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PROFI SCHWERPUNKT
PROFI SCHWERPUNKT
Praxisreportage:
Wenn pfluglos,
dann richtig
Mulchsaat
RASENMÄHER
Wasser speichern
Praktiker
Technik berichten
Poduktionskosten
Systemvergleich senken
Messer schleifen
Marktübersicht
Tipp 1
Wasser sparen
durch Pflugverzicht
Was versteht
man unter Last-Index
Tipp 2
und Speed-Index?
Mulchsaat
verlangt Präzision
Welche Reifengröße ist optimal?
Tipp 3
Den Boden
nachhaltig
bewirten
Was ist
der
Unterschied zwischen
Radial- und
Tipp 4
Diagonalreifen?
Ganz oder gar nicht
Die Zeit ist knapp, und der Sprit wird nicht billiger. Deshalb
reduzieren immer mehr Landwirte die Bodenbearbeitung.
Doch erst durch den konsequenten Pflugverzicht rechnet sich
dies wirklich – wenn man es richtig macht! Anja Böhrnsen
und Stefan Dubach haben vier Praktiker besucht, die
erklären, was auf ihren Betrieben „richtig“ ist.
Heinz-Dieter Leitner, 39596 Groß Ellingen:
Wasser sparen durch Pflugverzicht
H
einz-Dieter Leitner ist 1994 vom Kreis
Lüchow-Dannenberg in die Altmark (Sachsen-Anhalt) übergesiedelt und bewirtschaftet nun das Gut Lindenhof in Groß Ellingen. 320 Hektar Ackerland, überwiegend lehmige Sande bis sandige Lehme,
hat er derzeit zu bestellen. Charakteristisch für die Gegend sind eine ausgeprägte Vorsommertrockenheit und nur rund
400 mm Niederschlag pro Jahr. Hinzu
kommt, dass die sandigen Böden eine geringe Wasserhaltefähigkeit aufweisen. Eine konservierende und wassersparende
Bodenbearbeitung ist deshalb hier besonders wichtig.
An das konservierende Bewirtschaftungssystem hat sich der Landwirt nach und
nach herangetastet. Pflügen wollte er von
vornherein nicht mehr, um Kosten und Arbeitszeit zu sparen. Aber auf eine krumentiefe Lockerung zu Raps traute er sich an-
Verringern
Breitreifen wirklich
den Bodendruck so
deutlich?
Obwohl sie vom Prinzip her
alle gleich aussehen, gibt
es auch bei Reifen aus der
Nähe betrachtet viele
Unterschiede.
Fotos: Tovornik, Wilmer
Die Rapspflanzen haben sich trotz der lang anhaltenden Trockenheit im April gut entwickelt. Leitner rechnet
mit einem Ernteertrag von rund 40 dt/ha.
fangs nicht zu verzichten. Schließlich ist das
die Lehrbuchmeinung. Als Pflugersatz nutzte er einen schweren Grubber. Heute glaubt
er, dass auch zu Raps keine tiefe Bodenbearbeitung nötig ist.
Als Leitner die Flächen in der Altmark
übernommen hat, waren sie teilweise
stark verdichtet und wiesen eine ausgeprägte Pflugsohle auf. Das konnte man
leicht mit dem Spaten und der Bodensonde feststellen. Deshalb hat er alles zweimal mit dem Untergrundlocker durchgezogen.
„Um das Stroh in den Boden zu kriegen,
mussten wir damals teilweise bis zu dreimal mit der Scheibenegge arbeiten. In den
Direktsaatmaschine mit Saatgut- und Düngerwagen. Ein Striegel ist das einzige Bodenbearbeitungsgerät, das Leitner zukünftig noch
einsetzen will. Fotos: Böhrnsen, Schönleben (1)
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Betrieb Heinz-Dieter Leitner,
39596 Groß Ellingen
Heinz-Dieter Leitner hat in der Umstellungsphase noch tief
gegrubbert. Jetzt hat er auch die Bearbeitungstiefe reduziert. Zwei seiner Schlepper will er verkaufen.
letzten Jahren haben wir versucht, mit maximal zwei Arbeitsgängen auszukommen“,
sagt Heinz-Dieter Leitner. Für die erste flache Stoppelbearbeitung verwendet er eine Kombination aus schweren Striegelzinken und einer Kurzscheibenegge, ebenfalls eine Eigenkonstruktion.
