In Christus gesegnet

Werbung
In Christus gesegnet
Arend Remmers
Mit freundlicher Genehmigung von Christliche Schriftenverbreitung e.V.
© 2017 Christliche Schriftenverbreitung e.V. und www.bibelkommentare.de
Dieser Kommentar ist im Internet veröffentlicht unter: www.bibelkommentare.de/get/cmt.104.pdf
Kontakt: [email protected]
In Christus gesegnet (A.R.)
Inhalt
Inhalt
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4
Kapitel 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
Kapitel 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
27
Bibelstellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
51
www.bibelkommentare.de
3
In Christus gesegnet (A.R.)
Einleitung
Einleitung
Empfänger des Briefes
Ephesus, eine antike Handelsstadt Kleinasiens in der Nähe der Küste des Ägäischen Meeres war zur
Zeit des Neuen Testaments die Hauptstadt der römischen Provinz Asien. Der Apostel Paulus war dort
zu einem kurzen Aufenthalt während seiner zweiten Reise (um 51–54 n. Chr.; vgl. Apg 18,19–21) und
danach für drei Jahre während seiner dritten Reise (um 54–58 n. Chr.; vgl. Apg 19,1–20,1; Apg 20,31 ).
In dieser relativ langen Zeit hörten viele Menschen in Ephesus und Umgebung das Evangelium, so
dass dort eine Versammlung entstand, die schon bald in Glauben und Lehre gefestigt war. Noch einmal
hatte Paulus persönlichen Kontakt zu den Ältesten (oder Aufsehern) dieser Versammlung, als er diese
auf seiner Rückkehr von Griechenland nach Milet kommen ließ und bewegende Abschiedsworte an
sie richtete (Apg 20,17–38).
Aus der Gefangenschaft in Rom (Eph 3,1; 4,1; 6,20 ) schrieb Paulus dann seinen Brief an die Epheser,
das heißt wohl in den Jahren 61–62 n. Chr. Da in einigen wichtigen Handschriften des Neuen
Testaments die Worte „in Ephesus“ in der Einleitung des Briefes fehlen (Papyrus P46 ; im Codex
Sinaiticus und Vaticanus nachträglich eingefügt), sind die meisten Theologen zu der Auffassung
gelangt, der Brief sei ein Rundbrief für verschiedene Versammlungen in Kleinasien gewesen. Beweise
dafür können jedoch ebenso wenig erbracht werden wie für die Vermutung, der Brief sei aus der
früheren zweijährigen Gefangenschaft von Paulus in Cäsarea geschrieben worden. Der Überbringer
dieses Briefes (wie auch des Briefes an die Kolosser) war wahrscheinlich Tychikus (vgl. Eph 6,21;
Kol 4,7 ).
Die Versammlung in Ephesus hat in gewisser Hinsicht repräsentativen Charakter für die ganze
Versammlung Gottes auf der Erde:
1. Paulus hat in Ephesus, soweit wir wissen, länger gearbeitet als an jedem anderen Ort, nämlich
drei Jahre (Apg 20,31).
2. Seine ,Abschiedsrede‘an die Ältesten von Ephesus beschreibt in einzigartiger Weise, was
christlicher Dienst in der Versammlung ist.
3. Der Brief an die Epheser enthält den ganzen Ratschluss Gottes über Seinen Sohn, über die
Errettung von Sündern und über die Versammlung. Er ist einer der erhabensten Briefe des
Neuen Testaments.
4. Zur Zeit der Abfassung des ersten Briefes an Timotheus befand der junge Mitarbeiter von Paulus
sich in Ephesus, wo er die in diesem Brief enthaltenen wichtigen praktischen Anweisungen
über das Verhalten im Haus Gottes empfing.
www.bibelkommentare.de
4
In Christus gesegnet (A.R.)
Einleitung
5. Der erste der Briefe an die sieben Versammlungen in Kleinasien (Off 2 und 3) ist an die
Versammlung in Ephesus gerichtet. Hier zeigen sich jedoch die ersten Anzeichen des geistlichen
Niedergangs; die Gläubigen haben ihre „erste Liebe verlassen“ und werden zur Buße aufgerufen.
Gegenstand des Briefes
Als Paulus den Brief an die Gläubigen in Ephesus schrieb, befand er sich im Gefängnis in Rom, also in
äußerlich sehr schlechten Umständen. Aber in diesem Brief, der dem Kolosserbrief in vieler Hinsicht
ähnelt, teilte er Dinge mit, die wir in keiner anderen Schrift des Neuen Testaments finden. Hier
dürfen wir einen Blick in das Herz Gottes tun. Man könnte sagen: Nun, das können wir doch in
der ganzen Heiligen Schrift; die Liebe Gottes sehen wir doch überall. Das ist wahr. Aber mit dem
Blick in das Herz Gottes meine ich, dass uns nicht der Standpunkt unserer Bedürfnisse, unserer Not
als Sünder mitgeteilt wird. Der Mann, der im Tempel ausrief: „O Gott, sei mir, dem Sünder gnädig!“
(Lk 18,13), kam zu Gott aus seiner Not heraus. Der Brief an die Römer, der ja das Evangelium in
besonders ausführlicher Form enthält, begegnet dieser Not des Menschen. Mit den Worten: „Da ist
keiner, der Gutes tue“ (Röm 3,12), können wir uns identifizieren und sagen: Ja, das bin ich. Darauf
geht der Römerbrief mit der Rechtfertigung des Sünders ein.
Aber im Brief an die Epheser geht der Heilige Geist nicht davon aus, was wir nötig hatten, sondern
davon, was im Vaterherzen Gottes war. Deshalb kann man sagen, dass dieser Brief uns einen Blick in
Sein Herz tun lässt. Er lässt uns ganz von uns wegblicken in Sphären, die von dieser Erde weit entfernt
sind, die „himmlischen Örter“. Dieser Kernbegriff des Briefes kommt fünfmal vor: in Kapitel 1,3
und 20; Kapitel 2,6, Kapitel 3,10 und Kapitel 6,12. Vielleicht ist es deshalb für uns ein so schwieriger
Brief, weil wir so wenig in der Lage sind, uns von unserer Erdgebundenheit zu lösen, obwohl wir als
Kinder Gottes alles in diesem Brief Genannte unser Eigen nennen dürfen.
Inhaltsübersicht
Der erste Teil des Briefes (Kap. 1–3) beginnt und endet mit Lob und Anbetung für Gott, dem
wir alle Segnungen verdanken, die uns in Christus zuteil geworden sind. In Kapitel l wird uns
der ewige Ratschluss Gottes in Christus für jeden Gläubigen persönlich und für alle gemeinsam
mitgeteilt. Kapitel 2 zeigt die Verwirklichung dieses Ratschlusses – wiederum im Blick auf jeden
einzelnen Gläubigen und auf alle gemeinsam. Das dritte Kapitel enthält den Weg der Offenbarung
des Geheimnisses Gottes in Christus durch den Apostel Paulus. Die gemeinsamen Segnungen der
Gläubigen beziehen sich auf die Versammlung (griech. ekklesia) Gottes, die in diesem Brief in ihrem
höchsten Charakter beschrieben wird, und zwar sowohl als Leib Christi, als heiliger Tempel Gottes
wie auch als Weib Christi.
Im zweiten Teil (Kap. 4–6) folgen praktische Ermahnungen, die in enger Verbindung mit dem
Vorhergehenden stehen. Zunächst wird zur Bewahrung der Einheit des Geistes in der Versammlung
aufgerufen, dann folgt eine Belehrung über die verschiedenen Gaben zum Aufbau des einen Leibes
(Kap. 4,1–16). Sodann betrachtet Paulus den neuen Menschen in seinen Auswirkungen auf das Leben
in der christlichen Gemeinschaft sowie in den Beziehungen der Ehe, der Familie und der Arbeitswelt
(Kap. 4,17 bis Kap. 6,9). Schließlich erfordert der Kampf des Gläubigen gegen die satanischen Mächte,
www.bibelkommentare.de
5
In Christus gesegnet (A.R.)
Einleitung
die ihm den Genuss der geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern rauben möchten, die
ganze Waffenrüstung Gottes (Kap. 6,10–20). Der Brief schließt mit persönlichen Mitteilungen und
Grüßen.
www.bibelkommentare.de
6
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
Kapitel 1
Kapitel 1: Gottes Ratschluss
Gruß (Kap. 1,1–2)
Vers 1: Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, den Heiligen und Treuen in Christus Jesus, die
in Ephesus sind!
Wenn Paulus sich am Anfang dieses Briefes „Apostel Christi Jesu“ nennt, dann stellt er sich damit
als Sein Gesandter vor. Er hatte den Auftrag, von Ihm als dem verherrlichten Herrn im Himmel zu
zeugen – anders als die übrigen Apostel, die vom Herrn Jesus auf der Erde berufen waren (auch
nach Seiner Auferstehung; s. Mt 28,16–20) und daher einen anderen Aufgabenbereich hatten. Nicht
Menschenwille, sondern der Wille Gottes war der Ursprung dieses Auftrags, wie er es ähnlich auch
im Brief an die Galater schreibt (Gal 1,1).
Die Empfänger waren die „Heiligen und Treuen in Christus Jesus, die in Ephesus sind“. Sie waren nicht
nur, was ihre Stellung anbetrifft, von Gott geheiligt. In diesem Sinn sind wir alle heilig; jedes Kind
Gottes ist ein Heiliger. Deshalb finden wir dieses Wort so oft in den Briefen des Neuen Testaments
(vgl. Verse 15.18; Kap. 2,19; 3,8.18; 4,12; 5,3; 6,18). Alle Kinder Gottes sind Heilige, weil sie aus der
Welt herausgenommen und für Gott beiseite gesetzt sind. Das ist etwas Großes. Aber es gibt auch
eine praktische Seite: „Wie der, der euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in allem Wandel“
(1. Pet 1,15). Das soll gesehen werden. Bei den Ephesern sah Gott, dass sie heilig und treu waren. In
einigen Bibelübersetzungen steht „gläubig“ statt „treu“; so kann das griechische Wort auch übersetzt
werden, obwohl die Bedeutungen sich im Deutschen sehr unterscheiden. Wenn jemand an den Herrn
Jesus gläubig geworden ist und auf diesem Weg bleibt, dann erweist er sich als treu. Wenn er dagegen
abirrt, ist er untreu. Wir sehen, dass die Epheser „Heilige und Treue“ waren. Ein ähnlicher Gruß
gilt nur den Kolossern. Es war also ein großes ,Kompliment‘für die Epheser, dass Paulus ihnen das
schreiben konnte.
Vers 2: Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und [dem] Herrn Jesus Christus!
Der Wunsch nach „Gnade und Frieden“ steht so oder ähnlich fast in jedem Brief, den der Apostel
Paulus geschrieben hat. Er ist ein Beweis für das Interesse, das er für die Versammlungen hatte. Es
geht hier nicht um die Gnade Gottes, die wir als Sünder nötig haben. Diese kannten die Gläubigen in
Ephesus schon längst. Hier geht es um die Gnade in ihrem Glaubensleben. Ebenso ist es mit dem
Frieden. Er wünschte ihnen nicht den Frieden mit Gott oder den Frieden des Gewissens, den sie schon
längst besaßen. Es geht hier um den Frieden Gottes in ihren Herzen und den Frieden untereinander,
www.bibelkommentare.de
7
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
in dem sie jeden Tag leben sollten. Wie schnell können uns im täglichen Leben die Gnade und auch
der Frieden abhanden kommen! Deshalb dieser geistliche Wunsch des Apostels.
Gottes Segen (Kap. 1,3–14)
Nun beginnt der erste belehrende Abschnitt des Briefes, den man in drei Teile einteilen kann, die –
wenn auch nicht ganz exakt – jeweils in dem Wort „Preis“ gipfeln (Verse 6, 12,14).
• In den Versen 3–8 sehen wir die Segnungen Gottes und den Weg dahin. Hier steht der Vater
im Vordergrund.
• In den Versen 9–10 wird uns der Herr Jesus Christus als Mittelpunkt vorgestellt.
• In den Versen 11–14 wird von unserem Erbteil gesprochen und ebenfalls vom Weg dahin. Hier
sehen wir in erster Linie den Heiligen Geist. Der ganze Abschnitt besteht aus einem einzigen
Satz, dessen Zusammenhang verloren ginge, wenn man ihn in lauter kleine Sätze einteilen
würde.
Jemand hat zu diesem Brief geschrieben, dass wir kaum etwas davon begreifen können, wenn wir
nicht geistlich gesinnt und in Gemeinschaft mit dem Vater sind, so dass nichts in unserem Leben ist,
was uns von Ihm trennt, zum Beispiel schon Leichtfertigkeit der Gedanken. Man zittert davor, etwas
über diesen wunderbaren Abschnitt niederzuschreiben, weil wir uns der Tatsache bewusst sind, wie
schwach unser Verständnis und vor allem unsere Verwirklichung dessen sind, was der Heilige Geist
hier hat niederschreiben lassen.
Vers 3: Gepriesen [sei] der Gott und Vater unsres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder
geistlichen Segnung in den himmlischen [Örtern] in Christus,
Hier wird uns, um es nochmals zu sagen, ein Blick in das Herz Gottes gestattet. Deshalb beginnt
Paulus – wie könnte es anders sein – mit Anbetung: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn
Jesus Christus“. Es gibt nicht viele Briefe, die so beginnen (vgl. 2. Kor 1,3; 1. Pet 1,3). Fast alle fangen
mit Dank an, nicht aber mit Anbetung wie hier. Paulus richtet seine Anbetung an Den, der sowohl
der Gott unseres Herrn Jesus Christus ist, der als Mensch auf der Erde einmal ausrief: „Mein Gott,
mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, als auch der Vater des Sohnes, der in Gethse-mane
die Bitte aussprach: „Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber“. Christus hat
durch Seinen Tod und Seine Auferstehung alle, die an Ihn glauben, in die gleichen Beziehungen
eingeführt, in denen Er selbst als Mensch zu Seinem Gott und Vater steht, wie Er es Maria Magdalene
anvertraute: „Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater
und eurem Vater und meinem Gott und eurem Gott“ (Joh 20,17).
Dann folgt eine Mitteilung, deren Tragweite wir auf der Erde wohl nie voll und ganz erfassen können:
„der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“. Was
Segen oder Segnungen sind, vermögen wir uns in etwa vorzustellen: etwas absolut Positives, etwas,
was sich jeder Mensch wünscht, und um Menschen kann es nur gehen, denn Gott kann nicht gesegnet
werden, wohl aber gepriesen. Die beiden Wörter sind im Griechischen identisch. Es kommt also auf
den Standpunkt an, von dem aus gesprochen wird. Die Bedeutung des Verbs (griech. eulogeo) ist:
etwas Gutes aussprechen. Wenn wir etwas Gutes über unseren Gott und Vater aussprechen, kann es
www.bibelkommentare.de
8
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
im höchsten Fall Lobpreis und Anbetung sein. Wenn Gott jedoch etwas Gutes über uns ausspricht,
ist es Segen.
Jeder Mensch möchte gern glücklich, voller Freude und gesegnet sein. Der Christ ist es. Hier steht
nicht, dass Gott uns segnen wird, sondern dass Er uns gesegnet hat. Es ist also nicht etwas Zukünftiges,
eine Hoffnung – was natürlich auch wahr ist, denn die Tiefe des Segens, den wir empfangen haben,
wird sich für uns erst in der Zukunft beim Herrn vollständig erschließen. Aber das heißt nicht, dass
es heute Dinge gibt, die wir im Prinzip noch nicht besitzen. Alle Kinder Gottes sind schon jetzt mit
jeder geistlichen Segnung gesegnet. Was wir hier finden, ist für uns unvorstellbar, jedoch Grund zum
Lob und zur Anbetung.
Es werden vier Dinge genannt:
1. Wir sind gesegnet mit „jeder geistlichen Segnung“, das heißt, es fehlt nichts. Wie oft fühlen wir
uns arm und elend. Paulus, der sich im Gefängnis befand und äußerlich nichts besaß, konnte
sagen: „Ich habe alles“ (Phil 4,11–18). Er dachte nicht an die äußerlichen Dinge, mit denen
wir so viel beschäftigt sind, sondern er sah den Segen Gottes. Welche Befriedigung, welche
Dankbarkeit kann dies auch uns geben!
2. Dann wird gesagt, dass es „jede geistliche Segnung“ ist. Wenn wir an das irdische Volk Gottes,
Israel, denken, wissen wir, dass Gott ihm materielle Segnungen gegeben hat. Das war irdischer
Reichtum. Wir sind leicht geneigt, dies heute auch als Segen zu betrachten. Doch im Neuen
Testament finden wir nicht, dass äußerer Reichtum als Segen betrachtet wird. Reichtum wird
nur in Verbindung mit unserer Verantwortung gesehen. Wir sollen treue Verwalter von allem
sein, was der Herr uns in Seiner Gnade anvertraut hat. Das gilt sowohl für die geistlichen
Dinge, von denen der Herr in einem Seiner Gleichnisse sagt, dass sie eigentlich das „Unsrige“
sind, während der Mammon, der irdische, materielle Besitz das „Fremde“ ist, das uns nur für
kurze Zeit anvertraut ist (Lk 16,1–12). Hier werden uns jedoch geistliche Segnungen vorgestellt,
keine materiellen, und wir werden noch sehen, was das bedeutet.
3. Unsere Segnungen befinden sich „in den himmlischen [Örtern]“. Der Ausdruck „himmlische
Örter“ kommt als eine Art Kernwort fünfmal im Epheserbrief vor (Kap. 1,3. 20; 2,6; 3,10; 6,12).
Wörtlich steht nicht „in den himmlischen Örtern“ da, sondern nur „in den Himmlischen“, das
heißt, hier wird uns im Gegensatz zum Irdischen das Himmlische vorgestellt und charakterisiert.
Unsere Blicke werden von der Erde weg zum Himmel gelenkt. Dort sind unsere Segnungen
und von dort kommen sie zu uns, denn wir besitzen sie ja schon hier auf der Erde, aber eben
als etwas Himmlisches. Insofern sind die himmlischen Örter nicht etwas, in das wir uns erst
hineinversetzen müssten, sondern sie sind sozusagen zu uns herabgekommen. Es handelt
sich um die unsichtbare Welt Gottes, in der wir uns schon befinden, während wir noch hier
auf der Erde sind. Das vielen bekannte alttestamentliche Bild davon ist das Land Kanaan. Es
war der Bereich, den Gott für Sein irdisches Volk Israel vorgesehen hatte. Dazu hatte Er sie
aus Ägypten, dem Bild der Welt, herausgenommen und sie durch die Wüste, das Bild der
irdischen Umstände, in denen wir uns als Fremdlinge befinden, hindurchgeführt. Kanaan war
der eigentliche Wohnbereich Israels, ein Bild von den himmlischen Örtern, dem eigentlichen
Wohnbereich der Christen. Dort sind unsere Segnungen. Wenn wir keine Gemeinschaft mit
Gott haben, interessieren wir uns nicht dafür. Wir sind dann so mit irdischen und weltlichen
www.bibelkommentare.de
9
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
Dingen beschäftigt, dass uns diese Dinge, die uns den Blick in das liebevolle Vaterherz Gottes
öffnen, gar nicht interessieren. Aber für den geistlichen Christen sind sie der eigentliche Inhalt
des Lebens!
4. „In Christus“: Er ist der Mittelpunkt. Wir werden sehen, dass alles, was wir haben und sind, in
dem Herrn Jesus Christus seinen Ursprung findet. Am Kreuz von Golgatha, das wir hier in
Vers 7, in der Mitte unseres Abschnitts, finden, hat alles seinen Ursprung, weil es uns dadurch
zuteil geworden ist. Christus ist das Zentrum der Ratschlüsse Gottes. In Ihm und durch Ihn wird
Gott alle Seine Gedanken erfüllen, und alles, was Menschen durch den Glauben empfangen,
hat seinen Ursprung in Ihm. Deshalb kommt der Titel Christus in diesem Brief so häufig vor,
nämlich 46 Mal, davon 8 Mal „in Christus Jesus“, was auf unsere besondere Segensstellung
hinweist. Hier handelt es sich um den Ursprung aller unserer Segnungen, aber später in diesem
Brief werden wir darüber belehrt, dass wir so innig mit Christus verbunden sind, dass wir „in
ihm“ gesehen werden (vgl. Vers 6.11.13; Kap. 2,6 usw.).
Beim weiteren Lesen des Briefes an die Epheser finden wir viele dieser Segnungen, die uns mit tiefer
Dankbarkeit und Anbetung erfüllen:
1. Aus Geschöpfen, die in Sünde und Finsternis waren, sind geliebte Kinder Gottes geworden, die
„heilig und tadellos vor ihm in Liebe“ stehen, das heißt, sittlich Seinem Wesen entsprechen
(Kap. 1,4; 5,1).
2. An die Stelle des alten Menschen ist der neue Mensch getreten, „der nach Gott geschaffen ist in
wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (Kap. 4,24).
3. Wir sind zuvorbestimmt zur Sohnschaft für Gott selbst durch Jesus Christus (Kap. 1,5).
4. Wir sind versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der zugleich das Unterpfand unseres Erbes
und unser Leiter und unsere Kraftquelle ist (Kap. 1,13.14; 2,16; 3,16).
5. Wir haben im Herrn Jesus „den Zugang durch einen Geist zu dem Vater“ (Kap. 2,18; 3,12).
6. Wir stehen nicht als zerstreute Kinder Gottes da, sondern sind „wohl zusammengefügt“ zum
Haus Gottes und zum Leib Christi (Kap. 2,21.22; 4,4. 16) und bilden gemeinsam die Braut Christi
(Kap. 5,25–33).
7. Durch Glauben dürfen wir bereits jetzt „mitsitzen in den himmlischen Örtern in Christus
Jesus“; Sein Platz in der Herrlichkeit ist auch unser Platz (Kap. 2,6)!
Vers 4: Wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung [der] Welt, dass wir heilig und untadelig
seien vor ihm in Liebe;
Den Ursprung von allem sehen wir in den folgenden Versen, wo wir zwei Dinge finden, einerseits
einige dieser Segnungen, in der Hauptsache jedoch das, was notwendig war, damit wir sie empfangen
konnten. Oft werden diese Verse so aufgefasst, als ob sie die Segnungen beschrieben. Aber das ist nur
teilweise der Fall. In der Hauptsache werden uns die Schritte oder Vorbedingungen aufgezeigt, die
notwendig waren, damit wir überhaupt Empfänger dieser geistlichen und himmlischen Segnungen
werden konnten, die Gott in Seinem Herzen hatte. Wir finden in diesem Abschnitt drei wichtige
Punkte, die uns sowohl die Segnungen als auch den Weg dahin zeigen. In Vers 4 heißt es: „wie er
uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in
Liebe“.
www.bibelkommentare.de
10
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
Hier vertieft sich unser Blick in das Herz Gottes. Was wir als Christen empfangen haben, ist nicht
nur das Ergebnis der Barmherzigkeit Gottes mit den Menschen, sondern es hat seinen Ursprung
in der Ewigkeit vor Grundlegung der Welt, das heißt, bevor der Grundstein der Schöpfung gelegt
oder irgendetwas erschaffen wurde. Das Wort „wie“ zeigt, dass es sich nicht um eine erklärende
Ergänzung des vorigen Satzes handelt, sondern um eine parallele Aussage. Wir sind gesegnet, aber
nicht dadurch, dass wir auserwählt sind, sondern unsere Segnungen sind in voller Übereinstimmung
mit allem, was Gott mit uns getan hat.
Auserwählt
Das Erste, was Er tun musste, um uns diese Segnungen schenken zu können, war, uns dafür
zuzubereiten. Deshalb hat Er uns vor Grundlegung der Welt auserwählt in Christus (Vers 4). Dreimal
finden wir im Wort Gottes den Ausdruck „vor Grundlegung der Welt“. In Johannes 17,24 sagt der Herr
Jesus in Seinem Gebet zum Vater: „Du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt“. Da sehen wir die
Liebe des Vaters zum Sohn in der Ewigkeit, in Epheser 1,4 dagegen, dass wir in dem Sohn auserwählt
worden sind. Welche Freude, welches Wohlgefallen hat Gott, der Vater, an Seinem Sohn, dass Er
Geschöpfe, die noch gar nicht existierten, durch diesen „Kanal“ zuvorerkannt und auserwählt hat!
