RIEMER REINSMA (NIEDERLANDE, AMSTERDAM) DEUTSCHE UND ANSCHEINEND DEUTSCHE TOPONYME IN DEN NIEDERLANDEN Einleitung In der Provinz Limburg, zunächst im Südosten, das wirtschafltich und soziokulturell auf das angrenzende Rheinland ausgerichtet war, war das Deutsch bis etwa den Anfang des 20. Jahrhunderts eine der Standardsprachen, neben dem Niederländischen und dem Franzözischen. Die deutsche Sprache hat heutzutage jedoch in Limburg, wie überhaupt im niederländischen Raum, nirgendwo einen offiziellen Status. Trotzdem gibt es hier mehr als 40 deutsche, halbdeutsche oder anscheinend deutsche Toponyme.1 Die Landkarte zeigt eine ziemlich dichte Konzentration an der niederländisch-deutschen Grenze entlang, auch ausserhalb der Provinz Limburg, und eine kleinere Zahl im Binnenland. Zu den deutschen oder anscheinend deutschen Toponymen werden in diesem Vortrag die folgende Hauptkategorien gerechnet: 1) Toponyme die nicht als Benennungsnamen zu betrachten sind. Hier sind die folgenden Subkategorien zu unterscheiden: 1.1. Toponyme deren Schreibung den deutschen Regeln entspricht; 1.2. Toponyme mit sowohl deutscher als niederländischer Schreibung; 1.3. Toponyme deren Schreibung oder Lautform eine deutsch-niederländische Mischung ist; 1.4. Toponyme deren Schreibung niederländisch, aber deren mundartliche Lautform deutsch ist. 2) Benennungsnamen. Ausserdem wird Aufmerksamkeit verwendet auf das Lehnsuffix –stein. Zum Abschluss einige Bemerkungen zu den Beziehungen zwischen das Deutsch und das Niederländisch, insoweit das Namenmaterial dazu Anlass gibt. Nicht-Benennungsnamen Innerhalb dieser Kategorie sind vier Subkategorien zu unterscheiden. Deren gibt es zwei, in denen die deutsche Rechtschreibung eine Rolle spielt. Von den einschlägigen 1 Dieser Zahl hat zum grössten Teil Bezug auf Makrotoponyme; Mikrotoponyme sind nur Ausnahmsweise einbegriffen. Ich gründe den Zahl auf Daten im Grote Topgrafische Atlas, im ANWB Topografische Atlas und auf http://www.metatopos.org/ 1 Toponymen heben verhältnismässig viele Bezug auf Orte in der Provinz Limburg, wo die deutsche Sprache ortlich eine wichtige Position hatte. Deshalb folgen hier zuerst einige globale Bemerkungen zur Stellung des Deutschen. Der einstige Aufstieg der deutschen Sprache in Südost-Limburg datiert vom Anfang des 17. Jahrhunderts.2 Im 19. Jahrhundert hatte dieses Gebiet neben seiner Ripuarischen Mundart nicht nur das Niederländisch als Kultursprache, sondern auch Deutsch und Französisch.3 Die deutsche Sprache nahm hier während des ganzen 19. Jahrhunderts eine wichtige Stelle ein im kirchlichen und sozialen Bereich. Die Provinz als Ganzes wurde erst 1839 Teil des Königreiches Holland. Anfangs war die Bevölkerung sehr anti-holländisch gestimmt. Die Zahl deutscher Schreibungen in Limburg war vor etwa 1900 erheblich grösser als heute. Viele ursprünglich deutsche Schreibungen sind jedoch im Laufe der Zeit ohne jedes Aufheben in niederländische verändert (siehe Tafel 1). Tafel 1. Einige ehemalige hochdeutsche Schreibungen für niederländische Ortsnamen Aktueller (ndl.) Name Ehemaliger hochdeutscher Name Broeksittard 1144 Bruochsitert Oirsbeek 1294 Ursbech Groenstraat 14. Jh. Grünstrasse Kaalheide 1845 Kohlheide Haanrade 1845 Hahnrade Valkenhuizen 1869 Valkenhausen Es gibt jedoch noch immer einige Dutzende Toponyme deren längst bestehende deutsche Schreibung intakt geblieben ist. Solche Ortsnamen kommen einerseits vor im Gebiet des rheinischen Fächers, zunächst