Wer eignet sich als Stadtrat? - Willi Meier

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Wochenspiegel
Nr. 9
26. Februar 2014
WAHLEN 2014
Wer eignet
sich als
Stadtrat?
Am 30. März wählt Bülach das neue
Stadtparlament (Gemeinderat) und
die neue Stadtregierung (Stadtrat).
Auf dieser Doppelseite erhalten die
Kandidierenden für den Stadtrat Gelegenheit, Stellung zu beziehen. Wer
eignet sich für die Stadtregierung?
Machen Sie sich selbst ein Bild.
Andres Bührer
BSB, neu
Maria Eisele
AL, neu
Dominik Lauber
GLP, neu
Persönliche Motivation: Warum sollen die Stimmberechtigten Sie in
den Stadtrat wählen?
Der aktuelle Gesamtstadtrat hat sicher viel gute
Arbeit geleistet, aber seine primäre Aufgabe ist
die strategische Führung, und darin hat er versagt: ausufernde Verwaltungskosten, ewig verzögerte Grossprojekte und so weiter. Ich bin Kandidat für die Rückkehr zur strategischen Arbeit für
Bülach.
Weil ich mich für eine lebendige Stadt einsetze.
Weil ich erfahren und unabhängig bin. Weil ich
die Entwicklung der Stadt mit Weitsicht, Verstand
und Herz mitgestalten will. Und sowieso: Bülach
braucht wieder Frauen im Stadtrat.
Im Bülacher Stadtrat möchte ich mich einsetzen,
dass in Bülach in den nächsten Jahren wieder etwas langfristiger und nachhaltiger Politik betrieben wird. Zudem möchte ich die Anliegen und Interessen der jüngeren Generation im Stadtrat
vertreten.
Persönliche Schwerpunkte: Nennen
Sie bitte die politischen Anliegen,
für die Sie sich einsetzen.
Ich stehe ein für sicheren und effizienten Verkehr
für alle, für tiefe Steuern, für das zentrale Verwaltungsgebäude bei der Stadthalle, für die Senkung der Verwaltungskosten und für die Sportund Freizeitanlage Hagenbuchen in Bülachs Süden.
Bülach braucht mehr bezahlbaren Wohnraum.
Bülach braucht Orte der Begegnung, damit die
Bewohnerinnen und Bewohner – auch die neu
dazu gezogenen – Anschluss und Freundschaft
finden. Bülach braucht mehr politischen Diskurs.
Aus meiner Sicht braucht Bülach dringend mehr
Arbeitsplätze und Firmen, die hier Steuern zahlen. Ich möchte die Stadt für Start-ups interessant
machen und das Schaffen von Arbeitsplätzen belohnen. Dies möchte ich mit Anreizen für Jungunternehmer oder einem Stellenschafferpreis erreichen.
Finanzen: Wo würden Sie ansetzen,
um die Finanzen der Stadt Bülach
zu verbessern? Wo würden Sie sparen, was ist für Sie tabu?
Höhere Steuern lehne ich ab, denn mit rund
350 000 Franken je Steuerprozent sind die fehlenden Millionen kaum aufzuholen. Aber Bülachs
Unternehmen vermögen nur unterdurchschnittliche fünf Prozent zu den städtischen Steuereinnahmen beizutragen, die Standortförderung ist
daher die zentrale Aufgabe.
Schluss damit, den Steuerfuss immer weiter nach
unten zu drücken. Die nötigen Investitionen für
Schule, Sport, Verwaltung, Kultur müssen von
uns allen entsprechend unserem Einkommen und
Vermögen mitgetragen werden. Besonnen, nachhaltig, mit Qualität.
Mit den oben genannten Massnahmen würde sich
zumindest mittelfristig sicher die Ertragslage von
Bülach etwas verbessern. Weiter ist etwa die ITStruktur der Stadt effizienter zu gestalten, um
Doppelspurigkeiten zu vermeiden. Mit den jetzt
beschlossenen Einsparungen müssen die falschen
Leute für eine verschwenderische Politik bezahlen.
Verkehr: Wie lösen Sie die Verkehrsprobleme der Stadt?
Bülach muss eine regionalen Ost-West Achse bieten und gleichzeitig ohne Einschränkung der Erreichbarkeit das Zentrum (Bahnhof bis Untertor)
vom Transitverkehr befreien. Dies gelänge etwa
mit einer Überquerung des Gleisfeldes beim
Bahnhof und der Schliessung der Kreuzung
«Kreuz» für den MIV.
