Das Hörsystem

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Das Hörsystem
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Physik der Schallreize
Anatomie des Hörsystems
Verarbeitung im Innenohr
Tonotopie im Hörsystem
Lokalisation von Reizen
Vom Sehen zum Hören
• Einige Gemeinsamkeiten, aber noch mehr
Unterschiede.
Die Hörwelt
Hören versus Sehen
Schall
• Schwankungen des Luftdrucks im hörbaren
Frequenzbereich bezeichnet man als Schall.
• Zur Beschreibung einer Schallwelle kann der Verlauf des
Luftdrucks an einem bestimmten Ort benutzt werden.
• Druck ist die Kraft, die auf eine bestimmte Fläche
ausgeübt wird.
• Kraft wird in Newton gemessen: 1 N ist die Kraft, die
man braucht um 1 kg um 1 m/s2 zu beschleunigen (die
Gravitationskraft der Erde beschleunigt 1kg um 9.81
m/s2).
• Die allgemeine Einheit des Drucks ist dann die Kraft 1 N,
ausgeübt auf die Fläche 1 m², sie wird mit Pascal
bezeichnet.
Schalldruck
• Der Druck wird in der Akustik in Mikropascal (μPa)
gemessen: 1 μPa = 10-6 N/m2
• Die Masse der Luftsäule über einem Quadratzentimeter
beträgt etwa 1.0139 kg. Dadurch entsteht eine Kraft von
9.946 N und ein atmosphärischer Druck von 9.946
N/cm2.
• Die kleinste Änderung des Schalldrucks, die das auditive
System des Menschen unter optimalen Bedingungen
gerade noch wahrnehmen kann, liegt bei etwa 20 μPa.
• Der größte Schalldruck, der gerade an der
Schmerzgrenze liegt, ist etwa 108 μPa.
Ausbreitung von Schall
• Druckwellen pflanzen sich in elastischen Medien
fort. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit ist umso
größer, je dichter das Medium ist.
Luft
Meerwasser
Buchenholz
Stahl
Ziegelstein
Glas
Beton
Marmor
344 m/s
1522 m/s
3300 m/s
5000 m/s
3100 m/s
4000-4500 m/s
3900 m/s
5300 m/s
Schalldruck in Dezibel
• Um die in der Psychoakustik auftretenden
Schalldruckwerte zwischen 20 und 108 μPa
bequemer darstellen zu können, benutzt man
meist eine logarithmische Darstellung relativer
Schalldruckwerte.
• Der Schalldruck wird dazu auf einen Bezugswert
relativiert und der daraus hervorgehende
Quotient logarithmiert:
L(p) = 20 log (p/p0)
• Die logarithmierte Größe wird mit 20 multipliziert
und erhält die Bezeichnung Dezibel.
Schalldruckpegel
• Als Bezugsschalldruck p0 wird der Wert 20 μPa
benutzt, der unter geeigneten Bedingungen etwa
der menschlichen Hörschwelle entspricht.
p
[dB SPL]
L( p ) = 20 log
20μPa
• Ein in dieser Weise dargestellter Schalldruckwert
wird als Schalldruckpegel bezeichnet und durch
die Abkürzung dB SPL („sound pressure level“)
gekennzeichnet.
Rechenregeln
• Die wichtigste Eigenschaft des
Logarithmus ist:
log (x.y) = log x + log y
• Einer Verdoppelung des Schalldrucks
entspricht ein Zuwachs des Schalldruckpegels von 6 dB:
L1 = 20 log (p1/p0) dB
L2 = 20 log (2p1/p0) dB
= 20 log(2) + 20 log (p1/p0)
= 6 + L1
db-Werte einiger Schallereignisse
Der Lautsprecher
Die schwingende
Membran eines
Lautsprechers erzeugt
Schalldruckänderungen
Lautsprecher
Ein reiner
Ton (Sinus)
Die schwingende
Membran eines
Lautsprechers erzeugt
Schalldruckänderungen
Luftdruck
Amplitude vs. Frequenz
Verschiedene Töne
Töne
Klang (Grundton+Obertöne)
Fourieranalyse/-synthese
Obertöne
Die meisten Töne, die von
Instrumenten erzeugt werden,
beinhalten neben der
Grundfrequenz auch noch
Obertöne, die immer Vielfache
der Grundfrequenz sind
Oktavenskala (nach Shepard)
Wenn man die Noten der Tonleiter
auf einer aufsteigenden Spirale
abbildet, kann man die
Wahrnehmung der Tonhöhe in der
Musik und der Ähnlichkeit
oktavverwandter Töne graphisch
darstellen.
Eine Oktave entspricht einer
Verdopplung der Frequenz.
