Hauptseminar „Schlüsselexperimente der Elementarteilchenphysik“ XENON10 Die Suche nach dunkler Materie. Gliederung ● Dunkle Materie WIMPs ● XENON10 ● Ausblick Was ist Dunkle Materie? ● ● ● Beobachtete Rotationskurve stimmte nicht mit der durch die Massen berechneten überein. Darum muss es eine Masse geben, die für dieses Phänomen verantwortlich ist. => Dunkle Materie Was wir bereits über Dunkle Materie wissen: – massive Teilchen mit 23% der Energie des Universums – wechselwirken schwach (WIMPs) mit Materie – nicht baryonisch und keine Neutrinos – Annihilation in Quarkpaare Überschuss galaktischer Gammastrahlen (AMS) => Suche nach neuen Teilchen, den WIMPs Suche nach WIMPs ● ● WIMPs: – Masse: 50-100 GeV – meistfavorisierte Teilchen der DM – nicht Teil des Standardmodell, daher ist das leichteste supersymmetrische Teilchen (LSP) der größte Favorit – thermische Relikte aus dem Big Bang direkte und indirekte Suche: – indirekte Suche über Annihilationsprodukte z.B. Gammastrahlung (AMS) – direkte Suche mit extra dafür gebauten Detektoren, die über die schwache Wechselwirkung die WIMPs nachweisen sollen. (CDMS, Edelweiss, XENON10,...) => viele Experimente mit vielen verschiedenen Ansätzen. – Auftragung von Streuquerschnitt über WIMP-Masse => Vergleich verschiedener Experimente und Ergebnisse Suche nach WIMPs Direkte Suche ● ● Von Interesse sind Ereignisrate und Streuspektrum Ereignisrate : – totale Ereignisrate – üblicherweise Ereignisrate pro Masseneinheit – wichtig dafür ist die lokale Dichte der Dunklen Materie bzw. die lokale WIMP-Dichte – Abschätzung der lokalen WIMP-Dichte aus Rotationsgeschwindigkeit, sehr ungenau, da Fehler aus Unsicherheiten von ● Rotationskurve für große r ● Sonnenposition R0 ● Beiträge der galaktischen Komponenten ● Modell des Halos – Verbesserung durch Berücksichtigung von: ● Energieabhängigkeit des Wirkungsquerschnitts ● Schwellenenergie des Detektors ● Geschwindigkeitsverteilung der WIMP's ● Erdbewegung relativ zum Halo Direkte Suche ● Bestimmung des Wirkungsquerschnittes: – berechnen der Wechselwirkung von WIMPs mit Quarks und Gluonen – dieses auf Nukleonen übertragen – die Wellenfunktion des Kerns verwenden, um den Wirkungsquerschnitt des WIMP-Kerns in Abhängigkeit vom übertragenen Impuls zu erhalten. – Vereinfachung, da WIMPs nichtrelativistisch sind in eine spinabhängigen und einen skalaren Anteil. => Berechnung ist sehr kompliziert Typische theoretische Werte ● ● ● Rückstoßenergien: – WIMP mit Geschwindigkeit v = 270 km/s – WIMP-Masse: 20-400 GeV – Streukernmasse: 1-200 GeV => Energieübertrag Q = 1-100 keV bei einer Rate zwischen 10^-4 und 1 Ereignissen pro Tag und kg Dieser kleine Energieübertrag macht deutlich, dass der Untergrund einen großen Anteil an der Messung haben kann. Untergrund: – kosmische Strahlung erzeugt bereits >100 Ereignisse/d/kg => Untergrundexperimente in Tunneln – natürliche Radioaktivität aus den Wänden erzeugt Neutronen und Gammas – Radioaktivität der Detektormaterialien => Gute Abschirmung, sehr reine Detektormaterialien große experimentatorische Herausforderung XENON 10 – Die Idee ● ● flüssiges Xenon, im Betrieb als 2-Phasen Detektor mit flüssiger und gasförmiger Phase Vorteile: – großes Detektorvolumen (10kg-100kg-1000kg) – Teilchenidentifikation: Ladung und Szintillation g te Diskriminierung von Kern- zu Elektronstreuung möglich – großes A(~131): spinunabhängige Wechselwirkung sehr groß – Zusammensetzung aus Istotopen mit A=129 und A=131 ~ 50% Zwei unterschiedliche Spins gut für spinabhängige Wechselwirkung – keine langlebigen radioaktiven Istope Kr85 << 1ppt – hohe Bremsfähigkeit, Selbstabschirmung – Temperatur von ca. -100°C ist „leicht“ zu halten. – effizientes Szintillationsmaterial (80% NaI) XENON10 – Der Aufbau ● ● ● ● ● ● 41 Photomultiplier (PMT) oben im Xenon-Gas Anoden-Gitter Anordnung zur Beschleunigung und zur Felderzeugung im flüssigen Xenon Ausserdem Drähte zur Formung des Feldes 22kg flüssiges Xenon LXe, davon ca. 15kg aktiv genutzt, der Rest dient der Abschirmung Kathode 48 PMTs im flüssigen Xenon XENON10 – Der Aufbau Signalerzeugung ● ● ● ● ● ● WIMP streut elastisch an Xe Xe wird angeregt und ionisiert Verhältnis Anregung/Ionisation ist proportional zu dE/dx