Fachabteilung für Neurochirurgie Chefarzt PD Dr. med. Jan Kaminsky Autor: Oberarzt Dr. med. Muaath Abu Owaimer __________________________________________________________________________ Periphere Nervenchirurgie Kompressionssyndrome peripherer Nerven sind Krankheitsbilder, die durch Engpässe im Verlauf verschiedener peripherer Nerven bedingt sind. Die Engpässe befinden sich im Verlauf der Nerven meistens im Bereich der Gelenke und verursachen Schmerzen und Empfindungsstörungen bis hin zu neurologischen Ausfällen in Form von Lähmungserscheinungen. Zu den häufigsten Kompressionssyndromen gehören das Karpaltunnelsyndrom (KTS), auch Carpaltunnelsyndrom (CTS) genannt, und das Sulcus-ulnaris-Syndrom (SUS), auch Cupitaltunnel-Syndrom genannt. Das Karpaltunnelsyndrom (CTS) ist die Folge einer Druckschädigung des Nervus medianus beim Durchtritt des Nerven durch den Karpaltunnel (Handwurzelkanal). Die Ursache der Einengung kann eine Bindegewebswucherung mit Verdickung des Bandapparates sein. Weitere Ursachen sind Verletzungen, Schwellungszustände aufgrund von Stoffwechselstörungen, bei rheumatoider Arthritis oder z. B. im Rahmen einer Schwangerschaft. Selten können auch Tumore die Ursache sein. Das Karpaltunnelsyndrom äußert sich in Missempfindungen wie Kribbeln, Brennen oder Jucken im Bereich der Hand, insbesondere der ersten drei Finger. Die Beschwerden können sich auf den ganzen Arm ausbreiten. Typischerweise treten nächtliche Schmerzen (Brachialgia nocturna) auf. Die Therapie besteht in der Erweiterung des Karpaltunnels durch Spaltung des Bandapparates und Dekompression (Entlastung) des Nervus medianus in seinem Verlauf im Bereich der Handwurzel. Der operative Eingriff wird in lokaler Betäubung durch einen ca. 2 cm langen Hautschnitt durchgeführt. Das Sulcus-ulnaris-Syndrom (SUS), auch Cupitaltunnelsyndrom, genannt entsteht durch Einengung des Nervus ulnaris (Ellennerv) im Bereich des Sulcus ulnaris (Ellenrinne) im Bereich des Ellbogens. Der Nerv ist hier aufgrund der oberflächlichen und wenig geschützten Lage anfällig für äußeren Druck und Belastung. Das führt zu einer Reizung und Schädigung des Nerven. Die Patienten klagen über Taubheit des Klein- und Ringfingers sowie der ulnaren Hand- und Unterarmseite, seltener über brennende Schmerzen im diesem Bereich. Es können auch motorische Ausfälle mit Faustschlussstörung auftreten. Im fortgeschrittenen Stadium kann es zur Atrophie der Handmuskulatur mit Krallenstellung des Klein- und Ringfingers kommen. Die operative Therapie besteht in der Dekompression und Befreiung des Nerven im Bereich des Sulcus ulnaris. Durch eine kleine Inzision im Bereich des Sulcus ulnaris wird der Nerv dargestellt und freigelegt. Anschließend wird mit Hilfe eines Endoskops (Spiegelung) der Nerv im Bereich des Ober- und Unterarmes langstreckig unter Sicht durch die kleine Hautinzision dekomprimiert. Weitere, neurochirurgisch in ähnlicher Weise behandelbare Kompressionssyndrome stellen die Miralgia paraestetica durch Kompression des Nervus cutaneus femoris lateralis bei seinem Durchtritt im Bereich des Leistenbandes, das Tarsaltunnelsyndrom durch Kompression des Nervus tibialis (Schienbeinnerv) im Tarsaltunnel im Bereich des Sprunggelenkes dar. © Sankt Gertrauden-Krankenhaus Seite 1 von 1