Das lässt sich nur dadurch erklären, dass die Freude, die Er an dem Sohn hat, in erlösten Geschöpfen
ihr Echo finden soll. Hier ist nicht die Rede von dem, was wir brauchen, sondern von dem, was Gott
wollte. In 1. Petrus 1,20 kommt der Ausdruck „vor Grundlegung der Welt“ zum dritten Mal vor. Hier
sehen wir den geliebten Sohn des Vaters, in dem wir auserwählt sind, als das zuvorerkannte Lamm
Gottes ohne Fehl und ohne Flecken, durch dessen Blut wir erlöst sind1 .
Der eingeborene Sohn im Schoß des Vaters war zwar von Ihm als das Lamm zuvorerkannt, das Ihn
durch das Sühnungswerk vollkommen verherrlichen und Sein Blut als Preis unserer Erlösung geben
sollte. Aber beachten wir: Er wurde nicht auserwählt, denn wer anders als Er hätte den Ratschluss
und Vorsatz des Vaters erfüllen können? Als Mensch auf der Erde wurde Er jedoch bereits im
Alten Testament als der Auserwählte Gottes angekündigt: „Siehe, mein Knecht, den ich stütze, mein
Auserwählter, an welchem meine Seele Wohlgefallen hat“ (Jes 42,1; vgl. Mt 12,18; Lk 23,35; 1. Pet 2,4.6).
Er war von allen Menschen seit Adam der Einzige, dessen ganzes Leben eine einzige Verherrlichung
Gottes war, der von den Menschen verworfene, bei Gott aber auserwählte und kostbare lebendige
Stein.
Mit der Vorkenntnis Gottes ist jedoch die Auserwählung aller derer verbunden, die einmal vereint
mit dem Herrn Jesus, ihrem Erlöser und Herrn, in der Herrlichkeit ewige Freude in Gemeinschaft mit
Gott, dem Vater, genießen werden. Denn wie Petrus gleich zu Anfang seines ersten Briefes schreibt,
geschah unsere Auserwählung „nach Vorkenntnis Gottes“.
Gott hatte auch die Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob sowie das irdische Volk Israel auserwählt.
Diese Auserwählung bezog sich auf ihr Verhältnis zu den anderen Völkern der Erde (vgl. 5. Mo 7,6–8;
Jes 43,20; Apg 13,17). Ebenso wird der zukünftige gläubige Überrest Israels aus den Auserwählten
des irdischen Gottesvolkes bestehen, die die Segnungen des Tausendjährigen Reiches auf der Erde
1
Der 7x im Neuen Testament vorkommende Ausdruck „von Grundlegung der Welt“ steht dagegen immer mit Israel
oder dem Tausendjährigen Reich in Verbindung (Mt 13,35; 25,34; Lk 11,50; Heb 4,3; 9,26; Off 13,8; 17,8).
www.bibelkommentare.de
11
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
genießen werden (Mt 24,22.24.31). Die Bibel spricht sogar von auserwählten Engeln, die im Gegensatz
zu denen gesehen werden, die sich gegen Gott empört haben (1. Tim 5,21).
Doch im Brief an die Epheser, der die persönlichen und gemeinsamen Segnungen derer, die an
den Herrn Jesus glauben, beschreibt, wird uns mitgeteilt, dass wir bereits vor Grundlegung der
Welt auserwählt sind. Die herrliche Darstellung am Anfang des Epheserbriefes beginnt mit einem
Lobpreis Gottes, des Vaters, der uns in Christus mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen
Örtern gesegnet hat. In Ihm, den der Vater vor Grundlegung der Welt liebte und als Opferlamm
zuvorerkannte, sind wir vor Grundlegung der Welt auserwählt. Unsere Segnungen sind also nicht nur
das Ergebnis der Barmherzigkeit Gottes gegenüber verlorenen Sündern, sondern beruhen auf einem
Beschluss, den Er bereits gefasst hatte, ehe die Welt existierte und ehe einer von uns geboren war oder
eine einzige Sünde begangen hatte. Er hat uns dazu auserwählt, in vollkommener Übereinstimmung
mit Seinem Wesen, das Licht und Liebe ist, ewig bei Ihm zu sein. Ursprung und Ziel dieser göttlichen
Auserwählung liegen also außerhalb der Schöpfung. Unsere ewige Auserwählung in Verbindung mit
Christus steht also in einem gewissen Gegensatz zur Auserwählung des irdischen Volkes Gottes für
diese Erde. Das Tausendjährige Reich, in dem Israel als Volk die hervorragende Rolle spielen wird, ist
„bereitet von Grundlegung der Welt an“ (Mt 25,34), während wir auserwählt sind „vor Grundlegung
der Welt“.
Die Auserwählung hat nicht nur für die Ewigkeit Bedeutung, sondern ist bereits in der Gegenwart
eine große Ermunterung, was wir zum Beispiel daran erkennen können, dass Gläubige in Gottes
Wort als „Auserwählte“ oder „Miterwählte“ bezeichnet werden (Röm 16,13; 1. Pet 5,13 ). Paulus
erinnert Titus daran, dass die Auserwählten Gottes einen wunderbaren Glauben besitzen (Tit 1,1),
und die Römer ermuntert er mit dem Zuruf: „Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben?“
(Röm 8,33).
Wer sind nun diejenigen, die Gott auserwählt hat? Nach Jakobus 2,5 sind es die weltlich Armen, die
in der Welt verachtet sind, und nach 1. Korinther 1,26–29 ist es das Törichte, das Schwache, das
Unedle und das Verachtete der Welt. Das heißt natürlich nicht, dass es nicht auch andere Fälle gäbe.
Aber diese Aussagen des Wortes Gottes machen es doch sehr deutlich, dass nicht die Eigenschaften
oder Fähigkeiten der Auserwählten zu ihrer Annahme bei Gott führten, sondern dass es einzig und
allein Seine unumschränkte souveräne Gnade war, die sie dazu auserwählt hat, in alle Ewigkeit heilig
und tadellos vor Ihm in Liebe zu sein.
Dadurch, dass man weitergeht, als Gottes Wort es zulässt, werden die Vorkenntnis, die Auserwählung
und die Vorbestimmung manchmal in einen falschen Zusammenhang gestellt. Wir dürfen jedoch nicht
über das, was Gottes Wort uns offenbart, hinausgehen. Darin finden wir zwar wunderbare Aussagen
über die ewigen Gedanken Gottes bezüglich derjenigen, die einmal bei Ihm in der Herrlichkeit sein
werden, aber keine einzige Stelle über eine ewige Vorbestimmung anderer Menschen zur Verdammnis!
Alle, die verloren gehen, werden ihre gerechte Strafe für ihre Sünden empfangen, jedoch nicht auf
Grund einer Vorbestimmung Gottes (vgl. Off 20,11–15). Von denen, die verloren gehen, wird in
Römer 9,22–23 gesagt, dass sie zubereitet sind zum Verderben, von denen, die errettet werden jedoch,
dass Gott sie als Gefäße der Begnadigung zur Herrlichkeit zuvorbereitet hat.
Für den Verstand des natürlichen Menschen scheint hierin ein Widerspruch zu liegen, mit dem er sich
nicht abfinden kann. Doch für den Glauben gibt Gottes Wort in Jesaja 55,8.9 eine einfache Antwort:
www.bibelkommentare.de
12
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
„Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht
der herr. Denn wie der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege
und meine Gedanken als eure Gedanken.“ Die Weisheit Gottes steht unendlich hoch über unserer
schwachen Erkenntnis. Doch gibt Er uns in Seinem Wort Einblicke in Seinen Ratschluss, den Er in der
Ewigkeit vor Erschaffung der Welt bezüglich derer, die Er einmal erlösen wollte, gefasst hat. Wenn
wir uns damit beschäftigen, werden wir mit dem Apostel Paulus zu dem Schluss kommen: „O Tiefe
des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine
Gerichte und unergründlich seine Wege! Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt oder wer ist sein
Mitberater gewesen? Oder wer hat ihm zuvor gegeben, und es wird ihm vergolten werden? Denn
von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.“
(Röm 11,33–36).
„Heilig und untadelig in Liebe“
Jetzt wird uns eine wunderbare Segnung mitgeteilt: „dass wir heilig und untadelig seien vor ihm
in Liebe“. Dies war das Ziel der göttlichen Auserwählung. Wenn die Auserwählung uns einen der
Schritte zum göttlichen Segen zeigt, sehen wir in den Worten „heilig und untadelig vor ihm in Liebe“
einen Teil dieses Segens, der uns zuteil geworden ist. Wir sind für Gott beiseite gesetzt und ohne
Flecken, und zwar nicht erst im Himmel, sondern jetzt schon. In Vollkommenheit trifft dies nur
auf Gott selbst zu. Es sind Wesenszüge Gottes, der zu rein von Augen ist, um Böses zu sehen, der
aber auch Liebe ist (Hab 1,13; vgl. 1. Joh 1,5; 4,8.16). Wenn diese Züge bei uns gesehen werden, ist
also die Natur Gottes in uns. Es gibt viele Stellen, die davon sprechen. Johannes sagt, dass wir aus
Gott geboren sind, und Petrus, dass wir praktisch der göttlichen Natur teilhaftig werden (Joh 1,13;
2. Pet 1,4). Darin kommt unser Kindschaftsverhältnis zu Gott zum Ausdruck. Die auf jeden Gläubigen
zutreffenden Worte „heilig und untadelig in Liebe“ enthalten eine geistliche, himmlische Segnung,
die wir nicht ergründen können. Wir können nur staunend anbeten, dass es im Herzen Gottes war,
ehemalige Sünder und Feinde Gottes in einer solchen Weise umzugestalten.
Vers 5: Und uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem
Wohlgefallen seines Willens,
Doch sind wir nicht nur Kinder Gottes, sondern auch Söhne des Vaters (vgl. die Worte „Gott
und Vater“ in Vers 3). Der ewige Ratschluss Gottes besteht nicht nur in Seiner Vorkenntnis und
Auserwählung derer, die an Seinen Sohn glauben, sondern er umfasst auch ihre Vorbestimmung zu
einem wunderbaren, ewigen Teil.
Wozu sind wir, die Gläubigen der jetzigen Zeit, nun von Gott zuvorbestimmt? Nicht zur Vergebung
der Sünden und nicht zur Errettung vom ewigen Gericht. So groß und herrlich dies an sich bereits ist,
ist es doch nichts anderes als die Vorbedingung zu unserem wirklichen ewigen Teil, das der Apostel
Paulus uns hier erklärt. Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus hat uns „zuvorbestimmt
zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens“ (vgl.
Röm 8,29). Ganz einfach ausgedrückt besagen diese gewaltigen Worte nichts Geringeres, als dass Gott
solch ein Wohlgefallen an Seinem geliebten Sohn hat, dass Er Sein Haus, das Vaterhaus im Himmel,
für alle Ewigkeit mit Erlösten füllen möchte, die Ihm gleichen! Der ewige Sohn im Schoß des Vaters
ist das Vorbild für diese ,Stellung von Söhnen’, wie das Wort Sohnschaft auch wiedergegeben werden
www.bibelkommentare.de
13
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
kann. Was für eine anbetungswürdige Gnade ist unwürdigen, verlorenen Sündern doch dadurch
zuteil geworden!
Aber in Wirklichkeit geht es dabei nicht nur um uns, sondern um Gott, der uns „durch Jesus Christus
für sich selbst“ zur Sohnschaft zuvorbestimmt hat. Wie wenig denken wir daran, dass Gott aus uns
etwas für sich gemacht hat, woran Er Seine Freude hat. Alles hat jedoch sein Zentrum in dem Herrn
Jesus.
Vers 6: Zum Preise [der] Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten,
Gott steht hier vor uns als Derjenige, der als Einziger immer in vollkommener Übereinstimmung mit
dem „Wohlgefallen seines Willens“ handeln kann und handelt (Vers 5). Der Ursprung Seines Tuns
mit uns ist also nicht unsere Not, unsere Sünde, sondern Sein ewiger Wille, der die absolute Autorität
ist. Alles, was hier beschrieben wird, hat Er nach dem Wohlgefallen, der Freude Seines Willens getan,
und zwar mit dem Ziel, die „Herrlichkeit seiner Gnade“ herauszustellen. Die Gnade ist die besondere
Form der Liebe Gottes zu solchen, die sie nicht verdient haben. Damit wird auch der Blick auf uns als
deren Gegenstände gerichtet. Die „Herrlichkeit Seiner Gnade“ weist uns dabei auf die unermessliche
Größe des Ratschlusses Gottes hin, der sich in Gnade verherrlichen, das heißt, alle Seine herrlichen
Wesenszüge darin offenbaren wollte.
Wir sind „begnadigt [oder: angenehm gemacht] in dem Geliebten“, dem Herrn Jesus, dem Geliebten
Seines Gottes und Vaters. Was für ein wunderbares Blickfeld tut sich da vor uns auf! Viele Menschen –
sogar Gläubige – stellen sich Gott nur als unerbittlichen, strengen und strafenden Richter vor, der
uns verdammen muss, vor dem der Herr Jesus uns jedoch in Seiner Gnade gerettet hat, indem Er
am Kreuz für uns als Mittler eingetreten ist. Hier haben wir jedoch die wahre Darstellung von Gott:
Er selbst ist es, der den Sohn Seiner Liebe als Mittler zu uns Sündern herabgesandt hat, um uns in
Ihm zu begnadigen (vgl. Kol 1,13; 1. Tim 2,5)! Derjenige, der uns auf Grund Seiner Heiligkeit und
Gerechtigkeit für ewig hätte bestrafen müssen, ist Derselbe, der in Seinem Erbarmen den geliebten
Sohn für uns hingegeben und uns in Ihm begnadigt hat. Das Ausmaß unserer Begnadigung kommt
einerseits in dem Zusatz „in dem Geliebten“, andererseits aber in dem Verb selbst zum Ausdruck,
das auch den Gedanken enthält, dass wir angenehm gemacht‘sind. Gott hat uns nicht nur Seine
unermessliche und unverdiente Gnade erwiesen, sondern kann uns jetzt „in dem Geliebten“ mit
göttlichem Wohlgefallen betrachten. Wenn Er uns sieht, sieht Er zunächst Seinen Sohn! Alles, was
wir geworden sind und besitzen, haben wir „in dem Geliebten“.
Vers 7: In dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem
Reichtum seiner Gnade,
Nun kommen wir zum Mittelpunkt des Abschnitts. Nur hier wird etwas darüber gesagt, was wir
nötig hatten. Im
Brief an die Römer werden in den ersten Kapiteln ausführlich unsere eigene Not und unser Zustand
des Verlorenseins beschrieben. Wenn, wie wir schon mehrfach gesehen haben, der Brief an die
Epheser uns in erster Linie Gottes Seite vorstellt, bei der Christus das Zentrum ist, so ist es doch
erforderlich, dass wir darüber hinaus an unsere Erlösungsbedürftigkeit erinnert werden. In Christus
und durch Sein Blut haben wir die Erlösung empfangen. Erlösung (griech. apolytrosis) bedeutet
ursprünglich ,Freikauf durch Zahlung eines Lösegeldes’. Das ,Lösegeld‘für uns (griech. lytron, vgl.
www.bibelkommentare.de
14
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
Mt 20,28) hat der Herr Jesus bezahlt. Der Opfertod des geliebten Sohnes des Vaters, der am Kreuz von
Golgatha Sein Leben hingeben und Sein Blut fließen lassen musste, war notwendig, damit wir erlöst
werden konnten. Die Vergebung der Vergehungen ist ein Teil des Werkes des Herrn Jesus. Doch sie
steht hier als einziges Kennzeichen der Erlösung vor uns, die an sich ja viel weiter geht (vgl. Vers 14).
Welch ein Preis ist das Blut Christi! Wie viel wird im Neuen Testament vom Blut des Herrn Jesus
gesagt! Es ist das kostbare Blut des Lammes ohne Fehl und ohne Flecken (1. Pet 1,19), in dem wir von
unseren Sünden gewaschen sind (Off 1,5), und durch das wir auch erlöst, das heißt, freigekauft sind
aus der Gefangenschaft Satans, und durch das wir Gott nahe gebracht worden sind (Eph 2,13). Lasst
uns dankbar sein für das, was Er für uns getan hat!
Gottes Tun mit uns entspricht dem „Reichtum seiner Gnade“ und weist uns auf die unermessliche
Fülle der Seiner Gnade zu unserer Segnung hin. Die „Herrlichkeit seiner Gnade“, die in Vers 6 genannt
wird, lenkt unseren Blick auf Ihn als den Ursprung der Gnade, und führt zur Anbetung, denn es heißt
dort ja: „zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade“. Der „Reichtum seiner Gnade“ dagegen zeigt uns
das ganze Ausmaß der göttlichen Gnade zu unseren Gunsten und macht uns dankbar.
Vers 8: Die er gegen uns hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht,
Damit wir den ganzen Reichtum Seiner Gnade erfassen können, die Er gegen uns hat überströmen
lassen, hat Er uns gleichzeitig oder in Verbindung damit alle Weisheit und Einsicht geschenkt, denn
bei der Beschäftigung mit diesen Dingen ist Verständnis notwendig. Es geht hier also nicht um
Gottes Weisheit und Einsicht, sondern um unser Verständnis Seiner Gnade und Seines Tuns. Ein
wenig später erbittet Paulus für die Gläubigen in Ephesus die Gabe des Geistes der Weisheit und
Offenbarung in der Erkenntnis Gottes (Vers 17), und in Kolosser 1,9 betet er, dass die Gläubigen „mit
der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht“ erfüllt sein möchten.
Verse 9 und 10: Indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen,
das er sich vorgesetzt hat in sich selbst für [die] Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt
zusammenzubringen in dem Christus, das, [was] in den Himmeln und das, [was] auf der Erde [ist], in
ihm,
Hier wird unser Blick auf die Erde gerichtet. Bisher waren wir mit himmlischen Dingen beschäftigt,
aber Gott hat auch ein Ziel mit der Erde, wobei der Herr Jesus ebenfalls im Mittelpunkt steht. Christus
wird im Tausendjährigen Reich Himmel und Erde miteinander verbinden durch Seine Herrschaft
über alle Werke Seiner Hände. Er wird dann das Haupt über alles sein. Diese Tatsache ist bereits im
Alten Testament offenbart. In Psalm 2 heißt es in Vers 7: „Vom Beschluss will ich erzählen: Der herr
hat zu mir gesprochen: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“ – das ist der Herr Jesus als
Mensch auf der Erde. Dann folgen die an Ihn gerichteten Worte Gottes: „Fordere von mir und ich
will dir zum Erbteil geben die Nationen, und zum Besitztum die Enden der Erde. Mit eisernem Zepter
wirst du sie zerschmettern . . . “ Warum ist das so wichtig? Weil Gott auch in dieser Hinsicht gerecht
ist und es nicht dabei belassen wird, dass Sein Sohn auf der Erde nur verachtet und verworfen war,
so wie Er es heute noch ist. Die Weltgeschichte wird damit enden, dass Christus tausend Jahre als
absoluter Herrscher in Frieden und Gerechtigkeit regieren und auch als solcher akzeptiert werden
wird. Darum geht es an dieser Stelle. Welch ein vollkommenes Gleichgewicht herrscht im Ratschluss
Gottes sowohl bezüglich der Zeit als auch der Ewigkeit!
www.bibelkommentare.de
15
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
Doch wenn dies bereits im Alten Testament bekannt war, wie kann es dann hier als Geheimnis
bezeichnet werden? In Psalm 2 haben wir von den Nationen und den Enden der Erde gelesen. In
Psalm 8, wo wir den Herrn Jesus als Sohn des Menschen sehen, wird von allen Werken Seiner Hände
gesprochen. Aber in Epheser 1,10 ist nicht nur von den Dingen auf der Erde, sondern auch von denen
in den Himmeln die Rede. Das finden wir im Alten Testament noch nicht ausdrücklich. Doch das
Wesentliche ist, dass die Versammlung Gottes, die aus allen wahren Gläubigen besteht und der Leib
Christi ist, die Fülle dessen, der selbst alles in allem erfüllt (Vers 23), mit dem König verbunden sein
wird. Das wurde noch nicht im Alten Testament offenbart, sondern erst im Neuen Testament. Der
Herr Jesus wird nicht allein, sondern in Gemeinschaft mit Seinen Heiligen herrschen. Das ist das
Geheimnis, das in der Zeit des Alten Testaments noch verborgen, jetzt aber offenbart ist.
Es handelt sich bei diesem Geheimnis um „die Verwaltung der Fülle der Zeiten“ (Vers 10). Die Ewigkeit
wird nie die „Fülle der Zeiten“ genannt. Es ist die letzte Zeit, die alle anderen Zeiten zusammenfasst
und beendet, das Tausendjährige Reich. Die Herrschaft Christi ist die „Verwaltung der Fülle der
Zeiten“. Dann wird alles unter ein Haupt zusammengebracht oder durch ein Haupt zum Abschluss
gebracht werden – eigentlich „gehauptet“, ein Verb, das es im Deutschen gar nicht gibt – in Christus:
Er wird an oberster Stelle stehen und das Haupt sein über alles, was in den Himmeln und auf der
Erde ist. An anderen Stellen wird auch das, was „unter der Erde ist“, erwähnt (vgl. Phil 2,10), hier
jedoch nicht, weil es hier um den Segen geht.
Das Erbteil
Mit Vers 11 beginnt der dritte Teil dieses Abschnitts, in dem uns gezeigt wird, dass wir neben den
ewigen auch zeitliche Segnungen besitzen, die ebenfalls ihren Ursprung in Christus haben.
Vers 11: In dem wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir zuvorbestimmt sind nach [dem] Vorsatz
dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens,
In dem verherrlichten Christus haben wir ein „Erbteil erlangt“ (oder: „sind wir zu Erben gemacht“).
Dieses Erbteil hängt mit dem Tausendjährigen Reich zusammen. Der Herr Jesus ist der Erbe aller
Dinge, die Er als ewiger Sohn und Schöpfer besaß, auf die Er aber als Mensch durch Seinen Tod
und Seine Auferstehung das Anrecht erworben hat (vgl. Heb 1,2). Gott hat sie Ihm, der sich bei
Seiner Menschwerdung aller Seiner Herrlichkeit entäußerte und sich zu nichts machte, als Mensch
gleichsam zurückgegeben (vgl. Phil 2,6–11). Im Tausendjährigen Reich wird Christus dieses Anrecht
zur Ausübung bringen. Nicht nur an Seiner Stellung im Himmel, sondern auch der bezüglich der
Erde haben wir Anteil. Deshalb wird hier nicht von dem Erbteil des Herrn Jesus gesprochen, obwohl
dies so ist, sondern davon, dass wir ein Erbteil in Ihm empfangen haben (vgl. z. B. Röm 8,17). Außer
der in Vers 5 erwähnten Sohnschaft sind wir auch hierzu „zuvorbestimmt nach dem Vorsatz dessen,
der alles wirkt nach dem Rat seines Willens“.
Vers 12: Damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben;
An diesem Punkt macht Paulus nun einen Unterschied zwischen den ehemaligen Juden und den
Nationen. Alle Gläubigen sind gleichermaßen gesegnet und sollen zum Lob der Herrlichkeit Gottes
sein, aber nur von Angehörigen des alttestamentlichen Volkes Gottes konnte gesagt werden, dass
sie „zuvor auf den Christus gehofft“ hatten. Die Nationen hatten nicht auf Ihn gehofft, sie waren
www.bibelkommentare.de
16
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
ohne Gott und ohne Hoffnung in der Welt (Kap. 2,12). Aber alle Juden hofften und hoffen auf den
Gesalbten (hebr. Maschiach, gräzisiert Messias, griech. Christus). Der treue Überrest wartete jedoch
nicht nur auf Erlösung, sondern nahm den von der Masse des jüdischen Volkes verworfenen Erlöser
auch an, und dazu konnte Paulus sich zählen. Die Übrigen sind von Gott verhärtet worden, bis in der
Endzeit eine erneute Erwartung der Erscheinung des einst verworfenen Christus unter den Juden
aufkommen wird (Röm 11,7.25.26).
