MEDIZIN ÜBERSICHTSARBEIT Iatrogene Nervenläsionen Prävalenz, Diagnostik und Therapie Gregor Antoniadis, Thomas Kretschmer, Maria Teresa Pedro, Ralph W. König, Christian P. G. Heinen, Hans-Peter Richter ZUSAMMENFASSUNG Hintergrund: Iatrogene Nervenläsionen können bei chirurgischen Eingriffen, durch mechanische Belastung während der Narkose, bei Injektion neurotoxischer Substanzen und bei anderen Prozeduren auftreten. Die Risikofaktoren und das Vorgehen bei einer iatrogenen Schädigung sollten dem behandelnden Arzt vertraut sein. Methode: Selektive Literaturrecherche in PubMed und Vorstellung eigener Daten der Autoren aus der Zeit von 1990 bis 2012. Ergebnisse: In Studien mit großen Patientenkollektiven erwiesen sich 25 % der zu behandelnden Ischiadikusläsionen, 60 % der Femoralisläsionen und 94 % der N. accessorius-Verletzungen als iatrogen bedingt. Osteosynthesen, Osteotomien, Arthrodesen, Lymphknotenbiopsien im hinteren Halsdreieck, Karpaltunneloperationen sowie Eingriffe an Handgelenk und Knie waren häufige Ursachen für iatrogene Schäden. Am Bezirkskrankenhaus Günzburg wurden in 23 Jahren 340 iatrogene Nervenläsionen operiert. In einer Studie der Autoren aus dem Jahr 2001 waren 17,4 % der behandelten traumatischen Nervenläsionen auf eine iatrogene Schädigung zurückzuführen. 94 % der behandelten Nervenschäden ereigneten sich bei chirurgischen Eingriffen. Schlussfolgerung: Die genaue Kenntnis der Nervenverläufe sowie ihrer anatomischen Verlaufsvarianten kann das Risiko einer Nervenverletzung minimieren. Bei einer iatrogenen Nervenläsion sind eine frühe Untersuchung und Festlegung des Procedere für eine gute Prognose von entscheidender Bedeutung. Bei fehlender Nervenregeneration sollte die Revisionsoperation 3 bis 4 Monate, spätestens jedoch 6 Monate nach dem Trauma erfolgen. Sollte jedoch postoperativ in der Neurosonographie eine komplette Durchtrennung oder ein Kontinuitätsneurom nachgewiesen werden, ist eine unmittelbare Operation durchzuführen. Wird eine Nervendurchtrennung während einer Operation erkannt, ist entweder eine sofortige End-zu-End-Naht oder eine frühe Sekundärversorgung nach drei Wochen erforderlich. ►Zitierweise Antoniadis G, Kretschmer T, Pedro MT, König RW, Heinen CPG, Richter HP: Iatrogenic neurological damage—prevalence, diagnosis and treatment. Dtsch Arztebl Int 2014; 111(16): 273–9. DOI: 10.3238/arztebl.2014.0273 Neurochirurgische Klinik der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg: Prof. Dr. med. Antoniadis, Dr. med. Pedro, PD Dr. med. König Neurochirurgische Klinik der Universität Oldenburg am Evangelischen Krankenhaus Oldenburg: Prof. Dr. med. Kretschmer, Dr. med. Heinen Ulm: Prof. Dr. med. Richter Deutsches Ärzteblatt | Jg. 111 | Heft 16 | 18. April 2014 raumatische Nervenläsionen sind relativ selten und betreffen hauptsächlich jüngere Patienten. Iatrogen bedingte Läsionen von Nerven kommen noch seltener vor. Mögliche Ursachen sind (1, 2): ● direkte Schädigung im Operationsgebiet ● Druck durch Lagerung oder Zug während der Narkose ● Injektion neurotoxischer Substanzen ● Kompression durch ein Hämatom nach Punktion oder unter Antikoagulation ● Tourniquet (Blutleere) ● Orthesen oder Verbände ● Bestrahlung. Der Anteil der iatrogenen Nervenläsionen lag in einer Studie bei 17,4 % aller operierten traumatischen Nervenläsionen (3). In dieser Studie stand bei 94 % der operierten Patienten die Nervenläsion in Zusammenhang mit einem chirurgischen Eingriff. Eine Dominanz postoperativer Nervenschäden wurde auch von anderen Autoren beobachtet (4–7). Studien mit großen Patientenkollektiven zeigten, dass 25,2 % der behandelten Ischiadikusläsionen Folge ärztlicher Maßnahmen waren (8). Ebenso waren 60 % der Femoralisläsionen (9, 10) und sogar 94 % der Verletzungen des N. accessorius (11) iatrogen bedingt. In einer retrospektiven Studie von Topuz et al. wiesen 29 von 73 operierten Patienten mit iatrogenen Nervenläsionen einen Ischiadikusausfall aufgrund von intraglutealen Injektionen auf (12). Nervenschäden mit neurologischen Ausfällen können unterschiedliche Verläufe haben. Wenn sich die motorischen und sensiblen Störungen nicht zurückbilden, sind operative Maßnahmen erforderlich (Grafik). In einer Studie von Khan und Birch mussten 291 von 612 Patienten mit iatrogenen Nervenverletzungen operativ behandelt werden (13). Carofino et al. berichteten, dass 10 von 26 Patienten mit iatrogenen Nervenläsionen nach Schulteroperationen bei ausbleibender Besserung operativ behandelt werden mussten (14). Aus den oben genannten Gründen steht diese Patientengruppe im Vordergrund der Betrachtung der Autoren. Im Folgenden sollen Ursachen, Diagnostik und Behandlungsstrategie iatrogener Nervenschäden besprochen werden. Ziel ist, den Blick für sie zu schärfen, damit die betroffenen Patienten eine angemessene Therapie zeitiger erhalten, als dies jetzt in der Regel der Fall ist. T 273 MEDIZIN GRAFIK nicht erkannte Nervenverletzung intraoperative Nervendurchtrennung Neurochirurgen hinzuziehen scharfe Durchtrennung End-zu-End-Naht stumpfe Durchtrennung oder kontusionelle Schädigung der Nervenstümpfe a) Rückbildung der Funktion in den nächsten Wochen oder Monaten a) keine Rückbildung der Funktion in den nächsten Wochen oder Monaten b) Wandern des Tinel-Zeichens nach distal b) kein Wandern des Tinel-Zeichens nach distal klinische und neurophysiologische Kontrollen frühe Sekundärversorgung in 3 Wochen (autologe Nerventransplantation) neurosonographisch Verdacht auf Kontinuitätsneurom oder Nervendurchtrennung neurosonographisch kein Anhalt für ein Kontinuitätsneurom oder Nervendurchtrennung operative Freilegung in 3 Wochen klinische und neurophysiologische Kontrollen a) intraoperative Ableitung von Nervenaktionspotenzialen bei Nichtbesserung operative Freilegung in 3–4 Monaten b) intraoperative Neurosonographie a) intraoperative Ableitung von Nervenaktionspotenzialen Neurolyse oder autologe Nerventransplantation b) intraoperative Neurosonographie Neurolyse oder autologe Nerventransplantation Procedere bei iatrogenen Läsionen peripherer Nerven (modifiziert nach Antoniadis G, Pedro M, König R: Iatrogene Nervenläsionen – chirurgische Therapieoptionen. Neurologisch: Fachmagazin für Neurologie 2/13, 24–26). Ursachen iatrogener Nervenläsionen Während operativer Eingriffe können Nerven durchtrennt (Abbildung 1), gequetscht, durch Cerclagen komprimiert, von Schrauben durchbohrt und aufgedreht, aber auch bei der Entfernung von Osteosynthesematerial lädiert werden. Sie können außerdem durch Retraktoren gedehnt, mit einem elektrischen Messer durchtrennt oder durch aushärtenden Knochenzement oder durch Koagulation thermisch geschädigt werden. Nerven können auch deshalb durchtrennt werden, weil sie im Operationsfeld nicht dargestellt oder nicht als Nerv erkannt, sondern als Sehne (15–18) oder Gefäß verkannt wurden. Oder sie können zusammen mit einem Nervenscheidentumor oder einem Lymphknoten entfernt werden. Dies ist die häufigste Ursache von Läsionen des N. accessorius im hinteren Halsdreieck (Abbildung 2). Der Nervenscheidentumor wird klinisch nur selten