Gedankenexperimente auf der Leinwand – über den Erkenntniswert von Science-Fiction Filmen 1. Präliminarie Fiktion ist eine Realität, die, wenngleich nicht wirklich, so doch möglich ist. Diese Definition von Fiktion möchte ich meinem Beitrag voranstellen; sie ist gleichsam sein Leitmotto, denn ich denke, dass in diesem einen Satz etwas Wesentliches über Realität zum Ausdruck kommt – wofür ich im Folgenden unter Verweis auf das Genre des Science-Fiction Films argumentieren werde. 2. Vision – Fiktion – Utopie Sowohl geistiger als auch gesellschaftlicher Fortschritt erwächst aus Visionen; zuweilen wird sogar wissenschaftlicher Fortschritt in entscheidendem Maß durch sie geprägt, durch einen einzigen kreativen Denkakt, der zu Beginn einer solchen Entwicklung steht und oftmals nicht mehr ist als eine vage Idee. Nichts anderes sind Fiktionen, von denen es zwei Arten zu unterscheiden gilt: zum einen gibt es die Sorte von Fiktionen, die irgendwann verwirklicht werden; es gibt aber auch Fiktionen, die durch andere eingeholt, revidiert oder überholt werden – also nie die Realität konstituieren. Beide Arten kann man auch unter anderem Namen fassen: Fiktionen, die Wirklichkeit werden, werden auch als Zukunft bezeichnet; die Bezeichnung der anderen Art ist Utopie – eine Fiktion also, die nirgends und zu keinem Zeitpunkt zu ihrer Verwirklichung findet und somit (im besten Fall) als Ideal dem Gedächtnis der Menschheit eingeschrieben bleibt. Sowohl Fiktionen als auch Utopien entstehen letztlich aus der gedanklichen Überspitzung gegenwärtiger gesellschaftlicher Zustände und ihrer hypothetischen Weiterentwicklung in eine Zukunft hinein. Sie bieten darüber hinaus aber auch oftmals schon Ansätze zu Analyse und kritischer Reflexion jener Vision einer möglichen Realität, wie sie infolge dieser Zustände eintreten könnte, insofern ihre mögliche Entwicklung tatsächlich eintritt (Vgl. Watzka 2007, 36); die damit charakterisierte Zeit-Utopie ist die heute gängige Variante utopischer Zukunftsentwürfe.1 Unabhängig davon, ob nun (im Falle wünschenswerter Prognosen) tatsächlich an ihrer Verwirklichung oder (angesichts unwillkommener Konsequenzen) einer solchen Verwirklichung entgegen gearbeitet wird, sind jene Fiktionen in jedem Fall Spiegelbilder einer Welt wie sie sein könnte – sie sind gedanklichen Zuspitzungen bereits bestehender politischer und gesellschaftlicher Wirklichkeiten. Eines aber sind Fiktionen der im Rahmen dieses Beitrags thematisierten Sorte sicherlich nicht: 1 Üblicherweise unterschiedet man zwischen zwei Formen von Utopien: Raum-Utopien und Zeit-Utopien. Ein Beispiel der Gattung der Raum-Utopie ist Thomas Morus' Utopia aus dem Jahr 1516, dessen Handlung er auf einer unserer Gesellschaft fernen Insel angesiedelt hat. Der Beginn der Vorherrschaft der Zeit-Utopien wird hingegen in der Mitte des 17. Jahrhunderts angesiedelt. Seine Wurzeln finden sich allerdings schon viel früher im veränderten Denken des Humanismus der Frühen Neuzeit, das zusammen mit den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen der unmittelbar folgenden Epoche nachhaltige Wirkung auf Rationalität und Selbstverständnis des sich nun als ´modern´ verstehenden Subjekts hatte (Vgl. Watzka 2007, 27ff.). Fiktionen sind in keinem Fall Hirngespinste – niemals sind sie vollkommen wirklichkeitsferne Phantastereien, sondern erwachsen immer einem bestimmten Kontext und erfüllen einen Zweck: sie regen nämlich die kritische Reflexion möglicher Szenarien der Realität an. Die Frage nach dem Erkenntniswert von Fiktion ist demnach auch eine Frage danach, was wir aus solchen Szenarien möglicher Wirklichkeiten lernen können. Auf jene Frage in Ansätzen eine Antwort zu finden ist das Ziel, das ich im Rahmen des vorliegenden Essays verfolge. Dazu stelle ich einige Betrachtung zur Erkenntnisrelevanz von Science Fiction Filmen an – exemplarisch anhand des Films The Matrix aus dem Jahr 1999, der im Verlauf des seit seines Kinostarts vergangenen Jahrzehnts eine thematisch facettenreiche Diskussion erfahren hat. 3. Gedankliche Experimente und Erkenntnis mittels Science-Fiction Filmen Bevor zur Diskussion der Frage anhand dieses