Oberseminar 1999/ 00 Kaolinitische Tone Betreuer: PD Dr. rer. nat. habil A. Kühl Bearbeiter: Neef, Tina 7. Semester HyU Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 2. Tone 3. Kaolinitische Tone 3.1 Mineralogie und chemische Zusammensetzung 3.2 Eigenschaften 3.3 Genese der Lagerstätten 3.3.1 Genese der Kaolinlagerstätten Mitteleuropas 3.3.2 Referenzbeispiel: Genese der Kaolinlagerstätten am Beispiel der Lausitzer Kaoline 3.4 Verwendung 4. Literaturverzeichnis 2 1.Einleitung Kaolin, ein unverfestigtes Sedimentgestein, gehört in die große Gruppe der Tone. Er besteht zu einem wesentlichen Teil aus Mineralpartikeln, die kleiner 20 µm sind. Im mineralogischen Sinn gehört Kaolinit, der Hauptbestandteil des Kaolins, in die Gruppe der Phyllosilikate. Genauer gesagt handelt es sich bei diesem Mineral um ein Zweischichtsilikat. Außer dem Kaolinit treten einige andere Minerale im Kaolin auf. Das können Neubildungen oder Reste des Muttergesteins sein. Die Entstehung des Kaolins ist an die Verwitterung gebunden. Man unterscheidet Primärund Sekundärlagerstätten. Außerdem unterteilt man den Kaolinisierungsprozess in verschiedene Phasen. Die Zusammensetzung des Kaolins ist also sehr unterschiedlich. Dank seiner Eigenschaften ist Kaolin in der Industrie vielseitig einsetzbar, u.a. in der Papierindustrie und der Keramikindustrie. 2.Tone Tone gehören zur Klasse der unverfestigten Sedimentgesteine. Sie setzen sich aus verschiedenen Mineralpartikeln zusammen. Aus diesem Grund weisen Tone unterschiedliche Eigenschaften auf. Die einzelnen Gruppen können durch die Korngröße, die Eigenschaften, die geologische Entstehung und den industriellen Verwendungszweck definiert werden. Die unverfestigten Tone gehören altersmäßig fast ausschließlich den jungen erdgeschichtlichen Formationen des Tertiärs und Quartärs an. (LAGALY & KÖSTER 1992) Die Tone bestehen überwiegend aus blättchenförmigen silicatischen Tonmineralen, die einen Teilchendurchmesser von kleiner 2 µm haben. Andere Mineralpartikel weisen dagegen Durchmesser von kleiner 20 µm auf. Illit, Kaolinit, Hallyosit, Chlorit, die Mixed layer- Minerale und die Smektite gehören zur Gruppe der Phyllosilikate und sind wirtschaftlich und technisch die wichtigsten Schichtsilikate. Weiterhin zählen auch Minerale aus der Gruppe der nadelförmigen Silikate mit Kettenstruktur zu den Tonmineralen. Sie werden unter dem Begriff "Hormite" zusammengefasst. Andere Tone werden nach ihrem Endprodukt bzw. nach ihren technischen Eigenschaften benannt. Der Mineralbestand dieser Tone spielt bei der Nomenklatur keine Rolle. Ziegeltone, Blähtone und feuerfeste Tone sind einige Vertreter dieser Gruppe. Neben den Tonmineralen enthalten Tone auch Nebengemengteile, insbesondere Glimmer, Quarz und Feldspat. (LAGALY & KÖSTER 1992) Die Tonminerale bilden sich hauptsächlich bei der Verwitterung von anderen Silikaten wie Feldspäten, Pyroxenen und Amphibolen. Aus diesem Grund werden sie als Verwitterungsneubildungen bezeichnet. Zu diesen Neubildungen gehören häufig auch oxidische Eisenminerale. Die Tone enthalten zudem Verwitterungsreste und Mineralneubildungen. Quarz, Feldspäte und Glimmer sind Vertreter der Verwitterungsreste. Karbonate wie Calcit, Siderit, Dolomit und Eisensulfide wie Pyrit, Markasit gehören zu den Mineralneubildungen. (LORENZ & GWOSDZ 1997) Die Differenzierung der Tonminerale ist nur mit Hilfe der Elektronenmikroskopie und mittels physikalischer und physikochemischer Untersuchungen möglich. Ein wesentliches Kriterium für die Unterscheidung der verschiedenen Tonminerale ist deren Gitterbau. Bauelemente