Interdisziplinäres Seminar „Der Mathematische Blick“, 12.11.2007 Faszination Finanzmathematik – Aufgaben, Prinzipien und Methoden Ralf Korn 1. Was ist Finanzmathematik ? 2. Risiko modellieren, nutzen, beschränken: Optimales Investment 3. Der Erwartungswert-Varianz-Ansatz im Ein-Perioden-Modell 4. Optionsbewertung – Einfache Modelle und Prinzipien 5. Moderne Finanzmathematik in Praxis und Forschung 0. Was habe ich im Blick ? 0. Was habe ich im Blick ? Risiko, genauer: Finanzielles Risiko 0. Was habe ich im Blick ? Risiko, genauer: Finanzielles Risiko Ziel: • Mathematische Beschreibung („Modellierung“) des • Versicherung („Hedging“) gegen Folgen des • Ausnutzen („Portfolio-Optimierung“) des Risikos in der Finanzmathematik 0. Was habe ich im Blick ? Risiko, genauer: Finanzielles Risiko Ziel: • Mathematische Beschreibung („Modellierung“) des • Versicherung („Hedging“) gegen Folgen des • Ausnutzen („Portfolio-Optimierung“) des Risikos in der Finanzmathematik Zusätzlich: Varianten/Anwendungen für den Schulunterricht 1. Was ist Finanzmathematik ? Financial mathematics Modeling of stock and bond prices Optimal investment (Optimal portfolios) Option pricing Risk management 1. Was ist Finanzmathematik ? Financial mathematics Modeling of stock and bond prices Optimal investment (Optimal portfolios) Option pricing Risk management Welche Mathematik wird benötigt ? • Stochastik (insbesondere stochastische Prozesse) • Statistik • Stochastische Analysis (Itô-Kalkül) • (Nicht-lineare) Optimierung • Partielle Differerentialgleichungen • Stochastische Steuerung (Dynamische Optimierung) • Numerische Methoden • Monte Carlo Methoden 2. Risiko modellieren, nutzen, beschränken: Optimales Investment Gegeben: Anfangskapital X (0) Was heißt „ optimal “ ? ϕ → Gesucht: Optimales Endvermögen X ϕ (T ) 2. Risiko modellieren, nutzen, beschränken: Optimales Investment Gegeben: Anfangskapital X (0) Was heißt „ optimal “ ? ϕ → Gesucht: Optimales Endvermögen X ϕ (T ) 1.Idee: Bestimme die Investmentstrategie ϕ * , die zum größten Endvermögen führt, also X ϕ* (T ) = max X ϕ (T ) ϕ 2. Risiko modellieren, nutzen, beschränken: Optimales Investment Gegeben: Anfangskapital X (0) Was heißt „ optimal “ ? ϕ → Gesucht: Optimales Endvermögen X ϕ (T ) 1.Idee: Bestimme die Investmentstrategie ϕ * , die zum größten Endvermögen führt, also X ϕ* (T ) = max X ϕ (T ) ϕ Alternativen: 1,03 1,025 1,02 1,015 1,01 1,005 1 0,995 1. Apr. 1. Mai. 31. Mai. 30. Jun. 30. Jul. Dax Festgeld 29. Aug. 28. Sep. 2. Risiko modellieren, nutzen, beschränken: Optimales Investment Gegeben: Anfangskapital X (0) Was heißt „ optimal “ ? ϕ → Gesucht: Optimales Endvermögen X ϕ (T ) 1.Idee: Bestimme die Investmentstrategie ϕ * , die zum größten Endvermögen führt, also X ϕ* (T ) = max X ϕ (T ) ϕ aber: nur möglich, wenn die Aktienkurse im voraus bekannt wären ! 