Pharma-News Nr 135 - Juli 2016

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07/16
Nr. 135
THEMENAUSWAHL
Editorial
Noch mehr Wissenswertes
Wir geben Ihnen das Wort - Ihre zweite
Chance!
Cholesterin
Ein Update
Herbstmilben
Neuheiten
9
13
Unliebsame Gäste
SPEDRA®
3
Newcomer bei den Potenzmitteln
Arzneimittel gegen Diabetes
15
Ausser Insulin und Analoga
Wissenswertes
Medikamente und Hitzewelle
Was muss man beachten?
Bild des Monats:
Was für ein schönes Bild! Es hat uns
sofort inspiriert, über Cholesterin und
Diabetes zu schreiben.
5
In Kürze
20
Editorial
Umfrage
Keine Sorge, der Redaktion ist hier kein Fehler unterlaufen. Wenn Sie das Gefühl haben, dieses Editorial vor einem Monat schon gelesen haben, ist dies gewollt. Falls Sie sich an unserer Umfrage
schon beteiligt haben, dann danken wir Ihnen ganz herzlich. Falls Sie noch nicht dazu gekommen
sind, brennen wir darauf, Ihre Meinung zu lesen.
Deshalb nachstehend noch einmal die Umfrage!
WIE GEFALLEN IHNEN DIE PHARMA-NEWS?
Ich bin:
Mein Alter:
Ich bin:
Ich finde die PN:
Pharma-Assistent(in)
Apotheker(in)
< 25 Jahre
25 - 40 Jahre
> 40 Jahre
eine Frau
ein Mann
zu einfach
passend
etwas zu schwierig
deutlich zu schwierig
Geben Sie hier bitte Beispiele von Themen, die zu einfach bzw. zu schwierig waren:
Ich finde die PN:
Gestaltung:
Ich lese die PN:
zu kurz
zu einfach
1x/Jahr
passend
gut
1-2x/Jahr
ein wenig zu lang
viel zu lang
zu überladen
anderes
5-6x/Jahr
jede Nummer (also 10x/Jahr)
Am besten gefallen mir (mehrere Antworten sind möglich):
Bild des Monats
Editorial
Neuheiten
Wissenswertes
In Kürze
Lesetest
Warum ich den Lesetest nicht mache (falls dies der Fall ist)?
Sie können an dieser Umfrage online teilnehmen unter https://fr.surveymonkey.com/r/B5TV572
(das erleichtert uns die Auswertung). Wenn Sie das Dokument elektronisch erhalten, brauchen Sie
nur auf den Link zu klicken bzw. den Link kopieren. Sonst können Sie aber auch untenstehendes
Formular schriftlich ausfüllen und dem CAP per Fax zustellen.
Das Pharma-News-Team bedankt sich ganz herzlich und wünscht Ihnen eine gute Lektüre.
Jérôme Berger
Anne-Laure Guntern
Pierre Bossert
Séverine Huguenin
Marie-Théreèse
Guanter Germanier
Elodie Resenterra
Martine Ruggli
© Pharma-News
Seite 2
Nummer 135, Juli 2016
Neuheiten
SPEDRA®(Avanafil)
Mit SPEDRA® (Avanafil) wird die Palette der Therapieoptionen zur Behandlung der erektilen Dysfunktion um einen
Wirkstoff erweitert. Avanafil ist nach VIAGRA® und Generika
(Sildenafil), CIALIS® (Tadalafil), LEVITRA® und VIVANZA®
(Vardenafil) der vierte Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE5-Hemmer) auf dem Markt. PDE-5-Hemmer sind mittlerweile die Therapie der Wahl bei erektiler Dysfunktion. Ihre
Wirksamkeit wurde in zahlreichen Studien an unterschiedlichen Patientenpopulationen bestätigt. Die erektile Dysfunktion wird als wird als fortwährende (mindestens sechs
Monate lang andauernde) Unfähigkeit definiert, eine Erektion, die für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreicht, zu erreichen oder aufrechtzuerhalten. Die Ursachen sind meist multifaktoriell. Neben organischen Ursachen spielen psychogene Faktoren eine grosse Rolle. Organische
Auslöser einer erektilen Dysfunktion können vaskuläre Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Arteriosklerose sein. Dyslipidämien und Diabetes können aufgrund ihrer Auswirkung auf die Gefässe
Störungen auslösen. Auch Depressionen, Multiple Sklerose, Verletzungen des Rückenmarks, anatomische Fehlbildungen und Operationen im Beckenbereich können erektile Funktionsstörungen verursachen. Die erektile Dysfunktion zählt zum Nebenwirkungsprofil einiger Arzneistoffe wie Thiazide,
Betablocker und Selektive Serotonin-Reuptake-Hemmer. Daneben sind jedoch psychogene Auslöser
fast immer mitbeteiligt. Stress, Versagensängste aber auch Beziehungsprobleme beeinträchtigen
die Erektion.
Die Häufigkeit der erektilen Dysfunktion hängt stark vom Lebensalter ab. Hinsichtlich der Prävalenz
nimmt die erektile Dysfunktion von 2,3 % in der dritten Lebensdekade auf 53,4 % in der siebenten
Lebensdekade zu. Schätzungsweise sind in der Schweiz 300'000 Männer betroffen.1
Wie die anderen PDE-5-Hemmer bewirkt Avanafil eine Erschlaffung der glatten Muskulatur des
Schwellkörpers (Corpus cavernosum), wodurch vermehrt Blut in den Penis einströmt und es zur
Erektion kommt. Wie alle anderen Substanzen dieser Wirkstoffgruppe zeigt auch SPEDRA® keine
Wirkung ohne gleichzeitige sexuelle Stimulation.2 Das bedeutet, dass der Abstand zwischen Arzneimitteleinnahme und Geschlechtsverkehr optimal gewählt sein muss, damit es zu einem erfolgreichen Geschlechtsverkehr kommt. Ist dieser Abstand zu kurz oder zu lang, kann dies zum Therapieversagen führen. Bei allen vier oben genannten Wirkstoffen ist der Wirkungseintritt ähnlich: zwischen 30 und 40 Minuten nach der Einnahme. Bei einigen Patienten kann der Wirkungseintritt allerdings verzögert sein.1,2
In allen klinischen Studien und Dosierungen war SPEDRA® dem Placebo signifikant überlegen. Direkte Vergleichsstudien mit anderen PDE-5-Hemmern wurden nicht durchgeführt. Aktuelle Daten
zeigen eine ähnliche Wirksamkeit im Vergleich zu den herkömmlichen Therapieoptionen.3
SPEDRA® ist in drei verschiedenen Dosierungen erhältlich: 50 mg, 100 mg und 200 mg. Die normale
Dosierung liegt bei 100 mg, wobei die Tablette 15 bis 30 Minuten vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden sollte. Je nach individueller Wirksamkeit und Verträglichkeit kann die Dosis auf
maximal 200 mg erhöht oder auf 50 mg reduziert werden. Wie bei den anderen PDE-5-Hemmern
1
La Revue médicale suisse 2015 ; 11: 2265-2269
www.swissmedicinfo.ch
3
La Revue Prescrire 2014 ; 34 (364): 95
2
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Nummer 135, Juli 2016
beträgt die empfohlene maximale Einnahmehäufigkeit einmal täglich. Bei gleichzeitiger Einnahme
mit Nahrung kann die Wirkung von SPEDRA® im Vergleich zum nüchternen Zustand verzögert eintreten bzw. vermindert sein, weshalb das Arzneimittel mit reichlich Abstand zu den Mahlzeiten einzunehmen ist.2
Unter den PDE-5-Hemmern kann nur CIALIS® mit dem Essen eingenommen werden. Bei allen anderen Substanzen wird die Resorption durch Nahrung, besonders wenn diese fettreich ist, verzögert.
In den meisten Fällen führt dies zu einer Verzögerung des Wirkungseintritts.
Analog zu den anderen PDE-5-Hemmern sind auch bei SPEDRA® unerwünschte Wirkungen selten
und nicht schwerwiegend: Kopfschmerzen, Verstopfung der
Nase, Hitzegefühl oder Hautrötungen.2
Bei allen PDE-5-Hemmern ist die gleichzeitige Gabe irgendeiner
Form von Stickstoffmonoxid-Spendern wie z.B. NITROGLYCERIN
STREULI®, SORBIDILAT®, NITRODERM® Pflaster, ISOKET®, CORVATON®, DANCOR® kontraindiziert, da dies zu einem schweren
und sogar tödlichen Blutdruckanfall führen kann.2 Zu solchen
Kombinationen kann es bei Patienten kommen, die ein erhöhtes
Risiko haben, während des Geschlechtsverkehrs einen Angina
pectoris Anfall zu erleiden. Denn man darf nicht vergessen, dass
Sex körperlich anstrengend ist und daher auch das Herz belastet.
Bevor also PDE-5-Hemmer verordnet werden, sollte der kardiovaskuläre Zustand des Patienten überprüft werden. Wie alle anderen Wirkstoffe dieser Gruppe darf auch SPEDRA® nicht bei
Patienten mit Herzbeschwerden (Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz, Schlaganfall oder lebensbedrohliche Arrhythmie innerhalb
der letzten 6 Monate, instabile Angina pectoris oder Angina pectoris, die bereits während einer sexuellen Aktivität auftrat) angewendet werden.
Vorsicht ist auch bei Alkoholkonsum geboten, denn der gleichzeitige Konsum von Alkohol und Avanafil kann das Risiko einer symptomatischen Hypotonie erhöhen (dieser Effekt ist bei den anderen
PDE-5-Hemmern nicht beschrieben). Patienten sind darüber aufzuklären, dass der Konsum von Alkohol während der Anwendung von Avanafil das Risiko für das Auftreten von Schwindel, Hypotonie
und Synkopen erhöhen kann.2
SPEDRA® - wichtig für die Beratung:
Vierter PDE-5-Hemmer auf dem Markt zur Behandlung der erektilen Dysfunktion
15 - 30 Minuten vor dem Geschlechtsverkehr und mit genügend Abstand von den Mahlzeiten
einzunehmen
Nur wirksam bei gleichzeitiger sexueller Stimulation
Die übliche Dosierung beträgt: 100 mg maximal einmal täglich
Hat dieselben unerwünschten Wirkungen und Kontraindikationen wie andere PDE-5-Hemmer
Achtung: bei gleichzeitigem Alkoholkonsum ist das Risiko für das Auftreten von Schwindel,
Hypotonie und Synkopen erhöht
Die Behandlung wird nicht von den Krankenkassen übernommen, was viele Patienten dazu
verführt, ihre Tabletten auf dem Parallelmarkt, also im Internet zu besorgen
Preislich unterscheidet sich SPEDRA® kaum von den anderen PDE-5-Hemmern und kostet zwischen
20-25 CHF pro Tablette. Das Präparat ist nicht kassenzulässig. Dies verführt oftmals die Patienten
dazu, die Dosis zu reduzieren, ein höher dosiertes Präparat zu kaufen und die Tabletten zu teilen
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(SPEDRA® wird im « flat pricing » verkauft, d.h. dass alle Stärken gleich teuer sind) oder sogar die
Tabletten auf dem Parallelmarkt, bzw. hauptsächlich im Internet zu kaufen. Dabei kann die Wirkstoffmenge erheblich variieren, so dass es sich lohnt, nach der genauen Bezugsquelle zu fragen,
bevor man ein Präparat für unwirksam hält. Je nach Bezugsquelle enthalten die Präparate manchmal auch toxische Substanzen, oder die ausgeschriebene Zusammensetzung stimmt nicht mit der
Realität überein. Wie man sieht, ist dieses Vorgehen nicht ohne Risiko.1
Wissenswertes
ARZNEIMITTEL UND SOMMERLICHE HITZE
«36 Grad und es wird noch heisser…» - wird der
Sommer 2016 so heiss wie im letzten Jahr? Und
wenn ja, was bedeutet dies für die Medikation?
