Periphere Nervenläsionen und funktionelle Auswirkungen

Werbung
Powerpoint-Vortrag ab Seite 6
Periphere Nervenläsionen und funktionelle Auswirkungen
Thema des heutigen Vortrages sind eher nicht so häufig vorkommende Nervenläsionen.
Die Inzidenz bei Unfallverletzten am Beispiel der oberen Extremitäten liegt bei 4 - 6 %. Etwa
1/4 davon sind iatrogen verursacht. Die Häufigkeit von Nervenläsionen steigt mit der Schwere der Verletzung. Die peripheren Nerven an der Extremität sind unterschiedlich häufig betroffen. Am häufigsten liegen in der unfallchirurgischen Praxis vor Läsionen des Nervus radialis gefolgt von Schäden des Plexus brachialis sowie des Nervus ulnaris.
Der erste Schritt zur erfolgreichen Behandlung einer Nervenläsion ist zunächst einmal die
Äußerung des Verdachtes, dass eine solche vorliegen könnte. Die Untersuchung in der Situation der Unfallambulanz gestaltet sich häufig schwierig. Der Patient steht häufig unter
Schock, leidet unter starken Schmerzen, die betroffene Extremität ist geschwollen und fühlt
sich taub an. Für eine systematische Prüfung beispielsweise der groben Kraft ist der Verletzte in der Regel ebenfalls schlecht zu motivieren.
Es ist daher für den erstbehandelnden Unfallarzt wesentlich hier eine gezielte Untersuchung
vorzunehmen hinsichtlich bekannter Prädeliktionsstellen. Das Risiko für Nervenverletzungen
ist allgemein dort hoch, wo der Nerv nah am Knochen verläuft, durch muskuläre oder bindegewebige Engpässe verläuft und hier insbesondere nicht ausweichen kann. An der oberen
Extremität ist hier beispielsweise zu nennen der Verlauf des Nervus radialis am Humerus
oder aber auch die seltenere Schädigung des Medianusnerven mit Läsion des Nervus interosseus anterior. Diese Störung wird häufig auch deshalb übersehen, da hier keinerlei Sensibilitätsstörungen auftreten.
Für das Verständnis des Verlaufes einer Nervenschädigung ist es wichtig die verschiedenen
Stadien der Degeneration und Regeneration zu kennen.
Ein peripherer Nerv reagiert auf eine Verletzung im Prinzip gleichförmig. Unmittelbar nach
der Läsion kommt es zum Zerfall der Markscheiden von der Verletzungsstelle an nach distal
gerichtet. Wir nennen diesen Vorgang WALLER-Degeneration. Nach etwa 10 Tagen kommt
es am Zielorgan zu einer Denervierungsatrophie. Es kommt zu einem Einwandern von Mikroglia und Makrophagen. Die Axone sprossen neu aus. Es kommt zu einer bandartigen Anordnung der Schwann-Zellen. Im günstigen Fall kommt es zu einer Re-Neurotisation. In den
Fällen, in denen eine Kontinuität nicht wieder hergestellt wird, bilden sich in der Regel sogenannte Neurome, welche im Verlauf die bekannten Schwierigkeiten bereiten können.
In der Literatur sind verschiedene Klassifikationssysteme für den Schweregrad der Nervenläsionen gebräuchlich. Für das neurologische Fachgebiet wird in der Regel zurückgegriffen
auf die Klassifikation von SEDDON. Hierbei bedeutet Neuroapraxie eine lediglich funktionelle
Störung der Nervenweiterleitung, beispielsweise durch eine regionale Demyelinisierung oder
sonstige Prozesse an der Nervenmembran (Ionenpumpen etc.).
Bei der Axonotmesis kommt es zu einer Unterbrechung der Kontinuität des Nervens mit anschließend eintretender Waller’scher Degeneration. Die endoneuralen Strukturen bleiben erhalten und der Nerv ist im Prinzip weiterhin regenerationsfähig. Während der Überbrückungsphase wächst der Nerv etwa um 1/4 mm pro Tag, danach etwa 3 - 4 mm pro Tag. Als
Mittelwert wird hier allgemein von einer Regenerationsstrecke von 1 mm pro Tag ausgegangen.
