Festveranstaltung 50 Jahre Chemnitzer Mathematik“ am 04.06.2004 ” Rede des Dekans, Prof. Dr. Bernd Heinrich Hochverehrte Festversammlung, Magnifizenz, werte Gäste, meine Damen und Herren, mit dem heutigen Festakt begehen wir feierlich den 50. Jahrestag der Gründung des Instituts für Mathematik. Dieses Institut ist der Vorläufer der Fakultät für Mathematik, die vor 10 Jahren an der hiesigen Technischen Universität Chemnitz gegründet wurde. Wir blicken damit gleichzeitig zurück auf 50 Jahre hochschulgemäße Mathematikausbildung sowie über 40 Jahre Ausbildung von Diplommathematikern. Gestatten Sie mir, aus diesem Anlaß einige historische Momente auf dem Weg zu unserer heutigen Fakultät zu benennen und die Beschreibung des Gegenwärtigen mit einem perspektivischen Blick in die Zukunft zu verbinden. Historisches... Nachdem im September 1953 in Chemnitz die Hochschule für Maschinenbau gegründet war und die ersten 290 Ingenieurstudenten immatrikuliert wurden, waren auch die Grundlagenfächer wie die Mathematik und die Naturwissenschaften gefragt, ihren Beitrag zur Ausbildung dieser Studenten zu leisten. Zum 1. Februar 1954, also vor 50 Jahren, wurde innerhalb der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften ein Institut für Mathematik und Geometrie gegründet. Erster Direktor, von 1954 bis zum Jahre 1960, war Herr Prof. Göllnitz. Zum Institut gehörten 1954 vier Mitarbeiter, unter ihnen der spätere Leiter des Fachbereiches Mathematik, Herr Prof. Dümmel. Zu den Aufgaben dieses Instituts gehörte insbesondere die mathematische Ausbildung der an der Hochschule für Maschinenbau immatrikulierten Studenten. Im Jahre 1960 wurde die Leitung des Institutes von Herrn Prof. Jäckel übernommen, der von 1963 bis 1969 gleichzeitig auch Rektor der Hochschule war. In der ersten Hälfte der 60er Jahre wurden durch ihn die Grundlagen für die weitere Entwicklung 1 der Mathematik in Chemnitz gelegt. So wurde im Jahre 1963 die Ausbildung von Diplommathematikern eingeführt. Eine Reihe von Absolventen der ersten Jahrgänge haben damals eine Tätigkeit am Institut für Mathematik aufgenommen. Prof. Jäckel betrieb als Rektor auch intensiv die Angliederung des Chemnitzer Pädagogischen Instituts an die Hochschule. Beginnend ab 1963 wurden gemeinsame Vorlesungen für Lehrerstudenten und Mathematikstudenten durchgeführt, eine Zeit an die sich doch einige der hier Anwesenden gut erinnern können. Im Jahre 1965 wurde dann auch offiziell mit der Ausbildung von Lehrern für Mathematik (mit dem Zweitfach Physik) am Institut für Mathematik begonnen. Im Jahre 1968 wurden an der hiesigen Hochschule Sektionen gegründet, in denen jeweils meist mehrere Institute zusammengefaßt wurden. Am Institut für Mathematik war die Anzahl der Mitarbeiter inzwischen so angestiegen, daß das Institut in eine Sektion Mathematik überführt werden konnte. Im Zeitraum von 1970 bis 1988 leitete Herr Prof. Schneider über viele Jahre diese Sektion, die zusammen mit den Sektionen Physik und Chemie/Werkstofftechnik die Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften bildete. Bedingt durch die politische Situation jener Zeit waren die Kontakte zu Wissenschaftlern der Bundesrepublik und anderer westlicher Länder sehr erschwert und in der Breite nicht möglich. Der unmittelbare internationale Vergleich mit Forschungsgruppen westlicher Länder war dadurch nicht immer gegeben, der Zugang zu internationalen Journalen mit Gutachtersystem nur bedingt