Frage 453 ....................................... ? Wie kann eine postoperative Darmstimulation nach chirurgischen Eingriffen ohne Darmanastomose(n) erfolgen? ! Der beste Weg zur Wiederherstellung einer normalen Darmtätigkeit besteht in der frühzeitigen enteralen Ernährung. Diese kann bei sedierten oder kooperationsunfähigen Patienten über eine liegende Magensonde erfolgen. Eine längerfristige enterale Ernährung ist besser über eine Jejunalsonde zu erreichen, die mit einer ableitenden Magensonde kombiniert ist, um die Aspirationsgefahr zu senken (z. B. in Form von Mehrkanal-Ernährungssonden). Die Ableitung von potenziellem gastralem Reflux ist wegen der Aspirationsgefahr von besonderer Bedeutung, sollte jedoch so gestaltet werden, dass ein optmaler Abfluss ohne gleichzeitige „Hebereffekte“ gewährleistet ist. Dazu eignet sich in der Regel die Aufhängung des Sammelbeutels in Kopfhöhe. Bei Patienten, die eine eigenständige enterale Ernährung vornehmen können, sind keimreduzierte, kohlensäurefreie Flüssigkeiten zu bevorzugen (z. B. Tee, stilles Wasser). Bei einer verlängerten postoperativen Darmatonie (d. h. mehr als 48 – 72 h) sollte zunächst die mechanische Volumenreizung des Darmes intensiviert werden. Dazu eignen sich orale Laxanzien und/oder retrograde Spülungen. Letzteres sollte vorzugsweise als hoher Hebe-Schwenk-Einlauf erfolgen. m Cave: Perforationsgefahr bei übertriebener Volumenapplikation. Deren Effektivität liegt deutlich höher als bei Klistiereinläufen. Die Applikation von Mikroklistieren ist für die postoperative Darmstimulation ineffektiv und daher abzulehnen. Als orales Stimulans zeigt Gastrografin häufig eine sehr gute Wirksamkeit. Hierbei kann eine röntgenologische Kontrolle der Magen-Darm-Passage im Rahmen der erforderlichen Diagnostik einer möglichen mechanisch bedingten Transportstörung mit der bewussten Nutzung der Nebenwirkung kombiniert werden. Bei weiterhin persistierender paralytischer Passagestörung kann am 4.– 5. postoperativen Tag mit der parasympatikomimetischen Stimulation begonnen werden. Hierbei ist zu beachten, dass in der postoperativen Phase aufgrund einer endogenen Katecholaminausschüttung durch perioperativen Stress oder durch exogene Applikation von Sympatikomime- tika (z. B. Katecholamine bei Kreislaufdepression) erhöhte Dosierungen der eingesetzten Medikamente erforderlich sein können. Unter Kreislaufmonitoring sind dabei bis 3-mal täglich Gaben von Neostigmin in Kombination mit Dexpanthenol notwendig, wobei diese als Kurzinfusion über 30 – 60 min appliziert werden. Die Wirksamkeit von Dexpanthenol ist jedoch umstritten. Die Wirkung von Metoclopramid oder anderen Prokinetika ist häufig zur Therapie einer postoperativen Darmatonie oder bei intensivmedizinischen Patienten nicht ausreichend und sollte daher nur in der Anfangsphase supportiv eingesetzt werden. Allerdings sind sie gut geeignet als Kombinationstherapie bei einer gleichzeitig notwendigen antiemetischen Behandlung. Andere Medikamentengruppen, wie z. B. HT5-Rezeptorantagonisten, sind zur postoperativen Darmstimulation nicht geeignet. Da das postoperative und bei chirurgisch-intensivmedizinischen Patienten vorkommende Erbrechen meist durch eine gastrointestinale Transportstörung und nicht zentral bedingt ist (abgesehen von emetischen Effekten einiger Narkotika unmittelbar postoperativ), sind auch bei dieser Indikation HT5-Rezeptorantagonisten selten sinnvoll. Ceruletid (Takus) ist ein Analogon des gastrointestinalen Hormons Cholecystokinin, das ursprünglich aus der Haut des australischen Laubfroschs isoliert wurde. Seine Wirkungen entsprechen denen des physiologisch vorkommenden Hormons mit Steigerung der Kontraktilität der Gallenwege und pankreatischen exokrinen Sekretion, Stimulation der Darmmotorik und Inhibition der Magenperistaltik. Der Einsatz bei prolongierter postoperativer Darmatonie ist sehr wirksam, bei Eingriffen an den Gallenwegen bzw. Pankreas jedoch sehr kritisch. Frage 454 ....................................... Besonderheiten sind bei der postoperativen ? Welche Darmstimulation nach chirurgischen Eingriffen mit Darmanastomose(n) zu beachten? ! Grundsätzlich unterscheidet sich die postoperative Darmstimulation nach Darmeingriffen mit enterischen Anastomosen nicht von der bei anderen chirurgischen Eingriffen. Es gibt keine evidenzbasierten Hinweise, dass eine mechanische Entlastung des oberen Gastrointestinaltraktes zu einer verminderten Komplikationsrate von Anastomosen in diesem Bereich führt. Nach einer kurzfristigen perioperativen Schienung, deren Länge jedoch .......... 91 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie 5.1 Allgemeinchirurgie 5.1 Chirurgie Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 5 gen oder Überdosierungen treten praktisch nicht auf. Die wichtigste Gruppe von Medikamenten sind indirekte Parasympathikomimetika, die durch eine Blockade der Cholinesterase zu einer Erhöhung von Acetylcholin an den motorischen Endplatten sowohl der glatten als auch der quergestreiften Muskulatur und damit einer Steigerung des Muskeltonus führen. Neben der erwünschten Wirkung auf die Darmmuskulatur wird auch der Tonus der glatten Muskulatur in den ableitenden Harnwegen erhöht. Aus dieser Gruppe hat sich weitgehend Neostigmin durchgesetzt, das als quarternäre Ammoniumverbindung auch die Bluthirnschranke überwinden kann. Weiterhin kommt auch der direkte Cholinrezeptoragonist Carbachol zum Einsatz. Dessen Nebenwirkungen sind Ausdruck des erhöhten Parasympathikotonus mit erhöhter Transpiration (bei Flüssigkeitsbilanzierung beachten!), verstärktem Speichelfluss und Möglichkeit einer Diarrhö. Bei Herzinsuffizienz, Angina pectoris, Asthma bronchiale und Hyperthyreose ist die Indikation unter intensivmedizinischem Monitoring (Gefahr von Vorhof- und Kammerflimmern) streng zu stellen. Ohne kontinuierliche Überwachung der Herzfrequenz sind Parasympathikomimetika bei diesen Patienten kontraindiziert. Frage 456 ....................................... Effekte hat eine frühe luminale Darmstimu? Welche lation im perioperativen intensivmedizinischen Bereich? Frage 455 ....................................... welchen Nebenwirkungen muss beim Einsatz von ? Mit Medikamenten zur Stimulation der Darmmotilität gerechnet werden? ! Die prokinetisch wirkenden Medikamente (Metoclopramid, Domperidon) wirken über eine Hemmung dopaminerger Funktionen sowohl peripher als auch zentral und teilweise eine zusätzliche Beeinflussung von Serotoninrezeptoren. Daher stehen zentrale Nebenwirkungen mit Schwindel und depressiver Stimmungslage im Vordergrund. Da bei intensivmedizinischen Patienten oft dopaminerge Substanzen (Dopamin, Dobutamin) appliziert werden, ist in diesen Fällen eine Kombination mit Prokinetika nicht sinnvoll. Des Weiteren besteht eine Kontraindikation bei Phäochromozytom. Panthotensäure ist als Bestandteil von Coenzym A von fundamentaler Bedeutung für den gesamten Stoffwechsel. Die Wirksamkeit bei der Darmstimulation in der postoperativen Phase und bei paralytischem Ileus unter hochdosierter parenteraler Applikation in Form von Dexpanthenol (1000 mg) ist jedoch umstritten. Spezifische Nebenwirkun- ! Im Bereich der chirurgischen Intensivmedizin standen bis vor relativ kurzer Zeit die Befürchtungen des Operateurs hinsichtlich der ungestörten Anastomosenheilung im Vordergrund der Bewertung einer frühen luminalen Darmstimulation. Dabei wurde und wird postuliert, dass eine luminale Belastung des Darmes bei einer häufig auftretenden postoperativen Darmatonie zu einem erhöhten Druck im Anastomosenbereich führt, der eine verminderte Durchblutung und erhöhte mechanische Belastung der Anastomose mit dadurch bedingter erhöhter Insuffizienzrate nach sich zieht. Diesen Vorstellungen liegen jedoch nur wenige evidenzbasierte Untersuchungen zugrunde, sodass in den letzten Jahren ein Umdenken in der perioperativen Intensivmedizin begonnen hat. Es setzt sich zunehmend die experimentell und klinisch immer besser belegte Erkenntnis durch, dass die positiven Effekte einer luminalen Darmstimulation überwiegen. Diese bestehen insbesondere in der Aufrechterhaltung der physiologischen Funktionen des Darmes. Einerseits führt eine enterale Ernährung unabhängig von der Art und Zu- 92 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Operative Intensivmedizin noch individuell sehr unterschiedlich gefordert wird, wird von vielen Chirurgen heute eine frühe enterale Flüssigkeitsbelastung angestrebt (möglichst ab 1. postoperativem Tag, teilweise bereits nach Abklingen der Narkose). Bei einer Applikation von bis zu 300 ml keimreduzierter Flüssigkeit ist deren Volumeneffekt auf den Gesamtflüssigkeitsgehalt des Darmlumens ohnehin gering und die positiven Effekte überwiegen deutlich. Eine weitere Steigerung der enteralen Belastung erfolgt nach Wiedereinsetzen der normalen Darmtätigkeit. Bei der Durchführung von Hebe-Schwenk-Einläufen ist dagegen bei kolorektalen Anastomosen Vorsicht geboten. Die hier zum Einsatz kommenden Flüssigkeitsmengen sind deutlich größer und können zu einem erhöhten intraluminalen Druck führen, der den Berstungsdruck der Anastomose übersteigt. Der Einsatz parasympatikomimetischer oder prokinetischer Medikamente unterliegt ebenfalls keinen besonderen Beschränkungen bei Patienten mit Darmanastomosen. Die öfter geäußerte Vermutung, dass durch eine zu rasch einsetzende oder zu rege Darmtätigkeit eine besondere Gefährdung von Darmanastomosen auftritt, ist weder experimentell noch klinisch evidenzbasiert belegt. Im Gegenteil kann eine schnelle Wiederaufnahme der physiologischen Darmtätigkeit eine Reihe von positiven Effekten hervorrufen, die zu einer verbesserten Gesamtrekonvaleszenz des Patienten führen. Frage 457 ....................................... Kriterien definieren ein interventionsbedürf? Welche tiges abdominelles Kompartmentsyndrom? ! Die Bestimmung des intraabdominellen Druckes erfolgt in der Regel über einliegende Blasenkatheter, die an ein kalibriertes Druckmesssystem (elektronische Drucksonde, Wassersäule) angeschlossen sind. Der normale intraabdominelle Druck entspricht in etwa dem zentralvenösen Druck und liegt zwischen 0 – 7 cm H2O. Nach elektiver Laparotomie kommt es aufgrund der perioperativen Volumengabe, der Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe und durch physiologische Zytokinausschüttung zu einem leichten Anstieg des intraabdominellen Druckes mit Werten zwischen 5 – 12 cm H2O. Ein darüber hinausgehender Druckanstieg ist als pathologisch anzusehen, was jedoch nicht zwingend mit einer operativen Interventionsbedürftigkeit einhergeht. m Erst bei einem Druckanstieg auf Werte über Frage 458 5.1 20 – 25 cm H2O kommt es zur Ausbildung von Organkomplikationen, die durch eine operative Revision verhindert werden müssen. Als initiale Parameter treten eine Reduktion der respiratorischen Funktion bzw. Anstieg des Beatmungsdruckes ⬎ 40 cm H2O auf. Weiterhin kommt es in der Frühphase bereits zu einer Abnahme der Urinausscheidung auf ⬎ 0,5 ml/kgKG/h. Bei Persistieren oder weiterem Anstieg des intraabdominellen Druckes kommt es zu weiteren Einschränkungen von Vitalfunktionen, wie z. B. Reduktion der mesenterialen Durchblutung. Daher sollte bei einem Druck ⬎ 15 cm H2O ein Blasendruckmonitoring (regelmäßig bzw. kontinuierlich) bis zur Normalisierung des Druckes und Konsolidierung der Vitalfunktionen erfolgen. Bei intraabdominellem Druck zwischen 20 – 25 cm H2O besteht die Indikation zur (Re)laparotomie bei gleichzeitigem Vorliegen klinischer Symptome. Ein intraabdomineller Druck ⬎ 25 cm H2O stellt eine Indikation zur dringlichen operativen Entlastung dar. welche pathophysiologischen Mechanismen ? Durch wird die klinische Bedeutung des abdominellen Kompartmentsyndroms verursacht? ! Das abdominelle Kompartmentsyndrom unterscheidet sich in seiner pathophysiologischen Auswirkung nicht prinzipiell von Kompartmentsyndromen anderer Lokalisation. Das grundlegende Problem besteht in einer druckbedingten Reduktion zunächst des venösen Rückstroms, die zu einer Flüssigkeitsretention im betroffenen Stromgebiet und einem dadurch bedingten weiteren Anstieg des Gewebedruckes in dem zugehörigen Kompartment führen. Dadurch entsteht ein Circulus vitiosus, der eine Minderperfusion der betroffenen Organe (zunächst venös, später auch arteriell) verursacht. Der verminderte venöse Rückstrom betrifft beim abdominellen Kompartmentsyndrom neben den intraabdominellen Organen auch den Rückstrom abhängender Stromgebiete der V. cava inferior. Dadurch kommt es zu einer Verminderung des kardialen Preload mit Reduktion des Herzzeitvolumens. Diese verminderte kardiale Auswurfleistung und die durch den erhöhten Gewebedruck gleichzeitig gestörte kapilläre Mikrozirkulation führen zu einer Funktionsbeeinträchtigung vitaler Organe mit Rückgang der Diurese, Integritäts- und Funktionsstörung von Leber und Pankreas. Im Gastrointestinaltrakt wird durch die Perfusionsminderung eine Beeinträchtigung der Barrierefunktion ausgelöst, was zu einer Mukosaalteration und bakteriellen Translokation führen kann. Somit kann neben der direkten Organschädigung ein septisches Krankheitsbild mit Multiorganversagen induziert werden. .......... 93 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie ....................................... Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. sammensetzung der applizierten Nahrung zu einer Verbesserung der Immunfunktion. Gleichzeitig kann durch die enterale Ernährung die bakterielle Clearance des Darmes aufrechterhalten werden, wodurch pathologische Besiedlungen und bakterielle Translokationen vermindert werden. Des Weiteren führt die luminale Belastung zu einer Verbesserung der Durchblutung der Darmmukosa, was seinen Ausdruck u. a. in einer frühzeitigen Normalisierung des Mukosa-pH (pHi) findet. Als weiterer positiver Effekt ist eine frühere Wiederaufnahme der Transportfunktion mit verbesserter Rekonvaleszenz zu erwähnen. Ein häufig unterschätzter Faktor der frühzeitigen enteralen Ernährung ist in den sehr positiven psychischen Auswirkungen zu sehen, die zu einer erhöhten Compliance, verbesserten Mobilisierung und Schmerzverarbeitung führen. Neben den in ihrer Bedeutung gegenwärtig neu bewerteten „chirurgischen“ Aspekten der Anastomosensicherheit darf jedoch ein weiterer Risikoaspekt einer frühen enteralen Ernährung nicht vergessen werden. Bei einer fehlenden Transportfunktion insbesondere im oberen Gastrointestinaltrakt kann es zu Reflux und deutlich erhöhter Aspirationsgefahr kommen. Insbesondere wiederholte stille Aspirationen bei nicht beatmeten liegenden Patienten sind hier gefürchtet, da sie zu schweren Pneumonien führen können. Als indirekter Effekt einer frühen enteralen Ernährung bei sedierten Patienten, d. h. über liegende Ernährungssonden, besteht in der Gefahr druckinduzierter Schleimhautdefekte im Nasenrachenraum und Ösophagus-Magen, die bis zu Knorpelnekrosen der Nase und Hohlorganperforation reichen können. können Kolikschmerzen durch Spasmen von ? Wie Hohlorganen therapiert werden? Operative Intensivmedizin ! Bei Spasmen von Hohlorganen imponiert die Kolik als heftigster Schmerz mit krampfartigem Charakter, die mit einer vegetativen Symptomatik kombiniert sein können. In der postoperativen Phase können derartige Schmerzen im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme der Darmmotilität aber auch bei Überdosierung von Parasympathikomimetika auftreten. Im letzteren Fall führt eine Dosisreduktion rasch zum Abklingen der Beschwerden, eine Antagonisierung mit Atropin ist normalerweise nicht erforderlich. Bei endogenen Spasmen eignen sich Metamizol und Pethidin, da beide analgetisch und spasmolytisch wirken. Es können aber auch andere Opioide Anwendung finden. Alternativ kann N-Butylscopolamin als parasympatholytisches Belladonnaalkaloid eingesetzt werden. Dessen Wirkung in der postoperativen Phase ist aber oft nicht ausreichend bzw. tritt erst bei Dosierungen ein, die zu ausgeprägten unerwünschten Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen, Tachykardie, Erregungszustände und Atemdepression führen. Daher ist eine Kombination von muskulotrop wirkenden Spasmolytika und Analgetika sinnvoll, wenn die reine analgetische Behandlung nicht ausreichend ist. Frage 460 ....................................... ? Gibt es Laborparameter, die im postoperativen Verlauf nach größeren chirurgischen Eingriffen Hinweise für eine mesenteriale Durchblutungsstörung geben? ! Die laborchemischen und Blutbildveränderungen, die mit der Entwicklung einer mesenterialen Duchblutungsstörung einhergehen, sind wenig sensitiv und spezifisch. Diese relativ geringe Aussagekraft wird sowohl durch die Pathophysiologie der Durchblutungsstörung verursacht, liegt aber auch an normalen postoperativen Veränderungen der entsprechenden Parameter bzw. Pathologien anderer Genese und Organsysteme, die zu vergleichbaren Verschiebungen führen können. Insbesondere die häufig als Leitdiagnostik angenommenen Verschiebungen im Säure-Basen-Haushalt durch Freisetzung von Lactat aus dem mesenterialen Stromgebiet, sind unzuverlässig und weder im positiven noch im negativen Fall für die Differenzialdiagnose gut geeignet. Obwohl es zu einer lokalen Ischämie mit Umschaltung auf anaeroben Stoffwechsel kommt, wird das Lactat durch einen gleichzeitig gestörten „Auswascheffekt“ (reduzierte venöse Drainage) nicht zwingend systemisch wirksam, d. h. nachweisbar. Im Allgemeinen gelten Serumlactatspiegel ⬎ 2,2 mmol/l als hinweisend. m Da jedoch vor allem früh postoperativ auch in anderen Organsystemen anaerober Stoffwechsel auftreten kann, sind auch erhöhte Spiegel nicht pathognomonisch. Dies wird z. B. häufig nach kardiochirurgischen Eingriffen beobachtet, bei denen postoperativ schlechte eingeschränkte kardiale Auswurfleistungen mit ähnlichen Auswirkungen auftreten können. In vergleichbarer Form verhält sich der systemische pHWert mit einhergehender metabolischer Azidose (pH ⬍ 7,2; negativer Base Excess unter – 5 bis – 8). Darüber hinaus können erhöhte Serumphosphatspiegel gefunden werden. Weitere Laborparameter, wie z. B. D-Dimere, Fibrinogen-Spaltprodukte usw., spielen in der Diagnostik akuter Mesenterialischämien keine Rolle. Frage 461 ....................................... diagnostische Bildgebung sollte bei Verdacht ? Welche auf eine mesenteriale Duchblutungsstörung veranlasst werden? ! Die konventionelle bildgebende Diagnostik liefert bei mesenterialen Gefäßverschlüssen in der Regel wenig richtungsweisende Anhaltspunkte. So zeigt eine Röntgenübersichtsaufnahme des Abdomens mit Seitenlage in ca. einem Viertel der Fälle keine wesentlichen pathologischen Befunde. Dilatierte Darmschlingen und Spiegelbildung sind bei ca. der Hälfte der Patienten zu finden, treten jedoch bei postoperativer Paralyse bzw. -atonie anderer Genese mit etwa gleicher Frequenz auf. Sonographie und Dopplersonographie können ebenfalls dilatierte Darmschlingen (27 %), fehlende Peristaltik (28 %) und/oder freie abdominelle Flüssigkeit (14 %) zeigen, die jedoch postoperativ ebenfalls nicht spezifisch sind. Der Nachweis eines Thrombus in Mesenterialgefäßen gelingt nur in ca. 11 % der Fälle. Im Gegensatz dazu kann eine Angiographie mit einer hohen Spezifität (bis 90 %) als Standarddiagnostik angesehen werden. Insbesondere nonokklusive Mesenterialverschlüsse (NOMI) sind als Verengung der Abgänge der Äste der A. mesenterica superior, alternierende Dilatation und Verengung ihrer intestinalen Äste, Spasmen der Mesenterialarkaden und eingeschränkte Füllung intramuraler Gefäße differenzialdiagnostisch eindeutig erkennbar. Okklusive Gefäßverschlüsse sind ebenfalls meist eindeutig darstellbar. Gleichzeitig bietet der einliegende Gefäßkatheter die Möglichkeit zur lokalen Applikation von Medikamenten. Allerdings kann der Zeitverlust, der durch die technisch relativ aufwändige Angiographie auftritt, zu einem Überschreiten der Ischämietoleranz des betroffenen Darmabschnitts mit den daraus resultierenden negativen Folgen führen. Alternativ können CT-Angiographie oder MR-Angiographie mit 94 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Frage 459 ....................................... ! In ca. 20 % der Mesenterialischämien muss mit einer nonokklusiven Perfusionsstörung gerechnet werden. Als besondere Risikofaktoren gelten insbesondere einige postoperative Zustände, die mit einer reduzierten kardialen Leistung einhergehen. Als wesentlicher Auslöser einer NOMI ist eine Langzeit- oder Hochdosiskatecholamintherapie anzusehen. Durch ihre besondere vasokonstriktorische Wirkung besonders im Splanchnikusbereich betrifft dies insbesondere Adrenalin und Noradrenalin bzw. deren Derivate. Daneben können weitere Medikamente (Digitalis, Diuretika, Ergotamin) zu einer erhöhten vasomotorischen Sensitivität bzw. zu den zugrunde liegenden Gefäßspasmen führen. Daraus ergibt sich, dass vor allem Patienten nach kardiochirurgischen Eingriffen und aortaler Gefäßrekonstruktionen ein deutlich erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer NOMI haben. Aufgrund der bei diesen Patienten häufig begleitenden ausgeprägten perioperativen Immunsuppression und katabolen Stoffwechsellage ist das klinische Bild der Mesenterialischämie zu einem hohen Prozentsatz untypisch. Im Zweifel ist daher beim klinischen Verdacht bei diesen Risikogruppen bis zum Beweis des Gegenteils von einer mesenterialen Minderperfusion auszugehen. Frage 463 ....................................... welchem Stufenschema werden Patienten mit ? Nach nonokklusiven Mesenterialischämien (NOMI) behandelt? 5.1 Risikogruppen für nonokklusive Mesente? Bestehen rialischämien (NOMI)? klusive Mesenterialischämien ein Vasospasmus im präkapillären Stromgebiet ausschlaggebend zu sein scheint, ist eine vasodilatatorische Therapie bei Vorliegen einer NOMI möglich. Diese wird als intraarterielle Papaverintherapie über Angiographiekatheter (30 – 60 mg/h über mindestens 24 h) durchgeführt. Erfolgsraten und klinischer Nutzen sind jedoch umstritten, sodass diese Therapie nur unter sehr enger Kontrolle des klinischen Bildes erfolgen sollte. Nach angiographischer Erfolgskontrolle kann diese Therapie über weitere 24 – 48 h fortgesetzt werden. Nachfolgend lässt die sympatikolytische Wirkung nach und die Rate katheterassoziierter Komplikationen steigt deutlich an. Eine fehlende klinische Besserung sollte eine Laparotomie innerhalb von 6 h bis max. 12 h indizieren. Bei der Indikationsstellung ist zu berücksichtigen, dass kardiochirurgische Patienten, bei denen eine NOMI häufig im postoperativen Verlauf auftritt, und Patienten nach großen abdominalchirurgischen Eingriffen postoperativ für 3 – 5 Tage eine ausgeprägte Immunsuppression aufweisen, wodurch der klinische Untersuchungsbefund häufig schwer einzuordnen ist und unterschätzt wird. Da das Auftreten einer NOMI oft von einer ausgeprägten und prolongierten Darmatonie begleitet ist, kann die Anlage eines Ileostomas zur abdominellen Entlastung im Rahmen dieser Laparotomie sinnvoll sein. Frage 464 ....................................... pathophysiologischen Ursachen liegen in? Welche fektiösen biliären Komplikationen zugrunde? ! Die bakterielle Besiedlung von Gallenwegen erfolgt in der Regel durch Reflux aus dem Darm. Daher sind alle chirurgischen Eingriffe mit Manipulationen bzw. enterobiliären Anastomosen besonders gefährdet. Da im intensivmedizinischen Bereich gleichzeitig durch fehlende oder verminderte enterale Ernährung und perioperative Stressreaktionen eine verminderte Galleproduktion und Entleerung der Gallenblase mit dadurch bedingter Stase, Sludgebildung und mechanischer Reizung („Intensiv-Gallenblase“) optimale Bedingungen für eine bakterielle Besiedlung vorliegen, sind Cholangitiden ein häufiges intensivmedizinisches Problem. Weitere begünstigende Faktoren bei intensivmedizinischen Patienten sind Medikamentennebenwirkungen mit reduzierter Galleclearance (z. B. durch Narkotika), Dehydratation mit vermindertem Gallefluss, erhöhte Viskosität der Galle durch vermehrt anfallendes Bilirubin nach Transfusionen und verminderte Durchblutung der Mukosa der .......... 95 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie Frage 462 ....................................... ! Da als pathogenetischer Mechanismus für nonok- Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. guter bis sehr guter Spezifität (bis 80 %) eingesetzt werden. Beide Verfahren haben den Vorteil geringer Invasivität, der Einsatz der MR-Angiographie ist unter intensivmedizinischen Bedingungen jedoch meist technisch nicht sinnvoll umsetzbar. Zur Lösung des diagnostischen Dilemmas hat sich daher folgender Algorithmus in der perioperativen Intensivmedizin bewährt: – Angiographie bei Verdacht auf arteriellen Verschluss, insbesondere nonokklusive Ischämien, – CT-Angiographie bei Verdacht auf venösen Verschluss, – frühzeitige Laparotomie bei klinischem Verdacht unabhängig von bildgebender Diagnostik, – Second Look nach rekonstruktiven Eingriffen im Zusammenhang mit mesenterialen Durchblutungsstörungen. Frage 467 ....................................... es chirurgische Konsequenzen beim Vorliegen ? Gibt postoperativer biliärer Infektionen? ! Da postoperative Abflussstörungen und Reflux die wesentlichen pathophysiologischen Ursachen für postoperative biliäre Infektionen darstellen, muss sichergestellt sein, dass chirurgisch behebbare Ursachen ausgeschlossen bzw. korrigiert werden. An vorderster Stelle steht dabei die Sicherung des Galleabflusses durch drainierende Maßnahmen. Diese kann endoskopisch durch Einlage von Gallengangstents oder operativ durch T-Drainagen im Ductus choledochus erfolgen. Interventionelle perkutane Drainageverfahren stehen in ihrer Bedeutung bei biliären Infektionen eher zurück, da diese im Allgemeinen deutlich erweiterte Gallenwege voraussetzen, die im Akutstadium in der Regel nicht vorliegen. Bei abszedierenden Erkrankungsformen dagegen ist die interventionelle bildgestützte (sonographisch oder CT-gesteuert) Drainage in vielen Fällen der chirurgischen Intervention gleichwertig. Voraussetzung ist jedoch die Schaffung einer suffizienten Ableitung und ggf. Spülung aller wesentlichen Abszessanteile. Die interventionell eingelegten Drainagen haben den Vorteil einer geringeren Traumatisierung, sind jedoch im Vergleich zu chirurgisch platzierten Drainagen wesentlich dünner und neigen zur Verklebung und Okklusion. Daher hat sich eine regelmäßige (mindestens 8-stündliche) Spülung der Drainage mit physiologischer Kochsalzlösung bewährt. Eine bildgebende Erfolgskontrolle der Drainage ist obligat, um ggf. rechtzeitig eine operative Drainage anzuschließen. Bei noch nicht vorgenommener Cholezystektomie sollte diese nach Möglichkeit nachgeholt werden. Frage 465 ....................................... welchem Keimspektrum muss für die kalkulierte ? Mit Antibiose bei Vorliegen einer biliären Infektion gerechnet werden? Operative Intensivmedizin ! Die Keime bei biliären Infektionen stammen im Allgemeinen aus dem Gastrointestinaltrakt, wobei diese sowohl in der Galle als auch meist in Blutkulturen nachgewiesen werden können. Am häufigsten kommen Escherichia coli, Klebsiellen und Enterokokken vor. Der Nachweis von Anaerobiern gelingt meistens nur bei älteren oder septischen Patienten. – Aerobier: Escherichia coli, Klebsiellen, Enterobacter, Proteus, Pseudomonas, Streptococcus faecalis (Enterococcus). – Anaerobier: Bacteroides, Clostridien, anaerobe Kokken. Frage 466 ....................................... erfolgt die kalkulierte Antibiotikatherapie bei bi? Wie liären Infektionen? ! Für die kalkulierte Antibiotikatherapie bis zum Vorliegen eines Resistogramms liegen umfangreiche kontrollierte Studien mit evidenzbasierten Empfehlungen der Paul-Ehrlich-Gesellschaft vor. Entsprechend des zu erwartenden Erregerspektrums kann mit einem Aminopenicillin und Betalactamaseinhibitor (z. B. Amoxicillin/Clavulansäure; Ampicillin/Sulbactam), Acylaminopenicillin und Betalactamaseinhibitor (Piperacillin/Tazobactam) oder Cephalosporin der Gruppe 3 (Cefotaxim, Ceftriaxon, Ceftazidim) oder 4 (Cefoxitin) in Kombination mit Metronidazol begonnen werden. Alternativ werden Carbapeneme der Gruppe 2 (Imipenem, Carpenem) oder 3 (Ertapenem) eingesetzt. Die Behandlungsdauer beträgt bei erfolgreicher Sanierung 3 Tage, bei Abflussstörungen auch länger. Bei Verdacht auf Pseudomonasinfektionen ist die Kombination mit einem Aminoglykosid (Amikacin, Gentamicin, Netilmecin, Tobramicin) zu empfehlen. Frage 468 ....................................... ? Welches Ausmaß kann ein hämolytischer Ikterus postoperativ ohne Komplikationen erreichen? ! Im postoperativen Verlauf sind zwei wesentliche Ursachen für das transiente Auftreten einer Hyperbilirubinämie verantwortlich. Einerseits kann die Resorption von Hämatomen insbesondere nach großen Eingriffen an Knochen, bei Unfallverletzten und Patienten mit Gerinnungsbeeinträchtigungen (z. B. retroperitoneale Hämatome unter Kumarintherapie) ein erhebliches Ausmaß erreichen, sodass bis zu einer Woche erhöhte Bilirubinserumspiegel auftreten können. In vergleichbarer Weise kann sich eine Hämolyse nach extrakorporaler Zirkulation bzw. künstlichem Herzklappenersatz auswirken. Als weitere Ursache für eine Erhöhung des Bilirubins sind Bluttransfusionen zu beachten. Die dadurch bedingte Hämolyse hängt stark vom 96 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Gallengänge im Rahmen viszeraler Umverteilung des Blutflusses. Postoperative, tumoröse oder entzündliche Stenosen, einliegende Fremdkörper (T-Drainagen, Stents) und iatrogene Manipulationen (ERC, PTC) sind weitere prädisponierende Einflüsse. Durch biliovenöse bzw. biliolymphatische Translokation kann nachfolgend eine biliäre Bakteriämie und Sepsis ausgelöst werden. Unbehandelt sind diese Komplikationen mit einer sehr hohen Mortalität (bis 100 %) belastet, während auch chirurgische oder radiologische Interventionen in 15 – 30 % die fatalen Verläufe nicht beeinflussen können. 