2. Risiko modellieren, nutzen, beschränken: Optimales Investment Gegeben: Anfangskapital X (0) Was heißt „ optimal “ ? ϕ Gesucht: Optimales Endvermögen X ϕ (T ) → 1.Idee: Bestimme die Investmentstrategie ϕ * , die zum größten Endvermögen führt, also X ϕ* (T ) = max X ϕ (T ) ϕ aber: nur möglich, wenn die Aktienkurse im voraus bekannt wären ! 2.Idee: Bestimme die Investmentstrategie ϕ * , die zum größten erwarteten Endvermögen führt, also E X ϕ* (T ) = max E X ϕ (T ) ( ) ϕ ( ) 2. Risiko modellieren, nutzen, beschränken: Optimales Investment Gegeben: Anfangskapital X (0) Was heißt „ optimal “ ? ϕ Gesucht: Optimales Endvermögen X ϕ (T ) → 1.Idee: Bestimme die Investmentstrategie ϕ * , die zum größten Endvermögen führt, also X ϕ* (T ) = max X ϕ (T ) ϕ aber: nur möglich, wenn die Aktienkurse im voraus bekannt wären ! 2.Idee: Bestimme die Investmentstrategie ϕ * , die zum größten erwarteten Endvermögen führt, also E X ϕ* (T ) = max E X ϕ (T ) ( ) ϕ ( ) aber: führt zum Investment des gesamten Kapitals in die Aktie mit der höchsten erwarteten Rendite ⇒ hohes Risiko, sehr riskante Strategie Also: Finde (und löse !) eine Aufgabenstellung, bei der sowohl das Risiko als auch der (mittlere) Ertrag angemessen berücksichtigt werden 3. Der Erwartungswert-Varianz-Ansatz im Ein-Perioden-Modell Markowitz (1952, 59): „Wähle als Risikomaß die Varianz der Portfolio-Rendite und maximiere den Erwartungswert der Portfolio-Rendite bei beschränkter Varianz“ Genauer: Ri = Pi (T ) − pi pi „Rendite“ des i. Wertpapiers mit π = (π1 ,...,πd )' π ⇒ R = π X π (T ) x „Portfoliovektor“ d = ∑ πi Ri „Portfoliorendite“ mit i =1 d ( ) = ∑ πiµi = π' µ , E R µi = E (Ri ), σ ij = Cov (Ri , R j ), ⇒ d ( ) = ∑ πiσij π j = π' σπ Var R i =1 π i , j =1 „Maximiere den erwarteten Ertrag bei beschränkter Varianz“ (EV) max π' µ π∈ R d NB. : πi ≥ 0 , d ∑ πi = 1, i =1 π' σπ ≤ C Ein einfaches Beispiel: DAX oder Sparbuch ? Daten: Zeithorizont 1 Jahr Sparzins: 5% DAXdaten: 20 % mittlere Rendite 15 % Standardabweichung („Volatilität“) Alternativen: 1,03 1,025 1,02 1,015 1,01 1,005 1 0,995 1. Apr. 1. Mai. 31. Mai. 30. Jun. 30. Jul. Dax Festgeld 29. Aug. 28. Sep. Ein einfaches Beispiel: DAX oder Sparbuch ? Daten: Zeithorizont 1 Jahr Sparzins: 5% DAXdaten: 20 % mittlere Rendite 15 % Standardabweichung („Volatilität“) Portfoliovektor (π1 ,π2 ) = (π1 ,1 − π1 ) ⇒ E R π = π1µ1 + (1 − π1 )µ 2 = (µ1 − µ 2 ) π1 + µ 2 = −0 ,15 ∗ π1 + 0 ,20 =: g (π1 ), ( ) 2 Var ( R π ) = π12σ11 + 2π1 (1 − π1 ) σ12 + (1 − π1 ) σ 22 2 = (1 − π1 ) σ 22 = 0 ,0225 ∗ (π12 − 2π1 + 1) =: f (π1 ) Ein einfaches Beispiel: DAX oder Sparbuch ? Daten: Zeithorizont 1 Jahr Sparzins: 5% DAXdaten: 20 % mittlere Rendite 15 % Standardabweichung („Volatilität“) Portfoliovektor (π1 ,π2 ) = (π1 ,1 − π1 ) ⇒ E R π = π1µ1 + (1 − π1 )µ 2 = (µ1 − µ 2 ) π1 + µ 2 = −0 ,15 ∗ π1 + 0 ,20 =: g (π1 ), ( ) 2 Var ( R π ) = π12σ11 + 2π1 (1 − π1 ) σ12 + (1 − π1 ) σ 22 2 = (1 − π1 ) σ 22 = 0 ,0225 ∗ (π12 − 2π1 + 1) =: f (π1 ) Die Lösung des Problems (EV) ist folglich dazu äquivalent • zunächst alle Punkte aus [0, 1] zu finden, für die f (π1 ) ≤ c gilt, (Betrachtung der Werte einer