Warndienst Ackerbau Nr.13 30.05.2017

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Landwirtschaftsamt Bruchsal
Am Viehmarkt 1
76646 Bruchsal
Tel.: 0721/93688-670
Ansprechpartner:
Christian Erbe
mobil: 0176/34917190 mail: [email protected]
Warndienst Ackerbau Nr.13
30.05.2017
Wir informieren Sie über Winterweizen,
Futtererbsen, Feldrandhygiene und Termine.
Zuckerrüben,
Sommergerste,
Mais,
Ackerbau
Winterweizen:
In den frühen Gebieten bzw. in frühen Sorten (Ambello, Rubisco, etc.) hat der Weizen letzte
Woche zu blühen begonnen, der restliche Weizen befindet sich im Ährenschieben. Eine
weitere Ausbreitung von Gelbrost wurde nach der Hitzeperode vergangenes Wochenende
nicht festgestellt. Demnach haben durchgeführte Maßnahmen gut gewirkt. Auch Mehltau
hat sich nicht weiter ausgebreitet. Septiria tritici ist nach wie vor fast gar nicht vorzufinden.
Es bleibt abzuwarten, ob die günstigen Infektionsbedingungen in der ersten Maihälfte zu
Infektionen geführt haben oder nicht. Falls ja sollten diese Infektionen nächste Woche
sichtbar werden. Mit einsetzender Blüte steht nun die Blütenbehandlung im Weizen an um
die Gefahr von Fusarium- bzw. Braunrostbefall zu minimieren. Vorab einige Informationen
zu Fusarium. Fusariumpilze dienen generell dem Abbau von organischem Material (Stroh,
Erntereste) in anorganisches Material (Streuzersetzer). Neben dieser postiven Eigenschaft
können Sie aber auch Mykotoxine bilden, welche sich nach der Infektion der Ähre im Korn
anreichern. Für diese Mykotoxine (z.B. DON) gibt es EU weite Grenzwerte (DON=1250
ppm) welche nicht überschritten werden dürfen. Deshalb ist die Blütenbehandlung von
entscheidender Bedeutung.
Befallsfördernde Faktoren:
Anfällige Sorten (BSA Einstufung Fusarium > 4), Vorfrüchte wie Körnermais, Silomais oder
Zuckerrüben und viele Erntereste zum Zeitpunkt der Blüte des Weizens (z.B. durch nicht
wendende Bodenbearbeitung ohne Strohzerkleinerung) erhöhen generell die Gefahr von
hohen Mykotoxinbelastungen des Ernteguts.
Witterung:
Entscheidend für die Ausbreitung von Fusarium sind die Bedingungen vor, während und
nach der Blüte. Feuchtwarme Bedingungen vor der Blüte lassen die Sporenlager auf den
Ernteresten heranreifen. Diese Bedingungen waren die vergangenen 2 Wochen eher nicht
gegeben. Temperaturen zwischen 20°C – 25 °C während der Blüte gekoppelt mit
Niederschlägen > 2mm führen zum Ausschleudern der Sporen aus den Sporenlagern und
anschließend zur Infektion der geöffneten Ährchen. Fusarium kann nur während der
Blüte infizieren, weil in diesem Moment die Ährchen geöffnet sind und der Pilz durch
diese Öffnungen in das Korn eindringen kann! Auf Grund der vorhandenen Trockenheit
empfehlen wir Fusariumbehandlungen dieses Jahr nur im Anschluss an Regenereignisse
durchzuführen und nicht im Voraus wennn Regen gemeldet ist. Abschließend förden
feuchtwarme Bedingungen nach der Blüte eine schnellen Ausbreitung des Pilzes in der
Ähre und vermutlich auch zu einer erhöhten Mykotoxinproduktion.
Behandlungszeitpunkt:
Eine gezielte Fusariumbehandlung kann nur zu
Beginn bis Mitte der Blüte erfolgen. Davor oder
danach
bringen
Behandlungen
keinen
Bekämpfungserfolg. Leichte Taunässe bzw. hohe
Luftfeuchte verbessern das Eindringen des
Wirkstoffs
in
die
Ähre.