5.1 Frage 470 ....................................... ist ein perioperatives akutes Nierenversagen de? Wie finiert? ! Durch Narkose und Operationsstress kommt es Frage 469 ....................................... ? Welche Medikamente kommen als Auslöser einer intensivmedizinisch bedingten Leberfunktionsstörung in Betracht? ! Grundsätzlich kommt eine Vielzahl von Medikamenten als Auslöser für eine intrahepatisch bedingte Hyperbilirubinämie und/oder einen Transaminasenanstieg in Frage. Bei der Häufigkeit gibt es jedoch eine gewisse Abstufung, bei der die Gruppe der Antibiotika zuallererst zu nennen ist. Weiterhin können einige Analgetika und Narkotika zu hepatozellulären Funktionsstörungen führen, obwohl die modernen Substanzen dieser Gruppen ein geringeres Potenzial aufweisen. Insbesondere im Bereich der Transplantationschirurgie ist mit lebertoxischen Auswirkungen von Immunsuppressiva zu rechnen. Aufgrund der bei vielen Tumorentitäten zunehmenden multimodalen Therapie mit neoadjuvanten Bestandteilen tritt in den letzten Jahren eine physiologischerweise zu einer Einschränkung der Nierenfunktion für 12 – 24 h. Auch bei maximaler Konzentrierung des Urins (bis 1200 mmol/l) ist eine Urinmenge ⬍ 500 ml/d (⬍ 30 ml/h) beim Erwachsenen nicht ausreichend, um die harnpflichtigen Substanzen ausreichend zu eliminieren, d. h. es liegt eine Oligurie vor. Anurie besteht definitionsgemäß bei einer Ausscheidung ⬍ 50 ml/d. Sinkt die Urinauscheidung auf Werte ⬍ 0,5 – 1,0 ml/kg/h, ist eine sofortige Intervention erforderlich. Unabhängig von der Urinmenge kann es zu einem funktionellen Nierenversagen kommen, bei dem trotz ausreichender Urinmenge harnpflichtige Substanzen nicht suffizient eliminiert werden, d. h. die Nieren können nicht ausreichend konzentrieren. In diesem Fall kommt es zu einer Azotämie (Anstieg von Harnstoff, Harnstoff-N und Serumkreatinin). .......... 97 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie Zunahme der zytostatikainduzierten Leberfunktionsstörungen auf. Diese präoperative Leberschädigung ist sowohl von der Dosierung als auch dem Zeitschema der Zytostase abhängig und variiert stark bei den einzelnen Medikamentenkombinationen. Zur Abschätzung der verbliebenen Kompensationsmöglichkeit sollte der Verlauf der Transaminasen während der neoadjuvanten Therapie und der Zeitpunkt der Normalisierung nach dem letzten neoadjuvanten Therapiezyklus herangezogen werden. Eine zusätzliche Leberschädigung kann bei Kombination mit einer Radiatio erfolgen, wenn die Leber in der Nähe des Bestrahlungsfeldes liegt, z. B. bei Pankreas- und distalen Ösophaguskarzinomen. Im weiteren Sinne sind zu den medikamenteninduzierten Leberfunktionsstörungen auch alle Formen der parenteralen Ernährung zu rechnen. Insbesondere unter längerer, vollständiger parenteraler Ernährung kann es zu einem transienten Ikterus sowie einem Anstieg verschiedener Leberenzyme kommen. Alle Komponenten der Ernährungstherapie kommen hierfür ursächlich in Frage. Dabei sind nicht nur hohe Anteile einzelner Komponenten (z. B. zu hohe Vitamingaben) lebertoxisch, sondern auch Mangel- bzw. Minderversorgung bzw. Fehlbilanzierung einzelner Ernährungsbestandteile (z. B. einzelne Lipidbestandteile, essenzielle Aminosäuren, Spurenelemente) können hepatozelluläre Schäden hervorrufen. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Alter der Blutkonserve ab. Bei einem 14 Tage alten Erythrozytenkonzentrat ist mit einer Hämolyse von ca. 10 % innerhalb von 24 h nach Transfusion zu rechnen. Nach 21 Tagen beträgt die Hämolyserate ca. 20 %. Das entspricht bei den heute üblichen Mengen von ca. 250 – 300 ml pro Erythrozytenkonzentrat einer Bilirubinmenge von ca. 130 – 150 mg (bzw. 250 – 300 mg). Bei einer durchschnittlichen Metabolisierungskapazität der Leber für Bilirubin unter physiologischen Bedingungen von 250 mg/d wird diese insbesondere bei Massentransfusionen schnell überschritten. Als grobe Orientierung kann man daher davon ausgehen, dass pro Erythrozytenkonzentrat etwa 1 – 2 Tage für die Verstoffwechslung des Bilirubins erforderlich sind. Das Maximum der hämolysebedingten Hyperbilirubinämie ist nach Massentransfusion bzw. bei der Resorption großer Hämatome nach 3 – 7 Tagen zu erwarten, wobei anschließend ein kontinuierlicher Abfall zu verzeichnen sein sollte. Bei einer eingeschränkten Leberfunktion kann hierbei jedoch eine deutliche Verzögerung des Bilirubinabbaus auftreten. Im Gegensatz dazu sind intrahepatisch bedingte Funktionsstörungen mit vermindertem Abbau von Bilirubin zu sehen, die in der Regel mit einer Erhöhung der Transaminasen einhergehen. Ursächlich hierfür sind bei intensivmedizinischen bzw. postoperativen Patienten häufig Reaktivierungen von Hepatitis, verschiedene Medikamente, eine längerfristige parenterale Ernährung und septische Krankheitsbilder. Des Weiteren können intraoperative Leberischämien, z. B. nach PringleManöver, zu transienten Leberfunktionsstörungen führen. Operative Intensivmedizin Frage 472 ....................................... Therapiegrundsätze gelten für die Aufrecht? Welche erhaltung der Nierenfunktion? prophylaktischen Möglichkeiten bestehen zur ? Welche Vermeidung einer „Crush-Niere“? ! Es lassen sich 3 grundsätzliche therapeutische In- ! Bei größeren Mengen im Blut zirkulierenden Myo- terventionsmöglichkeiten unter intensivmedizinischen Bedingungen definieren: – Aufrechterhaltung des renalen Blutflusses, – frühzeitige diuretische Therapie, – Vermeidung von Nephrotoxinen. Die Nierendurchblutung korreliert mit dem Herzzeitvolumen (HZV) und ist vom mittleren arteriellen Blutdruck (MAP) abhängig. Bei einer direkten Proportionalität zum renalen Perfusionsdruck und umgekehrter Proportionalität vom renalen Gefäßwiderstand erhalten die Nieren unter Ruhebedingungen 20 – 25 % des HZV. Daraus lässt sich ableiten, dass der renale Blutfluss durch eine Erhöhung des MAP oder eine Verminderung des renalen Widerstands (z. B. Stimulation von Dopaminrezeptoren mit Vasodilatation renaler Widerstandsgefäße) verbessert werden kann. Als Orientierung kann ein MAP von 60 mm Hg dienen, der für eine suffiziente Nierendurchblutung minimal erforderlich ist (wobei individuell höhere Werte notwendig sein können). m Eine frühzeitige diuretische Therapie ist unter intensivmedizinischen bzw. postoperativen Bedingungen häufig nicht oder nicht ausreichend erfolgreich. Einerseits lassen sich durch Diuretika die anderen Faktoren für die Aufrechterhaltung der Nierenfunktion nicht antagonisieren (z. B. ist eine ausreichende glomeruläre Filtration Voraussetzung für die Ausscheidung, die von Diuretika nicht beeinflusst wird, sondern erst durch nachfolgende Prozesse der Rückresorption); andererseits wirken Diuretika in bestimmten intensivmedizinischen Situationen nicht (z. B. bei Azidose). Darüber hinaus ist häufig ein fehlender Effekt auf die Ausscheidung harnpflichtiger Subtanzen zu beobachten, obwohl die Urinmenge aufrechterhalten werden kann. Zu den wesentlichen nephrotoxischen Medikamenten zählen einige Antibiotika/Antimykotika (z. B. Aminoglykoside, Amphotericin B), Röntgenkontrastmittel, Zytostatika (z. B. platinhaltige Substanzen) und Immunsuppressiva (z. B. Cyclosporin A). Deren Nephrotoxizität kann bei gleichzeitigem erhöhtem Flüssigkeitsumsatz teilweise deutlich reduziert werden. globins aber auch Hämoglobins, wie sie nach ausgedehnteren Weichteilverletzungen auftreten, kann es zur Entwicklung eines akuten Nierenversagens kommen. Ursächlich dafür ist im Wesentlichen die kleine Molekülgröße des Myoglobins, die an der Grenze der renalen Filtratrationsmöglichkeit liegt. Dadurch gelangt freies Myoglobin in die Nierentubuli, wo es im sauren Milieu ausfällt und zur Embolisierung der Tubuli führt. Da eine direkte Elimination des Myoglobins nicht möglich ist und seine renale Filtration nicht beeinflusst werden kann, richtet sich die Prophylaxe zur Vermeidung einer „Crush-Niere“ auf die Verhinderung der tubulären Ausfällung. Das wird einerseits durch einen hohen renalen Umsatz mit einer Mindestmenge von 150 – 200 ml Urin/h und eine Harnalkalisierung bereits vor Auftreten renaler Funktionseinschränkungen erreicht. Der Urin-pH sollte dabei ggf. durch intermittierende Applikation von kleinen Mengen von Na-Bikarbonat unter Berücksichtigung des systemischen Säure-Basen-Haushalts auf Werten über 7,5 gehalten werden. Obwohl die indivduelle Gefährdung unterschiedlich ist und neben den Maximalwerten des Myoglobins insbesondere von der Dauer erhöhter Myoglobinspiegel abhängt, hat sich eine derartige Prophylaxe ab Myoglobinserumspiegeln von ⬎ 1000 µg/l als sinnvoll erwiesen. Frage 473 ....................................... speziellen intensivmedizinischen Faktoren ? Welche wirken sich negativ auf den renalen Blutfluss aus? ! Verminderung des renalen Perfusionsdruckes: – Absinken des mittleren arteriellen Blutdruckes: 쐌 Sepsis, 쐌 Volumenmangel, 쐌 medikamentös, 쐌 linksventrikuläre Insuffizienz. – Erhöhung des venösen Druckes: 쐌 PEEP-Beatmung, 쐌 rechtsventrikuläre Insuffizienz, 쐌 Volumenüberlastung, 쐌 erhöhter intraabdomineller Druck. – Erhöhung des renalen Widerstands: 쐌 renale Autoregulation über Renin-Angiotensin-System, 쐌 Stimulation adrenerger Rezeptoren (Katecholamine), 쐌 Prostaglandinsynthesehemmung (z. B. nichtsteroidale Analgetika), 쐌 entzündliche und Abstoßungsreaktionen (z. B. nach Transplantation). 98 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Frage 471 ....................................... Frage 474 lenhydrate erfolgt, um eine katabole Stoffwechsellage zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Für eine parenterale Ernährung sind spezielle Regime für diese Patienten zu beachten. Es müssen vor allem essenzielle Aminosäuren (in speziellen Darreichungsformen handelsüblich verfügbar) und hypertone Kohlenhydratlösungen (z. B. Glucose 40 %) appliziert werden. Ein besonders restriktives Infusionsregime ist indiziert, wenn Harnstoff und Harnstoff-N im Serum Werte über 80 mg/dl überschreiten und das Serumkreatinin höher als 3 mg/ dl liegt. ....................................... welchen Nachteilen bzw. Besonderheiten muss ? Mit bei Peritonealdialyse im Vergleich zur Hämodialyse gerechnet werden? ! Die Geschwindigkeit der Elimination toxischer Frage 475 ....................................... Erhaltungsbedarf für Flüssigkeit und Elekt? Welcher rolyte besteht bei Oligurie? ! In der oligurischen Phase muss eine streng bilanzierte Flüssigkeits- und Elektrolytbilanzierung vorgenommen werden, wobei folgender Erhaltungsbedarf besteht: – Wasser: 500 – 700 ml/d, – Natrium: 10 – 20 mmol/d (Serumkontrolle), – Kalium: 10 mmol/d (Serumkontrolle). Des Weiteren sind zusätzliche Flüssigkeitsverluste (z. B. Magensonde, Ileostoma, Perspiration) zu ersetzen, wobei weitere Elektrolyte (z. B. Chlorid) ggf. beachtet werden müssen. Die Flüssigkeitssubstitution muss so gestaltet werden, dass eine erforderliche Ernährung gewährleistet wird. Bei einer oralen Ernährung ist eine proteinarme (30 – 40 g/d) Diät erforderlich, bei der die Kalorienzufuhr weitgehend über Koh- Frage 476 ....................................... ? Wie beeinflusst eine kontinuierliche Hämofiltration die Dosierung von Medikamenten? Frage 477 ....................................... Wertigkeit hat die laborchemische Nieren? Welche funktionsdiagnostik in der postoperativen bzw. intensivmedizinischen Phase? ! Als wesentliche Parameter zur renalen Funktionsdiagnostik werden routinemäßig meist Serumund Urinelektrolyte, Serumkreatinin, Serumharnstoff (bzw. Harnstoff-N) und die Osmolarität von Urin und Plasma bestimmt. Alle diese Parameter .......... 99 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie (CVVH) filtriert Serum über einen externen Hämofilter mit einer Filtrationsrate, die proportional zum mittleren Blutfluss im Filtersystem und umgekehrt zum onkotischen Druck im Serum ist. Stündlich können 300 – 1000 ml Serum filtriert werden, wobei jedoch die Konzentrationen von gelösten Serumbestandteilen nicht beeinflusst werden. Die abfiltrierte Menge an Flüssigkeit kann aber durch Flüssigkeiten mit den jeweils gewünschten Konzentrationen und Zusammensetzungen ersetzt werden. Durch dieses Verfahren werden gelöste Stoffe unabhängig von ihrem Molekulargewicht ausgetauscht. Da insbesondere im Molekularbereich vieler Medikamente eine effektive Elimination möglich ist, müssen individuelle Dosierungen gewählt werden, die in der Regel Ergänzungsdosierungen beinhalten. Bei der Berechnung der Ergänzungsdosierung ist das filtrierte Volumen als zusätzliches Verteilungsvolumen über die Zeit in etwa dem Plasmavolumen zuzurechnen. Diese stehen im Gegensatz zu den Dosisreduktionen bzw. Intervallverlängerungen bei eingeschränkter Nierenfunktion. Die Eliminationsfähigkeit pharmakologisch aber auch toxikologisch wichtiger Substanzen ist den jeweiligen Fachinformationen bzw. Nachschlagewerken zu entnehmen. 5.1 ! Eine kontinuierliche venovenöse Hämofiltration Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Substanzen und der Ausgleich von Stoffwechselfehllagen (z. B. einer Azidose oder Hyperkaliämie) sind insbesondere bei katabolen Patienten unzureichend bzw. verzögert und bei verminderter peritonealer Durchblutung (z. B. bei Sepsis oder Hypothermie) oder peritonealen Verwachsungen schwerer steuerbar. Andere gelöste Substanzen können dagegen verstärkt eliminiert werden. Es können z. B. erhöhte Verluste von Protein oder Vitaminen auftreten, die sich in einer Hypalbuminämie und Hypovitaminosen manifestieren. Daher kann bei Patienten mit Peritonealdialyse eine zusätzliche Substitution von täglich 1,5 g Protein notwendig werden. Im Gegensatz dazu kann der Verlust von Aminosäuren, der bei Hämodialyse mit ca. 6 – 9 g pro Behandlung zu veranschlagen ist, nahezu vernachlässigt werden (0,3 – 0,5 g). Da die Durchführung einer Peritonealdialyse mit dextrosehaltigen Lösungen vorgenommen wird, kann durch die Resorption von bis zu 200 g Glucose eine Hyperglykämie auftreten, die eine Insulintherapie erfordert. Neben den letztlich angestrebten Auswirkungen einer Peritonealdialyse auf die Homöostase kann die intraabdominelle Flüssigkeitsapplikation zu einer Erhöhung des intraabdominellen Druckes führen. Diese erlangt ab Flüssigkeitsmengen ⬎ 500 ml Bedeutung und führt insbesondere bei Patienten mit eingeschränkter pulmonaler Reserve zu einer Beeinträchtigung der Ventilation. des logarithmischen Zusammenhangs zwischen beiden Parametern etwa eine Halbierung der Nierenfunktion eintreten, bevor pathologische Werte des Serumharnstoffs auftreten. Deutlich sensitiver als die Serumkonzentrationen von Kreatinin und Harnstoff sind deren Clearancewerte, d. h. die tatsächlich ausgeschiedene Menge über einen bestimmten Zeitraum. Bei gleichzeitiger Beachtung der mengenmäßigen Urinproduktion stellt die Kreatininclearance bei 12-stündlicher Bestimmung den wohl sensitivsten Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion dar. Obwohl die Konzentrationsfähigkeit der Nieren ein sensitiver Marker der tubulären Funktion ist, kann das spezifische Uringewicht in der Regel nicht genutzt werden, da unter Diuretikagaben und nach intravenöser Applikation von Röntgenkontrastmitteln bzw. bei Glukosurie dessen Messungen nicht verwertbar sind. Anders dagegen verhält es sich mit der Plasmaund Urinosmolarität bzw. osmolaren Clearance. Diese Parameter zeigen ebenfalls die Integrität der tubulären Funktion an. Bei einer maximalen Harnkonzentration von 1200 – 1300 mmol/l und ca. 910 mmol/l physiologischerweise anfallenden toxischen Abbauprodukten ist die osmolare Ausscheidungskapazität bei verminderter Urinproduktion und Oligurie schnell erschöpft. Als Maß für die Menge an im Plasma bzw. Urin gelösten Substanzen spiegelt sich die tubuläre Nierenfunktion im Verhältnis von Plasma- und Urinosmolarität wider. Diese osmolare Clearance bzw. die daraus ableitbare Freiwasserclearance sind weniger von metabolischen Faktoren und einer katabolen Stoffwechsellage abhängig, können jedoch durch einen Überschuss osmolarer Substanzen (z. B. Hyperglykämie) falsch niedrige Werte annehmen. Frage 478 ....................................... welchen postoperativen metabolischen Störun? Mit gen des Säure-Basen-Haushalts muss gerechnet werden? ! In der unmittelbaren postoperativen Phase kommt es häufig zu einer vermehrten CO2-Produktion, die zu einer metabolischen Azidose führt. Ursächlich dafür sind im Wesentlichen eine periphere Minderperfusion infolge eines postoperativ erniedrigten Herzzeitvolumens und/oder einer peripheren Vasokonstriktion bei Hypothermie. Darüber hinaus führt in der Aufwärmphase auftretender Schüttelfrost zu einem hohen Sauerstoffverbrauch mit vermehrtem CO2-Anfall. Bei Bluttransfusionen, insbesondere Massentransfusionen, tritt eine metabolische Alkalose auf, die auch bei extensiver Gabe von Ringer-Lactat-Lösungen induziert werden kann. Durch hochdosierte Diuretikagaben, be- 100 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Operative Intensivmedizin werden jedoch erheblich von anderen Faktoren sowie iatrogenen Interventionen beeinflusst, sodass deren Aussagekraft hinsichtlich der tatsächlichen Nierenfunktion kritisch betrachtet werden muss. Die Zusammensetzung der Serumelektrolyte spiegelt insbesondere unter Bedingungen der intensivierten parenteralen Flüssigkeitszufuhr das Verhältnis zwischen exogener Menge, endogener Produktion und Ausscheidung wider und wird daher durch das genutzte Infusionsregime oft mehr bestimmt als durch Einschränkungen der Nierenfunktion. Lediglich der Kaliumspiegel kann als relativ sensitiver Marker genutzt werden. Die häufig auftretende postoperative Hypokaliämie ist Ausdruck der transienten postoperativen Polyurie, während eine Hyperkaliämie bei Ausschluss einer Überinfusion deutliche Hinweise für eine eingeschränkte Nierenfunktion gibt. Der klassische Parameter Serumkreatinin (Crea) wird in der postoperativen Periode und unter intensivmedizinischen Bedingungen häufig falsch interpretiert. Das ist durch verschiedene Faktoren bedingt. Zum einen reagiert das Crea mit einer gewissen Verzögerung von 1 – 2 Tagen auf eine einsetzende Niereninsuffizienz, sodass die effektive Interventionsphase verpasst wird. Weiterhin ist die Menge des anfallenden Kreatinins, das über die Nieren ausgeschieden werden muss, von mehreren physiologischen Faktoren abhängig. Unter physiologischen Bedingungen besteht eine Korrelation zwischen der Muskelmasse und der Menge anfallenden Kreatinins, d. h. bei Patienten mit verminderter Muskelmasse kann das Crea trotz einer signifikanten Reduktion der Nierenfunktion innerhalb des Normbereiches bleiben, weil die Filtrationskapazität noch nicht ausgeschöpft ist. Im Gegensatz dazu kann unter katabolen Zuständen durch den einsetzenden Muskelabbau eine deutlich erhöhte Menge von Kreatinin anfallen, die bereits bei gering eingeschränkter Nierenfunktion zu einem Crea-Anstieg führt. In vergleichbarer Weise sind der Serumharnstoff bzw. Harnstoff-N in der intensivmedizinischen Situation nur eingeschränkt verwertbar. Die Harnstoffmenge im Serum ist neben der Ausscheidungsfunktion stark von der Leberfunktion, d. h. der Kapazität zur Metabolisierung, abhängig. Des Weiteren wird er vom Hydratationszustand des Patienten beeinflusst. Bei chronisch kranken und unterernährten bzw. katabolen Patienten gibt der Serumharnstoff das Ausmaß einer Nierenfunktionsschädigung nicht richtig wieder, d. h. die Bestimmung führt in diesem Fällen oft zu falsch negativen Werten. Wenn bei intensivmedizinischen Patienten davon ausgegangen wird, dass der Serumharnstoff bei normaler Nierenfunktion im unteren Normbereich zu erwarten ist, muss aufgrund sonders bei Furosemid, kommt es durch Kaliumverluste und dadurch induzierte Verschiebung von Protonen in den Intrazellularraum zu einer konsekutiven metabolischen Alkalose. se oft nur eingeschränkt oder nicht möglich. Diese muss durch Beachtung anderer Organfunktionen, vor allem von Lunge und Nieren, erfolgen. Frage 481 ! Insbesondere intensivmedizinische Patienten weisen häufig kombinierte Störungen des Säure-Basen-Haushalts auf, deren Differenzierung für eine suffiziente Therapie notwendig ist. Derartige Störungen manifestieren sich besonders bei Patienten mit obstruktiven Atemwegserkrankungen sowie unter Diuretika- oder Corticoidtherapie meist als respiratorische Azidose mit einer metabolischen Alkalose, wobei beide Komponenten nicht notwendigerweise als gegenseitige Kompensation zu verstehen sind, sondern eigenständige pathophysiologische Ursachen haben. Während die respiratorische Azidose in der Regel durch schmerzbedingte Schonatmung oder medikamenteninduzierte Atemdepression (z. B. Analgetika) verursacht wird, sind Kaliumverluste, Nierenfunktionsstörungen mit Bikarbonatretention, Infusion alkalisierender Lösungen (z. B. Ringer-Lactat) und enterale Verluste (Magensonde, Dünndarmstoma) häufig Ursache der metabolischen Komponente. viel Bikarbonat ist zur Korrektur einer metabo? Wie lischen Azidose notwendig? ! Die Berechnung des Bikarbonatdefizits bildet die Grundlage für die Korrektur einer metabolischen Azidose. Dieses Basendefizit (BD) wird mit der Formel BD =(0,4 × kgKG) × (HCO3–Soll – HCO3–Ist) [mmol/l] ermittelt. Dabei entspricht der erste Teil der Gleichung dem Verteilungsvolumen von Bikarbonat im Körper (ca. 40 % des Körpergewichts, genauer 25 % des Gesamtkörperwassers). Etwa ein Drittel bis die Hälfte dieses Defizits sollten kurzfristig ersetzt werden, wobei eine engmaschige Kontrolle der arteriellen Blutgase und Elektrolyte (cave: Hypokaliämie!) notwendig ist. Dazu eignet sich in erster Linie Natriumbikarbonat. Alternativ kommt bei Hypernatriämie oder Hyperkapnie der Ausgleich mittels THAM in Frage. Die weitere Korrektur wird langsam bis zur Erreichung des Ziel-pH (⬎ 7,2), nicht jedoch bis zur Normalisierung des Blut-pH vorgenommen. 5.1 welchen Patienten rechnen Sie mit respiratori? Bei schen und metabolischen Störungen? Frage 482 Frage 480 ....................................... lassen sich respiratorische und metabolische ? Wie Störungen voneinander differenzieren? ! Bei metabolischen Störungen verändern sich der pH und der Bikarbonatgehalt des Blutes grundsätzlich gleichsinnig, da die Verschiebungen des pH-Wertes durch ein Über- oder Unterangebot des Bikarbonats entstehen. Kompensatorisch ist der CO2-Gehalt ebenfalls gleichsinnig verändert (repräsentiert durch paCO2). In reziproker Weise tritt der Bikarbonatgehalt bei respiratorischen Störungen als Kompensationsmechanismus auf und verändert sich somit gegenläufig zum pH, während die primäre Störung (Über- oder Unterangebot von CO2 bzw. paCO2) entgegengesetzte Änderungen im Vergleich zum pH aufweist. Für die Differenzialdiagnose der Veränderungen des Säure-Basen-Haushalts ist bei intensivmedizinischen Patienten dringend darauf zu achten, dass kombinierte Störungen durch Beeinträchtigung verschiedener Organsysteme und direkte pathophysiologische Ursachen die Regel und weniger die Ausnahme sind. Eine Differenzierung von kombinierten Störungen gegenüber einsetzenden Kompensationsmechanismen des Organismus ist in der klinischen Praxis anhand der Blutgasanaly- ....................................... ? Gibt es Besonderheiten bei Lactat- und Ketoazidose? ! Die Korrektur einer metabolischen Azidose ist von der zugrunde liegenden Ursache abhängig. Die Gabe von Natriumbikarbonat ist dann sinnvoll, wenn eine schwere Azidose (pH ⬍ 7,2) durch anorganische Säuren hervorgerufen wird und gleichzeitig eine Nierenfunktionsstörung besteht. Wird die Azidose jedoch durch organische Säuren (Laktatazidose, Ketoazidose) verursacht, wird die Bedeutung der Bikarbonatsubstitution kontrovers beurteilt. Für die Reduktion der hohen Mortalität beider Formen der metabolischen Azidose ist die Therapie der Grunderkrankung von wesentlich größerer Bedeutung als der oft nur temporäre Ausgleich der Azidose. Bei intensivmedizinischen Patienten besteht diese vor allem im Ausgleich einer Hypovolämie und/oder Hypoxie, Verbesserung des Herzzeitvolumens und Verhinderung sekundärer Organschäden (z. B. Ischämie von Darm und Extremitäten). m Um das Risiko von Herzrhythmusstörungen zu vermindern und die myokardiale Kontraktilität sowie das Ansprechen auf Katecholamine zu verbessern, wird im Allgemeinen ein Ausgleich der Azidose bei pH ⬍ 7,2 vorgenommen. .......... 101 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie ....................................... ....................................... Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Frage 479 die Atemmechanik wesentlich über begleitende Komorbiditäten, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus usw., einen Einfluss auf das pulmonale Risiko zu haben. Für Patienten mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) besteht je nach Krankheitsintensität ein 3- bis 4fach erhöhtes Risiko für pulmonale Komplikationen. Dabei sind folgende klinischen bzw. diagnostischen Parameter richtungsweisend: – Grad der Atemwegsobstruktion (leicht, mittel, schwer). – Einsatz von Bronchodilatatoren präoperativ. – Pathologische strukturelle Veränderungen, die im Röntgen-Thorax sichtbar werden. – Auch ist ein präoperativer Nikotinabusus signifikant mit dem Auftreten von pulmonalen Komplikationen vergesellschaftet. Dabei sind nicht nur die Packungsjahre (Anzahl der Packungen pro Tag × Anzahl der Jahre) ausschlaggebend (2- bis 6fache Erhöhung). Eine präoperative Nikotinkarenz kann in Abhängigkeit von deren Dauer diesem gesteigerten Risiko entgegenwirken. Eine Reduktion des Risikos um ca. 25 % ist nach 2 Monaten Karenzzeit zu beobachten, während 6 Monate Karenz das pulmonale Risiko weitgehend normalisieren. Operationsbedingte Risikofaktoren stellen insbesondere alle Eingriffe bzw. Verletzungen dar, die im Thorax und Oberbauch vorhanden sind. Die pathophysiologische Grundlage dieses gesteigerten pulmonalen Risikos ist vor allem durch eine reduzierte Lungenfunktion zu erklären. Thorakotomien und Oberbaucheingriffe können zu einer 50 %igen Reduktion der Vital- und funktionellen Residualkapazität führen, die erst nach 10 – 14 Tagen wieder präoperative Werte erreichen. Als Folge dieser durch flache Atmung gekennzeichneten verminderten Belüftung entstehen Atelektasen mit konsekutiver Hypoxie, interstitiellem Lungenödem und deutlich gesteigertem Infektionsrisiko. Daher hat sich in den letzten Jahren zunehmend eine suffiziente Schmerztherapie (z. B. thorakale Periduralanalgesie) durchgesetzt, um die Atemexkursion problemlos für den Patienten zu ermöglichen und den Kreislauf bereits initial unterbrechen zu können. Frage 483 ....................................... welchen respiratorischen Komplikationen muss ? Mit postoperativ gerechnet werden? Operative Intensivmedizin ! Erkrankungen der Atmungsorgane gehören zu den wichtigsten Determinanten der perioperativen Morbidität und Mortalität. Sie sind bei allgemeinchirurgischen Patienten für ca. 30 % der letalen perioperativen Komplikationen verantwortlich, bei thoraxchirurgischen Patienten für bis 50 % der Todesfälle. Folgende Störungen können einzeln oder in Kombination dafür verantwortlich sein: – Reduktion des Atemantriebs, – beeinträchtigte Lungenmechanik, – Änderungen des Ventilations-Perfusions-Verhältnisses, – Störung des pulmonalen Gasaustauschs, – symptomatische und stille Aspiration, – Reduktion der Bronchialclearance. Frage 484 ....................................... Risikofaktoren bestehen für perioperative ? Welche pulmonale Komplikationen? ! Generell ist zwischen patientenbedingten und operationsbedingten Risikofaktoren zu unterscheiden. Für die Abschätzung des patientenseitigen pulmonalen Risikos sind die anästhesiologischen Risikogruppierungen (z. B. ASA-Klassifikation) gut geeignet, obwohl diese nicht speziell für pulmonale Risiken erarbeitet wurden. Daraus ergibt sich, dass der Allgemeinzustand des Patienten einen wesentlichen Risikofaktor für perioperative pulmonale Komplikationen darstellt. Dieser scheint zusammen mit einer im Alter erhöhten Komorbidität für eine gewisse Korrelation zwischen Alter und pulmonaler Komplikationsrate verantwortlich zu sein, während das Alter des Patienten per se kein erhöhtes Risiko darstellt. In vergleichbarer Weise scheint Adipositas trotz der daraus resultierenden direkten Auswirkungen auf Frage 485 ....................................... ? Nach welchen Kriterien kann die Sauerstoffversorgung beurteilt werden? ! Für die Sauerstoffversorgung des Organismus ist die Menge des im Blut transportierten Sauerstoffs pro Zeiteinheit ein entscheidender Parameter. Diese Menge ist jedoch nicht direkt messbar, sondern kann nur anhand verschiedener anderer 102 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Wenn das durch die Bikarbonatgabe vermehrt anfallende CO2 jedoch nicht adäquat abgeatmet werden kann, kann eine Akkumulation in Myokardund Hirnzellen Funktionsstörungen auslösen. Aufgrund der Nebenwirkungen einer Bikarbonatgabe mit Hyperosmolarität, Hypokaliämie, Hypernatriämie und Hypervolämie wird bei höheren pHWerten von vielen Klinikern Zurückhaltung empfohlen. Eine unter Reanimationsbedingungen häufig empfohlene und vorgenommene Applikation von Bikarbonat zur Verbesserung der Defibrillation und des Überlebens bei akutem Herzversagen ist bisher weder tierexperimentell sicher belegt noch evidenzbasiert gut unterstützt. die postoperative Lungenfunktion bei resezie? Kann renden Lungenoperationen vorhergesagt werden? fert einen Anhalt, welches Ausmaß an Lungenresektion für die Erhaltung einer hinreichenden Lebensqualität und pulmonalen Funktion nicht überschritten werden darf. Mit Hilfe verschiedener Bildgebungsverfahren (Ventilations-Perfusions-Szintigraphie, Plethysmographie, Ergometrie, Spirometrie usw.) wird die funktionelle Operabilität ermittelt. Bei der Beurteilung der verbleibenden Lungenfunktion ist jedoch nicht nur die Menge des zu resezierenden Lungengewebes zu berücksichtigen, sondern vor allem dessen funktionelle Bedeutung. So kann durch die Entfernung schlecht ventilierten bzw. perfundierten Lungengewebes eine verbesserte Funkionalität des Restgewebes (Wegfall von Shuntvolumina, reaktive Umverteilungen usw.) erreicht werden, die teilweise sogar zu einer partiellen Verbesserung der Lungenfunktion führt. Eine Prädiktion des pulmonalen Risikos ist bisher zuverlässig nicht möglich. Die prognostisch bedeutsamste Größe ist die funktionelle Einsekundenkapazität bei forcierter Exspiration (FEV1), vor allem wenn die potenziell verbleibende FEV1post abgeschätzt wird. Das kann mit Hilfe einer empirischen Formel nach Zeiher 5.1 ! Die präoperative Lungenfunktionsdiagnostik lie- FEV1post = FEV1prä × (1-[S × 0,0526]) erfolgen, wobei S die Anzahl der zu resezierenden Lungensegmente darstellt. Alternativ kann eine vereinfachte Abschätzung bei Vorliegen einer Ventilations-Perfusions-Szintigraphie vorgenommen werden: FEV1post = FEV1prä × kontralaterale Perfusion [%] Frage 487 ....................................... Stoffwechselveränderungen sind bei Leberin? Welche suffizienz zu berücksichtigen? ! Bei der schweren Leberinsuffizienz sind neben einer häufig ausgeprägten Katabolie sowie Anstieg des Ammoniaks Verschiebungen der Aminosäurerelationen im Serum zu beobachten (Aminosäureimbalanzen). Während die schwefelhaltigen und aromatischen Aminosäuren (Methionin, Phenylalanin, Tyrosin, Tryptophan) aufgrund ihres ungenügenden Abbaus in der Leber in ihrer Serumkonzentration ansteigen, fallen die verzweigtkettigen Aminosäuren (Valin, Leucin, Isoleucin) ab. Durch die an der Bluthirnschranke vorhandenen kompetitiven Transportmechanismen treten die aromatischen Aminosäuren verstärkt in die Hirn- .......... 