Ausgabe 16 2012 Liebe Mitglieder und Freunde des CC, (c) studio nordblick was für ein Sommer! Wie in jedem Jahr war die GEMA-Mitgliederversammlung wohl das wichtigste Ereignis für die CCler. Zumindest auf beruflicher Ebene. Und die Tage in Berlin hatten es diesmal in sich! Delegierte der angeschlossenen und außerordentlichen wurden gewählt, der Aufsichtsrat musste neu gewählt werden. Die Tagesordnung sah 51 Anträge vor, ein Abstimmungsmarathon, der dann auch erst am späten Abend beendet werden konnte. Hinzu kam die Information, dass beim Mitgliederfest vor den Türen des Frannz-Club eine Demonstration der Clubbesitzer und der Piraten stattfinden würde. Manch einem verursachte dies ein mulmiges Gefühl, andere sahen dem Spektakel eher gespannt entgegen. Bei Facebook wurde schon vor der Versammlung ausgiebig das Thema „Piraten und das Urheberrecht“ debattiert, nach der MV dauerte es eine Weile, bis sich die Aufregung ein wenig legte und die Diskussionen langsam abebbten. Die Geschäftsstelle des CC wurde nach Hamburg verlegt, daher verzögerten sich einige Abläufe - so ein Umzug hat es in sich... Und plötzlich brach die große Stille an. Schulferien mochten ein Grund dafür gewesen sein, aber auch ein gewisse Müdigkeit nach den Aufregungen der MV kann die Ursache für die Ruhe z.B. in der Mailingliste sein. Schließlich erlebten wir dann nach dem vollends misslungenen Sommer(wetter)auftakt doch noch schöne Tage, dann schönere - ja, und sogar solche, die viel zu schön waren, so dass selbst im hitzeunerfahrenen Norden die Thermometer in ungeahnte Höhen von weit über 30° kletterten. Tja, und schon steht der Herbst vor Tür die nächste CC illustrated gibt es dann zur Weihnachtszeit... Angenehme Lektüre wünscht Euch va B ekk er Eure E Eva Bekk ekker Wir haben es angekündigt und mittels Newsletter verbreitet, dennoch mag es nicht bei jedem angekommen sein: Die Geschäftsstelle des CC hat eine neue Adresse, eine neue Telefonnummer und eine neue Mobilnummer. CC Composers Club e.V. Hasloher Kehre 20b 22417 Hamburg Mobil: +49 177 4512225 Telefon: +49 40 53203282 URL und E-Mail ändern sich nicht. * Neu: Neben der Composers Club-Seite auf Facebook gibt es dort nun auch eine Gruppe nur für CC-Mitglieder: Composers Club Members. * Die neue CC-Website ist beinahe fertig. Die grafische Neugestaltung steht noch aus. * Nach der Sommerpause hat es bereits wieder Vorstands-Meetings via Skype gegeben. Im Oktober wird in Berlin eine Sitzung „alle Vorstände an einem Tisch“ stattfinden. Wir hoffen, die nächsten Sektions-Meetings Anfang November einrichten zu können. Berlin 2012 Versammlungen, Wahlen, Parties und eine Demo Die Tage rund um die diesjährige GEMA-MV waren aufregend und mal wieder anstrengend. Für die, die nicht dabei sein konnten, kommt hier der Schnelldurchlauf: Sonntag Der Vorstand des CC traf sich bereits am Sonntag zur Vorstandssitzung in Berlin. Obgleich es bereits viele vorbereitende Meetings via Skype gegeben hatte - beinahe wöchentlich - blieb noch vieles zu bereden. Montag Am Montag begann die CC-MV bereits um 14 Uhr, denn auch die angeschlossenen und außerordentlichen GEMA-Mitglieder unseres Verbands sollten die Möglichkeit haben, an der Versammlung teilzunehmen. Sie mussten dann um 16 Uhr zu ihrer „eigenen“ GEMA-MV, bei der die Wahl der Delegierten anstand. Eine Reihe CCler hatte sich entschlossen, dafür zu kandidieren. Es wurde eine Wahl der besonderen Art - dazu mehr auf Seite7. Viele hatten ein mulmiges Gefühl beim Gedanken an das von der GEMA ausgerichtete Mitgliederfest. Im Internet hatten Clubbesitzer zu einer Demonstration „gegen GEMAinheiten“ vor dem „Frannz Club“ aufgerufen, und zwar gerade zu der Zeit, in der das Fest dort steigen sollte. Gerüchte besagten, dass mehr als 6000 Menschen dort protestieren wollten, auch die Piraten Partei sollte mit mischen - da überlegten manche, ob sie sich überhaupt auf den Weg machen wollten. Mehr zu diesem Abend auf Seite 4. 