MIT VOLLGELD AUS DER FINANZKRISE?

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Zusammenfassung vom ABS-Geldgespräch 27. November 2013
MIT VOLLGELD AUS DER FINANZKRISE?
Brauchen wir eine andere Geldschöpfung
oder brauchen wir andere Banken?
Die Ausgangslage
Seit Jahrzehnten wachsen die Geldmengen stärker als die Wirtschaft selbst. Das führt dazu,
dass immer mehr Geld statt in die Realwirtschaft in die Finanzwirtschaft fliesst. Dies führt zu
Inflation nicht nur der Preise, sondern zuletzt vor allem von Finanzanlagen. Es bilden sich Blasen
wie z.B. die Immobilienblase in den USA, die 2007 in einer der gravierendsten, globalen Finanzkrisen gemündet hat.
Die Banken bestimmen die Geldmenge, indem sie Guthaben auf Girokonten ausstellen. Damit
erzeugen sie Giralgeld. Dies geschieht, wenn Banken Kredite vergeben oder Wertpapiere oder
Immobilien kaufen. Nur ein geringer Teil des Giralgeldes muss durch Zentralbankgeld gedeckt
sein (durch Bargeld und unbare Reserven).
Die Kritik am Bankenprivileg der Giralgeldschöpfung (das eigentlich der nationalen Zentralbank
vorbehalten sein sollte) wird zunehmend lauter.
Prof. Dr. Joseph Huber
Prof. Dr. Christian Arnsperger
Der Lösungsansatz
Der Lösungsansatz
Verstaatlichung der Geldschöpfung
Sozial-ökologische Ausrichtung der Banken
Bewegungen wie die Vollgeldreform fordern,
das heute nur noch teilverstaatlichte Geld
wieder vollständig zu verstaatlichen. Das heißt,
es der Zentralbank zu überantworten. Banken
werden dadurch wieder zu reinen Geldvermittlern. Sie sollen vorhandenes Geld verleihen
und investieren, während die Zentralbank (als
unabhängige Monetative) die dafür nötige
Geldmenge bereitstellt.
Es bedarf keiner grundsätzlichen Infragestellung der Arbeitsteilung zwischen der Zentralbank und den Banken. Sehr wohl aber
brauchen wir andere Banken und eine andere
Geldschöpfung. Wir brauchen „ABS-artige“
Geschäftsmodelle für Banken und ein neues
Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger in
Sachen Geldschöpfung. Also einen ökosozial
orientierten Bankensektor und ein „monetäres
Ökosystem“, in dem diverse Komplementärwährungen zugelassen werden.
Die Vorteile?
Die Vorteile?
Sicherheit
Im Gegensatz zum heutigen instabilen und
krisenanfälligen System ist Vollgeld sicheres
Geld, da es in seinem Bestand nicht ‚verschwinden‘ kann.
Flexiblere Zukunftsorientierung
Ist eine zentrale Behörde imstande, das potentielle Wachstum zu berechnen und die entsprechende Geldmenge im Voraus zu schöpfen? Ökosoziale Banken und geldbewusste
BürgerInnen sind viel unmittelbarer über die
Inflationskontrolle
Infolge der Kontrolle der Geldmenge und der real existierenden Bedürfnisse und über die
angestrebten gesellschaftlichen Innovationen
Knappheits-Verankerung des Geldes im tatsächlichen Wirtschaftsprodukt, kommen Infla- informiert, als eine Monetative.
tion oder Deflation unter Kontrolle.
Kein politisches Monopol
Aus freiheitlicher Sicht (egal, ob nach „rechts“
Keine Exzesse
Wirtschafts- und Börsenzyklen werden stetiger oder „links“ lehnend) ist es beunruhigend,
dass die Monetative oder die Zentralbank (was
verlaufen und nicht mehr wie heute in Exzessen auf Kosten der Allgemeinheit entgleisen. heutzutage schon zum Teil der Fall ist) politischem Druck unterliegen und die GeldschöpLangfristig weniger Ungleichheit
fung im politischen oder korporatistischen
Die ungleiche Einkommens- und Vermögens- Eigeninteresse steuern könnte.
verteilung wird durch eine Vollgeldreform
nicht per se verändert, jedoch wird wachsen- Eine Reform von innen und von unten
der Ungleichheit, im Gegensatz zum heutigen Das ABS-Geschäftsmodell ist so „VollgeldGeldsystem, auch nicht mehr Vorschub geleis- artig“ wie nur möglich. Ökosoziale Banken
haben die Krise weder erzeugt noch erlitten.
tet.
Sie schöpfen Giralgeld ohne Leverage-Wahn
Gewinne nicht privatisiert
und erzielen sozialen und ökologischen ImNicht zuletzt kommt der Geldschöpfungsgepact. Auch Komplementärwährungen trifft der
winn (die Seigniorage) in vollem Umfang den Vorwurf der systemischen Destabilisierung
öffentlichen Kassen bzw. der Allgemeinheit
nicht.
zugute. Die Nachteile?
Nachteile konnten bisher nicht ausgemacht
werden. Eine Vollgeldreform kann sogar in
einem einzelnen Land durchgeführt werden, wodurch freilich die Vorteile teilweise
geschmälert werden können (zum Beispiel
wäre importierte Inflation weiterhin möglich,
ebenso Finanzmarktblasen, obschon letztere
erheblich gedämpft).
Die Banken verlieren die Fähigkeit zur eigenmächtigen Giralgeldschöpfung und der extralukrativen Erstverwendung neuen Geldes
- was freilich kein Nachteil ist, schon gar nicht
für die Allgemeinheit, sondern die Korrektur
eines quasi-feudalen Privilegs, das in einer
modernen Leistungs- und Wettbewerbswirtschaft niemandem zusteht.
Die Nachteile?
Es gäbe starken Widerstand von Seiten des
herkömmlichen Bankensektors (inkl. der Zentralbanken), da das ABS-Geschäftsmodell
atypisch und innovativ ist, und da Komplementärwährungen von Zentralbanken momentan
noch als Bedrohung ihres Monopols angesehen werden. (Doch ähnlichen, wenn nicht
noch stärkeren Widerstand gäbe es auch zum
Vollgeld.)
Es bedürfte einer einschneidenden Neuregulierung, insb. mit Verschuldungs-Grenzen
(Leverage-Ratio) und strengen ökologischen
und sozialen Kriterien in einem zukünftigen
„Basel IV“ Abkommen. Das ist kein Nachteil,
sondern eine makrofinanzielle Innovation.
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