Vers 13: In dem auch ihr, nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures
Heils – in dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der
Verheißung,
Von dem Augenblick, als der Herr Jesus gekommen war und Sein Evangelium verkündigt wurde,
konnten jedoch auch die Nationen daran teilhaben. In Vers 13, wo jetzt auch die Gläubigen aus den
Nationen angesprochen werden, werden uns die drei Schritte gezeigt, die zur Errettung der Seele
führen:
1. „Nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils“. Das „Wort der
Wahrheit“ zeigt uns die Seite Gottes. Sein Wort ist die Wahrheit (Joh 17,17). Nur die Bibel enthält
die Wahrheit über Gott und Seine Gedanken, über den Zustand des verlorenen Menschen und
den einzigen Weg zur Errettung. Das „Evangelium eures Heils“ ist die uns zugekehrte Seite.
Die gute Botschaft, durch die der Mensch errettet wird, wird seit nahezu zweitausend Jahren
in der Welt verkündigt. Viele haben sie gehört; doch das Hören allein hilft nicht.
2. „Nachdem ihr geglaubt habt“. Der Glaube ist notwendig. Er ist der einzige Weg zur Annahme
des Wortes der Wahrheit, des Evangeliums unseres Heils. Paulus sagte dem Kerkermeister
in Philippi: „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden“ (Apg 16,31). Es ist so
einfach. Man sagt oft: Ich kann nicht glauben, meint aber in Wirklichkeit: Ich will nicht glauben.
Kein Mensch kann sagen: Ich kann nicht glauben. Wenn Gott will, dass alle Menschen errettet
werden, kann der Mensch nicht sagen: Ich kann es nicht. Gott erwartet nichts Unmögliches
von Seinen Geschöpfen.
3. „In dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der
Verheißung“. Jeder, der das Wort der Wahrheit, das Evangelium des Heils, geglaubt hat, wird
danach mit dem Heiligen Geist versiegelt (vgl. Kap. 4,30; 2. Kor 1,22). Es ist Gottes ,Stempel‘oder
,Eigentumsvermerk‘auf dem Gläubigen: Du bist mein! Da der Herr Jesus Seinen Jüngern das
nahe Kommen des Heiligen Geistes angekündigt hat, wird Er der Heilige Geist der Verheißung
genannt (Lk 24,49; Joh 14,16ff.; Apg 1,4.5).
Vers 14: Der [das] Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preise seiner
Herrlichkeit.
Aber Er ist noch mehr als das, nämlich auch ein Unterpfand. Dieses Wort bedeutet eigentlich nicht
,Pfand, Gegenwert’, sondern ,Anzahlung, Angeld’. Das heißt, es ist zwar ein wesentlicher Teil, aber
eben noch nicht alles, was wir empfangen werden. Die geistlichen Segnungen besitzen wir bereits,
aber unser Platz in Verbindung mit dem Herrn Jesus und unser Erbe im Tausendjährigen Reich
www.bibelkommentare.de
17
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
stehen noch aus. Dazu muss erst der „Tag der Erlösung“ kommen (vgl. Kap. 4,30)2 . Deshalb wird uns
hier gesagt, dass der Heilige Geist das Angeld ist, denn durch Ihn können wir auch die Freude an
der zukünftigen Herrlichkeit bereits jetzt genießen. Erst in dem Augenblick, wo der Herr Jesus zur
Entrückung der Seinen kommen wird, werden wir nach Leib, Seele und Geist dazu befähigt sein, den
uns durch Ihn so teuer „erworbenen Besitz“ in der Herrlichkeit des Himmels vollkommen zu kennen
und zu genießen. Alles wird ewig „zum Preise seiner Herrlichkeit“ sein.
Zum dritten Mal steht hier das Wort „Herrlichkeit“. In Vers 6 dient das Handeln Gottes „zum Preise
der Herrlichkeit seiner Gnade“, in Vers 12 sollen die erretteten Sünder „zum Preise seiner Herrlichkeit“
sein, und hier führen schließlich alle Ergebnisse des Erlösungswerkes Christi „zum Preise seiner
Herrlichkeit“. Möchten wir schon jetzt mehr und mehr die Liebe und Größe unseres Gottes und Vaters
sehen, die sich in der Person und dem Werk Seines Sohnes, unseres geliebten Herrn, zu unserem
unermesslichen und unergründlichen Segen offenbart hat, und dadurch zu vermehrter Anbetung
geführt werden!
Der Reichtum der Christen (Kap. 1,15–23)
Dieser Abschnitt wird oft als erstes Gebet des Apostels in diesem Brief bezeichnet; ein zweites finden
wir in Kapitel 3,14–21. Natürlich handelt es sich in beiden Fällen nicht um buchstäbliche Gebete,
sondern, wie Paulus hier sagt, betet er unaufhörlich für die Gläubigen in Ephesus und gibt den Inhalt
beziehungsweise die Gedanken seiner wiederholten Gebete für sie wieder.
Vers 15: Weshalb auch ich, nachdem ich gehört habe von dem Glauben an den Herrn Jesus, [der] in
euch [ist], und von der Liebe, die [ihr] zu allen Heiligen [habt],
Der enge Zusammenhang mit dem vorigen Abschnitt geht aus dem einleitenden Bindewort „weshalb“
hervor. Aufgrund all der wunderbaren Dinge, die den Ephesern und auch uns geschenkt worden sind,
hörte der Apostel nicht auf, dafür zu beten, dass sie auch ihr geistlicher Besitz würden.
Obwohl er sich im Gefängnis in Rom befand, war seine Verbindung zu den Gläubigen in Kleinasien,
die ja Hunderte von Kilometern von ihm entfernt waren, nicht abgerissen. Er hatte gehört „von dem
Glauben an den Herrn Jesus, der in euch ist, und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt“. Dieses
schöne Zeugnis stellt er auch den Kolossern und dem Bruder Philemon aus (Kol 1,4; Phlm 5). Der
Glaube ist hier nicht der errettende Glaube an den Herrn Jesus als Heiland. Hier geht es darum, dass
das Leben der Gläubigen von diesem Glauben an den Herrn Jesus (eigentlich: in dem Herrn Jesus)
gekennzeichnet ist und dadurch das rechte Zentrum und die richtige Kraftquelle besitzt. Das äußerte
sich bei den Ephesern darin, dass es in ihrem Leben einen Kreis gab, in dem sie sich aufhielten,
nämlich die Heiligen, das heißt alle Gläubigen (s. Vers 1). Die Epheser liebten alle Kinder Gottes.
Das hatte Paulus gehört, und es war für ihn etwas Großes, zu wissen, dass die Epheser in ihrem
Glaubensleben das rechte Zentrum und die rechte Gemeinschaft kannten. Wie steht es damit bei
uns?
Vers 16: Nicht aufhöre, für euch zu danken, [euch] erwähnend in meinen Gebeten,
2
Die hier und in Kap. 4,30 erwähnte, noch zukünftige „Erlösung“ sowie die in V. 18 und Kap. 4,4 genannte „Hoffnung“
sind wohl die einzigen Hinweise auf das Kommen des Herrn in diesem Brief, in dem wir entsprechend dem Ratschluss
Gottes bereits im Besitz aller geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern betrachtet werden.
www.bibelkommentare.de
18
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
Der Glaube an den Herrn Jesus und die Liebe zu allen Heiligen sind sozusagen die Grundlagen und
Charakteristika des christlichen Lebens. Paulus gehörte wie Philemon zu den Gläubigen, die gern
alles Gute anerkannten, das sie bei ihren Geschwistern erkennen konnten (Phlm 1,6), und dankt Gott
deshalb für die Epheser und ihren guten geistlichen Zustand. Aber um die Gedanken Gottes in ihrer
ganzen Tiefe verstehen zu können, ist mehr nötig. Deshalb hört er nicht auf, für sie zu danken und
sie in seinen Gebeten zu erwähnen.
Vers 17: Damit der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe [den] Geist
der Weisheit und Offenbarung in [der] Erkenntnis seiner selbst,
Er richtet sein Gebet an den „Gott unseres Herrn Jesus Christus“. In Vers 3 haben wir von dem „Gott
und Vater unseres Herrn Jesus Christus“ gelesen. Wenn wir uns das in Kapitel 3,14 beginnende Gebet
anschauen, sehen wir, dass dort von dem „Vater unseres Herrn Jesus Christus“ die Rede ist. Er ist
beides: der Gott des Herrn Jesus, wenn wir diesen als Mensch in Seiner Erniedrigung auf der Erde
und jetzt in Seiner Verherrlichung als Mensch zur Rechten Gottes betrachten, aber auch der Vater
des Sohnes von Ewigkeit sowie als Mensch auf der Erde. In die Beziehung des Herrn als Mensch
zu Seinem Vater sind wir durch Gnade eingeführt worden. Niemals können wir dagegen in Seine
Beziehungen als ewiger Sohn zu Seinem Vater eintreten. Durch Sein Werk sind wir in die gleiche
Stellung vor Gott gebracht, die Er als der verherrlichte Mensch im Himmel besitzt. Sein Gott ist jetzt
unser Gott, Sein Vater unser Vater (Joh 20,17). Welch eine Nähe! Es kann keine größere Nähe geben,
als die, dass wir Gott, den Vater, mit dem gleichen Namen nennen dürfen wie der Herr Jesus.
In diesem Gebet wird uns jedoch mit den Worten „Gott unseres Herrn Jesus Christus“ nur die
eine Seite vorgestellt. Das bedeutet, dass alles, was jetzt folgt, von der Stellung des Herrn Jesus als
verherrlichter Mensch im Himmel handelt, während in Kapitel 3 vom „Vater unseres Herrn Jesus
Christus“ und damit von der Liebe des Vaters zu Dem, der Ihn durch Sein Werk auf der Erde so
verherrlicht hat, die Rede ist. Hier wird Gott auch das einzige Mal in der Heiligen Schrift der „Vater
der Herrlichkeit“ genannt (vgl. Apg 7,2: „der Gott der Herrlichkeit“). Es ist eine Bezeichnung für
Gott in Seiner unerreichbaren und unergründlichen Größe, der hier als Ursprung und Quelle aller
Herrlichkeit gesehen wird. Denn immer, wenn Gott offenbart wird, ist Seine Herrlichkeit da, auch,
als der Sohn als Mensch in Niedrigkeit auf die Erde kam. Johannes konnte sagen: „Wir haben seine
Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater“ (Joh 1,14). Im Brief
an die Epheser zeigt sich die Herrlichkeit Gottes ganz besonders in Seinem Ratschluss (Verse 6,12
und 14).
Drei Segnungen
Paulus beginnt mit der Bitte, dass „der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit,
euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst“. Es ist also eine
Bitte um geistliches Verständnis. Der „Geist der Weisheit und Offenbarung“ ist nicht der Heilige
Geist als Person, sondern das, was Er in uns hervorrufen will: eine geistliche Gesinnung, die von
Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis Gottes gekennzeichnet ist. Alles dies soll zu vermehrtem
Wachstum in der Erkenntnis Gottes führen. Weisheit ist notwendig, um etwas, was man erkannt
hat, richtig anzuwenden, Offenbarung dagegen, um das, was uns offenbart ist, zu verstehen. Es geht
www.bibelkommentare.de
19
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
hier also nicht um neue Offenbarungen; seit das Neue Testament vollendet ist, hat Gott keine neuen
Offenbarungen mehr gegeben (vgl. Kol 1,25).
Die Erkenntnis Gottes ist hier nicht dieselbe Erkenntnis wie in Johannes 17,3, die jedes Kind Gottes
besitzen muss, sondern mehr im Sinn von Philipper 3,10 zu verstehen, wo Paulus sagt, dass er alles
andere für Verlust und Dreck hielt, um Christus mehr und besser zu erkennen. Auch Petrus wünschte,
dass die Gläubigen in der Gnade und Erkenntnis Jesu Christi wuchsen (2. Pet 3,18). Ein solches
Wachstum in der Erkenntnis ist hier gemeint. Jeder Gläubige muss zugeben, dass er noch weit von
einer vollständigen Erkenntnis Gottes entfernt ist. Deshalb betet Paulus dafür, dass wir immer mehr
von Ihm erkennen. Nicht intellektuelle Erkenntnis ist gemeint, sondern Erkenntnis des Glaubens,
die unser Herz erfüllt. Wenn es sich um verstandesmäßige Erkenntnis handelte, wären manche
Menschen benachteiligt, weil sie nicht so begabt sind wie andere. Intelligente Menschen sind hier
jedoch nicht besser gestellt als weniger Begabte. Die Erkenntnis, um die es hier geht, betrifft das
Herz und bringt das Kind Gottes näher zu seinem Gott.
Vers 18: Damit ihr, erleuchtet an den Augen eures Herzens, wisst, welches die Hoffnung seiner Berufung
ist, welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen,
Die hier zuerst genannte Vorbedingung bestätigt das soeben Gesagte. Das Herz des Menschen hat
also auch Augen, mit denen geistliche Dinge gesehen werden, aber um sehen zu können, muss Licht
da sein, ebenso wie bei unseren leiblichen Augen. Das Herz ist hier ein Teil des inneren Menschen,
der im Neuen Testament wiederum ein Synonym für die ,neue Natur‘des Gläubigen ist (Röm 7,22;
2. Kor 4,16; Eph 3,16). Das Herz ist das Zentrum des menschlichen Wesens: „Behüte dein Herz mehr
als alles, was zu bewahren ist;
denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens“ (Spr 4,23). Im Herzen werden die Entscheidungen
gefällt. Das von der Sünde beschmutzte Herz des Menschen wird durch den Glauben gereinigt
(Apg 15,9). Die Augen eines ungereinigten Herzens können durch die Einbildung schreckliche Dinge
sehen. Doch hier wird uns vorgestellt, was die durch Christus und Seinen Geist erleuchteten Augen
eines gereinigten Herzens sehen können (vgl. Kap. 5,14).
Das nun folgende Gebet hat drei Gegenstände oder Themen (Hervorhebungen von mir):3
1. „die Hoffnung seiner Berufung“ (Vers 18),
2. „der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen“ (Vers 18),
3. „die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden“ (Vers 19).
Das erste Gebetsanliegen des Apostels Paulus für die Ephe-ser und damit auch für uns ist, „damit. . .
ihr wisst, welches die Hoffnung seiner Berufung ist“. In den Versen 3–6 haben wir bereits unsere
Berufung gesehen: unsere Segnung mit jeder geistlichen Segnung, unsere Auserwählung in Christus
vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor Ihm in Liebe, und unsere
Vorbestimmung zur Sohnschaft durch Jesus Christus für Sich selbst. Als Kinder sind wir aus Ihm
geboren, Teilhaber Seiner Natur und Gegenstände Seiner Liebe (Joh 1,12; 1. Joh 3,1); in unserer
Stellung der Sohnschaft bezeugen wir in Anbetung unsere Liebe zu Ihm (Röm 8,15). Das ist die
Berufung jedes einzelnen Christen in der gegenwärtigen Zeit. Sie wird hier jedoch nicht unsere,
3
Dieses ,Gebef hat im Gegensatz zu dem in Kap. 3,14–21 kein erkennbares Ende! So lange wir auf der Erde sind, dauern
die Belehrungen des Heiligen Geistes und unser geistliches Wachstum an.
www.bibelkommentare.de
20
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
sondern „seine Berufung“ genannt: Alles geht ja von Gott aus. Nicht wir sind der Mittelpunkt, sondern
Er ist es. Wenn der Herr Jesus uns in die Herrlichkeit des Himmels einführen wird, wird all das, was
jetzt noch bei uns durch Schwachheit und sogar Sünde beeinträchtigt ist, wie eine aufbrechende
Blume seine ganze strahlende Herrlichkeit in Vollkommenheit für uns entfalten. Darauf richtet sich
die Hoffnung unserer Berufung. In der himmlischen Herrlichkeit werden wir all diese Dinge mit
verherrlichten Leibern genießen. Deshalb wird unser Blick hier auf die Ewigkeit und die damit
verbundene Hoffnung unserer Berufung gelenkt.
Zwar wird in diesem Brief nicht vom Kommen des Herrn gesprochen, weil wir gemäß Kapitel 2,6
bereits als in Christus mitsitzend in den himmlischen Örtern betrachtet werden. Da wir aber in der
Praxis noch nicht alles in Vollkommenheit genießen, werden als Hinweise auf das Kommen des
Herrn hier „die Hoffnung seiner Berufung“ und in Kapitel 4,4 die „Hoffnung eurer Berufung“ erwähnt
(Hervorhebungen von mir). Beide Stellen richten unseren Blick auf die zukünftige Herrlichkeit bei
Christus.
Als Zweites sollten die Epheser wissen, „welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den
Heiligen“ ist. In Vers 10 wird gesagt, was Gott sich für die Verwaltung der Fülle der Zeiten – das
Tausendjährige Reich – vorgesetzt hat: „alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, . . .
in dem wir auch ein Erbteil erlangt haben [oder: zu Erben gemacht worden sind]“. Nach Vers 14
haben wir den Heiligen Geist als Unterpfand unseres Erbes empfangen. Um das gleiche Wort handelt
es sich auch hier (griech. klero-nomia). Demnach sind wir, die Gläubigen, die Erben oder Miterben
(vgl. Röm 8,17), und das Erbe ist das Teil, das wir mit unserem Erlöser, dem verherrlichten Sohn des
Menschen, im Tausendjährigen Reich empfangen werden.
Unser Augenmerk wird damit auf die nähere Zukunft gelenkt. Gott hat dem Herrn Jesus als Lohn für
Seinen Gehorsam bis zum Tod die ganze Schöpfung als Erbteil gegeben, und Er wird tausend Jahre
lang in Frieden und Gerechtigkeit darüber herrschen (Heb 1,2). Danach kommt der Augenblick, wo
Er alles dem Vater übergeben wird, damit Gott alles in allem sei (1. Kor 15,28). Nach Epheser 1,11
wird der Herr Jesus die Herrschaft jedoch nicht allein ausüben, sondern sie mit denen teilen, die Er
sich erkauft hat. Wir werden also mit Ihm erben und herrschen (Röm 8,17; 2. Tim 2,12).
Der wahre „Eigentümer“ von allem ist der ewige Gott (2. Mo 19,5). Einmal wird Er jedoch alles dem
Sohn des Menschen als Erbteil geben, doch nicht Ihm allein. Christus nimmt es mit den Seinigen, ja,
in den Seinigen in Besitz. So gehörte auch das Land Kanaan Gott. Er gab es Seinem irdischen Volk,
ohne dass es je aufhörte, Ihm zu gehören. In 3. Mose 25,23 heißt es: „Denn mein ist das Land“, und in
2. Mose 15,17: „Du wirst sie bringen und pflanzen auf den Berg deines Erbteils“, womit das ganze
Land, und im Besonderen die Stadt Jerusalem, gemeint ist. Es war Gottes Besitz, Sein Erbteil, das Er
gleichsam in Seinem Volk Israel in Besitz nahm.
So dürfen wir uns auch das Tausendjährige Reich vorstellen. Wir sollten dies nicht unterschätzen.
Gott hat nicht nur einen Plan für die Ewigkeit, sondern auch für diese Erde, die jetzt voll Not,
Elend, Krieg, Krankheit, Sünde und Tod ist. Aber es ist Gottes Erde, und Er sagt: Sie wird nicht
einfach von der Bildfläche verschwinden. Bevor sie im Brand aufgelöst wird (2. Pet 3,10), wird Er
tausend Jahre lang zeigen, was Seine Gedanken über das Leben auf der Erde sind. Der erste Mensch
hat Gottes Gedanken durch seinen Ungehorsam durchkreuzt, aber der zweite Mensch, Christus,
wird sie in herrlicher Weise erfüllen! Tausend Jahre lang werden vollkommene Gerechtigkeit und
www.bibelkommentare.de
21
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
vollkommener Frieden herrschen. Alles, wonach die Menschen sich sehnen, und wovon sie sich trotz
aller Bemühungen immer weiter entfernen, wird dann erfüllt werden. So verstehen wir, dass Gott
sagt: Ich habe auch einen Plan mit dieser Erde. Alles dies wird durch die Herrschaft des Herrn Jesus
zustande kommen. An dieser Herrschaft will Er alle, die in der jetzigen Zeit Seiner Verwerfung an
Ihn glauben, teilhaben lassen. Wir werden mit Ihm erben und herrschen. Und Gott will, dass wir
schon jetzt wissen und verstehen, „welches der Reichtum seines Erbes in den Heiligen“ ist.
Vers 19: Und welches die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit
der Macht seiner Stärke,
Der dritte Wunsch bezieht sich auf die Gegenwart: Paulus betete darum, dass die Epheser wissen
möchten, „welches die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden“ ist. Dieser
Gegenstand, von dem bislang noch nicht die Rede war, wird im Folgenden sehr ausführlich behandelt.
Es geht hier nämlich um die „Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in der er gewirkt hat in dem
Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte“. Davon handelt der die Verse 20–23 umfassende
eingeklammerte Satz. In Kapitel 2,1 wird der hier begonnene Gedanke wieder aufgenommen und
nach einer weiteren Unterbrechung in den Versen 4–7 zu Ende geführt. Der Gedankengang des
Schreibers ist kurz gesagt folgender: Ich möchte, dass ihr wisst, welche Kraft in euch
wirksam ist. Diese Kraft hat schon in dem Herrn Jesus gewirkt, aber durch den Glauben auch bereits
an und in euch. Als der Herr Jesus Sein Leben am Kreuz hingab, sah man keine Spur von Kraft oder
Macht. Im Gegenteil, Gottes Wort spricht davon, dass Er „in Schwachheit gekreuzigt worden“ ist
(2. Kor 13,4). Aber als Er aus den Toten auferweckt wurde, da offenbarte sich die Macht Gottes in einer
nie da gewesenen Art und Weise. Der Tod war zunichte gemacht und Leben und Unverweslichkeit
ans Licht gebracht worden (2. Tim 1,10). Hier geht es jedoch nicht nur – wie in den folgenden Versen –
um die Erweisung dieser Kraft in Christus, sondern „an uns, den Glaubenden“. Die Kraft, die uns
aus der Macht Satans und des Todes befreit und uns den Platz als Heilige und Geliebte vor Gottes
Angesicht geschenkt hat, ist dieselbe, die Christus aus den Toten auferweckt und Ihm den Platz in der
Herrlichkeit gegeben hat! Und doch, wie leicht verlieren wir diese unerschöpfliche Kraftquelle aus
den Augen, wenn wir uns in schwierigen Umständen befinden und oft nicht mehr ein und aus wissen!
Wie schwach fühlen wir uns oft angesichts unserer Probleme! Deshalb betete der Apostel Paulus
darum, dass wir die überragende Größe der Kraft Gottes an uns, den Glaubenden, mehr erkennen
und praktisch erfahren.
Vers 20a: In der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus [den] Toten auferweckte;
Jetzt geht Paulus auf den Ursprung dieser göttlichen Kraft ein. Die Hoffnung hat er ohne jeden Zusatz
erwähnt, beim Erbe hat er jedoch vom Reichtum der Herrlichkeit gesprochen, aber wenn es um die
gegenwärtige Kraft geht, die an jedem Gläubigen gewirkt hat und noch wirkt, sagt er:
„welches die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden“ ist. Sodann gebraucht er noch
drei weitere Ausdrücke: die Wirksamkeit, die Macht und die Stärke, also insgesamt vier verschiedene
Bezeichnungen für diese gewaltige göttliche Kraft. Sie entspricht dem, was Er bereits gewirkt hat und
ist in Übereinstimmung mit etwas, was wir sehen können. Und wo sehen wir es? In dem Christus.