sind die [SiO4]- Tetraeder, Al(O, OH)6- Oktaeder und Mg(O, OH)6- Oktaeder. Außerdem sind am Aufbau der Gitter Ionen beteiligt, welche die jeweils für die betreffende Gitterposition passenden lonenradien besitzen. Dazu gehören z.B. Na+, Ca+ und K+, sowie Fe2+, Fe3+ und Mg 2+. Die Tetraeder sind durch gemeinsame Sauerstoffionen miteinander verbunden und bilden Schichten. In der Ebene bilden die Tetraeder ein Netzwerk aus Sechserringen. An die Tetraederschichten 3 koppeln sich Oktaederschichten an. Sind jeweils eine SiO4- Tetraeder- und eine AlOktaederschicht verknüpft, so spricht man von einem Zweischichtmineral (Abb. l). Bei den Dreischichtmineralen ist jede Al- Oktaederschicht oben und unten mit je einer SiO4Tetraederschicht verbunden. Wechsellagerungsminerale, sogenannte Mixed layer- Minerale, bestehen aus einer Kombination verschiedener Schichten und Schichtgruppen.(LAGALY & KÖSTER 1992) Abb. 1: Räumliche Darstellung der Schicht der Zweischichtminerale, umgezeichnet nach GRIM (1962) 3. Kaolinitische Tone 3.1 Mineralogie und chemische Zusammensetzung Der Begriff Kaolin wird für einen Strukturtyp der Zweischichtminerale benutzt. Das Hauptmineral dieser dioktaedrischen Phyllosilikate ist der Kaolinit. Daneben treten auch die polymorphen Formen Dickit (Al4[(OH)8|Si4O10]) und Nakrit (Al4[(OH)8|Si4O10]) auf. Alle drei Minerale unterscheiden sich durch die kristallographische Ausrichtung der Schichtpakete im Kristall. Dickit erkennt man an seiner geordneten monoklinen Struktur mit zwei Kaolinitschichten im Raumgitter. Nakrit, der sehr selten ist, besitzt sechs Kaolinitschichten. Gitterstörungen in den Kristallen sind sehr häufig. Die Kaolinite kann man ebenfalls unterscheiden. Geordnete Kaolinite weisen eine trikline Symmetrie auf. Sie sind meist hydrothermalen Ursprungs. Andere Kaolinite sind fehlgeordnet und besitzen eine pseudomonokline Symmetrie. Solche durch eine stärkere Fehlordnung im Kristallgitter gekennzeichneten Minerale werden als Fireclay- Minerale bezeichnet. Sie treten häufig im sedimentär- lakustrinen Milieu und in Verwitterungsböden auf (LORENZ & GWOSDZ 1997) Kaolinit, Dickit und Nakrit bilden pseudohexagonale blättchenförmige oder tafelige kleine makroskopisch nicht erkennbare Kristalle (Abb.2). Manchmal werden Verzwilligungen beobachtet. Beim Kaolinit sind die Kristalle häufig auch prismatisch ausgebildet. Die dünnen 4 Kaolinitblättchen können sich zu Aggregaten zusammenlagern. Diese bilden dann ziehharmonika- bzw. geldröllchenartige Stapel (Abb. 3). (KÖSTER 1992) Abb. 2: Kaolinitkristalle Abb. 3: Kaolinitkristalle in Geldröllchenstruktur (rasterelektronenmikroskopische Aufnahme) Dickit- und Nakrit- Kriställchen weisen oft Größen bis zu einigen Millimetern auf. Die Kaolinitblättchen dagegen sind fast immer mikroskopisch bis submikroskopisch fein. Je nach Vorkommen besitzen sie mittlere Durchmesser zwischen 0,5 und 4 µm bei einer Dicke von etwa 0,1 µm. (FORSTER & KROMER 1977) Im technischen Sinn wird der Begriff Kaolin für ein feinkörniges Naturprodukt verwendet, das vor allem aus Mineralen der Kaolingruppe besteht. Die überwiegende Mineralkomponente ist der Kaolinit. Daneben treten Halloysit, Dickit und Nakrit auf Weitere Bestandteile sind glimmerartige Minerale wie Serizit und Illit, geringe Anteile an Mixed layer- Mineralen oder auch reiner Montmorillonit. Auch Quarz und Feldspäte können vorhanden sein. Die Glimmerminerale sind wie der Kaolinit neu gebildet wurden. Quarz und Feldspat sind Relikte aus den Ursprungsgesteinen. (LORENZ & GWOSDZ 1997) Kaolinit hat die theoretischen Strukturformel Al4[(OH)8Si4O10] und folgende theoretische Zusammensetzung: • • • 46,5 M.