als solcher erkannt. Mit wenigen Ausnahmen sind Nervenscheidentumoren gutartig (Schwannom, Neurofibrom) und bei angemessener chirurgischer Technik in der Regel ohne funktionell relevantes Defizit entfernbar (19). Die Ergebnisse verschlechtern sich aber, wenn die Tumoren nicht als solche erkannt werden. Knight et al. beschreiben eine aktuelle Serie von 234 behandelten benignen solitären Schwannomen. Hierbei hatte in 36 Fällen eine auswärtige Voroperation stattgefunden, welche 274 einen Zweiteingriff nötig machte. Bei 28 Fällen traten nach dem Ersteingriff ein deutliches neurologisches Defizit und/oder ein neuropathisches Schmerzsyndrom auf (20). In einer Serie von 88 benignen Nervenscheidentumoren wurde die richtige Diagnose präoperativ nur bei 8 % (7/88) der Patienten gestellt, obwohl alle ein positives Hoffmann-Tinelsches Zeichen am Ort des Tumors hatten (21). 31-mal hatte die Diagnose „unspezifische Schwellung“, 16-mal „unspezifischer Tumor“ und 13-mal „Ganglion“ gelautet. Ein großer Anteil der Patienten wurde allerdings vor der kernspintomographischen und neurosonographischen Ära behandelt. Ein sehr wichtiger Aspekt, der jedem Operateur bewusst sein sollte, sind die verschiedenen Verlaufsvarianten der Nerven. Es ist nicht so selten, dass Nerven anders verlaufen, als es in den anatomischen Atlanten dargestellt wird. Durch die Kenntnis dieser Tatsache kann das intraoperative Risiko einer Nervenverletzung gesenkt werden. Neben den anatomischen Kenntnissen ist ein umsichtiges, schonendes Präparieren erforderlich. Auch beim Anzeichnen der Schnittführung sollte auf die subkutan verlaufenden Hautnerven geachtet werden. Wenn im operativen Zugang Nerven die weitere Präparation erschweren, dann sollten langstreckige Neurolysen durchgeführt werden, um die Nerven zu mobilisieren und aus dem Operationsgebiet zu verlagern. Deutsches Ärzteblatt | Jg. 111 | Heft 16 | 18. April 2014 MEDIZIN a c b d Gefährdende Eingriffe Chirurgische Maßnahmen, die häufiger Nervenläsionen verursachen, sind (6): ● Osteosynthese und Osteotomie ● Arthrodesen ● Lymphknotenbiopsie im hinteren Halsdreieck ● Karpaltunneloperation ● Varizenentfernung ● Entfernung einer Bakerzyste ● Leistenhernien-Operation. Von den 340 Patienten, die von 1990 bis Dezember 2012 aufgrund von Nervenläsionen von den Autoren operiert wurden, konnten bei 45 % große Eingriffe (zum Beispiel unfall-, abdominalchirurgisch, orthopädisch), 27 % kleine Eingriffe, 15 % nervenchirurgische Eingriffe und bei 4 % nichtchirurgische Maßnahmen als Ursache zugeordnet werden. Bei 9 % der Eingriffe war keine Zuordnung möglich (Tabelle 1). Gefährdete Regionen Besonders gefährdet sind der Karpalkanal und das Handgelenk sowie das hintere Halsdreieck und der Bereich des Knies einschließlich der Kniekehle (3). Hier liegen die Nerven oberflächlich, nahe beieinander oder in der Nähe der Zielstruktur, zum Beispiel eines Lymphknotens oder einer Bakerzyste. Dass der N. ulnaris am Ellenbogen und N. peroneus am Caput fibulae aufgrund ihrer oberflächlichen Lage besonders gefährdet sind, bei Lagerung oder Gipsverband gedrückt zu werden, ist allgemein bekannt (3, 6, 22). Häufig betroffene Nerven Von 1990–2012 wurden in der Neurochirurgischen Klinik der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg 340 Patienten an iatrogenen Nervenläsionen operaDeutsches Ärzteblatt | Jg. 111 | Heft 16 | 18. April 2014 Abbildung 1: Der N. ischiadicus wurde im Rahmen einer Hüft-TEP-Operation bei Hüftdysplasie vor drei Monaten durchtrennt. Da die Nervenverletzung nicht erkannt