Bei der Neurotmesis kommt es zu einer kompletten Unterbrechung der Kontinuität des Nerven. Es sind hier operative Maßnahmen unumgänglich. Hinsichtlich der operativen Optionen
sind zu nennen:
Neuroraphie/-koaptation, Resektion und Transplantation, externe Neurolyse, intrafaszikuläre
Neurolyse sowie nach Ablauf von maximal 18 Monaten (an der Extremität) Durchführung der
bekannten Ersatzoperation (Muskelverlagerung).
Bei der Diagnostik einer Nervenläsion spielt die klinisch-neurologische Untersuchung und
Anamnese weiterhin eine führende Rolle. Die MRT-Untersuchung und sonographische Untersuchung des weiteren. Aus neurologischer Sicht wesentlich ist die elektrophysiologische
Untersuchung, insbesondere auch hinsichtlich der Prognose der vorliegenden Nervenschädigung.
Zu den eher häufiger gesehenen Nervenläsionen zählt die Schädigung des Plexus cervicobrachialis. Es werden hier unterschieden offene vs. geschlossene Läsion, untere vs. obere
Läsion, supraklavikulare vs. infraklavikulare Läsion sowie komplette vs. inkomplette Läsion.
Insbesondere werden hier häufig sehr schwerwiegende geschlossene Verletzungen gesehen
beim Typ der Avulsionsverletzung (Motorradunfall).
Differentialdiagnostisch entscheidend ist im vorliegenden Zusammenhang die Frage nach
dem Vorliegen eines Nervenwurzelausrisses. Positive Zeichen für das Vorliegen eines Nervenwurzelausrisses sind blutiger Liquor, Rückenmarksyndrome, das Vorliegen eines HORNER-Syndroms (Beteiligung des Halssympaticus), eine erhaltene Schweißsekretion in analgetischer Hautzone, im Myelogramm leere Wurzeltaschen sowie unter Umständen erhaltene
sensible Nervenaktionspotentiale.
Eine ebenfalls eher seltene Komplikation bei Verletzungen im Bereich des Schultergürtels ist
die isolierte Läsion des Nervus thoracicus longus. Es kommt hierbei zu dem typischen Bild
einer Flügelschulter bzw. Scapula alata. Zu berücksichtigen ist hier allerdings, dass auch bei
anderen Nervenläsionen ähnliche motorische Ausfälle vorkommen. Auch bei Muskelerkrankungen oder beispielsweise bei der neuralgischen Schulteramyotrophie können ähnliche
Störungsbilder resultieren.
Eine ebenfalls seltener gesehene Komplikation hinsichtlich des Nervus radialis ist das sogenannte Supinatorsyndrom. Es kommt hierbei zu einer Kompression des Ramus profundus
(Nervus radialis) im Bereich des vorderseitigen Unterarmes. Intraoperativ findet man bei etwa 30 % der Erwachsenen eine sogenannte FROHSE-Arkade, ein bindegewebiges Band,
welches sich zwischen den beiden Köpfen des Musculus spinator aufspannt. Die Schädigung kann, außer als Folge von Verletzungen, insbesondere auch durch repetitive Bewegungen beim Tennisspielen, Geigespielen etc. auftreten.
Eine Sonderform stellt die nicht selten auftretende rein algetische Form dar. Es fehlen hier in
der Regel neurologische Defizite. Die Schmerzen sind häufig sehr beeinträchtigend und beziehen sich auf den gesamten Unterarm und die Hand und sind nicht auf das autonome Gebiet des Radialisnerven beschränkt. Nach der vorliegenden Literatur ergibt sich in ca. 85 %
postoperativ eine Besserung.
Eine ebenfalls seltener auftretende Läsion des Nervus medianus ist das sogenannte Interosseus-anterior-Syndrom (Kiloh-Nevin-Syndrom).
Es handelt sich hierbei um eine Neuropathie des distalen Medianusnerven am Vorderarm.
Dieser Nerv innerviert nur die Flexoren des Daumens sowie den II. und III. Finger sowie den
Musculus pronator quadratus. Der Patient kann bei Aufforderung mit Daumen und Zeigefinger „kein schönes O“ vormachen. Eine sensible Störung liegt bei diesem Nervenschaden in
typischer Weise nicht vor.
Wesentlich für die Diagnose und prognostische Vorhersagen ist weiterhin die elektrophysiologische Diagnostik. Auf die Möglichkeiten der Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeit
bzw. auch für den Nachweis einer frischen neurogenen Schädigung oder auch der Beurtei-
lung einer stattfindenden Reinnervation der neurogen geschädigten Muskulatur sei in diesem
Zusammenhang hingewiesen.
