Die Verteidigung der nördlichen Ortenau

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Die Verteidigung der nördlichen
Ortenau während des
2. Koalitionskrieges (1799–1802)
Heimat- und Verschönerungsverein Oberachern e.v.
Reiner Vogt
Die Verteidigung der nördlichen Ortenau
während des
2. Koalitionskrieges (1799–1802)
Impressum:
Herausgeber: Heimat- und Verschönerungsverein Oberachern e.V.
ISBN 3-00-007031-1
Autor: Reiner Vogt, Ottenhöfen,
Vorstandsmitglied des Heimat- und Verschönerungsvereins Oberachern e.V.
Gestaltung: Dörsam-Design, Kommunikations-Design und Studio für Werbe-Fotografie,
Achern-Oberachern, www.doersam-design.de
© Copyright 12/2000
by Heimat- und Verschönerungsverein Oberachern e.V.
und Autor Reiner Vogt für Texte bzw. Inhalt
sowie Dörsam-Design für den Aufbau und die Gestaltung
Gedruckt auf chlorfreiem Papier
INHALTS VERZEICHNIS
Vorworte
4
Abschnitte
a) Die Situation von Januar bis April 1799
8
b) Erster erfolgreicher Widerstand –
die Ereignisse vom April 1799 bis zum
Gefecht von Oberkirch
20
c) Die Offensive der kaiserlichen Truppen
vom 26. Juni 1799
61
d) Das Kriegsgeschehen bis zum Rückzug
der Franzosen nach Kehl
83
e) Die Organisation des 1799er Landsturms
97
f) Die neue Kriegsführung der Koalitionskriege
und deren Auswirkungen
124
g) Der 2. Koalitionskrieg vom August 1799
bis zu seinem Ende
145
h) Politische Folgen des 2. Koalitionskrieges
152
Der 2. Koaltionskrieg im Überblick
157
Die Herrschaftsverhältnisse in der
nördlichen Ortenau um 1790
159
Anhang
161
Erläuterungen
162
Personen-, Orts- und Landesregister
166
Quellenverzeichnis
177
Verwendete Literatur 189
Verzeichnis der Archive und sonstiger Einrichtungen, Bildnachweise
191
VORWORTE
D
ieses Buch ist für den Heimat- und Verschönerungsverein wie auch
für den Verfasser Reiner Vogt in jeder Hinsicht eine Premiere,
denn mit der Veröffentlichung betreten beide absolutes Neuland.
Auslöser für den Beginn unserer Forschungen war ein Artikel im
„Acher- und Bühler Boten“, als von einem „Hessen-Jockel“ berichtet
wurde, der im 2. Koalitionskrieg ein Bauernführer war und jene Sagengestalt sei, die als „Jockele Guck” in der Oberacherner Dorfgeschichte
ihren Niederschlag gefunden hat. Nachdem sich eine Kopie der zum
Hessen-Jockel gehörenden Urkunde beim Generallandesarchiv in
Karlsruhe schon vor der Veröffentlichung im ABB im Besitz des Vereins
befand, beschloss die Arbeitsgruppe „Dorfgeschichte“ des Heimat- und
Verschönerungsvereins, sich diesem interessanten und weitgehend
unbekannten Thema zu widmen und mit dem Österreichischen
Staatsarchiv Kontakt aufzunehmen, weil dort eine große Anzahl von
Militärakten verwahrt werden. Aufgrund des umfangreichen Quellenmaterials, welches wir persönlich in Augenschein nahmen, weitete
sich unsere Arbeit vom Achertal auf die gesamte nördliche Ortenau aus,
wobei die Schwerpunkte im Acher- und Renchtal und der Raumschaft
um Offenburg liegen.
Das von uns bearbeitete Thema ist heute bei einer gewachsenen
deutsch-französischen Freundschaft bestimmt nicht einfach. Trotz der
erfreulichen Entwicklung am Oberrhein seit des für beide Nationen
katastrophalen 2. Weltkrieges ist dieses Kapitel der Koalitionskriege
im Anschluß an die Französische Revolution ein Stück Geschichte, das
nicht verschwiegen werden sollte. Wir haben aber versucht, – mit Ausnahme der Orginalquellen – möglichst neutrale Formulierungen zu
verwenden und nur von den historischen Fakten zu berichten.
Was die Sprache anbelangt, haben wir absichtlich viele Orginalzitate
und auch die Namen der kaiserlichen Soldaten verwendet – letzteres
deshalb, um zu verdeutlichen, wieviele verschiedene Nationalitäten
(Ungarn, Slowenier, Polen usw.) innerhalb der kaiserlichen Armee
– weit weg von der eigenen Heimat – die Ortenau verteidigten. Wie Sie
der nachstehenden Aufzählung entnehmen können, haben wir unsere
Forschungsarbeit in den Archiven auf den deutschsprachigen Raum
beschränken müssen (deshalb erheben wir auch keinen Anspruch
darauf, daß unser Werk vollständig ist und nehmen gerne weitere Anregungen und neue Quellenhinweise entgegen) Dies hat zur Folge, daß
die uns vorliegenden Quellen (Akten, Literatur) die damalige Situation
eher einseitig betrachten. Wir wollten aber die Lebensumstände der
damaligen Zeit verdeutlichen und in den Mittelpunkt stellen. Deshalb
ist letztendlich unerheblich, ob man sich über den Ausgang eines Gefechtes erfreut ist oder nicht.
Zum Schluß möchten wir noch verschiedenen Personen und Institutionen danken, ohne deren Mitarbeit wir unsere Arbeit nicht verwirklichen konnten. Dies wären:
Horst Brombacher von der Ortsgruppe Achern des Historischern
Vereins für Mittelbaden, Alois Bühler (Oberachern), Helmut Decker
(Ottenhöfen), Dörsam-Design (Oberachern), Oberstudiendirektor
Paul Droll (Achern) Heinz G. Huber (Nußbach), Andreas Huber (Stadt
Oppenau), Kreisarchivar Dr. Dieter Kauß (Offenburg), Oberbürgermeister Reinhart Köstlin (Achern), Frank Lankoff (Wehrgeschichtlichen Museum Rastatt), Pfarrer i.R. Gerhard Lötsch (Oberachern),
Studiendirektor i.R. Karl Maier (Appenweier), Rudi Retsch (Gemeinde
Sasbach), Julius Roschach (Gengenbach), Andrea Rumpf (Stadtarchiv
Achern), Erich Strack (Sasbachried) und Wolfgang Winter (Obersasbach). Außerdem dem Generallandesarchiv Karlsruhe, dem Landesvermessungsamt Baden-Württemberg (Stuttgart), dem Kriegsarchiv
und der Bibliothek des Österreichischen Staatsarchivs Wien, weiteren
Stadt- und Gemeindearchiven (Bühl, Offenburg), dem Staatlichen Vermessungsamt Offenburg, dem Verein für Ortsgeschichte Diersheim,
dem Wehrgeschichtlichen Museum Rastatt, sowie dem Ortenaukreis
für seine finanzielle Unterstützung.
Bernhard Keller, 1. Vorsitzender des Heimat- und Verschönerungsvereins Oberachern e.V.
D
as Interesse an den Wurzeln unserer Heimat ist sicherlich bei
allen Lesern dieses Buches vorhanden.
Als wir vor einigen Jahren mit der Aufarbeitung unserer Ortsgeschichte
begannen, wurden wir öfters belächelt. War doch nicht schon alles
erforscht und veröffentlicht? Sollte es in der heutigen Zeit noch etwas
neues zu entdecken geben? Daß man sich dadurch nicht entmutigen
lassen sollte, beweist Reiner Vogt mit diesem Buch.
Als wir am Anfang unserer Forschung – sicherlich mehr durch Zufall
– im Generallandesarchiv in Karlsruhe den Brief des Generals Leval
an die Einwohner von Oberachern aus dem Jahre 1799 in den Händen
hielten, ahnten wir nicht, wie lange uns dessen Inhalt noch beschäftigen wird. Von einem Hessen Jockel war darin die Rede. Sollte dieser mit
unserem sagenumwobenen "Jockele-Guck" etwas gemeinsam haben?
Die Nachforschungen begannen, es wurden Archive im In- und Ausland
besucht. Auch der Urlaub wurde geopfert und einige Tage in Wien
recherchiert, wo wir auch fündig wurden. Nun begann für Reiner Vogt
die Hauptarbeit. In fast kriminologischer Kleinarbeit machte er sich
an die Übersetzung des Schriftverkehrs der österreichischen Truppen.
Auch wenn die Figur des Jockele-Guck – wie wir feststellen konnten
– auch weiterhin sagenumwoben bleiben wird, so ist das aufgearbeitete
Material ein Teil dessen, was die Geschichte unserer Heimat geprägt
hat. Auch wenn es „nur“ das Jahr 1799 widerspiegelt, so waren es nicht
auch gerade diese Jahre am Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts, die nicht nur unsere Heimat, sondern fast ganz Europa in Angst
und Aufruhr versetzten?
Mit diesem Buch will Reiner Vogt auch allen, die Heimatforschung
betreiben, Mut machen, ihre Bemühungen fortzusetzen. Den Lesern
dieses Buches wünsche ich die gleiche Spannung wie wir sie auf der Suche in den Archiven und beim Übersetzen hatten. Lassen Sie sich nun
in eine andere Zeit entführen. Lernen Sie dadurch die Menschen – vielleicht sogar Ihre Vorfahren – kennen, die diese Zeit geprägt haben.
Stefan Kininger, Arbeitsgruppe „Dorfgeschichte“ des Heimat- und Verschönerungsvereins Oberachern e.V.
DANKESWORT
A
ls Autor möchte ich mich als erstes den Worten des 1. Vorsitzenden
Bernhard Keller anschließen. Ohne die große Anzahl von Personen
und Institutionen, welche mir beim Zusammentragen der umfangreichen Urkunden und Bilder oder einfach mit Rat und Tat zur Seite
standen, wäre dieses Werk in dieser Art und Weise nie zustandegekommen. Mein Dank gilt insbesondere der Vorstandschaft des Heimat- und
Verschönerungsvereins Oberachern mit Bernhard Keller an der Spitze,
der Arbeitsgruppe "Dorfgeschichte" für die tatkräftige Unterstützung,
Bruno Dörsam für die hervorragende Gestaltung des Buches und die
sehr gute Zusammenarbeit sowie Stefan Kininger, indem er bereit war,
1998 seinen Sommerurlaub am Neusiedler See zu verbringen, um
mit mir zusammen im Österreichischen Staatsarchiv Wien jene Akten
„ausfindig“ zu machen, welche für die Erforschung dieses Kapitels
unserer Ortenauer Heimatgeschichte notwendig waren.
Mein besonderer Dank gilt auch meiner Familie, die während der
Aufarbeitung der Akten und der Zusammenstellung des Textes viel Verständnis für meine Arbeit aufbringen mußte.
Reiner Vogt, Autor
a)Situation von Januar bis April
I
n den beiden letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts kam es in Europa zu Ereignissen, welche die bisherige Ordnung in ihren Grundfesten erschütterten. Ausgelöst von der Französischen Revolution und
ihren Auswirkungen auf die gesellschaftliche Situation in Frankreich,
bei der sogar der König als Auserwählter „von Gottes Gnaden“ auf
dem Schafott – der „Guillotine“ – seinen Tod fand („Schreckensherrschaft“), kam es ab 1792 zu den fünf sogenannten „Koalitionskriegen“1
des revolutionären Frankreich gegen die anderen Großmächte Europas wie Preußen, Österreich und England. Durch diese Ereignisse stieg
schließlich ein Mann empor, der wie kein anderer zuvor die politischen
Verhältnisse in den folgenden 20 Jahren maßgeblich prägen und die
Landkarte Deutschlands und Europas in einem Ausmaß verändern sollte, wie man es bisher noch nie gesehen hatte: Napoleon Bonaparte.
Portrait
Napoleon I. 2
Kaiser der Franzosen 1804–1814/15, * 15. 8. 1769 Ajaccio, Korsika,
† 5. 5. 1821 Longwood, St. Helena; Onkel von Napoléon III.;
N
apoleon Bonaparte besuchte die Militärschulen von Brienne
und Paris und wurde 1785 Artillerieleutnant. Während des
1. Koalitionskrieges schlug er im Auftrage des Konvents 1795 den
royalistischen Aufstand in Paris nieder, wurde Divisionsgeneral und
leitete als Oberbefehlshaber 1797 den Italienischen Feldzug, mit
dem er seinen militärischen Ruhm begründete. 1798 unternahm
er die Expedition nach Ägypten, um England entscheidend zu treffen, doch wurde seine Flotte bei Abukir geschlagen.
W
ährend des 2. Koalitonskrieges – im Oktober 1799 – kehrte Napoléon ohne seine Truppen nach Frankreich zurück, stürzte
Abb. 1:
Abb. 2:
Napoleon Bonaparte. Eine der frühesten
zeitgenössischen Darstellung als Oberbefehlshaber
Französische Infanterie
(hier: Soldaten mit der Fahne der 23. Halb-Brigade, 1796)
am 9./10. November das Direktorium durch einen Staatsstreich
und erhielt als Erster Konsul auf 10 Jahre de facto die Alleinherrschaft. Im Frieden von Lunéville 1801 mit Österreich und im Frieden von Amiens 1802 mit England beendete er diesen Krieg gegen
Frankreich. Im Innern schuf er durch soziale, administrative und
rechtliche Reformen ein einheitliches Ordnungssystem. 1802 durch
Plebiszit zum Konsul auf Lebenszeit gewählt, krönte sich Napoleon
am 2. 12. 1804 zum erblichen „Kaiser der Franzosen“. Sein Anspruch auf Hegemonie in Europa und seine weltpolitischen Pläne
führten seit 1803 zu immer neuen Kriegen mit den europäischen
Mächten ( Napoleonische Kriege). Das Scheitern des Rußlandfeldzugs 1812 wurde zum Wendepunkt der napoleonischen Herrschaft.
In den Befreiungskriegen erlag Napoleon der übermächtigen
Koalition England – Rußland – Österreich – Preußen – Schweden
(Völkerschlacht bei Leipzig 16.­–19. 10. 1813). Der Fall von Paris
(31. 3. 1814), die Absetzung durch den Senat (2. 4.), die Abdankung
Napoleons in Fontainebleau (6. 4.) und seine Verbannung nach
Elba waren das unabwendbare Ende des Ringens. Die Episode der
Hundert Tage nach der Rückkehr Napoleons von Elba (1. 3. 1815)
endete mit seiner Niederlage in der Schlacht von Waterloo (18. 6.)
und seiner Internierung auf Lebenszeit auf St. Helena, wo er starb.
Er wurde 1840 im Pariser Invalidendom beigesetzt.
N
apoleon war in erster Ehe mit Joséphine Beauharnais, in zweiter mit Marie-Louise von Österreich vermählt.
 Abb. 1
I
m Jahre 1799 wurde schließlich auch unsere Heimat – wie bereits
drei Jahre zuvor während des 1. Koalitionskrieges (Schlacht von
Diersheim am 20./21. April 1797) – ins Kriegsgeschehen hineingezogen. Während der am 9. Dezember 1797 begonnene Friedenskongreß
10
Friedenskongress von Rastatt 3
K
urz nach dem Ende des 1. Koalitionskrieges lud Österreich die
wichtigsten Vertreter der Reichsstände auf den 9. Dezember
1797 nach Rastatt ein, um unter Mitwirkung Frankreichs über
einen allgemeinen Frieden zwischen der „Französischen Republik“ und dem „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ zu
verhandeln. Grundlage dafür war der Friede von Campo Formio
am 17. Oktober 1797 zwischen Österreich und Frankreich, der den
Rhein als franz. Ostgrenze festschrieb. In Rastatt sollte dann im wesentlichen darüber verhandelt werden, wie Entschädigungen der
betroffenen deutschen Staaten für ihre linksrheinischen Gebietsverluste aussehen sollten. Einer der Vertreter Österreichs war Graf
Franz Georg von Metternich, der Vater des späteren österreichischen Staatskanzlers Klemens Wenzel von Metternich (1773–1859).
Während sich die Verhandlungen ergebnislos hinzogen, bildete
sich bereits eine neue Koalition gegen Frankreich, im Februar
1799 waren russische Truppen in Richtung Südwestdeutschland
unterwegs (siehe Seite 14) und am 1. März brach schließlich der
2. Koalitionskrieg aus. Die Verhandlungen fanden dann durch den
nie eindeutig geklärten „Rastatter Gesandtenmord“ ( Abb. 3) vom
28. April 1799 ein jähes Ende: Nachdem Österreich den Kongreß
auflöste, die französischen Gesandten Bonnier und Roberjot von
den militärischen Erfolgen der Koalitionstruppen erfahren hatten
und auf Anforderung von Erzherzog Karl die Stadt beim Rheinauer Tor verlassen wollten, wurden sie – als Spione betrachtet – von
österreichischen Szekler-Husaren überfallen, indem diese sie umzingelten, aus der Kutsche zerrten und mit Säbelhieben töteten.
Der dritte Diplomat konnte sich in einen Graben retten. Es ist aber
unzweifelhaft, daß weder das österreichische Hauptquartier, noch
höhere Stellen etwas damit zu tun hatten; wahrscheinlich geschah
dieser unglückliche Vorfall aufgrund eines Versehens bei der
Durchsuchung der beiden Gesandten. Allerdings konnte aber auch
11
Abb. 3:
Rastatter Gesandtenmord am 28. April 1799, zeitgenössischer Stich
Abb. 4:
Franz. Infanterie auf dem Marsch (1795)
12
der Verdacht, daß der österreichische Staatskanzler Johann Amadeus Thugut den Überfall inszeniert hatte, um Unterlagen zu erhalten, die bewiesen hätten, daß der bayerische Kurfürst Maximilian IV.
ein Agent Frankreichs war, nie vollständig ausgeräumt werden. Der
Rücktritt des Staatskanzlers im gleichen Jahr trug noch dazu bei,
diesen Verdacht zu erhärten.
in Rastatt zwischen der Französischen Republik und dem Deutschen
Reich noch tagte, deutete sich bereits Anfang Januar eine erneute
kriegerische Auseinandersetzung zwischen der Französischen Republik auf der einen, Österreich, Rußland und England auf der anderen
Seite an.4 Am 6. Januar berichtete der Offenburger Forstamtsverweser
Baron Franz-Karl von Reichlin 5 an die vorderösterreichische Regierung in Freiburg, daß sich in Straßburg viele „sehr elend gekleidete“
und mit den entsprechenden (aber guten!) Waffen versehene Truppen
befänden, bei der kleinen Rheinbrücke 34 schwere und 45 kleinere Kanonen stünden, die Kanoniere die Kanonenwagen „geschmieret“ und
insoweit vorbereitet hätten, daß sie nur noch bespannt werden müßten
und auch die Pontons für eine Schiffsbrücke bereitlägen. Schließlich,
so fuhr er in seinen Ausführungen fort, wären in der Gegend von
Schlettstadt 30000 Soldaten, welche die Order hätten, bei Hüningen
über den Rhein zu gehen und sich mit den franz. Truppen bei Schaffhausen in der Schweiz zu vereinigen; ein weiters Korps läge außerdem
bei Lauterburg.6
S
echs Tage später, am 12. Januar, revidierte Reichlin – mittlerweile
zum kaiserlich-königlichen Oberforstamtsrat befördert und später
Mitorganisator und Kommandant des Landsturmes – teilweise seine
frühere Einschätzung, nachdem er einen Agenten nach Straßburg
geschickt hatte. Er teilte der Regierung mit, daß General Jourdan den
Befehl habe, mit einem Korps nach Italien aufzubrechen und daß in
Straßburg nur 4–5000 Soldaten lägen. Außerdem seien es in der gesam13
ten Gegend von Straßburg nur maximal 16–20000 Mann. Von Reichlin
war der Meinung, daß ein Rheinübergang noch nicht so schnell stattfinden werde, weil die Brücke noch gar nicht dafür eingerichtet sei, um
bei dem Eis auf dem Rhein eine so große Artillerie auf die andere Seite
zu bringen. Trotz dieser vorerst relativ ruhigen Lage bereitete sich das
kaiserlich-königliche (k.k.) Militär auf einen weiteren Waffengang vor,
indem die Besatzungen des Kehler und Auenheimer Forts verstärkt
wurden und auch vorgesehen war, die dortigen Verteidigungswerke
auszubessern.7
I
m Februar spitzte sich die Situation weiter zu. In Offenburg wurde
bereits ein Vorstoß der Franzosen über den Rhein erwartet, und der
Stadtrat traf erste Vorbereitungen für diesen Fall. Grund für diese Maßnahmen waren ernstzunehmende Nachrichten vom Friedenskongreß
in Rastatt. Dort hatte die französische Delegation dem kaiserlichen Minister das Ultimatum gestellt, daß, wenn sie bis zum 14. Februar keine
befriedigende Antwort über den Rückzug der sich im Anmarsch befindlichen russischen Truppen erhalte, die Feindseligkeiten sofort wieder
beginnen würden (siehe Seite 11). Der Offenburger Stadtrat ging davon
aus, daß die Österreicher diesen demütigenden Schritt nicht tun würden, und ließ am 6. Februar veröffentlichen, das im Zwinger gelagerte
Holz werde gegen Bezahlung an die Bürger abgegeben.8
A
ngesichts des drohenden Einfalls ins rechtsrheinische Gebiet
sind vom Gengenbacher Stadtpfarrer Johannes Baptista Mayer
folgende Worte erhalten, die dieser von der Kanzel an seine Gemeinde richtete, um sie vor jeglichen moralischen Verfehlungen
zu warnen:
„Es ist gar kleinmütig, ja zu unvernünftig gehandelt, wenn ihr jetzt
schon einander die Köpfe warm macht. Euere jungen Leute können noch mehr verdorben werden, als sie es schon wirklich sind,
besonders wenn ihr selbe so schlecht, wie bishero, in der Zucht und
14
Ordnung haltet. Wenn also unsere Feinde uns den dritten überlästigen Besuch machen, so behaltet immer euern Gott vor Augen!
Vernachlässiget deshalb die öffentlichen Andachtsübungen gar
nicht! Schickt euere Kinder und Dienstboten nicht weniger in
die Schulen und christliche Lehren, wenn nicht wirkliche Kriegsdienste dieselben davon entfernen! Weiber! Mädchen! seyt nicht
fürwitzig! Denket allzeit gut teutsch! Sündiget nicht französisch!
Alle! Alle! Erkennet die verdiente Strafe euerer Sünden! Küsset mit
zitternden Lefzen, mit voller Reue und Zerknirschung das gezückte
Racheschwert, so wird es bald wieder in seine Scheide zurückkehren! Seid Brüder gegen einander! Verachtet einander nicht selbst!
Haltet euch an euere Vorgesetzten! Lasset es euch nicht gereuen,
wenn ihr mit dem Verluste eines Teiles euerer Habseligkeiten einen
beträchtlicheren Schaden von der Gemeinde abwenden könnt! So
wird auch dieser Sturm unsere Gemeinde nicht ganz zusammenreißen. Und dieses ist es, was euch euer Pfarrer zu verkünden nötig
fand. Gut für euch, wenn ihr es verstehet, beherziget und dadurch
geheilet werdet!“ 9
A
ber auch die Bevölkerung im rechtsrheinischen Landesteil des
Hochstiftes Straßburg befürchtete einen erneuten französischen
Überfall, was schließlich den Landesherren Kardinal Louis René
Edouard, Prince de Rohan-Guémené, am 12. Februar veranlaßte, seine
Exilresidenz in Ettenheim zu verlassen und sich nach Regensburg zu
begeben.10
D
ie Arbeiten an den Auenheimer Verschanzungen erwiesen sich
schließlich als notwendig, denn am 1. März brach der 2. Koalitionskrieg aus und französische Truppen unter General Jourdan („DonauArmee“) überschritten mit 38000 Mann bei Hüningen, Basel und Kehl
den Rhein (davon die Korps der Generäle St. Cyr, Souham und Lefèbre
mit 23000 Mann auf zwei Schiffsbrücken 11; von einer dieser Brücken
15
hatte bereits Forstamtsverweser von Reichlin berichtet), fielen in die
rechtsrheinischen Oberrheinlande ein und stießen in die Schwarzwaldtäler der Kinzig, Rench und Acher vor. Ein weiterer Angriff unter
Jean Baptiste Bernadotte (dem späteren schwedischen König Karl XIV.
Johann von 1814–1844) 12 erfolgte gegen Philippsburg. So hat ein Situationsbericht des Klosters Allerheiligen folgenden Wortlaut: „Den 1ten
Merz hat sich in dem Ortenauischen (d. h. die vorderösterreichische
Landvogtei Ortenau) und Bischöflichen Lande (das weltliche, rechtsrheinische Territorium des Bistums Straßburg) ein großer Lärmen
ereignet, indem die Franzosen bey Kehl wider über den Rhein bewaffnet gekommen und alles in Furcht und Schrecken gesetzt haben“.13 In
Niederachern, dem Sitz des vorderösterreichischen Gerichtes Achern,
nahm Vogt Fabert den Rheinübergang der französischen Truppen und
die vielfältigen Erfahrungen von 1796 zum Anlaß, die Gerichtsakten zusammenpacken und sie in dem Laufer Ortsteil Glashütte in Sicherheit
bringen zu lassen.14 Der linke Flügel der Donau-Armee unter General
St. Cyr rückte durch das Renchtal und weiter über den Kniebis ins
Herzogtum Württemberg, nach Freudenstadt, vor.15 Die Stadt Oppenau
hatte es dabei einem Generaladjudanten zu verdanken, daß sie von den
Soldaten nicht ausgeplündert wurde.16
Das französische Kriegswesen nach der
Revolution 17
A
ls Folge der Bedrohung durch die anderen europäischen Staaten führte die Französische Republik am 24. Juni 1793 die allgemeine und gleiche Wehrpflicht ein, die sämtliche waffenfähigen
Männer zwischen 18 und 25 Jahren erfaßte. Außerdem war die
gesamte Gesellschaft verpflichtet, die Armee zu unterstützen, und
dabei waren weitere Aushebungen von Soldaten bereits vorgesehen.
Dadurch konnten die Franzosen richtige Volksheere aufbieten, die
durch die Ziele der Revolution wesentlich mehr motiviert waren als
16
Abb. 5:
Abb. 6:
Proklamation von Bernadotte an die Bevölkerung in den besetzten
Gebieten im heutigen Nordbaden vom 30. März 1799
Franz. Kavallerie (Chasseurs) im Angriff (1796)
17
die geworbenen und mitunter gepreßten Söldnerheere der anderen
Staaten. Die Gefechte in der Ortenau zeigten aber auch, daß die
französischen Soldaten, wenn sie auf entschlossene kaiserliche
Soldaten trafen, sehr schnell ihr Heil in der Flucht sahen.
D
er Nachteil der französischen Armee war, wesentlich schlechter gekleidete, ausgebildete und gedrillte Soldaten und
Offiziere in ihren Reihen zu haben (über 2/3 der Offiziere der
königlichen Armee waren emigriert); dies glich sie durch die aus
der Wehrpflicht resultierenden zahlenmäßigen Überlegenheit und
eine einfachere Taktik im Felde, das sogenannte „Tiraillieren“ in
Verbindung mit der „Kolonnentaktik“, aus: Im Gegensatz zu der
veralteten, schwerfälligen „Lineartaktik“ der alten Mächte verblieben die einzelnen Bataillone nicht in einer Reihe, sondern, um den
Feind zu beunruhigen, wurden einzelne Soldaten ausgeschickt, die
Schüsse auf dessen Truppen abgeben sollten („Voltigeure“). Anschließend ging die Armee in massiven Kolonnen zum Angriff über,
um dann die gegnerische Linie zu durchbrechen und die Schlacht
im Nahkampf zu entscheiden.
E
ine weitere Neuerung im Gegensatz zu den konservativen Staaten war die Abschaffung der Magazine für den notwendigen
Nachschub. Hinzu kam, daß Offiziere wie Mannschaften nur einen
Tornister (Ranzen der Soldaten) und das Allernötigste (Gewehr,
Patronentasche und Munition) bei sich trugen, d. h. weder Packpferde, noch Zelte bei sich hatten. Dies hatte zur Folge, daß sich
die Revolutionsarmee bei Möglichkeit in den Ortschaften einquartierte und sich zwangsläufig ein gnadenloses Requirierungssystem
entwickelte, weil die Soldaten weder Geschirr und Lebensmittel bei
sich hatten, noch ordentlich gekleidet waren (die Verpflegungsordnung [Originalurkunde  Abb. 9] für die französische Armee von
1796 war in der Praxis das Papier nicht wert, worauf sie gedruckt
war!). Diese Situation war vergleichbar mit dem Dreißigjährigen
18
Krieg, als sich ebenfalls „der Krieg durch den Krieg ernährte“!
Durch diese gezielte Versorgung der Armee zu Lasten der feindlichen Einwohnerschaft konnten die Franzosen ihren Troß reduzieren und waren dadurch in ihren Operationen wesentlich
beweglicher.
N
ach dem Einfall der französischen Soldaten ins rechtsrheinische
Gebiet wurde am 1. März von dem kaiserlichen FeldmarschallLeutnant Graf Sztáray eine Brigade, bestehend aus acht Eskadronen
des 6. Husarenregimentes („Blankenstein-Husaren“) unter Generalmajor Görger, in Eilmärschen ins Rheintal beordert, um als Teil seines
Korps, mit welchem er Mitte April von Karlsruhe und Rastatt her in
Richtung Süden marschierte 18, die Flanke der Hauptarmee zu decken
und die Franzosen ununterbrochen zu beunruhigen. Diese acht Husareneskadronen hatten um den 6. März u. a. auch ihren Standort in
Oppenau.19
19
b)Erster erfolgreicher Widerstand –
Die Ereignisse vom April bis zum Gefecht
von Oberkirch
M
it dem Einmarsch der Revolutionsarmee ins rechtsrheinische
Gebiet begannen auch die ersten Kontributionsforderungen. Der
Conventuale des Klostes Allerheiligen, Goffried Schneider, berichtet,
daß bereits am 2. März der französische General Martini mit seinem
Generaladjutanten und dreißig Kavalleristen beim Kloster eintrafen
und 500 Louis D’or verlangten. Als ihm aber nur 25 Louis D’or gegeben
werden konnten, gab er sich zuerst damit scheinbar zufrieden – später
mußte allerdings der Groß-Kellerer von Oberkirch noch 27 Louis D’or
bezahlen 20.
Portrait:
A
Erzherzog Karl von Österreich 21
ls dritter Sohn des Großherzogs Leopold von Toskana, dem späteren Kaiser Leopold II. und Bruder von Kaiser Franz II., wurde
Karl Ludwig Johann am 5. September 1771 in Florenz geboren. Mit
21 Jahren bereits Generalfeldwachtmeister, nahm er 1792 an den
Feldzügen gegen die Französische Republik teil, wurde 1796 zum
Reichsgeneralfeldmarschall ernannt und befreite Süddeutschland
von den Franzosen (u. a. durch Siege bei Emmendingen und
Schliengen im heutigen Südbaden). Im Folgejahr kämpfte er aber
erfolglos gegen Napoleon. Trotz seiner militärischen Erfolge im
2. Koalitionskrieg (Stockach, Ostrach) ging derselbe verloren, und
er unterzeichnete am 25. Dezember 1800 den Waffenstillstand. Von
1801 bis 1805 hatte er die Ämter des Präsidenten des Hofskriegsrates
und des Kriegs- und Marineministers inne. In dieser Zeit versuchte
er, das österreichische Militärwesen zu reformieren. Nachdem
im Jahre 1809 erneut Krieg zwischen Frankreich und Öster20
Abb. 7:
Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern am
22. Mai 1809, Wehrgeschichtliches Museum Rastatt
Abb. 8:
Kaiser Franz II., der Bruder von
Erzherzog Karl. Nach der Niederlegung der deutschen Kaiserkrone Kaiser Franz I. von Österreich
21
reich ausgebrochen war, erhielt er den Oberbefehl und schlug Napoleon bei Aspern, verlor aber nach der Niederlage in der Schlacht
von Wagram den Oberbefehl. Erzherzog Karl starb am 30. April
1847 in Wien.  Abb. 7
I
n der zweiten Märzhälfte wendete sich aber das Blatt: Nachdem General Jourdan von dem kaiserlichen Oberkommandierenden Erzherzog Karl am 20. März bei Ostrach (im heutigen Württemberg) und fünf
Tage später bei Stockach geschlagen worden war, zogen sich die Franzosen zum Teil fluchtartig über den Schwarzwald in die Rheinebene
zurück – der größte Teil der Armee durch das Rench- und Kinzigtal.22
Von diesem Rückzug berichtete der Triberger Obervogt Huber am 26.
März folgendes an Regierungsrath Greiffeneck in Freiburg: „Die Franzosen sind ganz geschlagen, und in voller Retirade. Das Hauptquartier
des General Jourdan ist heute Nacht in Villingen, und die Franzosen
eilen so sehr und mit so vieler Bangigkeit, daß man daraus schließen
kann, daß sie ganz geschlagen seyen und sehr verfolgt werden.“ 23 Bei
Stockach verlor General Jourdan angeblich 1/3 seiner Truppen, so daß
von österreichischer Seite vermutet wurde, sie würden keine Schlacht
mehr wagen, da selbst die Armeechirurgen über den Rhein zurückgingen. Außerdem wird berichtet, sie hätten in Hornberg ihr Hauptquartier aufgeschlagen und erste Requisitionen durchgeführt (300 Zentner
Heu, 100 Zentner Stroh, 300 Malter Hafer und 2000 Rationen Brot).24
Am 27. März trafen 60 Sapeurs im Renchtal ein, welche im Wald übernachten mußten, nachdem sie im Baiersbronner Tal von den Bauern
verjagt worden waren. Weitere 260 Mann Kavallerie und 900 Mann Infanterie wurden in Oppenau einquartiert. Auch hier war die Beschlagnahmung einer großen Anzahl Wagen vorgesehen, die allerdings nicht
durchgeführt werden konnte, weil der befehlshabende General noch
nicht eingetroffen war. Als General St. Cyr schließlich kam und seine
umfangreichen Forderungen an Lebensmitteln, Fourage und Vieh
bekanntgegeben hatte (siehe nachstehende Tabelle), wurde er jedoch
22
von österreichischen Husaren zum Rückzug gezwungen.25 Dieser hatte
aber auch seinen Preis: Er kostete das Gericht Oppenau die Summe von
6805 fl (Gulden), 6 ß (Schilling) und 8 Pfennig.26
Forderungen des Divisionsgenerals St. Cyr an das Oberamt Oberkirch 27, zu erbringen innerhalb 10 Tagen in das Magazin in Oppenau:
• 50 Ochsen, mindestens 300 Pfund schwer
• 200 Maß Branntwein
• 15000 Rationen Brot mit mindestens 11/2 Pfund Gewicht,
wobei der Laib mindestens 3 Pfund wiegen sollte
• 6000 (Pariser) Sester Hafer
• 6000 Rationen Heu zu je 13 Pfund Gewicht
• 6000 Bund Stroh zu je 10 Pfund
• täglich 40 Wartfuhren für den Transport der Lebensmittel und Fourage auf den Kniebis und nach Freudenstadt
Von diesen Forderungen hatte das Gericht Oppenau
• 6 Ochsen
• 24 Maß Branntwein
• 1800 Rationen Brot
• 360 Sester Hafer
• 720 Rationen Heu
• 720 Bund Stroh
und täglich 7 Wartfuhren zu tragen
(davon ein Drittel das Kloster Allerheiligen).
23
A
m 27. März erreichten verschiedene französische Einheiten auch
die Rheinebene, wo sie in Appenweier das Hauptquartier aufschlugen und sofort die Erwartung aussprachen, daß am nächsten Tag Fouragelieferungen erbracht werden. Und am 28. März wurden schließlich
in Offenburg 6000 Brote requiriert.28 Am 6. April überschritten die
französischen Truppen unter den Generälen Souham, Soult und St.
Cyr den Rhein und ließen vorläufig nur noch Beobachtungsposten auf
dem rechten Rheinufer zurück.29 Außerdem blieb Kehl als wichtiger
Brückenkopf auf deutschem Gebiet in französischer Hand.
Stärke der Revolutionsarmee in der hiesigen Gegend im April 1799 30:
Insgesamt 6200 Mann unter dem Kommando von General Vandamme 31
Infanterie
Husaren
Dragoner
Renchen
Urloffen
Appenweier
Oberkirch
Offenburg 32
800 300
300
600
1000
400
200
200
200
400
100
200
400
Summe
4000*
1400
800
100
* Dieser Schreib- o. Additionsfehler geschah bereits beim verfassen der Akte
O
bwohl die Franzosen versuchten, die Bevölkerung gegen das Haus
Habsburg aufzustacheln, stieß die Revolutionsarmee dieses Mal
– auch auf Ansuchen der Österreicher – auf erbitterten Widerstand seitens der Bevölkerung (in Offenburg mußte ab dem 1. April ein Aufruf des
Stadtkommandanten zum Aufstand gegen die eigene Landesherrschaft
öffentlich angeschlagen werden; die Stadt war verständlicherweise darüber nicht erfreut, hatte letztendlich aber keine andere Wahl).33
B
ald kam nach den ersten Requisitionen in der Bevölkerung wieder
jener „glühende Haß“ gegen die Revolutionsarmee zum Vorschein,
24
der sich schon 1796/97 in der kaiserlichen Reichslandvogtei Ortenau
entwickelt hatte, insbesondere weil deren Einwohner stark unter den
französischen Truppen zu leiden hatten. So vertrat Oberamtsrat Dr.
Gulatt vom vorderösterreichischen Oberamt Offenburg im Juli 1799
in einem Brief an Regierungspräsident Freyherr von Greiffenegg die
Auffassung, daß die „kaiserlich-königlichen Untertanen“ weit feindseliger behandelt werden als jene der benachbarten Reichsstände
wie Hessen-Darmstadt (vormals Landgrafschaft HanauLichtenberg
„Hanauerland“) oder die des Bistums Straßburg. So hätten die französischen Truppen den ausdrücklichen Befehl, den größten Druck
auf Untertanen des Hauses Habsburg auszuüben, weil der Krieg ausschließlich gegen Österreich geführt werde; und dieser Befehl wurde
auch strengstens befolgt.34 Auch ehrgeizige Beamten, Geistliche und
Edelleute 35 stachelten die Landbevölkerung zum Widerstand auf,
weil sie grundsätzlich gegen die „neuen Ideen“ aus Frankreich waren
– wohl auch deshalb, weil sie aufgrund der dortigen Ereignisse nach
1789 um ihre Vorrechte und Privilegien fürchteten. Deshalb war es
nicht verwunderlich, daß die Einheimischen – in ihrem Willen bestärkt
durch die militärischen Erfolge von Erzherzog Karl im Bodenseegebiet
und dem anschließenden schnellen Rückzug der Franzosen – bereits
Anfang April die Waffen, welche sie nach den Unruhen 1789 trotz der
Abgabepflicht verborgen hatten, wieder hervorholten und sich zur
Wehr setzten (daß die vorderösterreichische Regierung zunächst von
einem Landsturm abriet, kann man einem Brief an den Triberger
Obervogt Huber entnehmen, nachdem ein entsprechendes Gerücht
im Umlauf war), obwohl die Franzosen doch allen anderen Völkern
„die Freiheit von der Knechtschaft der Fürsten“ bringen wollten (!).37
Auch im Hanauerland rotteten sich verschiedene Bauern zusammen,
obwohl sie von der Regierung in Darmstadt den Befehl erhalten hatten,
sich den Franzosen gegenüber gefällig zu zeigen.36
A
ngesichts dieser explosiven Stimmung erließ die französische Armee
wahrscheinlich auch in der Ortenau – entsprechend der nachstehenden Proklamtion des französischen Generals Bernadotte – um25
gehend Anweisungen in ihrer Eigenschaft als Besatzungmacht (Originalurkunde  Abb. 5). Während die Ablehnung der französischen
Armee und die gleichzeitige Aufforderung zum Widerstand am Beispiel
der Ereignisse vom 22. März in der Kinzigtalgemeinde Biberach deutlich werden, zeigt aber das Beispiel Sasbach, daß sich die Ortsvorsteher,
Bürgermeister oder Schultheißen oft nicht sicher waren, wie sie sich
den Franzosen gegenüber verhalten sollten:
Armée d’observation 38
Originaltext in französisch –
Nachstehend die Übersetzung dieser Proklamation in deutscher Sprache:
Freiheit
Gleichheit
Jm Hauptquartier zu Mannheim den 10. Germinal im 7. Jahre der einen
und unzertheilbaren Franken-Republik (30. März 1799).
Der Oberbefehlshaber Bernadotte,
Unterrichtet, daß Emissarien (siehe Emissär) des Hauses Oestreich sich
in dem von der Armee besezten Lande verbreiten, um daselbst, einverständlich mit französischen Emigrirten und Deportirten, den Mord
gegen die Republikaner zu predigen, befiehlt
Erster Artikel.
Jeder Deportirte oder französische Emigrirte, der sich in dem von der
Armee besezten Lande befindet, ist gehalten, dasselbe sogleich nach der
Bekanntmachung des Gegenwärtigen zu verlassen, und sich auf zwanzig
Stunden über die französischen Vorposten zu entfernen.
Zweiter Artikel.
Jeder Emigrirte oder Deportirte, der nach Verfluß von vier und zwanzig
Stunden noch in dem Bezirke der Armee sich betreten läßt, wird einem
Kriegsgerichte übergeben, um nach den Gesezen der Republik bestraft
zu werden.
26
Dritter Artikel.
Jeder Emigrirte oder Deportirte, der auf weniger als zwanzig Stunden
weit von den Vorposten der Armee durch Patruillen arretirt wird, wird
als Spion des Hauses Oestreich angesehen, und einem Kriegsgerichte
übergeben.
Vierter Artikel.
Die Amtleute, Bürgermeister, Vorgesezten der Klöster, adelichen Gutsbesizer und andere privilegirten Personen stehen mit ihrem Leben und Vermögen für jede aufrührische Zusammenrottung. Es wird ihnen hiermit
anbefohlen, jeden Agenten Oestreichs, Rußlands und Englands, der sich
in ihren Gemeinden niedergelassen haben könnte, zu arretiren, und in
das Hauptquartier zu bringen.
Fünfter Artikel.
Die Amtleute, Bürgermeister, Mitglieder der Regierungen, Vorgesezten
der Klöster und adelichen Gutsbesizer sind gehalten, in dem Büreau des
Generalstabs die Niederlagen von Waffen oder Kriegsmunition anzuzeigen, die sich in ihren Bezirken befinden könnten, und zwar binnen drei
Tagen nach Bekanntmachung des Gegenwärtigen.
Sechster Artikel.
Jm Falle, wo die im vorigen Artikel genannten Personen diese Anzeige unterlassen würden, werden sie als Verschworne gegen die Armee arretirt,
einem Gerichte übergeben, und in Gemäßheit der Geseze der Republik
gerichtet werden.
Siebenter Artikel.
Der Oberbefehlshaber erneuert die den übrigen Einwohnern bereits
gegebene Versicherung, daß ihre Personen, ihr Eigenthum, ihre Gewohnheiten, ihre Sitten und ihre Religion auf keine Art gekränkt werden
sollen.
Bernadotte
27
Abb. 9:
28
Verpflegungsordnung von 1796 in deutscher Sprache
A
ls an diesem Abend rund 60 französiche Soldaten in Biberach einrückten und Nachtquartier forderten, verhielten sie sich anscheinend so brutal, daß die Bewohner bei ihren Amtsleuten anfragten,
wie sie sich zu verhalten hätten. Hierzu bekamen sie die Antwort, daß
„wenn sich die Franzosen krantig stellen wollten, sollte man solche
Grobheit mit Grobheit erwidern, und überhaupt denenselben nicht zu
viel nachgeben.“ Der Widerstand war erfolgreich, denn die Soldaten
rückten mit unbekanntem Ziel wieder ab. Beflügelt von diesem Erfolg,
war man auch im Oberamt Oberkirch der Meinung – bei aller Vorsicht
gegenüber Soldatentrupps ohne Vorgesetzten – den Franzosen nicht
zuviel Recht einzuräumen, ihnen sogar zu verstehen zu geben, daß sie
verdächtig seien und man deshalb ihre Marschrichtung wissen und
Einsicht in ihre Befehle nehmen möchte. Daß diese und weitere Forderungen für die Franzosen unannehmbar waren, liegt auf der Hand;
denn Oberamtmann Minderer vom Oberkircher Oberamt forderte den
Oppenauer Schultheiß außerdem noch auf, die Soldaten in Straßburg
zu denunzieren oder dem Oberamt zu melden, um im Hauptquartier
der Revolutionsarmee Anzeige erstatten zu können.39
N
achdem es auch in Sasbach bereits zu Requisitionen und Kontributionsforderungen gekommen war, wurde der Stabhalter
Valentin Berger am 3. April von Schultheiß Lichtenauer (eventuell ein
Verwandter des Schultheiß von Oppenau?) und dem Gerichtszwölfer
nach Rastatt gesandt, um dort den beim noch andauernden Rastatter
Friedenskongreß weilenden kaiserlichen Prinzipalkommissar Graf
Franz Georg von Metternich (der Vater des späteren österreichischen
Staatskanzlers Klemens Wenzel von Metternich) um Hilfe und Rat zu
fragen, wie sie auf die obigen Forderungen reagieren sollten.40
O
bwohl sich die Franzosen inzwischen bis nach Appenweier und
Rheinbischofsheim zurückgezogen hatten, waren es aber nun die
vielen kleinen Patrouillen zur Eintreibung der unaufbringlichen Fourage 41 und der Befehl, sich für die Aufstände mit „Feuer und Schwert“
in Form von Plünderungen und Kontributionen zu rächen 42, die die
29
Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzten, gleichzeitig aber den
Widerstand weiter förderten, denn man war die ständigen Überfälle
seitens der französischen Truppen leid und konnte und wollte diese
nicht länger hinnehmen (in der österreichischen Herrschaft Triberg
waren beispielsweise am 8. April bereits alle Lebensmittelvorräte
wegen der franz. Forderungen insoweit erschöpft, daß dieselbe sich
außerstande sah, die Kaiserlichen zu versorgen, und sich mittlerweile
auch unübersehbare Schulden angehäuft hatten!43) Während die Orte
im Gebirge oftmals noch gewarnt werden konnten – wie beispielsweise
im Achertal vom Oberacherner Bienenbuckel aus –, waren die Dörfer
am Westrand des Schwarzwaldes und in der Rheinebene den Beutezügen der Revolutionsarmee zumeist hilflos ausgesetzt.
