Aus unserer Propstei Visitation – ein besonderer Besuch Was ist der Unterschied zwischen einem Besuch und einer Visitation? Antwort: Wenn wir zur Oma gehen, ist das ein Besuch. Wenn die Oma zu uns kommt, ist das eine Visitation! Nun ja, so kann man es sehen. Aber der Goslarer Propsteivorstand sieht es etwas anders. Gewiss ist die Visitation der offizielle Besuch von Propst und Propsteivorstand in einer Gemeinde. So wie Paulus und Barnabas sich auf den Weg machten, um „nach den Brüdern und Schwestern zu sehen, wie es um sie steht“ (Apostelgeschichte 15,36). Doch dabei soll nicht geschnüffelt und gemaßregelt werden. Die Visitation ist kein TÜV, bei dem das „Gemeindefahrzeug“ streng überprüft und entweder weiter zugelassen oder abgelehnt wird. Miteinander unterwegs zu sein und voneinander zu lernen – darum geht es. Also gemeinsam den Rückblick und einen Ausblick wagen. Sich selbst mit den Augen anderer sehen. Über den Tellerrand der drängenden Alltagsaufgaben hinaus schauen, um unser aller Ziel – die Verkündigung von Gottes Liebe in dieser Welt – neu ins Auge zu fassen. Zu ermutigen, die besonderen Gaben der Gemeinde weiter zu entwickeln. Also, liebe Gemeinden, freut Euch, wenn wir kommen! Hans W. Schünemann Jugendkirche – den Traum schon mal leben Elf Jugendliche wohnen gemeinsam in einer Jugendkirchenwohngemeinschaft. Sie leben ihren Traum von einer Jugendkirche. Sie gehen morgens zur Schule oder zur Arbeit, kochen gemeinsam, beten und überlegen, was man zusammen am Abend machen könnte. Sie helfen sich gegenseitig, so dass bis jetzt jedes Matheproblem gelöst wurde. Sie übernehmen Verantwortung für die gemeinsamen Mahlzeiten und freuen sich über bestandene Prüfungen, was dann auch gefeiert wird. Im Wohnzimmer hängt ein großer Plan, in den alle ihre Zeiten eingetragen haben. Man weiß voneinander und lernt seine Mitbewohner und Mitbewohnerinnen viel besser kennen, weil jeder sieht, welche Hobbys und Sportarten jeder so macht. Besuch war auch schon da: Der Stadtjugendring saß zum Nudelessen am großen Esstisch und einige Kirchenvorsteherinnen haben sich die WG auch angeschaut, um zu erfahren, wie es bei uns so läuft. Es gibt genug gemeinsame Zeit, um die Konfirmandenarbeit zu überdenken und Ideen für eine jugendliche Kirche zu entwickeln. Es kommen immer Jugendliche vorbei, um gemeinsam die nächsten Jugendgottesdienste zu planen, über das Logo zu entscheiden, neue Ideen für Jugendkirchenaktionen in der gesamten Stadt Goslar zu träumen. Und dann sehen wir uns hoffentlich, wenn der Traum einer Jugendkirche Goslar wahr geworden ist und sie zu den einzelnen Aktionen einlädt. Kathrin Lüddeke (Wir werden demnächst auf einer Synode die Jugendarbeit der Propstei umfassend vorstellen.) Synode aktuell (1/2014) Liebe Leserin, lieber Leser, in dieser Ausgabe wollen wir nicht nur auf die Propsteisynode schauen, sondern auch nach links und rechts, nach oben und unten. Deshalb kurze Berichte über die bemerkenswerte Initiative in einer Gemeinde zwischen Stadt und Land die ersten Eindrücke eines „Neulings“ in der Landessynode die eindrucksvollen christlich-muslimischen Kontakte im Abrahamskreis in Oker Eine bemerkenswerte Initiative in Hahndorf Warum lange auf landeskirchliche Hilfe warten anstatt selbst Hand anzulegen? So dachten die Hahndorfer und nahmen die erste Renovierung ihrer Kirche seit 1965 selbst in die Hand. Zahlreiche Helfer und Helferinnen arbeiteten mit Fleiß und Geschick und ließen das Kirchenschiff nach nur 30 Arbeitstagen (über einen Zeitraum von drei Monaten) in neuem Glanz erstrahlen. vorher Viel Freizeit und manches Wochenende setzten die Gemeindemitglieder ein. Es galt, die Ostwand trockenzulegen, die elektrischen Leitungen zu erneuern und Wände zu verputzen. Dann wurden die