Über dies Verhältnis werden Gammas von WIMPs unterschieden. Kernrückstöße: hohe Rekombination Elektronrückstoß: geringe Rekombination => Ionisation/Szintillation ist für Kernrückstöße kleiner x Signalerzeugung Diskriminierung ● ● ● ● ● ● ● WIMP tritt in Detektor ein Ionisation und Anregung Xe Licht aus Anregung wird als S1 erkannt Elektronen werden gedriftet durch Feld E_D starkes Feld E_ext extrahiert Elektronen in Gasphase Kollision mit Gasförmigem Xe proportionales Licht „Elektrolumineszenz“ Typisches Ereigniss mit niedriger Energie Kalibration ● ● ● Gamma-Kalibration: – Bestrahlung mit einer Cs137 Probe => Definition des ER-Bands Neutronen-Kalibration: – Bestrahlung mit AmBe Probe => Definition des NR-Bandes Energiefenster durch – Detektorschwelle (4,4keV) – Abschneiden hoher Energien (26,9keV) Untergrund ● ● ● Erzeugt durch: – kosmische Myonen – Radon – vor allem aus den verwendeten Materialien unterirdisches Experiment 1400m Stein = 3800 m.w.e =>Reduktion der Myonen um den Faktor 6000 zur weiteren Reduzierung: – Xe als passives Schild – aktives Xe-Veto – untersucht wird nur ein kleines Volumen Erste Daten ● ● ● ● ● ● 1. Messzeitraum mit Datennahme 58,6 Tage WIMP-Box definiert bei 50% Akzeptanz von NR (blau) – 99,5% von ER werden unterdrückt Einzelne Ereignisse werden genau angeschaut. (3,4,5,7,9) sind verträglich mit der Gaussverteilung des ER-Bandes (1) ist zu erklären durch Rauschen (2,6,8,10) bleiben als mögliche WIMPs Räumliche Betrachtung ● ● Für die übrigen Ergebnisse betrachtet man die räumliche Auflösung. (2,6,8,10) liegen am unteren Rand – Randeffekte – Doppelstreuung, zweite Streuung außerhalb des aktiven Xenons, also kein S2 Signal Vergleich der Daten ● ● ● spinunabhängiger Wirkungsquerschnitt für ein WIMP mit einer Masse von 100GeV ist kleiner als – 9,0 * 10^(-44)cm² ohne BG – 4,4 * 10^(-44)cm² mit BG Um Faktor 6 besser als bisherige Ergebnisse Deckt dennoch nur einen Bruchteil der theoretischen Vorhersagen ab. => Bessere Experimente dringend nötig! Aktuell - XENON100 ● ● ● ● Aufbau und Funktionsweise ähnlich wie Xenon10 Verbesserungen: – 170kg LXe, davon 70kg target – insgesamt 242 PMT's – doppelwandiger Kryostat aus Edelstahl – kurze Kabelwege innerhalb des Schildes – neue Materialuntersuchungseinheit – verbesserte Ausleseelektronik > 60Hz (Xe10 < 5Hz) Zeitplan: – Jan 08: Verbesserung des Schildes – Feb 08: Detektor kommt in das Schild – März 08: Erste Befüllung mit Xenon – seitdem: Reinigung des Xenon mit Aktivkohlefiltern bis zur ppb Reinheit – Aug-Sept 08: Erste Testtage Erwartung: Wirkungsquerschnitt 2*10^-45 cm² Ausblick - XENON1t ● ● ● ● ● ● 10 XENON100 Module = 1000kg Aktives LXe < 10 Ereignisse/kg/jahr Wirkungsquerschnitt für WIMPs mit Masse > 50 GeV ~10^-46 cm² erste Monte-Carlo-Simulationen des Detektors werden derzeit durchgeführt. ab Herbst 2008 wird mit dem Aufbau begonnen. zwischen 2009 und 2012 wird mit der Fertigstellung gerechnet. Zeitplan ● ● ● ● ● ● ● 2004-2005: BabyXe, erste XeTPC mit 100g aktivem Xe 2005: Xenon1 1kg aktives Xenon 2006: Xenon3 und beginn der Simulationen und des Aufbaus für Xenon10 Oktober 2006- Februar 2007: Xenon10 nimmt Daten. Ende 2006: Beginn der Planung und Simulationen von Xenon100 April 2007: Auswertung der Daten Xenon100 Dezember 2007: Veröffentlichung der ersten Ergebnisse von Xenon10 (Spin-unabhängiger Wirkungsquerschnitt) ● ● ● ● ● Mai 2008: Veröffentlichung zum Spinabhängigem Wirkungsquerschnitt August 2008: Xenon100 geht in Betrieb Herbst 2008-Anfang 2009: Erste Ergebnisse Xenon100 2009-2010 Aufbau der nächsten Xenon100 Module für Xenon1t 2011-2012: Fertigstellung und Ergebnisse von Xenon1t Quellen ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● http://xenon.astro.columbia.edu http://www-ekp.physik.uni-karlsruhe.de/~deboer/ http://www-ik.fzk.de/~drexlin/ http://dmtools.brown.edu http://xenon.brown.edu/ http://www.physik.uzh.ch/groups/groupbaudis/xenon/ http://accms04.physik.rwth-aachen.de/~schael/Seminar %20SS07_files/2007_07_02_lennarz_vortrag.pdf http://uk.arxiv.org/abs/0805.2939v1 http://arxiv.org/abs/0706.0039 http://uk.arxiv.org/abs/astro-ph/0609714v1 http://de.arxiv.org/abs/astro-ph/0703183v1 http://www-zeuthen.desy.de/~kolanosk/astro0506/skripte/