wurde, musste die Patientin mehrere Monate lang konservativ behandelt werden. a) Als bei einer NMR-Untersuchung eine Kontinuitätsunterbrechung am Nerv diagnostiziert wurde, erfolgte die Vorstellung in der Klinik der Autoren. b) Bei der Operation fand sich ein komplett durchtrennter N. ischiadicus am oberen Drittel des Oberschenkels. c) Nach Resektion der Neurome wurde d) eine autologe Transplantation mit zwölf Suralisinterponaten aus beiden Unterschenkeln durchgeführt. tiv behandelt. Das ist die größte Zahl operierter Nervenläsionen, die bisher publiziert wurde. Die Patienten wurden aus dem ganzen Bundesgebiet vorgestellt. Im Laufe dieser Jahre hat die Zahl solcher Eingriffe an der Neurochirurgischen Klinik ständig zugenommen, von 10 Eingriffen im Jahre 2000 auf 27 im Jahre 2007 (Tabelle 1). Bei den 340 operierten Patienten war der N. medianus der mit 17 % (58/340) am häufigsten betroffene Nerv, gefolgt vom N. accessorius (54/340, 16 %), N. radialis (44/340, 13 %), N. peroneus (43/340, 13 %), N. ulnaris (29/340, 8,5 %) und N. femoralis (17/340, 5 %) (Tabelle 2). 41 der 55 iatrogenen Läsionen des N. medianus ereigneten sich bei Karpaltunneloperationen. Dabei waren die Verletzungen im Rahmen einer endoskopischen Operation (17/41) etwas häufiger als nach einer offenen Medianusdekompression (24/41). Nervenverletzungen kommen bei offener Karpaltunneloperation zum Beispiel dann vor, wenn versucht wird, es dem endoskopisch Operierenden hinsichtlich der Kürze seines Hautschnitts (Mini-Inzision) gleichzutun und das Retinaculum flexorum ohne adäquate Sicht zu durchtrennen (Abbildung 3). Bei den Revisionsoperationen wurden in 51 % der Fälle eine Nervenrekonstruktion (End-zu-End-Naht oder autologe Transplantation), in 42 % eine Neurolyse (äußere Neurolyse, Epineuriektomie oder interfaszikuläre Neurolyse) und in 7 % eine Neuromresektion vorgenommen. Klinische Aspekte Die Diagnose einer iatrogenen Nervenläsion ist einfach. Besteht bei einem vorher in dieser Hinsicht asymptomatischen Patienten nach einer ärztlichen Maßnahme, vor allem nach einer Operation, ein neurologisches Defizit, dann steht dieses Defizit in den 275 MEDIZIN TABELLE 1 Art und Häufigkeit der operativen Eingriffe, die zu den iatrogenen Nervenläsionen geführt haben* (1990–2012)* Eingriffsart Patientenzahl große Eingriffe (Unfall-, abdominalchirurgisch, orthopädisch) (45 %) 152 Eingriffe (Patientenzahl) – Osteosynthese (68) – Herniotomie (21) – Knie-Operation (10) – Bandnaht (7) – Hüft-Operation (7) – Schulter-Operation (7) – Entfernung der Exostose (7) – Ellenbogen-Operation (6) – Op bei Bizepssehnenruptur (3) – Meniskus-Operation (3) – Release M. gastrocnemius (2) – Myotomie (2) – Verlängerung der Achillessehne (1) – Cerclage (1) – Muskelfixierung (1) – Parotis-Operation (1) – Hämangioperizytom-Operation (1) – Sprunggelenk-Operation (1) – Operation am Beckenkamm (1) – Mammaplastik (1) – Laparoskopie (1) kleine Eingriffe (27 %) 93 – Lymphknotenentfernung (39) – Varizen-Operation (18) – Ganglionentfernung (7) – Lipomentfernung (7) – Bakerzystenentfernung (7) – Hämatomausräumung (3) – Abszessdrainage (3) – Zystenentfernung (2) – Fremdkörperentfernung (2) – Fersensporn-Operation (2) – Atheromentfernung (1) – Muskelbiopsie (1) – Knochenfragment (1) nervenchirurgische Eingriffe (15 %) 50 – endoskopische (15) und offene Karpaltunneloperationen (16) – Tenolyse (6) – Release Zeigefinger (3) – dupuytrensche Kontraktur (3) – Neurinom-Operation (2) – Kubitaltunnelsyndrom-Operation (2) – Tarsaltunnel-Operation (2) – Operation bei