888-Mit radioaktiven Wirkstoffen Tumoren gezielt bekämpfen

Werbung
Forschung:
Mit radioaktiven Wirkstoffen Tumoren gezielt bekämpfen
Krebszellen in Prostatatumoren und ihren Tochtergeschwülsten tragen an ihrer Oberfläche
ein Eiweiß, das im menschlichen Körper sonst sehr selten ist. Diese Eigenschaft nutzen
Nuklearmediziner der Radiologischen Universitätsklinik Heidelberg in neuen Diagnose- und
Therapieverfahren: Mit maßgeschneiderten radioaktiven Wirkstoffen, die ausschließlich an
dieses Eiweiß binden, wird der Tumor für die Bildgebung markiert oder von innen heraus
bestrahlt. Gesundes Gewebe wird dabei geschont. Nun wollen die Wissenschaftler diese
Verfahren, die bisher nur am Universitätsklinikum Heidelberg angeboten werden,
weiterentwickeln und den Einsatz bei anderen Krebserkrankungen prüfen. Die Klaus
Tschira Stiftung unterstützt sie dabei in den kommenden drei Jahren mit insgesamt
436.500 Euro.
Prostatakrebs ist in Deutschland die häufigste Tumorerkrankung des
Mannes, rund 15.000 Männer sterben jährlich daran. Da Beschw erden
erst spät auftreten, haben sich zum Zeitpunkt der Diagnose häufig
bereits Tochtergeschw ülste gebildet. Um Tumor und Metastasen
lokalisieren und präzise bestrahlen zu können, verw enden die
Mediziner sehr geringe Mengen eines radioaktiv markierten
Medikaments, das, in die Blutbahn injiziert, bevorzugt an Tumorzellen
bindet bzw . von diesen aufgenommen w ird. Mit Hilfe der PositronenEmissionstomographie (PET) kann selbst diese geringe, ungefährliche
Konzentration radioaktiver Strahlung im Gew ebe dargestellt w erden.
Nebenw irkungen treten nicht auf.
Grenzen zwischen Tumor und gesundem Gewebe besser erkennbar
Die neue Substanz, eine Entw icklung der Abteilung Radiopharmazie des
Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Kooperation mit den
Nuklearmedizinern des Universitätsklinikums, zeichnet sich durch eine
höhere Treffgenauigkeit als gängige radioaktive Kontrastmittel
(Radiopharmaka) aus. Sie bindet ausschließlich an das Eiw eiß PSMA
(Prostata-spezifisches Membran-Antigen), das in Prostatakarzinomen
und ihren Metastasen in bis zu zehnmal höherer Konzentration als in
gesundem Gew ebe gebildet w ird. „Je aggressiver der Tumor, desto
mehr PSMA und damit mehr Bindungsstellen für das neue
Radiopharmakon tragen die Tumorzellen an ihrer Oberfläche“, erklärt
Professor Dr. Uw e Haberkorn, Ärztlicher Direktor der Abteilung
Nuklearmedizin an der Radiologischen Universitätsklinik Heidelberg und
am DKFZ. In der gesunden Prostata, gutartigen Prostataveränderungen
Organen kommt PSMA nur in sehr geringen Mengen vor.
Das neue radioaktive
Kontrastmittel markiert
besonders Metastasen
besser als gängige
Substanzen. - Quelle:
Abteilung
Nuklearmedizin am
Universitätsklinikum
Heidelberg.
und in einigen anderen
Gängige Radiopharmaka markieren in der Regel Stoffw echselveränderungen oder schnell
w achsendes Gew ebe. Zw ar trifft das auf Tumoren zu – aber nicht nur auf diese und nicht auf
alle Tumorbereiche. „Im Vergleich zu den Standardverfahren erreichen w ir mit dem neuen
radioaktiven Marker einen deutlich besseren Kontrast zw ischen Tumor und gesundem Gew ebe
und können nun kleinere Metastasen oder Rezidive, also erneut gew achsene Tumoren, besser
erkennen“, sagt Haberkorn. „Das verbessert die Therapieplanung.“ Seit 2011 setzt er das neue
Kontrastmittel, bestückt mit dem nur w enige Stunden haltbaren radioaktiven Isotop Gallium-68,
mit Erfolg in der Krebsdiagnostik ein.