nach oben geöffneten Parabel) • dann das Maximum einer Geraden über diesem Bereich zu finden. Ein einfaches Beispiel: DAX oder Sparbuch ? Daten: Zeithorizont 1 Jahr Sparzins: 5% DAXdaten: 20 % mittlere Rendite 15 % Standardabweichung („Volatilität“) Portfoliovektor (π1 ,π2 ) = (π1 ,1 − π1 ) ⇒ E R π = π1µ1 + (1 − π1 )µ 2 = (µ1 − µ 2 ) π1 + µ 2 = −0 ,15 ∗ π1 + 0 ,20 =: g (π1 ), ( ) 2 Var ( R π ) = π12σ11 + 2π1 (1 − π1 ) σ12 + (1 − π1 ) σ 22 2 = (1 − π1 ) σ 22 = 0 ,0225 ∗ (π12 − 2π1 + 1) =: f (π1 ) Die Lösung des Problems (EV) ist folglich dazu äquivalent • zunächst alle Punkte aus [0, 1] zu finden, für die f (π1 ) ≤ c gilt, (Betrachtung der Werte einer nach oben geöffneten Parabel) • dann das Maximum einer Geraden über diesem Bereich zu finden. Kann analytisch und (empfehlenswert !) graphisch gelöst werden. Graphisches Beispiel Daten: µ1 = 0.05, µ 2 = 0.20, σ 11 = σ 12 = σ 21 = 0, σ 22 = 0.152 = 0.0225 , c = 0,0036 Graphisches Beispiel Daten: µ1 = 0.05, µ 2 = 0.20, σ 11 = σ 12 = σ 21 = 0, σ 22 = 0.152 = 0.0225 , c = 0,0036 ⇒ Zugehörige Bilder: Varianzfunktion und Nebenbedingung 0,025 0,02 0,015 f(p1) NB 0,01 0,005 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 Zulässiger Bereich für π1 Graphisches Beispiel Daten: µ1 = 0.05, µ 2 = 0.20, σ 11 = σ 12 = σ 21 = 0, σ 22 = 0.152 = 0.0225 , c = 0,0036 ⇒ Zugehörige Bilder: Varianzfunktion und Nebenbedingung Zielfunktion und zulässiger Bereich 0,025 0,25 0,02 0,2 0,015 0,15 f(p1) g(p1) NB 0,01 0,1 0,005 0,05 0 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 Zulässiger Bereich für π1 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 Optimale Lösung für π1 = 0.6 Lösung : π1 = 0.6, π 2 = 0.4, opt.Rendite = 0.11, Varianz = 0.0036 Wie funktioniert das in der Realität ? • Teils sehr große Portfolios (mit weit über 100 Anlagemöglichkeiten) • Große Probleme mit der Schätzung der benötigten Parameter (insbesondere den mittleren Renditen und den Kovarianzen) • Varianten von Markowitz mit o Mehrperiodenmodellen o Anderen Risikomaßen als die Varianz o Impliziten Schätzungen der Renditen aus dem Marktgleichgewicht heraus kombiniert mit „Expertenwissen“ (Black-Litterman-Ansatz) o …. Wie funktioniert das in der Realität ? • Teils sehr große Portfolios (mit weit über 100 Anlagemöglichkeiten) • Große Probleme mit der Schätzung der benötigten Parameter (insbesondere den mittleren Renditen und den Kovarianzen) • Varianten von Markowitz mit o Mehrperiodenmodellen o Anderen Risikomaßen als die Varianz o Impliziten Schätzungen der Renditen aus dem Marktgleichgewicht heraus kombiniert mit „Expertenwissen“ (Black-Litterman-Ansatz) o …. Frage: Kann man sich gegen die Risiken des Aktienhandel absichern ? 4. Optionsbewertung – Einfache Modelle und Prinzipien Was sind Optionen ? 