möglich. Durch den weiteren personellen Ausbau in den siebziger Jahren entwickelten sich ungeachtet dessen dennoch an der Sektion Mathematik leistungsfähige Forschungsgruppen. Gute und nützliche Auslandsbeziehungen gab es zu wissenschaftlichen Einrichtungen wie z.B. in Moskau, St.Petersburg/Leningrad, Kiew, Novosibirsk, Tblissi, Warschau, Prag, Pilzen, Bratislava, Budapest und Sofia. Drei feste Tagungsreihen wurden durch die Sektion organisiert: das waren die Tagungen über Probleme und Methoden der Mathematischen Physik(TMP), die seit Beginn der sechziger Jahre in gewissen Abständen durchgeführt wurden und ein breites internationales Teilnehmerfeld hatten, aber auch die jährlichen Tagungen zur Numerischen Mathematik sowie die Symposien zur Finite 2 Elemente Methode, die wir auch heute noch im Jahresrhythmus durchführen. Eine Vielzahl von Gästen wurden zu Vorträgen an der Sektion bzw. dem Fachbereich eingeladen, eine gute Tradition, die mit dem Chemnitzer Mathematischen Collquium (CMC) an der Fakultät bis heute eine gute Fortsetzung fand. Sehr hilfreich für die Gewinnung und Entwicklung des wissenschaftlichen Nachwuchses wirkte sich die von Chemnitz aus betriebene Förderung mathematischer Talente sowie der MathematikOlympiade aus. Im Jahre 1964 wurde eine Spezialklasse für Mathematik, Physik und Technik gegründet, die bis 1992 am Fachbereich Mathematik bestand. Eine Reihe von Hochschullehrern und Mitarbeiter waren Absolventen dieser Spezialklasse. Die Professoren, Hochschuldozenten und Mitarbeiter waren ab 1973 in Lehrstühlen oder Dozenturen zusammengefaßt, mehrere davon bildeten Wissenschaftsbereiche, die über viele Jahre bestanden: WB Analysis, WB Numerische Mathematik, WB Stochastik und Mathematischen Optimierung, und die Methodik des Mathematikunterrichts. Die größeren Wissenschaftsbereiche wie Analysis und Numerische Mathematik umfaßten jeweils vier Lehrstühle. Von der Leistungsfähigkeit der Forschungsgruppen gab und gibt es zahlreiche Belege. So konnten verschiedene Professoren, wie z.B. Jentsch, Silbermann, Langer, Tröltzsch nach der Wende sofort in Schwerpunktprojekte der DFG mit aufgenommen werden. Herr Prof. Böttcher erhielt nach der Wende als erster Wissenschaftler in den neuen Bundesländern den Förderpreis der Alfried-Krupp-Stiftung mit einer Gesamtdotierung von 800 000 DM. Von den Profs. Langer und Meyer wurde wesentlich die Einrichtung einer DFG-Forschergruppe initiiert, die 1993 am Fachbereich Mathematik ihre Arbeit aufnahm und vor allem Projektthemen zur Numerischen Mathematik, insbesondere zu parallelen Algorithmen umfaßte. Mit der Überführung der Sektion Mathematik in einen Fachbereich Mathematik, hat Herr Prof. Dümmel 1991 die Leitung desselben übernommen. Als Hauptaufgabe stand in jener Zeit das Problem der Erneuerung der Universität und somit auch des Fachbereiches. Die personelle und strukturelle Reform stand, wie der Minister Prof. Meyer forderte, unter der doppelten Zielstellung des Erneu3 erns und Bewahrens. Ab 1991 gab es zahlreiche Diskussionen zur zukünftigen Struktur des Fachbereichs. Im Ergebnis wurde festgelegt, die bisherigen Schwerpunktsetzungen im Wesentlichen beizubehalten, wobei aber auch die Empfehlungen der Sächsischen Hochschulentwicklungskommission zu beachten waren. Wichtig war dabei, daß sowohl die Algebra als auch die Geometrie in Zukunft einen gebührenden Platz erhalten sollten. 