2 . Dienstag Der Dienstag begann für die überraschend stark besuchte Versammlung mit der Aufsichtsrats-Wahl. Die bisherigen Aufsichtsräte bekundeten ihre Bereitschaft, erneut zur Verfügung zu stehen. Allerdings gab es eine Ausnahme: CC-Vorstand Christian Wilckens stellte sich nicht erneut zur Wahl. An dieser Stelle sei Christian herzlich gedankt für seinen Einsatz und seine Bemühungen in den letzten drei Jahren. Alle, mit denen ich in Berlin sprach, bedauerten seine Entscheidung sehr. Neben vielen anderen gab es auch aus den Reihen des CC Kandidaten für das Amt als Aufsichtsrat. Jörg Evers wurde wieder gewählt, er erhielt schon im ersten Wahlgang das drittbeste Wahlergebnis. Ein deutliches Zeichen des Vertrauens, denn der polemische Angriff des DKV-Ehrenpräsidenten K.H. Wahren gegen Jörg beeindruckte die Wähler nicht im mindesten (jedenfalls nicht in der gewünschten Weise). Marcus Loeber und Wilbert Hirsch verpassten nur knapp einen Sitz. Neu im Aufsichtsrat: Hartmut Westphal, der sein Amt als Kurator der GEMASozialkasse dafür niederlegen musste. So sieht nun der neue AR der Komponisten aus: Klaus Doldinger, Enjott Schneider, Jörg Evers, (im ersten Wahlgang mit absoluter Stimmenmehrheit), Lothar Voigtländer, Hartmut Westphal und Ralf Weigand (alle im dritten Wahlgang, mit einfacher Mehrheit). Stellvertreter sind Prof. Manfred Schoof und Konstantin Wecker. CC-Vorstands-Mitglied Christoph Rinnert wurde nachträglich zu den bereits „gesetzten“ Kandidaten für die Wahl zum Wertungsausschuss nominiert und auch gewählt. Das durch den Wechsel in den Aufsichtsrat nun frei gewordene Amt des Kurators der Sozialkasse wird Christoph Rinnert übernehmen. Allen Gewählten einen herzlichen Glückwunsch! Erst nach der Mittagspause konnten Diskussion und Abstimmung der insgesamt 51 Anträge beginnen. Es war von vornherein klar, dass die Zeit knapp werden würde, zumal zu erwarten war, dass bestimmte Anträge sehr kontrovers und somit auch sehr lange diskutiert würden. Auf Antrag wurden deshalb diese Themenkomplexe vorgezogen. Die fettesten Brocken waren wohl Antrag 28 (INKA - inkassobezogenes LiveAbrechnungssystem) und Antrag 29a, b und c (Abrechnung Werbemusik). Wir haben in unserem Newsletter vom Ausgang der Abstimmung berichtet: Nach schier endlosen Debatten wurde die Nummer 28 angenommen, von der wir uns mehr Verteilungsgerechtigkeit erhoffen. Die 29a wurde nach intensiver, teils polemischer Diskussion mit 75% der Stimmen ebenfalls angenommen. Über die Einbußen, die als Folge auf die Werbemusik-Komponisten zukommen, gibt es Näheres auf Seite... Fotos auf dieser Seite: (c) Danny Kurz Um es abzukürzen: Bis 22 Uhr dauerte die Versammlung. Die Mitglieder waren geschafft und müde, nachdem die letzte Abstimmung durch war. Nur etwa 50 fanden noch den Weg zu unserer CC-Party, die diesmal in einer wunderbaren kleinen Retro-Bar beim Kudamm stieg. Ein Gitarrist und ein Bassist begeisterten die Gäste und wie könnte es anders sein? - im Verlauf des Abends stiegen CCler ein. Ein schöner Tagesausklang, trotz wenig sommerlichen Wetters in Berlin. Mittwoch Eine Frage beschäftigte jedoch: Wo waren die 150 Mitglieder geblieben, die zur AR-Wahl und bis zur Abstimmung des Antrags 29 noch anwesend waren? Auch am Mittwoch blieben sie unsichtbar. Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann, MdB wurde von der GEMA für seine Leistungen zur Förderung von Kunst und Kultur, für seinen Einsatz für die Interessen der Urheber und für seine Verbundenheit mit der GEMA in den vergangenen Jahren mit der Richard-StraussMedaille ausgezeichnet. Minister Neumann bedankte sich mit einer eindrucksvollen Rede, die von den Mitgliedern mit viel Beifall bedacht wurde. Und nun? Nach der GEMA ist vor der GEMA. Im nächsten Jahr sehen wir uns in München hoffentlich alle wieder. Und vielleicht machen sich auch die auf den Weg, die es bisher nicht geschafft haben?! eb 3 . Marcus Loeber GEMA Mitgliederversammlung 2012 - Ein reichhaltiges Menü mit Beigeschmack? Alle Anwesenden hatten Gelegenheit, eine sehr anstrengende Versammlung erleben zu dürfen. Neben den diversen Wahlen galt es, eine einzigartig lange Tagesordnung abzuarbeiten. Dem Verfasser dieser Zeilen fiel nicht nur auf, dass ein bisher nie da gewesenes Interesse an den Aufsichtsratswahlen und zwei Anträgen der Tagesordnung bestand, sondern auch, dass teilweise in einer Art argumentiert wurde, die der Wichtigkeit der abzustimmenden Anträge schlicht und einfach nicht angemessen war. Kaum einer erhob sich um zu protestieren, wenn offensichtlich falsche Dinge behauptet und absurde Zahlenspiele vorgeführt wurden. Auch nicht die Vertreter der GEMA-Verwaltung, die es sicherlich besser wussten. Im Gegenteil: Als der Aufsichtsratsvorsitzende den ebenso umstrittenen wie komplexen Werbemusik-Antrag 29 mit seinem „Bauchgefühl“ begründete, gab es von vielen Kollegen begeisterten Applaus. Kaum einer hat kritisch nachfragt, woher plötzlich die zusätzlichen 150 Komponisten kamen, die nach Erledigung der beiden kritischen Punkte wieder ebenso spurlos verschwanden. Obwohl den Antrag 29 wohl nur die allerwenigsten richtig verstanden haben, wurde er letztendlich angenommen. Um welchen Preis das geschah, werden viele erst später bemerken. Es ist davon auszugehen, dass eine Überprüfung dieses Beschlusses von anderer Stelle stattfinden wird. Vielleicht ist ja dieses Mal der Bogen überspannt worden? Es sollte die Frage erlaubt sein, ob wirklich jede Änderung des Verteilungsplans durch eine Zweidrittelmehrheit in der Mitgliederversammlung zu legitimieren ist. Es war für mich traurig anzusehen, dass die GEMA, die angesichts der öffentlichen Diskussion eigentlich vor ganz anderen Herausforderungen steht, sich bei der Mitgliederversammlung so sehr auf interne Streitigkeiten um Verteilungs- und Machtfragen konzentriert hat. Das hat uns nicht nur die Diskussion in der Kurie, sondern auch der Aufsichtsrat eindrucksvoll vorgeführt. 4 . Das Geschrei gegen die Einmischung der Gerichte in unsere Belange sollte man sich besser sparen. Vielmehr sollte man sich darauf beschränken, Entscheidungen zu treffen, die über jeden juristischen Zweifel erhaben sind. Gejohle und Stinkefinger Gemischter Empfang beim Mitgliederfest „Wir komponieren Musik, die schönste Sache der Welt - und dafür müssen wir uns nun bespucken lassen!“ Es war für viele ein trauriger Moment, als sie am 25. Juni 2012 im Frannz Club der Kulturbrauerei in Berlin zum Mitgliederfest eintrafen. Schon im Vorwege hatte es bei manch einem ein mulmiges Gefühl gegeben: Die Clubbetreiber hatten zur Demo gegen die GEMA aufgerufen. Blitzschnell hatte sich die Nachricht im Netz verbreitet, die Rede war bald von 6000 Teilnehmern, auch die Piraten wollten sich anschließen, es sollten Reden gehalten und Party gemacht werden. Auch wenn es bei der Ankündigung hieß, man wolle nicht die Gäste des Festes angreifen, sondern nur ein