Welche Folgen für die Gesundheit kann die Hitze
bei Arzneimitteln bewirken, und was ist bei deren
Lagerung zu beachten?
Gesundheitsrisiken bei Hitze
Als Warmblüter braucht der Mensch eine konstante Körpertemperatur. Die Wärmeregulation
des Körpers ist ein autonomes Regelsystem mit Wärme- und Kälterezeptoren, die den Ist-Zustand
an den Hypothalamus weiterleiten. Bei hoher Aussentemperatur reagiert der Körper mit einer Erweiterung der Blutgefässe (Vasodilatation) und Schwitzen.4 Starkes Schwitzen kann zu grossen Wasser- und Salzverlusten führen. Wird der Flüssigkeitsverlust nicht durch eine ausreichende Wasserzufuhr kompensiert, kommt es zu einer Dehydrierung, erkennbar an folgenden Symptomen:4 verminderte Harnausscheidung (der Urin ist konzentriert und dunkel gefärbt), ausgeprägte Trockenheit
von Haut und Schleimhäuten (Mundtrockenheit, trockene Augen, keine Tränenflüssigkeit, Durstgefühl, Müdigkeit und Schwächegefühl, Kopfschmerzen, Schwindel beim Aufstehen. Bei schwerer Dehydrierung nimmt die Elastizität der Haut ab (persistierende Hautfalten), die Augen sind eingesunken, es kommt zu Muskelschwäche und Krämpfen (in Folge des Elektrolytenverlusts), zu Kreislaufstörungen, Hypotonie und hohem Pulsschlag. Ausserdem treten Bewusstseinsstörungen auf, wie
z.B. Lethargie, Verwirrtheit und Delirium bis hin zum Koma.5
Ist der Organismus nicht mehr in der Lage die Körpertemperatur bei ca. 37.7 °C aufrecht zu erhalten,
kommt es zu einer Hitzeerkrankung. Dabei unterscheidet man Hitzeerschöpfung und Hitzschlag. Bei
einer Hitzeerschöpfung liegt eine Überwärmung des Körpers mit einer Körpertemperatur zwischen
37 – 40 °C vor. Ein Hitzschlag liegt bei einer Körpertemperatur von über 40 °C vor und zeigt sich vor
allem im Gesichtsbereich durch eine heisse, gerötete und trockene Haut. Auch das Herz-KreislaufSystem ist gestört, was sich durch Tachykardie und Hypotonie zeigen kann. Schliesslich kann es dazu
kommen, dass das Gehirn Wasser einlagert und sich so lebensgefährliche Hirnödeme bilden, die mit
Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und zentralnervöse Störungen wie Bewusstseinstrübung, Halluzinationen, Erregung, Krämpfen und Koma einhergehen können. Es besteht ausserdem die Gefahr
4
http://ansm.sante.fr/Dossiers/Conditions-climatiques-extremes-et-produits-de-sante/Canicule-et-produits-desante/(offset)/0
5
http://www.planetesante.ch/Magazine/Personnes-agees/Canicule/La-canicule-cause-deshydratation-coups-de-chaleur-et-insomnies
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von Organversagen (z.B. Leber- und Nierenversagen) und Auftreten von Blutgerinnungsstörungen.
Ein Hitzschlag kann zum Tod führen, neurologische Schäden können fortbestehen.4,5
Besonders gefährdet sind ältere Menschen, kleine Kinder sowie chronisch Kranke (Diabetiker).
Im Vergleich zu jüngeren Personen schwitzen ältere Menschen weniger, ihre Fähigkeit zur Wärmeregulation ist vermindert. Bereits geschwächte, kranke oder demente Personen, alleinlebende und
sozial isolierte Menschen, psychisch Kranke und Personen, die Beruhigungsmittel zu sich nehmen,
können oft nicht adäquat auf die Anzeichen von Hitzestress reagieren. Aus eigenem Antrieb sind sie
oftmals nicht in der Lage, auf eine zu hohe Temperatur zu reagieren, und das im Alter verminderte
Durstgefühl warnt sie nicht vor einer drohenden Dehydrierung.
Auch für Personen mit chronischen Krankheiten (vor allem des Herzkreislaufs und der Atemorgane)
besteht bei Hitzewellen ein erhöhtes Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko. Die erhöhte Schadstoffkonzentration (vor allem Ozon) wirkt dabei mit der Hitze zusammen. Die Mortalitätsrate bei Herzkreislauf- und Atemwegerkrankungen korreliert enger mit der sommerlichen Hitzebelastung als mit der
winterlichen Kälte. Daneben können auch Faktoren wie mangelnde Fitness, Übergewicht, Schlafmangel, falsche Ernährung und Durchfall die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitzewellen verstärken.
Aufgrund des hohen Flüssigkeitsumsatzes sind Säuglinge und Kleinkinder besonders gefährdet.
Beim Neugeborenen beträgt der Anteil des Gesamtkörperwassers am Körpergewicht 75% gegenüber 60% beim Erwachsenen.4,5,6 Um eine Dehydrierung zu vermeiden, bedarf es der Aufmerksamkeit der Eltern, zumal Kleinkinder ihr Durstgefühl nicht gut mitteilen können.
Präventionsmassnahmen
Um eine Dehydrierung und Hitzeschäden zu vermeiden, sind verschiedene Massnahmen wichtig:
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regelmässig trinken (gleichzeitig auf genügende Salzzufuhr achten), und nicht auf ein Durstgefühl warten
erfrischende, kalte Speisen zu sich nehmen
leichte, helle und möglichst luftdurchlässige Kleidung sowie Kopfbedeckung tragen
lange Aufenthalte an der prallen Sonne ohne Kopfschutz vermeiden; während der Mittagszeit Sonne meiden, Schatten bevorzugen
sich mit kalten Duschen (auch Armduschen), Bädern (auch Fussbädern) oder Kompressen
erfrischen
körperliche Anstrengung vermeiden
auf alkoholische Getränke verzichten
Säuglinge, Kleinkinder, Betagte und ältere Menschen benötigen besondere Aufmerksamkeit.4,6
Was tun bei Dehydrierung und / oder Hitzschlag?
Zunächst einmal sind die Betroffenen sofort aus der Wärme (Sonne, Menschenmenge, Auto) zu
nehmen und möglichst an einen kühlen Ort zu bringen (ins Haus, unter einen Baum, im Freien unter
einen Sonnenschutz stellen, oder mit Tüchern ein Sonnensegel machen). Ist der Patient ansprechbar, sind folgende Massnahmen zu ergreifen:
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6
Patienten richtig lagern: Beine erhöht
Kleider öffnen, so dass keine Enge entsteht, Luft zufächern
Kühle Wickel an Kopf und Nacken, ev. am ganzen Körper; Eisbeutel nie direkt auf den Kopf!
Kühle, ev. lauwarme (nicht heisse!) Flüssigkeit in Form von Tee mit Zucker, Bouillon oder
http://www.planetesante.ch/Magazine/Personnes-agees/Bien-vieillir/Qu-est-ce-que-la-deshydratation
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noch besser mit einer Rehydratationslösung wie z.B. NORMOLYTORAL® oder ELOTRANS®
(um Salzverlust auszugleichen) zuführen
Je nach Schweregrad der Symptome empfiehlt sich ein Arztbesuch. Bei schwereren Symptomen
(schneller Pulsschlag, Reizbarkeit, Verwirrtheit, Bewusstseinstrübung oder Ohnmacht) handelt es
sich um einen Notfall: Rettungsdienst (Tel. 144) oder Arzt sind unverzüglich zu alarmieren.
Patienten, die Medikamente einnehmen, die möglicherweise die Gefahr einer Dehydrierung oder
eines Hitzeschlags erhöhen, dürfen diese auf keinen Fall eigenmächtig absetzen. Die Beurteilung
der Medikation gehört in die Hand von Fachpersonen (Arzt oder Apotheker).4,5,6
Medikamente stellen ein spezifisches Risiko dar
Nebst grosser Hitze, schwerer körperlicher Arbeit, Fieber, Durchfall oder Erbrechen können auch
gewisse Arzneimittel eine Dehydrierung oder eine Hitzekrankheit begünstigen. Die französische Regierung hat einen Aktionsplan für Hitzewellen («Plan canicule») erstellt und darin unter anderem
den Zusammenhang zwischen der Einnahme von Medikamenten und Hitzekrankheiten untersucht.
Zwar lässt die heutige Datenlage noch keine Schlussfolgerungen über einen direkten Zusammenhang zwischen der Einnahme von Pharmaka und Hitzeerkrankungen zu. Es ist jedoch klar, dass der
Konsum bestimmter Arzneimittel einen der Risikofaktoren darstellt, die eine Hitzekrankheit fördern
können. Zum Beispiel erhöhen Diuretika die Gefahr einer Dehydrierung, und Neuroleptika beeinflussen die Wärmeregulation. Umgekehrt kann eine bereits bestehende Dehydrierung die Wirkung
von Medikamenten verändern. Dazu kommt, dass bestimmte Wirkstoffe - unter anderem Suchtmittel - die Gefahr eines hitzebedingten Gesundheitsschadens erhöhen, vor allem solche, die das Bewusstsein verändern, die Konzentration schwächen und die Aufmerksamkeit reduzieren. Sie erschweren es dem Patienten, korrekt auf übermässige Hitze zu reagieren, etwa das Trinkverhalten
anzupassen oder die Wohnung vor Sonneneinstrahlung zu schützen (siehe folgende Tabelle):
Folgen bei Hitzewelle
Arzneimittel
AM, welche Störungen des
Wasser- oder Elektrolythaushalts verursachen
Verstärken die Dehydrierung und begünstigen
Hitzeerkrankungen
AM, welche die Nierenfunktion
beeinträchtigen
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Beispiele
Diuretika, insbesondere Schleifenund Thiaziddiuretika
NSAR (und Aspirin), ACE-Hemmer
und Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten (Sartane), Sulfonamide, Antidiabetika der Inkretingruppe (Gliptine und GLP-1-Agonisten), alle nierentoxischen Arzneimittel
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AM, deren Pharmakodynamik
und Wirkung sich bei einer Dehydrierung verändern
Lithium, Antiarythmika, Digoxin, Antiepileptika, Sulfonylharnstoffe, Statine
Neuroleptika.
Medikamente mit Wirkung auf das
Serotoninsystem, wie trizyklische Antidepressiva, SSRI oder SNRI, Triptane, gewisse Opioide wie DextroAM, welche den Wärmehausmetorphan und Tramadol. Anticholihalt beeinflussen und die Wär- nergisch wirkende Arzneimittel wie
meabgabe verhindern
trizyklische Antidepressiva, Parkinson-Mittel, Neuroleptika. Vasokonstriktoren wie z.B. Sympathomimetika und Triptane.