Interosseus-anterior-Syndrom (1) nichtchirurgische Maßnahmen (4 %) 13 – Punktion Vene oder Arterie (5) – Gipsverband (5) – Lagerung (1) – Injektion (1) – Entfernung Saugdrainage (1) Sonstige (9 %) 32 keine Zuordnung möglich Gesamtzahl 340 *in einem Zeitraum von 23 Jahren in der Neurochirurgischen Klinik der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg. Ein Teil dieser Ergebnisse wurde bereits publiziert (3, 29) meisten Fällen mit dieser Handlung in Zusammenhang. Während dieses Defizit in der Regel sofort deutlich ist, gibt es einige Nerven, deren Verletzung ohne eine genaue klinische Untersuchung nicht sofort offensichtlich ist. Das gilt besonders für die Durchtrennung des N. accessorius, zum Beispiel bei einer Lymphknotenbiopsie in Lokalanästhesie am Hals. Zwar berichten diese Patienten häufig über einen scharfen Schmerz 276 „wie ein elektrischer Schlag“ im Moment der Nervdurchtrennung. Die anschließenden Schulterschmerzen durch Ausfall des M. trapezius werden aber oft fälschlicherweise als „Wundschmerz“ oder „Omarthrose“ interpretiert. Ein solcher Patient hat aber unmittelbar nach dem Eingriff Schwierigkeiten bei gleichzeitiger Abduktion und Rotation des Arms im Schultergelenk, einer Bewegung, wie sie beispielsweise beim Kämmen der Haare erfolgt. Wenn ein ganzer Nerv oder ein Teil eines Nervs ausgefallen ist und dieser Ausfall mit dem Gebiet, in dem gearbeitet wurde, vereinbar ist, dann liegt auch die Ursache dazu in dieser ärztlichen Maßnahme. Es sollten somit umgehend die folgenden Fragen geklärt werden: ● Um welche Art der Schädigung handelt es sich (Durchtrennung, Druck, Dehnung)? ● Wo ist der Ort der Läsion? ● Was ist zu tun? Voraussetzung für die richtige Diagnose und die daraus zu ziehenden Schlüsse sind eine gute Anamnese und die klinisch-neurologische Untersuchung durch einen in diesen Dingen erfahrenen Neurologen oder Chirurgen zu einem möglichst frühen Zeitpunkt. Eine obligat ergänzende elektrophysiologische Untersuchung ist hilfreich im Hinblick auf die Läsionshöhe und das Regenerationspotenzial. Moderne bildgebende Verfahren wie Neurosonographie und MRN (Magnetresonanz-Neurographie) mit speziellen Sequenzen können bei entsprechender Expertise des durchführenden Facharztes, gerade auch in Hinblick auf die therapeutische Strategie, wichtige Informationen liefern. Der wichtigste prognostische Faktor in der Hand des Arztes ist der Zeitpunkt der operativen Behandlung. Sie sollte zwischen dem 3. und 4. Monat, spätestens 6 Monate nach der Läsion, erfolgen. Bei klinisch kompletten Nervenläsionen kommt es bereits nach einigen Wochen zu einem progredienten neuronalen Zellverlust, der die absolute Regenerationsfähigkeit nach einer erfolgreichen Transplantation einschränkt (23, 24). Jenseits eines Intervalls von 6 Monaten verschlechtert sich die Aussicht auf eine postoperative funktionelle Erholung oder zumindest Besserung erheblich (25). Die Realität sieht leider anders aus: In der bereits zitierten Studie aus dem Jahr 2001 wurden unter 126 von den Autoren daraufhin untersuchten Patienten nur 43 (35 %) während der ersten 6 Monate nach dem iatrogenen Trauma operiert, 40 (32 %) 6 bis 12 Monate danach und 41 (33 %) erst nach einem Jahr oder noch später. Zwei Drittel erreichten die Autoren jenseits des erwünschten Intervalls von 6 Monaten (3). Grundsätzlich sind folgende Ursachen für die späte Diagnose und Therapie verantwortlich: ● Der Nervenschaden wird nicht erkannt. ● Der Nervenschaden wird erkannt, aber es wird zu lange auf spontane Besserung gehofft. ● Die