Das 8 m breite Gerät ist auf den Rahmen
einer alten Spatenrollegge aufgebaut. Vorne hat Leitner zwei Reihen schwere Striegelzinken (Köckerling) angebracht, dann
folgen eine zweireihige Kurzscheibenegge
(Amazone Catros) und danach noch mal
drei Reihen Striegelzinken und zum
Schluss eine Stabwalze.
„Mit dieser Striegel-Scheibeneggen-Kombination erreiche ich eine bessere Durchmischung des Bodens in den oberen 5 bis
8 cm als mit einer normalen Scheibenegge. Auch die Strohverteilung wird durch
den Mitnahmeeffekt der Striegelzinken
verbessert“, berichtet der Landwirt. Außerdem bleibt unter der Strohmulchdecke,
die die Striegel-Scheibeneggen-Kombination hinterlässt, die Bodenfeuchtigkeit erhalten.
Auf seinen schweren Böden (z.B. in der
Elbmarsch) oder zur zweiten Stoppelbearbeitung setzt er die Kleeblatt-Scheibenegge von Quivogne ein, an die er eine zusätzliche Reihe Striegelzinken eingebaut
hat.
Der Boden ist über die Jahre deutlich humoser geworden und lässt sich inzwischen
deutlich leichter bearbeiten. Das animierte Leitner dazu, seine Bodenbearbeitungsintensität weiter zu reduzieren. Seit dem
letzten Jahr versucht er, den Boden weitgehend unbearbeitet zu lassen. Nach der
Ernte wird lediglich ein schwerer Striegel
eingesetzt, der das Ausfallgetreide zum
Auflaufen bringen soll. Eine vom Mähdrusch herrührende schlechte Strohverteilung lässt sich damit allerdings nicht wirklich verbessern.
Fläche: 320 ha Acker
Früchte: Winterweizen, Winterroggen, Wintergerste, Raps, Triticale
Boden: sandige Lehme (30 bis 75
Bodenpunkte)
Niederschlag pro Jahr: 400 mm
Tiere: Keine
Arbeitskräfte: 1 Betriebsleiter,
1 fester Mitarbeiter, 1 Aushilfe
zur Ernte
Maschinen: 2 New Holland G170
(125 kW/170 PS), 1 New Holland
G210 (155 kW/210 PS), 2 New
Holland G240 (177 kW/240 PS),
8-m-Striegel-ScheibeneggenKombination (Eigenbau), 6-mKleeblatt-Scheibenegge (Quivogne
umgebaut), 4,20-m-(Pflugersatz)Grubber (Eigenbau), 6-m-Universaldrillmaschine (Dale & Hirl) mit
Saatgut-/Düngerwagen für 4 500 l
Saatgut plus 4 500 l Dünger (Eigenbau), gezogene 25-m-Feldspritze
mit 4 000-l-Behälter, 4,60-mSchlegelmulcher, 24-m-Großflächenstreuer, 6 16-t-Anhänger,
Überladewagen, Mähdrescher mit
7,30 m Schnittbreite (New Holland
CX 860)
Zur Aussaat von Getreide und Raps setzt
Leitner eine Direktsaatmaschine mit speziellen Doppelzinkenscharen ein, die von
zwei Landwirten, dem Engländer Edward
Dale und dem Deutschen Anton Hirl, entwickelt wurden. Mit der Maschine kann
gleichzeitig zur Saat eine Unterfußdüngung ausgebracht werden. Dafür sind die
Zinkenschare jeweils paarweise hintereinander angeordnet: Das vordere legt den
Dünger und das hintere das Saatgut ab.