4. Optionsbewertung – Einfache Modelle und Prinzipien Was sind Optionen ? • Verträge, die eine zukünftige Zahlung unsicherer Höhe garantieren • Zahlungen hängen von einer zugrunde liegenden Größe ab („Derivate“) 4. Optionsbewertung – Einfache Modelle und Prinzipien Was sind Optionen ? • Verträge, die eine zukünftige Zahlung unsicherer Höhe garantieren • Zahlungen hängen von einer zugrunde liegenden Größe ab („Derivate“) Einfachstes Beispiel: a) Eine Europäische Kaufoption (“call”) auf eine Aktie mit Fälligkeit T und Strike K ist ein Vertrag, der seinem Besitzer das Recht (aber nicht die Pflicht !) gibt, in T eine Aktie zum Preis K vom Verkäufer der Option zu erwerben 4. Optionsbewertung – Einfache Modelle und Prinzipien Was sind Optionen ? • Verträge, die eine zukünftige Zahlung unsicherer Höhe garantieren • Zahlungen hängen von einer zugrunde liegenden Größe ab („Derivate“) Einfachstes Beispiel: a) Eine Europäische Kaufoption (“call”) auf eine Aktie mit Fälligkeit T und Strike K ist ein Vertrag, der seinem Besitzer das Recht (aber nicht die Pflicht !) gibt, in T eine Aktie zum Preis K vom Verkäufer der Option zu erwerben + Mathematisch: Identifiziere die Option mit ihrer Endzahlung von ( S (T ) − K ) 4. Optionsbewertung – Einfache Modelle und Prinzipien Was sind Optionen ? • Verträge, die eine zukünftige Zahlung unsicherer Höhe garantieren • Zahlungen hängen von einer zugrunde liegenden Größe ab („Derivate“) Einfachstes Beispiel: a) Eine Europäische Kaufoption (“call”) auf eine Aktie mit Fälligkeit T und Strike K ist ein Vertrag, der seinem Besitzer das Recht (aber nicht die Pflicht !) gibt, in T eine Aktie zum Preis K vom Verkäufer der Option zu erwerben + Mathematisch: Identifiziere die Option mit ihrer Endzahlung von ( S (T ) − K ) b) Eine Europäische Verkaufsoption (“put”) auf eine Aktie mit Fälligkeit T und Strike K ist ein Vertrag, der seinem Besitzer das Recht (aber nicht die Pflicht !) gibt, in T eine Aktie zum Preis K an den Verkäufer der Option zu verkaufen + Mathematisch: Identifiziere die Option mit ihrer Endzahlung von ( K − S (T ) ) (Schulanwendung: Abschnittsweise definierte Funktionen) Händler denken oft graphisch (Schüler auch ...): ⇒ Payoffdiagramme Call Optionszahlung Put Optionszahlung ( P1 (T ) − K K )+ Aktienpreis K (K − P1 (T ))+ K Aktienpreis Weitere Beispiele: • Amerikanische Optionen • Exotische Optionen o Barriereoptionen z.B. ≜ ( S (T ) − K ) i1 o Asiatische Optionen z.B. 1T ≜ T ∫ S ( t ) dt − K in T 0 + {S ( t )> H ∀t∈0,T } in T + S ( ti ) − S ( ti −1 ) n o Cliquet-Optionen P + max min ∑ max min αi , Ci , Fi , C , F in T S ( ti −1 ) i =1 o Basket Optionen z.B. n B = ∑ α i Si ( T ) − K i =1 und nahezu beliebig viele weitere, komplexe Beispiele ... + Warum handelt man mit Optionen ? Warum handelt man mit Optionen ? - Absicherungfunktion - Spekulationsfunktion Warum handelt man mit Optionen ? - Absicherungfunktion - Spekulationsfunktion Absicherung: Wirkung eines Puts im Portfolio aus Aktie + Put mit Strike K Zahlungen K Portfolio Aktie Put K Aktienkurs Warum handelt man mit Optionen ? - Absicherungfunktion - Spekulationsfunktion Absicherung: Wirkung eines Puts im Portfolio aus Aktie + Put mit Strike