zunächst eine Aufgabe und hat innerhalb einer 30 minütigen Vorbereitungszeit Gelegenheit, einen freien Vortrag für den ersten Teil der Prüfung vorzubereiten. Daraufhin findet im zweiten Teil ein Prüfungsgespräch mit der Lehrkraft statt. Im Rahmen von Unterrichtsgesprächen, längeren Vorträgen und Referaten sowie einer Simulation der mündlichen Abiturprüfung wird der Prüfling auf die mündliche Abiturprüfung vorbereitet. Hinweis Möglichen Änderungen in den Vorgaben für die zentral gestellte schriftliche Abiturprüfung können auch Änderungen in den Themen der Jahrgangsstufen nach sich ziehen! Gymnasium Wilnsdorf Informatik Sek II Seite 2 von 2