U
nter dem Vorwand, daß die Niederacherner am 19. April bei dem
nächtlichen Gefecht – auf welches noch näher eingegangen wird
– mitgeholfen hätten, rückten die Franzosen am 23. und 24. April in
Niederachern ein und nahmen sich so viel Heu und Hafer, wie sie
mitnehmen konnten, raubten mehrere Häuser aus und „schleppten
sieben dem Lamm- und Ochsenwürth entwendete Kühe, und dem
ersteren aus den Ställen genommenen vier Stück fette Schweine, mit
sich weg“. Zwei Tage später war Fautenbach an der Reihe. Neben dem
üblichen Futter für die Pferde stahlen sie hier dem Ortsvorsteher außerdem noch zwei Pferde. In Sasbach schließlich hieben sie, nachdem
sie auch hier Heu und Hafer erhalten hatten, eine 150 Stück zählende
Gänseherde bis auf vier Stück zusammen und nahmen den Bannwart
und dessen Hartschier als Geiseln so lange mit, bis sie alles Geforderte
erhalten hatten. Diese Überfälle gingen entweder so schnell vor sich,
daß weder das kaiserliche Militär noch die Landesverteidiger des
Achertales eingreifen konnten, oder sie wurden nur durchgeführt,
wenn sicher war, daß sich keine österreichische Patrouille in der Nähe
befand.44
V
30
on diesen Beschlagnahmen, Plünderungen, Gelderpressungen
usw. war die ganze Ortenau betroffen (wie in Sasbach geschehen,
Abb. 10: Historisches Wappen der
Ortenau, hier der
Reichsritterschaft Ortenau
Abb. 11: Offenburg, ehem. Landvogteigebäude, heute Polizeigebäude
31
schreckten die Franzosen auch vor Geiselnahmen nicht zu-rück).
Dies hatte zur Folge, daß die Lebensmittel nicht nur in den Städten
knapp wurden. So wird aus der Gegend von Offenburg folgendes
berichtet: „Heute mus ich ihnen unsere Laage, in der wir seyn,
besonders, weil es ihnen daran liegen wird, erzählen. Die Vorposten
liegen noch immer bey uns; die Statt ist von ihnen umrungen und
in unseren Mauren hört man nichts als Klagen und Noth, alle Lebensmittel sind beynahe, besonders Heu, Stroh, Haaber (= Hafer)
und Fleisch, hinweg. Nun fangt man an unsre Kühe zu schlachten,
weilen die auf den umliegenden Dörferen bey nah alle weg seyn,
sollten wir noch 8 Tag in dieser Laage seyn, so ist unsere Gegend
ganz ausgezährt, und bevor gehen sie auch nicht von uns bis keiner
nichts mehr hat.“ 45 Angesichts dieser prekären Situation sahen
die Franzosen im Mai wohl keine andere Möglichkeit, ihre Pferde
mit Futter zu versorgen, als die Offenburger Kornfelder selbst abzumähen. Hinzu kam, daß auch durch den ständigen Wechsel der
Frontlinien und die herumstreifenden franz. Patrouillen die Bauern
die Wege zu ihren Weiden weder befahren, noch das Vieh dorthin
treiben konnten. In Waltersweier führte dies dazu, daß die dortige
Bauernschaft den Stadtrat der Reichsstadt um eine Weidefläche bat
und als Gegenzug jeder Bauer bereit war, zwei Fuhren zugunsten
der Stadt zu leisten. Offenburg zeigte sich in diesem Fall solidarisch
und stellte den Waltersweierern das „Gotteswalder Feld“ zur Verfügung und nahm gleichzeitig das obige Angebot an.46 (Weitere Folgen
des Krieges siehe Abschnitt f)
I
m Achertal kam es aufgrund der Vorkommnisse seit dem Rückzug
der Franzosen bereits am Sonntag, dem 7. April, im Ulmhardt 47 zu
einem ersten Gefecht. Die Oberkappler Bauern konnten auch trotz aller Drohungen nicht von ihrem Vorhaben abgebracht werden – wußten
sie doch, daß sie auf die Unterstützung von 1000 kaiserlichen Soldaten
zählen konnten.48 „In der Meinung, mit den Franzosen, die im Ulmhard sich versteckt, zu schlagen“, so berichtet Conventuale Schneider,
waren am gleichen Tag drei österreichische Husaren, am nächsten
32
Abend dreißig und schließlich am folgenden Tag, ebenfalls abends, 220
österreichische Soldaten – Infanterie, Kavallerie und Husaren – zum
Kloster gekommen. Nachdem diese Truppen anscheinend nicht in die
Kämpfe im Achertal eingegriffen hatten (sie wurden am nächsten Tag
Sagen und Anekdoten aus den
Koalitionskriegen (I)
Der gefangene Offizier
K
urz bevor Kappelrodeck von kaiserlichen Soldaten „besetzt“
wurde, geriet ein französischer Offizier in einer für ihn außerordenlich peinlichen Situation in die Hände der Achertäler
Bauern.
hatten zu ihrer Sicherheit mehrere Bereitschaftsposten,
Diese
sog. „Piquets“, aufgestellt. Diese Piketts sollten für den Offizier
nachhaltige Folgen haben denn in der Annahme, derselbe wolle die
Sicherheitsmaßnahmen der Bauern ausspionieren, wurde er von
den Bauern gefangengenommen, als er zwischen zwei solche Stellungen geraten war. Allerdings war er infolge seiner „Ausrüstung“
kein ernstzunehmender Gegner: Der arme Offizier war unbewaffnet – nicht einmal ein Seitengewehr hatte er dabei – und nur in
Pantoffeln auf einem Spaziergang! Dem einfachen Soldaten, der
seinen Vorgesetzten suchen wollte, erging es ebenso, und er wurde
auf gleiche Weise verhaftet.49
wieder abberufen, um nach Pforzheim und ins Schwäbische weiterzumarschieren), kamen am gleichen Tag im Kloster neue österreichische
Soldaten an, um am Wildsee, Mummelsee, auf der Steig, der Altschmatt, dem Lindelsberg und dem Sohlberg „fleißig Wacht zu halten“.
Auch bei der Ursula-Kapelle oberhalb des Klosters Allerheiligen, im
Unterwasser und weiter oben im Dickteich (beides heute Ortsteile von
33
Ottenhöfen) 50 sowie in Seebach wurden starke Wachposten aufgestellt.
Weitere 100 Mann – „theils Reuter, theils Fußgänger“ – kamen von
Oppenau her nach Allerheiligen, so der Mönch, und seien nach „Kappel unter Rodeck mit den Bauern vereiniget, zu beschützen geschickt
worden“.
A
n den darauffolgenden Montag und Dienstag wurden die Bauern
von 125 Mann Kavallerie angegriffen – konnten aber „mittels
Beyhülf sieben dazu gesprengten kaiserl. Dragoner von Latour“ (11.
Regiment) zurückgetrieben werden.51 Dabei wurde wahrscheinlich
auch der französische Hauptmann erschossen, von welchem Conventuale Schneider ebenfalls berichtet. Der Überlieferung zufolge war es
der Kappler Bürger Johann Binder, der einen verspäteten Soldaten mit
seinem Gewehr vom Pferd herabgeschossen hatte. Anschließend wurde
der Gefallene unter der „Kirchenstaffel“ beerdigt.52
N
ach diesen Vorkommnissen verlagerte sich das Kriegsgeschehen
weiter ins Tal hinein, wobei schließlich am Mittwoch ein französischer Offizier zusammen mit einem Korporal gefangengenommen
wurde 53 (die Intervention Baron von Neuensteins, diesen Offzier freizulassen – möglicherweise um Repressalien gegenüber den Talbewohnern zu vermeiden – wurde von der kaiserlichen Seite abgelehnt, weil
diese befürchtete, die Stellung und Stärke der eigenen Truppen könnte
verraten werden 54). Die Versuche der Franzosen, Kappelrodeck am
10. und 12. April niederzubrennen oder die Bevölkerung zu mißhandeln, schlugen fehl, denn den Einheimischen kam dabei ihre Kenntnis
des Geländes und die günstige Topografie des Achertales zugute. Als
wesentlicher Vorteil erwies sich – zumindest am Anfang – , daß die Revolutionsarmee von dem Widerstand überrascht war. Bei jedem Angriff
auf die Bauern und umgekehrt mußten sich die Franzosen unter mal
mehr, mal weniger großen Verlusten zurückziehen.55
V
oraussetzung für die Erfolge der Achertäler war ein aus mehreren
Posten bestehendes Alarmsystem. Das erste Glied der Kette waren
34
die „Franzosensteine“ mit dem „Jockele-Guck“ auf dem Oberacherner Bienenbuckel.56 Dort saß ein Wachposten, welcher einen weiten
Blick ins Rheintal hatte. Bei herannahenden Truppen - diese konnten
aufgrund der „staubigen“ Straßenverhältnisse gar nicht übersehen
werden - schlug er Alarm, indem er zum wenige Meter oberhalb der
Franzosensteine befindlichen Gipfel des Bienenbuckels lief, wo sich die
„Lärmestang“57 befand. An dieser waren wahrscheinlich laute Schellen usw. befestigt, welche solch einen Lärm erzeugten, daß sie unten
Der „Jockele“ - die Oberacherner Fasnachtsfigur
D
er „Jockele“ hat sich nicht nur
im „Jockele-Guck“ verewigt,
sondern wird jedes Jahr in der „fünften Jahreszeit“ für alle gegenwärtig:
als Fasnachtsfigur der Narrenzunft
„Jockele“ Oberachern, die diesen
1973 als typische Oberacherner Fasnachtfigur im Brauchtum lebendig
bleiben läßt.
O
bwohl beim „Jockele“ kein direkter Bezug zu dem Buch besteht,
weist die Überlieferung dieser Figur
doch gewisse Parallelen auf:
Z
ur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, so die Sage, wurde die Bevölkerung des Achertals durch einen am Bienenbuckel stationierten Wächter vor anrückenden Feinden gewarnt, indem er
durch Rasseln, Glocken, lautes Geschrei und Betätigung einer
Lärmestang die anderen Posten im Tal und die eigene Dorfbevölkerung alarmierte. Eines Tages übermannte ihn der Schlaf, und er
wurde dabei prompt erwischt. Da der „Jockele“ aber ein lustiger
Kerl war, wurde dieses bald vergessen.
35
Abb. 12: Blick vom Bienenbuckel bei Oberachern auf den Ort und in die Rheinebene. Diese Aussicht
macht deutlich, warum an dieser Stelle ein Wachposten so wichtig war (um 1910)
36
37
A
ls „Hessen-Jockel“ ist ein Bauernführer dieses Namens im Jahre
1799 historisch nachgewiesen. Ob er aber jener „Jockel“ war,
der geweckt werden mußte, kann nicht belegt werden, denn in
Bezug auf seinen Namen war er kein Achertäler, sondern stammte
vermutlich aus dem Hanauerland, das zu Hessen-Darmstadt gehörte, oder er war ein gebürtiger Hesse.
D
as Kostüm der heutigen Jockele wurde, getreu dem historischen Vorbild, in den Farben des Waldes grün und braun
gehalten. Geschnitten als typisches Narrenkleid, wurde es in dieser
Form bereits in vielen Illustrationen des späten Mittelalters dargestellt. Der Charakter der klassischen Narrenfigur wird durch
die Schnabelschuhe und die Narrenkappe mit Eselsohren noch
weiter unterstrichen. Die Holzmaske wurde in der Tradition der
alemannischen Weißmaske gestaltet und zeugt im Ausdruck von
der Lustigkeit und Fröhlichkeit des damaligen Dorfwächters.
im Tal gehört werden konnten. Dort war ebenfalls ein Wachposten, und
zwar hinter der ehemaligen Bindfadenfabrik auf einer leichten Erhöhung, wo die Warnung in der Form weitergegeben wurde, daß ein mit
Pech getränktes, brennendes Strohbündel an einer Stange hochgezogen
wurde, was vom nächsten Posten auf Schloß Rodeck nicht übersehen
werden konnte; für den heranrückenden Feind war der entstehende
Rauch aber nicht erkennbar, weil er sich schnell verflüchtigte. So setzte
sich die Alarmierung bis ins obere Achertal fort, und die Bauern hatten
noch genug Zeit, sich mit ihrem Vieh in die Wälder zu retten bzw. an
der Kappelrodecker „Ladstatt“58 oder auf dem Marktplatz zu sammeln,
um – „mit Schießgewehr, Hauen, Axten und anderen Instrumenten“
bewaffnet – ihre Heimat gemeinsam mit den Österreichern zu verteidigen 59, indem sie die Enge des Tales ausnützten und von beiden Seiten,
hinter Felsen, Gebüsch und Bäumen sitzend, die französischen Offiziere mit ihren Projektilen sogar aus unglaublichen Entfernungen von
38
ihren Pferden herabholten ( siehe die Anekdoten auf Seite 55/56).60
In Waldulm dagegen saß unter anderem auch ein Kundschafter in der
„Wachthütte“, um eventuelle Truppenbewegungen vom Renchtal her
rechtzeitig melden zu können.61 Schließlich hatte auch Sasbachwalden
einen Wachposten beim „Brigittenschloß“ (Burgruine Hohenrode)
– von wo man bis in die Rheinebene sehen konnte – sowie auf dem
Wachtköpfle“ beim Schelzberg.62
A
uch in der Nacht vom 18. April zogen die Franzosen den kürzeren,
als sie beabsichtigten, in Oberachern den Warenhändler Josef
Reyling auszuplündern. Unterstützt von kaiserlichem Militär konnten
es die Bauern verhindern, drei Soldaten gefangennehmen und die
restlichen zurückdrängen. Schließlich wurde bei „Unteracheren“ ein
35 Mann starker Kavallerieposten ausgehoben und nach Oberkappel
geführt 63, wo mittlerweile ein kaiserlicher Vorposten eingerichtet worden war. An diesem Tag vertrieben österreichische Soldaten und die
Bauern außerdem eine von Oberachern her kommende Patrouille aus
Waldulm, wobei „viele Franzosen ihr Leben verlohren“.64 Tatsächlich
war es nur ein französischer Gefallener; dagegen traten aber anschließend ein weiterer Offizier und ein einfacher Soldat den Weg in die
Gefangenschaft an.65 Trotz dieser Niederlagen scheint es den französischen Truppen doch gelungen zu sein, in Oberkappel einen Vorposten
zu halten, denn in einem Bericht vom 12. April wird von Verstärkungen
für diese Stellung gesprochen.66
Sagen und Anekdoten aus den
Koalitionskriegen (II)
1) Ein verhängnisvoller Irrtum
M
it der Absicht, sich bei den Dorfbewohnern Respekt zu verschaffen, rückte wahrscheinlich in den ersten Tagen der
französischen Besetzung eine stärkere französische Kolonne in
39
Kappelrodeck ein, um wie überall zu „fouragieren“. Die Bauern
hatten sich allerdings eine Kriegslist ausgedacht und geschafft, die
Franzosen in Sicherheit zu wiegen, als sie über dieselben herfielen.
Während diese gerade im Begriff waren, ihre „Beute“ aufzuladen,
wurden sie von drei ungarischen Husaren mit einem Trompeter
an der Spitze, die sich oberhalb des Ortes versteckt hatten, attackiert, und gleichzeitig eröffneten die Kappler das Feuer von allen
Seiten. Beim Anblick des zum Angriff blasenden Trompeters war
der französische Offizier der Meinung, daß er eine ganze HusarenSchwadron vor sich hätte, ließ alles stehen und liegen und räumte
unter schweren Verlusten eiligst das Dorf.67
2) Das Marienbild bei der Lindenkirche
E
in andermal gingen dort in den napoleonischen Kriegen zwei
„Neufranken“ (Franzosen) auf der Landstraße. Als sie das Bild
erblickten, legte der eine sein Gewehr darauf an und sagte zu dem
anderen: „Warte, ich will dem Weib eine Kugel geben!“ Aber das
Gewehr ging nicht los, und er erstarrte, daß er regungslos in der
Stellung verblieb. Da flehte der andere Maria um Hilfe an und
erlangte dadurch auch, daß sein Gefährte sich wieder bewegen
konnte. Dieser hat hierauf niemals mehr gewagt, die Mutter Gottes
zu verunglimpfen.
N
achdem ungefähr zur gleichen Zeit auch in Lauf und Bühl französische Patrouillen beschossen worden waren, drohten die Franzosen
den Bühlern mit dem Niederbrennen ihrer Stadt, falls sie die Täter
nicht ausgeliefert und 100 Rationen Fourage gestellt bekämen.68 Dieses
Verhalten belegt, daß die Franzosen 1799 keinerlei Rücksicht darauf
nahmen, ob sie sich mit dem jeweiligen deutschen Land im Krieg befanden oder nicht. Denn der badische Markgraf Karl-Friedrich 69 hatte
– aus politischen Gründen und mit Rücksicht auf seine schon 1796/97
40
leidgeprüften Untertanen – im Vorfeld des Krieges ein Neutralitätsabkommen mit der Französischen Republik geschlossen, und in Karlsruhe war man dementsprechend empört über die vielfältigen Exzesse,
welche sich die Revolutionsarmee in der Markgrafschaft erlaubte (als
Beispiel hierfür berichtete der Pfarrer von Moos, Karl Reinfried, in seiner 1877 veröffentlichten „Kurzgefaßte Geschichte der Stadtgemeinde
Bühl“, daß die Franzosen damals zwei kleine Kanonen aus dem Bürgerhaus mitnahmen, welche die Stadt schon seit alter Zeit besaß. Sie
kamen in die Straßburger Zitadelle, bis sie 1870 wieder zurückgegeben
wurden).70
m 19. April 3 Uhr morgens griffen – wie bereits erwähnt – erneut
österreichische Soldaten bei Niederachern ins Kriegsgeschehen
ein. Nicht nur bei Oberkirch, sondern auch hier überfiel die 3. Eskadron des 6. Husarenregiments unter dem Kommando von Rittmeister
Graf Nádasdy französische Einheiten und fügte diesen erhebliche
Verluste zu (82 gefallene, verwundete und gefangene Soldaten sowie
52 Pferde). Die österreichischen Verluste hingegen betrugen nur zwei
Gefallene (u. a. ein Leutnant Radvánszky), einige Verwundete (Oberleutnant v. Doleviczény) und ein Gefangener; auf Seiten der Bauern
waren es ein Gefallener und ein stark Vewundeter. Außerdem war
erfreulich, daß im Dorf selbst niemand zu Schaden gekommen war.71
Dieser nächtliche Überfall war auch der Vorwand für die bereits genannte Plünderung Niederacherns am 23. und 24. April.72
A
V
S
on diesem nächtlichen Gefecht berichtet Josef Ignaz Peter, einer der
führenden Köpfe der Badischen Revolution 1848/49, folgendes:
pät in einer stockfinsteren Nacht – es wird nach der Einäscherung
von Waldulm (diese war 2 Tage später!) gewesen sein – erschien,
von einem der Örtlichkeiten vollkommen kundigen Mann auf Umwegen hereingeführt, eine starke Bauernkolonne in meiner Vaterstadt,
um die dort einquartierte französische Kavallerie auszuheben. War es
Zufall, oder hatten die Franzosen von diesem Plan Wind bekommen
– soviel ist gewiß, daß am späten Abend zuvor noch zwei Kompagnien
41
Abb. 13: Nikolauskapelle ("Klauskirchl") Achern (damals Niederachern), links davor das im Text erwähnte „steinerne Kreuz“
Abb. 14:
Josef Ignaz Peter, Augenzeuge
der nächtlichen Ereignisse in
Niederachern am 19. April 1799,
als junger Mann
42
französischer Voltigeurs zur Unterstützung der Kavallerie eingerückt
waren, die aber ganz am äußersten Rand des Ortes in zwei Scheunen
so vorsichtig untergebracht wurden und sich so still verhielten, daß ihre
Anwesenheit von den Bauern, die gerade an dieser Stelle zwischen den
Scheunen hindurch in den Ort eintraten, dann erst wahrgenommen
wurden, als die Voltigeurs ihnen schon im Rücken waren und Feuer
gaben. Zwar ließen die herzhaften Bauern sich durch diesen mißlichen
Anfang nicht abhalten ihren Angriff fortzusetzen, aber die Art und Richtung desselben war nun, vermöge des unverhofften Standes der Dinge,
wesentlich verändert, und das erste Ergebnis davon in dem dichten Dunkel war eine greuliche Verwirrung, in welcher es mehrfach vorkam, daß
eine Partei auf ihre eigenen Leute schoß. Mitten aus dem massenhaften
Feuern heraus wurden die französischen und ungarischen Soldatenflüche (d. h. die der österreichischen Husaren) und das „Jesus, Maria
und Joseph“ der getroffenen Bauern vernommen. Jn diesem Kampfe
war auf der Seite der Voltigeurs ein junger Tambour, der sich besonders
bemerklich machte. Bei dem steinernen Kreuz an der Nikolauskapelle,
und somit auf dem gefährlichsten Platze stehend, hörte er im fürchterlichen Getöse nicht auf, seinen Leuten den „ralliement“ zu schlagen, bis
ein vierschrötiger, hochgewachsener Landstürmer, der sich schimpfend
nahte, den Anstrengungen und dem Leben des heldenmütigen Kleinen
durch einen schweren Kolbenstreich ein Ende machte. Die Bauern hatten den Vorteil der Ortskenntnis sowie den der überlegenen Zahl, und
nach hartnäckiger Gegenwehr mußten die Franzosen weichen. Durch
den Aufenthalt, den das unerwartete Hervortreten des französischen
Fußvolkes verursachte, hatten die französischen Reiter zwar Zeit genug
gewonnen, um sich auf ihre Pferde zu schwingen; aber vereinzelt – auf
engem Raume und im Finstern – konnte ihre Waffe von keiner Wirkung
sein, und schon während des Gefechtes der Infanterie hatte der größere
Teil der Reiter – mit den Pferden sich hart an den Mauern der Häuser
hindringend – das Weite zu erreichen gesucht.73
D
ie erfolgreiche „Affaire“ von Niederachern hatte zur Folge, daß
sich die französischen Einheiten bis nach Renchen, Gamshurst
43
und Großweier zurückzogen und selbst kleinere Patrouillen, welche
durch die Gegend streiften, von kaiserlichen Husaren vertrieben werden konnten.74
E
inen weiteren Versuch, das Widerstandsnest im oberen Achertal
auszuheben, unternahm die Revolutionsarmee schließlich am
25. April. Aber auch dieses Unternehmen hatte keinen Erfolg, denn
die Franzosen wurden, obwohl sie bereits am Ortseingang von Kappelrodeck waren, unter großen Verlusten zurückgeschlagen 75, weil „die
Thalbewohner der dem ehemaligen Bisthume Straßburg angehörigen,
nunmehr Badischen Orte Kappel, Rodeck, Wald-Ulm usw. vertheidigten
den Eingang in das Gebirge mit aller Kraft und Beharrlichkeit unter
dem Commando ihres eben so bescheidenen als muthigen Anführers,
Freyherrn von Neuenstein, lange Zeit, ohne daß es dem Feinde möglich
war, den Durchgang zu erzwingen“.76
B
is Mitte Mai bestand das Geschehen aus einem Kleinkrieg mit
mehr oder weniger großen Gefechten. Ein solches Scharmützel
fand am 18. Mai bei Gamshurst statt 77, als der Blankenstein-HusarenOberleutnant Steinhoffer mit seinem Pferd in einen Graben stürzte.
Unter ständigem Feuer französischer Chasseurs war es der einfache
Husar Georg Gönchy, der ihm das Leben rettete, als er seinen Offizier
mitsamt dem Pferd aus dem Graben zog.
D
iese militärische Situation war aus französischer Sicht wenig erfreulich. Deshalb – und wegen des anhaltenden Widerstandes in
der Ortenau – verstärkten die Franzosen seit Ende April ihre Truppen
auf rechtsrheinischem Territorium (allein am 24. April waren es rund
1800 Mann). Denn nicht nur im Acher- und Renchtal, sondern auch in
anderen Gegenden waren die Österreicher im Vorteil. So eroberten die
Kaiserlichen am 24. April bei Altenheim zwei Kanonen, am 23. wurde
das französische Lager bei Durbach überfallen, und ebenfalls am
24. April scheiterte ein Vormarsch der Franzosen auf Gengenbach, indem sie in ihre alten Stellungen zurückgedrängt wurden.78 Schließlich
44
erhielt General Leval den Auftrag, die schwierige militärische Situation zu beheben und unter anderem auch den Widerstand im Acher-,
Rench- und Sasbachtal endgültig zu brechen. Darauf weisen die große
Truppenzahl und die mitgeführte Artillerie beim Gefecht von Kappelrodeck hin.
A
m 21. Mai erreichte schließlich der Widerstand gegen die Franzosen seinen Höhepunkt, als diese mit rund 3000 Soldaten (Infanterie und Kavallerie) und drei Kanonen 79 gegen das obere „Kapplerthal“
vorrückten, um denselben endgültig ein Ende zu bereiten. Hier trafen
sie zunächst auf drei Züge österreichische Blankenstein-Husaren unter dem Kommando eines Rittmeisters Illesy (oder Jllesy) und eine 60
Mann starke Kompanie vom Gradiscanerbataillon, die die FranPortrait:
K
Neuenstein 80
atholisches Ortenauer Adelsgeschlecht,
benannt nach der Burg Neuenstein bei
Lautenbach im Renchtal. Das Geschlecht beginnt bei Konrad von Neuenstein, welcher im
Jahre 1123 Ministeriale des Herzogs Konrad
von Zähringen war. Melchior, Schultheiß von
Neuenstein, war Mitbegründer der Ortenauer Rittervereinigung und des Kantons Ortenau der Schwäbischen
Reichsritterschaft. Am 6. August 1773 wurde der Freiherrenstand
(Baronat) für das gesamte Geschlecht durch Frankreich bestätigt.
Wappen: In Schwarz ein goldenes Rad; auf dem Helm mit schwarzgoldenen Decken eine (heraus-) wachsende schwarz-gekleidete
Jungfrau, deren Brust mit dem Rad belegt ist, an Stelle der Arme
2 Büffelhörner, das rechte schwarz, das linke golden.81
45
Beispiele für Neuensteiner Besitz:
Burg „Alt-Neuenstein“: vermutlich im Lautenbachtal, wo sich
der vordere und hintere Lautenbach
vereinigen.
Burg „Neu-Neuenstein“: westlich der Rench, oberhalb Hubacker,
vermutlich 1322 erbaut, im 15. Jh. zerstört.
„Neuensteiner Hof“: heutiges Gasthaus „Sonne“ in Oberkirch, nach dem Stadtbrand von 1689
wiederaufgebaut.
F
reiherr Leopold Joseph Andreas Carl von Neuenstein * 1. Sept.
1768 in Straßburg, † 13. Februar 1846 in Freiburg. Sohn des
Philipp Leopold Andreas von Neuenstein (* 1765, † 1793, Stättmeister in Straßburg) und der Maria Odilia Josephina von Beroldingen.
Leopold von Neuenstein gehörte dem Stadtrat von Straßburg an
und war seit dem 5. August 1802 verheiratet mit Sophie Wallburge
Anlonce Gräfin zu Leiningen-Neudenau (im nördlichen Baden bei
Mosbach). Leopold von Neuenstein mußte aufgrund der Ereignisse in Frankreich als königstreuer Stadtrat vor der Revolution ins
rechtsrheinische Oberrheingebiet emigrieren.82
zosen so lange aufhalten konnten, bis die Anführer der Achertäler Bauern, Baron Leopold von Neuenstein (siehe Portrait) und der Kappler
Ochsenwirt Lorenz Winter ( Abb. 15), die Landmilizeinheiten 83 und
die bei der Arbeit weilenden Bauern „zusammengetrommelt“ hatten,
um gemeinsam mit den Kaiserlichen den Franzosen „den Garaus zu
machen“ (siehe auch nachstehender Auszug aus der „Geschichte des
6. k. u. k. Husaren-Regiments“).
46
Abb. 15: Schloß Rodeck, Lithographie aus dem 19. Jhd.
Abb. 16: Ehem. Gasthaus "Ochsen" in Kappelrodeck
(das Gebäude mußte 1970 einem Neubau weichen)
47
Das Gefecht von Kappelrodeck am
21. Mai 1799
A
ls nämlich Lieutenant Toperczer mit seinem Zug von der feindlichen Cavallerie geworfen wurde, wurde er gleichzeitig in
seiner rechten Flanke so stark von der französischen Infanterie beschossen, dass seine Reiter in Unordnung zurückwichen. Corporal
Reménység, der mit den Husaren Franz Somogyi, Michael Elte und
Franz Gonczol auf Seitenhut gewesen, erblickte dieses Ereigniss
und warf sich sofort auf die feindliche Infanterie, diese im Rücken
attaquierend. Der Erfolg war ein so bedeutender, dass Lieutenant
Toperczer seinen Zug ralliiren, von neuem gegen den Feind vorführen und solche Vortheile erringen konnte, dass der Gegner die
Ortschaften Oberachern und Kappel, welche er in Brand stecken
wollte, verliess und sich zurückzog, umsomehr er auch von den Zügen der hinter Kappel aufgestellten Escadron angegriffen wurde.
Der Husar Somogyi war, wie im Tapferkeitszeugniss angegeben,
schon mehreremale vor dem Feinde blessiert, Elte schon früher
zur Auszeichnung beantragt worden.
B
ei demselben Gefechte zeichnete sich auch der Cadet Carl von
Németh der 7. Escadron dadurch aus, dass derselbe mit einigen
Freiwilligen die drei feindlichen Kanonen im Feuer nahm und vernagelte (d. h. unbrauchbar machte), weil er sie nicht fortbringen
konnte. Schliesslich liegt noch ein Tapferkeitszeugniss über den
Corporal Georg Kurutz derselben Escadron vor, welcher schon in
früheren Jahren die silberne Tapferkeitsmedaille erhalten hatte.
Er vertheidigte mit den Husaren Stefan Rácz, Michael Magyar und
vier weiteren Leuten nach gelungener Attaque der Escadron den
Défiléausgang bei Mösbach so lange, bis die Infanterie nachkam
und diesen wichtigen Punkt besetzen konnte. Später attaquierte er
mit Erfolg den Gegner mehrmals.
48
A
ls Zeichen der großen Anerkennung um die Verteidigung der
Heimat trugen alle Zeugnisse der genannten Soldaten außer
den Genannten noch einen Vermerk mit der Unterschrift Baron
von Neuensteins, in welcher die dankbare Kappler Bürgerschaft die
Tapferkeit derselben bescheinigt.84
O
bwohl die Franzosen „mit aller Hartnäckigkeit vordrangen, um
sich dieses Postens zu bemächtigen“, konnten die Österreicher
die Stellung gemeinsam mit den Achertälern behaupten und die Revolutionssoldaten zum Rückzug zwingen.85 Während diese insgesamt
einen Verlust von rund 400 Toten und Verwundeten zu beklagen hatten,
büßten die Verteidiger selbst „nur“ 19 Mann und 23 Pferde ein – die
Kaiserlichen hatten nur sieben Gefallene und 30 Verwundete sowie
24 Pferde zu beklagen.86 Wutentbrannt über die unerwartete Niederlage rückten die Franzosen ins Renchtal ab, u. a. wohl auch deshalb,
weil die Husaren den Weg zum Talausgang bei Oberachern blockieren
konnten. Dabei verübten die Geschlagenen die im Antwortschreiben
der Verteidiger (siehe Seite 53) erwähnten Brandschatzungen von fünf
Taglöhnerhäusern, zwei Scheunen und einer Mühle in Waldulm 87,
u. a. das Haus des Johann Hermann 88. In Waldulm brannte es so
lichterloh, daß selbst die österreichische Wacht auf der St. Ursula-Kapelle 89 den Brand und Rauch gesehen hatte 90. Ebenfalls ein Opfer der
französischen Brandschatzungen wurde die große Papiermühle bei
Oberachern, die schon mehrere Male angezündet worden war, aber
durch die Hilfe der Papiergesellen und anderer immer wieder gelöscht
werden konnte.91 Vom Waldulmer Pfarrer Franziskus Michael Gillg
wurde überliefert, daß er „allergrausamste“ Vorkommnisse durch die
französischen Soldaten beklagte.92 Nach diesem Gefecht behaupteten
die Kappler, so die Sage, daß ihnen eine weiße Frau vorangeschwebt sei
und sie auf wunderbare Weise vor den Franzosen geschützt habe.93
49
Z
wei Tage vor dem Gefecht bei Kappelrodeck – in der Nacht zum den
20. Mai – waren es ebenfalls die Kappler Bauern unter Baron
von Neuenstein, die zusammen mit den Truppen des Rittmeisters
Szombathely vom 13. Dragoner-Regiment – dem Kommandanten des
späteren Kavalleriepostens im Achertal 94 – den ursprünglich 300
Mann starken Posten bei Ulm umgingen und angreifen wollten. Die
Franzosen mußten aber anscheinend von diesem Vorhaben erfahren
haben, denn die Österreicher und die Bauern trafen nur auf ein paar
wenige Bereitschaften (Piketts), welche bald die Flucht ergriffen.
Im Dorf selbst überwältigten die Bauern einen Offizier und sieben
Infanteristen und erbeuteten vier Pferde, welche sie behalten durften.95 Der Kommandeur des österreichischen Korps und Chef der
Blankenstein-Husaren, Feldmarschall-Leutnant Graf Sztarray, bat am
24. Juni den Kommandeur der kaiserlichen Truppen in der Ortenau,
Generalfeldwachtmeister Griefan Graf von Meerveldt, dem Rittmeister
Szombathely und Baron von Neuenstein auszurichten, daß er dieses
Unternehmen bei höchster Stelle „anrühmen“ werde.96 Diese beispielhafte Zusammenarbeit zwischen regulären kaiserlichen Truppen und
der Landbevölkerung beschreibt Graf Sztarray – wenn auch teilweise ein
wenig arrogant – in seinem Brief an Graf Meerveldt wie folgt: „Die dem
21ten früh gegen Capel behauptete Stellung ist recht gut geschehen, es
ist auch nicht übel, daß man die Neigung des Landmannes gegen den
allgemeinen Feind zu nähren suche und wäre zu wünschen, daß das
ganze Land oder deßen hinzu bestimte so wie im Odenwald mitwürkten; freylich kann man sich von Bauern nicht viel versprechen, doch ist
es immer für den Feind sehr drohend.“ 97
A
uch in den darauffolgenden Tagen nach dem 21. Mai unternahmen
die Franzosen den Versuch, ins Achertal zu gelangen. Als sie in dem
von ihnen besetzten Lautenbach bemerkten, daß auf dem Sohlberg
österreichische Soldaten postiert waren, unternahmen sie am 27. Mai
mit 300 Mann den Versuch, die nur 100 Mann zählende Besatzung
zu überfallen, um auf diesem Wege nach Kappelrodeck zu gelangen.
Am Sohlberg angekommen, wurde ihnen ein unerwarteter Empfang
50
bereitet, und die Angreifer flohen vor den Kaiserlichen bis in den Rüstenbach (Ortsteil von Lautenbach) und den Winterbach.98
F
ür so klein und unbedeutend man anderwärts diesen Widerstand
hielt, so war doch die militärische Situation für die Franzosen auf
Dauer nicht tragbar, und General Leval fand es angebracht, die Einwohner Oberacherns und Kappelrodecks durch eine Proklamation zur
Niederlegung der Waffen zu bewegen, indem er bei einer Weigerung
mit ernsthaften Folgen drohte.99 Dieser Brief vom 22. Mai 1799 – erhalten ist die Ausfertigigung an die Oberacherner Bevölkerung – lautet
wie folgt (Originalurkunde  Abb. 17) 100:
Donauarmee
Linker Flügel
2. Division
Hauptquartier Appenweyer
den 3.n Prairial im
7. Jahr der Republik
General Leval an die Einwohner zu Oberachern
Das grausame Beyspiel, welches wir euch gestern gegeben, soll euch überzeugen, daß unserer Macht nichts widerstehen kann. Die Einwohner von
Waldulm sind gestern wegen Ihrer Verwegenheit gestraft worden, ich habe
die Orte Kappel, und Oberachern noch schonen wollen, in der Hofnung, die
Einwohner derselben werden nicht ganz vor der Stimme der Menschheit
taub seyn. Ihr wißt, daß diese das nemliche Schicksal wie Waldulm verdient
haben, und um euch zu überzeugen, daß mir nichts unbewußt ist, so will
ich euch die Anführer der Gemeinden nennen, welche euch zu diesem
Fehltritt verleitet haben.
Der Baron Neuenstein, Ochsenwirth, ein gewißer Stephan, Dominik
Walderspiel, der Bierbrauer, Georg Hößel und Rebstockwirth, samtl. von
Kappel. Aus dem Thal Math. Faist, Andreas Hebert, Joseph Burger und
Haußmann. In Oberachern Joseph Ell, Jacob Schmidt, Math. Feist, Schandermach, Lehnmüller, Heßen Jockel, und David.
Enthebet mich also der harten Nothwendigkeit, euer Eigenthum zu verwüsten und eure Wohnungen zu verbrennen. Leget die Waffen nieder, die ihr
51
Abb. 17: Brief von General Leval an die Bevölkerung von Oberachern und Kappelrodeck vom 22. Mai 1799
zu ergreifen genöthigt worden seyd, aufgemuntert durch den strafbaren Baron Neuenstein, der die einzige Ursach eures Unglücks ist, und der nie im
Stand seyn wird, euren Verlust, den ihr noch leiden werdet, zu ersetzen.
Überlaßet den östreichischen Truppen Krieg zu führen, ihr aber durch das
Laster verführte Bürger, kehret in eure friedlichn Hütten zuruck, verrichtet
eure gewöhnliche Arbeiten, und bleibt bei euren Weibern und Kindern, die
das Schicksaal, welches für euch bestimmt ist, beweinen! Legt die Waffen
auf mein Zutrauen nieder, und lebet in Frieden mit uns. Ich werde euch
gegen alle Unterdrückungen nach Vermögen schützen, wenn ihr zu klagen
habt, so werdet ihr mich finden, ich werde euch Gerechtigkeit willfahren
lassen und ihr werdet unter uns Soldaten antreffen, die Freunde der
Menschheit sind.
Ich wiederhohle es noch einmal; leget eure Waffen ab, da es noch Zeit ist,
denn sobald ein einziger Bürger dieselbe wieder gegen uns ergreifen wird,
so werden Kappel und Oberachern verbrennt werden.
Leval
G
rimmige Wut der Talbewohner war die Antwort, die General Leval
prompt erhielt – ereigneten sich doch in den Tagen zuvor Dinge,
welche den Widerstand gegen die Franzosen nur noch förderten, anstatt ihn zu beenden. So war es die Bevölkerung leid, immer wieder
Gelderpressungen und Requisitionen erdulden zu müssen, obwohl die
französische Regierung diese „feyerlich verdammte“. Sie wiesen Leval
darauf hin, daß seine „schönen Versprechungen und die gerühmte
Stimme der Menschlichkeit“ wenig mit den Vorkommnissen von vor
zwei Tagen zusammenpaßten, als in Niederachern die kranke und bettlägrige 78-jährige Regina Kessler erschossen worden war, der wehrlose
Bettler Ferdinand Zeller einen qualvollen Tod erlitten hatte und es in
Waldulm zu diesen Mordbrennereien gekommen war. In ihrem Schrei53
ben drückten sie ihren nachdrücklichen Willen aus, „daß selbst Ihre
Drohungen in dem uns abgedrungenen Selbstvertheidigungsentschlusse nicht irre machen werden, sondern daß wir vielmehr entschlossen
sind, demselben ... bis zur Endigung dieses heillosen Krieges als wahrhaft freye Deutsche Bürger getreu zu bleiben“. Mit großem Gottvertrauen und der Unterstützung des Kaisers gewiß, wurde dieser Brief im
Namen der Verteidiger des „Kappeler Thales“ unterzeichnet .101
D
aß General Leval letztendlich beabsichtigte, die nördliche Ortenau
mit harter Hand zu befrieden, bewies er eines Tages in Niederachern 102:
A
uf dem wöchentlichen Dienstagsmarkt weilten morgens auch viele
Bauern aus dem Achertal. Allerdings hatten viele ihre Gewehre
dabei. Als plötzlich jenseits der Acherbrücke französische Reiter in
Richtung Marktplatz auftauchten, holten die Achertäler ihre verborgenen Waffen hervor und beschossen die auf freiem Feld stehenden Franzosen. Sofort war das ganze Marktgeschehen in heller Aufregung. Eine
allgemeine Flucht war die Folge, ehe sich die Franzosen gegen Mittag
zurückzogen. Der Stabhalter Frech mußte sich am Nachmittag beim
General entschuldigen; er verwies darauf, daß es die Talbauern waren
und sie (die Niederacherner) schuldlos seien, wenn sich Talbauern zu
solchen Taten entschließen. Zuvor war er aus seiner Wohnung geholt
und zwischen den Pferden zweier Offiziere zum General geschleppt
worden. General Leval war allerdings mit dieser Aussage unzufrieden
und drohte, den Marktflecken niederzubrennen. Dieses wurde auch
veranlaßt, doch die Einwohnerschaft konnte die Feuer umgehend
löschen, ohne daß sie von den Franzosen daran gehindert wurden! Es
scheint, als ob diese beweisen wollten, daß sie entschlossen sind, hart
durchzugreifen, und trotzdem bereit sind, auch Milde walten zu lassen.
Nichtsdestotrotz war es immer möglich, daß die Revolutionssoldaten
– aus Mißtrauen den Ortenauern gegenüber – Geiseln nahmen und
diese eine gewisse Zeit in Straßburg verbringen mußten (siehe auch
Abschnitt f).
54
J
e länger der Krieg dauerte – auch angesichts der Ereignisse, seit
General Jourdan den Rhein überschritten hatte –, desto mehr verrohten die Sitten, und es wuchs das natürliche Mißtrauen gegenüber
jedermann, der in der Ortenau nicht hundertprozentig auf kaiserlicher
Seite stand. So wurde der Vater von Josef Ignaz Peter, Franz Peter,
in Lauf beinahe „auf die Bank“ gelegt und verprügelt, weil ihn ein
Wohldiener des Grafen Nádasdy von den Blankenstein-Husaren – maßgeblicher Teilnehmer an den Gefechten vom 26. Juni und 4. Juli im
vorderen Renchtal – „angeschwärzt“ hatte. Erst die drohende Haltung
der Laufer Bürgerschaft konnte Magnat Peter aus dieser mißlichen
Lage befreien.103
Sagen und Anekdoten aus den
Koalitionskriegen (III)
1) Der Bauer mit der Doppelbüchse
E
in Bauer des Kappler Thales wagte sich im Jahre 1799 aus dem
Gebirge bis beynahe an die Landstraße mit seiner Doppelbüchse vor. Zwey auf der Straße auf dem Pikett haltende französische
Dragoner erblickten ihn kaum, als sie auf ihn lossprengten, um
ihn niederzuhauen. Er ließ dieselben bis auf 150 Schritt vor sich
kommen, und streckte den vordersten nieder.
D
er andere glaubte nun des Bauern gewiß zu seyn, und eilte
schneller ihn zu erreichen; aber im Augenblicke fiel der zweyte auch todt vom Pferde. Der Bauer nahm ihm das Geld und die
Uhr, und schrie ihm zum Abschied in das Ohr:
„ Hesch g'meynt, i hab nit me drin?“
Der Dragoner hatte offenbar mit einer einfachen und keiner Doppelbüchse gerechnet und wähnte sich gewiß seines Fanges sicher.“
55
2) Baron von Neuenstein und der alte Bauer
Z
ur nemlichen Zeit lag ein französischer General der Cavallerie
in Unterachern (= Niederachern), und ritt täglich auf einem
schönen Schimmel vor, den Ort recognoscieren. Der Befehlshaber
der Thalverteidiger, Baron von Neuenstein, stand eben bey seinen
Vorposten, als ihn ein alter Bauer fragte:
„Herr Oberst, was krieg i, wenn i den Kerl erleg?“
„Ein Ohm des besten Weines, den ich im Keller habe.“ erwiderte
der Baron.
