Der Standard Das ganze Mühlviertel im Zubau

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Umbau Haus Atzmüller
Waxenbergstraße 3
4173 St. Veit im Mühlkreis, Österreich
Das ganze Mühlviertel im Zubau
SAMMLUNG
Der kluge, nachhaltige Niedrigenergie-Zubau der Architekten Naderer / Tschaikner
gibt einer Tierarztfamilie in St. Veit die Landschaft zurück. Die elegante,
geschlossene Lärchenholzfassade im Westen blendet die Straße aus, dafür
durchflutet Oberlicht die Räume.
ARCHITEKTIN
von Isabella Marboe
Der Standard
Naderer/Tschaikner
BAUHERRIN
Sabine Atzmüller
Andreas Atzmüller
STATIK
Ungeschützt lag die Südschmalfront des satteldachgedeckten Elternhauses im Visier der
Harald Weiß
Autoscheinwerfer an der Nordeinfahrt von St. Veit. Auch die zweistöckige, westliche
FUNKTION
Längsseite flankiert die Hansberg-Landstraße, gegenüber wacht die Kirche über Ort und
Einfamilienhaus
Verkehr. Im Süden liegt der alte Eingang, 3Meter fällt dahinter das Gelände zur
PLANUNGSBEGINN
Sonnenterrasse ab, im Osten verliert es sich in ungestörter Mühlviertellandschaft. Hier
setzt das Haus dreistöckig auf, die Kellerrückseite mit Zufahrt ignorierte sanfte Wiesen und 2002
AUSFÜHRUNG
den Blick über weidende Kühe am Waldsaum zur Ruine Waxenberg.
2003
Der Bauherr ist hier geboren, kannte die brachliegende Schönheit im Osten und die
Tücken des 70er-Baus mit dunklem Mittelgang und kleinen Fenstern. Nach dem Studium
zog der Tierarzt mit Frau und Kind wieder nach St. Veit. Die Heizkosten waren hoch, die
Familie brauchte mehr Licht und eigenen Lebensraum. Sie baten mehrere Architekten um
Ausbauideen im Niedrigenergiestandard. Elternwohnung und Traufhöhe mussten bleiben,
die Straße sollte nicht spürbar sein, die Natur umso mehr. Der umsichtige und kluge
Entwurf von Naderer/Tschaikner machte das Rennen. Im Norden wurde für die Garage
eine Böschung abgegraben, auch im tiefsten Winter kann der Tierarzt sofort losstarten.
Darauf steht ein leichter Stiegenturm aus Glas, Holz und Stahl. An der schönen Aussicht
wurde das Pult- zum Flachdach hochgeklappt, was zwei Geschosse brachte. Über beiden
längsflankierenden Terrassen kragt es 1,50 Meter aus.
Als Schutzschild überzieht die elegante Fassade aus horizontalen Lärchenholzlatten die
Straßenfront. Wie ein edles Passepartout rahmt sie die Elternfenster und den alten
Eingang. Die homogene Holzfläche zieht sich übers Pultdach im Westen, das ein breiter
Oberlichtstreifen zum Himmel öffnet. Im Norden schafft die umfassende Lärchenwand dem
neuen Entree einen Vorhof. Der Verkehr ist nur peripher als Bewegung durch Ritzen
spürbar, windgeschützt sitzt man mit Mühlviertelblick am Garagendach. Eine
Kommunikationszone für alle ist der Stiegenhausturm. Gern sitzt die Mutter hier in
Gesellschaft isolierglasumhaust wie in einer Veranda an der Natur. Die Treppenspindel ist
so groß, dass sich noch ein Lift einbauen lässt, der Jungfamilie oben schenkt der
Turmklimapuffer einen Balkon vorm Entree.
Schon der Vorraum mit weiß gebeizter Eichenkastenwand auf weiß geöltem Lärchenboden
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Umbau Haus Atzmüller
bringt den Ausblick am Ostfenster optimal zur Geltung und stimmt so auf den offenen
Wohnraum mit freistehendem Herd dahinter ein. Er bietet auf der ganzen Längsseite das
volle Mühlviertelpanorama, die breite Brüstung am Südfenster wird zum lauschigen
Kaminsitzplatz vor baumgekrönten Dachflächen, die umlaufende Terrasse dehnt den
Raum ins Freie. Das Innere kann weiter nach Westen in die Bibliothek fließen, die per
Schiebewand abzutrennen ist.
Die bestehenden Kamine verschwinden in der tiefen, weiß gebeizten Kastenwand, die als
ruhiges Stauraumrückgrat die untere Ebene teilt. Im Nordwesteck ist ein Schlafraum mit
Bad, im Büro dahinter führt eine einläufige Treppe die Mittelmauer hoch. Die ganze
Westseite taucht ein zweigeschossiger Luftraum mit geschwungener Wandkante ins
Oberlicht mit Himmelsperspektive. Die Kirchturmzwiebel lugt oben in den
Badezimmerspiegel, die Wanne an der Westflanke weitet sich zur Sitzbank, im Norden ist
eine Terrasse, die zwei Zimmer im Osten haben wieder den langen Panoramabalkon. Das
Südfenster im oberen Wohnraum wird zum Tafelbild der Wand. Das Passepartout-Thema
reicht bis ins Detail: Fensterrahmen sitzen an der Außenwand, innen ist im Glas an
Mauerkanten nur noch Landschaft.
Der Standard, 11.12.2004
WEITERE TEXTE
Umbau Haus Atzmüller, Az W, 13.08.2006
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