1992 wurden alle Professorenstellen und alle Stellen für das wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Personal neu ausgeschrieben. Für den damaligen Fachbereich Mathematik waren das 22 Professuren, 43 Mitarbeiterstellen sowie 15 Stellen im Bereich des nichtwissenschaftlichen Personals. Im Vergleich dazu hatte die Sektion Mathematik im Jahr 1988 insgesamt 24 Hochschullehrer, 95 wissenschaftliche Mitarbeiter, 11 nichtwissenschaftliche Mitarbeiter. Unter der Leitung von Herrn Prof. Dümmel, im Zusammenwirken mit Personal- und Fachkommissionen, wurde die schwierige Aufgabe der Umstrukturierung des Fachbereichs 1993 abgeschlossen. Eine Reihe von ehemaligen Chemnitzer Hochschullehrern und Mitarbeitern haben ab 1992 nach erfolgreicher Bewerbung im neuen Stellenplan Berücksichtigung gefunden, andere mußten Kündigungsschreiben entgegennehmen, darunter nicht wenige, die persönlich integer und auch gute Fachkräfte waren. Mit der Gründung der Fakultät für Mathematik im April 1994 fand der Prozeß der Neustrukturierung einen gewissen Abschluß. Erster Dekan war Prof. vom Scheidt, gefolgt von den Professoren Lanckau und Happel. Ausbildung... Nach diesem Rückblick auf die Genesis der Fakultät möchte ich nun einige Worte zur Ausbildung, insbesondere zu den Studiengängen an unserer Fakultät, anschließen. Der im Jahre 1963 eingeführte Studiengang Mathematik, der mit dem akademischen Grad Diplom-Mathematiker abschließt, wurde 1992 entsprechend der gesetzlichen Richtlinien neu konzipiert. Dieser Studiengang ist in seiner Ausprägung dem wissenschaftlichen Umfeld einer technischen Universität gut angepaßt, läßt im Hauptstudium verschiedene Vertiefungen zu, ohne auf solide 4 Grundlagen zu verzichten. Denn es zeigt sich immer wieder, daß ein gut ausgebildeter Mathematiker vor allem von den folgenden Fähigkeiten/Fertigkeiten profitiert: die Struktur verwickelter Probleme zu erkennen, Probleme mathematisch präzise zu formulieren und für diese Lösungswege aufzuzeichnen. Vertieft werden dabei auch Fähigkeiten wie z.B. logische Denkweise, Abstraktionsvermögen, analytisch-strukturelles Denken, aber auch Sinn für Ästhetik, sprachliche Genauigkeit, Hartnäckigkeit beim Lösen von Problemen und Teamgeist. In den letzten Jahrzehnten sind die Anforderungen an Mathematiker gewachsen, die Sprache, Strukturen und das Denken in den Anwendungsfeldern der Mathematik besser zu verstehen. So sind die Anwendungen der Mathematik in den Technikwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften immer komplexer und vielfältiger geworden. Es zeichnete sich ab, daß neben der traditionellen Mathematikerausbildung auch stärker grundlegendes Verständnis für technisches oder wirtschaftswissenschaften Wissen vermittelt werden mußte. Diese Erkenntnis war einer der Beweggründe, die Studiengänge Technomathematik (1991) und Wirtschaftsmathematik (1992) zu schaffen. Wir sind auch ein wenig stolz darauf, zu den 14 Fakultäten für Mathematik von insgesamt 66 in Deutschland zu gehören, die alle drei Diplomstudiengänge (Mathematik, Technomathematik, Wirtschaftsmathematik) gleichzeitig interessierten Studienanfängern anbieten können. Wir meinen daß ein gut gefächertes Studienangebot die Attraktivität der TU Chemnitz erhöht. Die an der Fakultät vorhandene Kompetenz zur Lehre in Gebieten der Finanzmathematik, aber auch die starke Nachfrage in der Finanzwirtschaft, führte im Jahre 2001 dazu, einen Studiengang Bachelor Finanzmathematik“ einzuführen. ” Neben den bisher genannten