Seine in Direktsaat gesäten Getreide- und
Rapsbestände können sich durchaus sehen lassen, und das nach diesem extrem
trockenen Frühjahr. „Ich will ja nicht angeben, aber 40 dt/ha werden es wohl wieder werden“, schwärmt Leitner, als wir einen seiner Rapsschläge betrachten.
Fazit: Es zahlt sich langfristig aus, bei der
Bodenbearbeitung auch an die wassersparenden und strukturverbessernden Effekte zu denken. Hierzu gehört, auf den
Pflug und weitgehend auch auf eine tiefe
Lockerung mit Grubber oder Scheibenegge
zu verzichten. Darüber hinaus spart Leitner
auf seinem 320-ha-Betrieb im Vergleich zu
seiner früheren Methode mit zwei bis drei
Grubbereinsätzen durch die Direktsaat ca.
300 Arbeitsstunden, 8 000 l Diesel und damit rund 15 000 Euro an Kosten.
Wolfgang Schönleben, 86558 Englmannsberg:
Mulchsaat verlangt Präzision
S
eit 16 Jahren hat das Ackerland von
Gut Englmannsberg keinen Pflug mehr
gesehen. Denn Wolfgang Schönleben,
Gutsverwalter der Güter des Grafen zu
Toerring-Jettenbach, ist überzeugter NichtPflüger. Bis 1990 wurden
noch alle Flächen gepflügt
und anschließend mit der
Kreiselegge bearbeitet. Dazu
war ein riesiger Zugkraftbedarf notwendig. Deshalb
und weil Schönleben im Bereich Düngung, Pflanzenschutz und Saatgut keine
Einsparmöglichkeiten mehr
sah, hat er auch den Technikeinsatz unter betriebswirtschaftlichen Aspekten unter
Für die Bodenbearbeitung und die
Saat setzt Schönleben die umgebaute
Dutzi KR 3000 ein. Die Tiefenlockerer
verwendet er nur bei Bedarf, z.B.
nach der Kartoffelernte.
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die Lupe genommen. Denn seine Devise
lautet: „Nichts Überkommenes ungeprüft
übernehmen.“
Dabei kam für den 160-ha-Betrieb heraus,
dass er durch eine weniger intensive Bo-
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Wolfgang Schönleben
86558 Gut Englmannsberg
denbearbeitung ohne Pflug rund 300 Stunden an Arbeitszeit sparen und dadurch die
Arbeitskosten um ca. 4 000 Euro und die
Schlepperkosten um ca. 7 000 Euro senken
kann. Daraufhin wurde 1991 die Dutzi KR
3000 mit Tiefenlockerungsscharen angeschafft. Der Rotor ist inzwischen mit hartmetallbestückten Meißeln ausgestattet,
und der Scheibenschar-Säbalken wurde
durch den säenden Nachläufer von Hendlmeier ersetzt.
Die Minimalbodenbearbeitung beginnt für
Schönleben im Kopf. Denn nur wer das
System als Ganzes verstanden und für sich
und seinen Betrieb die Ziele klar definiert
hat, kann die Minimalbodenbearbeitung
erfolgreich durchführen.
Das fängt beim Mähdrusch an: „Denn
wenn wir wollen, dass das Stroh schnell
verrottet, müssen wir es den Bodenlebewesen mundgerecht servieren. Schließlich
Wolfgang Schönleben ist Leiter der landwirtschaftlichen
Betriebe des Grafen zu Toerring-Jettenbach. Das Gut
Englmannsberg hat er 1991 komplett auf den pfluglosen
Ackerbau umgestellt. Mit Bodensonde und Spaten prüft er
die Struktur und die Lockerungsbedürftigkeit der Böden.
ge Stroh- und Spreuverteilung zu achten.