K Zahlungen K Portfolio Aktie Put K Aktienkurs Schulanwendung: Konstruktion gewünschter Zahlungsprofile („Legobaukasten“) Warum handelt man mit Optionen ? - Absicherungfunktion - Spekulationsfunktion Absicherung: Wirkung eines Puts im Portfolio aus Aktie + Put mit Strike K Zahlungen K Portfolio Aktie Put K Aktienkurs Schulanwendung: Konstruktion gewünschter Zahlungsprofile („Legobaukasten“) Praxisanwendung: Gasanstalt-Aktienverkauf der Stadt Kaiserslautern an die Stadtsparkasse Was kosten Optionen ? Was kosten Optionen ? Einfachstes Beispiel: Ein-Perioden-Binomial Modell Optionsbeispiel: (Europ.) Calloption auf eine Aktie mit Strike K=100 (keine Zinsen) Aktienpreise: t=0 0,8 t=T 120 Optionszahlung : t=T 20 100 0,2 95 0 Was kosten Optionen ? Einfachstes Beispiel: Ein-Perioden-Binomial Modell Optionsbeispiel: (Europ.) Calloption auf eine Aktie mit Strike K=100 (keine Zinsen) Aktienpreise: t=0 0,8 t=T 120 Optionszahlung : t=T 20 100 0,2 95 0 Preisvorschlag für die Calloption: ? E(Optionszahlung) = 0,8·20 + 0,2·0 = 16 Was kosten Optionen ? Einfachstes Beispiel: Ein-Perioden-Binomial Modell Optionsbeispiel: (Europ.) Calloption auf eine Aktie mit Strike K=100 (keine Zinsen) Aktienpreise: t=0 0,8 t=T 120 Optionszahlung : t=T 20 100 0,2 95 0 Preisvorschlag für die Calloption: ? E(Optionszahlung) = 0,8·20 + 0,2·0 = 16 => im allgemeinen der falsche Preis !!!! h Was kosten Optionen ? Einfachstes Beispiel: Ein-Perioden-Binomial Modell Optionsbeispiel: (Europ.) Calloption auf eine Aktie mit Strike K=100 (keine Zinsen) Aktienpreise: t=0 0,8 t=T 120 Optionszahlung : t=T 20 100 0,2 95 0 Preisvorschlag für die Calloption: ? E(Optionszahlung) = 0,8·20 + 0,2·0 = 16 => im allgemeinen der falsche Preis !!!! Warum ??? Hauptgrund: Annahme der Arbitragefreiheit Es existiert keine Möglichkeit eines risikolosen Gewinns ohne Einsatz eigenen Kapitals. Hauptgrund: Annahme der Arbitragefreiheit Es existiert keine Möglichkeit eines risikolosen Gewinns ohne Einsatz eigenen Kapitals. Eine Arbitragemöglichkeit ist eine Investmentstrategie mit Startvermögen X(0) = 0 und einem Endvermögen von X(T ) im Zeithorizont T mit X(T ) ≥ 0, P( X(T ) > 0) > 0 . Hauptgrund: Annahme der Arbitragefreiheit Es existiert keine Möglichkeit eines risikolosen Gewinns ohne Einsatz eigenen Kapitals. Eine Arbitragemöglichkeit ist eine Investmentstrategie mit Startvermögen X(0) = 0 und einem Endvermögen von X(T ) im Zeithorizont T mit X(T ) ≥ 0, P( X(T ) > 0) > 0 . Typische Beispiele von Arbitragemöglichkeiten: Kostenlose Lose oder Lottoscheine Kostenloses Essen (wirklich ?) Weitere Beispiele ? Hauptgrund: Annahme der Arbitragefreiheit Es existiert keine Möglichkeit eines risikolosen Gewinns ohne Einsatz eigenen Kapitals. Eine Arbitragemöglichkeit ist eine Investmentstrategie mit Startvermögen X(0) = 0 und einem Endvermögen von X(T ) im Zeithorizont T mit X(T ) ≥ 0, P( X(T ) > 0) > 0 . Typische Beispiele von Arbitragemöglichkeiten: Kostenlose Lose oder Lottoscheine Kostenloses