Plasmonen und Plasmon-Polaritonen Von Ulrich Gimmler Universität des Saarlandes 09.02.2015 Inhalt ● Definition von Plasmonen ● Erzeugung von Plasmonen ● ● Plasmonenarten und ihre Eigenschaften Zukunft der Plasmonenforschung Was sind Plasmonen? Definition Plasmonen ● ● ● ● ● Beschreibt Schwankung der Ladungsträgerdichte in einem Metall [1] Leitungselektronen werden als freies Elektronengas beschrieben (DRUDE-Modell) [2] Freie Elektronen schwingen als Kollektiv kohärent relativ zu den positiven Ionen im Gitter [1] Kollektiv kann als Quasiteilchen (Plasmon) betrachtet werden [1], mit Resonanzmoden, die abhängig sind von Form und Größe des Materials [2] Amplitude der Schwingung ist durch Anzahl der Plasmonen im Metall gegeben [1] Wie entstehen Plasmonen? Plasmonenanregung 1) impulsartige Anregungen des Elektronenplasmas durch Transmission oder Reflexion von schnellen Elektronen am Material freie Oszillation mit Eigenfrequenz des Elektronensystems 2) Anregung des Plasmas durch einfallende elektromagnetische Strahlung einfallende Strahlung wechselwirkt mit von Plasmonen ausgesendeten Streufeldern Neue Resonanzfrequenz wird erzwungen (PlasmonPolariton) [2] Plasmonenanregung [3] Plasmonenanregung [7] Welche Arten von Plasmonen gibt es? Plasmonenarten ● ● ● Volumenplasmonen Oberflächenplasmonen bzw. Oberflächenplasmon-Polaritonen Partikelplasmonen bzw. PartikelplasmonPolaritonen [1] Volumenplasmonen ● ● Longitudinale Volumenplasmonen, angeregt durch schnelle Elektronen, besitzen Eigenfrequenz, die durch den Realteil der dielektrischen Funktion des Metalls εi(ω) bestimmt ist Ansatz: Bewegungsgleichung für ein freies Elektron im elektrischen Feld m0*x''(t)= -e*E(t) mit x(t)= x0*exp(-iωt); P=-n*e*x; E(t)= E0*exp(-iωt) εi(ω)= 1+P(ω)/(ε0*E(ω)) wobei x: Position des Elektrons; E: Elektrische Feldstärke; m0: Elektronenmasse; e: Elektronenladung; P: Polarisation; n: Leitungselektronenkonzentration ● Man erhält εi(ω)= 1-ωp2/ω2 mit ωp= (n*e2/(ε0*m0))1/2 [3] Volumenplasmonen ● Die Resonanzbedingung ist erfüllt, wenn εi(ω) = 0 gilt Also ist ωp die Eigenfrequenz/Resonanzfrequenz ● [2] Die Energie eines Plasmons beträgt dann Ep = h/(2*π)*ωp [1] Volumenplasmonen [2] Volumenplasmonen ● Vorsicht! Elektronen sind nicht frei WW zwischen Elektronen und Ionenkernen führt zu Dämpfung der Schwingung ● Einführung von Dämpfungskonstante Γ Bewegungsgleichung: m*x''(t)+m*Γ*x'(t) = -e*E(t) εi(ω) = 1-ωp2/(ω2+Γ2) + i*Γ*ωp2/(ω*(ω2+Γ2) ● Relaxationszeit: τ = 1/Γ Gibt an wann die Plasmonenenergie nur noch exp(-1) des Anfangswertes beträgt [4] Lebenszeit sehr kurz, ungefähr 10-14s [2] Oberflächenplasmonen ● Longitudinale Ladungsdichtewellen entlang einer Oberfläche oder Grenzschicht (evaneszente Welle) Anregung durch schnelle Elektronen ● Kontinuität elektrischer Felder an Grenzflächen führt zur Bedingung εa(ω) + εi(ω) = 0 mit εa(ω): dielektrische Funktion des äußeren Mediums für die Eigenfrequenz ωs von Oberflächenplasmonen [4] Oberflächenplasmonen ● z.B Modell: planare Vakuum/MetallOberflächenschicht und freie Elektronen εa = 1; εi(ω) = 1- ωp2/ω2 ωs = ωp/(2)1/2 ● Oder beliebiges Dielektrikum statt Vakuum mit positivem Realteil und vernachlässigbarem Imaginärteil in dielektrischer Funktion ωs = ωp/(1+εa)1/2 [4] Oberflächenplasmon-Polariton ● ● Anregung der Plasmon-Polaritonen durch Licht Problem: Frequenz und k-Vektor von Licht und Plasmon müssen zur Anregung übereinstimmen Bedingung kann aus Dispersionsrelation der Plasmon-Polaritonen herausgelesen werden [5] Oberflächenplasmon-Polariton ● Herleitung der