Abteilung für Neurochirurgie der Universitätsklinik Heidelberg (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Stefan Kunze) Albumin als Carrier zur laserinduzierten Fluoreszenzdiagnostik und Chemotherapie maligner Tumoren Habilitationsschrift zur Erlangung der Venia Legendi für das Fach Neurochirurgie der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Ruprecht-Karls-Universität vorgelegt von Dr. Paul Kremer aus Bad Säckingen 2002 Euntes eunt et plorant semen spargendum portantes: Venientes venient cum exsultatione, portantes manipulos suos. Psalm 126 2 Inhaltsverzeichnis Kapitel 1 Einleitung und Fragestellung 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 Das Konzept der gezielten Tumortherapie mit makromolekularen Trägerstoffen Die Eigenschaften von Serum-Albumin Der Albuminmetabolismus in malignen Tumoren Die Entwicklung von Albuminkonjugaten Methotrexat-Albumin Aufgabenstellung und Zielsetzung der Arbeit Kapitel 2 Intraoperative Fluoreszenzdiagnostik maligner Gliome mit 5-Aminofluorescein - HSA (AFLc-HSA) 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 2.10 2.11 2.12 2.13 Einführung Physikalische Eigenschaften von 5-Aminofluorescein (AFL) Die kovalente Bindung von 5-Aminofluorescein an Albumin (AFLc-HSA) Die Makierung von AFLc-HSA mit radioaktivem 111Indium Das C6-Gliom Modell Plasmaclearance von AFLc-HSA Die Aufnahme von 111In-DTPA-AFLc-HSA in das C6-Gliom Fuoreszenzdiagnostik von AFLc-HSA und AFL am C6-Gliom der Ratte Fluoreszenzdiagnostik von AFLc-HSA in Zellkultur Konfokale Mikroskopie mit AFLc-HSA und an C6-Gliomzellen Klinische Studien mit 111In-DTPA-HSA Klinische Studien mit AFLc-HSA Diskussion Kapitel 3 3.1 Albuminvermittelte Chemotherapie mit Aminopterin-HSA (AMPT-HSA) in vivo 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4 3.1.5 3.1.6 3.1.7 Einführung Die Koppelung von Aminopterin (AMPT) an Albumin (HSA) Die Markierung von Aminopterin-Albumin (AMPT-HSA) mit 111Indium Tumormodell (Walker-256-Karzinom) und Versuchstiere Die Plasmaclearance von AMPT-HSA Die Bioverteilung und Tumoraufnahme von AMPT-HSA Vergleichende Toxizität von AMPT-HSA versus AMPT an Walker-256 Karzi nom tragenden Ratten 3.1.8 Wirksamkeit von AMPT-HSA versus AMPT an Walker-256-Karcinom tragenden Ratten 3 3.2 Untersuchungen von AMPT-HSA in Zellkultur 3.2.1 Einführung 3.2.2 Optimierung der Kulturbedingungen 3.2.3 Das Wachstumsverhalten von C6-Gliomzellen unter dem Einfluß von AMPTHSA 3.2.4 Der Einfluß von lysosomalen Proteaseinhibitoren auf die Wirkung von AMPT-HSA 3.2.5 Der Einfluß von AMPT-HSA auf die Walker-256-Karzinomzelllinie 3.2.6 Diskussion Kapitel 4 Klinische Phase-I und II-Studien mit Methotrexat-Albumin (MTXHSA) bei Patienten mit rezidivierenden malignen Gehirntumoren 3.3 3.4 4.3 4.4 Einleitung Klinische Phase-I-Studie mit zweiwöchentlichen Applikationen von MTX-HSA bei Patienten mit rezidivierenden malignen Gehirntumoren Vergleichende Phase-II-Studie von MTX-HSA und Carmustin/Lomustin bei Patienten mit primären und sekundären Glioblastomrezidiven Diskussion Kapitel 5 Albuminvermittelte Lymphdiagnostik mit TCPC- oder TCPP-HSA und Gadolinium-HSA 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 Einleitung Die Diagnostik von Lymphwegen mit TCPC – HSA Diagnostik von Lymphwegen und reaktiv veränderten Lymphknoten des Kaninchens mit TCPC – HSA Die Darstellung von Lymphbahnen und Lymphknoten mit Gd-HSA Diskussion Kapitel 6 Perspektiven 6.1 6.2 6.3 Tumordiagnostik mit Gadolinium-HSA Die Behandlung der rheumatoiden Arthitis mit Methotrexat-Albumin Die Konjugierung von Hydrocortison, Prednison und Dexamethason an HSA 4 Kapitel 7 Zusammenfassung 7.1.1 Laserfluoreszenzdiagnostik mit 5-Aminofluorescein - Albumin (AFLc-HSA) 7.1.2 Albuminvermittelte Chemotherapie 7.1.3 Albuminvermittelte Sentinel-Lymph-Node-Diagnostik 7.2 Schlußfolgerung Kapitel 8 Literatur Kapitel 9 Danksagung 5 Kapitel 1 Einleitung und Fragestellung 1.1 Das Konzept der gezielten Tumortherapie mit makromolekularen Trägerstoffen Paul Ehrlich (1854 – 1915) prägte als erster den Begriff der Chemotherapie (1). Chemi- sche Substanzen sollten ohne Mithilfe körpereigener Abwehrvorgänge im Stande sein, Mikroorganismen zu töten, ohne den Makroorganismus zu schädigen ( = Therapia magna sterilisans). Gewarnt durch Nebenwirkungen erster Präparate und angeregt durch die Entdeckung von Antitoxinen im Serum, entwickelte Ehrlich schon damals Vorstel- lungen einer gezielten medikamentösen Therapie, welche über den Einsatz von Träger- stoffen, der „Haptophore“, den Wirkstoff, die „Toxophore“, in den Tumor einschließen soll. Dieses Prinzip wurde von ihm mit dem einer Zauberkugel ( = magic bullet) verglichen. Heutzutage wird dieses Prinzip des gezielten Einschließens von Wirksubstanzen im Tumorgewebe „drug targeting“ genannt. Jedoch ist bislang aber nur wenig realisiert. Die meisten der zur Tumortherapie verwendeten Substanzen sind niedermolekular (Molmasse < 1000 g/Mol) und passieren Tumorgewebe nur über einen kurzen Zeit- raum. Zudem bewirkt das geringe Molekulargewicht eine weite Verbreitung im gesundem Organismus mit einer dadurch bedingten Schädigung physiologisch proliferieren- den Gewebes. Auch werden die meisten Wirksubstanzen rasch eleminiert, was zur Folge hat, daß die Plasmazeiten der meisten Zytostatika unter einer Stunde liegen (2-5). Dies wiederum hat zur Folge, daß das Zeitdauer, in dem niedermolekulare Substanzen in das Tumorgewebe eindringen und dort ihre Wirkung entfalten sollten, sehr kurz ist (6). Eigentlich müßte in Kenntnis der pharmakokinetischen Eigenschaften niedermole- kularer Substanzen die Applikation wiederholt und in kurzzeitigen Abständen erfolgen, doch gerade bei den meisten Chemotherapeutika verbietet die systemische Toxizität ein solches Behandlungsschema. 6 Daher wurde schon in den 60er Jahren versucht, die Wirkung von Zytostatika durch Koppelung an makromolekulare Trägersysteme zu verbessern (7-9). Doch bislang blieb ein durchschlagender Erfolg in der Tumortherapie aus. Eine wesentliche Eigenschaft maligner Tumoren ist die Neoangiogenese. Induziert wird sie durch das Tumorwachstum selbst, denn ohne eine Einsprossung neuer Gefäße würde die Tumorversorgung bald zum Erliegen kommen. Bereits ab einer Tumorgröße von 3 mm3 ist die Ernährung des Tumores durch Diffusion nicht mehr gewährleistet (10). Durch eine Vielzahl von Mediatoren, wie z. B. dem „basic fibroblast growth factor“ (BFGF) oder dem „vascular endothelial growth factor „(VEGF) wird die Ge- fäßeinsprossung in das Tumorgewebe induziert (11-14). Aber nicht alle Tumorareale werden gleichmäßig durchblutet. Gerade in den zentralen Tumoranteilen bilden sich Nekrosen. Denn hier übersteigt der deutlich erhöhte interstitielle Druck im Tumor von bis zu 50 mm Hg den intravasalen Druck (15-17), was wiederum zu einer Verminde- rung des Blutflusses und zu einem Gefäßkollaps führt (18). Begünstigt wird dieses Phänomen durch das in der Regel weitgehende Fehlen funktionierender Lymphdrainagen, welches einen Rückstau makromolekularer Substanzen im Tumor bewirkt. Ganz anders ist die Situation in der Tumorperipherie, den Arealen höchster Zellproliferation. Hier übersteigt der intravasale Druck den interstitiellen. Eine Vielzahl von fe- nestrierten Kapillaren fördert hohe kapilläre Filtrationsraten, welche 10 - 1000fach höher sein können als im normalen Gewebe (19). So werden bei verschiedenen Rattentu- moren 6 – 14 % des Plasmas in den extravasalen Raum der Tumorperipherie abgegeben (20-21). Mit dieser hohen Filtrationsrate geht die Besonderheit einher, daß fenestrierte Tumorkapillare Makromoleküle nicht zurückhalten. Und weil bei malignen Tumoren in der Regel ein funktionstüchtiges lymphatisches System fehlt (22), kommt es zu einer Ak- kulumation von Makromolekülen im Tumorgewebe, im Englischen „enhanced permeability and retention“ genannt (23). 7 Während für den Eintritt der Makromoleküle in das Interstitium des Tumors der Blutfluß (Konvektion) verantwortlich ist, bestimmt nun die Diffusion die weitere Vertei- lung. Diese ist in erster Linie abhängig von der Molekülgröße (24-25). Makromoleküle, wie z. B. Liposomen (400 – 1.000 kDa) oder Immunglobuline (ca. 150 kDa) diffun- dieren nur sehr langsam. Ein IgG benötigt für die Überwindung einer Strecke von 1 mm ca. 2 Tage, ein kleineres Makromolekül wie Albumin (66439 Da) diffundiert ca. 10fach schneller (26-28). Niedermolekulare Substanzen diffundieren jedoch weitaus schneller. Substanzen mit einem MG von bis zu 1.000 diffundieren binnen weniger Minuten bis Stunden aus dem Bereich der Tumorproliferationszone entweder zurück in die Blutzir- kulation oder werden aus dem umgebenden Interstitium abgeschwemmt. Zusammenfassend gilt jedoch, daß gerade in den proliferationsaktiven Arealen solider Tumoren Makromoleküle akkumulieren. Das Konzept der makromolekularen Trägersysteme wurde an zahlreichen Verbindungen erprobt, von denen allerdings nur wenige Eingang in die klinische Prüfung erfuhren. Grundsätzlich lassen sich zwei verschiedene Trägersysteme unterscheiden. Partikuläre Trägerssysteme Eine klinische Bedeutung für partikuläre Trägersysteme haben Liposomen erlangt, welche mit ihrer Doppelschichtmembran die eigentliche Wirksubstanz umschließen (29- 32). Je nach Herstellungsverfahren haben diese Partikel einen Durchmesser von 50 nm bis 1 µm. Liposomen können mit der Zellmembran verschmelzen und so die in der inneren wässrigen Phase enthaltene Wirksubstanzen in die Tumorzellen einschleusen. Durch eine selektive Instillation von Liposomen soll dadurch eine gezielte Abgabe von Substanzen in den Tumor erreicht werden. Polymere Trägersysteme Polymere Trägersysteme sind entweder biologische Makromoleküle, wie z. B. monoklonale Antikörper, oder synthetische Makromoleküle, wie z. B. Polysaccaride oder Polyäthylenglycol. Monoklonale Antikörper, 1975 von Köhler und Milstein erstmals hergestellt (33), sollen im Rahmen einer passiven Immuntherapie im Patienten spezifisch Tumorzellen auffinden und zerstören. Ihre Aktivität entfalten Antikörper nach 8 Bindung an der Tumorzelle über die Blockierung von Signaltransduktionswegen, wie z. B. Inhibierung von Proliferationsreizen, lokale Initiierung der Komplementkaskade oder durch Rekrutierung von Effektorzellen (34-36). Trotz zahlreicher Therapiestudien blieben die Erfolge jedoch aus. Probleme bereiteten vor allem die nach wiederholter An- wendung regelmäßig auftretenden blockierenden humanen Anti-Maus-Antikörper. Erst die Entwicklung rekombinanter humanisierter Antikörper Mitte der 90er Jahre ermög- lichte wiederholte Therapiezyklen. Zwischenzeitlich sind von der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) neun Antikörper mit unterschiedlicher Indikation zu- gelassen. Auch in Europa wurde der humanisierte Antikörper Tratuzumab (Herceptin) zugelassen, welcher HER2-überexprimierende Mammakarzinome erkennt. Während hingegenen dieser Antikörper als Monotherapeutikum in ca. 15% ein Ansprechen zeigt (37), kann dieser Effekt durch gleichzeitige Verwendung verschiedener Chemothera- peutika auf ca. 60% gesteigert werden (38). Ähnliches gilt für einen weiteren Antikörper C225, der den von vielen epithelialen Tumoren überexprimierenden „epidermal growth factor receptor“ (EGF-R) erkennt (39). Auch hier kann die alleinige Wirkung des Antikörpers durch den gleichzeitigen Einsatz chemotherapeutischer Substanzen deutlich gesteigert werden (40). Ein generelles Problem der Antikörpertherapie solider Tumoren liegt aber zum einen in der unzureichenden Zugänglichkeit des Zielantigens und zum anderen dem fehlenden Vorhandensein eines tumorassoziierten Antigens überhaupt. Ebenfalls ist die Verwendung von Antikörperkonjugaten, bei denen der Antikör- per als Vehikel für Chemotherapeutika oder Radionukleide dient, Gegenstand klinischer Studien an verschiedenen Tumorentitäten (41-42). Bei den synthetischen Makromolekülen konnte ein Polyethylenglycolkonjugat, die PEG-L-Asparaginase, bis zur klinischen Zulassung entwickelt werden. Hierbei wird Asparaginase kovalent an Polyethylenglykol (PEG) gebunden, wodurch eine verlän- gerte Halbwertszeit und ein verbessertes Ansprechen auf Lymphosarkome und andere Mäusetumore erreicht werden konnte (43). Inzwischen ist L-Asparaginase-PEG (Oncaspar) bei akuten lymphoblastischen Leukämien im Kindesalter als therapeutische Option etabliert (44-46), wobei auch hier über eine Wirkungsverstärkung in Kombination mit Methotrexat, Vincristin und Prednison berichtet wird (47). Auch eine kovalente Bindung von PEG an Interferon α2a (Pegasys) oder PEG-Interferon α2b (PegIntron) 9 bewirkt eine Wirkungsverstärkung in der Behandlung der chronischen Hepatitis C gegenüber der Kombinationstherapie ohne PEG (48-49). Weitere synthetische Makromoleküle stellen die supramagnetischen monocristallinen Eisenoxide (MION) oder ultrakleine supramagnetische Eisenoxidpartikel (USPIO) dar. MIONs bestehen aus einem kristallinen Eisenoxidkern (Durchmesser ca. 6,5 nm) und einer Carboxydextranhülle. Der hydrodynamische Durchmesser der Partikel beträgt ca. 20 – 40 nm. MIONs werden von der Tumorzelle phagozytiert, wobei das dadurch ein- geschleuste Eisenoxid kernspintomographisch nachgewiesen werden kann. Allerdings sind die Zirkulationszeiten kurz, da die Polysaccharide effektiv vom retikuloendothelischen System (RES) oder der Leber abgefangen werden (50-51). Auf Grund der bisherigen Erfahrungen mit makromolekularen Trägersystemen sollte ein Konjugat, welches als „drug carrier“ fungieren soll, folgende Eigenschaften besitzen (52): • • • • • 1.2 Keine Immunogenität oder Toxizität des Trägermoleküles Gewährleistung einer stabilen chemischen Koppelung zwischen Trägermolekül und Wirksubstanz Lange Verweildauer des Trägermoleküles im Kreislauf Hohe Aufnahmerate des Trägermoleküles im Tumor Die Wirksubstanz soll erst im Tumorgewebe freigesetzt werden. Die Eigenschaften von Serum-Albumin Humanes Serumalbumin besteht aus 585 Aminosäuren. Sein Molekulargewicht beträgt 66.439 Dalton (D). Albumin hat die Form eines rotationselipsoiden Körpers ähnlich dem einer Zigarre. Die Längsachse mißt 14 nm, die Querachse 4 nm. Im Inneren befin- det sich ein hydrophober Kanal. Während an den Öffnungen positive Ladungen vorherrschen, so befinden sich an der Gesamtoberfläche negative Ladungen (53). Albumine sind gut wasserlösliche Proteine mit einem isoelektrischen Punkt bei pH 4,8. Im Blutplasma zirkulieren ca. 100 weitere Proteine, jedoch stellt Albumin mit ca. 60 % 10 den größten Anteil dar. Beim Menschen schwankt der Serumalbuminspiegel zwischen 3,5 – 5,5 g/dl. Bereits kurze Zeit nach intravenöser Injektion sind ca. 50 % der applizierten Albuminmenge ins Interstitium diffundiert. Von dort gelangt Albumin über das Lymphbahnsy- stem in das Blut zurück. Im Schnitt zirkuliert jedes Albuminmolekül 15.000 mal durch den Kreislauf, macht dabei 15 Passagen durch das Gefäßendothel um über das lymphatische Gewebe innerhalb weniger Tage wieder in die systemische Zirkulation zu gelangen (54-56). Die Halbwertszeit von humanem Serumalbumin beträgt ca. 19 Tage. Täg- lich müssen ca. 2,5 % Albumin durch Neusynthese ersetzt werden. Der Albuminverlust ist vor allem durch Verstoffwechselung bedingt, die renale Filtration ist ohne Belang (57). Der Hauptteil des physiologischen Albuminabbaues findet in den Lysosomen von Fibroblasten der Haut und der Muskulatur statt (58-59). Hauptsyntheseort von Albumin sind die Hepatozyten der Leber. Täglich produziert eine gesunde Person ca. 11 ±3 g Albumin (60-64). Bereits 1839 entdeckte H. Ancell, daß Albumin bei der Verhinderung von Ödemen eine Rolle spielt und in die Transportprozesse im Blut involviert sei (65). In der Tat tragen die Plasmaproteine und davon vor allem Albumin mit 60 % wesentlich zur Aufrechterhaltung des kolloidosmotischen Druckes bei. Ein Mangel an Albumin reduziert somit den onkotischen Druck im Plasma, was zu einer generellen Ödemneigung führt. Schließlich stellen Plasmaproteine, und damit vor allem Albumine, als schwache Säuren eine Pufferkapazität dar, welche stärkere pH-Schwankungen des Blutes zu verhindern helfen (66). Eine weitere wichtige Eigenschaft von Albumin ist der Transport von verschiedenen Stoffen im Blut. Die zu transportierenden Substanzen werden dabei aber nicht kovalent, sondern adhäsiv gebunden. Eine Vielzahl von Liganden, wie z. B. Fettsäuren, Bilirubin, Gallensäure, Hämatin, Histamin, Thyroxin oder Thryptophan, sind beschrieben. Auch Kalzium oder Chlorid werden durch Albumin gebunden. Ebenfalls werden über 90 % der niedermokelularen Medikamente, wie z. B. Penizillin, Sulfonamide, Diazepan, Digitoxin, Methotrexat, Indozyanin, temporär durch Albumin im Plasma transportiert (67). Die Liganden werden vorwiegend in der Leber oder den Glomeruli der Nieren von Albumin abgelöst. Gerade in der Leber wird dann ein Großteil der so freigesetzten Medikamente metabolisiert und ausgeschieden (68). 11 Albumin stellt mit 150 – 200 g im Plasma eine wichtige Eiweißreserve dar. Ein Molekül Albumin beinhält dabei 779 Stickstoffatome. Diese Menge stellt eine bei Bedarf sehr schnell verfügbare Eiweiß- und Stickstoffreserve im Organismus dar (54). Die Ami- nosäuren des dominierenden Plasmaproteins Albumin enthalten insgesamt ca. 30 mal mehr Energie als das Glucoseangebot des Blutes. Etwa 200 mal mehr Aminosäuren sind albumingebunden verfügbar als frei zirkulierende Aminosäuren (57). 