103 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie CaO2 = SO2 × Hb × 1,34 Da die Bindung von O2 an Hämoglobin nach einer sigmoidalen Kurve verläuft, sind die Auswirkungen von Veränderungen des O2-Partialdruckes abhängig von seiner absoluten Höhe. Im oberen Sättigungsbereich, der ab ca. 80 mm Hg PaO2 beginnt, ist die Zunahme der SO2 auch bei starker Erhöhung der O2-Konzentration gering, da bei 80 mm Hg bereits 98 – 99 % des Hämoglobins vollständig mit O2-Molekülen gesättigt ist. Verschiebungen der O2-Bindungskurve durch Änderungen der Temperatur, des CO2-Gehalts und des pH-Wertes des Blutes spielen in der klinischen Praxis keine wesentliche Rolle. Da der CaO2 nicht direkt gemessen werden kann, wird zur Beurteilung der O2-Versorgung in der Regel auf den PaO2 ausgewichen. Dieser Parameter korreliert jedoch nur mit der relativen Menge an O2, die transportiert wird, berücksichtigt aber nicht die absolute Transportkapazität, d. h. den Hämoglobingehalt. Es haben aber beispielsweise der Abfall des Hb von 10 auf 9 mg/dl und eine Reduktion der SO2 von 99 auf 90 % für die O2-Versorgung des Organismus etwa die gleichen Konsequenzen. Als dritter Parameter ist das Herzzeitvolumen (HZV) zu beachten, das durch die Menge transportierten O2-beladenen Hämoglobins das O2-Angebot und die O2-Versorgung regelt. In dem o.g. Beispiel würde die Reduktion der CaO2 einem Abfall des HZV um 10 % entsprechen bzw. kann durch einen entsprechenden Anstieg vom Organismus vollständig kompensiert werden. Weitgehend unabhängig vom O2-Angebot (DO2) ist bei der Beurteilung der O2-Versorgung der Gewebe noch deren Verwertungsmöglichkeit zu berücksichtigen. Frage 486 ....................................... Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Messgrößen abgeleitet werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sowohl die chemische Bindung des O2 als auch die physikalische Löslichkeit im Blut grundsätzlich berücksichtigt werden müssen. Letztere wird von der O2-Konzentration der Atemluft und dem zugehörigen Partialdruck PO2 (dieser hängt mit dem Luftdruck zusammen) bestimmt. Es besteht eine direkte Proportionalität zwischen der Menge physikalisch gelösten O2 im Blut und dem O2-Partialdruck der Atemluft bzw. des Blutes (PaO2), die Gesamtmenge ist jedoch weitgehend zu vernachlässigen. Von erheblich größerer Bedeutung ist die Menge des an Hämoglobin gebundenen O2, d. h. die Anzahl tatsächlich transportierter O2-Moleküle. Dieser O2-Gehalt des Blutes (CaO2) ist vom Hämoglobingehalt, der Sauerstoffsättigung SO2 (d. h. des Anteils an Hämoglobin, der tatsächlich vollständig mit O2 gebunden ist) und der Bindungskapazität des Hämoglobins Hb (1,34 ml O2/g Hb) abhängig. Frage 488 ....................................... die Produktion und Resorption von Ammoniak ? Kann im Rahmen des Leberversagens therapeutisch beeinflusst werden? Operative Intensivmedizin ! Die Produktion von Ammoniak hängt zu einem wesentlichen Teil von der Menge an zu verstoffwechselnden Aminosäuren, d. h. von der zugeführten Proteinmenge ab. Bei akutem Leberversagen sollte die Proteinzufuhr daher reduziert werden (ca. 20 g/d). Als zweite Quelle von Ammoniak muss die bakterielle Produktion im Darm beachtet werden. Diese kann ebenfalls reduziert werden, indem ein forcierter Transport durch den Darm induziert wird. Enteral zugeführte Laktulose wirkt abführend und vermindert gleichzeitig den pH-Wert des Stuhles, wodurch zusätzlich eine verminderte Resorption von Ammoniak erreicht wird. Zusätzlich bewirkt eine selektive Darmdekontamination (z. B. mit enteral appliziertem Neomycin) eine Keimreduktion des Darmes. Frage 489 ....................................... Leberersatzverfahren können eingesetzt ? Welche werden? ! Bisher war es nicht möglich, die anfallenden Giftstoffe dem Körper ausreichend zu entziehen. Insbesondere hohe Bilirubinspiegel als auch Ammoniakwerte führen zu sichtbaren Einschränkungen des Bewusstseins bis zur Beatmungspflichtigkeit. Verschiedene Ansätze wurden zur Durchbrechung des pathogenetischen Kreislaufs des Leberversagens entwickelt. Neben der Plasmapherese wurden zellfreie und zellgestützte Systeme entwickelt. Das derzeit am weitesten verbreitete zellfreie MARS-Verfahren basiert auf einer speziellen Membran mit einem zwischengeschalteten Albuminkreislauf. Über eine spezielle Membran können durch freie Diffusion die freien und an Albumin gebundenen Toxine aus dem Blut sowie auf der Dialysatseite das über einen Adsorber aufgereinigte Albumin passieren. In dieses System integriert ist eine zweite Dialysestufe, die der normalen Nierendialyse entspricht. Dieses Verfahren kann so lange kontinuierlich angewendet werden, wie der Adsorber Aufnahmekapazität bietet, was insbesondere vom Bilirubinspiegel abhängt. Mit diesem Prinzip gelingt es, die Entgiftungsfunktion der Leber durch Reduzierung des Bilirubinspiegels und anderer Toxine zu entlasten. Gleichzeitig wird dadurch die Synthesefunktion der Leber stimuliert (Verbesserung der Gerinnungs- und Cholinesterasewerte). Insgesamt bestehen bisher noch begrenzte Erfahrungen mit Leberersatzverfahren, sodass die Indikationen und Einsatzbereiche noch wenig evidenzbasiert sind. Grundsätzlich kommen diese Verfahren jedoch bei folgenden Indikationen in Frage: – Lebensbedrohliches therapierefraktäres Leberversagen auf der Basis einer chronischen Vorerkrankung und Einsetzen mindestens einer Komplikation (z. B. Coma hepaticum, Nierenversagen) sowie anderweitig infauster Prognose. – Akutes Leberversagen aus völliger Gesundheit heraus (Intoxikation, Lebertrauma nach Unfall). – Intrahepatische Cholestase (Bilirubinspiegel 10fach erhöht). – Schwere hepatozelluläre Synthesestörungen (Quick kleiner 50 % ohne Substitution oder Cholinesterase kleiner als 60 µmol/l*s). – Überbrückung bis zur Lebertransplantation, wenn deren Einschlusskriterien erfüllt sind. Frage 490 ....................................... erfolgt die Prophylaxe einer postoperativen Ke? Wie toazidose bei Diabetikern? ! Sowohl intra- als auch unmittelbar postoperativ sind Kontrollen des Blutzuckerspiegels bei größeren chirurgischen Eingriffen obligat. Zur Vermeidung einer Ketoazidose sollte der Blutzuckerspiegel postoperativ bei Serumwerten ⬍ 250 mg/dl eingestellt werden. Mit den perioperativen Infusionslösungen sollte eine kontinuierliche Kaliumsubstitution (ca. 5 mmol KCl/h) unter regelmäßiger Elektrolytkontrolle durchgeführt werden. Bei Insulinabhängigkeit wird zunächst die Hälfte der normalen Tagesdosis des Patienten verteilt über 24 h appliziert, um das Ausmaß der Stoffwechselbeeinflussung abschätzen zu können. Schwankungen des Blutzuckerspiegels werden mittels individuellem Insulindosierungsplan als Stufenschema festgelegt. Aufgrund der Schwankungen des Blutzuckerspiegels in der frühen postoperativen Phase eignen sich dabei wegen der besseren Steuerbarkeit kurz wirksame Insuline (z. B. Altinsulin), während in der Basistherapie länger wirksame Insuline kombiniert werden können. Aufgrund der Neigung zur Dehydratation ist die Volumensubstitution perioperativ großzügig zu gestalten. 104 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. zellen über und sind über die Bildung „falscher“ Neurotransmitter an der Auslösung der hepatischen Enzephalopathie mitbeteiligt. Gleichzeitig wird der kompetitive Mangel an verzweigtkettigen Aminosäuren für den fehlenden Abtransport der im Liquor erhöhten Ammoniakmengen verantwortlich gemacht. rapie sollen in der postoperativen Phase normoglykämische Werte eingestellt werden, d. h. Insulingaben erfolgen bereits bei Blutzuckerspiegeln über 100 mg/dl, wogegen nach den konventionellen Therapieschemata Interventionen erst ab Serumwerten ab 250 mg/dl vorgenommen werden. Ziel dieses Therapieregimes ist eine verminderte postoperative Komplikationsrate bezüglich Wundheilungsstörungen und Insuffizienzraten. Nachteilig ist die größere Gefahr von Hypoglykämien mit den entsprechenden Folgen für den Elektrolythaushalt (Hypokaliämie) und kardiozirkulatorischen Funktionen (Herzrhythmusstörungen, Schock). Frage 492 ....................................... therapeutischen Maßnahmen sind bei diabe? Welche tischer Ketoazidose oder hyperosmolarer nichtketotischer Hyperglykämie notwendig? ! Patienten, die im postoperativen Verlauf eine diabetische Ketoazidose oder hyperosmolare nichtketotische Hyperglykämie entwickeln, sind immer dehydriert. Der Flüssigkeitsbedarf bei hyperosmolarer nichtketotischer Hyperglykämie zur Wiederherstellung einer Isovolämie ist erheblich und kann bis zu 10 l Infusionsmenge betragen. Unter kontinuierlicher Überwachung des zentralvenösen Druckes und der Beachtung kardialer Vorerkrankungen muss die Flüssigkeit bei gleichzeitiger adäquater Kaliumsubstitution aggressiv infundiert werden. Zu beachten sind falsch hohe Serumspiegel des Kaliums, die durch die Azidose verursacht werden und den tatsächlich vorliegenden Kaliummangel verschleiern. Die Senkung des Blutzuckerspiegels mittels Insulin muss langsam (maximal 100 mg/dl/h) erfolgen, um ein durch die Veränderungen der Osmolarität mögliches Hirnödem zu verhindern. Frage 493 ....................................... viel Glucocorticoide produziert die Nebennieren? Wie rinde täglich? ! Die Nebennierenrinde eines gesunden Erwachsenen sezerniert täglich etwa 15 – 60 mg Cortisol und 1 – 2 mg Corticosteron mit einem ausgeprägten zirkadianen Rhythmus. Dabei treten in den frühen Morgenstunden (Maximum ca. 6 – 9 Uhr) etwa 3fach höhere Plasmaspiegel als in den Nachtstunden (Minimum 0 – 3 Uhr) auf. Unter Frage 494 ....................................... Symptome weisen auf eine Nebennierenrin? Welche deninsuffizienz hin? ! Bei der primären Form der Nebennierenrindeninsuffizienz, bei der die Nebenniere direkt geschädigt ist (z. B. Einblutungen, Karzinommetastasen), fallen die Glucocorticoid- und die Mineralocorticoidproduktion aus. Im Gegensatz dazu ist bei der sekundären Form, die durch Störungen der hypothalamisch-hypophysären Regulation (z. B. bei längerfristiger Steroidmedikation) verursacht wird, nur die Glucocorticoidsekretion betroffen. Da Mineralocorticoide im Wesentlichen nicht der ACTH-Regulation unterliegen, fehlen bei den unter Intensivbedingungen häufigeren sekundären Insuffizienzen Störungen des Mineralstoffwechsels. Ein Mineralocorticoidmangel löst eine veränderte Resorption in der Niere aus und führt zu Hyponatriämie, Hypochlorämie, Hyperkaliämie und Hypovolämie (hypotone, extrazelluläre Dehydratation mit konsekutiver intrazellulärer Hyperhydratation) mit den dazugehörigen Sekundärerscheinungen. Durch einen Mangel an Glucocorticoiden werden Störungen des Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsels mit Hypoglykämie und Gewichtsverlust, Veränderungen des Blutbildes (normozytäre Anämie, Leukozytopenie, Eosinophilie, Lymphozytose) und zentralnervöse Störungen (Antriebsschwäche, depressive Stimmung) hervorgerufen. Eine Hypoazidität des Magens und Pigmentveränderungen der Haut werden unter intensivmedizinischen Bedingungen in der Regel nicht evident. 5.1 ! Nach dem Konzept der intensivierten Insulinthe- Frage 495 ....................................... Substitution eignet sich bei akuter Neben? Welche nierenrindeninsuffizienz? ! Grundsätzlich beruht die Substitution bei Nebennierenrindeninsuffizienz auf der Überlegung, dass ein absoluter oder relativer Mangel an physiologisch sezernierten Corticoiden ersetzt werden muss. Daher eignen sich alle Corticoide, deren Gluco- bzw. Mineralocorticoidwirkung den physiologischen Wirksamkeiten entsprechen, d. h. ohne erhöhtes antiphlogistisches Potenzial. Da bei Intensivpatienten am häufigsten ein Cortisolmangel besteht, ist seine direkte Substitution (in Form von Hydrocortison) am physiologischsten. Alternativ kann Prednison/Prednisolon eingesetzt werden, wobei bei diesen Derivaten eine 4fa- .......... 105 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie beinhaltet eine intensivierte postoperative Insu? Was lintherapie? Stressbedingungen können bis zu 240 mg pro Tag ausgeschüttet werden. Die Plasmahalbwertzeit des Cortisols beträgt beim Menschen etwa 1,7 h. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Frage 491 ....................................... Frage 496 ....................................... ? Wann ist eine Hyperkalzämie symptomatisch? ! Eine Hyperkalzämie besteht bei Serumspiegeln ⬎ 2,5 – 2,6 mmol/l (1,23 mmol/l ionisiertes Calcium). Bei Hypalbuminämie bzw. Hypoproteinämie reduziert sich die Bindungskapazität für Calcium (– 0,4 mmol/l bei – 10 g/l Gesamtprotein), sodass bei gleichem Gesamtcalcium die entscheidende Menge freien Calciums unterschiedlich sein kann. Die häufigste Ursache einer Hyperkalzämie bei Intensivpatienten sind Malignome (z. B. osteoklastische Metastasen). Als akute Symptome treten allgemeine Schwäche und Unwohlsein, Lethargie, Verwirrtheitszustände, Übelkeit, Erbrechen, paralytischer Ileus sowie polyurisches Nierenversagen, Bradykardie und Herzstillstand auf. Diese Symptome zeigen sich jedoch meist erst bei höheren Calciumspiegeln (⬎ 2,8 – 3 mmol/l). Frage 497 ....................................... sind Störungen der Calciumhomöostase be? Wann handlungspflichtig? ! Eine symptomatische Hyperkalzämie ist eine lebensbedrohliche Situation, bei der eine rasche symptomatische Therapie erforderlich ist. Mäßige bzw. asymptomatische Hyperkalzämien können dagegen unter regelmäßiger Kontrolle des Serumcalciums beobachtet werden. Gravierende Hyper- kalzämien sind auch bei fehlender Symptomatik aggressiv zu therapieren. Die symptomatische Therapie zielt darauf ab, eine schnelle Senkung des Calciumspiegels und eine Normalisierung der begleitenden Veränderungen des Wasser- und Elektrolythaushalts zu erreichen. Rehydrierung und forcierte Diurese (auch mit Furosemidstimulation) sind die effektivsten Maßnahmen zur Senkung des Calciumspiegels (renale Calciumausscheidung bis 2 g/d). Bei Patienten mit gleichzeitigem Nierenversagen oder lebensbedrohlicher, vor allem kardialer Symptomatik ist eine Hämodialyse indiziert. Andere Therapieformen, wie Osteoklasteninhibitoren, Corticosteroide oder Mitramycin, weisen einen verzögerten Wirkeintritt auf und sind für die Akuttherapie nicht geeignet. Die Anwendung von Phosphaten kann bei therapieresistenten Hyperkalzämien vorgenommen werden, sollte jedoch aufgrund eines deutlich erhöhten Risikos (Calciumphosphatausfällungen in der Lunge) nur bei fehlenden Dialysemöglichkeiten in Betracht gezogen werden. Bei der Interpretation von Hypokalzämien ist zu berücksichtigen, dass nur die freie ionisierte Form des Calciums funktionell bedeutsam ist. Diese stellt unter physiologischen Bedingungen etwa 50 % des Gesamtserumcalciums dar. Bei Hypalbuminämie kommt es zu einer begleitenden Reduktion des Gesamtserumcalciums (1 g/100 ml Albumin entspricht einem Gesamtcalcium von ca. 0,2 mmol/l). Die Indikation zur Substitution von Calcium sollte daher von Messungen des ionisierten Calciums oder der klinischen Symptomatik und nicht vom Gesamtcalciumspiegel abhängig gemacht werden. Eine klinische Symptomatik ist im Allgemeinen erst bei Serumwerten des ionisierten Calciums unter 1,0 mmol/l zu erwarten (Normalwert 1,12 – 1,23 mmol/l). Da bei Patienten mit zentralnervösen oder neuromuskulären Symptomen der Hypokalzämie die Gefahr von Krampfanfällen und Laryngospasmus besteht, muss bei diesen Patienten eine Substitution von 200 – 300 mg Calcium vorgenommen werden. m Cave: Infusionsgeschwindigkeit bei i. v. Applikation. Ohne klinische Symptomatik sollte die Substitution insbesondere postoperativ bzw. posttraumatisch kritisch gesehen werden, da ein zu hohes Calciumangebot die Gefahr extraossärer Verkalkungen in Wundbereichen und Muskulatur birgt. Frage 498 ....................................... ? Wie äußert sich eine thyreotoxische Krise? ! Eine thyreotoxische Krise tritt heute nahezu ausschließlich bei Patienten mit unbehandeltem bzw. unzureichend therapiertem Morbus Basedow auf, bei denen durch eine akute Stressituation eine De- 106 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Operative Intensivmedizin che antiphlogistisch-immunsuppressive Wirkung und verminderte Mineralocorticoidwirksamkeit besteht. Andere Derivate, wie Triamcinolon, Methylprednisolon, Dexamethason sind für diese Indikation nicht geeignet. Die Applikation sollte möglichst den zirkadianen Rhythmus imitieren (z. B. 2/3 der Tagesdosis früh, 1/3 zeitiger Nachmittag) und für die Dauer der Postaggressionsphase mit allmählich sinkenden Tagesdosen erfolgen. Bei sekundärer Nebennierenrindeninsuffizienz bei Patienten mit Corticosteroiddauermedikation richtet sich der Bedarf nach der Höhe der Dauermedikation. Grundsätzlich sind alle Patienten, die eine orale Medikation von Corticosteroiden innerhalb der letzten 3 Monate hatten, in ihrer Nebennierenrindenfunktion supprimiert. Entsprechend des zu erwartenden perioperativen Stresses muss die Substitution bereits präoperativ begonnen werden und in Abhängigkeit vom operativen Trauma dosiert werden. In der postoperativen Phase hat sich bei unkompliziertem Verlauf eine Dosishalbierung alle 2 Tage bis zum Erreichen der präoperativen Dosis als ein für viele Patienten praktikables Schema erwiesen, das dem Postaggressionsbedarf gut entspricht. kompensation des Stoffwechsels ausgelöst wird. In diesen Fällen treten hohes Fieber mit profuser Perspiration, gastrointestinalen Symptomen (Übelkeit, Erbrechen, abdominelle Schmerzen), Somnolenz bis Koma und kardiozirkulatorischen Problemen (Tachykardie, kardiale Stauung, Hypotonie und Dehydratation) auf. – Protein C: 1,5 – 6 h, – Protein S: 24 – 48 h, – Protein Z: 24 – 48 h. Die Plasmahalbwertzeiten können bei erhöhtem Verbrauch (z. B. disseminierte intravasale Gerinnung, Sepsis) deutlich verkürzt sein. Bei der Applikation ist zu berücksichtigen, dass alle Präparate Heparin enthalten (bis 0,5 IE pro Einheit Faktor IX). Frage 499 ....................................... ! Gefrorenes Frischplasma (FFP) enthält ca. je 1 Einheit aller gerinnungsaktiven Blutbestandteile und Inaktivatoren pro ml FFP. Aufgrund der individuellen Schwankungen der Spender können jedoch chargenabhängig Unterschiede auftreten. Ein Anstieg des Quickwertes von 1 % ist mit der Applikation von 10 – 20 ml/kg FFP zu erzielen. Die Halbwertzeit entspricht theoretisch den physiologischen Umsätzen der Gerinnungsfaktoren, ist jedoch unter Intensivbedingungen (Katabolie, Leberinsuffizienz, Blutungsverluste, erhöhter Verbrauch usw.) in der Regel verkürzt. Da die Halbwertzeiten der einzelnen Faktoren auch physiologischerweise sehr differieren, kommt es bei anhaltendem Ersatz von Gerinnungsfaktoren mittels FFP zu Imbalanzen zwischen den Faktoren. Daher eignet sich FFP nur zur globalen Substitution aller Gerinnungsfaktoren und Inaktivatoren bei kurzfristigem Einsatz. Ein längerfristiger Ersatz einzelner Komponenten des Gerinnungssystems sollte nach Möglichkeit entsprechend der jeweiligen Defizite gezielt erfolgen. 5.1 beschreiten: – Hemmung der Hormonproduktion und – Blockade bzw. Inhibition der peripheren Hormonwirkung. Mit ersterem Ziel können Propylthiouracil (hemmt Hormonsynthese und T3-T4-Konversion), Jodid (blockiert in gesättigter Form die Hormonfreisetzung) und Hydrocortison (hemmt indirekt Hormonfreisetzung) eingesetzt werden. Betarezeptorenblocker dagegen antagonisieren die Hormoneffekte am Herzmuskel und beeinflussen symptomatisch die gefährliche Tachykardie und kardiale Stauung. Gleichzeitig ist häufig eine Volumensubstitution zur Beseitigung der Dehydratation notwendig. Beim Einsatz von antipyretischen Medikamenten ist darauf zu achten, dass durch diese Substanzen (z. B. Acetylsalicylsäure) Schilddrüsenhormon aus seiner Proteinbindung verdrängt wird, wodurch eine Erhöhung von deren freiem, d. h. wirksamem Anteil mit Verstärkung der Symptomatik induziert werden kann. sollte gefrorenes Frischplasma eingesetzt wer? Wann den? Frage 500 ....................................... Effekte auf das Gerinnungssystem sind vom ? Welche Einsatz von PPSB zu erwarten? ! Der Prothrombinkomplex (PPSB) enthält die Faktoren II, VII, IX und X sowie die Proteine C, S und Z, die aus kryopräzipitierten Plasmapools durch Ionenaustauschchromatographie gewonnen werden. Die Gerinnungsfaktoren sind als Prothrombinkomplex prokoagulatorisch wirksam, die Proteine C und S sind inhibitorische Bestandteile, Protein Z wirkt dagegen regulatorisch mit pro- und antikoagulatorischer Komponente. Eine Einheit PPSB/kg hebt den Quickwert bei intravenöser Applikation um ca. 1 %. Die Halbwertzeiten der einzelnen Komponenten sind unterschiedlich: – Faktor II (Prothrombin): 48 – 60 h, – Faktor VII (Prokonvertin): 1,5 – 6 h, – Faktor IX (antihämophiles Globulin B): 20 – 24 h, – Faktor X (Stuart-Prower-Faktor): 24 – 48 h, Frage 502 ....................................... ? Beeinflusst Hydroxyethylstärke die Gerinnung? ! Seit der Einführung der modernen Volumenersatzlösungen gibt es eine anhaltende Diskussion über die Auswirkungen von Hydroxyethylstärke (HES) auf die Gerinnung. Dabei stehen funktionelle Gerinnungsparameter der Labordiagnostik und die subjektive Einschätzung vieler operativ Tätiger in einem andauernden Widerspruch. In verschiedenen Studien wurde gezeigt, dass der Einsatz von HES zur perioperativen Volumensubstitution keine signifikanten Veränderungen der routinemäßig erhobenen Gerinnungsparameter hervorruft. In den letzten Jahren hat sich das Verständnis der Gerinnungshomöostase und der Funktion der Thrombozyten jedoch erheblich gewandelt. Die bisher überwiegend genutzten Parameter (TPZ/Quick, PTT, TZ, Thrombozytenelastogramm, quantitative .......... 107 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie ! Eine Akuttherapie kann zwei prinzipielle Wege Frage 501 ....................................... Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Akuttherapie ist bei einer thyreotoxischen ? Welche Krise erforderlich? Frage 503 ....................................... ? Wann besteht bei akutem Blutverlust die Indikation zur Substitution von Erythrozytenkonzentraten? Operative Intensivmedizin ! Die Indikationen sind in Leitlinien der Bundesärztekammer geregelt. Bei akutem Blutverlust, z. B. während Operationen, hat die Aufrechterhaltung des Sollblutvolumens erste Priorität. Ein akuter Blutverlust von 30 % des Blutvolumens lässt sich in aller Regel durch alleinige Volumengabe voll kompensieren. Auch bei größeren Blutverlusten mit einem Absinken des Hämatokrits unter 30 % ist eine restriktive Indikationsstellung für die Gabe von Erythrozytenkonzentraten am Platze. Patienten mit normaler Herz-Kreislauf-Funktion tolerieren i.A. einen isovolämischen Abfall des Hämatokrits bis 20 % (Hämoglobinwert 7,0 – 6,0 g/dl bzw. 4,3 – 3,7 mmol/l) ohne Zeichen einer hypoxischen Schädigung des Herzens oder anderer Organe (Gehirn, Niere, Leber). Bei Patienten mit bekannten Organschäden, insbesondere des Herzens (z. B. Myokardinfarkt, instabile Angina pectoris), und älteren Patienten ist die Indikation zur Erythrozytentransfusion aufgrund einer individuellen Risikoabschätzung zu stellen, wobei im Allgemeinen Hämoglobinwerte von 8,0 – 10,0 g/dl bzw. 4,9 – 6,1 mmol/l angestrebt werden. Erythrozytenkonzentrate haben etwa einen Hämatokrit von 70 %. Bei dem üblichen Gehalt von 250 – 300 ml kann daher bei der Transfusion von einem Erythrozytenkonzentrat beim Erwachsenen ein Anstieg des Hämatokrit um ca. 3 % und der Hämoglobinkonzentration um ca. 1 g/dl erreicht werden. Frage 504 ....................................... Effekte sind mit Thrombozytenkonzentraten ? Welche zu erzielen? ! Ein Thrombozytenkonzentrat enthält bei Herstellung als Poolpräparat ca. 240 – 360 × 109 Blutplättchen, die in 200 – 350 ml Plasmaersatzlösung (Restplasmagehalt 30 – 40 %) suspendiert sind. Apheresekonzentrate eines einzelnen Spenders enthalten ca. 200 – 400 × 109 Thrombozyten in 200 – 300 ml Plasma. Während der Präparation werden die Thrombozyten funktionsinaktiviert. Nach der Transfusion verteilen sich die Thrombozyten als zirkulierender Pool und in der Milz. Im peripheren Blut sind ca. 60 – 70 % der transfundierten Thrombozyten wieder zu finden (Recoveryrate). Diese Recoveryrate ist nach Splenektomie erhöht und bei Hypersplenismus erniedrigt. Therapeutisch sollte mit einem Thrombozytenkonzentrat ein Anstieg der Thrombozytenzahl im peripheren Blut um mindestens 10 Gpt/l bzw. 10.000/mm3 erzielt werden. Die Halbwertzeit der transfundierten Thrombozyten in der Zirkulation des Empfängers ist aufgrund einer gewissen präparationsbedingten Vorschädigung dieser Zellen etwas verkürzt und beträgt je nach Lagerungszeit ca. 5 Tage, wobei sich für 7 – 10 Tage transfundierte Thrombozyten im Blut nachweisen lassen. Frage 505 ....................................... physiologische Energieausbeute liefern die ? Welche unterschiedlichen Substrate der parenteralen Ernährung? ! Bei der Verwertung von Kohlenhydraten werden je nach Substrat (Glucose, Xylit, Glycerin) 375 – 450 kcal/100 g freigesetzt, die in ca. 21 – 23 Mol ATP gespeichert sind. Bei der Verbrennung von Fetten liegt der durchschnittliche Brennwert bei 940 kcal/100 g mit einer ATP-Produktion von 51 Mol. Beim Abbau von Proteinen hängt der physiologische Brennwert von der Aminosäurezusammensetzung ab, da einzelne Aminosäuren leicht unterschiedliche Brennwerte besitzen (Durchschnitt 425 kcal/100 g mit 24 Mol ATP). Der Unterschied zu den physikalischen Brennwerten ergibt sich aus dem Energiebedarf von Zwischenschritten (z. B. Synthese von Acetyl-CoA), der dem Verwertungsprozess „entzogen“ wird. Frage 506 ....................................... kann eine frühenterale Ernährung vorgenommen ? Wie werden? ! Bei den industriell hergestellten bilanzierten Diäten stehen für eine frühe enterale Ernährung prinzipiell die hochmolekularen nährstoffdefinierten und niedermolekularen chemisch definierten Diäten zur Verfügung. Die quantitative Zusammensetzung dieser Standardnahrungen orientiert sich an den einschlägigen Leitlinien. Deren Energiedichte beträgt 1 kcal/ml. Die Resorptionsraten beider Formen der enteralen Ernährungen sind vergleichbar. Der Stellenwert von mit immunstimulierenden Substraten angereicherten Diäten (lmmunonutrition) für eine frühe enterale Ernährung zur Prophylaxe septischer Komplikationen nach großen Operationen oder schwerem Trauma 108 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Bestimmung einzelner Gerinnungsfaktoren) spiegeln jedoch möglicherweise die komplexen Interaktionen nicht ausreichend wider. Daher kann die Diskussion noch nicht als abgeschlossen betrachtet werden. Für die intensivmedizinische Anwendung sollte daher eine mögliche Interaktion von HES mit der Blutgerinnung nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden und insbesondere bei bereits bestehender Blutungsneigung der Einsatz dieser Volumenersatzlösungen kritisch erfolgen. ist der Postaggressionsstoffwechsel ge? Wodurch kennzeichnet? ! Die Ernährungsregime bei Patienten mit Postaggressionsstoffwechsel müssen die erheblichen Veränderungen berücksichtigen, die in Abhängigkeit von der Schwere der Belastungen auftreten, aber auch individuell vor allem durch unterschiedliche hormonelle Ausstattung differieren können. Die im Akutstadium vorherrschende adrenerg-corticoide Phase ist gekennzeichnet durch: – verminderte Glucoseutilisation, – verminderte Insulinwirksamkeit, – gesteigerte Lipolyse, – Proteinkatabolie, – gesteigerte Ketogenese, – Verschiebungen im Wasser- und Elektrolythaushalt. Diese Phase dauert normalerweise 1 – 3 Tage, kann aber z. B. bei Sepsis auch wesentlich länger anhalten. Der Stoffwechsel in dieser Phase wird durch ein Übergewicht vor allem von Glucagon, Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol bestimmt. In der nachfolgenden Übergangsphase sinken deren erhöhte Serumspiegel allmählich ab und Insulin wird stärker wirksam (Dauer ca. 1 – 2 Wochen bei Operationen ohne erneute Schädigungsmechanismen bzw. Komplikationen). Weiterhin bewirken Schilddrüsenhormone und Testosteron eine allmähliche Rückkehr zur Anabolie, die sich individuell unterschiedlich über mehrere Wochen erstrecken kann. Obwohl es eine Verschiebung der Energiebereitstellung in Richtung Kohlenhydratoxidation gibt, kann die zelluläre Glucoseverwertung trotz erhöhter Blutzuckerspiegel (verminderte Gluconeogenese in der Leber) eingeschränkt sein (periphere Glucoseverwertungsstörung). Insgesamt entsteht eine diabetische Stoffwechsellage, die bei fehlender exogener Energiezufuhr rasch zu ausgeprägten Mangelzuständen führen kann. Die Verwertung exogener Glucose ist jedoch limitiert und beträgt in der Regel maximal 6 g Glucose/kgKG. Bei Zufuhr von Zuckeraustauschstoffen (z. B. Xylit) kann die periphere Glucoseresistenz partiell umgangen werden, was durch verminderte Alaninabgabe zu einem proteinsparenden Effekt führt. 