Autofreie Altstadt. Vorrang für Fussgänger, Velos
und ÖV im ganzen Stadtgebiet. An verlässlichen
Bus- und Zuganschlüssen muss noch gearbeitet
werden, ebenso an den innerstädtischen Busverbindungen.
Verkehrsprobleme sind in Bülach aufgrund einer
falschen Raumplanung entstanden. Anstatt langfristige Lösungen zu suchen, wurde immer wieder Flick-Politik betrieben. Das ist nicht nachhaltig. Für Bülach als Zentrum des Zürcher Unterlandes braucht es eine klare Vision, auch was
den Verkehr anbelangt.
Walter Baur
SVP, bisher
Hanspeter Lienhart
SP, bisher
Jürg Hintermeister
FDP, bisher
Persönliche Motivation: Warum sollen die Stimmberechtigen Sie in
den Stadtrat wählen?
Bülach ist im Umbruch: Mit viel Erfahrung aus
meiner Credit-Suisse-Zeit, bürgerlicher Gesinnung und Respekt vor Andersdenkenden will ich
zur Erfolgsgeschichte Bülachs beitragen. Die
Kraft und die Energie aus meiner Familie werden
mir dabei helfen.
Ich arbeite als Stadtrat mit Freude und grossem
Einsatz für ein lebendiges Bülach, wo sich unsere
Einwohnerinnen und Einwohner mit unterschiedlichstem Hintergrund zuhause fühlen können. Man
kennt mich und weiss, für was und wie ich politisiere. Mit mir wählt man nicht die Katze im Sack!
Seit 2006 setze ich mich für ein dienstleistungsorientiertes und sicheres Bülach ein. Die dringende Erneuerung der Bülacher Sportinfrastruktur
ist dabei ein Kernthema. Für die Legislatur
2014-2018 gilt es, eine vernünftige, einwohnerorientierte Entwicklung von Bülach zu sichern.
Persönliche Schwerpunkte: Nennen
Sie bitte die politischen Anliegen,
für die Sie sich einsetzen.
Neuer Stadtteil Bülach Nord, Konsolidierung Finanzen, Zusammenführung der Altersinstitutionen, Strukturreform, Revision Gemeindeordnung,
Erneuerung Sportanlagen: Es warten knifflige Finanzierungsaufgaben, die uns Höchstleistungen
abverlangen!
Die Weiterentwicklung der Stadt als Zentrum im
Unterland steht für mich sicher im Vordergrund.
In unserer Stadt befinden sich viele Quartiere im
Umbruch, ehemalige Industrieareale werden umgenutzt. Gerne würde ich an der Stadtentwicklung mit den vorgegebenen Schwerpunkten weiterarbeiten.
Die veraltete Sportinfrastruktur erneuern; mich
für ein sicheres Bülach einsetzen; weiterhin dem
Vandalismus die Stirn bieten und mit der Quartierpolizei die bürgernahe Polizeiarbeit als
Dienstleister fördern; eine zentralisierte Verwaltung realisieren; eine Plattform für Kultur bieten,
die auch eine Chance zur Entwicklung hat.
Finanzen: Wo würden Sie ansetzen,
um die Finanzen der Stadt Bülach
zu verbessern? Wo würden Sie sparen, was ist für tabu?
Die Finanzlage Bülachs ist zurzeit sehr gut, deshalb muss die neue Regierung die Prioritäten der
Investitionen sorgfältig abwägen. Im Laufe der
nächsten drei Jahre sind auch die Strukturen der
Verwaltung zu überprüfen: Stimmen Organisation, Aufgaben, Ressourcen, Personalbestand und
Effizienz?
Nach Jahren mit Überschüssen und Steuersenkungen sind jetzt dunkle Wolken aufgezogen.
Deswegen in Panik zu verfallen und übereilt zu
handeln, ist falsch. Wir haben im Stadtrat ein
Sparpaket geschnürt. Die Folgen sind jetzt zu diskutieren. Die Frage der Steuerhöhe darf nicht
ausgeklammert werden.
Wir haben im Sportzentrum Hirslen wie auch in
der Stadthalle eine deutliche Reduktion des Defizits erreicht. Das geht nur mit der Bereitschaft,
alle Themen anzusprechen. Wir leben die stetige
Überprüfung der strukturellen Ausgaben.