Films übergehe, möchte ich jedoch einleitend kurz einer anderen Aspekt der Frage erörtern – nämlich aufweisen, warum die Verlegung des Fokus bei der Beantwortung der Frage nach dem Erkenntniswert von Fiktion auf Science-Fiction Filme zu legen so gut begründet ist wie eine Erörterung anhand fiktionaler literarischer Werke. Der Grund hierfür liegt meines Erachtens in der Natur jener Filme selbst: oftmals weisen sie eine thematische und strukturelle Verwandtschaft mit philosophischen Gedankenexperimenten auf; umgekehrt haben auch philosophische Gedankenexperimente oftmals das Potential zum Film – oder, um es beim Namen zu nennen: Science-Fiction Filme aus Hollywood sind zuweilen nichts anderes, als Gedankenexperimente, die auf der Kinoleinwand buchstäblich zum Leben erwachen. Ein Vertreter einer solchen Ansicht ist M. Rowlands, der die vorangegangene Frage wie folgt artikuliert: „But why movies? Why not focus on the great science-fiction novels and short stories: Jules Verne, H. G. Wells, Aldous Huxley, Philip K. Dick, Kurt Vonnegut, Arthur C. Clarke. Well, I am a big fan of science-fiction writing. But when I read science fiction, I don't read it or the writing. I read it for the ideas. In this, science fiction is perhaps much closer to philosophy than it realises (…) if we are interested in the ideas and concepts they express, science-fiction films provide a medium that is at least as good as science-fiction writing. Indeed, in some respects it is better. Philosophy is abstract, and abstract is difficult. Focusing on abstract issues, debates and disputes made concrete in the sorts of visual scene provided by cinema is, I think, far and away the best way of learning philosophy.“ (Rowlands 2004, viii-ix) Neben einer plausiblen Antwort auf die oben angeführte Frage bietet Rowlands an dieser Stelle auch einen ersten Anhaltspunkt auf einen ersten Erkenntniswert von Fiktion. Es handelt sich dabei primär um einen methodologischen Vorteil hinsichtlich der Vermittlung von Gegenständen philosophischer Reflexion: Filme haben das Potential, viele der abstrakten philosophischen Themen zu veranschaulichen – und auf ein zugänglicheres Niveau zu bringen (was beispielsweise die Annäherung von Studienanfängern an jene Themen erleichtern kann). Die Anfänge einer Aufarbeitung des philosophischen Gehalts in Filmen liegen bereits einige Jahrzehnte zurück. Zu den frühen Pionieren auf diesem Gebiet zählt unzweifelhaft Stanley Cavell, der bereits 1971 eine Monographie zu diesem Thema unter dem Titel The world viewed vorgelegt hat (Vgl. Wartenberg 2003, 139). Die philosophische Debatte hinsichtlich der für diesen Essay relevanten Fragestellung fokussiert heute ebenfalls auf Science-Fiction Filme, sobald es darum geht Filme in ihrer Relevanz als Medium reflexiver Erkenntnis zu bewerten. 2 So bemerkt S. Sanders: „Over the last decade there has been a significant shift in the attitudes of philosophers as they have become increasingly receptive to the oppertunity to apply methods of philosophical inquiry to film, television, and other areas of popular culture (…) Their contributions are designed to promote an understanding of the very considerable extend to which philosophy and science fiction are thematically interdependent insofar as science fiction provides materials for philosophical thinking about the logical possibility and paradoxes of time travel, the concept of personal identity and what it means to be human, the nature of consciousness and artificial intelligence, the moral implications of encounters with extraterrestrials, and the transformations of the future that will be brought about by science and technology.