electronica-Messeberichte Kompakte optische Reflexsensoren: geringer Entwicklungsaufwand Wie von Zauberhand gesteuert Die Hersteller mobiler Geräte entdecken optische Reflexsensoren – zum Beispiel, um während Telefonaten das Display abzuschalten. Handelsübliche Komponenten sind jedoch nicht auf deren Bedürfnisse – kleine Gehäuse und geringer Stromverbrauch – optimiert. Kompakte stromsparende Bauformen erfordern vom Anwender relativ wenig Entwicklungsaufwand, denn sie liefern ein digitales Signal, das bereits um Fremdlichteinflüsse bereinigt ist. Zusätzlich unterstützen Richtlinien für das optische Design einen einfachen Einsatz der Sensoren. Optische Reflexsensoren erfüllen verschie­ dene Funktionen. Als Näherungssensoren registrieren sie die Anwesenheit eines Ob­ jekts – zum Beispiel beim automatischen Wasserhahn: die Hände reflektieren Licht, das der Sensor aussendet, auf diesen zu­ rück und das Wasser fängt an zu laufen. Auf die gleiche Weise kann ein Mobiltele­ fon beispielsweise erkennen, ob der Benut­ zer das Gerät am Ohr hat und den Lautspre­ cher leiser stellen oder die Hinterleuchtung von Display und Tastatur abschalten. Ebenso lässt sich ein Gerät durch einen „Wink“ aufwecken oder ruhigstellen. Auf sehr kurze Reichweiten eingestellte Re­ flexsensoren fungieren als Berührungs­ schalter und ersetzen mechanische Tasten. Auch die Position von beweglichen Teilen wie Schiebern, Klappen oder Abdeckungen können Reflexsensoren überwachen. Funktionsweise In einem optischen Reflexsensor strahlt ein Sender infrarotes Licht aus, welches das angepeilte Objekt auf den Detektor reflektiert (Bild 1). Je weiter das Objekt vom Sensor entfernt ist, desto weniger Licht fällt auf den Detektor. Die Reichwei­ te des Sensors ist umso größer, je höher das Detektorsignal ist. Deshalb verwendet man – wenn möglich – stark reflektieren­ de Objekte oder gestaltet den Sensor so, dass das Detektorsignal möglichst hoch ist. Letzteres erreicht man mit hohen Sen­ derstrahlstärken, engen Abstrahlwinkeln des Senders oder einer hohen Detektor­ empfindlichkeit. ˘ AUTOR Verfügung hat, kann durch Weglassen des externen Widerstands den Senderstrom reduzieren. Die Stromaufnahme beträgt dann nur noch 25 μA bei einer Rechweite von zirka 1 cm. Fremdlichteinflüsse Bild 1: Funktionsweise eines optischen Nähe­ rungssensors Alle Grafiken: Osram Gerade für mobile Geräte sind solche Bau­ teile jedoch wenig geeignet: Hohe Sender­ strahlstärken gehen mit hohem Stromver­ brauch einher, enge Abstrahlwinkel verlangen nach Linsen und empfindliche Detektoren haben meist große Flächen. Der mit 3,7 x 3,7 x 1mm3 kompakte Sensor SFH 7741 von OSRAM Opto Semiconduc­ tors berücksichtigt diese Einschränkungen. Er besteht aus einem hocheffizienten Sen­ derchip, einem Phototransistor und einem AISC. Der Senderstrom lässt sich mit ei­ nem externen Widerstand einstellen. Bei einem durchschnittlichen maximalen Stromverbrauch von 45 μA erreicht der Sensor bereits eine mittlere Reichweite von 3 cm. Wer noch weniger Strom zur In einem Reflexsensor empfängt der De­ tektor nicht nur das Nutzsignal vom Ob­ jekt, sondern auch Umgebungslicht und Licht direkt vom Sender. Der SFH 7741 eli­ miniert diese Störungen bereits intern. Das Gehäuse verhindert den direkten Lichteinfall vom Sender zum Empfänger, während die integrierte Signalauswertung Umgebungslicht weitgehend ausschaltet. Dabei misst das ASIC das Detektorsignal mit und ohne eingeschaltetem Sender und bildet die Differenz der beiden Signale. Das Differenzsignal wird in ein digitales Ausgangssignal umgewandelt. So kann der Sensor in vielen Fällen bereits ohne weiteres Zutun zum Einsatz kommen. Einstellung des Schaltpunkts Bild 2 zeigt das interne analoge Nutzsignal des Näherungssensors SFH 7741 (blaue Kurve) beim maximal möglichen Sender­ strom. Das reflektierende Objekt ist in Bild 2: Detektor­ signale und interne Schaltschwelle des digitalen Nähe­ rungssensors SFH 7741 bei If = 50 mA Rainer Friedrichs ist Marketing­ leiter des Geschäftssegmentes ­Infrarot bei OSRAM Opto Semi­ conductors. 