Essen (wirklich ?) Weitere Beispiele ? Wie lässt sich das Arbitrageprinzip bei der Optionsbewertung umsetzen ? Duplikationsprinzip und Arbitrageprinzip: Sind zwei Zahlungsströme in der Zukunft identisch, so haben sie auch heute den gleichen Wert. Duplikationsprinzip und Arbitrageprinzip: Sind zwei Zahlungsströme in der Zukunft identisch, so haben sie auch heute den gleichen Wert. Anwendung auf das Optionsbewertungsproblem: Kann man die Endzahlung der Option exakt durch eine Handelsstrategie (ψ,ϕ ) in Bargeld (oder: festverzinslichem Investment) und Aktie duplizieren, so gilt: Der Optionspreis muss mit dem Anfangsvermögen übereinstimmen, das zum Verfolgen der Duplikationsstrategie benötigt wird. Duplikationsprinzip und Arbitrageprinzip: Sind zwei Zahlungsströme in der Zukunft identisch, so haben sie auch heute den gleichen Wert. Anwendung auf das Optionsbewertungsproblem: Kann man die Endzahlung der Option exakt durch eine Handelsstrategie (ψ,ϕ ) in Bargeld (oder: festverzinslichem Investment) und Aktie duplizieren, so gilt: Der Optionspreis muss mit dem Anfangsvermögen übereinstimmen, das zum Verfolgen der Duplikationsstrategie benötigt wird. Im Beispiel: Finde (ψ,ϕ ) with ψ + 120ϕ = 20 ⇒ ψ + 95ϕ = 0 ψ = −76 ⇒ Optionspreis= ψ + 100ϕ = 4 ϕ = 0,8 Duplikationsprinzip und Arbitrageprinzip: Sind zwei Zahlungsströme in der Zukunft identisch, so haben sie auch heute den gleichen Wert. Anwendung auf das Optionsbewertungsproblem: Kann man die Endzahlung der Option exakt durch eine Handelsstrategie (ψ,ϕ ) in Bargeld (oder: festverzinslichem Investment) und Aktie duplizieren, so gilt: Der Optionspreis muss mit dem Anfangsvermögen übereinstimmen, das zum Verfolgen der Duplikationsstrategie benötigt wird. Im Beispiel: Finde (ψ,ϕ ) with ψ + 120ϕ = 20 ⇒ ψ + 95ϕ = 0 ψ = −76 ⇒ Optionspreis= ψ + 100ϕ = 4 ϕ = 0,8 Interpretation des Optionspreises: (( P1 (T ) − 20) ) Q ( P1 (T ) = 120 ) = 0, 2 Optionspreis = 4 = 0, 2 * 20 + 0,8 * 0 = EQ wobei das Wahrscheinlichkeitsmaß Q durch EQ (P1 (T )) = 100 = p gegeben ist. + Q ( P1 (T ) = 95 ) = 0,8 und “Q=risiko-neutrales Maß” Anwendungen im Schulunterricht: • Lösen einfacher Gleichungssysteme (weitere Optionstypen) • Diskussion der “neu entstandenen” Wahrscheinlichkeiten ! • Warum liefern andere Preise Arbitragemöglichkeiten ? • Unterschiede: Preis Gutes/schlechtes Geschäft • Verallgemeinerung auf Mehr-Perioden-Binomialmodelle • ........ 5. Moderne Finanzmathematik in Praxis und Forschung Bisher vorgestellte Modelle: • Ein-Periodenmodelle sind zu einfach (insbes. im Binomialfall) • Mehr-Perioden-Verallgemeinerungen werden schnell sehr aufwändig (warum ???) • Dynamik des Aktienpreises und der Entscheidungsmöglichkeiten fehlt ALLIANZ (XETRA) 750 700 650 600 550 500 450 400 350 31. Okt 20. Dez 08. Feb 30. Mrz 19. Mai 97 97 98 98 98 08. Jul 98 27. Aug 16. Okt 98 98 ALLIANZ (XETRA) 750 700 650 600 550 500 450 400 350 31. Okt 97 20. Dez 97 08. Feb 98 30. Mrz 98 19. Mai 98 08. Jul 98 27. Aug 98 