Studiengängen besteht an der Fakultät seit 1999 außerdem der Integrierte internationale Master” und Promotionsstudiengang Mathematik“. Es ist der erste integrierte internationale Studiengang dieser Art, der mit Unterstützung des DAAD an der TU Chemnitz eingerichtet wurde, auch der erste innerhalb der neuen Bundesländer. Er führt in vier Semestern zum weltweit anerkannten Mastergrad und bei entsprechenden Leistungen in weiteren sechs Semestern zur Promoti5 on. Voraussetzung für das Studium ist ein Bachelorgrad oder ein entsprechendes Äquivalent mit Hauptfach Mathematik. Über erste Erfolge zu diesen Studiengängen können wir berichten: neben einer ganzen Reihe von Masterabschlüssen (bisher 14 Masterabschlüsse, z.T. in Kooperation mit anderen Unis) in der relativ kurzen Zeit bereits 3 Promotionen. Natürlich haben wir in der Vergangenheit auch eine große Zahl von Studenten im Lehramt Mathematik an Gymnasien, Mittelund Grundschulen ausgebildet. Die Ausbildung von Lehrern für Gymnasien, seinerzeit Erweiterte Oberschulen, begann in Chemnitz bereits ja 1963. Es war auch für unsere Fakultät sehr schmerzlich, daß die Ausbildung im Fach Mathematik für das Lehramt (auf Drängen der Staatsregierung) ab 1995 nicht mehr weitergeführt werden konnte. Forschung ... Neben der mathematischen Ausbildung der Studenten hat die Forschung einen hohen Stellenwert an unserer Fakultät. Hier kann ich berichten, daß sich Kontinuität und Neues in der Forschung wirkungsvoll ergänzt haben. Kontinuität haben wir vor allem im Ziel, anerkannte Beiträge zur disziplinären und applikativen Forschung zu leisten. Das gilt für die Zeit vor 1990 wie auch danach. Neue Professuren kam im Fachgebiet Diskrete Mathematik hinzu, und wie schon genannt, die Algebra und die Geometrie. Für besonders wichtig halte ich es, die wenigen Gelegenheiten, fähige Mathematiker über eine Berufung nach Chemnitz zu holen, verantwortungsvoll zu nutzen. Dabei geht es gleichermaßen darum, Bewährtes zu erhalten, aber auch neue Facetten hinzuzufügen. Das ist uns in der zurckliegenden Zeit mit den Professuren Algorithmische und Diskrete Mathematik“ so” wie Mathematik in Industrie und Technik“, wie ich meine, recht ” gut gelungen. Für viele Kollegen hat nach 1990 die direkte wissenschaftliche Kommunikation auf internationaler Ebene einen ganz neuen Stellenwert erhalten. Der Besuch von Konferenzen und Arbeitsaufenthalte in allen Ländern wurden möglich, ebenso eine direkte wissenschaftliche Zusammenarbeit. Und nicht zuletzt wurde, und das sei hier auch mit besonderem 6 Dank hervorgehoben, die technische Ausstattung, insbesondere mit Computertechnik, um Größenordnungen verbessert. So konnte die Fakultät in den letzten 14 Jahren eine leistungsfähige EDV-Infrastruktur aufbauen. Mit der Konzentration auf ein für alle Professuren tätiges Mathematisches Rechenzentrum“ ” haben wir erreicht, dass trotz beschränkter Finanzen unsere Technik auf dem aktuellen Stand ist. Die Bibliothekssituation wurde vor allem Anfang der 90er Jahre wesentlich verbessert, geriet aber angesichts explosiv steigender Preise vor allem bei mathematischen Zeitschriften in den letzten Jahren in schwieriges Fahrwasser. Die Chemnitzer Mathematik hat ihre Forschungsschwerpunkte vor allem auf den Gebieten Analysis, Numerische Mathematik und Diskrete Mathematik. Von den Erfolgen in der Forschung zeugen u.a. hervorgehobene Ereignisse wie die bereits o.g. Verleihung des Krupp-Förderpreises, die