Arzneimittel, die die Herzfrequenz
vermindern wie Betablocker
Neuroleptika, Medikamente mit WirVerursachen eine Hyper- AM, welche den Wärmehauskung auf das Serotoninsystem,
thermie
halt stören
Schilddrüsenhormone
AM, welche den Blutdruck sen- Blutdrucksenker und Arzneimittel zur
Vergrössern indirekt das
ken
Behandlung der Angina pectoris
Risiko von schädlichen
AM, welche die AufmerksamHitzewirkungen
Benzodiazepine
keit reduzieren
Die Wirkung eines transdermal applizierten Arzneimittels (Pflaster) kann auch durch Wärme verändert werden. Das wichtigste Organ für den Wärmeaustausch ist die Haut: bei hoher Temperatur
reagiert der Körper u.a. mit einer Erweiterung der Hautgefässe, was zu einer Verstärkung der Arzneimittelresorption über die Haut und somit zu einer verstärkten Wirksamkeit führen kann. Allerdings sinkt bei grosser Hitze die Fähigkeit der direkten Wärmeabgabe über die Haut, und die
Schweissproduktion wird zur wichtigsten Möglichkeit des Körpers, Wärme loszuwerden. In diesem
Fall kann sich das Pflaster auch von der Haut lösen, was wiederum zu einer verminderten Wirkung
des Arzneimittels führt.4
Die Lagerung von Arzneimitteln bei einer Hitzewelle
Arzneimittel, die bei Raumtemperatur, also zwischen 15 und 25°C gelagert werden sollen, erfordern
in der Regel keine besonderen Vorkehrungen und können wie gewohnt aufbewahrt werden, auch
bei einer Hitzewelle. Eine kurzzeitige Überschreitung des angegebenen Temperaturbereichs ist in
der Regel unproblematisch. Im Rahmen der Haltbarkeitstests, die vor ihrer Marktzulassung stattfinden, werden Arzneimittel hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit ausgesetzt. In Abwesenheit
eines besonderen Vermerks auf der Packung oder der Packungsbeilage bedeutet dies, dass diese
Arzneimittel auch Hitzeperioden vertragen. Achtung: dies gilt nicht für Arzneimittel, die längere Zeit
grosser Hitze oder dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt werden, z.B im parkierten Auto. Bei 30 Grad
Aussentemperatur wird es innen bis zu 75 Grad heiss!
Bei gewissen galenischen Formen wie Zäpfchen, Vaginalzäpfchen, Crèmes oder Salben, die empfindlich auf hohe Temperaturen reagieren könnten, lohnt es sich dennoch, die Präparate vor Anwendung nochmals zu begutachten. Sehen sie nicht mehr homogen aus, müssen sie entsorgt werden.
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Man kann diese Präparate vor der Hitze schützen, indem man sie vorübergehend in kühlen Räumen, wie z.B.
im Keller, lagert.
Arzneimittel, die im Kühlschrank zwischen 2 und 8°C gelagert werden, werden nicht beeinträchtig, sofern die
Kühlkette respektiert wird. Sie müssen, nachdem sie
aus dem Kühlschrank genommen wurden, schnell angewendet werden. Müssen Arzneimittel bei grosser Hitze
transportiert werden, empfiehlt es sich, die Transportdauer möglichst zu minimieren. Für den Transport kühlkettenpflichtiger Medikamente empfiehlt sich die Anwendung einer Kühltasche.4 Dabei werden im Tiefkühler gelagerte Kühlelemente mitgeführt. Diese Kühlelemente müssen allerdings so verpackt werden, dass sie
nicht direkt in Kontakt mit den Arzneimitteln kommen,
denn Arzneimittel, die im Kühlschrank gelagert werden
müssen, dürfen nicht eingefroren werden.
Die Rolle des Apothekenteams
Bei grosser Hitze sind alle Kunden, aber ganz besonders über 65-jährige Personen, Eltern von Kleinkindern und chronisch kranke Patienten über die Risiken einer Dehydrierung und entsprechende
Präventionsmassnahmen zu informieren. Eine Präventionskampagne kann in der Apotheke mit dem
vom BAG bereitgestellten Informationsmaterial gestartet werden, siehe unter http://www.bag.admin.ch/themen/gesundheitspolitik/00403/03965/index.html?lang=de.7
Auch kann es nützlich sein, älteren Patienten die Medikamente zu liefern, um ihnen den Gang in die
Apotheke bei grosser Hitze zu ersparen.
Auch die Empfehlungen im Zusammenhang mit der korrekten Lagerung von Arzneimitteln sind zu
wiederholen.
Ausserdem bedarf es der besonderen Aufmerksamkeit des Apothekenteams, wenn Patienten über
Beschwerden klagen, die auf schädliche Hitzewirkungen hinweisen könnten. Je nach Schweregrad
der Beschwerden müssen diese Patienten zu ihrem Arzt oder sogar auf die Notfallstation im Spital
weitergeleitet werden.
ARZNEIMITTEL UND SOMMERLICHE HITZE – wichtig für die Beratung:
Grosse Hitze kann zu Dehydrierung, Hitzeerschöpfung oder Hitzschlag führen
Die wichtigsten Symptome einer Dehydrierung sind: verminderte Harnausscheidung (der
Urin ist deutlich gefärbt), ausgeprägte Trockenheit der Haut und der Schleimhäute (Mundtrockenheit, trockene Augen, keine Tränenflüssigkeit), Durst, Müdigkeit, Schwächegefühl,
Kopfschmerzen, Schwindel
Die wichtigsten Symptome eines Hitzschlags sind: hohes Fieber, Übelkeit und Erbrechen, trockene, rote Haut, Kopfschmerzen, Bewusstseintrübung, Krämpfe
Ältere Personen, Säuglinge und Kleinkinder sowie chronisch kranke Patienten sind am meisten gefährdet
Der Konsum bestimmter Arzneimittel kann eine Hitzekrankheit fördern
Das Apothekenteam kann einen wichtigen Beitrag zur Prävention dieser hitzebedingten Komplikationen leisten und die Patienten zur korrekten Lagerung ihrer Arzneimittel instruieren
7
http://www.bag.admin.ch/themen/gesundheitspolitik/00403/03965/index.html?lang=fr
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CHOLESTERIN – Freund oder Feind
In diesem Artikel erläutern wir die Eigenschaften des Cholesterins, eines Naturstoffes, der für den Stoffwechsel des Organismus
lebenwichtig ist und zahlreiche wichtige
Funktionen im Körper erfüllt, im Übermass
abe der Gesundheit schaden kann. Ausserdem besprechen wir cholesterinsenkende
Therapiemöglichkeiten.
Cholesterin
Cholesterin (auch Cholesterol) ist ein in allen
tierischen Zellen vorkommender Naturstoff.
Es ist ein wichtiger Bestandteil der Plasmamembran und dient im Körper unter anderem als
Vorstufe in der Synthese der Steroidhormone, der Gallensäuren und des Vitamin D3. Beim Menschen wird Cholesterin zu zwei Dritteln in der Leber synthetisiert, der Rest wird mit der Nahrung
aufgenommen. Da Cholesterin in Wasser unlöslich ist, erfolgt der Transport im Blutplasma zusammen mit anderen lipophilen Substanzen wie Phospholipiden, Triglyceriden oder Fettsäuren, mit
Hilfe von Transportvesikeln, den Lipoproteinen. Man unterscheidet je nach ihrer Dichte LDL und
HDL.. Sie sind die Basis für die unterschiedlichen Cholesterinwerte, die in einem Bluttest ermittelt
werden.
•
•
Sogenannte LDL-Teilchen (Low Density Lipoprotein) transportieren Cholesterin in den Körper hinein und lagern sich in den Wänden der Blutgefässe ab. Dadurch steigt die Gefahr, an
Arteriosklerose zu erkranken. LDL-Partikel werden deshalb auch als «böses Cholesterin» bezeichnet.
So genannte HDL-Teilchen (High Density Lipoprotein) transportieren Cholesterin aus dem
Körper hinaus und lösen es aus den Wänden der Blutgefässe. Dieses «gute Cholesterin»
schützt die Blutgefässe vor Arteriosklerose.
Ist das Verhältnis zwischen der Konzentration von LDL- und HDL-Cholesterin gestört und die Konzentration der LDL zu hoch und / oder die Konzentration der HDL zu tief, kann sich das Cholesterin
an den Gefässinnenwänden einlagern. Insbesondere dann, wenn diese bereits vorgeschädigt sind zum Beispiel durch Bluthochdruck oder Rauchen. Die Ablagerungen an den Gefässwänden, die sogenannten Plaques, enthalten neben Fett eine Vielzahl von Zellen, unter anderem auch Entzündungszellen. «Verkalken» die Gefässinnenwände durch die Ablagerungen, engen sie damit die beAtherosklerose:
Unter einer Arteriosklerose, umgangssprachlich oft auch Arterienverkalkung genannt, versteht man eine Systemerkrankung der
Schlagadern, die zu Ablagerungen von Blutfetten, Thromben, Bindegewebe und in geringeren Mengen auch Kalk in den Gefässwänden führt. Im Verlauf kommt es an den Gefässwänden zunächst zur Bildung von atherosklerotischen Plaques, die konfluieren
und zu einer schrittweisen Einengung des Gefässlumens führen können. Kommt es zu einer hochgradigen Einengung der Gefässe
oder zu Verschlüssen, resultiert meist eine Funktionseinschränkung oder ein Infarkt. Eine weitere Gefahr liegt aufgrund der erhöhten mechanischen Belastung in einem Riss der Gefässwand. Dies kann zu Einblutungen und / oder zur Bildung von Thromben
führen. Letztere können in andere Gewebe ausgeschwemmt werden und dort zum Verschluss von Gefässen (Embolie) mit nachfolgender lokaler Hypoxie und Nekrose führen. Je nachdem welche Arterien betroffen sind, kommt es zu unterschiedlichen kardiovaskulären Ereignissen:
•
Koronarerkrankungen (Angina pectoris, Herzinfarkt)
•
Schlaganfall
•
Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)
•
Niereninsuffizienz
© Pharma-News
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Nummer 135, Juli 2016
troffenen Blutgefässe ein. Angina Pectoris, Durchblutungsstörungen an den Beinen (Schaufensterkrankheit) oder im Gehirn sind die möglichen Folgen. Die Oberfläche einer Plaque kann einreissen,
und sofort heften sich die im Blut vorbeischwimmenden Blutplättchen (Thrombozyten) an der Einrissstelle der Plaque an. Dabei können sie das betreffende Blutgefäss ganz oder teilweise verschliessen. Bei vollständigem Verschluss eines Gefässes, zum Beispiel eines Herzkranzgefässes, entsteht
ein Infarkt.8
Nebst HDL und LDL gibt es auch noch Triglyceride. Triglyceride sind natürlich vorkommende Fette,
die wir mit dem Essen aufnehmen, hauptsächlich über tierische Fette. Sie bilden den Hauptanteil
der Nahrungsfette. Der Körper kann Triglyceride aber auch selbst aus Nahrungsbestandteilen herstellen, z.B. bei einer stark kohlenhydratreichen Ernährung. Die Fette liefern unserem Organismus
Energie. Was er davon gerade nicht braucht, speichert er im Fettgewebe ab. Erhöhte TriglyceridWerte stellen allerdings ein Risiko für eine «Gefässverkalkung» (Arteriosklerose) dar. Um Triglyzeride aus der Nahrung aufnehmen zu können, werden diese im Darm zum grössten Teil aufgespalten.
Anschliessend werden sie von den Zellen des Darms aufgenommen und wieder zusammengesetzt.