1.3 Der Albuminmetabolismus in malignen Tumoren Die Vorstellung, daß Eiweiße, wie z. B. Albumin, eine wichtige Rolle in der Versorgung maligner Tumoren darstellen, wurde bereits 1948 von Mider (69) beschrieben. Ihnen war aufgefallen, daß sich maligne Tumoren wie Stickstofffallen verhalten, d. h. mehr stickstoffhaltige Substrate, wie z. B. Aminosäuren, aufnehmen als abgeben. We- nige Jahre später zeigte Babson und Winnick (70), daß maligne Tumoren eher Plasma- proteine als Aminosäuren verstoffwechseln, und folgerten daraus, daß die Tumorkachexie erkrankter Patienten durch den erhöhten Eiweißstoffwechsel maligner Tumoren be- dingt ist. Erstmals wurde von diesen Autoren auf die Möglichkeit, Medikamente an Albumin zu binden und in maligne Tumoren einzuschleusen, hingewiesen (71-72). Allerdings wurde dem Plasmaeiweißkatabolismus maligner Tumoren im weiteren nicht viel Beachtung geschenkt. In Übersichtsarbeiten über Tumorkachexie finden sich diesbezüglich nur wenig Hinweise (73-77). Möglicherweise war dies methodisch bedingt, denn nach Markierung von Plasmaeiweißen mit Radiojod, 3H oder 14 C entstehen nach Abbau des Proteins sehr rasch eine Vielzahl niedermolekularer Katabolite, die eine exakte Zuordnung und Verteilung des Proteins im Körper nicht möglich machen (78-81). Diese radioaktiv markierten Aminosäuren oder Proteinspaltprodukte unterliegen dann normalen niedermolekularen Verteilungsvorgängen und werden entweder ausgeschieden oder in die Neusynthese anderer Proteine eingeschleust (82-83). Um diesen Schwierigkeiten zu begegnen, wurden in den letzten Jahren metabolisch stabile sog. „kumulative“ Markierungstechniken entwickelt (84-87). Wesentliches Merk- mal dieser stabilen Markierung ist, daß der radioaktive Marker am Ort des Abbaus, also 12 bei Proteinen am Lysosom, verbleibt. Diese metabolisch stabilen Marker bestehen meist aus einem Kohlenhydrat, welches mit dem radioaktiven Marker verknüpft ist. Mit Hilfe dieser metabolischen Marker war es möglich, den Nachweis des Plasmaabaues von Gesunden zu untersuchen (88-89). Hierbei wurden Fibroblasten als wesentlicher Ort des Albuminabbaues erkannt (59). 1.4 Die Entwicklung von Albuminkonjugaten Ende der 80er Jahre übernahmen Hansjörg Sinn und seine Mitarbeiter das Prinzip der metabolisch stabilen bwz. kumulativen Markierungstechniken, um der Frage nachzuge- hen, ob und in welcher Weise Albumin als Trägersubstanz genutzt werden kann. Zudem sollte untersucht werden, ob Albumin durch die Koppelungstechnik in seiner pharmakokinetischen und biologischen Funktion beeinflußt wird und wie hoch Albumin als Trägersubstanz beladen werden darf. Ausgehend von den Untersuchungen von Pitman (84), welcher Tyraminzellobiose (TCB) zur Markierung von Low-Density-Lipoproteinen in der Arterioskleroseforschung genutzt hatte, wurde ein kumulativer 131Jod- Label mit Tyramindesoxysorbitol (TDS) entwickelt, welcher kovalent an Albumin gebunden werden konnte (87). Nach intravenöser Injektion dieses kumulativ radioaktiv markierten 131I-TDS-Albumins zeigte sich bei O-342 (tierexperimenteller Ovarialtumor) tragenden Ratten auch 72 h nach i. v. Applikation eine deutlich erhöhte Aufnahme des markierten Albumins im Tumor. In weiteren Untersuchungen mit 131I-TDS-Albumin fand sich gegenüber nativem Albumin keine Veränderung in der Plasmahalbwertszeit. Auch war als Ausdruck der stabilen kovalenten Bindung und alleinigen intrazellulären Metabolisierung von 131I-TDS-Albumin gegenüber konventionell markiertem 131I- Albumin keine Aufnahme von 131 I-Albumin-Spaltprodukten in der Schilddrüse der Versuchstiere zu finden (90). Diese Ergebnisse wurden auch mit einem weiteren kumulativen Marker, dem 111Indium-Diethylentriamin-Pentaessigsäure (111 In-DTPA) bestä- tigt. So zeigte sich bei Walker-256-Karzinom tragenden Ratten 48 h nach intravenöser Applikation ca. 20 % der initial verabreichten Substanz im Tumor (91). Sowohl 131JodTDS wie auch 111Indium-DTPA markiertes Albumin war in der Lage, den Albumin- stoffwechsel im tumortragenden Tier darzustellen. Die Pharmakokinetik entsprach dabei natürlichem Albumin, wobei sich bei der Ratte keine Unterschiede in den Zirkula- 13 tionzeiten zwischen mit 111Indium markiertem Ratten-Serumalbumin, humanem Serum- albumin oder bovinen Serumalbumin zeigte (92) . Allerdings erwies sich, daß lediglich eine schonende Beladung von 1 : 1 molar eine stabile Markierung und eine dem natürlichen Albumin entsprechende Zirkulation im Plasma erlaubt (93). Werden mehr Moleküle an Albumin gebunden, so verkürzen sich die Zirkulationszeiten erheblich, d. h. Albumin verändert seine Tertiärstruktur und wird als Fremdprotein vom retikuloen- dothelialen System (RES) erkannt und abgefangen. Immunologische Reaktionen wer- den ausgelöst, was eine wiederholte Injektion unmöglich macht. Dies gilt auch für Koppelungsverfahren, wie z. B. der Bindung von Fluorescein-Isothiozyanat an Albumin (Fa. Sigma, Deisenhofen), bei denen höhere Beladungsraten für Albumin vorgenommen wurden (Abb. 1). 111In-DTPA-RSA (Ratten-Serumalbumin) 111In-DTPA-HSA (Humanes Serumalbumin) cpm 111In-DTPA-BSA (Bovines Serumalbumin) 1000000 111In-DTPA-AFLc-HSA (5-Aminofluorescein-HSA) 111In-DTPA-FITC-BSA (Fluorescein-Isothiozyanat-Albumin) 100000 10000 1000 100 1 0 1 0 1 4 h 2 4 4 8 9 6 Abb. 1: Die Zirkulationszeiten 1 : 1 molarer Beladungen mit 111Indium-DTPA an verschiedene Albumine, sowie die 1 : 1 molare Beladung von 5-Aminofluorescein an HSA und die hochmolare Beladung von FITC-Albumin. 14 1.5 Methotrexat-Albumin Präklinische Untersuchungen Schon seit Ende der 60er Jahre hatte eine Vielzahl von Arbeitsgruppen Methotrexat- Albumin-Konjugate synthetisiert und in der Regel, um einen besseren therapeutischen Effekt zu erzielen, hohe Beladungsraten (bis zu 56 Methotrexat-Moleküle pro Albumin) gewählt (Tabelle 1). Tabelle 1: Die Beladungsraten von 1 Mol Albumin mit x Mol MTX Magenat et al. 1969 (94) MTX-(6, 11, 17) - HSA Shen et al. 1984 (95) MTX-(17) - HSA Bures et al. 1988 (96) MTX-(26) - HSA Bures et al. 1990 (97) MTX-(56) - HSA Kim et al. 1993 (98) MTX-(17) - HSA Sett et al. 1993 (99) MTX-(30) – mannosyl - HSA Diese Konjugate waren in Zellkultur wie auch im Tierexperiment teilweise erfolgreich, doch wurde über eine klinische Anwendung nicht berichtet. Es bleibt zu vermuten, daß die hohen Beladungsraten bei Albumin zu verkürzten Zirkulationszeiten führten und auch allergische Reaktionen eine weitere Anwendung verhinderten. Nach seinen Erfahrungen mit kumulativen Marken entschlossen sich Sinn und seine Mitarbeiter zu einer möglichst schonenden Koppelung von Methotrexat an Albumin. Dabei wurde die γ-Carboxylgruppe von Methotrexat durch eine Reaktion mit Dicyclohexylcarbodiimid (DCC) und Hydroxysuccinimid (HSI) aktiviert, um dann kovalent eine Säureamidbindung mit einem Lysinrest des Albumins zu knüpfen (100). Die Koppelungstechnik wurde so verfeinert, daß Quervernetzungen (cross-linking) des Albu- mins, welche eine Veränderung des Proteins zur Folge hätte, vermieden werden konn- ten. Entsprechend der Konzentrationsverhältnisse gelang so eine Beladung von 1,3 Mol 15 Methotrexat auf 1 Mol Albumin. In pharmakokinetischen Studien an Ratten zeigte sich, daß die Verweildauer von MTX-HSA natürlichem HSA entsprach. Auch konnte 1 - 2 Tage nach intravenöser Applikation des Albuminkonjugates an verschiedenen tierexperimentellen Tumoren eine bis zu 20%ige Aufnahme im Tumor nachgewiesen werden. Diese Konjugateigenschaften konnten jedoch durch eine höhere Beladungsrate des Al- bumin deutlich beeinflußt werden. Waren nach Applikation von MTX-RSA 1 : 1 molar 15 % der Substanz nach 24 h in Zirkulation, so wurde dies bei einer 10 : 1 molaren Beladung auf 3 % verkürzt (93). Entsprechend zeigte die Leber eine 7fach erhöhte Aufnahme des durch die höhere Beladung denaturierten Proteins, wie Analysen in der hochauflösenden Flüssigkeitschromatographie (High Performance Liquid Chromatographie, HPLC) bestätigten. Denn je höher Albumin beladen wird, desto breiter und atypischer ist das Albuminsignal in der HPLC verglichen mit nativem Albumin. Auch die Aufnahme des Konjugates im Tumor wurde durch die hohe Beladung beeinflußt. Aufgrund dieser Ergebnisse wurden für weitere präklinische Untersuchungen das MTXAlbumin (MTX-SA) Konjugat mit der nahezu 1 : 1 molaren Beladungsrate gewählt, da hier lange Zirkulationszeiten, hohe Tumoraufnahmeraten und fehlende allergische Reaktionen zu vermuten waren. Die in-vivo Prüfung des Konjugates erfolgte am Walker-256-Karzinom der Ratte, wo- bei die Wirkung des Konjugates mit der von freiem MTX verglichen wurde. Als Dosis limitierende Toxizität (DLT) wurde für beide Gruppen eine 4fach wiederholte i. v. Injektion an den Tagen 1, 3, 8 und 10 festgestellt. Danach traten typische MTX-Neben- wirkungen, wie Durchfall, Mukositis und struppiges Fell auf. Somit wurde die Effekti- vität in Höhe der maximal tolerablen Dosis (MTD) für beide Gruppen als repetitive Injektionen von 3 x 2mg MTX/kg Körpergewicht (KG) oder 3 x 2mg MTX-SA/kg KG untersucht. MTX erreichte dabei eine Heilrate von 55 %, während hingegen sie für MTX-SA bei 60 % lag. Durch eine Mischung von freiem MTX mit MTX-SA wurde bei gleichem Applikationsschema und gleicher Dosis eine Heilrate von 70 % erreicht (101). Die Effektivität von MTX-Konjugaten gegenüber freiem MTX bestätigte sich ebenfalls bei Dunning R 3327 Prostataadenokarzinomen an Copenhagen-Ratten, wo in einer Dosierung 4 x 2 mg/MTX-SA/kg KG eine deutlich verzögerte Tumorprogression gegen- 16 über freiem MTX erreicht wurde (102). Auch an verschiedenen Xenograft-Tumoren, wie z. B. Nierenzell-, Blasen-, Kolon-, Bronchial-, Pankreas-, Mamma-Karzinomen wie auch bei Mesotheliomen und malignen Melanomen, konnte eine verbesserte Wirksamkeit von MTX-HSA gegenüber freiem MTX nachgewiesen werden. Zwischenzeitlich fand sich auch eine verbesserte Wirksamkeit von MTX-HSA an 2 von 4 malignen Gliomxenografts (103-104). Klinische Studien mit MTX-HSA Ermutigt durch zahlreiche präklinische Untersuchungen mit MTX-HSA erfolgte 1997 eine erste klinische Phase-I-Studie an 17 Tumorpatienten mit MTX-HSA. Es erfolgte eine vorsichtige Dosiseskalation mit wöchentlichen Injektionen ab 20 mg/m2. Ab einer Dosis von 40 mg/m2 pro Woche wurden erste Toxizitätssymptome (Common-Toxic- Criteria: CTC Grade) beobachtet. Insgesamt erschien eine wöchentliche Applikation von 50 – 60 mg/m2 als gut verträglich. Unerwünschte Arzneimittelreaktionen, wie z. B. leichte Übelkeit, Diarrhoe, Obstipation, Epistaxis, Mukositis oder Müdigkeit, bildeten sich durch eine Therapieunterbrechung innerhalb von 1 – 2 Wochen komplett zurück. In keinem Fall war die Gabe von Folinsäure (Leucovorin) notwendig. An hämatologischen oder laborchemischen Veränderungen fanden sich dreimal eine Thrombozytopenie (2 x Grad 2, 1 x Grad 4) sowie viermal ein Anstieg der Transaminasen auf Grad 3. Auch hier konnte eine Rückbildung der Veränderungen durch eine Spreizung des Applikationsschemas erreicht werden. Bei den 10 Patienten, welche mit einer wöchentlichen Applikation von 50 bzw. 60 mg/m2 behandelt wurden, kam es in drei Fällen (1 x Pleuramesotheliom, 2 x Hyperne- phrom) zu einer langanhaltenden Remission (105). Die Ergebnisse der präklinischen und klinischen Erfahrungen mit MTX-HSA bildeten die Grundlage für eine Lizenzvergabe von MTX-HSA an Klinge-Pharma, München, jetzt Fujisawa-Deutschland, um MTX-HSA im Rahmen eines Zulassungsverfahrens weiter zu untersuchen. 17 1.6 Fragestellung und Zielsetzung der Arbeit Aufgabe dieser Arbeit war es, die Möglichkeit von Albumin als vielfach verwendbarer Trägerstoff in der Diagnostik und Therapie maligner Tumoren aufzuzeigen. Albumin wurde hierzu bei verschiedenen Aufgabestellungen eingesetzt: 1.6.1 Die laserinduzierte Fluoreszenzdiagnostik mit 5-Aminofluorescein-HSA bei malignen Gliomen Es sollte die Frage geklärt werden, ob durch eine albuminvermittelte Fluoreszenzanfärbung bei malignen Gliomen eine intraoperative Tumordarstellung möglich sei, wobei folgende Eigenschaften an den albumingebundenen Farbstoff gestellt wurden: • • • • Fehlende Toxizität Hohe, selektive und langanhaltende Anreicherung des Farbstoffkonjugates im Tumorgewebe Keine oder nur unwesentliche Ausbleichung des Farbstoffes Hohe Kontrastierung und Detektion des Farbstoffes ohne Zuhilfenahme optischer Verstärkersysteme. 1.6.2 Albuminvermittelte Chemotherapie mit Aminopterin-HSA Gerade besonders toxische Chemotherapeutika erscheinen für eine Albuminbeladung interessant, da durch die kovalente Bindung des Chemotherapeutikums an den Träger- stoff Albumin ein „pro-drug“ ensteht, welcher dadurch bedingt eine reduzierte systemi- sche Toxizität aufweist und die Wirksubstanz erst im Lysosom der Tumorzelle freisetzt. Ziel war es, das bereits Mitte der 50er Jahre verwendete hochwirksame aber systemisch zu toxische Antifolat Aminopterin an Albunim zu binden und es im Tierexperiment auf seine pharmakokinetischen Eigenschaften, seine Verteilung, seine Verträglichkeit und Wirksamkeit zu untersuchen. 18 1.6.3 Klinische Phase-I und II-Studien mit Methotrexat-Albumin (MTX-HSA) bei Patienten mit rezidivierenden malignen Gehirntumoren Nach Auslizensierung der von Sinn entwickelten Patente (MTX-HSA; AFlc-HSA etc.) an Firma Klinge-Pharma, jetzt Fujisawa-Deutschland, wurde entsprechend dem Arzneimittelgesetz eine zweite Phase-I-Studie mit aufsteigenden Dosierungen von 50 mg/m2; 70 mg/m2; 80 mg/m2 und 90 mg/m2 MTX-HSA in zweiwöchentlichen Abstän- den bei insgesamt 23 Karzinompatienten initiiert. Wir selbst nahmen an dieser Studie mit vier Patienten teil. Danach wurde unter der Leitung der Neurochirurgischen Universitätsklinik Heidelberg eine vergleichenden Phase-II-Studie bei Patienten mit primären und sekundären Glioblastomrezidiven veranlaßt. 1.6.4 Albuminvermittelte Lymphdiagnostik mit Tetra(4-Carboxy-PhenylChlorin- (TCPC) oder Tetra(4-Carboxy-Phenyl-Porphyrin (TCPP) HSA und Gadolinium-HSA Durch Einführung des „sentinel lymph note“ (SLN) Konzeptes hat die Diagnostik und Therapie von tumordrainierende Lymphbahnen und deren Lymphknoten eine Renais- sance erfahren. Mit 99mTc-HSA ist präoperativ eine Lymphabstromszintigraphie möglich, intraoperativ kann dann der SLN mit speziellen Gammasonden und auch unter Zuhilfenahme von intraoperativ appliziertem Patentblau aufgesucht werden. Da bislang hauptsächlich kolloidales 99mTc-HSA mittels der Lymphabstromszintigraphie und in- traoperativ Gammasonden zum Einsatz kommen, sollte versucht werden, ob nicht auch durch eine Fluoreszenzbeladung von HSA eine direkte Darstellung von Lymphwegen und von im Abstromgebiet liegenden Lymphknoten (SLN) möglich sei. Dies sollte tierexperimentell durch eine Beladung von Tetra(4-Carboxy-Phenyl-Chlorin (TCPC) oder Tetra(4-Carboxy-Phenyl-Porphyrin (TCPP) an HSA und auch kernspintomographisch mit Gadolinium-HSA untersucht werden. 19 Kapitel 2 Intraoperative Fluoreszenzdiagnostik maligner Gliome mit 5-Aminofluorescein-HSA (AFLc-HSA) 2.1 Einführung Als Anfang der 90er Jahre in unserer Klinik unter Leitung von Albert (1-2) das frühe postoperative Kernspintomogramm vermehrt zur Beurteilung der Radikalität nach mikrochirurgischer Resektion von Glioblastomen herangezogen wurde, stellten er und seine Mitarbeiter fest, daß in vielen Fällen solide kontrastmittelaufnehmende Tumoranteile verblieben waren, die der intraoperativen Wahrnehmung des Neurochirurgen trotz Verwendung moderner Operationsmikroskope entgangen waren. Diese soliden und im frühen postoperativen Kernspintomogramm entdeckten Tumoranteile stellten dann im weiteren Verlauf den Ursprung des klinisch manifesten Tumorrezidives dar und waren statistisch gesehen prognostisch von entscheidender Bedeutung. Aus diesen Beobachtungen heraus ergab sich unmittelbar die Konsequenz einer verbesserten intraoperativen Darstellung von solidem Tumorgewebe. Auch wenn andere Verfahren, wie z. B. Neuronavigation, intraoperatives CT oder Kernspintomogramm und Ultraschall (3-9), ebenfalls Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Betrachtungen bezüglich der verbesserten intraoperativen Tumordarstellung sind, so galten unsere Überlegungen der Verwendung fluoreszenzaktiver Substanzen, wie z. B. dem Fluore- scein, welches bereits 1948 seinen Einsatz zur intraoperativen Darstellung von Gehirntumoren fand (10). Ähnlich den sonst zur Tumordiagnostik applizierten Kontrastmittel passiert das Fluroescein-Natriumsalz die bei malignen Gliomen gestörte Blut-Hirn- Schranke und lagert sich dann interstitiell im Tumorgewebe ab. Auf Grund der aber schon im Jahre 1948 beschriebenen Penetration von Fluorescein ins umliegende Tumorödem ist eine lang anhaltende und selektive Darstellung von Tumorgewebe jedoch nur bedingt möglich. 20 2.2 Physikalische Eigenschaften von 5-Aminofluorescein (AFL) 5([4,6-Dichlorotriazin-2-YL]Amino)-Fluorescein (5-Aminofluorescein, AFL) ist ein hell leuchtender Fluoreszenzfarbstoff mit einem Molekulargewicht von 531,7 Dalton. Folgende chemische Strukturformel liegt ihm zu Grunde (Abb.1): Abb. 1: Chemische Struktur von 5-Aminofluorescein AFL zeigt im Bereich von 200 bis 700 nm drei Absorptionsmaxima (238 nm, 269 nm und 490 nm), wobei das Absorptionsmaximum bei 490 nm am größten ist. Sein Emis- sionsmaximum liegt mit 519 nm nur wenig neben dem Absorptionsmaximum von 490 nm. Im Gegensatz zu vielen anderen fluoreszenzaktiven Substanzen ist AFL nicht photoaktiv im Sinne der Photodynamischen Therapie und zeichnet sich durch einen nur geringen Ausbleicheffekt (sog. bleaching) aus (Abb. 2). AFL ist ähnlich dem in der Humanmedizin verwendeten Dinatriumsalz-Fluorescein wasserlöslich und wird hauptsächlich renal eleminiert. 