Beteiligung an mehreren DFG-Schwerpunktprogrammen zu Themen der Analysis. Nach der erfolgreichen Arbeit der bereits erwähnten DFG-Forschergruppe Algorithmische Grundlagen der Simulation ausgewählter Pro” bleme der Kontinuumsmechanik auf massiv parallelen Rechnern“, die für 3 Jahre (1993 - 1995) eingerichtet wurde, folgte ab 1996 der Sonderforschungsbereich 393, der an unserer Fakultät hauptsächlich (vor allem) das Forschungspotential zur Numerischen Mathematik umfaßt und dessen langjähriger Sprecher Kollege Meyer ist. In diesem Jahr besteht der SFB das 9. Jahr, so dass wir mit der Forschergruppe auf eine hervorgehobene Förderung durch die DFG über 12 Jahre zurückblicken können. Für die letztmögliche Verlängerungsphase des SFB Numerische Simulation auf ” massiv parallelen Rechnern “ bis 2007 befindet sich der Antrag auf dem Weg zur Begutachtung. Im SFB 393 haben sich Professuren der Mathematik, der Physik, der Informatik und des Maschinenbaus zu einem interdisziplinären Forschungsverbund zusammengefunden. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen der anderen Fakultäten wissen wir als Mathematiker sehr zu schätzen. Im SFB hat sich eine Reihe junger Kollegen wissenschaftlich sehr erfolgreich entwickelt. Parallel zur Bearbeitung der Projekte entstanden mehrere Promotionen und Habilitationen, so allein nur zum Mathematikthemenbereich im SFB in den letzten 7 5 Jahren 11 Promotionen und 4 Habilitationen. Zur Dynamik eines SFB gehört natürlich auch, daß erfolgreich wirkende jüngere Kollegen an anderer Stelle, z.B. auf einer Professur, ihre Arbeit fortsetzen, uns aber dadurch leider nicht mehr zur Verfügung stehen. Blicken wir insgesamt auf die wissenschaftliche Qualifizierung an der Fakultät, so können wir von über 200 Promotionen seit ca. 1970 berichten, etwa ein Viertel der promovierten hat sich auch habilitiert. Insgesamt wurden 50 der Doktoren, in der Regel habilitiert, ins Professorenamt berufen. Perspektivisches... Wenn die Rede über 50 Jahre Mathematik an unserer hiesigen alma mater ist, sollte ein Blick auf Probleme und zukünftige Aufgaben der Fakultät nicht fehlen. Das Gesamtpotential der Professuren, das uns zur Ausbildung zur Verfügung steht, ist von vormals 22 (das war 1993) auf zur Zeit 17 abgesunken. Ab 2009 muß die Fakultät infolge weiterer Kürzungen mit 15 Professuren ihre Lehraufgaben erfüllen. Diese liegen heute etwa zu 60 % auf dem Gebiet der Mathematikausbildung vor allem für die Studenten der Fakultäten für Naturwissenschaften, des Maschinenbaus, der Elektrotechnik/Informationstechnik, der Informatik und in etwas geringerem Umfang für die Philosophische Fakultät. Mit dem kleineren Teil unseres Potentials bilden wir in den bereits oben genannten mathematischen Studiengängen unserer Fakultät aus. So wie alle Fakultäten unserer Universität sind wir z.Zt. im Rahmen des Bologna-Prozesses vor die Aufgabe gestellt, konsekutive Bachelor-/Masterstudiengänge zur Mathematik zu konzipieren. Die Diskussionen dazu zeigen, daß dies eine nicht ganz einfache Aufgabe ist. Obwohl sich die Diplomstudiengänge durchaus bewährt haben und die generellen Qualitäten und beruflichen Fähigkeiten eines Diplom-Mathematikers bekannt sind, drängt die Politik im Rahmen der europäischen Harmonisierung auf einen einheitlichen Abschlußtyp. Unseren Platz im Ensemble der Fakultäten der TU sehen wir auf dem Gebiet der Lehre in einer modernen und mit den Fakultäten abgestimmten