Gebunden an Eiweisse werden sie als Chylomikronen und VLDL-Körperchen (Very Low Density Lipoproteine) im Blut transportiert und gelangen so zu den verschiedenen Organen. Im Gegensatz zu
den LDL-Werten, die sich nicht so leicht verändern, lassen sich Triglyceridwerte im Blut mit einem
gesunden Lebensstil günstig beeinflussen. Wer sich ausgewogen ernährt, sein Idealgewicht anstrebt
und körperlich aktiv ist, kann seine Triglyceridwerte schnell wieder ins Lot bekommen. Eine ungesunde, zuckerreiche Ernährung und viel Alkohol wirken sich dagegen negativ aus.8
Sind der Cholesterin- und/oder der Triglyceridspiegel verändert (in der Regel erhöht) spricht man
von einer Fettstoffwechselstörung oder Dyslipidämie. Man unterscheidet dabei zwischen Hypercholesterinämie (nur erhöhtes LDL-Cholesterin), Hypertriglyzeridämie (nur erhöhte Triglyzeride) und
kombinierter Hyperlipidämie (erhöhtes LDL-Cholesterin und erhöhte Triglyceride). Es ist ratsam, die
Blutfettwerte ab dem 40. Lebensjahr alle fünf Jahre kontrollieren zu lassen. Bei Verdacht empfiehlt
sich eine jährliche Messung. Bei einer familiär bedingten Hypercholesterinämie (FH) werden stark
erhöhte Blutfettwerte häufig an Blutsverwandte vererbt. Für diese Personen empfiehlt sich deshalb
eine frühzeitige Untersuchung. Die Blutfettwerte einer Person werden nie für sich allein betrachtet,
sondern im Zusammenhang mit der gesamten gesundheitlichen Situation. Blutfettwerte, die bei einer gesunden 30-jährigen Frau unbedenklich sind, können bei einem 60-jährigen Patienten mit Diabetes und / oder hohem Blutdruck ein hohes Risiko darstellen.9
Bei einer sonst gesunden Person mit einem niedrigen kardiovaskulären Risiko sind die Zielwerte:9
•
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•
Gesamtcholesterin:
LDL-cholesterin:
HDL-cholesterin:
Triglyzeride:
< 6.5 mmol/L
< 4.1 mmol/L
> 1.0 mmol/L
< 2.3 mmol/L
Bei Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren (siehe weiter unten), einer familiär bedingten Hypercholesterinämie oder
einer nachgewiesenen Atherosklerose sind
die Zielwerte strenger.
Wann ist eine medikamentöse Behandlung notwendig?
Ziel der Therapie ist die Reduktion der kardiovaskulären Risiken. Der therapeutische Nutzen einer
Cholesterinsenkung hängt vom individuellen kardiovaskulären Risiko des Patienten ab: je höher das
Risiko, desto grösser der Effekt.
8
9
www.planetesante.ch: cholestérol, entre le bon et le mauvais, un équilibre d’impose (mis à jour 26.01.2015)
www.swissheart.ch
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Nummer 135, Juli 2016
Nichtmedikamentöse Massnahmen (Änderungen des Lebensstils) können wesentlich zur Senkung
des kardiovaskulären Risikos beitragen und / oder die Cholesterinwerte verbessern. Sie sind der
erste therapeutische Schritt. Die Entscheidung, die erhöhten Lipidwerte auch medikamentös zu senken, hängt von der individuellen kardiovaskulären Risikosituation des Patienten ab. In der Primärprävention (ohne klinisch manifeste kardiovaskuläre Erkrankungen) kann dieses Risiko anhand
des AGLA-Risikorechners abgeschätzt werden, siehe unter www.agla.ch/p10- 2.html. Dabei werden
folgende Faktoren berücksichtigt:10
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•
Geschlecht: weibliche Hormone haben eine schützende Wirkung bis zur Menopause
Alter: das Risiko steigt mit dem Alter
Familienanamnese: Myokardinfarkt bei Eltern, Grosseltern, Geschwistern vor dem 60. Lebensjahr
Rauchen
Blutdruck: Das Risiko ist erhöht, sobald der systolische Blutdruckwert 120 mmHg übersteigt
HDL-Cholesterin
LDL-Cholesterin
Triglyzeride
In der Sekundärprävention, d.h. beim Vorliegen arteriosklerotischer Erkrankungen (KHK, zerebrovaskuläre Manifestation, symptomatische pAVK, abdominales Aortenaneurysma) wird der Patient
immer in der Hochrisikogruppe eingestuft und eine medikamentöse Therapie wird eingeleitet.11
Behandlung
Lifestyleänderungen:9
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•
•
Nachhaltige Gewichtabnahme wenn BMI > 25 kg/m2
Diabetes: gute Einstellung der Blutzuckerwerte
Regelmässige Bewegung: dreimal pro Woche 30-45 Min aerobes Training
Ernährung: Meiden von Transfettsäuren, sonst allgemeine Ratschläge (Ernährungspyramide,
mediterrane Diät). Bessere Ernährung: mediterrane Mahlzeiten sind zu bevorzugen.
Alkoholkonsum reduzieren
Die folgenden Massnahmen beeinflussen zwar nicht direkt die Lipidwerte, vermindern aber das kardiovaskuläre Risiko:
• Nikotinstopp
• Stressreduktion: Entspannungstechniken, Hobby
Lipidsenker
Die zwei wichtigsten Arzneimittelgruppen sind Statine und Fibrate.
•
Statine: über eine Hemmung des Enzyms HMG-CoA-Reduktase führen sie zu einer Senkung
der Serumkonzentration von Cholesterin und sind Mittel der ersten Wahl, auch aufgrund der
guten Belege zur Wirksamkeit auf die Sekundär- und Primärprävention kardiovaskulärer Ereignisse.
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Pravastatin (SELIPRAN® und Generika)
Simvastatin (ZOCOR® und Generika)
Atorvastatin (SORTIS® und Generika)
Fluvastatin (LESCOL® und Generika)
Pitavastatin (LIVAZO®)
www.gsla.ch/calcul-du-risque/calculateur-de-risque-du-gsla
Rev Med Suisse 2014 ; 10: 518-524
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o Rosuvastatin (CRESTOR®)
•
Achtung: Statine können eine Reihe von Muskelproblemen verursachen. Diese sind in der
Regel harmlos, können aber auch Zeichen einer sehr seltenen aber sehr gefählichen Komplikation sein, der sogenannten Rhabdomyolyse (Auflösung quergestreifter Muskelfasern. Im
Zweifelsfall wird eine Blutanalyse durchgeführt. Beachten Sie, dass mehr als die Hälfte der
Statin-induzierten Rhabdomyolyse-Fälle mit Komedikation assoziiert sind, welche den Statin-Metabolismus beeinflussen. Das betrifft vor allem Fibrate (speziell Gemfibrozil), daneben
auch Amiodaron, Azol-Antimykotika und Makrolid- Antibiotika sowie Grapefruitsaft.
Fibrate:
Diese senken hauptsächlich die Triglyzeridwerte und sind Mittel der zweiten Wahl, weil bislang nur
für die Statine Belege für einer Reduktion der kardiovaskulären Mortalität und Gesamtmortalität
vorliegen.
o Der genaue Wirkmechanismus der Fibrate ist bis heute noch nicht umfassend geklärt. Unter anderem aktivieren sie einen Rezeptor, der beim Abbau von Nahrungsfetten und insbesondere von Triglyzeriden eine wichtige Rolle spielt.
o Fibrate werden bei unzureichender Wirksamkeit, Unverträglichkeit von Statinen oder aufgrund ihrer stärkeren Triglyzeridsenkung bei der Behandlung schwerer Hypertriglyzeridämien eingesetzt.12 CHOLIB® ist eine Kombinationspräparat mit Simvastatin und Fenofibrat
(siehe PN Nr. 122 vom März 2015).
o Bezafibrat (CEDUR®), Gemfibrozil (GEVILON®), Fenofibrat (LIPANTHYL®).
Erwähnenswert an dieser Stelle ist auch Ezetimib (EZETROL®), das die Aufnahme von Cholesterin im
Darm hemmt. Es kann alleine oder in Kombination mit einem Statin oder mit Fenofibrat zur Behandlung von erhöhten Cholesterinwerten im Blut verwendet werden.12 Es gibt auch ein Kombinationspräparat mit Simvastatin unter dem Namen INEGY®.
Wer mehr wissen möchte …
Die Ergebnisse einer grossen klinischen Studie zur Beurteilung der Wirkung von Evacetrapib, einem Vertreter einer neuen Wirkstoffgruppe zur Therapie von Stoffwechselstörungen, wurden kürzlich publiziert: Evacetrapib ist ein Vertreter der CETP-Inhibitoren (CETP = Cholesteryl-Ester-Transfer-Proteine), die die HDL-Fraktion des Gesamtcholesterins erhöhen und teilweise auch die
LDL-Werte senken. Trotz der Verbesserung des Lipidprofils waren die Ergebnisse enttäuschend, denn es konnte weder eine Reduktion der kardiovaskulären Ereignissen noch der Gesamtmortalität gezeigt werden. Ergebnisse einer Studie mit einem anderen
Wirkstoff aus dieser Gruppe werden im nächsten Jahr erwartet. Es bleibt spannend.
Dieses Beispiel veranschaulicht sehr schön, dass das eigentliche Ziel einer medikamentösen Behandlung nicht die Senkung der
Blutfettwerte (der sogenannten Surrogatparameter) ist, sondern die Erhöhung der Lebensqualität und -erwartung des Patienten
dank der Reduktion des kardiovaskulären Risikos.
Nahrungsergänzungsmittel13
Eine grosse Anzahl von Patienten greift auf Nahrungsergänzungsmittel zur Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen zurück.
• Rote Reishefe
Rot fermentierter Reis (auch Rotschimmelreis) ist eine traditionelle chinesische Zubereitung aus
gekochtem, weissem Reis, der durch den Schimmelpilz Monascus purpureus fermentiert wird.
Durch die Fermentation entstehen neben roten Farbstoffen verschiedene potentiell wirksame
Inhaltstoffe wie Monacolin, Monankarin, Ankalacton und Citrinin. Der wirkungsrelevante Inhaltstoff Monacolin K ist identisch mit dem seit 1987 als Arzneistoff zur Behandlung erhöhter Cho-
12
13
www.gsla.ch: recommandations pour la prévention de l’artériosclérose, brochure 2014
Rev Med Suisse 2016 ; 12: 451-453
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lesterinwerte verwendeten Lovastatin. Die Wirkung des Mykotoxins Citrinin hängt von den eingesetzten Monascus-Stämmen ab. Citrinin gilt als nephrotoxisch, d.h. gesundheitlich nicht unbedenklich. In der Schweiz ist kein Arzneimittel mit dem Wirkstoff Lovastatin zugelassen. In
Deutschland ist Lovastatin allerdings in diversen zugelassen Arzneimitteln enthalten. Die übliche
Anfangsdosierung beträgt 20 mg / Tag. Wenngleich die lipidsenkende Wirksamkeit des Monacolin K unumstritten ist, bleibt die Anwendung von roter Reishefe problematisch, einerseits wegen
der Statin-typischen unerwünschten Wirkungen, andererseits wegen des variablen Gehalts an
Monacolin K und Citrinin. Deshalb dürfen Präparate mit roter Reishefe in der Schweiz weder als
Arzneimittel noch als Lebensmittel in den Handel gebracht werden. Aus diesen Gründen muss
auch davon abgeraten werden, rote Reishefe aus dem Internet oder aus anderen Ländern zu
beziehen. Siehe auch die PN Nr. 103 vom Mai 2013.