„Nu so will i’s probiere.“ sagte der Bauer. „Jürgli, steh fest.“ sagte
der Bauer, und legte seinem Sohn einen alten Doppelhaken (Hakenbüchse) auf die Schulter, und im Augenblicke lag der General in
seiner Entfernung von 6 bis 700 Schritten todt auf der Erde.104
N
ach dem Rückzug der Franzosen im Anschluß an das Gefecht
von Kappelrodeck am 21. Mai wurde es anscheinend merklich
ruhiger denn weder aus den Tälern von Acher und Sasbach – die durch
österreichische Soldaten gesichert wurden – noch aus dem Renchtal
sind größere Auseinandersetzungen bekannt. Allerdings waren in der
Gegend um Oberkirch weiterhin französische Truppen, während das
obere Tal ebenfalls unter kaiserlichem Schutz stand. Diese Situation
hatte zur Folge, daß im Juni einige bischöfliche Ämter den Wunsch äußerten, man möge sich doch an Erzherzog Karl wenden mit der Bitte,
Oberkirch von den Franzosen zu befreien, um die Verbindung mit dem
dortigen Oberamt wieder zu gewährleisten. Hierzu wurde erneut der
kurkölnische Regierungsadvokat Dr. Baum vorgeschlagen, der sich in
Gaisbach aufhielt. Er hatte es im Auftrag des Kappelrodecker Gerichts
wenige Wochen zuvor schon einmal versucht – allerdings ohne Erfolg,
denn er kam nur bis ins Donaueschinger Hauptquartier und wurde dort
vom Oberkommandanten Feldmarschall-Leutnant Graf Sztarray mit
56
Versprechungen, die nicht eingehalten wurden, nach Hause geschickt
(von diesem Advokat berichtet außerdem der Conventuale Schneider,
daß „Jn der Nacht [d. h. zum 1. März, dem Tag des Rheinübergangs der
Franzosen] ist Dr. Baum, Doctor der Rechten, ängstig und flüchtig aus
dem Gaisbach zu uns gekommen und hat sein Heil bay uns gesucht.“).
Ob diese zweite Mission durchgeführt wurde, ist nicht bekannt; denn
von Oppenauer Seite wurde sie als zu „kritisch und delikat“ angesehen,
weil solch eine militärische Operation zur Befreiung Oberkirchs allein
vom „Großmut“ des Erzherzogs abhängig gewesen wäre.105
I
m Rheintal kam es aber immer wieder zu „Affairen“ zwischen
den Österreichern und Franzosen. Dabei war es insbesondere das
13. Dragoner-Regiment, welches den Befehl hatte, auf seinen Erkundigungen Nachrichten über die französischen Operationen einzuholen
und mit seinen „Streifkommandi“ und Überfällen auf französische
Posten die Revolutionsarmee ständig zu beschäftigen oder – bei einem
eventuellen Rückmarsch der österreichischen Hauptmacht – „den
Feind in seiner Flanque und Rücken zu beunruhigen“ 106. Von solch
einem Scharmützel berichtete der „Renchtäler“ am 26. Mai 1899: An
diesem Tag des Jahres 1799 wagte sich solch ein Trupp kaiserlicher
Husaren bis in die Nähe der franz. Stellungen rund um Kehl vor, als
sie von der Plünderung Auenheims benachrichtigt wurden und bald
auf eine Kompanie französischer Infanterie traf. Diese war gerade im
Begriff nach Kehl zurückzumarschieren, nachdem sie ihr Werk verrichtet hatte. Obwohl die Fußsoldaten auf die Reiter eine Gewehrsalve
abgegeben hatten, wurden sie von den Husaren niedergehauen - nur
der Hauptmann konnte sich mit seinem Pferd retten. Die Gefallenen
fanden dann an der Straße nach Kehl ihre letzte Ruhestätte.107
E
in weiteres Treffen dieser Art fand am 10. Juni zwischen Gamshurst und Muckenschopf statt. Unter dem Kommando des bereits
beim Gefecht von Ulm genannten Rittmeisters Szombathely und
dessen Oberleutnant Wunderbaldinger griffen 40 Mann des 13. Dragoner-Regiments den dortigen aus 30 Dragonern vom 2. Regiment und
57
einiger Infanterie bestehenden Posten so „rasch und unverhofft“ an,
daß die Franzosen Verluste von 13 Dragonern und 14 Gefangenen (13
Dragoner, 1 Infanterist) zu beklagen hatten. Der Rest, welcher zum
größten Teil verwundet war, konnte entkommen. Der Erfolg dieses
Unternehmens wird auch dadurch deutlich, daß die Kaiserlichen bei
einem Verlust von zwei Pferden und einem verwundeten Dragoner
auch noch 21 Pferde erbeuteten.108
A
cht Tage später war ein weiterer Angriff der Dragoner von Rittmeister Szombathely wegen unglücklicher, unvorhersehbarer Umstände weit weniger erfolgreich. Dabei hatte es das französiche Pikett nur
zwei Bauernmägden zu verdanken, die von den Franzosen bemerkt
und gefangengenommen wurden. Dadurch gewarnt scheiterte das
Vorhaben von Rittmeister Szombathely, sich anzuschleichen. Nachdem
er die Infanterie angegriffen hatte, hoffte er, daß sich die Kavallerie
aus dem Gefecht heraushalten würde. Dies war aber nicht so, und der
Rittmeister mußte unter dem geringen Verlust von einem Verwundeten
und vier Pferden den Rückzug antreten.109
N
ach diesen für die kaiserlichen Truppen äußerst erfolgreichen
Gefechten ist es durchaus nachvollziehbar, daß dem französischen
Generalstab diese Streifkommandos der Österreicher ein „ständiger
Dorn im Auge“ waren, und er wollte diesen „Unruheherden“ ein Ende
bereiten. Am 23. Juni nahm es General Mortier selbst in die Hand:
Er rückte in der Rheinebene vor, um die unter dem Kommando des
Oberleutnants Scheibler (siehe Portrait) stehenden 60 Ulanen und 20
Husaren auszuheben. Oberleutnant Scheibler, der von diesem Unternehmen informiert worden war, legte sich in einen Hinterhalt, konnte
aber nur die Spitze der Franzosen unter dem General angreifen, weil
er den Franzosen zahlenmäßig weit unterlegen war. Die Franzosen
mußten sich schließlich auch dieses Mal geschlagen geben, denn GeneralFWmstr. Meerveldt bemerkt in seiner Meldung an Graf Sztarray
folgendes: „General Mortier, welcher an der Spitze seiner Avantgarde
ritt, hatte bei dieser Gelegenheit seine Rettung blos der Schnelle seines
58
Pferdes zu danken“.110 Ob die restlichen Truppen General Mortiers
sich den Kaiserlichen stellten, ist nicht bekannt; es ist jedoch anzunehmen, daß sie sich zusammen mit ihrem Kommandanten in ihr Lager
zurückzogen. Möglicherweise ist bei diesem Rückzug der Franzosen
ein Korporal der Blankenstein-Husaren in Fautenbach erschossen worden, als er im Begriff war, die Franzosen zu verfolgen.111
Portrait eines österreichichischen Offiziers während der
Kriegsereignisse in der Ortenau 1799 am Beispiel des Oberleutnants Carl von Scheibler von den Meerveldt-Ulanen:
18. und 21. April:
Leutnant Scheibler überfällt bei Niederschopfheim und drei Tage
später bei Ichenheim die franz. Vorposten.
Im Mai:
Beförderung zum Oberleutnant.
2. Juni:
Er fängt mit seinen Soldaten einen franz. Transport mit 20 Wagen
voller Fourage, Wein und Fleisch ab und gibt es der Landbevölkerung wieder zurück.
23. Juni:
Scheiblers Husaren und Ulanen schlagen General Mortier in die
Flucht.
30. Juni:
Als er in Offenburg gerade zu einem Aufklärungsritt starten will,
kommt er seinen Kameraden zu Hilfe, die von franz. Dragonern
verfolgt werden. Er verfolgt die Dragoner bis außerhalb der Stadt.
Unbemerkt von der dortigen sechsmal so großen Kavallerieeinheit
der Revolutionsarmee, greift er aus mehreren Richtungen die
Dragoner im Rücken und in der Flanke an, schlägt dieselben in die
59
Flucht, nimmt zwei Offiziere sowie 18 Dragoner gefangen und
erbeutet 9 Pferde.
1. Juli:
Bei dem Angriff der Franzosen auf Offenburg während des Sonntagsgottesdienstes läßt er dieselben aus verschiedenen Hinterhalten überfallen, schlägt sie zurück und macht erneut 18 gefangene
Soldaten sowie einen Offizier (siehe auch Seite 83).
Oberleutnant Scheibler wurde inzwischen so bekannt und der
„Schrecken aller gegnerischen Posten“, daß General Legrand seinen Vorposten den Befehl erteilt hatte, auf jeden zu feuern, „der
sich ohne den obligatorischen Trompeter nahen würde“. Sogar eine Prämie von 300 Livres wurde für jeden ausgesetzt, der Scheibler
als Gefangenen bringen sollte. GeneralFWmstr. Meerveldt schrieb
er schließlich: „Ich freue mich, Sie über diese Maßnahme in Kenntnis setzen zu dürfen, die unheilvoll für Mr. Scheibler sein wird,
wenn er sich fortgesetzt auf der Linie aufhält...“. GeneralFWmstr.
Meerveldt schilderte den Oberleutnant in einem Bericht an Erzherzog Karl als einen Offizier, bei dem er sich auf nichts so sicher
verlassen könne als auf die Meldungen des Oberleutnants.112.
Sagen und Anekdoten aus den
Koalitionskriegen (IV)
Die silberne Glocke
V
or etwa 200 Jahren haben die Franzosen in der Kirche zu
Zimmern eine silberne Glocke gestohlen und nach Straßburg
gebracht. Der Wert der Glocke war so groß, daß, wenn man den Weg
von Straßburg bis nach Zimmern mit lauter Krontaler belegte, die
Glocke noch lange nicht bezahlt wäre.
60
c)Die Offensive der kaiserlichen
Truppen vom 26. Juni
E
nde Juni gab der Korpskommandant Graf Sztarray seinen beiden
Generälen in der Ortenau, Görger und Meerveldt, den Befehl, die
französischen Truppen in Unruhe zu versetzen und deren Aufmerksamkeit verstärkt auf das Elsaß zu lenken.113 Ursprünglich nur als eine
reine Aufklärungsoperation vorgesehen, starteten die Kaiserlichen am
26. Juni aus drei Richtungen einen großangelegten Angriff auf die Revolutionsarmee unter dem Kommando von General Legrand: bei Altenheim, Offenburg und Oberkirch. Während der Angriff auf das mit fünf
Kanonen stark befestigte Altenheim durch das sogenannte „Wurmser
Freikorps“114 erfolgte und sich dieser bis nach Goldscheuer erstreckte,
wurde Offenburg unter der Führung von GeneralFWmstr. Meerveldt und
Oberkirch unter Generalmajor Görger erobert, so daß sich die gegnerischen Einheiten bis Kehl zurückziehen mußten 115.
Die Gefechte bei Offenburg, Altenheim,
Oberkirch und im vorderen Renchtal
Offenburg und Altenheim 116
N
achdem GeneralFWmstr. Graf Meerveldt seine Befehle erhalten hatte, traf er am Abend des 25. Juni erste Vorbereitungen
für die geplanten Operationen in der Gegend von Offenburg, indem
er seine Truppen an folgenden Orten zusammenzog:
1. Bei Gengenbach acht Eskadronen der Kaiser-Husaren mit ihrer
Geschütz-Batterie, sechs Kompanien des „Wurmser Freikorps“ und
ein Bataillon der Wallachen-Infanterie.
2. Sechs Kompanien Tiroler Jäger bei Zunsweier.
61
Abb. 18: Kaiserlicher Offizier und Stabsoffizier
der deutschen Infanterie 1798
62
3. Bei Hofweier vier Eskadronen seiner eigenen Meerveldt-Ulanen
mit zwei Kanonen, eine Kompanie Tiroler Jäger und eine Kompanie des Wurmser Freikorps unter Obrist von Brea.
Schließlich noch
4. hinter Ichenheim weitere fünf Kompanien des Freikorps und vier
Eskatronen Ulanen unter Obristleutnant Graf von Westenrath.
D
ie Truppen hatten hierbei grundsätzlich den Auftrag, die
Franzosen „aufzuschrecken“ und zu beunruhigen, um sie von
ihrem Vorhaben, in Richtung Schweiz zu marschieren, abzuhalten.
Für GeneralFWmstr. Meerveldt war es schließlich das zweckmäßigste, eine großangelegte Aufklärungsoperation gegen Offenburg,
Oberkirch und Altenheim durchzuführen, um diese – wenn möglich – in einen Angriff umzuwandeln.
N
achdem er seine Soldaten zusammengezogen hatte, rückte er
am darauffolgenden Tag aus verschiedenen Richtungen gegen
die Einheiten der Revolutionsarmee vor:
1) Von Gengenbach kommend hatten die kaiserlichen Truppen
die französischen Vorposten bei Ortenberg zum Ziel. Während
GeneralFWmstr. Meerveldt mit seinen Ulanen entlang der Landstraße gegen die Franzosen vorrückte, hatte Obristwachtmeister
Gottschling vom Wurmser Freikorps die Aufgabe, diese Stellungen
gleichzeitig über die Schwarzwaldberge im Rücken anzugreifen 2).
Das ebenfalls bereitstehende Wallachen-Bataillon sollte dabei als
Reserve auf einer Anhöhe vor Gengenbach verbleiben.
Sobald die Tiroler Jäger unter Obristleutnant Fenner eine Nachricht vom Beginn der Auseinandersetzungen bei Ortenberg erhielten, hatten sie den Befehl, jene Franzosen, die sich links von der
Straße nach Freiburg befanden, zu vertreiben 3) und über Elgers63
weier und durch den vor Offenburg liegenden Wald vorzustoßen,
um die Stadt anschließend im Rücken angreifen zu können 4).
5) Vorausgesetzt, daß diese vier Operationen erfolgreich verlaufen
sollten, war vorgesehen, das sich in Offenburg befindliche Lager
der Franzosen während des Angriffes von GeneralFWmstr. Meerveldt auch durch Obristleutnant Fenner im Rücken angreifen zu
lassen. Unterstützung erhielt letzterer durch Obrist Baron Brea mit
vier Eskadronen Ulanen und den beiden Kavalleriekanonen. Seine
restlichen Truppen (Jäger, Freikorps-Soldaten) hatten schließlich
den Auftrag, im Schutterwälder Wald die linke Flanke zu decken,
eventuelle aus Offenburg flüchtende Franzosen aufzufangen und
Verbindung zu Obristleutnant Westenrath zu halten, der die Revolutionssoldaten aus Altenheim vertreiben sollte 6).
N
ahezu alle Operationen der kaiserlichen Truppen waren an
diesem Tag von Erfolg gekrönt; nur der französische Posten
vor Ortenberg konnte nicht ganz ausgehoben werden, weil zu früh
geschossen wurde. Trotzdem zogen sich die Franzosen in ihr stark
befestigtes Lager zurück, um sich dort mit Hilfe ihrer Geschütze
gegen die ebenfalls eingesetzten Kavalleriekanonen der Kaiser-Husaren zur Wehr zu setzen. Dieser schnelle Rückzug der Franzosen
und die daraus resultierenden Vorteile veranlaßten schließlich
GeneralFWmstr. Meerveldt – obwohl seine Truppen zahlenmäßig
unterlegen waren – seine ursprüngliche Taktik in einen vollständigen Angriff umzuwandeln.
A
ls die Franzosen die drohende Gefahr erkannten, eventuell „in
die Zange genommen zu werden“ (schließlich wurden sie
von den kaiserlichen Husaren und Jägern im Rücken angegriffen,
während GeneralFWmstr. Meerveldt mit seinen Truppen gleichzeitig von der Freiburger Straße her anrückte), wählten sie den
rechtzeitigen Rückzug in Richtung Kehl und konnten dadurch ihre
Kanonen und auch den größten Teil der Soldaten in Sicherheit
64
bringen (letztere bestanden aus Infanteristen der 16. Halbbrigade
und Kavalleristen des 10. und 23. Reiterregimentes sowie des 20. Jägerregimentes zu Pferd). Schließlich hatten sie es dem schwierigen
Gelände und dem hohen Getreide in der Rheinebene sowie dem
Mangel an Infanterie auf kaiserlicher Seite zu verdanken, sonst
wären weit mehr Soldaten in kaiserliche Gefangenschaft geraten.
Während die Österreicher die Franzosen nach der geglückten
Befreiung von Offenburg bis nach Willstätt verfolgten, erhielt GeneralFWmstr. Meerveldt eine Nachricht von der Kanonade bei Oberkirch. Er gab dem Rittmeister Revey von den Kaiser-Husaren den
Befehl, Generalmajor Görger zu unterstützen, indem er die Franzosen im Rücken anzugreifen hatte. Die Eroberung Offenburgs fand
schließlich auch ihren Niederschlag in der Regimentsgeschichte
der Meerveldt-Ulanen. In dieser heißt es wörtlich:
D
er Wachtmeister Thomas Kuczkiewicz führte die aus 25 Mann
bestehende äußerste Vorhut, die auf der Straße von Hofweier
zuerst gegen Offenburg vorrückte, reinigte die von Infanterie
besetzten Gebüsche längs des Weges und drang zuerst in das von
feindlichen Chasseurs besetzte Thor von Offenburg. Ihm folgte
zunächst eine Escadron des Regiments, die allein einen Stabs-,
zwei Oberoffiziere und 60 Mann gefangen nahm. Als der Feind
über Offenburg hinaus verfolgt wurde, geschah es, daß die Nachsetzenden sich vereinzelten, dabei dem Rittmeister Montorio das
Pferd erschossen und er von vier Chasseurs umringt wurde, die
ihn zusammenzuhauen im Begriffe waren, als Wachtmeister Kuczkiewicz herbeisprengte, zwei Chasseurs niederhieb, die anderen
zwei verjagte und so allein seinem Rittmeister das Leben rettete.
Wachtmeister Kuczkiewicz erhielt (für diese Tat) die silberne Tapferkeitsmedaille.
Z
eitgleich mit den Operationen bei Offenburg griff Obristleutnant Graf Westenrath die Truppen der Revolutionsarmee bei
65
Altenheim an, welches stark befestigt war und wo die Franzosen
fünf Kanonen stationiert hatten. Diese Geschütze halfen ihnen
aber wenig, denn Westenraths Freikorpssoldaten gelang es, die
Verschanzungen zu stürmen, die Franzosen aus Altenheim zu
vertreiben, auf ihrer Flucht in Richtung Kehl zu verfolgen und sie
schließlich bis nach Goldscheuer zurückzuwerfen. Die „Kehrseite
dieser Medaille“ war allerdings, so GeneralFWmstr. Meerveldt in
seinem Bericht an Graf Sztarray, daß die Österreicher bei dem Angriff nahezu 46 Gefallene und Verwundete zu beklagen hatten, weil
sich Graf Westenrath „zu eifrig benommen hatte“.
G
roßen Anteil an der Eroberung Offenburgs hatten eine Reihe
von kaiserlichen Offizieren, die aufgrund des Berichtes von
GeneralFWmstr. Meerveldt an Feldmarschall-Leutnant Sztarray
namentlich erwähnt werden sollten: Obrist Graf Keglevich, den er
für seine „Thättigkeit, Bravour und richtige Anordnungen“ lobte,
Obristleutnant Kesslern von den Kaiser-Husaren, der die Spitze
(„Avantgarde“) seiner Truppen anführte, Obristwachtmeister
Gottschling für seine Attacke durch die Berge erst auf Ortenberg
und dann auf Offenburg, Obristleutnant Fenner von den Tiroler
Jägern, der die Franzosen mit seinem Angriff auf Offenburg letztendlich zum Rückzug zwang, Hauptmann Josephi vom Wurmser
Freikorps, der Offenburg rechts umging, die Franzosen aus den
dortigen Weinbergen vertrieb und viele gefangen nehmen konnte,
Oberleutnant Wagner von den Meerveldt-Ulanen, der sich bei den
Kinzigbrücken mehrfach auszeichnete, und schließlich noch sein
eigener Adjutant Oberleutnant Lang. Bei der Verfolgung in der
Rheinebene zeichneten sich vor allem auch noch die Hauptleute
Blavier vom Freikorps und Bake von den Jägern aus, die den Franzosen bis über Legelshurst hinterhereilten und 40 Soldaten gefangen nehmen konnten.
66
Abb. 19: Kaiserlicher Husar, um 1800
67
Abb. 20: Oberkirch mit der Schauenburg in Gaisbach
Abb. 21: Oberkirch, ehem. Amtshaus, Sitz der fürstbischöflich-straßburgischen Amt- bzw.
Oberamtmänner, heute Polizeigebäude, erbaut 1704
68
Oberkirch und vorderes Renchtal 117
I
m Renchtal begann Generalmajor Görger am Morgen des 26. Juni
um 4 Uhr mit seinen Rekognoszierungsmaßnahmen und ließ seine Truppen auf Oberkirch marschieren, um damit GeneralFWmstr.
Meerveldt im Raum Offenburg zu unterstützen. Diese Operation
erfolgte zu diesem Zweck aus vier Richtungen:
1. Zwei Eskadronen der Blankenstein-Husaren (6. Rgt.) und eine
Kompanie des 7. (slavonischen, „Brooder“118) Grenz-Inf.-Regimentes marschierten von Allerheiligen los, um von der Steig her das
französische Lager bei Winterbach anzugreifen.
2. Zwei Eskadronen der Blankenstein-Husaren und 4 Infanteriekompanien hatten die Aufgabe, von Oppenau aus die Franzosen
aus Lautenbach zu vertreiben, um anschließend gegen Oberkirch
vorzurücken.
3. Von Süden hatten eine Blankenstein-Eskadron und ein Infanteriekommando – von Hubacker und durch das Gebirge (Ödsbach)
zwischen Nußbach und Fernach her kommend – das dortige Lager
im „Ettigswald“ an der Rench (auch „Eitigswald“) 119 zum Ziel.
4. Die zwei von Norden her (d. h. von Kappelrodeck aus über den
Ulmhardt und Tiergarten) operierenden Blankenstein-Eskadronen
und eine Infanteriekompanie hatten die Aufgabe, dem franz. Lager
im Gewann „Krautschollen“120 bei Oberkirch in den Rücken zu
fallen.
U
nterstütztung bekam Generalmajor Görger durch GeneralFWmstr. Meerveldt, welcher – wie bereits erwähnt – eine Abteilung Kaiser-Husaren (1. Regiment.) unter dem Kommando des
Rittmeisters Baron Revey zu ihm befohlen hatte.
V
on dem Verlauf des Gefechtes ist zu berichten, daß die Franzosen zu Beginn hartnäckigen Widerstand leisteten. Auch waren
69
Abb. 22: Oberes Stadttor von Oberkirch
(Heiden- oder Schelmenturn), abgebrochen 1822
70
diese stärker und hatten wesentlich mehr Fußtruppen, als die
Österreicher vermutet hatten, so daß der Infanterieangriff teilweise durch abgesessene Blankenstein-Husaren ausgeführt werden
mußte. Besonderen Anteil am erfolgreichen Ausgang des Gefechtes
hatte der Husaren-Korporal Anton Kupka:
G
leich zu Beginn des Gefechtes nahm sich der Husar vier weitere Kameraden und zwölf Slavonier-Infanteristen und griff
die franz. Vorposten mit „aller Herzhaftigkeit und verbundener
Bedachtsamkeit“ an, daß diese zurückwichen und die Österreicher nachfolgen konnten. Bei diesem Angriff zeichnete sich der
Husar Christian Manóth besonders aus, weil er seine Kameraden
zu „Muth und Herzhaftigkeit“ aufforderte, so daß die verstreuten
und hinter Hecken versteckten Franzosen in die Flucht getrieben
werden konnten.
A
ls nächstes Kommandounternehmen ließ Anton Kupka unter
Musketenbeschuß das Oberkircher Stadttor sprengen, kämpfte
sich bis ans zweite Tor durch und hielt es gegen die 700 Mann
starke franz. Besatzung, bis er das Tor an seine eigene Infanterie,
Reiterei und Landmiliz übergeben konnte. Als sich schließlich die
vereinigten Truppen gegen die Franzosen schon zurückziehen
wollten, setzte er sich an die Spitze der Miliz, nahm von einem
Husar den Karabiner (damals das Kavallerie-Gewehr, kürzer als
jenes der Infanterie) und führte die Infanterie und die Miliz zu Fuß
gegen die Franzosen, so daß die Kavallerie den notwendigen Platz
bekam, um den Gegner auseinanderzusprengen.
D
ie Franzosen, die – wie vorgesehen – auch im Rücken angegriffen und überwältigt wurden, liefen in wilder Flucht
davon, wobei viele Gefangene gemacht wurden. Allerdings konnten
aufgrund des gebirgigen und bewaldeten Geländes nicht alle gefangengenommen werden. In Zusammenhang mit diesem Gefecht
71
wird von einem Husaren-Wachtmeister berichtet, der sich besonders auszeichnete: Ivan Andrejkovits von der 5. Eskadron der
Blankenstein-Husaren gehörte jener Abteilung an, die von Hubacker herkommend den Franzosen aus südlicher Richtung in den
Rücken fallen sollte (Ettigswald-Lager). An die Spitze eines Trupps
von zwölf Mann befohlen, überrannte er die vorderste Stellung des
französischen Lagers und brachte es in so große Verwirrung, daß
sich die beiden Kompanien nicht mehr formieren konnten und
jene drei Offiziere und 70 Mann, die nicht in den Wald flüchten
konnten, den Weg in die Kriegsgefangenschaft antreten mußten.
Zur Unterstützung dieses Angriffs waren auch die Kaiser-Husaren
befohlen worden, und Erzherzog Karl vertrat später die Meinung,
daß der Rückzug der Franzosen durch des Rittmeisters Revey „ungestümen“ Angriff nicht veranlaßt, jedoch beschleunigt wurde.
Auch GeneralFWmstr. Meerveldt war der Auffassung, daß ihm der
glückliche Ausgang des Gefechtes zu verdanken sei.121
S
chließlich haben sich noch fünf weitere Husaren um das Gefecht bei Oberkirch verdient gemacht: Wentzel Veszek, Georg
Nádas, Franz Telföldy, Joseph Allah und Ludwicus Nagy – alle von
der 8. Eskadron der Blankenstein-Husaren. Diese fünf griffen
– möglicherweise mit der restlichen Eskadron – ungeachtet eines
Gegners von rund 500 Mann (!), der sich hinter Büschen verborgen
und in den Graben zurückgezogen hatte, an. Sie lieferten somit
ihren Beitrag dazu, daß den Franzosen erneut eine herbe Niederlage bereitet wurde und weitere 70 Gefangene gemacht werden
konnten. Als sich schließlich aber die französische Kavallerie in
Schlachtordnung den Husaren stellte, konnten diese die Franzosen
durch ihre „Unerschrockenheit“ in die Flucht schlagen und außerdem bereits gefangene und verwundete Kameraden befreien.
A
llerdings waren damit die Kampfhandlungen noch nicht zu Ende. Trotz ihrer Flucht aus Oberkirch konnten sich die Franzo-
72
sen in Nußbach, Renchen und Ulm neu formieren und den Österreichern wieder stellen.
N
ach dem Verlust Oberkirchs stellten sich die durch rückwärts
gelegene Truppen verstärkten Franzosen zuerst bei Nußbach.
Auch hier suchten sie ihr Heil in der Flucht, als sie von den Blankenstein-Husaren von zwei Seiten angegriffen wurden und nach
dem Eindringen der Infanterie (das 1. Gradiscaner-Bataillions 122),
in den Ort anschließend bis nach Zimmern verfolgt wurden. Beim
Gefecht von Nußbach hatten die Franzosen auch 80 Carabiniers
zu Pferd dabei. Die Elitesoldaten wurden zuerst von dem Husar
Thomas Mathée von der 6. Eskadron angegriffen. Obwohl er durch
einen Säbelhieb am Kopf verwundet worden war, drang er ins
Dorf ein, überwältigte drei Infanteristen und befreite auch seinen
Kameraden Paul Mengwitz, welcher in die Hände des Gegners
geraten war. Dieser mutige Angriff hatte auch zur Folge, daß die
Franzosen nun fluchtartig das Dorf verließen und rund 20 Gefangene zurückließen.
W
eitere „Affairen“ fanden an diesem Tag bei Renchen und
Ulm statt. In Renchen mußte die franz. Infanterie vor den
Blankenstein-Husaren weichen, welche teilweise von ihren Pferden absaßen, um den Gegner in Infanteriemanier anzugreifen.
Unterstützung erhielten die Husaren dabei von Landsturmeinheiten unter dem Kommando der Herren Barone Neuenstein und
Reichlin, welche freiwillig nach Renchen marschiert waren. Auch
bei Ulm erwarben sich verschiedene Husaren des BlankensteinerRegiments Verdienste: So gelang es beispielsweise dem Husar Adam
Tenke, der mit vier weiteren Husaren eine kleine Brücke eingenommen und allen Angriffen standgehalten hatte – immerhin
waren rund 600 (!) Franzosen im Ort –, daß die Franzosen, welche
die Brücke überqueren wollten, gefangengenommen oder niedergesäbelt wurden.
73
N
ach dem Verlust von Oberkirch und der Niederlage bei
Nußbach zogen sich die Franzosen schließlich in Richtung
Rheinebene zurück. Deshalb „detachirte“ Generalmajor Görger
einige Eskadronen des 11. Regimentes, die sogenannten „Székler
Husaren“, nach Ulm, um die dort heftigen Widerstand leistenden
Franzosen gemeinsam mit dem Landsturm aus dem Acher- und
Sasbachtal anzugreifen. Um die Franzosen schließlich zu zwingen,
Ulm endgültig zu verlassen, waren neben drei Zügen der Blankenstein-Husaren noch 30 Mann vom „Varasdiner“-Infanterie-Rgt.
(ebenfalls Grenztruppen) sowie weitere 150 Mann von der Landmiliz vorgesehen. Weil aber die 450 Mann starken gegnerischen Streitkräfte von Stadelhofen her 150 Mann Verstärkung erhielten und
zwölf umherstreifende und auskundschaftende Chasseurs (Jäger
zu Pferd  Abb. 6) über die Bewegungen der Österreicher und ihrer
Verbündeten informiert waren, gerieten ein paar Husaren und Bauern in franz. Gefangenschaft. Durch einen Sturmangriff der beiden
Husaren Joseph Zabhorák und Demeter Papp, die sich auch durch
Gewehrfeuer nicht davon abbringen ließen, konnten sämtliche Gefangene – bis auf einen verwundeten Landmann aus Oberachern
– aus der Hand der Franzosen befreit werden, bevor diese sich vor
den vereinigten Österreichern und Landsturmeinheiten in Richtung Urloffen und die Wälder im Rheintal zurückzogen.
N
ach dem Verlust dieser beiden Orte wurden die Soldaten der Revolutionsarmee bis nach Önsbach zurückgedrängt. Dort setzten
sich Infanteristen und rund 80 Carabiniers fest. Entsprechend eines
Tapferkeitszeugnisses, ausgestellt im Oberkircher Feldlager am 13.
Juli, war es vor allem den beiden Blankensteiner-Husaren Thomas
Mathée und Paul Mengwitz zu verdanken, daß die Franzosen das
Dorf „in toller Flucht“ verließen. Unter den Opfern der Kämpfe in
Önsbach befand sich auch der 31-jährige Franz-Josef Kirschner, dessen Tod in die Kirchenbücher von Fautenbach eingetragen wurde.123
74
Abb. 23: Kaiserliche Grenzinfanteristen, um 1800
Abb. 24: Kaiserliche Dragoner, 1800
75
E
inen maßgeblichen Anteil an den Erfolgen vom 26. Juni hatten
auch die Freiwilligen der Landmiliz. Wieviele an den Kämpfen
teilnahmen, ist allerdings nicht bekannt.
W
ährend bei den kaiserlichen Truppen die Hauptlast auf den
Blankenstein-Husaren und der Grenz-Infanterie ruhte, waren
es bei den Franzosen hauptsächlich Soldaten der 16. InfanterieHalbbrigade und Kavalleristen des 10. Chasseur (Jäger)-Regiments
sowie des 10. und 23. Reiter-Regiments.
A
uch der linke französische Flügel war mit Defensivaufgaben in der
Rheinebene gegen das 13. österreichische Dragoner-Regiment
beschäftigt.124 So hatte ein Teil dieser leichten Kavallerie die Aufgabe,
von „Unter-Kappel“ aus den Posten bei Gamshurst, und von Steinbach
aus und über Moos jenen bei Memprechtshofen anzugreifen. Die dritte
Dragoner-Abteilung rückte schließlich von Rastatt aus über Lichtenau
gegen die beiden Stellungen bei Helmlingen und Muckenschopf vor.
D
iese Gefechte im Hanauerland wurden von kaiserlicher Seite
teilweise mit großer Härte geführt, wie man einem Bericht von
Obrist Egger an Generalmajor Görger entnehmen kann. So gaben die
vorderen Einheiten „schlechterdings keinen Pardon, welches daher
kam, weil die feindliche Infanterie, auch jene, welche schon blessiret
auf dem Boden lagen, annoch auf meine Leute feuerten, welches
Erbitterung machte.“ Auch setzte sich die französische Infanterie, unterstützt von Kavallerie (Carabiniers, rote Husaren) und die Vorteile des
Geländes und die Deckung der Häuser nutzend, tapfer zur Wehr, und
sechs solcher Stellungen bei Muckenschopf, Memprechtshofen, Gamshurst, Neufreistett, Rheinbischofsheim und Hohbühn „musten mit dem
Säbl in der Faust genommen werden“. Zum Teil mußten die Dragoner
vom Pferd absitzen und unter Feuer Zäune und Eingänge oder durch
Sümpfe und Tümpel watend eine Passage für ihre nachfolgenden Ka76
meraden öffnen. „Die Ordnung und Bravour der hlen. Officiers sowohl
als der Mannschafft im allgemeinen war so beschaffen, daß es verdient
hätte, von Höheren gesehen zu werden. Es war ein Wetteifer unter den
verschiedenen Nationen, woraus dieses Regiment zusammen gesezt ist.
Keines wollte zurückbleiben, alles drang unaufgehalten vorwärts, aber
in einer solchen Ordnung, daß all die verschiedenen Angriffe sowohl
en fronte als auf denen Flanquen zu gleicher Zeit und in dem vollkommensten Zusammenhange geschahe, wodurch der Feind eine Position
nach der andern zu verlassen gezwungen war.“
W
eiter als bis nach Linx konnten aber die kaiserlichen Dragoner
nicht vordringen, weil sie wegen der natürlichen Hindernisse
(Wälder und Sümpfe) keine Verbindung zu den Blankenstein-Husaren
auf der linken Seite herstellen konnten und die Franzosen frische
Truppen an der linken Flanke und der rechten bei Diersheim aufmarschieren ließen. Weil Obrist Egger nur noch 2 1/2 Eskadronen bei sich
hatte, zog er sich abends an das rechte Ufer der Rench zurück, und bildete eine Vorpostenlinie über Appenweier und Windschläg in Richtung
Offenburg, um dort mit den Einheiten von GeneralFWmstr. Meerveldt
Verbindung halten zu können. Im Gegensatz zu obiger Schilderung
zeigt sich hier aber auch die andere Seite des Krieges: Viele französische Soldaten, welche – von ihren Truppen abgeschnitten – in den Wäldern versteckt lagen, ließen die Österreicher bei ihrem Zurückweichen
an die Rench unbehelligt, und sie konnten sich anschließend wieder
zu ihren Landsleuten begeben. Ein besonders trauriges Los wurde an
diesem Tag den Bewohnern von Diersheim zuteil: Kaum hatten die
Kaiserlichen das Dorf den Franzosen entrissen, mußten sie den Ort aus
oben genannten Gründen wieder verlassen, was zur Folge hatte, daß
die Soldaten der Revolutionsarmee Diersheim genauso schnell wieder
besetzten, wie sie es verlassen hatten (erst am 2. September hatte diese
Besatzungszeit ein vorläufiges Ende 125).
77
Sagen und Anekdoten aus den
Koalitionskriegen (V)
Der Leichenzug zu Scherzheim und das wilde Heer
Z
u Scherzheim im Hanauerland ist jetzt eine neue Kirche; aber
vordem stand eine da, die man für die älteste im ganzen Lande
hielt. An der alten Kirche haben viele Leute oft einen Leichenzug
von Geistern gesehen. Im Advent und bis Weihnachten, wo die
Geister gehen, wenn es nachts elf Uhr geschlagen hat, hebt der Zug
im Kälbelsgässel an, voraus mit Kreuz und Fahnen, mit Priestern
im Gewande, gehen sie linker Hand langsam fort, singen dumpfe
Lieder, als wenn sie einen Toten zur Ruhe brächten; über die Bahre
sind weiße Tücher gehängt. Wenn sie an der Kirche ankommen, so
gehen sie rings um die Kirche, bis sie wieder an das Tor kommen,
wo dann zur linken Seite auf einmal alles verschwindet. Fuhrleute,
die von fernen Gegenden herkamen und nichts davon wußten, haben schon oft diesen Zug gesehen.
I
m Revolutionskrieg hatten die Österreicher Kanonen auf dem
Kirchhof und eine Wache dabei. Aber der Umgang ließ ihnen keine Ruhe. Sie mußten die Kanonen ins Feld stellen und die Wachen
wegtun.
I
m Kälbelsgässel haust der Teufel manchmal bei Nacht, und man
hört auch dort das wütende Heer mit großem Lärmen.
V
on den Gefechten im vorderen Renchtal und den anschließenden
Kommandounternehmen des 13. Dragoner-Regiments berichtet
Generalmajor Görger in seiner Relation vom 28. Juni 1799 folgendes
an das Oberkommando der Armee:
78
„... Bey dieser Unternehmung hat der Herr Obrist von Löwenberg,
welcher meine Vorposten commandirte, besonders vielen Eifer und
Thätigkeit bezeiget, und dessen überhaupt sowohl kluges als zweckmäsiges Benehmen bey der Affaire fordert mich auf, denselben anmit
als einen tapfern und zugleich einsichtsvollen Staabsofficier bestens
zu empfehlen. Übrigens aber muß ich ohne allen Unterschied der
sämtlichen Herrn Staabs-, Oberofficiers und der gemeinen Mannschaft
den bey dieser Gelegenheit besonders erwiesenen Eifer und Thätigkeit
der ersteren, dann die auszeichnenste Tapferkeit der letzeren äuserst
rühmen, da der Feind nicht nur stärker war als man vermuthete, sondern auch den Vortheil hatte, mehrere Jnfanterie zu haben. Hierdurch
wurde ich genöthiget, das Blanckensteinische Regiment starck gegen
dieselbe zu verwenden und wobey es sich auch mit äuserstem Muthe
benahm, und sogar bey Renchen, wo sich der Feind ebenfalls fest hielt,
einige Züge abgesessen sind, um dergestalten die Jnfanterie zu vertreiben. – Auch haben die Herren Baronen Neuenstein und Reichlin mit
ihren bewaffneten Bauren, welche freywillig herbey geeilet waren, mir
gute Dienste geleistet, und um ihre Landesvertheidiger mit Muth zu
beleben sich vielen Gefahren ausgesetzet.“
D
ie Verluste der Franzosen in den Gefechten vom 26. Juni waren
erheblich. Nach eigenen Angaben gegenüber den Österreichern
hatten sie 1200 (!) Gefallene und Verwundete zu beklagen (von letzteren mußten viele in Offenburg und anderen Orten zurückbleiben).
Außerdem gerieten rund 350 Mann, davon 6 Offiziere, in österreichische Gefangenschaft. Demgegenüber fielen die Verluste auf kaiserlicher Seite deutlich geringer aus: 40 Gefallene, 143 Verwundete und
19 Gefangene sowie 51 tote und 81 verwundete Pferde.126 Aber auch
die Ortenauer Landmiliz hatte Verluste zu beklagen. Gefallen sind
(namentlich bekannt): Joseph Kirschner aus Önsbach, Anton Specht
aus Oberachern sowie ein 50-jähriger Schneider aus dem Achertal; verwundet wurden der Zimmermann Martin Faist aus Lauf, Xavery Hauser aus Sasbachried und ein gewisser Giesler aus Rammersweier. Ein
weiterer Verwundeter aus Oberachern, dessen Name nicht bekannt ist,
79
geriet – wie bereits erwähnt – bei Ulm in französische Gefangenschaft.
Regierungsrat von Greiffenegg bedankte sich bei Landvogt Kleinbrod
für dieses erfolgreiche Unternehmen; der Landvogt erinnerte aber
in seiner Antwort auch daran „... daß bey der Lekzion am 26. dieses
Monats einige Ortenauischen Unterthanen theils gestorben, theils verwundet wurden, ja einer hievon gar gefangen ward“ .127
D
ie Bilanz der Gefechte vom 26. Juni war aus Sicht der kaiserlichen
Generalität erfreulich, denn die von GeneralFWmstr. Meerveldt
befohlenen Operationen gegen Oberkirch, Offenburg, Altenheim und
in der Rheinebene hatten zur Folge, daß sich die Franzosen auf breiter Front in der Defensive befanden, sie aus dem gesamten Renchtal
vertrieben werden und sich erst wieder in Urloffen und Zimmern
sammeln konnten. Gleichzeitig wurden die Kaiserlichen zum einen optimistischer, indem Generalmajor Görger beispielsweise sein Quartier,
welches er bislang in Freudenstadt hatte, nach Oppenau vorverlegte;
zum anderen legten die Franzosen eine stärkere Wachsamkeit an den
Tag. So berichtet Graf Sztarray an Erzherzog Karl, daß in Kehl täglich
4000 Bauern – auch auf Befehl der neutralen hessen-darmstädtischen
Regierung – an den Verschanzungen (z. B. auch bei Marlen, Eckartsweier, Neumühl, Willstätt, Auenheim und Bodersweier) arbeiten mußten
und daß die Franzosen einen Angriff der Österreicher im gesamten
Oberrheingebiet befürchteten. Um diesem vorzubeugen, wurden beispielsweise in der Gegend von Breisach Pechkränze in die umliegende
Gegend gebracht, um auch tagsüber gewarnt werden zu können.128
I
n Offenburg und Umgebung währte aber die Freude über die Befreiung nicht sehr lange, weil sich die Offenburger Bürger darüber beschwerten, die kaiserliche Soldaten mit Essen und Trinken versorgen
zu müssen129 (zu diesem Verhalten paßt das Sprichwort „Allen Leuten
recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann“). Trotzdem reagierte
die Einwohnerschaft mit Bestürzung auf die Entscheidung General
Graf Meerveldts, aus strategischen Gründen nur noch eine kleine Besatzung in Offenburg zu belassen und mit dem Gros seiner Truppen in
80
Richtung Kinzigtal abzurücken. In einem Dorf wie Griesheim, das im
Verlauf des Krieges aufgrund seiner Lage zwischen den beiden Parteien
immer wieder von den Franzosen besetzt und verlassen wurde, war auf
einmal kein einziger kaiserlicher Soldat mehr stationiert; dies ludt den
Gegner wahrlich dazu ein, den Ort erneut unter seine Herrschaft zu
bringen oder mit Kontributionen oder Erpressungen zu belegen 130).
… eine kleine Episode aus dem
2. Koalitionskrieg
E
ine Patrouille der Kaiserlichen von 40 Husaren stieß am 27.
Juni bis an den Rappenhof bei Sundheim vor (ehem. Fort
Kirchbach) und verbarg sich in den damals noch vorhandenen
Wirtschaftsgebäuden. Eine starke französische Infanterieabteilung
hatte sich zum Überfall dieser Patrouille in einem ganz in der Nähe
gelegenen Hopfenfelde in den Hinterhalt gelegt. Der Anführer der
Patrouille gewahrte zufällig von der Dachluke des höchsten Gebäudes aus die Franzosen. Die österreichischen Husaren verließen
daraufhin in entgegengesetzter Richtung im Galopp den Hof, ohne
durch die nachgesandten Kugeln Verluste zu leiden.
Z
ufrieden sein konnte gegen Ende dieses Tages der kaiserliche Landvogt Kleinbrod in Offenburg, waren doch sämtliche Gemeinden derLandvogtei Ortenau, mit Ausnahme von Goldscheuer und Marlen, und
die Reichsstadt Offenburg selbst nicht mehr von französischen Truppen
besetzt).131 Im Antwortschreiben von Regierungsrath Greiffenegg vom
29. Juni drückte dieser u. a. die Hoffnung aus, die Landvogtei möge von
weiteren Angriffen verschont bleiben. Wörtlich schrieb er: „Mit gewiss
innigstem Vergnügen habe ich die endliche Befreyung Eurer (d. h.