Christus hat die Macht Gottes zwar auch schon in Seinem Leben erwiesen. Denken wir nur an die
vielen Zeichen und Wunder bis hin zur Auferweckung von Toten! Hier aber geht es darum, dass Er
www.bibelkommentare.de
22
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
selbst, der freiwillig den Tod auf sich genommen hat, um dem die Macht zu nehmen, der die Macht
des Todes hat, das ist den Teufel (Heb 2,14), von Gott aus den Toten auferweckt worden ist. Das war
der größte Machtbeweis, den Gott je auf der Erde gezeigt hat. Und diese Macht hat Er auch an uns
erwiesen, wie in Kapitel 2 ausgeführt wird. Auch wir sind auferweckt, wenn auch noch nicht dem
Leibe nach. Unsere Errettung und unsere geistliche Auferweckung mit Christus sind etwas, worin
Gott nicht nur Seine Liebe und Gnade, sondern Seine Macht erwiesen hat. Er hat uns aus dem Tod
in das Leben, aus der Finsternis ins Licht gebracht. Jeder Gläubige darf wissen, dass diese Macht in
ihm wirksam ist, damit er Glaubenskraft empfängt. Diese Macht hat Gott zuerst dadurch erwiesen,
„indem er ihn aus den Toten auferweckte“. Hier wird nur die Auferweckung Christi erwähnt, in
Kapitel 2,6 auch die Tatsache, dass wir mitauferweckt sind.
Christus das Zentrum
In dem zwischen Klammern stehenden Satz (Verse 20b-23) wird nun erklärt, welche herrlichen
Konsequenzen die Auferweckung Christi aus den Toten für Ihn selbst gehabt hat.
Seine Auferweckung war sozusagen Sein erster Schritt zurück in den Himmel, wo Er jetzt als
verherrlichter Mensch ist. Gott hat Ihn aus den Toten auferweckt und „zu seiner Rechten in den
himmlischen Örtern“ gesetzt.
Vers 20b: (und er setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen [Örtern],
Hier begegnet uns der Ausdruck „himmlische Örter“ zum zweiten Mal. In Kapitel 1,3 sehen wir unsere
Segnungen, hier, dass der Herr Jesus sich dort befindet. Er sitzt dort zur Rechten Gottes, in Seiner
Gegenwart. Als Sohn war Er immer bei Gott (Joh 1,1), aber als solcher sitzt Er nicht zur Rechten
Gottes. Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist sind ewig eins. Den Platz zur Rechten Gottes
hat daher nicht der ewige Sohn, sondern der verherrlichte Mensch Christus Jesus empfangen. Es
ist der Platz der höchsten Ehre und der größten Macht (vgl. Ps 110,1; Mt 22,44). Wir fühlen uns oft
elend und schwach und haben nicht den Mut, ein Zeugnis zu sein. Lasst uns dann daran denken,
dass unser von den Menschen so geschmähter Herr sich im Zentrum aller Macht und Herrlichkeit
befindet! Bald wird jeder es sehen, wenn Er Seine Herrschaft über die Welt ausüben wird. Doch wir
dürfen unseren geliebten Herrn schon jetzt zur Rechten Gottes sehen, als Quelle unserer Kraft! Wie
viel Kraft, Mut, Standhaftigkeit und Ausdauer könnten wir haben, wenn wir von dieser Kraft Gottes,
die Christus aus den Toten auferweckt hat, mehr Gebrauch machten!
Vers 21: Über jedes Fürstentum und [jede] Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der
genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen,
Der verherrlichte Christus zur Rechten Gottes steht über jeglicher Autorität in der ganzen Welt, nicht
nur in der sichtbaren, sondern auch in der unsichtbaren, geistigen Welt. In Kapitel 3,10 sehen wir,
wie den Fürstentümern und den Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Versammlung die
mannigfaltige Weisheit Gottes kundgetan wird, und in Kapitel 6,12 finden wir die Weltbeherrscher
dieser Finsternis, die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern, die ebenfalls als
Fürstentümer und Gewalten bezeichnet werden. Die himmlischen Örter sind ein sehr weit gespannter
Begriff, der alles Himmlische, das heißt, fast die ganze unsichtbare Welt, umfasst. Satan als gefallener
Engel hat Zutritt zum Himmel. Sowohl im Alten wie im Neuen Testament finden wir, dass er als
www.bibelkommentare.de
23
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
Verkläger der Gläubigen direkten Zugang zu Gott hat. Erst in Offenbarung 12,9 lesen wir, dass er
auf die Erde geworfen wird. Die hier genannten Fürstentümer beziehen sich also nicht nur auf
Menschen oder gute Engelmächte, sondern auch auf die Mächte der Bosheit, die der Teufel bei
seinem Fall hinter sich her gezogen hat. Aber der Herr steht über allem. Diesen Platz hat Er nicht
nur in der gegenwärtigen Zeit, wo Er für die Menschen unsichtbar ist, sondern Er wird ihn auch im
Tausendjährigen Reich, dem „zukünftigen Zeitalter“, einnehmen (vgl. Heb 2,8; 6,5 ).
Vers 22: Und hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben,
Er besitzt jedoch nicht nur eine relativ höhere Stellung als alle Mächte der Welt, sondern Gott hat
auch „alles seinen Füßen unterworfen“. Diese Worte aus Psalm 8,7 werden im Neuen Testament
dreimal zitiert: hier mit dem Ziel, den Ratschluss Gottes zu zeigen, in 1. Korinther 15,27 mit der
Einschränkung, dass Gott, der Ihm alles unterworfen hat, von dieser Unterwerfung selbstverständlich
ausgenommen ist, und in Hebräer 2,8 mit der zeitlichen Einschränkung: „Jetzt sehen wir ihm noch
nicht alles unterworfen“.
Er sitzt dort im Zentrum aller Macht und Herrlichkeit. Auf Grund Seiner tiefen Erniedrigung bis zum
Tod am Kreuz hat Gott Ihn hoch erhoben und Ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen
erhaben ist, Ihn mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt und Ihm das gesamte Universum zu Füßen gelegt.
Als verherrlichter Mensch ist Er jetzt das „Haupt über alles“. Zwar sehen wir Ihm noch nicht alles
unterworfen; Er wartet jetzt, bis Seine Feinde Ihm als Schemel Seiner Füße hingelegt werden und Er
die Herrschaft im Tausendjährigen Reich antreten wird (Heb 2,8; 10,13). Aber im Epheserbrief, der
den ewigen Ratschluss Gottes enthüllt, werden diese zukünftigen Ereignisse bereits als vollendete
Tatsache betrachtet: „(Er) hat alles seinen Füßen unterworfen.“ Er ist das Zentrum aller Macht, aller
Herrlichkeit und aller Gnade. Auf Ihn können wir im Glauben unseren Blick richten, denn Er ist
unsere Kraftquelle und unser Ziel.
In Kolosser 3,1 werden wir deshalb aufgefordert, zu suchen, „was droben ist, wo der Christus ist,
sitzend zur Rechten Gottes“. In Hebräer 2,9 sehen wir „Jesus, der ein wenig unter die Engel wegen
des Leidens des Todes erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“, und in Kapitel 12,2 werden
wir ermuntert, hinzuschauen „auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der, die Schande
nicht achtend, für die vor ihm liegende Freude das Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten
des Thrones Gottes“.
Gerade in einer Zeit geistlicher Schwachheit sind diese Hinweise sehr vonnöten. Wenn wir auf
uns selbst und auf unsere Umgebung schauen, möchten wir vielleicht manchmal verzagen, aber
wenn wir daran denken, dass unser Herr im Zentrum der Macht und Herrlichkeit sitzt und dort
unaufhörlich als Hoherpriester für uns tätig ist, werden wir getröstet, gestärkt und erfahren Seine
Kraft und Durchhilfe auch in schwierigen Lagen.
„. . . der Versammlung gegeben“
Nach Gottes Ratschluss ist der Herr Jesus als verherrlichter Mensch jetzt das „Haupt über alles“. Als
Schöpfer ist Gott auch das Haupt der gesamten Schöpfung (vgl. 1. Chr 29,11), aber auf Grund Seines
Werkes hat Christus diese Stellung als Sohn des Menschen empfangen (vgl. Ps 8,5–7). Was der erste
Adam durch Ungehorsam verlor, hat der letzte Adam durch Seinen Gehorsam in viel herrlicherer
www.bibelkommentare.de
24
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
Weise wieder gewonnen. Und wie Adam von Gott in Eva eine „Hilfe . . . seinesgleichen [oder: die ihm
entspricht]“ erhielt, so empfing der Herr Jesus von Ihm die Versammlung, die „von seinem Fleisch
und von seinen Gebeinen“ ist (1. Mo 2,23; Eph 5,30). Damit wird ein neues Thema eingeleitet. Die
beiden letzten Verse dieses Kapitels betreffen nicht mehr unsere persönlichen Segnungen, sondern
weisen erstmals in diesem Brief auf unsere gemeinschaftlichen, korporativen Segnungen hin, das
heißt als Versammlung.
Die Versammlung ist für Gott so bedeutsam, dass Er ihr den verherrlichten Christus als „Haupt über
alles“ gegeben hat. Messen wir Seiner Versammlung auch einen hohen Wert bei? Wenn wir es nicht
tun, bleiben wir hinter Seinen Gedanken zurück und verlieren viel. Wir neigen leicht dazu, nur das zu
sehen, was uns so schwach, unvollkommen und fehlerhaft erscheint. Aber das ist nicht die richtige
Betrachtungsweise der Versammlung! Für Gott ist sie so wertvoll, dass Er ihr keinen Geringeren als
das Haupt aller Dinge geschenkt hat, der jetzt auch ihr Haupt ist – obwohl Er hier nicht ausdrücklich
als Haupt der Versammlung gesehen wird.
Vers 23: Die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt);
Im letzten Vers dieses Kapitels erhalten wir einen weiteren Einblick in den Ratschluss Gottes mit
Seinem Sohn: die Versammlung ist „sein Leib, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“. Sie wird hier
nicht in ihrer gegenwärtigen äußeren Schwachheit, Unvollkommenheit und Zerrissenheit gesehen,
sondern als vollendet in Ewigkeit4 . Während ihrer Existenz auf der Erde kann sie wohl kaum Seine
„Fülle“ sein, weil sie noch nicht vollzählig und vollkommen ist. Aber wenn der Herr Jesus sie heimholt
in den Himmel, dann wird sie ohne Flecken oder Runzel, heilig und untadelig vor Ihm stehen; dann
wird in ihr Seine Fülle, die Vervollständigung Seiner Herrlichkeit gesehen werden. Und warum? Weil
sie der größte und vollkommenste sichtbare Beweis Seiner Liebe und Gnade ist. Wenn nur Seine
Heiligkeit und Majestät erstrahlte, würde an Seiner Herrlichkeit etwas Wesentliches fehlen.
Als ewiger Sohn Gottes benötigt Er nichts, was zu Seiner „Fülle“ oder Vervollständigung dienen
könnte. Aber hier ist Er der verherrlichte Mensch im Himmel. Er wurde arm, um uns reich zu
machen, aber auch Er ist „reich gemacht“ worden, weil Er jetzt im Himmel verherrlicht ist. Er hat
den Willen Gottes vollkommen erfüllt und wird einmal das ganze Universum mit Seiner Herrlichkeit
und Seinem Segen füllen. Die Versammlung, die Sein Leib ist, wird dann Seine Ergänzung sein und
zur Vervollständigung Seiner Herrlichkeit als Sohn des Menschen dienen.
Eine engere Verbindung als die zwischen Haupt und Leib ist kaum vorstellbar. Beide stellen eine
untrennbare Einheit dar. Das ist wohl der hauptsächliche Grund, warum uns die Versammlung im
Wort Gottes als Leib Christi vorgestellt wird. Als Haus Gottes ist sie Seine Wohnung sowie der Bereich
göttlicher Ordnung und Heiligkeit auf der Erde und als Braut oder Weib des Lammes der Gegenstand
Seiner ewigen, unbegreiflichen Liebe. Doch als Leib ist sie das Bild vollkommener Einheit – sowohl
mit Christus, ihrem Haupt, als auch in sich. Das beinhaltet auch, dass sie an allem teilhat, was das
4
Die Versammlung als Leib Christi und als Haus Gottes wird im NT unter drei verschiedenen Aspekten betrachtet:
erstens als gegenwärtig auf der Erde existierend, wozu alle lebenden Gläubigen gehören (z. B. Kap. 4,4; 1. Kor 3,17;
12,28), zweitens wie hier nach Gottes Ratschluss als vollendet in der Herrlichkeit (vgl. Mt 16,18), und drittens als örtliche
Realisierung und dementsprechend als gottgemäßer Ausdruck der gesamten Versammlung auf der Erde (Mt 18,17;
1. Kor 1,2; 3,16; 12,27).
www.bibelkommentare.de
25
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 1
Haupt besitzt. – Die Einheit der Glieder des Leibes untereinander kommt jedoch erst in Kapitel 4 zur
Sprache.
Wie wichtig ist es, Gottes Gedanken zu kennen. Wie können wir das Zusammenkommen der
Gläubigen recht verstehen, wenn wir nicht Gottes Gedanken über Seine Versammlung als Ganzes
vor Augen haben? Und wie können wir die rechten Gedanken über die Versammlung haben, wenn
wir nicht sehen, welchen Platz der Herr Jesus als Haupt über alles auch in Beziehung zu Seiner
Versammlung einnimmt.
www.bibelkommentare.de
26
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
Kapitel 4
Kapitel 4–6: Die Praxis
In den ersten drei Kapiteln seines Briefes an die Epheser stellt Paulus den Ratschluß Gottes bezüglich
der Stellung des Herrn Jesus in der Herrlichkeit und der persönlichen und gemeinschaftlichen
Segnung ehemals verlorener Sünder vor, und zwar in einer Art und Weise wie in keinem anderen
seiner Briefe. In den Kapiteln 4 bis 6 behandelt er die praktische Verwirklichung, die Konsequenz
aus dem Vorherigen. Es geht nicht mehr um Gottes Ratschluss, sondern um die Verantwortung der
Erlösten. Sie besteht darin, persönlich als neue Menschen und gemeinsam als Glieder des Leibes
Christi in würdiger Weise zu wandeln (vgl. Kap. 4,1.17; 5,2 8.15).
Geistliche Kraft
Der erste Teil dieses Briefes appelliert an unser geistliches Verständnis, der zweite Teil an unsere
geistliche Kraft. Geistliche Kraft erkennt man nicht an Aufsehen erregenden Resultaten. Ihre
Kennzeichen sind die Leitung des Heiligen Geistes und die treue Nachfolge des Herrn Jesus in
den Fußstapfen, die Er uns hinterlassen hat. Sich immer wieder gegen das in uns wohnende Fleisch
und den Eigenwillen zu entscheiden, abgesondert von der Welt zu leben und alle Geschwister im
Glauben zu lieben, das ist geistliche Kraft. Es ist die Energie, die alle dem Glauben entgegenwirkenden
Kräfte überwindet und besiegt.
Wie bekomme ich geistliche Kraft? Dadurch, dass ich bereit bin, den einmal aus Seinem Wort
erkannten Willen Gottes im Glauben zu tun. Geistliche Kraft gibt es also für jeden Gläubigen, und
sie offenbart sich nicht in erster Linie in großen Taten, sondern in den vielen kleinen Einzelheiten
des täglichen Lebens.
Die Auferbauung des Leibes (Kap. 4,1–16)
Wir haben in den vorherigen Kapiteln die Berufung der Kinder Gottes gesehen, wobei wir uns
sowohl mit der individuellen als auch der gemeinsamen Seite befasst haben. Auf diese gemeinsame
Berufung beziehen sich die Ermahnungen in Epheser 4,1–16, während von da an mehr die persönliche
Verantwortung angesprochen wird.
Die gemeinsame Berufung der Erlösten beinhaltet in erster Linie ihre Verbindung mit dem Herrn
Jesus als dem Haupt in der Herrlichkeit und mit allen anderen Gläubigen als Gliedern Seines Leibes,
aber auch die Offenbarung des Reichtums des Christus und der Weisheit Gottes.
www.bibelkommentare.de
27
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
Die ersten Ermahnungen in diesem Abschnitt lassen sich in drei wesentliche Aufforderungen
unterteilen: den würdigen Wandel, den Umgang miteinander und die Bewahrung der Einheit des
Geistes. Sie gelten für alle Glieder des Leibes Christi gleichermaßen und ohne Ausnahme. Danach
folgen Belehrungen über die besonderen Gaben zur Erbauung des Leibes Christi, und zum Schluss
richtet der Schreiber sich wieder an alle Glieder des Leibes.
Vers 1: Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit
der ihr berufen worden seid,
Hier nimmt Paulus den in Kapitel 3,1 begonnenen und in Vers 2 unterbrochenen Gedanken wieder auf.
[l] Er erinnert daran, dass er als treuer Diener des Herrn um seines Dienstes willen ein Gefangener
war (vgl. Kap. 3,1; 6,20). Den ihm anvertrauten Ratschluss Gottes hatte er in den drei Anfangskapiteln
dieses Briefes entwickelt: die vollkommene, gesegnete Stellung des Gläubigen in Christus, die Kenntnis
Gottes als Vater sowie den Zugang zu Ihm durch den Heiligen Geist und die Einheit des aus Juden und
Heiden bestehenden Leibes Christi. Vor allem das Letztere war den Juden ein Ärgernis und der Grund
seiner Gefangennahme in Jerusalem. Nicht sehr viel später sollte die Gefangenschaft des Apostels
(und gewiss auch ihre Ursache) dazu führen, dass viele Christen sich des Paulus schämten oder sich
von ihm abwandten (2. Tim 1,8–16). Hier konnte er seine Umstände jedoch noch zur Unterstreichung
der nun folgenden Ermahnungen anführen.
Die Erste dieser Ermahnungen lautete, dass die Epheser würdig der Berufung wandeln sollten, mit
der sie berufen waren.5 Wird an diesen Worten nicht deutlich, dass es keine rechte Praxis ohne
rechte Lehre gibt? Wie sollten die Epheser denn ihrer Berufung würdig leben, wenn sie sich nicht
für sie interessierten? Und wie sollten sie ihre Berufung als Gläubige kennen, wenn sie ihnen nicht
mitgeteilt worden wäre?
Die Kenntnis der Gedanken Gottes ist die Voraussetzung für ihre Verwirklichung. Wir lesen an
anderen Stellen von unserer himmlischen Berufung (Heb 3,1; Phil 3,14), doch hier geht es um
die Berufung der Erlösten zu einem Leib Christi und zur Wohnung Gottes im Geist, mit anderen
Worten: die Berufung zu Seiner Versammlung auf der Erde. Wir werden auch ermahnt, würdig des
Evangeliums des Christus (Phil 1,27), würdig des Herrn (Kol 1,10) und würdig des Gottes zu wandeln,
der uns zu Seinem eigenen Reich und zu Seiner eigenen Herrlichkeit berufen hat (1. Thes 2,12),
insgesamt also viermal. Hier steht die Aufforderung zu einem würdigen Wandel in Verbindung mit
unserer im Vorherigen beschriebenen Berufung.
Vers 2: Mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander ertragend in Liebe,
Als Nächstes führt Paulus im Einzelnen aus, worin dieser würdige Wandel besteht. Ist es nicht
auf den ersten Blick erstaunlich, dass wir hier zunächst nichts von den erhabenen Wahrheiten
lesen, die in den ersten drei Kapiteln des Briefes dargelegt werden, sondern ganz einfache,
schlichte,Verhaltensregeln‘finden? Die Erklärung ist so einfach wie wichtig, dass die Gedanken
Gottes nur von Menschen erfüllt werden können, die von neuem geboren und der göttlichen Natur
teilhaftig geworden sind. Das Fleisch, die alte Natur des Gläubigen, ist unfähig, „mit aller Demut und
Sanftmut, mit Langmut, einander ertragend in Liebe“ zu leben. Aber hier finden wir die Wesenszüge
des Herrn Jesus, des Menschen vom Himmel, der uns zuruft: „Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig
5
Im Griechischen gibt es keinen Unterschied zwischen „rufen“ und „berufen“ (kaleo) oder „Ruf“ und „Berufung“ (klesis).
www.bibelkommentare.de
28
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
und von Herzen demütig“ (Mt 11,29). In Demut wusch Er Seinen Jüngern die Füße, in Sanftmut
ertrug Er ihre oft so eigenwilligen Äußerungen und Verhaltensweisen, in Langmut begegnete Er
sogar einem Judas, der Ihn drei Jahre begleitete, und in Seiner göttlichen Liebe liebte Er die Seinen
bis ans Ende. Durch die neue Geburt hat jedes Kind Gottes Anteil an Seiner Natur bekommen; in
der Praxis benötigen wir jedoch diese Ermahnungen, weil wir noch nicht von unserem Fleisch, der
„alten Natur“ befreit sind.
Wenn wir die Zerrissenheit auch unter wahren Kindern Gottes sehen, müssen wir dann nicht
bekennen, dass die Gründe für fleischliche Parteiungen und Spaltungen großenteils hier zu suchen
sind? Wenn wir in Demut, Sanftmut und Langmut miteinander umgingen, dann gäbe es keine
Ungeduld, keinen Neid und keinen Groll unter uns. Wenn wir einander in Liebe ertrügen, dann
würden wir vor Parteisucht bewahrt (vgl. Phil 2,2–5). Aber wenn uns diese Eigenschaften des neuen
Menschen im praktischen Miteinander fehlen, kann es sogar dahin kommen, dass wir einander
beißen und fressen und schließlich voneinander verzehrt werden (Gal 5,15).
Einander in Liebe ertragen
Wir brauchen deshalb diese Ermahnungen, die im Grunde darauf hinauslaufen, uns immer enger an
unseren Herrn im Himmel anzuschließen, damit wir Seine Wesenszüge in Seiner Versammlung zum
Ausdruck bringen können. Sollte diese Haltung nicht der Grund dafür gewesen sein, dass die ersten
Christen einerseits Gunst bei dem ganzen Volk hatten, andererseits aber niemand wagte, sich ihnen
anzuschließen – weil man sah, dass hier „neue Menschen“ eine „neue Einheit“ bildeten, etwas, was
es auf der ganzen Erde bis dahin noch nie gegeben hatte (Apg 2,47; 5,13)?
Wenn jedes Glied des Leibes Christi diese einfachen und doch so ernsten Ermahnungen verwirklicht
hätte, dann hätte es viele der traurigen Spaltungen nicht gegeben. Jemand, mit dem ich mich gut
verstehe, brauche ich ja nicht zu ertragen, denn ich freue mich jedes Mal, wenn ich ihn sehe. Wenn
mich aber persönliche, charakterliche Eigenarten stören, heißt es: „einander ertragend in Liebe“.
Besonderheiten oder Absonderlichkeiten im Verhalten können manchmal für andere belastend sein;
auch hier gilt: „einander ertragend in Liebe“. Auch wenn das rechte Verständnis der Lehre des Christus
nicht vorhanden ist, bleibt es dabei: „einander ertragend in Liebe“.
Die Einheit des Geistes bewahren
Vers 3: Euch befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens.
Demut, Sanftmut, Langmut und Liebe sind nötig, um die Einheit des Geistes bewahren zu können.
Mit dieser Einheit ist nun nicht dasselbe gemeint wie mit den Worten in Vers 4: „Da ist ein Leib.“
Dort haben wir die Einheit des Leibes Christi vor uns, die ein Ergebnis Seines Werkes am Kreuz ist.
Er hat die Grundlage dazu gelegt, und durch den Heiligen Geist sind alle Erlösten zu einem Leib
getauft (Eph 2,16; 1. Kor 12,12.13). Die Einheit des Leibes braucht daher nicht mehr hergestellt oder
angestrebt zu werden; sie existiert als ein göttliches Werk, das weder zerstört werden kann noch
bewahrt zu werden braucht. Diese unumstößliche Tatsache sollten wir immer vor Augen haben.
Jedes Mal, wenn wir zum Brotbrechen zusammenkommen, erinnern wir uns daran: „Das Brot, das
www.bibelkommentare.de
29
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus? Denn ein Brot, ein Leib sind wir,
die vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot“ (1. Kor 10,16.17).