5.1 Frage 507 ....................................... Frage 508 ....................................... ? Gibt es spezielle Anforderungen an die parenterale Ernährung bei Patienten mit Leberinsuffizienz? ! Die Leber stellt das zentrale Stoffwechselorgan dar. Störungen der Leberfunktion führen zu Beeinträchtigungen im Energie- und Proteinstoffwechsel mit konsekutiven Begleiterscheinungen. Das hepatische Koma wird als wesentlichste Komplikation maßgeblich durch eine erhöhte Ammoniakkonzentration im Plasma und Aminosäureimbalanzen ausgelöst. Eine ausgeprägte Katabolie fördert diese Vorgänge zusätzlich. Durch eine speziell adaptierte Ernährungstherapie können diese Vorgänge reduziert werden. .......... 109 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie Starke Veränderungen charakterisieren den Proteinstoffwechsel. Die Stickstoffverluste nehmen mit der Schwere des Traumas und in den ersten Tagen des Postaggressionsstoffwechsels zu und sind zunehmend schwieriger auszugleichen. Sie können bei schweren Traumen oder Sepsis bis zu 30 – 40 g/d betragen, was einem Abbau von ca. 200 g Protein bzw. 800 g Muskelmasse entspricht. Die kumulative Bilanz ergibt bei einer etwa fünftägigen katabolen Akutphase einen Proteinverlust von mehreren Kilogramm. Bei zusätzlichen nicht stoffwechselbedingten Verlusten (Wundsekret, Aszites, Blutungen usw.) können weitere Proteinverluste hinzukommen. Die Menge an freien Aminosäuren nimmt stark zu, wobei durch gleichzeitige Veränderungen der Synthese und Verwertung Ungleichgewichte zwischen einzelnen Aminosäuren entstehen. Um die Proteinhydrolyse zu reduzieren bzw. zu verhindern, müssen Aminosäuren exogen zugeführt werden, wobei sich diese nach den auftretenden Ungleichgewichten richten müssen. Gleichzeitig muss die energetische Verwertung von Proteinen, d. h. die Oxidation von Aminosäuren, durch Zufuhr anderer Energieträger verhindert werden, um eine positive Stickstoffbilanz zu erreichen. Ausgelöst durch die Verschiebungen im hormonellen Gleichgewicht werden vermehrt freie Fettsäuren mobilisiert. Diese werden vor allem in der Akutphase zur Energiegewinnung oxidiert. Durch eine exogene Glucosezufuhr und evtl. Insulinsubstitution findet ein Rückgang der Lipolyse mit Abfall der freien Fettsäuren statt, die Proteinkatabolie wird jedoch nicht beeinflusst. Obwohl in dieser Phase eine intensivierte Clearance von freien Fettsäuren aus dem Blut auftritt, ist eine zusätzliche exogene Zufuhr bei bereits erhöhten Serumspiegeln von freien Fettsäuren und Triglyceriden ohne Einfluss auf den Energiestoffwechsel und katabole Vorgänge. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. gewinnt zunehmend an Bedeutung. Inzwischen liegen ausreichend Daten prospektiv randomisierter Studien vor, die den Einsatz der Immunonutrition in der frühen postoperativen Phase rechtfertigen und nach Kriterien der „evidence based medicine“ empfehlen. Zu den am besten untersuchten Substraten zählen Arginin, Glutamin, Omega3-Fettsäuren sowie Pyrimidin- und Purinnukleotide (RNA). Frage 509 ....................................... setzt sich der Wasserumsatz eines Erwachsenen ? Wie zusammen? ! Die Grundverluste setzen sich aus Urin, Hautverlusten, Verlusten über die Lungen und durch den Stuhl zusammen und betragen pro Tag insgesamt ca. 2,0 – 2,5 l, von denen bei normalem Stoffwechsel ca. 0,3 l durch Oxidationsprozesse endogen ergänzt werden. Dazu müssen besonders unter intensivmedizinischen Bedingungen und perioperativ folgende Verluste berücksichtigt werden: – erhöhte Körpertemperatur je °C + 0,1 – 0,3 l, – mäßiges Schwitzen + 0,5 l, – starkes Schwitzen, hohes Fieber + 1,0 – 1,5 l, – Hyperventilation + 0,5 l, – trockene Atemluft (z. B. fehlende Anfeuchtung bei Beatmung) + 1,0 – 1,5 l, – offene Wunden oder Körperhöhlen + 0,5 – 3 l, – Sekrete, Stomaverluste, Blutverluste nach Bilanz. Frage 510 ....................................... kann der Energiebedarf eines intensivmedizini? Wie schen Patienten geschätzt werden? ! Der Energiebedarf eines Menschen setzt sich aus dem Grundumsatz und dem Bedarfsumsatz zusammen. Der Grundumsatz hängt neben hormonellen Faktoren wesentlich von der Körpertemperatur ab. Dabei führt eine Steigerung der Körperkerntemperatur um 1 °C zu einer Erhöhung des Grundumsatzes um 15 %. Der Bedarfsumsatz richtet sich nach dem Energieverbrauch aller Organe, der insbesondere im Postaggressionsstoffwechsel und bei schwer kranken Patienten starken Schwankungen unterliegt. Unter physiologischen Bedingungen sind ca. je 1/4 des Energieverbrauchs für Leber und Skelettmuskulatur erforderlich, 1/5 wird für das Zentralnervensystem benötigt und je 1/10 für Herztätigkeit und Nierenfunktion. Einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss haben therapeutische Maßnahmen, wie Sedierung, Analgesie und Beatmung, die zu einer Reduktion eines erhöhten Energiebedarfs nicht unerheblich beitragen können. Daher sind verschiedene Formeln zur Schätzung des Gesamtenergiebedarfs entwickelt worden: – Einfache Grundformel: 25 × kgKG – Formel nach Harris und Benedict: Männlich: 66 + (13,7 × kgKG) + (5 × cm Körperlänge) – (6,8 × Alter in Jahren). Weiblich: 665 + (9,6 × kgKG) + (1,8 × cm Körperlänge) – (4,7 × Alter in Jahren) 110 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Operative Intensivmedizin Der Glucosestoffwechsel bei Leberinsuffizienz ist durch verminderte hepatische Glycogenolyse sowie periphere Glucoseverwertungsstörungen gekennzeichnet. Trotzdem sollten keine Zuckeraustauschstoffe eingesetzt werden, da sie primär hepatisch verstoffwechselt werden. Sie führen zu einem erhöhten Verbrauch an energiereichen Phosphaten in der Leber sowie vermehrtem Lactatanfall und können das Organ somit zusätzlich belasten. Das Kohlenhydrat der Wahl ist daher Glucose. Die alleinige Deckung des Energiebedarfs durch Glucose ist ungünstig. Ein Teil der zugeführten Glucose wird in der Leber in Triglyceride umgewandelt, die mittels Lipoproteine in VLDL umgewandelt und normalerweise extrahepatisch abtansportiert werden. Bei Leberinsuffizienz ist die Synthese der Triglyceride beeinträchtigt. Das Risiko der Leberverfettung durch Glucosezufuhr ist daher bei dieser Indikation besonders groß und zusätzlich organbelastend. Die kombinierte Verabreichung von Glucose und Fett ist daher empfehlenswert. Die Utilisation infundierten Fettes ist trotz krankheitsbedingter Störungen des Fettstoffwechsels nur unwesentlich vermindert. Eine Fettzufuhr in Höhe von 15 – 20 % der Gesamtkalorienzufuhr bei Leberinsuffizienz wird heute als sicher angesehen. Nach Ablauf einer Adaptationsphase kann unter täglicher Serumkontrolle der Fettanteil auf 25 – 30 % gesteigert werden. Der Aminosäurestoffwechsel spielt bei manifester Leberinsuffizienz eine besondere Rolle. Aminosäureimbalanzen sind maßgeblich an der Auslösung des hepatischen Komas beteiligt und fördern darüber hinaus die Katabolie. Der bei Trans- und Desaminierungen anfallende Ammoniak wird nur unvollständig in der Leber zu Harnstoff entgiftet, trägt ebenfalls zum Koma bei und begünstigt wiederum die Ausbildung von Aminosäureimbalanzen: Durch Zufuhr speziell diesen Verhältnissen angepasster Aminosäuregemische (kommerziell erhältlich) lassen sich die Imbalanzen korrigieren, über verminderte Ammoniakfreisetzung hohe Plasmaammoniakspiegel senken und im Rahmen adäquater Ernährungsregime die Katabolie mindern. Nährstoffzufuhr pro Tag bei hepatischem Koma: – Aminosäuren: 1 g/kgKG (am besten als 24-h-Dauerinfusion), – Glucose: 5 g/kgKG, – Elektrolyte nach Bilanz. Nährstoffzufuhr pro Tag bei Leberinsuffizienz ohne hepatisches Koma: – Aminosäuren: 1,3 – 1,5 g/kgKG (am besten als 24-h-Dauerinfusion), – Glucose: 5 g/kgKG, – Fett: 0,7 g/kgKG, – Elektrolyte nach Bilanz. Weiblich: {665,1 + (9,56 × kg) + (1,85 × cm) – (4,7 × Alter)} × Aktivität × Schweregrad 쐌 쐌 Aktivität: 1,2: bettlägerig; 1,3: nicht bettlägerig, Schwergrad:1,2 kleinere Operation; 1,35: schwerer Unfall; 1,6: Sepsis; 2,1: schwere Verbrennung. Frage 511 ....................................... ? Wann reicht eine periphervenöse Basisernährung? ! Wenn eine Nahrungskarenz von 2 – 5 Tagen auftritt und sich der Patient in einem guten Ernährungszustand sowie stabiler Stoffwechsellage befindet, kann ein hypokalorisches Ernährungskonzept angewandt werden, das eine Zufuhr über periphere Venen ermöglicht und somit den Applikationsaufwand erheblich reduziert. Bei diesem Ernährungskonzept werden nur absolut essenzielle Nährstoffe zugeführt. Diese schließen Aminosäuren und Elektrolyte ein, für die im Organismus keine Speicher zur Verfügung stehen. Sie müssen zusammen mit einem basalen Energieangebot von 100 – 150 g Glucose bedarfsdeckend appliziert werden. Die Deckung des Energiebedarfs erfolgt in dieser Zeit weitgehend unter Nutzung endogener Reserven durch Lipolyse körpereigner Fettdepots. Dieses Infusionsregime beinhaltet folgende tägliche Substratmengen: – Aminosäuren: 1 – 3 g/kgKG, – Kohlenhydrate: 1,5 – 2,0 g/kgKG, – Elektrolyte (Na+, K+, Mg++, Cl-, HCO3-, H2PO4-, Zn++), – Wasser. Auf die Zufuhr fettlöslicher Vitamine und von Spurenelementen kann verzichtet werden, da für den kurzen Zeitraum ausreichende körpereigene Reserven vorhanden sind. Eine Verbesserung der Energiezufuhr kann durch periphere Applikation von 50 g Fett/d erreicht werden. Dazu eignen sich schnell verstoffwechselbare mittelkettige Fettsäuren. Frage 512 ....................................... Stadien des Kurzdarmsyndroms sind zu be? Welche rücksichtigen? ! Nach Resektion von mehr als 50 – 70 % des Dünndarms können schwere metabolische Störungen auftreten, die nur bedingt von der verbliebenen 5.1 Männlich: {66,47 + (13,75 × kg) + (5 × cm) – (6,76 × Alter)} × Aktivität × Schweregrad Frage 513 ....................................... welche Verluste ist bei Kurzdarmsyndrom beson? Auf ders zu achten? ! Bei der parenteralen Substitution des Kurzdarmsyndroms ist neben der vollständigen Ernährung auf den Ersatz einiger Vitamine, Mineralien und Spurenelemente besonders zu achten, da durch besonders hohe Verluste Mangelerscheinungen auftreten können. Dazu gehören Vitamin K, Folsäure und Vitamin B12. Hinsichtlich der Mineralund Spurenelementverluste stehen Calcium, Magnesium, Eisen und Zink im Vordergrund und sollten adaptiert nach Serumspiegel supplementiert werden. Frage 514 ....................................... ? Welche Faktoren beeinflussen die Pharmakokinetik von Antibiotika? ! Pharmakokinetische Eigenschafen von Antibiotika werden durch deren physikochemische Eigenschaften, wie pH-Wert, Lipophilie, Proteinbindung, bestimmt. Ein wichtiger Parameter der Pharmakokinetik ist der Verteilungsraum des Antibiotikums im Körper, wobei im Wesentlichen der Intrazellularraum und das Interstitium zu unter- .......... 111 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie Restlänge des Dünndarms abhängen. Entsprechend der zugrunde liegenden Pathophysiologie hat sich für die Therapieplanung folgende Stadieneinteilung bewährt: – Stadium I – Hypersekretion mit intestinalen Flüssigkeitsverlusten ⬎ 2,5 l/d. – Stadium II – beginnende Adaptation mit intestinalen Flüssigkeitsverlusten ⬍ 2,5 l/d. – Stadium III – Maximum der Adaptation mit Stabilisierung der Diarrhö und Steatorrhö. Für die intensivmedizinische Behandlung sind in der Regel nur die ersten beiden Stadien von Bedeutung. Im Stadium I gehen große Mengen von Flüssigkeit und Elektrolyten sowie wesentliche oral aufgenommene Nährstoffe, Vitamine, Spurenelemente usw. verloren, sodass in diesem Stadium eine parenterale Substitution unvermeidlich ist. Im zweiten Stadium gehen die Verluste allmählich zurück, wobei neben der quantitativen Reduktion (d. h. Flüssigkeitsmenge) auch eine qualitative Reduktion (d. h. Anpassung der Resorptionsleistungen) auftritt. Eine vollständige parenterale Substitution ist jedoch auch in diesem Anpassungsstadium obligat und kann nur allmählich auf eine orale Ernährung umgestellt werden. Vor einer frühzeitigen Beendigung der parenteralen Ernährung ist bei Patienten mit Kurzdarmsyndrom zu warnen. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. – Modifizierte Formel nach Long zur Berücksichtigung von körperlicher Aktivität und Schwere der Erkrankung: Frage 515 ....................................... ? Welche Anzneimittelinteraktionen sind bei Antibiotika zu berücksichtigen? ! Antibiotika können mit einer großen Zahl anderer Pharmaka und bei Kombinationstherapie auch untereinander intensive Wechselwirkungen haben. Von klinischer und therapeutischer Bedeutung sind jedoch im Allgemeinen nur Interaktionen bei der hepatischen Metabolisierung. Hier sind insbesondere Wechselwirkungen von Fluorochinolonen und Makroliden mit Theophyllin relevant. Darüber hinaus sind Interaktionen von Makroliden mit Substanzen zu beachten, die einen engen therapeutischen Index haben, wie z. B. Ciclosporin A. Frage 516 ....................................... welchen Indikationen sollte eine Therapie mit ? Bei Glykopeptiden (Vancomycin, Teicoplanin) erfolgen? ! Vancomycin und Teicoplanin wirken ausschließlich im grampositiven Bereich. Neben der Wirkung auf Staphylokokken, Streptokokken, Enterokokken, Clostridien und Diphteriebakterien sind sie besonderes gegen nosokomiale Problemkeime (methicillinresistente Staphylokokken, ampicillinresistente Enterokokken) hoch wirksam. Da bisher je nach Erreger kaum oder wenige glycopeptidresistente Stämme isoliert wurden, sollte deren Einsatz ausschließlich als Reserveantibiotika erfolgen, wenn aufgrund der Resistenzsituation oder wegen bestehender Allergien keine alternativen Therapiemöglichkeiten bestehen. Glycopeptide haben einen zeitabhängigen, langsam einsetzenden Effekt. Beide Substanzen haben nephro- und ototoxische Nebenwirkungen, die bei Vancomycin ausgeprägter sind als bei Teicoplanin. Zugelassen sind folgende Indikationen: Infektionen durch grampositive Erreger wie Endokarditis, Pneumonie, Knochen- und Gelenkinfektionen, Infektionen der Niere und ableitenden Harnwege (nur Teicoplanin), Haut- (nur Teicoplanin) und Weichgewebeinfektionen, Sepsis und die perioperative Prophylaxe bei erhöhtem Infektionsrisiko durch grampositive Erreger. Frage 517 ....................................... welchem Erregerspektrum ist bei nosokomialen ? Mit Pneumonien auf Intensivstationen zu rechnen? ! Das Erregerspektrum bei nosokomialen Pneumonien ist breit. Die häufigsten Erreger bei leichteren nosokomialen Pneumonien gehören meist zur endogenen Flora der oberen Atemwege, d. h. grampositive Streptokokken und Staphylokokken, Haemophilus influenzae, Enterobacteriaceae (Eschericha coli, Klebsiella spp., Enterobacter spp., Proteus spp.). Bei Patienten mit mittelschwerem Risiko sind zusätzlich Serratia spp., Citrobacter spp., Pseudomonaden, Acinetobacter spp., Stenotrophomonas spp. und Anaerobier Auslöser von Pneumonien. Bei Hochrisiko- und vielen beatmeten Patienten spielen typische multiresistente Krankenhauskeime eine wesentliche Rolle. Dazu zählen oxacillinresistente Staphylococcus aureus, Pseudomonas aeruginosa, Acinetobacter spp. oder Stenotrophomonas spp. Der sonst wichtigste multiresistente Erre- 112 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Operative Intensivmedizin scheiden sind. Lipophile Antibiotika werden passiv intrazellulär aufgenommen und können sich im Fettgewebe spezifisch anreichern, sodass ihr fiktives Verteilungsvolumen ein Vielfaches des Körpervolumens darstellen kann. Substanzen mit großen Verteilungsvolumen besitzen geringere Plasmaund Interstitialspiegel, aber hohe intrazelluläre Konzentrationen. Hydrophile Antibiotika verteilen sich dagegen überwiegend im Plasma und Interstitium. Da die meisten bakteriellen Erreger in diesem Räumen auftreten, ist in der Regel die Konzentration in diesen Verteilungsräumen entscheidend für die Therapie. Ein wichtiger Aspekt für die lokale Wirkkonzentration der Antibiotika ist deren Proteinbindung. Da die Konkurrenz um Proteinbindungen für Antibiotika in der Regel von untergeordneter Bedeutung ist, muss lediglich der Anteil der Proteinbindung bei der Gesamtdosierung berücksichtigt werden. Zu beachten ist jedoch bei der unter intensivmedizinischen Bedingungen häufigen Hypoproteinämie bzw. Hypalbuminämie, dass Antibiotika mit geringem therapeutischen Index (z. B. Glycopeptide, Aminoglycoside) weniger gebunden und daher leichter überdosiert werden können. Clearance und Verteilungsvolumen bestimmen die Halbwertzeit der Antibiotika, die ein Maß für die Dauer der effektiven Wirkspiegel ist. Da das Verteilungsvolumen unter klinischen Bedingungen kaum beeinflussbar ist, muss für die Dosierungsintervalle die Eliminationsgeschwindigkeit und/oder Metabolisierungsrate berücksichtigt werden. Daher haben je nach Substanz die Nieren- und Leberfunktion wesentlichen Einfluss auf die zu wählenden Dosierungsintervalle und applizierten Mengen. Antibiotika mit hoher renaler Ausscheidung müssen in ihrer Dosis bei verringerter Nierenfunktion nach Kreatininclearance angepasst werden. Bei hepatischer Metabolisierung steht für die klinische Routine kein sinnvoll anwendbarer Parameter zur Beurteilung einer Dosismodifikation zur Verfügung. Daher sollte bei intensivmedizinischen Patienten nach Möglichkeit ein therapeutisches Monitoring der Serumspiegel für kritische Antibiotika erfolgen. ! Für die kalkulierte Antibiotikatherapie bei nosokomialen Pneumonien hat die Paul-Ehrlich-Gesellschaft eine Unterteilung der Patienten in 3 Gruppen vorgeschlagen, die von pulmonalen Risikofaktoren und Begleiterkrankungen bestimmt wird. Folgende Risikofaktoren sind Punktwerten zugeordnet: – Alter ⬎ 65 Jahre – 1 Punkt, – strukturelle Lungenerkrankung – 2 Punkte, – antiinfektive Vorbehandlung – 2 Punkte, – Beginn der Pneumonie ab dem 5. Krankenhaustag – 3 Punkte, – schwere respiratorische Insuffizienz mit oder ohne Beatmung – 3 Punkte, – extrapulmonales Organversagen – 4 Punkte. Grundsätzlich kann bei leichteren Pneumonien und Patienten ohne besonderes Risikoprofil eine Monotherapie ausreichend sein. Bei allen anderen Patienten – und zu diesen sind die meisten intensivmedizinischen Patienten zu rechnen – ist eine Kombinationstherapie mit dem Ziel einer möglichst breiten Abdeckung des potenziellen Erregerspektrums und der Nutzung synergistischer Effekte der verschiedenen Antibiotika notwendig. Da für den Erfolg einer antimikrobiellen Therapie bei nosokomialen Pneumonien insbesondere unter Intensivbedingungen ein rascher Beginn in ausreichender Dosierung entscheidend ist, wurde durch eine Expertenkommission der Paul-EhrlichGesellschaft eine Initialtherapie vorgeschlagen, die den jeweils vorliegenden Resistenzspektren anzupassen ist und deren Erfolg nach 2 – 3 Tagen überprüft werden muss. In der Gruppe 1 (bis 2 Punkte) werden Aminopenicillin und Betalactamaseinhibitor (Amoxicillin/ Clavulansäure, Ampicillin/Sulbactam), Cephalosporine der Gruppen 2 (Cefuroxim, Cefotiam) und 3a (Cefotaxim, Ceftriaxon), Fluorchinolone der Gruppen 3 (Levofloxacin) und 4 (Moxifloxacin) und Carbapeneme der Gruppe 2 (Ertapenem) auf der Grundlage von Metaanalysen empfohlen. Bei mittelschweren Risikopatienten (Gruppe 2: 3 – 5 Punkte) sollten Acylaminopenicillin und Betalactamaseinhibitor (Piperacillin/Tazobactam), Cephalosporine der Gruppen 3b (Ceftacidin) und 4 (Cefepim, Cefpriom), Fluorchinolone der Gruppen 2 (Ofloxacin, Ciprofloxacin) und 3 (Levofloxa- Frage 519 ....................................... welchen Richtlinien werden nosokomiale Harn? Nach wegsinfektionen bei Intensivpatienten therapiert? ! Nosokomiale Harnwegsinfektionen auf Intensivstationen sind praktisch immer mit einliegendem Fremdmaterial in Form von transurethralen oder suprapubischen Kathetern assoziiert und werden typischerweise durch Erreger des anogenitalen Bereiches verursacht (Eschericha coli, Klebsiellen, Enterobacter spp., Pseudomonaden, Enterokokken und Staphylokokken). Da die klinische Bedeutung von nosokomialen Harnwegsinfektionen von einfachen Bakteriurien bis zur Urosepsis reichen kann, ist ein abgestuftes Therapiekonzept erforderlich. Asymptomatische Bakteriurien sind auch bei Intensivpatienten oft ausreichend mit einem Wechsel der Katheter unter aseptischen Kautelen und forcierter Diurese therapierbar. Bei symptomatischen Harnwegsinfektionen ohne Sepsis reicht in der Regel eine kurzzeitige Antibiotikatherapie über 3 – 5 Tage aus, wenn keine sonstigen Risikofaktoren vorliegen. Da Intensivpatienten oft bereits mit Antibiotika vorbehandelt wurden und eine längerfristige Harnableitung notwendig ist, muss die Initialtherapie parenteral erfolgen. Dazu eignen sich besonders Antibiotika mit hohen Wirkspiegeln im Urin, die bei renaler Ausscheidung ein Vielfaches der Serumspiegel erreichen können: Cephalosporine der Gruppen 3a (Cefotaxim, Ceftriaxon), 3b (Ceftazidim) und 4 (Cefepim, Cepirom), Fluorchinolone der Gruppen 2 (Ofloxacin, Ciprofloxacin) und 3 (Levofloxacin), Aminopenicilline und Betalactamaseinhibitor (Amoxicillin und Clavulansäure, Ampicillin und Sulbactam) und Carbapeneme der Gruppen 1 (Imipenem, Meropenem) und 2 (Ertapenem). Zum Schließen der „Enterokokkenlücke“ eignet sich eine Kombination mit einem Acylaminopenicillin und Betalactamaseinhibitor (Piperacillin/ Tazobactam). Bei Urosepsis werden vornehmlich Eschericha coli, bei Intensivpatienten aber auch multiresistente .......... 5.1 ? Wie erfolgt die initiale kalkulierte antimikrobielle Therapie bei der klinischen Diagnose einer nosokomialen Pneumonie? 113 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie Frage 518 ....................................... cin) und Carbapeneme der Gruppe 1 (Imipenem, Meropenem) eingesetzt werden (Evidenzgrad I). Bei Hochrisikopatienten ist der Einsatz von Acylaminopenicillin und Betalactamaseinhibitor (Piperacillin/Tazobacam), Cephalosporinen der Gruppen 3b (Ceftacidin) und 4 (Cefepim, Cefpriom), und Carbapeneme der Gruppe 1 (Imipenem, Meropenem) in Kombination mit Fluorchinolonen der Gruppen 2 (Ofloxacin, Ciprofloxacin) und 3 (Levofloxacin) sowie einem Aminoglykosid (Amikacin, Gentamycin, Netilmicin, Tobramycin) erforderlich, wobei für diese Gruppe der Evidenzgrad unterschiedlich ist. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. ger, der methicillinresistente Staphylococcus aureus (MRSA), tritt bei nosokomialen Pneumonien seltener auf. Bei spontan atmenden Patienten sind multiresistente Erreger als Ursache nosokomialer Pneumonien weniger wahrscheinlich. Frage 520 ....................................... Besonderheiten weisen Harnwegsinfektionen ? Welche bei Patienten mit Diabetes mellitus auf? Operative Intensivmedizin ! Diabetiker haben ein 20 – 25-mal höheres Risiko, eine Harnwegsinfektion zu erleiden. Häufig sind bei diesen Patienten bereits prästationär asymptomatische Bakterurien nachweisbar, sodass es sich bei nachfolgenden Harnwegsinfektionen eigentlich nicht um nosokomiale Infektionen, sondern um Exazerbationen bestehender Infekte handelt. Die erhöhte Infektionsgefahr wird durch eine veränderte Mikroflora des Genitalbereichs hervorgerufen, die durch den Glucosegehalt des Urins leichter aszendieren kann. Da Urin besonders für gramnegative Erreger ein sehr gutes Nährmedium darstellt, sind bei Diabetikern häufig Eschericha coli, aber auch Proteus spp., Klebsiellen, Enterokokken und Staphylococcus aureus Auslöser katheterassoziierter Harnwegsinfektionen. Daher sind Fluorchinolone (Ciprofloxacin, Ofloxacin, Levofloxacin) oder Acylaminopenicilline und Betalactamaseinhibitor (Piperacillin/Tazobactam) bei Diabetikern Mittel der Wahl für eine kalkulierte Initialtherapie von Harnwegsinfektionen. Aufgrund der guten mikrobiologischen Wachstumsbedingungen bei Diabetikern ist oftmals eine längerfristige antibiotische Therapie zur vollständigen Herdsanierung notwendig. Bei Therapieversagen ist jedoch auch an häufig begleitende Pilzinfektionen mit Candida spp. zu denken, die mit hoher Wirksamkeit durch Fluconazol behandelt werden können. Frage 521 ....................................... es neue Entwicklungen beim Einsatz von Anti? Gibt biotika? ! Gegenwärtig sind neue Generationen verschiedener Antibiotikagruppen in der Entwicklung, die vor allem im grampositiven Erregerspektrum verbesserte Möglichkeiten bei der Therapie multire- sistenter Keime versprechen. Tigecyclin ist ein Glycylcyclin, das im Rahmen von klinischen Studien bisher eine sehr gute Wirksamkeit bei abdominellen und Weichteilinfektionen gezeigt hat. Daptomycin gehört zur Gruppe der Lipopeptide mit besonderer Wirksamkeit gegenüber methicillinund vancomycinresistenten Staphylococcus-aureus-Stämmen (MRSA, VRSA) sowie vancomycinresistenten Enterokokken (VRE). Telavancin ist ein neues Lipoglycopeptid, das vergleichbar zu Vancomycin eine hohe Wirksamkeit gegenüber multiresistenten Staphylococcus-aureus-Stämmen besitzt. Gemifloxacin als Gruppe-4-Chinolon wird vor allem auf den Einsatz bei nosokomialen Atemwegserkrankungen getestet. Das modifizierte Cephalosporin Ceftobiprolmedocaril ist in seiner Wirkung den Gruppe-3- und Gruppe-4-Cephalosporinen vergleichbar, scheint aber aufgrund seiner Vinypyrrolodin-Seitenkette eine besonders hohe Wirksamkeit bei MRSA und methicillinresistenten koagulasenegativen Staphylokokken zu besitzen. Frage 522 ....................................... Bedeutung haben nosokomiale Pneumonien ? Welche in der Intensivmedizin? ! Als nosokomiale Pneumonien werden Hospitalinfektionen klassifiziert, die ab dem dritten stationären Aufnahmetag bis zur Entlassung manifestieren. Sie stellen in Europa nach Wund- und Harnwegsinfektionen die dritthäufigste nosokomiale Infektion dar. In der Intensivmedizin sind nosokomiale Pneumonien die häufigste Infektion und weisen eine Letalitätsrate von 30 – 50 % auf. Frage 523 ....................................... ist bei der Therapie eines akuten Ischämie? Was schmerzes zu beachten? ! Bei akut auftretender Extremitätenischämie ist die Schmerzbehandlung rasch zu beginnen, um einer schmerzbedingten Schockverstärkung vorzubeugen. Da bei interventioneller oder operativer Akutversorgung von Extremitätenischämien normalerweise eine zumindest mittelfristige Antikoagulation erforderlich wird, sollte die Schmerztherapie in keinem Fall mittels subkutaner oder intramuskulärer Injektion durchgeführt werden, da an den Injektionsstellen teilweise ausgedehnte und infektgefährdete Einblutungen entstehen können. Die frühe Anlage einer peripheren oder periduralen Nervenblockade in Kathetertechnik ist sinnvoll, da es über die sympathikolytischen Effekte gleichzeitig zu einer Verbesserung der Kollateraldurchblutung kommt. 114 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Pseudomonaden, Proteus spp., Serratia spp., Enterobacter spp., Enterokokken und Staphylokokken gefunden. Zur parenteralen Therapie kommt bei diesem zu erwartenden Erregerspektrum Cephalosporine der Gruppen 3 (Cefotaxim, Ceftriaxon, Ceftazidim) und 4 (Cefepim, Cepirom) in Kombination mit einem Aminoglykosid (Amikacin, Gentamycin, Netilmicin, Tobramycin) oder Fluorchinolon (Levofloxacin, Ciprofloxacin) mit hoher renaler Ausscheidung zur Anwendung. Alternativ können Carbapenem der Gruppe 1 (Imipenem, Meropenem) oder Acylaminopenicillin und Betalactamaseinhibitor (Piperacillin/Tazobactam) eingesetzt werden. ten viszeralen Schmerzen einher. Eine suffiziente parenterale Schmerztherapie ist daher neben den positiven Effekten auf den Krankheitsverlauf für den Patienten unabdingbar. Aufgrund der Intensität der Schmerzen ist hier immer eine Kombinationsbehandlung von peripheren Analgetika und stark wirksamen Opioiden notwendig. Die weit verbreitete intravenöse Lokalanalgesie mit Procain (1 – 2 g/24 h als Dauerinfusion) ist nach klinischer Erfahrung gut wirksam, obwohl dazu wenig evidenzbasierte Daten vorliegen. Der Einsatz eines Periduralkatheters sollte frühzeitig erfolgen, da er ausgezeichnet wirksam ist und durch eine Verbesserung der viszeralen Durchblutung und Durchbrechung humoraler Kreisläufe wahrscheinlich den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen kann. Bei hämorrhagisch-nekrotisierender Pankreatitis ist der Einsatz eines Periduralkatheters jedoch u.U. unmöglich, da diese häufig mit Gerinnungsstörungen assoziiert ist. Frage 527 ....................................... obstruktive Atemwegserkrankungen Kontraindi? Sind kationen für den Opioideinsatz zur Schmerztherapie? 