16. Okt 98 Beachte: • Irreguläre Bewegung im Zeitablauf (“Nicht-glatt”) • (lokal) keine vorhersehbare Tendenz, Fluktuationen dominieren ALLIANZ (XETRA) 750 700 650 600 550 500 450 400 350 31. Okt 97 20. Dez 97 08. Feb 98 30. Mrz 98 19. Mai 98 08. Jul 98 27. Aug 98 16. Okt 98 Beachte: • Irreguläre Bewegung im Zeitablauf (“Nicht-glatt”) • (lokal) keine vorhersehbare Tendenz, Fluktuationen dominieren Notwendig: • Zeitstetige Preismodellierung (Geeignete stochastische Prozesse !) • Zeitstetige Modellierung der Handelsstrategien (Keine Prophetengaben ..) • Übertragung der finanzmathematischen Prinzipien (Risiko, Arbitrage, Duplikationsprinzip) Der Black-Scholes Markt -1Fundamentaler Baustein: Brownsche Bewegung W(t) W (0) = 0 , W (t ) − W ( s ) ∼ N (0 ,t − s ) , W (u ) − W (r ) unabhängig von W (t ) − W ( s ) , s ≤ t ≤ r ≤ u stationäre Zuwächse unabhängige Zuwächse Eigenschaften: • nirgends differenzierbar • Pfade haben unendliche Länge ⇒ Brownsche Bewegung modelliert den Zufallseinfluss (mehrdim. Verallgemeinerung einfach), Itô-Kalkül notwendig Der Black-Scholes Markt -2⇒ Aktienpreis (einfachstes Modell): Geometrische Brownsche Bewegung (( ) ) S1 (t ) = S1 (0) ⋅ exp b − 1 2 σ2 t + σW (t ) , E ( S1 (t )) = S1 (0) ⋅ exp (b ⋅ t ) ⇒ ⇒ relativ gute Approximation der realen Welt (wenn auch verbesserbar !) Das Duplikationsprinzip im Black-Scholes-Markt Satz: Optionsbewertung im Black-Scholes-Modell a) Im allgemeinen Black-Scholes-Modell (n Aktien, n-dimensionale Brownsche Bewegung) kann jede beliebige (europäische) Endzahlung B durch das Verfolgen einer geeigneten Handelsstrategie im Bond und den n Aktien exakt (!) dupliziert werden („Vollständigkeit des Marktes“). b) Im allgemeinen Black-Scholes-Modell ist der eindeutige Preis einer Option mit Endzahlung B gegeben durch ( EQ e−rT B ) Hierbei ist das Maß Q eindeutig durch die Tatsache bestimmt, dass für alle Wertpapiere unter Q EQ ( Si (t )) = si e rt gilt. („risiko-neutrale Bewertung“) Direkte Anwendung des Satzes auf Calls und Puts: Satz: Die Black-Scholes-Formel (Fall n=1) a) Der Preis eines europäischen Calls mit Fälligkeit T und Strike K ist zur Zeit t gegeben durch S (t ) S (t ) ln + r + 1 2 σ2 (T − t ) ln + r − 1 2 σ2 (T − t ) K K −r (T −t ) S (t ) Φ Φ − Ke , σ T −t σ T −t ( ) ( ) wobei Φ (.) die Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung ist. b) Der Preis eines europäischen Puts mit Fälligkeit T und Strike K ist zur Zeit t gegeben durch S t S t ln ( ) + r − 1 2 σ2 (T − t ) ln ( ) + r + 1 2 σ2 (T − t ) K K −r (T −t ) Ke Φ − − S (t ) Φ − . σ T −t σ T −t ( ) ( Beachte: Der Driftparameter b der Aktie geht nicht in den Preis ein ! ) Erfolg des Black-Scholes-Modells und der Black-Scholes-Formel • Beides sind in Forschung und Praxis akzeptierte Benchmarks (neue Modelle/Formeln müssen „besser“ sein und BS-Modell als Spezialfall enthalten) • Haupterfolgsgrund bei BS-Formel: Unabhängigkeit von b • Nobelpreis 1997 für Robert Merton und Myron Scholes für ihre Arbeiten