Auch die Einheit des Geistes brauchen wir nicht herzustellen, denn sie ist im eigentlichen Sinn das
Werk des Heiligen Geistes. Er bewirkt in uns das Bewußtsein, dass wir mit allen Erlösten gemeinsam
einen Leib bilden, und gibt uns die Kraft, uns dementsprechend zu verhalten. Diese Einheit hat also
einen durchaus praktischen Aspekt, und deshalb kann ihre Verwirklichung gestört werden. Sie ist
wie ein zartes Band, durch das der Heilige Geist uns miteinander in praktischer Einmütigkeit erhalten
will, und kann daher schon durch ein fleischliches Wort unter Brüdern verletzt werden. Das Fleisch
in uns ist dem Wirken des Heiligen Geistes immer entgegengesetzt.
Wie notwendig ist daher die Ermahnung, uns zu „befleißigen, die Einheit des Geistes zu bewahren
in dem Band des Friedens“! Der Ernst dieser Worte kommt in den beiden Ergänzungen „euch
befleißigend“ und „in dem Band des Friedens“ zum Ausdruck. Wir dürfen nicht gleichgültig sein
im Blick auf das, was unserem Herrn so wertvoll ist, und müssen Eifer und Mühe dazu aufwenden,
gleichzeitig aber dem Frieden untereinander nachjagen. Was darüber hinaus zur Bewahrung der
Einheit des Geistes erforderlich ist, haben wir in den vorigen Versen betrachtet und wiederholen
es nochmals, weil es so wichtig ist: Demut, Sanftmut, Langmut, Duldsamkeit und Liebe. Es sind die
Eigenschaften unseres Herrn, die auch der neue Mensch besitzt, die Kennzeichen eines geistlichen
Christen. Ohne sie können wir die Einheit des Geistes nicht bewahren. Das Zurücktreten des Einzelnen
und der Friede untereinander sind die Voraussetzungen, damit der Heilige Geist uns gemeinsam auf
den Herrn Jesus ausrichten kann. Das Haupt der Versammlung ist der Mittelpunkt dieser Einheit.
Die Einheit des Geistes ist nicht zu verwechseln mit menschlicher Einmütigkeit. Mit dem Wort Geist ist
hier nämlich nicht unser menschlicher Geist gemeint, sondern der Heilige Geist. Es kann vorkommen,
dass eine Anzahl Gläubige oder eine ganze Versammlung sich in einer Angelegenheit einig wird,
die ganz und gar nicht dem Willen Gottes entspricht. Dann ist zwar Einmütigkeit vorhanden, aber
nicht die Einheit des Geistes. Der Heilige Geist wird nie eine Einmütigkeit hervorbringen, die nicht
auf der Grundlage des Wortes Gottes beruht. Seine Bemühungen zielen immer auf die praktische
Verwirklichung der Einheit der Glieder des Leibes Christi nach der Richtschnur der Heiligen Schrift.
In der Versammlung Gottes treffen die verschiedensten menschlichen Charaktere und Kulturen
aufeinander. Seit dem Erlösungswerk Christi existieren jetzt ein neuer Mensch und ein Leib, wie wir
in Kapitel 2,15 und 16 gesehen haben. „Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier,
da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus“ (Gal 3,28). Nicht menschliche
Sympathie ist das verbindende Element, sondern das neue Leben und die Liebe Gottes, die durch
den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen ist. Wenn wir als von Gott Geliebte die Glieder
des Leibes als Gegenstände derselben Liebe betrachten und in der Gesinnung unseres Herrn leben,
dann sind wir zu Demut, Sanftmut und Langmut fähig, können einander in Liebe ertragen und so die
Einheit, die der Heilige Geist in unserer Mitte bewirken will, im Band des Friedens bewahren.
Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, dass es sich in erster Linie darum handelt, dies unter den
Geschwistern zu verwirklichen, mit denen wir an einem Ort zusammengestellt sind. Darüber hinaus
gilt dieser Grundsatz immer und überall für alle Glieder des Leibes Christi. Keiner darf sich dieser
Aufforderung entziehen oder ihre Gültigkeit für sich persönlich in Frage stellen.
www.bibelkommentare.de
30
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
Einheit um jeden Preis?
Bedeutet das bisher Gesagte nun, dass wir bei unseren Geschwistern unter allen Umständen alles in
Liebe ertragen müssen? Mit dieser Frage kommen wir zu einem wichtigen Punkt, der in unserer Zeit
eine traurige Aktualität hat.
Es gibt Gläubige, die die Auffassung vertreten, um der Einheit willen müsse man wirklich alles
ertragen oder – modern ausgedrückt – tolerieren. In der Welt wird heute Toleranz gegenüber
Andersdenkenden als Grundlage demokratischer Gesellschaftsordnungen betrachtet. Viele Christen
meinen nun, Toleranz und Gnade seien verwandte oder gar gleichartige Begriffe. Das ist jedoch nicht
richtig. Toleranz lässt jede andere Überzeugung und Handlungsweise als gleichberechtigt gelten. Der
Christ dagegen, der in der Gnade steht und lebt, weiß um die alleinige Wahrheit der Botschaft Gottes
und kennt den rechten Weg, wird aber Geduld zeigen und immer versuchen, die Unterweisungen der
Gnade weiterzugeben (vgl. Phil 3,15.16).
Doch zurück zur Frage: Muss um der Einheit willen wirklich alles ertragen werden? Wegen der
Wichtigkeit dieses Themas und der besseren Übersicht halber erscheint es angebracht, die Antwort
darauf ein wenig aufzugliedern.
1. Die erste Voraussetzung zur Bewahrung der Einheit des Geistes ist das liebevolle Ertragen.
Leider sind wir aus fleischlichen Gründen schnell geneigt zu sagen: Ich kann diesen Bruder
oder diese Schwester nicht mehr ertragen. Dass eine solche Herzenshaltung vor dem Herrn
keinen Bestand hat, haben wir bereits betrachtet.
2. Das Ertragen in Liebe schließt jedoch Ermahnungen nicht aus: ein unordentlich wandelnder
Christ muss zurechtgewiesen werden (1. Thes 5,14; 2. Thes 3,12), auf jemand, der Zwiespalt und
Ärgernis anrichtet, muss Acht gegeben werden (Rom 16,17), und ein sektiererischer Mensch soll
abgewiesen werden (Tit 3,10). Hierbei darf die Aufforderung des Apostels Paulus an Timotheus
nicht außer Acht gelassen werden: „Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern
gegen alle milde sein, lehrfähig, duldsam, der in Sanftmut die Widersacher zurechtweist, ob
Gott ihnen nicht etwa Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit“ (2. Tim 2,24.25). Bei allem Ernst
der Situation muss sich doch weiterhin ein hohes Maß an „Ertragen in Liebe“ zeigen.
3. Die Grenze des Ertragens ist erst erreicht, wenn sich trotz aller Bemühungen der Liebe
ein Zustand offenbart, der die Einheit des Geistes zerstört. Dass dies nicht erst der Fall ist,
wenn Irrlehren oder gröbste sittliche Verfehlungen geduldet werden, müsste eigentlich jedem
Gläubigen, dem die Ehre des Herrn und das Wohl der Seinigen am Herzen liegt, einleuchten.
Wenn zum Beispiel Geschwister gegen den Willen der übrigen eigenwillige Handlungen in
Versammlungsfragen durchsetzen und dies trotz geduldiger Belehrungen fortsetzen, offenbart
sich darin eine böse Gesinnung, auch wenn diese sich hinter süßen Worten und schönen
Reden versteckt. In einem solchen Fall ist die einzige Möglichkeit zur Bewahrung der Einheit
des Geistes in der Trennung. Manchen Kindern Gottes erscheint dies schwer verständlich.
Doch der heilige Gott kann sich nicht mit Bösem verbinden. Durch die ganze Heilige Schrift
zieht sich der Gedanke, dass Trennung von allem, was Gottes Wesen entgegengesetzt ist, die
Voraussetzung für ein Ihm wohlgefälliges Leben und Handeln ist. Eine solche Trennung ist
www.bibelkommentare.de
31
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
nach Gottes Gedanken ein außergewöhnlicher Fall, denn die praktische Einheit der Gläubigen
beruht auf der gemeinsam anerkannten Grundlage des Wortes Gottes. Wenn diese aber nicht
mehr anerkannt wird, werden nach geduldigen Bemühungen der Liebe diejenigen offenbar, die
Parteiungen in die Versammlung Gottes hineintragen, ebenso aber auch die Bewährten (vgl.
1. Kor 11,19).
Trennung oder Spaltung?
Eine solche Trennung kann nicht ohne tiefe Demütigung über die Verunehrung des Herrn, die wir
alle mitverschuldet haben, erfolgen (1. Kor 12,26; vgl. Dan 9). Wenn es uns wirklich um die Ehre des
Herrn geht, sind wir gedemütigt, wenn wir aber nur mit der Absonderung – so notwendig diese auch
ist – beschäftigt sind, kommt leicht Selbstgerechtigkeit in uns auf.
Manchmal werden solche notwendigen Trennungen als fleischliche Spaltungen bezeichnet. Aber
wenn wir das Wort Gottes untersuchen, werden wir finden, dass Parteiungen oder Sekten (griech.
hairesis) und Spaltungen (griech. schisma) zwar immer fleischlich sind6 . Sie können leicht dadurch
entstehen, dass man einander nicht mehr ertragen will, ohne dass ein schriftgemäßer Grund dazu
vorliegt. Trennung vom Bösen dagegen ist die von Gott geforderte Absonderung von allem, was Ihm
und Seinem Wesen widerspricht und zugleich die Voraussetzung für die Einheit des Geistes7 .
Wenn wir die biblischen Begriffe Spaltung und Trennung nicht unterscheiden, verlieren wir den
klaren Blick für das, was vor Gott falsch und was richtig ist. Oft genug ist Geschwistern, die sich von
anderen trennen mussten, der Vorwurf der Spaltung gemacht worden, und umgekehrt sind manche
fleischlichen und vermeidbaren Spaltungen als biblisch notwendige Trennungen bezeichnet worden.
Nur wenn wir den Herrn als unser Haupt im Himmel vor Augen haben, können wir durch Seine
Gnade miteinander in der Einheit des Geistes bewahrt bleiben.
Das Haupt sorgt für den Leib
In den Versen 4 bis 6 wird der Blick von der örtlichen und persönlichen Aufgabe, unserer Berufung
entsprechend zu wandeln, auf grundsätzliche Aspekte gelenkt. Es ist immer wichtig, bei der
Beschäftigung mit den Einzelheiten des christlichen Lebens, die göttlichen Grundsätze nicht aus dem
Auge zu verlieren. Hier werden uns nun die sieben Bereiche und Beziehungen vorgestellt, in denen
wir uns als Christen befinden.
Verse 4 bis 6: [Da ist] ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer
Berufung. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle
und in uns allen.
Als Erstes steht der Bereich des Leibes Christi vor uns. Alle, die durch den Glauben an den Herrn
Jesus ewiges Leben und den Heiligen Geist empfangen haben, gehören als Glieder zu dem einen
Leib des Christus (1. Kor 12,12.13.27). Die Einheit des Leibes ist eine wesensmäßige, ewig bleibende
Einheit. Der Leib Christi wird hier als gegenwärtig existierend betrachtet, das heißt, aus allen zu
6
Vgl. 1. Kor 11,19 (Parteiungen); Gal 5,20 (Sekten); 2. Pet 2,1 (Sekten); 1. Kor 1,10 (Spaltungen); 11,18 (Spaltungen); 12,25
(Spaltung).
7
Vgl. 1. Kor 5,7.13; 1. Thes 5,22; 2. Tim 2,19–21; Off 18,4.
www.bibelkommentare.de
32
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
einem bestimmten Zeitpunkt lebenden Gläubigen bestehend (vgl. dagegen Kap. 1,23). Sie alle haben
denselben Heiligen Geist empfangen, der sie miteinander verbindet, aber auch in ihrem Dienst leitet.
Alle haben eine und dieselbe Hoffnung: Sie erwarten den Herrn Jesus zur Erfüllung Seiner Verheißung
(Kap. 1,18; vgl. Joh 14,1–3).
Daneben gibt es jedoch den Bereich des christlichen Bekenntnisses hier auf der Erde, der einen mehr
nach außen gerichteten Charakter hat. Das wird sehr deutlich in Römer 10,9 und 10 ausgedrückt:
„. . . dass, wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott
ihn aus den Toten auferweckt hat, du errettet werden wirst. Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur
Gerechtigkeit, mit dem Mund aber wird bekannt zum Heil.“ Der Ausdruck „ein Herr“ steht also für die
bekenntnismäßige Anerkennung der Autorität des Herrn Jesus als des alleinigen Herrn. „Ein Glaube“
meint hier nicht die persönliche Annahme der Heilswahrheit, sondern den einen christlichen Glauben
im Gegensatz zu Judentum und Götzendienst. Die „eine Taufe“ ist die christliche Wassertaufe auf den
Tod Christi im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, nicht die von Johannes dem
Täufer (Mt 28,19; Röm 6,3f). Leider befinden sich in diesem Bereich des christlichen Bekenntnisses
auch Menschen, die sich zwar Christen nennen, aber kein Leben aus Gott haben und daher nicht
zum ersten Bereich gehören. Diese Entwicklung vom wahren, lebendigen Christentum zur toten
Christenheit lag jedoch nicht in Gottes Absicht und ist hier daher auch schwerlich das Thema. Die
weit verbreitete Meinung, wir hätten hier „drei konzentrische Kreise“ vor uns, die einen immer
größeren Umfang haben, ist daher wohl kaum in Übereinstimmung mit der Zielsetzung des Briefes
an die Epheser zu bringen, in dem uns der Ratschluss Gottes mitgeteilt wird.
Der dritte Bereich zeigt uns den „einen Gott und Vater“, der im Gegensatz zu den vielen Göttern der
Nationen steht. Er ist nicht nur der Gott und Vater aller wahren Gläubigen, sondern – wie wir in
Kapitel 3,15 gesehen haben – Derjenige, der „jede Familie in den Himmeln und auf der Erde“ benennt
und kennt. Unser Gott und Vater in Christus ist und bleibt zugleich auch Herr der ganzen Schöpfung.
Seine Rechte als Schöpfer gibt Er niemals preis. Er ist „über allen und durch alle und in uns allen8 “. –
In den insgesamt sieben Punkten dieser drei Bereiche sollen wir als Christen entsprechend unserer
Berufung wandeln, die in den folgenden Abschnitten weiter entwickelt wird.
Vers 7: Jedem Einzelnen aber von uns ist die Gnade gegeben worden nach dem Maß der Gabe des
Christus.
Nach den wie Posaunenstöße klingenden Grundsätzen biblisch-christlicher Einheit in den Versen 4
bis 6 („ein Leib, ein Geist, eine Hoffnung . . . , ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater . . . “)
stehen im weiteren Verlauf von Kapitel 4 die einzelnen Gläubigen im Vordergrund, die diese Einheit
bilden. Wie vollkommen sind doch die Gedanken Gottes! Wenn Er die Einheit des ganzen Leibes
betrachtet, verliert Er doch die vielen einzelnen Glieder nicht aus dem Auge, und wenn Er sich mit
den Einzelnen beschäftigt, vergißt Er das Ganze nicht! Einheit und Vielfalt – diese beiden Aspekte
der Wahrheit über den Leib Christi bilden eine göttliche Harmonie. Dies ist für uns als Menschen
schwer zu fassen. Wir neigen dazu, entweder die Einheit zu betonen, wobei wir leicht in die Gefahr
der Uniformität geraten, oder aber die Vielfalt zu unterstreichen, was die Gefahr der Verwirrung in
8
So nach einigen Handschriften und den alten Übersetzungen; der Tex-tus Receptus liest „in euch allen“; P46, K, A, B, C
und andere (danach auch das Griechische Neue Testament von Nestle-Aland, 27. Auflage) haben nur „in allen“, was
die Allgemeingültigkeit dieser Aussage für alle Menschen unterstreicht (vgl. Mal 2,10; 1. Kor 8,6).
www.bibelkommentare.de
33
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
sich birgt. Nur in der Kraft des neuen Lebens und unter der Leitung des Heiligen Geistes sind wir in
der Lage, beide Seiten harmonisch miteinander zu verbinden.
Neben der Einheit steht also die Vielfalt, womit jedoch nicht menschliche Verschiedenheit gemeint
ist, sondern die Vielzahl der Offenbarungen der Gnade in den Gläubigen, die von ihrem Haupt im
Himmel gegeben werden und zum geistlichen Wachstum des Leibes zu Ihm hin führen sollen.
Christus, unser Haupt im Himmel beschäftigt sich nicht nur mit Seinem Leib als Ganzes, sondern
auch mit den vielen einzelnen Teilen, den Gliedern. Der Ausdruck „Glieder“ kommt im Brief an
die Epheser allerdings erst in Kapitel 4,25 und 5,30 vor, das heißt in den Abschnitten, in denen die
Praxis des Glaubenslebens behandelt wird (vgl. Röm 12,5; 1. Kor 6,15; 12,12–28). Hier steht jedoch
der Ratschluss Gottes über Christus und Seine Versammlung im Vordergrund.
Jedem einzelnen Gläubigen, der Seinem Leib angehört, hat der jetzt zur Rechten Gottes verherrlichte
Herr ein bestimmtes Maß an Gnade gegeben, wie es in Vers 7 heißt. Er kennt jeden von uns. Er weiß
um unsere Fähigkeiten und teilt jedem Einzelnen genau nach dem Maß zu, das ihm entspricht.
Vers 8: Darum sagt er: „Hinaufgestiegen in [die] Höhe, hat er [die] Gefangenschaft gefangen geführt
und den Menschen Gaben gegeben.
Zur Begründung führt Paulus einen Ausspruch aus dem Alten Testament an (Ps 68,19). In diesem
Psalmvers wird bereits Jahrhunderte im Voraus prophetisch von dem Herrn Jesus als Demjenigen
gesprochen, der den Teufel besiegt hat („die Gefangenschaft gefangen geführt“), in den Himmel
aufgefahren ist („aufgefahren in die Höhe“) und als Mensch („im Menschen“) von Gott Gaben
empfangen hat. Diese Gaben hat der Herr nicht für sich selbst empfangen; sie sind Zeichen Seiner
Macht, die im Tausendjährigen Reich, wenn der Heilige Geist auf alles Fleisch ausgegossen wird,
einmal auf der Erde zur Entfaltung kommen werden. Das steht noch bevor. Doch erinnern wir uns
an Kapitel 1,20–23. Dort haben wir gesehen, dass der Herr Jesus, der „alles in allem erfüllt“, einmal
als Haupt über alles im Tausendjährigen Reich herrschen wird, aber schon jetzt der Versammlung,
die Sein Leib ist, gegeben worden ist und in inniger Beziehung zu ihr steht. Hier nun wird Er uns als
Derjenige vorgestellt, der in Seiner Erhöhung zur Rechten Gottes alles erfüllen wird und jetzt der
mit Herrlichkeit und Macht umgebene Spender geistlicher Gaben für Seinen Leib ist.
Da die Versammlung und das „Geheimnis des Christus“ nicht zu den Gegenständen der Prophetie
gehörten, finden wir im Alten Testament nur, dass der Messias leiden müsse, danach zur Rechten
Gottes erhöht und als Mensch herrschen würde (vgl. Jes 53; Ps 2; 8; 110). Aber bei der Offenbarung
des Geheimnisses im Neuen Testament wird uns mitgeteilt, dass der Herr Jesus als verherrlichter
Mensch nicht nur im Tausendjährigen Reich Seine Macht ausüben und Seinen Segen über die gesamte,
dann befreite Schöpfung ausgießen wird, sondern es in der Versammlung, die Ihm als Sein Leib so
nahe steht, schon jetzt tut. Bevor Er Seine Macht im Segen für die Menschen auf der Erde entfaltet,
offenbart Er sie in der Versammlung, indem Er nach Seiner Verheißung Menschen, die aus der Macht
des Feindes befreit sind, Gaben mitteilt, die der Beweis dieser Macht sind. Deshalb zitiert Paulus die
Worte aus Psalm 68.
Doch der Wortlaut des Zitats ist ein wenig abgewandelt. Anstatt der ursprünglichen Worte: „. . . du
hast Gaben empfangen im Menschen“, schreibt Paulus unter der Leitung des Heiligen Geistes: „ . . .
www.bibelkommentare.de
34
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
hat er . . . den Menschen Gaben gegeben“. Er geht damit einen Schritt weiter und beschreibt die
Austeilung der Gaben an die einzelnen Gläubigen.
Hier ist jedoch nicht wie in Römer 12,6, in 1. Korinther 12,4 und 1. Petrus 4,10 von Gnadengaben
(griech. charisma) die Rede, die Menschen verliehen werden, sondern von Gaben (griech. doma). Es
sind hier die Personen selbst, die der erhöhte Herr gegeben hat „zur Vollendung der Heiligen, für das
Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes Christi“, und zwar „bis wir alle hingelangen zu
der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Mann, zu dem
Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus“ (Verse 12 und 13).
Die Gaben, die Christus den Menschen (natürlich nur denen, die an Ihn glauben) gegeben hat und
gibt, sind also eine Folge und ein Beweis Seiner Erhöhung auf den Platz der höchsten Macht und
Herrlichkeit. Er ist Mensch geworden und am Kreuz gestorben, um die Schöpfung aus der Macht
Satans, des Fürsten und Gottes dieser Welt, zu befreien. Durch Seinen Tod hat Er „den zunichte
gemacht, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel“ (Heb 1,14). Dadurch hat der Teufel alle
Macht über die verloren, die an den Herrn Jesus glauben. Als Lohn hat Gott Christus alle Macht im
Himmel und auf der Erde gegeben. Und wozu benutzt Er sie jetzt? Um denen, die an Ihn glauben,
alles zu geben, was sie brauchen, solange sie sich auf der Erde befinden!
Wahrer christlicher Dienst hat also einen himmlischen Ursprung; er gründet sich auf das vollbrachte
Erlösungswerk Christi und auf Seine Verherrlichung im Himmel. Als durch den Glauben an Sein
Werk Erlöste und als Glieder Seines Leibes sind wir noch von einer nicht befreiten Schöpfung und
von Feinden umgeben. Aber unser bereits verherrlichtes Haupt im Himmel gibt uns die Gaben, die
nötig sind, um diejenigen zu sammeln und zu stärken, die für ewig mit Ihm verbunden sein werden.
Aus Menschen, die früher Gefangene Satans waren, werden so nach Gottes Willen Werkzeuge Seiner
Gnade zur Rettung anderer, die sich noch unter der Macht des Bösen befinden, und zur Auferbauung
und Förderung derer, die errettet sind.
Verse 9 und 10: Das aber: Er ist hinaufgestiegen, was ist es anderes, als dass er auch hinabgestiegen ist
in die unteren Teile der Erde? Der hinabgestiegen ist, ist derselbe, der auch hinaufgestiegen ist über alle
Himmel, damit er alles erfüllte.
Bevor der Herr Jesus als verherrlichter Mensch in den Himmel „hinaufgestiegen“ ist, musste Er
zunächst nicht nur aus dem Himmel herabkommen, um Mensch zu werden, sondern als Mensch in
die unteren Teile der Erde „hinabsteigen“. Als Er unter dem Gericht Gottes starb, nahm Er den Platz
ein, den wir verdient hatten. Dann wurde Sein heiliger Leib ins Grab gelegt. Nachdem Er dieses Werk
vollbracht hatte, ist Er am dritten Tag aus den Toten auferstanden und nach vierzig Tagen als Mensch
in den Himmel aufgefahren und dort mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt worden (Joh 17,5; Heb 2,9;
1. Pet 3,22). So wird durch Ihn „alles erfüllt“ (vgl. Kap. 1,23). Er ist der Erfüller aller Gedanken Gottes.
Dazu gehört auch, dass Er den Menschen, die Er erlöst hat,
Gaben gibt, um dadurch andere der Macht des Satans zu entreißen.
Vers 11: Und er hat die einen gegeben [als] Apostel und andere [als] Propheten und andere [als]
Evangelisten und andere [als] Hirten und Lehrer,
In einer kurzen Aufzählung werden nun Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer genannt.