Verkehr: Wie lösen Sie die Verkehrsprobleme der Stadt?
Das Gesamtverkehrskonzept GVK ist der einzig
gangbare Weg. Im Fokus steht die Erschliessung
des neuen Stadtteils. Die Autobahnausfahrt Bülach Nord ist der Ausgangspunkt dazu. Und es
gibt gute Vorschläge für Ost-West-Verbindungen.
Wir haben mit Vertretern aller Parteien, dem Gewerbe und Interessenorganisationen ein Verkehrskonzept für Bülach erarbeitet. Es zeigt auf,
welche Massnahmen wir vorsehen beim Langsam-, Velo-, Auto- und öffentlichen Verkehr. Der
neue Stadtbus ab Dezember 2015 ist eine der
wichtigeren dieser Massnahmen.
Die Polizeiarbeit betrifft die Verkehrssicherheit in
Bezug auf das Verkehrsverhalten der Fahrzeuglenkerinnen und Fahrzeuglenker. Wichtig ist,
dass die Lösung der Verkehrsprobleme nicht Lebensadern des Gewerbes blockieren oder stören
darf.
Wochenspiegel
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Nr. 9
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AUF
EIN WORT
Rolf Haecky
Gabriel Lengen
BSB, neu
Ruedi Menzi
SVP, neu
Mark Eberli
EVP, bisher
Kandidiert für
das Stadtpräsidium
Kandidiert für
das Stadtpräsidium
Kandidiert für
das Stadtpräsidium
Es stehen anforderungsreiche Themen auf der
politischen Agenda. Ich will meine breite Erfahrung für das Gemeinwohl einsetzen und bringe
die richtigen Voraussetzungen mit, um gemeinsam mit dem Stadtrat die Weichen in eine sichere
Zukunft für Bülach zu stellen.
Mein beruflicher Leistungsausweis befähigt mich
bestens, die Führungs- und Repräsentationsaufgaben zu erfüllen. Analytisches, vernetztes Denken zähle ich zu meinen grossen Stärken. Mit einer umfassenden Betrachtungsweise schaffe ich
Grundlagen für Entscheidungen.
Seit über 20 Jahren engagiere ich mich für Bülach – seit 8 Jahren als Stadtrat für die Geschäftsfelder Alter, Soziales und Gesundheit. Ich bin für
die nächste Aufgabe bereit und würde mich
enorm freuen, mein Engagement, meine Erfahrung und mein Wissen als Stadtpräsident einbringen zu dürfen.
Ein nachhaltiges Wachstum ohne Steuererhöhungen setzt gesunde Finanzen und ein ausgewogenes Angebot an Wohnräumen und Arbeitsplätzen
voraus. Bülach bietet vielen viel; dieses Potenzial
gilt es zu nutzen. Mit optimierten Strukturen und
effizienten Abläufen lassen sich Verwaltungskosten deutlich senken.
Schaffen von Arbeitsplätzen und Lehrstellen; Umsetzung des Bildungsauftrags, Entwicklung der
Infrastruktur: Sportanlagen, Freibad, Stadthalle,
Saal für kulturelle Zwecke.
Als Fachperson (Master of Advanced Studies in
Stadt- und Regionalentwicklung der Hochschule
Luzern) möchte ich unsere wachsende Stadt begleiten und weiterhin Stadtentwicklung mitgestalten, Kommunikation ausbauen, konstruktive Zusammenarbeit fördern, Strukturen für die Zukunft fit machen.
Alle Ausgaben sind kritisch zu hinterfragen; es
gibt keine Tabus. Das Streichen von Schulsporttagen ist reine Polemik. Grundsätzlich braucht Bülach mehr gesundes Steuersubstrat. Die Schaffung neuer attraktiver Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten in Bülach Nord bringt steuerkräftige
Zuzüger nach Bülach.
Wünschbares von Notwendigem trennen; laufende und zukünftige Projekte auf weite Sicht planen
und prüfen; Verwaltungsaufwand optimieren.
Das Verkehrskonzept muss überarbeitet und optimiert werden. Eine reine Entschleunigung zielt
an den berechtigten Bedürfnissen der verschiedenen Anspruchsgruppen vorbei. Meine Stichworte
dazu sind: Ost-West-Passage, durchdachtes Parkplatz-Konzept sowie Umfahrungshinweise an
wichtigen Einfahrtsachsen.
Das vorliegende Verkehrskonzept ist parallel zur
Stadtentwicklung umzusetzen.