5.1 ! Die akute Pankreatitis geht fast immer mit stärks- ! Bei Patienten mit obstruktiven AtemwegserkranFrage 525 ....................................... ? Welche Besonderheiten treten bei Patienten mit Thoraxtraumen oder Rippenserienfrakturen auf? ! Rippenprellungen oder -frakturen bzw. Zustände nach operativen Thorakotomien sind wegen der starken atem- und lageabhängigen Schmerzen oft vital bedrohlich für den Patienten, da sich schon nach kurzer Zeit infolge von Schonatmung und Vermeidung von Husten eine respiratorische Insuffizienz, Sekretverhalt und nachfolgende Pneumonien entwickeln können. Durch eine frühzeitige, konsequente und intensive Analgesie können derartige Komplikationen vermieden werden. Der Einsatz einer Physiotherapie ist häufig erst unter effizienter Schmerztherapie möglich. Falls eine ausreichende Analgesie durch parenterale Kombinationsbehandlung nicht zu erreichen ist, sollten frühzeitig ergänzend intermittierende Interkostalblockaden mit langwirksamen Lokalanästhetika (z. B. Ropivacain, Bupivacain), Katheter-Interpleural-Analgesie oder thorakale Periduralkatheter zum Einsatz kommen. Frage 526 ....................................... Opioide bei opiatabhängigen Patienten ein? Können gesetzt werden? ! Bei opioidsubstituierten Patienten (Levomethadon, Methadon, Buprenorphin, Dihydrocodein) wird die akute Schmerzbehandlung unter Fortfüh- kungen besteht in der postoperativen bzw. intensivmedizinischen Betreuung das Problem, die potenzielle medikamenteninduzierte Verstärkung der pulmonalen Probleme gegen eine zureichende Schmerztherapie durch Verzicht auf stark wirksame Analgetika mit dadurch bedingter pulmonaler Insuffizienz gegeneinander abzuwägen. Bei diesem Patienten sollten zunächst alle Möglichkeiten der peripheren und kathetergestützten regionalen bzw. lokalen Analgesie ausgenutzt werden. Wenn diese Therapie nicht ausreichend wirksam ist, eignet sich eine Kombination von Paracetamol und Pethidin/Piritramid. Unter dieser Form der Schmerztherapie muss jedoch eine kontinuierliche Überwachung der pulmonalen Funktion erfolgen und die atemtherapeutische Behandlung intensiviert werden. Frage 528 ....................................... welchen Problemen ist bei traumatischen Lun? Mit genkontusionen zu rechnen? ! Eine Lungenkontusion ist meist Folge eines Hochgeschwindigkeitstraumas mit direkter Gewalteinwirkung auf den Thorax. Dabei korrelieren die äußerlich sichtbaren Verletzungen nur bedingt mit dem Ausmaß der pulmonalen Kontusion. Typischerweise entwickelt sich das volle Bild einer Lungenkontusion erst mit einer gewissen Latenzzeit, die in Einzelfällen bis zu 3 Tagen betragen kann (normalerweise innerhalb der ersten 24 h). .......... 115 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie Schmerztherapie sollte bei akuter Pankreati? Welche tis eingesetzt werden? rung der Substitutionsbehandlung durchgeführt. Eine Entzugssymptomatik ist unbedingt zu vermeiden. Bei opiatabhängigen Patienten, die bisher keine Substitution erhalten, wird zur Akutschmerztherapie eine Basistherapie mit Levomethadon (initial 5 – 10 mg i. m., nach 1 – 2 h erneute Dosis möglich, Fortsetzung in 12 – 24-h-Intervall). Aufbauend auf einer derartigen Basistherapie, deren Dosis ggf. angepasst werden kann, ist einer opioidfreien Schmerztherapie grundsätzlich der Vorzug zu geben. Diese erfolgt als Einzel- oder besser Kombinationstherapie mit peripheren Analgetika und Lokalanästhesie nach den üblichen Regeln. Bei intensivmedizinisch überwachten Patienten kann aber auch eine Kombination mit reinen µ-Agonisten (Piritramid) erfolgen. Reine Antagonisten (Naloxon) oder Partialantagonisten (Buprenorphin, Pentazocin, Nalbuphin) bzw. Kombinationspräparate (Valoron N enthält Naloxon) sind strikt zu meiden. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Frage 524 ....................................... Verdacht auf eine Herzkontusion besteht die Indikation zur transösophagealen Echokardiographie, um das Ausmaß der Störungen der Herzwandkontraktionen zu quantifizieren. Eine prophylaktische oder spezifische Therapie der Herzkontusion gibt es nicht, auftretende Funktionsstörungen werden symptomatisch behandelt. Frage 531 ....................................... ? Wann besteht die Indikation zur Pleurapunktion? ! Die Indikation zur Pleurapunktion und die Entscheidung über eine einmalige oder kontinuierliche Drainage wird sehr unterschiedlich beurteilt. Grundsätzlich besteht die Indikation zur Entlastung bei Verdacht auf einen Hämatothorax oder einen Pleuraerguss, der zur Beeinträchtigung der Atemmechanik mit konsekutiver Reduktion des Gasaustausches führt. Eine Abschätzung der Menge eines Pleuraergusses ist mit Hilfe einer Röntgenthoraxübersicht, die bei Intensivpatienten normalerweise im Liegen durchgeführt wird, nicht zuverlässig möglich. Daher ist zur Indikationsstellung eine sonographische Darstellung zu empfehlen, die eine genauere Quantifizierung der Flüssigkeitsmenge und ggf. eine Kammerung nachweisen kann. Gleichzeitig erlaubt die Sonographie eine gute Lokalisation von Punktionsstellen und verringert das Risiko von Fehlpunktionen und punktionsbedingten Lungenverletzungen. Gute Erfahrungen haben die Autoren mit dem Konzept gemacht, bei Verdacht auf Hämatothorax grundsätzlich eine nicht zu dünne Bülau-Drainage (mit 20 – 24 Ch) zu platzieren. Bei allen anderen Formen postoperativer oder posttraumatischer Pleuraergüsse wird zunächst der Versuch einer Einmalpunktion unternommen. Bei „Nachlaufen“ des Ergusses oder insuffizienter Drainage erfolgt die Anlage einer Bülau-Drainage über eine Minithorakotomie von lateral (vordere Axillarlinie) nach dorsokranial, um den tiefsten Punkt der Thoraxhöhle beim liegenden Patienten zu erreichen. Frage 529 ....................................... besteht die Indikation zur „inneren“ Stabilisie? Wann rung bei instabilem Thorax? Operative Intensivmedizin ! Bei einer Thoraxwandinstabilität, die zu einer bilateralen paradoxen Atmung führen kann, treten infolge von Pendelluft und schmerzbedingt erheblich reduzierte Atemzugvolumina (⬍ 10 ml/kgKG) auf. Diese Atemmechanik ist in der Regel nicht für einen adäquaten Gasaustausch ausreichend. Wenn dadurch eine signifikant eingeschränkte Lungenfunktion mit paO2-Werten ⬍ 60 mm Hg unter Raumluft bzw. paO2-Werten unter O2-Gabe hervorgerufen wird, ist die Indikation zur pneumatischen Stabilisierung gegeben. Da die Thoraxwandinstabilität im Allgemeinen kurzfristig nicht wesentlich verbessert werden kann und zusätzlich meist eine schwere begleitende Lungenkontusion vorliegt, ist die Möglichkeit einer externen CPAPBeatmung meist eingeschränkt und frühzeitig die Indikation zur Tracheostomie bei prolongierter Beatmungspflicht zu stellen. Frage 530 ....................................... Symptome weisen auf eine Herzkontusion ? Welche hin? ! Die Symptomatik einer Herzkontusion wird im Allgemeinen von dem begleitenden Thoraxtrauma überdeckt. Bei posttraumatisch auftretenden Herzrhythmusstörungen und/oder einem Anstieg spezifischer Herzenzyme innerhalb der ersten 24 h besteht der dringende Verdacht auf eine Herzkontusion. Durch Einblutungen in den Herzmuskel können Ischämien und Erregungsausbreitungsstörungen verursacht werden, die zu einer Verminderung der Herzfunktion führen. Des Weiteren können Perikardeinblutungen oder Perikarditiden auftreten, die ihrerseits eine weitere Beeinträchtigung der Herzfunktion verursachen. Bei Frage 532 ....................................... ? Welche Mechanismen führen zu intraabdominellen Organverletzungen? ! Grundsätzlich sind stumpfe und penetrierende Bauchtraumen zu unterscheiden. Penetrierende Verletzungen sind in der Regel von außen erkennbar, wobei das Ausmaß der inneren Verletzungen nicht mit dem äußeren Erscheinungsbild korreliert. Bei stumpfen Bauchtraumata können 3 Mechanismen zu intraabdominalen Verletzungen führen: 116 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Obwohl in der initialen Bildgebung oft bereits Hinweise auf eine Lungenkontusion mit Einblutungen bestehen, wird ein wesentlicher Teil der Problematik durch das sich erst im weiteren Verlauf entwickelnde lokale intra- und extrazelluläre Ödem bestimmt. Das hat zu dem Konzept einer möglichst restriktiven Volumentherapie geführt, die jedoch in Abwägung zu anderen Erfordernissen erfolgen muss. Die Regeneration des geschädigten Lungenparenchyms benötigt je nach Ausmaß der Verletzungen bis zu 2 Wochen. Darüber hinausgehende röntgenologische Veränderungen und über den 3. Tag hinaus zunehmende Verschattungen deuten auf eine sekundäre Pneumonie des kontusionierten Bereichs. ....................................... Frage 533 ! In der Initialphase beherrscht das Capillary-Leak- In welchen Zeiträumen muss mit mehrzeitiger Symptomatik nach stumpfem Bauchtrauma gerechnet werden? Syndrom mit massivem Verlust von Proteinen und freier Flüssigkeit in den 3. Raum und über die Wundfläche das Bild, das eine erhebliche Volumensubstitution erforderlich macht. Bei unzureichendem Flüssigkeitsausgleich treten Störungen der Mikrozirkulation aller wichtigen Organe mit Entwicklung eines Multiorganversagens auf. Hauptsächlich betroffen davon sind die Leber, Niere, Lunge (ARDS), Darm (Paralyse) und Herz (Herzinsuffizienz). In den folgenden Tagen kommt es neben der hohen Infekt- und Sepsisgefahr zur massiven Freisetzung von Myoglobin, das zur Entwicklung eines Crush-Syndroms mit sekundärem Nierenversagen führen kann. Nach Abklingen des Capillary-Leak-Syndroms werden die großen Mengen eingelagerter Flüssigkeit relativ rasch rückresorbiert, wodurch insbesondere bei kardial vorgeschädigten Patienten und latenter bzw. manifester Nierenfunktionsstörung eine Volumenüberlastung auftreten kann. Als indirekte Folge müssen bei Verbrennungen die häufig inhalierten toxischen Verbrennungsprodukte mit berücksichtigt werden. Vor allem bei Bränden in geschlossenen Räumen oder sonst beschränkter Sauerstoffzufuhr treten häufig Kohlenmonoxidvergiftungen parallel auf. Andere inhalative Toxine sind u. a. Cyanide und Schwefelverbindungen. letzungen entgehen der initialen bildgebenden Diagnostik oder treten erst im weiteren Verlauf durch Sekundärveränderungen auf. Abscherungen des Pankreas sind meist im Korpus lokalisiert, der vor der Wirbelsäule liegt und bei Krafteinwirkungen gegen diese gedrückt wird. Daher ist bei Wirbelsäulenfrakturen in diesem Bereich und starken bzw. zunehmenden Schmerzen im Rücken immer an die Möglichkeit von Pankreasverletzungen zu denken. In vergleichbarer Weise werden mesenteriale Zerreißungen häufig erst durch begleitende Perfusionsstörungen des jeweiligen Darmabschnitts klinisch evident. Eine traumatische Perforation des Dünndarms ist sehr oft nicht vom Austreten bzw. Nachweis freier Luft intraabdominell begleitet. Auch die Menge freier Flüssigkeit in der Peritonealhöhle ist bei der Primärdiagnostik nach Bauchtrauma oft gering. Durch den aggressiven Dünndarmstuhl kommt es aber in den nachfolgenden Stunden zu einer starken peritonealen Reizung mit erheblicher Flüssigkeitsverschiebung in den 3. Raum. Daher ist bei durch das Ausmaß von Blutungen nicht ausreichend erklärlichem Volumenbedarf frühzeitig die Verdachtsdiagnose einer Dünndarmperforation zu stellen. Auch können mehrzeitige Rupturen von Leber- und vor allem Milzhämatomen auftreten, typischerweise nach 48 – 72 h. ! – Verbrennungen II. Grades mit mehr als 20 % betroffener Körperoberfläche, – Verbrennungen III. Grades mit mehr als 10 % betroffener Körperoberfläche, – Verbrennungen III. Grades im Gesicht, Genitalbereich, Händen oder Füßen unabhängig von der betroffenen Gesamtfläche, – Inhalationsverbrennungen, – Verbrennungen bei Elektrounfall oder anderen Begleitverletzungen im brandverletzten Bereich, – Verbrennungen bei Kindern oder älteren Menschen. Frage 535 welchen Komplikationen muss bei Verbrennun? Mit gen gerechnet werden? .......... 5.1 ....................................... 117 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie ! Eine Reihe von intraabdominellen Parenchymver- sollte eine Verlegung in ein Zentrum für ? Wann Schwerbrandverletzte erfolgen? Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. ....................................... ? Frage 534 – Aufprall eines intraabdominellen Organs gegen die Wirbelsäule oder das Becken, – Dezelerationskräfte, – plötzliche Erhöhung des intraabdominalen Druckes und Platzen eines Hohlorgans. Allen stumpfen abdominellen Verletzungen gemeinsam ist deren häufiges klinisches Auftreten erst im Intervall. Daher sind in der Intensivüberwachungsphase häufige Blutdruckmessung, Puls, Temperatur und Hämatokrit unerlässlich. Das Abdomen muss regelmäßig beurteilt werden, am besten durch den gleichen Arzt. Eine prophylaktische Antibiotikagabe ist obsolet wegen der Maskierung wichtiger Symptome. Auch der Einsatz von Schmerzmedikamenten muss so erfolgen, dass rechtzeitig klinische Symptome einer beginnenden Peritonitis oder peritonealen Reizung bei Blutung, Gallelackage usw. diagnostiziert werden können. Bei Zeichen einer Peritonitis oder größerer hämodynamischer Instabilität besteht die Indikation zur Notfalllaparotomie. intensivmedizinischen Besonderheiten sind ? Welche bei Wirbelsäulen- und Rückmarkverletzungen zu berücksichtigen? ! Wirbelsäulen- und Rückmarkverletzungen entste- Operative Intensivmedizin hen durch erhebliche Gewalteinwirkungen. Sie verursachen nicht nur eine lokale Traumatisierung, sondern auch eine posttraumatische Systemerkrankung. Diese ist durch Vagotonus gekennzeichnet, der durch den traumatisch bedingten Verlust bzw. die Einschränkung der sympathischen Innervation überwiegt. Diese addiert sich zu der inflammatorischen Systemantwort des Organismus (SIRS) und verstärkt die Vasoplegie mit Hypovolämie und hämodynamischer Instabilität. Bei hohen Rückenmarkverletzungen kann noch eine Beeinträchtigung der respiratorischen Funktion durch gestörte Innervation der Atemmuskulatur oder reduzierte Atemmechanik hinzukommen. Dadurch entsteht eine starke Neigung zu verminderter Organperfusion und Ischämie mit sekundären Organschäden. Diese können rasch zu ARDS und Multiorganversagen führen. Die häufigste vital bedrohliche Komplikation nach einem Rückenmarktrauma (mit Durchtrennung, aber auch bei Einblutungen, starker Kontusion usw.) ist der spinale Schock, bei dem durch Ausfall der Vaso- und Thermoregulation erhebliche Flüssigkeitsverschiebungen in die unteren Extremitäten (venöses Pooling) hervorgerufen werden. Durch Ausfall der antivagalen Regulation wird eine Bradykardie bis zum Auftreten eines vagal bedingten Herzstillstands verursacht. Durch die Kombination mit dem traumabedingten Stress und der dadurch induzierten Katecholaminausschüttung können vegetative Dysregulationen induziert werden, die sich in Arrhythmien, subendokardialen Ischämien und Lungenödem äußern können. Aufgrund des beeinträchtigten Blutflusses in der Peripherie sind Thrombosen und thromboembolische Komplikationen deutlich häufiger als bei anderen Traumatisierten. Daher ist eine intensivierte Thromboseprophylaxe längerfristig obligat. Frage 537 ....................................... ? Haben schwere Traumata Auswirkungen auf viszerale Organe? ! Ausgedehnte Traumatisierungen gehen auch bei fehlender direkter Gewalteinwirkung auf intraabdominelle Organe häufig mit reaktiven Problemen des Splanchnikus- und Urogenitalbereichs einher. Ursachen dafür sind die Empfindlichkeit dieser Organe gegenüber Minderperfusion bei Hypovolämie, Anämie usw., die durch eine reflektorische Reduktion der Organperfusion unter Notfallbedingungen verstärkt wird. Atonie und Paralyse sind daraus entstehende Probleme des Magendarmtraktes, die mit zunehmender Koprostase und Meteorismus zu einer Erhöhung des intraabdominellen Druckes mit Zwerchfellhochstand und nachfolgenden basalen Lungenatelektasen führen können. Lokale Ischämien der Schleimhäute induzieren deren Atrophie, bakterielle Translokation als Sepsisauslöser und schwer therapierbare Ulzera. Bei gleichzeitig vorliegender Minderdurchblutung der Leber ist deren Entgiftungsfunktion kompromittiert, wodurch die bakterielle Toxinclearance ebenfalls reduziert ist. Bei diesen Patienten ist eine frühe enterale Ernährung anzustreben, da durch Substratzufuhr und Induktion der Peristaltik der Stoffwechsel der Enterozyten und die Perfusion der Mukosa verbessert werden. Neben dem Splanchnikusgebiet ist auch die Niere häufig von einem hypoxisch und hypovolämisch induzierten passageren Funktionsausfall betroffen. Gleichzeitig kann ein reflektorisch bedingter oder durch Rückenmarkverletzungen ausgelöster Harnverhalt auftreten. Neben den funktionellen Störungen treten auch hier durch verminderte Perfusion der Schleimhäute und verstärkte bakterielle Belastungen gehäuft infektiöse Komplikationen auf. Da die Hämodynamik der wesentliche auslösende Faktor für die indirekten Folgen nach schwerer Traumatisierung ist, stellt deren Behandlung das entscheidende therapeutische Prinzip dar. Medikamentöse Unterstützung durch Diuretika ist erst nach Abklingen der akuten SIRS nutzbringend. Frage 538 ....................................... wirken sich Polytraumen auf die Lungenfunktion ? Wie aus? ! Respiratorische Probleme werden bei Polytraumatisierten durch eine ganze Reihe von Faktoren begünstigt. Diese hängen einerseits vom Verletzungsmuster ab, sind aber auch auf verschiedene reflektorische Reaktionen und indirekte Auswirkungen zurückzuführen: – direkte Thoraxverletzungen mit verminderter Atemmechanik, eingeschränkter Austauschfläche, schmerzbedingter Schonatmung, Lungenkontusion usw., – erhöhter intraabdomineller Druck (Darmatonie/Paralyse, Blutungen, operative Maßnahmen wie Bauchtucheinlage zur Blutstillung usw.) mit Zwerchfellhochstand, 쐌 gestörte Innervation der Atemmuskulatur: 쐌 Zwerchfell bei Rückmarkverletzungen oberhalb C6, 쐌 Interkostalmuskulatur insbesondere bei dorsalen Rippenserienfrakturen, 쐌 Muskulatur der Bauchwand – Einblutungen, Wunden, Prellungen usw., 118 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Frage 536 ....................................... des Gastrointestinaltraktes von großer Bedeutung. Nach Dickdarmresektionen treten z. B. bei enteral ernährten Patienten die Darmgeräusche und die erste Defäkation signifikant früher und ausgeprägter auf als bei parenteral ernährten Patienten. Die Resorptionsfähigkeit des Darmes in der postoperativen Phase variiert für unterschiedliche Substrate. Für Kohlenhydrate und Peptide bzw. Aminosäuren besteht eine ausreichende Resorption bereits initial, während die Fettresorption in den ersten Tagen eingeschränkt sein kann. Insgesamt ist davon auszugehen, dass die Resorptionskapazität des Dünndarms nach 24 – 72 h in den Normbereich zurückgekehrt ist, wenn nicht andere krankheitsbedingte Faktoren (z. B. Sepsis) dagegenstehen. Frage 540 ....................................... Frage 539 ....................................... Veränderungen ergeben sich in der Initial? Welche phase nach abdominalchirurgischen Eingriffen? ! Postoperative Motilitätsstörungen des Darmes werden häufig als Grund gegen eine frühe enterale Ernährung aufgeführt. Die Motilität des Gastrointestinaltraktes ist jedoch regional unterschiedlich betroffen. Während die Magenatonie oder eine funktionelle Pylorusstenose sowie eine Hypomobilität des Kolons nach Laparotomie längere Zeit (24 ⫾72 h) in Anspruch nehmen kann, ist die Motilität des Dünndarms weit weniger betroffen. Die Motilität des Dünndarms ist entweder überhaupt nicht oder für maximal 3 h nach Laparotomie beeinträchtigt. Daher sollte die Applikation von Nährsubstraten in der frühen postoperativen Phase entweder dudenal oder jejunal, z. B. über Trilumensonden, erfolgen. Es ist eine weit verbreitete Auffassung, dass die Motilität des Darms nach einem operativen Eingriff dann wieder eingetreten ist, wenn Darmgeräusche vorhanden sind. Allerdings entstehen Darmgeräusche durch Verschiebungen von Luft und Flüssigkeit im Darmlumen. Da jedoch aufgrund der postoperativen Magenatonie keine oder wenig Luft den Dünndarm passiert, können Darmgeräusche trotz vorhandener und ausreichender Dünndarmmotiliät teilweise nicht auskultiert werden. Insofern sollte das Fehlen von Darmgeräuschen nicht als Hinderungsgrund für eine enterale Zufuhr, sondern eher als Folge der Nahrungskarenz angesehen werden. Der intraluminale Stimulus ist im Gegenteil für die Motilität logon, das in der Pankreaschirurgie häufig zur Prophylaxe einer Pankreasfistel eingesetzt wird. Bei Applikation von 6 mg/24 h Somatostatin oder 0,1 mg/d Octreotid für 5 – 7 Tage kann eine signifikante Reduktion derartiger Komplikationen erreicht werden. In einer Metaanalyse von 14 randomisierten Studien wurde jedoch eine beträchtliche Heterogenität der Anwendungen und Effekte deutlich, sodass eine Empfehlung derzeit nicht generell gegeben werden kann. Beim Einsatz von Somatostatin oder Octreotid sind jedoch auch Nebenwirkungen zu beachten. Bei gesunden Probanden hemmt Somatostatin die Magen-Antrum-Motilität und bewirkt eine Verlängerung der Mund-Zökum-Transitzeit. Da die Inzidenz der verzögerten Magenentleerung nach Whipple-Operation mit 30 – 50 % angegeben wird, können hier Interferenzen auftreten. In neueren Studien wurde jedoch gezeigt, dass die Verwendung von Somatostatin als perioperative Prophylaxe bei der pyloruserhaltenden Pankreasresektion keinen negativen Einfluss auf postoperativ auftretende Magenentleerungsstörungen hat. Bei insulinpflichtigen Diabetikern kann beim parallelen Einsatz von Somatostatin und Insulin eine Hypoglykämie auftreten, die anschließend nach 2 – 3 h eine reaktive Hyperglykämie induziert. Eine Beeinträchtigung der Thrombozytenaggregation und Abnahme der Thrombozytenzahl unter Somatostatinapplikation kann zu Blutungsproblemen führen. Auch treten in Einzelfällen schwere Nierenfunktionsstörungen auf. .......... 119 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie ! Octreotid ist ein lang wirksames Somatostatinana- 5.1 es Richtlinien für den Einsatz von Somatostatin ? Gibt nach resezierenden Pankreaseingriffen? Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. – Langzeitrückenlage mit ineffektivem Ventilations-Perfusions-Verhältnis und Entwicklung basaler Atelektasen, – Verlust des Sympatikotonus bei Rückenmarkverletzungen mit bronchialer Hypersekretion und Bronchospasmen, – Lungenödem durch Mediatorfreisetzung im Rahmen des SIRS mit Permeabilitätsstörungen, – Volumensubstitution mit hohem Freiwasseranteil und systemischer Wasserretention, – häufige, teils stille Aspiration im Rahmen der Erstversorgung. Insgesamt stellt der Erhalt einer adäquaten Lungenfunktion einen ganz entscheidenden Prognosefaktor für das Überleben des Polytraumatisierten dar. Daher ist eine frühzeitige und aggressive Prophylaxe und Therapie mit Frühintubation zur Entlastung der Atemmuskulatur, Überdruckbeatmung (PEEP, CPAP), regelmäßiger Umlagerung, physiotherapeutischer Atemtherapie, Sekretmobilisation und intensiver Bronchialtoilette von besonderer Bedeutung. ist der Einsatz von Trilumensonden postopera? Wann tiv indiziert? Operative Intensivmedizin ! Als einfache Zugangswege zum Gastrointestinaltrakt für eine frühe enterale Ernährung gelten die nasoenteralen Sonden, die gastral oder jejunal appliziert werden können. Eine Weiterentwicklung einfacher Sondensysteme stellt die mehrlumige nasoenterale Sonde dar, die entweder als zweioder dreilumige Sonde industriell angeboten wird. Die mehrlumige Sonde mit gastralem Ableitlumen und einem jejunalen Ernährungsschenkel (Bilumensonde), ggf. mit Nebenluftkanal (Trilumensonde), bietet die Möglichkeit der gleichzeitigen gastralen Dekompression und jejunalen Ernährung. Für eine frühe enterale Ernährung bei kritisch kranken Patienten auf der Intensivstation kann diese Sonde sowohl intraoperativ als auch endoskopisch platziert werden und stellt eine Erweiterung und für eine temporäre Sondenernährung sehr gut geeignete Alternative zu perkutanen Sonden dar. Wie bei allen Zugängen distal des Treitz-Bandes ist das Aspirationsrisiko für die applizierte Nahrung zu vernachlässigen. Bei gleichzeitiger gastraler Ableitung ist auch der „Schienungseffekt“ mit stiller Aspiration gering ausgeprägt. Ist eine gastrale Dekompression nicht notwendig, können intraoperativ kontrolliert platzierte dünne Ernährungssonden zur frühen postoperativen Ernährung genutzt werden. Der Nachteil von transnasalen Sondensystemen ist die Neigung zu Dislokation und Fremdkörpergefühl im Rachen. Ferner sind sie häufig Ursache von Druckulzera, Schleimhautläsionen und Sinusitiden, sodass ihre Liegedauer 2 Wochen nicht überschreiten sollte. Frage 542 ....................................... ? Worauf ist nach Leberresektionen zu achten? ! Hypoglykämie und Hypalbuminämie sind zwei wichtige Aspekte nach ausgedehnten Leberresektionen. Neben der Entgiftungsfunktion und Stoffwechselaufgaben ist das verbleibende Leberparenchym erst allmählich in der Lage, die gestiegenen Syntheseanforderungen zu erfüllen. Eine Substitution von Albumin ist jedoch aufgrund der niedrigen Halbwertzeit, der geringen therapeutischen Effizienz und des potenziellen Infektionsrisikos nur in Ausnahmefällen indiziert. Die gleichfalls oft eingeschränkte Synthese von Gerinnungsfaktoren kann zu einer erhöhten Blutungsneigung führen. Eine Substitution ist im Allgemeinen jedoch erst bei manifesten Blutungszeichen notwendig. Prophylaktisch kann zur Unterstützung der Lebersynthese eine Substitution mit Vitamin K erfolgen, bis die Thromboplastinzeit (TPZ, Quick) im Normalbereich ist. Die häufige Neigung zur Hypoglykämie erfordert ein erhöhtes Glucoseangebot insbesondere bei parenteraler Ernährung und ein regelmäßiges Monitoring des Blutzuckers bis zur stabilen Einstellung des Stoffwechsels. Frage 543 ....................................... ist unter einer Postsplenektomiesepsis zu ver? Was stehen? ! Die nach Splenektomie gehäuft auftretenden Infektionen sind darauf zurückzuführen, dass die Bakterienclearance aus dem Blutstrom infolge einer Störung der Antigenpräsentation (Opsonisierung) beeinträchtigt ist. Da als Erreger für die Postsplenektomiesepsis in 50 % der Fälle Streptococcus pneumoniae auftritt, sollten alle Patienten innerhalb von 72 h nach Entfernung der Milz mit einem polyvalenten Pneumokokkenvakzin immunisiert werden. Die Mehrzahl der in der Regel fulminant verlaufenden Infektionen tritt innerhalb von 2 Jahren nach Splenektomie auf. Die Mortalität beträgt 50 – 80 %, da die Antibiotikatherapie nicht rechtzeitig wirksam ist und die Patienten innerhalb von 12 – 18 Stunden versterben. Frage 544 ....................................... Antikoagulation ist nach gefäßchirurgischen ? Welche Eingriffen indiziert? ! Entsprechend der Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie empfiehlt sich postoperativ nach Endarteriektomie (TEA) und Prothesenbypass, aber auch nach interventionellem Vorgehen zur allgemeinen Thromboseprophylaxe die Fortführung der präoperativ begonnenen Low-Dose-Heparinisierung. Nach Dilatation und Stenteinbringung ist zudem die Gabe von Aggregationshemmern und/oder Heparinisierung geboten. Darüber hinaus bevorzugen einige Autoren bei gelenkübergreifenden Kunststoffprothesen initial eine effektive Heparinisierung und anschließende Kumarintherapie. Frage 545 ....................................... bei gefäßchirurgischen Rekonstruktionen eine An? Ist tibiotikaprophylaxe obligat? ! Entsprechend der Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie ist eine Antibiotikaprophylaxe bei gefäßchirurgischen Eingriffen nicht obligat. Von vielen Autoren wird diese jedoch vor allem bei Einbringen von körperfremden Materialien, Rezidivoperationen und infizierten Weichtei- 120 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Frage 541 ....................................... ! Die postoperative Verlaufskontrolle muss postoperativ in den ersten 24 h engmaschig als ärztliche, nicht delegierbare Aufgabe wahrgenommen werden. Dazu sind der Bewusstseinszustand, die Funktion der Hirnnerven (N. laryngeus recurrens – Heiserkeit; N. laryngeus superior – Zunge; N. hypoglossus – Zunge; N. facialis – Unterlippe), die Sensibilität und Motorik der Extremitäten zu überprüfen, um frühzeitig zerebrale Durchblutungsstörungen feststellen zu können. Zur Diagnostik einer blutungsbedingten Kompression muss ebenfalls regelmäßig eine Wundkontrolle vorgenommen werden, die sowohl Drainageverluste als auch den Halsumfang einschließt. Bei Hinweisen auf eine Kompression im Halsbereich muss schnell, ggf. im Bett, eine Eröffnung der Wunde zur Entlastung erfolgen, da sonst eine Intubation erheblich erschwert sein kann. Der Blutdruck muss in dieser Phase ebenfalls stabil eingestellt und überwacht werden. Eine Hypotonie kann auch bei kurzzeitigem Auftreten zu einer wesentlichen Minderung der zerebralen Versorgung führen, die im einfachsten Fall temporäre Verwirrtheitszustände auslöst. Andererseits dürfen auch keine Blutdruckspitzen bzw. hypertone Blutdruckwerte auftreten, da es sonst gehäuft sowohl zu Nachblutungen, aber auch im vorgeschädigten Gefäßgebiet zu Einblutungen kommen kann. Frage 547 ....................................... besteht die Indikation zur Kompartmentspal? Wann tung? ! Nach erfolgreicher Revaskularisation einer zuvor über längere Zeit minderdurchbluteten Extremität kann es infolge der postoperativen reaktiven Hy- 5.1 erfolgt das postoperative Monitoring nach Karo? Wie tiseingriffen? Frage 548 ....................................... kommt ein Patient potenziell für eine Organ? Wann spende in Frage? ! Eine Organspende ist in Deutschland nur möglich, wenn ein beatmeter Patient am Hirntod, d. h. am irreversiblen Ausfall des gesamten Gehirns (Großhirn, Kleinhirn, Hirnstamm), verstirbt. Der Hirntod ist eine unabdingbare Voraussetzung, aber nicht jeder hirntote Patient kommt für eine Organspende in Frage. Die Kontraindikationen für eine Organspende haben sich in den letzten Jahren verringert, teils unter dem Druck des Spendermangels, teils durch verbesserte Möglichkeiten der Organkonservierung und Immunsuppression der Transplantatempfänger. Alter ist heute kein Kriterium per se – es gibt z. B. Transplantationsprogramme, die speziell auf ältere Spender zuge- .......... 