- % SiO2 39,5 M.- % Al2O3 14,0 M.- % H20. Aus dieser Zusammensetzung ist ersichtlich, dass es sich bei Kaolinit um ein aluminiumreiches Phyllosilikat handelt. Al kann durch Fe3+ und in geringerem Maß durch Ti ersetzt werden. Auch H+ kann in das Kaolinitgitter eingebaut werden. Man erkennt solche Kaolinite an einem hohen SiO2 - Gehalt (bis 54 M.- %). (LORENZ & GWOSDZ 1997) Die chemische und mineralogische Zusammensetzung ist je nach Lagerstätte unterschiedlich. Man unterscheidet primäre und sekundäre Lagerstätten. Sekundäre, also umgelagerte, Lagerstätten besitzen einen deutlich höheren Kaolinitgehalt. Andere Minerale sind untergeordnet vorhanden. Der SiO2- Gehalt ist wesentlich niedriger als bei primären Lagerstätten, der Al2O3- Gehalt hingegen sehr viel höher. (LORENZ & GWOSDZ 1997 5 3.2 Eigenschaften Die Eigenschaften des Kaolins werden hauptsächlich durch das Hauptmineral Kaolinit bestimmt. Aber auch die anderen im Kaolin vorkommenden Minerale haben Einfluss auf die Rohstoffeigenschaften. Kaolinit ist in einem breiten pH- Bereich chemisch inert, d.h. reaktionsträge. Er besitzt eine weiße bis fast weiße Farbe und zeichnet sich durch eine gute Deckfähigkeit aus. Kaolinit ist ein weiches Mineral (Härte 2- 2,5) und nicht abrasiv. Seine Korngrößen sind gering. Das Mineral zeichnet sich mit Ausnahme des Flint clay durch seine Plastizität aus. Der Schmelzpunkt liegt bei 1850°C und er brennt weiß. Eine weitere Eigenschaft ist die geringe elektrische sowie thermische Leitfähigkeit. Da Kaolinit nur eine sehr geringe Oberflächenladung hat, besitzt er ein geringes Absorptionsvermögen, eine geringe Kationenaustauschkapazität und ein gutes Dispersionsvermögen. Wird der Kaolinit mit Säuren behandelt, lässt er sich aktivieren. (LORENZ & GWOSDZ 1997) 3.3 Genese der Lagerstätten Genetisch unterscheidet man residuale, hydrothermale und sedimentäre Kaoline. Die Residualkaoline gehören zu den Primärlagerstätten. Sie sind durch eine intensive chemische Verwitterung in feucht- warmen Tropen und Subtropen an der Erdoberfläche entstanden. Das Gefüge der Ausgangsgesteine ist bei diesen Kaolinen noch deutlich erkennbar. Sie sind flächenhaft auf rezenten und fossilen Landoberflächen verbreitet. Zur Tiefe ist ein kontinuierlicher Übergang ins Ausgangsgestein zu beobachten. Außerdem ist eine deutliche Zonierung erkennbar: Primärgestein- Dreischichtsilikatzone- Zweischichtsilikatzone. Die Tiefe der Verwitterung ist abhängig von Porosität, Klüftung und Störungen. Im wesentlichen reicht die Verwitterung bis mehrere 10 m tief. Residualkaoline enthalten oft noch unveränderte Minerale der Ausgangsgesteine. Durch die unterschiedlich tiefe Kaolinisierung bildet dieser Lagerstättentyp flächenhaft verbreitete, zusammenhängende wannenartige Rohstoffkörper. Ein Beispiel hierfür sind die sächsischen Kaoline. Die Kaolinbildung erfolgte im Kambrium- Silur, Karbon- Perm, Keuper- Lias, Kreide- Tertiär. Eine regionale Kaolinisierung der Landoberfläche erfolgte erst ab Devon nach Besiedlung des Festlandes mit Pflanzen. Durch die saxonische Tektonik sind diese Kaoline in ihre heutige Position gebracht worden. (STÖRR 1992) Hydrothermalkaoline gehören ebenfalls zu den Primärlagerstätten. Sie sind durch hydrothermale Umwandlung des Ausgangsgesteins entstanden. Meist ist die hydrothermale Kaolinisierung an saure magmatische Intrusivkörper gebunden. Es waren meist aszendent hydrothermale Wässer vorhanden, welche mit saurer CO2- Lösung die Gesteinsumwandlung hervorriefen. Das