Leicht und Transparent

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Leicht und Transparent
Das neue Stadion in Breslau
Das Stadion Miejski (Städtisches
Stadion) in Breslau ist eines von
acht Elite-Fußballstadien, gebaut
für die UEFA EURO 2012. Mit
der Eröffnung im Herbst 2011
bekam die viertgrößte Stadt in
Polen einen neuen Live-Entertainment-Hotspot und der ansässige Fußballverein Slask Wrozlaw eine neue Heimat. Das multifunktional angelegte Stadion
ist ausgestattet mit VIP-Logen, Konferenz- und Büroräumen,
Restaurants, Bars sowie einem Wellness- und Fitnessbereich.
Entworfen von J.S.K. Architekten (Warschau/Düsseldorf) und
vom Generalunternehmer MAX BÖGL umgesetzt, entstand auf
einer Grundfläche von 164.152 m², ein futuristisches Stadion
mit ovaler Grundfläche und netzartiger, transparenter Außenhaut. In seiner Form an eine etwa 39 m hohe, überdimensionale
chinesische Laterne erinnernd, bietet es bis zu 43.000 Zuschauern Platz
JSK Architekci Sp. z o.o.
ul. Domaniewska 50 B
02-672 Warszawa
Tel.: +48 22 38 54 700
Fax: +48 22 38 54 701
[email protected]
www.jsk-waw.pl
Fotos: JSK Architekci Sp. z o.o.
Idealer Standort
Das Projekt wurde auf einem 7 km westlich des Stadtkerns befindlichen Areal mit vorhandener und noch ergänzter Verkehrsinfrastruktur verwirklicht. Es existierten bereits eine Schnellstraße sowie eine Straßen- und eine S-Bahn-Linie im Süden
des Grundstücks, darüber hinaus wurde ein zusätzlicher Straßenbahnanschluss im Norden und der Bau einer Autobahn mit
Zu- und Abfahrtmöglichkeit südlich des Stadionbereichs abgeschlossen. Neben der Errichtung der eigentlichen Spielstätte als
Impulsgeber, wird die Entwicklung des Gebiets im Sinne der
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Nachhaltigkeit städtebaulich und wirtschaftlich vorangetrieben.
Generelle Konzeption
Das Stadion und das städtebauliche Umfeld sind als Gesamtensemble gestaltet. Der Entwurf beruhte darauf, einen freien Zugang für die Nutzer der öffentlichen Verkehrsmitteln zu
schaffen. Die Erschließung für Fußgänger erfolgt über ein in
Nord-Süd-Richtung verlaufendes Plateau, das zur Fassade hin
bis auf die erste Promenadenebene ansteigt und direkt auf die
Tribüne einlädt. Die damit erreichte Trennung der allgemeinen
Besucherströme vom übrigen Zugangsverkehr ermöglicht eine
gute organisatorische Gliederung des Bauwerks.
Das Plateau, bezeichnet als Esplanade, stellt den Fußgängern
umfangreichen Raum zur Verfügung und bildet gleichzeitig eine
Überdachung für den Parkplatz. Als Zugang zum Gebäude sind
zahlreiche Drehkreuze angeordnet, die auf die untere Promenade und Tribüne führen. Zusätzlich wurde das Esplanaden-Plateau von der nord-westlichen Seite mit dem ansteigenden Plateau
des Parkhauses verbunden. Ein auffälliges Charakteristikum des
Stadion Miejski, sind die Nutzflächen, die nicht wie üblich unter
die Tribünen geschoben, sondern separat nach außen gelegt
wurden. Über zwei umlaufende Ebenen erstrecken sich die Promenaden mit ihren Verpflegungs-, Business- und VIP-Bereichen
sowie dem Funktionstrakt für die Teams und Medienvertreter.
Konzipiert als Ein-Rang-Stadion mit einer einheitlichen Tribünenschale, ermöglicht es den Zuschauern, das Sportereignis noch
besser wahrzunehmen. Trotz der großen Gebäudestruktur ist
es gelungen, eine intime Stimmung auf der ganzen Tribüne zu
bewahren. Das Stadion ist eins der wenigen ohne getrennte
Tribüne. Die halbkreisförmige Tribüne ist von zwei Promenaden
auf zwei Ebenen erreichbar. Der Zugang zu der oberen Promenade erfolgt über die offenen Treppenhäuser. Sie bilden einen
freundlichen und bequemen Raum mit verschiedenen Service-Einrichtungen (Gastronomie, Toiletten, Erste Hilfe, Polizei).
Zusätzlich wurde die Anzahl der Stützen deutlich reduziert, wodurch die Promenaden offen und geräumig gestaltet werden
konnten.
Basis der Planung sind die jüngsten Vorgaben von UEFA und
FIFA, in denen bereits die Erkenntnisse aus der Weltmeisterschaft 2006 Berücksichtigung fanden. Alle Sitzplätze sind daher überdacht und gewährleisten eine uneingeschränkte Sicht
auf das Spielfeld. Das Stadion verfügt über alle erforderlichen
Räumlichkeiten für die Mannschaften, Funktionäre und Medienvertreter. Zusätzlich werden auf der Logenebene sogenannte
Incentive Boxen und Konferenzzonen mit davor liegenden Sitzplatzreihen und freier Sicht auf das Spielfeld untergebracht,
komplettiert von Büroflächen, einem Sportrestaurant, einem
Physiotherapiezentrum, Fitnessstudio, einem Casino und einer
Diskothek. Hiermit wird das Spektrum an integrierten Nutzungen abgerundet.