Deshalb
Fusariumbehandlungen
in
den
frühen
Morgenstunden durchführen. Behandlungen um die
Mittagszeit bei momentanen Temperaturen von
über 25°C dienen eher der Beregnung des
Winterweizens als der Fusariumbekämpfung. Meist
blühen die Bestände nicht gleichmäßig ab
(Kraichgau = weiter entwickelte Kuppen als
Senken). Hier ist die optimale Terminierung der
Fusariumbehandlung schwierig. Auf Grund der
bisher
wenig
erfolgten
bzw.
gemeldeten
Regenereignisse,
sollten
Sie
sich
beim
Behandlungszeitpunkt eher an den Senken als an
Blüte Winterweizen
den Kuppen orientieren, auch weil dort der
Foto: G. Münkel
Pilzdruck am höchsten ist.
Nach dem Fusariumjahr 2016 dürfen wir aber auch nicht vergessen, dass neben Fusarium
auch Braunrost zu erheblichen Ertragsminderungen führen kann. Braunrost hat im
Vergleich zu Fusarium einen niedrigeren Feuchteanspruch und vermehrt sich demnach
rasant bei trockenen und heißen Bedingungen.Durch die kurze Inkubationszeit von 7-10
Tagen vergeht nur wenig Zeit vom Feststellen der ersten Pusteln bis zu einer
flächendeckenden Epidemie. Für den Befall von Braunrost waren die Bedingungen der
vergangenen 2 Wochen ideal. Demnach wurde vergangene Woche auf dem Versuchsfeld
Ladenburg vermehrt Braunrost festgestellt.
Chemische Bekämpfung Fusarium/Braunrost:
Absoltue Top Produkte bei der Bekämpfung von Fusarium sind Osiris und Prosaro, wie die
Versuchsergebnisse des LTZ aus dem Fusariumjahr 2016 belegen (Versuchsergebnisse
LTZ). Auf Schlägen mit Maisvorfrucht, anfälliger Sorte und vielen Vorfruchtresten sollten
diese Mittel zum Einsatz kommen. Ist auf bereits blühenden Beständen noch keine
Fungizidmaßnahme erfolgt, so sollte die Aufwandmenge von Osiris 2,5 l/ha betragen, bei
einer Vorlage eines Carboxamid/Azol/Strobilurin Mischung genügen 2,0 l/ha. Die
Aufwandmenge von Prosaro sollte unabhängig von der Vorlage 1,0 l/ha betragen, damit die
Braunrostwirkung ausreichend lange anhält. Bei nicht anfälligen Sorten und Vorfrüchten wie
Raps, Soja, Getreide und Erbsen kann dieses Jahr bei momentan trockenen Bedingungen
eine Bekämpfung mit Schwerpunkt Braunrost und Nebeneffekt auf eine schwache
Fusariuminfektion ausreichend sein. Hier können Produkte auf Tebuconazolbasis (z.B.
Folicur,Ceralo, Ampera, Soleil, Matador, etc.) ausreichend sein. Wer die Fusariumwirkung
dieser Produkte aufwerten möchte, kann diesen noch die Spitzenprodukte Prosaro oder
Osiris in reduzierter Aufwandmenge hinzufügen (z.B. Osiris 1,5 l/ha + Folicur 0,5 l/ha) oder
Prosaro 0,8 l/ha + Folicur 0,5 l/ha). Die separate Behandlung mit DON-Q zu einem späteren
Zeitpunkt wie die normale Fusariumbehandlung brachte laut den Versuchsergebnissen der
LTZ keine DON Reduzierung. Wer also DON Q einsetzen möchte sollte dies zum
Mischpartner der Blütenbehandlung (z.B. Proline oder Folicur) hinzufügen und nicht separat
zu einem späteren Termin behandeln.
Zusammengefasst bleibt zu sagen, dass die Fusariumbehandlung von den
Regenereignissen dieser und nächster Woche abhängt. Auf „Fusariumschlägen“ geht nach
Niederschlagsereignisse an den Top Produkten Osiris und Prosaro kein Weg dran vorbei
(Behandlung spätestens 2 Tage nach Regenereignis). Auf allen anderen Standorten
genügen nach derzeitigem Witterungsverlauf Produkte auf Tebuconazolbasis oder mit
Prosaro und Osiris aufgewertete Tebuconazolprodukte. Bleiben die Niederschläge aus und
die Blüte erfolgt unter trockenen Bedingungen, so kann die günstigste Variante mit einem
hochaufgeladenen Tebuconazolprodukt gegen Braunrost ausreichen.