primäre Gesteinsgefüge ist noch deutlich sichtbar. Die Kaoline dieses Typs sind oft an hydrothermale Erscheinungen wie Gänge, hydrothermale Fronten etc. gebunden. Deshalb bildeten sich gang- und schlauchförmige Körper mit geringer horizontaler Ausbreitung aber größerer Teufenerstreckung. Ein Beispiel für diesen Verwitterungstyp sind die Kaolinlagerstätten in Cornwall und in Böhmen. (STÖRR 1992) Sedimentäre Kaoline sind Sekundärlagerstätten. Zu ihnen zählen auch die kaolinitischen Tone. Die sedimentären Kaoline sind kurzstreckig umgelagerte Residualkaoline. Der Kaolinit ist relativ rein und in Linsen angereichert. Verbreitet ist er hauptsächlich in der Kreide/ Paläogen und im Neogen/ Quartär. Solche Lagerstätten findet man in Georgia, South Carolina, OstSpanien und Brasilien. (STÖRR 1992) 6 Kaolinitische Tone sind die Erosionsprodukte kaolinitischer Verwitterungskrusten und weltweit verbreitet. Sie sind im kontinentalen Bereich (limnisch, brackisch, fluviatil) und unter reduzierenden Bedingungen (sumpfige Seen, Deltas, Lagunen) abgelagert. (LORENZ & GWOSDZ 1997). Oft erfolgt die Ablagerung in von Störungen kontrollierten Becken. Die Kaolinittone bilden bis einige Meter mächtige Schichten. Häufig wechsellagern diese Horizonte mit Sand und Schluff. Sie unterliegen während des Transportes einer natürlichen Aufbereitung. Auch neue Minerale wie Illit und Serizit werden gebildet. Oft kommt es zur Aufnahme von Eisenmineralen und organischer Substanz. (STÖRR 1992) Die Kaolinitischen Tone sind plastisch und werden als Fire clays bezeichnet. Außer Kaolinit enthalten sie auch geringe Anteile Glimmer, Illit oder Smectit sowie Anatas, Eisenminerale wie Hämatit und Quarz. Sie kommen meist in Zusammenhang mit den Kaolinen vor, die sie vielfach überlagern. Sind die Kaoline eisen- oder titanarm werden sie als Ball clays oder weißbrennende Tone bezeichnet. Sie entstehen, wenn primär eisen- oder titanarme Kaoline erodiert und unter reduzierenden Bedingungen abgelagert werden. Solche Kaoline kommen in SW- England vor. (LORENZ & GWOSDZ 1997) Flintclays sind nichtplastische Kaolinittone. Sie sind ähnlich den Fire clays, aber diagenetisch überprägt. Durch diese Überprägung werden die bei den plastischen Tonen isoliert liegenden Kaolinitteilchen durch Mineralneubildung miteinander verbunden. Die Plastizität geht dadurch verloren. (STÖRR 1992) Die heutige Erkenntnis ist, dass Kaolinlagerstätten hinsichtlich ihrer Genese in vielphasigen Prozessen gebildet worden sind. Die Kaolinlagerstätten werden wie folgt interpretiert. Vorphase: Diese Phase reicht von der Primärgesteinsbildung bis zur Kaolinisierung. Dabei kommt es zu Mineral- und Gefügeveränderung, Klüftungen und Mikrorißbildung. Durch diese Veränderungen bilden sich unterschiedliche Durchlässigkeiten der Muttergesteine für die folgende Kaolinisierung. Hauptphase: In dieser Periode findet die eigentliche Kaolinisierung und die Entstehung des speziellen Tonmineralgehalts statt. Es erfolgt eine Umwandlung, die entsprechend den Einflüssen der Vorphase mehr oder weniger vollständiger und tiefgründiger ist. Es sind je nachdem, wie stark die Vorphase gewirkt hat, Primärgesteinsreste und Neubildungen vorhanden. Nachphase: Diese Phase erfolgt nach der Kaolinisierung und hält bis zur Gegenwart an. Es werden wirksam: sekundäre Einflüsse wie Tonmineralumwandlung, Auslaugen einzelner Bestandteile, z.B. Eisenphasen, Oxidation oder Reduktion von einzelnen Bereichen der Lagerstätten, Infiltration gelöster oder kolloider Substanzen (Eisenverbindungen, Salze, Huminstoffe etc.). Die Prozesse können