121 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie Frage 546 ....................................... perämie und Reperfusionsschaden des Endothels bei erhöhter Kapillarpermeabilität zur Ausbildung von Ödemen kommen. Vergleichbare Ödeme entstehen bei traumatisch bedingten Abflussstörungen. Es treten interstitielle Flüssigkeitsansammlungen auf, die in den von Muskulatur, Faszien und Knochen gebildeten weitgehend abgeschlossenen Kompartimenten der unteren Extremitäten infolge Platzmangel zu einer Erhöhung des Gewebedruckes mit nachfolgender Kompression von Gefäßen führen. Da durch diese allmähliche Druckerhöhung zuerst der venöse Abstrom betroffen ist, tritt noch ein Ungleichgewicht zwischen arteriellem Einstrom und venöser Drainage auf, die das Ödem und die Druckerhöhung weiter verstärken. Damit bildet sich ein Kreislauf, an dessen Ende sensorische und motorische Ausfälle stehen. Ohne akute Entlastung sind diese Schädigungen irreversibel. Frühe Zeichen eines Kompartmentsyndroms sind Sensibilitätsstörungen, Spannungsgefühl und Muskelschwäche im betroffenen Kompartment. Schmerzen in diesem Gebiet werden durch passive Dehnung verstärkt. Da bei intensivmedizinischen Patienten diese Kriterien jedoch häufig nicht zuverlässig zu erheben sind, sollte beim ersten klinischen Verdacht eine Messung des Kompartmentdruckes vorgenommen werden. Eine Indikation zur Kompartmentspaltung mit langstreckiger Fasziotomie ergibt sich dann bei Drücken von ⬎ 30 – 40 mm Hg, da dann die Perfusion nicht mehr adäquat ist. Cave: Spaltung aller potenziell befallenen Kompartmente erforderlich. Begleitende Phänomene wie Azidose, Hyperkaliämie und Myoglobinämie sind für die Indikationsstellung nicht zuverlässig, da diese Veränderungen meist erst nach ausreichender Reperfusion oder bei irreversiblen Schäden auftreten. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. len (besonders pAVK-Stadium IV) empfohlen. Durch den Einsatz von Cephalosporinen (Wirksamkeit gegenüber grampositiven Hautkeimen) konnte in einigen Studien die Inzidenz von Wund- und Protheseninfekten gesenkt werden. Die besondere Gefährdung bei gefäßchirurgischen Patienten beruht vor allem auf der meist generellen schlechten peripheren Durchblutungssituation mit erhöhter bakterieller Translokation und verminderter lokaler Abwehr sowie der schlechten Prognose bei Protheseninfekten. Die Dauer der postoperativen Prophylaxe sollte sich dann über ca. 3 – 4 Tage bzw. zum Entfernen einliegender Drainagen oder Katheter erstrecken, um mögliche bakterielle Eintrittspforten zu limitieren. Frage 549 ....................................... Regelungen gelten für die Hirntodfeststel? Welche lungen im Zusammenhang mit Organspenden? ! Die Feststellung des Hirntodes ist in den Richtlinien der Bundesärztekammer geregelt. Sie hat durch zwei dafür qualifizierte, voneinander getrennt untersuchende Ärzte zu erfolgen, die nicht selbst an der Organentnahme oder Transplantation beteiligt sind, und beruht auf einem dreistufigen Vorgehen: – Prüfen der Voraussetzungen: Grundvoraussetzung ist der zweifelsfreie Nachweis einer primären (Hirnblutung, Schädelhirntrauma, apoplektische Insulte, Hirntumoren, akuter Verschluss eines Hydrozephalus) oder sekundären Hirnschädigung (Hypoxie, prolongierter Schock, Kreislaufstillstand usw.). Dabei müssen andere Faktoren ausgeschlossen sein, die die neurologische Beurteilung beeinträchtigen (Sedativa, Muskelrelaxanzien). – Nachweis der klinischen Symptome: Bei der neurologischen Untersuchung müssen ein tiefes Koma (Fehlen aller Bewusstseinsleistungen, zielgerichteter Motorik und vegetativer Reaktionen), Verluste der Hirnstammreflexe (Ausfall der Pupillenlichtreaktion, des okulozephalen Reflexes, des Hornhautreflexes, des Würgereflexes, des Hustenreflexes und fehlenden Schmerzreaktionen im Gesicht) und Vorliegen einer Apnoe geprüft werden. – Nachweis der Irreversibilität: Diese wird in Abhängigkeit vom Alter des Verstorbenen und der Genese des Hirntodes über unterschiedlich lange Zeiträume nachgewiesen. Alternativ können apparative Zusatzuntersuchungen (EEG, Dopplersonographie der Hirnarterien usw.) eingesetzt werden. Für den gesamten Ablauf sind entsprechend des Transplantationsgesetzes genaue Richtlinien und Dokumentationspflichten durch die Deutsche Stiftung für Organtransplantation (DSO) bzw. die Bundesärztekammer vorgegeben (http://www.dso.de oder www.bundesaerztekammer.de/Publikationen/Richtlinien). Frage 550 ....................................... ? Wer darf einer Organentnahme zustimmen? ! Nach dem Transplantationsgesetz dürfen in Deutschland Organe entnommen werden, wenn der Verstorbene zu Lebzeiten dazu seine Einwilligung gegeben hat. Diese Einwilligung kann schriftlich dokumentiert sein, z. B. in Form eines Organspendeausweises, oder mündlich gegenüber Verwandten oder engen Freunden geäußert worden sein. Liegt weder eine Einwilligung noch ein Widerspruch in schriftlicher Form vor, ist der oder die nächste Angehörige zu fragen, ob der diesbezügliche Wille des Verstorbenen bekannt ist. Wenn den Angehörigen der Wille des Toten nicht bekannt ist, können sie eine Entscheidung treffen, müssen aber den mutmaßlichen Willen des Verstorbenen berücksichtigen. Als nächste Angehörige im Sinne des Transplantationsgesetzes gelten Ehepartner, volljährige Kinder, Eltern oder Vormund, volljährige Geschwister und Großeltern. Volljährige Lebensgefährten sind gleichgestellt, wenn der Organspender diesem bis zu seinem Tode besonders nahe gestanden hat. Der Arzt muss sich vergewissern, dass der Angehörige in den letzten zwei Jahren Kontakt zu dem Toten hatte. Bei mehreren gleichrangigen Angehörigen genügt es, wenn einer von ihnen befragt wird. Der Widerspruch eines jeden Familienmitgliedes sollte beachtet und möglichst im Konsens entschieden werden. Frage 551 ....................................... Sie die Differenzialdiagnose des Blutdruck? Nennen abfalles am ersten postoperativen Tag nach operativer Ausschaltung eines Aortenaneurysmas. ! Klinisch signifikante Ursachen sind die postoperative Herzinsuffizienz bzw. der Herzinfarkt sowie die Nachblutung. Im Gefolge einer durch Ligatur der A. mesenterica inferior bedingten Sigmaisch- 122 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Operative Intensivmedizin schnitten sind (Old-for-old-Programm). Auch Hepatitis-B- oder -C-Infektionen sind kein Ausschlusskriterium, wenn die Empfänger bereits eine entsprechende Infektion haben. Insgesamt stellt die zu erwartende Qualität des Spenderorgans in Abwägung zur Dringlichkeit des Empfängers das entscheidende Kriterium dar. Dabei stellen die Dauer der Katecholamintherapie, Ischämiezeiten, Anzahl und Dauer von Reanimationsversuchen und funktionelle Parameter (z. B. Natrium- und Kaliumserumspiegel) Richtwerte dar, die der Transplanteur empfängerseitig bei der Entscheidung über die Annahme der Organe berücksichtigt. Aktuelle Kontraindikationen der Organspende sind: – HIV-Infektion, – i. v. Drogenabhängigkeit, – floride Tuberkulose, – Sepsis mit nachgewiesenen multiresistenten Keimen, – therapierefraktäre, systemische Infektionen durch Viren oder Pilze, – nicht kurativ behandelte Malignome, – therapierefraktäres Organversagen, – unklare neurologische Grunderkrankung (Prionenübertragung). ? Nennen Sie typische Komplikationen nach einer Splenektomie und deren Therapie. ! Die häufigste Komplikation nach der Splenektomie ist die Nachblutung. Hier muss eine rasche operative Reintervention erfolgen. Bei 4 – 7 % der Patienten, besonders bei Operationen wegen hämatologischer Grunderkrankungen, kommt es zu einem subphrenischen Abszess, der möglichst Sonographie- oder CT-gesteuert punktiert werden sollte. Ist dies nicht möglich, so muss eine operative Abszessdrainage erfolgen. Infolge der Nachbarschaft des Pankreasschwanzes zum Milzhilus kommt es in rund 2 % der Fälle, besonders bei unübersichtlichen Verhältnissen, zu einer Pankreasverletzung mit konsekutiver Pankreasfistel. Bei freiem Abfluss des Pankreassekrets über die Papille heilt eine solche Fistel meist spontan aus. Des Weiteren ist das pulmonale Infektionsrisiko nach einer Splenektomie beträchtlich. Pneumonien werden in 7 – 13 % der Fälle postoperativ beschrieben. Aus diesem Grunde ist bei elektiver Splenektomie eine vorherige Pneumokokkenvakzinierung indiziert. Ansonsten sollte eine peri- und postoperative Antibiotikagabe erfolgen. Frage 553 ....................................... Sie Differenzialdiagnosen der oberen Gas? Nennen trointestinalblutung. ! Die obere Gastrointestinalblutung macht 85 % aller gastrointestinalen Blutungen aus. Am häufigsten beruht sie auf einer Ulkusblutung aus Magen oder Duodenum, seltener auch auf einem Ösophagusulkus. An zweiter Stelle stehen die Blutungen aus varikösen Veränderungen, besonders Ösophagus-, seltener Fundusvarizenblutungen. Das Mallory-Weiss-Syndrom, ein subkardialer Schleimhauteinriss nach forciertem Erbrechen, gastrale Erosionen, ein Tumor sowie Angiodysplasien im Bereich des oberen Verdauungstraktes sind seltenere Ursachen. Richtungsweisend ist bei diesen Erkrankungen normalerweise die Ösophagogastroduodenoskopie. Angiographie und Szintigraphie sind speziellen Fragestellungen vorbehalten. Gefolge einer Ösophagusvarizenblutung. ! An erster Stelle steht hier natürlich die Ausschaltung der Blutungsursache mit den verschiedenen lokalen und allgemeinen Maßnahmen. Zentral für die direkte Therapie der hepatischen Enzephalopathie ist die Beeinflussung des Hirnödems. Es stehen hier verschiedene Maßnahmen, die alle primär auf eine Senkung der Ammoniakkonzentrationen abzielen, zur Verfügung, so die orale Gabe von Laktulose bzw. die orale Verabreichung schwer resorbierbarer Antibiotika. Weitere Maßnahmen sind die Aminosäuren- und die Zinksubstitution. Neuere Untersuchungen legen einen positiven Effekt von Flumazenil, einem Benzodiazepinantagonisten, nahe. Sinnvolle Allgemeinmaßnahmen sind in dieser Situation eine Verbesserung der Nierenfunktion, eine dosierte Rehydrierung bei Exsikkose, der Ausgleich von Elektrolytimbalancen sowie eine Korrektur des Säure-Basen-Haushalts. 5.1 ....................................... Sie zentrale therapeutische Maßnahmen ? Nennen beim Auftreten einer hepatischen Enzephalopathie im Frage 555 ....................................... Entstehungsmechanismen liegen einer hypo? Welche thyreoten Krise zugrunde und wie kann man sie therapieren? ! Bei der hypothyreoten Krise handelt es sich letztlich um ein recht seltenes Erkrankungsbild, von dem in Deutschland ca. 20 – 30 Fälle jährlich beschrieben werden. Das Alter der Patienten liegt meistens zwischen 60 – 80 Jahren. Offensichtlich ist eine Kälteeinwirkung häufig erkrankungsauslösend. Zusätzlich begünstigen wohl Umstände, die die respiratorische Insuffizienz fördern (z. B. Operationen, Narkotika, Sedativa, Morphin, Barbiturate, Tranquilizer, Alkohol, Unterbrechung der Schilddrüsensubstitutionstherapie), die Manifestation. Die medikamentöse Therapie besteht aus 500 µg L-Thyroxin i. v. am ersten Tag. An den folgenden Tagen jeweils 100 µg L-Thyroxin. Zusätzlich sollten 200 mg Hydrocortison pro Tag infundiert werden. Da häufig eine Dilatationshyponatriämie besteht, sollte die Flüssigkeitszufuhr nur dosiert erfolgen. Frage 556 ....................................... lautet die konservative Basistherapie bei akuter ? Wie nekrotisierender Pankreatitis? ! Die konservative Basistherapie besteht aus der Flüssigkeits-/Elektrolyt- und Kaloriensubstitution bei gleichzeitiger Nahrungskarenz. Zusätzlich ist auf eine effektive Analgesie zu achten. Beim Nach- .......... 123 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie Frage 552 Frage 554 ....................................... Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. ämie kann es zu einer Sepsis kommen. Weitere Möglichkeiten sind eine postoperative Lungenembolie oder eine distale Embolie im Bereich der unteren Extremitäten. erte Punktion der Nekrosen mit anschließender bakteriologischer Aufarbeitung des Aspirates. Frage 560 ....................................... Sie Hinweise zu Diagnostik und Therapie des ? Geben abdominellen Kompartmentsyndroms. Frage 557 ! Beim abdominellen Kompartmentsyndrom liegt Sie Argumente für einen raschen Beginn der ? Nennen enteralen Ernährung nach großen abdominalchirur- eine Störung der Mikrozirkulation der abdominellen Organe infolge eines erhöhten abdominellen Druckes vor. Klinisch zeigt sich hierbei meist eine Vermehrung des Bauchumfangs mit sehr starker Bauchdeckenspannung. Gleichzeitig gehen Herzminutenvolumen und Nierenfunktion zurück. Wichtigste Differenzialdiagnose ist hier natürlich das septische bzw. akute Abdomen infolge einer akuten lokalen Darmerkrankung (Darmperforation, Anastomoseninsuffizienz). Als zuverlässigstes Kriterium für die Diagnostik des abdominellen Kompartmentsyndroms gilt die Messung des Druckes in der Harnblase. Dabei werden Blaseninnendrücke von mehr als 25 mm Hg als richtungsweisend für die Diagnose eines abdominellen Kompartmentsyndroms gesehen. Die Therapie des abdominellen Kompartmentsyndroms besteht in der Anlage eines Laparostomas (d. h. eines sog. „offen gelassenen Abdomens“). ....................................... gischen Eingriffen. ! Wesentliche Argumente sind in diesem Zusammenhang die bessere Substratverwertung im Vergleich zur parenteralen Ernährung. Bei enteraler Ernährung besteht nachgewiesenermaßen ein präventiver Effekt vor einer Mukosaatrophie. Weiterhin begünstigt die enterale Ernährung den Erhalt der physiologischen Darmflora sowie der enteralen Immunkompetenz. Darüber hinaus ist die enterale Ernährung im Vergleich zur parenteralen Ernährung kostengünstiger. Operative Intensivmedizin Frage 558 ....................................... Frühkomplikationen nach laparoskopischer ? Welche Fundoplicatio kennen Sie? ! Die Ösophagus- und Magenwandverletzung mit konsekutiver Mediastinitis bzw. Peritonitis bei der laparoskopischen Fundoplicatio ist in den Händen des erfahrenen Operateurs mit einer Häufigkeit von unter 1 % selten, aber dennoch gefürchtet. In vergleichbarer Häufigkeit kommt es zu einer Milzverletzung mit Nachblutung. Mittlerweile sehr selten geworden sind Stichverletzungen der großen Gefäße bei der Trokarplatzierung. Gelegentlich tritt peri- bzw. postoperativ, meist durch Verletzung der linksseitigen Pleura, ein Pneumothorax auf. Als zwerchfellnaher Eingriff weist die Fundoplicatio im Vergleich zu anderen abdominalchirurgischen Eingriffen eine erhöhte Pneumonierate auf. Frage 561 ....................................... Sie die Differenzialtherapie der rektalen ? Diskutieren Anastomoseninsuffizienz beim septischen Intensivpatienten. ! Bei septischen Intensivpatienten mit rektaler Anastomoseninsuffizienz sollte die Nahrungskarenz mit intravenöser Hyperalimentation die Grundlage des Therapiekonzepts sein. Abhängig von der Breite der Insuffizienz und den lokalen abdominellen Verhältnissen wird man sich zwischen einer Aufhebung der Anastomose mit Ausleitung des proximalen Kolons im Sinne einer Operation nach Hartmann und dem Belassen der Anastomose mit Vorschaltung eines blockierenden Stomas (z. B. eines Ileostomas) entscheiden. Bei tiefen Anastomosen ist auch eine transrektale Übernähung bei kleineren Leckagen möglich. Zusätzlich ist natürlich die Peritonitis nach allgemeinen viszeralchirurgischen Standards zu behandeln. Frage 559 ....................................... Möglichkeiten gibt es, die Entwicklung eines ? Welche septischen Zustandsbildes bei akuter nekrotisierender Pankreatitis zu erkennen? ! Neben der Beobachtung des klinischen Zustandsbildes mit den klassischen klinischen Sepsiszeichen, wie z. B. Temperaturerhöhung, Tachykardie und Hypertonie (bei der hyperdynamen Form), ist die Infektion vorhandener Pankreasnekrosen, z. B. durch Lufteinschlüsse in den Nekrosen im Rahmen einer Computertomographie nachweisbar. Als sensitivstes und spezifischstes Verfahren gilt in diesem Zusammenhang aber die CT-gesteu- Frage 562 ....................................... ? Nennen Sie Möglichkeiten der medikamentösen Beeinflussung der Kolonmotilität. ! – Eine beschleunigende Wirkung auf den Dickdarmtransit haben die sog. Prokinetika (wie das Cisaprid), Cholinergika (wie das Prostigmin), Gallensäuren (wie Ursodesoxycholsäure), 124 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. weis von Pankreasnekrosen (Nachweis z. B. durch Computertomographie mit intravenöser Kontrastmittelgabe) sollte prophylaktisch ein Breitspektrumantibiotikum verabreicht werden. Daneben muss auch eine Stressulkusprophylaxe betrieben werden. aber auch Antibiotika, wie Erythromycin oder Tetrazykline. – Typische Laxanzien sind die Antrachinone oder diphenolische Verbindungen. – Eine Verlangsamung des Dickdarmtransits erfolgt durch Psychopharmaka, Opiate, Anticholinergika, wie Butylscopolamin oder Trospiumchlorid, sowie verschiedene andere Substanzen, wie z. B. Verapamil oder eisenhaltige Substanzen. lich gemacht werden, sind ein Darmwandödem sowie Durchblutungsstörungen auf dem Boden einer Ischämie durch zu stark ausgeprägte Skelettierung. Auch ein zu langer Rektumstumpf sowie eine Peritonitis scheinen die Ausbildung einer Rektumstumpfinsuffizienz zu begünstigen. Therapie der Wahl ist die Nachresektion nach vorheriger kompletter Spülung des Rektumstumpfes mit Serosierung der Naht. In den seltenen Fällen, in den keine Nachresektion möglich ist, kommt als Alternative die breite Drainage in Frage. Frage 563 Komplikationsmöglichkeiten die Nachblutungen aus dem Operationsbereich sowie eine akute gastrointestinale Blutung. Vaskuläre Komplikationen sind die Leberarterien- und die Pfortaderthrombose. Des Weiteren kommen Infektionen, insbesondere auch opportunistische Infektionen mit Candida oder Aspergillusarten, gehäuft vor. Eine wichtige Differenzialdiagnose zu den vaskulären Komplikationen bzw. Problemen im Bereich der Gefäßanastomosen ist die primäre Dysfunktion. Eine Gallengangleckage bzw. eine Gallengangsstenose ist eine weitere klinisch signifikante Komplikation. Als wesentliche Spätkomplikationen gelten die Hyperthermie, Niereninsuffizienz, chronische Abstoßung, ein Rezidiv der Grunderkrankung sowie die Entwicklung eines Zweitmalignoms. Frage 564 ....................................... welchen Komplikationen müssen Sie im Rahmen ? Mit der Intensivtherapie nach abdominothorakaler Ösophagusresektion rechnen? Operationsindikationen bzw. Indikationen zur ? Welche erneuten Revision gibt es bei der akuten nekrotisierenden Pankreatitis? ! Die bakterielle Infektion der vorhandenen Pankreasnekrosen ist die wesentliche Operationsindikation bei der nekrotisierenden Pankreatitis. Dies impliziert, dass man heute Frühoperationen möglichst vermeiden sollte. Erfahrungsgemäß kommt es erst nach einem klinischen Verlauf von ca. 2 – 3 Wochen zur bakteriellen Besiedlung der Nekrosen, bevorzugt mit Darmkeimen. Weitere seltenere Operationsindikationen sind chirurgisch therapierbare Komplikationen der Erkrankung, wie eine akute Blutung sowie eine Perforation von Hohlorganen. Eine operative Revision ist auch als Ultima Ratio bei sehr schwerem Verlauf zu rechtfertigen, da sich hierunter häufig eine ansonsten klinisch stumme Nekroseninfektion verbirgt. 5.1 ! Neben der Abstoßungsreaktion sind wesentliche Frage 566 ....................................... Frage 567 ....................................... ist die häufigste Komplikation bei der Duodeno? Was hemipankreatektomie nach Whipple? ! Die bei weitem häufigste Komplikation ist die In- ! Die häufigste Komplikation ist die Anastomosensinsuffizienz. Danach folgen in der Häufigkeit die Nachblutung und die Pneumonie. Gelegentlich kommt es, meist auf dem Boden einer primär klinisch inapparenten Anastomoseninsuffizienz, zu unklaren Herzrhythmusstörungen. Frage 565 ....................................... ist eine Rektumstumpfinsuffizienz, wann tritt sie ? Was auf und was kann man tun? ! Bei einer Rektumstumpfinsuffizienz handelt es sich um eine Insuffizienz der Naht am blind verschlossenen Rektumstumpf, z. B. im Rahmen einer Hartmann-Operation. Ursächlich für die Entstehung ist eine starke Füllung des Rektumstumpfes mit Stuhl. Weitere Faktoren, die für die Entstehung einer Rektumstumpfinsuffizienz verantwort- suffizienz der Pankreatojejunostomie, die heute mit einer Häufigkeit von ca. 10 – 15 % auftritt. Begünstigende Faktoren sind ein physiologisch weitgehend intaktes Pankreas, welches aufgrund seiner weichen Konsistenz ein sehr schlechtes Nahtlager darstellt. So weist die Pankreatojejunostomie bei Whipple-Operationen wegen eines Gallengangkarzinoms mit naturgemäß weitgehend unauffälligem Organ die höchste Insuffizienzrate auf, während bei Whipple-Operation wegen einer chronischen Pankreatitis mit derbem Organ die Insuffizienzraten am geringsten ist. Neben der Organkonsistenz als Faktor für die Haltbarkeit der Naht scheint eine exkretorische Insuffizienz eher protektiv bei der Entstehung einer Anastomoseninsuffizienz zu sein. .......... 125 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie ? Nennen Sie wesentliche Komplikationsmöglichkeiten nach einer orthotopen Lebertransplantation. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. ....................................... Frage 568 ....................................... Organverletzung tritt am häufigsten bei der ? Welche Drainage eines linksseitigen Pleuraergusses auf? Transplantationsversuche gescheitert waren, umgehen, indem er einem kranken eineiigen Zwilling die Niere des gesunden Geschwisters transplantierte. ! Am häufigsten kommt es bei dieser Maßnahme zu einer Verletzung der Milz, aus diesem Grunde sollte die Pleurapunktion dorsal niemals unterhalb des 8. Interkostalraumes erfolgen. ....................................... Frage 569 sicher abgrenzbar. An welche Verletzungen denken Sie und welche einfachen klinischen Untersuchungen gibt es? ? Was versteht man unter einer „Intensivgallenblase“? ! Es handelt sich hier um eine akute steinlose Cholecystitis beim intensivpflichtigen Patienten. Am häufigsten kommt es zur „Intensivgallenblase“ nach Polytrauma und Verbrennungen. Als Ursachen werden eine Stase des Gallenflusses, eine erhöhte Viskosität der Galle sowie eine Minderperfusion der Gallenblasenmukosa diskutiert. Frage 570 ....................................... einem Patienten mit Zustand nach Überrolltrauma ? Bei ist das linke Zwerchfell in der Thoraxübersicht nicht ! Bei dem beschriebenen Verletzungsmechanismus muss man an eine Zwerchfellruptur denken. Die sicher einfachste klinische Untersuchung ist die Auskultation, deren Aussagekraft allerdings nicht sehr hoch ist. Eindeutig besser sind die Sonographie, die sekundäre Zeichen, wie eine Milz- und/ oder Herzverlagerung, zeigen kann, aber bei guten Untersuchungsbedingungen auch den Defekt direkt nachweist sowie die Magen-Darm-Passage unter Gabe von wasserlöslichem Kontrastmittel zeigt. Operative Intensivmedizin ? Wodurch ist eine Altersappendizitis charakterisiert? ! Aus letztlich bisher ungeklärten Gründen verläuft eine Appendizitis beim älteren Menschen häufig klinisch uncharakteristisch und insbesondere ohne deutliche Abwehrspannung im rechten Unterbauch. Die Rate zum Zeitpunkt der operativen Intervention bereits perforierter Appendices ist beim alten Menschen signifikant erhöht. Desgleichen liegt die perioperative Letalität über dem Durchschnitt. Frage 574 ....................................... ist die häufigste Indikation für eine Dünn? Welche darmtransplantation? ! Die bei weitem häufigste Indikation für die Dünndarmtransplantation stellt das Kurzdarmsyndrom dar. Die Ergebnisse haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert und man geht heute von einer Einjahresfunktionsrate des Transplantats von ca. 80 % aus. Frage 571 ....................................... Rekonstruktionsmöglichkeiten nach Ösopha? Welche gusresektion kennen Sie? ! Die am häufigsten verwendete Rekonstruktion nach Ösophagusresektion besteht aus dem Hochzug eines zu einem Schlauch umgeformten Magens. Steht der Magen zur Rekontruktion, z. B. nach vorangehenden Magenresektionen, nicht zur Verfügung, so wird meist eine Koloninterposition eingesetzt. Eine weitere Rekonstruktionsmöglichkeit liegt in der Verwendung eines gestielten Jejunumsegments. Frage 572 ....................................... und warum war die erste Nierentransplantati? Wann on erfolgreich? ! Die erste erfolgreiche Nierentransplantation erfolgte 1954 durch Joseph E. Murray in Boston. Er konnte die damals noch nicht effektiv beeinflussbare Immunbarriere, an der alle vorangehenden Frage 575 ....................................... Arten der abdominellen Lavage bei diffuser ? Welche Peritonitis kennen Sie? ! Man unterscheidet folgende Lavage-Arten: – Die sog. programmierte oder Etappenlavage, bei der jeweils in vorher festgelegten Abständen die Eröffnung des Bauchraumes zur offenen Spülbehandlung erfolgt. Abhängig davon, ob bei der Operation zusätzlich Bauchtücher eingebracht werden, spricht man von einer Etappenlavage mit oder ohne „open packing“. – Alternativ wird die offene oder geschlossene kontinuierliche dorsoventrale Bauchspülung eingesetzt. Hierbei erfolgt eine Dauerspülung des Bauchraumes über dorsal eingebrachte Katheter. Als Nachteil der kontinuierlichen Bauchspülung wird immer wieder ins Feld geführt, dass sich hier sog. „Spülstraßen“ ausbilden können, d. h. bestimmte Bauchareale bei dieser Technik nicht adäquat gereinigt werden. 126 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. ....................................... Frage 573 rhythmien, Minderperfusionen bei reduzierter kardialer Auswurfleistung und nichtokklusive Mesenterialischämien von besonderer Bedeutung, da die unspezifische Symptomatik schwer von anderen postoperativen Folgen (z. B. prolongierte Darmparalyse) zu unterscheiden ist. Der Zeitraum vom Auftreten der Symptome bis zur definitiven Therapie ist jedoch der wichtigste Prognosefaktor. Insbesondere bei arteriellen Gefäßverschlüssen sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit nach 3 – 4 h deutlich ab, da durch Überschreiten der Ischämietoleranz irreversible Gewebeschäden im Darm auftreten. Da die Diagnose oft nicht im Anfangsstadium gestellt wird und vorwiegend ältere multimorbide Patienten betroffen sind, sind Rekanalisationen und andere chirurgische Interventionen häufig nicht suffizient durchführbar bzw. unzureichend Sie die am häufigsten nachgewiesenen Keime ? Nennen im Rahmen einer bakteriellen Peritonitis. ! Bei der primären Peritonitis handelt es sich meistens um eine Monoinfektion mit Escherichia coli (40 – 60 %) oder Pneumokokken (15 %). Bei sekundärer Peritonitis findet sich meist eine Mischinfektion von Escherichia coli, anderen Enterobakterien, Enterokokkenbakterien, Fragilisarten sowie anderen Anaerobiern. Frage 577 ....................................... ? Was sind Howel-Jolly-Körperchen? ! Howel-Jolly-Körperchen sind atypische Chroma- Frage 579 erfolgt die Differenzierung von akuten hepato? Wie zellulären Schäden? ! Unter intensivmedizinischen Bedingungen spielen Frage 578 ....................................... wissen Sie über die Ätiologie des Mesenterialge? Was fäßverschlusses? ! Mesenterialischämien sind Ursache bei 0,4 – 1 % der Patienten mit akutem Abdomen. Das Durchschnittsalter der betroffenen Patienten beträgt in Abhängigkeit vom Einzugsklientel (z. B. Kardiochirurgie) ca. 70 Jahre. Hauptursache mesenterialer Perfusionsstörungen sind arterielle Gefäßverschlüsse (Abb. 5.1), die mit einer Letalität von 60 – 95 % belastet sind. Bei venösen Ischämien ist mit einer Letalität von 20 – 70 % zu rechnen, wobei sich trotz großer Fortschritte in der intensivmedizinischen Versorgung in den letzten 30 Jahren kaum Veränderungen bei diesen Krankheitsbildern ergeben haben. Unter intensivmedizinischen Bedingungen sind embolische Verschlüsse nach perioperativen Ar- akute Leberfunktionsstörungen eine wesentliche Rolle. Verschiedene Schädigungen können als Ursache auftreten. Diese pathogenetischen Mechanismen lassen sich teilweise bildgebend, aber auch mittels Labordiagnostik differenzieren. Dazu werden im Allgemeinen LDH, GOT (ASAT), GPT (ALAT), GLDH (Glutamatdehydrogenase) und die Gamma-GT (GGT) bestimmt. Aufgrund der zahlreichen Differenzialdiagnosen und Einflussfaktoren können zur Interpretation dieser Laborparameter folgende Quotienten gebildet werden, die jedoch nur eine Entscheidungshilfe darstellen (Tab. 5.1). Darüber hinaus kann ein Verlust einer ausreichenden Funktionsreserve der Leber (Metastasenleber, ausgedehnte Resektionen, Resektionen bei bestehender Leberzirrhose) zu einem funktionellen Leberversagen führen, das sich in pathologischen Veränderungen der o.g. Parameter gering oder gar nicht widerspiegeln kann. arteriell akut okklusiv Mesenterialarterienembolie Abb. 5.1 Mesenterialarterienthrombose 5.1 ....................................... venös chronisch nichtokklusiv nichtokklusive mesenteriale Ischämie (NOMI) „Angina abdominalis“ ischämische Colitis Mesenterialvenenthrombose Ätiologie mesenterialer Gefäßverschlüsse. .......... 127 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Allgemeinchirurgie tinreste in Erythrozyten. Sie treten obligat nach Milzexstirpation sowie auch bei Milzaplasie und bei Erythrozytenreifungsstörungen auf. Finden sich nach einer Splenektomie Howel-Jolly-Körperchen nur temporär, so ist dies meist auf das Vorhandensein von Nebenmilzen zurückzuführen. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Frage 576 ....................................... Akute, hepatozelluläre Schäden – Laborparameter Quotient GOT + GPT [U/l] GLDH [U/l] Perioperative Hypoxie ↑ Akute Perfusionsstörungen ↑↑↑ Arzneimitteltoxizität ↑↑↑ Exazerbation einer Virushepatitis ↑↑↑ GOT [U/l] GPT[U/l] (de-Ritis-Quotient) GGT [U/l] GPT [U/l] ↑↑ ↑ Dekompensation einer Leberzirrhose ↑ ↑↑ Traumatische Schädigungen ↑↑ Akute extrahepatische Cholestase = bis ↓ Akute Parenchymzellschädigung durch Intoxikationen (z. B. arzneimittelinduziert) weisen ein typisches Muster mit LDH ⬎ GOT ⬎ GPT auf. Die membrangebundenen GGT und GLDH steigen bereits bei leichteren Leberzellschäden an, während die zytoplasmatischen GOT und GPT erst bei schwereren Störungen der Zellintegrität freigesetzt werden und ins Serum gelangen, da ca. 15 – 20 % dieser Enzyme im Zytoplasma lokalisiert und 80 – 85 % mitochondrial gebunden sind. Frage 580 Blut zu eliminieren, ist stark eingeschränkt, da diese an Eiweiß (insbesondere Albumin als universellem Transporteiweiß) gebunden sind. Da zusätzlich die Kapazität der Albuminbindungsstellen limitiert und der Albuminspiegel im Blut des betroffenen Patienten mangels Synthese auch besonders erniedrigt ist, kommt es zu einer nominellen Überlastung dieser Bindungsstellen bei sehr hohen BIutkonzentrationen dieser Toxine. So kommt ein Kreislauf in Gang, bei dem eine progrediente Schädigung der Leber und anderer Organsysteme mit Ausbildung eines hepatischen Komas entsteht (Abb. 5.2). ! Speziell für die Ausbildung des Coma hepaticum ....................................... ....................................... ? Wie entsteht ein hepatisches Koma? werden heute verschiedene Theorien diskutiert. Besonders interessant scheint die zytotoxische Wirkung der verschiedenen Metabolite in höheren Konzentrationen zu sein, die bei Leberversagen in der Leber nicht entgiftet werden können. Die Kapazität der Leber, neben einigen wichtigen wasserlöslichen Substraten, wie dem Ammoniak, die überwiegende Anzahl der anfallenden Toxine im Albuminsynthese ø Bindungskapazität für Zytotoxine ø Schädigung von Hepatozyten ⁄ Zytotoxine im Blut ⁄ Frage 581 unterscheidet sich die Pharmakokinetik und An? Wie wendung hochmolekularer und niedermolekularer Heparine? ! Tabelle 5.2 erdeutlicht Pharmakokinetik und Anwendung. 5.2 Unfallchirurgie Frage 582 ....................................... GCS-Wert (Glasgow Coma Scale) erreicht ein ? Welchen intubierter, beatmeter und tief analgosedierter Polytraumapatient? Organschädigungen ⁄ Coma hepaticum Abb. 5.2 Pathogenese des hepatischen Komas. ! GCS = 3. GCS = 0 als Wert, wie es immer wieder in Notarztprotokollen zu lesen ist, gibt es per definitionem nicht. 128 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Operative Intensivmedizin Tabelle 5.1 Niedermolekulare Heparine Wirkmechanismus erhöht durch Bindung an AT III dessen hemmenden Einfluss auf Thrombin um den Faktor 1000 durch Inhibition von: – Faktor Xa – geringer Faktor IX, XI und XII – Hauptwirkung: Inhibierung von Faktor Xa nach Bindung an AT III – da geringe Komplexbildung mit AT III fast keine Thrombinhemmung Bioverfügbarkeit durch höhere Plasmaeiweißbindung eingeschränkt und variabel aufgrund geringerer Bindung an Plasmaeiweiß oder Monozyten/Endothelzellen weniger beeinflusst Wirkdauer kurze Halbwertzeit (Low-Dose ca. 1 h, High-Dose bis zu 5 h) längere Halbwertzeit mit Wirkdauer von 12 – 24 h Monitoring bewirkt Verlängerung der PTT (Therapiebereich je nach Indikation 1,5 – 2,5fache Verlängerung) normalerweise nicht erforderlich, jedoch über Anti-Faktor-Xa-Bestimmung kann Wirkung quantifiziert werden Heparininduzierte Thrombozytopenie (HIT) höher als bei niedermolekularen Heparinen geringe Inzidenz Frage 583 ....................................... stellt sich dass Polytrauma heute im Vergleich zu ? Wie den 1970er-Jahren medizinisch und sozioökonomisch dar? ! Die absolute Zahl Verkehrstoter hat in 30 Jahren um 65 % abgenommen. Der PKW-Unfall ist nach wie vor der Hauptmechanismus, wobei Baumkollisionen und Seitenanprall heute die häufigste Unfallkonstellation darstellen. Durch geänderte Sicherheitseinrichtungen der PKWs (Airbags, ABS, ESD) und die Gurtpflicht, sind Kopf und Hals die am häufigsten verletzten Regionen. Die kollisionsbedingten Geschwindigkeiten sind leicht angestiegen, wie die Hannoveraner Unfallforschung nachweisen konnte. Die Gesamtzahl Polytraumatisierter an den Unfallverletzten hat von 14 % auf 4,5 % abgenommen. Das überlebte Polytrauma führt heute noch bei 20 % zu Erwerbsunfähigkeit. Während die Gesamtletalität seit den 1970er-Jahren von 69 % auf 54 % abgenommen hat, ist die Letalität am Unfallort von 32 % auf 40 % gestiegen. Mit Erreichen der Klinik ist die Letalität also gesunken. Nach Analysen der Ulmer Unfallforschung 2000 kostet ein Polytrauma mit ISS 37 durchschnittlich € 35.000,-, maximal € 150.000,-, davon entstehen 2/3 der Kosten in der Phase der Behandlung auf der ICU, 1/3 der Kosten entspricht dem Ressourcen- und Implantateverbrauch im OP. Frage 584 ....................................... gestalten Sie das Management von Brandver? Wie letzten? ! Ab einer Beteiligung von 20 % Körperoberfläche (KOF) und einer Verbrennung Grad II sollte der Patient in ein Zentrum verlegt werden. Ebenso bei weniger beteiligter KOF jedoch bei schweren Verbrennungen im Gesicht, am Hals, an den Händen und den Geschlechtsorganen. Wenn die Versorgung in der eigenen Klinik nicht gewährleistet werden kann, sollte sofort nach Eintreffen des Patienten und nach Sichtung des Verbrennungsausmaßes Kontakt mit der Zentrale für Schwerstbrandverletzte aufgenommen werden (Telefon: 040/428 51 – 3998 oder -3999 – in der Schweiz und in Österreich dezentral über 3 bzw. 2 Zentren organisiert). Dort kann das nächstgeeignete freie Bett in einem Verbrennungszentrum erfragt werden, dann ist Kontakt mit diesem Zentrum aufzunehmen und der Patient voranzumelden sowie die Details der Verlegung und Vorversorgung des Patienten zu klären. In der Regel sollte der Patient mit großlumigen peripheren Zugängen oder einem ZVK versorgt werden. Ein arterieller Zugang zur Blutgasanalyse und Drucküberwachung ist wünschenswert. Ein Blasenkatheter zur Bilanzierung sollte gelegt werden. Die Schutzintubation kann erwogen werden, bei Inhalationstrauma muss evtl. in Abstimmung mit dem HNO-Arzt fiberoptisch vorgegangen werden. Die Gabe von Medikamenten erfolgt in Abstimmung mit dem weiterbehandelnden Zentrum. Auf Cortison und Eiweißgabe soll verzichtet wer- .......... 129 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Unfallchirurgie Hochmolekulare Heparine 5.2 Pharmakokinetik und Anwendung hochmolekularer und niedermolekularer Heparine Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Tabelle 5.2 den, Volumen muss gegeben, Antibiose (in der Regel 3 × 3 g Unacid in den ersten 24 h) kann begonnen werden. rechtigt, im wohlverstandenen Interesse des Patienten entscheidungsbefugt ist. Je dringlicher eine Maßnahme, umso geringer kann die Aufklärung ausfallen, ggf. sind Angehörige als Zeugen in der Einverständniserklärung zu benennen. Frage 585 ....................................... den müssen Schmerzen und Angst gelindert werden? ! Akuter Schmerz führt zu physiologischen Sofort- Operative Intensivmedizin reaktionen des Organismus, die sich in einem gesteigerten Vegetativum ausdrücken: – Kontraktionen bis hin zu Spasmen der Muskulatur (Zittern), – Überfunktion von Drüsen und Vasomotorik, – Veränderung von Atmung, Herzfrequenz, Blutdruck usw. Aus diesen auf den Fluchtinstinkt gerichteten Funktionen des Menschen folgt die individuell in unterschiedlicher Intensität wahrgenommene Angst. Durch Angst wird wiederum interindividuell verschieden die Schmerztoleranz gesenkt, sodass zwischen ZNS-Stimulierung und ausgedrückter Angst einerseits und Bedrohung oder Zerstörung der Gewebe und des Organismus andererseits teils eine erhebliche (oft zusätzlich noch soziokulturell getriggerte) Diskrepanz bestehen kann. Aus Humanität und Mitleid sollte jedem behandelten Arzt klar sein, dass mit Erreichen eines professionellen Helfers der unbedingte Handlungszwang zur Linderung von Schmerzen und Angst besteht. Die immer wieder insbesondere von Viszeralchirurgen vorgetragene Sorge, ohne Schmerzen bei dem Patienten keine abdominelle Basisuntersuchung durchführen zu können und den Schmerz als diagnostisches Mittel zu benötigen, ist aus intensivmedizinischer Sicht nur schwer verständlich. Die Schmerzausschaltung dient der Beseitigung der vegetativen Begleitsymptomatik, welche zusätzlich Vitalfunktionen beeinflussen kann. Manchmal ermöglicht erst die Sedierung und Analgesie die Wiederherstellung der Kooperationsfähigkeit des Patienten. Frage 587 ....................................... ? Welche Operationen werden beim polytraumatisierten Patienten am ersten Tag durchgeführt? ! Day-1-surgery und „damage control“ bilden die lebensrettenden Soforteingriffe (Trepanationen, Laparotomie, Thorakotomien) und die verzögerten Primäreingriffe bei vervollständigbarer Diagnostik zur Blutungskontrolle, Kontaminationskontrolle, Débridement, Frakturreposition und Stabilisierung im Fixateur externe und Dekompression von unter Druck stehenden Kompartimenten. Extremitätenerhaltende OPs stehen unter der Prämisse „limb for life“ und dürfen den Patienten weder durch großen Zeitverlust, Blutverlust noch zusätzliche Traumatisierung vital gefährden. Ziel ist es, den Patienten durch Eingriffe, die für den Organ-, Extremitäten- und Funktionserhalt wichtig sind, intensivpflegefähig zu machen. Frage 588 ....................................... ? Welche Operationsphasen schließen sich an? ! Im Stadium der Hyperinflammation zwischen Tag 2 und 4 sollten nur Second-Look-Operationen durchgeführt werden, z. B. Nachdébridement, Wechsel von Bauchtüchern und Tamponaden im Abdomen und Beckenbereich. Diese Phase ist in Bezug auf die körpereignen Abwehrsysteme vulnerabel, zu extensives Operieren kann sich als sog. Second-Hit-Phänomen auswirken. Tag 5 – 14 ist das therapeutische Fenster aus traumatologischer Sicht (window of opportunity). In dieser Phase finden beim hämodynamisch stabilisierten Patienten definitive Frakturversorgungen, plastische Deckungen, Verfahrenswechsel (von Fixateur externe auf Marknagel), Versorgungen von Verletzungen im HNO- und ZMK-Bereich statt. Frage 586 ....................................... ? Wird durch zu früh verabreichte Sedativa nicht die Fähigkeit in die Einwilligung zu einer Operation gefährdet? ! Die Befürchtung, durch Sedativa die Geschäftsfähigkeit des evtl. zur sofortigen Operation einzuwilligenden Patienten zu gefährden, kann so nicht gelten, da in der Notsituation der behandelnde Arzt gemäß BGB-Grundsätzen (BGB §§ 677 ff.) zur Geschäftsführung ohne Auftrag be- Frage 589 ....................................... Faktoren können zur Verzögerung in der ? Welche dritten Operationsphase führen? ! Verzögerungen können sich bei Patienten mit SHT ergeben, deren Hirndrücke in dieser Zeit noch zu hoch sind, um OP-bedingte Lagerungswechsel zu tolerieren. Dies kann dazu führen, dass aufwändige Rekonstruktionen an Becken und Wirbelsäule unter Inkaufnahme eines schlechteren Behand- 130 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. meisten Schwerverletzten leiden unter Schmer? Die zen und sind ängstlich aufgeregt. Aus welchen Grün- ckungskette nachvollziehen. Obligatorisch sollten zum Schutz der Kliniken Screeningprogramme mit Nasen- und Rachenabstrichen bei neuen Patienten und regelmäßig beim exponierten – auch ärztlichen – Personal sein. Insbesondere Patienten die bereits in anderen Kliniken (v. a. im südeuropäischen Ausland) behandelt wurden, sind überzufällig häufig betroffen. Frage 592 ....................................... routinemäßig alle Notfallpatienten und alle ? Sollten elektiv zu operierenden Patienten in einer Klinik einem HIV-Test unterzogen werden? Frage 590 ....................................... könnte ein minimaler medikamentöser Basis? Wie standard auf einer Intensivobservationsstation für wache, kooperative Patienten aussehen? ! – Metamizol oder Paracetamol 1 g 4/d, – Morphium oder Derivate (z. B. Dipidolor) 3,75 – 15 mg alle 4 – 6 h oder als Perfusor mit 60 mg/d oder Sevredol 10 – 20 mg 2 – 3/d, – Protonenpumpenhemmer: z. B. Pantozol 40 mg 1/d, – Acetylcystein 200 mg 3/d, – NMH z. B. Fraxiparin, Fragmin, Clexane s.c. 1/d, – RiLac oder NaCl 1500 ml/d, – Sedativum zur Nacht oder bei Bedarf: z. B. Tranxilium 25 mg, Tavor 1 – 2 mg, Diazepam 5 – 10 mg. Frage 591 ....................................... ist in Bezug auf multiresistente Erreger (MRE) im ? Was Krankenhaus und besonders auf der ICU und im OP zu beachten? ! Durch unkritischen Einsatz von Antibiotika in der Vergangenheit und oft noch bis heute wurden hochresistente Erreger selektioniert, die heute insbesondere in der Intensivmedizin und im OP zu immens kostenträchtigen Problemen führen. Der MRSA und der VRE sind dabei häufige Keime. Die Keime selbst verhalten sich epidemiologisch ähnlich wie die sensiblen Stämme, jedoch neigen sie bei immungeschwächten Patienten auf der ICU und allgemein in Bereichen mit hohem Antibiotikaverbrauch zu epidemischem Auftreten. Das Personal und die Zusammenlegung von Patienten mit und ohne Besiedlung auf der ICU ohne die notwendigen spezifischen Isolations- und Hygienemaßnahmen fördern die Verbreitung. Sehr gut lässt sich heute bei einem Ausbruch durch die Bestimmung der Bakterienstämme die „Verwandtschaft“ der betroffenen Patienten und die Anste- Frage 593 ....................................... ? Ist die Wahrscheinlichkeit der postoperativen Wundinfektion nach Operationen HIV-positiver Patienten größer und relativiert sich dadurch beispielsweise die Indikation für den alloplastischen Hüftersatz? ! Gerade bei elektiven Eingriffen stellt das perioperative Infektionsrisiko einen bedeutenden Gewichtungsfaktor bei der Indikationsstellung dar. Bei HIV-positiven Patienten ist je nach Immunstatus die zusätzliche Gefahr der Ausbreitung von opportunistischen Infekten und atypischen Keimen gegeben, welche im Vollbild der AIDS-Er- .......... 131 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Unfallchirurgie die Maßnahme außer im Notfall (dann später dem Gesetze nach einzuholen) grundsätzlich schriftlich einwilligungspflichtig. Dennoch rechtfertigt die zu erwartende Morbidität und Mortalität bei einer Ansteckung mit allen psychosozialen und ökonomischen Aspekten ein regelrechtes Screening zum Schutze des Personals. Bei Notfallpatienten kann das Ergebnis technisch nicht zu Beginn der ersten Behandlungsmaßnahmen und Operationen vorliegen, daher sollte jeder Notfallpatient – und nicht nur der, der aufgrund äußerer Erscheinungsmerkmale „verdächtig“ erscheint – mit den Sicherungsmaßnahmen behandelt werden, die bei einem nachgewiesen positiv getesteten Patienten auch getroffen würden. Insbesondere die Benutzung von Spritzschutzvisieren oder Schutzbrillen steht immer wieder in der Diskussion. Bislang ist in der Literatur eine Ansteckung von Klinikpersonal via Tränenflüssigkeit nicht bekannt. Bei einer Kanülenstichverletzung mit kontaminierter Hohlnadel liegt die Ansteckungswahrscheinlichkeit bei unter 2 %, die Virulenz von Hepatitis B liegt hierbei vergleichsweise bei über 20 %. Bei 3000 elektiv zu operierenden Patienten eines Traumazentrums fanden sich bei den kostengünstigen Suchtests immerhin jährlich 1 – 2 Patienten mit zufälliger Erstdiagnose beim Screening. Ob es sich um eine Fehltestung handelt oder nicht, beweisen dann spezielle immunologische Tests. 5.2 ! Ja. Die Kosten sind nicht unerheblich, zudem ist Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. lungsergebnisses zurückgestellt werden müssen. Häufige Probleme entstehen auch bei Patienten mit offenem Abdomen, die nicht zur Bauchlage befähigt sind oder deren Kontaminationsrisiko für einen streng aseptischen aufwändigen Rekonstruktionseingriff an Gelenken, Becken oder Wirbelsäule zu hoch ist. Weiterhin stehen Gerinnungsprobleme häufig nach Massentransfusionen weiteren Operationen im Weg. Bei manifestem ARDS nach Thoraxtrauma kann in dieser Phase eine zusätzliche Einschwemmung von Markraumfett ins intravasale System und die Lunge, wie es beim Aufbohren von Markhöhlen zum Einbringen von Marknägeln oder auch bei der Jet-Lavage und Markraumbürstung zur Dekontamination der Fall ist, vital bedrohlich sein. Frage 594 ....................................... ? Wann ist die Abnahme einer Blutkultur sinnvoll? ! In der Regel in der Frühphase vom Anstieg der Körpertemperatur zwischen 38,0 und 39,0 °C. Die Einschwemmung von Erregern in das Gefäßsystem geschieht meist etwa eine Stunde im Vorfeld des Fiebermaximums. Es sollten mehrfach Blutkulturen zu Beginn aufeinander folgender Fieberschübe genommen werden, jeweils zur anaeroben, aeroben und mykologischen Aufbereitung. Frage 595 ....................................... lautet die Empfehlung zur Tetanusprophylaxe des ? Wie Robert-Koch-Instituts? ! Bei jeder offenen Verletzung, die nicht unter chirurgisch aspetischen Bedingungen entsteht, ist der Impfstatus des Patienten abzufragen, also streng genommen auch bei Gelegenheitswunden wie eröffneten Hautblasen, Schürfungen, Insektenstichen und Zeckenbissen. Bei unbekanntem Impfstatus oder ⬎ 10 Jahre zurückliegendem letztem Vollschutz simultan (aktive und passive Immunisierung) mit Tetanusimmunglobulin [TG] 250 – 500 IE und Tetanus-Diphterie-Impfstoff [TD] (z. B. Tetanol) (Tab. 5.3). Bei Grundimmunisierungen Vervollständigung durch TD nach 6 Wochen und 6 Monaten. Tabelle 5.3 Tetanusprophylaxe entsprechend den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts Vorangegangene Impfungen Vor Jahren Impfstoff 0 oder unbekannt egal TG und TD 1 egal TG und TD 2 ⬎ 10 TG und TD 2 ⬍ 10 TD 3 ⬎5 TD 3 ⬍5 – Frage 596 ....................................... ist bei Bissverletzungen durch Tiere und Men? Was schen zu beachten? ! Im Gegensatz zu Menschenbissen, die oft mit aerober und anaerober Mischflora (auch Übertragung von Virenerkrankungen Hepatitis B und C, Lues, HIV, Herpes, Tetanus und Tuberkulose) einhergehen, sind Tierbisse von Haustieren und domestiziertem Vieh häufig harmloser. Ein gründliches Wunddébridement erübrigt z. B. bei Hundebissen häufig eine prophylaktische Breitbandantibiose, wenn regelmäßige Wundkontrollen vereinbart werden. Die Frage nach dem Tollwutschutz des Tieres ist außerhalb von Endemiegebieten eher von sekundärer Bedeutung. Der Verdacht, die Krankheit und der Tod durch Tollwut sind meldepflichtig. Eine postexpositionelle Impfung steht zur Verfügung. Frage 597 ....................................... ist bei einem Wespen- oder Hornissenstich zu ? Was veranlassen? ! Insektenstiche, wie z. B. Hornissenstiche, erfordern ein lokales Débridement und die Entfernung des Stachels. Die systemische Behandlung ist nur bei anaphylaktoider Reaktion erforderlich und entspricht der üblichen Schocktherapie bei Anaphylaxie. Notfallmäßig Hydrocortisol (500 – 1000 mg), Volumengabe und ein Antihistaminikum. Die weitere Therapie richtet sich nach den vitalen Parametern. Frage 598 ....................................... ist bei Bissen und Vergiftungen von exotischen ? Wie Tieren wie Spinnen und Schlangen zu tun? ! Glücklicherweise werden in Mitteleuropa überwiegend Halter von exotischen Tieren oder Men- 132 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Operative Intensivmedizin krankung (symptomatische HIV-Infektion) einen lebensbegrenzenden Faktor einnehmen können. Hier muss sehr sorgfältig abgewogen werden, ob dem Betroffenen – eine Hospitalisierung zur Durchführung einer nicht lebensnotwendigen OP und – das erhöhte Risiko einer Infektion zuzumuten ist. In Studien jüngerer Zeit wurde gefunden, dass die Quote der Infektionen bei geschlossenen Verletzungen (ohne präoperative Kontamination) mit 3,5 % unter den HIV-Positiven mit der Quote von 5 % bei HIV-Negativen keine signifikanten Unterschiede aufweist. Bei präoperativer Kontamination steigt diese bei den HIV-Patienten markant auf 42 % im Vergleich zu 11 %. Als häufigster Keim für postoperative Wundinfektionen wurde Staphylococcus aureus beobachtet. Der Gewinn an Lebensqualität bei Patienten mit erheblichen Funktionsbeeinträchtigungen und starken Hüftschmerzen rechtfertigt die elektive OP. Sind eine suffiziente antimikrobielle Prophylaxe und hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART) perioperativ gewährleistet, relativiert das Vorliegen einer HIV-Infektion die Indikation zur TEP – vor allem bei Coxarthrose – nicht. ! Das C-reaktive Protein ist der klassische Akutphaseparameter zum Verlaufsmonitoring der körpereignen Entzündungsreaktion auf ein Trauma/Operation. Bei Gewebeschädigung wird vom Monozyten-Makrophagen-System Interleukin 2 (IL-2) freigesetzt, das als Stimulator der CRP-Synthese in der Leber fungiert. Der IL-2-Anstieg geht daher dem CRP-Anstieg voraus. Das CRP steigt 4 – 6 h nach einem Trauma und erreicht nach ca. 36 – 48 h sein Maximum. Der Abfall des CRP-Spiegels ohne weiteren externen Stimulus (z. B. erneute OP) oder hinzukommende Infektion geschieht mit einer Halbwertzeit von etwa 18 – 24 h. Bei chronischer Entzündung steigt das CRP gewöhnlich nur diskret an. Verschiedene Referenzbereiche von Laboren (Norm ⬎ 0,5 oder ⬎ 5 mg/dl) sind zu beachten. 5.2 ist bei der Interpretation des CRP-Wertes zu be? Was achten? Frage 602 ....................................... Frage 600 ....................................... kann intraoperativ ein Cellsaver eingesetzt ? Wann werden? ! Die Indikation zur maschinellen Autotransfusion ist bei Operationen oder Verletzungen mit einem zu erwartenden Blutverlust von 1000 ml gegeben. Kontraindikationen bestehen bei septischen Eingriffen, Tumorresektionen und Eröffnung des Gastrointestinaltraktes. Die evtl. zusätzlich im abgesaugten Blut enthaltene Menge Kochsalzlösung muss beachtet werden. Bei Prothesenimplantationen muss mit Beginn der Zementierung bzw. Spülung des Situs mit aseptischen Spüllösungen auf normale Absaugsysteme umgestiegen werden können. Frage 601 weiteren Schockformen sind bei der Behand? Welche lung von Unfallopfern denkbar? ! Psychogener Schock. Als natürliche Reaktion auf Life-events und abnorme Belastungen in Unfallsituation bei Opfern, Zeugen und Ersthelfern. Entspricht eher der Übererregung und orthostatischen Dysregulation. Notfallseelsorger und psychologischer Kriseninterventionsdienst sollten z. B. gerade bei Unfalltod von Kindern für die Eltern hinzugezogen werden. Im Allgemeinen wie bei Angstattacken, psychomotorischen Spannungs- und Erregungszuständen kann durch „talking down“ und evtl. Gabe von Diazepam i. v./ i. m. Linderung verschafft werden. Anaphylaktischer Schock. Kann bei der Gabe von Medikamenten (Antibiotika, Lokalanästhetika) aber auch bei unbekannter Latexallergie auftreten, wenn die Anamnese hierzu nicht bekannt ist. ....................................... ? Nennen Sie traumarelevante Schockformen. ! Allen Schockformen gemein sind die Symptome mit veränderter Bewusstseinslage, Unruhe, Angst, Apathie, Somnolenz, Koma, Zeichen der Zentralisation mit kalten, feuchten, blassen Extremitäten Frage 603 ....................................... ? Was ist ein spinaler Schock? ! Der spinale Schock bezeichnet die schlaffe Parese mit Verlust der Eigenreflexe posttraumatisch unterhalb der Schädigungshöhe auf RM-Ebene. Kein .......... 133 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Unfallchirurgie Frage 599 ....................................... (Ausnahme Frühphase des septischen Schocks), periphere Zyanose, Hyperventilation, Dyspnoe. m Cave: Rosige Haut bei CO-Vergiftung. Hypovolämischer Schock. Gekennzeichnet durch Blutverluste, Verbrennungen, Erbrechen, Durchfälle, lange Rettungszeit (= lange Blutungszeit, wenn es im Schockraum immer noch blutet). Ggf. Angabe starken Durstgefühls. Kardiogener Schock. Hypertonus, KHK, Myokardinfarkt, Klappenvitien, Herzbeuteltamponade, Myokarditis, Herzinsuffizienz, Rhythmusstörungen, alle inneren Ursachen auch als Unfallursache bedenken bei unklarem Ablauf des Unfalls. Im Gegensatz zu anderen Schockformen hier Oberkörper hochlagern. Neurogener Schock. Dysregulation des Atemzentrums oder der Atemmuskulatur führt zum Missverhältnis von Sauerstoffangebot und Nachfrage in Zielorganen im Sinne der Schockdefinition, also RM-Schädigung oberhalb C4. Nichttraumatische Gründe: Guillain-Barre-Syndrom (akute, idiopathische Polyradikuloneuritis, aufsteigende Lähmung), MS-Schub, Myasthenie, Botulismus, Lambert-Eaton-Syndrom (paraneoplastische Erkrankung der motorischen Endplatte). Septischer Schock. Eher späte traumatische Schockform auf der ICU, hohes Fieber mit Schüttelfrost durch Zerfall von Bakterienendotoxinen im Blut bei Sepsis. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. schen, die mit exotischen Tieren arbeiten, von diesen gebissen, sodass über das Tier und das inokulierte Gift in der Regel sofort Klarheit bestehen sollte. Neben der Sicherung der Vitalparameter und der allgemeinen Schockbehandlung sollte unverzüglich Kontakt mit der Giftnotrufzentrale aufgenommen werden, um zu erfahren, wo mögliche Antiserendepots zur Verfügung stehen und wie zu therapieren ist. Frage 604 ....................................... welchen Blutverlusten in das Gewebe rechnen Sie ? Mit bei geschlossenen Frakturen der verschiedenen Kör- gedehnten Weichteilgangrän und Sepsis auftreten können und bei unterlassener chirurgischer Sanierung eine evtl. operative Stabilisierung des Beckenringes nicht mehr möglich ist. Frage 606 ....................................... ? Welche Operationen sollten in Blutleere stattfinden? ! Alle handchirurgischen Eingriffe, Arthroskopien des Hand- und Ellenbogengelenks, des Kniegelenks und OSG, alle peripheren Nerveneingriffe. Endoprothesen-OP außer an der Hüfte und der Schulter wg. technischer Unmöglichkeit. Beachte hierbei jedoch das teilweise erhebliche postoperative Nachblutungsrisiko (z. B. nach Knie-TEP), wenn eine intraoperative Blutstillung bis zur „Bluttrockenheit“ wegen einer Blutleere nicht möglich war. perregionen? Operative Intensivmedizin ! – Zephalhämatom: 200 ml, Frage 607 – Hals/ Klavikula/ Rippen: 200 ml, – Oberarm: 800 ml, – Unterarm: 400 ml, – Becken: 5000 ml, – Oberschenkel: 2000 ml, – Unterschenkel: 1000 ml. Intraabdominelle, intrathorakale und mediastinale Blutungen sind von der Volumenmenge schwierig schätzbar in jedem Fall jede für sich potenziell letal verlaufend. Schwierig ist die Einschätzung von retroperitonealen Hämatomen und massiven Weichteilverletzungen mit großflächigem Decollement im Becken-Bein- und Rückenbereich. Hierbei kann das Hämatomvolumen bzw. der Blutverlust schnell auch die 5000 ml übersteigen. Frage 605 ....................................... ? Was ist eine Morrell-Lavallé-Verletzung? ! Eine insbesondere nach Überrolltraumen häufig beobachtete Sonderform der Beckenverletzung stellt das ausgedehnte Décollement, die sog. Morrell-Lavallé-Verletzung dar. Hierbei kommt es zu einer traumatischen Ablösung von Haut und Subkutis von der Faszie, wobei die segmentalen perforierenden Blut- und Lymphgefäße gerissen sind. Diese oftmals groteske Ausmaße annehmende Ablederung imponiert in der Frühphase durch eine zunehmende Fluktuation und Abhebung der Haut. In der Spätphase können ausgedehnte Hautareale nekrotisch werden. Prädisponierte Stellen sind der lumbodorsale Übergang, die Glutäalregion, die trochantäre Region, die iliofemorale Region sowie die ilioinguinale Region. Derartige Verletzungen müssen unbedingt frühzeitig erkannt und behandelt werden, da Komplikationen bis hin zur aus- ....................................... Operationen dürfen nicht in Blutleere statt? Welche finden. ! Tumoroperationen, alle septischen Eingriffe, Amputationen mit primärem Stumpfverschluss. Frage 608 ....................................... klassifizieren Sie offene Frakturen und Verlet? Wie zungen? ! Gewöhnlich wird der Grad der offenen Verletzung/ Fraktur im klinischen Alltag nach Gustilo und Anderson eingeteilt: – I: Durchspießung von innen ⬍ 1 cm – II: Weichteildefekt von außen ⬎ 1 cm – IIIA: Weichteildefekt ⬎ 5 cm, Muskelschäden – IIIB: Lazeration nach Débridement nicht mehr von Weichteilen bedeckbar, Periost abgeschoben – IIIC: zusätzlich größere Gefäß- und Nervenverletzungen Frage 609 ....................................... ? Wie kann Ihnen der MESS-Score helfen? ! Amputationen der unteren Extremitäten nach dem Grundsatz „limb for life“ müssen häufig bei schwerem Monotrauma oder beim Polytrauma durchgeführt werden. Der Mangled Extremity Severity Score (MESS) stellt eine Entscheidungshilfe dar und befürwortet ab einem Punktwert von ⬎ 7 die Amputation nach folgenden Kriterien: 134 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. eigentliches Schockgeschehen nach der Definition einer inadäquaten Gewebeoxygenierung, nicht zu verwechseln mit dem neurogenen Schock. Die Therapie besteht in der raschen Dekompression der Spinalstenose, des Tumors oder des Hämatoms in der Regel operativ, bei Wirbelsäulenluxationen genügt als Erstform oft schon der freie Durchhang und die rasche Reposition. Gelegentlich findet sich (gehäuft bei jungen Frauen) ein flüchtiger spinaler Schock nach Niedrigenergietrauma ohne objektivierbare Spinalkanalkompression oder Verletzung, der binnen Minuten bis 24 h komplett reversibel ist (DD: Erstmanifestation einer MS-Erkrankung). 2 3 4 sche Druck über 100 mm Hg liegen. Zur besseren postoperativen Schmerztherapie kann eine Schmerzpumpe über einen ISK (interskalenärer Plexuskatheter) erwogen werden. Über die üblicherweise zu platzierende Redondrainage kann retrograd vor Abschluss der OP durch den Operateur ein Lokalanästhetikum (z. B. Carbostesin) verabreicht werden. Frage 612 1 ....................................... 