Radioaktives Medikament verstrahlt Tumoren von innen
Darüber hinaus ist PSMA ein vielversprechendes Ziel für die Therapie. Dazu w ird das PSMAbindende Radiopharmakon mit einem etw as stärker strahlendem Element, z.B. radioaktivem
Jod-131, beladen. Die natürliche Funktion von PSMA unterstützt die therapeutische W irkung:
Das Eiw eiß transportiert angelagerte Moleküle ins Zellinnere. So gelangt die Strahlung in die
Tumorzellen und kann ihre zerstörerische W irkung voll entfalten. Da nahezu ausschließlich
Krebszellen das Radiopharmakon aufnehmen, w ird nur in Tumoren eine schädliche
Strahlendosis erreicht. „Diese selektive Anreicherung des radioaktiven Medikaments im
Tumorgew ebe erreichen w ir derzeit mit nur w enigen gängigen Therapien“, so Haberkorn.
Entw ickelt w urde das Medikament von Kooperationspartnern einer amerikanischen Firma und
erw ies sich im Tierversuch als sehr erfolgreich: Mit einer ein- bzw . zw eimaligen Gabe konnte
das Tumorw achstum langanhaltend unter Kontrolle gebracht w erden. Seit 2011 erhalten in
Heidelberg erste Patienten mit fortgeschrittenem, therapieresistentem Prostatakarzinom das
radioaktive Arzneimittel.
Im Rahmen des geförderten Projektes w ill das Team um Professor Haberkorn das PSMARadiopharmakon nun einer breiteren Anw endung zugänglich machen. Dazu sollen w eitere
therapeutische W irkstoffe sow ie ein Kontrastmittel mit etw as länger haltbarem radioaktiven
Element hergestellt w erden. So kann es auch in w eiter entfernte Kliniken und Praxen
transportiert w erden. „Parallel dazu erforschen w ir, ob sich PSMA-Radiopharmaka auch in der
Diagnose und Therapie anderer Tumorerkrankungen w ie Darm-, Brust- und Hautkrebs
einsetzen lassen. Auch diese Tumoren bilden verstärkt PSMA, allerdings nur in den im Tumor
neu gebildeten Blutgefäßen“, sagt der Nuklearmediziner.
Kontakt:
Prof. Dr. Uw e Haberkorn
Ärztlicher Direktor der Abteilung Nuklearmedizin
Radiologische Universitätsklinik Heidelberg
und Klinische Kooperationseinheit Nuklearmedizin am Deutschen Krebsforschungszentrum
Tel.: 06221 / 567731
E-Mail: uw [email protected]
Informationen im Internet:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Nuklearmedizin.106717.0.html
Klaus Tschira Stiftung
Die Klaus Tschira Stiftung fördert Naturw issenschaften, Mathematik und Informatik
und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer durch die Allgemeinheit beitragen.
Das bundesw eite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen,
Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für neue
Formen der Vermittlung naturw issenschaftlicher Inhalte ein. Neben Explore Science
schreibt sie auch den Jugendsoftw arepreis aus und unterstützt Projekte zur frühen
naturw issenschaftlichen Förderung in Kindergarten und Grundschule und zur
Verbesserung des naturw issenschaftlichen Unterrichts.
Weitere Informationen unter:
www.klaus-tschira-stiftung.de; www.forscherstation.info;
www.jugendsoftwarepreis.info
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg Krankenversorgung,
Forschung und Lehre von internationalem Rang Das Universitätsklinikum
Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in
Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den
international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa.
Gemeinsames Ziel ist die Entw icklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung
für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter und
sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken
und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten w erden jährlich rund 550.000 Patienten
ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in
Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze
der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de
Aktualisiert Sonntag, 04. März 2012
Dr. Annette Tuffs 35 Mal gelesen
Autor: Pressemitteilung Universitätsklinikum Heidelberg,
Schließen
Herunterladen