Zeichen des Unmuts gegen die geplante Tarifänderung der GEMA setzen, so fürchteten einige, dass die Sache ganz schnell aus dem Ruder laufen könne, weil sich vielleicht randalewillige unter die Demonstranten mischen würden. Ich kann natürlich nur davon berichten, wie ich selbst diesen Abend erlebte, andere haben vielleicht ein anderes Bild. Der ShuttleBus vom Hotel Maritim brauchte eine lange Zeit, um sich den Weg zu bahnen, Straßen waren gesperrt, Umleitungen eingerichtet worden. Kurz vor dem Ziel wurde es laut, Buh-Rufe und im Bus nicht zu verstehende Sprechgesänge, Pfiffe und Gejohle. Es wurde mit Händen gegen den Bus getrommelt, Stinkefinger reckten sich in die Luft, wütende Blicke musterten die Ankommenden. Abgeschirmt von der Masse konnten wir unbehelligt aussteigen, nur einige engagierte Gegner der Tarifreform, die Handzettel verteilten, näherten sich den Gästen, sie waren eher zurückhaltend und freundlich. Noch schnell durch das Nadelöhr am Einlass - und drin waren wir. Zunächst gab es nur ein Thema, was lief da draußen? Ich hörte von Tomaten- und Eierwürfen gegen die Busse, davon, dass einzelne Mitglieder angespuckt worden seien. Es gab ein paar Idealisten, die versuchten, im Gespräch mit Demonstranten Aufklärungsarbeit zu leisten, aber sie liefen gegen eine Wand der Ablehnung. Und dann ging die Party los - oder besser: die Parties, im Frannz Club bewirtete die GEMA ihre Gäste wieder einmal trefflich, auf der Straße hatte “Dr.Motte” einige Musikwagen mitgebracht und beschallte nun seinerseits die Umgebung mit Musik und Reden. Ich saß im Garten mit ein paar netten Menschen (wir sprachen nun etwas lauter) und einem netten Glas Wein, als ich etwas sah, das ich wirklich und ehrlich als gruselig empfand. Draußen an der Hecke standen zwei junge Männer mit einer Kamera mit langem Teleobjektiv und machten eine Show daraus, die Gäste ins Visir zu nehmen. Ich glaube nicht, dass sie Fotos gemacht haben, es ging wohl eher darum, so etwas wie eine Pass-mal-auf-ich-kenn-jetzt-dein-GesichtStimmung zu erzeugen. So eine Art psychologischer Einschüchterungsversuch. Mich hat es nicht eingeschüchtert, aber ich habe mir Gedanken darüber gemacht, was Menschen dazu veranlasst, auf solche Weise andere unter Druck setzen zu wollen. Aber es ist wohl eine müßige Überlegung, zu schnell gleitet man dabei ab in küchenpsychologische Erklärungsversuche. Sie nützen keinem. Und danach... Bei Facebook konnte man einige Tage später etliche Videos der Demo bewundern. Die meisten enthielten die üblichen polemischen Reden gegen die GEMA, so etwa Bruno Kramm, Piraten Partei, der seine Ansprache begann mit den Worten „Ich komme gerade von den GEMA-Millionären“... nix Neues also. Aber zwei Video-Schnipsel fand ich bemerkenswert: Ein genervter Berliner stürmte die Bühne und nahm dem Redner das Mikro ab und brüllte beherzt „Sach mal ick wohne hier. Ick will meine Ruhe haben!“ Natürlich war er schnell umzingelt und wurde von der Bühne geleitet. Meinen Respekt hat der Anwohner, ich denke, es gehört Mut dazu, sich in einer so aufgeregten Masse allein gegen den Strom zu stemmen. Musik ist kein Lärm Der zweite Schnipsel bezog sich auf die eben genannte Aktion und war eigentlich fast ein Standbild: „Dr. Motte“ hielt ein hastig gefertigtes Pappschild vor seine Brust und lächelte breit. Darauf war zu lesen: Musik ist kein Lärm! Und wie Recht er damit hat! Nein, Musik ist wahrhaftig kein Lärm, Musik ist etwas, das unser Leben bereichert, ich glaube sogar, sie ist für unser Leben notwendig und somit von unschätzbarem Wert. Und genau darum ist es mir völlig unverständlich, dass diejenigen, die dieses Gut erschaffen, um den gerechten Lohn für ihre Arbeit gebracht werden sollen. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. eb Foto wird im Netz frei angeboten 5 . EU XXL Filmschaffende und Urheber Europas trafen sich in Krems Die Gruppe EU XXL, ein Zusammenschluss der europäischen Filmschaffenden, hatte das Treffen organisiert: Im Juni kamen im österreichischen Krems Abgesandte europäischer Urheber-Verbände mit Vetretern des EU Parlaments zusammen. Am ersten Tag erarbeiteten die Teilnehmer aus Malta, Spanien, Österreich und Deutschland eine Resolution, die am folgenden Tag mit den EU-Parlamentariern diskuitiert werden sollte. Schwerpunkte dieser Resolution sind die Forderungen nach Stärkung der Autorenrechte, Stärkung der ausübenden Künstler im „contract Law“ (also fairere Arbeitsverträge für Freelancer) sowie Vorschläge für ein pauschales System zur Online-Vergütung bei Nutzungen von Film, Musik und Wortbeiträgen (LAT-Levy at Tap). Die Vertreter des EU-Parlaments nahmen die Berichte über unfaire und existenzbedrohende Vertragsbedingungen innerhalb der Filmbranche sehr ernst und unterstützen die Forderungen nach Stärkung der Autorenrechte. Die vorgebrachten Ideen zu einem neuen Online-Vergütungssystem, welches von Wilbert Hirsch vorgestellt wurde, traf auf offene Ohren. In enger Zusammenarbeit wurde eine endgültige Resolution verabschiedet, die verschiedenen Gruppen des europäischen Parlaments vorgelegt, dort weiter diskutiert und so in den politischen Entscheidungsprozess einbezogen werden soll. 6 . Bemerkenswert ist, das die Vertreterin der Arbeitsgruppe des EU-Parlaments, die sich mit dem Thema Online-Vergütungen, VGs und Verteilungen beschäftigt (MEP Eva Lichtenberger, Green Party) den Teilnehmern eine enge Zusammenarbeit bei der Ausarbeitung von Vorschlägen zu einem neuen Online-Vergütungssystem angeboten hat. Damit ergibt sich die Möglichkeit, bei diesem zentralen Thema nicht nur gehört zu werden, sondern auch aktiv für die Autoren an einem neuen Vergütungssystem mit zu wirken. Neben MEP Eva Lichtenberger, waren von der politischen Seite noch MEP Anna Maria Darmanin, Vice President Communication of the EESC (European Economic and Social Committee) und Christoph Lechner, Mitglied des EU Wirtschafts- und Sozialausschusses) anwesend. Für die Autoren saßen Meredes Echerer, Katharina Stadler-Albrecht, Paul Zajacz und Fritz Niemann (alle EU XXL), Kurt Brazda und Christina Busch (beide Imago), Narcy Calamatta (Vertreter des European Council of Artists), Patrick Ager (ECSA) sowie John Groves und Wilbert Hirsch (CC/FFACE) am Tisch. wh/eb Die Qual der Wahl Ein Gespräch mit CCler Stephan Römer So wie auch der GEMA-Aufsichtsrat werden alle drei Jahre die Delegierten der angschlossenen und außerordentlichen GEMA-Mitglieder neu gewählt. Nach dem Mitgliederbeschluss im Jahr 2011 wurde die Anzahl der zu Wählenden verdoppelt. Das bedeutete, dass für die Komponisten statt 16 nun 32 Delegierte gewählt werden mussten. Und wenn im letzten Jahr auch ein Delegierter bei der Abstimmung zu bedenken gab, dass es kaum möglich sei, soviele Kandidaten zu finden, zeigte sich, dass seine Befürchtungen unbegründet waren. Über 70 Kandidaten bewarben sich 2012. Auch eine Reihe CCler war dabei. Mit einem von ihnen habe ich mich unterhalten, mit „Stevie“ Stephan Römer. Der 34jährige Offenburger ist den CClern als aktives Mitglied bekannt, er ist der „Vater“ des CC-Wiki. Aber auch bei Facebook ist Stephan kein Unbekannter, besonders in Gruppen zum Urheberrecht und zur GEMA kennt und schätzt man ihn als Verfechter der gerechten