100 90 80 70 60 50 5-Aminofluorescein 40 30 20 10 0 1 5 10 15 20 25 30 Minuten 40 50 60 Abb.2: Ausbleichverhalten (sog. bleaching) von 5-Aminofluorescein bei einer maximalen Anregung bei 490 nm. 21 2.3 Die kovalente Bindung von 5-Aminofluorescein an Albumin (AFLc-HSA) Ein Volumen von 65 mg 5-([4,6-Dichlorotriazin-2-yl]-Amino)-Fluorescein (AFL, Sig- ma, Deisenhofen) wird in 3 ml Dimethylsulfoxid (DMSO) gelöst und wird unter kontinuierlichem langsamen Rühren zu 4 g humanem Serumalbumin 20 % (Pharma Dessau GmbH, Dessau), in 20 ml Albuminlösung und 60 ml 0,34 Mol NaHCO3 gelöst, hinzugefügt. Während des Hinzufügens von AFL zur Proteinlösung färbt diese sich grün-gelb, bleibt aber absolut klar. Ungefähr 45 Minuten später wird die Proteinlösung mit 350 ml Ampuwa verdünnt. Verunreinigungen, wie z. B. ungebundenes Fluorescein oder DMSO, werden dann vom gebundenen Protein AFLc-HSA durch Ultrafiltration (YM 30 Millipore) abgetrennt. Die Reinheit des hergestellten Proteinkonjugates wurde mittels der hochauflösenden Flüssigkeitschromatographie (HPLC) überprüft: HPLC Bedingungen: Vorsäule: Phenomenex GFC - 4000, 4 mm L x 3 mm ID 1. Laufmittel: 0,25 Mol Li-acetat, 0,05 Mol Li-citrate pH 7,4 (Ampuwa) Säule: 2. Laufmittel: Fluß: Gradient: Zorbax GF 250 95% Methanol, 5% Wasser (HPLCgrad/Am-puwa) 0 -15 min Laufmittel 1 (100%); 1,0 ml/min 15 - 30 min Laufmittel 2 (von 0 auf 100%); 1,3 ml/min 30 - 45 min Laufmittel 2 (100%) 45 - 50 min Laufmittel 2 (von 100 auf 0%) Druck: Retentionszeiten für AFLc-HSA: 50 - 60 min Laufmittel 1 (100%); 1,0 ml/min ungefähr 65 Bar dimere Albuminfraktion monomere Albuminfraktion ungebundene Albuminfraktion 22 8,25 min 9,16 min 31,34 min 100 µ V (%) AFLc-HSA 80 60 40 20 0 0 10 20 30 Minuten Abb. 3: Die Retetentionszeiten von AFLc-HSA in der HPLC Bei der Überprüfung der Retentionszeiten für AFLc-HSA durch HPLC-SEC lag die dimere Fraktion bei 8,53 Minuten, die monomere Fraktion bei 9,35 Minuten und ungebundenes AFL bei 33,3 Minuten. Die prozentualen Anteile betrugen für die dimere Fraktion 1,63%, für die Albuminfraktion 99,81% und für ungebundenes AFL 1,57% (Abb.3). 2.4 Die Markierung von AFLc-HSA mit radioaktivem 111Indium Diethylentriaminpentaessigsäure (DTPA) wird in DMSO in einer Konzentration von 20 mg/ml unter Erwärmung aufgelöst. Nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur wird eine 1,2fache molare Menge Dicyclohexylcarbodiimid (DCC) und eine 10fache molare Menge Hydroxysuccinimide (HSI) zugefügt. Über Nacht ist bei Raumtemperatur die Reaktion zum Succinimidylester (DTPA-HSIE) vollzogen. Die klare, farblose DMSOLösung wird langsam einem zweifachen molarem Überschuß zu der Proteinlösung (10 mg AFLc-HSA/ml 0.17 M NaHCO3, pH 8.5) hinzugefügt. Über 15 Minuten bilden sich weiße kolloidale Aggregate, welche nicht reagiertem DCC und noch in DMSO gelö- 23 stem di-Cyclohexyl-Harnstoff (DCH) entsprechen. Diese werden mit Hilfe eines Filters entfernt (0,22 µm Millipore), während hingegen DMSO und freies DTPA durch Ultrafiltration (C30 Millipore) abgetrennt werden. DTPA-aktiviertes AFLc-HSA wird dann mit 111InCl3 durch Hinzufügen einer entprechenden Menge Radioaktivität als ein 111In- Citrat-Komplex an10 mg Protein gebunden. Direkt nach Hinzufügens des 111In-Citrat- Komplexes werden ungebundenes 111In durch Ultrafiltration mit einer C30 Millipore Einheit abgetrennt. Mit Hilfe dieser Technik können 98 % des verwendeten 111In kova- lent an DTPA-AFLc-HSA gebunden werden. Um die Plasmazirkulationszeiten zu vergleichen, wurde AFLc-HSA auch in einer 3:1 molaren Beladung mit 111In-DTPA markiert. Ebenfalls wurde das käuflich zu erwerbende Fluorescein-Isothiozyanat (FITCSA) mit 111In-DTPA beladen. 2.5 Das C6-Gliom Modell Weibliche, pathogenfreie (specific pathogen free, SPF) Sprague-Dawley-Ratten (n = 25) mit einem Körpergewicht von 180 - 200 g wurden für die Fluoreszenzuntersuchungen mit AFLc-HSA verwendet. Die Tiere wurden unter standardisierten SPF Bedingungen in einem Mikroisolator gehalten. Die C6-Gliom Zelllinie (11) wurde in Gewebekultur in 90 % DMEM Medium (PAA Laboratories, Östereich) und 10 % fetalen Kälberserum (Gibco, Eggenstein) gehalten. Die Analgosedierung der Versuchstiere erfolgte durch intraperitoneale Injektionen von Ketanest (Park-Davis & Company, Berlin) und Rompun (Bayer, Leverkusen), danach konnte der Kopf in einem stereotaktischen Ringsystem (David Kopf Instruments, USA) fixiert werden. Nach Bohrlochtrepanation wurde in einer Geschwindigkeit von 2 mm/Minute eine 10 µl Hamilton Spritze, versehen mit einer 26-Gauge Nadel, in das linke frontale Marklager der Ratte in einer Tiefe von 6 mm, 4 mm lateral des Bregmas eingebracht. Nach Zurückziehen der Nadel um einen Millimeter erfolgte die intrazerebrale Injektion in einer Dosierung von 1 x 105 C6-Gliomzellen in 5 µl serumfreiem DMEM Medium über einen Zeitrahmen von 5 Minuten (1 µl/Minute). Nach langsamem Zurückziehen der Nadel (2 mm/Minute) wurde das Bohrloch mit Knochenwachs ver- schlossen und die Haut vernäht. In mehr als 90 % der Tiere entwickelte sich ein solider Tumor im linken frontalen Marklager. Typischerweise war eine Gewichtsstagnation ein 24 Frühsymptom bei ausreichender Tumorgröße von 4 - 5 mm im Durchmesser. Die Tumorgewichte lagen zwischen 80 - 120 mg. 2.6 Die Plasmaclearance von AFLc-HSA Diese pharmakokinetischen Untersuchungen von AFLc-HSA wurden an 7 nicht tumortragenden Tieren durchgeführt, welche 3,7 MBq 111In-DTPA-ALFc-HSA intravenös appliziert bekamen. Die Plasmahalbwertszeit wurde durch Blutproben von 20 µl aus der Schwanzvene nach 5 Minuten, 1 h, 4 h, 8 h, 24 h, 48 h und 96 h ermittelt, wobei das Blutvolumen der Tiere nach der Formel (0,06 x Körpergewicht x 0,77) berechnet wurde (12). Die Plasmaproben wurden auf ihre Radioaktivität in einem γ–Zähler (Berthold, Wildbad) untersucht. Insgesamt zeigte sich kein Unterschied in der Plasmahalbwertszeit zwischen 111In-DTPA-ALFc-HSA und 111In-DTPA-HSA, was als Ausdruck einer der nicht das Protein alterierenden und stabilen Beladung zu werten ist. Die Halbwertszeit des Albuminkonjugates AFLc-HSA wurde mit 2,5 Tagen angegeben und entspricht der normalen Halbwertszeit von Albumin bei der Ratte. Bereits bei eine Beladung von 3 : 1 molar AFLc-HSA wurden verkürzte Zirkulationszeiten beobachtet. Am deutlichsten war der Unterschied bei Fluorescein-Isothiozyant-Albumin (FITC-Albumin, Fa. Sigma, Deisenhofen), welches durch die Belandung deutlich verändert und 24 Stunden nach intravenöser Applikation fast nicht mehr nachweisbar war (Abb. 4). 1000000 cpm 111In-DTPA-SA 100000 111In-DTPA-AFLc-SA 1:1 111In-DTPA -AFLc-SA 3:1 111In-DTPA-FITC-SA 10000 1000 100 10 1 0 1 4 8 h 24 48 72 96 Abb.4: Semilogarithmische Darstellung der Plasmahalbwertszeit vom AFLc-HSA in verschiedenen Beladungsraten verglichen mit nativem Albumin und FITC-SA 25 2.7 Die Aufnahme von 111In-DTPA-AFLc-HSA in das C6-Gliom Szintigraphische Untersuchungen sollten die Aufnahme des Proteinkonjugates im Tu- mor sowie seine Bioverteilung aufzeigen. Dazu wurden die Versuchstiere (n=5) 5 Minuten, 1 h, 4 h, 8 h und 24 h nach Applikation von 3,7 MBq 111In-DTPA-ALFc-HSA szintigraphisch untersucht. Zudem wurden 24 h nach Applikation des radioaktiv mar- kierten Proteinkonjugates die Rattengehirne entnommen, um die Radioaktivität im Ge- hirn selbst im γ-Zähler untersuchen zu können. Die Aufnahme der Radioaktivität wurde sowohl im gesamten Gehirn wie auch der rechten nicht tumortragenden Hemisphäre, der linken tumortragenden Hemissphäre und nach Entnahme des Tumors in ihm selbst gemessen. Szintigraphisch fand sich kein Unterschied zwischen tumortragenden und nicht tumortragenden Tieren, so daß die Bestimmung der Aufnahme der Radioaktivität im C6- Gliom der Rattengehirne nur im γ-Zähler möglich war. Insgesamt war der Anteil an Radioaktivität mit 0,04 – 0,34 % an der Gesamtverteilung im Körper gering. Dennoch fanden sich deutliche Unterschiede bei den einzelnen Gewebeproben zwischen den Tieren mit Tumor und denen ohne Tumor. Die Messung der gesamten Rattengehirne ohne Tumor ergab lediglich eine Aufnahme 0,1 % an Radioaktivität. Bei den tumortragenden Rattengehirnen dagegen steigerte sich die Aufnahme der applizierten Radioaktivität auf 0,23 % (Probe A). Die Messung der linken Gehirnhemisphären (Probe B) ergab dann aber eine Steigerung der Aufnahme an Radioaktivität bei den tumortragenden Tieren um das Dreifache. Kein Unterschied ergab sich bei der Messung der rechten Gehirnhälften (Probe C). Der spezifische Aktivitätsquotient berechnet den Anteil der applizierten Radioaktivität in Relation zum Tumorgewicht und dem Gewicht der Versuchstiere. Bei einer homogenen Verteilung berechnet sich somit ein spezifischer Aktivitätsquotient von 1, während hingegen ein Quotient von > 1 eine spezifische Aufnahme beweist. Die spezifischen Aktivitätsquotienten bei den nicht tumortragenden Rattengehirnen lag bei 0,12, bei den tumortragenen Rattengehirnen bei 0,26 und bei den linken Tumor tragenden Hemissphären bei 0,4. Die Berechnung des spezifischen Aktivitätsquotienten im Tumor selbst wies mit 2,8 eine 23fach höhere Aufnahme gegenüber dem normalen Gehirn nach (Abb.5). 26 0,3 3 Spezifischer Aktivitätsquotient Anteil (%) 0,25 2,5 0,2 2 0,15 1,5 0,1 1 0,05 0,5 0 Probe1 A Probe B Probe C 0 Tumor Probe 1A Probe B Probe C Probe A: Rattengehirne gesamt Probe B: Tumotragende Gehirnhälften Probe C: Nicht tumortragendeGehirnhälften. Abb.5: Anteile der aufgenommenen Radioaktivität von 111In-DTPA-AFLc-HSA an verschiedenen Rattenhirnen. Die schwarzen Balken entsprechen der Kontrolltieren ohne Tumor, die grauen Balken den Tumortieren, die weißen Balken den entnommenen C6-Gliomen. 2.8 Fluoreszenzdiagnostik mit AFLc-HSA und AFL am C6-Gliom der Ratte Das mit dem Fluoreszenzfarbstoff 5-Aminofluorescein kovalent konjugierte humane Serumalbumin wurde vergleichend zu freiem AFL für die laserinduzierte Fluoreszenz- diagnostik am C6-Gliom der Ratte herangezogen. Durch die kovalente Bindung an humanes Serumalbumin in einer 1 : 1 molaren Beladung ergab sich eine minimale Ver- schiebung des Absorptionsmaximums auf 497 nm (freies AFL 490 nm) und ebenfalls eine Verschiebung des Emissionsmaximums von 519 nm auf 523 nm (Abb. 6). 3 519 nm/ 523 nm Laser 488 nm 2,5 AFLc-HSA 496 nm AFL 2 1,5 1 0,5 0 400 450 495 545 Wellenlänge (nm) 595 645 695 Abb. 6: Absorptions- und Emissionsspektren von AFL und AFLc-HSA. Das Anregungslicht des Argonlasers liegt bei 488 nm. 27 Tumo Das Farbstoffkonjugat wurde den tumortragenden Tieren in Konzentrationen von 0,5 mg/kg Körpergewicht sowie 1,0 und 2,0 mg/kg Körpergewicht (5 Tiere pro Dosie- rungsgruppe) intravenös appliziert und die Rattenhirne 24 Stunden später in toto entnommen und bei - 70 ° C tiefgefroren. Vergleichend zur Fluoreszenzdarstellung mit AFLc-HSA wurde ungebundenes AFL bei 5 Tieren in einer Konzentration von 2,0 mg/kg Körpergewicht ebenfalls intravenös appliziert und ebenfalls die Rattengehirne 24 h danach entnommen. Als Anregungsquelle diente ein 10 Watt Argonlaser (Spectra Physics, USA). AFLc- HSA oder AFL wurden bei 488 nm angeregt (Ausgang Argonlaser 1,2 Watt, Beschei- nung bei 150 – 200 mWatt/cm2). Zur Fluoreszenzbetrachtung wurde das Anregungslicht des Lasers durch einen Langwellengelbfilter bei 515 nm abgeschnitten. Makroskopische Fluoreszenzbetrachtung An koronaren Schnitten der 24 Stunden nach intravenöser Farbstoffapplikation ent- nommenen Gehirne wurden die tiefgefrorenen Proben in Höhe des maximalen Tumordurchmessers untersucht. Bei allen C6-Gliomen zeigte sich unter der laserinduzierten Fluoreszenzanregung eine gute Darstellung des durch AFLc-HSA markierten Tumors, wobei die Betrachtung der Fluoreszenzemission bereits mit bloßem Auge möglich war. Subjektiv war kein Unterschied in der Fluoreszenz zwischen den verschiedenen Konzentrationen bemerkbar. Im Gegensatz zu der sehr deutlichen Tumordarstellung mit AFLc-HSA fehlte diese 24 Stunden nach intravenöser Applikation von freiem AFL gänzlich (Abb. 7 a und b). Eine Autofluoreszenz des Gehirns wurde bei einer Anregung von 488 nm nicht beobachtet. Mikroskopische Fluoreszenzbetrachtung Um die Fluoreszenzdarstellung mit AFLc-HSA der histopathologischen Tumorgrenze zuordnen zu können, wurden koronare Kryostatschnitte in einer Dicke von 10 µm angefertigt. Die so gewonnenen Kryostatschnitte wurden im Fluoreszenzmikroskop be- trachtet und mit einem direkt benachbarten H & E gefärbten Kryostatschnitt verglichen. 28 Dabei zeigte sich ein gutes Übereinstimmen der fluoreszenzoptischen Tumordarstellung mit der durch H & E markierten histopathologischen Tumorgrenze (Abb. 8 a und b). 2.9 Fluoreszenzlokalisation von AFLc-HSA in der C6-Gliom Zellkultur Um die Lokalisation des Farbstoffkonjugates in der Tumorzelle selbst genauer definie- ren zu können, wurden C6-Gliom Zellkulturen über 72 Stunden mit AFLc-HSA in einer Konzentration von 10 µg/ml inkubiert. Der nicht zellulär verbliebene Farbstoff wurde dann durch zweimaliges Waschen der Zellkultur mit Phosphatpuffer entfernt. Danach konnten die C6-Gliomzellen im Fluoreszenzmikroskop bei einer 1.000fachen Vergrößerung betrachtet werden. Dabei zeigte sich eine punktuelle, den Lysosomen entsprechende Akkumulation des Farbstoffkonjugates in den C6-Gliomzellen (Abb. 9). Somit kann vermutet werden, daß das Albuminkonjugat via Endozytose intrazellulär aufgenommen wird und sich dann im Lysosom der Zelle anreichert (Abb. 10). Trotz des sauren pHWertes im Lysosom (die Fluoreszenzemission ist pH abhängig) fand sich eine gute Fluoreszenz von AFLc-HSA in der Tumorzelle. Somit war die aktive Aufnahme des Farbstoffkonjugates in die Tumorzelle bewiesen, welche im Gegensatz zu den meisten gängigen Kontrastmitteln AFLc-HSA als intrazelluläres Kontrastmittel aufweist. 29 A B Abb. 7 a und b: Makroskopische Darstellung eines C6-Glioms der Ratte in Höhe des maximalen Tumordurchmessers einerseits gefärbt durch H&E (A), andererseits durch Fluoreszenzanregung mit Argonlaser (488 nm, 150 mW/cm2) 24 h nach intravenöser Applikation von AFLcHSA (B). Die Fluoreszenzbetrachtung wird ermöglicht durch Verwendung eines Langwellenfilters. 30 A B Abb. 8 a und b: Mikroskopische Tumordarstellung (Vergrößerung 200 fach) am Kryostatschnitt im Bereich der C6-Gliomtumorgrenze, einerseits dargestellt durch H&E (A), andererseits dargestellt durch AFLc-HSA (B). 31 Abb. 9: C6-Gliomzellen in Zellkultur 72 h nach Inkubation mit AFLc-HSA (10 µg/ml) bei einer 1000 fachen Vergrößerung. Der schwarze Pfeil gibt die Lokalisation des Farbstoffkonjugates im Lysomom der C6-Gliomzellen an. Abb. 10: Schematische Darstellung der Aufnahme von AFLc-HSA in maligne Gliomzellen. 32 2.10 Konfokale Mikroskopie mit AFLc-HSA und lysosomaler Markierung an C6-Gliomzellen Die Kultivierung der C6-Gliomzellen erfolgte in RMPI 1640 mit 10 % FCS und 1 % Glutamin. Für die konfokale Laserscanningmikroskopie (cLSM, Fa. Zeiss, Oberkochen) wurden die Zellen abtrypsiniert, in einer Neubauer Kammer gezählt und auf 5 x 104 Zellen/ml eingestellt. Davon wurden 50 – 100 µl auf Deckgläschen ausgesät (Durch- messer 12 mm) und für 24 Stunden bei 37°C mit 5 % CO2 inkubiert. Auf 1 % reduziertem FCS Medium wurden die Zellen mit 50 µg/ml AFLc-HSA bzw. 50 µg/ml AFL überflutet und für weitere 24h kultiviert. Für die Lysosomenmarkierung wurden die C6-Gliomzellen dreimal mit RMPI ohne Zusätze gewaschen. Danach wurde Lyso Tracker Red (Absorption: 577 nm; Emission: 590 nm; Molecular Probes, USA) in einer Konzentration von 50 nM über 40 Minuten hinzugefügt. Wiederum wurden die Zellen dreimal mit RMPI ohne Zusätze gewaschen und anschließend am konfokalen Laserscanningmikroskop untersucht. Einerseits wurden die Zellen im Differentialkontrast inspiziert, andererseits wurde der Lyso Tracer bei 577 nm (rote Fluoreszenz) und AFL oder AFLc-HSA bei 488 nm (grüne Fluoreszenz) angeregt. Werden beide Fluoreszenzen übereinandergelegt, zeigen Orte, an denen beide Farstoffe lokalisiert sind, eine gelbe Fluoreszenz (Abb. 11 a). Somit war die Aufnahme von AFLc-HSA im Lysosom der C6-Gliomzellen bewiesen. Dagegen war nach Inkubation der Zellen mit freiem AFL keine punktförmige, den Lysosomen entsprechende Aufnahme zu erkennen. Hier konnte man eine unspezifische Verteilung von AFL im Zytoplasma beobachten (Abb. 11b). 33 A A A LsoTracker Lyso Tracerred red AFLc-HSA AFLc-HSA AFLc-HSA Lyso-tracer rot Differentialkontrast Differentialkontrast Lyso-tracer + AFLc-HSA B B AFL Lyso-tracer rot red Lyso Tracer Lyso Tracer red AFL AFL AFL Lyso-tracer + AFL Differentialkontrast Abb 11 a und b: Konfokale Laserscanningmikroskopie von C6-Gliomzellen nach Inkubation mit Lyso Tracker rot, AFLc-HSA (A) oder AFL (B). 