sich in Abhängigkeit von der geologischen Entwicklung des betreffenden Gebietes wiederholen. Es kann eine mehrfache Kaolinisierung erfolgen. Dadurch entstehen besonders reine Rohstoffkörper. (STÖRR 1992) 3.3.1 Genese der Kaolinlagerstätten Mitteleuropas In Mitteleuropa gibt es über 100 Lagerstätten, aus denen Residualkaoline und Kaolinittone gewonnen werden. Die Lagerstätten entstanden in Gebieten, wo fossile oberkretazisch- tertiäre Landoberflächen vorhanden sind. Diese sind im heutigen Gebiet der Mittelgebirge weit verbreitet. Auf kalifeldspatreichen Primärgesteinen wie Rhyolith, Granit oder Feldspatsandstein bildeten sich hochwertige Residualkaoline. Bei Kemmlitz/NW- Sachsen, Halle und Meißen sind 7 die Muttergesteine Rhyolithe. Es entstanden rein kaolinitische Kaoline. Die in diesen Gegenden befindlichen Kaoline sind oft bis zu 50 m mächtig und bilden wannenartige Kaolinkörper, die von Tertiär- oder Quartärsedimenten überlagert sind. (STÖRR 1992) Treten feldspatführende Sandsteine auf wie in Hirschau- Schnaittenbach, sind diese Horizonte tiefgründig verwittert. Der Plagioklas ist hierbei vollständig und die Kalifeldspäte nur teilweise verwittert. Deswegen kann man neben dem Kaolinit auch Kalifeldspäte und Quarz gewinnen. Ähnliche Bedingungen findet man im Pilsener Becken, wo Arkosen kaolinisierten. (STÖRR 1992) 3.3.2 Referenzbeispiel: Genese der Kaolinlagerstätten am Beispiel der Lausitzer Kaoline An einigen Stellen in der Lausitz findet man im Bereich von tertiären Flussläufen kaolinitreiche Obere Tone der Spremberger Schichten. Die Tone wurden an diesen Stellen von der pleistozänen Erosion verschont. Sie sind unter präglazialen Schottern des Bautzener Elbelaufes erhalten geblieben. Die Oberen Tone der Spremberger Schichten zeichnen sich durch eine hohe Feinkörnigkeit und gleichmäßige Beschaffenheit aus. Durch huminsaure Lösungen der Braunkohlenmoore, die sich nach Abschluss der Tonsedimentation bildeten, fand bei den unterlagernden Tonschlamm eine Enteisung bzw. Bleichung statt. Es entstanden durch diesen Vorgang Tone, die als Rohstoff für die Feuerfestindustrie geeignet sind. Der Ton in den Lagerstätten ist meist ruhig und ungestört gelagert. Die Lagerstätte Wiesa/ Thonberg bei Kamenz wird nachfolgend näher betrachtet. In der Tonlagerstätte Wiesa/ Thonberg bei Kamenz erfolgt der Abbau heute in einer Grube. Im Hangenden der Lagerstätte befinden sich etwa 7 m mächtige pleistozäne Kiessande und örtlich Braunkohle. Darunter lagern 4 m mächtige kaolinitreiche Tone. Im Liegenden schließen sich etwa 4m sandiger Ton und Kaolin an, die allerdings nicht oder nur zeitweise gefördert wurden. Der Al2O3- Gehalt des abbauwürdigen Tons beträgt 33 bis 38%, die Feuerfestigkeit liegt bei 1710 bis 1730°C. Verwendet wird dieser Ton als feuerfester Ton z.B. für Öfen und als Töpferton. 8 Abb.4: Geologischer Schichtenschnitt der Lokalität Wiesa 3.4 Verwendung und Rohstoffanforderungen Kaolin und kaolinitische Tone sind in sehr vielen unterschiedlichen Anwendungsgebieten einsetzbar. So finden Kaoline u.a. Verwendung als Füllstoff und Adsorptionsmittel bei der Herstellung von Papier, Gummiprodukten, Farben, pharmazeutische und kosmetische Artikel, Kunststoffe. Für die Beschichtung und als Bindemittel von Papier wird Kaolin ebenfalls verwendet. Auch als Keramikrohstoff dient Kaolin der Industrie. Für die Herstellung von Spezialzementen (Weißzemente) wird er auch verwendet. (LORENZ & GWOSDZ 1997) In Deutschland werden weniger als 20% des geförderten Kaolins in der Keramikindustrie verarbeitet (Tab. 1 ). Um Kaolin als Rohstoff