“ (Sanders 2008, 1) Hieraus wird ersichtlich, dass Fragen, die im Kontext einer solchen philosophischen Reflexion thematisiert werden, vielfältig und vielschichtig sind; sie betreffen gesellschaftliche und politische Zustände, wie auch die Situation des Erkenntnissubjekts selbst. Auch wenn das Wenigste, was jene Filme zeigen quasi dokumentarisch die Realität wiedergibt, hinterlassen sie jedoch oftmals einen bleibenden Eindruck und erhalten durch ihn einen nachhaltigen Wert. Speziell die im Hinblick auf den 1999 veröffentlichten Film The Matrix geführten Debatten verlaufen kontrovers; dennoch stellt jener Film aus der Feder von Andy und Larry Wachowski ein geradezu paradigmatisches Beipiel eines vielschichtigen Science-Fiction Films dar. Die Themen, die in seinem So entfaltet er nach Meinung einiger Autoren, die zu diesem Thema bereits publiziert haben, vor allem zwei philosophiegeschichtlich einflussreiche Diskurse auf der Leinwand: Platon's Höhlengleichnis aus dem siebten Buch der Politeia, sowie das Täuscherszenario, das René Descartes im Kontext seiner Meditationes de prima philosophia entwirft (Vgl. Conard 2008).3 Die Situation des epistemischen Subjekts sowohl bei Platon als auch bei Descartes lässt sich (vereinfacht) wie folgt ausdrücken: es hält für real, was in Wirklichkeit nicht real ist (in Platons 2 3 Dies sage ich an dieser Stelle im Bewusstsein der Auslassung von Analysen und Diskussionen des Mediums ´Film´ im allgemeinen Sinn, wie sie beispielsweise im Rahmen der (philosophischen) Ästhetik stattfindet. Aufgrund des beschränkten Umfangs eines Essays verzichte ich im Folgenden auf jegliche inhaltliche Wiedergabe sowohl des Höhlengleichnisses als auch des Täuschungsszenarios und stelle inhaltliche Aspekte auch des Films nur soweit sie für das Verständnis meiner Argumentation unbedingt nötig sind so knapp als möglich dar und empfehle an dieser Stelle die weiterführende Lektüre der in der Literaturliste aufgelisteten Beiträge von Mark T. Conard, sowie von Chris Falzon und Thomas E. Wartenberg. Szenario) bzw. es hält für real, was ebenso gut das Produkt einer Täuschung sein könnte (in Descartes Szenario). In einer ähnlichen Situation befindet sich nun auch der Protagonist des Films, Thomas Anderson alias Neo, der von Keanu Reeves verkörpert wird: er hält eine Welt – seine Welt – für real, obgleich sie nichts dergleichen ist; dies weiß er zu Beginn des Films jedoch (noch) nicht. Nichts an der ihn umgebenden Welt gibt ihm auch nur einen Anhaltspunkt, der sein aufkeimendes Mißtrauen rechtfertigen würde – dennoch wird die Reeves Figur eingeführt als eine ruhelose suchende Figur, die im Gefühl hat, das irgendetwas nicht stimmt, ohne benennen zu können, was es ist. Im Verlauf des Films wird schließlich deutlich, dass dieses Gefühl durchaus seine Bereichtigung hat: es zeigt sich, dass die Wirklichkeit, wie sie zu Beginn des Films eingeführt wird, nicht real ist, – dass es sich dabei vielmehr um eine durch einen Großrechner erzeugte Illusion (die Matrix) handelt, in der Milliarden von Menschen neuromechanisch vernetzt sind; Menschen, die als industriell kultivierte organische ´Batterien´ Maschinen mit Energie versorgen und mittels künstlicher Ernährung sowie Stimulierung ihrer neuronalen Kortices durch jene matrix-generierten Welt am Leben erhalten werden – die Entwicklung die zu diesem Zustand geführt hat, wird im Verlauf des Films nur vage als atomares Kriegsszenario angedeutet, dessen Auslöser in der Verselbständigung der durch den Menschen geschaffenen K.I. und einer ´Auflehnung´ der Maschinen gegen ihre Schöpfer liegt. Jene offensichtliche strukturelle Ähnlichkeit der Geschichte zu Platons Höhlengleichnis sowie zu Descartes Täuscherszenario, die der Film um die Hauptfigur entfaltet, verleitet Conard dazu, der Illustration jener philosophischen Klassiker durch den Film – die er zunächst als durchaus gelungen bezeichnet – zugleich einen Mangel an Tiefgang vorzuwerfen; der Film versäume, von der Ebene reiner Anspielungen zu den tieferen Ebenen seiner Vorbilder vorzustoßen (Vgl. Conard 2008, 216). Ich halte diese Kritik für ungerechtfertigt, denn sie offenbart ein Mißverständnis des Mediums Film. Zu den weiteren Themen, die im Kontext des Films The Matrix eine Rolle spielen, gehören auch anderen Autoren zufolge das Cartesische Traumargument, doch auch viele andere zentrale Themen mehr: der Metaphysik und der Erkenntnistheorie – wie beispielsweise dem im Film entfalteten Gegensatz von Erscheinung und Wirklichkeit –, die Möglichkeiten und Grenzen des Wissens, das Verhältnis von Geist und Körper, wie auch Themen der Moralphilosophie – beispielsweise der Frage ob wir frei sind oder durch äußere Kräfte bestimmt und determiniert sind; aber auch spirituelle und religiöse Themen, Nietzsches ´Übermensch´ und christliche Endzeitvorstellungen, weiterhin die Baudrillardsche Gegenüberstellung von Simulation und Simulacren und viele andere Themen; nicht zuletzt das seit der Antike wiederkehrende Thema der Überwindung einer Beschränkung der Fähigkeiten des Geistes durch den Körper, – wie es sich beispielsweise schon bei Plotin findet. Gerade dieses letzte Thema spiegelt sich auch in der Trennung des Bewusstseins vom Körper durch Einspeisung in die Matrix wider. So schreibt Falzon: „(...) the ideal of corporeal transcendence through technology has its critics as well. As Dreyfus notes this idea of freeing ourselves from bodily limitation and vulnerability, from weakness, sickness and mortality, and gaining a new freedom and capacities not previously available to human beings represents the latest reappearance of the Platonic, Christian and Cartesian dream of escaping the flesh, now in technological guise.“ (Falzon 2006, 108). Was nun aber den epistemischen Status des Mediums Film betrifft, so trifft meines Erachtens folgende Aussage vollkommen (auch) auf Filme zu: sie illustrieren nie – sondern sie stellen immer eigenständig dar.4 Ein Autor, der dies anhand des ersten Teils der Matrix Trilogie untermauert, ist T. E. Wartenberg. In seinem Beitrag betont er, dass es problematisch sei zu sagen, dass Filme Philosophie »illustrieren«; die Gefahr bestünde nämlich insbesondere da, wo übersehen wird, dass die Übergänge von philosophischem Gehalt zu filmischem Ausdruck nicht in völliger Übereinstimmung erfolgen kann, ein ´Wechsel der Gestalt´ oftmals unvermeidlich eine graduelle Verlagerung der Bedeutung mit sich bringt (Vgl. Wartenberg 2003, 144). Ähnlich wie bei einem zu schnellen Analogieschluss zwischen Philosophie und Film (oder anderen Medien der Populärkultur) besteht bei einem zu schnellen Übergang das Risiko, wichtige Topoi zu übergehen und Filme zu schnell für einen bestimmten Zweck bzw. eine bestimmte Theorie zu instrumentalisieren: „Clearly the idea that popular culture in general – and film more particularly – is a vehicle for introducing philosophy to a broad public is becoming increasingly popular. My concern is that there is a tendency in such attempts to make the transition between these two areas too quickly and unproblematically. There are a number of important issues that Falzon and others ignore but that need to be thought about by philosophers employing this methodology.“ (Ebd., 141) Doch nicht nur der Übergang von Film zu philosophischem Gehalt erfolge bei Falzon zu schnell; auch seine Deutung des Films, der zufolge eine thematische Analogie zwischen dem Film und Platons Höhlengleichnis sowie Descartes Täuscherszenario gleichermaßen bestehe, problematisiert Wartenberg – zumindest die Bezüge zwischen dem Film und Platons Gleichnis seien keineswegs gleichermaßen unumstritten wie jene zu dem Cartesischen Thema des Täuschers, das The Matrix hingegen quasi paradigmatisch zugrunde liegt (Vgl. ebd., 146f.). 4. Ausblick – der Erkenntniswert von Science Fiction Was lässt sich aber nun aus den vorhergegangenen Erörterungen hinsichtlich des Erkenntniswerts von Fiktion lernen? 4 Diese Aussage meinerseits stellt eine Abwandlung eines Ausspruchs dar, den der Kunsthistoriker Horst Bredekamp nicht müde wird – hinsichtlich Bildern im Kontext wissenschaftlicher Werke, aber auch Bildern im allgemeinen – zu betonen: „Bilder illustrieren nie, – Bilder stellen eigenständig dar und erweitern somit die Erkenntnis des Betrachters hinsichtlich des dargestellten Gegenstands.