2 werden zu einem Patienten gerufen, der Stunden ? Sie nach arthroskopischer Schulter-OP eine Fallhand ent- 3 0 1 2 0 1 2 wickelt hat. Welche häufigen Ursachen kommen in Betracht? ! Ein Überhang des Lokalanästhetikums, das via Plexuskatheter verabreicht wurde, kann selektiv noch den Radialis oder den Fasciculus posterior hemmen. Lagerungsbedingt sind am Oberarm üblicherweise keine Neurapraxien zu erwarten. Hat eine Dehnung des Plexus z. B. im Rahmen einer Arthrolyse dazu geführt? Wurde ein Fixierverband (z. B. Gilchrist oder Dessault) angelegt, der zu eng ist? 5.2 1 lagern Sie einen Patienten nach Hüft-TEP-Im? Wie plantation? ! Die Lagerung und postoperative Belastung ist abhängig vom operativen Zugangsweg. Generell sollte Beugung der Hüfte über 60 – 70 ° vermieden werden. Kombinationsbewegungen mit Abduktion und Außenrotation sind bei vorderen Zugängen zu vermeiden, Adduktion und Innenrotation bei hinteren Zugängen. Für eine Dauer von ca. 6 Wochen müssen Kapsel- und Fasziennähte halten, damit die Muskulatur und die Zugangswege vernarben können und keine Luxation oder chronische Luxationsneigung entsteht. Axiale Vollbelastung ist häufig sofort erlaubt, sodass sich die Frage des Aufstehens über die Bettkante mit Oberkörper um 90 ° aufgerichtet meist stellt. Dies ist eben nicht erlaubt, hier muss die Mobilisierung mit Physiotherapeuten erfolgen, die wissen, wie der Patient mit nur teilgebeugter Hüfte aus dem Bett kommt. Auch die Toilette bzw. der Toilettenstuhl sollen nur mit spezieller Erhöhung und Aussparung bzw. keilförmiger Absenkung der operierten Seite benutzt werden. Frage 611 ....................................... wollen einen Patienten arthroskopisch an der ? Sie Schulter operieren. Welche Vorüberlegungen zur Lagerung und postoperativen Schmerztherapie stellen Sie an? Frage 613 ....................................... einem beatmeten Polytraumapatienten auf der ? Bei ICU sehen Sie auf der Thorax-Röntgen-Aufnahme eine Fehlstellung des linken Humeruskopfes nach kaudal. ! Sie haben eine häufig übersehene Verletzung gefunden. Klinisch finden Sie vielleicht eine Minderbeweglichkeit des Gelenks und eine tastbare Delle korrespondierend zur leeren Gelenkpfanne. Die häufigste Luxationsform ist ventrokaudal (durch den zurückgeschleuderten, abduzierten, außenrotierten Arm). Leider ist die Schulterpfanne auf den „Notfall“-Thoraxaufnahmen nicht immer abgebildet, in den möglichen CTs nicht mitrekonstruiert und bei der Untersuchung oft übersehen. Beim wachen Patienten ist der periphere Sensibilitätsstatus zu prüfen, beim sedierten Patienten können Sie nur den Pulsstatus erheben. Die Kontrolle ist nach Reposition zu wiederholen. Sie reponieren beim analgosedierten und bei starker Muskelbepackung auch relaxierten Patienten nach der Zweihelfermethode oder allein nach Kocher, Verfahren nach Arlt und Hippokrates bieten sich auf der ICU weniger an. Zur Dokumentation der Reposition dient die Schulteraufnahme a.-p. und der Y-View. Bei Erstluxation sollte der evtl. weitere Schaden (Bankart-Läsion, Hill-Sachs-Delle, KapselLabrum-Abriss, Rotatorenmanschettenruptur im MRT oder im Rahmen einer Arthroskopie gesichert und behoben werden. ! Es wird üblicherweise in sog. Beach-Chair-Lagerung operiert. Dazu muss der Patient nahezu aufrecht sitzen. Vor der Lagerung sollte der systoli- .......... 135 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Unfallchirurgie Frage 610 ....................................... Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. – Knochen und Weichteilverletzung 쐌 einfache Fraktur, low velocity Schuss 쐌 offene oder multiple Frakturen, Dislokation 쐌 Nahschuss mit Schrot, high velocity Schuss 쐌 Hochrasanztrauma, schwere Kontamination, Avulsion – Ischämie 쐌 Pulse abgeschwächt oder fehlend, Perfusion intakt 쐌 Parästhesien, Pulslosigkeit, wenig Kapillarfüllung 쐌 kalte Extremität, motorische Lähmung, asensibel ⬎ 6 h – Schock 쐌 systolischer Druck immer ⬎ 90 mm Hg 쐌 vorübergehende Hypotension 쐌 anhaltende Hypotension – Alter 쐌 ⬍ 30 Jahre 쐌 30 – 50 Jahre 쐌 ⬎ 50 Jahre sollten Sie bei einem wachen Patienten mit iso? Wie lierter Erstluxation der Schulter vorgehen? Verletzungen werden beim polytraumatisier? Welche ten Patienten häufig übersehen? ! Zunächst muss die Anamnese erhoben, der luxier- ! Häufigste übersehene Verletzungen: te Status geröntgt und die periphere Sensibilität, Motorik und der periphere Pulsstatus dokumentiert werden. Das Röntgenbild ist im Sinne der schnellen Reposition und Beschwerdebesserung bei klarer Klinik zwar für den erfahrenen Unfallchirurgen nicht zwingend, jedoch aus medikolegaler Sicht unentbehrlich, z. B. um begleitende Frakturen sicher dem Unfall und nicht der Manipulation durch den Arzt zuzuordnen. Bei Erstluxationen ist die Reposition in der Regel schwer und schmerzhaft, anders als bei häufigen habituellen Reluxationen, sodass zumindest eine Analgosedierung indiziert ist, da die 6-h-Grenze für eine elektive Narkose in der Regel zur Prävention sekundärer Gefäß-Nerven-Schäden nicht abgewartet werden sollte. Frage 615 ....................................... Operative Intensivmedizin Frage 617 ....................................... Medikamente und welches Monitoring benö? Welche tigen Sie zur Reposition dieser Schulter in Analgosedierung? ! Sie benötigen einen sicheren venösen Zugang zur Volumengabe. Ein EKG- und RR-Monitoring ist wünschenswert, eine Pulsoximetrie unentbehrlich. Sie applizieren in Intubationsbereitschaft körpergewichtsadaptiert Sedativum (z. B. Dormicum) und Analgetikum (z. B. Dipidolor). Frage 616 ....................................... ist zu tun, wenn die Reposition der erstluxierten ? Was Schulter nicht gelingt? ! Scheitert die Reposition, ohne dass z. B. begleitende Frakturen erkennbar sind, kann zum einen die Muskelbepackung zu stark, zum anderen der Limbus eingeschlagen sein. Ein Versuch der geschlossenen Reposition mit Muskelrelaxans erfordert wiederum eine Allgemeinanästhesie und sollte in OP-Bereitschaft stattfinden, falls auf die offene Reposition umgestiegen werden muss. Bei Kindern sollte auch bei geschlossener Reposition in jedem Fall die Allgemeinanästhesie durch einen Anästhesisten in Erwägung gezogen werden. – HWS-Verletzungen: Densfrakturen werden im Röntgen oft nicht gesehen, wenn keine DensZielaufnahme durch den geöffneten Mund erfolgt. Im zervikothorakalen Übergang werden Frakturen oft übersehen, weil in der Seitaufnahme ohne Längszug an den Armen oft nur C6 gerade noch abgebildet ist. Diskoligamentäre Verletzungen der HWS sind in der dynamischen Durchleuchtung durch vermehrte Aufklappbarkeit erkennbar. Ein MRT steht bei der Initialdiagnostik in der Regel nicht zur Verfügung. – Kapsel- und Bandverletzungen im Kniegelenk: Bei Oberschenkelfrakturen sind häufig Kreuzbandrupturen zu beklagen, wenn die Gewalt nicht direkt auf den Oberschenkel eingewirkt hat. Kapsel-Band-Verletzungen fallen häufig erst in der Mobilisierungsphase auf. – Verletzungen Klavikula und AC-Gelenk, Luxation der Schulter: Häufig in der Erstdiagnostik übersehen und in den Standardthoraxaufnahmen nicht mit abgebildet. – Kalkaneusfrakturen, Verletzungen/Frakturen Metatarsale und Zehen: Die „kleineren“ Frakturen der unteren Extremität fallen häufig leider erst in der Mobilisierungsphase der Patienten auf, wenn Schmerzen bei der Physiotherapie beim Gehen angegeben werden. – Fingerfrakturen, Fingerluxation, SL-Band-Dissoziation, Frakturen der Karpale und Metakarpale: Ebenso wie am Fuß werden die „kleineren“ Verletzungen an der Hand oft übersehen. Hier gerade, weil die Hände für das Legen von venösen und arteriellen Zugängen in der Schockraumphase nur kurz zur nativen, klinischen Diagnostik zur Verfügung stehen und Hämatome danach häufig auf ärztliche Maßnahmen zurückgeführt werden. Frage 618 ....................................... nehmen Sie einen Stiff-Neck bei bewusstlosen, ? Wann präsumptiv HWS-Verletzten ab, der seitens des Notarztes oder der Rettungskräfte angelegt worden ist. ! Die Diagnostik richtet sich nach den Anforderungen der therapierenden Klinik. Ist der geschilderte Unfallmechanismus geeignet, eine HWS-Verletzung herbeizuführen? Dies kann bei alten Menschen prinzipiell jeder Sturz zur ebenen Erde sein, der äußerlich vielleicht nur zu einer Kinnplatzwunde geführt hat. Frakturausschluss kann im Röntgen der HWS in 2 Ebenen gewährleistet 136 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Frage 614 ....................................... ? Wie verfahren Sie beim wachen Patienten? ! Prinzipiell genauso, die Angaben von Schmerzen, insbesondere Druckschmerz über den Dornfortsätzen und Bewegungsschmerzen beim Lagern sind nur vage Anhaltspunkte häufig unter Analgetikagabe und dem störenden Gefühl des Stiff-Neck falsch negativ. Frage 620 ....................................... gesetzlichen Absicherungen gibt es für An? Welche gehörige und fremde Ersthelfer im Rahmen von Verkehrsunfällen? ! Mit der Hilfeleistung zugunsten Verletzter in Notfallsituationen ist gelegentlich auch die Gefährdung bzw. Eigenschädigung des Ersthelfers an dessen Gesundheit bzw. Gütern verbunden. Der Ersthelfer kann grundsätzlich Ersatz der eigenen Aufwendungen für unvermeidbaren Schaden (z. B. Reinigungs- oder Wiederherstellungskosten seiner im Rahmen der Hilfeleistung beschädigten Kleidung) vom Verletzten (= Geschäftsherrn) bzw. u.U. von dessen Haftpflichtversicherung verlangen. In aller Regel kann der Ersthelfer seine Schadensersatzansprüche aber nicht nur beim Verletzten (s.o.), sondern – oftmals wesentlich leichter – auch direkt bei den zuständigen gesetzlichen Unfallversicherungsträgern geltend machen. So ist der Ersthelfer kraft Gesetzes beitragsfrei im Rahmen der gesetzlichen Unfallversicherung gegen 5.2 Frage 619 ....................................... Frage 621 ....................................... ? Welche Differenzialdiagnosen zum retro- und parasternalen Schmerz fallen Ihnen aus unfallchirurgischer Sicht ein? ! Wenn Rippenfrakturen und Sternumfrakturen ausgeschlossen wurden (Airbag? Anpralltrauma? Zeichen der Contusio cordis? Gurtmarke?), kardiologische Differenzialdiagnosen ausscheiden, Refluxösophagitis und segmentbetonte Schmerzen wie bei einer Interkostalneuralgie ausscheiden, sind als Raritäten u. a. noch das Tietze-Syndrom und das Da-Costa-Syndrom denkbar: – Tietze-Syndrom: schmerzhafte Schwellung der Knorpel-Knochen-Grenze der oberen Rippenansätze am Sternum (Überlastungsmikrofrakturen). – Das Da Costa-Syndrom ist eine Ausschlussdifferenzialdiagnose der KHK und bezeichnet funktionelle Thoraxschmerzen. Diese Diagnosen sind jedoch bei Patienten auf Intensiv- und Observationsstationen aufgrund der mannigfaltigen Differenzialdiagnosen des retrosternalen Schmerzes nur mit äußerster Zurückhaltung zu stellen. .......... 137 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Unfallchirurgie alle erdenklichen Personen- und Sachschäden versichert, die ihm bei der Hilfeleistung widerfahren. Bei Körperschäden hat der Ersthelfer bei Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen Anspruch auf kostenlose Heilbehandlung, Verletzten- bzw. Übergangsgeld, besondere Unterstützung, Berufshilfe und Verletztenrente. Sollte der schwerwiegendste Unglücksfall eintreten und der Ersthelfer bei der Hilfeleistung zu Tode kommen, haben seine Hinterbliebenen Anspruch auf Rente und Sterbegeld. Erleidet der Ersthelfer im Rahmen der Hilfeleistung Sachschäden (z. B. an seiner Kleidung oder an seinem zur Sicherung der Unfallstelle abgestellten Kraftfahrzeug), so werden diese ebenfalls im Rahmen der gesetzlichen Unfallversicherung entschädigt. Die Leistungen der gesetzlichen Unfallversicherung setzen einen formlosen Antrag beim zuständigen Versicherungsträger voraus. Dies ist das jeweilige Bundesland, in dem es zu dem Schaden des Ersthelfers gekommen ist bzw. der vom Land ermächtigte gemeindliche Unfallversicherungsträger (http://regelwerk.unfallkassen.de/daten/inform/I_8512.pdf ). Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. werden, sofern die seitliche Aufnahme bis C7 reicht (ggf. Längszug an der Armen bei der Aufnahme oder sog. Schwimmeraufnahme). Eine Dens-Zielaufnahme mit dem Dens axis im Zentralstrahl ist sinnvoll. Bei Zweifel CT der HWS, großzügig, wenn die Indikation zum CCT ohnehin besteht. Danach kann der Stiff-Neck abgenommen werden. Zum Ausschluss diskoligamentärer Verletzungen steht in der Notfallsituation das MRT als sensitivste Untersuchung in der Regel nicht zur Verfügung (oder nur bei Kindern und Schwangeren), daher als beste Untersuchung immer dynamische Durchleuchtung der HWS von lateral unter dem BV anstreben. Dabei können Störungen des ligamentären Alignements und segmental atypisch vermehrte Aufklappbarkeiten erkannt werden. Kliniken, die keine knöchernen und diskoligamentären Verletzungen der HWS operativ sanieren können, sollten im Zweifel dringend an ein Zentrum weiterverlegen. werten Sie die rechtlichen Möglichkeiten zur ? Wie Anbringung von Bettgittern und Fixierungen? ! Zunächst verstößt die Maßnahme gegen die Operative Intensivmedizin Grundrechte im GG Artikel 2 zur Freiheit der Person. Daher ist eine Freiheitsbeschränkung durch Fremdbestimmung zunächst bei betreuten wie „unbetreuten“ Patienten auf den Grundlagen von §34StGB, §228 BGB oder per PsychKG möglich. Bei Betreuten treten die Möglichkeiten aus §1906BGB hinzu. In den dort aufgezeigten Grenzen kann ein Betreuer – mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts – einen Betreuten unterbringen („einweisen“) lassen oder mittels anderer Maßnahmen (z. B. Fixierungen/Bettgitter) die Bewegungsfreiheit einschränken. Wo keine Betreuung eingerichtet ist, muss vor freiheitsberaubenden Maßnahmen ein Richter eingeschaltet werden. Im Zweifel und in der Not entscheidet der Arzt wie immer allein aufgrund der Abwendung von Gefahr für Leib und Leben des Patienten (Selbstgefährdung) durch die Geschäftsführung ohne Auftrag bis ein Betreuer oder Richter erreichbar ist. Frage 623 ....................................... ? Bei einer 83-jährigen Patientin, die Sie wegen einer Spondylodiszitis BWK 11/12 dorsoventral operiert haben, weist der Mikrobiologe im intraoperativen Abstrich Mycobacterium tuberculosis nach. Was ist zu bedenken? ! Mit dem Nachweis der Tuberkuloseerreger (Krankheit) ist die gesetzliche Meldepflicht an das zuständige Gesundheitsamt des Heimatortes des Patienten gegeben. Bei sicherem Nachweis (z. B. mittels PCR) sollten Sie mit einer 4fachen Kombination standardisiert therapieren: – Rifampicin, – Isoniazid, – Ethambutol, – Pyrazinamid. m Unbedingt ist ein Mikrobiologe mit in die Behandlungsmaßnahmen einzubeziehen. Zunächst muss eine floride Lungen-Tbc ausgeschlossen werden, die Übertragung durch Aerosole aus der Wunde (z. B. bei der Spülung im OP) ist zwar möglich, jedoch auf der Station extrem unwahrscheinlich. Röntgen-Thorax und Ausschluss von Erregern im Morgensputum oder Magennüchternsaft an 3 aufeinander folgenden Tagen sind die nächsten Schritte. Eine Isolierung des Patienten ist bei Ausschluss einer pulmonalen Tbc nicht erforderlich. Standardhygiene ist bei Wundkontakt ausreichend. Frage 624 ....................................... ? Nennen Sie Formen der pathologischen Atmung! ! – Cheyne-Stokes-Atmung: Anschwellen bis zur maximalen Atemtiefe, anschließendes Aussetzen der Atemtätigkeit, nach einer Pause setzt die Atmung mit zyklisch zunächst kleineren, dann größer werdenden Atemzügen wieder ein. Prognostisch schlechtes Zeichen bei Herzund Gehirnerkrankungen oder -schäden. – Biot-Atmung: Wiederkehrende, kurzdauernde Atemstillstände, dazwischen Atemzüge von gleicher Tiefe. Bei Störungen des Atemzentrums durch Hirnverletzung, erhöhter intrakranieller Druck bei Hirntumor, Hirnödem, Hirnblutungen. – Kussmaul-Atmung: Regelmäßige und tiefe Atmung (durch gespitzte Lippen), Azidoseatmung (typischer Geruch der Atemluft!) bei diabetischem oder urämischem Koma. – Maschinenatmung: Tiefe und schnelle Atemzüge mit Hyperventilation, z. B. bei SHT. Frage 625 ....................................... müssen Sie bei i. v.-Drogen-Konsumenten bei der ? Was Versorgung einfacher Verletzungen in der Ambulanz beachten? ! Erstens besteht ein eventuelles Ansteckungsrisiko für das Personal, da dieser Personenkreis unbedingt zu den Risikogruppen für Hepatitiden und HIV gehört. Ein weiteres Risiko besteht bei der Applikation von Lokalanästhetika, Sedativa, Analgetika und Narkotika, z. B. kann die Wirkung wegen übermäßiger Gewöhnung völlig ausbleiben oder vital bedrohlich hohe Mengen erforderlich machen, zum anderen sind pathologische Reaktionen zu befürchten, auch Kreuzreaktionen auf evtl. zuvor konsumierte Drogen. Die Personengruppe sollte während der ambulanten Behandlung permanent unter Aufsicht sein (achte auf Rezeptblöcke, Zugang zu Medikamenten, Infusionen, Spritzen usw.). Paradoxe Reaktionen (Flash-backs, psychogene Delirzustände und Aggression) sind beim Legen von Kanülen und Gabe von Spritzen immer wieder zu erleben. Alleine das Sehen der Nadel kann zu einem Erwartungsdruck des Kicks führen und psychotische Zustände hervorrufen. Nie alleine am Patienten arbeiten. 138 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Frage 622 ....................................... sodass Sie als Unfallchirurg generell gut beraten sind, sich anhand der Merkblätter der BG für die Chemische Industrie zu orientieren. Die Giftnotrufzentrale kann Ihnen bei spezifischen Fragen zu Substanzen ebenso weiterhelfen. Bei der Verätzung mit Flusssäure, besser Fluorwasserstoffsäure (HF), kommt es zu einer raschen Koagulationsnekrose. Frage 627 ....................................... gehen Sie bei diesem Patienten therapeutisch ? Wie vor? ! Einhergehend, auch mit topischem Kontakt (eine Ingestion ist hierzu gar nicht erforderlich) mit Fluorwasserstoffsäure ist ein erheblicher Calciumverbrauch mit konsekutiver Hypokalziämie, die u.U. einen erheblichen Substitutionsbedarf aufweist. Dies ist bedingt durch das Ausfällen des schwer löslichen Calciumfluorids. Kardiale Reizleitungsund Rhythmusprobleme sowie tetanische Symptome machen ein Intensivmonitoring mit engmaschiger Kontrolle des Calciumspiegels und situationsadäquater u.U. hochdosierter Calciumgabe notwendig. Frage 628 ....................................... Patient hat versehentlich Kalilauge ingestiert, was ? Ein ist zu beachten? ! Eine Kolliquationsnekrose steht zu befürchten; die Lauge durchdringt das Gewebe schnell und schädigt es. Keine Absaugungen wegen Perforationsgefahr. Trinken von Milch (Neutralisation der Lauge) und kaltem Wasser (Kühlung), kein Erbrechen induzieren wegen Gefahr der Hohlorganruptur, Gabe von Steroiden über mehrere Wochen zur Prävention der Bildung ösophagealer Narbenstrikturen. 5.2 ! Es handelt sich um einen meldepflichtigen D-Fall, Frage 630 ....................................... Diagnostik und intensivmedizinische Behand? Welche lung ist beim Barotrauma indiziert? ! – Diagnostik: Jede Form der Diagnostik, die nur akademischen Charakter hat und zu keiner therapeutischen Konsequenz führt, sollte unterlassen werden. Die Anamnese und die ärztliche Untersuchung (auch HNO-Konsil, ggf. Augen-Konsil, EKG, Röntgen-Thorax, Labor, BGA, ggf. LuFu) sind ausreichend. – Behandlung: Sauerstoffgabe ist wie immer das Notfallmedikament der 1. Wahl, 100 % mit max. FiO2 unabhängig von Blutgas- oder Sättigungswerten, Ziel ist die beschleunigte Stickstoffauswaschung. Beim leichten wie beim schweren Barotrauma unverzüglich Transport in eine geeignete Spezialklinik mit Druckkammer und Möglichkeit zur hyperbaren Oxygenierung zur Rekompression. Frage 631 Frage 629 ....................................... ? Welche Symptome stellen Sie bei der Taucherkrankheit fest? ! Bei der Caisson-Krankheit (Dekompressionserkrankung) werden häufig beim Auftauchen die notwendigen Dekompressionsstops und -zeiten seitens des Tauchers nicht eingehalten (oder auch der Rückflug aus dem Urlaub zu schnell nach dem letzten Tauchgang angetreten) oder es ....................................... kann vorliegen, wenn nach einer Intubation ? Was keine Gasinsufflation möglich ist? ! – Abknicken (Kinking) des Tubus, – Cuffhernie, – ausgeprägter Bronchospasmus (auskultatorisch: „silent lung“), – Patient presst gegen Beatmung, da noch oder wieder wach. .......... 139 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Unfallchirurgie Chemielaborant hat sich im Rahmen seiner Arbeit ? Ein mit Flusssäure verätzt. Was können Sie dazu sagen? liegen bei interstitiellen Lungenerkrankungen, Entzündungen der Schleimhäute, Behinderungen des normalen Druckausgleiches vor. Symptome der DCS: – Grad I: Hautsymptome, Hautjucken („Taucherflöhe“), Gelenkbeschwerden („bends“). – Grad II: schwere Erkrankung mit neurologischen (Wesensveränderung, Mittelhirnsyndrom, Hemiplegie, Krampfanfälle, Gleichgewichtsstörungen bei Embolie des Kleinhirns und/oder des Innenohrs, RM-Schäden bis zur Paraplegie im thorakolumbalen Übergangsbereich) und allgemeinkörperlichen Symptomen. – Grad III: Mischbild eines DCS Grad II mit arterieller Gasembolie infolge eines hyperbaren Barotraumas der Lunge (Dyspnoe, Husten, Heiserkeit, blutiger Auswurf, Pneumothorax bei peripherem Lungenriss, Mediastinalemphysem bei zentralem Lungenriss), Stenokardien, Rhythmusstörungen, kardiogener Schock, Trommelfellriss, Hörverlust, Tinnitus, Schwindel, Erbrechen, Aspiration, selten akutes Abdomen durch Hohlorganriss. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Frage 626 ....................................... Sie Gründe für unzutreffende Werte bei der ? Nennen Pulsoximetrie? Sie die Ursachen und Symptome einer Lun? Nennen genembolie (LE)? ! – Methämoglobinbildung, ! Ätiologisch kommt meist eine Phlebothrombose – – – – – – intravasale Farbstoffe (z. B. Fluoreszin), CO-Hämoglobin, störende Haut- /Nagelpigmentationen, Fehllage des Clips, Fremdlichteinfall, niedriges HZV. Frage 633 ....................................... ? Welche Thrombosefrühzeichen kennen Sie? ! – Druckschmerz an der Oberschenkelinnenseite Operative Intensivmedizin Frage 635 ....................................... (M. sartorius, M. gracilis), – Wadenkompressionsschmerz (Lowenberg), – bei Dorsalflexion des Fußes Wadenschmerz (Homans-Zeichen), – Kulissendruckschmerz, – Leistenschmerz, – Druckschmerz im Bereich des Adduktorenkanals, – Pratt-Warnzeichen (Pratt-Venen proximaler Unterschenkel medial), – Meyer-Druckpunkte im Verlauf der V. saphena magna, – Fußsohlenschmerz, – Payr-Zeichen: Druck, Handkantenschlag auf die Fußsohle. Frage 634 ....................................... ? Ist die Fixierung der Hände eines intubierten Patienten mit dem Argument der Selbstgefährdung zulässig? ! Ja die Fixierung ist zulässig, ausgehend von der Annahme, der Patient ist auf „Tubustoleranz“ sediert und agitiert dabei, sodass eine unbeobachtete Selbstextubation ihn zweifelsohne vital gefährden würde. Die freiheitsentziehende Komponente muss (wenn der Patient voraussichtlich länger nicht einwilligungsfähig sein wird) bei längerem Weaning, Durchgangssyndrom usw. seitens eines Amtsrichters (Betreuer muss benannt werden) bestätigt werden. Richtzeit sollten 48 h sein. Bei extubierten Patienten sollte die Eigengefährdung seitens eines Psychiaters bestätigt werden. der tiefen Bein- oder Beckenvenen nach z. T. längerer Immobilisation in Betracht. Es gibt jedoch auch fulminante Ereignisse z. T. intraoperativ (z. B. Aufbohrung des Markraumes mit hohem Druck führt zur Fettembolie). Die postoperative Thrombembolie in die Pulmonalarterie kommt häufig bei erster Mobilisierung oder Druckerhöhung durch die Bauchpresse vor. Die Gesamtletalität liegt etwa bei 5 %. Die Symptome sind vielschichtig und überlagern sich mit anderen postoperativ zu erhebenden Befunden. Klassischerweise werden plötzliche Dyspnoe, Hustenreiz, Zyanose, Tachykardie, Schwitzen, Kaltschweißigkeit, Tachypnoe und Thoraxschmerz (die letzten beiden Symptome bei fast allen Patienten) beobachtet. Vorhofflimmern, Extrasystolie, Todesangst, hämodynamische Instabilität, Übelkeit, Erbrechen, Hypotension und gestaute Halsvenen durch hohen ZVD können hinzutreten. Frage 636 ....................................... bereiten Sie einen Marcumar-Patienten auf eine ? Wie elektive Operation vor? ! Gerinnungskontrolle, Ursache der Marcumareinnahme? Gegebenenfalls kardiologische Einschätzung der Narkosefähigkeit und des kardiovaskulären Risikoprofils beim Absetzen des Marcumars. Ersatzweise niedermolekulares Heparin ab 10.– 14. Tag präoperativ, gewichtsadaptiert, auf 2 s.c.-Dosen täglich verteilt. Gegebenenfalls präund postoperative Vollheparinisierung mit 25.000 IE Heparin über 24 h im Perfusor. Gegebenenfalls präoperativ Anheben des Quickwertes wertadaptiert mit Vitamin K (z. B. Konakion-Tropfen). Frage 637 ....................................... diagnostizieren Sie ein Kompartmentsyndrom ? Wie beim beatmeten und analgosedierten Intensivpatienten? ! Unfallmechanismus und klinische Diagnose der Ursache. Brettharte Spannung der Extremität, Spannung der Haut aufgehobene Fältelung, Glanzhaut, Spannungsblasen. m Cave: Erhaltene periphere Pulse, massiver Anstieg der CK. Druckmessung mit piezoresistiver Druckmesssonde. Interpretation der Werte nur in Zusammenschau mit arteriellem Blutdruck, bei Schockpatienten Differenz zwischen Mitteldruck und 140 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Frage 632 ....................................... Frage 642 Gewebedruck beachten. Anhaltswert Gewebedruck: – ⬍ 30 mm Hg = drohendes Kompartmentsyndrom, – ⬎ 30 mm Hg = manifestes Kompartmentsyndrom. Das manifeste Kompartmentsyndrom ist eine operative Notfallindikation zur kompletten Faszienspaltung aller betroffenen Muskellogen. Bei bewusstlosen Patienten gilt im Zweifel die Devise „if you think about, do it“. ....................................... Frage 638 ....................................... ! Aufgrund der Engstellung im kapillaren Stromgebiet kommt es, insbesondere im Zuge eines septischen Geschehens, zu in der Peripherie fortschreitender Minderdurchblutung mit nachfolgender Ausweitung der tiefgradig verbrennungsgeschädigten Körperoberfläche. Dies macht nachfolgende weitere Nekrektomien erforderlich. ist der Unterschied zwischen tangentialer und ? Was epifaszialer Nekrektomie? ! Öffnen aller Gipse und Verbände, Entlasten der ! – Bei der tangentialen Nekrektomie werden Nervendruckpunkte, Weichbetten der betroffenen Extremität (nicht Hochlagern, dies verschlechtert zusätzlich die Sauerstoffversorgung), AV-Impulsdruckpumpe am Fuß, adäquate Volumentherapie, Beobachtung von CK und Kalium, regelmäßige (stündliche) Kontrolle der Klinik. oberflächliche Hautschichten entfernt bis auf blutende Areale im Bereich der Haut. – Bei der epifaszialen Nekrektomie werden allschichtig Hautareale und das darunter befindliche Fettgewebe bis auf die Muskelfaszie abgetragen. Dieses Verfahren findet bei drittgradigen Verbrennungen Anwendung. Frage 644 5.3 Plastische Chirurgie ....................................... Formen von thermischer Schädigung sind ? Welche Ihnen bekannt? Frage 639 ....................................... Verbrennungstiefen sind Indikation zur Ope? Welche ration? ! Verbrennung, Verbrühung, Lichtbogen, Starkstrom, Strahlenschäden, Erfrierung, chemische Schädigung. ! Verbrennung tief zweitgradig und drittgradig. Frage 645 Frage 640 ....................................... ? Wieviel KOF kann in der Regel in einer operativen Sitzung nekrektomiert werden? ! 20 % KOF. Frage 641 ....................................... Patient nach Pkw-Unfall, der im brennenden Auto ? Ein aufgefunden und geborgen wurde, wird bewusstlos in die Notaufnahme der Klinik gebracht. Mit welchen Verletzungen müssen Sie neben üblichen Traumafolgen besonders rechnen? ! – Verbrennungen der Körperoberfläche, – Barotrauma, – Inhalationstrauma. ....................................... ? Worauf ist bei Starkstromverletzungen zu achten ! Ein- und Austrittstelle des Starkstromes sind meist umschriebene drittgradige Verbrennungsareale. Der Stromdurchfluss durch den Körper geschieht entlang der Leitungsbahnen. Zu beachten sind Herzrhythmusstörungen sowie häufig ausgedehnte Muskelschädigungen, Myolysen. Zu achten ist auf Myoglobinurie, Crush-Niere. Frage 646 ....................................... Sie die wichtigste lokale Erste-Hilfe-Maßnah? Nennen me bei der Verbrennung und den Zeitraum. ! Initiale intermittierende Kühlung für 15 – 20 min. .......... 141 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Plastische Chirurgie ? Wie wird das „Präkompartment“ therapiert? 5.3 Frage 643 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. ....................................... ? Was versteht man unter dem Begriff „Nachbrennen“? Frage 647 ....................................... ? Welche Symptome kennzeichnen die CO-Vergiftung? ! – Kopfschmerzen, Interventionsmöglichkeiten gibt es beim ? Welche Strahlenschaden? ! – Débridement, Schwindel, Erbrechen, Sehstörungen, Bewusstlosigkeit, Kreislaufstörungen, Krämpfe, Tod. – Lappenplastik, – nur in Ausnahmefällen Spalthauttransplantat. Frage 651 ....................................... Todesursachen bei Verbrennungspatienten ? Welche gibt es geordnet nach der Häufigkeit? Frage 648 ....................................... ? Welche Formen von Elektroverbrennungen gibt es? ! – Echte Kontaktverbrennungen, ! – Schock, – Bronchopneumonie, – Sepsis, – Herzversagen. – Lichtbogenverbrennungen (Hochspannungsverletzungen mit mehr als 1000 Volt). Frage 649 ....................................... Operative Intensivmedizin ? Wie ist das Vorgehen bei einer Erfrierung? ! – Parallel zur Verbrennung, jedoch zurückhaltender, – langsame Aufwärmung, – antiseptische Verbände, – ggf. chirurgisches Vorgehen. 142 . . . . . . . . . . Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jahn, U.-R., H. K. Van Aken: Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (ISBN 9783131365118) © 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. – – – – – – – Frage 650 .......................................