Wände, die Brüstungen und die Fenster, die Bänke und der Fußboden gestrichen. Die Propsteisynoden im Jahr 2014: Mittwoch, 19.3.2014, 19.00 - 22.00 Uhr in St. Stephani Leben auf großem Fuß – Der ökologische Fußabdruck, Referat von Bert Beyers (NDR) Samstag, 21.6.2014, 10.00 - 15.00 Uhr im Amsdorfhaus Glaube mit Konsequenzen (Arbeitstitel), Referat von Prof Dr. Klara Butting und Diskussion Donnerstag, 18.9.2014, 19.00 - 22.00 Uhr, Von der Ortskirche zu kirchlichen Orten, Referat von Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong (angefragt) Donnerstag, 13.11.2014, 19.00 - 22.00 Uhr Glaube und Milieu, Referat von Prof. Dr. Martin Gutmann Viele, die nicht selbst Hand anlegen konnten, spendeten großzügig und machten damit diesen bemerkenswerten Erfolg möglich. Ein Beispiel, wie Gemeinde lebendig wird. Möglichst oft für Sie erreichbar Propst: Thomas Gunkel, Tel. 05321 22921, [email protected] Vorsitzender der Synode: Dr. Hans W. Schünemann, Tel. 05341 833003, [email protected] Propsteisekretärin: Silvia Martin, Kaiserbleek 4, 38640 Goslar, Tel. 05321 22921, [email protected] -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Gestaltung dieser Ausgabe: Birgit Peter, Dierk Landwehr, Dr. Hans W. Schünemann, Erhard Stahl nachher Fotos: Ralf Huwald und Falk Eberlein Wir gratulieren zu der Aktion und empfehlen sie zur Nachahmung Meine erste Landessynode im Februar 2014 Was erwartet mich als neue Synodale? Zunächst ein angenehmer Gottesdienst in der Petruskapelle auf dem Hessenkopf. Mitwirkung von Laien und überaus kräftiger, männerlastiger Gesang. Im Verlauf gab es für die neuen Mitglieder – und das waren zu meiner Erleichterung ziemlich viele – das Gelöbnis „in Treue gegen den evangelischen Glauben das Wohl der Kirche nach bestem Wissen und Gewissen zu fördern". Danach ging es im großen Saal weiter, zunächst unter Vorsitz des Bischofs, denn ein neuer Präsident musste erst gewählt werden. Mitglieder der Kirchenregierung und des Kollegiums des Landeskirchenamtes (ich weiß immer noch nicht, was der Unterschied ist) waren rechts und links positioniert, an der Seite ein Tisch für die Presse (alle selbstverständlich mit Laptops, auf denen sie emsig mitschrieben) und hinter den 53 Synodalen einige wichtige Menschen aus dem Landeskirchenamt mit großen Namensschildern. Alles machte auf mich erstmal einen sehr steifen, förmlichen Eindruck – bis hin zur Anrede: Herr Präsident, Herr Landesbischof: Hohe (!) Synode. Aber im Verlauf' bekam das Ganze auch „menschliche", sogar humorige Aspekte. Über den Tellerrand hinaus: Der Abrahamskreis in Oker Im Goslarer Stadtteil Oker leben ca. 20 % Menschen mit Migrationshintergrund, die meisten sind türkisch-stämmig. Schon 2000 knüpfte Pfarrer Dr. Martin Senftleben erste Kontakte zwischen dem Vorstand der türkisch-islamischen DITIB-Gemeinde und der ev.-luth. Paulusgemeinde. Wir informierten uns gegenseitig über unseren Glauben und schufen eine gute Vertrauensbasis. So konnten wir seit 2001 interreligiöse Einschulungsgottesdienste feiern. Außerdem luden sich die Gemeinden gegenseitig zu Feiern und Festen ein. Höhepunkt war der interreligiöse Gottesdienst auf dem Propstei-Kirchentag 2004 im Stadtpark Oker. Im gleichen Jahr trafen sich interessierte Laien und Theologen aus der evangelischen, der katholischen und der islamischen Gemeinde Okers, um sich gegenseitig über ihre Religion und ihren Glauben auszutauschen. 