Offenburger) und des grösten Theils der braven Ortenauischen Un-
terthanen vernommen. Auch wünsche ich wahrhaft nichts so freylich,
81
als daß nunmehr die getreue und sich in jedem Falle auszeichnende
Landschaft Ortenau (d. h. die Landvogtei) für immer von einem
weiteren feindlichen Besuche beschützt und gesichert bleiben möge.
Dieses sollte man auch mit so grösserer Zuversicht glauben können,
als der Feind weit schwächer ist, als die k.k. Truppen, und derselbe
sich wahrscheinlich einer weiteren Verlustgefahr aussezzen dürfte, um
eine Gegend ferners in Besitz zu nehmen, die von ihm beinahe bereits
an allem ganz aufgezehret worden ist. Indessen dürfte wohl daran
geschehen, wenn sowohl das k.k. Oberamt namens der Landschaft Ortenau, als auch die Reichsstadt Offenburg, für sich selbsten des Herren
Landeschefs Hchl. v. Summerau 132 Exzellenz dahin geziement erbitten
würden, um sich bei Hochdero demnächstiger Reise hieher bei dessen
ChefKommandirenden Erzherzogs Karl Königliche Hoheit verwenden
zu wollen, daß die Landschaft Ortenau mit einer hinlänglichen Truppen-Anzahl gegen ein fernneres Vorrücken der feindlichen Truppen
ergiebigst geschützet werden möchten.“133
Sagen und Anekdoten aus den
Koalitionskriegen (VI)
Glockenraub
I
m Jahre 1796 haben die Franzosen in Marlen die größten Eichbäume gefällt und über den Rhein ins Elsaß geführt. Sie haben
auch eine Kirchenglocke hier geraubt und mit Schiffen dorthin
überführt. Von diesem Glockenraub hier stammt noch das Sprichwort:
„In Mörla bin i g’hängt,
übern Rhein hab’n sie mi g’schwemmt,
und in Eschau (Elsaß) hab’n sie mi aufg’hängt.“
82
d)Das Kriegsgeschehen bis zum Rückzug
der Franzosen nach Kehl
T
rotz der empfindlichen Verluste in den Gefechten vom 26. Juni waren die französischen Truppen keineswegs gewillt, sich vollständig
zurückzuziehen. Bereits wenige Tage später, am 1. Juli, wagten sie während des morgendlichen Gottesdienstes den Versuch, nach Offenburg
einzudringen – möglicherweise, um ausstehende Kontributionen noch
einzufordern. Der Bericht von Landvogt Kleinbrod am darauffolgenden
Tag hat folgenden Wortlaut (siehe auch Portrait über den Ulanen-Offzier von Scheibler auf Seite 59):
„Die Franzosen scheinen geflissentlich die Zeit des Gottesdienstes abgewartet zu haben, denn während solchen umgiengen sie das Dorf Griesheim, kommen der bey dem Bühler Brückle aufgestelten kayserl. Husarenvedette in Rücken und schossen solche vom Pferd herab, die Cavalarie,
ungefähr 200 Pferde, drang bis nah an hiesige Stadt, wo sich die Strassen
nach Rastatt und Strassburg scheyden. Das kayserl. Picket war schon bis
an diesseitige Landvogteybehausung ( Abb. 11) retiriret, der Officier,
welcher hier commendirte, ward aus der Kirche, wo er musiziren half,
geholet, rückte mit seinen Leuthen wieder vor, war aber unglücklich verwundet und gefangen, einige sagen gar, zusammengehauen zu werden.
Z
um Glück rückte ein Uhlanenofficier mit seinem Commando zufälligerweyse hier ein, verstärckte das Husarenpicket, auch waren Hl.
Obristlieutenent v. Kessler von Kayser-Husaren und Obristwachtmeister Gottschling vom Wurmserischen FreyKorps eben wegen Besichtigung der Vorposten in der bedrohten Gegend, die Uhlanen jagten die
vorgerückten franzoesischen Reither und Chasheurs von hiesiger Stadt
durch die Ortschaften Bühl und Griesheim zurück. Als die noch unter
Griesheim am Gottswald im Hinterhut gestandene feindliche Jnfanterie ihre Reytherey rücksprengen sah, trat auch selbe den Rückzug an,
stieß aber auf solchem den von Apenweyer und Windschleg herbeyge83
eilten Husaren von Blankenstein auf, so daß die ganze franzoesische
Patrouille oder Streifcommando, von den k.k. in die Mitten genommen ward, und ihren Spatziergang und Rit mit Verlust von beyläufig
50 Mann und 24 Pferde büssen, auch ihr Heyl in zerstreyter Flucht
büssen müssen.
H
ier wurden der Officier vom 23ten Cavalerieregiment, welcher
die franzoesische Expedition commandiren sollte, und noch einer
vom 20ten Chasheurs-Regiment, dann 14 Gemeine von besagt beyden
Regimentern und dem 10ten Cavalerieregiment, und bey 14 Pferde
gefänglich eingebracht. Die Husaren von Blankenstein sollen mehrere Gefangene und Beutepferde zu Theil geworden seyn. Die lieben
Rothmantlichen bedauerten es recht herzinniglich, daß sie erst nach
vollendter Action auf den Platz gekommen.“134
W
enige Tage später, am 4. Juli morgens um 1/2 4 Uhr, kam es erneut
zu Kämpfen, als die Franzosen ein weiteres Mal in die Offensive
gingen und Generalmajor Görger in Renchen, Kehl, Zimmern, Wagshurst und Appenweier angriffen (siehe Seite 86). Nach Aussage eines
Straßburger Bürgers gegenüber GeneralFWmstr. Meerveldt war Ziel
dieses Unternehmens die Straße von Offenburg nach Rastatt, weil die
französischen Truppen angeblich die Nachricht erhalten hatten, daß
eine starke Kolonne mit Pontonbooten diese Straße entlang marschiere, um bei Rheinbischofsheim den Rhein zu überqueren. Angesichts
der Tatsache, daß die Franzosen im Gegensatz zu den Kaiserlichen
ständig mit Nachschub und frischen Einheiten versorgt wurden, war
ein solches Vorhaben mehr als unwahrscheinlich (die Aufstockung
derselben in der Ortenau um 10000 Mann spricht eine deutliche Sprache). Der Respekt, welchen die Revolutionsarmee infolge der Ereignisse der vergangenen Monate vor den zahlenmäßig meist unterlegenen
kaiserlichen Truppen hatte, wird dadurch deutlich, daß sie sich vor
einem Zusammenziehen der österreichischen Truppen fürchtete und
die Kehler Befestigungsanlagen ständig ausbaute.135 Einen weiteren
taktischen Schachzug vermutete man in Donaueschingen: In einem
84
85
Abb. 25: Karte von Offenburg und Umgebung
Schreiben an den vorderösterreichischen Landeschef Summerau war
das kaiserliche Hauptquartier der Ansicht, daß die Franzosen Appenweier angegriffen hatten, um in das Renchtal vorzustoßen und den
Kniebis wieder besetzen zu können.136 Obwohl sie Generalmajor Görger bei Appenweier mit ihrer Artillerie mehrere Stunden beschossen
hatten 137, erlitten die Franzosen am 4. Juli das gleiche Schicksal wie in
den Monaten zuvor 138; sie konnten schließlich auch in der Rheinebene
von dem schon mehrfach genannten 13. Dragoner-Regiment bis nach
Rhein-Bischofsheim „zurückgejagt“ werden.139 Nur Appenweier, Urloffen, Griesheim und Windschläg konnten sie vorläufig halten.
Relation 140
über die am 4ten dieses auf denen diesseitigen Vorposten vorgefallenen Affaire.
G
estern in allerfrüh um 3 Uhr rückte der Feind, welcher eine beträchtliche Verstärkung so wohl an Jnfanterie als an Cavallerie
erhalten hatte, gegen alle meine Vorposten vor, und da er an Macht
überlegen und mit aller Ungestüm und der grösten Schnelligkeit
den Posten in Appenweyer angriff, so zwang er denselben sich gegen Nusbach zurück zu ziehen, wo sich der Herr Obristwachtmeister von Harsanyi von Blanckenstein-Houhsarn mit dem Überrest
seiner Division und einer Compagnie Gradiscaner befand; hier
aber wurde dem Feind auf einmahl sein weiteres Vorrücken vereitelt, indem gedachter Obristwachtmeister durch seine klug getroffnen Vorkehrungen und gute, dann zweckmäßige Vertheilung seiner
Truppe sowohl als durch die gröste persönliche Tapferkeit, womit
er seine ganze bey sich habend Mannschaft mit Muth beseelte, denselben nicht nur aufhielt, sondern noch bevor die in Oberkirch und
hier bey Oppenau gelegene Truppen vor kommen konnten, schon
dem Feind durch eine mit weniger Mannschaft auf eine beträchtliche und überlegene Anzahl feindlicher Jnfanterie und Cavallerie
86
attaquirt und einige Compagnien feindlicher Jnfanterie, nachdem
des Feindes Cavallerie die Flucht genommen, gänzlich zusammen
gehauen hatte.
E
ben so griff der Feind zu gleicher Zeit den Herrn Major Gr.
Hardegg zu Ulm, und den Herrn Rittmeistern Gr. von Nadasdy
zu Renchen, dann das 13te Dragoner Regiment in seiner ganzen
Länge von Gamshurst bis Helmlingen von allen Punkten an, und
allenthalben fand der Feind den hartnäckigsten Wiederstand; und
konnte von dieser Seite weiter nichts gewinnen, als daß er sich endlich mit seiner Jnfanterie des Ortes Renchen bemeisterte, und den
Herrn Rittmeister Gr. Nádasdy, welcher keine Jnfanterie bey sich
hatte, etwas zurückdrückte.
U
nterdessen waren die noch in Oberkirch gestandene Compagnie Gradiscaner und die eine dahier in Reserve gestandene
Division von Blanckenstein nach Nusbach vorgerückt, und man
begann das heftigste Gefecht von neuem. Die Gradiscaner machten das heftigste Feuer, und Blanckenstein haute einige Mahl in
die feindliche Jnfanterie ein, welche meistens von ihrer Cavallerie
verlassen wurde, aber nichts desto weniger durch ihre Entschlossenheit und starkes Feuer die Attaque sehr beschwerlich machte,
und auf solche Weiße wurde der Feind wieder bis nach Appenweyer
zurück geworfen.
W
ährend dieser Zeit war mir die Meldung von dem Hl. (= Hochlöblichen) Rittmeister Gr. Nádasdy, und auch von dem Hl.
Major Gr. Hardegg, zugekommen, daß der Feind sich des Waldes
bei Stadelhoffen bemeistert habe, und da dieser Wald schräg gegen
dem Gebürge zu laufet und es zu befürchten war, daß sich der
Feind demselben nachziehen und dermaßen mich in die Flanque
nehmen könnte, so ertheilte ich dem Herrn Rittmeister Gr. Nádasdy den Befehl, sich zwischen Renchen und Ulm, von wo aus man
87
die Ausgänge dieses Waldes beobachten kann, so lange als möglich zu halten, welches dieser Herr Rittmeister dadurch auf das
rühmlichste ausführte, daß er auf der Stelle den Entschluß fasste,
mit Beyhülfe der bewaffneten Bauren, welche sich inmittelst von
Cappel aus bei Renchen gesammelt hatten, den Ort Renchen zu
stürmen und den Feind daraus zu vertreiben; dieser Angriff war
von dem besten Erfolg, eine Menge der Feinde wurden auch da
zusammengehauet, und Renchen wieder von dem Feind befreyet.
A
uch dem 13ten Dragoner Regimente war es gelungen, den Feind
bis Bischoffsheim zurück zu drücken; nur bey Appenweyer, wo
der Feind seine Hauptstärcke hatte, war es mir nicht möglich, den
Feind aus diesem Orte wieder zu delogiren und dergestalt meine
alte Stellung wieder zu erhalten. – Die Cavallerie Kanonen, wovon
4 Pferde starck blessiert wurden, hatten keine Munition mehr, auch
Renchen war gegen Nacht nicht mehr gegen den neuerdings anrückenden Feind zu vertheidigen, da den Bauren ebenfalls an Munition fehlte, und dermaßen sahe ich mich genöthiget, nachdem ich so
zu sagen von morgens 3 Uhr bis abends 9 Uhr meine alte Stellung
unter stetem Schlagen gehauptet hatte, in der Nacht meine Vorposten eine halbe Stunde weiter rückwarts auszustellen, und dieselbe
von Cappel über Ulm, Stadelhoffen, Susenhoffen, Nusbach gegen
Ebersweyer zu beziehen.
V
om Feinde sahe ich selbsten wenigstens gegen 400 Mann todt
auf dem Platze liegen, und 60 wurden Gefangene gemacht, worunter sich 3 Offzrs. und die meisten blessierte befanden, welche
directe von hier aus ins Feld Spital nach Villingen abgeschickt worden sind. Unsererseits kann sich der Verlust auf ungefehr 20 Todte
und gegen 90 blessirte Mann belaufen, worüber man aber noch die
Verlust Eingaben nachzutragen die Ehre haben wird; Pferde sind
viele blessirt.
88
S
ämtliche unter mir habende Truppen thaten an diesem Tage
Wunder der Tapferkeit, und sämtliche Herrn Offrs. gaben sich
alle Mühe, den Soldaten aufzumuntern, und durch ihre eigene
Thaten das Beyspiel zu geben; vorzüglich aber verdienet Herr
Obristwachtmeister von Harsanyi, welcher sowohl durch seine auserordentliche Thätigkeit, indem er sich bey allen Attaquen stets an
der Spitze befand; als auch durch seine schon oben erwähnte gute
Erfahrenheit und Einsicht verrathende Vorkehrungen beym ersten
Angriff des Feindes auf seinen Posten zu allerhöchsten Gnaaden
bestens empfohlen zu werden – dann zeigneten sich besonders aus
Herr Rittmeister Gr. Nádasdy und Lieut. Liptsey von Blanckenstein;
ersterer da er durch seinen decidirten (=entschiedenen, energischen) Angriff auf Renchen nicht nur dem Feind einen grosen
Schaden machte, sondern den ganzen Tag hindurch diese meine
mir wichtige Flanque mit 1. Escadron deckte; und der andern, da
er durch seine Entschlossenheit, mit welcher derselbe mit einem
schwachen Zug auf eine feindliche Compagnie Jnfanterie einhieb
und dieselbe fast gänzlich nieder machte, die feindliche Jnfanterie
in solche Furcht brachte, daß sie nachgehends sich nicht mehr so
weit vor wagte.
D
iese sowohl wie auch die Herrn Obristen Löwenberg und
Egger, dann Obristlieutnant Baron Revey und Major Graf
Hardegg, welche alle während dieser Attaque mit größter Klugheit
handelten und vieles beygetragen haben, sehe ich mich verpflichtet
anmit nach das beste ebenfalls als rechtschaffene und erfahrne
Offiziere anzurühmen.
Oppenau am 9ten July 1799
Görger G.M.
E
rzherzog Karl empfahl in einer weiteren Relation folgende
Offiziere für ihre besondere Tapferkeit an die militärische
Führung weiter: von den Blankenstein-Husaren Major Graf Har89
sany, Rittmeister Graf von Násady und Leutnant Lipzay; vom 13.
Dragoner-Regiment den Obrist von Löwenberg, den Oberleutnant
Auer sowie den Kommandanten der Avantgarde des Generals Görger, Obrist Egger.
Der Regimentsgeschichte des 6. Husarenregiments kann man aber
auch noch die Namen einfacher Soldaten entnehmen, die sich am
4. Juli ausgezeichnet hatten:
– Michael Papp von der 5. Eskadron bei Appenweier
– Korporal Albert Molnár von der 7. Esk. bei Zimmern
– Paul Török und Stephan Baráty von der 4. Esk. bei Renchen
– Korporal Stephan Csánko, Michal Némethy und Josef Fonde von
der 8. Esk. bei Zimmern
– Wachtmeister Stephan Hladits von der 6. Esk. bei Offenburg und
Oberkirch
– Adam Tenke, der Rittmeister Keczer das Leben rettete
S
chließlich berichtet Conventuale Schneider auch noch von einem
Gefecht bei Mösbach: „Sie kamen auch bis nach Mösbach, dort
gieng es hitzig zu, aber wider zum Nachtheil der Franzosen. Die
Oesterreicher mit den Kappler (d. h. Achertäler) Bauren vereiniget,
warfen sie zurück; man sagt, daß die Franzosen, theils getödtete, theils
gefangene 300 Mann verloren haben“.141 Ob es sich hierbei um ein
einzelnes Scharmützel handelte oder ob dieses Gefecht im Rahmen der
Kampfhandlungen vom 4. Juli stattfand, kann den Aufzeichnungen des
Mönches von Allerheiligen nicht entnommen werden.
B
ei diesem und sämtlichen vorangegangenen Gefechten mußten
die kaiserlichen Truppen ebenfalls – wenn auch vergleichsweise
90
geringe – Verluste hinnehmen. Die zahlenmäßige Unterlegenheit hatte
allerdings einen kritischen Punkt erreicht, wohl auch deshalb, weil die
Franzosen laufend und oftmals mit Nachtmärschen Nachschub aus
dem Elsaß erhielten. Angesichts der großen Ausdehnung des Territoriums, welches von den Österreichern gesichert werden mußte, brachten
jene 1500 Mann, welche am 7. Juli in Oppenau eintrafen, keine große
Entspannung der militärischen Situation.142 Außerdem mangelte es
an Munition. In einem Brief an Erzherzog Karl beklagte sich Feldmarschall-Leutnant Sztarray ferner über fehlende Artillerie, welche er
schließlich in Form von Sechspfünder-Liniengeschützen zusammen
mit den zwei zusätzlichen Infanterie-Bataillonen der Regimenter
„Ligne“ und „Württemberg“ (beide wallonischer Herkunft) 143 auch
erhielt. Die geringere Truppenstärke hatte auch zur Folge – wie man
nachstehend am Beispiel von Offenburg sehen kann –, daß die verschiedenen Einheiten von GeneralFWmstr. Meerveldt und Generalmajor
Görger viel zu weit voneinander stationiert waren. Während die Franzosen in der Lage waren, feste Lager anzulegen, waren die Österreicher von Lahr bis in die neutrale badische Markgrafschaft verteilt (13.
Dragoner-Regiment u. a. auch in Rastatt). GeneralFWmstr. Meerveldt
befand sich nach den Auseinandersetzungen vom 4. Juli – ähnlich der
Situation vom 26. Juni – in der Zwickmühle, ob er im Kinzigtal einen
Großteil seiner Truppen zusammenziehen, ein Lager errichten und
sich bis zum Talausgang auf die Aufstellung von Vorposten beschränken
oder – im Gegensatz dazu – weiter vorwärts operieren solle, um Offenburg weiterhin mit Truppen belegen zu können. Die erste Möglichkeit
war für die Soldaten die sicherste; sie barg allerdings das Risiko für die
Zivilbevölkerung in sich, daß die ganze Gegend wieder den französischen Streifzügen und Requisitionen ausgesetzt war.144
N
eben dem Mangel an frischen Truppen stellte sich im Juli ein
weiteres Problem für die kaiserliche Generalität: die französischen
Emigranten. Hielt sie diese für gegnerische Spione oder konnte sie deren Sicherheit nicht mehr gewährleisten? Die Österreicher wiesen die
Offenburger Emigranten – im Gegensatz zu den Franzosen (siehe auch
91
die Proklamation Bernadottes auf Seite 26/27) – nicht ultimativ aus der
Stadt (14. Juni) aus, sondern sie durften sich gemäß einem Schreiben
des Oberleutnants von Kehsler (1. Juli) sowie auf Befehl von Erzherzog
Karl nur nicht zwischen den Vorposten aufhalten, und mußten sich
dahinter zurückziehen.145
N
achdem die Revolutionsarmee bei der geplanten Offensive gegen
Generalmajor Görger die kaiserliche Besatzung in Offenburg nur
in dem Maße angegriffen hatte, um GeneralFWmstr. Meerveldt soweit
zu beschäftigen, daß er Generalmajor Görger nicht zu Hilfe kommen
konnte, griffen die Franzosen – wie von Graf Sztarray vermutet 146
– am übernächsten Tag, dem 6. Juli, die Stadt aus vier Richtungen
mit insgesamt 8000 Mann an und konnten die Stadt erneut besetzen,
weil GeneralFWmstr. Meerveldt aufgrund seiner begrenzten Truppenstärke und der vorgenannten Gründe nur eine kleine Besatzung in
Offenburg hatte. Obwohl die Kaiserlichen zeitweise bis nach Ortenberg
zurückgedrängt wurden, konnten sie sich vor den Toren der Stadt (von
Ortenberg her) behaupten. An dieses Gefecht erinnert noch heute ein
Denkmal zu Ehren des Kommandeurs des 1. k.k. (Kaiser-)Husaren-Regiments, Obrist Graf Johann von Keglevich, welcher bei einem Angriff
auf die Franzosen am rechten Kinzigufer an der Spitze seiner Truppen
von einer Haubitzengranate getroffen wurde und den Tod fand ( Abb.
26).147
E
xtrem kritisch für die Reichsstadt war der Befehl, die Stadt mit Haubitzen zu beschießen, was deren vollständige Zerstörung zur Folge
gehabt hätte. Leval setzte sich allerdings bei seinem Kommandeur
für die Stadt ein und erreichte, daß der ursprüngliche Befehl in eine
Forderung von einem Brandschatzungsgeld in Höhe von 50000 Livres
umgewandelt wurde, welches innerhalb von 6 Stunden zu erbringen
war. Die Offenburger waren aber der Meinung, daß die Schüsse auf
Leval nicht stattgefunden hatten, und versuchten vergeblich, mit Leval
zu verhandeln. Schließlich erhielten sie die Erlaubnis, sich an General
Legrand in Kork zu wenden, mobilisierten alle Kräfte und brachten bis
92
Abb. 26: Keglevich-Denkmal bei Ortenberg: dieses Denkmal wurde zur Erinnerung an
Obrist Graf Johann von Keglevich von den Kaiser-Husaren errichtet, der bei den
Gefechten um Offenburg am 6. Juli 1799 gefallen war.
93
Mitternacht eine Summe von 4998 fl sowie 37 1/2 Louis d’Or (= 412,5 fl
oder 412 fl 30 Kreuzer [xer]) für den Generalstab zusammen (die Gesamtsumme von 5410 fl 30 xer wurde dann auf Beschluß des Stadtrates
auf die Bürger und Einwohner umgelegt). Mit dieser Meisterleistung
erwarben sie sich bei den Franzosen hohen Respekt, denn diese versicherten, daß ihnen kein Leid mehr geschehen werde und sie der Stadt
mitteilen würden, wenn sie beabsichtigten, die Stadt zu verlassen, damit die Bürgerschaft sofort die Tore schließen könne.148
U
nd die franz. Generalität und ihre Soldaten hielten ihr Wort: Am
7. Juli um 10 Uhr abends verließen sie – nachdem sie die Vorstädte
ausgeplündert hatten – Offenburg 149 und zogen sich bis nach Willstätt
und Marlen zurück 150, hielten aber weiterhin die vordersten Posten in
Griesheim, Windschläg und Appenweier und die rückwärts gelegenen
in der Nähe von Weier und im Gottswald. Gänzlich ohne Truppen
waren Bohlsbach, Bühl-Dorf, Weier selbst, Waltersweier, Langhurst
und Schutterwald, letztere drei Orte waren aber dadurch gesichert,
daß dort ständig kaiserliche Truppen patrouillierten.151 Etwa nach
einem Monat, in der Nacht vom 9. auf den 10. August, zogen sich die
Franzosen in aller Stille und freiwillig noch weiter zurück, und zwar
ins Hanauerland rund um die Verschanzungen von Kehl. Somit war von
der Landvogtei Ortenau nur der Stab Goldscheuer noch nicht geräumt.
Zur Sicherung ließ Generalmajor Görger sofort einige Soldaten in Appenweier und Urloffen einrücken. Außerdem besetzte er den Posten des
Vogtes kommissarisch mit einem Offizier, weil der reguläre Vogt Bergehr noch abwesend war. Jetzt lag es am Oberamt, mit GeneralFWmstr.
Meerveldt Kontakt aufzunehmen, um die ausgeplünderten Ortschaften
in der Landvogtei vor erneuten Streifzügen der Franzosen zu schützen
(dies war auch weiterhin notwenig, hatte doch der Vogt von Griesheim
wegen der unsicheren Situation in seinem Ort beim Oberamt um Erlaubnis gebeten, sich nach Offenburg begeben zu dürfen).152
D
iese positiven Nachrichten wurden auch in Wien mit Zufriedenheit
vernommen, und dem Regierungsrath Greiffenegg wurde von
94
Sagen und Anekdoten aus den
Koalitionskriegen (VII)
1) Ein kühner Handstreich
I
n den Napoleonischen Kriegen stellten sich die Einwohner von
Bühl (bei Offenburg) auf die Seite der Österreicher gegen die
Franzosen. Dabei gelang es den Angreifern sogar, eine Kanone zu
erobern und wegzunehmen. Für diese besondere Tapferkeit wurden sie von Kaiser Franz von Österreich in einem Handschreiben
öffentlich belobigt.
2) Die Waltersweierer „Rotmäntel“
E
benfalls während der Napoleonischen Kriege lagerte einmal
eine Abteilung Franzosen in dem Waltersweierer Gottswald,
der heutzutage noch „Franzosenschlag“ heißt. Die Frauen von
Waltersweier, aus Neugierde angereizt, besuchten die Franzosen
draußen in ihrem Lager und verweilten schließlich bei ihnen. Als
die Männer sie wieder holen wollten, wußten die so in ihrer Neugier überraschten und darob beschämten Frauen sich nicht anders
zu helfen, als daß sie sich einfach unauffindbar machten. Dazu
nahmen sie die roten Mäntel der Soldaten und hängten sie sich um.
Seitdem haben die Waltersweierer den Übernamen „Rotmäntel“.
Hofseite zugesichert, daß Kaiser Franz II. die fast vollständige Befreiung der Landvogtei eröffnet worden sei und deren Treue „bey jeder
Gelegenheit angerühmt“ und den Untertanen Schonung und Unterstützung zuteil werden solle.153
95
Portrait:
Kaiser Franz II. 154
* 12. Februar 1768 in Florenz, † 2. März 1835 in Wien. Sohn Kaiser
Leopolds II., Enkel von Kaiser Franz I. Stephan (von Lothringen)
und Kaiserin Maria Theresia.
F
ranz II. war von 1796–1806 Kaiser des „Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation“, als Franz I. Kaiser von Österreich
1804–1835, außerdem König von Ungarn (1796–1835).
K
aiser Franz II. nahm als Gegner der Französischen Revolution an den Koalitionskriegen teil, mußte 1797/1801 das linke
Rheinufer abtreten; erhob nach der Kaiserkrönung Napoléons 1804
die österreichischen Erblande zum Kaisertum und legte 1806, nach
der Gründung des Rheinbundes, die römisch-deutsche Kaiserkrone
nieder. Österreich erlitt unter seiner Herrschaft 1805 und 1809
große Gebietsverluste; 1810 gab er Napoleon seine Tochter MarieLouise zur Frau. Die Beteiligung an den Freiheitskriegen brachte
Österreich die alte Machtstellung zurück. Franz war abhängig von
seinen Ministern Thugut, Stadion und Metternich. ( Abb. 8)
96
e) Die Organisation des 1799er Landsturmes
W
egen der Ereignisse in den ersten Monaten des Krieges, insbesondere im Achertal rund um Kappelrodeck, regte sich bereits
früh erfolgreicher Widerstand gegen die französischen Eindringlinge.
Dies lag zu einem großen Teil auch daran, daß die Bewohner des
Schwarzwaldes mit dem Gewehr wesentlich vertrauter waren als jene
der Rheinebene, weil es unter ihnen mehr Jäger und Scheibenschützen
gab. Hinzu kam, daß die Topographie der Täler wesentlich günstiger
für die oftmals angewandte „Guerillataktik“ war.155 So konnten im
Anschluß an den Rheinübergang der Franzosen ein Kappler und Waldulmer Landsturm mit 603 Mann zusammengestellt werden, von denen
aber nur 440 mit Gewehren ausgerüstet waren.156
D
ie kaiserliche Generalität fürchtete allerdings ständig, von eventuellen Erfolgen des Landsturmes kompromittiert (bloßgestellt)
zu werden (siehe auch auf Seite 102 „Das kaiserliche Militär und die
Volksbewaffnung“). Der Kommandeur der österreichischen Truppen
in der Region, GeneralFWmstr. Meerveldt, begann aber bereits kurz
nach Kriegsausbruch mit Vorbereitungen für die Aufstellung von beweglichen Landmilizbataillonen – ermutigt durch den Sieg Erzherzog
Karls über General Jordan bei Ostrach –, indem er eine Instruktion verkünden ließ, in der der kaiserliche General versichert, daß sämtliche
Privilegien und alten Rechte nicht eingeschränkt werden unddaß die
A
uszug aus der Predigt des Ottersweierer Pfarrers Johann Nep.
Lang, welche er am 23. März 1800 anläßlich der Schmückung
der Ortenauer Landesfahne mit dem goldenen Militärehrenzeichen hielt (siehe Seite 153):
„Wichtig war Karls glänzender Sieg an der Ostrach auch für unser
Vaterland. Dieser glückliche Sieg öffnete den Kaiserlichen den
Weg, auf dem sie zu unserer Hilfe herbeieilen konnten. Bald sahen
97
wir sie rings umher in den Gebirgen, an den Grenzen unsers Vaterlandes stehen. Die Annäherung der tapfern Truppen Oestreichs an
den Grenzen des Vaterlandes oder der glückliche Zeitpunkt, wo der
Gemeinheit der ächte Vaterlandssinn und der Muth der Ortenauer
erwachte, der Landsturm fing an in Gang zu kommen, man bewaffnete sich so gut man konnte, einer sprach dem andern Muth ein;
alles, Mann und Jüngling, Vater und Sohn, Hoch und Nieder, bot
sich zur Vertheidigung und zur Rettung des Vaterlandes an ...“ 157
Aufstellung der Landmiliz nur dem Zwecke der Unterstützung der
kaiserlichen und Reichsarmee diene, die Soldaten nie im Sold einer
fremden Macht stehen und nach Beendigung der Landesverteidigung
sofort wieder zu ihren Familien zurückkehren dürfen. Auch hatten die
Soldaten unentgeltlich ein Gewehr zu bekommen, und wer ein taugliches mitbrachte, sollte eine Prämie von 5 Gulden erhalten. Schließlich
wurden in dieser Instruktion noch folgende Militärstrukturen festgelegt:158
Instruktion zur Errichtung beweglicher Landsturm-Bataillone
vom 2. März 1799
geplante Höhe des Soldes für die einzelnen Dienstgrade:
einfache Soldaten
Korporal (Unteroffizier)
Feldwebel
Fourier (Verpflegungsunteroffizier)
Rechnungsführer
Unterleutnant Oberleutnant
Hauptmann Chirurg
Feldkaplan
98
12 Kreuzer (xer)
18 xer
24 xer
30 xer
1 Gulden (fl)
45 xer
1 fl
1 fl 30 xer
1 fl
1 fl
vorgesehene Uniform:
grauer Rock mit grünen Aufschlägen und weißen Knöpfen, graue Weste, graue
lange Hosen, kurze Gamaschen, Schuhe, 2 Hemden, Halstuch und Hut (vermutlich Dreispitz)
Zusammensetzung des Stabes:
Zusammensetzung der Kompanie:
1 Bataillons-Kommandeur
1 Adjutant
1 Rechnungsführer
1 Fourier
1 Bataillonsarzt
1 Feldkaplan
1 Auditor (Militärjurist für 2 Bataillone)
3 Chirurgen
1 Hauptmann
1 Oberleutnant
1 Unterleutnant
2 Feldwebel
12 Korporale
2 Spielleute (Musikanten)
160 Soldaten
1 Fourier
Die einzelnen Bataillone sollten aus dem Stab und 6 Kompanien bestehen.
A
ngesichts der Erfolge der Landmiliz – mit dem die Franzosen und
wahrscheinlich auch die Österreicher wohl nicht gerechnet
hatten – machte sich die kaiserliche Generalität im Mai den vorhandenen Willen zum Widerstand (noch) in begrenztem Rahmen zunutze,
nachdem der vorderösterreichische Regierungsrat in Freiburg, von
Greiffeneck, dem Kommandeur der österreichischen Truppen, Erzherzog Karl, von der Stimmung in Vorderösterreich berichtet hatte, die
„nicht mehr wünschten als aufgefordert zu werden, unter der Leitung
und Mitwirkung des kayserl. Militairs sich und ihr Eigenthum gegen
die Anfälle und Plünderungen der Feinde zu schützen.“ 159 Das hervorragende Zusammenwirken von regulärer Kriegsführung der Truppen
der Kaiserlichen und der spontanen Vorgehensweise der Bevölkerung
schilderte auch – wie bereits erwähnt – Feldmarschall-Leutnant Graf
Sztarray nach dem Gefecht im Achertal vom 21. April.
99
D
as Oberkommando hatte aber immer noch Bedenken wegen des
Nutzens eines Landaufgebotes und wollte außerdem keine offizielle Bewaffnung der Bevölkerung durch das Militär (die bereits erwähnte
Angst vor einer Bloßstellung innerhalb der Generalität war trotz aller
Erfolge immer noch in großem Maß vorhanden; wahrscheinlich hatten
aber auch die Ereignisse von 1789 in Frankreich einen Einfluß auf
diese Entscheidung 160). Erzherzog Karl riet allerdings in seinem Brief
an Feldmarschall-Leutnant Baron von Kospoth, die Stimmung in der
Bevölkerung zu nutzen und „den Landleuthen in der Stille Pulver und
Bley ohne weiters zu verabfolgen“. Der Bedeutung entsprechend hatte
der Feldmarschall den Regierungsrat von Greiffeneck davon in Kenntnis zu setzen hatte.161
D
ie erfolgreiche Verteidung des Achertales unter dem Kommando
von Baron Neuenstein verbreitete sich wie ein Lauffeuer, so daß
sich auch in anderen Gegenden der Widerstand regte. So sammelte der
bereits genannte Baron von Reichlin ebenfalls seine Bauern, um sich
den Franzosen entgegenzustellen. Nachdem Baron von Neuenstein
um die Besetzung von Kappelrodeck gebeten hatte – dieses Begehren
wurde noch erfüllt – bat auch Baron von Reichlin um Truppen sowie
um Bewaffnung seiner Bauern. Diesem wurde allerdings nicht entsprochen – zum einen mangels ausreichender Infanterie aufgrund der
veränderten militärischen Lage, zum anderen befürchtete man – wie
auch nach dem Gefecht bei Ulm in der Nacht zum 20. April 162 – erneut
die Kompromittierung der eigenen Generalität durch eventuelle Erfolge der Landmiliz (Erzherzog Karl). Generalmajor Görger berichtete
von seinem Stab in Freudenstadt in einem Brief vom 2. Juni an das
„kayserlich-königliche Korps Armee Commando“ in Donaueschingen,
daß die Landleute in Lauf, Sasbachwalden und Oberachern bewaffnet
seien, einige Bereitschaftsstellungen (Piketts) hielten, öfters „Affairen“
in der Gegend von Kappelrodeck vorgefallen seien und sich einige der
vorgenannten Ortschaften bei Gefahr mit den Kappler und Kapplertäler Bauern zu einer rund 500 Mann starken Streitmacht vereinigt
hätten. In einem weiteren Brief am folgenden Tag schreibt General100
major Görger wörtlich: „... diese Leuthe halten ihre kleine Piqueter bey
der Nacht, des Tages aber sind sie mit ihrer Arbeit beschäftiget, und
kommen nur bey einem entstehenden Lärm, oder bey Anrückung des
Feindes zusammen, um sich zu vertheidigen, bey welcher Gelegenheit
sie schon einige mahl bey denen bey Kappel vorgefallenen feindlichen
Angriffen gute Dienste leisteten. Mit Lebensmittel verpflegen sie sich
selbst, da sie alle in ihrer Heymath sind, und zu ihrer Versammlung
haben sie gewisse Zeichen verabredet.“ 163
A
m 3. Juni berichtete Generalmajor Görger in einem Brief an das
Korpskommando in Donaueschingen 164 von fünf Artikeln, in denen
ihm Baron Reichlin das Geschehen in seinem Gebiet schilderte. So
teilte ihm der Baron mit, daß:
1. es nur wenige Plünderungen vor dem Eintreffen des kaiserlichen Militärs gegeben habe, später aber „einiges ... geschehen wäre, und dieses
alles der Feind“, und das härteste Los für die Bevölkerung das ständige
Geldeintreiben und Requierieren zugunsten des franz. Heeres sei,
2. mangels kaiserlichen Militärs den obigen Vorkommnissen nicht
Einhalt geboten werden konnte, so daß sich der Baron nur an die französischen Truppen hätte wenden können (was er aber vermutlich nicht
ratsam fand),
3. die Landesverteidiger sich auf 900 Mann belaufen könnten,
4. nur ein ganzes Bataillon aufgrund der Topographie die Sicherheit
der Gegend garantiert hätte und schließlich
5. der eine Offizier mit seinen 29 Pferden, welcher sich in Lauf aufhalte, weniger nützlich sei als Infanterie, die er allerdings nicht erhalte,
weil sie zu verstreut sei. Er, Baron Reichlin, sei der Meinung, daß mit
einer Besetzung der Gegend mit Infanterie der Feind „in grose Furcht
und Verlegenheit gesetzt werden könnte“.
101
A
us dem Brief Generalmajor Görgers erfährt man außerdem, daß Baron Reichlin seine kleinen Posten in Oberachern, Nußbach, Sasbachried und Ottersweier hatte, Baron Neuenstein bei einen Gegenangriff nur mit zweihundert Bauern rechnen könne und diese durch
einige Kanonenschüsse „sogleich würden zurückgeschreckt werden“
– bei der Verteidigung der Heimat aber eine wesentlich größere Anzahl von Männern dabei wären. Daß dies nicht der Fall war und die
Landmiliz bei der Verteidigung der Heimat selbst vor Kanonen nicht
zurückschreckte, bewies sie am 21. Mai und am 26. Juni.
Das kaiserliche Militär und die
Volksbewaffnung 165
W
ie man mehrfach sehen konnte, hatte die kaiserliche Generalität Probleme mit der offiziellen Bildung eines Landsturms,
weil sie befürchtete, durch seine eventuellen Erfolge bloßgestellt
zu werden.
D
ie kaiserlichen Behörden waren aber der Idee einer Volksbewaffnung wesentlich aufgeschlossener, und es wurde deshalb
schon recht früh darüber diskutiert. Obwohl diese ersten Bemühungen erfolglos waren, gab die österreichischen Regierung nicht auf.
Angesichts der Erfolge der französischen Revolutionsarmee und
der bevorstehenden Gefahren wuchs die Zahl der Befürworter.
E
in solcher war während des 1. Koalitionskrieges der vorderösterreichische Regierungspräsident Freiherr Joseph von Summerau. Er konnte dabei auf Rückendeckung aus Wien vertrauen,
und er erhielt schließlich Beistand durch den kaiserlichen Oberbefehlshaber am Oberrhein, Graf Dagobert Wurmser, der schließlich
am 25. März 1793 die Bevölkerung am Oberrhein zur Landesver102
teidigung aufrief. Im weiteren Verlauf des Krieges wurde auch zeitweise ein Landsturm gebildet und mit verschiedenen Bewachungsaufgaben betraut; er wurde sogar in vereinzelte kleinere Gefechte
verwickelt. Schließlich hatte diese Entwicklung zu einer Art „Landmiliz“ geführt. Erfolge des Landvolkes in Tirol im November 1796
überzeugten auch das kaiserliche Miltär.
D
er wichtigste Befürworter einer Bewaffnung des einfachen
Volkes war Erzherzog Karl, der 1793 in seiner Funktion als
Generalgouverneur der österreichischen Niederlande (heutiges
Belgien) in einem Erlaß folgendes anordnete: „... alle Bauern,
welche die Waffen ergreifen wollen, werden Gewöhre und Patronentaschen bekommen, und man wird den Orth bestimmen, wo
sich die Bauern ... begeben sollen, sobald die Glocken geläuthed
werden. Nur bei Annäherung des Feindes wird die Sturmglocke geläuthed werden und nachdem sich der Feind wird zurückgezogen
haben, wird man dem Bauern wieder erlauben, sich nach Haus zu
begeben“. Wie man auch bei den Ereignissen in der Ortenau sehen
konnte, wägte er allerdings immer Für und Wider ab und genehmigte eine Landmiliz (bzw. ordnete sie an), wenn es ihm zweckmäßig erschien. Erst später – aufgrund der großen Leistungen der
Landwehrbataillone und des erfolgreichen Volkskrieges der Tiroler
gegen Franzosen und Bayern – erkannte er den militärischen Wert
der Landmiliz an.
E
ine entscheidende Wende brachten die Erfolge der Spanier gegen Napoleon 1808. Mit Zustimmung von Kaiser Franz I. (von
Österreich, vormals der deutsche Kaiser Franz II.) und gegen den
Willen der Generalität wurde noch im selben Jahr eine landesweite
Landwehr gebildet. Nach dem verlorenen Krieg gegen Frankreich
1809 wurden die Landwehreinheiten aufgelöst und Österreich
kehrte zum alten „Stehenden Heer“ zurück. Nichtsdestotrotz
war Österreich der erste deutsche Staat, der sich zur Einführung
103
eines Volksaufgebotes nach moderner Art entschloß – noch vor
Preußen, dem großen Rivalen, der immer in Anspruch nahm, im
Bereich des Militärs am fortschrittlichsten zu sein.