Im Unterschied zu einigen der in 1. Korinther 12 genannten Gnadengaben (Heilungen, Sprachen,
www.bibelkommentare.de
35
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
Wunderkräfte), die das Wirken Gottes in der Anfangszeit bestätigten (vgl. Heb 2,4), sind diese Gaben
ausschließlich zur Förderung des geistlichen Wachstums der Versammlung gegeben worden, und bis
auf die Apostel und Propheten, die die Grundlage gelegt haben (Kap. 2,20; 3,5), werden sie bis zur
Wiederkunft des Herrn Jesus bleiben. Das ist ein großer Trost für uns, gerade in unserer Zeit des
Verfalls und des beginnenden Abfalls.
Die Gaben sind nicht mit menschlichen Fähigkeiten zu verwechseln. Jemand, der sich klar und
verständlich auszudrücken vermag, besitzt dadurch noch keine Gnadengabe zur Verkündigung des
Wortes Gottes. Andererseits kann eine theologische Ausbildung keine Gnadengabe ersetzen. Wie die
angeführten Stellen zeigen, werden Gaben allein von Gott und dem verherrlichten Herrn gegeben.
Sie sind Geschenke für Seine Erlösten, von Ihm gegebene geistliche Fähigkeiten, verbunden mit
dem Auftrag und der Vollmacht zum Dienst. Unter der Leitung des Heiligen Geistes sollen sie zur
Verherrlichung des Herrn und zum Segen für andere dienen.
Gaben zur Auferbauung des Leibes
Die Gaben der Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer sind zu diesem Zweck gegeben. Es
geht hier nicht um die Erweisung der Macht Gottes, die besonders in den so genannten „Zeichengaben“
des Redens in Sprachen, der Heilungen und der Wunderwirkungen in der ersten Zeit der Christenheit
zum Ausdruck kam (vgl. 1. Kor 12). Hier stehen nur die zur Bildung und zum Aufbau der Versammlung
erforderlichen Gaben und Dienste im Blickfeld. Solange der Leib Christi sich auf der Erde befindet,
das heißt bis zur Entrückung der Gläubigen, wird er auferbaut, und dazu benutzt Christus Erlöste, in
denen Seine Gnade durch Seinen Heiligen Geist wirkt.
Die Apostel und Propheten legten durch ihren Dienst die Grundlage der Versammlung auf der Erde
(vgl. Kap. 2,20; 3,5). Wie aus den Versen 8 bis 11 hervorgeht, werden die Apostel hier nicht als solche
gesehen, die der Herr Jesus während Seines Erdenlebens berief, sondern als solche, die von dem
verherrlichten Christus in Seinen Dienst gestellt wurden, was besonders im Fall von Paulus deutlich
ist (vgl. Lk 6,13; 9,1–5; Mt 28,18–20; Apg 26,12–18). Im Unterschied zu den übrigen Gaben besaßen
die Apostel auch ein Amt, wofür die wichtigste Voraussetzung war, den Herrn persönlich gesehen
zu haben (vgl. Apg 1,21–26; 1. Kor 9,1.2). Auch die Propheten sind ausschließlich die des Neuen
Testaments, wie aus Kapitel 3,5 hervorgeht: „. . . wie es jetzt offenbart worden ist seinen heiligen
Aposteln und Propheten im Geist“.
Die beiden anderen Arten von Gaben, die Evangelisten sowie die Hirten und Lehrer, sind für die
ganze Zeit der Existenz des Leibes Christi auf der Erde notwendig. Die Evangelisten gewinnen die
für den Herrn so kostbaren See len, die Hirten und Lehrer dienen zur Vollendung der Heiligen und
zur Auferbauung des Leibes Christi (Vers 12). Auch sie werden vom Herrn im Himmel gegeben; kein
Studium kann dazu befähigen, kein Einzelner und kein Gremium dazu berufen. Die Vorbedingungen
dazu sind Leben aus Gott, Hingabe für den Herrn Jesus, Liebe zu den Verlorenen und den Seinigen
sowie eine intensive Beschäftigung mit dem Wort Gottes. Auch bestimmte Fähigkeiten kann der
Herr gewissermaßen als,Gefäß‘für eine geistliche Gabe benutzen (vgl. Mt 25,15). Wenn Er eine Gabe
schenkt, wird dies von geistlichen Christen erkannt und anerkannt werden. Das gilt auch in der
heutigen Zeit der Verwirrung in der Christenheit immer noch! Jede Gabe, die der verherrlichte Herr
Seinem Leib zur Auferbauung geschenkt hat, erkennen wir an ihrem Platz dankbar als solche an,
www.bibelkommentare.de
36
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
soweit sie ihren Dienst in Übereinstimmung mit Seinem Wort ausübt. Eine solche Anerkennung
entbindet uns jedoch nie von Gehorsam und Unterwürfigkeit gegenüber Christus, unserem Haupt.
Paulus erkannte einmal freudig an, dass Christus auf alle mögliche Weise verkündigt wurde,
aber es wäre ihm nicht in den Sinn gekommen, mit denen, die dies aus Neid und Streit taten,
zusammenzuarbeiten.
Vers 12: Zur Vollendung der Heiligen, für [das] Werk des Dienstes, für [die] Auferbauung des Leibes des
Christus,
Die „Vollendung der Heiligen“ ist Zweck und Ziel, das „Werk des Dienstes“ das Mittel dazu und die
„Auferbauung des Leibes des Christus“ der Weg dahin. So war es nach dem Willen des Herrn am
Anfang, und so bleibt es bis zu Seinem Kommen. Wohl deshalb heißt es: „. . . er hat . . . gegeben,.., bis
wir alle hingelangen . . . “, und nicht: „er gibt . . . “. Er wollte nicht, dass Seine Versammlung sich auf
eine lange Zeit auf der Erde einrichtete, aber bis heute enthalten diese Worte für uns den großen
Trost, dass Er als Haupt bis zum Augenblick Seines Wiederkommens für Seinen Leib sorgen wird!
Nirgendwo finden wir einen Anhaltspunkt dafür, dass die göttliche Ordnung des Dienstes
in der Versammlung abgeändert werden könnte oder müsste. Trotzdem wurde schon in den
ersten Jahrzehnten des zweiten Jahrhunderts das Amt praktisch wichtiger als die Gabe9 . Die
erste Abweichung bestand in der Fortführung der neutestamentlichen Ämter der Ältesten oder
Aufseher, obwohl es dafür keine biblischen Anhaltspunkte und seit dem Heimgang der Apostel
auch keinerlei Autorität mehr gibt. Der zweite falsche Schritt wurde durch die Unterscheidung
von Ältesten und Aufsehern gemacht (aus den griechischen Wörtern presbyte-ros und episkopos
wurden,Priester‘und,Bischof). Parallel dazu fand eine Vermischung der für den ganzen Leib gegebenen
Gaben mit den örtlichen Ämtern statt. In der Zeit des Neuen Testaments finden wir jedoch keine
örtlich beschränkte Ausübung von Gaben, ob es sich nun um Paulus als Apostel oder um Timotheus,
Lukas und andere Diener des Herrn handelt.
Das Endziel des Dienstes
Vers 13: Bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu
[dem] erwachsenen Mann, zu [dem] Maß [des] vollen Wuchses der fülle des Christus;
Der in Vers 12 genannte Zweck der Gaben, die „Vollendung der Heiligen“, wird hier nun weiter
ausgeführt. Auf das einleitende Bindewort „bis“ folgt allerdings keine Zeitangabe, sondern eine
Beschreibung des Zustandes, den alle Glieder des Leibes Christi einmal erreichen sollen und werden:
„ . . . bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu
dem erwachsenen Mann, zu dem Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus“.
Diese Worte beschreiben eine Vollkommenheit, von der die Gesamtheit aller Gläubigen heute noch
weit entfernt ist. Wird sie wohl je auf der Erde erreicht werden? Diese Frage steht hier nicht an.
9
Als Ämter werden die Dienste der Ältesten (griech. presbyteros) oder Aufseher (griech. episkopos) und der Diener
(griech. diakonos) bezeichnet, die nach dem NT nur in der Anfangszeit von mehreren Brüdern an jeweils einem Ort
ausgeübt wurden (vgl. Apg 14,23; Phil 1,1; Tit 1,5 ). Außerdem wurden die Ältesten oder Aufseher immer von den
Aposteln bzw. ihren Beauftragten angestellt, während die Diener von der Versammlung gewählt wurden (vgl. Apg 6,3).
Die geistlichen Gaben zur Auferbauung dagegen wurden und werden vom Herrn Jesus ohne jedes menschliche
Eingreifen für den ganzen Leib gegeben.
www.bibelkommentare.de
37
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
Es geht darum, dass der Herr sich mit keinem geringeren Ziel zufrieden geben kann. Wir dürfen
diese Worte daher als Zusicherung betrachten, dass das Haupt im Himmel Seiner Versammlung die
zu diesem Zweck erforderlichen Gaben der Evangelisten, Hirten und Lehrer solange geben wird,
bis Er wiederkommt. Mag auch der Dienst heute durch Schwachheit gekennzeichnet sein, so bleibt
doch diese Zusage des Herrn für uns bestehen. Er wird nicht aufhören, die für die Vollendung Seiner
Heiligen notwendigen Gaben zu geben, und Er wird Sein Ziel mit uns erreichen!
Immer wieder hebt der Heilige Geist in diesem Abschnitt den Gedanken der Einheit hervor. Wir sind
in Vers 3 aufgefordert worden, die Einheit des Geistes in dem Band des Friedens zu bewahren, wir
haben in Vers 4 die Einheit des Leibes gesehen, die das Werk Christi und des Heiligen Geistes ist,
und wir finden hier als Ziel und Ergebnis des Dienstes die Einheit des Glaubens und der Erkenntnis
des Sohnes Gottes.
So hoch und unerreichbar uns dieses Ziel auch erscheinen mag, der Heilige Geist stellt es uns
doch vor die Blicke, und es ist gut und notwendig, es immer vor Augen zu haben. Gott hat uns in
Christus nicht nur eine vollkommene Errettung geschenkt, sondern Er trägt auch Sorge für unser
geistliches Wachstum hin zu unserem Haupt. Christus steht dabei am Anfang, aber Er ist zugleich
unser erhabenes Ziel, unser vollkommenes Vorbild und unsere tägliche Kraftquelle. Wenn jeder
Einzelne Ihn vor Augen hat, kann auch Sein Leib als Ganzes gesehen – wohl zusammengefügt (vgl.
auch Kap. 2,21) – wachsen und in Liebe aufgebaut werden. Der praktische Zustand des Leibes Christi
wird ja durch den Zustand jedes einzelnen Gläubigen beeinflusst und mitbestimmt.
In Vollkommenheit wird das hier beschriebene Ziel erst im Himmel erreicht sein. Dann werden
alle erlösten Glieder des einen Leibes Christi vereint sein, nicht nur miteinander verbunden
durch den in ihnen wohnenden Heiligen Geist, sondern auch ohne Unterschiede im Glauben,
ohne Meinungsverschiedenheiten und Uneinigkeiten. Dann werden alle eigenwilligen Gedanken
zurückbleiben wie das Fleisch, aus dem sie hervorkommen, und alle werden zur Einheit der Erkenntnis
des Sohnes Gottes gelangt sein! In der ungetrübten Herrlichkeit des Vaterhauses werden wir alle nur
eine Blickrichtung kennen: Ihn, den Sohn Gottes, den Sohn Seiner Liebe, der uns geliebt und Sich
selbst für uns hingegeben hat! Wir werden Ihn sehen, wie Er ist, und Ihn aus einem Herzen und mit
einem Mund preisen und anbeten!
Einheit von Glauben und Erkenntnis
Glaube und Erkenntnis des Sohnes Gottes gehören eng zusammen. Geistliche Erkenntnis ist immer
eine Folge des Glaubens. Petrus brachte das einmal mit den Worten zum Ausdruck: „Du hast Worte
ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist“ (Joh 6,68; vgl.
Heb 11,3). Jedem, der an Seinen Sohn glaubt, öffnet Gott die Augen für die Herrlichkeit Dessen, in
dem Er sich in Gnade und Wahrheit offenbart hat und in dem die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig
wohnt.
Der Glaube an den Sohn Gottes ist die Lebensgrundlage, auf der jeder Gläubige steht (Gal 2,20), und
die Erkenntnis Dessen, den Gott, der Vater, gesandt hat, ist das ewige Leben (Joh 17,3). Jeder Gläubige
besitzt ein gewisses Maß an Glauben und Erkenntnis. Gott will uns nun zur Einheit des Glaubens
und zur Einheit der Erkenntnis des Sohnes Gottes führen. Es gibt ja keine zwei Gläubigen, die das
gleiche Maß an Glauben und Erkenntnis besitzen.
www.bibelkommentare.de
38
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
Wir sehen das schon in den verschiedenen Abstufungen der Opfer im 3. Buch Mose. Wenn es
den Israeliten erlaubt war, nicht nur ein männliches Rind, sondern auch ein Schaf, eine Ziege,
eine Turteltaube oder eine junge Taube als Brandopfer darzubringen, dann zeigt das, wie Gott die
unterschiedlichen Verhältnisse der Israeliten kannte und berücksichtigte (3. Mo 1). Ähnlich war
es beim Speisopfer in Kapitel 2, beim Sündopfer in Kapitel 4 und besonders in Kapitel 5, wo es
ausdrücklich heißt: „Und wenn seine Hand . . . nicht aufbringen kann“ (Verse 7 und 11). Im Neuen
Testament lesen wir von Vätern, Jünglingen und Kindlein (1. Joh 2,13–18), aber auch von Unmündigen
im Glauben, das heißt von solchen, die durch geistliche Trägheit oder durch fleischliches Denken
und Handeln im geistlichen Wachstum zurückgeblieben sind (1. Kor 3,1–3; Heb 5,12–14).
Diese Unterschiede innerhalb des Leibes sollen durch den Dienst der Gaben, die von unserem Haupt
im Himmel gegeben sind, überwunden werden, damit wir alle im Glauben und in der Erkenntnis
des Sohnes Gottes zur Einheit hin wachsen, und zwar zur Verherrlichung und zur Anbetung Gottes,
des Vaters, aber auch zu unserer eigenen Freude. Je mehr wir im Glauben und in der Erkenntnis
zunehmen und praktisch mit dem Sohn Gottes verbunden sind, desto mehr wachsen wir auch als
Glieder Seines Leibes zusammen, und desto mehr wird Er in Seinem Leib, der Versammlung, praktisch
offenbart. So gelangen wir zu tiefer, innerer Übereinstimmung im Glauben und in der Erkenntnis,
deren Gegenstand der Herr Jesus in Seiner höchsten, ewigen Herrlichkeit als Sohn Gottes ist. Dies
ist übrigens die einzige Stelle im Brief an die Epheser, in der Er als der ewige Sohn Gottes, nicht als
verherrlichter Mensch im Himmel, betrachtet wird.
Geistliches Erwachsensein
Als weitere, eng mit der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes verbundene
Ziele werden uns dann in Vers 13 der „erwachsene Mann“ und das „Maß des vollen Wuchses der
Fülle des Christus“ vorgestellt.
Wenden wir uns zunächst dem Wort „erwachsen“ (griech. teleios) zu. Es wird im Neuen Testament
mehrfach auf Gläubige angewandt und manchmal auch mit „vollkommen“ wiedergegeben. Dabei
müssen wir drei Bedeutungen unterscheiden:
1. Der Stellung nach sind alle Erlösten durch das Opfer Christi für ewig vollkommen gemacht
(Heb 10,14). Sie sind angenehm gemacht in dem Geliebten und sind und bleiben Kinder Gottes.
Niemand kann sie aus der Hand des Vaters rauben.
2. In 1. Korinther 13,10 spricht Paulus von einer zukünftigen Vollkommenheit, die wir erst im
Himmel erreichen werden. Dort werden wir in jeder Hinsicht in Übereinstimmung mit Gott
sein, ein Zustand, von dem wir in der Praxis jetzt noch weit entfernt sind.
3. Wie ein Kind wachsen muss, um zur vollen Größe heranzureifen, so soll auch der Christ
praktisch vollkommen oder erwachsen werden. Damit ist jedoch nicht ein Zustand der
Sündlosigkeit gemeint, sondern die Kenntnis und Verwirklichung unserer christlichen Stellung
vor Gott (1. Kor 2,6; Phil 3,15; Heb 5,14).
Um den zuletzt genannten Zustand handelt es sich hier. Der Maßstab für dieses geistliche
„Erwachsensein“ und damit für unser Leben ist Christus. Ihm ähnlicher zu werden, das ist geistliches
Wachstum. So war es bei Paulus, der den Korinthern zurief: „Seid meine Nachahmer, wie auch ich
Christi“ (1. Kor 11,1). Wenn wir uns selbst oder andere zum Maßstab nehmen, können wir leicht dahin
www.bibelkommentare.de
39
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
kommen, uns mit dem Erreichten zufrieden zu geben. Aber wenn wir das „Maß des vollen Wuchses
der Fülle des Christus“ vor Augen haben, dann sehen wir die Vollkommenheit, zu der Er uns als
Glieder Seines Leibes führen will. Mit diesem Ziel vor Augen sollen wir geistlich zum „erwachsenen
Mann“ heranwachsen.
Was den „erwachsenen Mann“ ausmacht, ist das „Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus“,
das volle Ausmaß des geistlichen Wachstums in der offenbarten Wahrheit über die Person Dessen,
der den ganzen Ratschluss Gottes erfüllt hat und nun verherrlicht zu Seiner Rechten erhoben ist.
Es ist ein Zustand geistlicher Reife, den wir in ähnlicher Form bei Johannes finden. Wenn er in
seinem ersten Brief von „Vätern“ spricht, dann sind dies Gläubige, die die Stufen von „Kindern“ und
„Jünglingen“ hinter sich gelassen haben und geistlich gereift sind. Während er den Jünglingen und
Kindlein ernste Ermahnungen erteilen muss, kann er den Vätern bestätigen, dass sie „den erkannt
[haben], der von Anfang ist“, nämlich den Sohn Gottes (s. 1. Joh 2,13–27). Sie sind zum Maß des
vollen Wuchses der Fülle des Christus gelangt. Mehr konnten sie in dieser Hinsicht nicht erreichen,
und mehr brauchten sie auch nicht. Sie hatten in Ihm ihre Ruhe gefunden. Das geschieht sicher
nicht von heute auf morgen, sondern ist wie alles Wachsen ein Prozess, der seine Zeit braucht und
letzten Endes während unseres Lebens auf der Erde nie zu Ende geht. Petrus ermahnt uns in seinem
letzten Brief, zu wachsen „in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus“
(2. Pet 3,18), und Paulus war noch im Gefängnis in Rom, also fast am Ende seines Lebens, von innigem
Verlangen erfüllt, „ihn zu erkennen“ (Phil 3,10).
Die Aufgabe des Dienstes und der Diener des Wortes ist es nun, die Gläubigen Schritt für Schritt
diesem Ziel näher zu bringen. Ich erinnere mich dabei an einen alten Bruder, der seine Vorträge
oft mit den Worten begann: „Wir wollen uns ein wenig mit unserem Herrn beschäftigen“. Dieser
Bruder hatte etwas davon verstanden, was der Zweck und das Endziel jedes Dienstes sein soll: die
Verherrlichung unseres Herrn und unser Wachstum zu Ihm hin, ja, zur „Fülle des Christus“.
Im Wort Gottes ist uns die ganze Fülle des Christus offenbart worden:
•
•
•
•
•
•
•
als ewiger Sohn Gottes im Schoß des Vaters,
in Seiner Menschwerdung und in Seinem vollkommenen Leben auf der Erde,
in der Offenbarung der Liebe und Gnade, aber auch der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes,
in Seinem Leiden und Seinem Sühnungstod am Kreuz,
in Seiner Auferstehung, Himmelfahrt und Verherrlichung im Himmel,
in Seiner Beziehung als Haupt zu Seinem Leib, der Versammlung,
als Der, der Gottes Ratschlüsse vollkommen erfüllt und in dem alle Schätze der Weisheit und
der Erkenntnis verborgen sind.
Je mehr wir „das Wort des Christus“ in uns wohnen lassen und Ihn zum Vorbild nehmen, desto mehr
werden wir zu Ihm und zu Seiner Fülle hin wachsen (vgl. Kol 3,16; 2. Kor 3,18; Phil 2,5). Sein Wille
und Ziel ist es, die Versammlung und alle ihre Glieder mit Seinen Gedanken und Seinen Reichtümern
zu erfüllen und uns praktisch in Übereinstimmung zu bringen mit dem, was die Versammlung in
Ewigkeit sein wird. Je mehr wir uns mit Seiner Herrlichkeit und Größe beschäftigen, desto mehr
werden wir auch,immun‘sein gegen negative Einflüsse von innen und außen.
www.bibelkommentare.de
40
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
Die Kolosser standen in der Gefahr, durch ihre Beschäftigung mit allerlei für das Fleisch interessanten
Fragen vom Festhalten an Christus, dem Haupt, abgezogen zu werden (Kol 2,18; vgl. auch Kap. 1,23;
2,8.16.20). Die Epheser brauchten nicht vor diesen Gefahren gewarnt zu werden. Ihnen wird daher
das Wachstum zur Fülle des Christus als Bewahrungsmittel vor „jedem Wind der Lehre“ vorgestellt.
-Hier ist der Hinweis angebracht, dass wir in Gottes Wort nicht nur vor Irrlehren oder falschen Lehren
gewarnt werden, sondern vor jedem Abweichen von der gesunden Lehre des Wortes Gottes (vgl.
Röm 16,17; 1. Tim 1,3; Heb 13,9).
Vers 14: Damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin und her geworfen von jedem Wind der Lehre, [die
da kommt] durch die Betrügerei der Menschen, durch [ihre] Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum;
Wer von jedem Wind der Lehre hin und her geworfen und umher getrieben wird, ist geistlich gesehen
kein Erwachsener, sondern ein Unmündiger. So werden in Hebräer 5,13 diejenigen genannt, die noch
unerfahren im Wort der Gerechtigkeit sind, und in 1. Korinther 3,1 Gläubige, die fleischlich gesinnt
sind. Obwohl die Ursachen verschieden sind, ist das Ergebnis das gleiche. Es fehlt an geistlichem
Unterscheidungsvermögen und an geistlicher Kraft.
Solche Gläubigen erkennen versteckte Gefahren nicht sogleich und lassen sich leicht durch „süße
Worte und schöne Reden“ verführen (Rom 16,18). Sie sehen nicht, dass in Wirklichkeit „Betrügerei
der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum (wörtlich: zu der Verführung
des Irrtums)“ dahinter steckt.
Vor derartigen Gefahren können wir jedoch bewahrt bleiben, wenn wir in unserem Glaubensleben
den Vorsatz haben, nur auf die Stimme unseres Herrn, des guten Hirten, zu hören. Er hat gesagt:
„Und die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen. Einem Fremden aber werden sie nicht
folgen, sondern werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen.“ (Joh 10,4.5)
Vers 15: Sondern die Wahrheit festhaltend in Liebe, lasst uns in allem heranwachsen zu ihm hin, der
das Haupt ist, der Christus,
Nach dem Ziel in Vers 13 und der Warnung in Vers 14 wird uns nun gezeigt, wie wir in allem zu
Ihm heranwachsen können, der das Haupt ist, und dabei die Wahrheit in Liebe festhalten sollen.
Der Ausdruck „die Wahrheit festhaltend“ gibt ein einziges Tätigkeitswort wieder (griech. ale-theuo),
das nur noch in Galater 4,16 vorkommt und dort mit „die Wahrheit sagen“ übersetzt wird, also
eigentlich,wahr-haftig sein, aufrichtig sein‘bedeutet. Ebenso wenig wie wir auf den Gedanken
kommen, uns selbst zu betrügen, sollten wir auch unseren Geschwistern gegenüber je etwas anderes
reden als die Wahrheit. Der vollkommene Ausdruck einer solchen Aufrichtigkeit des Herzens ist „die
Wahrheit in dem Jesus“ (Vers 21).