34 2.11 Präklinische Studien mit 111In-DTPA-HSA bei Patienten mit Glioblastomen Zunächst wurde die Aufnahme des mit 111In-DTPA-Farbstoffkonjugates bei Patienten mit Glioblastomen im SPECT (Single-Photon-Emmissions-Tomogramm) untersucht. Bei drei Patienten, welche nach MR-Kriterien an einem Glioblastom erkrankt waren, wurden 70 MBq 111In-DTPA-ALFc-HSA intravenös appliziert. Über einen Beobachtungszeitraum von drei Tagen (die Halbwertszeit von 111In beträgt 2,7 Tage) wurden wiederholt Untersuchungen im SPECT wie auch Blutproben zur Bestimmung der Plasmahalbwertszeit vorgenommen (Abb. 12). Dabei zeigte sich ein Maximum an Aufnahme von 111In-DTPA-ALFc-HSA nach 48 h. Ebenfalls waren zu diesem Zeitpunkt die Tumoren im SPECT sehr deutlich zu erken- nen. Die Bestimmung der Plasmahalbwertszeit erfolgte durch Proben aus 5 ml Vollblut. Hier stellte sich ein langsamer und kontinuierlicher Abfall der Konzentration an 111In- DTPA-ALFc-HSA dar. Die Halbwertszeit des Proteinkonjugates wurde bei den drei Patienten im Mittel mit 4,7 Tagen angegeben. Somit bestätigte sich die hohe und langanhaltende Aufnahme des Farbstoffkonjugates AFLc-HSA bei Patienten mit Glioblastomen. Allerdings waren die Untersuchungen wegen der kurzen Halbwertszeit von 111 In in ihrer Dauer und Aussage nur eingeschränkt verwertbar. Abb. 12: Darstellung eines links temporalen Glioblastoms 48 h nach intravenöser Injektion von 70 MBq 111In-DTPA-AFLc-HSA im SPECT 35 1,4 1,2 1 0,8 111In-DTPA-AFLc-SA 0,6 0,4 0,2 A 0 0 18 24 42 h 48 72 1000000 cpm 111In-DTPA-AFLc-SA B 100000 0 18 24 42 h 48 72 Abb. 13: Aufnahme von 111In-DTPA-AFLc-HSA in ein Glioblastom (A) und Darstellung der Plasmaclearance (B) von 111In-DTPA-AFLc-HSA nach intravenöser Injektion von 70 Mbq 111InDTPA-AFLc-HSA. 36 2.12 Präklinische Studien zur laserinduzierten Fluoreszenzdiagnostik mit AFLcHSA Drei weitere Patienten, welche gemäß MRT-Untersuchungen an einem Glioblastom erkrankt waren, wurden nach Einwillligung für die laserinduzierte Fluoreszenzdiagno- stik mit AFLc-HSA zur intraoperativen Tumordarstellung vorgesehen. Die intravenöse Applikation des Farbstoffkonjugates erfolgte in einer Dosierung von 0,5 mg/kg Körpergewicht in einem Zeitraum von 3 - 5 Tagen vor der geplanten Operation. Alle drei Pati- enten wurden unter Neuronavigation und einer Radikalitätskontrolle durch ein intraoperatives MRT und frühes postoperatives MRT operiert. Die Aktivierung des Farbstoffkonjugates erfolgte durch einem dem OP benachbarten Argon-Laser bei einer Anre- gungswelle von 488 nm. Die Ausleuchtung des OP-Gebietes wurde mit Hilfe eines sterilisierbaren FD1-Applikators bei einer Leistung von 150 – 200 mWatt/cm2 gewährlei- stet. Die Fluoreszenzbetrachtung erfolgte dann über einen im Operationsmikroskop ein- gebrachten Schwenkfilter, welcher das Anregungslicht des Lasers bei einer Wellenlänge von 515 nm abschnitt und nur Fluoreszenzlicht über 515 nm passieren ließ (Abb. 14). Die Bestimmung der Plasmahalbwertszeit erfolgte aus Proben von 5 ml Vollblut über einen Zeitraum von bis zu 20 Tagen nach der Operation. Abb. 14: Integrierbarer Langwellen-Schwenkfilter für das Operationsmikroskop MKM, Zeiss. Bei allen drei Patienten gelang eine intraoperative Fluoreszenzdarstellung der Tumoren mit AFLc-HSA über die gesamte Dauer der Operation. Vor allem im Bereich der Tumorgrenze, d. h. der proliferationsaktiven Zone, waren die Tumoren fluoreszenzoptisch gut erkennbar. Gegenüber normalem Gehirngewebe zeigte sich eine scharfe Ab- 37 grenzung in der Fluoreszenzdarstellung. Dagegen war in den zentralen nekrotischen Tumoranteilen keine Fluoreszenzdarstellung erkennbar. Ein Übertritt von AFLc-HSA aus eröffneten Gefäßen führte zu einer Kontamination der Resektionshöhle. Allerdings konnte dies durch ein sorgfältiges Absaugen vor der Fluoreszenzbetrachtung verhindert werden. Üblicherweise erfolgte die Fluoreszenzbetrachtung wiederholt während der Tumorpräparation und abschließend nach Entfernung des Tumors. Nur in einem Fall mußte wegen einer beginnenden Infiltration des Tumors in das Wernicke-Sprachzen- trum ein kleiner solider durch AFLc-HSA wie auch durch das intraoperative MRT zu erkennender Tumorrest belassen werden. Die histopathologischen Untersuchungen wiesen in allen Fällen fluoreszenzpositiver Proben ein Glioblastom oder seine Infiltrationszone nach. Entsprechend den Kriterien der intraoperativen Radikalitätskontrolle durch ein intraoperatives und frühes postoperatives Kernspintomogram konnte bei zwei Patienten eine radikale Tumorresektion unter Zuhilfenahme der intraoperativen Laserfluoreszenz erreicht werden. Trotz mehrfacher Bescheinung und langanhaltender Tumoroperation war ein Ausbleichen des Farbstoffes oder eine Penetration des Konjugates in umgebendes Gehirngewebe nicht beobachtet worden (Abb.15). Ein Patient entwickelte eine Woche nach der Applikation von AFLc-HSA ein generalisiertes allergisches Hautexanthem, welches mit Antihistaminika behandelt werden mußte. Nach Abklingen des Hautexanthems konnte die allergische Reaktion im Intra- kutantest durch AFLc-HSA provoziert werden. Weitere Nebenwirkungen oder Laborveränderungen wurden nicht beobachtet. Ebenfalls wurden in der Abteilung für Mund- Zahn- und Kieferchirurgie der Universität Heidelberg drei Patienten mit Plattenepithelkarzinomen der Mundhöhle mit AFLc-HSA behandelt. Auch hier gelang durch AFLc-HSA eine Darstellung der Mundhöhlenkarzi- nome, wobei die Fluoreszenzdarstellung der Tumoren nach Abklingen der Hintergrundfluoreszenz in der Schleimhaut ca. 1 – 2 Wochen nach der i. v. Applikation von AFLcHSA deutlich verbessert werden konnte. 38 Abb. 15: Laserinduzierte Fluoreszenzdarstellung eines Glioblastoms während einer mikrochirurgischen Tumoroperation im Bereich der Tumorgrenze 5 Tage nach intravenöser Injektion von AFLc-HSA (0,5 mg/kg KG). 39 2.13 Diskussion Die fluoreszenzoptische Darstellung von Gehirntumorgewebe findet sich erstmals 1948 bei Moore (10). Zu dieser Zeit war die Lokalisation eines Gehirntumors nur auf Grund von neurologischen, einige Jahre später durch ventrikulographische Untersuchungen vermutbar. In der Regel erfolgte eine ausgedehnte Trepanation, bei der Veränderungen am Cortex aufgesucht wurden, oder es erfolgten vorsichtige Punktionen in das Gehirn, sogenannte Dandy-Nadel, welche eine Lokalisation vor allem subkortikaler Läsionen vermuten ließ. Verständlich, daß man nach Wegen suchte, Gehirngeschwülste selbst sichtbar zu machen. Grundlage des von Moore verwendeten Dinatriumfluoresceins ist die Tatsache, daß maligne Gehirntumoren eine Störung der Blut-Hirn-Schranke aufweisen und somit Substanzen, wie das Fluorescein, in den Tumor penetrieren lassen. Eine Fenestration von Blutgefäßen im Tumor (sog. Blut-Tumor-Schranke) findet sich aber auch bei extraaxi- alen Gehirntumoren. Somit konnte Moore bei einer Vielzahl unterschiedlicher Gehirntumoren (Glioblastome, Astroblastome, Meningiome, Akustikusneurinome, Ependy- mome und Hypophysenadenome) eine ausreichende Fluoreszenzdarstellung während der Operation beobachten. Verwendet wurde das Dinatriumfluorescein 20 % in 5 ml Lösung, was einer Gesamtapplikation von 1 g entspricht. Der Farbstoff wurde unmittelbar präoperativ intravenös injiziert und während der Operation mit einer Quecksilber- dampflampe angeregt. Die Fluoreszenzbetrachtung erfolgte mit einem entsprechenden Langwellenfilter (Wood‘s-Filter). Das Maximum an Fluoreszenz wurde 2 Stunden nach intravenöser Applikation erreicht, jedoch war die Fluoreszenzdarstellung nach 5 Stun- den deutlich vermindert. Wenn auch Moore eine sehr gute Fluoreszenzdarstellung von Tumorgewebe beobachtete, so wies er in seiner Publikation von 1948 bereits auf das Problem der Penetration des Farbstoffes ins umgebende ödematös veränderte Gehirngewebe hin. Auch andere fluoreszenzaktive Substanzen, wie z. B. Atebrin oder Trypaflavin (13), wurden zu dieser Zeit zur intraoperativen Fluoreszenzdiagnostik bei Gehirntumoren herangezogen. Auch mit diesen Substanzen gelang eine intraoperative Fluoreszenzdar- 40 stellung, aber auch hier wiesen die Autoren wiederum auf eine unscharfe Begrenzung der Fluoreszenz, vor allem bei den infiltrativ wachsenden maligen Gliomen, hin. Warum durch fluoreszierende Substanzen eine optische Anfärbung von Gehirntumoren möglich war, war den Autoren Anfang der 50er Jahre nicht ganz klar. Zwar wurde eine Fenestrierung von Tumorgefäßen vermutet, doch erst die ausgedehnten Untersuchungen von Klatzo Anfang der 60er Jahre zeigten den Übertritt von nieder- und hochmolekula- rem Fluorescein als Ausdruck einer Störung der Blut-Hirn-Schranke (14). Dieser Übertritt nieder- und hochmolekularer Substanzen in Gehirntumoren wurden im weiteren auch zur Isotopendarstellung von Gehirntumoren verwendet (15-16). Erst 34 Jahre nach Moores Publikation wurde die intraoperative Fluoreszenzdarstellung mit Na-Fluorescein von Murray (17) wieder aufgegriffen, welcher sich in dieser Methode eine Verbesserung der operativen Radikalität bei malignen Gliomen erhoffte. Weiter verbessert wurde die Methode der intraoperativen Fluoreszenzdarstellung mit Na- Fluorescein Ende der 90er Jahre durch zwei japanische Arbeitgruppen (18-20), welche eine Xenonlampe als Lichtquelle zur Anregung des Farbstoffes in ein Operationsmikroskop integrierten. Zwischenzeitlich sind auch andere Farbstoffe zur optischen Darstellung von Gehirntu- moren untersucht worden. Zu erwähnen ist der nicht fluoreszierende Farbstoff Indozyanin, welcher ebenfalls eine gestörte Blut-Hirn-Schranke passiert und sich im Tumorge- webe anreichert. Nach tierexperimentellen Untersuchungen am C6-Gliom der Ratte (21) wurde der Farbstoff auch am Menschen untersucht. Allerdings mußte die ursprünglich am Tiermodell verwendete Dosis von 60 – 120 mg/kg wegen zu erwartender Nebenwirkungen deutlich auf 2 mg/kg reduziert werden, weswegen zur intraoperativen Farbstofferkennung eine Restlichtverstärkerkamera verwendet werden mußte (22-23). Ein weiterer Farbstoff ist das Phthalozyanin. Auch Phthalozyanin erlaubt eine Darstellung bei malignen Gehirntumoren. Seine Verwendung wurde aber bislang nur tierexperimentell am C6-Gliom der Ratte untersucht (24). Von größerer Bedeutung in der optischen Darstellung von Gehirntumoren ist die Verwendung photoaktiver Substanzen, welche den Porphyrinen zuzuordnen sind (25-27). 41 Diese besitzen neben fluoreszierenden vor allem photoaktive Eigenschaften, wie sie bei der Photodynamischen Therapie (PDT) erwünscht sind. Hier bilden sich nach Anregung des Farbstoffes toxische Metabolite (Phase-I-Reaktion) oder Sauerstoffradikale (Phase- II-Reaktion), die das umgebende Tumorgewebe zerstören. Die am häufigsten bei malignen Gehirntumoren verwendete Substanz ist das lipophile Porphyringemisch Hämato- porphyrinderivat (HPD, Photofrin), welches sich im Tumorgewebe anreichert und dann nach Anregung durch eine Lichtquelle aktiviert werden kann. Da die photoaktiven Eigenschaften die fluoreszierenden Eigenschaften überwiegen, ist seine Anwendung im wesentlichen auf die photodynamische Therapie konzentriert. Derzeit wird diese Sub- stanz in einer prospektiven, randomisierten Phase-III-Studie bei Patienten mit Glioblastomrezidiven untersucht, wobei die Bestrahlung nach Abschluß der Resektion noch vorhandenes Resttumorgewebe zerstören soll (28). Eine weitere zur Zeit vielfach untersuchte Substanz ist die 5-Aminolävulinsäure (5- ALA). Diese Substanz wird intrazellulär im Tumorgewebe zur eigentlichen Wirksub- stanz Protoporphyrin IX metabolisiert, welche fluoreszenzaktiv ist. Ursprünglich wurde 5-ALA zur Diagnostik von Blasenkarzinomen eingesetzt (29), jedoch findet diese Substanz zwischenzeitlich bei oberflächlich liegenden Tumoren eine immer breitere An- wendung. Es ist der Münchener Arbeitsgruppe zu verdanken, daß 5-ALA zur intraoperativen Fluoreszenzdiagnostik bei malignen Gliomen eingesetzt wurde. Auch hier wird zur Anregung des Fluoreszenzfarbstoffes eine Xenonlampe verwendet, welche im OPMikroskop integriert ist. Somit ist eine direkte Betrachtung der Fluoreszenzemission durch das Operationsmikroskop möglich. Nach tierexperimenteller Testung befindet sich 5-ALA zwischenzeitlich in einer multizentrischen Phase-III-Studie. Die bisherigen Ergebnisse bestätigen eine Verbesserung der durch 5-ALA bedingten Operationsradika- lität mit Verbesserung der Überlebenszeit bei Patienten mit Glioblastomen (30-34). Wie alle Porphyrinderivate besitzt Protoporphyrin IX die Eigenschaft des raschen Ausbleichens, weswegen im OP-Mikroskoplicht gezielt eine Wellenlänge ausgefiltert werden muß. Seine phototoxischen Eigenschaften sind gegenüber anderen Porphyrinderivaten deutlich geringer ausgeprägt. 42 Bei der Frage der selektiven Darstellung von Gehirntumoren während einer mikrochirurgischen Tumoroperation sollten unseren Überlegungen nach folgende Eigenschaften von dem zu verwendeten Farbstoff erfüllt werden: • Gute Kontrastierung des Tumorgewebes • Fehlende Toxizität • • • Selektive und langanhaltende Aufnahme des Fluoreszenzfarbstoffes im Tumor Stabile Fluoreszenzintensität Geringe Penetration ins umgebende Gewebe. Aus den genannten Anforderungen entschlossen wir uns zu dem bekannten Fluores- zenzfarbstoff Fluorescein. Dieser Fluoreszenzfarbstoff zeichnet sich durch eine hohe Lichtquantenausbeute aus und ist auch nach langanhaltender Anregung weitgehend farbstoffstabil. Seine fehlenden photoaktiven Eigenschaften bedingen eine geringe lokale und systemische Toxizität. Durch die kovalente Koppelung von Fluorescein an humanes Serumalbumin (AFLc-HSA) konnte die sonst durch die niedermolekularen Eigenschaften bedingte Pharmakokinetik des Farbstoffes gänzlich im Sinne eines intra- zellulären und lange im Tumorgewebe verbleibenden Kontrastmittels verändert werden. In unseren tierexperimentellen Untersuchungen, den Untersuchungen in Zellkultur und der konfokalen Mikroskopie, wie auch in den individuellen Heilversuchen bei Glio- blatompatienten zeigte AFLc-HSA eine selektive und langanhaltende Fluoreszenzanfärbung im malignen Tumorgewebe (35). Mit hoher Wahrscheinlichkeit verbleibt dieser Farbstoff auch nach lysosomaler Abspaltung vom Albumin sehr lange in der Tumor- zelle, so daß ein Auswaschen der Fluoreszenz verhindert wird. Sein klinischer Einsatz in einer dafür notwendigen Phase-I/II-Studie ist, nachdem die Voraussetzungen bewäl- tigt werden konnten, inzwischen von der hiesigen Ethikkommission genehmigt worden. Wie gut die Tumordarstellung mit AFLc-HSA ist und welche Information sie für den operativ tätigen Neurochirurgen bringt, soll im direkten Vergleich der Tumordarstellung durch Systeme der Neuronavigation, der Tumordarstellung im intra- und frühen postoperativen MR und dem intraoperativen Ultraschall untersucht werden. 43 Kapitel 3 3.1 Albuminvermittelte Chemotherapie mit Aminopterin-HSA (AMPT-HSA) in vivo 3.1.1 Einführung Bereits 1940 fand das Antifolat Aminopterin (AMPT) seine erste klinische Anwendung bei Kindern, welche an Leukämie erkrankt waren (1-2). Es zeigte einen guten zytostatischen Effekt und leitete die Entwicklung der modernen Chemotherapie ein. Wenige Jahre später wurde AMPT durch ein ähnliches Antifolat, Methotrexat (MTX), ersetzt, nachdem tierexperimentelle Untersuchungen eine ähnliche Wirksamkeit, aber bessere Verträglichkeit gegenüber AMPT bestätigten (3). MTX, meist in Kombination mit an- deren zytostatischen Substanzen, findet heutzutage eine breite klinische Anwendung in der Behandlung akuter Leukämien im Kindesalter, bei Osteosarkomen, Choriokar- zinomen, Lymphomen, Kopf-Hals-Tumoren und anderen soliden Tumoren. Aber auch chronisch entzündliche Prozesse, wie z. B. die der rheumatoiden Arthritis oder der Psoriasis, stellen eine Indikation für die Verwendung von MTX dar. Vergleicht man aber die Wirksamkeit von AMPT gegenüber MTX, so findet sich für AMPT eine 20fach höherer Vmax/Km Quotient für das Enzym Folylpolyglutamatsynthetase (4) und eine stärkere Aufnahme und Polyglutamierung in Lymphoblasten und Myeloblasten (5). So ist es nicht verwunderlich, daß AMPT wieder Einzug in eine klinische Studie fand. Ratliff (6) untersuchte AMPT bei 20 therapieresistenten Malignompatienten und konnte eine komplette Remission bei einem Patienten mit Endometriumkarzinom und eine Stabilisierung des Krankheitsverlaufes bei 7 weiteren Patienten beobachten. Nachdem die präklinischen und klinischen Ergebnisse mit dem Albuminkonjugat MTXHSA eine gegenüber MTX zumindest gleichwertige, wenn nicht sogar leicht bessere, Wirkung zeigten, galt unser Interesse der Albuminkonjugierung eines anderen Antifo- lates, dem AMPT (Abb. 1). Es sollte, ähnlich wie MTX-HSA, in seiner Verteilung, seiner Plasmahalbwertszeit, seiner Aufnahme in den Tumor, wie auch in seiner Verträglichkeit und Effektivität untersucht werden. 