Schall und Wahrnehmung
• Lautstärke
– Bei konstanter Frequenz nimmt die Lautstärke mit der Amplitude
eines Tons zu
• Tonhöhe
– Niedrige Frequenzen werden als tiefer wahrgenommen als hohe
• Lokalisation
– Durch die Auswertung der Unterschiede im linken und rechten
Ohr lässt sich feststellen, von welcher Stelle im Raum ein Ton
kommt
• Klangfarbe
– Komplexe Töne klingen oft (bei verschiedenen Instrumenten)
unterschiedlich, auch wenn sie die gleiche Tonhöhe haben
Kurven gleicher Lautheit
Was andere Tiere hören
- Frauen hören besser
- alte Menschen schlechter (besonders hohe Frequenzen)
Die Sone-Skala
Eine Erhöhung des Schalldruckpegels um ca. 10 dB führt
zu einer Verdoppelung der
wahrgenommenen Lautheit
Das menschliche Ohr
Das Sinnesorgan für die auditive Wahrnehmung ist das Ohr. Es ist unterteilt in das
Außenohr mit Ohrmuschel und Gehörgang, das Mittelohr mit Trommelfell und
Gehörknöchelchen und das Innenohr mit der Schnecke. Die drei Bereiche haben
unterschiedliche Funktionen.
Das Mittelohr
Hammer
Amboss
Steigbügel
Luft
Trommelfell
Luft
Hörgang
Ovales
Fenster
Flüssigkeit
Rundes
Fenster
Die drei
Gehörknöchelchen
übertragen die
Vibrationen des
Trommelfells auf das
ovale Fenster des
Innenohrs
Dabei wird der
Schalldruck um einen
Faktor von 20-50
verstärkt
Druckausweiterleitung im Außenund Mittelohr
-hier: Luftleitung
-aber auch: Knochenleitung
Das Mittelohr
Die Gehörknöchelchen des
Mittelohres gleichen den
Schallintensitätsverlust von
30 dB SPL beim Übergang
von Luft zu Flüssigkeit aus.
Die Flächenreduktion von
Trommelfell auf ovales
Fenster bringt einen Druckgewinn von etwa 24.6 dB,
die Hebelwirkung der
Gehörknöchelchen
verstärkt den Schalldruck
um weitere 2.3 dB.
Reduktion des Innenohrschalldrucks
Der Trommelfellspanner
spannt bei hohen Schalldrucken das Trommelfell
und der Steigbügelmuskel
kippt den Steigbügel vom
ovalen Fenster weg.
Dadurch wird der
Innenohr-Schalldruck um
bis zu 30 dB reduziert
(akustischer Reflex).
Dadurch wird das Ohr vor
schmerzhaft lauten Reizen
geschützt.
Latenz > 35-150 ms:
Knalltrauma
Druckausbreitung
im Innenohr
Das Innenohr ist in drei Teile aufgebaut, die Scala vestibuli, die Scala tympani und
die Scala media. Das ovale Fenster verbindet Steigbügel und Scala vestibuli. Die
Schwingungen pflanzen sich entlang der Scala vestibuli bis zu ihrem Ende, dem
Apex, fort. Am Apex gibt es eine Verbindung zwischen Scala vestibuli und Scala
tympani. Die Schwingungen werden bei sehr intensiven Schallreizen auf die Scala
tympani übertragen und über das runde Fenster wieder ins Mittelohr zurückgegeben.
Durch den Schalldruck wird die gesamte Schnecke in Schwingung versetzt.
Cochleare Wanderwelle
• Die obere Abbildung zeigt eine Wanderwelle entlang der
Basilarmembran. Die Kurven links unten zeigen die Antwort
der Basilarmembran zu verschiedenen Zeitpunkten auf
einen Ton hoher Frequenz. Die Kurven auf der rechten
Seite zeigen die Antwort der Basilarmembran auf einen
tieffrequenten Ton.
• Die Schwingung tritt am ovalen Fenster in das Innenohr ein
und pflanzt sich dann als Wanderwelle entlang der Basilarmembran bis zum Apex fort.
• Die Basilarmembran hat nicht an jeder Stelle die gleiche
Steifheit. Deshalb entsteht das Schwingungsmaximum
verschiedener Frequenzen an unterschiedlichen Stellen auf
der Basilarmembran.
• Das Schwingungsmaximum für hohe Frequenzen tritt am
Anfang der Basilarmembran auf, also näher an der Basis,
während das Schwingungsmaximum für tiefe Frequenzen
näher am Apex liegt. Die Steifheit der Membran nimmt von
der Basis zum Apex hin ab, sie wird also immer weicher.
Hüllkurve der Wanderwelle
Die Position der Membran (durchgezogene Linie) ist zu drei verschiedenen
Zeitpunkten dargestellt. Die gestrichelte Linie ist die Hüllkurve. G ist der Gipfel der
Basilarmembranschwingung. Die Haarzellen an dieser Stelle der Membran werden
von deren Schwingung maximal stimuliert.