in der sogenannten „Deutschen Ecke‟, ein Gebiet im 2 3 2 MARYNISSEN 2004:66. MARYNISSEN 2004:65. äussersten Südosten der Provinz Limburg, das an Deutschland grenzt. Es liegt östlich der Benrather Linie, und seine Mundart wird meistens als eine deutsche betrachtet. Die Benrather Linie wird im allgemeinen als die Grenze zwischen Hochdeutsch und Niederdeutsch angesehen. Die Linie erreichte Kerkrade und Umgebung um 1100.4 Die Isoglosse hat sich im Laufe der Zeit jedoch wieder nach Osten verschoben, sodass es heute eine Anzahl Toponyme mit deutscher Lautform gibt die sich nach aktuellen Massstäben nicht mehr innerhalb der Benrather Linie befinden (z.B. Waubach).5 Innerhalb der nicht-Benennungsnamen sind vier Subkategorien zu unterscheiden: Schreibung deutsch, mundartliche Lautform deutsch Typisch deutsch ist die Konsonantenkombination Schw. Sie ist bewahrt geblieben im Namen des Dorfes Schweiberg; in der deutschen Ecke. Die mundartliche Lautform ist /ʃwebɛrə x/. Die deutsche Schreibung mit f, wo das niederländisch v anwenden würde, ist zu beobachten im Namen des Dorfes Belfeld. Der Ort liegt nordwestlich der Benrather Linie, aber gehörte früher zum deutschsprachigen Herzogtum Jülich. 1364 hiess das Dorf noch Beblevelt (die Bedeutung des vorderen Wortteils ist unsicher), Mundartlich heisst der Ort /bɛlv ənt/ oder /bɛlləv ənt/. 1394 wurde der hochdeutsche Einfluss sichtbar: Bollefelt.6 Doppelformen: Deutsche und niederländische Schreibung Die Zahl der Toponyme in dieser Kategorie ist klein. Neben der deutschen Schreibung Bahneheide7 gibt es Baneheide8, neben Ehrenstein (Name eines Schlosses in Kerkrade, jetzt ein Hotel) Erenstein.9 Doppelformen sind in den Niederlanden gar nicht exzeptionell; so gibt es neben dem Namen Den Haag die Variante ’s-Gravenhage. Jede niederländische Gemeinde hat das Recht, selbst die offizielle Schreibung(en) ihres Namens zu bestimmen. 4 WEIJNEN 1966:367. WEIJNEN 1966: 114. 6 Siehe Van BERKEL & SAMPLONIUS 2006, auch für sonstige die Ortsnamen betreffende historische 5 Daten. 7 ANWB Topografische Atlas (siehe Register). Grote Topografische Atlas, Bd. IV (siehe Register) 9 Beide Schreibungen sind auf Internet zu finden. 8 3 Schreibung deutsch, mundartliche Lautform nicht (speziell) deutsch Die Namen dieser Kategorie befinden sich nicht nur in der Deutschen Ecke, sondern auch ausserhalb des rheinischen Fächers. Sie kommen meistens in der Nähe der deutschniederländischen Staatsgrenze vor und bekamen ihre Form manchmal als sie einem deutschsprechenden politischen Terittorium gehörten, z.B. Preussen. Von preussischem Einfluss kan aber nicht die Rede sein in Grenzprovinzen wie Groningen, wo es Ortnamen mit deutscher Schreibung gibt wie Höchte; die niederländische Schreibung wäre *Huchte (zum Umlaut als typisch deutsches Zeichen, siehe weiter unten). In Groningen wird eine niederdeutsche Mundart gesprochen, die der niederländischen Sprache sehr nah verwandt ist. Offensichtlich hat die hochdeutsche Schreibung, oder wenigstens bestimmte Elemente davon, sich auch hier verbreitet. In diesem Zusammenhang ist es auffallend, dass die Vorfechter der Limburger Mundart Schreibungen propagieren (in Appellativen sowohl wie in Toponymen) in denen die niederländische Buchstabe u für /ʏ/ (wie in mönch) oft mit ö wiedergegeben wird.10 Eines der typisch deutschen Abzeichen ist, wie bemerkt, der Umlaut. Das Niederländisch kennt zwar die hochgestellte Tüpfchen, aber in niederländischen Wörtern haben