Dispersionsrelation aus Lösung der Maxwellgleichung für elektromagnetische Wellen an Grenzflächen für einfallende Welle mit E = E0*exp(i*(kx*x + kz*z – ω*t): kz1/ε1 + kz2/ε2 = 0; kx2 + kzi2 = εi*(ω/c)2; i = 1,2 kx(ω) = ω/c*(ε1*ε2/ε1+ε2)1/2 Koordinatensystem an der Grenzschicht zweier Materialien. kx verläuft entlang der Grenzschicht, kz1 und kz2 senkrecht dazu [5] Oberflächenplasmon-Polariton ● ● Resonanzfrequenz aus Schnittpunkt der Dispersionsrelationen von PlasmonPolaritonen und Licht Im Fall von Vakuum/MetallGrenzschicht keine Anregung möglich Dispersionskurven von Plasmonen und Licht an Vakuum/Metall-Grenzschicht [5] Oberflächenplasmon-Polariton ● Anregung durch Prisma nach Kretschmann oder Otto möglich Der passende k-Vektor parallel zur Grenzfläche wird durch Variation des Einfallswinkels des Lichts erreicht ● Anregung durch Gitterkoppler paralleler k-Vektor der einfallenden Lichtwelle wird bezüglich der Gitterperiode erhöht ● Auch Oberflächenrauhigkeit kann Kopplung hervorrufen Energieaustausch zwischen Plasmon und Licht [5] Oberflächenplasmon-Polariton Energieverluste: ● Plasmon-Polariton gibt entlang der Oberfläche Energie an Metall ab Propagationslänge: L = 1/(2*Im(kx)) ● ● Eindringtiefe im Metall durch Skin-Tiefe beschrieben (für kleine Frequenzen): [5] skin-Tiefe: δ(ω) = (2*ρ/(ω*μr*μ0))1/2 mit ρ: spezifischer Widerstand [8] [7] Partikelplasmonen ● ● Modell: kleine sphärische Nanopartikel aus Metall, kleiner als mittlere freie Weglänge der Leitungselektronen im Massivmaterial Oberflächenplasmonen werden zu lokalisierten Plasmonen (Plasmaschwingungen) Oszillationsmoden entstehen [2] ● Bedingung für Resonanzmoden: εa + (l/(1+l))*εi = 0 ωs = ωp*(1+εa*(l+1)/l))-1/2; ● l = 1,2,3... L = 1,2... entspricht Dipolmode, Quadrupolmode... [4] Partikelplasmonen Bei sehr kleinen Teilchen (r < 10nm) tritt nur Dipolmode auf ● Bei größerem Radius werden vermehrt höhere Moden angeregt ● Resonanzfrequenz nähert sich bei steigendem Radius asymptotisch dem Wert für die planare Oberfläche an [4] ● Dämpfung wird durch Oberflächenstöße dominiert und steigt umgekehrt proportional zum Teilchenradius R ● [6] Partikelplasmonen [2] Partikelplasmon-Polariton ● ● k-Erhaltung zur Plasmonerzeugung gilt in sehr kleinen Partikeln nicht mehr Licht wird in Abhängigkeit der Wellenlänge unterschiedlich stark absorbiert und gestreut Absorptions- und Streuspektren sind von Partikelgröße abhängig [2] Partikelplasmon-Polariton [2] Partikelplasmon-Polariton [2] Partikelplasmon-Polariton [6] Motivation für zukünftige Forschung ● individuelle, frequenzabhängige Materialeigenschaften einzelner Metalle, z.B. Bandübergänge, beeinflussen die Extinktionsspektren durch Veränderung der dielektrischen Funktion des Metalls [9] [2] Motivation für zukünftige Forschung ● Extinktion hängt auch stark von dielektrischer Funktion des Einbettmediums ab [2] Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit! Quellen ● ● ● ● [1]: http://de.wikipedia.org/wiki/Plasmon_(Physik) [2]: Vorlesung Nanostrukturphysik 1, WS 2014/2015, Universität des Saarlandes [3]: Charles Kittel, Introduction to Solid State Physics, Seventh Edition [4]: Ray Egerton: Electron Energie-Loss Spectroscopy in the Electron Microscope, Third Edition ● [5]: http://en.wikipedia.org/wiki/Surface_plasmon_polariton ● [6]: Uwe Kreibig, Peter Zacharias: Zeitschrift für Physik 231, (1970), 128 ● [7]: http://en.wikipedia.org/wiki/Surface_plasmon ● [8]: http://en.wikipedia.org/wiki/Skin_effect ● [9]: http://de.wikipedia.org/wiki/Elektrische_Suszeptibilit%C3%A4t