N
ach dem erfolgreichen Widerstand und Mitwirken der Acher- und
Renchtäler Bauern im Frühjahr sowie bei den Gefechten am
26. Juni und vom 4. Juli im vorderen Renchtal – Generalmajor Görger
lobte am 28. Juni ausdrücklich den Mut und die Dienste der bewaffneten Bauern – erwogen Korpskommandant Feldmarschall-Leutnant
Graf Sztarray wie auch GeneralFWmstr. Meerveldt, die Stimmung der
„Landbewohner“ noch stärker zu nutzen und sie zu einer größeren
Mitverantwortung in der Verteidigung ihrer Heimat zu veranlassen.166
Allerdings waren die Erinnerungen an das Gebaren der Franzosen von
1796/97 noch zu jung, denn in einem Schreiben des Oppenauer Gerichtes an GeneralFWmstr. Meerveldt wird zum Ausdruck gebracht, daß ein
solches Mitwirken nur Bereitschaft finden würde, wenn dieses von den
„kaiserlich-königlichen (k.k.) Truppen“ auch gewollt sei; ansonsten
befürchtete man, daß der Feind „seine angewohnten Greuelthaten an
ihnen verdopplen werde“ 167. Man kann davon ausgehen, daß diese
Bedenken auch von den Behörden anderer Herrschaftsgebiete geteilt
wurden. Trotz dieser Vorbehalte waren es Mitte Juli mindestens 14 Gemeinden (siehe Seite 107), welche sich bereit erklärt hatten, einander
beizustehen und mit den kaiserlichen Truppen gegen die Franzosen
zu kämpfen. Wahrscheinlich aus diesem Grund schloß sich das Gericht Oppenau den anderen Gemeinden an und berief auf den 18. Juli
Versammlungen in sämtlichen Rotten ein – bei denen alle Bürger zu
erscheinen hatten –, um festzustellen, welche Männer für die Miliz in
Frage kämen. Außerdem sollte ihnen mitgeteilt werden, daß Erzherzog
Karl dem Landsturm Pulver und Blei sowie die Versorgung der Verwundeten versprochen habe.168 Auch Offenburg stimmte der Errichtung
eines „zweckmäßig-ordentlichen“ Landsturmes zu, nachdem die Stadt
von Johann Dominique Graf zu Hardegg-Glatz, Major der BlankensteinHusaren, eine entsprechende Note erhalten hatte, und berief auf den
104
16. Juli eine Versammlung ein, bei der auch die Führer eines solchen
Landsturmes bestimmt und namentlich bekanntgegeben werden
sollten. Schließlich wurde als Anführer der ledigen Männer der Kontigents-Leutnant Meyer, für die verheirateten der Zimmermeister Hog
ausgewählt. Die Reichsstädter verbanden ihre Bereitschaft allerdings
mit dem Antrag an Erzherzog Karl, von Fourage- und Brotlieferungen
verschont zu werden, wenn sie am Landsturm teilnähmen. Dies hatte
auch einen aktuellen Grund: Wenige Tage zuvor ging die Forderung
von GeneralFWmstr. Meerveldt ein, ab dem 13. Juli alle zwei Tage 198
Brot- und 106 Heuportionen an sein Ulanen-Regiment in Berghaupten
zu liefern.169
D
ie durchaus erfreuliche Lage nach dem Rückzug der Franzosen
auf ihre Stellungen rund um Kehl weckte auch in der Ebene den
Willen zum Widerstand. Die Bürgerschaft von Appenweier, welche sehr
unter der Besatzung der Franzosen leiden mußte und deren Gemeinde
mehrmals Schauplatz diverser Gefechte war, bat in der ersten Julihälfte Erzherzog Karl persönlich – allerdings ohne das zuständige Oberamt
in Offenburg über diesen Schritt in Kenntnis zu setzen – „in Massen
aus der gantzen Gegend gegen den Feind aufstehen zu dürfen, welches
sie auch thun würden, wenn man sie unserer Seits mit Pulver und Bley
versehen wollte.“ Wie bereits nach den Ereignissen im Achertal des
vergangenen Aprils scheute die Generalität erneut eine offene Unterstützung des Landsturms, und Erzherzog Karl ordnete an, die Genehmigung solch eines Aufstandes nur „unter der Hand“ bekanntzugeben
und in Erfahrung zu bringen, wie viele Bewaffnete zusammenkämen,
um denen dann die erforderliche Munition zuweisen zu lassen. Auch
sei, so Graf Sztarray an GeneralFWmstr. Meerveldt, solch ein Aufstand
militärisch nur zweckmäßig, wenn der Landsturm entsprechend stark
sei. Hinzu komme, daß ein solches Unternehmen bei einer geringeren
Anzahl von Männern nur belohnt werden dürfe, wenn sich dadurch
eine ständige Beschäftigung der gegnerischen Truppen ergebe und keine größeren Nachteile für die Kaiserlichen entstünden. Das Generalkommando in Donaueschingen nannte schließlich eine erforderliche
105
Mannschaftsstärke von 5000 Mann und fragte beim Oberamt an, ob
das Gericht Appenweier diese Anzahl allein aufbringen und unterhalten könne oder nur in Verbindung mit den anderen vorderösterreichischen Gerichten in der Ortenau und inwieweit man diesen Landsturm
mit kalibermäßigen Gewehren ausrüsten müßte. Außerdem sei die
Gegend um Appenweier auch bei einer eventuellen Vertreibung der
Franzosen noch längst nicht gesichert, solange Straßburg und Kehl
noch besetzt seien, und es könne nicht gewährleistet werden, daß
dieselben nicht erneut versuchen sollten, in die verschiedenen Dörfer
einzufallen. Letztendlich hatte auch GeneralFWmstr. Meerveldt nichts
dagegen einzuwenden, die Verteidigung der Gemeinde Appenweier den
Bürgern zu überlassen, denn wegen der weit ausgedehnten Stellung
und unzureichenden Truppenstärke der Österreicher konnte der Ort
nicht besetzt werden.170
D
as Generalkommando verließ sich letztendlich, was die Stärke
und die Brauchbarkeit der Landmiliz betraf, auf die Angaben des
Oberamtes in Offenburg und fragte schließlich – unter Einschaltung
von Landvogt Kleinbrod – völlig begründet beim Offenburger Oberamt
nach. Dieses vertrat die Meinung, daß das Gericht Appenweier weder
die geforderte Anzahl an Männern aufbringen könne noch über die
notwendigen Waffen verfüge. Und obwohl unter anderem das ganze
Oberamt Oberkirch und die beiden „unteren“ (nördlichen) Ortenauer
Gerichte Achern und Ottersweier unter Waffen standen, konnte sich
das Oberamt diesbezüglich nicht dafür „verbürgen“, daß alle bewaffneten „Landleute“ die Zahl von 5000 Mann ausmachen würden. Aufgrund der Tatsache, daß die Zahl der französischen Soldaten „ungleich
gering“ war im Verhältnis zu den Kaiserlichen, schloß das Oberamt
in seiner Note an den in Donaueschingen sich befindlichen Landvogt
Kleinbrod nicht aus, daß die bisherige Anzahl der Bewaffneten bei
bestimmten militärischen Unternehmungen ausreichen würde, die
kaiserlichen Truppen zu unterstützen, wenn sie dazu „aufgefordert
werden würden, wie sie denn von ihrem Eifer und guten Willen hinlängliche Proben bereits abgelegt haben.“ Der größte Teil der Waffen
106
sei, so das Oberamt weiter, vom Kaliber her brauchbar, weil sie entweder von dem kaiserlichen Militär ausgeteilt oder von den Franzosen
erbeutet wurden. Die so erhaltenen Auskünfte leitete der Landvogt
dann an die jeweiligen Militärstellen weiter.171
E
in allgemeiner Volksaufstand der ganzen Gegend kam allerdings
bis gegen Juli 1799 nicht zustande – zumindest nicht in dem von
Generalmajor Görger kontrollierten Gebiet. Generalmajor Görger teilte nämlich seinem Korps-Kommandanten, Graf von Sztarray, mit, daß
sich ihm gar keine Bauern zur Verfügung stellten, sondern sich diese
– rund 1200 Mann – erst bei einer ernsthaften Bedrohung von allen
Seiten zusammenfänden, so wie es auch im April der Fall gewesen sei.
Allerdings wurde – wie bereits erwähnt – von Seiten der Beamtenschaft
der jeweiligen Herrschaften an solch einem Aufstand gearbeitet, und
an eine ständig steigende Anzahl von Bauern wurde nach verschiedenen vorgefallenen Gefechten und einer Order des Generalkommandos
entsprechende Munition von den jeweiligen Beamten ausgeteilt.172
G
egen Ende Juli entschlossen sich auch die Gemeinden Kappel
„unter Rodeck“, Waldulm, Lauf, Ober- und Niederachern, Fautenbach, Oberkirch, Ottersweier, Sasbach und weitere Gemeinden, eine
eigene Delegation unter der Führung des Freiherrn von Neuenstein,
der gleichzeitig auch von dem Gerichte Achern und desse Untergericht
Ottersweier bevollmächtigt worden war, an Erzherzog Karl in dessen
Hauptquartier nach Klothen in der Schweiz zu schicken. Diesem wollten sie ebenfalls mitteilen, daß sie erneut – zusammen mit den österreichischen Truppen – gegen die Franzosen kämpfen möchten.173
H
auptgrund für diese neue Initiative war die bevorstehende Ernte.
Die Achertäler wollten nämlich sichergestellt wissen, daß die
Franzosen vollständig vertrieben werden und sie die lebensnotwendige Ernte in ihre Scheunen einfahren können, nachdem durch die
Kriegsereignisse sämtliche Vorräte aufgebraucht worden waren. Im
Gegensatz zum Appenweierer Antrag informierte aber Baron von Neu107
Abb. 27: Schwarzwälder Bauern, Coloriertes Flugblatt
108
enstein das k.k. Oberamt, und dieses schloß sich dem Gesuch an, was
die Sicherung der Ernte betraf. Bei der Organisation des Volksaufstandes mischte es sich aber nicht ein, weil die Vollmacht für Baron von
Neuenstein nur von den jeweiligen Gerichtsvorständen, Vogt Fabert
von Achern und Stabhalter Reinbold vom Untergericht Ottersweier,
unterzeichnet worden war.174
W
ie bei den Appenweierern hatte auch hier Erzherzog Karl Interesse an der Vereinigung mit „einer Anzahl bewafneter, gut gesinnter Landleuthe zur gemeinsamen Vertheidigung“ unter Führung der
eigenen Offiziere, weil die Verteidigung des Landes, ohne die eigenen
Truppen verschiedenen Gefahren auszusetzen, nicht möglich war. Es
sollte aber den Gemeinden ausdrücklich mitgeteilt werden, daß sie „in
jedem denkbahren Falle keine Ursache haben, sich zu beklagen, daß
sie von den Armee-Generalcommando zur Bewaffnung aufgefordert
oder angeleitet, dann aber ihrem Schicksall preis gegeben worden
wären“. Gleichzeitig erhielten sie aber die Zusicherung, daß man sich
Landmilizsoldaten, welche in französische Gefangenschaft geraten
sollten, in gleicher Art und Weise annehmen werde, als ob es Angehörige der kaiserlichen Armee wären. Aus obigem Grund und aufgrund der
Befürchtungen innerhalb der Generalität hatte ein Schreiben an Graf
Sztarray vom 29. Juli folgenden Wortlaut:175
„Aus diesem Gesichts Punkte ist das Antwortschreiben abgefaßt, welches ich den Gemeinden durch ihre Abgeordnete zugehen ließ, und
wovon ich eine Abschrift in der Anlage beischließe. Jch habe sowohl
dem Ansuchen der Gemeinden die Landleuthe der dortigen Gegend
durch eine Proklamation zur Bewafnung aufzufordern als auch dem
Ansuchen der Vereinigung derselben meine Genehmigung und die
Anleitung zur Organisation zu ertheillen, lediglich ausgewichen, und
dieselben an den Herrn Generalmajor Grafen von Meerveldt verwiesen. Um nähmlich aus dieser Bewaffnung der Landleuthe den militairischen Vortheil zu ziehen, zugleich aber jene oberwähnte Betrachtung
nicht bey Seite zu setzen, fand ich für räthlich, die Organisation dieser
109
Bewafnung und deren Leitung allein und unmittelbahr dem in dortigen Bezirke die Vorposten Comandirenden Generalen zu überlassen, in
der Arth, daß derselbe nach dem Wunsche der Gemeinden denselben
gestatten, zur Landes Vertheitigung mitzuwirken, auch denselben hiebey alle Anleitungen gebe und sie zu seinen Zwecken, ohne jedoch dies
aus höherem Auftrage zu thun zu scheinen, nützlich verwende und
diese überhaupt als eine in der Sphäre seines Kommandos liegende
Ver-theitigungsanstalt in eigenem Namen und aus eigener Gewalt
behandle. ... Der Herr Feldmarschall-Lieutenant belieben in dessen
Gemäß-heit dem Herren H.G.M. Grafen von Meerveld die Jnstruktion
zu ertheilen, welcher durch geschikte Officiers den betreffenden Gemeinden, die sich mit uns gegen dem gemeinsamen Feind anschließen
wollen, das nöthige auf die zweckdienlichste Weise an die Hand geben
wird.“
D
em Freyherrn von Neuenstein gab er schließlich folgendes Antwortschreiben mit:
„Auf dasjenige, was ir die Gemeinden durch ihre Abgeordneten haben
vorlegen lassen, erwidere ich, daß ich Jhnen über die von der bewafneten Landmiliz der dortigen Gegend bereits zur gemeinsamen Vaterlandsvertheidigung gegen den Feind geleisteten Dienste meiner vollkommenste Zufriedenheit hiemit zu erkennen gebe und die dadurch
an Tag gelegten teutschpatriotischen Gesinnungen mit Vergnügen
erkenne.
Jch habe dem Freyherren von Neuenstein insbesondere eröfnet, wie
sich wegen der ferneren Vaterlandsvertheidigung mit dem in dem
dortigen Bezirke die Vorpostencommandirenden Generalen ins Einvernehmen zu setzen, welcher den Gemeinden das Nöthige in jedem Falle
nach ihrem Wunsche an Händen geben wird.“ 176
N
ach der Rückkehr des Barons von Neuenstein entschlossen sich die
Gerichte der Herrschaft Oberkirch, eine Bestandsaufnahme über
die eigentliche Anzahl der Milizionäre mit brauchbaren Gewehren zu110
sammenzustellen, weil einige Gerichte deren Anzahl – was auch von den
kaiserlichen Beamten in Offenburg schon festgestellt wurde – maßlos
übertrieben hatten. Diesem Treffen, welches auf den 7. August um 8
Uhr morgens in Kappelrodeck angesetzt war, maß das Oberamt eine so
große Bedeutung zu, daß es die Oppenauer aufforderte, ebenfalls mit
einem Deputierten daran teilzunehmen, weil sich diese den bis jetzt genannten Gemeinden noch nicht angeschlossen hatte und Generalmajor
Görger die Auffassung vertrat, 100 Freiwillige wollten in die Landmiliz
eintreten.177
D
aß Erzherzog Karl die Situation der Bevölkerung in der Ortenau
nicht gleichgültig war, kann man einem Schreiben, welches das
Einbringen der Ernte betraf, an Landvogt Kleinbrod entnehmen, in
dem er darauf hinwies, er habe die jeweiligen Vorpostenkommandanten ermächtigt, mit den Franzosen einen Waffenstillstand zu vereinbaren, um somit der Bevölkerung das Einfahren des Getreides usw.
zu ermöglichen 178. Baron von Neuenstein hatte somit nicht viel mehr
erreicht als die Delegation aus Appenweier. Allerdings wurde durch
sein Bemühen die vorderösterreichische Landesverwaltung auf die
Probleme der Ortenauer „Unterthanen“ aufmerksam gemacht, denn
man bemühte sich nun auch, die französische Militärführung dazu zu
bewegen, die Ernte unbehelligt einbringen zu lassen, um der geschundenen Bevölkerung nicht noch die letzte Lebensquelle versiegen zu
lassen. Daß Oberamtsrath Dr. Gulatt hierbei aber nur einen frommen
Wunsch aussprach, zeigt seine folgende Bemerkung: „... allein die Erfahrung lehrte bisher, daß dergleichen französische Vertröstungen nur
Anreizungen und Lockspeisen waren, um die bedrückten Gemeinden
in beglückenden Anhoffung einer nicht mehr entfernten Erlösung zur
Verabreichung des lezten Ersparnisses noch zu vermögen.“ 179
D
ie Organisation eines allgemeinen Volksaufstandes in der Ortenau
wurde aber von den österreichischen Behörden erst im Spätsommer offiziell begonnen.180 Zum Oberbefehlshaber des rechten Flügels
der Landmiliz wurde Major Hardegg ernannt. Dieser hatte sich am
111
4. Juli während der französischen Offensive gegen Oberkirch bei Ulm
ausgezeichnet. Major Hardegg war es auch, der Anfang September
die Bemühungen der bischöflichen Gerichte Kappelrodeck, Sasbach,
Renchen und Ulm sowie der vörderösterreichischen Vogtei Achern
(einschließlich Ottersweier) zur Mithilfe bei der Aufstellung des Landsturms lobte, so „man es von der Treue und Rechtschaffenheit wahrer
deutscher und getreuer Unterthanen nur immer erwarten konnte“.181
I
m Gegensatz zu den vorgenannten Orten und Gemeinden war aber
die Bereitschaft zur gemeinsamen Landesverteidigung im Gerichtsbezirk Oppenau immer noch sehr gering.182 Wurden im Juli noch
stärkere Repressalien der Franzosen befürchtet, schien es nun so, als
wähnten sich die Bewohner des oberen Renchtales – im Gegensatz zu
den Ortschaften im Rheintal und am Westrand des Schwarzwaldes
– in völliger Sicherheit; schließlich waren die Franzosen nur in Kehl,
und diese Festung war weit weg! Sie sahen keine Notwendigkeit, sich
freiwillig zum Landsturm zu melden.183 In einem Schreiben vom 3.
September, in welchem er die Verdienste der oben genannten Gerichte
lobend erwähnte, wandte sich Graf Hardegg in moderatem Ton an
das Gericht Oppenau, sämtliche tauglichen Männer zusammenrufen
zu lassen, um diese zu beruhigen und die weitere Vorgehensweise zu
erläutern. Major Hardegg bot sogar an, den weit entlegenen Rotten im
heutigen Bad Peterstal seine Absichten ein weiteres Mal zu erläutern.
Dies war für das damalige Verhältnis der absoluten Herrschaft gegenüber den Untertanen ein recht ungewöhnliches Verhalten und zeigt die
Bedeutung, welche der Graf einer bewaffneten Landmiliz beimaß.184
An die Gemeinde Oppenau 185
U
m der bewaffneten Landesvertheidigung die zweckdienliche
ordentliche Einrichtung zu geben, habe ich durch den die
hiesigen Vorpostencommandierenden Herrn Generale die dazu
geeigneten Befehle nunmehr erhalten.
112
V
on diesem erwünschten Erfolg, der zu Sr. königlichen Hoheit
dem Erzherzog Karl abgegangenen Deputation benachrichtige
ich die sämtlichen Landesvertheidiger andurch mit desto mehrerem Vergnügen, je lebhafter mein auf Sie geseztes Vertrauen ist,
daß Männer, welche nach dem Beispiele der braven Kappler und
Oberacherer von alt-deutschem Muthe belebt sind, auf selbst nichts
so sehr als allgemeiner Ordnung und Eintracht wünschen indem
wie jeder selbst erkennet, nur dadurch der wichtige Zweck unseres
gemeinschaftlichen Bestrebens erreicht werden kann.
G
leich wie dieser Zweck richtig und allein darein bestehet,
damit das Vaterland, wider den noch immer auf deutschem Boden drohenden allgemeinen Feind auf Fälle vertheidigt und sicher
gestellt werde, also nehme ich auch keinen Anstand, Kraft meiner
Unterschrift hiermit öffentlich und feyerlichst zu versichern, daß
1.) all diejenige, welche zur gemeinschaflichen Vertheidigung des
hiesigen Landes sich verbindlich machen, dadurch nicht als Soldaten, sondern vielmehr nur als förmlich erklärte deutsche Landmilitz betrachtet werden, um im Fall der Gefangenschaft gegen
würkliche feindliche Soldaten ausgewechslet werden zu können.
2.) Daß Sie auf keinen anderen Fall als blos zur gemeinschaftlichbrüderlichen Beschützung und Sicherung ihres eigenen Wohls
verwendet, nie aber, und auf keine Art wider ihren Willen über den
Rhein geführt werden.
3.) Daß man durch die gegenwärtig vornehmende Einrichtung
jedermann, so wenig als möglich von seiner Arbeit und häußlichen
Nahrung zu stöhren bedacht seind werde.
Nieder-Achern, den 4. Sept. 1799
jor
Graf Hardegg, Ma-
113
114
Abb. 28: Stadtansicht von Oppenau 1804
S
ämtliche Appelle, daß das „Vaterland gegen den Feind verteidigt
und gestellt werden sollte“ und dabei als leuchtendes Beispiel „von
alt-deutschem Mute“ die Kappelrodecker und Oberacherner nennend,
zeigten im oberen Renchtal wenig Wirkung. Zwar waren einzelne bei
drohender Gefahr zur Landesverteidigung entschlossen, aber keiner
war bereit, sich freiwillig in die Liste der Landmiliz eintragen zu
lassen. Schließlich widerriefen sogar jene, welche dem Oppenauer
Schultheiß Ludwig Lichtenauer ihre Teilnahme zugesichert hatten,
ihre Zusage; sie wollten nur mit allen zusammen gegen die Franzosen
ausrücken.186 Daß diese Schwierigkeiten nur in Teilen der Ortenau vorhanden waren, wird dadurch belegt, daß die Landmiliz im September
und im Oktober aktiv an den Kampfhandlungen gegen die Franzosen in
der Raumschaft Kehl teilnahm (siehe übernächsten Abschnitt g).
V
oraussetzung für die zielstrebige Fortsetzung der Organisation war
die in den ersten Tagen des Oktobers erfolgte Beitrittserklärung der
ganzen Gegend zur bewaffneten Verteidigung des Landes – einschließlich der Gerichte Oberkirch und Oppenau sowie dem Freien Reichstal
Harmersbach. Dadurch konnte der Landsturm erheblich verstärkt
werden.187 Den einzelnen Gerichten und Gemeinden wurde befohlen, sich zusammenzuschließen (beispielsweise das Gericht Oppenau
gemeinsam mit dem fürstenbergischen Gericht Wolfach und dem
Harmersbachtal), und sie wurden angewiesen, im Hauptdepot der kaiserlichen Truppen in Stockach ihre Munition abzuholen. Wenige Tage
zuvor mußte sich die Landmiliz in Bereitschaft halten und auch die
entsprechenden Stellungen mitbesetzen, weil die Franzosen Anstalten
machten, gegen die Kaiserlichen vorzugehen. Aber erst am 16. Oktober
beauftragte Schultheiß Lichtenauer einen gewissen Joseph Borsing,
die Muniton für die Landmiliz zu fassen.188 Schließlich wurde im November von dem Nachfolger des bisherigen Landmilizkommandanten
Obrist Ritter von Löwenberg, Freiherr von Reichlin 189, folgende – im
Gegensatz zu der für die regulären Truppen nicht allzu strenge – Verordnung erlassen, wie sich die Landmiliz bei der Ausbildung und beim
Vor- und Rückmarsch gegen und von dem Feind zu verhalten habe:
115
Instruktion für die Landmiliz
1. Aus den ledigen und verheirateten Landesverteidigern werden
besondere Kompanien gebildet, welche wieder in Züge und
Korporalschaften eingeteilt werden.
2. Für jede Kompanie ist ein ordentlicher Offizier oder Anführer
neben Korporälen (Unteroffizieren) zu bestimmen.
3. Die Offiziere und Unteroffiziere haben dafür zu sorgen, daß
– die Leute, insbesondere die ledigen, unter Anleitung
der Unteroffiziere im Laden des Gewehres ausgebildet
werden,
– bei ruhigen Stunden und an Sonn- und Feiertagen
die im Zweierglied formierten Züge im Marschieren,
Gewehrtragen, Auf- und Abschwenken ausgebildet werden,
– sie aber während der Ausbildung, besonders die Verheirateten, möglichst zu schonen sind.
4. Die Angehörigen der Kompanien haben – ungeachtet der gesellschaftlichen Stellung, welcher sie angehören
– den Offizieren oder Korporälen den ihnen schuldigen
Gehorsam zu leisten und alles zu befolgen, was ihnen
angeordnet und vorgetragen wird, weil diese selbst nur
die Befehle ihrer Bataillonskommandanten oder des
Oberbefehlshabers ausführen,
– allerdings das Recht, wenn etwas geschehen sollte,
was ihnen nicht richtig erscheint, sich bei den letztgenannten zu beschweren oder Genugtuung zu fordern,
welche ihnen dann auch gewiß gewährt wird.
116
5. Jeder Landesverteidiger hat sein Gewehr immer in gutem
Stand zu halten, die Offiziere und Korporäle haben nach jedem feindlichen Gefecht ihre Leute zu versammeln und sich
zu vergewissern, ob die Gewehre in ordentlichem Zustand sind.
6. Bei einem Alarm haben
– sich die Männer mit den Waffen vor der Behausung des
Kompaniechefs zu sammeln,
– die Korporäle auf ihre Züge, die Kompaniechefs auf die
Kompanie zu achten und nicht zu gestatten, daß die
Leute einzeln, zu dritt oder zu viert gegen den Feind
vorlaufen,
– die Korporäle und Kompaniechefs, wenn zeitlich möglich, beim Ein- und Ausrücken die Anwesenheit festzustellen, zu protokollieren und Rapport über eventuell
Fehlende zu erstatten.
7. Jene Männer, welche innerhalb der Kompanie Büchsen oder
Standrohre verwenden, haben sich bei einem Alarm einzufinden. Diesen ist ein besonderer Korporal, bei mehreren aber
ein Offizier beizugeben.
8. Bei einem Alarm hat sich der Kompaniechef, wie bereits angeordnet, auf dem Sammelplatz in Sand einzufinden, an die
übrige Mannschaft sich anzuschließen und so vereinigt gegen
den Feind vorzurücken – bei einem Vor- wie auch Rückmarsch.
9. Die Anführer und Korporäle haben
– ihre Leute nicht zu verlassen,
– unter ihnen gute Ordnung zu halten,
117
– dafür zu sorgen, daß alle Schießbefehle bei einer in der
Kompanie selbst festgelegten Strafe strengstens eingehalten werden,
– ihre Soldaten in Ortschaften, wo durchmarschiert wird,
von allen Exzessen zurückzuhalten,
– besondere Sorge zu tragen, daß selbe sich nicht betrinken
und dadurch Ausschweifungen begehen,
– bei den Leuten für gute Manier zu sorgen und – falls diese
sich widersetzen sollten – sie mit Gewalt zurückführen zu
lassen.
10. Die Offiziere haben die Aufgabe, den Soldaten die möglichste
Sorgfältigkeit für die Patronen nahezulegen und ihnen beim
Verfeuern derselben beizubringen, daß sie im Feuer gut aushalten und, wenn sie vom Feind in einer weiten Distanz stehen, höher, bei größerer Nähe aber auf die Mitte des Körpers
zielen und schießen sollen.
11. Falls der Feind die Soldaten zurückdrängen sollte, haben sich
dieselben beisammen zu halten, um sich auf Befehl des Kommandanten an dem zweiten Standpunkt erneut gegen den
Feind stellen zu können.
12. Der Kommandant hat die Mannschaft, wenn er nicht gleich
mit ausrückt, ebenfalls in Sand, oder wo man sonst hin marschiert, zu erwarten, und schließlich
13. Entsprechend der Mannschaft auf den Piketts
— alles Schießen, Herumziehen und Schlafen zu verbieten,
— die Soldaten auf alle mögliche Aufmerksamkeit gegen
den Feind zu verpflichten,
118
— dafür zu sorgen, daß die Posten ohne Zurückweichen
vor dem Feind oder ohne Ablösung nicht verlassen werden dürfen,
— über alles Vorkommende von dem auf dem Posten
stehenden Offizier Rapport einzuholen und dafür zu
sorgen, daß
— nachts genau auf die Losung oder Parole achtzugeben
ist.
Ausgestellt wurde diese Instruktion am 12. November 1799 in Weier
vom Landmiliz-Kommandanten Baron von Reichlin.190
A
ufgrund der veränderten militärischen Situation – das Kriegsgeschehen rechts des Rheins hat sich, wie man später noch sehen
wird, in den heute badischen Teil der Kurpfalz verlagert (siehe auch
Abschnitt g) – und wohl auch aufgrund der bereits vorgenannten geringen Gefahr, von den Franzosen überfallen zu werden, schwand in
Teilen der Ortenau wieder die Bereitschaft zur Landesverteidigung,
und die Kommandanten der Landmiliz hatten wahrscheinlich keine
andere Wahl, als sich wieder an die Gerichte zu wenden, um ihre Ziele
und Aufgaben erfüllen zu können. Ende November mußte der k.k. und
Landmilizoffizier Ritter von Löwenberg das Gericht Oppenau daran
erinnern, daß sie vom Erzherzog Karl eine große Auszeichnung für die
geleisteten wie auch zukünftigen Dienste in Form eines militärischen
Ehrenzeichens erhalten hätten und deshalb wohl verpflichtet wären,
die von ihnen verlangte Erklärung zur Übergabe der geforderten Gewehre mit den dazugehörenden Bajonetten abzugeben, um damit die
bislang unbewaffneten Landmilizsoldaten auszurüsten.191
A
m 10. Dezember – nach dem Mitwirken der Landmiliz an den Gefechten von Neumühl und Auenheim (siehe Seite 145) – schien es
119
dann, als ob die Landmiliz erneut zu Kampfhandlungen mit den Franzosen hinzugezogen würde. Denn an diesem Tag überquerten letztere
bei Kehl den Rhein, und Obrist Ritter von Löwenberg vermutete einen
Angriff auf seine Stellungen. Selbstverständlich am gleichen Tag noch
erhielten die Kommandanten der Landmilizeinheiten und Amtsherren,
u. a. auch die Schultheiße von Oberkirch und Oppenau, Fischer und
Lichtenauer, vom Kommandanten, Freiherrn von Reichlin, den Befehl,
sich in Oberkirch zu sammeln, eventuell sogar Quartier zu beziehen,
um am nächsten Tag gegen die Franzosen vorrücken zu können. Angesichts der Situation, daß von Reichlin seine angeforderten Truppen
noch nicht erhalten hatte, kann es „als Fügung Gottes“ bezeichnet
werden, daß die Gefahr eines französischen Angriffs am folgenden Tag
gebannt war; denn die Truppen, welche den Rhein überquerten, hatten
nicht den Befehl, die Ortenau zu überfallen, sondern in die Schweiz abzumarschieren. Schultheiß Lichtenauer wird nach dieser Entwarnung
froh gewesen sein, seine Leute wieder nach Hause schicken zu können.192 Die Milizionäre bekamen allerdings den Befehl, in Bereitschaft
bzw. zu Hause zu bleiben, um im Notfall vorwärts marschieren zu
können, denn die Franzosen standen immer noch beim Rappenhof in
der Nähe von Eckartsweier.193 Deshalb erhielt Schultheiß Lichtenauer
am 15. Dezember den hohen k.k. Militärbefehl, eine Druckschrift mit
dem Aufruf zur Landesverteidigung durch den Pfarrer von der Kanzel
verlesen sowie zwanzig Exemplare davon an den öffentlichen Plätzen,
Wirtshäusern und Kirchentüren aushängen zu lassen.194
M
itte Dezember 1799 schien die Organisation der Landmiliz so
weit fortgeschritten, daß GeneralFWmstr. Graf von Meerveldt wie
auch Erzherzog Karl großes Interesse daran hatten, daß die Landmiliz
„durch gute und gesittete Bildung und Kleidung zustande kommt“ und
sie dadurch jenem Zwecke dient, welche sich die kaiserliche Generalität von ihr versprach. Aus diesem Grund wurde festgelegt, wie die Offiziersuniform der Landmiliz auszusehen hatte: flaschengrüner („Verde
de bouteille“) Rock mit goldenen Knöpfen, das Innenfutter paillegelb,
die Aufschläge und Kragen von sehr heller, lichtgrüner Farbe, um sie
120
vom Rock gut unterscheiden zu können; dazu lange, flaschengrüne
Hosen entsprechend dem Rock, und baillegelbe Westen. Goldene Epauletten an den Schultern rundeten die Uniform der Offiziere ab.195
I
nwieweit die Landmiliz in den letzten Tagen des Jahres 1799 noch
in kriegerische Auseinandersetzungen mit hineingezogen wurde, ist
nicht bekannt. Es kann jedoch davon ausgangen werden, daß es wegen
der zum damaligen Zeitpunkt von kaiserlicher Seite aus erfreulichen
militärischen Situation – auf die noch näher eingegangen wird – nicht
allzuoft gewesen sein kann. Allein schon die Tatsache, daß die Ortenau
von den Soldaten der Revolutionsarmee nicht mehr so ausgeplündert
wurde wie zu Beginn des Krieges, läßt den Schluß zu, daß der Landsturm gemeinsam mit den österreichischen Soldaten mittlerweile eine
militärische Macht war, welche sich bei den Franzosen großen Respekt
erworben hatte.
Z
um Schluß dieses Kapitels noch eine Liste von Landesverteidigern
aus dem Gericht Oppenau 196 sowie von einzelnen aus den Gerichten Achern, Sasbach, und anderer Herrschaftsgebiete, welche bei
verschiedenen Gefechten verwundet und größtenteils von dem damaligen „Chirurg“ Hungerbühler aus Gamshurst behandelt wurden oder
gefallen waren:
Z
ur Vertheidigung ihres Vaterlandes, zu Befreyung ihrer unglücklichen Mitbrüder und zu Unterstützung der k.k. Truppen haben
sich unter Anführung ihres Schultheissen Ludwig Lichtenauer als
Freywillige anerbotten aus dem Gericht Oppenau, als
Heimburgerthum 197
Herr Stabhalter Huber Fridrich Schringer
Joseph Landherr
Gottlieb Müller
Michel Huber
Fidely Glück
Ludwig Huber
Jakob Schätzle
Dominik Engler
121
Joseph Huber, Bährenwirth
Sebastian Dietrich
Martin Treyer
Anton Peter
Joseph Jhling
Hanns Kimig
Joseph Feist
Eustach Fallert
Xavery Mößner Gabriel Braun
Joseph Börsig
Michel Jsenmann
Xavery Ganther
Karl Hofrer
Joseph Sellnacht
Simon Kutz
Georg Börsig
Sebastian Eglau
Joseph Huber
Martin Birk
Fidel Kienzle
Anton Wolf
Augustin Peter
Jakob Schwengler
Freyersbach
Georg Jhlg
Michel Roth
Peter Meyer
Joseph Roth, led.
Gabriel Junkert, led.
Mathis Bruder
Joseph Gmeiner
Joseph Jlg
Anton Meyer
Christian Huber
Andres Roth
Hanns Junckert
Georg Boschert
Josef Müller, Pauls Sohn
Mathis Müller
Martin Hofrer
Joseph Eschle
Bästenbach
Joseph Börsig, Kirchbergr
Franz Anton Jlg
Georg Feist
Xavery Schäk
Johannes Börsig, Bähren
Michel Bruder, led.
Anton Huber, led.
Jgnaz Börsig led.
Joseph Huber, Niedermät
Michel Hertig
Jgnaz Räpple
Heinrich Schringer
Joseph Klaußmann
Hs. Müller, Weeber
Joseph Felder
Martin Braun
Hanns Lindrer
Franz Müller, Mößners Mathis Meyer
Joseph Müller, led.
Michel Hauser, ledig
Andres Klausman, led. Joseph Schmitrer
Anton Gmeiner, led.
Xavery Keßler
Andres Huber i.d. Milben 198
Dottelbach
Joseph Kimig, Zwölfer
Georg Schmitrer
Andres Zimmerman
Kaspar Gmeiner
Georg Braun
122
Hanns Börsig
Xavery Kimig
Joseph Birk
Michel Kimig
Lorenz Ekemvalter
Jakob Flach
Peter Kaltenbach
Hanns Kimig
Auswahl verwundeter oder gefallener Landmilizangehöriger aus den
Gerichten Achern 199, Sasbach 200 und anderer Herrschaftsgebiete (diese
Zusammenstellung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit) im
Kriegsjahr 1799
Name
Wohnort
Datum
Ursache
Löffler Joseph
Fautenbach
26. April
Schußwunde im Leib
Algeyer Antonj
Gamshurst
3. Mai
Bauchwunde
Broß Karl
Oberkappel
8. Mai
Fußverletzung
Köbel Xavery
Oberachern
8. Mai
verwundet
Mayer Valentin
Gamshurst
3. Mai
Kopfverletzung
Brunner Joseph
Gamshurst
18. Mai
verwundet
Hauser Xaverj
Sasbachried
26. Juni
verwundeter Daumen
Faist Martin
Lauf
26. Juni
verwundet
Kirschner Joseph
Önsbach
26. Juni
gefallen
Specht Anton
Oberachern
26. Juni
gefallen
Doll Ignatz
Sasbachwalden
27. Juni
zerschmetterter Oberschenkel
durch Schußwunde
Meidinger Josef
Nesselried
30. Juli
gefallen
Steyrer Carolus
Sasbach
4. Sept.
gefallen
Brunner Martin
Gamshurst
6. Sept.
Schußwunde am rechten Fuß
Koch Augustin
Gamshurst
6. Sept.
Schußwunde am linken Bein
Reichert Joseph
Bodersweier
6. Sept.
Kugel im linken Arm
Sohn v. Oser Zupperian Gamshurst
6. Sept.
Schußwunde am re. Bein
Wagner Johann
Gamshurst
21. Sept.
gest. an einem Kopfschuß
Huber Michael
Oberachern
Oktober
verwundet
Vogt Anton
Oberkirch
25. Nov.
Gefallen bei Neumühl
Herrmann Joseph
Önsbach
verwundet
123
f) Die neue Kriegsführung
der Koalitionskriege und
deren Auswirkungen
H
auptsächlich im Anschluß an die verlorengegangenen Schlachten
von Stockach und Ostrach Ende März und nach dem anschließenden fluchtartigen Rückzug in das rechtsrheinische Oberrheingebiet
versetzten die Franzosen auch die nördliche Ortenau in Furcht und
Schrecken. Ob es Beschlagnahmungen, Einquartierungen, Fuhrleistungen, Fourageforderungen, Plünderungen, Geiselnahmen oder
auch Zwangsrekrutierungen zu Schanzarbeiten waren – alles wurde
auf dem Rücken der Zivilbevölkerung ausgetragen. Insbesondere
waren es aber die immensen Kontributionsforderungen, welche das
ganze Land in Not und Elend stürzten (siehe auch „Das französische
Kriegswesen nach der Revolution“ im Abschnitt a). Daß aber auch die
kaiserlichen Truppen die notwendigen Instrumente einzusetzen wußten, um ihren Forderungen zur eigenen Versorgung Nachdruck zu verleihen, muß ebenfalls erwähnt werden. Der ständige Wechsel der Front
trug außerdem in vielen Ortschaften der Ortenau zur Verschärfung der
äußerst schlechten Lage bei.
D
ie französischen Angriffe auf Offenburg am 1. und 6. Juli hatten
nach Meinung von GeneralFWmstr. Meerveldt und Landvogt
Kleinbrod wahrscheinlich keinen anderen Zweck, als erneut Kontributionen zugunsten der französischen Generäle Leval und Leyrandel
einzutreiben, weil sämtliche Louis d’Ors, welche Leval beim letzten
Mal „erhalten“ habe, aufgrund der Verluste mit je einem Mann bezahlt
werden mußten und er bei seinem fluchtartigen Rückzug aus der Stadt
am 26. Juni jene 300 Louis d’or, die er am Vortag gefordert hatte, nicht
mehr bekommen habe.201 Zu diesem Gebaren kam eine weitere neue
Art der Kriegsführung hinzu: Geiselnahmen (siehe auch Seite 30). Den
Franzosen war unter anderen auch dieses Mittel recht, um ihre Ziele
zu erreichen, wie das Beispiel Oberkirch zeigt:
124
Abb. 29: Ein typisches Bild der Koalitionskriege: Plündernde, schlecht ausgerüstete
franz. Soldaten stehlen einem wehrlosen Zivilisten sein Schuhwerk.
Federzeichnung von J.N. Heinemann, 1835
125
A
ls Anfang April Oberamtmann Minderer den Versuch wagte, die
Höhe der Kontribution zu ermäßigen, war ihm die Antwort in der
Form mitgeteilt worden, daß er zum Kommandanten zitiert und ihm
klargemacht wurde, daß er auf einen gänzlichen Nachlaß niemals hoffen könne. Wenige Tage später, am 7. April, wurde offen von Zwangsmitteln gesprochen, die angewendet werden, um Hafer, Heu und Stroh zu
erpressen, die für französische Kavallerieregimenter bestimmt waren,
welche in Rastatt erwartet wurden.202 Um ein wirksames Druckmittel
zur Eintreibung dieser Gelder in der Hand zu haben, nahmen die
Franzosen bereits am 12. April sechs Bürger (der Conventuale Schneider nennt in seinen Aufzeichnungen 13 Personen, die „ausgehoben
wurden“ 203) – u. a. den Groß-Kellerer, Amtsschultheiß Fischer und
den Stabhalter – als Geiseln und brachten sie nach Straßburg, wo sie in
der dortigen Zitadelle bewacht und nur unter Bewachung in die Stadt
gehen durften (Oberamtsverweser/Oberamtmann Minderer und die
Zwölfer Schrempp und Erhard konnten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen). Die Gefangennahme dieser sechs Bürger hatte auch
umgehend den von den Franzosen bezweckten Erfolg: Im Oberkircher
Oberamt machte man sich laut einem Schreiben vom 16. April an den
Oppenauer Schultheiß darüber Gedanken, ob man versuchen sollte,
die geforderten 60000 Livres sofort zusammenzutragen, einen Nachlaß
zu erhalten oder wenigsten einen Teil, nämlich 24000 Livres, zu bezahlen - in der Hoffnung, dadurch das Schicksal der Geiseln zu erleichtern.
Gleichzeitig wurde aber auch erwogen, die Zahlung so lange hinauszuzögern, bis die Revolutionsarmee aus dem Renchtal vertrieben sei;
denn das Oberamt fürchtete, daß, wenn die Kontribution jetzt beglichen werden könnte, immer weitere Gelderpressungen folgen würden.
Schließlich war aber dem Oberamt das Schicksal der Geiseln wichtiger,
und von den unterstellten Gerichten wurde eine schriftliche Erklärung
über die Zahlung der Kontribution verlangt (der Groß-Kellerer konnte
schließlich am 26. April von seinem Zwangsaufenthalt in Straßburg
nach Oberkirch zurückkehren, nachdem er das zuvor verweigerte Kontributionsgeld hinterlegt und bezahlt hatte).204
126
D
aß die Kapazitäten der einzelnen Gerichte und Herrschaften am
Beispiel von Oppenau infolge der vielfachen Fouragelieferungen,
Kontributionsforderungen usw. erschöpft waren und auch ein gewisser Unmut deswegen entstand, zeigt die Antwort des Gerichtes auf
die geforderte Erklärung. So wird darauf hingewiesen, daß zwar zum
einen gewünscht wird, die Geiseln von ihrem Schicksal zu erlösen, zum
anderen aber durch den Einfall und den anschließenden Vormarsch
ins Bodenseegebiet sowie den Rückzug der Franzosen die verschiedenen Abgaben das obere Renchtal so „hart mitgenommen“ hätten, daß
das Gericht nicht in der Lage sei, noch jegliche Zahlungen zu leisten
– ja, statt dessen noch Entschädigungen erhalten sollte, weil andere
Gerichte das Glück gehabt hätten, keine französischen Soldaten zu
sehen! 205 Dabei waren die Bewohner der Städte genauso betroffen wie
die Bevölkerung in den Dörfern, denn die letzteren waren bald außerstande, eine damalige Kleinstadt wie Offenburg mit den notwendigen
Lebensmitteln zu beliefern (siehe auch Seite 32). So war beispielsweise
das dortige Spital im Mai nicht mehr in der Lage, ihren Pfründnern die
Speisen und Getränke, auf die sie einen Anspruch hatten, vollständig
zu verabreichen. Diese Verordnung betraf auch das Gesinde des Spitals. Im August beklagten sich die zum Spital gehörenden Rebhöfe bei
der Stadt über die Last der Vepflegung. Schließlich bat die städtische
Reichsritterschaft - mit Sicherheit zur wohlhabenden Schicht gehörend
und kaisertreu - um Schonung bei der Verpflegung der kaiserlichen
Truppen, welche zu diesem Zeitpunkt in Offenburg lagen.206
N
achdem die Franzosen während des Sommers aus einem Großteil
der Ortenau vertrieben worden waren, mußten nun die kaiserlichen Soldaten und später auch die Landmiliz versorgt werden. Neben
Lebensmitteln (Brot, Wein, Schnaps), Fourage (Heu, Stroh, Hafer, Kleie
usw.), Holz für den Bau von Stellungen und Wachhütten (Piketthütten)
und kleineren Mengen verschiedener Gegenstände (Lichter, Stoffe,
Tabak, Papier, Siegelwachs u. v. m.) waren es auch Exekutionskosten
(Vollstreckungskosten) und Aufwendungen zur Versorgung der Verwundeten, die zu Lasten der Gemeindekasse erbracht werden mußten. Im
127
Gegensatz zu den Franzosen waren die Österreicher aber die eigenen
Soldaten, welche das römisch-deutsche Kaiserreich verteidigten, die
Bevölkerung vor den Übergriffen der Revolutionsarmee schützten und
letztere über den Rhein vertreiben sollten.
B
eispiele für Lebensmittel- und Fourage-Forderungen in Altschweier und in den Gerichten Achern und Sasbach 207:
1) Ich, Franz Fritz, hab auff Befel der Vorgesetzten denen k.k.
Husarn Wein, Brot und Brandwein zu verschiedenen Mall
hergeben als
den 12ten Abril Brandwein
den 26te Abril
den 3ten May vor Wein und Brott
den 26ten May vor Wein und Brott
weiter den 26ten May vor Wein und Brot
1 fl
15 xer
14 xer
12 xer
29 xer
42 xer
2 fl 52 xer
2) Im Frühjahr 1799 lieferte ich dem franzoschin General
Schorty 24 Zentner Hey auf Strasburg,
der Zentner a 2 fl ferners 3 1/2 Mas Kirschenwasser,
die Mas 1 fl 48 xer
48 fl
6 fl 28 xer
54 fl 28 xer
Achern den 1ten Apprill 1799
Karl Herr
3) Anno 1799 den 27ten Aprill von denen Franzosen geforderten Brandenwein und ihnen abgeben 23 Maaß für die Maaß
128
1 fl 5 ß Heftenbrandenwein thuth 34 fl 5 ß, das Faßel aber
hab ich selbst gekauft alwo es mich gekost hat 1 fl 5 ß
welches sie auch mit dem Brandenwein fort haben, thuet also zusammen 36 fl
Anton Striebel
4) Achern, den 26. Juny 1799
Heute dato ist bei Friedrich Haber auf Befehl des Herrn
Schultheisen den Bürgern aus dem Saspacher Gricht folgendes verabfolget worden.
für 135 Mann Fleisch und Brot à 16 xer
67 1/2 Maaß Wein à 36 xer
für 8 Mann welche erst in der Nacht,
kamen Fleisch und Brod
4 Maaß Wein
36 fl
40 fl 30 xer
2 fl 8 xer
2 fl 24 xer
81 fl
2 xer
(diese 143 Mann, welche mit Essen und Trinken versorgt
wurden, waren Teilnehmer an den aus kaiserlicher Sicht
erfolgreichen Operationen in Oberkirch und im vorderen
Renchtal)
Um von vornherein eine gewisse Regelung zwischen dem Militär und
den zivilen Stellen zu treffen, wurde im Bereich des Oberamtes Oberkirch festgelegt:208
Z
ur Erhaltung guter Ordnung und wechselseitiger Zufriedenheit
ist anheut zwischen denen Militär Stellen des wohllöblichen
129
Kavalerieregiments von Rohan-Braunschweig und der Civilstelle
des Oberamts Oberkirch folgendes festgesetzt worden.
1) der Soldat begnügt sich mit der Kost, wie sie der Bürger selbst
hat, und zahlt dafür mit Einschluss des Brods täglich acht
Kreutzer, doch muß der Bürger dem Soldaten wöchentlich
dreymal Fleisch geben.