Bei der Abschätzung des Regenerationstempos eines verletzten Nerven hilfreich ist das sogenannte Hoffmann-Tinel-Zeichen (allerdings keinesfalls beweisend), des weiteren die Kraftprüfung der Kennmuskulatur. Klinisch-neurologisch untersuchbar ist des weiteren die Wiederkehr der Empfindungsqualitäten, wobei hier eine Rückkehr der Funktion in der Reihenfolge Schmerz vor Temperatur vor Berührung häufig ist.
Hinsichtlich der bildgebenden Verfahren bei Läsionen peripherer Nerven ist zunächst die
Aussage zu treffen, dass diese bei hoher Sensibilität nach wie vor eine geringe Spezifität
haben. Nachgewiesen werden können im MRT insbesondere Veränderungen in den umgebenden Weichteilstrukturen sowie auch Veränderungen in der denervierten Muskulatur. Es
kommt hier in den entsprechenden STIR-Sequenzen zu typischen Aufhellungen der betroffenen Muskulatur.
Die direkten Darstellungsmöglichkeiten geschädigter Nerven sind demgegenüber aufgrund
der gegenwärtig zur Verfügung stehenden technischen Optionen noch weniger zufriedenstellend. Immerhin gelingt es beispielsweise in Tierversuchen durch Markierung mit Kontrastmittel beispielsweise den durchtrennten Ischiadicusnerv einer Ratte in seinem Verlauf darzustellen. Auch die sogenannte WALLER-Degeneration ist beispielsweise durch Markierung von
Makrophagen mittels supraparamagnetischer Eisenoxyde im Tierversuch (Untersuchungen
von Bendszus et al) zumindest im experimentellen Stadium möglich.
Gewisse diagnostische Möglichkeiten ergeben sich auch bei der Ultraschalldiagnostik peripherer Nerven, wobei hier mit Hilfe hochauflösender Sonden (13 MHz-Sonde) globale Einschätzungen, etwa zum Vorliegen eines Neuroms oder aber einer narbigen Einschnürung
nervaler Strukturen, möglich sind.
Differentialdiagnostisch in Erwägung zu ziehen ist bei plötzlich auftretenden Nervenausfällen
auch die entzündliche Variante im Sinne einer neuralgischen Schulteramyotrophie (PARSONAGE-TURNER-Syndrom). Die Epidemiologie dieser Störung liegt bei 1,64 auf 100.000
(Zahlen aus den USA). Die Ätiologie ist ungeklärt, es wird ein Imunprozess angenommen,
welcher sich gegen Nervengewebe, insbesondere im Bereich des Plexus cervicobrachialis,
richtet. Die Klinik besteht in Form von heftigsten Schmerzen im Schulter-Oberarm-Bereich.
Es ist meist der obere Plexusbereich betroffen, in 30 % kommt die Störung auch beidseits
vor. Beweisend ist im EMG der Nachweis einer axonalen Läsion ohne wesentliche Markscheidenschädigung. Hinsichtlich der Prognose ist in etwa 90 % von einer weitestgehenden
Remission auszugehen.
Bezüglich der nach Einschätzung des Berichterstatters zu häufig gestellten Diagnose eines
Thoracic-outlet-Syndroms ist neben der üblicherweise vorfindbaren Beteiligung des unteren
Primärstranges mit Sensibilitätsstörungen und motorischen Ausfällen im Bereich der Wurzeln
C8 und Th1 insbesondere auch eine vaskuläre Form bekannt mit Kompression der Arteria
subclavia bei Elevation des Armes. Beweisend ist hier letztlich lediglich die angiographische
Untersuchung in Funktionsstellung. Die üblichen klinischen Provokationsmanöver, z.B. ADSON-Manöver, sind unzuverlässig. Auch die radiologische Untersuchung, etwa nach dem
Vorliegen einer Halsrippe, muß den Umstand berücksichtigen, dass eine Halsrippe etwa bei
bis zu 1 % der Bevölkerung ohne weitergehende pathologische Bedeutung gefunden wird.