Mathematikausbildung. Bedingt zum einen durch die an den Fakultäten geplanten BA/MA-Studiengänge, zum an8 deren durch Stellenabbau im Bereich der Professuren und Mitarbeiter stehen wir vor der Notwendigkeit, die Lehre mit noch höherer Effizienz durchzuführen, letztendlich mit einer größeren Anzahl von Studenten auf je einen Professor. Ein wichtiger Schritt zur positiven Lösung dieses Problems ist die Modularisierung der Mathematikausbildung für die Studiengänge aller Fakultäten. In der Mathematikausbildung für andere Fakultäten bestehen z.Zt. aus der Sicht des Stundenvolumens sowie der Ausbildungstiefe und -breite noch viele Unterschiede, denen wir auf Dauer in der bisherigen Form wohl nicht mehr entsprechen können. Bei der Einführung von BA/MA-Studiengängen sehen wir aber in der schon genannten Modularisierung eine Möglichkeit, eine förderliche Vielfalt der Mathematikausbildung aufrecht zu erhalten. Für die Perspektive unserer Fakultät ist die Anzahl der immatrikulierten Studenten eine wichtige Größe. Den für die Jahre ab 2010 prognostizierten, zumindest zeitweiligen Rückgang der Studentenzahlen als soziale Nachwirkung der Wendezeit nehmen wir ernst. Wir unterstützen daher auch das Konzept der TU Chemnitz zur weiteren Internationalisierung der TU. (Dieses sieht vor, daß ca. 10 % der Studenten unserer alma mater zukünftig aus dem Ausland kommen.) Der an unserer Fakultät existierende internationale Master- und Promotionsstudiengang ist dafür geeignet, weitere ausländische Studenten aufzunehmen. Für die Arbeitsfähigkeit der Fakultät ist es in der Perspektive auch weiter sehr bedeutsam, dass wir uns an der Einwerbung von Drittmitteln für Mitarbeiterstellen zu beteiligen, insbesondere über DFG- und DAAD-Projekte, aber auch über EUProjekte. Obwohl wir zur Zeit mit den eingeworbenen Drittmitteln recht gut in Augenhöhe mit den Mathematik-Fakultäten in Deutschland sind, sind für die für die Zukunft neue Anstrengungen erforderlich, da der z.Zt. im 9. Jahr befindliche SFB 393, der bisher finanziell und personell wesentliche Beiträge zur Arbeit der Fakultät geleistet hat, spätestens 2007 auslaufen wird. Erste Überlegungen, uns gemeinsam mit Professuren aus den 9 anderen Fakultäten an neuen Vorhaben zu beteiligen, müssen deshalb bald konkrete Gestalt annehmen. In diesem Zusammenhang sei auch nochmals gesagt, daß wir an einer interfakultären Forschungszusammenarbeit vor allem zu Fragen der mathematischen Modellierung und numerischen Simulation interessiert sind, einschließlich mathematisch effizienter Algorithmen auf Computern hoher Leistungskraft. Eine Zielvorstellung könnte es dabei sein, zusammen mit einigen anderen Fakultäten ein Zentrum für Mathematische Modellierung und Hochleistungsrech” nen“ zu gründen. Schlußgedanke... Meine Damen und Herren, Mit meinem Beitrag habe ich versucht, ein Bild der Chemnitzer Mathematik zu zeichen. Ich hoffe, es ist deutlich geworden, dass mit unser aller Kraft auch in Zukunft eine erfolgreiche Arbeit in der Fakultät für Mathematik geleistet werden wird. Die Voraussetzungen hierfür wurden nicht nur in den letzten Jahren, sondern auch schon früher geschaffen. Ich möchte deshalb allen, die an der bisherigen Entwicklung der Mathematik der TU Chemnitz in irgendeiner Form Anteil hatten, meinen Dank aussprechen. Der Fakultät für Mathematik wünsche ich in Lehre und Forschung weiterhin eine erfolgreiche Entwicklung zum Wohle unserer gesamten Universität. 10