• Phytosterole
Phytosterole (auch Phytosterine) sind cholesterinähnliche Verbindungen. Cholesterin kommt jedoch nur in tierischen Organismen vor, Phytosterine ausschliesslich in Pflanzen. Dort sind sie Bestandteile der Zellwände. Im menschlichen Darm konkurrieren die pflanzlichen Sterine mit dem
Cholesterin um dieselben Transportmechanismen und senken so den Cholesterinspiegel. Phytosterine kommen in pflanzlichen Ölen, Nüssen, Getreide und Bohnen vor. Gute Quellen sind Sonnenblumenkerne, Sesamsaaten oder natives Sojaöl. Mit Phytosterolen angereicherte Margarine
(wie z.B. Becel pro activ) wurden für Personen mit erhöhten Cholesterinwerten entwickelt. Allerdings gibt es noch keine Studien, die eine Senkung der kardiovaskulären Mortalität mit Phytosterolen belegen.
• Ballaststoffe
Ein hoher Konsum von Ballaststoffen senkt das kardiovaskuläre Risiko. Einem Gesunden empfehlen Fachleute heute mindestens 30 Gramm Ballaststoffe täglich. Wer sein Cholesterin über die
Ernährung senken möchte, sollte sogar noch mehr davon essen und versuchen, auf etwa 40
Gramm pro Tag zu kommen. Nebst den empfohlenen fünf Portionen Früchte und Gemüse täglich,
die zwischen 16 und 20 g Ballaststoffe liefern, empfiehlt sich der Verzehr von Vollkornprodukten
(Brot, Reis, Getreide).
• Omega-3-Fettsäuren
Der regelmässige Konsum von Omega-3-Fettsäuren (enthalten z.B. in Rapsöl, Nüssen und fetten
Fischen) gilt als Herz-Kreislauf-Schutzfaktor. Sie senken erhöhte Werte von Cholesterin und der
Triglyzeride, verbessern die Fliesseigenschaften des Blutes und tragen zur Gesunderhaltung der
Blutgefässe bei. Für die Anwendung von Omega-3-Fettsäuren als Nahrungsergänzungsmittel
fehlen hingegen sichere Belege zur Reduktion der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität.
Es könnte auch sein, dass die positive Wirkung der Omega-3-Fettsäuren auf die Herzkreislaufrisiken hauptsächlich mit der Veränderung der Ernährungsform (in Richtung mediterrane Diät) einhergeht, die einen höheren Konsum nach sich zieht (siehe PN Nr. 87 vom Oktober 2011).
• Grüntee
Ein hoher Grünteekonsum (6-7 Tassen pro
Tag) führt zu einer bescheidenen LDL-Cholesterinsenkung.
• Artischockenblätter
Sie regen den Gallenfluss an und helfen somit bei der Fettverdauung. Durch die zusätzliche Gallenproduktion verbraucht der
Körper zudem vermehrt Cholesterin, welches eine Basissubstanz für die in der Leber
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gebildeten Gallensäuren ist. Somit könnten Artsschockenblätter zu einer Senkung des Cholesterinspiegels führen. Allerdings fehlen noch sichere Belege dafür.
• Soja-Isoflavone
sind sekundäre Pflanzenstoffe, welche in den Sojabohnen gebildet werden. Sie wurden kürzlich
als Phytohormone mit östrogenähnlichen Eigenschaften erkannt. Eine neue Studie zeigt, dass
Soja-Isoflavone auch senkend auf den LDL-Gehalt im Blut wirken.
• Guggul
ist das Harz des Balsambaums Commiphora mukul. Das Harz wird in der ayurvedischen Medizin
unter anderem gegen Rheuma und Übergewicht eingesetzt. Die Ergebnisse von Studien in Bezug
auf eine senkende Wirkung erhöhter Cholesterin- und Triglyceridwerte sind widersprüchlich.
CHOLESTERIN – wichtig für die Beratung:
Wichtiger Bestandteil der Plasmamembran und Vorstufe für Steroidhormone, Gallensäuren
und Vitamin D3
Im Übermass (bei erhöhter Nahrungszufuhr oder genetisch bedingten Fettstoffwechselstörungen) kommt es zu einer Hypercholesterinämie
Erhöhte Blutfettwerte sind ein besonderer Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen
Die Behandlung in der Primärprävention ist abhängig vom individuellen kardiovaskulären Risiko des Patienten und systematisch in der Sekundärprävention:
• Lifestyleänderungen als erste therapeutische Massnahme
• Medikamentöse Therapie in der Regel mittels eines Statins, dessen Wirksamkeit auf die
Reduktion der kardiovaskulären Mortalität und Gesamtmortalität belegt ist
• Viele Nahrungsergänzungsmittel sollen cholesterinsenkend wirken, die Wirksamkeit ist
nicht immer belegt
HERBSTMILBEN
Wer nach einem Aufenthalt im Freien plötzlich zahlreiche Stiche (manchmal bis zu 200) am Körper
entdeckt, manche davon in Reihen nebeneinander, und unter grässlichem Juckreiz leidet, der hat
vermutlich mit Herbstmilben Bekanntschaft gemacht. Die Herbstmilbe (auch Herbstgrasmilbe, Heumilbe oder Erntemilbe genannt) gehört zur Klasse der Spinnentiere, darin zur Unterklasse der Milben und darin zur Familie der Laufmilben. Die parasitisch lebenden Larven befallen im Freien neben
Nagern und anderen Säugetieren auch den Menschen, während die Nymphen und die ausgewachsenen Milben räuberisch von kleineren Insekten und Milben leben. Die Herbstmilbe kommt von
Ostasien bis Europa vor, nicht jedoch in Nordamerika. In Europa liegt der Schwerpunkt des Auftretens meist in den Sommermonaten von Juli bis Oktober. Sie bevorzugen niedrige Vegetation und
treten häufig in Gärten oder auf Wiesen auf.14
Die erwachsene Spinnentiere leben am Boden und legen ihre Eier auf Grashalmen
oder Moosflächen ab. Nach dem Schlüpfen
erklimmen die Larven Grashalme in 5 bis
max. 20 cm Höhe auf der Suche nach eiweissreicher Nahrung und warten auf einen
potenziellen Wirt (Vögel und Säugetiere,
vor allem kleine Nagetiere, aber auch
14
Rev Med Suisse 2016 ; 12: 691-7
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Hunde, Katzen und Menschen), auf den sie sehr schnell überwechseln. Mit ihren Mundwerkzeugen
bohren bzw. schneiden sie sich in die Haut und sondern ein Speichelsekret ab, das untere Hautschichten auflöst. Sie ernähren sich von Zellsäften und Lymphen. Nur selten verletzen sie eine Kapillare und nehmen so Blut auf. Nach dem Saugen, das einige Stunden dauert, lassen sie sich abfallen
und entwickeln sich über drei Nymphenstadien zu adulten Tieren.15
Der Mensch wird beim Aufenthalt in einem Milbenherd bei zufälligem Kontakt befallen. Dies passiert vor allem an warmen Nachmittagen im Garten, auf einer Wiese, an einem Badeplatz oder an
einem sonnigen Waldrand. Die Milben suchen auf dem Menschen geschützte Stellen, wo sie zum
Stich ansetzen. Sie bevorzugen Stellen, wo Haut und Kleider im engen Kontakt sind, wie beispielsweise beim Gürtel, bei der Unterwäsche oder in den Socken, aber auch an feuchtwarmen Körperstellen wie am Leistenbereich, den Achselhöhlen, den Kniekehlen oder im Zwischenzehenbereich.
Die Haut der Betroffenen ist abhängig von der Anzahl der Milbenlarven mit einzelnen bis sehr vielen
kleinen roten Flecken besprenkelt. Meist bleiben die Milben nur wenige Stunden am Menschen, bis
sie durch Kratzen oder durch Scheuern der Kleidung oder Waschen wieder entfernt werden.14
Der Juckreiz setzt erst 3 - 24 Stunden oder noch später nach dem Verletzen der Haut durch die
Mundwerkzeuge und dem Injizieren eines Verdauungsfermentes ein und kann zwei bis drei Wochen
andauern. Besonders in der Bettwärme kann der Juckreiz unerträglich werden. Doch so unangenehm ein Biss auch sein mag, er ist im Grunde harmlos, denn Grasmilben übertragen keine Krankheiten. Allerdings kommt es durch verstärktes Kratzen häufig zu Entzündungen (siehe unten).14,15
Was tun?15 Nach dem Aufenthalt auf einem von Herbstmilben befallenen Gelände oder bei Auftreten erster Symptome empfiehlt es sich, die getragenen Kleider zu waschen sowie ein warmes Bad
zu nehmen und dabei vor allem die befallenen Hautbereiche mit einem Waschlappen gründlich mit
einer milden Seife abzuwaschen, um die Larven zu entfernen.
Wurde man bereits gestochen, ist nur noch eine symptomatische Behandlung möglich:
-
-
Die kurzfristige Anwendung eines topischen und schwach wirksamen Glucocorticoids (Klasse
I) wie Hydrocortison (z.B. SANADERMIL® oder DERMACALM®) wird häufig empfohlen.16
Durch unablässiges Kratzen kann es leicht zu eitrigen Sekundärinfektionen kommen. Deshalb
sollte man möglichst nicht kratzen und auf eine gute Hygiene der Hände (kurze Nägel, Hände
regelmässig mit Seife waschen) achten. Die Anwendung von topischen Antiseptika ist in der
Regel nicht notwendig.16
Bei sehr starkem Juckreiz kann ein orales Antihistaminikum wie z.B. FENIALLERG®, ZYRTEC®
(und Generika) oder CLARITINE® (und Generika)14 empfohlen werden.
Getreu dem Motto «vorbeugen ist besser als heilen» gilt es folgende Regeln zu beachten:
-
•
An warmen Nachmittagen von Herbstmilben befallene Gelände meiden
Befallene Gelände nur in langen Hosen und
langen Ärmeln betreten. Hohes Schuhwerk Gut zu wissen:
wie Gummistiefel tragen. Wer im Sommer Entenflöhe können ein ähnliches Beschwerdebild hervorrufen. Auch hier kommt es zu einer juckenden, allergijedoch leichtes Schuhwerk bevorzugt, kann schen Hautreaktion nach Kontakt mit einem Parasiten,
Füsse und Unterschenkel vor dem Aufenthalt der normalerweise Wasservögel, -tiere und -schnecken
im Freien mit Insektenabwehrmitteln wie befällt, sich in warmen Gewässern aber fälschlicherweise
auch in die Haut von Menschen einbohren kann. Wie bei
z.B. Anti Brumm® (DEET = Diethyltoluamid) der Herbstmilbe wird auch hier symptomatisch behaneinreiben.
delt und der Juckreiz mit Antihistaminika oder topischen
Sich beim Picknick nicht direkt ins Gras set- Glucocorticoiden gelindert. Die wirksamste Vorbeugemassnahme ist, nicht in befallenen Gewässern zu baden.
zen sondern auf eine Decke14
Ansonsten empfiehlt es sich, nach dem Baden zu duschen
und sich mit einem Handtuch energisch abzureiben.
15
16
www.insectes.org
Prescrire 2001 ; 21 (213) 19-24
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HERBSTMILBEN- wichtig für die Beratung:
Herbstmilben sind mit den Zecken verwandt und gehören mit ihren acht Beinen zu den Spinnentieren, speziell zu den Laufmilben. Sie treten meist in den Sommermonaten von Juli bis
Oktober in Gärten oder auf Wiesen auf.
