4. Münchner Wissenschaftstage 22.- 26. Oktober 2004 Die grüne Fabrik: Herstellung rekombinanter Proteine in Chloroplasten Rekombinante Proteine – maßgeschneiderte Biomoleküle Der Einbau fremder DNA in das Erbgut der Chloroplasten Der Bedarf an rekombinanten Proteinen (Protein = Eiweiß) für die moderne Medizin steigt. Maßgeschneiderte Therapeutika aus Proteinen sind die Grundlage vieler neuartiger Behandlungsmethoden gegen schwere Krankheiten wie Krebs, Infektionen, Störungen des Immunsystems oder Herz- und Kreislaufbeschwerden. Daneben werden gentechnisch hergestellte Proteine für moderne Impfstoffe und in der Medizindiagnostik benötigt. Die genetische Information einer Pflanzenzelle verteilt sich auf drei Kompartimente: Neben dem Zellkern, der die meisten Gene enthält, befinden sich auch Erbträger in den Chloroplasten und Mitochondrien. Bei bisherigen Ansätzen zur Erzeugung genetisch veränderter Pflanzen wurden die Fremdgene meist in den Zellkern eingebracht. ICON GENETICS dagegen konzentriert sich auf den Gentransfer in die Chloroplasten, bei denen jedes Gen in bis zu 10.000 Kopien pro Zelle vorliegt (im Zellkern gibt es für jedes Gen nur zwei Kopien). Fremde DNA lässt sich im Chloroplastenerbgut zielgerichtet an einer vorherbestimmten Stelle einbauen. Der präzise Einbau des fremden Erbmaterials kann in Verbindung mit der hohen Kopienzahl der Erbgutträger zu einer besonders großen Ausbeute an rekombinanten Proteinen führen. Auch in der chemischen Industrie beruhen immer mehr Anwendungen auf dem Einsatz künstlich hergestellter Enzyme. Durch eine neuartige Technologie können diese Proteine in Zukunft umweltverträglich und in ausreichenden Mengen bereitgestellt werden: Produktion von Biomolekülen in Pflanzen ("Molecular Farming"). ICON GENETICS in Freising setzt dabei auf die Produktion rekombinanter Proteine in den Chloroplasten. Durch eine genetische Umprogrammierung der in den Chloroplasten enthaltenen Erbinformation werden die Pflanzenzellen zu lichtgetriebenen "grünen Fabriken". Dabei können die in das Chloroplastenerbgut eingebrachten fremden Gene nicht durch Pollen auf andere Pflanzen übertragen werden: Die Vererbung der Chloroplasten erfolgt bei den meisten Pflanzenarten „maternal“, also nur über die weiblichen Blütenteile (Eizelle). Rekombinante Proteine aus genetisch veränderten Chloroplasten Medikamente Impfstoffe Rekombinantes Protein Verwendung Interferone Immunmodulator, Krebsbehandlung, MS-Behandlung Somatotropin (Wachstumshormon) Behandlung von Wachstumsstörungen Serumalbumin (HSA) Herstellung von Blutersatzstoffen Tetanus Toxinfragment Impfung gegen Wundstarrkrampf Enterotoxigenes Protein von E. coli Schutz vor Gastroenteritis Cholera Toxinfragment Impfung gegen Cholera Parvovirus Hüllprotein Impfung gegen Parvoviren (Ringelröteln) Rotavirus Hüllprotein Impfung gegen Diarrhoe Industrielle Enzyme Xylanase Nachwachsende Rohstoffe Acetyl-CoA Reduktase, β-Keto Thiolase, phb-Synthase So könnte ein Bild/eine Grafik eingefügt werden. Enzym für Papierherstellung Herstellung des Biopolymers Polyhydroxybutyrat (biologisch abbaubarer Kunststoff) Derzeit werden die meisten rekombinanten Proteine aus gentechnisch veränderten Bakterien gewonnen, die in Fermentern angezogen werden. Für manche Proteine werden auch höhere Zellen als Produktionsorganismen benötigt. Hier kommen Hefezellen, menschliche oder tierische Zelllinien und in manchen Fällen auch Tiere zum Einsatz. Eine Herstellung der rekombinanten Proteine in Pflanzen kann jedoch in vielen Fällen wirtschaftlicher und flexibler sein, da die Produktion in kürzester Zeit dem Bedarf angepasst werden kann. Im Gegensatz zu Proteinen aus menschlichen oder tierischen Zelllinien können rekombinante Proteine aus Pflanzen keine für den Menschen gefährlichen Krankheitserreger wie zum Beispiel Viren oder Prionen enthalten. Kulturpflanzen mit genetisch sichere grüne Biotechnologie veränderten Chloroplasten – Der Einbau fremder DNA-Moleküle in das Erbgut der Chloroplasten gelingt vor allem beim Tabak mit sehr hoher Effizienz. Da Tabak weder als Lebensmittel noch als Futter verwendet wird, ist eine unbeabsichtigte Vermischung mit Nahrungsmitteln nicht möglich. ICON GENETICS wird deshalb für die Herstellung von Medikamenten Tabak als leistungsfähige Produktionsplattform einsetzen. Für zusätzliche Anwendungen arbeitet ICON GENETICS auch an der Chloroplastentransformation weiterer Kulturpflanzen. So konnten bisher u.a. Tomatenund Kartoffelpflanzen mit genetisch veränderten Chloroplasten gewonnen werden. Tomaten- bzw. Kartoffelpflanzen: Nutzpflanzenarten, bei denen Chloroplasten genetisch verändert wurden Das von ICON GENETICS entwickelte System zur Entfernung des AntibiotikaResistenzmarkers bietet zudem ein Höchstmaß an biologischer Sicherheit. www.icongenetics.de 4. Münchner Wissenschaftstage 22.- 26. Oktober 2004 Die grüne Fabrik Gewächshauskultur von Tabakpflanzen mit genetisch veränderten Chloroplasten. Tabak als „Nicht-Nahrungsmittelpflanze“ mit sehr hoher Biomasseproduktion stellt eine zukunftsträchtige Produktionsplattform für Medikamente in Pflanzen („Molecular Farming“) dar. www.icongenetics.de