44 Abb. 1: Die Antifolate Aminopterin und Amethopterin (MTX) 45 3.2.1 Die Koppelung von Aminopterin (AMPT) an Albumin (HSA) Aminopterin Aktivierung Aminopterin-Hydrat (AMPT; Molekulargewicht 440.42 Dalton; Aldrich, Steinheim) wird in einer Konzentration von 10 mg/ml in Dimethylsulfoxid (DMSO) gelöst. Zu der klaren gelben Lösung wird eine 1,5fach molare Menge von Dicyclohexyl-carbodiimid (DCC) und eine 10fach molare Menge an Hydroxysuccinimid (HSI) hinzugefügt. Nach 14 – 15 Stunden ist die Reaktion bei Raumtemperatur zum Succinimidylester (AMPTHSIE) weitgehend abgeschlossen, was durch die auskristallierte Menge an Dicyclohexyl-Harnstoff (DCHU) zu erkennen ist. Kovalente Koppelung des aktivierten Aminopterin an humanes Serumalbumin Zu einer Lösung von humanem Serumalbumin (HSA, 66.439 Da, Pharma Dessau GmbH, Dessau, 50 mg HSA/ml 0.17 M NaHCO3, pH 8.5) wird die klare gelbe AMPT- HSI Lösung in DMSO wird unter langsamem Rühren in einem 1,5 : 1 molaren Verhältnis hinzugefügt. Nicht reagiertes DCC und noch in DMSO gelöstes DCHU trübt 15 Minuten später die ursprünglich klare Lösung durch Bildung kolloidaler Aggregate. Nach weiteren 30 Minuten Reaktionszeit werden die kolloidalen Aggregate mit einem sterilen Filter (0.22 µm; Millipore, Molsheim) abgetrennt, während hingegen DMSO and nicht kovalent gebundenes AMPT durch Ultrafiltration über eine Druckrührzelle mit passendem Membranfilter (YM 30, Millipore) abgetrennt werden. Die Reinheits- kontrolle erfolgt dann durch die hochauflösende Flüssigkeitschromatographie (HPLC): HPLC Bedingungen: Vorsäule: Phenomenex GFC - 4000, 4 mm L x 3 mm ID 1. Laufmittel: 0.25 M Li-acetat, 0,05M Li-citrat pH 7,4 (Ampuwa) Säule: 2. Laufmittel: Fluß: Gradient: Zorbax GF 250, 95% Methanol (HPLC-grade), 5% Wasser (Ampuwa) 0 -15 min Laufmittel 1 (100%); 1.0 ml/min 15 - 30 min Laufmittel 2 (von 0 auf 100%); 1.3 ml/min 46 30 - 45 min Laufmittel 2 (100%) 45 - 50 min Laufmittel 2 (von 100 auf 0%) Detection: Druck: 50 - 60 min Laufmittel 1 (100%); 1.0 ml/min 370 nm ungefähr 65 Bar Bei der Überprüfung des Albuminkonjugates AMPT-HSA durch die HPLC waren die dimere Fraktion bei 8,17, die monomere Fraktion bei 9,06 und ungebundenes AMPT bei 15,78 Minuten zu erkennen. Die prozentualen Anteile betrugen für die dimere Frak- tion 4,99%, für die Albuminfraktion 91,68% und für ungebundenes AMPT 3,33% (Abb. 2). Ungefähr 80% des aktivierten AMPT wurde an Albumin kovalent gebunden. Ähnlich wie bei MTX lagert sich das aktivierte AMPT über die ε-Aminogruppe des Lysin kovalent an das Protein. Das molare Bindungsverhältnis von AMPT an Albumin liegt bei ca. 1,3 : 1. 100 µ V (%) 80 AMPT-HSA 60 40 20 0 0 10 min 20 Abb. 2: Chromatogramm von AMPT-HSA in der HPLC 47 30 3.1.3 Die Markierung von Aminopterin-Albumin (AMPT-HSA) mit 111Indium Man löst Diethylentriaminpentaessigsäure (DTPA) mit einer Konzentration von 20 mg/ml unter Erhitzung in DMSO. Nach dem Abkühlen dieser Lösung auf Zimmertemperatur fügt man die 1,2fache molare Menge an Dicyclohexylcarbodiimid (DCC) und die 10fache molare Menge an Hydroxysuccinimid (HSI) hinzu. Nach einer Reaktions- zeit von etwa 24 Stunden ist die Aktivierung zum Succinimidylester weitgehend abgeschlossen und an der auskristallisierten Menge von Dicyclohexylharnstoff (DCH) er- kennbar. Die klare DMSO-Lösung wird nun im 3fach molaren Überschuß zum Protein unter ständigem Rühren sehr langsam (10 mg AMPT-HSA/ml in 0,17 M NaCO3, pH 7,9 - 8,0) zugegeben, wobei nach einiger Zeit eine weiße Trübung von nicht umgesetztem DCC und noch in DMSO gelöstem DCH auftritt. Nach einer Reaktionszeit von etwa 30 Minuten wird die Reaktionslösung mit 0,17 M NaHCO3 verdünnt, die weiße Trübung über einen Sterilfilter (0,22 µm, Millipore) und das DMSO und nicht gebunde- nes DTPA durch Ultrafiltration über eine C 30 Mikrokonzentratoreinheit (Millipore) abgetrennt. Die Markierung des mit DTPA geladenem AMPT-HSA mit 111In erfolgt durch Zugabe von der gewünschten Radioaktivitätsmenge in Form des 111In-Citratkomplexes (herge- stellt aus 111InCl3 und 10 µl einer 0,2 M Na-Citratlösung, pH 7,5) zu 10 mg Protein. Schon unmittelbar nach Zugabe des 111In-Citrats kann das nicht an AMPT-HSA gebundene 111In durch Ultrafiltration über eine C30 Einheit abgetrennt werden. Die Markierungsausbeute beträgt über 98 % und entpricht einem „residualizing label“ (7, 8, 9). 3.1.4 Tumormodell und Versuchstiere Walker-256 Karzinom (W-256) Wegen seiner Eigenschaft als rasch proliferierender und antifolat-sensitiver Tumor wurde für unsere Versuche das Walker-256 Karzinom (W-256) ausgewählt (10) . Die Tumorzellen wurden aus der Tumorbank des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg gewonnen, wo sie bei -196 °C aufbewahrt wurden. Nach Auftauen der W-256Karzinomzellen wurden diese mit RPMI Medium, welches mit 10 % Hitze inaktivier- 48 tem fätalen Kälberserum (FCS) und 1 % L-Glutamin angereichert war, kultiviert. Das Kulturmedium wurde alle 48 Stunden ausgetauscht. Die Endkonzentration der Zellkul- tur betrug 106 Zellen/ml in PBS. Zur intramuskulären Tumorzellimplantation wurden 5 x 106 W-256 Zellen in ein Volumen von 200 µl RPMI appliziert. Versuchstiere und Datenerhebung Insgesamt wurden 139 weibliche, apathogene (SPF) Sprague-Dawley (SD) Ratten für die tierexperimentellen Untersuchungen herangezogen. Die Tiere wurden standardisiert in Mikroisolatoren gehalten. Nach intramuskulärer Tumorimplantation im rechten Hinterbein wurden die Tumorradii täglich mit Meßschablonen bestimmt. Das Tumorvolu- men wurde aus der Formel (Länge x Breite2)/2 errechnet, wobei die Länge (a) die grö- ßere Seite und die Breite (b) die kürzere Seite darstellt (11). Die Datenerhebung erfolgte durch eine Software, in der die Tumorvolumina gegenüber der Zeit aufgelistet wurden. Die Wachstumskurven der Tumoren bezüglich der maximalen Tumorinhibierung wurden folgendermaßen analysiert: Behandlungsgruppe/Kontrollgruppe (treated/control, T/C), errechnet als medianes Tumorgewicht in der behandelten Rate/medianes Tumor- gewicht in der unbehandelten Ratte x 100. Die Tumorverdoppelungszeit nach intramuskulärer Implantation lag bei 48 Stunden. Sie entspricht im wesentlichen den Angaben der Literatur (12). Statistische Berechnungen bezüglich der Tumorinhibition, Tumorheilung oder Tumorrezidivrate erfolgten im Fisher‘s Exakttest. 3.1.5 Plasmaclearence von 111In-DTPA-HSA und 111In-DTPA-AMPT-HSA Die Plasmaclearance der Proteinkonjugates erfolgte nach Markierung mit radioaktivem 111 In-DTPA. Zwei Tieren wurde 111In-DTPA-HSA (3,7 MBq) intravenös appliziert, zwei weitere Tiere erhielten die gleiche Menge an 111In-DTPA-AMPT-HSA. Die Plas- mahalbwertszeit wurde aus Blutproben von 20 µl nach 5 Minuten, 1 Stunde, 4, 8, 24, 48, 72 und 96 Stunden bestimmt. Die so aus der Schwanzvene der Versuchstiere ge- wonnenen Blutproben wurden im γ-Zähler (Berthold, Wildbad) untersucht. Dabei zeigte sich kein Unterschied in der Plasmahalbwertszeit von 111In-DTPA-AMPT-HSA und 111 In-DTPA-HSA (Abb. 3). Die errechnete Plasmahalbwertszeit lag bei 2,5 Tagen und entspricht der Halbwertszeit von nativem Albumin bei der Ratte. 49 1000000 cpm 100000 10000 1000 111In-AMPT-DTPA-SA 100 111In-DTPA-SA 10 1 0 1 4 h 24 48 96 Abb. 3: Plasmaclearance von 111In-DTPA-HSA und 111In-DTPA-AMPT-HSA bei der Ratte 3.1.6 Die Bioverteilung und Tumoraufnahme von 111In-DTPA-AMPT-HSA Die Bioverteilung und Tumoraufnahme wurde bei drei W-256 Karzinom tragenden Versuchstieren durch eine sequentielle Ganzkörperszintigraphie bestimmt, welche 5 Minuten, 1 h, 4 h, 24 h und 48 h nach intravenöser Applikation von 7,4 MBq 111In- DTPA-AMPT-HSA durchgeführt wurde. Dazu wurden die Tiere mit einem Gemisch von Halothan, N2O und O2 (1,5 %, 60 % und 38%) anästhesiert und in liegender Positi- on auf einem Multihole Kollimator (420 kV) versehen mit einer 10-Inch γ-Kamera (Searle-Siemens, Pho-Gamma IV, Erlangen) gelegt. Zur Evaluierung der Daten wurde ein Computersystem an die γ-Kamera adaptiert (Gaede Medworker, Gaede, Freiburg). Die Zählraten des gesamten Körpers und die Zählraten über „regions of interest“ (ROI) über der Schilddrüse, der Leber, dem Herzen, den Nieren, der Harnblase und den Tumoren wurden somit gesammelt, um die Bioverteilung und die Tumoraufnahme von 111In- DTPA-AMPT-HSA zu bestimmen (Tabelle 1). Dabei zeigte sich eine homogene Ver- teilung von 111In-DTPA-AMPT-HSA im gesamten Körper der Versuchstiere. Allerdings wurde vor allem auch eine deutliche Aufnahme des Konjugates im Tumor beobachtet, welche von 8,4 % nach einer Stunde auf über 20,1 % nach zwei Tagen anstieg (Abb. 4). 50 Zeit 5 min 1h 4h 24 h 48 h 103635 (100%) 101751 (100%) 96050 (100%) 72274 (100%) 48361 (100%) Herz 8868 (8.6%) 10345 (10.2%) 7037 (7.3%) 3983 (5.5%) 2325 (4.8%) Leber 20212 (19.5%) 21509 (21.1%) 13434 (14.0%) 8737 (12.1%) 5273 (10.9%) Tumor 4930 (4.8%) 8535 (8.4%) 18143 (18.8%) 14279 (19.7%) 9720 (20.1%) Aktivität im gesamten Körper Tabelle 1: Sequentielle Szintigraphie nach i. v. Applikation von 111In-DTPA-AMPT-HSA (7.4 MBq) in Walker-256-Karzinom tragenden Ratten. Die ROI über dem Herzen, der Leber und dem Tumor wurden als counts per minutes (cpm) bestimmt und in Relation zur Gesamtkörperaktivität gesetzt. Abb. 4: Bildliche Darstellung der sequentiellen Szintigraphie bei Walker-256-Karzinom tragenden Ratten nach i. v. Injektion von 111In-DTPA-AMPT-HSA (7,4 MBq). 51 3.1.7 Vergleichende Toxizität von AMPT-HSA versus AMPT Daten über die maximal tolerable Dosis für wiederholte Injektionen von AMPT oder AMPT-HSA in SD-Ratten lagen nicht vor. Aus diesem Grunde entschlossen wir uns, in Anlehnung an vorbestehende tierexperimentelle Untersuchungen mit MTX-HSA bei SD-Ratten auf ein ähnliches Applikationsschema von drei bis vier intravenösen Appli- kationen zurückzugreifen. Aufgrund der bekannten erhöhten Toxizität von AMPT verglichen mit aequimolaren Dosen von MTX wurde zunächst eine reduzierte Dosis von 0,5 mg AMPT/kg oder 0,5 mg/AMPT-HSA/kg gewählt. Die intravenösen Injektionen erfolgten an den Tagen 1, 3, 7 und dann, wenn möglich, drei Tage später am Tag 10, bis typische durch das Antifolat bedingte Nebenwirkungen, wie z. B. Gewichtsverlust, Mukositis, Diarrhoe oder struppiges Fell, beobachtet wurden. Während der Behandlung wurden das Körpergewicht, das Verhalten und die Gesundheit der Versuchstiere als Ausdruck einer möglichen Toxizität wie auch die Tumorvolumina täglich festgehalten. Die MTD für AMPT und AMPT-HSA wurde bei tumortragenden Tieren in einer Gruppengröße von 10 Tieren/Dosis bestimmt. Eine Dosiseskalation auf 1,0 mg/kg Körper- gewicht entsprechend des oben genannten Applikationsschemas wurde nur dann in Erwägung gezogen, wenn keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet wurden. Die MTD bei tumortragenden Ratten, welche wiederholte intravenöse Applikationen der Prüfsubstanzen erhielten, wurde definiert als die Dosis, bei welcher 20 % der Versuchstiere starben (LD 20) und/oder ein Gewichtsverlust von 20 % auftrat. Insgesamt wurde die Verträglichkeit von AMPT-HSA und ungebundenem AMPT bei 60 Versuchstieren (10 Tiere/Substanzgruppe und Dosis) untersucht. Im ersten Ver- suchsansatz erhielten die Tiere wiederholte intravenöse Applikationen in einer Dosie- rung von 0,5 mg AMPT oder 0,5 mg AMPT-HSA. Bereits nach der dritten intravenösen Injektion von 0,5 mg AMPT zeigten 2/3 der Tiere typische durch das Antifolat indu- zierte Nebenwirkungen, wie Mukositis, Diarroe und struppiges Fell, während hingegen die Tiere, die drei wiederholte intravenöse Applikationen von 0,5 mg AMPT-HSA er- hielten, keinerlei Nebenwirkungen aufwiesen. Die Fortführung der Behandlung mit einer vierten intravenösen Injektion von 0,5 mg AMPT ging mit einer deutlichen Steige- rung der Toxizität einher. Alle Tiere erkrankten und zeigten einen deutlichen Gewichtsverlust, so daß drei von ihnen starben. Im Gegensatz dazu wiesen alle Tiere, die vier 52 intravenöse Injektionen von 0,5 mg AMPT-HSA erhielten, keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auf. Dieser Unterschied in der Verträglichkeit ist statistisch hochsignifikant (p = 0,0006, Fischer’s Exact). Über einen Zeitraum von vier Tagen erholten sich die überlebenden Tiere vollständig. Aufgrund der gewonnenen Ergebnisse bezüglich der Verträglichkeit von AMPT konnte hierfür die MTD für drei wiederholte intravenöse Injektionen in einer Dosierung von 0,5 mg AMPT/kg Körpergewicht appliziert an den Tagen 1, 3 und 7 festgelegt werden. Wegen der fehlenden Toxizität in der AMPT-HSA Gruppe wurde eine Dosiseskalation zu wiederholten intravenösen Injektionen auf 1,0 mg AMPT-HSA/kg Körpergewicht vorgenommen. Ähnlich den Injektionen bei 0,5 mg AMPT fand sich nun nach dreifacher Applikation von 1,0 mg AMPT-HSA auch eine Nebenwirkungsrate bei 70 % der Versuchstiere. Eine Steigerung der Toxizität mit einer Letalität bei vier Versuchstieren wurde nach der vierten intravenösen Applikation beobachtet, so daß die MTD für AMPT-HSA bei drei wiederholten intravenösen Applikatio- nen in einer Dosierung von 1,0 mg/kg Körpergewicht, gegeben an den Tagen 1, 3 und 7, festgelegt wurde. Dies entspricht einer Verdoppelung der Verträglichkeit gegenüber ungebundenem AMPT (Tabelle 2). 53 Letalität (bis zu 7 Tagen nach der letzten Administration) Nebenwirkungen Körpergewicht Evaluierung Max. Gewichtsverlust (%) Körpergewicht (%) (7 Tagen nach der letzten Administration) 30 1.3 ± 5.8 105.5 ± 56.7 MTD/2 0 66 7.3 ± 7,6 103.5 ± 5,3 MTD 3/10 30 100 22 ± 13.1 95.1 ± 8.1 Toxisch AMPT-HSA2) 4x0.5 mg/kg 0/10 0 20 0.3 ± 6.2 108.4 ± 5.9 MTD/2 AMPT-HSA1) 3x1,0 mg/kg 0/10 0 70 6.9 ± 3.8 102.7 ± 6.9 MTD AMPT-HSA2) 4x1,0 mg/kg 4/10 40 100 17.2 ± 12.2 93.4 ± 8.5 Toxisch Insgesamt Insgesamt (%) AMPT1) 3x0.25 mg/kg 0/10 0 AMPT1) 3x0.5 mg/kg 0/10 AMPT2) 4x0.5 mg/kg (Mukositis, Diarrhoe, struppiges Fell) (%) Tabelle 2: Toxizität von AMPT und AMPT-SA an Walker-256-Karzinom tragenden SD Ratten. 1) Applikation der Substanz an den Tagen 1, 3 und 7. 2) Applikation der Substanz an den Tagen 1, 3, 7 und 10. 3.1.8 Wirksamkeit von AMPT-HSA versus AMPT am Walker-256 Karzinom In der Regel wird der zytostatische Effekt in der chemotherapeutischen Behandlung maligner Tumoren in Nähe der MTD erwartet, vor allem dann, wenn, wie es bei Anti- folaten zu erwarten ist, die Substanzen direkt mit der DNA oder DNA-Synthese intera- gieren. Die Überprüfung der antitumoralen Wirksamkeit bei Walker-256-Karzinom tragenden Ratten wurde deswegen in Höhe der MTD oder MTD/2 untersucht. Gruppen von jeweils 15 Tieren wurden nach Randomisierung der entsprechenden Behandlungsgruppe für wiederholte Injektionen für AMPT oder AMPT-HSA zugeführt. Die Kon- trollgruppe bildeten 12 Tiere, welche Kochsalzinjektionen nach dem gleichen Behand- 54 lungsschema erhielten. Die Behandlung wurde initiiert, nachdem die Tumoren ein Vo- lumen von ≥ 1.500 mm3 erreichten, was normalerweise 3 - 4 Tage nach der muskulären Tumorimplantation geschah. Die Körpergewichte, Nebenwirkungen und Tumorvolu- mina wurden täglich kontrolliert. Die Studien wurden dann beendet, wenn die Tumoren: a) Eine kritische Größe von mehr als 3 cm im Durchmesser erreichten b) Eine lang anhaltende Tumorremission bis zum Wiederauftreten des Tumors beobachtet wurde c) Bis zu vier Wochen nach der letzten Applikation. Wiederholte intravenöse Injektionen an den Tagen 1, 3 und 7 wurden bei insgesamt 60 Walker-256-Karzinom tragenden Ratten in der Höhe der MTD oder MTD/2 durchgeführt. Unter diesem Behandlungsschema wurden keine schwerwiegenden Nebenwir- kungen beobachtet. Allerdings entwickelten die Tiere in der Kontrollgruppe innerhalb von 10 Tagen nach der Tumorimplantation sehr rasch eine deutliche Tumorprogression, so daß 11 von 12 Kontrolltieren entsprechend der Empfehlung der Tierschutzkommission getötet werden mußten. In Höhe der MTD und MTD/2 zeigte das Antifolatkonjugat AMPT-HSA eine sehr hohe Wirksamkeit, welche mit langanhaltenden Tumorremissionen und einer sehr guten Verträglichkeit einherging (Tabelle 3). Dagegen zeigte ungebundenes AMPT lediglich in der MTD-Gruppe eine hohe antitumorale Wirksamkeit, während hingegen AMPT in Höhe der MTD/2 eine signifikant niedrigere Tumorremissionsrate (53.3 %) verglichen mit der MTD/2 bei AMPT-HSA aufwies. Dieser Unterschied in der Wirksamkeit in Höhe der MTD/2 beider Prüfsubstanzen zeigte sich als statistisch signifikant (p = 0,0032). Ebenfalls war das Albuminkonjugat in der Tumorrezidivrate dem niedermolekularen AMPT überlegen. So wurden für AMPT-HSA im aequimolaren Vergleich bei 0,5 mg/kg KG nur 2 Tumorrezidive an den Tagen 10 und 24 gegenüber 4 Tumorrezidi- ven am Tag 14 für AMPT beobachtet. Vergleicht man die Tumorrezidivrate in Höhe der MTD/2 so findet sich wiederum ein statistisch signifikanter Vorteil für AMPT-HSA (p = 0,05). In Höhe der MTD zeigte AMPT-HSA wiederum eine 100%ige Heilrate 7 Tage nach der letzten Applikation. Hier wurde nur bei einem Tier ein Tumorrezidiv 22 Tage nach der letzten Applikation beobachtet (Abb. 5). 55 MTDSpiegel Optimaler T/C-Quotient (Tage) [%] Tumorremissionsrate [%] p Wert AMPT-SA vs. AMPT (7 Tage nach der letzten Administration) Tumorrezidivrate [%] p Wert AMPT-SA vs. AMPT (innerhalb 4 Wochen nach der letzten Administration), (Tage) AMPT 3x0.25 mg/kg MTD/2 16,5 (7) 53.3 N.S. 46.6 (2-6) Nicht signifikant AMPT-HSA 3x0.5 mg/kg MTD/2 8.3 (7) 100 0.0032 13.3 (10/24) 0.05 AMPT 3x0.5 mg/kg MTD 8.2 (7) 100 0.0032 26.6 (14) Nicht signifikant AMPT-HSA 3x01.0 mg/kg MTD 8.0 (7) 100 0.0032 6.6 (22) Nicht signifikant Tabelle 3: Die Wirksamkeit von AMPT-HSA und AMPT bei der MTD and MTD/2 in Walker-256 Karzinom tragenden SD-Ratten 12000,0 control Tumor volume ( m m 3) AMPT 3x0.25 mg/kg (MTD/2) 10000,0 AMPT 3x0.5 mg/kg (MTD) AMPT-SA 3x0.5 mg/kg (MTD/2) AMPT-SA 3x1.0 mg/kg (MTD) 8000,0 6000,0 4000,0 2000,0 0,0 1 6 11 16 21 d 26 32 Abb. 5: Die Aktivität von AMPT-HSA verglichen mit der von AMPT in Walker-256Karzinom tragenden Ratten. Die Applikation der Prüfsubstanzen ist durch Pfeile angezeigt. Aufgeführt werden die mittleren Tumorvolumina während des Versuchsvorhabens. 