erkannte Nervenverletzung wird vom Operateur verschwiegen und demzufolge werden entsprechende Maßnahmen nicht eingeleitet. Deutsches Ärzteblatt | Jg. 111 | Heft 16 | 18. April 2014 MEDIZIN Behandlung Ein während einer Operation scharf durchtrennter Nerv sollte möglichst sofort (primär) oder im Rahmen einer frühen Sekundärversorgung 2–3 Wochen nach dem Trauma rekonstruiert werden (26). Letzteres gilt auch für eine nicht scharfe Durchtrennung oder Zerreißung eines Nervs. Es gelten also die gleichen Prinzipien wie bei sonstigen traumatischen Nervenschäden. Diese Operationen erfolgen unter Vergrößerung, am besten mikrochirurgisch unter optimaler Sicht und mit speziellen Mikroinstrumenten. Ein solches Szenario ist aber die Ausnahme. In der Regel ist der Mechanismus der Schädigung unbekannt. Das Studium des Operationsberichts ist nach Erfahrung der Autoren meist unergiebig. Bei unbekanntem Schädigungsmechanismus und begründeter Annahme, dass der Nerv Regenerationspotenzial hat, wird an der Klinik der Autoren unter vierwöchigen neurologischen Kontrollen 3 Monate abgewartet. Haben sich die Ausfälle dann nicht oder nur irrelevant gebessert, sollte der Nerv bis zum 4. Monat freigelegt werden. Wenn bei der neurosonographischen Untersuchung im Anschluss an die Operation ein Neurom nachgewiesen wird, dann sollte nicht lange abgewartet werden. Die Nervenoperation muss dann 3 Wochen nach der Läsion vorgenommen werden (26). Ein durchtrennter Nerv wird, wenn möglich, rekonstruiert. Meist gelingt dies nur durch eine autologe Nerventransplantation. Spendernerv ist üblicherweise der N. suralis am lateralen Unterschenkel. Andere Hautnerven, wie zum Beispiel der N. saphenus und der N. cutaneus antebrachii medialis können ebenfalls in Betracht gezogen werden (26). Bei erhaltener Kontinuität des Nervs gibt die intraoperative Neurographie, also die Nervenleitungsmessung am freigelegten Nerv, Auskunft über seine Leitfähigkeit im Bereich der Läsion. Ist die Leitfähigkeit aufgehoben, dann werden das betroffene Nervenstück – meist ist es als sogenanntes Kontinuitätsneurom verdickt – reseziert und der Defekt durch ein autologes Transplantat überbrückt. Andernfalls beschränkt sich der Operateur auf eine Neurolyse. In den letzten Jahren wird auch die intraoperative Neurosonographie eingesetzt. Dadurch können die Faszikelstrukturen sehr gut beurteilt werden. Auch komplette Kontinuitätsneurome können von Teilneuromen unterschieden werden (27). Die Kombination der funktionellen Untersuchung (Neurographie) und der morphologischen Untersuchung (Neurosonographie) ist sehr hilfreich bei der operativen Behandlung von traumatischen Nervenläsionen in der peripheren Nervenchirurgie. Das genaue Procedere entspricht dem bei traumatischen Nervenläsionen und ist in den interdisziplinären Leitlinien der AWMF „Versorgung traumatischer Nervenverletzungen“ dokumentiert (26). Ein ganz entscheidender Faktor, der die Prognose positiv beeinflusst, ist eine physiotherapeutische BeDeutsches Ärzteblatt | Jg. 111 | Heft 16 | 18. April 2014 Abbildung 2: Bei einer Lymphknotenentfernung am hinteren Halsdreieck in Lokalanästhesie wurde der N. accessorius verletzt. a) Nachdem eine komplette Lähmung des M. trapezius persistierte, lag bei der intraoperativen Inspektion ein vollständig durchtrennter Nerv vor. b) Die Überbrückung des Defektes erfolgte mit einem Suralisinterponat. a b TABELLE 2 Die am häufigsten betroffenen Nerven unter den 340 operierten iatrogenen Nervenläsionen von 1990–2012* Nerven Anzahl Anteil (95-%-Konfidenzintervall) N. medianus 