zur BlackScholes-Formel (heißt seit dem Black-Scholes-Merton-Formel …) Erfolg des Black-Scholes-Modells und der Black-Scholes-Formel • Beides sind in Forschung und Praxis akzeptierte Benchmarks (neue Modelle/Formeln müssen „besser“ sein und BS-Modell als Spezialfall enthalten) • Haupterfolgsgrund bei BS-Formel: Unabhängigkeit von b • Nobelpreis 1997 für Robert Merton und Myron Scholes für ihre Arbeiten zur BlackScholes-Formel (heißt seit dem Black-Scholes-Merton-Formel …) Kritik am Black-Scholes-Modell • Normalverteilungsannahme kann keine extremen Schwankungen („Crashs“) erklären • Volatilitätsclustering wird beobachtet, nicht durch BS-Modell erklärbar • ..... Forschungsaspekte: • Geeignete(re) Aktienpreismodelle: Stochastische Volatilität, Lévy Modelle, ... • Schnelle und genaue Algorithmen zur Bewertung komplexer, pfadbahängiger Optionen • Kreditderivate, Modellierung hochdimensionaler Abhängigkeiten • Parameterschätzung (wenig Beobachtungen, hohe Genauigkeit) • Umsetzung zeitstetiger Portfolio-Optimierungsmethoden • .... Umsetzung in Industrieprojekten im Fraunhofer ITWM Forschungsaspekte: • Geeignete(re) Aktienpreismodelle: Stochastische Volatilität, Lévy Modelle, ... • Schnelle und genaue Algorithmen zur Bewertung komplexer, pfadbahängiger Optionen • Kreditderivate, Modellierung hochdimensionaler Abhängigkeiten • Parameterschätzung (wenig Beobachtungen, hohe Genauigkeit) • Umsetzung zeitstetiger Portfolio-Optimierungsmethoden • .... Umsetzung in Industrieprojekten im Fraunhofer ITWM (Weitere) Aspekte für den Schulunterricht: • Approximation der Normalverteilung durch die Binomialverteilung (Zentraler Grenzwertsatz Binomialmodell – Black-Scholes-Modell ) • Monte Carlo Simulation zur Berechnung von Optionspreisen (Starkes Gesetz der großen Zahl) • Spannendes und aktuelles Thema für interdisziplinären Unterricht ! … und bitte bedenken: … und bitte bedenken: o Es gibt keine Arbitragemöglichkeit (und das ist auch gut so !) … und bitte bedenken: o Es gibt keine Arbitragemöglichkeit (und das ist auch gut so !) o Es ist gut, nicht alles auf ein Pferd zu setzen … und bitte bedenken: o Es gibt keine Arbitragemöglichkeit (und das ist auch gut so !) o Es ist gut, nicht alles auf ein Pferd zu setzen o Verwirrende Angebote sind selten gut, aber oft teuer … und bitte bedenken: o Es gibt keine Arbitragemöglichkeit (und das ist auch gut so !) o Es ist gut, nicht alles auf ein Pferd zu setzen o Verwirrende Angebote sind selten gut, aber oft teuer o Das Argument „Die Modelle waren falsch“ ist eine gern genommene, aber fast immer falsche Ausrede … und bitte bedenken: o Es gibt keine Arbitragemöglichkeit (und das ist auch gut so !) o Es ist gut, nicht alles auf ein Pferd zu setzen o Verwirrende Angebote sind selten gut, aber oft teuer o Das Argument „Die Modelle waren falsch“ ist eine gern genommene, aber fast immer falsche Ausrede o Nicht jeder, der unverständliche Begriffe benutzt, hat auch verstanden, was er am Finanzmarkt tut …