44 elektronik industrie 11 - 2008 diesem Fall Haut, z. B. von Hand oder Wan­ ge. Der Schnittpunkt von Schaltschwelle (gelbe Linie) und Nutzsignal legt die Ent­ fernung fest, bei der der Sensor schaltet. In unserem Beispiel beträgt sie zirka 26 mm. Die Schaltschwelle im SFH 7741 ist auf einen festen Detektorstromwert ein­ gestellt. Verringert man den Senderstrom, so verschiebt sich das Nutzsignal relativ zur Schaltschwelle nach unten und der Sensor schaltet bei kleineren Abständen. Die Schalthysterese des ASICs hält das di­ gitale Ausgangssignal bei kleinen Bewe­ gungen des Objekts stabil. Betrieb hinter einer Abdeckung. Kommt der Sensor hinter einer Abde­ ckung zum Einsatz, dann reflektiert diese Licht zurück zum Empfänger. Die grüne Kurve in Bild 2 zeigt das Detektorsignal für diesen Fall. Der Einfluss der Reflexio­ nen ist so stark, dass das Signal vollstän­ dig über der Schaltschwelle liegt und der Sensor nicht mehr funktioniert. Abhilfe schafft ein auf den SFH7741 aufgesetzter Steg, der Sender und Detektor optisch trennt. Das Nutzsignal sinkt dadurch zwar um zirka 60 % (rote Kurve in Bild 2), aber es enthält keine Reflexionsanteile mehr. Der Schaltabstand sinkt dadurch auf ungefähr 15 mm. Bild 3 illustriert die Wirkungsweise eines solchen Stegs. Das vom Sensor ausgesand­ te Licht wird sowohl an der Unter- als auch an der Oberseite der Abdeckung (rote und rot-gestrichelte Linien) reflektiert. Ein Steg aus infrarot-absorbierendem nichtreflek­ tierendem Material blockiert diese Refle­ xionen. Damit sich kein Druck von der Abdeckung auf das Bauteil überträgt, soll­ te der Steg elastisch sein oder einen Spalt zur Abdeckung lassen. Die Größe des Stegs hängt stark von der Abdeckungsdicke t, dem Abstand des Sensors zur Abdeckung d und der Spaltbreite b ab. Dabei gelten folgende Zusammenhänge: ˘ J e größer der Spalt zwischen Steg und Abdeckung, desto breiter muss der Steg sein. ˘ J e dicker die Abdeckung, desto breiter muss der Steg sein, um Reflexionen von der Abdeckungsoberfläche zu blockie­ ren. ˘ J e größer der Abstand zwischen Sensor und Abdeckung, desto höher muss der Steg sein. Ein großer Abstand Sensor – Abdeckung reduziert zudem die effek­ tive Reichweite des Sensors von der Gehäuseoberfläche. ˘ J e kleiner der Abstand Sensor – Abde­ ckung, desto breiter muss der Steg sein. ˘E in zu breiter Steg schattet emittiertes Licht ab und verkleinert so die Reichwei­ te des Sensors. Am besten funktioniert der Sensor, wenn die Abdeckung so dünn wie möglich ist – mindestens jedoch < 0,5 mm – und dabei der Abstand zwischen Sensor und Abde­ ckung genau so groß ist wie die Abde­ ckungsdicke. Ein praktikables Design ist beispielsweise eine 0,5 mm dicke Plexiglasabdeckung im Abstand 0,5 mm vom Sensor. Im Fall eines elastischen Stegs, der mit der Abdeckung abschließt (Steghöhe = 0,5 mm) ergibt sich eine Stegbreite von 0,65 mm. Ein starrer Steg, der einen 0,1 mm großen Spalt zur Abdeckung lässt (Steghöhe = 0,4 mm) sollte 0,85 mm breit sein. Anwen­ der, deren Design von diesem Beispiel ˘ Bild 3: Betrieb eines optischen