Der Druck durch Läuse und Getreidehähnchen ist gering, eine Behandlung wird momentan
nicht empfohlen. Resistenzen von Getreidehähnchen gegenüber Pyrethroiden wurden
bisher nicht beobachtet. Bitte bedenken Sie bei jeder geplanten Insektizidmaßnahme daran,
dass auch Nützlinge wie z.B. Marienkäfer miterfasst werden. Wägen Sie den Schaden an
den Nützlingen durch den Einsatz von Insektiziden gegenüber dem durch Schädlingen
verursachten Schaden am Weizen ab und entscheiden Sie erst dann. Die Schadschwelle
beim Getreidehähnchen liegt bei 20% geschädigter Blattfläche bzw. 1 Ei/Larve je Halm. Bei
Läusen gilt der Richtwert von 20% durch Läuse befallener Pflanzen.
Zuckerrüben
Die Unkrautbekämpfung ist zumeist abgeschlossen, die Rüben wachsen beachtlich schnell
und werden bald die Reihen schließen. Vereinzelt können auf leichten Standorten
Trockenstress beobachtet werden. Auch Läuse sind in den Schlägen teilweise vorzufinden.
Falls noch nicht geschehen sollte vor Reihenschluss Bor gespritzt werden. Bei Bedarf
Beratung anfordern.
Sommergerste
Die Sommergerste schiebt im überwiegenden Teil des Beratungsgebietes die Grannen.
Nun ist der ideale Zeitpunkt für eine Fungizidmaßnahme. Auf Grund von Wirkungsverlusten
von Fungiziden aus der Gruppe der Carboxamide (Bontima, Seguris, Adexar, Ceriax,
Aviator Xpro, Skyway Xpro etc.) gegenüber Ramularia muss bei entsprechenden Produkten
die Zugabe eines chlorthalonilhaltigen Mittels (Amistar Opti oder Credo) erfolgen um
Resistenzen vorzubeugen. Credo ist in Sommergerste bis Beginn Ährenschieben
zugelassen. Gegenüber anderen Pilzkrankheiten wie Rhynchosporium und Netzflecken
weisen Carboxamide weiterhin eine sehr gute protektive Leistung auf und sollten deshalb
weiterhin zum Einsatz kommen. Eine Zugabe von z.B. Camposan Extra oder Cerone 660
gegen Ährenknicken ist bis zum Stadium 49 (Grannenspitzen/“Pinselstadium“) möglich. Auf
Grund der trockenen Witterung wird hiervon aber abgeraten. Die Hitze und Trockenheit
erfüllen die Aufgabe des Wachstumsreglers kostenlos.
Mais
Die Herbizidbehandlungen sollten zum Abschluss kommen. Bitte keine Behandlungen bei
Temperaturen >25°C durchführen. Besonders Gräsermittel und Abrenner (Buctril, Certrol B,
B 235) können bei hohen Temperaturen und/oder hoher Sonneneinstrahlung zu
Kulturschäden führen. Eine Behandlung von Problemunkräutern wie Disteln (mit z.B. Arrat +
Dash oder Mais-Banvel WG) oder Winden (mit z.B. Effigo oder Lontrel) sollte vor der
eigentlichen Herbizidmaßnahme erfolgen, da diese sonst durch das Standardherbizid
angeschlagen sind und nicht mehr genügend Wirkstoff aufnehmen. Hierfür sollten die
Unkräuter zwischen 15- 20 cm hoch sein, bzw. 20 cm lange Triebe haben. Bei der
Herbizidmaßnahme haben sich eine Kombination aus boden- u. blattaktiven Wirkstoffen
bewährt. Werden keine späteren Hirsewellen erwartet (sehr wenige Sommerungen in der
Fruchtfolge) kann bei einer etwas späteren Spritzung auf den hochpreisigen Bodenpartner
verzichtet werden. Denke Sie an die späte N min Probe beim Maisanbau im
Wasserschutzgebiet. Bitte achten Sie auf das Verbot von terbuthylazinhaltigen Herbiziden in
Wasserschutzgebieten. Bei Mais nach Mais dürfen keine nicosulfuronhaltigen Herbizide
eingesetzt werden. Auf Standorten mit Erdmantelgras wird eine Notfallzulassung des
Herbizides Permit erwartet, könnte jedoch für unsere Region etwas zu spät kommen.