Das Ziel „kurze Stoppel“ verlangt wiederum, dass die Bodenoberfläche eben ist.
Sprich: Bei der Bodenbearbeitung dürfen
vorher keine Fehler passiert sein. Andersherum kostet jeder Fehler bei der Mähdruschernte Ertrag in der Folgekultur.
Solche kurz abgeschlegelte Maisstoppeln verhindern,
dass sich der Maiszünsler vermehren kann. Grundsätzlich sollte Stroh kurz gehäckselt und gleichmäßig
verteilt werden. Das fördert die Strohrotte.
Ganz besonders wichtig ist das kurze
Häckseln der Stoppeln bei Mais, weil sich
in langen Maisstoppeln der Maiszünsler
entwickeln kann. Außerdem fühlt sich der
Fusarium-Pilz auf unverrottetem Maisstroh
wohl und vermehrt sich dort. Deshalb
muss man nach der Körnermaisernte die
Strohrotte möglichst schnell in Gang kriegen. Um hier ganz sicher zu gehen, lässt
Schönleben das Maisstroh und die Stoppeln zusätzlich noch mit einem 6 m breiten Schlegelmulcher häckseln.
Dass sein Konzept aufgeht, beweisen Untersuchungen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Ergebnis: Auf den
Flächen von Gut Englmannsberg waren
keine erhöhten DON-Gehalte und damit
auch kein erhöhter Fusariumbefall festzustellen.
Auch ist bei diesem Strohmanagement
(und Pflanzenschutz) der Befall äußerst
gering. Somit ist der häufig zu hörende
Vorwurf, Nicht-Pflüger seien MaiszünslerVermehrer, nach Schönlebens Meinung so
pauschal nicht richtig.
sind sie Helfer, die nichts kosten“, betont
Wolfgang Schönleben. „Je kürzer die
Strohhäcksel, desto besser können die Regenwürmer sie in ihre Röhren hineinziehen.“ Deshalb heißt seine Vorgabe für den
Lohnunternehmer, die Flächen von Gut
Englmannsberg mit einer Häcksellänge
von maximal 5 cm zu dreschen, die
Schnitthöhe auf eine möglichst kurze Stoppel einzustellen und auf eine gleichmäßi-
„Die Minimalbodenbearbeitung verträgt
keine Nachlässigkeit und keine Schlamperei“, betont Wolfgang Schönleben noch
einmal. Das betrifft die Ernte, die Bodenbearbeitung und die Saat gleichermaßen.
Ziel muss immer sein, einen gleichmäßigen Feldaufgang und einen homogenen
Bestand zu erreichen. Denn nur dann ist
hinterher ein termingerechter Pflanzenschutz möglich. Zum Thema „Präzision bei
Anstelle einer Scheibenschar-Säschine ist der
säende Nachläufer mit Säzinken und Stempelpackerwalze von Hendlmeier an der Dutzi angebracht.
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Fläche: 160 ha Acker
Früchte: Körnermais, Winterweizen,
Wintergerste, Winterraps,
Zwischenfrüchte vor Mais
(Hafer-Klee-Gemenge)
Boden: Lösslehm
Niederschlag pro Jahr:
ca. 750 bis 820 mm
Tiere: 300 Mastschweine
Arbeitskräfte: 1 Mitarbeiter,
1 Teilzeitkraft
Maschinen: John Deere 6800
(94 kW/128 PS), John Deere 2030
(50 kW/68 PS), 4-m-Flachgrubber
Horsch Terrano FG, 3-m-Dutzi
KR 3000 mit Tiefenlockerungsschar
säendem Nachläufer von Hendlmeier, 15-m-Anbauspritze mit 1 800-lBehälter, Düngerstreuer mit 1 200-lBehälter, 6-m-Schlegel-mulcher
Mietmaschinen: John Deere 8300
(169 kW/230 PS)
Eingekaufte Lohnarbeit: Einzelkornsaat, Gülleausbringung, Mähdrusch
Mulchsaat“ gehört auch, die Ackerränder
zu mähen, damit sich Ungräser (z.B. die
Trespe) nicht von dort aus im Bestand vermehren können. Außerdem wird auf Gut
Englmannsberg grundsätzlich nicht aufs
Feld gefahren, wenn der Boden zu nass
oder zu trocken ist.