Sache. Was hat Dich dazu bewogen, in diesem Jahr als Delegierter zu kandidieren? Stephan: Naja, ich hätte schon früher an den Versammlungen teilnehmen wollen, aber das konnte ich nicht, weil ich erst seit 2007 GEMA-Mitglied bin, so musste ich die 5-Jahresfrist abwarten, bevor ich mich zur Wahl stellen durfte. Als Delegierter hast Du die Chance, selbst etwas zu bewegen. Ich gehöre nicht zu denen, die alles den anderen überlassen und anschließend unzufrieden sind. Ich will selbst Verantwortung übernehmen und für meine Belange (und stellvertretend für die der anderen) eintreten. Als Delegierter hat man das gleiche Stimmrecht wie ein ordentliches Mitglied, man darf Anträge stellen, also man kann etwas bewegen. Darum ging es mir. Ich wusste ja nicht, ob ich tatsächlich gewählt würde, aber ich habe mich intensiv vorbereitet, alle Anträge studiert, mich mit erfahrenen Mitgliedern ausgetauscht, nachgefragt, damit ich auch wirklich sicher wusste, worum es im einzelnen gehen wird. Es gab da einiges Gerede über eine gut organisierte Gruppe, die angeblich mit Bussen zur Versammlung gebracht wurden, und die dann geschlossen gewählt wurde. Kannst Du dazu etwas sagen? Stephan: Das mit den Bussen weiß ich nicht. Aber ja, es gab da eine extrem gut organisierte Gruppe, die sich irgendwie schon vor der offiziellen Vorstellung geschickt positioniert hat. Es war ein bisschen wie in einer dieser Casting-Shows: Bei den Einzelvorstellungen gab es Jubel aus dem Fan-Block. Naja, sie wurden auch alle gewählt. Die beiden Damen in ihren Reihen wurden übrigens als einzige schon im ersten Wahlgang mit über 50 Prozent gewählt. Unsere Mädels wurden auch gewählt, die Frauen kamen super an, setzt er lachend hinzu. 7 . Wie lief denn die Abstimmung überhaupt? Stephan: Für die Vorstellung hatte man ausgerechnet, dass jedem Kandidaten 20 Sekunden Zeit zur Verfügung stünden. Da kannst Du nicht viel sagen. Man ging alphabetisch vor, somit war ich ganz weit hinten. Und vieles, was ich hätte sagen wollen, war bereits gesagt worden. Ein bisschen Herzklopfen hatte ich schon, aber ich wurde gewählt, darüber habe ich mich sehr gefreut. Und wo war Bruno Kramm? Ja, das war schon seltsam. Hier hätte Pirat Kramm ja nun wirklich die Möglichkeit gehabt, aktiv etwas an der von ihm so kritisierten GEMA zu ändern. Wir haben uns immer wieder umgeschaut, ob der Mann mit dem Hut denn noch käme - aber er hatte wohl Wichtigeres zu tun. Wäre er gekommen und hätte begonnen, Reden zu schwingen, wer weiß, ob wir dann „schon“ um 21:30 Uhr fertig gewesen wären... Das muss man sich vorstellen: 3 Stunden länger als geplant hat die Versammlung gedauert, das war bestimmt ein Novum in der GEMA-Geschichte. Wie hast Du Deine erste ordentliche MV erlebt? Stephan: ich hatte die letzten Jahre schon viel von Kollegen mitbekommen und war dadurch auf die MV vorbereitet. Aber es ging dann doch turbulenter zu, als ich erwartet hatte. Für mich als Neuling waren einige Situationen durchaus unerwartet, wie z.B. die hitzigen Debatten zwischen einigen Mitgliedern. Da hätte ich mir mehr Objektivität gewünscht. Ehrlich gesagt fand ich es extrem schade, dass hier eine Chance verpasst oder vertan wurde, sich zusammen zu raufen, die Energien zu bündeln und sich gemeinsam dem entgegen zu stellen, was uns hier draußen im täglichen Leben bedroht. 