sie eine andere Funktion: sie markieren einen Vokalzusammenstoss, der beim Lesen Interpretationsprobleme bereiten könnte. So bekommt das niederländische Wort financiën die doppelte Tüpchen um eine falsche Aussprache zu vermeiden: es sollen zwei Silben ausgesprochen werden. Die Umlautfunktion ist zu beobachten in Toponymen wie die desWeilers Höfte (innerhalb der deutschen Ecke) oder des oben erwähnten Groninger Weilers Höchte. Typisch deutsch sind auch die Buchstabenkombinationen hl und hr, wie in den Namen der Dörfer Wehl (mundartlich /wel/), Bahr (/bar/) und Wahlwiller (/wIldər/. Die niederländische Schreibungen wären *Weel, *Baar und *Waalwiller. Sie kommen meistens in der Provinz Gelderland und in Nord-Limburg vor, wo keine hochdeutsche Mundart gesprochen wird, und zwar in der Nähe der deutsch-niederländischen Staatsgrenze. Sie 10 Viel Autorität im orthographischen Bereich besitzt in Limburg die Vereniging Veldeke Limburg, die auf Bitten der Provinzverwaltung ein Verzeichnis der mundartlichen Ortsnamen in Limburg veröffentlicht hat (http://li.wikipedia.org/wiki/Plaatsnamelies). Ganz konsequent hat man dabei nicht verfahren. So gibt die Plaatsnamelies (Ortsnamenliste) den Name der Gemeinde Nuth (ämtliche Schreibung) nicht wieder mit Nöt, sondern mit Nut. 4 bekamen ihre deutsche Form manchmal als sie einem deutschsprechenden politischen Territoriums gehörten. So gehörte Bahr lange Zeit zum Königtum Preussen. Der Name Wehl verdankt seine deutsche Schreibung der Periode in der das Dorf Preussen gehörte: 1406 bis 1806, abgesehen von einigen kurzen Unterbrechungen. Deutsch ist weiterhin die Konsonantenkombination lz (früher auch in der Schreibung ltz). Der name des Dorfes Bocholtz hat in der Mundart jedoch eine Vokalisierung erfahren, gerade wie vergleichbare Ortsnamen in Flandern und Holland, und wird ausgesprochen als /bɔ:xəs/. Auch der Ortsname Holz ist vokalisiert worden: /hots/. Einen deutschen Anblick bietet weiter der Name des Dorfes Einighausen, örtlich ausgesprochen als /ɛinikhuzə/. Im Mittelalter hiess der Ort Enichoven, 1496 änderte sich das zweite Wortteil: Einichhusen. Im Jahre 1641, als das Dorf schon einige Jahrhunderte Teil des Herzogtums Jülich war, änderte sich das zweite Wortteil nochmals: Enckhousen. Die Schreibung mit ou weist auf hochdeutsche Diphthongierung. Vermutlich handelt es sich hier jedoch bloss um eine ämtliche Schreibung, die mit der mundartlichen Aussprache nichts zu tun hatte. Weder die hochdeutsche Diphongierung (u > au) noch ihr niederländisches Gegenstück (u > ui) hat hier ja stattgefunden, wie der heutige mundartliche Monophtong nachweist. Tafel 2. Namenformen von Einighausen Mittalterlich Enichoven 1496 Einighusen 16.Jh. Einickhuysen 1566 Eynechensen 1641 Enckhousen 1847 Einighausen 5 Schreibung niederländisch, mundartliche Lautform deutsch Ein Beispiel in dieser Kategorie ist Kirchroa (mundartliche Schreibung in der Veldekeliste). Offiziell heisst dieser Ort Kerkrade; im deutschen Sprachgebiet ist übrigens das Exonym Kirchrath geläufig. Dieser Name steht also in dieser Hinsicht im diametralen Gegensatz zu einem Ortsnamen wie Bocholtz, dessen Schreibung deutsch ist, aber dessen mundartliche Aussprache nicht typisch deutsch angehaucht ist. Schreibung oder mundartliche Lautform ist deutsch-niederländische Mischung Ein Beispiel in dieser vierten Kategorie ist der Name des Dorfes Siebengewald. Das Dorf liegt im ehemaligen Herzogtum Kleve, wo die Amtssprache