„Der Lernprozess zur erfolgreichen Mulchsaat war ein langer Weg“, sagt Schönleben. „Wir waren anfangs auf uns allein
gestellt und mussten unsere eigenen Erfahrungen machen.“ Heute gibt es die Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung. Den fachlichen Kontakt zu Berufskollegen findet der Betriebsleiter sehr
wichtig. Denn es gibt einen gewissen
Rückhalt und nimmt den Sozialdruck,
wenn pflügende Kollegen wenig Verständnis zeigen.
Fazit: Wolfgang Schönleben hat auf Gut
Englmannsberg in erster Linie aus ökonomischen Gründen auf den pfluglosen
Ackerbau umgestellt. Nach 16 Jahren konservierender Bearbeitung hat sich die Bodenstruktur deutlich verbessert. Die Bodenaggregate sind stabiler, der Boden ist
tragfähiger, Luft und vor allem auch Wasser können in den Boden hinein. Letzteres
ist besonders bei Starkregen von enormer
Bedeutung. „Als wir noch pflügten, gab es
auf unseren hängigen Flächen mannstiefe Erosionsgräben. Heute ist die Wassererosion nahe null“, berichtet Wolfgang
Schönleben.
Landwirt Martin Häberli, Rosshäusern, Schweiz:
Den Boden nachhaltig bewirten
D
er Boden ist für Martin Häberli aus
dem schweizerischen Bärfischenhaus bei
Rosshäusern (BE) die Lebensgrundlage für
die Pflanzen: „Damit auch spätere Generationen nachhaltigen Ackerbau betreiben
können, müssen wir den Boden bewirten
und nicht nur bewirtschaften.“ Um diesem
Ziel gerecht zu werden, wird auf dem
Ackerbaubetrieb mit Schweinemast seit
acht Jahren kein Pflug mehr eingesetzt.
„Der Humusgehalt im Boden hat sich seitdem stabilisiert und ist um einen Prozentpunkt gestiegen“, freut sich Häberli. Erosion ist kein Thema mehr, und die Erträge
sind trotz des geringeren Aufwands vergleichbar mit den konventionell arbeitenden Nachbarn.
Die von Martin Häberli entwickelte Direktsämaschine
sät Bänder mit 25 cm Reihenabstand. Dadurch bleibt
Platz für eine spätere Unterfußdüngung zwischen den
Reihen.
Fotos: Dubach, Häberli
Um sich bei den Investitionen nicht zu verrennen, erfolgt die Mechanisierung sehr
überlegt. Das führte vor 11 Jahren zur Eigenkonstruktion eines Flachgrubbers mit
3 m Arbeitsbreite. Das Konzept hat so gut
funktioniert, dass der Grubber als Grundlage für eine Direktsämaschine diente. Die
gezogene Maschine hat zwölf in drei Reihen angeordnete Zinkenschare mit einem
Reihenabstand von 25 cm. Laut Häberli
reicht für die Aussaat von Getreide und
Grassamen ein Schlepper ab 55 PS. Die
Säelemente lassen sich für die ganzflächige Mulchsaat mit Flügelscharen ergänzen.
Hinter den Scharen läuft ein Striegel, gefolgt von einem Reifenpacker. Der aufgebaute mechanische Doppelsaatkasten versorgt das Getreide im Saathorizont mit
Stickstoff. Um Verbrennungen zu vermeiden, setzt Martin Häberli Stickstoffdünger
in Ammoniumform ein, welcher auf
Meeralgenkalk basiert.