Nähe­ rungssensors hinter einer Plexiglasab­ deckung. Das vom Sender ausgesand­ te Licht wird von der Unter- und Oberseite der Ab­ deckung auf den Detektor reflek­ tiert. Ein Steg ­blockiert diese ­Reflexionen. elektronik industrie 11 - 2008 45 electronica-Messeberichte abweicht, können für kleinere schaltet der Sensor zuverlässig. Abstände und Abdeckungsdi­ Deshalb ist neben der Positions­ cken die angegebenen Steggrö­ marke häufig eine definiert ab­ ßen verwenden. sorbierende Marke nötig. Die Bei größeren Dimensionen müs­ Größe des Reflektors hängt vom sen sie den Steg neu berechnen. Reflektormaterial ab: Diffuse In diese Berechnung gehen sehr Bild 4: Funktionsweise eines optischen Positionssensors. An einer defi­ Reflektoren in 1 mm Abstand viele Parameter ein. Deshalb hat nierten Stelle reflektiert eine Marke Licht auf den Sensor zurück. vom Sensor sollten 6 x 6 mm2 groß sein, bei 4 mm Abstand Osram passende Instrumente sind 12 x 12 mm2 nötig. Für spiegelnde entwickelt, mit denen die Anwender beim sichtigt. Zwischen – 20 °C und + 85 °C und Reflektoren reicht eine kleinere Fläche von Design unterstützt werden können. bei Schwankungen des Abstands zwischen etwa 1 x 1 mm2. Sensor und Reflektor von weniger als Positionserkennung ± 0,4 mm schaltet der Sensor stabil. Fazit Auf dem gleichen Prinzip wie Näherungs­ Das Bauteil beruht auf dem selben Prinzip Optische Reflexsensoren erobern ein neu­ sensoren basieren optische Sensoren zur wie der SFH 7741, ist aber auf Positionser­ es Marktsegment. Sie werden kleiner, ver­ Positionserkennung. Sie fungieren als op­ kennung angepasst. Seine Reichweite liegt brauchen weniger Strom und integrieren tische Schalter, indem sie eine reflektie­ bei einem Stromverbrauch von 25 μA und zentrale Schritte zur Signalverarbeitung. rende Marke registrieren, die an einer für einen Referenzreflektor mit 90 % Reflek­ Das macht sie attraktiv für Designer, die definierten Stelle eines beweglichen Teils tivität (z. B. Kodak neutral white) bei 0,6 bis wenig Entwicklungsaufwand investieren sitzt (bild 4). Sie bieten eine Alternative zu 1,4 mm. Für größere Abstände bis etwa können. Richtlinien für das optische De­ magnetischen Sensoren, weil sie keine 4 mm lässt sich der Senderstrom mit einem sign erleichtern den Einsatz der Sensoren elektromagnetischen Interferenzen aus­ externen Widerstand anheben. Der Strom­ zusätzlich. Die Bauteile eröffnen nicht nur lösen. Damit der Sensor zuverlässig funk­ verbrauch steigt dadurch auf bis zu 45 μA. neue Anwendungen, sondern bieten auch tioniert, muss er immer an der gleichen Wichtig für das Gesamtsystem sind die gute Alternativen zu magnetischen Sen­ Markenposition schalten. Veränderungen Reflektivität und die Größe der Positions­ soren und mechanischen Schaltern. (av) des Detektorsignals durch Alterung des marke. An die Reflektivität der Marke lässt Senders, Temperatureffekte, Umgebungs­ sich der Sensor mit Hilfe des Senderstroms licht oder durch kleine Änderungen des anpassen. Zusätzlich muss sich das Detek­ 313ei1108 ˘ infoDirect Abstands Sensor – Reflektor dürfen diese torsignal, das von der Positionsmarke her­ www.elektronik­industrie.de Schaltfunktion nicht beeinflussen. rührt, klar von dem Signal unterscheiden, ˘ Link zu Osram Opto semiconductors Der Positionssensor SFH 7740 von Osram welches das Material rund um die Marke halle A3 stand 107 hat diese Aspekte bereits im Schaltungs­ verursacht. Nur wenn das Verhältnis die­ design und in den Messgrenzen berück­ ser beiden Signale mindestens 10 ist, 46 elektronik industrie 11 - 2008