“ (Jener Ausspruch wird gerne auch als Bredekampsches Credo bezeichnet.) Die Verortung der Geschichte des Films The Matrix in der unmittelbaren Gegenwart (die durch die Matrix erzeugte Realität ist ein Abbild der wirklichen Welt in ihrem Zustand im Jahr der Veröffentlichung des Films, 1999) führt dazu, dass das Kinopublikum sich in Geschichte und die Hauptfigur des Films leichter einfühlt und hineindenkt. Dies führt aber wiederum dazu, dass der Zuschauer auch die epistemische Situation des Protagonisten bereits zu Beginn des Films teilt – er selbst sieht diese Welt und stellt, aufbauend auf dieser seiner Wahrnehmung Analogien her zwischen jener Welt des Films und seiner eigenen. Die Erkenntniswende im Film für den Protagonisten – als erstmals die Wirklichkeit mit eigenen Augen sieht und mit seinen Sinnen erfährt – markiert zugleich auch eine epistemische Wende für den Zuschauer. Der Film The Matrix sprengt epistemische Grenzen im doppelten Sinne, nicht nur die des Protagonisten, sondern auch die der Zuschauer, die somit nicht einfach mehr nur Zuschauer sind; auch ihr Denken über die eigene Realität wird verändert, insofern die Analogie plötzlich das Nachdenken auch über sie anregt. Uns drängt sich die Frage danach auf, was wir über unsere Welt wissen – letztlich sogar die Frage danach, was wir über sie wissen können – so schlussfolgert Wartenberg: „As a result of its ability to portray the possibility that the deception hypothesis is true, albeit only of a fictional world, the film is able to lead its audience to see that something analogous could be true of the world. Once we accept the possibility of the Matrix doing what it does, we must wonder whether we are not in the situation of the inhabitants of the Matrix.“ (Wartenberg 2003, 150; Hervorhebung von mir, P.W.) Letztlich tauchen im Anschluss daran altbekannte Probleme auf, von denen ich abschließend eines benennen möchte. Bereits die theoretische Erwägung der Möglichkeit einer solchen Realität wirft das Problem des Skeptizismus auf: letztlich gibt es nur sehr wenig, das unseren Glauben rechtfertigen könnte, dass wir uns nicht in eben einem solchen Szenario befinden wie jenes, das uns der Film zeigt – und das eine Erwiderung auf solchen Einwand ermöglichte. Einen solchen skeptischen Einwand zu widerlegen helfen uns unsere Sinne nicht – auch nicht die Erkenntnisse der empirischen Wissenschaften, insbesondere der Naturwissenschaften helfen hinsichtlich einer solchen Infragestellung nicht weiter, denn auch sie beruhen eben in einem großen Maß auf Erkenntnissen, die wir mittels unserer Sinne erlangt haben. Der Schaden der durch einen solchen Zweifel entstünde, wäre immens, insofern als jegliches Wissen über die Realität unserer Welt seine Verlässlichkeit einbüßen würde. Was einem solchen Zweifel entgegen zu setzen bleibt, ist lediglich unser Gefühl, dass dem nicht so ist, wie das Szenario des Films uns vorspielt und unsere Überzeugung, dass unsere Welt ebenso wie wir sie erfassen, real ist – dass The Matrix und der durch diesen Film angeregte Zweifel eine mögliche Welt weist, eine Utopie, die es mit allen Kräften zu verhindern gilt. So betrachtet besteht der Erkenntniswert von Fiktion also vor allem darin, dass in ihrem Rahmen etwas vorstellbar wird, das jenseits der subjektiven Erkenntnisfähigkeit gesetzten Grenze des Denkbaren liegt. Mit Fiktionen gelingt das, was Wittgenstein für ausgeschlossen hielt: dem Denken durch Denken des Äußersten von Außen eine Grenze zu ziehen. Patricia M. Wallusch M.A., Frankfurt am Main. Literatur Cavell, Stanley (1971) The world viewed. Reflections on the ontology of film, New York [u.a.]: Viking Press. Conard, Mark T. (2008) The Matrix, the cave and the cogito, in: Sanders, Steven M. (Ed.): The philosophy of science fiction film, Lexington, Ky: University Press of Kentucky, 207-221. Falzon, Chris (2006) Philosophy and the Matrix, in: Diocaretz, M./Herbrechter, S. (Ed.): The Matrix in theory, Amsterdam [u.a.]: Rodopi, 97-111. Rowlands, Mark (2004) The philosopher at the end of the universe. Philosophy explained through science fiction films, New York: St. Martin's Press. Sanders, Steven M. (2008) Introduction, in: Ders. (Ed.): The philosophy of sciencefiction film, Lexington, Ky: University Press of Kentucky, 1-18. Wartenberg, Thomas E. (2003) Philosophy screened: Experiencing the Matrix, in: Midwest studies in philosophy 27, 139-152. Watzka, Heinrich (2007) Zeit-Utopien, Raum-Utopien, transzendentale Utopien, in: Matschke, W./ Schuster, J. (Hg.): Das Ende aller Utopien außer der technischen? Frankfurt am Main: Knecht, 23-40.