2005 gaben wir unserem Gesprächskreis den Namen „Abrahamskreis“ – nach dem von Juden, Christen und Muslimen gleichermaßen verehrten Urvater Abraham. Sprecher ist seither Jens Kloppenburg. In den Gesprächen ging es um die Grundlagen des Glaubens, Gestalten aus Bibel und Koran, die Praxis des Glaubens, Gebete, Gottesdienste, Predigt, Feste und Feiern, Frieden und Dschihad, Jesus und Mohammed – ein breites Spektrum zum Teil durchaus kontrovers diskutierter Themen. Aber wir entdeckten, dass das Verbindende stärker ist als das Trennende; keine Seite versuchte, die andere zu manipulieren oder vorzuführen. So wuchs Vertrauen, das bei gegenseitigen Einladungen zu Festen wie Fastenbrechen, Osterfrühstück, Erntedankfest vertieft wurde. Gleichzeitig versuchten wir, den Kreis Interessierter auszuweiten. Es begann mit diversen geheimen (!) Wahlen mit langwierigen Stimmenauszählungen; aber was sein muss, muss sein. Das wichtigste Ergebnis: Neuer Präsident ist ein Rechtsanwalt aus Braunschweig mit dem fast biblischen Namen Abramowski. Die Wahl des Ältesten- und Nominierungsausschusses, der anscheinend über allen anderen Ausschüssen steht und das Präsidium, das aus drei Personen besteht, war ein weiterer wichtiger Punkt. Dann folgte die Wahl der Fachausschüsse, für die man sich im Vorfeld hatte bereiterklären müssen. Bei mir lag der Gemeindeausschuss nahe, der mit einer Sitzung pro Monat an der Spitze liegt. Ich bin gespannt, was mich erwartet. Seit 2009 melden wir uns auch öffentlich bei kontroversen Themen wie den Thesen Thilo Sarrazins, dem Streit um Minarette oder die Mohammed-Karikaturen zu Wort. Außerdem laden wir ein zu Themen wie „Mystik in den Weltreligionen“, „Krieg und Frieden“, „Seelsorge im Krankenhaus“ und „Feiertage und Ruhezeiten“. Nach den vielen Formalitäten verabschiedete sich Landesbischof Prof. Dr. Weber von der Synode in zugewandter Art, sogar mit Fotos aus seinem Leben und Arbeiten. Im Gegenzug hielt der frühere Präsident Dr. Eckels mit herzlichen und freundschaftlichen Worten seine Abschiedsrede für seinen „lieben Freund“ Friedrich Weber. Bei der letzten Veranstaltung präsentierte Tuncay Girgin seine Pilgerfahrt nach Mekka in Wort und Bild vor etwa 50 Interessierten. Es war also nicht nur knochentrocken, und ich hoffe, dass ich nach einiger Zeit das Neuland nicht mehr als fremd empfinde, sondern mich darin zurechtfinde. P.S. Was ich erstaunlich fand, ist die Tatsache, dass die Sitzungen per Tonbandprotokoll festgehalten werden. Da kann ja nichts schief gehen. Christin Wiesjahn Unsere anderen Vertreter in der Landessynode: Thomas Gunkel Thomas Peter Dirk Vorderstemann Foto: Norbert Bengsch Wir sprechen über unsere Arbeit in Kirchengemeinden, nehmen an Podiumsdiskussionen über Integration oder interreligiösen Dialog teil. Inzwischen kommen viele Okeraner zum Fastenbrechen, zum Blutspenden oder zum Tag der offenen Moschee. Umgekehrt besuchen Muslime auch einige unserer Gottesdienste. Unsere Kindertagesstätten gehen mit den Kindern in die christlichen Kirchen und die Moschee. Bei der Frage der Trägerschaft einer KiTa in Oker hat sich der Moscheevorstand eindeutig für eine kirchliche Trägerschaft ausgesprochen. Natürlich liegt noch ein weiter Weg vor uns, bis sich Toleranz in allen Lebensbereichen durchsetzt. Der Abrahamskreis in Oker will sein Scherflein dazu beitragen. Wir laden zum Thema „Wallfahrt“ am 21. Mai, 19.30 Uhr ins Pater-Christelbach-Haus der katholischen St. Konrad-Gemeinde ein. Norbert Bengsch Vortrag Prof. Dr. Johannes Lähnemann / Moderation Propst Thomas Gunkel Fotos: Susanne Hübner Wir wünschen Freude und eine gesegnete Frustrationstoleranz Montag, 24. März 2014, 19.00-21.00 Uhr im Amsdorfhaus Der Glaube der Anderen: Übereinander und miteinander lernen in christlichem und islamischem Religionsunterricht Was lernen christliche Kinder über den Islam, was muslimische Kinder im neu entwickelten islamischen Religionsunterricht über das Christentum? Gesprächspartnerin soll eine in Deutschland ausgebildete islamische Religionslehrerin sein. Wir freuen uns über diese interreligiösen Initiativen