Wahrheit und Liebe sind durch den Herrn Jesus vollkommen offenbart worden: „Die Gnade und die
Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden“ (Joh 1,17). Als die Juden Ihn fragten: „Wer bist du?“,
gab Er ihnen zur Antwort: „Durchaus das, was ich auch zu euch rede“, das heißt, Seine Worte stellten
Ihn als den dar, der Er war, nämlich die Wahrheit (Joh 8,25). Er leuchtete als das wahrhaftige Licht in
der Finsternis dieser Welt, aber die Welt kannte Ihn nicht, und die Seinen (d. h. die Juden) nahmen
Ihn nicht an. Einsam und zumeist unverstanden ging Er Seinen Weg des Lichts in Gemeinschaft
mit Seinem Vater. Zugleich war Er von vollkommener, göttlicher Liebe erfüllt. Er liebte nicht nur
Seinen Vater, dessen Willen zu tun Er gekommen war, sondern auch die Menschen, die in der Sünde
www.bibelkommentare.de
41
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
gefangen waren, und in ganz besonderer Weise die Seinen. Nie gab es einen Menschen auf der Erde,
der für jeden so ansprechbar war wie unser Herr. Allen, die in Aufrichtigkeit zu Ihm kamen, auch
den Verachteten und Verstoßenen, begegnete Er freundlich, liebevoll und geduldig, barmherzig und
voll innigen Mitgefühls.
Die praktische Verbindung von Wahrheit und Liebe, wie sie bei dem Herrn in Vollkommenheit zu
sehen war, ist eine Voraussetzung für unser geistliches Wachstum. „Wahrheit“ ohne Liebe macht
kritisch, kalt oder fanatisch, und „Liebe“ ohne Wahrheit führt zu Gefühlsseligkeit und auf geistliche
Irrwege.
Wie wir schon festgestellt haben, besteht geistliches Wachstum in erster Linie darin, dass wir
heranwachsen zu Christus, unserem Haupt, und Ihm ähnlicher werden. Wir sollen nicht erst in der
Herrlichkeit dem Bild des Sohnes Gottes gleichförmig sein, sondern schon jetzt während unseres
Glaubenslebens Ihm mehr und mehr gleichen. Wenn wir den Herrn stets vor uns haben (vgl. Ps 16,8),
dann werden wir – trotz allen Versagens, das wir dann ja immer deutlicher erkennen –, Ihm ähnlicher
und zu Ihm heranwachsen.
Die Worte „in allem“ beinhalten jedoch auch, dass wir die ganze Fülle der Offenbarung über Christus
kennen und darin wachsen sollen. Das eigentliche Thema des Briefes an die Epheser ist ja die
Herrlichkeit des Christus als Haupt im Himmel und Seine innige Verbindung mit der Versammlung, die
Seinen Leib bildet. Daher beschränkt sich geistliches Wachstum hier auch nicht auf unser persönliches
Verhältnis zum Herrn Jesus, sondern umfasst unser Verhältnis als Glieder Seines Leibes untereinander
und zu Ihm als unserem Haupt. Er will, dass jeder von uns den von Ihm gegebenen Platz in Seinem
Leib erkennt und einnimmt.
Gottes Wort ist genau. Hier steht der Herr Jesus nicht wie in Vers 13 als Sohn Gottes vor uns, den
wir zwar mehr und mehr erkennen sollen, zu dem wir aber nicht „heranwachsen“ können, weil wir
immer Geschöpfe bleiben werden. Wenn es sich um unser geistliches Wachstum handelt, ist das Ziel
der verherrlichte Mensch im Himmel, „der das Haupt ist, der Christus“.
Haupt und Leib
Vers 16: Aus dem der ganze Leib, wohl zusammengefügt und verbunden durch jedes Gelenk der
Darreichung, nach [der] Wirksamkeit in [dem] Maß jedes einzelnen Teiles, für sich das Wachstum
des Leibes bewirkt zu seiner Selbstauferbauung in Liebe.
Nicht nur das Ziel, sondern auch die Quelle des Wachstums ist Christus, das Haupt im Himmel. Alle
einzelnen Glieder und auch die ganze Versammlung haben ihren Platz gewissermaßen in einem
geistlichen Kreislauf, dessen Anfang und Ende Christus ist. Ohne Ihn sind wir nichts, aber in Ihm
haben wir alles, was wir zum Wachstum brauchen.
Das Bild des menschlichen Leibes als Abbild der Versammlung dient in erster Linie dazu, die
unzertrennliche Verbindung zwischen dem Haupt und dem Leib zu verdeutlichen. Auch die innige
Einheit der einzelnen Glieder untereinander und ihre Abhängigkeit voneinander kommen darin zum
Ausdruck. Schließlich wird der Leib immer als vollständig betrachtet, es fehlt nichts daran, so dass
er immer funktionsfähig ist.10 Aber es gibt auch bedeutsame Unterschiede. Im Leib Christi steht
10
Siehe die Ausführungen zu Kap. 1,23 mit Anmerkung.
www.bibelkommentare.de
42
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
jedes Glied in unmittelbarer Beziehung zum Haupt, und anders als beim menschlichen Körper, bei
dem ja Kopf und Leib gemeinsam größer werden, muss nur der Leib Christi zur Vervollkommnung
heranwachsen, nicht das Haupt im Himmel, das vollkommen ist. Von Ihm geht ja alles geistliche
Wachstum des Leibes aus, und zu Ihm führt es auch hin.
Dabei geht es nicht um ein zahlenmäßiges Zunehmen der Gläubigen, sondern nur um das geistliche
Wachstum jedes einzelnen Gliedes und des Leibes insgesamt. Der Leib Christi auf der Erde wird
immer als eine funktionsfähige Einheit betrachtet, an dem kein Teil fehlt. Das äußere Wachstum der
Versammlung durch Hinzufügung Neubekehrter sehen wir dagegen im Bild des Hauses Gottes, das
aus lebendigen Steinen aufgebaut wird und dadurch auch äußerlich wächst (Eph 2,20–22; 1. Pet 2,5).
Wie in unserem Körper jedes Glied, jeder Körperteil sich an der vom Schöpfer bestimmten Stelle
befindet, damit es seine Funktion ausüben kann, so ist auch der Leib Christi nach Gottes Plan „wohl
zusammengefügt“. Schon in Kapitel 2,21 wird der gleiche Ausdruck beim Wachstum des göttlichen
Bauwerks zu einem heiligen Tempel im Herrn benutzt. Wir sehen daran, dass uns hier Gottes Plan
oder Ratschluss vorgestellt wird, nicht unsere Praxis, die leider oft ganz anders aussieht.
Die einzelnen Teile des Leibes stehen nicht jedes für sich allein da, sondern sind untereinander
„verbunden durch jedes Gelenk der Darreichung“. In der ähnlichen Stelle in Kolosser 2,19 heißt es,
dass „der ganze Leib, durch die Gelenke und Bänder unterstützt und zusammengefügt, das Wachstum
Gottes wächst“.
Diese „Bänder“ und „Gelenke“ verdienen unsere besondere Aufmerksamkeit. Außer dem für die
Bewahrung der Einheit des Geistes unerlässlichen „Band des Friedens“ gibt es noch das „Band der
Vollkommenheit“, die Liebe, die hier als herausragendes Kennzeichen der Auferbauung des Leibes den
krönenden Schluss bildet (Vers 16; vgl. Eph 4,3; Kol 3,14). Dagegen sind Gelenke wohl Bezeichnungen
für die oft nicht so beachteten, aber wichtigen Berührungsstellen zwischen den Gliedern. Wenn in
unserem Körper ein Gelenk nicht richtig funktioniert, hat dies oft schwere Behinderungen zur Folge.
Nur wenn im Leib Christi die Verbindung „durch jedes Gelenk der Darreichung“ in Ordnung ist, wird
die praktische Gemeinschaft gestärkt und das geistliche Wachstum gefördert.
Jedem Einzelnen ist die Gnade nach dem Maß der Gabe des Christus gegeben worden (Vers 7), und
dieses Maß jedes einzelnen Teiles soll nach Seinem Willen beim Wachstum und bei der Auferbauung
des Leibes in Liebe zur Entfaltung kommen. Die Tatsache, dass Gott jedem Glied am Leib Christi
einen Platz und eine Aufgabe zugewiesen hat, wie es Ihm in Seiner Weisheit gefallen hat, wird
in 1. Korinther 12,14–26 am Bild des menschlichen Körpers ausführlich dargestellt. Dreimal wird
dort Gottes Weisheit und Souveränität hervorgehoben (Verse 18.24.28). Hier in unserer Stelle geht
es jedoch nicht in erster Linie um die Aufgaben, sondern um die Verbindung der einzelnen Teile
miteinander. Nur wenn diese in Ordnung ist, kann jeder in seinem Maß dazu beitragen, dass die
Versammlung nach Gottes Gedanken in Liebe untereinander und in Übereinstimmung mit ihrem
Haupt im Himmel geistlich wächst.
Was für ein herrliches Bild der Auferbauung und des Wachstums des Leibes Christi wird uns hier
vorgestellt! Alles geht von Ihm als Haupt aus, und alles führt zu Ihm und zu Seiner Verherrlichung
hin, wobei jeder Gläubige an dem ihm gegebenen Platz die ihm zugeteilte Aufgabe in Abhängigkeit
von Ihm in Liebe zu allen anderen erfüllt.
www.bibelkommentare.de
43
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
Diese Gedanken Gottes über das Wachstum der Versammlung sind keine Theorie, sondern die
Wahrheit, die auch dann gültig bleibt, wenn viele Kinder Gottes sie nicht mehr kennen oder beachten.
Deshalb wird hier auch nicht erwähnt, dass vieles in der Praxis nicht so ist, wie es nach Seinem Willen
sein sollte. Alles wird uns nach Gottes Ratschluss vorgestellt, nämlich als „wohl zusammengefügt“.
Trotzdem wird uns hier nicht eine vollkommene Versammlung gezeigt, denn die gibt es auf der
ganzen Erde nicht. Falsch wäre es jedoch zu meinen, Gläubige könnten sich nicht mehr in allem
nach dem Wort Gottes richten und so zusammenkommen. Die einzige richtige Schlussfolgerung aus
diesem Abschnitt ist, den Willen des Herrn, wie er uns hier vorgestellt wird, zu erkennen und in aller
Einfachheit danach zu handeln. Was für ein Zeugnis wäre das für den Herrn Jesus und die Wahrheit
Seines Wortes! Wie würde es das Herz Gottes erfreuen, wenn Einheit und Wachstum des Leibes in
der Praxis auf der Erde sichtbar würden, wenn alle Gläubigen sich der Tatsache bewusst wären, dass
sie dazugehören, und sich als Glieder dieses einen Leibes verhielten, und alles von Ihm erwarteten!
Lasst uns diese kostbaren Wahrheiten mehr erforschen, uns daran erfreuen und versuchen, sie in
Abhängigkeit vom Herrn zu verwirklichen.
Der christliche Wandel (Kap. 4,17–5,21)
Paulus hatte zwar am Anfang von Kapitel 4 seine erste Ermahnung ausgesprochen, die jedoch in
eine längere Abhandlung über den Leib Christi und dessen Auferbauung einmündete. Daher beginnt
eigentlich erst hier der praktische oder ermahnende Teil des Briefes. Gegenstand des ersten Abschnitts
bis Kapitel 5,21 ist der Lebenswandel des Christen im Allgemeinen. Fünfmal weist uns hier das Wort
„wandeln“ auf unsere Verantwortung hin, und einmal wird unser „früherer Lebenswandel“ erwähnt
(Kap. 4,17.22; 5,2. 8.15).
Dieser relativ lange Abschnitt zerfällt in zwei Teile.
• Die Verse 17 bis 24 zeigen die Grundlage: das Ablegen des alten Menschen und das Anziehen
des neuen Menschen.
• In Kapitel 4,25 bis 5,21 werden die Wesenszüge des neuen Menschen im täglichen Leben in der
Versammlung und in der Welt vorgestellt.
Die Voraussetzung: der neue Mensch
Vers 17: Dies nun sage und bezeuge ich im Herrn, dass ihr fortan nicht wandelt wie auch die Nationen
wandeln, in Eitelkeit ihres Sinnes,
Im Bewusstsein seiner Verantwortung gegenüber dem Herrn Jesus, ja, in Übereinstimmung mit
Seinem Willen und in Seinem Namen, bezeugt Paulus zunächst, dass unser ehemaliger Lebenswandel
in der Welt, der alle unbekehrten Menschen kennzeichnet, ein für alle Mal vorüber ist. Schon in
Kapitel 2,1–3.11.12 hatte er den Lebenswandel der Nationen charakterisiert. Hier beschreibt er ihn
noch ausführlicher und warnt die Epheser zugleich davor, in dieses sündige Leben zurückzufallen.
Wir müssen dabei bedenken, dass diese Gläubigen größtenteils aus dem Heidentum gerettet worden
waren. Aber da das Herz des natürlichen Menschen immer und überall das gleiche ist, haben auch wir
solche Ermahnungen nötig. Wir stehen als Christen immer in der Gefahr, von dem Gedankengut und
www.bibelkommentare.de
44
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
der Lebensweise der uns umgebenden Welt beeinflusst zu werden. Auch können alte Gewohnheiten
einen starken Einfluss auf uns ausüben.
Verse 18 und 19: Verfinstert am Verstand, entfremdet dem Leben Gottes wegen der Unwissenheit, die
in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens, die, da sie alle Empfindungen verloren, sich selbst der
Ausschweifung hingegeben haben, um alle Unreinheit mit Gier auszuüben.
Wir neigen oft dazu, nur auf das Äußere zu schauen und dabei die Quelle, die Ursache von allem,
zu übersehen. In diesen Versen wird jedoch in erster Linie die Wurzel des bösen Tuns der Welt
betrachtet. Die Zielsetzungen der Weltmenschen sind in den Augen Gottes nichtig, ihr Verstand
besitzt keinen Funken göttlichen Lichts, und das göttliche Leben ist ihnen fremd, weil sie Gott und
Seine Gedanken nicht verstehen. Ihre Unwissenheit ist jedoch eine schuldhafte, weil sie ihre Herzen
verhärtet haben. Dadurch haben sie jegliche Empfindung für das Gute und Schickliche verloren und
geben sich in unersättlicher Gier allen möglichen Ausschweifungen und unreinen Praktiken hin.
Wie aktuell erscheinen uns diese vor fast zweitausend Jahren geschriebenen Worte! Sie beweisen,
dass der Mensch sich im Lauf der Geschichte nicht geändert oder gar gebessert hat.
Vers 20: Ihr aber habt den Christus nicht so gelernt,
Doch im Blick auf die Epheser kann Paulus etwas ganz anderes feststellen. Gott sei immer wieder
Dank für Seine unendliche Gnade und Seine unaussprechliche Gabe (vgl. Kap. 2,4)! Sie hatten „den
Christus gelernt“. Durch die Unterweisung des Apostels Paulus, der ja drei Jahre bei ihnen gewesen
war, hatten sie nicht nur die Buße zu Gott und den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus, sondern
auch das Evangelium der Gnade Gottes, das Reich Gottes und den ganzen Ratschluss Gottes kennen
gelernt (Apg 20,21. 24.25.27).
Wie einfach, aber auch wie beeindruckend sind die Worte: „Ihr aber habt den Christus nicht so
gelernt“! Hier stellt Paulus nicht den Ratschluss Gottes oder die christliche Lehre vor die Blicke seiner
Leser, sondern die einzigartige Person des Christus, von dem er bereits in Kapitel 3,17 gewünscht
hatte, dass Er durch den Glauben in ihren Herzen wohnen sollte. „Der Christus“ – das ist Er, der jetzt
als der verherrlichte Mensch in der Herrlichkeit des Himmels zur Rechten Gottes thront und auf den
das Auge Gottes allezeit mit vollkommenem Wohlgefallen blickt! Durch Ihn allein sind wir errettet
worden, und in Ihm allein besitzen wir alle Segnungen, die Gott, der Vater, uns geschenkt hat. In
Christus besitzen wir alles, aber ohne Ihn nichts.
Vers 21: Wenn ihr wirklich ihn gehört habt und in ihm gelehrt worden seid, wie [die] Wahrheit in dem
Jesus ist:
Durch die Belehrung des Apostels Paulus hatten die Gläubigen in Ephesus gehört und im Glauben
erfasst, dass „der Christus“ in der Herrlichkeit der Mittelpunkt aller Ratschlüsse Gottes ist, aber
auch, dass Er in Seiner Erniedrigung als Mensch „Jesus“ Gott vollkommen offenbart und am Kreuz
verherrlicht hatte. Nicht in der Schöpfung, nicht im Gesetz und noch viel weniger in den Religionen
und Philosophien der Menschen ist die Wahrheit zu finden, sondern in Jesus allein (vgl. Joh 14,6)!
Alles dies hatten sie im Glauben angenommen.
„Wahrheit in dem Jesus“ ist ein bemerkenswerter Ausdruck. Das Fehlen des Artikels vor „Wahrheit“
ist ein Hinweis darauf, dass hier nicht die verkündigte Wahrheit als Lehre gemeint ist (wie z. B. in
www.bibelkommentare.de
45
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
Gal 2,5; 5,7; Eph 1,13), sondern ein Verhalten, das Wahrheit offenbart (vgl. Vers 25). Dagegen ist
der Artikel vor dem Eigennamen Jesus wie ein Hinweiszeichen: Dieser und kein anderer ist es! Die
„Wahrheit in dem Jesus“ lernen wir vor allem in Seinem Leben und Wirken auf der Erde kennen. Sie
zeigte sich in jedem Wort, das Er sprach, bei jeder Handlung, die Er tat, in Seinem vollkommenen
Gehorsam, Seinem ganzen Dienst, Seinen unfassbaren Leiden, Seinem Eifer für Gott, Seiner Fürsorge
für die Seinen und Seinem Erbarmen für die Verlorenen, aber auch in Seiner Verurteilung alles
dessen, was böse ist. Alles, was Er sagte und tat, stellte Ihn als den dar, der Er war: die Wahrheit (vgl.
Joh 8,25). Ja, Wahrheit ist nur „in dem Jesus“ zu finden. – Zwar sehen wir die Wahrheit auch darin,
dass Christus das Gericht über die Sünde am Kreuz getragen und die Sünden aller derer auf sich
genommen hat, die an Ihn glauben, sowie Gottes gerechtes und unerbittliches Urteil über das Böse
und zugleich Seine Gnade für diejenigen, die das Böse taten! Doch dieser Aspekt von „Wahrheit“
steht hier nicht im Vordergrund.
Vers 22: Dass ihr, was den früheren Lebenswandel betrifft, abgelegt habt den alten Menschen, der nach
den betrügerischen Begierden verdorben wird,
Auf Grund des Glaubens an die in Jesus offenbarte Wahrheit haben wir der Stellung nach den „alten
Menschen“ abgelegt. Der alte Mensch ist unverbesserlich, ja, er wird durch die fleischlichen Lüste
immer mehr verdorben (vgl. Röm 8,7). An seine Stelle ist der neue Mensch getreten, den Christus
durch Sein Werk am Kreuz und Seine Auferstehung erschaffen hat (Kap. 2,15). Er selbst war der
„letzte Adam“, der „zweite Mensch vom Himmel“, ohne Sünde und vollkommen zur Ehre Gottes. Aber
damit wir durch Glauben an Seiner Natur Anteil haben konnten, musste das Gericht über den alten
Menschen vollzogen werden. Das geschah am Kreuz, wo „Gott, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt
des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte“ (Röm 8,3). Erst
dann konnte der neue Mensch erstehen, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit
und Heiligkeit, und den der Gläubige wie ein neues Kleid, ja, mehr noch, als das ihm geschenkte
neue Wesen anzieht.
Je dreimal ist im Neuen Testament vom alten und vom neuen Menschen die Rede (Röm 6,6; Eph 2,15;
4,22.24; Kol 3,9.10). Der alte Mensch bezeichnet unsere Stellung als Sünder, der neue unsere Stellung als
von neuem Geborene. Da vor Gott kein Mensch bestehen kann, weil der alte Mensch unverbesserlich
ist, konnte es für ihn nur Gericht und Tod geben. Deshalb beschreibt der Brief an die Römer, dass wir
mit Christus gekreuzigt, mit Ihm gestorben und in der Taufe auch mit Ihm begraben sind (Röm 3,9–20;
6,1–11).
Während das Gericht über den alten Menschen schon im Brief an die Römer erwähnt wird, kommt
der neue Mensch nur in den Briefen an die Epheser und Kolosser vor, in denen wir als mit Christus
auferweckt gesehen werden (vgl. Eph 2,6; Kol 3,1). Während der alte Mensch in dieser Welt lebte, ist
der neue Mensch für den Himmel geschaffen. Das wird besonders im Epheserbrief deutlich, der uns
als mit Christus lebendig gemacht, mit Ihm auferweckt und in Ihm mitsitzend in den himmlischen
Örtern betrachtet. Ja, es ist wirklich so: „Wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung;
das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“ (2. Kor 5,17)!
Wenn wir den Auszug der Kinder Israel aus Ägypten als Vorbild der Erlösung betrachten, zeigt uns
der Durchzug durch das Schilfmeer unter Anführung Moses den Tod und die Auferstehung Christi
für uns, zugleich aber auch unser Gestorbensein mit Ihm, das heißt das Ende des alten Menschen,
www.bibelkommentare.de
46
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
die Trennung von der Welt und den Beginn eines Wandels „in Neuheit des Lebens“. Auch unser
Begrabensein mit Christus in der Taufe ist darin enthalten; Paulus weist darauf in 1. Korinther 10,2
hin. Alles dies finden wir in Römer 6,1–11, wo wir also bildlich gesehen das Schilfmeer vor uns haben.
Verse 23 und 24: Aber erneuert werdet in dem Geist eurer Gesinnung und angezogen habt den neuen
Menschen, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit.
In den Briefen an die Epheser und Kolosser finden wir in den Segnungen in den himmlischen Örtern
die geistliche Entsprechung des Landes Kanaan. Der Durchzug durch den Jordan unter Anführung
Josuas zeigt uns daher nochmals den Tod und die Auferstehung Christi, jetzt aber unsere geistliche
Auferweckung mit Ihm. Deshalb wird hier nicht nur vom Ende des alten Menschen gesprochen,
sondern hier kann der neue Mensch eingeführt werden, dessen Interessen im Land Kanaan, dem Bild
der himmlischen Örter, liegen. Die zwölf Steine, die Josua auf dem Grund des Jordan aufrichten ließ,
erinnern an das Ende des alten Menschen, die zwölf Steine dagegen, die auf Geheiß Gottes aus der
Mitte des Jordan genommen und auf der anderen Seite aufgestellt werden sollten, weisen auf den
neuen Menschen hin (vgl. Jos 4,1–9).
Wenn wir fragen: Was ist der neue Mensch, dann lautet die Antwort: Christus – doch nicht als Person,
sondern in Seinen Wesenszügen als der vollkommene Mensch. Wie wir bereits in Kapitel 2,15 gesehen
haben, wurde der neue Mensch von Christus erschaffen, nachdem Er an Seinem Leib das Gericht über
den alten Menschen getragen hatte. Der neue Mensch befindet sich in völliger Übereinstimmung
mit Gottes Gedanken und wird auch nie in Sünde fallen, wie es bei Adam, dem ersten Menschen,
geschah. Paulus kann daher an anderer Stelle schreiben: „Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist
eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“ (2. Kor 5,17). Das ist unsere
Stellung, und das kann und soll auch unsere Praxis sein. Dazu bedürfen wir jedoch der ständigen,
täglichen „Erneuerung in dem Geist unserer Gesinnung“.
Die tägliche Praxis
Vers 25: Deshalb, da ihr die Lüge abgelegt habt, redet Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, denn
wir sind Glieder voneinander.