herkommlich das Niederländische war. Im 18. Jahrhundert jedoch wurde Kleve Preussen einverleibt, und ab 1737 forderten die Preussen, dass die offizielle Korrespondenz mit Berlin auf Hochdeutsch geführt werden sollte. Innerhalb des Kleveschen Gebietes aber behielt die Niederländische Sprache ihre Stelle als Umgangssprache auf Schulen und in Rathäusern.11 Das Dorf Siebengewald bekam seinen verdeutschten Namen um 1730-‟40: zwei Klever Katasterkarten zeigten damals nicht nur die niederländische Form Seevengewalt, sondern auch die hybridische Form Siebengewalt.12 Dieser Ortsname deutete vermutlich sieben Familien an, die hier wohnten und Verfügungsgewalt ausübten.13 Gewald ist mittelniederländisch und bedeutet „Verfügungsrecht‟. Benennungsnamen Eine Zahl „deutscher‟ Namen die hier noch nicht erwähnt sind, sind Benennungsnamen.14 In diesem Fall wird ein Ort benannt nach einem Ort anderswo. Es gibt verschiedene Benennungsmotive. Die grösste Subkategorie sind diejenige Namen die die Erinnerung an den Kaiser Napoleon lebendig halten, in sofern er in deutschsprachigen Gebieten kriegte. 11 De VRIES, WILLEMYNS & BURGER 1993:228. http://www.sevengewalt.nl/naam.html. 13 Van BERKEL & SAMPLONIUS 2006:407. 14 Die hier folgenden Daten sind RENTENAAR1984 entnommen. 12 6 Tafel 3. Feldschlachten Napoleons in Deutschland, in niederländischen Toponymen. Toponym Objekt Erbaut im Einzelheiten Jahre Bautzen Bauernhof 1852 Sieg über die Preussen, 1813 Dresden Bauernhof nach 1852 Sieg über die Preussen, 1813 Düben Bauernhof 1858 Aufenthaltsort Napoleons, während seines Rückkehrs aus Dresden Jena Ursprünglich Bauernhof, 1851 Sieg über die Preussen, 1806 heute Camping Einen ganz anderen Ursprung hat der Name Frankendael, für einen Landsitz ausserhalb der Stadttoren Amsterdams. Das Landgut verdankt seinen Namen Izaak Balde, dessen Eltern aus religiösen Gründen nach Frankenthal (Rheinland-Pfalz) ausweichen müssen hatten, und einen Landsitz bei Amsterdam begründeten. Der verholländischte Name wurde 1695 gegeben. Nicht weit von Apeldoorn (Gelderland) steht das Landhaus Hohenheim, mit einem Musterhof. Dieser Name war dem Schloss Hohenheim bei Stuttgart entlehnt, dem eine berühmte Landwirtschaftshochschule zugehörte. Ein Neffe des Ergründers hatte im deutschen Hohenheim studiert. Das Haus Oost Vriesland verdankt seinen Namen der Gräfin von Ost-Friesland, mit der der örtliche Graf sich 1686 verheiratete. Das letzte Beispiel das ich erwähnen möchte, ist ein Waldgebiet mit dem einigermassen lyrischen Namen Hollands Schwarzwald. Einige Schaumschlägerei kann man dem Urheber dieses Namens nicht abstreiten, denn es handelt sich um einen vor kurzem angelegten Wald von einigen hunderten Hektaren, dessen höchster Punkt die 30 Meter nicht überschreitet. 7 Ein deutsches Lehnsuffix: Stein Eine besondere Namengruppe sind Ortsnamen mit dem deutschen Suffix –stein. Das Element Stein verweist (oder wird betrachtet als eine Verweisung) nach einem Schloss. Solche Namen mit Stein sind überall in den Niederlanden anzutreffen. Einige Beispiele aus tausenden: Blijdenstein (blijde = freudig), Hagestein (haag = Zaun), Ravenstein (raaf = Rabe), Eikenstein (eik = Eiche). Namen mit der Endung stein werden in den Niederlanden schon lange nicht mehr als deutsch empfunden. Sie gehen zurück auf eine mittelälterliche Mode: das Ritterwesen des deutschen Rheinlandes mit seinem imposanten Bauten stand in hohem Ansehen in den Niederländen, wo das Ritterwesen sich