Eine Nervenstörung im Bereich der unteren Extremität, welche differentialdiagnostisch häufig
Probleme machen kann, ist das Kompressionssyndrom des Nervus cutaneus femoris lateralis (Meralgia paraesthetica). Der Nerv verläuft am Leistenband in einer physiologischen Enge, umgeben von knöchernen und fibrösen Strukturen. Im Rahmen der Evolution zum Zweibeiner ist es im Bereich der Leistenstrukturen bezüglich dieses Nerven zu einer ungünstigen
Verlaufsrichtung gekommen. Betroffen sind meistens Erkrankte im Erwachsenenalter, Män-
ner 3mal häufiger als Frauen. Bei etwa 10 % der Betroffenen tritt die Störung beidseitig auf.
Klinisch ist das Syndrom gekennzeichnet durch äußerst unangenehme Parästhesien an der
Vorder-/Außenseite des Oberschenkels. Das umgekehrte Zeichen nach LASEGUE ist oft
positiv, eine Entlastung oder Besserung der Beschwerden ist in der Regel durch Anbeugen
in der Hüfte zu erreichen.
Bezüglich der Prognose ist festzuhalten, dass in etwa 25 % eine spontane Remission eintritt.
In anderen Fällen sind die Beschwerden anhaltend, wobei allerdings auch hier häufig das
Ausmaß der Parästhesien abnimmt und an deren Stelle ein Taubheitsgefühl verbleibt. Nur
selten ist eine OP-Indikation gegeben, wobei hier sowohl eine Neurolyse als auch eine Resektion möglich sind.
Eine diagnostisch häufig ebenfalls schwer einzuordnende Störung an der unteren Extremität
ist das sogenannte Tarsaltunnel-Syndrom. Es hier zu unterscheiden ein vorderes von einem
hinteren Tarsaltunnel-Syndrom sowie hinsichtlich des hinteren Tarsaltunnels eine obere und
eine untere Form. Bei dem hinteren Tarsaltunnel-Syndrom im Bereich des Innenknöchels ist
häufig eine operative Maßnahme indiziert mit Spaltung des Retinaculum musculi flexorum
(RMF).
Häufig kommen hierbei gestaute Gefäße (Vena tibialis posterior) zur Darstellung, der Nerv
selbst entzieht sich häufig auch intraoperativ einem direkten Zugang. Ein operativen Vorgehen sollte möglichst rasch nach Diagnosestellung erfolgen, da ansonsten eine rasche Entwicklung des nur noch teilweise reversiblen Störungsbildes resultiert mit Atrophie der Fußsohlenmuskulatur, Zehendeformität sowie Schweißsekretionsstörungen und hyperpathischen
Störungen im Bereich der Fußsohle.
Zur differentialdiagnostischen Abklärung neuropathischer Schmerzen vs. dem sogenannten
Morbus SUDECK (CRPS I) kann benannt werden:
Eine Schädigung des Nervensystems ist Voraussetzung.
Zeichen einer Nervenverletzung liegen vor, wie Taubheitsgefühle, Lähmungen, Reflexabschwächung, trophische Störungen.
Charakteristisch, aber nicht spezifisch sind:
a)
Allodynie, d.h. primär nicht schmerzhafte Reize führen zu Schmerzen.
b)
Hyperpathie, d.h. schmerzhafte Reize werden verstärkt wahrgenommen.
Hinsichtlich der Schmerzsyndrome lassen sich bei der peripheren Nervenläsion folgende
Störungen abgrenzen:
Schmerzhafte Neurome.
Territoriale Schmerzen.
Deafferentierungsschmerzen (z.B. Phantomschmerz).
CRPS II (Kausalgie).
Differentialdiagnostisch ist bei den genannten Störungsbildern immer auch an das Vorliegen
einer sogenannten somatoformen Schmerzstörung zu denken, welche diese Störungsbilder
imitieren kann. Auch ist die Befundkonstellation, bei der es nach ursprünglichem Vorliegen
einer organischen Nervenläsion im weiteren Verlauf dann zu einer eher somatoformen Störung kommt ist durchaus nicht selten vorfindbar.
Hinsichtlich der sogenannten Kausalgie, also dem chronisch-regionalen Schmerzsyndrom
vom Typ II, lassen sich abgrenzen:
Autonome Störungen (generalisierte Schwellung, zu warme oder zu kalte Extremität, verändertes Schwitzen, Hypertrichose).
Motorische Störungen (eingeschränkte Beweglichkeit, Verminderung der groben Kraft, Tremor) und
Sensibilitätsstörungen (Spontanschmerz, gestörtes Hautschmerzempfinden, gestörtes Berührungsempfinden, Bewegungs- und Belastungsschmerz).