Die folgenden Ermahnungen gehören in den Rahmen der in Vers 23 erwähnten, Erneuerung’, denn sie
stellen uns vor, was wir „ablegen“ und was wir „anziehen“ sollen (vgl. Kol 3,8.12). Dabei werden wir
sogleich am Anfang an die bereits früher dargelegte Tatsache erinnert, dass alle Erlösten gemeinsam
den Leib Christi auf der Erde bilden und nicht nur Glieder dieses Leibes, sondern auch „Glieder
voneinander“ sind. Bedenken wir im Umgang miteinander immer, dass wir Glieder eines Leibes, ja,
„Glieder voneinander“ sind?
Den Gliedern unseres Körpers würde es nie einfallen, sich gegenseitig zu schaden, denn sie würden
letzten Endes sich selbst schaden. „Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit“ (1. Kor 12,26).
Wie wenig bedenken wir jedoch, dass wir als Gläubige Glieder voneinander sind! Wenn uns das mehr
bewusst wäre, würde manches nicht vorkommen, ob es sich um Unwahrheiten, Zorn, Unaufrichtigkeit
oder böse Reden handelt.
Statt dieser Auswüchse der,alten Natur‘sollen uns Wahrheit und Güte kennzeichnen. Es fällt auf, wie
oft in den letzten Versen des vierten Kapitels unser Reden im Vordergrund steht. Als wichtigstes
www.bibelkommentare.de
47
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
Mittel der Kommunikation übt es einen sehr starken Einfluss auf unser Verhältnis zueinander aus.
Wie begegnen wir unseren Geschwistern, aber auch unseren ungläubigen Mitmenschen? Mit den
Zügen des alten Menschen oder denen des neuen, das heißt Christi? Er verkündigte nicht nur die
Wahrheit, sondern Seine Worte waren auch immer wahr und aufrichtig (Joh 8,25). So soll es auch bei
den Seinen sein. Hier wird in abgewandelter Form wiederholt, was wir schon in Vers 15 gefunden
haben, wo wir aufgefordert werden, die Wahrheit in Liebe festzuhalten.
Verse 26 und 27: Zürnt, und sündigt nicht. Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn, und gebt nicht
Raum dem Teufel.
Im Unterschied zur Wut ist Zorn nicht immer ein Zeichen von Bosheit. Wir wissen um den Zorn
Gottes über das Böse, und auch der Herr Jesus wurde zornig über die Herzenshär-tigkeit der Menschen
(Mk 3,5). Auch bei uns darf und soll es eine heilige Entrüstung, einen heiligen Zorn, geben, wenn
wir miterleben, wie der Name des Herrn Jesus gelästert wird. Es ist traurig, dass es Christen gibt,
die dabei unbeeindruckt und gleichgültig sein können, anstatt betrübt und gottgemäß erzürnt zu
sein. Doch wenn wir nicht in der Gemeinschaft mit dem Herrn leben, besteht bei uns immer die
Gefahr, dass ein an sich berechtigter Zorn in Erregung, Wut oder Hass und damit in Sünde ausartet
und wir dadurch dem Teufel eine Wirkungsmöglichkeit verschaffen (vgl. Vers 31). Wir werden daher
nicht vor dem Zorn an sich gewarnt, sondern vor seinem Ausarten in Sünde. Deshalb wird auch
hinzugefügt: „Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn, und gebt nicht Raum dem Teufel“. Was
für ein zu Herzen gehender Hinweis auf die Notwendigkeit des täglichen Selbstgerichts und – falls
erforderlich – des Bekenntnisses unserer Verfehlungen, das besonders am Abend, bevor wir schlafen
gehen, notwendig ist, damit wir uns in Frieden niederlegen und auch in Frieden am nächsten Morgen
aufstehen können (vgl. Ps 4,9)! Was für eine ernste Warnung aber auch vor der List des Teufels, der
zwar leicht bei uns Eingang findet, von dessen Einfluss wir uns aber nicht so leicht lösen und befreien
können!
Vers 28: Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinen Händen
das Gute, damit er dem Bedürftigen [etwas] mitzuteilen habe.
Diese Ermahnung ist keine bloße Wiederholung des achten Gebotes: „Du sollst nicht stehlen“, denn
der Christ steht nicht unter dem Gesetz vom Sinai (2. Mo 20,15; Röm 10,4; Gal 5,18; 1. Tim 1,9).
Nein, hier unterweist uns die Gnade (Tit 2,11; vgl. 2. Mo 21,16; 22,1–3). Stehlen ist ein schlimmer
Auswuchs des Egoismus, der Gier und der Missachtung der Rechte anderer. Wie die Statistiken zeigen,
kennen heute immer weniger Menschen ein Unrechtsbewusstsein oder Hemmungen hinsichtlich
des Vergreifens am Eigentum anderer. Doch auch so jemand kann zum lebendigen Glauben an den
Herrn Jesus kommen; er wird hier ermuntert, jetzt mit seinen Händen zu arbeiten, damit er in der
Lage ist, anderen etwas zu geben, anstatt ihnen unrechtmäßig etwas wegzunehmen!
Dabei muss jedoch gesagt werden, dass nicht alle Möglichkeiten des Geldverdienens für den Christen
geeignet sind. Eine Beschäftigung, die dem Willen Gottes und der Stellung des Christen widerspricht,
sollte so schnell wie möglich aufgegeben werden.
Bei seinem Abschiedsgespräch hatte Paulus die Ältesten von Ephesus an die Worte unseres Herrn
Jesus erinnert, der selbst gesagt hat: „Geben ist seliger als Nehmen“ (Apg 20,35). Der Christ soll also
nicht selbstsüchtig oder gar aus Geldgier arbeiten, sondern offene Augen, ein offenes Herz und eine
www.bibelkommentare.de
48
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
offene Hand für Bedürftige haben, um ihnen etwas von seinem Überfluss mitzuteilen. Wie erhaben
sind die Grundsätze des Evangeliums, so ganz im Gegensatz zur heutigen Praxis in der Welt!
Vers 29: Kein faules Wort gehe aus eurem Mund hervor, sondern was irgend gut [ist] zur notwendigen
Erbauung, damit es den Hörenden Gnade darreiche.
Statt hässlicher Worte soll Nutzbringendes aus unserem Mund hervorkommen. Unsere Worte sollen
den Hörenden Gnade darreichen, das heißt, in ihnen das Bewusstsein der Gnade stärken. Dazu
brauchen wir die ständige Unterweisung durch das Wort Gottes, das „Wort seiner Gnade“ (Apg 14,3;
20,32). Dann bleiben wir auch davor bewahrt, aus falsch verstandener Gnade von der Wahrheit
abzuweichen. Wir dürfen Gnade nämlich nicht mit Toleranz verwechseln.
Toleranz lässt alle Meinungen und Handlungsweisen als gleichberechtigt nebeneinander gelten,
während der Christ, der in der Gnade steht und den Willen Gottes kennt, geduldig gegenüber denen
ist, die diesen Willen noch nicht erkannt haben. Paulus gebrauchte Worte der Gnade, als er den
Philippern schrieb: „So viele nun vollkommen sind, lasst uns so gesinnt sein; und wenn ihr etwas
anders gesinnt seid, so wird euch Gott auch dies offenbaren“ (Phil 3,15). „Der Mund des Gerechten
ist ein Born des Lebens“ (Spr 10,11).
Vers 30: Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, durch den ihr versiegelt worden seid auf [den] Tag
[der] Erlösung.
Paulus greift hier die in Kapitel 1,13 gegebene Belehrung auf, dass jeder, der das Evangelium des
Heils geglaubt hat, mit dem Heiligen Geist versiegelt ist. Der Herr Jesus selbst hatte das Kommen des
Heiligen Geistes als Sachwalter und Leiter angekündigt, und seit dem Pfingsttag wohnt Er in jedem
Gläubigen. Er gibt uns Zeugnis von unserer Gottes-kindschaft, Er leitet uns sowohl auf unserem
Glaubensweg als auch in die ganze Wahrheit des Wortes Gottes, Er gibt uns Glaubenskraft und
verwendet sich für uns bei Gott (Röm 8,13–16.26). Hier erwähnt Paulus, dass wir durch den Heiligen
Geist versiegelt worden sind „auf den Tag der Erlösung“, das heißt den Augenblick des Kommens des
Herrn zur Heimholung der Seinen (vgl. Kap. 1,14). Unser Leib der Niedrigkeit wird dann einem Leib
Platz machen, der gleichförmig Seinem Leib der Herrlichkeit ist. Aber auch die Segnungen, die wir
jetzt im Glauben besitzen, werden wir dann vollkommen in Besitz nehmen. Dann, wenn wir vom
Glauben zum Schauen gelangen, wird unsere Erlösung vollständig sein (vgl. Kap. 1,14; Röm 8,23).
Alles in unserem Lebenswandel, was nicht mit Ihm und Seiner Heiligkeit in Übereinstimmung ist,
betrübt Ihn. Wir können Ihn praktisch in unserem Leben sogar ganz auslöschen, indem wir Ihn in
Seinem Wirken hindern (1. Thes 5,19)! Möchten wir daher wie einst der König Hiskia „sachte wallen
alle unsere Jahre“, auf unsere Schritte, unsere Handlungen, Worte und Gedanken achten, damit wir
den Heiligen Geist, der in uns wohnt, nicht betrüben!
Eines ist jedoch unmöglich, nämlich den Heiligen Geist zu verlieren – auch wenn manche Gläubige
dies befürchten und dazu die Worte Davids in Psalm 51,13 anführen: „Den Geist deiner Heiligkeit
nimm nicht von mir!“ Sie lassen dabei außer Acht, dass kein Gläubiger in alttestamentlicher Zeit den
Heiligen Geist in sich wohnend besaß wie in der gegenwärtigen Zeit der Gnade. Der Herr Jesus hat
Seinen Jüngern verheißen, dass der „andere Sachwalter“, der Heilige Geist, in Ewigkeit bei ihnen
sein würde (Joh 14,16). Wie wir bereits bei der Betrachtung von Epheser 1,13 und 14 gesehen haben,
wird jeder, der das Evangelium des Heils glaubt, mit dem Heiligen Geist versiegelt, den Gott uns als
www.bibelkommentare.de
49
In Christus gesegnet (A.R.)
Kapitel 4
Unterpfand unseres Erbes gegeben hat, „zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preise seiner
Herrlichkeit“! Und in Römer 8,11 schreibt derselbe Apostel: „Wenn aber der Geist dessen, der Jesus
aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus aus den Toten auf erweckt hat,
auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes.“
Vers 31: Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan, samt
aller Bosheit.
Es folgt nun eine Aufzählung von bösen Gemütsverfassungen und -ausdrücken, die den Heiligen Geist
betrüben müssen: Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei und Lästerung. Lasst uns sie nicht verharmlosen
oder gar entschuldigen, sondern um jeden Preis meiden! In Kolosser 3,8 werden wir aufgefordert,
„das alles“ abzulegen. Die menschliche Bosheit ist die Wurzel aller dieser Sünden. Es sind in jedem
Fall Auswüchse des Fleisches, die dem alten Menschen angehören, den wir ja nach Vers 22 abgelegt
haben.
Vers 32: Seid aber zueinander gütig, mitleidig, einander vergebend, wie auch Gott in Christus euch
vergeben hat.
Stattdessen sollen wir gütig, mitleidig zueinander sein und einander vergeben, so wie Gott in Christus
uns vergeben hat (vgl. Kol 3,13)! Schon im Alten Testament finden wir sehr tröstende und stärkende
Worte über die vollkommene Vergebung von Seiten Gottes. In Psalm 103,12 heißt es: „So weit der
Osten ist vom Westen, hat er von uns entfernt unsere Übertretungen“, in Jesaja 38,17: „Alle meine
Sünden hast du hinter deinen Rücken geworfen“, und in Micha 7,19: „Du wirst alle ihre Sünden in
die Tiefen des Meeres werfen“. Hebräer 10,17 fasst die Vergebung unserer Sünden mit den Worten
Gottes aus Jeremia 31,33f. zusammen: „Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr
[oder: durchaus nicht mehr] gedenken.“ Wie wunderbar und vollkommen ist die Vergebung, die
wir als Sünder von Seiten Gottes erfahren haben! Sie wird als Vorbild für unsere Gesinnung im
Umgang miteinander vorgestellt. Ganz damit in Übereinstimmung sind die Frucht des Geistes und
die geistliche „Bekleidung“, die wir anziehen sollen (Gal 5,22f.; Kol 3,12f).
www.bibelkommentare.de
50
In Christus gesegnet (A.R.)
Bibelstellenverzeichnis
Bibelstellenverzeichnis
1. Mose
2,23 . . . . . . . . . . . . . . . . 25
2. Mose
15,17 . . . . . . . . . . . . . . . 21
19,5 . . . . . . . . . . . . . . . . 21
20,15 . . . . . . . . . . . . . . . 48
21,16 . . . . . . . . . . . . . . . 48
22,1 . . . . . . . . . . . . . . . . 48
3. Mose
1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
25,23 . . . . . . . . . . . . . . . 21
5. Mose
7,6–8 . . . . . . . . . . . . . . . 11
Josua
4,1–9 . . . . . . . . . . . . . . . 47
1. Chronika
29,11 . . . . . . . . . . . . . . . 24
Psalm
2 . . . . . . . . . . . . . . 15 f., 34
4,9 . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
8 . . . . . . . . . . . . . . . . 16, 34
8,5–7 . . . . . . . . . . . . . . . 24
8,7 . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
16,8 . . . . . . . . . . . . . . . . 42
51,13 . . . . . . . . . . . . . . . 49
68 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
68,19 . . . . . . . . . . . . . . . 34
103,12 . . . . . . . . . . . . . . 50
110 . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
110,1 . . . . . . . . . . . . . . . 23
Sprüche
4,23 . . . . . . . . . . . . . . . . 20
10,11 . . . . . . . . . . . . . . . 49
Jesaja
38,17 . . . . . . . . . . . . . . . 50
42,1 . . . . . . . . . . . . . . . . 11
43,20 . . . . . . . . . . . . . . . 11
www.bibelkommentare.de
53 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
55,8.9 . . . . . . . . . . . . . . 12
Jeremia
31,33 . . . . . . . . . . . . . . . 50
Daniel
9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Micha
7,19 . . . . . . . . . . . . . . . . 50
Habakuk
1,13 . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Matthäus
11,29 . . . . . . . . . . . . . . . 29
12,18 . . . . . . . . . . . . . . . 11
20,28 . . . . . . . . . . . . . . . 15
22,44 . . . . . . . . . . . . . . . 23
24,22.24.31 . . . . . . . . . . 12
25,15 . . . . . . . . . . . . . . . 36
25,34 . . . . . . . . . . . . . . . 12
28,16–20 . . . . . . . . . . . . . 7
28,18–20 . . . . . . . . . . . . 36
28,19 . . . . . . . . . . . . . . . 33
Markus
3,5 . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
Lukas
6,13 . . . . . . . . . . . . . . . . 36
9,1 . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
16,1–12 . . . . . . . . . . . . . . 9
18,13 . . . . . . . . . . . . . . . . 5
23,35 . . . . . . . . . . . . . . . 11
24,49 . . . . . . . . . . . . . . . 17
Johannes
1,1 . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
1,12 . . . . . . . . . . . . . . . . 20
1,13 . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1,14 . . . . . . . . . . . . . . . . 19
1,17 . . . . . . . . . . . . . . . . 41
6,68 . . . . . . . . . . . . . . . . 38
8,25 . . . . . . . . . . 41, 46, 48
10,4.5 . . . . . . . . . . . . . . . 41
14,1–3 . . . . . . . . . . . . . . 33
14,6 . . . . . . . . . . . . . . . . 45
14,16 . . . . . . . . . . . . 17, 49
17,3 . . . . . . . . . . . . . 20, 38
17,5 . . . . . . . . . . . . . . . . 35
17,17 . . . . . . . . . . . . . . . 17
17,24 . . . . . . . . . . . . . . . 11
20,17 . . . . . . . . . . . . . 8, 19
Apostelgeschichte
1,4.5 . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1,21–26 . . . . . . . . . . . . . 36
2,47 . . . . . . . . . . . . . . . . 29
5,13 . . . . . . . . . . . . . . . . 29
7,2 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
13,17 . . . . . . . . . . . . . . . 11
14,3 . . . . . . . . . . . . . . . . 49
15,9 . . . . . . . . . . . . . . . . 20
16,31 . . . . . . . . . . . . . . . 17
18,19–21 . . . . . . . . . . . . . 4
19,1 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
20,1 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
20,17–38 . . . . . . . . . . . . . 4
20,21.24.25.27 . . . . . . . 45
20,31 . . . . . . . . . . . . . . . . 4
20,32 . . . . . . . . . . . . . . . 49
20,35 . . . . . . . . . . . . . . . 48
26,12–18 . . . . . . . . . . . . 36
Römer
3,9 . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
3,12 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
6,1 . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
6,1–11 . . . . . . . . . . . . . . 47
6,3 . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
6,6 . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
7,22 . . . . . . . . . . . . . . . . 20
51
In Christus gesegnet (A.R.)
8,3 . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
8,7 . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
8,11 . . . . . . . . . . . . . . . . 50
8,13–16.26 . . . . . . . . . . 49
8,15 . . . . . . . . . . . . . . . . 20
8,17 . . . . . . . . . . . . . 16, 21
8,23 . . . . . . . . . . . . . . . . 49
8,29 . . . . . . . . . . . . . . . . 13
8,33 . . . . . . . . . . . . . . . . 12
9,22–23 . . . . . . . . . . . . . 12
10,4 . . . . . . . . . . . . . . . . 48
10,9.10 . . . . . . . . . . . . . 33
11,7.25.26 . . . . . . . . . . . 17
11,33–36 . . . . . . . . . . . . 13
12,5 . . . . . . . . . . . . . . . . 34
12,6 . . . . . . . . . . . . . . . . 35
16,13 . . . . . . . . . . . . . . . 12
16,17 . . . . . . . . . . . . . . . 41
1. Korinther
1,26–29 . . . . . . . . . . . . . 12
2,6 . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
3,1 . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
3,1–3 . . . . . . . . . . . . . . . 39
6,15 . . . . . . . . . . . . . . . . 34
9,1.2 . . . . . . . . . . . . . . . . 36
10,2 . . . . . . . . . . . . . . . . 47
10,16.17 . . . . . . . . . . . . 30
11,1 . . . . . . . . . . . . . . . . 39
11,19 . . . . . . . . . . . . . . . 32
12 . . . . . . . . . . . . . . . . 35 f.
12,4 . . . . . . . . . . . . . . . . 35
12,12 . . . . . . . . . . . . . . . 34
12,12.13 . . . . . . . . . . . . 29
12,12.13.27 . . . . . . . . . . 32
12,14–26 . . . . . . . . . . . . 43
12,26 . . . . . . . . . . . . 32, 47
13,10 . . . . . . . . . . . . . . . 39
15,27 . . . . . . . . . . . . . . . 24
15,28 . . . . . . . . . . . . . . . 21
2. Korinther
1,3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
1,22 . . . . . . . . . . . . . . . . 17
3,18 . . . . . . . . . . . . . . . . 40
www.bibelkommentare.de
Bibelstellenverzeichnis
4,16 . . . . . . . . . . . . . . . . 20
5,17 . . . . . . . . . . . . . . . 46 f.
13,4 . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Galater
1,1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
2,5 . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
2,20 . . . . . . . . . . . . . . . . 38
3,28 . . . . . . . . . . . . . . . . 30
4,16 . . . . . . . . . . . . . . . . 41
5,7 . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
5,15 . . . . . . . . . . . . . . . . 29
5,18 . . . . . . . . . . . . . . . . 48
5,22 . . . . . . . . . . . . . . . . 50
Epheser
1,4 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1,10 . . . . . . . . . . . . . . . . 16
1,11 . . . . . . . . . . . . . . . . 21
1,13 . . . . . . . . . . . . . . . . 46
1,13.14 . . . . . . . . . . . . . 49
2,6 . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
2,13 . . . . . . . . . . . . . . . . 15
2,15 . . . . . . . . . . . . . . . . 46
2,16 . . . . . . . . . . . . . . . . 29
2,20–22 . . . . . . . . . . . . . 43
3,1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
3,16 . . . . . . . . . . . . . . . . 20
4,1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
4,1–16 . . . . . . . . . . . . . . 27
4,3 . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
4,22.24 . . . . . . . . . . . . . 46
5,30 . . . . . . . . . . . . . . . . 25
6,20 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
6,21 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Philipper
1,27 . . . . . . . . . . . . . . . . 28
2,2–5 . . . . . . . . . . . . . . . 29
2,5 . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
2,6–11 . . . . . . . . . . . . . . 16
2,10 . . . . . . . . . . . . . . . . 16
3,10 . . . . . . . . . . . . . 20, 40
3,14 . . . . . . . . . . . . . . . . 28
3,15 . . . . . . . . . . . . . 39, 49
3,15.16 . . . . . . . . . . . . . 31
4,11–18 . . . . . . . . . . . . . . 9
Kolosser
1,4 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
1,9 . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
1,10 . . . . . . . . . . . . . . . . 28
1,13 . . . . . . . . . . . . . . . . 14
1,25 . . . . . . . . . . . . . . . . 20
2,18 . . . . . . . . . . . . . . . . 41
2,19 . . . . . . . . . . . . . . . . 43
3,1 . . . . . . . . . . . . . . 24, 46
3,8 . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
3,8.12 . . . . . . . . . . . . . . . 47
3,9.10 . . . . . . . . . . . . . . 46
3,12 . . . . . . . . . . . . . . . . 50
3,13 . . . . . . . . . . . . . . . . 50
3,14 . . . . . . . . . . . . . . . . 43
3,16 . . . . . . . . . . . . . . . . 40
4,7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1. Thessalonicher
2,12 . . . . . . . . . . . . . . . . 28
5,14 . . . . . . . . . . . . . . . . 31
5,19 . . . . . . . . . . . . . . . . 49
2. Thessalonicher
3,12 . . . . . . . . . . . . . . . . 31
1. Timotheus
1,3 . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
1,9 . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
2,5 . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
5,21 . . . . . . . . . . . . . . . . 12
2. Timotheus
1,8–16 . . . . . . . . . . . . . . 28
1,10 . . . . . . . . . . . . . . . . 22
2,12 . . . . . . . . . . . . . . . . 21
2,24.25 . . . . . . . . . . . . . 31
Titus
1,1 . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
2,11 . . . . . . . . . . . . . . . . 48
3,10 . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Philemon
1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Hebräer
1,2 . . . . . . . . . . . . . . 16, 21
52
In Christus gesegnet (A.R.)
1,14 . . . . . . . . . . . . . . . . 35
2,4 . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
2,8 . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
2,9 . . . . . . . . . . . . . . 24, 35
2,14 . . . . . . . . . . . . . . . . 23
3,1 . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
5,12–14 . . . . . . . . . . . . . 39
5,13 . . . . . . . . . . . . . . . . 41
5,14 . . . . . . . . . . . . . . . . 39
6,5 . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
10,13 . . . . . . . . . . . . . . . 24
10,14 . . . . . . . . . . . . . . . 39
10,17 . . . . . . . . . . . . . . . 50
11,3 . . . . . . . . . . . . . . . . 38
13,9 . . . . . . . . . . . . . . . . 41
www.bibelkommentare.de
Bibelstellenverzeichnis
Jakobus
2,5 . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
1. Petrus
1,3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
1,15 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1,19 . . . . . . . . . . . . . . . . 15
1,20 . . . . . . . . . . . . . . . . 11
2,4.6 . . . . . . . . . . . . . . . . 11
2,5 . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
3,22 . . . . . . . . . . . . . . . . 35
4,10 . . . . . . . . . . . . . . . . 35
5,13 . . . . . . . . . . . . . . . . 12
2. Petrus
1,4 . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
3,10 . . . . . . . . . . . . . . . . 21
3,18 . . . . . . . . . . . . . 20, 40
1. Johannes
1,5 . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
2,13–18 . . . . . . . . . . . . . 39
2,13–27 . . . . . . . . . . . . . 40
3,1 . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
4,8.16 . . . . . . . . . . . . . . 13
Offenbarung
1,5 . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
2. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5
3. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5
12,9 . . . . . . . . . . . . . . . . 24
20,11–15 . . . . . . . . . . . . 12
53
Herunterladen