Konstruktionselemente
Dieses Stadion lässt sich im Prinzip in drei grundsätzliche Elemente aufgliedern, und zwar in die Stahlbetonkonstruktion der
Tribünen, in die auf das Oval ausgerichtete Stahlkonstruktion
über den Tribünen, deren Außenkante wiederholt wurde und so
vier zusätzliche Ringe bildet, sowie in eine Glasfaseraußenhaut
mit Teflonbeschichtung, die an den Außenringen befestigt ist.
Bei der Dachkonstruktion handelt es sich um eine filigrane
Stahlstruktur, welche sich im Wesentlichen aus 38 radial orientierten ebenen Fachwerkträgern, einem äußeren, im Grundriss
elliptisch gekrümmten und als Dreigurt-Fachwerkbinder ausgebildeten Randträger, der gleichzeitig auch den Übergang zur
Fassade darstellt, sowie tangential verlaufenden Fachwerkpfetten zusammensetzt.
Die Flachglassegmente für das Dach, die Sektorenabtrennung
auf den Rängen und die Balustraden wurden von der Firma
Thiele Glas am Standort Wermsdorf hergestellt. Von November
2010 bis Juli 2011 entstanden die klaren Verbundsicherheitsglaselemente, die den inneren Ring des Daches formen.
Für die ca. 9.000 m² große Fläche, hergestellt aus 2 x 10 mm
dickem TG-PROTECT®-TVG, mussten dafür aufgrund der ungewöhnlichen Formgebung des Ovals viele unterschiedlich
große Elemente gefertigt werden, sodass jeweils nur zwei bis
vier Scheiben mit derselben Form entstanden. Das Material,
ein teilvorgespanntes Glas, ist durch seine erhöhten Biegezugwerte und seine größere Temperaturwechselbeständigkeit
prädestiniert für den Einsatz im großflächigen Fassadenbau. Im
Zuschauerbereich des Stadions im Stadtteil Fabryczna kommt
TG-PROTECT®-ESG zum Einsatz. Die Verbundglaselemente
aus 2 x 10 mm bis 2 x 12 mm dickem Einscheibensicherheitsglas wurden in den Sektorenabtrennungen und Balustraden
verwendet. Dafür wurden insgesamt 3.000 laufende Meter
TG-PROTECT®-ESG verbaut. Den Ausschlag für die Materialwahl gaben die besonders kleinkrümelige Bruchstruktur des
Glases und der dadurch maßgeblich größere Sicherheitsaspekt.
Die Tribünenüberdachung besteht aus einem klassischen Dach
aus Trapezblech, Wärmedämmung und einer Dachmembrane.
Allerdings wurde auch ein Glasdach größtenteils im Süden angewendet, damit der Rasen besser beleuchtet wird.
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Fassade
Das besondere Merkmal der 39 Meter hohen Arena ist die Außenfassade, die von einem Teflonnetz umspannt ist. Die Membrane wurde in der natürlichen Farbe gestaltet, die mit der Zeit
ins Weiß ausbleichen wird. Die durchsichtigen Membrane,
welche vor Wettereinflüssen schützt und andererseits die Gebäudeform visuell abschirmt, schwebt scheinbar 3,5 m über
der Hauptpromenade. Ihre Konzeption beruht auf fünf elliptisch
gekrümmten Ringträgern aus gebogenen Rohrquerschnitten
als gestalterisches Elemente, über die eine semitransparente
Netzmembran gespannt wird. Der unterste und der oberste
Randträger verlaufen jeweils horizontal, während die Ebenen
der dazwischenliegenden drei Ringträger geneigt und die
oberen vier Ringträger darüber hinaus nordwärts leicht gegeneinander verschoben sind: Aus dieser Verzerrung resultiert
eine zusätzliche Dynamik der Fassadenoberfläche. Aufgrund
der großen Windbelastungen, die die Membrane übernehmen
muss, wurde schon im Konzeptverfahren eine Untersuchung
im aerodynamischen Tunnel durchgeführt. Es wurde auch eine
Simulation der Entrauchung erstellt, die zur Auswahl einer
entsprechenden Membrane geführt hatte.
Zusammenfassung
Trotz der gewaltigen Größe scheint das Gebäude leicht und
transparent zu wirken. Die angespannte Außenhaut schützt
die offene Promenadenflächen vor Wettereinflüssen. Diese
lässt sich durch ein spezielles Beleuchtungssystem anstrahlen,
wodurch der gesamte Bau seine Farbe verändern kann. So
kann das Stadion dem Charakter des Ereignisses folgen und
die Stimmung je nach Bedarf gestalten (z.B. für Liga Spiele,
Nationalspiele, Euro 2012, Konzerte oder andere Veranstaltungen). Schon in den ersten Wochen nach Eröffnung wurden in
dem neuen Stadion große Ereignisse durchgeführt: Monster
Jam, Konzert von George Michael und der Boxkampf Klitschko
vs. Adamek.
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©©Klemens
Ortmeyer
foto-studio
thilo jäckel
© www.sergebrison.com
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