Erbsen
Im Beratungsgebiet wurde seit vergangenem Wochenende vermehrt Blattlausbefall
festgestellt. Bitte kontrollieren Sie Ihre Bestände. Die Läuse sitzen sehr verdeckt in den
eingerollten Blättern und Blütenknospen, daher lassen sie sich nur schwer finden. Bei Befall
mit dem Nützlingsschonenden Produkt Pirimor behandeln. Dieses Produkt darf zwei Mal
eingesetzt werden. Sie verhindern somit die Gefahr einer Infektion mit Nanovieren. Dies war
im Jahr 2016 oft der Grund, warum die Kornerträge so niedrig ausgefallen sind. Die
Symptome zeigen sich v.a. in nesterweise stark gestauchten Pflanzen. Bitte melden Sie sich
bei verdächtigen Pflanzen, damit wir diese zur Untersuchung einschicken können.
Feldrandhygiene
Bitte mulchen Sie Ihre Feldränder, da sich sonst besonders Trespenarten stak in der Fläche
ausbreiten können.
Rechtliche Neuerungen
Neue Anwendungsbestimmung für Chloridazon (z. B. Rebell, Pyramin)
Für die Anwendung von Chloridazon gelten seit letztem Jahr verschärfte Anwendungsbestimmungen. Grund hierfür sind die weiterhin hohen Werte eines Metaboliten von
Chloridazon im Grundwasser. Wie bisher gilt der freiwillige Verzicht in
Wasserschutzgebieten. Wir bitten Sie auch in Wasserschutzgebieten gänzlich auf den
Wirkstoff Chloridazon zu verzichten. Auf allen sandigen Böden mit weniger als 17 % Ton und
weniger als 50 % Schluff ist die Anwendung von Chloridazon verboten. Ohne
Bodengutachten gilt das Verbot auf allen Böden mit weniger als 17 % Ton, also auch auf
sandigem und lehmigem Schluff! Im Ergebnis der EUF-Untersuchung ist die
Anwendbarkeit von Chloridazon angegeben (Keine Anwendung bei EUF Bodenart 0-3).
Die Einhaltung der neuen Anwendungsbestimmungen werden von der unteren
Landwirtschaftsbehörde kontrolliert.
Neue Auflagen für die Anwendung von Pendimethalin (z.B. Stomp Aqua)
Bitte beachten Sie, dass für die Wirkstoffe Pendimethalin und Prosulfocarb seit Kurzem
neue, zusätzliche Anwendungsbestimmungen:
NT 145 Das Mittel ist mit einem Wasseraufwand von mind. 300l/ha auszubringen. Das Mittel
darf nur mit einem Gerät ausgebracht werden, das in der jeweils aktuellen Liste der
abdriftmindernden Geräte mit 90% Adriftminderung eingetragen ist (auf der gesamten
Fläche).
NT 146 Die Fahrgeschwindigkeit bei der Ausbringung darf 7,5 km/h nicht überschreiten.
NT 170 Die Windgeschwindigkeit darf bei der Ausbringung 3m/s nicht überschreiten
Zulassungen
Die Aufbrauchsfrist für Bravo 500 endet am 30.10.2017
Generelle Information über Zulassungstand von Pflanzenschutzmitteln:
Onlinedatenbank des BVL
Pflanzenschutzgerätekontrolle (Spritzentüv)
Liste von anerkannten Kontrollstellen für Pflanzenschutzgeräte
Checkliste Eigenkontrolle Pflanzenschutzgeräte
Termine
Do. 01.06 Versuchsfeldtag ZG/BDA
Betrieb Walz, Gondelsheim, 10:00 – 14:00 Uhr
Vorstellung von Sortenversuchen in Winterweizen und Winterraps
Gemeinsames Mittagessen
Marktbericht und Ausblick
Fr. 09.06 Versuchsfeldtag Landwirtschaftsamt Bruchsal/RP KA/ LTZ
14:00 bis 19:00 Uhr Zentrales Versuchsfeld Münzesheim
Infos folgen im nächsten Warndienst
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