56 3.2 Untersuchungen von AMPT-HSA in Zellkultur 3.2.1 Einführung Neben den Anwendungen am Walker-256 Karzinom der Ratte sollte der Effekt des Proteinkonjugates AMPT-HSA aber auch in Zellkultur untersucht werden. Erstmals hatte Stehle (13) einen Effekt von MTX-HSA in Zellkultur nachweisen können, dabei fiel allerdings ein höherer Konzentrationsbedarf gegenüber ungebundenem MTX auf. Diese Ergebnisse wurden auch durch andere Arbeitsgruppen bestätigt (14, 15). Gründe hierfür liegen wohl an den Bedingungen in der Zellkultur selbst, in der in der Regel ein gesättigtes Nährmedium vorliegt, so daß eine Albuminaufnahme in die Tumorzelle zu deren Energieabdeckung gar nicht notwendig ist. 3.2.2 Optimierung der Kulturbedingungen Die Zusammensetzung herkömmlicher Zellkulturmedien ist so gewählt, daß Tumorzellen darin optimal mit Nährsubstraten versorgt werden und somit bestmögliche Wachstumsbedingungen vorfinden. In der Regel setzen sich die Zellkulturmedien aus soge- nannten Basismedien (z. B. RPMI 1640) und einem Anteil von 5 - 10 % fetalem Käl- berserum (FCS) oder anderen Seren, wie z. B. Pferdeserum, zusammen, welche die für die Zellproliferation notwendigen Wachstumsfaktoren enthalten. Da es sich bei Zell- kulturen um ein geschlossenes System ohne Austausch, d. h. ohne Blutzirkulation, handelt, enthalten die Basismedien im Vergleich zum menschlichen Blut einen bis zu 20fachen Überschuß an freien Aminosäuren, Glucose, Hormonen und Vitaminen. Allerdings hat dies zur Folge, daß die kultivierten Tumorzellen zunächst auf einfach zu verstoffwechselnde, d. h. auf die niedermolekularen Substrate zugreifen, und weniger makromolekulare Substanzen, wie z. B. Proteine, verstoffwechseln, die ja erst intrazellulär zu Aminosäuren degradiert werden müssten. Die Arbeitsgruppe von Rannels (1617) beschrieb bereits in den 80er Jahren, daß durch Verminderung überhöhter Ami- nosäurenkonzentrationen in den Kulturmedien verschiedene Zelllinien gezwungen werden, vermehrt auf die im Medium vorhandenen Eiweiße als Nährstoffquelle zuzugreifen. 57 3.2.3 Das Wachstumsverhalten von C6-Gliomzellen unter dem Einfluß von AMPT-HSA Um die zytostatische Wirkung von AMPT-HSA in der C6-Gliomkultur zu untersuchen, wurde der nicht radioaktive Proliferations Assay MTS (Promega, USA) ausgewählt, bei der der Anteil an vitalen Zellen durch eine aktive Metabolisierung von Tetrazolium (Owen’s Reagenz) zu Formazan bei einer Absorption von 490 nm gemessen werden kann. Das von den vitalen Zellen gebildete Formazan verhält sich direkt proportional zu der Anzahl an Lebendzellen. Die Zellkulturen wurden in steigenden Konzentrationen mit AMPT-HSA inkubiert und der Anteil an Lebendzellen nach 24, 48, 72 und 96 h bestimmt. Dabei zeigte sich eine deutliche Toxizität von AMPT-HSA ab einer Konzentration von 5,0 und 10,0 µg bezogen auf AMPT gebunden an HSA. 2,000 1,800 1,600 Ko leb 1,400 Ko tot 0.1µg 1,200 0.5µg 1.0µg 1,000 5.0µg 10.0µg 0,800 0,600 0,400 0,200 - 24h 48h Zeit 72h 96h Abb. 6: Wachstumsverhalten von C6-Gliomzellen unter dem Einfluß von AMPT-HSA 58 3.2.4 Der Einfluß von lysosomalen Proteaseinhibitoren auf die Wirkung von AMPT-HSA Durch Hinzufügen von 3 molarem Methylamin, einem lysosomalen Proteaseinhibitor, konnte der zytotoxische Effekt von AMPT-HSA in der C6-Gliomzellkultur teilweise aufgehoben werden, was die Annahme stützt, daß das Antifolat AMPT erst nach Ab- spalten vom Albumin im Lysosom der Zelle wirksam wird. Dieses Ergebnisse wurden auch durch Verwendung des lysosomalen Proteaseinhibitors Chloroquin (10µM) bestätigt. 2,000 1,800 1,600 Ko leb Ko tot 1,400 0.1µg 1,200 0.5µg 1,000 5.0µg 1.0µg 10.0µg 0,800 0,600 0,400 0,200 - 24h 48h Zeit 72h 96h Abb. 6: Wachstumsverhalten von C6-Gliomzellen unter dem Einfluß von AMPT-HSA und lysosomaler Blockade mit Methylamin. 59 3.2.5 Der Einfluß von AMPT-HSA an der Walker-256 Karcinomzelllinie Da der MTS-Test vor allem adhärente Zellen erfaßt, wurde die Wirkung von AMPT-HSA in Zellkultur bei Walker-256 Zellen mit dem Flowcytometer (DAKO Galaxy, Hamburg) bestimmt. Hier wurden ebenfalls vitale Zellen durch die quantitative Bestimmung von Fluoresceindiacetat bei 488 nm von toten Zellen (Bestimmung von Propidiumjodit) unterschieden. Im Gegensatz zu den C6-Gliomzellen zeigte sich hier bei schon sehr geringen Konzentrationen von 0,1 µg/ml ein deutlicher zytostatischer Effekt mit einer nur sehr geringen Erholung nach 72 oder 96 Stunden. Ab einer Konzentration von 0,5 µg/ml konnten keine vitale Zellen im Flowcytometer mehr nachgewiesen werden. 60000 50000 40000 Ko 0.1µg/ml 0.5µg/ml 1.0µg/ml 5.0µg/ml 10µg/ml 30000 20000 10000 0 24h 48h Zeit 72h 96h Abb. 7: Wachstumsverhalten von Walker-256-Karzinomzellen unter dem Einfluß von AMPTHSA. 60 3.2.6 Diskussion Mehrfach war in den letzten Jahren versucht worden, Albumin als Carrier für zytosta- tisch aktive Substanzen zu verwenden. Die Aktivitäten, zytostatische Albuminkonjugate zu entwickeln, konzentrierten sich im Wesentlichen auf Methotrexat (MTX), wobei versucht wurde, den zu erhoffenden therapeutischen Effekt durch höhere Beladungsraten von bis zu 56 Mol MTX/ 1 Mol Albumin zu steigern. Dies hatte jedoch zur Folge, daß die räumliche Tertiärstruktur von Albumin und somit seine biologische Integrität verändert wurde, weswegen allergische Reaktionen gegenüber nativem Albumin, ver- kürzte Zirkulationszeiten und ein Abfangen des hoch beladenen Albumins im retikulo- endothelialen System (RES) beobachtet wurden (18 - 22). Kaum eine dieser AlbuminMTX-Konjugate erreichte das Stadium einer klinischen Studie. Wie zuvor in Kapitel 1 berichtet, sollte Albumin aber nur in einem Verhältnis von nahezu 1 : 1 beladen werden, um seine physiologischen Eigenschaften nicht zu verändern. Dann aber bietet Albumin die Vorteile eines biologisch verfügbaren Carriersystemes: • lange Zirkulationszeiten • hohe Aufnahme im Tumor. • niedrige Toxizität Mittlerweile wurde MTX-HSA in einer Phase-I/II-Studie am Städtischen Klinikum Mannheim untersucht, wobei neben der guten Verträglichkeit bei 3/17 Patinten lang anhaltende Remissionen beobachtet wurden (23). MTX-HSA befindet sich zwischen- zeitlich in einer multizentrischen Phase-II-Studie (Fujisawa-Deutschland) bei Hypernephromen, Pleuramesotheliomen und Glioblastomen. Die viel versprechenden Ergebnis- se mit MTX-HSA wie auch die erfolgreiche und lang anhaltende Aufnahme von AFLcHSA in malignen Gehirntumoren (24) ermutigte uns, die Albuminkoppelungstechnik für ein weiteres Antifolat, wie dem des Aminopterins, einzusetzen. In den 40er Jahren war Aminopterin das erste Antifolat, welches in der Behandlung akuter Leukämien bei Kindern eingesetzt wurde. Seine Remissionsrate war in der damaligen Zeit für die behandelnden Ärzte sehr eindrucksvoll und läutete die Entwicklung der modernen Che- motherapie ein. Jedoch wurde Aminopterin in den 50er Jahren wegen seiner doch deut- 61 lichen systemischen Toxizität durch ein ähnliches Antifolat, dem MTX, ersetzt. Im Gegensatz zu MTX weist AMPT jedoch eine erhöhte therapeutische Wirksamkeit auf, da durch AMPT ein 20fach höherer Vmax/Km Quotient für das Enzym Folylpolyglutamat Synthetase erreicht wird (4). Zudem zeigt sich für Lymphoblasten und Myeloblasten eine größere Aufnahmerate und Polyglutamatbildung (5). In jüngster Zeit wurde AMPT erneut in einer Phase-I-Studie bei 20 Patienten mit therapieresistenten Karzinomerkrankungen eingesetzt und erreichte bei einer Patientin mit einem Endometriumkarzinom eine komplette Remission. Bei 7 Patienten wurde zwischen zwei und neun Monaten ein Stillstand der initial vorhandenen Tumorprogression beobachtet (6). Die initial applizierte Dosis von 2,5 mg/m2 alle 12 Stunden (2 Applikationen pro Woche) mußte vor allem wegen einer beobachteten Mukositis auf 2 mg/m2 reduziert werden. Zudem war eine Gabe von Leukoverin in einer Dosierung von 5 mg/ m2 notwendig. In unserer Studie wurde AMPT in einem 1 : 1 molaren Verhältnis an Albumin gebunden und wurde bezüglich seiner Plasmahalbwertszeit, Bioverteilung, Verträglichkeit und Wirksamkeit am Walker-256 Karzinom der Ratte untersucht (25). Wie erwartet, zeigte sich im Vergleich zu nativem Albumin eine unveränderte Plasmahalbwertszeit von ungefähr 2,5 Tagen bei der Ratte. Auch war in der Ganzkörperszintigraphie eine normale Verteilung des Proteinkonjugates erkennbar. Jedoch wurde über dem Walker256 Karcinom eine hohe und lang anhaltende Aufnahme von bis zu 20,1 % der nach 2 Tagen im ganzen Körper verbliebenen Dosis beobachtet. Bezüglich der Verträglichkeit fanden sich nach wiederholten Applikationen von 0,5 mg AMPT/kg KG typische durch das Antifolat induzierte Nebenwirkungen. Nach viermaligen Applikationen von 0,5 mg AMPT/kg KG wurde eine schwere Toxizität (maximaler Gewichtsverlust 17,2 %) und einer Letalität von 30 % beobachtet. Dagegen waren vier Applikationen von 0,5 mg AMPT-HSA/kg KG vollkommen nebenwirkungsfrei, so daß das Konjugat höher dosiert werden konnte. Erst nach vier Applikationen von 1,0 mg AMPT-HSA/kg Körpergewicht erreichte das Konjugat eine Toxizität. Die MTD für das niedermolekulare AMPT lag bei 3 x 0,5 mg/kg, für das Konjugat aber bei 3 x 1,0 mg/kg KG. Somit wurde durch die Konjugierung des Antifolates eine Verdoppelung in der MTD erreicht. Diese Untersuchungen bestätigen eine Reduzierung der systemischen 62 Toxizität von AMPT durch die kovalente Koppelung an Albumin, obwohl das Konjugat verglichen mit dem ungebundenen, niedermolekularen AMPT weitaus länger in Zirkulation bleibt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit läßt sich vermuten, daß das Konjugat AMPT-HSA normal proliferierendes Gewebe nicht in der gleichen Art und Weise erreicht oder belastet wie niedermolekular zirkulierendes AMPT. Sowohl in der MTD und MTD/2 Dosierung war AMPT-HSA sehr wirksam und erreichte lang anhaltende Tumorremissionen. Im Gegensatz dazu war AMPT in der MTD/2 Dosierung deutlich weniger wirksam und wies frühere Tumorrezidive auf. Dieser Unterschied in den T/C-Werten (p = 0,0032) und Tumorrezidiven (p = 0,05) erwies sich als statistisch signifikant. Der Vergleich beider Substanzen in einer aequimolaren Dosierung von 0,5 mg/kg Körpergewicht für AMPT (MTD) und AMPT-HSA (MTD/2) zeigte für beide Substanzen eine komplette Remissionsrate über 7 Tage nach der letzten Applikation. Allerdings wurde für das Konjugat eine niedrigere und spätere Tumorrezidivrate (AMPT: 4 Rezidive am Tag 14 nach der letzten Applikation versus 2 Rezidive für AMPT-HSA an den Tagen 10 und 24 nach der letzten Applikation) beobachtet. Im Hinblick auf die hohe Wirksamkeit und die deutlich reduzierte systemische Toxizität des Konjugates AMPT-HSA gegenüber ungebundenem AMPT läßt sich vermutetn, daß die eigentliche Wirksubstanz erst nach intrazellulärer Abspaltung von Albumin durch lysosomale Proteasen in der Tumorzelle entfaltet wird, um dann, wie bereits beschrie- ben, mit hoher Affinität die Folylpolyglutamatsynthetase zu inhibieren. Insgesamt im- poniert AMPT-HSA verglichen mit dem Albuminkonjugat MTX-HSA als die aktivere Substanz, denn lang anhaltende Remissionen für MTX-HSA in einer Höhe von 60 % beim Walker-256 Karzinom der Ratte wurden erst in einer Dosierung von 3 x 2,0 mg/kg KG beobachtet. Gerade aber bei den Karzinomen, welche eine erhöhte Tumorpermeabilität aufweisen (27 – 29), verspricht AMPT-HSA aufgrund seiner pharmakokinetischen Eigenschaften eine mögliche Wirksamkeit. Neben MTX-HSA und dem von Pommerenke untersuchten Doxorubicin-HSA an Doxorubicin-resistenten L1210 Tumoren bei Mäusen (30) liegt nun mit AMPT-HSA ein weiteres Albuminkonjugat vor, welches für weitere präklinische und klinische Studien auf Grund der durch die Albuminkonjugierung deutlich erniedrigten systemischen Toxizität als geeignet erscheint. 63 Kapitel 4 Klinische Phase-I und II-Studien mit Methotrexat-Albumin (MTXHSA) bei Patienten mit rezidivierenden malignen Gehirntumoren 4.1 Einleitung Auf die tierexperimentellen Untersuchungen mit MTX-RSA und die erste klinische Phase-I-Studie mit MTX-HSA am Onkologischen Zentrum des Städtischen Klinikums Mannheim wurde bereits in Kapitel 1 verwiesen. Sowohl die tierexperimentellen Ar- beiten wie auch die klinische Phase-I-Studie waren die Grundlage für eine Auslizensierung der von Sinn entwickelten Patente (MTX-HSA; AFlc-HSA etc.) an Firma KlingePharma, jetzt Fujisawa-Deutschland. Nach Übernahme der Patente erfolgte eine zweite von Klinge-Pharma initiierte, dem Arzneimittelgesetz entsprechende Phase-I-Studie mit aufsteigenden Dosierungen von 50 mg/m2, 70 mg/ m2, 80 mg/ m2 und 90 mg/ m2 MTX- HSA in zweiwöchentlichen Abständen bei insgesamt 23 Karzinompatienten. Die Studiendauer verlief über vier Administrationen, d. h. die Behandlungsdauer betrug insge- samt zwei Monate. Bei Studienende war bei 10 von 23 Patienten keine weitere Tumorprogression mehr zu beobachten. Die akute Toxizität der ambulant behandelten Patienten war gering. Erst ab zweiwöchentlichen Dosierungen von 80 mg MTX-HSA/m2 tra- ten typische MTX-induzierte Nebenwirkungen (CTC-Grade gemäß der common-toxiccritera) auf: • Thrombozytopenie: • Stomatitis: • Bilirubinämie: • 2 x Grad 4 bei 80 mg/m2; 1 x Grad 3 und 1 x Grad 4 bei 90 mg/m2. 1 x Grad 3 und 1 x Grad 4 bei 80 mg/ m2; 1 x Grad 3 bei 90 mg/ m2 1 x Grad 3 bei 80 mg/m2; Transaminasenerhöhung: 1 x Grad 3 bei 90 mg/m2. 64 4.2 Klinische Phase-I-Studie mit zweiwöchentlichen Applikationen von MTXHSA bei Patienten mit rezidivierenden malignen Gehirntumoren In diese Studie wurden von der Neurochirurgischen Universitätsklinik Heidelberg insgesamt vier Patienten (1 x malignes Meningiom WHO III, 58 Jahre alte Patientin; 1 x rezidivierendes primäres Glioblastom, 76 Jahre alter Patient; 2 x rezidivierende sekun- däre Glioblastome, eine Patientin und ein Patient von jeweils 36 Jahren). Alle Patienten waren ausbestrahlt, eine weitere chirurgische Option bestand nicht. Ebenfalls waren die drei Gliompatienten mit Carmustin vorbehandelt. Es erfolgten zweiwöchentliche am- bulante Applikationen von MTX-HSA in einer Dosierung von 70 mg/m2. Die Studien- medikation wurde gut vertragen, eine antiemetische Zusatzmedikation war bei keinem Patienten erforderlich. Einmal wurde ein Patient wegen einer Stomatitis stationär behandelt. In folgender Tabelle sind die Nebenwirkungen gemäß der „common-toxiccritera“ (CTC) aufgelistet. Dosis 70 mg/ m2 Leukozytopenie 70 mg/ m2 Thrombozytopenie 70 mg/ m2 Transaminasenerh. 0 1 1 1 3 1 1 CTC-Grade 2 3 4 1 - 1 - - - - - - - - 2 1 1 - - 70 mg/ m2 Alk. Phosphatase 2 2 70 mg/ m2 Erbrechen 3 1 - 70 mg/ m2 Appetit 3 - 1 70 mg/ m2 Übelkeit 70 mg/ m2 Stomatitis 70 mg/ m2 Gewichtsverlust 3 3 - 3 - - - - 1 1 - - - - - Tabelle 1: Nebenwirkungen während der Phase-I-Studie mit MTX-HSA (70 mg/m2 zweiwöchentlich). 65 Bei Studienende zeigten beide sekundäre Glioblastompatienten über 2,5 bzw. drei Mo- nate einen Stillstand der zuvor kernspintomographisch nachgewiesenen Tumorprogression. Bei der Patientin mit dem multifokalen malignen Meningiom wie auch bei dem Patienten mit dem primären Glioblastomrezidiv war eine weitere Tumorprogression nach Abschluß der Studiendauer jedoch nicht aufhaltbar. Erfreulicherweise konnte dann aber in der Extension-Studie bei dem Patienten mit dem progredienten primären Glio- blastomrezidiv ein weiteres Tumorwachstum unter sechs weiteren MTX-HSA Applikationen über vier Monate verhindert werden. Patienten 01 sekund. Glioblastom Tumorprogression während der Studiendauer (Monate) NC über 2,5 Monate Extension-Studie PD nach 1,5 Monaten 02 malignes Meningeom PD 03 sekund. Glioblastom NC über 3 Monate PD nach 1 Monat PD NC über 4 Monate, dann PD 04 primäres Glioblastom Tabelle 2: Kernspintomographisch nachgewiesene Tumorprogression unter der Phase-IStudie mit MTX-HSA (NC = no change; PD = progressive disease) Im Gegensatz zur ersten Phase-I-Studie in Mannheim, in der die Halbwertszeit von MTX-HSA mit 21± 12 Tagen angegeben wurde (1), lag diese nun nach pharmakokine- tischen Bestimmungen durch Klinge-Pharma bei 9,96 ± 5.65 Tagen. Insgesamt ermu- tigten uns die Ergebnisse in der Phase-I-Studie, MTX-HSA in einer vergleichenden Phase-II-Studie bei Patienten mit primären und sekundären Glioblastomrezidiven zu untersuchen. Zudem wurden von Klinge-Pharma weitere klinische Phase-II-Studien, sowohl für das malignen Hypernephrom (2) wie auch für das maligne Mesotheliom (3), veranlaßt. 66 4.3 Vergleichende Phase-II-Studie von MTX-HSA und Carmustin/Lomustin bei Patienten mit primären und sekundären Glioblastomrezidiven Um die Wirkung von MTX-HSA bei primären und sekundären Glioblastompatienten nachzuweisen, wurde eine randomisierte Vergleichsstudie mit den Nitrosoharnstoffen Carmustin (BCNU; Carmubris) bzw. Lomustin (CCNU; Cecenu) als weitere Prüfsubstanzen konzipiert. Dabei galten folgende Einschlußkriterien: • • • Kernspintomographisch nachgewiesenes Tumorrezidiv eines primären Glioblastoms Solider Tumorrest nach mikrochirurgischer Resektion oder bioptischer Sicherung eines primären Glioblastoms Kernspintomographisch nachgewiesene, eindeutige maligne Transformation eines ursprünglich niedergradigen Glioms zum sekundären Glioblastom. Als Ausschlußkriterien wurden formuliert: • Vorbehandlung mit Nitrosoharnstoffen • Hormontherapie < 4 Wochen oder Immuntherapie < 2 Wochen • • • • Operation vor < 2 Wochen, Radiotherapie < 4 Wochen Zweitkarzinomerkrankung oder akute/chronische Infektionen Schwangerschaft Allergische Reaktionen gegenüber Nitrosoharnstoffen oder MTX MTX-HSA wurde wöchentlich in einer Dosierung von 50 mg/ m2 ambulant, BCNU (Carmustin) bzw. CCNU (Lomustin) sechswöchentlich in einer Dosierung von 200 mg/m2 kurzstationär verabreicht. Ab dem 01.05.01 wurde das MTX-HSA Dosierungs- schema wie folgt geändert: Initialdosis (loading-dose) von 110 mg/m2, gefolgt von wöchentlichen Applikationen mit 40 mg/m2 oder bei fehlender Toxizität von wöchentlichen Applikationen mit 50 mg/m2. Mit dem Stand vom 30.08.02 sind nun 17 Patienten in diese Vergleichstudie einge- schleust (10 x primäre Glioblastome; 4 x sekundäre Glioblastome, 3 x Gliosarkome). 