Martin Häberli ist begeisterter Landwirt und pflegt
Kontakte in ganz Europa, die er auch dank dem profiForum knüpfte: „Wir Landwirte müssen einander helfen,
damit Berufskollegen denselben Fehler nicht zweimal
machen.“ Er ist aktives Mitglied bei Swiss No-Till
(www.no-till.ch) und betreibt auch eine eigene
Homepage unter www.mnt-notill.ch.
Weil eine intakte Mulchschicht bei oberflächlicher Düngerausbringung die Nährstoffe teilweise fixiert und erst später unkontrolliert an die Kultur weitergibt, sollen Gülle und Mineraldünger möglichst im
Wurzelbereich abgelegt werden. Auf dieser Idee aufbauend, realisierte der findige
Konstrukteur einen Injektor zur Flüssigdüngung und ein Scheibenschlitzgerät für
Gülle mit 6 m Arbeitsbreite. Der Scharabstand beträgt immer 50 cm. Damit kann er
ohne Umbau das Getreide, die Zuckerrüben und den Mais zwischen den Reihen
im Saathorizont düngen.
Betrieb Martin Häberli
Rosshäusern in der Schweiz
Fläche: 19 ha Acker
Früchte: Wintergerste, Körnermais,
Winterweizen, Zuckerrüben,
Zwischenfrüchte (Kleegras oder
Hafer-Wicken-Gemenge)
Boden: Sandiger Lehm
Niederschlag pro Jahr:
900 bis 1050 mm
Tiere: 500 Mastschweine,
Rinderaufzucht
Arbeitskräfte: Betriebsleiter und
zeitweise ein Angestellter
Maschinen: Renault 75-14LS
(55 kW/75 PS) mit Frontlader, Fendt
104S (40 kW/55 PS), 3-m-Flachgrubber (Eigenbau), 3-m-Direktsaatmaschine (Eigenbau), 6-m-Düngerschlitzer (Eigenbau), 6-m-Gülleschlitzer (Eigenanbau),
12-m-Pflanzenschutzspritze, Düngerstreuer,
2 Kipper, 2 Plattformwagen
Maschinen in Gemeinschaft:
2 Gülletransportfässer
Eingekaufte Lohnarbeit:
Zuckerrübensaat, Maissaat,
Mähdrusch, Zuckerrübenernte
An Ideen mangelt es Martin Häberli nicht.
Zukünftig möchte er Controlled Traffic Farming auf seinem Betrieb realisieren. Dabei fahren alle Fahrzeuge in der gleichen
Spur. Und das mit dem Ziel, den Boden
nicht nur zu bewirtschaften, sondern zu
bewirten.
Büttner & Potthast GbR, 37696 Marienmünster:
Ganz oder gar nicht
Hans Büttner und Johannes Potthast
teilen sich ihren Maschinenpark und
bewirtschaften ihre Flächen seit 7 Jahren konsequent pfluglos. Seitdem brauchen sie für 200 ha Ackerfläche nur noch
einen Traktor. Vorher hatte jeder zwei.
Beide Landwirte sind von der nicht
wendenden Bodenbearbeitung überzeugt. Auch der anfangs skeptische
Johannes Potthast bereut nicht, dass er
seinen Pflug verkauft hat. Jedoch darf
man nicht halbherzig an die Sache herangehen. Hans Büttner empfiehlt jedem, beim Pflugverzicht nach dem Motto „ganz oder gar nicht“ zu verfahren.
Denn einjährige Versuche mit pfluglo-
profi 8/2007
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Johannes Potthast und Hans Büttner teilen sich einen
Traktor und bestellen ihre Flächen seit 7 Jahren
konsequent ohne Pflug.
Foto: Tovornik
sen Bestellverfahren haben keine Aussagekraft. Und einmaliges Pflügen in
einem konservierenden Bewirtschaftungssystem macht den Bodenstrukturaufbau der letzten Jahre zunichte.
Zugehörige Unterlagen
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