erheblich weniger entfalten hatte. Wahrscheinlich fand die Mode ihren Anfang im 13. Jahrhundert. So wurde 1274 der Name Hagestein (in der Provinz Utrecht) zum ersten Mal belegt. Um 1800 war diese Namenmode noch ganz lebendig. Der Beweis lag in der Umbenennung des Ortes Blijdenstein (Provinz Drente). Obwohl es hier nie ein Schloss gegeben hat, bekommte der Ort doch das Suffix –stein. Anfangs, 1152, hiess dieser Ort noch Blidenstat („freudiger Ort‟).15 Das Wortelement stat oder stade änderte sich später in stede, und 1363 erschien die Schreibung steden, die 1494 synkopiert wurde zu steen. Dieses letzte Wortteil wurde dann volksetymologisch identifiziert mit dem niederländischen steen (Äquivalent von Stein). Die letze Entwicklungsstufe war 1811-181316, als die niederländische Form steen ersatzt wurde mit der vornehmer klingenden deutschen Form stein.17 Beziehungen zwischen Deutsch und Niederländisch Ernsthafte Sprachkonflikte zwischen Hochdeutsch und Niederländisch hat es herkommlich nie oder selten gegeben. In der provinz Limburg wird dieses bestätigt durch die Existenz von einigen Doppelschreibungen, wie Bahneheide bzw. Baneheide. In diesem Zusammenhang ist ebenfalls zu bemerken dass das in den Niederlanden als deutsch erfahrene Umlautzeichen in der nähe der Staatsgrenze nicht selten in Toponymen (oder dergleichen) angewandt wird, obwohl das niederländische Rechtschreibungsystem eine Alternative bietet. 15 Van BERKEL & SAMPLONIUS 2006:62. GERDING et al. 2003:100 erwähnen die Schreibung Blidenstein. 17 Zu bliden- als sakral angehauchtes Wortelement, siehe HAUBRICHS 2007. Die Variante Blidenstat hat einen Parallel im Taunus (Bleidenstadt; 882 gab es hier das Benediktinerkloster Bliden-stat). 16 8 Ein verhältnismässig zähes Schreibungskonflikt entstand jedoch mit Bezug auf den oben genannten Namen Wehl. Parteien im Konflikt waren die niederländischen Zentralbehörden einerseits und die lokale Bevölkerung anderseits. Die Geschichte des Konfliktes zeigt, wie emotionell eine örtliche Bevölkerung sich mit der herkommlichen Schreibung des eigenen Dorfsnamen verbunden fühlen kann. Im Jahre 1861, als Wehl schon mehr als 45 Jahre Teil des Königreiches Holland war, schlug die Koninklijke Akademie van Wetenschappen vor, die Schreibung Wehl zu verniederländischen zu Weel. 19. Als die Post diese Empfehlung in die Praxis umzusetzen anfing, bat die Gemeinde Wehl die Post jedoch, die herkommliche, „deutsche‟ Schreibung nach wie vor anzuwenden. 1887 wurde die Bitte erfüllt. Ein zweiter Angriff auf das beliebte H folgte 1885, als Wehl einen Bahnhof bekam wo ein Schild „Weel‟ zusammengesetzt war. Wiederum erhob die Gemeindeverwaltung Einspruch, und diesmal ergab sich ein Kompromiss: das Verkehrsministerium befahl, der Text auf dem Schild sollte “Wehl of Weel” („Wehl oder Weel‟) lauten. Das zweisprachige Schild hielt zwei Jahre aus, danach verschwand Weel endgültig vom Schilde. Noch ein drittes mal, 1936, entstand jedoch Unruhe rund diesen Dorfsnamen. Diesmal war es das Koninklijk Nederlands Aardrijkskundig Genootschap (Königliche Niederländische Geographische Gesellschaft), die die niederländische Schreibung beriet. Die niederländische Regierung teilte mit, sie würde fortan nur noch die Schreibung Weel anwenden. Ein Sturm des Protests erhob sich, nich nur seitens der Gemeinde Wehl, sondern auch seitens der Provinzverwaltung. Die Regierung musste die Segel streichen. 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