67 Alle Patienten hatten einen Karnofsky-Index von > 70 %, das mittlere Alter lag bei 47 Jahren. Wiederum wurde der Effekt der Therapie kernspintomographisch in zwei- bis dreimonatigen Abständen kontrolliert. Mit dem Stand vom 31.08.02 ergibt sich folgende Nebenwirkungsrate: CTC-Grade 1 2 3 4 Leukozytopenie 1 1 - - Anämie 1 BCNU/CCNU Transaminasen Thrombozytopenie MTX-HSA Leukozytopenie Transaminasen Anämie Thrombozytopenie Stomatitis Nausea - 3 1 - - - - - - - - - - - 1 2 2 1 1 - - - - 2 1 1 - - - - - - - - - Tabelle 3: Nebenwirkungsrate von Carmustin und Lomustin im Vergleich zu MTX-HSA Gegenwärtig ergibt sich mit dem Stand vom 31.08.02 folgende Wirksamkeit für die beiden Substanzgruppen, welche bei nachgewiesener Tumorprogression auch gegeneinander ausgetauscht werden konnten (cross-over): 68 Patient- Alen ter IB 41 PrüfzenTumorentität trum H Prim. Glioblastom Chemotherapieschema HT 65 H Prim. Glioblastom 14 x MTX-HSA 2 x PD HH 50 H Sek. Glioblastom 10 x BCNU 5 x NC FS 56 H Prim. Glioblastom 1 x BCNU 1 x PD RW 63 H Gliosarkom 2 x MTX-HSA 1 x PD HG 62 H Prim. Glioblastom 5 x MTX-HSA 1 x PD MH 37 H Prim. Glioblastom RM 39 H Sek. Glioblastom 8 x MTX-HSA 4 x BCNU 3 x BCNU 1 x PD (cross over) 1 x MR; 1 x PD 1 x NC; 1 x PD HR 62 H Sek. Glioblastom JI 39 H Gliosarkom GM 33 O Prim. Glioblastom 5 x BCNU 5 x MTX-HSA* 5 x MTX-HSA 5 x BCNU 5 x CCNU 2 x NC; 1 x PD (cross over) 1 x PR; 1 x PD 1 x PD (cross over) 1 x PD 1 x PD (cross over) CP 65 H Prim. Glioblastom RR 45 H Sek. Glioblastom 15 x MTX-HSA* 3 x BCNU 6 x BCNU 1 x NC; 1 x PD (cross over) 1 x NC; 1 x PD 2 x NC TV 46 H Gliosarkom JR 57 H Prim. Glioblastom 5 x MTX-HSA* 3 x BCNU 2 x BCNU 10 x MTX-HSA* 1 x PD (cross over) 1 x NC; 1 x PD 1 x PD (cross over) 2 x NC JH 51 G Prim. Glioblastom 11 x MTX-HSA* 1 x NC; 1 x PD AD 32 H Prim. Glioblastom No treatment received 2 x BCNU Wirksamkeit (MRT-Untersuchungen in 2-3 monatlichen Abständen) 1 x PD Tabelle 4: Die Wirksamkeit von Carmustin/Lomustin im Vergleich zu MTX-HSA; MTXHSA* mit loading dose; H = Heidelberg; O = Osnabrück; G = Gießen (CR:complete response; PR=partial response; MR=mixed response; NC=no change; PD=progressive disease) 69 Als Prüfzentren dienten neben der Neurochirurgischen Universitätsklinik Heidelberg (15 Patienten) die Neurochirurgische Abteilung der Paracelsus-Klinik Osnabrück (1 Patient), die Neuroonkologische Abteilung des AKH Wien (kein Patient), die Neuro- chirurgische Universitäsklinik Giessen (1 Patient) und erst seit kurzem die Onkologische Abteilung der Universitätsklinik Rostock (bislang noch kein Patient). Alle vier Patienten mit sekundären Glioblastomen zeigten initial ein Ansprechen auf die chemo- therapeutische Behandlung mit BCNU mit einem unveränderten Tumorstatus über 3, 5, 6 und 10 Behandlungszyklen. Somit erscheinen gerade sekundäre Glioblastome im Gegensatz zu den primären Glioblastom- oder Gliosarkomrezidiven als besonders sensitiv gegenüber einer Chemotherapie mit Nitrosoharnstoffen (p = 0,0082; Fischer’s Exact Test). Bei den vier Patienten mit primären Glioblastomrezidiven, welche mit BCNU behandelt wurden, fand sich bei keinem ein Stillstand des Tumorwachstums. Dagegen zeigten zwei von vier Patienten mit primären Glioblastomrezidiven, welche mit MTX- HSA behandelt wurden, ein „no change“ über jeweils 3 Monate. Allerdings wies dieser Unterschied in der Prüfmedikation zwischen MTX-HSA und den Nitrosoharnstoffen keine statistische Signifikanz auf (p = 0,42; Fischer’s Exact Test). Überraschend war das Ansprechen auf die chemotherapeutische Behandlung unter einem Wechsel der Studienmedikation, sog. „cross over“, welches bei 7 Patienten angeboten, aber nur bei 6 Patienten durchgeführt wurde. Hierbei fand sich bei 5 der 6 Patienten ein Ansprechen auf die chemotherapeutische Behandlung: 1 Patient mit MR (mixed response) von MTX-HSA zu BCNU (prim. Glioblastom); 1 Patient mit PR (partial response) von BCNU auf MTX-HSA (sek. Glioblastom); 2 Patienten mit NC (no change) von MTXHSA auf BCNU (prim. Glioblastome); 1 Patient mit NC von BCNU auf MTX-HSA (prim. Glioblastom). Auch hier zeigte sich eine statistische Signifikanz (p = 0,0014; Fischer’s Exact Test) gegenüber den Patienten, bei denen kein „cross over“ stattfand. 70 4.4 Diskussion Immer noch wird die chemotherapeutische Behandlung von Glioblastomen kontrovers diskutiert. Manche Autoren geben eine Ansprechrate von 20 – 25 % an (4, 5). Insgesamt aber wird eine durch die Chemotherapie bedingte Verlängerung der Überlebenszeit für einen Zeitraum von nur wenigen Wochen erreicht (6, 7). Erschwerend kommt hinzu, daß in vielen klinischen Studien nicht zwischen primären und sekundären Glioblastomen unterschieden wird. Auch findet sich unter der Bezeichnung „maligner Gliome“ eine Vermischung von anaplastischen Astrozytomen WHO III, anaplastischen Oligodendrogliomen WHO III und Glioblastomen, WHO Grad IV (5, 8). Zudem kann ver- mutet werden, daß ein gewisser Anteil der Ansprechrate unter der Chemotherapie mit Nitrosoharnstoffen auf das Vorhandensein von nicht diagnostizierten, aber chemosensitiven anaplastischen Oligodendrogliomen zurückzuführen ist (9). Vielen Studien fehlt eine Vergleichsgruppe nach Randomisierung, so daß eigentlich in den meisten Fällen nur gesammelte Fallberichte vorliegen. Auch findet die Radikalität der Operation und der dadurch bedingte Einfluß auf die Prognose bei Glioblastomen nur wenig Beachtung (10, 11). Die am häufigsten verwendeten Substanzen sind die seit den 80er Jahren eingesetzten Nitrosoharnstoffe (BCNU, Carmustin; CCNU, Lomustin und ACNU, Fotemustin), welche als Anti-Alkylantien direkt in die DNA- Synthese eingreifen (12). Trotz ihrer guten Verträglichkeit hat die, wenn auch immer wieder Einzelerfolge beobachtet werden, ge- ringe Ansprechrate nur wenige Zentren veranlaßt, diese Substanzen, zumindest bei Glioblastompatienten, regelmäßig einzusetzen. Mit Temozolamid, einem ebenfalls alkylierendem Wirkstoff, hat die chemotherapeutische Behandlung von Glioblastomen eine gewisse Renaissance erfahren, obwohl in einer vergleichenden Phase-II-Studie von Temozolamid versus Procarbazin nur ein leichter Überlebensvorteil bei einem Zeitpunkt von sechs Monaten nachgewiesen werden konnte (13). Methotrexat ist ein Folsäureantagonist, welcher in die S-Phase eingreift und die Pyrimi- dinsynthese blockiert. MTX findet Verwendung bei den akuten lymphoblastischen Leukämien im Kindesalter, bei Osteosarkomen, Chorionkarzinomen, Lymphomen, Kopf - 71 Hals - Tumoren und anderen soliden Tumorerkrankungen. MTX wird ebenfalls bei chronisch entzündlichen Erkrankungen, wie z. B. der rheumatoiden Arthritis oder bei Psoriasis, klinisch angewendet. Die Dosierungen reichen von 30 mg/m2 wöchentlich oder 50 - 100 mg/m2 drei- bis vierwöchentlich bis zu Dosierungen von 100 - 1500 oder 8000 - 12000 mg/m2 (Hochdosistherapie). Hier ist ein Einsatz von Folsäureersatz unabdingbar (14). Nach intravenöser Gabe lagert sich MTX zu 35 - 50 % unspezifisch an Plasmaeiweiße. Seine Halb- wertszeit, welche vor allem durch die glomeruläre Filtration bedingt ist, wird mit 0,5 - 3 Stunden angegeben (15). Eine intakte Blut - Hirn - Schranke passiert MTX nicht. MTX induzierte Nerbenwirkungen bestehen vor allen von Seiten des Blutbildes (Thrombo- zytopenie, Leukozytopenie), der Schleimhäute (Mucositis, Stomatitis), des Urogenital- traktes (Nierenfunktionsstörungen, Zystitis), der Leber (Hepatopathien, Lebernekrosen) und der Haut (Exantheme, Erytheme, Alopezie). Die Verwendung von Methotrexat in der Behandlung von zerebralen Malignomen kon- zentriert sich vor allem auf die intrathekale Applikation bei zerebralen Lymphomen (16) und der leptomeningialen Aussaat von systemischen Tumorerkrankungen (17). Jedoch wurde Methotrexat in den 70er Jahren auch bei Glioblastomen getestet, wobei teilweise sehr hohe Dosierungen in Kombination mit Folsäureersatz verwendet wurden (18). Intraarterielle (19) oder intratumorale Injektionen (20, 21, 22) von Methotrexat oder lokale Applikationen von MTX, welche teilweise an synthetische Träger, wie z. B. Po- lylactit (23) oder Polymethylmethacrylat (24), dienten der Verbesserung der Pharmako- kinetik mit höheren lokalen Wirkstoffkonzentationen. Weiterführende klinische Studien hierüber existieren jedoch nicht. Insgesamt muß man davon ausgehen, daß Methotrexat bei Glioblastomen eher schwach wirksam ist. Neben den bekannten systemischen Nebenwirkungen kann bei intrathekaler Applikation eine schwere Neurotoxizität beob- achtet werden, vor allem dann, wenn MTX intrathekal in Kombination mit einer Ganzhirnbestrahlung appliziert wird (25, 26). In Kenntnis der doch deutlichen systemischen Nebenwirkungsrate bei Dosierungen von 50 mg MTX/m2 wöchentlich erscheinen die in den Phase-I und II-Studien erreichten 72 Toxizitäten von 50 mg MTX-HSA/m2 trotz der deutlich längeren Zirkulationszeiten des Konjugates im Vergleich zu freiem MTX als gering (2 x Transaminasenerhöhung Grad 3 und 1 x Trombozytopenie Grad 3 bei 50 mg MTX-HSA /m2 wöchentlich; 1 x Throm- bozytopenie Grad 4 bei 70 mg MTX-HSA /m2 zweiwöchentlich). In allen Fällen konnte die Toxizität durch eine Spreizung der Studienmedikation beherrscht werden. Eine Zunahme an Toxizität nach Einführung der „loading dose“ von 110 mg MTX-HSA/m2 wurde nicht beobachtet. Insgesamt bestätigte sich, daß mit MTX-HSA ein sog. „pro- drug“ vorliegt, welches trotz der langen Zirkulationszeit physiologisch proliferierendes Gewebe kaum belastet. Bezüglich der Effektivität konnte in der Phase-I-Studie unter Behandlung mit MTX- HSA bei zwei Patienten mit sekundären Glioblastomen, welche unter BCNU eine Tu- morprogression aufwiesen, ein Stillstand des Tumorwachstums über 2,5 bzw. drei Mo- nate erreicht werden. In der Phase-II-Studie wurden nach Randomisierung alle sekundären Glioblastome primär mit BCNU behandelt. Hierbei zeigte sich eine Ansprechrate mit einem „no change“ über drei, fünf, sechs und zehn Behandlungszyklen (p = 0,0082; sekundäre versus primäre Glioblastome). Deutlich niedriger war die Ansprechrate bei den primären Glioblastomen. Hier hatte die primäre Nitrosoharnstoffbehandlung bei keinem Patienten zu einem Stillstand des Tumorwachstums geführt. Allerdings zeigten zwei Patienten mit primärem Glioblastomrezidiven, welche initial mit MTX-HSA behandelt wurden, einen Stillstand der zuvor beobachteten Tumorprogression auf. Am häufigsten aber, nämlich bei fünf von sechs Patienten, finden sich Effekte der Chemo- therapie bei einem Wechsel der Studienmedikation, sog. „cross over“, so daß ein syner- gistischer Effekt des Folsäureantagonisten und des Anti-Alkylans vermutet werden kann (p = 0,0014; cross over versus kein cross over). Insgesamt aber sind die Effekte vor allem bei den primären Glioblastomen oder Glio- sarkomen von nur kurzer Dauer und erreichen einen Stillstand in der Tumorprogression von ungefähr vier bis fünf Monaten. Auch wenn dies insgesamt gesehen ein nur kurzer Zeitraum ist, so erscheint dies bei der sehr guten Verträglichkeit beider Substanzgrup- pen für den Einzelfall durchaus als Teilerfolg. Auch wenn eine abschließende Beurtei- lung der Studie noch nicht vorliegt, so stellt sich die Frage, ob nicht gerade das Ausnut- 73 zen eines vermuteten synergistischen Effektes zwischen Antifolat und Anti-Alkylans (27) eine Fortführung der Studie im Sinne einer Kombinationstherapie rechtfertigt. 74 Kapitel 5 Albuminvermittelte Lymphdiagnostik mit TCPC- oder TCPP-HSA und Gadolinium-HSA 5.1. Einleitung Eine Hauptaufgabe des Lymphgefäßsystems besteht in der Bewältigung der extravaskulären Zirkulation von Plasmaproteinen. Bis auf eine geringe Menge, welche über Blutkapillaren wieder in den Kreislauf zurückgelangen, muß der überwiegende Teil der das Kapillarbett verlassenden Plasmaproteine über das Lymphbahnsystem in das venöse System über den Ductus thoracicus zurückgeführt werden. Für diese Eigenschaft sind Lymphgefäße mit Klappen ausgestattet, können aber auch eine gewisse Eigenkontraktabilität entwickeln. Äußere Einflüsse, wie die Muskelpumpe, Atemexkursion und aterielle Pulsation unterstützen den Lymphfluß (1). Neben dem Transport von Plasmaproteinen stellen Lymphwege aber auch ein wichtiges Ausbreitungsnetz bei Karzinomerkrankungen dar. Eine Vielzahl maligner Tumoren, wie z. B. das Mammakarzinom, maligne Melanom und Prostatakarzinom, metastasieren über Lymphbahnen, weswegen der Diagnostik von tumordrainierenden Lymphwegen und deren Lymphknoten in der letzten Zeit vermehrt Beobachtung geschenkt wird. So wurde das Konzept des Wächterlymphknotens, d. h. des ersten im Lymphabstromgebiet des malignen Tumors befallenen Lymphknoten, entwickelt. Dieses Konzept des „sentinel lymph node“ (SLN) wurde 1977 von Canabas (2) anhand lymphangiographischer Untersuchungen bei Peniskarzinomen entwickelt und 1992 von Morton (3) auf das maligne Melanom übertragen. Während beide Autoren für die intraoperative Darstellung von Lymphwegen noch Patentblau verwendeten, wurde wenige Zeit später radioaktiv mit 99mTechnetium markiertes kolloidales humanes Serumalbumin (99mTc-HSA) zur Identifizierung des SLN eingesetzt ( 4, 5, 6, 7, 8). Durch Einführung des Sentinel-Lymph-Node-Konzeptes (SLN) hat die Diagnostik und Therapie von tumordrainierenden Lymphbahnen und deren Lymphknoten eine Renais- 75 sance erfahren (9). Mit 99mTc-HSA ist präoperativ eine Lymphabstromszintigraphie möglich, intraoperativ kann dann der SLN mit speziellen Gammasonden und auch unter Zuhilfenahme von intraoperativ appliziertem Patentblau aufgesucht werden. Mit Hilfe dieser Technik gelingt es, zu mehr als 90 % den SLN aufzusuchen, welcher bereits bei Tumordurchmessern von nur wenigen Millimetern schon Mikrometastasen aufweisen kann (10). Somit trägt die SLN-Diagnostik wesentlich zu einer verbesserten Diagnostik und Therapie der frühen lymphogenen Metastasierung solider Tumoren bei. Da bislang hauptsächlich kolloidales 99mTc-HSA mittels der Lymphabstromszintigraphie und in- traoperativ Gammasonden zum Einsatz kommen, sollte versucht werden, ob nicht auch durch eine Fluoreszenzbeladung von HSA ein direkte Darstellung von Lymphwegen und veränderten im Abstromgebiet liegenden Lymphknoten (SLN) möglich sei. Dies sollte durch eine 1:1 molare Beladung von Tetra(4-Carboxy-Phenyl-Chlorin (TCPC) oder Tetra(4-Carboxy-Phenyl-Porphyrin (TCPP) an HSA tierexperimentell untersucht werden. 1,2 Absorption 1 Emmission 0,8 0,6 0,4 0,2 0 300 400 500 600 700 nm 800 900 Abb. 1: Die Emissions- und Absorptionsspektren von TCPP- und TCPC-HSA 76 995 5.2 Die Diagnostik von Lymphwegen mit TCPC - HSA Zunächst wurden die retroperitonealen Lymphbahnen bei der Ratte mit TCPC-HSA untersucht. In Äthernarkose wurden bei drei SD-Ratten jeweils 0,1 ml TCPC-HSA beidseits intrakutan in den Fußrücken injiziiert. Eine Stunde danach wurden die großen retroperitonealen Lymphgefäße durch Beiseiteschieben der Darmschlingen freigelegt und das Farbstoffkonjugat TCPC-HSA mit einem D-Light (Fa. Storz, Tuttlingen) bei einer Anregung von ca. 400 nm aktiviert. Die Betrachtung der Fluoreszenz erfolgte mit einem Langwellenfilter. Eindrucksvoll präsentierten sich die großen retroperitonealen Lymphbahnen, nachdem eine Stunde zuvor TCPC-HSA intrakutan appliziert worden war. Ein direktes Erkennen der Lymphbahnen war ohne Zuhilfenahme des Farbstoffes nicht möglich. A 77 B C Abb. 2: Darstellung der retroperitonealen Lymphbahnen (C) der Ratte nach intrakutaner Injektion (A) und Beiseiteschieben der Darmschlingen (B). 78 5.3 Diagnostik von Lymphwegen und reaktiv veränderten Lymphknoten des Kaninchens mit TCPC – HSA Um dem Konzept des „sentinel lymph node“ näher zu kommen, wurden weitere Versuche mit TCPC-HSA bei Chinchilla-Kaninchen durchgeführt. Hier wurde drei Tage vor Versuchsbeginn eine Stimulation drainierender Lymphknoten durch intrakutane Injektionen von 0,2 ml Freund’schem Adjuvans 5 % beidseits am Fußrücken der Versuchs- tiere vorgenommen. Am Versuchstag selbst wurde die intrakutane Injektion durch Applikation von 0,1 ml TCPC-HSA in den Fußrücken beidseits wiederholt. Wiederum wurde das Farbstoffkonjugat durch das D-Light aktiviert. Bereits eine Stunde nach der intrakutanen Applikation zeigte sich ein Aufsteigen des Farbstoffkonjugates vom Fußrücken bis in den Bereich des Fossa poplitea. Nach kurzer Präparation fand sich unter fluoreszenzoptischer Betrachtung ein deutlicher, TCPC-HSA aufnehmender und durch Freund’sches Adjuvans reaktiv vergrößerter Lymphknoten in der Fossa poplitea der Versuchstiere. Nach einer weiteren Stunde wurde das Abdomen eröffnet und die Darmschlingen beiseite geschoben, um die illiakalen und paraaortalen sowie parakavalen Lymphwege und Lymphknoten darzustellen. Auch hier konnte eine sehr gute Darstellung der Lymphbahnen und der reaktiv veränderten Lymphknoten unter Aktivierung von TCPC-HSA mit dem D-Light erzielt werden. A 79 B C Abb. 4: Darstellung eines durch Freund’sches Adjuvans reaktiv veränderten Lymphknotens an der Fossa poplitea des Kaninchens. 