Ich unterstütze das «Ergebnisverbesserungsprogramm 2017» des Stadtrats, das einerseits ein
Sparprogramm beinhaltet und andererseits eine
Erhöhung der Einnahmen vorsieht. Ich bin bereit, alle Leistungen zu hinterfragen, wir dürfen
aber dabei nicht unsere hohe Lebensqualität in
Bülach gefährden.
Der Stadtrat hat in Zusammenarbeit mit allen interessierten Akteuren ein umfassendes Verkehrskonzept erarbeitet, und dieses gilt es Schritt für
Schritt umzusetzen. Mit unserem Wachstum und
der jährlich steigenden Mobilität werden wir uns
vermehrt mit dem Verkehr beschäftigen müssen.
Spezialfall Bülacher
Primarschulpflege
Virginia Locher
FDP, bisher
Willi Meier
SVP, bisher
Kandidiert für
das SchulpflegePräsidium
Zentraler Vorteil unseres Milizsystems ist es, berufliches Know-how zum Nutzen der Gemeinschaft einbringen zu können. Das hat mir in den
letzten vier Jahren viel Freude bereitet. Deshalb
bin ich motiviert, die Arbeit als Stadtrat in den
nächsten vier Jahren weiterzuführen.
In den letzten zwölf Jahren habe ich in der Primarschulpflege sehr viel Erfahrung und Wissen
erarbeitet. In der Funktion als Schulpräsidentin
möchte ich dieses einsetzen, weil mir die Schule
und Bülach am Herzen liegen.
Die Planung und die Umsetzung der Infrastruktur-Bauten für den neuen Stadtteil Bülach Nord
werden nebst dem Erhalt der bestehenden Infrastruktur die grösste Herausforderung für das Geschäftsfeld Infrastruktur sein. Die neue Sporthalle
soll den Sportlern, die schon lange darauf warten, übergeben werden.
Ich werde mich dafür einsetzen, die hohe Qualität der Bülacher Primarschule weiterzuentwickeln. Sehr interessiert bin ich an einer guten
Stadtentwicklung, damit sich unsere Bürger und
Bürgerinnen in Bülach zuhause fühlen. Ich setze
mich für eine zentralisierte Verwaltung ein.
Um das strukturelle Defizit zu beseitigen, müssen
wir die Verwaltungstätigkeiten schlanker gestalten und auf Wunschprojekte verzichten. Nicht
Sparen will ich beim Erhalt der Infrastruktur wie
Wasserversorgung und Abwasserentsorgung.
Ein Tabu ist für mich, an der Schulqualität zu
sparen. Ein Ziel ist, die hohe Sonderschulquote
zu senken. Die Ausgaben müssen stetig überprüft
werden.
Mit dem Umsetzen der guten und unumstrittenen
Elemente des Gesamtverkehrskonzepts kann der
Verkehr in Bülach vernünftig gelenkt werden.
Den Bussen, die Bülach künftig im Viertelstundentakt bedienen, muss die freie Fahrt gesichert
sein.
Ich wäre für ein Gesamtkonzept in Zusammenarbeit mit dem Kanton. Auch muss Schleich- und
Querverkehr vermieden werden. Das Verkehrsund Parkplatzkonzept muss das lokale Gewerbe
sowie die Verkehrsteilnehmer berücksichtigen.
Bülach ist eine sogenannte Einheitsgemeinde:
Das heisst, eine einzige Behörde, in diesem Fall
der Stadtrat, nimmt alle kommunalen Aufgaben
wahr – im Speziellen die der Schule und der politischen Gemeinde. Bülach ist jedoch ein Sonderfall, denn die Sekundarschule bleibt ausgeklammert und bildet eine eigenständige Behörde, zu
der alle Kreisgemeinden gehören. Deren Präsidentin oder Präsidenten wählen demzufolge die
Kreisgemeinden in einem eigenen Verfahren.
Die Bülacher wählen auch die Präsidentin der
Primarschule gesondert, diese aber nimmt Einsitz im Stadtrat als gleichgestelltes Mitglied.
Obwohl mit rund 70 Einheitsgemeinden im Kanton Zürich die unabhängigen Schulpflegen nach
wie vor eine Mehrheit darstellen, sind diese ein
Auslaufmodell. Immer mehr Dörfer und Städte
streben die Fusion von Politischer und Schulgemeinde an. Und das in der Regel gegen den heftigen Widerstand seitens der Schulen.