für Keramik verwenden zu können, ist es wichtig, dass er bei etwa 1400°C eine weiße Brennfarbe hat. Außerdem muss er eine hohe Trockenbiegefestigkeit und gute Plastizität besitzen. Durch seine geringe elektrische Leitfähigkeit und sein chemisch träges Verhalten eignet sich Kaolin für die Herstellung von technischem Porzellan, wie Isolatoren und Laborgeräte. Tabelle 2 zeigt, wie sich der Mineralbestand eines Kaolinits auf das Verhalten keramischer Massen auswirkt. Die meisten Nebengemengteile haben sowohl einen positiven als auch einen negativen Einfluss auf die keramtechnischen Eigenschaften des Kaolins im Hochtemperaturprozess. (FOSTER & KROMER1977) 9 10 Aus Tabelle 1 wird ersichtlich, dass der größte Mengenanteil des in Deutschland abgebauten Kaolins in der Papierindustrie verwendet wird. Kaolin wird hier als Füllstoff zum Ausfüllen der Cellulosegerüste und als Streichpigment für die Oberflächenbeschichtung verwendet. Optische Eigenschaften des Papiers wie Lichtundurchlässigkeit (Opazität), Glanz, Helligkeit und Bedruckbarkeit werden durch den Kaolin verbessert. Wichtige Kriterien für die Verwendung des Kaolins als Füllstoff sind Weißgrad, Kornfeinheit, Abrasion und Siebrückstände. Der Weißgrad von Füllstoffkaolinen variiert je nach der herzustellenden Papiersorte. Die Abrasion sollte niedrig liegen, damit die Laufzeit der Papiermaschinen möglichst lang ist. Hohe Weißgrade, niedrige Viskosität im entlockten Zustand bei gleichzeitig hohem Festgehalt sind Anforderungen, die an Streichkaoline gestellt werden. Die Kornfeinheit ist ebenfalls ein wichtiges Kriterium. Bei den Streichkaolinen sollte sie in den Kornbereichen <2 µm über 75% betragen. Die Kaoline sollten deswegen besonders kleine und sehr dünne Kaolinitkristalle enthalten. Da die Anforderungen an Teilchenfeinheit und Weißheit sehr hoch sind, müssen die Kaoline aufwendig geschlemmt werden. Durch weitere Verfahren wie z.B. chemisches Bleichen und Flotation wird die Güte des Kaolins weiter verbessert. (LAGALY 1992) 20% der Kaoline werden bei der Herstellung von Gummi, Farben, Lacken und Kunststoffen eingesetzt. Spezielle Kaoline tragen zur Verbesserung der Eigenschaften bei Gummiprodukten bei. Diese Eigenschaften sind z.B. Festigkeit, Haltbarkeit und Abriebsfestigkeit. Zur Herstellung von Farben und Lacken können die Kaolinpigmente grobund feinkörnig sein. Das Kaolin in den Farben trägt zur besseren Verstreichbarkeit bei und erhöht die Deckkraft. (FORSTER & KROMER 1977) Kunststoffen wird Kaolin zugesetzt, weil diese temperatur- und chemikalienbeständig und nicht hygroskopisch sind. Als Füll- und Trägerstoff wird Kaolin auch für verschiedenste Medikamente, Insektizide, Herbizide, Düngemittel eingesetzt. (FOSTER & KROMER 1977) 11 Literaturverzeichnis • Jasmund K. & Lagaly G. (1993): Tonminerale und Tone, Dr. Dietrich Steinkopff Verlag, GmbH & Co. KG Darmstadt • Lorenz W. & Gwosdz W. (1997): Bewertungskriterien für Industrieminerale, Steine und Erden Teil 1: Tone, Geol. Jb. Reihe H, Heft 2 - BGR Hannover 1997 • Rösler H. J. & Blankenburg H.- J., Lagerstätten der Steine und Erden, 2. Lehrbrief (1969), Bergakadmie Freiberg • Störr M. (1 983): Die Kaolinlagerstätten der Deutschen Demokratischen Republik, Akademie- Verlag, Berlin • Ullmanns Encyklopädie der technischen Chemie (1977), 4. neubearbeitete und erweiterte Auflage, Band 13, Verlag Chemie, GmbH Weinheim Internetadressen: http://vulcan.gsw.peachnet.edu/tjw/crslnk.htm http://www.a-m.de/deutsch/lexikon/kaolinit.htm http://www.kaolin.com/ccpros.html http://www.geol.uni-erlangen.de/html/kurs/index.html 12