Die Störung ist vom sogenannten Sudeck-Syndrom insbesondere abzugrenzen durch das
Vorliegen einer initial stattgehabten Nervenschädigung.
Zusammenfassend kann somit hinsichtlich der angesprochenen Themengebiete folgendes
Fazit gezogen werden:
Läsionen peripherer Nerven sind häufig.
In vielen Fällen bestimmen sie die langfristige Prognose.
Fortschritte in der Bildgebung werden die Behandlung peripherer Nervenläsionen nachhaltig
beeinflussen.
Die erfolgreiche Behandlung setzt das enge Zusammenwirken von Unfall-/Handchirurgen
sowie Neurologen und Therapeuten voraus.
Die Behandlung ist häufig erheblich kompliziert durch komplexe regionale und durch funktionelle Schmerzsyndrome.
Dr. E. Hampel
Arzt für Neurologie/Psychiatrie
Dipl.-Psychologe
Periphere Nervenläsionen und
funktionelle Auswirkungen
E. Hampel
BUK-Hamburg
Neurotraumatologisches
Zentrum
Nervenläsionen der oberen Extremität
• Inzidenz bei Unfallverletzten 4 – 6 %
• Ca. ¼ davon iatrogen verursacht
• Häufigkeit von Nervenläsionen steigt mit Schwere der
Verletzung
• Häufigkeit : N. radialis > Plexus brachialis > N. ulnaris
1
Nervenläsionen der Extremitäten
Traumatische
Nervenläsionen
Anatomische
Schwachstellen
Nervenläsionen der Extremität
Stadien der Degeneration
und der Regeneration
WALLERDegeneration
Denervierung 10-21 Tage
Proliferation Schwann-Zellen
2
Nervenläsionen der Extremität
Kategorien:
Schweregrad
Seddon
Sunderland
Neurapraxie
Grad I
Millesi
A
Regeneration:
Grad II
¼ bis 4mm/d.
Axonotmesis
Grad III
B
Grad IV
Neurotmesis
Grad V
C
Nervenläsionen der oberen Extremität
Therapie operativ
• Neuroraphie/Koaptation
• Resektion/Transplantation
• Externe Neurolyse
• Interfaszikuläre Neurolyse
• Muskelverlagerung (Ersatzoperationen)
3
Nervenläsionen der Extremität
Traumatische
Nervenläsionen
Diagnostik
• Klinische neurologische
Untersuchung
• Bildgebung (MRT/Sonographie)
• Elektrophysiologie (EMG/NLG)
Nervenläsionen der Extremität
4
Nervenläsionen der oberen Extremität
Plexus brachialis
offen – geschlossen
untere – obere
supraklavikulär – infraklavikulär
komplett - inkomplett
Typisch:
Avulsiuonsverletzung
Nervenläsionen der oberen Extremität
Plexus brachialis
5
Nervenläsionen der oberen Extremität
Plexus brachialis
Positive Zeichen eines Nervenwurzelausrisses:
•blutiger Liquor
•Rückenmarkssyndrome
•Horner-Syndrom
•Erhaltene Schweißsekretion in analgetischer Hautzone
•Im Myelogramm leere Wurzeltaschen
•Erhaltene sensible Nervenaktionspotentiale
Nervenläsionen der oberen Extremität
N. thoracicus longus
6
Supinatorsyndrom
N. Radialis R.
profundus
Arkade von
FROHSE
Nervenläsionen der oberen Extremität
N. radialis
Supinatorloge:„algetische“ Form
7
Nervenläsionen der oberen Extremität
N. medianus
hohe N. medianusläsion
Interosseus anterior
Syndrom
KILOH-NEVIN
Akutes KTS
N. interosseus anterior
N. MEDIANUS
8
Elektrophysiologische Diagnostik
Nervenleitgeschwindigkeit
Traumatische
Nervenläsionen
Amplitudenreduktion: Leitungsblock
Nervenläsionen der Extremität
Elektromyographie
• Pathologische
Spontanaktivität
• Muskelaktionspotentiale
• Interferenzmuster
9
Nervenläsionen der Extremität
Elektromyographie
• Pathologische
Spontanaktivität
• Muskelaktionspotentiale
• Interferenzmuster
Nervenläsionen der Extremität
Abschätzung des Regenerationstempos:
• Hoffmann-Tinel-Zeichen
• Kraftprüfungen der Kennmuskeln
• Wiederkehr der Empfindungsqualitäten
(Schmerz > Temperatur >Berührung)
• Neurophysiologische Funktionsuntersuchungen im
Abstand von 6-8 Wochen
10
Bildgebende Verfahren
MRT
• Hohe Sensitivität, geringe Spezifität bei
Darstellung von Nervenläsionen
• Veränderungen im umgebenden
Weichteilgewebe
• Veränderungen in der denervierten Muskulatur
Nervenläsionen der oberen Extremität
Bendszus et al.