Neben Nagern und anderen Säugetieren (Hunde, Hauskatzen) befallen sie bei Gelegenheit
und vorübergehend auch Menschen
Mit ihren sichelförmigen Mundwerkzeugen dringt die Milbenlarve in die Haut ein und sondert ihren Speichel in die Wunde ab, der die oberste Zellschicht der Haut aufweicht. Als Reaktion auf das Sekret bilden sich etwa 24 Stunden nach dem Biss rund um den Saugkanal
stark juckende, rote Quaddeln. Der Juckreiz kann bis zu zwei Wochen andauern
Behandlung mit einem Antihistaminikum und / oder einem topischen Dermocorticoid der
Klasse I
Eitrige Sekundärinfektionen sind häufig: nicht kratzen und auf gute Hand-Hygiene achten
Zur Vorbeugung hohes Schuhwerk und lange Hosen tragen, sich beim Picknick lieber auf eine
Decke setzen
DIABETESMEDIKAMENTE (AUSSER INSULINE)
Zuckerstoffwechsel – das Wichtigste in Kürze
Mit der Nahrung aufgenommene Kohlenhydrate
Diabetes mellitus, auch «Zuckerkrankheit» genannt, ist werden im Magen-Darm-Trakt gespalten und ins Blut
eine chronische Stoffwechselerkrankung, die sich in ei- abgegeben. Die Bauchspeicheldrüse misst stetig den
nem erhöhten Blutzuckerspiegel äussert. Die Zellen sind Blutzucker. Ist dieser hoch, schüttet sie das Hormon
Insulin aus. Insulin sorgt für die Aufnahme von Zucker
nicht mehr in der Lage, die Glucose, einen wichtigen in die Körperzellen, hier dient Zucker als wichtiger
Energieträger im Blut, richtig zu verwerten. Man könnte Energielieferant für verschiedenste Zellprozesse. Ist
von einem Glucosemangel in Zeiten des Überflusses der Blutzucker niedrig, wird das Gegenspieler-Hormon Glukagon freigesetzt, dieses mobilisiert Zucker
sprechen. Dieser entsteht dadurch, dass das Hormon In- aus den vorhandenen Reserven. Die Zellen der Leber
sulin, das den Zuckerstoffwechsel regelt, gänzlich fehlt nehmen einen Grossteil des Zuckers auf. Sie bauen
(Diabetes mellitus Typ 1) oder nicht richtig wirkt (Diabe- damit Zuckerspeicher auf (Glykogen). Diese können
durch Glukagon wieder abgebaut werden. Darüber
tes mellitus Typ 2). Dann ist der Eintritt des Traubenzu- hinaus kann die Leber auch selbst Zucker herstellen.
ckers in die Zellen behindert, und es resultiert eine zu Zucker wird zwar in den Nieren gefiltert, aber wieder
hohe Glucose-Konzentration im Blut (Hyperglykämie). vollständig zurück ins Blut aufgenommen, so dass der
Harn normalerweise zuckerfrei ist.
Ist eine gewisse Zuckerkonzentration im Blut überschritten, wird der überschüssige Zucker mit dem Urin ausgeschieden, d.h. er wird im Urin messbar. Mit
der Zuckerausscheidung wird dem ganzen Körper mehr Wasser entzogen als normal, was zu verstärktem Durst führt. Die Glucose wird schliesslich über die Niere mit dem Harn ausgeschieden. Diabetes zieht den gesamten Stoffwechsel und alle wichtigen Organe wie Herz, Arterien, Nieren, Augen und Ner- Wussten Sie das?
ven in Mitleidenschaft. Bei langjährig bestehendem Dia- Schwangerschaftsdiabetes oder Gestationsdiabetes ist definiert als eine erstmalig in der Schwangerbetes können sich typische Komplikationen entwickeln, schaft diagnostizierte Glucose-Toleranzstörung. Sie
insbesondere wenn die Stoffwechsellage über längere tritt bei 10 - 15 % aller Schwangerschaften auf, am
Zeit schlecht eingestellt war: Herzinfarkt
oder Hirn- häufigsten im zweiten oder dritten Trimenon auf
und verschwindet bei fast allen Frauen wieder unschlag bedingt durch die Arterienverkalkung, diabetische mittelbar nach der Geburt. Bei einer erneuten
Retinopathie (Nachlassen des Sehvermögens bis hin zur Schwangerschaft kann er wieder auftreten. Das Risiko der Mutter, später einen Diabetes Typ 2 zu
entwickeln, ist siebenfach erhöht.
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Erblindung, diabetisches Fusssyndrom, diabetische Nephropathie. 17 Es werden mehrere Formen
des Diabetes unterschieden, insbesondere Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2:
-
Diabetes Typ 1 (10% der Fälle in der Schweiz), früher auch als insulinabhängiger Diabetes
oder juveniler Diabetes bezeichnet, entsteht durch einen absoluten Mangel an Insulin.
Es handelt sich dabei um eine Autoimmunerkrankung. Diese entsteht, wenn die Betazellen der Bauchspeicheldrüse, welche das für die Regulierung des Blutzuckers notwendige
Insulin herstellen, vom Immunsystem des Körpers zerstört werden. Der Typ-1-Diabetes
tritt häufiger bei Kindern und jungen Erwachsenen auf, kann aber Personen in jedem
Lebensalter treffen. Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 sind lebenslang auf die Gabe
von Insulin angewiesen.
-
Der Diabetes Typ 2 (90% der Fälle in der Schweiz) war früher auch als nicht-insulinabhängiger Diabetes oder Altersdiabetes bekannt. Durch chronisch überhöhte Nahrungsaufnahme sowie durch zusätzliche, zum Teil noch unbekannte Mechanismen, entsteht eine
Resistenz gegen das Insulin. Die Bauchspeicheldrüse produziert immer mehr Insulin, um
der mangelnden Wirkung entgegenzuwirken. Schliesslich ist die Bauchspeicheldrüse erschöpft, die Insulinproduktion wird reduziert und kann vollständig aufhören. Das führt
zu Insulinmangel und zu einer Überzuckerung des Körpers. Die Entwicklung des Typ-2Diabetes wird begünstigt durch Erbfaktoren, Übergewicht und Bewegungsmangel. Er
tritt in den meisten Fällen erst ab einem Lebensalter von über 40 Jahren auf, man findet
ihn aber auch zunehmend bei jüngeren Menschen mit starkem Übergewicht.
Glykogen:
Glykogen ist ein verzweigtes Polysaccharid (Vielfachzucker), das aus Glucose-Einheiten aufgebaut ist. Glykogen dient der kurzbis mittelfristigen Speicherung und Bereitstellung des Energieträgers Glucose in der Leber und im Muskel. Der Muskel nutzt seinen Glykogenvorrat ausschliesslich selbst, die Leber dient als Glykogenspeicher und stellt Glykogen hauptsächlich anderen Zellen
zur Verfügung, was vor allem im Schlafzustand als Energieversorgung für Zellen des Nebennierenmarks und Erythrozyten wichtig
ist, da diese Zellen auf Glucose als Energielieferant angewiesen sind.
Der Blutzuckerspiegel wird unter anderem mittels Glykogenauf- und -abbau durch verschiedene Hormone reguliert: Adrenalin
und Glucagon regen den Glykogenabbau an, Insulin fördert den Glykogenaufbau. Insulin und Glucagon werden in Teilen der
Bauchspeicheldrüse, Adrenalin wird in der Nebenniere gebildet.
Diabetesmedikamente (ausser Insulin)
Die Behandlung des Diabetes Typ 1 besteht ausschliesslich aus Insulin. Die Diabetes-Typ-2-Therapie
basiert auf einem Stufenschema: die erste therapeutische Massnahme besteht nach den Leitlinien
in Ernährungsumstellung und Bewegung. Dies ermöglicht eine Reduktion des glykosylierten Hämoglobins (HbA1c) um 1 bis 2 %. Das ist genauso gut oder sogar besser als das, was die meisten Antidiabetika bewirken. Dennoch braucht es oftmals zusätzlich eine medikamentöse Therapie, um die
Blutzucker-Zielwerte zu erreichen. Dafür gibt es verschiedene Arzneimittel mit verschiedenen Wirkprinzipien (siehe Tabelle).
Je nach Angriffspunkt kann man die Wirkstoffe in sechs Gruppen aufteilen.18 Die meisten dieser Medikamente können untereinander oder mit Insulin kombiniert werden, manchmal sogar als Fixkombination in einer Tablette, z.B. in JANUMET®
(Metformin und Sitagliptin) oder COM- Insulin:
PETACT® (Metformin und Pioglitazon) oder in Das Peptidhormon Insulin wird in den β-Zellen der Bauchspeicheldrüse gebildet Diese spezialisierten Zellen befinden sich nur in den
einer Injektion z.B. in XULTOPHY® (Liraglutid Langerhans’schen Inseln. Von diesen Inseln leitet sich auch der
und Insulin). Die Kombination von Pioglitazon Name „Insulin“ ab (lateinisch insula). Insulin senkt den Blutzuckerspiegel, indem es andere Körperzellen dazu anregt, Glukose aus
und Insulin ist hingegen kontraindiziert.19
dem Blut aufzunehmen. Somit reguliert es auch den Blutzuckerpiegel, sodass die Blutzuckerwerte nüchtern zwischen 4.0 und 5.5
mmol/l und nach dem Essen bei ca. 7.7 mmol/l liegen.
17
18
http://www.passeportsante.net, le diabète
http://www.agencesss04.qc.ca/Diabete/pages/PDFs/Module3.pdf
© Pharma-News
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Wirkprinzip
Wirkstoffgruppe
Arzneimittel (Handelsname und
INN)
Wichtigste unerwünschte Wirkungen
DAONIL® und Generika (Glibenclamid)
stimulieren die
Insulinproduktion
in den Betazellen
der Bauchspeicheldrüse
Sulfonylharnstoffe
AMARYL® und Generika (Glimepirid)
GLUTRIL® (Glibornurid)
Glinide
hemmen die Gluconeogenese in
der LEBER und
verbessern die
Insulinresistenz
Wirken auf das
Inkretin-System.
Inkretine sind
Peptidhormone,
die im Dünndarm
gebildet werden
und neben Insulin
und Glucagon einen wichtigen Einfluss auf die Glucosehomöostase
ausüben. Die Nahrungsaufnahme
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DIAMICRON® MR
und Generika
(Gliclazid)
Biguanide
STARLIX® (Nateglinid) NOVONORM®
und Generika (Repaglinid)
Anwendung
0 bis 30 Minuten vor
einer Mahlzeit
Um der Entstehung
Gewichtszunahme einer Hypglykämie
vorzubeugen, ist es
Hypoglykämien
wichtig, dass keine
(durch Erhöhung
Mahlzeiten ausgelasder Insulinsekresen werden und dass
die Mahlzeiten komtion)
plexe Kohlenhydrate
mit tiefem glykämischen Index enthalten
Magen-Darm-Beschwerden: Übelkeit, Durchfall,
Bauchschmerzen,
metallischer Geschmack und Appetitverlust
keine Hypoglykämien, gewichtsneutral
mit oder unmittelbar
nach dem Essen für
eine bessere Verträglichkeit
ONGLYZA®
(Saxagliptin)
Übelkeit, Erbrechen, Durchfall,
besonders zu Beginn der Behandlung, Pankreatitis
unabhängig von den
Mahlzeiten
TRAJENTA® (Linagliptin)
Keine Hypoglykämie
GLUCOPHAGE®
und Generika.