Betrachtet man die Hüllkurve der Wanderwelle, so findet man für jede Frequenz
einen charakteristischen Ort, an dem ihr Schwingungsmaximum liegt.
Die Cochlea
Auf der Basilarmembran liegt das Cortische Organ, das die Rezeptoren für die
auditive Wahrnehmung enthält.
Rezeptorzellen
Ein Querschnitt durch das Cortische Organ. Man sieht deutlich, wie es auf der
Basilarmembran aufsitzt. Es gibt zwei Gruppen an Rezeptoren der auditiven
Wahrnehmung, die inneren und die äußeren Haarzellen. Die Haarzellen sind in
Kontakt mit der Tektorialmembran, die wie ein Deckel auf den Haarzellen sitzt.
Das Innenohr ist flüssigkeitsgefüllt. Wenn sich eine Wanderwelle entlang der
Basilarmembran ausbreitet, wird diese relativ zum Cortischen Organ bewegt. Diese
relative Bewegung verbiegt die Haarzellen, was wiederum eine Erregung der
Rezeptoren erzeugt.
Reizung der Haarzellen
Empfindlichkeit
Die Empfindlichkeit der
Haarzellen ist enorm.
Stellt man sich eine
Haarzelle von der
Größe des Eiffelturms
vor, dann reicht eine
Verschiebung der
Stereozilien um 10
Millimeter zur
Wahrnehmung
Frequenzgang einer Haarzelle
Jede einzelne Haarzelle
ist bei einer bestimmten
Frequenz am
empfindlichsten. Diese
wird auch als
charakteristische
Frequenz der Haarzelle
bezeichnet
Die charakteristische
Frequenz ist durch den
Ort der Haarzelle entlang
der Cochlea bestimmt
Viele Haarzellen
Das Ensemble aller Haarzellen ergibt die gesamte Empfindlichkeitskurve
Innere und äußere Haarzellen
Rolle der äußeren Haarzellen
Bewegungen der
äußeren Haarzellen
ändern die
mechanischen
Eigenschaften der
Basilarmembran
Dadurch wird das
Tuning der inneren
Haarzellen deutlich
verbessert
Ortstheorie
• Die Basilarmembran wird an
einem Ort der Cochlea am
stärksten ausgelenkt.
• Dieser Ort ist spezifisch für
jede Frequenz
• Die Auslenkung führt zur
Scherung der inneren
Haarzellen gegen die
Tektorialmembran
• Die äußeren Haarzellen
beeinflussen die
mechanischen Eigenschaften
dieses Prozesses.
Tonotopie in der Cochlea
Tonotopie im Hörnerv
Die auditorischen Bahnen
Die Fasern des Hörnervs
ziehen zunächst zum
nucleus cochlearis,
werden dann im oberen
Olivernkern im
Hirnstamm und dem
colliculus inferior im
Mittelhirn verschaltet,
und gelangen über das
Corpus geniculatum
medialis (CGM) im
Thalamus in den
auditorischen Kortex, der
sich im Schläfenlappen
befindet
Tonotopie im Hörsystem
Richtungshören
Interaurale Zeitdifferenz
Bei Tönen, die nicht genau vor oder
hinter dem Beobachter entstehen,
besteht eine Laufzeitdifferenz
zwischen den beiden Ohren. Der
Schall erreicht zuerst das nähere
Ohr. Diese Zeitdifferenzen liegen im
Bereich von Mikrosekunden, können
aber trotzdem von Neuronen im
auditorischen System erkannt
werden.
Der Hörschatten
Hochfrequente Töne von
der dem Ohr entfernten
Seite fallen in einen
Hörschatten. Der Pegel
dieser Töne wird
abgeschwächt. Tiefe
Frequenzen sind davon
nicht betroffen.
Experiment: Fingerreiben
Interaurale Pegeldifferenz
Vertikale Lokalisation
Unterschiede in der
Elevation einer Tonquelle
führen zu leicht
unterschiedlichen
spektralen
Zusammensetzungen, die
vom Ohr erkannt werden
Interaktion mit der Hörmuschel
Auditorische Gruppierung
Verschiedene Töne vermischen sich zunächst im Ohr und müssen dann später
wieder in ihre Komponenten zerlegt werden
Das Auditorische System
• Schall wird in der Cochlea zu
Nervenimpulsen gewandelt
• Diese werden im auditorischen Kortex als
Töne, Musik, Geräusche und Sprache
wahrgenommen
• Die Verarbeitung im auditorischen System
erfolgt tonotop (nach Tönen geordnet)
• Binaurales Hören ermöglicht die
Richtungswahrnehmung
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