58 17 % (13 %; 21 %) N. accessorius 54 16 % (12 %; 20 %) N. radialis 44 13 % (9 %; 17 %) N. peroneus 43 13 % (9 %; 17 %) N. ulnaris 29 8,5 % (5,5 %; 11 %) N. femoralis 17 5 % (3 %; 7 %) *als autologes Material wurde meist der N. suralis verwendet handlung, die nach Auftreten der Läsion beginnen soll und postoperativ fortgeführt wird, bis eine Reinnervation der betroffenen Muskeln nachweisbar ist. Eine Elektrotherapie ist nach Ansicht der Autoren sehr empfehlenswert. Dadurch können die Muskelstrukturen länger aufrechterhalten werden, bis die Regeneration nachweisbar ist. Behandlungsergebnis Im Jahr 2001 veröffentlichten die Autoren eine Studie mit den ersten 126 operierten iatrogenen Nervenläsionen. Es konnten 97 Fälle mit einem mittleren Follow-up von 18 Monaten (3 Monate bis 7 Jahre und 8 Monate) ausgewertet werden. Hierbei handelt es sich 277 MEDIZIN Läsionen des N. accessorius, des N. radialis und des N. tibialis haben eine besonders gute Prognose. Der N. accessorius ist auch insofern eine Ausnahme, als seine Rekonstruktion auch noch jenseits von 6 Monaten gute funktionelle Resultate erzielen kann (28). Patienten mit lagerungsbedingten Nervenschäden brauchen mit ganz seltener Ausnahme nicht operiert zu werden. Es handelt sich dabei um inkomplette Läsionen. Mit einer Erholung ist in 90 % der Fälle zu rechnen (7, 29). Allerdings kann dies mehrere Monate in Anspruch nehmen. a Schlussfolgerung b Abbildung 3: Der N. medianus wurde vor acht Monaten bei einer endoskopischen Karpaltunneloperation in einer auswärtigen Klinik verletzt. Intraoperativ konnte ein durchtrennter Nerv erkannt werden. a) Beide Nervenstümpfe waren durch eine narbige Brücke miteinander verbunden. b) nach Resektion der Neurome wurde der N. medianus mit Suralisinterponaten rekonstruiert. um eine Subgruppe der in Tabelle 1 vorgestellten Patienten. 45 Patienten (46 %) zeigten eine leichte bis eindeutige Rückbildung der motorischen und sensiblen Störungen und der Schmerzen. 23 Patienten (24 %) hatten ein sehr gutes Ergebnis mit weitgehender Rückbildung der neurologischen Störungen. Bei 25 Patienten (26 %) blieben die neurologischen Ausfälle und die Schmerzen unverändert und weitere 4 Patienten (4 %) gaben eine Zunahme der Schmerzen an. Insgesamt hatte sich bei 70 % der Patienten das Befinden postoperativ gebessert (3). Die Ergebnisse wären vermutlich noch besser gewesen, wenn diese Patientengruppe nicht auch Nervenläsionen schlechter Prognose (zum Beispiel N. peroneus) eingeschlossen hätte und nicht zwei Drittel der Patienten erst jenseits eines Intervalls von 6 Monaten seit dem iatrogenen Trauma behandelt worden wären. Iatrogene Nervenverletzungen kommen nicht so selten vor, wie man vermuten könnte. Sie machen an operativen Nervenzentren mit entsprechender Expertise ein Fünftel der operierten traumatischen Nervenläsionen aus (zum Beispiel Daten der Autoren und persönliche Kommunikation R. Birch, London) und sind deshalb nicht zu vernachlässigen. Meistens sind sie Folge chirurgischer Eingriffe. Der Zusammenhang zwischen der ärztlichen Handlung, meist einer Operation, und der Nervenschädigung ist in der Regel offensichtlich. Nach Ansicht der Autoren und auf der Basis der Leitlinien zur Versorgung von Nervenverletzungen ist es entscheidend, dass diese Patienten möglichst schnell nach der Läsion kompetent untersucht, die Diagnose gestellt und der Ort der Läsion definiert werden, um so rechtzeitig die Weichen für die angemessene Behandlung stellen zu können (26). Häufig wird dem Patienten jedoch mit