2) Die Zahlung dieses Kostgelds geschiehet von fünf zu fünf
Tagen durch einen Unterofficier in die Hände des Orts Vorgesetzten.
3) Das Quartier und Strohelager wird dem Soldaten unentgeltlich gegeben.
4) Haber und Heu empfängt der Soldat für sein Pferd aus dem
Magazin, der Bürger ist ihm also kein Futter schuldig und
wird seines eigenen Bestens wegen ermahnet, also gleich es
hinnlich anzuzeigen, wenn er bemerket, daß der Soldat Heu
oder Haber verkauft.
5) Der Dung von den Pferden wird dem Stall Eigenthümer
überlassen, wogegen dieser auf jedes Pferd täglich 3 Pfund
Stroh geben muß.
6) Sollte hin und da eine Stallung durch die Militär Pferd merklich beschädiget werden, so ist der Eigenthümer solches bey
Straf nicht mehr gehört zu werden, in 24 Stunden anzuzeigen verbunden.
7) Da der Soldat gute Löhnung hat, mithin alles baar bezahlen
kan, so ist zu verbieten, daß bey Verlustsgefahr niemand einem Soldaten borgen solle.
8) Während dem Gottes Dienst an Sonn- und Feyertägen soll
bey schwerer Straf nicht getanzt werden.
130
9) Abends um acht Uhr müssen alle Soldaten in ihrem Quartier
seyn.
10) Wann ein Soldat krank wird, so soll er sogleich auf die erste
Meldung ins Spital gebracht werden.
11) Die Quartier werden insgesamt von der Civilobrigkeit angewießen und kein Soldat darf willkührlich wechslen.
12) Die Herrn Officiers leben für baares Geld um den laufenden
Preiss, zahlen auch das benöthigte Holz und Licht, haben
aber das Quartier und Bett unentgeltlich.
13) Holz und Licht auf die Wachtstuben wird vom Regiment
angeschaft.
14) Kan das Regiment die benöthigte Fuhren nicht mit seinem
eigenen Fuhrweeßen bestreiten, so gibt das Land auf schriftliches Verlangen des Ortscommandantens den erfoderlichen
Vorspann gegen Zahlung 7 1/2 xr von der Stunde für jedes
Pferd. Kürzere Fuhren werden nach Proportien bezahlet.
Keine Fuhre ist weiter als vier Stund zu gehen schuldig.
Die Ladung auf einen vierspännigen Waagen ist höchstens
15 Zentner und einen zweyspännigen 7 Zentner, auf einen
Karch mit zwey Pferd 5 Zentner, auf einen Karch mit ein
Pferd 3 Zentner.
15) Man wird wegen des Platzes zu den Kriegsübungen mit dem
Regiment übereinkommen.
16) Es wird die Verordnung erneueret, dass bey schwerer
Leibsstrafe, keinem Soldaten etwas von Kleidungs- oder
Pferdszugehörde für Geld, anderen Werth oder umsonst
abgenommen, ferners daß keinem Soldaten durch Reden,
Weegweißen, Verkleiden oder andere Art zum Ausreissen
Anleitung oder Verschub gegeben werden.
131
17) Entstehet Ursach zu Klagen auf Seiten des Militärs gegen
Bürger, so meldet der Soldat solche bey dem Officier, und der
Officier bey dem Ortsvorsteher oder Gerichtsschultheißen;
hat der Bürger hingegen Klage gegen das Militäre, so meldet
er solche bey seinem Orts- oder Gerichtsvorsteher und dieser
bey dem im Ort commandirenden Officier. Jede also angebrachte Klage soll unfehlbar in den ersten 24 Stunden nach
geschehener Meldung erlediget werden. Alle Thätlichkeit
wird dahero beyderseits unter scharfer Strafe verbotten.
A
ufgrund des allgemeinen Mangels an Lebensmitteln, welchen die
Franzosen hinterlassen hatten, war diese Vereinbarung teilweise
Makulatur, und deshalb mußten auch die Österreicher des öfteren
militärische Exekution, d. h. Besetzung zur Vollstreckung, androhen,
um die Lieferungen zu bekommen, auf welche sie zum Schutz des
Landes auch dringend angewiesen waren. Wie groß die Not in der
Rheinebene und am Westrand des Schwarzwaldes angesichts der noch
nicht eingebrachten Ernte und der aufgebrauchten Vorräte war, wird
dadurch deutlich, daß Ende Juli die Blankenstein-Husaren in Bühl
(bei Offenburg) lediglich drei Fuhren erhielten und aus dem Gericht
Oberkirch dringend noch sechs weitere Fuhren Fourage benötigten, so
daß Oberamtsrat Minderer das Gericht Oppenau anwies, diese Fuhren
bis am kommenden Morgen um 4 Uhr nach Oberkirch zu liefern, um
dadurch eine Exekution zu vermeiden und zu gewährleisten, daß die
Husaren ihren Dienst weiterhin ausüben konnten. Letztendlich waren
es die Rotten Maisach (drei Fuhren), Lierbach (zwei Fuhren) und
(Wilde) Rench 209 (eine Fuhre), welche für die Lieferung ausgewählt
wurden.210 Die Bewohner des oberen Renchtales hatten aber nicht nur
die kaiserlichen Truppen in der Rheinebene, durchziehende Einheiten
und die Stellungen in ihrem Gerichtsbezirk mit Lebensmitteln und
Fourage zu versorgen, sondern auch noch die kaiserliche Hauptarmee
im Württembergischen, wie man dem Befehl des Korpskommandanten
132
Graf Sztarray an die betroffenen Gerichte Kappelrodeck, Sasbach und
Oppenau vom 7. Juni entnehmen kann (die drei Gerichte mußten zum
Transport nach Tübingen insgesamt 28 vierspännige Leiterwägen stellen, zur Hälfte mit Lebensmitteln und Fourage, die andere Hälfte aus
Naturalien usw. bestehend).211 Schließlich benötigten die kaiserlichen
Soldaten auch Fahrzeuge, um „blessierte“ Soldaten zu transportieren.
Nach den Angriffen der Revolutionsarmee auf die österreichischen
Stellungen Anfang Juli wurde beispielsweise das Gericht Oppenau
aufgefordert, Wagen für Verwundetentransporte von Oberkirch nach
Freudenstadt bereitzuhalten, damit diese die Oberkircher Fuhren für
die Fahrt über den Kniebis ablösen konnten.212 Im August sah sich das
Oberkircher Gericht außerstande, weitere Fuhren für die Österreicher
zu leisten, und wies das Oppenauer Gericht an, diese zu übernehmen,
weil ansonsten die frühe Ernte wegen der fehlenden Wagen und Gespanne nicht eingebracht werden könne. Die Urkunde des Oppenauer
Stadtachivs hat diesbezüglich folgenden Wortlaut:213
D
as hiesige Stadtgericht findet sich auser Stand, die erfoderlichen Fuhren fernerhin so zu leisten, daß das in hiesiger
Gegend liegende k.k. Militare seine gehörigie Subhistenz (= Subsistenz = Lebensunterhalt) richtig erhalte und somit der allerhöchste
kayserliche Dienst beförderet werde, deßwegen auch das dahier
einquartirte k.k. wohllöbliche Staabscommando auf Vorstellung
der Oberkircher Vorgesetzten, daß nehmlich ohne Beyhilfe anderer
Gerichter der ganze vrühe Stand im Stadtgericht Oberkirch zu
Grund gehen müße, anerwegen das Militare alle Fuhren in den
Lagern bey sich behalte und erst als dann wieder von sich entlaßen,
wenn das ganze aufgeladene Quantum verzöhret seye. Unterm
11ten dieses das schriftliche Ansinnen an das Oberamt gemacht,
daß aus anderen dermalen am wenigsten belasteten Gerichtern
dem hiesigen Gericht mit Wertfuhren beygesprungen werden mögte. Wie dann des Gerichts Oppenau nahmentlich gedacht worden,
deme aber annoch Kappel beygegeben wird, da Renchen und Saspach dem Ulmer Gericht aushelfen mussen.
133
E
s geschiehet dahero dem Herrn Schultheisen der Auftrag,
ohne alle weitere Einwendung bis morgen den 14ten dieses 3
Wertfuhren aus dem dortigen Gericht bey seiner eigenen Verantwortung nacher Oberkirch zu senden und selbe bis auf Änderung
der Umständen und weiteren Befehl alle 4 Tage jedesmal mit einer
gleichen Anzahl Fuhren ablösen zu laßen.
Decretum Oberkirch den 13ten August 1799.
Minderer
Z
u all diesem Elend kam noch hinzu, daß in vielen Ortschaften eine
mehr oder weniger große Anzahl von Soldaten beider Seiten einquartiert waren. Besonders jene Gemeinden, welche von strategisch
wichtiger Bedeutung waren, hatten immer wieder mit Einquartierungen von Franzosen oder Kaiserlichen zu rechnen. Später kamen dann
noch Landmiliz-Angehörige hinzu. Und wenn es nur franz. Polizisten
waren, wie die beiden „Sauve Gardes“ im badischen Amt Staufenberg,
ging doch deren Anwesenheit zu Lasten der Gemeinde.214 Größere
Truppeneinheiten waren es dagegen in Diersheim und in Sasbach.
In der Hanauerlandgemeinde waren beispielsweise am 20. Juli 166
Mann, vom 13.–19. August 200 Kavalleristen und 400 Infanteristen
einquartiert! Nachdem mittlerweile Kaiserliche im Dorf waren, kamen
die Franzosen am 1. September mit 200 Grenadieren wieder, um am
nächsten Tag endgültig vertrieben zu werden. Jetzt waren es bis zum
Jahresende immer wieder österreichische Soldaten, die in Diersheim
versorgt werden mußten. Ähnlich verhielt es sich in Sasbach, welches im
März und April hauptsächlich einzelne franz. Soldaten und Patrouillen,
in den restlichen Monaten des Jahres immer wieder österreichische Husaren, Dragoner und die bereits genannten Landmilizionäre aus dem
Acher- und Sasbachtal zu versorgen hatte. Höhepunkt dabei war der 26.
Juni - der Zeitpunkt der erfolgreichen Gefechte bei Oberkirch und im
Rheintal – mit insgesamt 143 österreichischen Dragonern und Bauern,
134
die im Bereich des Gerichtes Achern 215 zu Lasten des Sasbacher Gerichtes versorgt werden mußten (siehe Abrechnung auf Seite 129).
V
on Offenburg ist schließlich noch bekannt, daß es in der zweiten
Jahreshälfte beim dortigen Oberamt mehrfach Reklamationen
von seiten der Mühlenbesitzer gegeben hatte, weil auch diese mit Einquartierungen belegt wurden. Als am 17. Oktober eine ganze Division
Kaiser-Husaren in der Stadt einquartiert werden sollte, wurde in einem
Schreiben an den Rat der Stadt darauf hingewiesen, dies sei unmöglich
zu bewerkstelligen, und außerdem deutlich gemacht, daß andere Ortschaften der Landvogtei Ortenau gar nicht mit Soldaten belegt seien!
Der Stadtrat bat um Aufschub der Einquartierung, was schließlich
auch zugesagt wurde.216 Je länger der Krieg andauerte, desto mehr
Beschwerden gingen in solchen Angelegenheiten beim Offenburger
Stadtrat ein. Im November richtete sich Erzherzog Karl in einem
Schreiben an die einzelnen Landesherrschaften, worin er sich „genötigt sehe, von denen Reichsständen dasjenige Quantum an Naturalien
anzusuchen, welches die Armee zur Ergänzung der Verpflegungserfordernis benöthiget“. Dem entsprechenden Eintrag in den Offenburger
Ratsprotokollen zufolge hatte die Stadt insgesamt 30 Zentner Mehl, 375
Metzen Hafer und 780 Zentner Heu in acht monatlichen Raten an das
Verpflegungsmagazin in Hausach zu liefern. Daß daraufhin die Stadt
den Versuch unternahm, zumindest einen Nachlaß zu erreichen, liegt
auf der Hand .217
Verzeichnis über
die von der Gemeind Altschweyer zu Bühl liegenden Militaria, welche
sie für 8 Tag zu beköstigen haben, solche betragen täglich 57 Mann 218
1 Wachtmeister 8 Tag à 40 Kreuzer (xr) per Tag
2 Cadeten 8 Tag à 30 xr
4 Corporäl 8 Tag à 30 xr
45 Gemeine 8 Tag à 20 xr
5 fl 20 xr
8 fl
16 fl
120 fl
135
1 Husarencorporal auf der Ordonanz und
4 Gemeine, da diese kein Brod gehabt haben
so wurde für den Corporal taglich 34 xr
und für die Gemeine 24 xr bezahlt,
thut in 8 Tagen
17 fl 20 xr
166 fl 40xr
Bühl den 4ten 8bris 1799
J. Kernler
Staabhalter
Vorstehende Einhundert Sechszig Sechs Gulden 40 xr wurden anmit auf die Gemeinde Altschweier decretirt. Decretum Bühl den
5ten 8ber 1799.
Oberamt Yburg
Vorstehende 166 ß 40 xr empfangen bescheinen
Bühl den 3ten Feb. 1800
J. Kernler
Staabhalter
A
m größten war aber das Elend dort, wo die Franzosen nicht vertrieben werden konnten. In einem Hilferuf der am schlimmsten betroffenen Bewohner von Dorf Kehl und Sundheim heißt es:
„... Beym Anscheine des Friedens durch den Kongreß zu Rastadt
flickten wir 93 kleine Wohnungen zusammen, um wenigstens nicht
unter freyem Himmel von Hitze oder Frost getödtet zu werden. Aber
im Frühling 1799 mußten wir Bedrängte, auf Befehl der Franzosen,
unsere Häuser in Zeit von 48 Stunden wieder zusammenreißen, und
136
dem Feinde jedannoch Frohndienste leisten. O ihr guten Menschen!
Unbeschreiblich ist unsre Noth und ohnsäglich unser Jammer: unsere Felder sind verödet; unser Vieh getödtet oder entführt; unsere
Ackergeräthe verbrannt; unsere Häuser niedergerissen; unsere Weiber
entkräftet; unsere Kinder abzehrend; wir und sie ohne Kleidung, ohne
Nahrung, ohne Obdach, unsere Nachbarn im nämlichen Schicksale
beynahe mit uns! ...“219
H
inzu kam noch die große Seuchengefahr. So herrschten in den
Orten des Hanauerlandes verschiedene Infektionskrankheiten,
wie beispielsweise die Rote Ruhr, Fleck- und Brustfieber, die Kinderblattern und sogar die Kinderpest. In Anbetracht der damaligen Medizin,
denhygienischen Verhältnissen und der mangelhaften Versorgung der
Bevölkerung durch Ärzte konnte eine Epidemie dieser Krankheiten verheerende Folgen haben. Dies wird am Beispiel von Freistett deutlich,
das damals eine Bevölkerung von rund 1000 Einwohnern zählte und
um 1800 insgesamt 94 Beerdigungen zu beklagen hatte!220
E
ine weitere Folge des Krieges für das Gemeinwesen war die große
Verschuldung der einzelnen Gemeinden, die auf die Unsummen
von Kontributionsforderungen der Revolutionsarmee aus beiden
Koalitionskriegen zurückzuführen war und – weil sie nicht bezahlt
werden konnten – sich mittlerweile angesammelt hatten. So mußte
allein die Gemeinde Niederachern mit einer Einwohnerzahl von nur
rund 400 Bürgern (1809) im April eine Kontribution über 1000 fl an
die Franzosen abführen!221 Wie die vielfältigen Aufwendungen für das
Militär - ohne Berücksichtigung der Kontributionen – getragen werden
konnten und wie die Verschuldung der einzelnen Gemeinden zustande kam, wird an den Beispielen von Altschweier, Durbach und in der
Aufstellung über die Kriegsschulden der Gemeinden im Hanauerland
deutlich (siehe Seite 140/141).
I
n der erst seit rund zehn Jahren selbständigen Gemeinde Altschweier 222 waren monatelang kaiserliche Soldaten einquartiert und die
137
Gemeinde hatte auf Anordnung des zuständigen markgräflich-badischen Oberamtes Yberg in Bühl mehrmals Umlagen zu leisten, um
die Ausgaben, die aufgrund der Forderungen des Militärs entstanden
waren, ausgleichen zu können (siehe auch Orginalbeispiele auf Seite
135/136). So waren es am 22. Juli 166 Gulden (fl), am 27. August 2000
fl und am 19. November noch einmal 916 fl, welche in wenigen Tagen
bezahlt werden mußten.223
Beiträge, welche die verschiedenen Gemeinden des badischen Oberamtes Yberg für das vom 1. Nov. 1799 bis Ende Dez. 1800 einquartierte Militär
geleistet haben224
Bühlertal
Altschweier
Kappelwindeck
Waldmatt
Hatzenweier
Unzhurst
Neusatz
Söllingen (stehen noch aus)
Varnhalt Neuweier
Müllenbach
Weitenung
Leiberstung
G
fl
133
71
76
8
9
56 57
29
71
84
84
42
31
xr
—
30
19
35
10
—
40
10
2
48
6
50
50
emäß einer markgräflichen Verordnung vom 6. September 1797
– also noch aus der Zeit des 1. Koalitionskrieges – waren verschiedene Bürger verpflichtet, Kontributionsbeiträge in Höhe von 2 % an die
fürstliche Kasse zu entrichten. Im Oberamt Yberg hatten allerdings im
April 1800 sämtliche Steuerpflichtige, u. a. auch ein Michael Kust aus
Großweier, ihre Beiträge immer noch nicht entrichtet!225 Dieser Sachverhalt ist ein weiterer Hinweis auf die große Not, die überall herrschte.
138
Auch in dem ebenfalls markgräflich-badischen Amt Staufenberg waren
neben der Amtsgemeinde mit 1696 Gulden noch weitere Personen und
Einrichtungen zur Entrichtung der Kriegssteuer an den Markgrafen
verpflichtet, so der Rebmann Kiefer im Wiedergrün 226 mit fast 4 fl oder
die örtliche Judenschaft mit rund 36 fl. Um alle diese Kosten tragen zu
können – die Bevölkerung war hierzu nicht mehr in der Lage –, hatte
der dortige Heimburgerstab wahrscheinlich keine andere Wahl, als
zwischen dem 11. Juni und dem 11. Oktober insgesamt 608 Gulden
aufzunehmen.227
W
enige Tage vor der Offensive der Revolutionsarmee gegen Generalmajor Görger bei Appenweier am 4. Juli – als jedermann
damit rechnete, daß Erzherzog Karl auch in der Landvogtei Getreide
und sonstige Fourage requirieren lassen würde – erhielt Dr. Gulatt
vom Oberamt Offenburg die Zusicherung, daß die Ortenau möglichst
verschont werden sollte. In seinem Dankschreiben an den Regierungspräsidenten begründete er diese Rücksichtnahme damit, die Ortenau
sei bereits 1796 dem „grausamen, tobenden Feind“ ausgesetzt gewesen, hatte Plünderungen zu ertragen und mußte hohe Kriegskontributionen bezahlen. Damals machten aber nicht nur die Forderungen
der Franzosen zu schaffen. Auch die Versorgung der Österreicher mit
Lebensmitteln und Futter für die Pferde usw. während der Belagerung
von Kehl war zu gewährleisten. Als dann die Franzosen im April des folgenden Jahres erneut ins rechtsrheinische Gebiet einfielen und dieses
bis Januar 1798 besetzten, belief sich der Schaden für die kaiserlichen
Untertanen auf rund eine halbe Million Gulden – eine für damalige
Verhältnisse unvorstellbare Summe!
H
inzu kam – wie bereits erwähnt –, daß sämtliche Heuvorräte aufgebraucht waren und das Getreide auf den Feldern zwischen den
beiden Frontlinien zugrunde ging. Das Oberamt bat gegen Ende Juli
den Regierungspräsidenten, sich erneut für die Bevölkerung einzusetzen, und „daß nunmehr eben diesen sonst so ausgezeichnet treuen Unterthanen von den eigenen Truppen ihres allergnädigsten Monarchen
139
alle mögliche Schonung verschaffet und in Ansehung der Kriegslasten
wenigstens das Gleichgewicht zwischen jhnen und den Reichsunterthanen wieder hergestellt werde und Euer Excellenz väterliche Sorgfalt für
das Wohl solcher braver Unterthanen läst mich mit Zuversicht hoffen,
daß hochderselbe durch Darstellung dieser einleuchtenden Gründe der
armen Ortenau die Befreyung von dieser Requisizion ganz unfehlbar zu
verschaffen im Stand seyn werden .“ 228 Regierungspräsident von Greiffenegg gab schließlich die Zusicherung, die patriotische Gesinnung
der Bevölkerung wie auch den Eifer und die Sorge des Oberamtes für
dieselbe beim kaiserlichen Hof anzurühmen.229 Dieses Verhalten der
vorderösterreichischen Beamten zeigt, daß eine verarmte, hungernde
Bevölkerung nicht im Interesse des Staates sein konnte.
Aufgelaufene Kriegsschulden der Gemeinden in den Ämtern Lichtenau und Willstätt
von 1796 bis 1800 230
Amt Lichtenau:
Gemeinde
Schulden in fl
Vermögen in
Gütern, fl
Forderungen und
Kapitalien, fl
(Rhein-) Bischofsheim
44.875
8.003
6.000
Bodersweier
38.685
5.141
9.000
9.432
2.043
9.000
Diersheim
Freistett
66.162
10.590
40.000
Grauelsbaum
3.458
354
600
Hausgereut
1.210
237
1.300
Helmlingen
8.553
855
1.200
Holzhausen 10.083
452
3.200
Leutesheim
13.681
2.305
6.000
Lichtenau
11.712
3.268
2.000
Linx
21.258
2.337
1.000
Memprechtshofen
21.414
1.411
3.000
Muckenschopf
10.709
952
1.300
Scherzheim
17.103
2.242
500
Zierolshofen
Summe
140
6.278
1.162
800
284.613
41.352
84.900
Amt Willstätt:
Gemeinde
Schulden, fl
Vermögen in
Gütern
Auenheim
Eckartsweier
Hesselhurst
Hohnhurst
Kork
Legelshurst
Sand
Willstätt
35.923
22.445
10.975
3.331
119.913
40.807
21.995
73.396
4.143
2.410
2.008
536
1.097
1.911
1.219
4.072
Summe
328.785
17.396
Bei dieser Aufstellung ist auffallend, daß zwischen dem Vermögen der Gemeinden und ihrer
Schulden ein eklatantes Mißverhältnis besteht (Kork). Auch die Forderungen decken die
Schulden bei weitem nicht ab.
D
er bewaffnete Widerstand der einheimischen Bevölkerung gegen
die Repressalien der Revolutionsarmee hatte naturgemäß eine
härtere Gangart der Franzosen zur Folge. Neben den allgemein üblichen Zwangsmaßnahmen gegenüber der Bevölkerung wirkte sich in
der Landvogtei Ortenau die Zugehörigkeit zu Österreich bzw. zum römisch-deutschen Kaiserhaus, das die Franzosen als ihren Hauptgegner
ansahen, verhängnisvoll aus, weil – wie bereits erwähnt – die Revolutionssoldaten den ausdrücklichen Befehl hatten, so die Meinung von Dr.
Gulatt, die kaiserlichen Untertanen weit feindseliger zu behandeln als
die anderen benachbarten „Reichsuntertanen“(siehe auch Seite 25).
So mußte die Landvogtei eine Kriegskontribution von 40000 Livres
bezahlen, während die Nachbarterritorien teilweise verschont blieben
(als der französische Oberbefehlshaber, General Jourdan, am 28. März
von der Herrschaft Oberkirch 60000 Livres forderte, davon 10800
Livres für das Gericht Oppenau, und von der Herrschaft Ettenheim
30000 Livres, waren es von der Landvogtei Ortenau 120000 Livres,
obwohl diese wesentlich kleiner war als die Herrschaft Oberkirch!231).
141
Opfer unter der Zivilbevölkerung 1799 232 (weitere Namen sind nicht bekannt; deshalb
erhebt diese Zusammenstellung nicht den Anspruch auf Vollständigkeit)
Name
Wohnort
Alter
Datum
Ursache
Kessler Regina
Niederachern
78
22. Mai
erschossen
Zeller Ferdinand
Niederachern
76
22. Mai
erschossen
Kirschner Franz-Josef
Önsbach
31
26. Juni
gefallen in Önsbach
Hauser Johann
Gamshurst
29
14. Juli
erschossen
Görger Johann Joseph,
Pfarrer
Renchen
27. Juli
auf der Flucht in Gagge-
nau gest.
Meidinger Josef
Nesselried
30. Juli
gefallen bei Nußbach
Steyrer Carolus
Sasbach
Wagner Johann
Gamshurst
32
21. Sept.
gestorben durch Kopf-
schuß
Mer Maria Katharina
Mösbach
18
16. Nov.
erschossen
Vogt Anton
Oberkirch
25. Nov.
gefallen bei Neumühl
4. Sept.
gefallen
E
ines der vorrangigen Ziele von beiden Seiten war die Sicherung
von Kehl. Zu diesem Zweck wurden die Schanzen der Festung seit
Kriegsbeginn – anfangs auch von kaiserlicher Seite – ständig verstärkt
und ausgebessert. Diese Arbeiten wurden aber nicht vom Militär, sondern von Schanzarbeitern ausgeführt, welche in den Dörfern zwischen
Rhein und Schwarzwald zwangsrekrutiert wurden. Wahrscheinlich
auch aus diesem Grund ist aus Renchen bekannt, daß mehrere Einwohner ihre Stadt verließen, u. a. auch der Pfarrer Dr. Johann Joseph
Görger. Allerdings kehrte dieser leider nicht mehr in seine Pfarrei
zurück: Er starb auf seiner Flucht vor den Franzosen am 27. Juli in
Gaggenau.233
A
ls vermutlich im Laufe des Mai oder Juni in Windschläg, Bohlsbach,
Ebersweier, Bühl, Griesheim und Weier einige Schanzer in ihren
Dörfern zurückgeblieben waren, nahmen die Franzosen die jeweiligen
142
Ortsvorgesetzten als Geiseln mit. Aber auch die kaiserlichen Landesbeamten waren solchen Repressalien ausgesetzt (nicht ohne Grund floh
der Acherner Vogt im März nach Lauf!). Landvogt Kleinbrod berichtete
Regierungspräsident von Greiffenegg in seinem Schreiben vom 27. Juni
nicht nur von den entführten Ortvorgesetzten, sondern auch davon,
daß die beiden Vögte von Griesheim und Ortenberg von den Franzosen
abgeführt, ins Hauptquartier nach Kork gebracht und dort bewacht
wurden. Erst auf Vermittlung des Hessen-Hanau-Lichtenbergischen
Amtsschultheißen in Willstätt, Wetzel, wurden sie wieder freigelassen
und gezwungen, unter Waffenandrohung die Schänzer aufzutreiben.
Nicht bekannt ist aber das Schicksal des zuständigen Vogtes der Gemeinde Zell(-Weierbach), nachdem er sich geweigert hatte, die geforderten
Schanzer aufzutreiben, und diese schließlich durch das französische
Militär ausgehoben wurden.234 Solche Vorkommnisse machen deutlich, welch schwieriges Amt die hessischen Beamten im Hanauerland
hatten: Einerseits mußten sie sich ihren Untertanen zuwenden, die
ebenfalls unter den Kriegshandlungen litten, zum anderen waren sie
– wie bereits erwähnt – verpflichtet, den Anweisungen aus Darmstadt
Folge zu leisten, indem sie sich trotz allem franzosenfreundlich zeigen
und sogar die Bevölkerung dazu bewegen mußten, sich still und gegenüber der Revolutionsarmee auf keinen Fall feindselig zu verhalten 235
(Hessen-Darmstadt war wie die Markgrafschaft Baden neutral)!
T
rauriger Höhepunkt dieser Vorkommnisse war das plötzliche
Verschwinden des höchsten Beamten der Landvogtei, Landvogt
Kleinbrod, nach den Angriffen auf Appenweier vom 4. Juli. War der kaiserliche Oberamtsrath Dr. Ruth am darauffolgenden Tag noch sichtlich
empört über dieses Verhalten („Hl. Landvogt ist gestern, sobald man zu
schiessen anfieng, verschwunden, ohne ... mich eine Sylben von diesem
Entschluß, oder der Wahl seines Aufenthaltsorthes wissen zu lassen. ...
Was das doch für ein Mann ist.“), so stellte sich am folgenden Tag heraus, daß er befürchtete, ebenfalls als Geisel verschleppt zu werden, so
wie es General Leval wegen der geforderten Geldsumme von 300 Louis
d’or schon mehrfach angedroht hatte 236. Angesichts dieser Ereignisse
143
sprach Oberamtsrath Dr. Ruth in einem Schreiben an Regierungspräsident von Greiffenegg die Hoffnung aus, daß dieses Schicksal im
Frieden Berücksichtigung finden werde. Letzterer antwortete am 6.
Juli, daß bei der angestammten Milde des Kaisers zu erwarten sei, daß
– bezüglich des Loses der Beamten des Ortenauer Oberamtes – „allerhöchstdieselben hierauf vorzügliche Rücksicht zu nehmen geruhen
werden“.237
144
g)Der 2. Koalitionskrieg vom August 1799
bis zu seinem Ende
D
ie militärische Situation in der Ortenau beruhigte sich nach den
Gefechten des 6. und 7. Juli. Nachdem sich die Revolutionsarmee
Anfang August weiter zurückgezogen hatte und neben der Festung
Kehl nur noch Neumühl und Auenheim von ihr gehalten wurden, kam
es nur noch vereinzelt zu Gefechten. Als die Franzosen am 5. und 6.
September von eben diesen beiden Ortschaften aus zwei Ausbruchsversuche wagten, unter anderem gegen Rheinbischofsheim, Bodersweier
und Kork, konnten sie mit vereinten Kräften durch österreichisches Militär und Ortenauer Landsturm zurückgeschlagen werden. Schließlich
gingen die Kaiserlichen sogar mit ihren Piketts vor Neumühl in Stellung. Ein weiteres Vordringen in Richtung Kehl gelang allerdings nicht,
denn am 2. Oktober erlitten sie eine Niederlage, als sie versuchten, die
Franzosen aus Neumühl zu vertreiben. Dies lag daran, daß letztere von
Sagen und Anekdoten aus den
Koalitionskriegen (VIII)
D
ie Anwesenheit österreichischer Truppen in der Ortenau hatte
„gewisse Nebenerscheinungen“ zur Folge, die das Kriegsgeschehen schon seit Menschengedenken mit sich brachte.
S
olche eine „Nebenerscheinung“ war im August 1799 eine „verdächtige“ Frau, welche sich bei den Soldaten aufgehalten hatte.
Nachdem sie erwischt worden war, wurde sie auf Veranlassung des
Oberkircher Oberamtsrates Minderer „an die fürstenbergische
Grenze“ im rückwärtigen Bereich der Truppen gebracht – mit der
Warnung, daß, wenn sie sich wieder zu den Soldaten begeben würde, sie dann mit aller Strenge „gezüchtigt“ werde.238
145
Kehl her mit sechs Haubitzen nach Neumühl hineinschossen, das erste
Pikett gefangennahmen, den Ort ausplünderten und sich erst zurückzogen, als sie große Verluste beim Treffen auf den Landsturm erlitten
hatten.239 Schließlich räumten die Franzosen im Laufe des Oktober
auch Neumühl.240
T
rotz dieses Rückschlages beim Angriff auf Neumühl schien es den
verbündeten österreichischen Soldaten und den Landmiliztruppen
gelungen zu sein, die Franzosen zur Aufgabe von Auenheim veranlaßt
zu haben, denn bereits am 2. Oktober erging ein Generalsbefehl an
die zivilen Stellen – in diesem Fall beispielsweise an das Oberamt
Oberkirch –, Männer für die „Demolierung der Auenheimer Werker“
abzustellen. Die Arbeiter hatten sich mit Lebensmitteln für vier Tage
zu versehen und Pickel und Schaufel mitzubringen. Außerdem mußte
jedes Gericht mindestens 6 „Schaltkärche“ (Schubkarren) und 20
Tragkörbe liefern.241 Wie bei der Versorgung mit Lebensmitteln oder
der Einlösung gewisser Zusagen bei der Aufstellung des Landsturmes
hatten die kaiserlichen Truppen auch hier Schwierigkeiten, die notwendigen Schanzer zusammenzubekommen; sie mußten militärische
Exekutionen androhen 242, was für die betroffenen Gerichte und Gemeinden auch Kosten bedeutete, die sie sich nicht leisten konnten (die
Österreicher waren aber wesentlich weniger radikal als die Franzosen
mit ihren Geiselnahmen). Eine Schleifung der Verschanzungen bei
Auenheim bedeutete eine Schwächung der französischen Position,
und es war im Interesse der kaiserlichen Generalität, diese Chancen,
wenn sie gegeben waren, zu nutzen, denn Auenheim hatte – aufgrund
seiner strategischen Lage auf der linken Flanke von Kehl – immer eine
Schlüsselstellung zum Schutz dieses französischen Brückenkopfes auf
rechtsrheinischem Gebiet inne. Aus diesem Grund war die Gemeinde
von „verpalissadierten“ Schanzen umgeben und konnte nur über fünf
Eingänge erreicht werden. Hinzu kam, daß die Kinzigbrücke beim
Gasthaus „Hecht“ und der von dort zum Rhein führende Weg über
eine sogenannte „fliegende Brücke“ eine wichtige Verbindung nach
Robertsau und Straßburg darstellte.243
146
A
nschließend trat eine längere Ruhepause ein, weil sich das Hauptkriegsgeschehen – wegen der Bedrohung der von den Kaiserlichen
gehaltenen Festung Phlippsburg durch Bernadotte – vom Bodenseeraum in das rechtsrheinische Territorium des Bistums Speyer verlagert
hatte, weshalb sich Erzherzog Karl in Richtung Philippsburg wandte.
Der Marsch von Erzherzog Karl nach Philippsburg hatte schließlich zur
Folge, daß die Franzosen am 12. September die Belagerung aufgaben
und sich auch dort über den Rhein zurückzogen. Mit der Einnahme
von Mannheim am 18. September hatte der Erzherzog schließlich
den Feldzug vorerst zu seinen Gunsten entschieden. Am 21. Oktober
marschierte er in die Schweiz und nach Oberitalien ab, weil sich die
Hauptkriegsschauplätze nach der Rückkehr Napoleons von seinem
„Ägyptischen Abenteuer“ dorthin verlagert hatten.244
Z
ur Sicherung des Oberrheingebietes verblieben aber weiterhin ein
6000 Mann starkes Corps österreichischer Truppen unter dem
Kommando von GeneralFWmstr. Meerveldt einschließlich dem 6. Husaren-Regiment.245 Diese Einheiten hatten die Aufgabe, mit doppelter
Aufmerksamkeit sämtliche Bewegungen der Revolutionsarmee zu beobachten, damit dieser kein überraschender Überfall gelingen konnte.
Während der Stab der Blankenstein-Husaren seinen Sitz in Oberkirch
hatte, waren die einzelnen Eskadronen in Willstätt, Legelshurst, Niederachern, Stadelhofen, Ulm bei Oberkirch, Eckartsweier, Nußbach
und in Urloffen stationiert.246 Als aber die Revolutionsarmee die Reduzierung der kaiserlichen Truppen wahrnahm, ging sie an Allerseelen
erneut in die Offensive, griff insbesondere Auenheim, Bodersweier,
Goldscheuer und Neumühl an und konnte diese Orte auch besetzen.
Durch Verstärkungen bei den Kaiserlichen konnte das verlorengegangene Terrain wieder zurückgewonnen werden.247 Bei diesem „Status
Quo“ blieb es schließlich bis zum Mai des Jahres 1800.248
I
m Laufe des Novembers wurde dann von den Kaiserlichen ein Lager
beim „Gotteswälder Hof“ in der Nähe von Waltersweier angelegt,
zu welchem ebenfalls wieder Schanzarbeiter verpflichtet werden soll147
ten. Auch hier zeigte sich eine gewisse Kriegsmüdigkeit in Teilen der
Landbevölkerung, denn im Vergleich zur Demolierung der Auenheimer Werke waren im November noch weniger Männer bereit, diesen
Aufrufen zum Folge zu leisten. Aus militärischer Sicht blieb somit den
Österreichern keine andere Wahl, als am 20. November mit 10 Mann
unter der Führung eines Offiziers Oberkirch zu besetzen, nachdem am
Vortag von 90 angeforderten Arbeitern 84 gefehlt hatten! Diese Maßnahme zeigte entsprechende Wirkung, denn neun Tage darauf waren
bis auf sieben Mann, für die 7 ß (Schilling) bezahlt werden mußten,
alle Arbeiter anwesend.249
W
ie die Stimmung im Lande war, kann man einem Eintrag
im Ettenheimer Bürgerbuch vom 12. Januar 1800, der diese
Kriegsmüdigkeit verdeutlicht, entnehmen 250):
„Inzwischen dauert der leidige Krieg immerfort, und das Land
mußte nicht nur große Lieferungen machen, sondern den ganzen
Winter und noch wirklich die Rheinwachen versehen und an mehreren Orten schanzen.
E
ndlich wurde auch unlängst dahier ein allgemeiner Landsturm oder Landmiliz aufgefordert, in Bataillone eingeteilt, ...,
organisiert und bewaffnet, und dieses ist schon einige Male nach
Kappel am Rhein ausgezogen, wobei aber noch kein feindlicher
Vorfall sich zugetragen hat. Gott wolle solche in unserer Gegend
auch fernerhin verhüten und uns in Bälde einen gnädiglichen
Frieden geben.“
D
aß die Schanzarbeiten notwendig waren, zeigten die Vorkommnisse nach dem Abmarsch Erzherzogs Carl nach Süden. Die französischen Truppen überschritten erneut den Rhein, bedrohten ein weiteres Mal Philippsburg und verheerten das Land. Deshalb mußten auch
148
die Truppen im Schwarzwald verringert werden, worauf die Franzosen
schließlich auch in die Ortenau erneut einfielen und verschiedene
Orte rund um Kehl angriffen. Das weitere Kriegsgeschehen veranlaßte
Erzherzog Karl, sich erneut dem Rheintal zuzuwenden, Philippsburg
ein weiteres Mal zu entsetzen und mit dem zweiten geglückten Angriff
auf Mannheim (9. Dezember) die Franzosen endgültig für das Jahr
1799 aus dem heutigen Baden zu vertreiben – mit Ausnahme des Brückenkopfes Kehl.251
I
m zweiten Jahr des Krieges wendete sich allerdings das Blatt zugunsten der französischen Truppen. Nachdem Napoleon im Mai
über den Großen St. Bernhard die Alpen überquert hatte, wurde sein
Feldzug in Oberitalien von General Moreau am Oberrhein unterstützt,
der zum einen vom linksrheinischen Gebiet und zum anderen von der
Schweiz aus ins Donaubecken vordringen sollte.252 Um die Kaiserlichen zu täuschen und sie im Kinzigtal zu binden, überquerte General
St. Suzanne am 25. April 1800 bei Kehl den Rhein, überwandt die
kaiserlichen Truppen unter Feldmarschall-Leutnant Kienmayr, stieß
kurzfristig ins Rench- und Kinzigtal sowie in Richtung Rheinbischofsheim vor und zog sich wenige Tage später (27. April) wieder über den
Rhein zurück, um über Breisach zur Hauptarmee Moreaus zu stoßen.
Bei diesen Operationen kam es am 25. April insbesondere bei Renchen
gegen die Kavallerie Kienmayrs, bei Griesheim – welches im Sturm genommen werden mußte (die Hauptmacht der Franzosen wandte sich
gegen Offenburg) – und bei Legelshurst zu größeren Gefechten.253
T
ragische Helden des Gefechtes bei Legelshurst waren die Ortenauer Milizionäre. Ihnen wurde zum Verhängnis, daß der Schultheiß
von Renchen, Franz Leopold Berger, bei dem Versuch, aus geschützter Stellung im Legelshurster Wald die Franzosen aus ihrer Stellung
hinauszuwerfen, so ungestüm in Richtung Bolzhurst 254 angriff, daß
die Landsturmleute umzingelt und vollständig aufgerieben wurden.
Im Kirchenbuch der Pfarrgemeinde Nußbach steht hierzu folgende
Eintragung:
149
„Bei Legelshurst im Hanauischen hauten leider französische Dragoner
in die Bauern ein und richteten ein schreckliches, dem ganzen Land
unvergeßliches Blutbad an! Über 100 blieben gleich tot auf dem Kampfplatz und ebensoviel wurden verwundet und einige gefangen nach
Straßburg geführt. Unter den Todten zu Legelshurst auf dem Kirchhof
begraben worden von hier gefunden Franz Schmid, Wittiber, 44 Jahre
alt, Franz Metz, Ehemann, 50 Jahre alt, Franz Schwarz, Ehemann,
42 Jahre alt, Franz Schwab, Ehemann, bei Zusenhofen blessiert, ist
hier gestorben. Bei nämlichen Sturm kamen höchstwahrscheinlich
um ihr Leben Fidelis Vollmer aus Herztal, Fidelis Fieß, Xaver Winkler
und Michael Scheiple von Zusenhofen, lauter Ehemänner, die nicht
mehr zum Vorschein kamen.“ Weitere Opfer war der oben genannte
Renchner Schultheiß Berger sowie der 32jährige Müller Ignatz Sauer,
der bei der Verfolgung der Miliz von den Franzosen bei Müllen „meuchelmörderischer weiß zusammengehauen und am nemlichen Tag in
Oberdorf zu Oberkirch unter dem Schutz österreichischer Husaren von
mir (dem Nußbacher Pfarrer) begraben“ wurde.
W
ie in jedem Krieg hatten folglich auch die hinterbliebenen Frauen mit ihren Kindern – insbesondere die von Urloffen – an den
Folgen des Gefechtes zu leiden. Kaiser Franz II. rechnete es anschließend den oben genannten Landsturmangehörigen hoch an, daß sie bei
der Verteidigung ihrer deutschen Heimat gefallen waren: Sämtliche
Witwen erhielten täglich 5 xer für sich, und für ihre Kinder bis zum 14.
bzw. 12. Lebensjahr jeweils 2 xer Kriegsopferrente.255
D
ie Erfolge der Revolutionsarmee hatten eine erneute Besetzung
der Ortenau mit den üblichen Repressalien zur Folge (u. a. auch
Gefangenentransporte nach Straßburg), die teilweise über den Friedensschluß zwischen Österreich und Frankreich andauerten (die
letzten französischen Truppen verließen z. B. erst am 14. Mai 1801 Oppenau und das Renchtal).256 Entschieden wurde der 2. Koalitionskrieg
aber nicht in Südwestdeutschland, sondern zuerst in Oberitalien und
dann endgültig in Bayern. Nachdem sich die Koalition zerstritten hatte
150
– insbesondere zwischen England und Rußland – und Napoleon und
General Moreau im Jahre 1800 die kriegsentscheidenden Schlachten
bei Marengo 257 und Hohenlinden 258 für sich entscheiden konnten,
schlossen die Kriegsteilnehmer schließlich am 9. Februar 1801 den
Frieden von Lunéville 259, was weitreichende Konzequenzen zur Folge hatte (siehe Abschnitt h). Mit dem Frieden von Amiens zwischen
Frankreich und England am 27. März 1802 war der 2. Koalitionskrieg
endgültig zu Ende.
151
h)Politische Folgen des
2. Koalitionskrieges 260
D
as Ende des Krieges durch den Frieden von Lunéville brachte Veränderungen für das Land am Oberrhein mit sich wie nach keiner
anderen kriegerischen Auseinandersetzung seit dem Dreißigjährigen
Krieg.
I
n dem Lunéviller Friedensvertrag wurde – wie bereits im Frieden
von Campo Formio 1797 vereinbart – der Rhein als Grenze zwischen
der französischen Republik und dem deutschen Reich festgeschrieben.
Dies hatte zur Folge – und so war es ebenfalls schon 1797 vertraglich
vereinbart worden – , daß eine große Anzahl deutscher Fürsten, die bisher linksrheinische Landesteile besaßen, für ihre Verluste größtenteils
mit geistlichen Territorien entschädigt werden sollten. Einzelheiten
diesbezüglich sollten vom Regensburger Reichstag festgelegt werden.
Aber dieser konnte erst eine Entscheidung treffen, nachdem Napoleon
– damals noch Konsul – massiven Druck auf die bekannt schwerfällige
und wenig entschlußfreudige Institution des Reiches ausgeübt hatte.
Am 25. Februar 1803 wurde schließlich der berühmte „Reichsdeputationshauptschluß“ genehmigt und am 25. April von Kaiser Franz
II. ratifiziert. Dieser Schritt war der „Anfang vom Ende“ der rund
900-jährigen Geschichte des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher
Nation“. Schon drei Jahre später – mit der Bildung des Rheinbundes 261
und der Niederlegung der deutschen Kaiserkrone durch Kaiser Franz
II. (ab diesem Zeipunkt Kaiser Franz I. von Österreich) – hörte das erste
deutsche Kaiserreich auf zu existieren.