Vor allem in den ländlichen Gebieten drängt jeweils der Gemeinderat zu solchen Fusionen – in
einem Grossteil der Fälle auch aus finanziellen
Interessen und um der Macht willen. So sind vielfach die Schulgemeinden «reicher» und können
mit einem komfortableren Budget arbeiten als
die politischen Behörden. In einer Einheitsgemeinde fliessen die Steuern der Schule und die
der politischen Gemeinde in den gleichen Topf.
Das verschafft dem Gemeinderat etwas Luft.
Die Einheitsgemeinde gibt den politischen Behörden auch mehr Macht in die Hand, da nun der
Gemeinderat Angebote der Schule wie Skitage,
Ausflüge und Ähnliches absetzen und über das
Einstellen einer Lehrperson entscheiden kann.
Genau diese Kompetenzabgabe kritisieren die
Gegner der Einheitsgemeinden, da sie befürchten, dass die politischen Behörden die Schulpflegen bevormunden. Die Befürworter hingegen
wehren sich gegen den Verdacht, die Politiker
würden die Interessen der Schulkinder zugunsten eigener Vorhaben vernachlässigen. (hy.)
Eigentlich hätte das Volk sie gewählt und sie müssten mit im
Parlament sitzen. Doch ihre Stühle bleiben leer: Den Ortsparteien
in einigen Gemeinden im Unterland droht, dass sie keine Kandidaten finden, um dieses Frühjahr
in den Parlamenten die Sitze zu
besetzen, die ihnen gemäss Wähleranteilen zuständen.
Beispiel CVP Bülach: Angenommen, die Partei erreicht kommendes Frühjahr analog ihrer
durchschnittlichen Wählerstärke
in der Stadt Bülach einen Stimmenanteil von 5 bis 6 Prozent und
hätte damit Anspruch auf einen
Sitz oder gar auf zwei Sitze im
Parlament. Die Frage wäre, woher die Ortspartei die Kandidaten
Ein politisches Amt
bringt heute keine
Lorbeeren mehr ein
nehmen sollte. Sie müsste in aller
Eile x-beliebige Personen nehmen, die bereit wären, das Amt
zu übernehmen. Wenn sie überhaupt jemanden findet. Wahrscheinlicher ist, wie das auch andern Parteien blüht, dass sie auf
Einsitz im Parlament verzichten.
Alle Parteien von links bis
rechts bekunden Mühe, geeignete
Kandidaten für ein politisches
Amt zu finden. Dies bestätigen die
meisten Unterländer Parteipräsidenten unumwunden. Offensichtlich finden Schweizer Bürgerinnen und Bürger immer seltener
den nötigen Freiraum, um sich
neben ihren beruflichen Aufgaben
auch noch für die Gesellschaft zu
engagieren und ein öffentliches
Amt zu bekleiden.
Ohne zu beschönigen ist klar:
Je geringer die Auswahl der Parteien ist, umso mehr leidet die
Qualität der Kandidaten – so nach
dem Motto: «Wer keine Wahl hat,
muss nehmen, was kommt.»
Die Unlust an der Übernahme
eines politischen Amts hängt mit
verschiedenen Problemen zusammen. Auf der einen Seite bedeutet
politische Arbeit, gegen alle möglichen Widerstände kämpfen zu
müssen; zudem lassen Sachzwänge der Politik nur wenig Freiraum. Auf der andern Seite bringt
die Behördenarbeit vielfach einzig
Kritik ein – dies anstatt eines satten Lohnes.
Auch in Sachen Prestige sind
solche Ämter unattraktiv geworden: Wer im Parlament von Bülach oder einer anderen ähnlichen Gemeinde einsitzt, kann sich
– im Gegensatz zu früher – daraus
keine Vorteile für seine berufliche
Karriere erhoffen.
Dabei fällt den Parteienverantwortlichen in kleineren und grossen Gemeinden die Suche nach
Kandidaten bedeutend leichter als
ihren Kollegen in mittelgrossen
Agglomerationsgemeinden. Denn
in Dörfern ist ein politisches Amt
wirklich noch eine Aufgabe, die
neben der Berufslast zu tragen ist.
Doch: Berufspolitiker einzustellen
ist eine Alternative zum Milizsystem, die für über 60 Prozent aller
schweizerischen Gemeinden undenkbar ist. Diese sind zu klein,
um die entsprechenden Lohnkosten zu tragen.
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