therapeutischem Nihilismus begegnet. Auf die Verletzung selbst, den betroffenen Nerven, den Ort und das Ausmaß der Schädigung, eventuelle Begleitverletzungen, das Alter des Patienten und patientenspezifische Faktoren hat der beurteilende Arzt keinen Einfluss, wohl aber auf eine korrekte Diagnose und den Zeitpunkt der „Reparatur“. Es ist nicht akzeptabel, wenn solche Patienten ungerechtfertigterweise beruhigt oder ihnen gar die Nervenverletzung abgesprochen wird. Damit wird wertvolle KERNAUSSAGEN ● Iatrogene Nervenläsionen können bei allen chirurgischen Eingriffen auftreten. Genaue anatomische Kenntnisse können die Gefahr einer intraoperativen Nervenläsion erheblich senken. ● Sollte eine komplette Durchtrennung bei einem operativen Eingriff erkannt werden, dann sollte entweder eine End-zu-End-Koaptation oder eine Rekonstruktion des Nervs im Rahmen einer frühen sekundären Versorgung erfolgen. ● Bei einer unmittelbar postoperativ diagnostizierten Nervenläsion sollte der Patient engmaschig neurologisch, neurophysiologisch und neurosonographisch kontrolliert werden. Wenn nach drei Monaten keine Besserung eintritt, ist eine Nervenexploration erforderlich. Sollte jedoch postoperativ in der Neurosonographie eine komplette Durchtrennung oder ein Kontinuitätsneurom nachgewiesen werden, ist eine unmittelbare Operation durchzuführen. ● Die am häufigsten betroffenen Nerven waren der N. accessorius nach einer Lymphknotenbiopsie und der N. medianus nach offener und endoskopischer Karpaltunneloperation. ● Die meisten Nervenverletzungen wurden bei operativer Versorgung von Frakturen oder Implantation von Gelenkprothesen registriert. 278 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 111 | Heft 16 | 18. April 2014 MEDIZIN Zeit verspielt und dadurch die Aussicht auf eine Besserung der Defizite gemindert oder sogar genommen. Die britischen Orthopäden Birch, Bonney und Wynn Parry (1998) haben es auf den Punkt gebracht (4, 30): „Operationen in der Nähe von Nerven bergen das Risiko einer Nervenschädigung. Es ist aber nicht vertretbar, die Nervenläsion nicht zu erkennen, den Schaden, seine Ursache und sein Ausmaß nicht zu diagnostizieren und die notwendigen Maßnahmen zu ihrer Behandlung nicht zu ergreifen. Die hauptsächlichen Gründe für das klinische Irren und die Nachlässigkeit sind: fehlendes anatomisches Wissen und fehlende neurologische Dokumentation im Anschluss an die Operation.“ Interessenkonflikt Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht. Manuskriptdaten eingereicht: 2. 9. 2013, revidierte Fassung angenommen: 11. 2. 2014 LITERATUR 1. Kretschmer T, Heinen CW, Antoniadis G, Richter HP, Konig RW: Iatrogenic nerve injuries. In: Spinner RJ, Winfree CJ, eds.: Neurosurg Clin N Am. Philadelphia: W.B. Saunders Company 2004; 20: 73–90. 2. Wilbourn AJ: Iatrogenic nerve injuries. Neurol Clin 1998; 16: 55–82. 3. Kretschmer T, Antoniadis G, Braun V, Rath SA, Richter HP: Evaluation of iatrogenic lesions in 722 surgically treated cases of peripheral nerve trauma. 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Gregor Antoniadis Neurochirurgische Klinik der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg Ludwig-Heilmeyer-Straße 2 89312 Günzburg [email protected] Zitierweise Antoniadis G, Kretschmer T, Pedro MT, König RW, Heinen CPG, Richter HP: Iatrogenic neurological damage—prevalence, diagnosis and treatment. Dtsch Arztebl Int 2014; 111(16): 273–9. DOI: 10.3238/arztebl.2014.0273 @ The English version of this article is available online: www.aerzteblatt-international.de 279