(Metformin)
JANUVIA® und XELEVIA® (Sitagliptin)
DDP4-Hemmer
(Gliptine)
(hemmen den
Abbau der Inkretine)
GALVUS®
(Vildagliptin)
VIPIDIA® (Alogliptin)
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vor oder zu der ersten Tagesmahlzeit
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stimuliert über die
Inkretinhormone
die Sekretion von
Insulin in Abhängigkeit vom aktuellen Plasmaglukosespiegel. Zugleich wird die
Ausschüttung von
Glucagon gehemmt, die Magenentleerung gebremst und dem
ZNS ein Sättigungsgefühl vermittelt.
Verringern die Insulinresistenz und
erhöhen somit die
Glucoseverwertung durch die
MUSKELN
BYETTA® (Exenatid)
zweimal täglich, innerhalb eines Zeitraums von 60 Minuten vor dem Frühstück und Abendessen (s.c)
VICTOZA® (Liraglutid)
einmal täglich unabhängig von den
Mahlzeiten (s.c.)
GLP 1-Analoga
(imitieren die
Wirkung des
Darmhormons
GLP-1)
BYDUREON® (Exenatid retard)
einmal wöchentlich
unabhängig von den
Mahlzeiten (s.c.)
TRULICITY® (Dulaglutid)
Glitazone
ACTOS® und Generika. (Pioglitazon)
Wasser- und Salzretention, Ödeme
und Gewichtszunahme. Erhöhtes
Blasenkarzinomrisiko?
Unabhängig von den
Mahlzeiten
Hypoglykämien
Bremsen die Aufspaltung der Kohlenhydrate im
DARM und vermindern so den
Blutzuckeranstieg
nach den Mahlzeiten
Vermindern die
Rückresorption
der Glucose in
den Nieren und
führen zu einer
verstärkten Glucose-Ausscheidung über den
Harn
© Pharma-News
α-GlucosidaseHemmer
GLUCOBAY® (Acarbose)
Blähungen, die
mit der Zeit abnehmen
Keine Hypoglykämien
INVOKANA®
(Canagliflozin)
SGLT2-Hemmer
FORXIGA® (Dapagliflozin)
JARDIANCE® (Empagliflozine)
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Mit dem ersten Bissen der Mahlzeit.
Wird eine Mahlzeit
weggelassen, kann
auch die Einnahme
von Acarbose gestrichen werden
Vor der ersten
Hauptmahlzeit
Urogenitale Infekte
Keine Hypoglykämien
Einmal täglich unabhängig von den
Mahlzeiten
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Alkohol: Gut zu wissen…
Der gleichzeitige Konsum von Alkohol und oralen Antidiabetika erhöht das Risiko für Hypoglykämien. Die Folge sind vor allem
schwere, nächtliche und damit häufig unbemerkte Hypoglykämien. Bei einer Hypoglykämie unter Alkoholeinfluss sind die kognitiven Hirnfunktionen noch stärker beeinträchtigt; zudem kommt es zu einer verringerten Wahrnehmung der Warnsymptome.
Empfehlungen, die den totalen Verzicht auf Alkohol bei Diabetes propagieren, sind heute überholt. Für Diabetiker ist wichtig zu
wissen, dass Alkohol den Blutzuckerspiegel sogar noch Stunden nach dem Trinken senken kann. Eine gelegentliche moderate
Alkoholaufnahme (für Frauen bis 10 g Alkohol / Tag, für Männer bis 20 g Alkohol /Tag) mit einer kohlenhydrathaltigen Mahlzeit
verbunden, hat jedoch kaum spürbare Effekte. Dies bedeutet, dass Frauen ein Glas Wein, Sekt (etwa 100 ml) oder Bier (etwa 250
ml) und Männer entsprechend das Doppelte zu einer Mahlzeit, konsumieren können. Kohlenhydratreiche alkoholische Getränke
sollten gemieden werden.
Insulinresistenz:
Unter Insulinresistenz versteht man eine verminderte oder aufgehobene Wirkung des Peptidhormons Insulin in den peripheren
Geweben. Vor allem die Muskulatur, die Leber und das Fettgewebe reagieren weniger empfindlich auf Insulin. Als Folge kann die
Glucose nicht richtig verwertet werden und bleibt im Blut, was sich durch erhöhte Blutzuckerwerte äussert. Anfänglich versucht
die Bauchspeicheldrüse, die Insulinresistenz durch die Produktion hoher Insulinmengen zu kompensieren. Letztendlich wird die
Bauchspeicheldrüse dadurch überfordert. Die produzierte Insulinmenge reicht dann nicht mehr aus, um den Blutzuckerspiegel
zu senken. Insulinresistenz wird durch Übergewicht und Bewegungsmangel begünstigt.
Diabetische Ketoazidose und hyperosmolares diabetisches Koma:
Eine ausgeprägte Erhöhung des Blutzuckers kann zu einer Entgleisung des Zuckerstoffwechsels führen. Die Komplikationen, die
dabei auftreten können, sind die diabetische Ketoazidose, welche überwiegend bei einem Diabetes Typ 1 auftritt, und das hyperosmolare Dehydrierungssyndrom, welches meist bei einem Typ-2-Diabetes vorkommt. Auslösende Faktoren sind meistens Infektionen und / oder eine fehlende oder schlecht angepasste Insulintherapie. Beide Formen der Stoffwechselentgleisung können
unbehandelt zu einem Koma (Coma diabeticum), bzw. zu einem hyperosmolaren Koma und zum Tod führen.
Bei der diabetischen Ketoazidose führt der Insulinmangel zu einem vermehrten Abbau von Fett in sogenannte Fettsäuren. Die
Fettsäuren häufen sich dann im Körper an und werden nur noch unvollständig zu Ketonen abgebaut, was zu einer Übersäuerung
des Körpers führt. Die diabetische Ketoazidose ist durch hohe Blutzuckerwerte, Ketone im Urin, Übersäuerung des Blutes (Azidose), Wasserverlust, Durst, Erbrechen, Benommenheit und auch Acetongeruch in der Atemluft gekennzeichnet. Es können Bewusstseinsstörungen bis hin zum Coma diabeticum auftreten.
Beim hyperosmolaren Koma ist die Insulinsekretion gerade noch ausreichend, um einen vermehrten Abbau von Fett zu hemmen,
sie reicht jedoch nicht aus, um eine vermehrte Produktion von Glukose in der Leber zu hemmen, so dass es zu einer starken
Erhöhung der Blutglukosekonzentration (häufig über 33 mmol/l) im Blut kommt. Zumeist besteht hier keine Azidose und es werden auch keine Ketone im Urin nachgewiesen. Ab einer bestimmten Glukosekonzentration im Blut kann die Niere die Glukose
nicht mehr in das Blut "zurückholen". Als Folge davon wird die Glukose mit dem Urin ausgeschieden, welches Wasser mit sich
zieht und zu einem starken Flüssigkeitsverlust führt. Kann der Wasserverlust nicht ausgeglichen werden, führt dies zu einer Austrocknung des Körpers. Der Wasserverlust wird noch verstärkt, wenn es zu Übelkeit und Erbrechen kommt. Die Zellen trocknen
aus (Dehydrierung) und können nicht mehr auf den Insulinreiz reagieren.19
Glykosyliertes Hämoglobin (HbA1c):
Das Hämoglobin, das von den roten Blutkörperchen transportiert wird, geht mit dem im Blut gelösten Zucker eine chemische
Verbindung ein. Diese Verknüpfung wird nach kurzer Zeit so fest, dass die roten Blutkörperchen sie nicht mehr lösen können.
Voraussetzung ist allerdings, dass grössere Mengen Zucker über längere Zeit verfügbar sind, was nur dann gegeben ist, wenn der
Blutzuckerspiegel lange Zeit über dem Normwert liegt. Je stärker und je länger der Blutzuckerspiegel erhöht ist, desto mehr
Hämoglobin kann sich mit Zucker verbinden und desto höher wird letztlich der HbA1c-Wert. Weil die roten Blutkörperchen die
Hämoglobin-Zucker-Verbindung nicht lösen können, transportieren sie diese, solange sie leben, also etwa 100 bis 120 Tage lang.
An der Menge des HbA1c erkennt man daher, ob der Blutzuckerspiegel in den vergangenen 6 - 12 Wochen längere Zeit erhöht
war. HbA1c-Werte von weniger als 7 % werden angestrebt. Zurzeit gibt es noch keinen einfachen Routinetest, um den HbA1cWert in der Apotheke zu messen.
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Nummer 135, Juli 2016
Hypoglykämie:
Unter einer Hypoglykämie versteht man eine Absenkung der Blutglukose-Konzentration unter den physiologischen Normwert
von 4.0 mmol/l. Die Zeichen einer Hypoglykämie sind abhängig vom Schweregrad der Unterzuckerung. Man kann sie in drei
Gruppen einteilen:
•
•
•
Autonome Zeichen, hervorgerufen durch eine Adrenalinausschüttung: Zittern, Schwitzen, Herzrasen, Heisshunger, Blässe
Neuroglykopenische Zeichen: Sie entstehen durch den Glucosemangel im ZNS - meist erst bei Blutzucker-Konzentrationen
unter 2,8 mmol/l. Die Glykopenie betrifft viele neuronale Funktionen und kann sich wie folgt äussern: Benommenheit, Verwirrtheit, Sprachstörungen, atypisches Verhalten, Parästhesien, Delirium oder Psychose
Bei weiter fallendem Blutzuckerspiegel (< 30 – 40 mg/dl) entstehen schwere neurologische Störungen wie Krämpfe, Bewusstlosigkeit, Koma
Die Behandlung einer leichten bis mittleren Hypoglykämie besteht aus der Gabe von 15 - 20 g Kohlenhydraten, sofern der Patient
ansprechbar ist. Dies entspricht vier Stück Zucker / Traubenzucker oder zwei Kaffeelöffeln Honig.
Ist der Patient bewusstlos, wird Glukagon i.m. oder s.c. (GLUCAGEN® novo 1mg) oder Glucise i.v. verabreicht.
Diabetes und Autofahren: Gut zu wissen…
Aufgrund des Hypoglykämie-Risikos ist das Risiko für Autounfälle bei Diabetikern um 12 - 19% erhöht. Dieses Risiko ist besonders
hoch bei Patienten, die mit Insulin, Gliniden oder Sulfonylharnstoffen behandelt werden, wobei je nach Sulfonylharnstoff grosse
Unterschiede bestehen. Unter Gliclazid (DIAMICRON® und Generika) treten deutlich weniger Hypoglykämien als unter Glibenclamid (DAONIL® und Generika) oder Glimepirid (AMARYL® und Generika) auf.20
Praktische Tipps für Autofahrer:
- Hypoglykämie-Prophylaxe in Form von schnell resorbierbarem Zucker (Traubenzucker) und Blutzuckermessgerät im Fahrzeug mitführen
- Messen des Blutzuckerspiegels vor der Fahrt und während längerer Fahrten. Kein Fahren, wenn der Blutzuckerspiegel unter
5.0mmol/l liegt
- Bei längeren Fahrten regelmässige Pausen einlegen und den Blutzucker alle 1 bis 1,5 Stunden messen
Hyperglykämie:
Bei einer Hyperglykämie handelt es sich um einen erhöhten Blutzuckerspiegel. Dies ist der Fall bei einem Nüchternglukosegehalt
von mehr als 7 mmol/l, bzw. 11 mmol/l zwei Stunden postprandial. Die Symptome einer Hyperglykämie entsprechen den Symptomen des Diabetes: erhöhte Harnausscheidung, Durstgefühl, Müdigkeit, Hungergefühl, Gewichtsverlust, Exsikkose usw.