D
ieses Reichsgesetz hatte auch weitreichende Folgen für die Ortenau. Einer der Hauptgewinner des Reichsdeputationshauptschlusses war der Markgraf Karl Friedrich von Baden, der von Frankreich für
seine Neutralität – wenn auch unter widrigen Verhältnissen – belohnt
wurde. Neben der Erhebung zum Kurfürstentum (anstelle der bishe152
rigen Kurpfalz, deren linksrheinisches Territorium an Frankreich,
das rechtsrheinische zum größten Teil an Baden fiel) hatte das kleine
Land am Rhein auch weitere große Gebietsgewinne zu verzeichnen. So
erhielt Baden in der Ortenau neben den rechtsrheinischen Gebieten
des Bistums Straßburg auch noch die Abteien Gengenbach, Ettenheimmünster, Schwarzach, Allerheiligen sowie die Reichsstädte Offenburg,
Gengenbach, Zell a.H. und das freie Reichstal Harmersbach zugesprochen. Außerdem fiel die Grafschaft Hanau-Lichtenberg an Baden,
obwohl der bisherige Landesherr, der Landgraf von Hessen-Darmstadt,
Ludwig X. (der spätere Großherzog Ludwig I.), ebenfalls neutral geblieben war (er wurde allerdings ebenfalls rechtsrheinisch u. a. mit
Teilen der Bistümer Mainz und Worms für diesen Verlust großzügig
entschädigt).
E
ine kuriose Änderung in der Landesherrschaft hatte aber die bisher vorderösterreichische Landvogtei Ortenau zu verzeichnen: Sie
wechselte für kurze Zeit von der kaiserlichen Linie der Habsburger in
die Linie Habsburg-Este; neuer Landesherr wurde Herzog Herkules
III. Rinaldo von Modena (Oberitalien), der letzte Herzog dieses Familienzweigs. Nach dessen Tod am 14. Oktober 1803 ging die Landvogtei
an seinen Schwiegersohn Erzherzog Ferdinand von Österreich über, so
daß die Landvogtei im Grunde wieder österreichisch wurde.262
L
etztendlich konnte man die Territorien in der Ortenau, welche von
diesem „ersten napoleonischen Aufräumen auf dem deutschen
‘Flickenteppich’ von Staaten“ (vorerst) nicht betroffen waren, an einer
Hand abzählen: die fürstenbergischen Besitzungen im Kinzigtal, jene
der Reichsritterschaft und die Grafschaft Geroldseck.
T
rotz der Niederlage hatte die Bevölkerung einen großen Beitrag
zur Verteidigung der Heimat und zum Schutz vor den Plünderungen, Requisitionen usw. durch die Revolutionsarmee geleistet. Der
Landmiliz wurde schließlich eine besondere Ehre zuteil: Während der
Ortenauer Landsturm am 23. März 1800 (siehe auch Seite 97) für sei153
nen großen Mut und die bewiesene Tapferkeit von Kaiser Franz II. mit
einem goldenen Militärehrenzeichen mit der Aufschrift „Als Zeichen
der Tapferkeit soll solches der Landesfahne angehängt werden“ ausgezeichnet wurde (das Gericht Appenweier beging am 7. Januar 1800
feierlich Fahnenweihe) 263, erhielt neben der Gemeinde Kappelrodeck
auch die Bürgerschaft des Gerichtes Sasbach (Obersasbach, Sasbach,
Sasbachried und Sasbachwalden) eine Fahne, und zwar eine in Weiß
mit einem roten Kreuz und der Inschrift „Fuer Gott und Vaterland 1799
– Unter Carl Oestreichs Groestem Held“ (Erzherzog Karl) 264 ( Fahne
Abb. 30 und Verleihungsurkunde Abb. 31).
A
ngesichts der Opfer beim Ortenauer Landsturm wie auch bei den
übrigen Zivilisten – insbesondere nach dem Gefecht bei Legelshurst
– hatte der 2. Koalitionskrieg große Auswirkungen auf die seelische
Verfassung der Ortenauer Bevölkerung. Bei der nächsten kriegerischen
Auseinandersetzung zwischen Österreich und Frankreich, dem „3. Koalitionskrieg“, der mit der „Dreikaiserschlacht“ bei Austerlitz 1805 endete, gab es keinen Widerstand mehr, obwohl die gleichen Belastungen
wie Einquartierungen, Kontributionen usw. zu erdulden waren (hierbei ist aber zu berücksichtigen, daß der größte Teil der Ortenau bereits
badisch war und das damalige Kurfürstentum und spätere Großherzogtum Baden [ab 1806] zu den Verbündeten Napoleons zählte). So schrieb
der Erlacher Vogt Joachim Kupferer nach dem Legelshurster Gefecht:
„Gott wolle doch auch alle Menschen vor Krieg und Landsturm gegen reguläres Militär bewahren. Es ist unmöglich,
alles im Einzelnen zu beschreiben, was wir gelitten und ausgestanden haben.“ 265
154
Abb. 30: Fahne für das Gericht Sasbach, verliehen am 3. Februar 1800
155
Abb. 31: Verleihungsurkunde zur Fahne für das Gericht Sasbach vom 3. Februar 1800,
mit dem Siegel von Johann Dominique Graf zu Hardegg-Glatz
156
Der 2. Koaltionskrieg im Überblick
Datum
Kriegsschauplatz
Beschreibung
1. März
Süddeutschland
General Jourdan übequert mit insgesamt
38.000 Mann den Rhein bei Hüningen, Ba-
sel und Kehl („Donau-Armee“). Gleichzei
tig wendet sich Bernadotte gegen Phi-
lippsburg und Mannheim. Auslöser für die
erneute kriegerische Auseinandersetzung ist ein Angriff des Königreichs Neapel auf
die Römische Republik.
zu
Kriegsbeginn
Oberitalien/Schweiz
50.000 Mann franz. Soldaten unter Sche-
rer („Italienische Armee“) sowie die „Hel-
vetische Armee“ unter Massena, 30.000
Mann stark.
3. März
Süddeutschland
Erzherzog Karl rückt mit seinen Truppen gegen das Bodenseegebiet vor, den Fran-
zosen entgegen.
21. März
Süddeutschland
Niederlage von General Jordan in der
Schlacht bei Ostrach gegen die Österrei-
cher unter Erzherzog Karl.
25. März
Süddeutschland
Erneute Niederlage der Franzosen gegen die kaiserlichen Truppen unter Erzherzog Karl bei Stockach, anschließend fluchtarti-
ger Rückzug ins Oberrheingebiet.
April
Oberitalien
Russische Truppen unter Suworow berei-
ten General Moreau eine Niederlage bei Cassano.
28. April
Süddeutschland
Abruptes Ende des Friedenskongresses von Rastatt durch den „Rastatter Gesand-
tenmord“.
Juni
Schweiz
General Massena wird von den öster-
reichischen Truppen unter Erzherzog Karl bei Zürich geschlagen.
1799
157
August
Oberitalien
Erneute Niederlage der Franzosen unter Joubert bei Novi.
August
Frankreich
Napoleon hat das franz. Heer in Ägypten verlassen und errichtet eine Militärdiktatur (9. November)
25. Sept.
Schweiz
Niederlage der österreichisch-russischen Armee bei Zürich.
1. Dez.
Schweiz
Zerwüfnis zwischen General Suworow und Erzherzog Karl. Rußland hat mittler-
weile die Koalition verlassen, ansch-
ließend Rückzug der russischen Truppen,
die Schweiz ist in franz. Hand.
17. März
Wien
Erzherzog Karl wird das Oberkommando
entzogen, sein Nachfolger wird Feldmar-
schall Kray.
Mai
Frankreich/Italien
Napoleon überquert über den Großen St. Bernhard die Alpen
14. Juni
Oberitalien
Napoleons Truppen besiegen die Öster-
reicher bei Marengo
3. Dez.
Süddeutschland
Niederlage der Kaiserlichen unter Erzher-
zog Johann bei Hohenlinden in Bayern.
25. Dez.
Süddeutschland
Unterzeichnung des Waffenstillstandes durch Erzherzog Karl.
Frankreich
Friedensschluß in der lothringischen Stadt Lunéville zwischen Frankreich und Öster-
reich mit weitreichenden Folgen für ganz Deutschland (u.a. der Reichsdeputations-
hauptschluß)
Frankreich
Frankreich und England schließen in Ami
ens den Friedensvertrag. Der 2. Koaltions-
krieg ist endgültig beendet.
1800
1801
9. Februar
1802
27. März
158
159
Elgersweier (Z), Fessenbach,
Goldscheuer, Höfen, Kittersburg,
Langhurst, Marlen, Müllen,
Ober-Rammersweier, Ortenberg,
Schutterwald, Zell-Weierbach,
Zunsweier (Z)
Gericht Ortenberg mit Untergericht Zunsweier
Bohlsbach, Bühl bei Offenburg,
Ebersweier, Griesheim, UnterRammersweier, Waltersweier,
Weier, Windschläg
Gericht Griesheim
Appenweier, Nußbach, HerztalMeißenbühl, Unter-Nesselried,
Urloffen, Zimmern, Zusenhofen
Gericht Appenweier
Obersasbach, Sasbach, Sasbachried, Sasbachwalden
Gericht Sasbach
Erlach, Haslach, Mösbach, Ringelbach, Stadelhofen, Tiergarten,
Ulm
Gericht Ulm
Honau, Renchen, Wagshurst
Gericht Renchen
Bad Griesbach, Bad Peterstal,
Ibach, Lierbach, Maisach, Oppenau
Gericht Oppenau
Bottenau (Diebersbach, Schlatten), Butschbach, Lautenbach,
Oberkirch, Ödsbach
Gericht Oberkirch
Auenheim, Eckartsweier, Hesselhurst, Hohnhurst, Kork, Legelshurst, Neumühl, Odelshofen,
Querbach, Sand, Willstätt
Amt Willstätt
Rheinbischofsheim, Bodersweier,
Diersheim, Freistett, Grauelsbaum, Hausgereut, Helmlingen,
Holzhausen, Leutesheim, Lichtenau, Linx, Memprechtshofen,
Muckenschopf, Neufreistett,
Scherzheim, Zierolshofen
Furschenbach, Kappelrodeck,
Ottenhöfen, Seebach, Waldulm
Fernach (Oberkirch), Fautenbach,
Gamshurst, Lauf (O), Niederachern, Oberachern, Önsbach,
Ottersweier (O)
Amt Lichtenau
Gericht Kappel unter Rodeck
Gericht Achern mit
Untergericht Ottersweier (O)
Lgft. Hessen-Darmstadt
Bistum Straßburg
Landvogtei Ortenau
Kehl
Sonstiges
Greffern, Moos, Oberbruch,
Schwarzach, Ulm b. Lichtenau,
Vimbuch
Reichsabtei Schwarzach
Bottenau (hinterer Teil), OberNesselried, Durbach
Herrschaft Staufenberg
Altschweier, Balzhofen, Bühl,
Bühlertal, Eisental, Großweier,
Kappelwindeck, Leiberstung,
Neusatz, Oberweier/Bühl, Stollhofen, Unzhurst, Weitenung
Am Yberg in Bühl
Affental, Müllenbach, Neuweier,
Sinzheim, Steinbach, Varnhalt
Amt Steinbach
Mgft. Baden
Berghaupten, Diersburg, Gaisbach (Oberkirch), Hofweier,
Niederschopfheim
Reichsritterschaft
Bermersbach, Gengenbach,
Ohlsbach, Reichenbach, Schwaibach
Reichsstadt Gengenbach
Offenburg
Reichsstadt Offenburg
Freie Reichsstädte
Altenheim
Fstm. Nassau-Usingen
Zunsweier
Gft. Hohengeroldseck
Sonstiges
Herrschaftsverhältnisse in der nördlichen Ortenau um 1790 (Gebiet der ehemaligen Landkreise Bühl, Kehl und Offenburg)
Anhang
161
Erläuterungen
1. militärische Fachausdrücke
Adjutant
Affaire
arretieren
Auditor
Avantgarde
blessiert
detachieren
decidieren
Defilee
delogieren
Emissär
Epauletten
Exekution
forcieren
Fourage
Fourier
Guerilla
Hartschier
Haubitze
Kanonade
Karabiner
Kontribution
Militaria
Palissade
Patrouille
Pikett poussieren
Projektil
rallieren
Ralliement
Ranzion
Rapport
Rekognoszierung
Relation
Repressalien
Requisition
Rock
retirieren
Sauve gardes
162
beigeordneter Offizier
auch Ausdruck für Gefecht, militärische Auseinandersetzung
veraltet für verhaftet
Militärjurist, für je 2 Bataillone
Bezeichnung für die vordersten Truppen
veraltet Ausdruck für „verwundet“
entsenden, hin kommandieren
dezidieren, für entschieden, energisch
parademäßiger Vorbeimarsch
zur Zwangsräumung zwingen
Abgesandter mit Geheimauftrag
Schulterstücke der Offiziere
Vollstreckung eines Befehls. In Österreich auch für „Pfändung“
erzwingen, verstärken
Furage, militär. Lebensmittel, Futter
Verpflegungsoffizier
Untergrundkämpfer
ursprünglich eine fürstl. Leibgarde, z.B. in Bayern. Hier Bezeichnung für einen
Landpolizisten, in Baden auch „Landdragoner“ genannt.
Flach- und Steilfeuergeschütz
anhaltendes Geschützfeuer
im Gegensatz zum „normalen“ Infanteriegewehr das kurze Gewehr der Kavallerie und der Jäger
Kriegsentschädigung, Zwangsgelder
Sammelbegriff für die zum Militär gehörenden Ausrüstungsgegenstände (hier
im Text werden auch die Truppen mit eingeschlossen).
aus Holzpfählen bestehendes Hindernis, Verschanzung
Steifkommando­
Piquete, in der Schweiz ist eine Pikettstellung eine „Bereitschaftsstellung“
für „aus dem Staub machen“, d. h. vertreiben
Geschoß
veraltet für „die Truppen sammeln“
Trommelschlag zum Sammeln der Truppen
veraltet für „Lösegeld“
Bericht, dienstliche Meldung
schweizerisch für Erkundung, Aufklärung
Bericht
Vergeltungsmaßnahmen, Druckmittel
Beschlagnahmung
oberster Uniformbestandteil (vgl. Gehrock)
zurückziehen (Retirade = Rückzug)
Sicherheitstruppe, Polizisten
Seitengewehr
Standrohre
Tambour
Tete
Scharmützel
Vedette
Infanteriesäbel, in Preußen von 1744–1816 rd. 60 cm lang, auch Bajonett.
ortsgebundene Kanone, die Lafette (d. h. das Untergestell) besitzt keine Räder.
Trommler
Spitze der Truppen
kurzes, kleineres Gefecht, Plänkelei
sinngemäß: „vorderste Stellung“
2. Truppengattungen
Infanterie (Fußtruppe)
– Chasseurs – Gradiscaner – Jäger
– Sapeur
– Slavonier
– Varasdiner
– Voltigeure – Wallachen
– Wurmser Freicorps Jäger, in der franz. Armee als leichte Infanterie bezeichnet.
Bezeichung für das 8. Grenz-Infanterie-Regiment, Wurde seit 1750 nach Sitz
seines Stabes in Neu-Gradisca so bezeichnet (Schematismus der k. u. k. Armee
1908), siehe auch „Slavonier“.
Sondertruppe der Infanterie, z.B. Vorpostensoldaten ohne feste Kampfordnung.
Als guter Schütze der kaiserlichen Infanterie mit einem Karabiner und einem
entsprechend längeren Bajonett ausgerüstet.
für Pionier, in der kaiserlichen Armee die Soldaten der Militär-Ingenieure
drei Grenz-Infanterie-Regimenter: dem 7. Regiment „Brooder“, dem 8. „Gradiscaner“ und dem 9. „Peterwardeiner“.
zwei Grenz-Infanterie-Regimenter: dem 5. Regiment „Kreuzer“ und 6. „St.
Georger“.
Elitesoldaten der franz. Infanterie. Die Voltigeure waren kleinwüchsige, flinke
Soldaten, welche beim „tirallieren“ vor den Massen der feindlichen Infanterie
ausschwärmten und diese durch beliebiges, gezieltes Störfeuer beunruhigen
sollten.
wahrscheinlich das 16. und 17. Grenz-Infanterie-Regiment, welche als 1. und
2. „Wallachisches“ bezeichnet wurden (lt. „Die österreichische Armee 17001867“)
kaiserliche Leichte Kavallerie-Einheit aus den Grenzregionen Slawoniens
Kavallerie (Reiterei)
– Carabiniers
– Chasseurs
– Dragoner
– Husaren – Ulanen
auch Karabiniers, Truppengattung der schweren Kavallerie, hatte als Besonderheit eine spezielle Art von Karabiner mit höherer Durchschlagskraft und
Zielgenauigkeit.
Jäger zu Pferd, in der franz. Armee zur leichten Reiterei zählend.
zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs berittene Infanterie; allmählich in die Kavallerie übergegangen, Bestandteil der leichten Kavallerie. Die Uniform hatte
deshalb Ähnlichkeit mit jener der Infanterie. Bewaffnet mit geradem Säbel,
Pistolen und dem Karabiner.
ursprünglich eine ungarische berittene Miliz; Bestandteil der leichten Reiterei
stark Uniform: farbige Jacke mit Verschnürungen (Dolman, bzw. die ihm
ähnliche Attila) und anstelle des Helms oftmals eine Pelzmütze. Die Bewaffnung entsprach den Dragonern, jedoch anstatt dem geraden Säbel mit einem
Krummsäbel.
seit dem 16. Jahrhundert eine polnische mit Lanzen bewaffnete Reitertruppe
der schwere Kavallerie; trugen die „Ulanka“ als Uniformrock Ulanka) und als
Helm die Tschapka. Außerdem mit dem Säbel und Pistolen ausgerüstet.
163
3. Truppenteile (Kaiserliche Armee)
– Bataillon
– Brigade
– Corps (Korps)
– Division
– Eskadron
– Kompanie
– Regiment
eine aus 6 Kompanien bestehende Truppeneinheit der Infanterie.
allgemein: früher größter aus 2 bis 3 Regimentern zusammengesetzter Truppenverband einer Waffengattung.
ein aus Einheiten verschiedener Waffengattungen zusammengesetzter Truppenverband
taktische Formation, umfaßte 2 Eskadronen bei der Kavallerie, zwei Kompanien bei der Infanterie.
eine der Kompanie entsprechende Einheit der Kavallerie, zw. 131–151 Mann
stark.
unterste Infanterieeinheit mit 121 Mann, bei den Grenadieren 113 Mann.
Kavallerie: 8 Eskadronen, zwischen 1048 und 1208 Mann Sollstärke; Infanterie: aus 3 Bataillonen bestehend aus je 6 Kompanien.
4. Währungseinheiten
1 Gulden („Florentiner“/fl) = 60 Kreuzer (xer/xr) = 240 Pfennig oder
1 Gulden = 20 Schilling = 240 Pfennig
1 Schilling = 3 Kreuzer
1 Schilling (ß) = 12 Pfennig
1 Kreuzer = 4 Pfennig
1 Pfund = 1 Gulden
1 einfacher Louis d’or = 11 Gulden
1 doppelter Louis d’or = 22 Gulden
1 Souverain = 16 fl
1/2 Souverain = 8 fl
1 Dukaten = 5 fl 4 ß
Livres
Das franz. Wort „Livres“ entspricht dem deutschen Wort „Pfund“.
5. Sonstiges
Blattern
Conventuale
Deportierte
Deputation
Emigrant
Emissär
Fleckfieber
Heimburger
Instruktion
Kompromittierung
Magnat
Ministeriale
Pfründner
164
= Pocken
Konventuele, Angehöriger eines Klosterkonvents, Mönch
zwangsverwiesene, verbannte Person
Abordnung
Auswanderer, insbesondere aus polit. oder religiösen Gründen
Abgesandter mit einem geheimen Auftrag
dt. Bezeichnung für Typhus
siehe Schultheiß
Dienstanweisung
Bloßstellung
Grundbesitzer, Großindustrieller
Angehöriger des mittelalterlichen Dienstadels
Inhaber z. B. eines Leibgedings, d. h. Lieferungen oder Leistungen, die dem
Proklamation
Rotte
Schultheiß
Subsistenz
Stabhalter
Vogt
Zwölfer
Besitzer des Leibgedings auf Lebenszeit zustehen
amtl. Bekanntmachung, Verkündigung, Aufruf
Zusammenschluß verschiedener Höfe, Talschaften/Nachbarschaftsverbände;
hatten zwar einen Rottenführer, waren aber keine Gemeinde, sondern direkt
dem zuständigen Gericht und Schultheiß unterstellt
andere Bezeichnung für den Dorfvorsteher. Er war gleichzeitig der Vorsitzende
des Dorfgerichtes. Der Begriff „Schultheiß“ entspricht dem Heimburger. Heute
i.d.R. der Bürgermeister.
veraltet für Lebensunterhalt
früher der Staatsbeamte, welcher Gericht hielt
z. B. Landvogt, Vertretter der Landesherrschaft und Vorsitzender des herrschaftlichen Gerichts.
Angehöriger z. B. des Gerichtszwölfer beim Landgericht, oder des Bauernzwölfers des Dorfes. Der Vorsitzende des Bauernzwölfers war der Heimburger
(=Bürgermeister).
6. Maß- und Gewichtseinheiten
Metzen Sester
altes Getreidemaß, in Österreich = 61,487 Liter; in Württemberg war es unterschiedlich, z. B. 27,688, 28,74 oder 37,06 Liter!
1 Freiburger Sester = 18,213 Liter
165
Personen-, Orts- und Landesregister
1. Personenregister
Algeyer Antonj, Fautenbach
Landesverteidiger/Milizionär
123
Auer
kaiserl. Oberleutnant
90
Bake
kaiserl. Hauptmann
66
Baum Dr.
kurkölnischer Regierungsadvokat
56, 57
Bergehr
k.k. Vogt von Appenweier
94
Berger Leopold
Schultheiß von Renchen
149, 150
Bernadotte Jean Baptiste
franz. General, der spätere
König Karl von Schweden
16, 25
Berger Valentin
Stabhalter von Sasbach
29
Binder Johann, Kappelrodeck
Landesverteidiger/Milizionär
34
Blavier
kaiserl. Hauptmann
66
Bonaparte Napoleon
8 ff, 9, 20, 22, 96, 102, 147,
149, 151, 152, 154, 158
Bonnier
11
franz. Gesandter in Rastatt
Borsing Joseph, Oppenau
115
von Brea, Baron
kaiserl. Obrist
63, 64
Broß Karl, Oberkappel
Landesverteidiger/Milizionär
123
Brunner Joseph, Gamshurst
Landesverteidiger/Milizionär
123
Brunner Martin, Gamshurst
Landesverteidiger/Milizionär
123
Burger Joseph
Baueranführer aus dem ob. Achertal 51
Csánko Stephan
kaiserl. Husarenkorporal
90
David, Oberachern
Bauernanführer
51
Doleviczény
kaiserl. Oberleutnant
41
Doll Ignatz, Sasbachwalden
Landesverteidiger/Milizionär
123
Egger
kaiserl. Obrist
76, 77, 89
Ell Joseph, Oberachern
Bauernanführer
51
Erhard
Zwölfer in Oberkirch
126
Fabert, Niederachern
k.k. Vogt des Gerichtes Achern
16, 109
Faist Martin, Lauf
Landesverteidiger/Milizionär
79, 123
Faist Mathias
Baueranführer im ob. Achertal 51
Feist Mathias, Oberachern
Bauernanführer
51
Fenner
kaiserl. Obristleutnant
63, 64, 66
Ferdinand, Erzherzog von Österreich
153
Fieß Fidelis, Zusenhofen
Landesverteidiger/Milizionär
150
Fischer
Schultheiß von Oberkirch
120
Franz II. Deutscher Kaiser, als Franz. I. Kaiser von Österreich 20, 21, 95, 96, 103, 150, 152, 153
Frech
166
Stabhalter von Niederachern
54
Fritz Franz, Altschweier
128
Giesler, Rammersweier
Landesverteidiger/Milizionär
79
Gillg Franziskus Michael
Pfarrer von Waldulm
49
von Görger
kaiserl. Generalmajor
19, 61, 65, 69, 74, 76, 78, 80,
84, 86, 89–92, 94, 100–102,
104, 107, 111, 139
Görger Dr. Johann Joseph
Pfarrer von Renchen
142
Gottschling
kaiserl. Obristwachtmeister
63, 66
von Greiffenegg, Reichsfreiherr kaiserl. Regierungsrat
25, 80, 81, 94, 140, 143, 144
Gulatt, Dr. 25, 111, 141
k.k. Oberamtsrat in Offenburg
Haber Friedrich
129
von Hardegg-Glatz, Johann Dominique, Graf kaiserl. Major
87, 89, 104, 111–113, 156
Harsany
86, 89
kaiserl. Obristwachtmeister
Hauser Johann, Gamshurst
142
Hauser Zavery, Sasbachried
Landesverteidiger/Milizionär
79, 123
Haußmann
Baueranführer im ob. Achertal 51
Hebert Andreas
Baueranführer im ob. Achertal 51
Herkules III. Rinaldo, Herzog von Modena (Italien)
153
Hermann Johann, Waldulm
49
Herrmann Joseph, Önsbach
Landesverteidiger/Milizionär
123
Hertig Michel, Bästenbach
Freiwilliger der Landmiliz
122
Hessen-Jockel
Bauernanführer
51
Hladits Stephan
kaiserl. Husarenwachtmeister
90
Hößel Georg, Kappelrodeck
Bauernanführer
51
Hog, Zimmermeister aus Offenburg, Landsturmanführer
105
Huber
k.k. Obervogt in Triberg
22, 25
Huber
Stabhalter von Oppenau
121
Huber Michael, Oberachern
Landesverteidiger/Milizionär
123
Hungerbühler, Gamshurst
Chirurg
121
Illesy
kaiserl. Rittmeister
45
Josephi
kaiserl. Hauptmann
66
Jourdan
franz. General
13, 15, 22, 55, 141, 157
Karl, Erzherzog von Österreich
11, 20-22, 25, 56, 60, 72, 80,
89, 91, 92, 97, 99, 100, 102,
104, 105, 107, 109, 111, 113,
119, 120, 135, 139, 147, 149,
154, 157, 158
Karl Friedrich, Markgraf von Baden
40, 152
Keczer
kaiserl. Rittmeister
90
von Keglevich Johann, Graf
kaiserl. Obrist
66, 92, 93
von Kehsler
kaiserl. Oberleutnant
92
167
Kernler J.
Stabhalter von Bühl
136
von Kesslern
kaiserl. Obristleutnant
66
Kessler Regina, Niederachern
53, 142
Kiefer, Wiedergrün (Durbach)
Rebmann
139
Kienmayr
kaiserl. Feldmarschall-Leutnant
149
Kirscher Franz-Josef, Önsbach
Landesverteidiger/Milizionär
74, 79, 123, 142
Kleinbrod
k.k. Landvogt der Ortenau
80, 81, 83, 106, 111, 124,
Koch Augustin
Landesverteidiger/Milizionär
123
Köbel Xavery, Oberachern
Landesverteidiger/Milizionär
123
von Kospoth, Baron
kaiserl. Feldmarschall-Leutnant
100
Kuczkiewicz Thomas, kaiserl. Wachtmeister
65
Kupferer
Vogt von Erlach
154
Kupka Anton
kaiserl. Husarenkorporal
71
Kurutz Georg
kaiserl. Husarenkorporal
48
Kust Michael, Großweier
138
Lang
kaiserl. Oberleutnant, Adjutant
66
Lang Johann Nep., Ottersweier
Pfarrer
97
Lefebre
franz. General
15
Legrand
franz. General
60, 61, 92
Lehnmüller, Oberachern
Bauernanführer
51
Leopold, Großherzog der Toskana
20
Leval
franz. General
45, 51-54, 92, 124, 143
Leyrandel
franz. General
124
Lichtenauer
Schultheiß von Sasbach
29
Lichtenauer Ludwig
Schultheiß von Oppenau
115, 120, 121
Lindrer Hanns, Bästenbach
Freiwilliger der Landmiliz
122
Liptsey
kaiserl. Leutnant
89
Löffler Joseph, Fautenbach
Landesverteidiger/Milizionär
123
von Löwenberg
kaiserl. Obrist, Landmilizoffizier 79, 89, 90, 115, 119, 120
Ludwig X., Landgraf von Hessen-Darmstadt
153
Mayer Johannes Baptista
Stadtpfarrer von Gengenbach
14
Mayer Valentin, Gamshurst
Landesverteidiger/Milizionär
123
von Meerveldt Griefan, Graf
kaiserl. Generalfeldwachtmeister
Chef der Meerveldt-Ulanen
50, 58, 60, 61, 63-66, 69, 72,
77, 80, 84, 91, 92, 94, 97,
104–106, 109, 110, 120, 124,
147
Meidinger Josef, Nesselried
123, 142
Mer Maria Katharina, Mösbach
142
Metternich, Franz Georg Graf vonkaiserl. Prinzipalkommisar
11, 29
Metz Franz
150
168
Landesverteidiger/Milizionär
Meyer aus Offenburg
Kontingentleutnant d. Landsturms
105
Minderer, Oberkirch
bischöfl.-straßb. Oberamtmann 39, 126, 132, 134, 145
Molnár Albert, kaiserl. Husarenkorporal
90
Montorio
kaiserl. Rittmeister
65
Moreau Jean Victor
franz. General
149, 151, 157
Mortier
franz. General
58, 59
Nádasdy, Graf
kaiserl. Rittmeister
41, 55, 87, 89
Németh Carl von
kaiserl. Kadett
48
von Neuenstein, Leopold, Baron Anführer der Bauern im Achertal
34, 44-46, 49–51, 53, 56, 73,
79, 100, 102, 107, 109–111
(der Sohn von) Oser Zupperian, Gamshurst, Landesverteidiger/Milizionär 123
Peter Franz, Niederachern
Magnat
103
Peter Josef Ignaz, Niederachern
41, 103
Radvánszky
kaiserl. Leutnant
41
Reichert Joseph, Bodersweier
Landesverteidiger/Milizionär
123
von Reichlin, Franz Karl Baron Landmilizkommandant
13, 14, 16, 73, 79, 100–102,
115, 119, 120
Reinbold
Stabhalter von Ottersweier
109
Reménység
kaiserl. Husarenkorporal
48
von Revey, Baron
kaiserl. Rittmeister
65, 69, 72, 89
Reyling Joseph, Oberachern
Krämer
39
Roberjot
franz. Gesandter in Rastatt
11
Rohan-Guéméne René Eduard, Prinz von, Erzbischof von Straßburg
15
Ruth Dr.
k.k. Oberamtsrat in Offenburg
143, 144
Sauer Ignatz
Landesverteidiger/Milizionär
150
Schandermach, Oberachern
Bauernanführer
51
Scheibler Carl von
kaiserl. Oberleutnant
58, 59 ff, 83
Scheiple Michael, Zusenhofen
Landesverteidiger/Milizionär
150
Schmidt Franz
Landesverteidiger/Milizionär
150
Schmidt Jacob, Oberachern
Bauernanführer
51
Schneider Gottfried
Conventuale d. Kl. Allerheiligen
20, 32, 34, 57, 90, 126
Schorty
franz. General
128
Schrempp
Zwölfer in Oberkirch
126
Schwab Franz
Landesverteidiger/Milizionär
150
Schwarz Franz
Landesverteidiger/Milizionär
150
Souham
franz. General
15, 24
Soult
franz. General
24
Specht Anton, Oberachern
Landesverteidiger/Milizionär
79, 123
St. Cyr
franz. General
16, 22
169
St. Suzanne
franz. General
149
Steinhoffer
kaiserl. Oberleutnant
44
Stephan, Kappelrodeck
Bauernanführer
51
Steyrer Carolus, Sasbach
123, 142
Striebel Anton
129
von Summerau, Freiherr Joseph vorderösterr. Landeschef
82, 86
Szombathely
50, 57, 58
kaiserl. Rittmeister
Sztarray, Graf
kaiserl. Feldmarschall-Leutnant
50, 57, 58, 61, 66, 80, 91, 92,
99, 104, 105, 109, 132
Toperczer
kaiserl. Leutnant
48
Vandamme
franz. General
24
Vogt Anton, Oberkirch
123, 142
Vollmer Fidelis, Herztal
Landesverteidiger/Milizionär
150
Wagner
kaiserl. Oberleutnant
66
Wagner Johann, Gamshurst
123, 142
Walderspiel Dominik, Kappelrod. Bierbrauer, Bauernanführer
51
von Westenrath, Graf
kaiserl. Obristleutnant
63, 65, 66
Wetzel
landgräfl.-hess.-darm. Amtsschultheiß
143
Winkler Xaver, Zusenhofen
Landesverteidiger/Milizionär
150
Winter Lorenz, Kappelrodeck
Ochesenwirt, Bauernanführer
46, 51
Wunderbaldinger
kaiserl. Oberleutnant
57
Wurmser Graf Dagobert
kaiserl. Feldmarschall,
1796 Kommandant am Oberrhein
102
Zeller Ferdinand, Niederachern
53, 142
Hinzu kommen:
Kaiserliche Husaren: Allah Joseph (72), Andrejkovits Ivan (72) Baráty Stephan (90) Elte Michael (48)
Fonde Josef (90), Gönchy Georg (44) Gonczol Franz (48), Magyar Michael (48), Manóth (71), Mathée
Thomas (73, 74), Mengwitz Paul (73, 74), Nádas Georg (72), Nagy Ludwicus (72), Némethy Michael (90),
Papp Demeter (74), Papp (90), Rácz Stefan (48), Somogyi Franz (48), Telföldy Franz (72), Tenke Adam
(73, 90), Török Paul (90), Veszek Wentzel (72) und Zabhorák Joseph (74).
Freiwillige der Landmiliz des Gerichts Oppenau: siehe S. 121–122
2. Ortsverzeichnis
Achern (Gericht/Vogtei, -> Niederachern) 16, 106, 107, 109, 112, 121, 123, 128, 129, 135
Achertal, Kapplerthal
16, 30-35, 38, 44, 45, 50, 51, 54, 56, 74, 79, 97, 99, 100, 104,
105, 134
Allerheiligen, Kloster (Lierbach)
16, 20, 25, 33, 34, 69, 90, 153
Altenheim
44, 61 ff, 80
Altschmatt
33
Altschweier
135–138
170
Appenweier
24, 29, 51, 77, 83, 84, 86, 88, 90, 94, 105, 106, 109, 111, 139,
143, 154
Auenheim
14, 15, 57, 128, 141, 145–148
Bad Peterstal
112
Bästenbach (Bad Peterstal)
122
Baiersbronner Tal
22
Basel
15, 157
Berghaupten
105
Biberach/Kinzigtal
29
Bienenbuckel (Oberachern)
30, 35
Bodersweier
80, 123, 140, 145, 147
Bohlsbach
94, 142
Bolzhurst (Legelshurst)
149
Breisach
80, 149
Bühl, Stadt und Oberamt Yberg
40, 41, 135, 136, 138
Bühl (-Dorf) bei Offenburg
83, 94, 95, 132, 142
Bühlertal
138
Campo Formio
11, 152
Darmstadt
25, 143
Donaueschingen
84, 100, 101, 106
Dickteich (Ottenhöfen)
33
Diersheim
10, 77, 134, 140
Dottelbach (Bad Griesbach)
122
Durbach
44, 137
Ebersweier
88, 142
Eckartsweier
80, 120, 141, 147
Ettenheim
15, 141, 148
Ettenheimmünster
153
Ettigswald (Herztal-Meißenbühl/Bottenau) 69, 72
Fautenbach
30, 59, 74, 107, 123
Fernach 69
Freistett
137, 140
Freudenstadt
16, 23, 80, 100, 133
Freyersbach (Bad Peterstal)
122
Gaggenau
142
Gaisbach
42, 56, 57
Gamshurst
43, 44, 57, 76, 87, 121, 123
Glashütte (Lauf)
16
Gengenbach
14, 44, 61, 63, 153
Goldscheuer
66, 81, 94, 147
171
Gotteswalder Feld (Offenburg)
32
Gotteswalder Hof (Waltersweier)
147
Gottswald (Weier, Griesheim)
83, 94, 95
Grauelsbaum
140
Griesheim
80, 83, 86, 94, 142, 143, 149
Großweier
15, 66
Harmersbachtal (Reichstal)
115
Hausgereut
140
Hatzenweier
138
Hausach
135
Helmlingen
76, 87, 140
Herztal (Bottenau/Nußbach)
150
Hesselhurst
141
Hohbühn
76
Hohenlinden in Oberbayern
151, 158
Hohnhurst
141
Holzhausen
140
Hornberg
22
Hubacker (Lautenbach)
46, 69
Hüningen im Oberelsaß, bei Basel
13, 15, 157
Ichenheim
59, 63
Kappel am Rhein
148
Kappelrodeck (Kappel, Kappel unter Rodeck, Unterkappel
33, 34, 38-40, 44-56, 69, 76, 88, 90, 97, 100, 101, 107,
111­–113, 115, 133, 154
Kappelwindeck
138
Karlsruhe
19, 41
Kehl
14–16, 24, 57, 61, 64, 66, 80, 84, 94, 105, 106, 112, 115, 120,
136, 139, 142, 145, 146, 149, 157
Kinzigtal
16, 22, 80, 91, 149, 153
Klothen (bei Zürich)
107
Kniebis
16, 23, 86, 133
Kork
92, 141, 143, 145
Krautschollen (Oberkirch)
69
Langhurst
94
Lauf
16, 40, 55, 79, 100, 101, 107, 123, 143
Lautenbach
45, 46, 50, 69
Lautenburg im nördlichen Elsaß
13
Legelshurst
66, 141, 147, 149, 150, 154
Leiberstung
138
Leutesheim
140
172
Lichtenau
76, 140
Lierbach
132
Lindelsberg
33
Linx
77, 140
Lunéville in Lothringen
151, 152, 158
Maisach
132
Mannheim
26, 147, 149, 157
Marengo in Oberitalien
151, 158
Marlen
80, 81, 82, 94
Memprechtshofen
76, 140
Moos
41, 76
Mösbach
48, 90, 142
Muckenschopf
57, 76, 140
Müllen
150
Müllenbach
138
Mummelsee 33
Neufreistett
76
Neusatz
138
Neumühl
80, 142, 145–147
Neuweier
138
Niederachern, Unterachern (Gemeinde)
16, 30, 39, 41–43, 53, 54, 56, 107, 113, 137, 142, 147
Niederschopfheim
59
Nußbach
69, 73, 86, 87, 88, 102, 142, 147, 149
Oberachern
35–37, 39, 48, 49, 51, 52, 53, 74, 79, 100, 102, 107, 113, 115,
123
Oberkappel (= ob. Achertal)
32, 39, 123
Oberkirch
20, 23, 24, 29, 41, 42, 46, 56, 57, 61, 63, 65, 68–70, 86, 87, 90,
104, 106, 107, 110, 112, 115, 120, 123, 124, 126, 129, 130,
132–134, 141, 142, 145, 146–148, 150
Obersasbach
154
Ödsbach
69
Önsbach
74, 79, 123, 142
Offenburg
13, 14, 24, 25, 32, 59–61 ff, 80–85, 90–92, 94, 104–106, 111,
124, 127, 135, 139, 149, 153
Oppenau (Stadt, Gericht, Heimburgertum) 16, 19, 22, 23, 29, 34, 57, 69, 80, 86, 89, 91, 104, 111, 112,
114, 115, 119–121, 126, 127, 132, 133, 141, 150
Ortenberg
63, 64, 66, 92, 93, 143
Ostrach in Württemberg
20, 22, 97, 124, 157
Ottersweier
97, 102, 106, 107, 109, 112
Philippsburg
16, 147, 149, 157
Rammersweier
79
173
Rappenhof (Eckartsweier/Sundheim)
81, 120
Rastatt
3, 11, 12, 14, 19, 29, 76, 83, 84, 91, 126, 136, 157
Regensburg
15, 152
Renchen
24, 43, 73, 79, 84, 87–90, 112, 133, 142, 149, 150
Renchtal
16, 22, 39, 44, 45, 49, 55, 56, 68, 69ff, 78, 80, 86, 104, 112,
115, 126, 127, 129, 132, 150
Rheinbischofsheim
29, 76, 84, 86, 88, 140, 145, 149
Rüstenbach (Lautenbach)
51
Robertsau im Elsaß
146
Sand
141
Sasbach
26, 29, 30, 107, 112, 121, 123, 128, 133–135, 142, 154–156
Sasbachried
79, 102, 123, 154
Sasbachtal
45, 56, 74, 134
Sasbachwalden
39, 100, 123, 154
Schaffhausen
13
Schelzberg (Sasbachwalden)
39
Scherzheim
78, 140
Schlettstadt
13
Schloß Rodeck (Kappelrodeck)
38
Schutterwald
94
Schwarzach
153
Seebach
33
Söllingen
138
Sohlberg (Ottenhöfen, Lautenbach)
33, 50
Sundheim
81, 136
Stadelhofen
74, 87, 88, 147
Staufenberg (badisches Amt)
134, 139
Steig (Lautenbach)
33, 69
Steinbach
76
Stockach
20–22, 115, 124, 157
Straßburg
13, 14, 29, 41, 46, 54, 60, 83, 84, 106, 126, 146, 150
Ulm (bei Oberkirch)
50, 57, 73, 74, 80, 87, 88, 100, 112, 133, 147
Ulmhardt (Mösbach, Waldulm, Renchen) 32, 69
Unterwasser (Ottenhöfen)
33
Unzhurst
138
Urloffen
24, 74, 80, 86, 94, 147, 150
Ursula-Kapelle (Lierbach/Allerheiligen)
33, 49
Tiergarten
69
Triberg
22, 25, 30
Tübingen
133
174
Varnhalt
138
Villingen
22, 88
Wagshurst
84
Waldmatt
138
Waldulm
39, 41, 44, 49, 51, 53, 97, 107
Waltersweier
32, 94, 95, 147
Weier
94, 119, 142
Weitenung
138
Wien
94, 158
Wiedergrün (Durbach)
139
Wildsee (beim Ruhestein)
33
Wilde Rench (Bad Griesbach)
132
Willstätt
65, 80, 94, 140, 141, 143, 147
Windschläg
77, 83, 86, 94, 142
Winterbach
69, 51
Wolfach
115
Zell am Harmersbach
153
Zell-Weierbach
153
Zierolshofen
140
Zimmern (bei Urloffen)
60, 73, 80, 84, 90
Zusenhofen 88, 150
3. Landes- und Staatenverzeichnis
Markgrafschaft Baden
(später Kurfürsten-/Großherzogtum)
41, 91, 143, 153, 154
Kurfürstentum Bayern
13, 150
Deutsches (Kaiser-) Reich
11, 13, 152
Elsaß
61, 82, 91
Französische Republik
8 ff
Freies Reichstal Harmersbach
115, 153
Landgrafschaft Hessen-Darmstadt (Hanau-
25, 38, 76, 78, 80, 94, 137, 143, 150
Lichtenberg/Hanauerland)
153
Italien
8, 13, 147, 149, 150, 157, 158
Hochstift (Bistum) Mainz
153
Ortenau (historische Landschaft)
1 ff
Ortenau (kaiserliche Landvogtei)
16, 25, 79, 80, 81, 82, 94, 97, 106, 111, 135, 139, 140,
141, 144, 145, 152, 153
Österreich
8 ff
Kurfürstentum Pfalz
119, 152
175
Königreich Preußen
8, 10, 104
Reichsritterschaft Ortenau
45, 127, 153
Kaiserreich Rußland
10, 11, 13, 14, 27, 150, 157, 158
Schweizerische Eidgenossenschaft
13, 63, 107, 120, 147, 149, 157, 158
Hochstift (Bistum) Straßburg
15, 16, 25, 44, 153
Vorderösterreichische Lande
13, 16, 25, 86, 99, 102, 106, 111, 140, 153
Hochstift (Bistum) Worms
153
Herzogtum Württemberg
16.22. 132
176
Quellenverzeichnis
1)
Zu den drei Koaltionskriegen zwischen der Franz. Republik und verschiedenen Koalitionen,
welche unter dieser Bezeichnung in die Geschichte eingingen, zählen auch die anderen kriegerischen Auseinandersetzungen mit Frankreich unter der Führung Napoleons. Schließlich
werden folgende Kriege so bezeichnet:
1. Koalitionskrieg 1792–1797, 2. Koalitionskrieg 1799–1802, 3. Koalitionskrieg 1805/1806, 4.
Koalitionskrieg 1806/07, außerdem in Spanien 1808–1814, gegen Österreich 1809 und Rußland 1812, und schließlich der 5. Koalitionskrieg 1813–1815 (Befreiungskriege).
2)
Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh 1997
3)
„Unter dem Greifen“ – Altbadisches Militär von der Vereinigung der Markgrafschaften bis
zur Reichsgründung 1771–1871, Rastatt 1984 – S. 19/20; Dr. Erwin Dittler – „Die Jahre der
Franz. Revolution und der Napoleonischen Kriege“ (1789–1816) in „Land am Rhein und
Schwarzwald“, Hsg. Kurt Klein, 1980, S. 120; Gerhard Herm – „Glanz und Niedergang des
Hauses Habsburg“ Düsseldorf 1991 – S. 227/228; Wolfgang Hug – „Geschichte Badens“,
Stuttgart 1991 S. 194/195; Paul Sauer – „Napoleons Adler über Württemberg, Baden und
Hohenzollern“, 1987, S. 39.