11
Nervenläsionen der Extremität
Bildgebung (MRT)
Gadofluorin M
Superparamagnetische Eisenoxide
(Markierte Makrophagen)
N. Ischiadicus
(Ratte)
Bendszus et al.
Nervenläsionen der oberen Extremität
Sonographie
1. Neurom
2. narbige Einschnürung
12
Neuralgische Schulteramyotrophie
PARSONAGE-TURNER-Syndrom
• Epidemiologie: 1,64 auf 100 000 (USA)
• Ätiologie: ist ungeklärt (Immunprozess)
• Klinik: heftigste Schmerzen Schulter/OA,
meist oberer Plexusbereich, in 30% auch
Gegenseite.
• EMG: axonale Läsion
• Prognose: 90% Remission
Nervenläsionen der oberen Extremität
Thoracic outlet syndrome
Halsrippe
Unterer
Primärstrang
ADSON-Test
SEP
13
TOS
Arteria subclavia
PANCOAST-Syndrom
HORNER rechts
und
Atrophie Handmuskulatur
14
Meralgia Paraesthetica
N. cutaneus femoris lateralis
Meralgia
paraesthetica
15
Tarsaltunnel-Syndrom
„Hockeyschläger“Schnittführung
Tibialisläsion
16
Tarsaltunnel (hinterer)
Retinaculum musculi flexorum (RMF)
Tarsaltunnel-Spaltung des RMF
V. Tibialis posterior /N. tibialis posterior
17
Nervenläsionen der Extremität
Wann sind Schmerzen neuropathisch ?
• Schädigung des Nervensystems Voraussetzung !
• Zeichen einer Nervenverletzung liegen vor: Taubheitsgefühle, Lähmungen, Reflexabschwächungen,
trophische Störungen
charakteristisch, aber nicht spezifisch:
• Allodynie: primär nicht schmerzhafte Reize führen zu
Schmerzen
• Hyperpathie: schmerzhafte Reize werden verstärkt
wahrgenommen
„Flaschenzeichen“ N. MEDIANUS
18
„Froment-Zeichen“ N. ULNARIS
Periphere Nervenläsionen
Schmerzsyndrome
• schmerzhafte Neurome
Traumatische
Nervenläsionen
• territoriale neuropathische
Schmerzen
• Deafferenzierungschmerz
(Phantomschmerz)
• CRPS II (Kausalgie)
• DD: Somatoforme Schmerzstörung
19
Somatoforme Störung (ICD 10 F45)
•
•
•
•
•
•
Psychogene Störungen
Funktionelle Störungen
Vegetative Dystonie
Allgemeines psychosomatisches Syndrom
Konversionshysterie, Briquet-Hysterie
Psychische Überlagerung
Schmerzsyndrome
Kausalgie
(CRPS Typ II)
Autonome Störungen
•generalisierte Schwellung
•zu warme/zu kalte Extremität
•verändertes Schwitzen
•Hypertrichiose
Motorische Störungen
•Eingeschränkte Beweglichkeit
•Minderung der groben Kraft
•Tremor
Sensible Störungen
•Spontanschmerz (u.U. mit Orthostaseverstärkung)
•gestörtes Hautschmerzempfinden
(Hyp/Hyperalgesie)
•Gestörtes Berührungsempfinden
(Hyp/Hyperästhesie)
•Bewegungs-/Belastungsschmerz mit/ohne
Ausstrahlung
20
Nervenläsionen
Fazit:
• Läsionen peripherer Nerven sind häufig
• In vielen Fällen bestimmen sie die langfristige Prognose
• Fortschritte in der Bildgebung werden die Behandlung
peripherer Nervenläsionen nachhaltig beeinflussen
• Die erfolgreiche Behandlung setzt das enge
Zusammenwirken von Unfall-/Neuro-/Handchirurgen,
Neurologen und Therapeuten voraus
• Die Behandlung ist häufig erheblich kompliziert durch
komplexe regionale und durch funktionelle
Schmerzsyndrome.
21
Herunterladen