DIABETESMEDIKAMENTE (AUSSER INSULIN) – wichtig für die Beratung:
Neben Insulin kommen verschiedene Arzneimittel mit unterschiedlichen Wirkprinzipien zur
Behandlung des Diabetes Typ 2 zum Einsatz
Sie wirken auf verschiedene Organe und erhöhen entweder die Insulinmenge oder ihre Wirksamkeit
Viele dieser Arzneimittel können untereinander und / oder mit Insulin kombiniert werden
Gute Kenntnisse der verschiedenen Therapieoptionen ermöglichen eine gezielte Beratung in
der Apotheke für einen besseren Therapieerfolg mit weniger unerwünschten Wirkungen (u.a.
Hypoglykämien) und Komplikationen
Encadré819Encadré1120
19
SSPh, CQ, update 2015, diabète
http://www.diabetesschweiz.ch/fileadmin/files/national/Informationen/Fachinfos/Factsheet_Auto_Gewerbe_2015_DEF_F.pdf
20
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Nummer 135, Juli 2016
In Kürze
Notfallkontrazeption: Neues Protokoll und Flussdiagramm
In den letzten PN wurde das Thema Notfallkontrazeption in der Apotheke behandelt und die beiden
oralen in der Schweiz neu rezeptfrei erhältlichen Notfallkontrazeptiva ELLAONE® und NORLEVO®
(und Generika) vorgestellt. Ein Protokoll wurde entwickelt, um die Abgabe der Notfallkontrazeption
in der Apotheke zu begleiten und dokumentieren. Eine neue Fassung des Dokuments wurde von
PharmaSuisse publiziert. Es wurde mit hilfreichen Fragen zur Beurteilung der Urteilsfähigkeit der
Patientinnen (besonders bei jungen Frauen unter 16 Jahren) ergänzt.
LOCABIOTAL® (Fusafungin): weltweite Marktrücknahme
Ende Mai wurde die Zulassung von LOCABIOTAL® in der Schweiz und weltweit wiederrufen, Die Entscheidung, die Marktzulassung von Fusafungin-haltigen Arzneimitteln zu widerrufen, basiert auf Berichten von seltenen, jedoch schwerwiegenden Fällen von Überempfindlichkeitsreaktionen, darunter allergischen und lebensbedrohlichen anaphylaktischen Reaktionen, sowie einem begrenzten
Nutzennachweis. Allgemein wird die Anwendung von topischen Antibiotika nicht mehr empfohlen.
DISTRANEURIN® (Clomethiazol): Dosierungsfehler!
DISTRANEURIN® ein beruhigender, schlaffördernder, krampflösender und entzündungshemmender
Wirkstoff zur Behandlung altersbedingter Schlafstörungen, Verwirrung, Alkoholentzugserscheinungen, Delirium tremens und Prädelir. Es ist in Form von Kapseln und als Mixtur erhältlich. DISTRANEURIN® wird häufig zur Behandlung von altersbedingten Schlafstörungen verschrieben und ist seit geraumer Zeit im Handel. Kürzlich wurde jedoch ein Fehler bei Beschriftung der Verpackung von DISTRANEURIN® Kapseln festgestellt: sie enthalten 192 mg Clomethiazol, freie Base. Die Kapseln enthalten kein Clomethiazol-Edisilat. Der bisher auf der Faltschachtel und der Etikette angebrachte Hinweis auf die Salzform (ut Clomethiazoli edisilas 300 mg) war damit nicht konform und wurde im
Rahmen einer Änderungsanzeige gestrichen. An der Arzneiform inklusive Dosierung derselben hat
sich nichts geändert. Die Dosierung in Anzahl Kapseln ist in der Fachinformation daher unverändert
angegeben, ebenso die Konversion von Kapseln auf die Mixtur bei allfälliger Umstellung für die Patienten.
MONURIL® (Fosfomycin): 2 g für Patienten unter 50 Kg
MONURIL® ist ein Antibiotikum zur einmaligen Einnahme, das hauptsächlich zur Behandlung von
akuten unkomplizierten Harnwegsinfektionen (Zystitis) angewendet wird. Derzeit gilt MONURIL® in
der Schweiz als Mittel der Wahl in dieser Indikation. Die übliche Dosierung beträgt 3 g als Einzeldosis. Für Personen mit einem Körpergewicht unter 50 kg wird eine Dosierung von 2 g empfohlen. Um
die Einnahme zu vereinfachen sind seit kurzem Beutel zu 2 g im Handel. Die Einnahme erfolgt auf
leeren Magen, d. h. 2 - 3 Stunden vor oder nach dem Essen, am besten abends nach Entleerung der
Blase.
Anmerkung des Herausgebers
Die Empfehlungen in Pharma-News geben die Meinung der Autoren auf Grund der bei Redaktionsschluss vorhandenen Daten wieder. Der CAP trägt dafür keinerlei Verantwortung.
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Resultate des Lesetests der PN 131 – die Gewinnerinnen:
Fehlerfrei!
Bartolomucci Nicole
Pharmacieplus du Rhône
Aigle
Ein bis zwei entschuldigte Fehler!
Sousa Morais Andreia
Schwenter Sophie
Chuat Myriam
Fernandez Clémentine
Haxhija Natyra
Gianini Stéphanie
Schmid Jaël
Gerber Valérie
Léger Sarah
Fioritto Priscille
Panettieri Sophie
Fournier Nathalie
Werner Marie-Thérèse
Piller Jessica
Pulitano Giuseppe
Gonseth Agnès
Rossel Valérie
Georgy Coralie
Kottelat Geneviève
Chappatte Estelle
Thiévent Ariane
Joye Vanessa
Pharmacie de Villeneuve
Pharmacie de Villeneuve
Pharmacie de Villeneuve
Pharmacie de Villeneuve
Pharmacie de Villeneuve
pharmacieplus du rhône
pharmacieplus du val-de-travers
Pharmacie Schneeberger
Pharmacie Schneeberger
Pharmacie Schneeberger
Pharmacie Schneeberger
Pharmacie de Nendaz
Pharmacie Populaire Tranchées
pharmacieplus du bourg
Pharmacie du Vieux Village SA
Pharmacie du 1er Mars
pharmacieplus franches-montagnes
pharmacieplus franches-montagnes
pharmacieplus franches-montagnes
pharmacieplus franches-montagnes
pharmacieplus franches-montagnes
Pharmacie de Vouvry
Villeneuve
Villeneuve
Villeneuve
Villeneuve
Villeneuve
Aigle
Couvet
Tramelan
Tramelan
Tramelan
Tramelan
Haute-Nendaz
Genève
Marin-Epagnier
Vernier
Les Geneveys/Coffrane
Saignelégier
Saignelégier
Saignelégier
Saignelégier
Saignelégier
Vouvry
Die glückliche Gewinnerin ist Sarah Léger!
Sie gewinnt einen Bon ihrer Wahl über 100 CHF.
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Nummer 135, Juli 2016
LESETEST
Pharma-News Nr. 134
Kreuzen Sie die richtige Antwort oder die richtigen Antworten an, machen Sie einen Kreis um RICHTIG
oder FALSCH, oder beantworten Sie die Frage:
1) Die akute Höhenkrankheit ist (mehrere Antworten sind möglich):
a)
b)
c)
d)
e)
eine durch den Sauerstoffmangel in grossen Höhen ausgelöste Erkrankung
ein lebensbedrohlicher Notfall
eine Erkrankung, die nur ältere Personen betrifft
eine Vorstufe des Höhe-Hirnödems
eine Störung, die mit Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen einhergeht
2) Welche Faktoren sind entscheidend bei der Frage, ob eine Notfallkontrazeption nötig ist oder nicht, wenn
eine Pilleneinnahme versäumt wurde
−
−
−
3) RICHTIG oder FALSCH zu chemotherapie-induzierter Nausea und Erbrechen (CINV)?
a) CINV treten immer innerhalb der ersten 24 Stunden nach einer Chemotherapie auf
b) Frauen, die unter Schwangerschaftsübelkeit gelitten haben, haben ein erhöhtes CINV-Risiko
c) Zur Prävention von CINV können verschiedene Antiemetika kombinieren werden
d) Im Rahmen einer CINV-Behandlung wird empfohlen, so wenig wie möglich zu trinken
e) Die Wahl der Therapie hängt vom emetischen Potenzial der verabreichten
Chemotherapeutika ab
Richtig / Falsch
Richtig / Falsch
Richtig / Falsch
Richtig / Falsch
Richtig / Falsch
4) Wählen Sie aus!
a) Die Wirkdauer von IMOVANE® ist
kurz
mittelfristig
b) Eine Zopiclon-spezifische unerwünschte Wirkung ist
eine residuale Müdigkeit am Morgen
ein bitterer Geschmack im Mund
c) Der Konsum von Alkohol während einer Zopiclontherapie
vermindert dessen Wirkung
erhöht das Risiko für Somnambulismus
d) Zopiclon
verlängert die Gesamtschlafzeit um mehrere Stunden
vermindert die Einschlaflatenz
e) Die Wirksamkeit von Zopiclon
nimmt mit der Zeit ab
nimmt mit der Zeit zu
5) Betrifft NORLEVO® und/oder ELLAONE®?
a)
b)
c)
d)
e)
Rezeptfrei erhältlich in der Apotheke
Erfordert eine Stillpause von sechs Stunden
Kann das Auftreten der nächsten Mens verzögern
Vermindert die Verhütungswirksamkeit von CERAZETTE®
Generika sind erhältlich
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NORLEVO® / ELLAONE®
NORLEVO® / ELLAONE®
NORLEVO® / ELLAONE®
NORLEVO® / ELLAONE®
NORLEVO® / ELLAONE®
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6) Kreuzen Sie die richtigen Aussagen zu Schlafstörungen an:
a)
b)
c)
d)
e)
Alkohol ist ein gutes Schlafmittel
Gewisse Medikamente können den Schlaf stören
Körperliche Bewegung wird bei Einschlafstörungen nicht empfohlen
Schlafmittel sollten nicht länger als maximal vier Wochen lang eingenommen werden
Die Beleuchtung der Smartphones beeinträchtigt den Schlaf
7) Ergänzen Sie den folgenden Satz mit einer der unten vorgeschlagenen Fortsetzungen:
Nebst der massiven Beeinträchtigung der Lebensqualität des Patienten können CINV:
a) die Wirksamkeit einer Chemotherapie beeinträchtigen
b) die Toxizität der Chemotherapie erhöhen
c) das Fortschreiten der Krebskrankheit begünstigen
d) schwere metabolische Störungen verursachen
e) neurologische Störungen verursachen
8) JA oder NEIN?
a) Die Notfallkontrazeption schützt vor sexuell übertragbaren Erkrankungen
b) Wird die Einnahme der Verhütungspille einmal vergessen,
ist immer eine Notfallkontrazeption notwendig
c) ELLAONE® ist wirksamer als NORLEVO®
d) Die Pille danach kann auch als Kontrazeptionsmethode angewendet werden
e) Ein Notfallkontrazeptivum darf auch zweimal im selben Zyklus eingenommen werden
Ja / Nein
Ja / Nein
Ja / Nein
Ja / Nein
Ja / Nein
9) Welchen Patienten sollte man empfehlen, nur eine halbe Tablette IMOVANE® vor dem Zubettgehen
einzunehmen?
−
−
10) Nennen Sie die Faktoren, die das Risiko für eine akute Höhenkrankheit erhöhen:
−
−
−
−
−
−
Senden Sie einen Test pro Pharma-AssistentIn vor dem 25. Juli 2016 per Fax an die Nr. 022-3630085
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Vorname
Unterschrift
Stempel der Apotheke
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