80 5.4 Die Darstellung von Lymphbahnen und Lymphknoten mit Gd-HSA Nachdem Sinn auch eine kovalente Konjugierung des MR-Kontrasmittels Gadolinium an humanem Serumalbumin in einem 1:1 molaren Verhältnis gelang, sollte die Frage der kernspintomographischen Darstellung von Lymphbahnen und des SLN untersucht werden. Drei Kaninchen wurden mit intrakutanen Injektionen von 0,2 ml Freund’schem Adju- vans in beide Hinterpfoten vorbehandelt, um so eine Vergrößerung der sonst sehr klei- nen Lymphknoten zu erreichen. Am eigentlichen Versuchstag selbst erfolgte dann eine intrakutane Injektion von 0,2 ml Gd-HSA in die rechte Hinterpfote, die linke Hinter- pfote diente als Kontrollgruppe und wurde ohne Kontrastmittel kernspintomographisch untersucht. In einer fettgesättigten Gradietenechosequenz (20 msec Echo-time [TE], 530 msec Re- peat-time [TR], 2mm Schichtdicke) wurden die Tiere kernspintomographisch (MR- Edge; 1,5 T Picker Unit, USA) untersucht. Bereits eine Stunde nach Kontrastmittelgabe zeigte sich im Vergleich zur Kontrollseite eine sehr gute Kontrastierung des poplitealen Lymphknotens mit ebenfalls vorhandener Kontrastierung der dazugehörigen Lymphbahn. Zwei Stunden später waren dann auch die illeakalen sowie paraaortalen und parakavalen Lymphknoten erkennbar. Fiducial A B 81 LK der Fossa poplitea LK der Fossa poplitea C Abb. 5: Darstellung eines reaktiv veränderten Lymphknotens (A) sowie drainierender Lymphwege (C) beim Kaninchen mit Gd-HSA; (B) entspricht der Kontrollseite ohne Gd-HSA 82 5.5 Diskussion Noch Mitte der 50er Jahre erforderte eine Lymphangiographie eine operative Freilegung eines oberflächlichen Lymphgefäßes, welches zuvor nach subkutaner Injektion von Patentblau, z. B. in der ersten Interdigitalfalte, dargestellt wurde (1). In dieses operativ freigelegte Lymphgefäß wurde dann ein öliges, jodhaltiges Kontrastmittel langsam ein- gespritzt. Dargestellt werden konnten so die im Abstromgebiet liegenden Lymphbahnen und Lymphknoten, wie z. B. die inguinalen Stationen, die Gruppen der Illiaca commu- nis und Illiaca externa, die paraaortalen und paracavalen Lymphstationen und der Ductus thoracicus. Durch die Entwicklung des Sentinel-Lymph-Node-Konzeptes (SLN) hat das Untersu- chungsverfahren der Lymphwegediagnostik eine Renaissance erhalten (9). Hierbei wird vor allem mit 99Tc markiertes kolloidales Serumalbumin intradermal oder peritumoral injiziert, so daß wenige Minuten bis zu einigen Stunden danach Lymphabflußwege und vor allem Wächterlymphknoten (SLN) dargestellt werden können. Die intraoperative Detektion eines Lymphknotens wird dann unter Zuhilfenahme einer speziellen Gammasonde teilweise aber auch durch den intraoperativen Einsatz von Patentblau ermöglicht. Mit Hilfe dieser Methode lassen sich über 95 % der SNL (10) erkennen. Da sich auch schon bei kleinen Tumorvolumina immer wieder Mikrometastasen in den drainierenden Lymphknoten finden, erscheint dieses Verfahren nicht nur von diagnostischer Bedeutung sondern auch von chirurgischem Interesse. In dem von uns vorgestellten Konzept der Darstellung lymphatischen Gewebes wurde zunächst eine fluoreszenzoptische Darstellung der Lymphbahnen und Lymphknoten mit TCPC/TCPP-HSA durchgeführt. TCPC und TCPP sind stark leuchtende hellrote Fluoreszenzfarbstoffe, welche im Rotlichtbereich erkannt werden. In den Tierversuchen konnten die drainierenden Lymphbahnen und die veränderten Lymphknoten im Sinne des SLN mit TCPC/TCPP-HSA sehr gut dargestellt werden. Albumin, welches intra- kutan appliziert wurde, blieb eindeutig auf das lymphatische System beschränkt. Auch wenn Angaben über die Abflußgeschwindigkeiten von TCPC-HSA aus den bisherigen Daten noch nicht erhoben werden können, so imponiert der eigentliche Vorteil der fluo- 83 reszenzoptischen Darstellung der Lymphabstrombahnen darin, daß seine Wege erst durch Aktivierung des Farbstoffes sichtbar werden, ohne daß eine Kontamination des OP-Gebietes durch einen immer sichtbaren Farbstoff, wie z. B. dem Patentblau, vorliegt. Wie selektiv, wie spezifisch und wie gut das „lymphatic mapping“ mit TCPC/ TCPP-HSA wirklich ist, kann erst in klinischen Studien überprüft werden. Allerdings erfordert dies eine dem Arzneimittelgesetz entsprechende Phase-I/II-Zulassungsstudie. Im Gegensatz zu der direkten Darstellung des lymphatischen Gewebes mit TCPC- oder TCPP-HSA erlaubt die Lymphdiagnostik mit Gd-HSA eine präoperative Lokalisation von Lymphbahnen und Lymphknoten im Kernspintomogramm. Erstaunlich gut konnten diese Strukturen in den Tierversuchen in hochauflösenden und Fettgewebe supprimierenden MR-Sequenzen dargestellt werden. Da uns ein Tumormodell mit lymphogener Metastasierung bislang nicht bekannt ist, wurde eine Aktivierung von im Abstromgebiet liegenden Lymphknoten mit Freund’schem Adjuvans vorgenommen und dadurch das Konzept des SLN imitiert. Somit stünde für die Lymphdiagnostik ein MR-Kontrast- mittel zur Verfügung, welches in den bisherigen tierexperimentellen Untersuchungen eine hohe Auflösung der entsprechenden anatomischen Strukturen aufzeigte. Die Ver- wendung von 3D-Datensätzen und der Einsatz von Navigationsverfahren erscheinen als geeignete Methoden mit Hilfe des MR-Kontrastmittels Gd-HSA Lymphbahnen und SLN intraoperativ gezielt aufzusuchen. Allerdings bedarf es auch für Gd-HSA einer Zulassungsstudie entsprechend dem Arzneimittelgesetz. Insgesamt aber kann vermutet werden, daß besonders tumorbefallene drainierende Lymphknoten durch die endozytotische Aufnahme der Albuminkonjugate TCPC/TCPP-HSA und/oder GD-HSA und deren langen Verweildauer zur Darstellung gebracht werden (11). 84 Kapitel 6 Perspektiven 6.1 Tumordiagnostik mit Gadolinium-HSA Kooperation mit: Dr. Th. Egelhof, Neuroradiologische Abteilung, Universitätsklinikum Essen, Dr. F. Kiessling, Abteilung für Tumordiagnostik und Therapie, Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg und Frau PD Dr. S. Heiland, Neuroradiologische Abteilung, Universitätsklinikum Heidelberg Berichte über die Konjugierung des MR-Kontrastmittels Gadolinium an humanes Serumalbumin (Gd-HSA) liegen bereits sei Ende der 80er Jahre vor (1,2). Ähnlich wie bei den Albuminbeladungen mit Methotrexat wurde, wohl um eine Erhöhung der Kon- trastdarstellung zu erreichen 18, 19, 24 oder 30 Moleküle Gadolinium pro Albuminmo- lekül geladen ( 1, 2, 3, 4, 5). Dies aber führt unweigerlich zu einer uns schon bekannten Alteration von Albumin, so daß allergische Reaktionen und deutlich verkürzte Zirkulationszeiten eine Anwendung am Menschen nicht als möglich erscheinen lassen (6). Bislang wird Gadolinium-HSA vor allem zur Darstellung der Mikrozirkulation oder zur Perfusionsmessung verwendet (7, 8, 9). Durch die von Sinn, DKFZ, entwickelte niedrige Beladungsrate von ca. 1 : 1 oder 3 : 1 molarem Gd-HSA war nun aber eine Anwendung auch zur Tumordiagnostik möglich. Sowohl Egelhoff wie auch Kiesling gelangen lang anhaltende Tumordarstellungen mit dem niedermolar beladenen Gd-HSA bei malignen Rattengliomen wie auch bei Xe- notransplantaten an Nacktmäusen (10, 11). Allergische Reaktionen oder ein Abfangen von Gd-HSA im retikuloendothelialen System oder der Leber wurden nicht beobachtet. Nicht immer ist eine diagnostische Differenzierung zwischen benignen und malignen Tumoren trotz Verwendung moderner bildgebender Verfahren möglich. Aber gerade der Hinweis, daß durch makromolekulare Kontrastmittel, welche von Tumorzellen via Endozytose aufgenommen werden, eine Unterscheidung von benignen und malignen Tumoren, wie z. B. dem Fibroadenom der Brust versus maligner Mammatumoren, läßt an eine unmittelbare klinische Anwendung denken (6, 12). Monokristalline Eisenpartikel (MIONS) werden ebenfalls von Tumorzellen phagozytiert (13, 14) und können da- 85 her auch zur Tumordiagnostik herangezogen werden. Im Gegensatz zu nieder belade- nem Gd-HSA werden MIONS jedoch sehr schnell in der Leber abgefangen, so daß, auf Grund der dadurch bedingten deutlich verkürzten Zirkulationszeit, für periphere Malignome eine nur schwache Kontrastierung möglich ist. A B A B Abb. 1: Malignes Rattengliom ohne Gd-HSA (A) und 24 h nach intravenöser Injektion von GdHSA (B). 6.2 Die Behandlung der rheumatoiden Arthritis mit Methotrexat-HSA Auch bei der rheumatoiden Arthritis wird Methotrexat therapeutisch eingesetzt. Im Gegensatz zu seiner onkologischen Anwendung als Folsäureantagonist wirkt Methotrexat hier eher immunmodulatorisch durch eine Verschiebung von entzündungsfördernden zu entzündungshemmenden Zytokinen. Ein genauer Wirkmechanismus ist jedoch nicht bekannt (15, 16, 17). Bei einem Drittel der Patienten mit rheumatoider Arthritis können unter wöchentlichen Anwendungen von 7,5 bis 20 mg Methotrexat Remissionen beobachtet werden. Jedoch treten, wohl wegen der Langzeitbehandlung, typische Methotrexatnebenwirkungen, wie z.B. Stomatitiden, gastrointestinale Symptome, Transaminasenerhöhungen oder Leukound Thrombozytopenien auf (18). Erstmals wurde das von Sinn entwickelte 1 : 1 molar beladene MTX-HSA durch Wunder und Fiehn im Arthritis-Tiermodell untersucht. Dabei konnte gezeigt werden, daß auch Synoviozyten in der Lage sind, Methotrexat-Albumin aufzunehmen. Im Vergleich 86 zu freiem Methrotrexat war bei dem Konjugat nur ein Fünftel der Dosis notwendig, den Entzündungsprozess im Tiermodell günstig zu beeinflussen (19). In Kenntnis der deutlich reduzierten systemischen Toxizität von MTX-HSA erscheint eine klinische Prüfung bei Patienten mit rheumatoider Arthritis vor allem in Hinblick auf die durch die Konjugierung deutlich verminderte systemische Toxizität als sehr vielversprechend. 87 Kapitel 7 7.1 Zusammenfassung In der vorliegenden Arbeit wurde die Eigenschaft von Albumin als Carrier für verschiedene diagnostische und therapeutische Vorhaben aufgezeigt. 7.1.1 Laserfluoreszenzdiagnostik mit 5-Aminofluorescein - Albumin (AFLc-HSA) In tierexperimentellen und präklinischen Untersuchungen wurde der Fluoreszenzfarb- stoff AFLc-HSA vorgestellt, welcher in der intraoperativen Tumordiagnostik bei malig- nen Gehirntumoren im Rahmen einer Phase I/II-Studie untersucht werden soll. Die hohe Lichtstärke von Aminofluorescein, sein geringes Ausbleichen und seine durch die Konjugierung an Albumin bedingte lange intrazelluläre Verweildauer im Tumor bieten neue Ansätze in der intraoperativen Tumordiagnostik durch Laserfluoreszenz. Eine für maligne Gehirntumoren vorgesehene Phase-I/II-Studie wurde im April d. J. von der hiesigen Ethikkommission genehmigt und kann nun nach Erteilung der Prüfnummer durch das Bundesministerium für Arzneimittel begonnen werden. Alle technischen Voraussetzungen hierfür sind erfolgt. Der Vergleich der laserinduzierten Fluoreszenz durch AFLc-HSA mit Systemen der Neuronavigation, dem intraoperativen MR-Open und dem intraoperativen Ultraschall stellt für die Neurochirurgische Universitätsklinik Heidelberg einen weiteren Schwerpunkt in der Bedeutung der intraoperativen Bildgebung und Radikalitätskontrolle dar. 7.1.2 Albuminvermittelte Chemotherapie Aminopterin-Albumin (AMPT-HSA) Tierexperimentell wurde das Antifolat Aminopterin gegenüber dem Albuminkonjugat AMPT-HSA in seiner Pharmakokinetik wie auch Verträglichkeit und Wirksamkeit am Walker-256-Karzinom der Ratte untersucht. Unzweifelhaft bewirkt die Konjugierung von Aminopterin an Albumin eine deutliche Reduzierung der systemischen Toxizität des Antifolates trotz der Tatsache, daß AMPT-HSA vielfach länger in Zirkulation 88 bleibt. Dies ist dadurch zu verstehen, daß Albumin oder Albuminkonjugate physiolo- gisch proliferierendes Gewebe nicht in der gleichen Quantität wie freies und niedermolekulares AMPT erreichen und die eigentliche Wirksubstanz erst nach der lysosomalen Abspaltung in der Tumorzelle freigesetzt wird. Neben Methotrexat-Albumin (MTX- HSA) steht nun mit AMPT-HSA ein weiteres hoch wirksames Antifolatkonjugat zur Verfügung, welches in Xenographtmodellen aber auch in klinischen Studien weiter untersucht werden kann. Methotrexat-Albumin (MTX-HSA) Seit Februar 2000 befindet sich MTX-HSA in einer vergleichenden Phase-II-Studie bei Patienten mit primären und sekundären Glioblastomrezidiven. MTX-HSA wird ambulant wöchentlich bis zweiwöchentlich in einer Dosierung von 50 mg/m2 intravenös als Kurzinfusion appliziert und zeigt eine durch die Albuminkonjugierung bedingte deut- lich reduzierte systemische Toxizität im Vergleich zu freiem MTX. Bislang ist jedoch keine Überlegenheit in der Wirksamkeit gegenüber den Nitrosoharnstoffen BCNU und CCNU zu erkennen, auch wenn positive Effekte unter der Behandlung von MTX-HSA gesehen wurden. Überraschend ist jedoch die hohe Ansprechrate der Glioblastomrezidive bei einem Wechsel der Studienmedikation bei insgesamt 5/6 Patienten, so daß über- legt werden muß, ob die klinische Prüfung mit MTX-HSA als Kombinationsbehandlung mit z. B. Nitrosoharnstoffen oder Temozolomid fortgeführt werden soll. 7.1.3 Albuminvermittelte Sentinel-Lymph-Node-Diagnostik Entsprechend der Sentinel-Lymph-Node-(SNL)-Diagnostik, bei der vor allem kolloidales 99mTechnetium-Albumin verwendet wird, zeigen die Albuminkonjugate Tetra(4- Carboxy-Phenyl-Chlorin- (TCPC) oder Tetra(4-Carboxy-Phenyl-Porphyrin TCPP-HSA eindrucksvoll die drainierenden Lymphwege und deren Lymphknoten unter Fluoreszenzaktivierung. Eine unter Fluoreszenzbedingungen durchgeführte Lymphwegedissektion mit TCPP- und TCPC-HSA erlaubt eine exakte Zuordnung und anatomische Differenzierung der Lymphstrukturen, ohne daß das Operationsgebiet, wie z. B. durch Patentblau, permanent kontaminiert wird. Eine SLN-Diagnostik unter Zuhilfenahme dieser Fluoreszenzkonjugate bei Mammakarzinomen, malignen Melanomen oder Kopf - Hals - 89 Tumoren, erscheint vielversprechend. Auch insofern, als daß durch eine ebenfalls nie- dermolare Konjugierung von Gadolinium an Albumin eine präoperative Lymphdiagnostik kernspintomographisch als möglich erscheint. 7.2 Schlußfolgerung Mit Albumin existiert ein vielfach verwendbarer und biologisch verfügbarer Carrier, der unterschiedliche Wirksubstanzen gezielt via Endozytose in malignes oder chronisch entzündlich verändertes Gewebe einschleust. Eine grundsätzliche Voraussetzung für die kovalente Albuminkonjugierung ist jedoch eine schonende, d.h. 1 : 1 molare Beladung, so daß das Protein weder in seiner Tertiärstruktur noch in seiner biologischen Funktion oder Integrität verändert wird. Dies hätte nämlich deutlich verringerte Zirkulationszei- ten, ein Abfangen im retikuloendothelialen System oder der Leber und, bei wiederholten Applikationen, allergische Reaktionen zur Folge. Zwischenzeitlich befinden sich bereits zwei Albuminkonjugate, nämlich MTX-HSA und AFLc-HSA, in klinischer Prüfung. Und trotz vielfacher und oft wiederholter Anwendung ist für MTX-HSA in den multizentrischen Phase - I/II - Studien bei über 100 Patienten bislang keine einzige allergische Reaktion beobachtet worden. Gerade die niedermolar beladenen Albuminkonjugate erreichen in malignen oder chro- nisch entzündlich veränderten Geweben hohe und lang anhaltende Wirkstoffkonzentrationen. Zudem wird durch die kovalente Konjugierung an Albumin die sonst vor allem bei niedermolekularen Zytostatika häufig beobachtete systemische Toxizität deutlich reduziert. Insgesamt erscheint das Konzept der niedermolaren kovalenten Albumin- konjugierung als vielversprechend für ganz unterschiedliche diagnostoische und therapeutische Fragestellungen. 90 Literaturverzeichnis Kapitel 1 1. Schwyzer R. Schöpfung und Entwicklung einer gezielten Chemotherapie: Paul Ehrlich zum Gedächtnis. Angewandte Chemie 1954; 66:345-428. 2. Juliano RL. Targeted drug delivery. Berlin, Heidelberg: Springer Verlag, 1991. 3. Poznansky MJ, Juliano RL. Biological approaches to the controlled delivery of drugs: a critical review. Pharmacol Rev 1984; 36:277-336. 4. Bertino JR. Antineoplastic drugs. In: Melmon KL, Morelli HF, Hoffman BB, Nierenberg DW, editors. Clinical pharmacology: basic principles in therapeutics. New York: Mc Graw Hill, 1992: 600-641. 5. Evans WE, Crom WR, Yalowich JC. Methotrexate. 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In zahlreichen Stunden wurden verschiedene Projekte besprochen und durchgeführt. Nun darf Herr Dr. Sinn sich stolz Vater zweier vom DKFZ initiierter PhaseI/II-Studien nennen. Ebenfalls danke ich seinen Mitarbeitern, Herrn Schrenk, Frau Bauder-Wüst wie auch den Herren Dr. Haase und Dr. Wunder, für ihre wertvolle Zusammenarbeit. Ohne die großzügige Unterstützung von Herrn Dr. Zillmann, Leiter des Zentralen Tierlabores des DKFZ, und seinen Mitarbeitern, den Herren Dähmel, Eskersky und Lehr, wären die zahlreichen und zeitaufwendigen tierexperimentellen Untersuchungen nicht möglich gewesen. Auch danke ich Herrn PD Dr. Hartung, Onkologische Abteilung der Universitätsklinik Rostock, sowie Frau Dr. Frei, DKFZ, für ihre wertvollen Anregungen im Hinblick auf die albuminvermittelte Chemotherapie. Danken möchte ich auch allen meinen Kollegen aus der Neurochirurgischen Universitätsklinik, die mir vor allem bei der Durchführung der klinischen Studien zur Seite standen. Der Dank gilt besonders meiner Familie, meiner Frau für das Schreiben und meinem Schwiegervater, Herrn Dr. Inhoffen, für die aufmerksame Durchsicht des Manuskriptes. Ganz im Sinne von „euntes eunt et plorant...“ gilt mein aufrichtiger Dank den Patienten und ihren Angehörigen. Denn auch sie tragen in Geduld und Hoffnung zu dem medizinischen Fortschritt, sei es bei individuellen Heilversuchen oder klinischen Phase-I/IIStudien, einen großen Anteil bei. 112