4)
Neben diesen drei Staaten (Rußland schied später aus) bildeten noch Portugal, Neapel und
die Türkei diese Koalition. Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh 1997
5)
Baron Franz Karl Reichlin (1759–1832) entstammte einem österreichischen Adelsgeschlecht
und war österreichischer Hauptmann; er übernahm als letzter Reichlin von seinem Großvater Johann Christoph Reichlin von Meldegg das Schlößle zu Weier bei Offenburg („Die
Ortenau“ 21/1934).
6)
Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA): Breisgau Generalia/79/1401
7)
GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401; Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799
18/127
8)
Stadtarchiv Offenburg: Ratsprotokolle 1799/96
9)
Augustin Kast: „Der Niederschlag der franz. Revolutionskriege in den Gengenbacher Kirchenbüchern“, „Die Ortenau“ 28/1941, zitiert von Karl Hans „Die Geschichte der Ortenau“
Bd. 1, Seite 94; Pfarrer Mayer war Benediktinermönch der Reichsabtei Gengenbach und
Stadtpfarrer von 1792–1807, mitgteilt von Julius Roschach, Gengenbach.
10)
Jörg Sieger – „Kardinal im Schatten der Revolution“, Kehl/Straßburg/Basel 1986, S. 307, 72.
– Kardinal Rohan verließ im Juli 1790 seine bisherige Residenz im elsässischen Zabern und
befand sich seit diesem Zeitpunkt im Exil in Ettenheim.
11)
Wilhelm Gräßlin – „Vom Rhein zum Schwarzwald“ – Der Kreis Kehl, 1960, S. 50, Dr. Johannes
Beinert – „Geschichte des bad. Hanauerlandes unter Berücksichtigung Kehls“, 1909, S. 338.
12)
Jean Baptiste Bernadotte, König Karl XIV. Johann von Schweden und Norwegen
1818—1844,* 26. 1. 1763 Pau, Südfrankreich, † 8. 3. 1844 Stockholm; Bernadotte heiratete
1798 Désirée Clary und wurde 1804 Marschall im Heer Napoléons I. (Bonaparte). 1810 wählte ihn der schwedische Reichstag, der sich die Wiedergewinnung Finnlands erhoffte, zum
Thronfolger, 1814 wurde er König und erzwang die Abtretung Norwegens von Dänemark.
Seine reformfeindliche Herrschaft forderte eine starke Opposition heraus, jedoch förderte er
die wirtschaftliche und militärische Entwicklung in beiden Ländern. Das heute regierende
177
Königshaus sind Nachkommen Karl XIV.; Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh 1997.
13)
Adolf Hirth – „Ortschronik Waldulm“, 1994
14)
Stadtarchiv Achern: Rechnungsbuch 1800/36
15)
Dr. Erwin Dittler – „Die Jahre der Franz. Revolution ...“, 1980, S. 118
16)
Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/71
17)
Gründzüge der dt. Militärgeschichte, Bd. 1, Freiburg 1993, S. 100–101; „Die österreichische
Armee 1700–1867“, S. 245 ff., Wehrgeschichtliches Museum (WGM) Rastatt.
18)
GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (Fac. 1055)
19)
Geschichte des k. u. k. Husaren-Rgts. Wilhelm II. König von Württemberg Nr. 6, zug.-gest.
von Cajetan Pizzighelli, Rzeszów (Polnisch-Galizien) 1897., Österreichisches Staatsarchiv
– Kriegsarchiv Wien
20)
„Schicksal des Klosters Allerheiligen und Mittelbadens während der Koalitionskriege Nach den Aufzeichnungen des Conventualen Gottfried Schneider“, Teil II, „Die Ortenau“
14/1927
21)
Handbuch zur dt. Militärgeschichte, Bd. 1, Hsg: Militärgeschichtliches Forschungsamt München, 1979, S. 88/89; Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh 1997.
22)
Dr. Erwin Dittler – „Die Jahre der Franz. Revolution ...“, 1980, S. 120
23)
GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401
24)
GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (980) und (981)
25)
Josef Börsig – „Geschichte des Oppenauer Tales“, 1951, S. 391/392
26)
Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/50
27)
Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/58
28)
GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401
29)
Histoire Critique et Militaire des Guerres da la Révolution Bd. 11, Paris 1822, WGM Rastatt
30)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/106
31)
General Vandamme überschritt den Rhein nach der Hauptarmee zusammen mit den Reservetruppen; zitiert von Dr. Johannes Beinert – „Geschichte des bad. Hanauerlandes unter
Berücksichtigung Kehls“, 1909, S. 338.
32)
In der Akte wird der Ort als „Offernbach“ bezeichnet. Aufgrund der räumliche Zusammengehörigkeit aller Orte und auch der Stärke der Truppen kann es sich nur um Offenburg
handeln.
33)
Stadtarchiv Offenburg: Ratsprotokolle 1799/174
34)
GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1881)
35)
Ignaz Peter – „Jugenderinnerungen eines badischen Achtundvierzigers in den Jahren
1789–1819“, S. 82, zur Verfügung gestellt von Pfarrer i.R. Gerhard Lötsch, Oberachern.
36)
Otto Rusch – Geschichte der Stadt Kehl und des Hanauerlandes, 1928, S. 155.
37)
Adolf Hirth ­– „Das Saschwaller Buch (Ortschronik von Sasbachwalden)“, 1997, GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (980), Heinz G. Huber – „Ortschronik von Nußbach“.
178
38)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/106
39)
Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/39
40)
Gemeindearchiv Sasbach: IX Militär- und Kriegssachen 1527/48
41)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/81 1/3
42)
Ignaz Peter – „Jugenderinnerungen ...“, S. 82
43)
GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1021)
44)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/154 1/4
45)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/88 1/4
46)
Stadtarchiv Offenburg - Ratsprotokolle 1799/198 und 257
47)
„Ulmhard“ = Waldstück zwischen Mösbach und Waldulm, am südlichen Eingang des Achertals gelegen.
48)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/88 1/4
49)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/154 1/4
50)
„Steig“ = Gewann am Fuße des Sohlberges im Sulzbachtale, Gemarkung Lautenbach;
„Liedelsberg“ = Gewann der Gemarkung Ottenhöfen zwischen dem Sohlberg und der „Ursula-Kapelle“; „Altschmatt“ = Ortsteil der Gemarkung Lautenbach; „Sohlberg“ = Ortsteil der
Gemarkungen Lautenbach und Ottenhöfen
51)
Seit 1798 das 11. Dragonerregiment, wallonischer (belgischer) Herkunft. Chef des Regiments
wurde 1792 Feldmarschall-Leutnant Graf Maximilian von Baillet-Latour (während des Siebenjährigen Krieges u. a. Feldmarschall-Leutnant Fürst Ferdinand von Ligne). Das Regiment
ist diesbezüglich einzigartig, weil nur ihm für die 1790 gezeigte Kaiser-Treue das Recht eingeräumt war, mit dem gezogenen Säbel in die Wiener Hofburg einzuziehen. Außerdem war es
maßgeblich am Sieg der Österreicher über die Preußen bei Kolin 1757 beteiligt. (Liliane und
Fred Funckn – „Hist. Uniformen 18. Jahrhundert Bd. 2.“ 1978, S. 108–110); ÖSA-KA Wien: Alte
Feldakten/1799/Deutschland/4/81 1/3.
52)
Adolf Hirth – „Kappelrodeck-Ortschronik“, 1999
53)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/81 1/3
54)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/106: Brief von Generalmajor Kospoth an
Erzherzog Carl v. 17.4.1799
55)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/123 1/2
56)
„Bienenbuckel“, auch „Bienenberg“ genannt = erste Erhebung des Schwarzwaldes am
nördlichen Ausgang des Achertals, 318 m. ü. M. Der „Jockele-Guck“ erhielt seinen Namen von
einem Wächter, der – so die überlieferte Sage – vermutlich zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges bei der Ausübung seines Dienstes eingeschlafen war und mit der Aufforderung „Jockele!
Guck!“ wieder aufgeweckt wurde.
57)
„Lärmestang“ vom alem. „lärmen“ = großen Krach machen. Bezeichnung für den Gipfel des
Bienenbuckels. Im Gegensatz zu Adolf Hirth’s Chroniken von Waldulm und Kappelrodeck
befand sich dort entsprechend der mündlichen Überlieferung die „Lärmestang“.
58)
„Ladstatt“ = altes Gewann der Gemarkung Kappelrodeck, heute am Ortsausgang in Richtung
Furschenbach zwischen der Hauptstraße und der Achertalbahn (mitgeteilt von der Gemein-
179
deverwaltung Kappelrodeck).
59)
= mündliche Überlieferung
60)
Ignaz Peter – „Jugenderinnerungen ...“, S. 83
61)
Adolf Hirth – „Ortschronik Waldulm“, 1994
62)
Adolf Hirth – „Das Saschwaller Buch (Ortschronik von Sasbachwalden)“, 1997
63)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/123 1/2
64)
Adolf Hirth – „Ortschronik Waldulm“, 1994, sowie Karl Sachs – „Schicksal des Klosters Allerheiligen ...“, Teil II, „Die Ortenau“ 14/1927
65)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/106
66)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/88 1/4
67)
Ignaz Peter - „Jugenderinnerungen ...“, S. 83
68)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/88 1/4
69)
Markgraf Karl Friedrich von Baden, * 22. 11. 1728 Karlsruhe, † 10. 6. 1770) 811 Karlsruhe;
Sohn des Erbprinzen Friedrich (* 1703, † 1732). Karl Friedrich war von 1738–1771 Markgraf
von Baden-Durlach (bis 1746 unter Vormundschaft seines Oheims), seit 1771 auch Markgraf
der vereinigten Markgrafschaft Baden, Kurfürst 1803, Großherzog 1806–1811; Bertelsmann
Lexikon Verlag, Gütersloh 1997
70)
Paul Sauer – „Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern“, 1987
71)
Geschichte des k. u. k. Husaren-Rgts. Nr. 6, Rzeszów 1897; sowie ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/123 1/2.
72)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/154 1/4
73)
Ignaz Peter – „Jugenderinnerungen ...“, S. 84/85
74)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/123 1/2.
75)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/154 1/4
76)
„Denkwürdigkeiten der zwey Feldzüge Großherzogl. Bad. Truppen im Elsaße“, teilweise
abgedruckt als „Anekdoten aus dem Verteidigungskrieg des Bühler-Achertals 1799“, „Die
Ortenau“ 10/1923
77)
Geschichte des k. u. k. Husaren-Rgts. Nr. 6, Rzeszów 1897.
78)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/154 1/4
79)
Adolf Hirth – „Ortschronik Waldulm“, 1994; in dem Brief des Feldzeugmeisters Graf Sztaray
an Erzherzog Carl werden allerdings nur zwei Kanonen genannt (ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/5/142)
80)
Julius Kindler von Knobloch/Otmar Freiherr von Storzingen – „Oberbad. Geschlechterbuch
Bd. 3“, 1919, S. 206 ff; Stiftung Dt. Adelsarchiv – „Genealogisches Handbuch des Adels Bd. IX“,
S. 382/383, Limburg 1998; Neuensteiner Besitz: Johannes Mühlan – „Burgen des Renchtals“,
Vortrag für die Mitgliedergruppe Achern des Hist. Vereins für Mittelbaden am 22. 11. 1996.
Adolf Hirth geht in seiner Chronik von Kappelrodeck (1999) von Friedrich Maximilian Anton
von Neuenstein, einem Vetter Leopold von Neuensteins, als Anführer der Achertäler aus.
Dies ist allerdings wenig wahrscheinlich, denn jener war fürstbischöflich-eichstädtischer
180
Kammerherr, während Leopold von Neuenstein als Stadtrat von Straßburg nach Deutschland
emigrierte. Deshalb kann es sich hier nur um Leopld von Neuenstein handeln; siehe auch
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/81 1/3.
81)
Abbildung des Neuenstein-Wappens in Adolf Hirth – „Kappelrodeck-Ortschronik“, 1999.
82)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/4/81 1/3.
83)
Hans-Martin Pillin – „Achern – Eine Stadt und seine Geschichte“, 1997;
Adolf Hirth – „Ortschronik Waldulm“, 1994
84)
Geschichte des k. u. k. Husaren-Rgts. Nr. 6, Rzeszów 1897.
85)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/5/142
86)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/5/142
87)
Geschichte des k. u. k. Husaren-Rgts. Nr. 6, Rzeszów 1897. Das Gefecht ist außerdem als Artikel in der „Frankfurter Reichs-Ober-Post-Amts-Zeitung“ vom 8. Juni 1799 beschrieben, zitiert
von Adolf Hirth in der Ortschronik Waldulm, 1994; Conventuale Gottfried Schneider nennt
allerdings eine Zahl von 8 Häusern und 5 Scheunen („Die Ortenau“ 14/1927).
88)
Andreas Glatz/Solveig Rieder – „Kath. Pfarrkirche St. Albin Waldulm – Chronik 1487–1888–
1988“, 1988
89)
Stelle oberhalb des ehem. Klosters Allerheiligen auf Gemarkung Lierbach (an der Grenze zu
Ottenhöfen). Hier stand früher eine Kapelle zum Gedenken an die Hl. Ursula, eine Märtyrerin.
90)
Karl Sachs – „Schicksal des Klosters Allerheiligen ...“, Teil II, „Die Ortenau“ 14/1927
91)
Hierbei handelt es sich mit Sicherheit um die Papiermühle, aus der später zusammen mit der
benachbarten Sägemühle die Bindfadenfabrik entstand. Zum einen liegt sie verhältnismäßig
nahe an Kappelrodeck und zum anderen am geplanten Rückzugsweg der Franzosen; Karl
Sachs – „Schicksal des Klosters Allerheiligen ...“, Teil II, „Die Ortenau“ 14/1927
92)
Adolf Hirth ­– „Kappelrodeck-Ortschronik“, 1999
93)
Johannes Künzig – „Schwarzwald-Sagen“, Eugen Diederichs Verlag 1930/65, S. 323, zur
Verfügung gestellt von Bernhard Keller, Oberachern.
94)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/6/223
95)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/5/142
96)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/5/131 c
97)
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/5/131 c
98)
Karl Sachs - „Schicksal des Klosters Allerheiligen ...“, Teil II, „Die Ortenau“ 14/1927
„Winterbach“ = bis in die Dreißigerjahre selbständige Gemeinde, heute Ortsteil von Oberkirch und Lautenbach
99)
„Denkwürdigkeiten der zwey Feldzüge Großherzogl. Bad. Truppen im Elsaße“, „Die Ortenau“ 10/1923
100) GLA Karlsruhe: Karlsruhe 229/76841, Oberachern, Kriegssachen
101) „Denkwürdigkeiten der zwey Feldzüge Großherzogl. Bad. Truppen im Elsaße“, „Die Ortenau“ 10/1923; Namen der Erschossenen in Unterachern gemäß den Kirchenbüchern der
181
Pfarrei „Unsere Liebe Frau“ Achern, mitgeteilt von Erich Strack, Sasbachried.
102) Ignaz Peter – „Jugenderinnerungen ...“, S. 86–87
103) Ignaz Peter – „Jugenderinnerungen ...“, S. 83
104) „Denkwürdigkeiten der zwey Feldzüge Großherzogl. Bad. Truppen im Elsaße“, „Die Ortenau“ 10/1923 sowie Johannes Künzig: „Schwarzwald-Sagen“ 1930, Neuauflage Freiburg
1965, S. 323
105) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/69 und 70
106) ÖSA-KA: Alte/Feldakten/1799/Oberrhein/6/37
107) „Der Renchtäler“ vom 26. Mai 1899, zur Verfügung gestellt von Heinz G. Huber, Nußbach.
108) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/6/105
109) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/6/174
110) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/5/131 a
111) Kirchenbücher des Kath. Pfarramtes Fautenbach, Eintragung mitgeteilt von Erich Strack,
Sasbachried.
112) Reiterregimenter der k.k. österr. Armee, Bd. 3 (Ulanen-Rgt. Nr. 1), Wien 1863, S. 15 und 16,
WGM Rastatt.
113) Précis de Evénemens Militaires on Essais Historiques 1795–1814 Bd. 1, Paris 1817, WGM
Rastatt
114) „Wurmser Freicorps“: benannt nach Graf Dagobert Wurmser auf Vendenheim, kaiserlicher
Feldmarschall, befehligte während des 1. Koaltionskrieges (1794/95) die aus österreichischen Truppen und Einheiten des „Schwäbischen Kreises“ bestehende Oberrheinarmee;
ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/6/223
115) ÖSA-KA Wien: Hofkriegsakten/6/45
116) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/6/223
117) Geschichte des k. u. k. Husaren-Rgts. Nr. 6, Rzeszów 1897; ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/
Deutschland/6/223 und Hofkriegsakten/1799/6/45.
118) lt. Knötel/Sieg – „Handbuch der Uniformkunde“, 1937
119) Gewann der ehem. Gemarkung Herztal-Meißenbühl, heutige Gemarkung Bottenau. Das
Gewann liegt direkt an der Rench, zwischen der Gemarkung Nußbach und der ehem. Gemarkung Fernach (heute Oberkirch), Staatliches Vermessungsamt Offenburg, Gemarkungsatlas
Herzthal-Maisenbühl 1857–1859.
120) „Krautschollen“ = Gewann der Gemarkung Oberkirch, am Stadtrand in Richtung Ringelbach.
121) Reiterregimenter der k.k. österr. Armee, Bd. 1 (1. Husarenrgt.), S. 8, Wien 1863, WGM
Rastatt
122) „Special-Geschichte der Militärgrenze IV. Band“, bearbeitet von Fr. Vanícek, Wien 1875, ÖSAKA Wien.
123) Eintragung mitgeteilt von Erich Strack, Sasbachried.
124) ÖSA-KA Wien: Hofkriegsakten/6/45, Alte Feldakten/1799/Deutschland/6/223
182
125) Stadtarchiv Rheinau: Bestand Gemeindearchiv Diersheim – Rechungsbuch und -beilagen
1799 (zur Verfüg. gest. vom Vereins für Ortsgeschichte Diersheim).
126) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/6/223
127) Wird in den GLA-Akten mit dem Namen „Kirchner“ bezeichnet. War in Önsbach wohnhaft,
wurde aber in das Fautenbacher Sterbebuch eingetragen; Adolf Hirth – „Kappelrodeck-Ortschronik“, 1999; GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1548)
128) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/6/223
129) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1534)
130) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1534)
131) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1534)
132) Freiherr Joseph von Summerau, vorderösterreichischer Regierungspräsident
133) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401
134) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1548)
135) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/7/48
136) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1702)
137) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/7/28
138) Geschichte des k. u. k. Husaren-Rgts. Nr. 6, Rzeszów 1897.
139) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/7/28
140) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/7/28
141) Karl Sachs – „Schicksal des Klosters Allerheiligen ...“, Teil II, „Die Ortenau“ 14/1927
142) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/74
143) Bezeichnungen österreichischer Infanterie-Regimente: „Ligne“ = 30. Regiment „Fürst de Ligne“ wallonischer (d. h. belgischer) Herkunft; „Württemberg“ = 38. Rgt. „Herzog Ferdinand
von Württemberg“ ungarischer Herkunft
144) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/7/48
145) Stadtarchiv Offenburg – Ratsprotokolle 1799/208, 226 und 235
146) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/7/48
147) Manfred Krebs – „Politische und kirchliche Geschichte der Ortenau“, „Die Ortenau“
40/1960, S. 236; Reiterregimenter der k.k. österr. Armee, Bd. 1 (1. Husarenrgt.), Wien 1863,
S. 8, WGM Rastatt.
148) Stadtarchiv Offenburg - Ratsprotokolle 1799/237
149) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1605)
150) ÖSA-KA Wien: Hofkriegsakten/7/16, GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1881)
151) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1881)
152) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (2059, 2093)
153) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1802)
183
154) Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh 1997.
155) Ignaz Peter – „Jugenderinnerungen ...“, Seite 81/82
156) Adolf Hirth – „Kappelrodeck-Ortschronik“, 1999
157) Pfarrarchiv Urloffen, Kopie des Kirchenbuches erhalten von Karl Maier, Appenweier.
158) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/3
159) ÖSA-KA Wien: Bericht über die Kämpfe 1799, Alte Feldakten/1799/Oberrhein/6/37
160) Siehe auch Hans-Martin Pillin – „Auswirkungen der Französischen Revolution auf die beiden
Gemeinden Unter- und Oberachern im Jahre 1789“, „Die Ortenau“ 76/1996.
161) ÖSA-KA Wien: Bericht über die Kämpfe 1799, Alte Feldakten/1799/Oberrhein/6/37
162) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/5/131 c
163) ÖSA-KA: Alte/Feldakten/1799/Oberrhein/6/37
164) ÖSA-KA: Alte/Feldakten/1799/Oberrhein/6/37
165) „Handbuch zur dt. Militärgeschichte, Bd. 1“, Hsg: Militärgeschichtliches Forschungsamt
München, 1979, S. 114–116; „Deutsche Militärgeschichte 1648–1939, Bd. 1“, Abschnitt II
– Rainer Wohlfeil – „Das Militärwesen Österreichs im Zeichen der Volksbewaffnung“, S.
78–80.
166) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/7/114
167) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/73
168) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/76
169) Stadtarchiv Offenburg – Ratsprotokolle 1799/314, 316, 318 und 313; Anmerkung: Bei diesen
Kavalleristen kann es sich nur um die Ulanen handeln, denn Meerveldt war ihr Regimentskommandeur.
170) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/7/114, GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1859)
171) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1859, 1702)
172) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/7/114, GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1702)
173) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/7/114, GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1940)
174) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1940)
175) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/7/114
176) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/7/114, GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1940)
177) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/78
178) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1940)
179) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1918)
180) Paul Sauer – „Napoleons Adler über Württemberg, Baden u. Hohenzollern“, 1987
184
181) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/86
182) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/86
183) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/88
184) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/86
185) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/88
186) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/94
187) Dr. Erwin Dittler – „Die Jahre der Franz. Revolution und der Napoleonischen Kriege“
(1789–1816), in: „Land am Rhein und Schwarzwald“, Hsg. Kurt Klein, 1980, S. 120; Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/94 und 118
188) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/124, 89 und 83
189) Diesbezüglich ist vom Gericht Oppenau bekannt, daß es mit dieser Wahl nicht einverstanden
war, weil der Bürgerschaft zugesichert worden war, daß sie ihren Kommandanten selbst
wählen darf. Baron von Reichlin hatte anscheinend drei Jahre zuvor das Vertrauen der Bevölkerung verloren, aus welchem Grund ist allerdings nicht bekannt. Stadtarchiv Oppenau:
026/6 Kriegslasten 1799 18/109 und 137
190) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/93
191) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/133
192) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/123 + 133
193) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/125
194) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18, vom 15. 12. 1799
195) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/127
196) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18 (ohne lfd. Nummer)
197) Heimburgertum = damals auf kommunaler Ebene das Gebiet des Hauptortes Oppenau innerhalb des Gerichtsverbandes; Freyersbach und Bästenbach – damals Rotten (Nachbarschaftsverbände, Talschaften) des Gerichtes Oppenau, heute Ortsteile von Bad Peterstal; Döttelbach
– dto., heute Ortsteile von Bad Griesbach.
198) „Milben“ = heute „Mülben“, Ortsteil von Bad Griesbach.
199) Quellen: Kirchenbücher von Achern, Fautenbach, Gamshurst (Erich Strack, Sasbachried)
und Nußbach. Die Nußbacher Eintragungen wurden mitgeteilt von Heinz G. Huber, Nußbach; der Gefallene Carolus Steyrer – Gemeindearchiv Sasbach IX/1527/59; andere bereits
genannte Quellen.
200) Gemeindearchiv Sasbach IX/1527/58
201) ÖSA-KA Wien: Alte Feldakten/1799/Deutschland/7/72, GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1548)
202) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/60
203) Der Conventuale des Klosters Allerheiligen berichtet allerdings von insgesamt 13 Personen,
in Karl Sachs – „Schicksal des Klosters Allerheiligen ...“, Teil II, „Die Ortenau“ 14/1927
204) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/61,63 und 66, Karl Sachs – „Schicksal des
Klosters Allerheiligen ...“, Teil II, „Die Ortenau“ 14/1927
185
205) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/66
206) Stadtarchiv Offenburg: Ratsprotokolle 1799/184, 186, 269 und 283
207) 1) Stadtarchiv Bühl: Bestand Gemeindearchiv Altschweier 1316/3; 2) Stadtarchiv Achern
Rechnungsbuch 1799/19; 3) Gemeindearchiv Sasbach IX/1526/35, 4) Gemeindearchiv Sasbach IX/1527/65.
208) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/138
209) (Wilde) Rench – damals Rotte des Gerichtes Oppenau, heute Ortsteil von Bad Griesbach.
210) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/77
211) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/69
212) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/74
213) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/81
214) Gemeindearchiv Durbach – Rechnungsunterlagen 1799
215) Die Ortsangabe „Achern“ war damals die Bezeichnung für den gesamten Gerichtsverband;
die heutige Stadt Achern wurde damals i.d.R. noch als Nieder- oder Unterachern bezeichnet.
Deshalb kann hier nicht exakt bestimmt werden, wo die Landmilizionäre versorgt wurden.
216) Stadtarchiv Rheinau – Bestand Gemeindearchiv Diersheim – Rechungsbuch und -beilagen
1799 (zur Verfüg. gest. vom Vereins für Ortsgeschichte Diersheim), Gemeindearchiv Sasbach
IX/1527, 1528; Stadtarchiv Offenburg - Ratsprotokolle 1799/369
217) Stadtarchiv Offenburg: Ratsprotokolle 1799/396 und 406
218) Stadtarchiv Bühl: Bestand Gemeindearchiv Altschweier 1316/7
219) „Chronik der Stadt Rheinau“ von Nikolaus Honold und Kurt Schütt, S. 105.
220) „Chronik der Stadt Rheinau“ von Nikolaus Honold und Kurt Schütt, S. 105.
221) Stadtarchiv Achern: Rechnungsbuch 1799/10 1/2; Einwohnerzahl im Jahre 1809 entnommen in Karl Hanß – „Geschichte der Ortenau“ Bd. 3, S. 210
222) Wappenbuch des Landkreises Bühl, 1964, S. 44.
223) Stadtarchiv Bühl: Bestand Gemeindearchiv Altschweier 1316/3,10, 12 und 13 sowie Bühl-Alt
1412 Militärverpflegungsrechnung
224) Stadtarchiv Bühl: BH-Alt 1412 – Militärverpflegungsrechung nach Neujahr 1801
225) GLA Karlsruhe: Amt Bühl/134/224.
226) Wiedergrün = Ortsteil der Gemarkung Durbach, an der Grenze zu Nesselried gelegen.
227) Gemeindearchiv Durbach: Rechnungsunterlagen 1799
228) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1881)
229) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (2093)
230) Nikolaus Honold/Kurt Schütt – „Chronik der Stadt Rheinau“, S. 105, sowie Dr. Johannes
Beinert – „Geschichte des bad. Hanauerlandes ...“, 1909, S. 341/342.
231) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/56
232) Quellen: Kirchenbücher von Achern, Fautenbach, Gamshurst (Erich Strack, Sasbachried)
186
und Nußbach. Die Nußbacher Eintragungen wurden mitgeteilt von Heinz G. Huber, Nußbach; der Gefallene Carolus Steyrer – Gemeindearchiv Sasbach IX/1527/59.
233) Hans-Martin Pillin – „Die Grimmelshausenstadt Renchen und ihre Geschcihte“, 1992,
S. 110.
234) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401 (1534)
235) Dr. Johannes Beinert – „Geschichte des bad. Hanauerlandes ...“, 1909, S. 338.
236) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401
237) GLA Karlsruhe: Breisgau Generalia/79/1401
238) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/84
239) Dr. Johannes Beinert - „Geschichte des bad. Hanauerlandes ...“, 1909, S. 339/340.
240) Otto Rusch – Geschichte der Stadt Kehl und des Hanauerlandes, 1928, S. 155.
241) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/85
242) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/116 und 119
243) Dr. Johannes Beinert – „Geschichte des bad. Hanauerlandes ...“, 1909, S. 339/340.
244) Geschichte des k. u. k. Husaren-Rgts. Nr. 6, Rzeszów 1897.
245) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/80, Oberst Miliutin – „Geschichte des
Krieges Rußlands mit Frankreich im Jahre 1799 Bd. V“, München 1858
246) Geschichte des k. u. k. Husaren-Rgts. Nr. 6, Rzeszów 1897.
247) Reiterregimenter der k.k. österr. Armee, Bd. 3 (Ulanen-Rgt. Nr. 1), Wien 1863, S. 15 und
16, WGM Rastatt; Dr. Johannes Beinert – „Geschichte des bad. Hanauerlandes ...“, 1909, S.
339/340; Geschichte des k. u. k. Husaren-Rgts. Nr. 6, Rzeszów 1897.
248) Otto Rusch – „Geschichte der Stadt Kehl und des Hanauerlandes“, 1928, S. 155.
249) Stadtarchiv Oppenau: 026/6 Kriegslasten 1799 18/96, 99, 101–105.
250) Jörg Sieger – „Kardinal im Schatten der Revolution“, Kehl/Straßburg/Basel 1986,
S. 307, zitiert nach Ferdinand, Bürgerbuch, S. 156–157.
251) „Unter dem Greifen“ – „Altbadisches Militär ...“, Rastatt 1984; Geschichte des k. u. k. Husaren-Rgts. Nr. 6, Rzeszów 1897.
252) „Unter dem Greifen“ – „Altbadisches Militär ...“, Rastatt 1984
253) Manfred Krebs – „Politische und kirchliche Geschichte der Ortenau“, „Die Ortenau“
40/1960, S. 237/238; Johannes Beinert – „Geschichte des bad. Hanauerlandes ...“, 1909, S.
340
254) Bolzhurst = Ortsteil von Legenshurst
255) Heinz G. Huber – „Ortschronik von Nußbach“, S. 138/193, Orginalzitate wurden ebenfalls
entnommen; Hans-Martin Pillin – „Die Grimmelshausenstadt Renchen ...“, 1992, S. 111;
Wilhelm Gräßlin – „Vom Rhein zum Schwarzwald“ ..., 1960, S. 50.
256) Josef Börsig – „Geschichte des Oppenauer Tales“, 1951, S. 391/392
257) Marengo: Vorort der oberitalienischen Stadt Alessandria, am 14. Juni 1800 Sieg Napoléons I.
über die Österreicher; Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh 1997
187
258) Hohenlinden: oberbayer. Gemeinde im Landkreis Ebersberg, östlich von München, 2200
Einwohner, am 3. Dezember 1800 französischer Sieg über die Bayern und Österreicher;
Bertelsmann Lexikothek Verlag GmbH, Gütersloh 1988.
259) Luneville: lothringische Kreisstadt im franz. Dep. Meurthe-et-Moselle, 22400 Einwohner;
Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh 1997
260) Manfred Krebs – „Politische und kirchliche Geschichte der Ortenau“, „Die Ortenau“
40/1960, S. 236.
261) Der am 12. 7. 1806 auf Veranlassung Napoléons I. gegründete Bund zwischen ursprünglich
16 süd- und südwestdeutschen Fürsten (z. B. Baden, Bayern, Württemberg), die sich unter
französischem Protektorat für souverän erklärten und am 1. 8. 1806 vom Hl. Römischen Reich
Deutscher Nation lösten. Die Rheinbundfürsten mußten als Bundesgenossen Frankreichs
starke Heereskontingente für die Grande Armée stellen und erhielten dafür Gebietszuwachs
und Standeserhöhungen (ohne Österreich, Preußen, Kurhessen und Braunschweig). Fürstprimas des Rheinbunds war Karl Theodor von Dalberg. Der Rheinbund löste sich während
der Befreiungskriege auf.
262) Gerhard Köbler – „Historisches Lexikon der deutschen Länder“, München 1990 – Stichwort
„Ortenau“, S. 392 bzw. „Modena“, S. 342.
263) Pfarrarchiv Urloffen, Kopie des Kirchenbuches erhalten von Karl Maier, Appenweier. Außerdem zitiert in Karl Maier – „Die Auswirkungen der franz. Rev. 1789“, in „1100 Jahre Appenweier“ 1984, und von H.-M. Pillin : „Achern- eine Stadt und seine Geschichte“ 1997; Heinz G.
Huber – „Ortschronik von Nußbach“, S. 138
264) Adolf Hirth – „Das Saschwaller Buch (Ortschronik von Sasbachwalden)“, 1997 sowie „Kappelrodeck – Ortschronik“, 1999. Die Sasbacher Fahne wurde später dem Wehrgeschichtl. Museum in Rastatt übergeben und ist zukünftig Bestandteil des Turennemuseums in Sasbach.
265) Heinz G. Huber – „Ortschronik von Nußbach“, S. 138/193, Orginalzitate wurden ebenfalls
entnommen.
188
Verwendete Literatur (alphabetisch geordnet)
1.
Dr. Johannes Beinert – „Geschichte des bad. Hanauerlandes unter Berücksichtigung Kehls“,
1909
2.
Josef Börsig – „Geschichte des Oppenauer Tales“ 1951
3.
Dr. Erwin Dittler – „Die Jahre der Franz. Revolution und der Napoleonischen Kriege” (1789–
1816) in „Land am Rhein und Schwarzwald“ , Hsg. Kurt Klein, 1980
4.
Andreas Glatz/Solveig Rieder – „Kath. Pfarrkirche St. Albin Waldulm – Chronik 1487–1888–
1988“, 1988
5.
Wilhelm Gräßlin – „Vom Rhein zum Schwarzwald“ – Der Kreis Kehl, 1960
6.
Karl Hanß – „Geschichte der Ortenau“ Bd. 3, S. 210
7.
Gerhard Herm – „Glanz und Niedergang des Hauses Habsburg“, Düsseldorf 1991
8.
Adolf Hirth – „Das Saschwaller Buch (Ortschronik von Sasbachwalden)“, 1997
9.
Adolf Hirth – „Kappelrodeck-Ortschronik“, 1999
10. Adolf Hirth – „Ortschronik Waldulm“, 1994
11. Adolf Hirth – „Sagen der Heimat“, 1986 (im Text auf S. 32, 50, 63, 67, 79)
12. Nikolaus Honold/Kurt Schütt – „Chronik der Stadt Rheinau“ von
13. Heinz G. Huber – „Ortschronik von Nußbach“
14. Wolfgang Hug – „Geschichte Badens“, Stuttgart 1991
15. Augustin Kast: „Der Niederschlag der franz. Revolutionskriege in den Gengenbacher Kirchenbüchern“ in „Die Ortenau“ 28/1941, zitiert von Karl Hans „Die Geschichte der Ortenau“ Bd.
1
16. Julius Kindler von Knobloch/Otmar Freiherr von Storzingen – „Oberbad. Geschlechterbuch
Bd. 3“, 1919
17. Knötel/Sieg – Handbuch der Uniformkunde“, 1937
18. Gerhard Köbler – „Historisches Lexikon der deutschen Länder“, München 1990
19. Manfred Krebs – „Politische und kirchliche Geschichte der Ortenau“, „Die Ortenau“ 40/1960
20. Johannes Künzig – „Schwarzwald-Sagen“, Eugen Diederichs Verlag 1930/65, zur Verfügung
gestellt von Bernhard Keller, Oberachern.
21. Karl Maier: „Die Auswirkungen der franz. Rev. 1789“ in „1100 Jahre Appenweier“ 1984, und
von H.-M. Pillin : „Achern- eine Stadt und seine Geschichte“, 1997.
22. Johannes Mühlan – „Burgen des Renchtals“, Vortrag für die Mitgliedergruppe Achern des Hist.
Vereins für Mittelbaden am 22. 11. 1996
23. Josef Ignaz Peter – „Jugenderinnerungen eines badischen Achtundvierzigers in den Jah-ren
1789–1819“, zur Verfügung gestellt von Pfarrer i.R. Gerhard Lötsch, Oberachern.
24. Hans-Martin Pillin – „Achern - Eine Stadt und seine Geschichte“, 1997
25. Hans-Martin Pillin – „Auswirkungen der Französischen Revolution auf die beiden Gemeinden
Unter- und Oberachern im Jahre 1789“, „Die Ortenau“ 76/1996.
189
26. Hans-Martin Pillin – „Die Grimmelshausenstadt Renchen und ihre Geschichte“, 1992, S. 110.
27. Cajetan Pizzighelli – „Geschichte des k. u. k. Husaren-Rgts. Wilhelm II. König von Württemberg
Nr. 6“, Rzeszów (Polnisch-Galizien) 1897, Österreichisches Staatsarchiv-, Kriegsarchiv Wien
28. Otto Rusch – „Geschichte der Stadt Kehl und des Hanauerlandes“, 1928
29. Karl Sachs – „Schicksal des Klosters Allerheiligen und Mittelbadens während der Koalitionskriege – Nach den Aufzeichnungen des Conventualen Gottfried Schneider“, Teil II, „Die
Ortenau“ 14/1927
30. Paul Sauer – „Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern“, 1987
31. Jörg Sieger – „Kardinal im Schatten der Revolution“, Kehl/Straßburg/Basel 1986
32. Stiftung Dt. Adelsarchiv – „Genealogisches Handbuch des Adels Bd. IX“, Limburg 1998
33. Fr. Vanícek – „Special-Geschichte der Militärgrenze IV. Band“, Wien 1875, ÖSA-KA Wien.
34. „Denkwürdigkeiten der zwey Feldzüge Großherzogl. Bad. Truppen im Elsaße“, teilweise abgedruckt als „Anekdoten aus dem Verteidigungskrieg des Bühler-Achertals 1799“, „Die Ortenau„
10/1923
35. „Der Renchtäler“ vom 26. Mai 1899, zur Verfügung gestellt von Heinz G. Huber, Nußbach.
36. „Deutsche Militärgeschichte 1648–1939, Bd. 1“, Abschnitt II – Rainer Wohlfeil – „Das Militärwesen Österreichs im Zeichen der Volksbewaffnung“
37. „Gründzüge der dt. Militärgeschichte, Bd. 1“, Freiburg 1993
38. „Handbuch zur dt. Militärgeschichte, Bd. 1“, Hsg: Militärgeschichtliches Forschungsamt München, 1979
39. „Histoire Critique et Militaire des Guerres da la Révolution Bd. 11“, Paris 1822, WGM Rastatt
40. „Précis de Evénemens Militaires on Essais Historiques 1795–1814 Bd. 1“, Paris 1817, WGM
Rastatt
41. „Reiterregimenter der k.k. österr. Armee, Bände 1 und 3“, Wien 1863, WGM Rastatt. (Im Text
auf S. 54)
42 „Unter dem Greifen„ – Altbadisches Militär von der Vereinigung der Markgrafschaften bis zur
Reichsgründung 1771–1871, Rastatt 1984
190
Verzeichnis der Archive und sonstiger Einrichtungen
• Badische Landesbibliothek Karlsruhe
• Bibliothek des Kriegsarchivs des Österreichischen Staatsarchivs Wien
• Gemeindearchiv Sasbach
• Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA)
• Österreichisches Staatsarchiv Wien – Kriegsarchiv (ÖSA-KA)
• Stadtarchiv Achern
• Stadtarchiv Bühl – Bestand des Gemeindearchivs Altschweier
• Stadtarchiv Offenburg
• Stadtarchiv Oppenau
• Wehrgeschichtliches Museum Rastatt
Bildnachweis
•
Portrait von Napoleon Bonaparte – "Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte" von Ger-hard
Köbler, München 1988, Süddeutscher Verlag München – Abb. 1,
•
Französische Soldaten (Infanterie, Chasseurs zu Pferd) – "L’Armee francaise" – An Illustrated
History of the French Army" von Edouard Detaille, New York 1792 – mit freundlicher Genehmigung des Wehrgeschichtliches Museums Rastatt (WGM) – 1 k Frankreich 57 – Abb. 2, 4 und 6
•
Rastatter Gesandtenmord – Generallandesarchiv (GLA) Karlsruhe, Signatur I-E-R/5 (mit
freundl. Genehmigung Az: D-7512-Ottenhöfen,HV) – Abb. 3
•
Französische Verpflegungsordnung von 1796 – GLA Karlsruhe, Signatur 79/1354, (mit freundl.
Genehmigung Az: D-7512-Ottenhöfen,HV) – Abb. 5
•
Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern – mit freundlicher Genehmigung des WGM Rastatt,
Signatur 001220-3, Abb. 7
•
Kaiser Franz II. – aus privater Sammlung, auch enthalten in: "Glanz und Niedergang des Hauses Habsburg" von Gerhard Herm, Düsseldorf/Wien/New York 1988, Abb. 8
•
Proklamation von Bernadotte – Österreichisches Staatsarchiv-Kriegsarchiv Wien, Signatur
AfA/1799/Deutschland/4/106, Abb. 9
•
Historisches Wappen der Ortenau – "Die Ortenau" 40/1960, Hist. Verein für Mittelbaden, Offenburg (freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Horst Brombacher, Ortsgruppe Achern
des Historischen Vereins für Mittelbaden) – Abb. 10
•
Offenburg, ehem. Landvogteigebäude – Landratsamt Ortenaukreis/Kreisarchiv (mit freundl.
Genehmigung Az: 151-044.35) – Abb. 11
•
Blick von Bienenbuckel auf Oberachern und in die Rheinebene – Fotogeschäft Phocus Inh.
Thomas Keller, Oberachern – Abb. 12
191
•
Nikolauskapelle Achern – "Sagen der Heimat" von Adolf Hirth, Kappelrodeck 1986, aus privater
Sammlung – Abb. 13
•
Josef Ignaz Peter als junger Mann – "Bis daß die Freiheit aufersteht – Vormärz und Revolution
in Stadt und Amt Achern" von Gerhard Lötsch, Achern1998, aus privater Sammlung – Abb. 14
•
Schloß Rodeck – "Achertalsagen" von Adolf Hirth, Kappelrodeck 1980, aus privater Sammlung
– Abb. 15
•
Ehem. Gasthaus "Ochsen" in Kappelrodeck – Volksbank Achern eG, Niederlassung Kappelrodeck – Abb. 16
•
Leval-Brief – GLA Karlsruhe, Signatur 229/76841/Oberachern/Kriegssachen (mit freundl.
Genehmigung Az: D-7512-Ottenhöfen,HV) – Abb. 17
•
Kaiserliche Soldaten (deutsche Offiziere, Husar, Dragoner, Grenzsoldaten) – "Die oester-reichische Armee 1700–1867" von Rudolf von Ottenfeld/Oscar Teuber, Wien 1795, mit freundlicher
Genehmigung des WGM Rastatt – 1 k Österreich 3 – Abb. 18, 19, 23 und 24
•
Oberkirch mit der Schauenburg in Gaisbach – "Oberkirch im Schwarzwald – ein kurzer geschichtlicher Überblick" von Dr. Hans-Martin Pillin, Oberkirch 1995, Hsg. Stadt Oberkirch,
Kultur- und Verkehrsamt, aus privater Sammlung, Abb. 20
•
Oberkirch, ehem. Amtshaus – Heimat- und Verschönerungsverein Oberachern e.V., Abb. 21
•
Oberes Stadttor von Oberkirch – "Oberkirch im Schwarzwald – ein kurzer geschichtlicher
Überblick" von Dr. Hans-Martin Pillin, Oberkirch 1995, Hsg. Stadt Oberkirch, Kultur- und
Verkehrsamt, aus privater Sammlung, Abb. 22,
•
Topographischer Atlas des Großherzogtums Baden, 1838–1849, Blatt 26, Landesvermessungsamt Baden-Württemberg, Abb. 25 (mit freundl. Genehmigung Az: 2851.3-A.94)
•
Kegelevich-Denkmal bei Ortenberg – "Die Ortenau" 40/1960, Hist. Verein für Mittelbaden, Offenburg – Abb. 26 (aus privater Sammlung, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Horst
Brombacher, Ortsgruppe Achern des Historischen Vereins für Mittelbaden)
•
Schwarzwälder Bauern – "Die Ortenau" 14/1927, Coloriertes Flugblatt, Sammlung Ad. Siefert,
Offenburg, Historischer Verein für Mittelbaden, Offenburg – Abb. 27 (aus privater Sammlung,
freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Horst Brombacher, Ortsgruppe Achern des Historischen Vereins für Mittelbaden)
•
Stadtansicht Oppenau 1804 – freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Stadtverwaltung
Oppenau, Abb. 28
•
Ein typisches Bild der Koalitionskriege – "Schwarzwald-Sagen" von Johannes Künzig, 1930, Abb.
29, aus privater Sammlung
•
Fahne für das Gericht Sasbach – WGM Rastatt, Signatur 001306, Abb. 30
•
Verleihungsurkunde zur Sasbacher Fahne – freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der
Gemeindeverwaltung Sasbach, Abb. 31
•
Jockele-Emblem-Narrenzunft "Jockele" Oberachern e.V., Entwurf Bruno Dörsam, Oberachern,
auf Seite 35
•
Wappen der Familie Neuenstein – "Kappelrodeck – Orts-Chronik" von Adolf Hirth, Kappelrodeck 1999, Seite 45, aus privater Sammlung
192
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