8 Vielen ist vielleicht gar nicht bewusst, was momentan im Internet über das Urheberrecht und die GEMA zu lesen ist. Das wird von vielen leider vollkommen unreflektiert übernommen und als “Wahrheit” weiter verbreitet. Ich habe das in der Versammlung auch angesprochen und hoffe, dass es auch gehört wurde. Vielen Dank für das Gespräch, Stephan! eb 6 CCler machen sich stark Neben Stephan Römer wurden auch die CClerinnen Tina Pepper und Tanja Rathjen als Delegierte gewählt. Als Stellvertreter und als solche auch bereits am ersten Tag geforderte - ergänzen unsere Mitglieder Hans Hafner, Frank Heckel und Matthias Krüger die Reihe der Aktiven. Dank an sie alle für ihre Bereitschaft und Ihren Einsatz! CC-Frauen-Power: Tina Pepper und Tanja Rathjen Fotos: gema.de Sounddesign - Musik wo endet Design und wann beginnt die Komposition? Das wunderschöne Elsa-BrandströmHaus in Hamburg Blankenese bot den Rahmen für eine Podiumsdiskussion des CC, die zu einer Veranstaltungsreihe der „FilmSoundHamburg“ gehörte. Komponist und CC-Vorstandsmitglied Wilbert Hirsch moderierte das Gespräch, in dem der Soundtrack eines Films aus dem Blickwinkel eines Komponisten, hier Hans Hafner, und dem einer Sounddesignerin und Audio-regisseurin, hier Wenke Kleine-Benne, betrachtet werden sollte. Viele interessante Beispiele sorgten dafür, dass dieses Gespräch alles andere als langweilig wurde. So zeigte Wenke KleineBenne einen umwerfenden 3D-Werbespot für Mercedes, der ihr gerade fast sämtliche denkbaren Preise und Auszeichnungen eingebracht hat. Allein mit Sound-Effekten und kaum Information wurde hier ein wunderbares Stück Kommunikation geschaffen. Wilbert Hirsch präsentierte eine Szene aus seinem Hollywood-Film „Mute Witness“, in dem die Sound-Effekte, hier das Besetztzeichen eines Telefons - direkt durch eine tonal und rhythmisch angepasste Streicherfigur abgelöst wurde und so die beiden Ebenen dramaturgisch verbunden wurden. Hans Hafner brachte ein Stück Theater-Musik mit, welches überzeugend den Zustand eines Lastwagens hörbar machte, der im Begriff war, aus einander zu brechen. Als Ergebnis aus diesem Gespräch konnte man mitnehmen, dass die Trennlinie zwischen Sounddesign und Musik sehr unscharf ist. Desweiteren wurde der Wunsch beider Seiten deutlich, wesentlich früher in die Produktionen eingebunden zu werden, weil heutzutage beide Elemente als Teile eines guten Film-Soundtracks angesehen werden müssen. Auch stellte man fest, dass ein besseres Verständnis für Musik und Sound seitens der Regisseure notwendig und unverzichtbar wäre, um besseren Sound und somit auch bessere Filme - zu kreieren. Es gab eine rege Beteiligung der Zuhörer, und auch noch lange nach dem offiziellen Ende dieses Events gab es angeregte Gespräche mit ihnen. Alles in allem war es ein informativer und schöner Abend für alle Beteiligten. wh/eb Impressum Herausgeber: CC Composers Club e.V. Meckelstedter Str. 9, D-27624 Lintig Tel: +494745 931594 Redaktion: Eva Bekker Mail: ebekker at composers-club.de 9 . Rassismus? Nein danke! Wenn Dummheit die Gesellschaft flutet Wenn ich täglich auf den Spielwiesen des Internet lese, was da so von einer überwiegend anonymen Masse auf meinen Bildschirm geblasen wird, dann kriege ich die Wut. Es wird offenbar, dass sich ein ganz neuer Rassismus entwickelt. Es geht ganz schnell: Eine Horde blökender Schafe, die ihren Leithammeln ohne weiteres Nachdenken folgt, ist so einfach zu mobilisieren und zu instrumentalisieren! Die, auf die nun fröhlich verbal eingedroschen wird, sind die Urheber, die GEMA-Mitglieder oder -Befürworter. Wer sich heute traut, öffentlich eine angemessene Vergütung für die Nutzung der von ihm geschaffenen Werke zu erwarten, der hat schon verloren. Er (oder natürlich sie) kann sich des Shitstorms sicher sein. Da kann man staunend und entsetzt z.B. so etwas lesen: Zitat: Ihr verdammten GEMA-Ratten seid alle minderwertige Kreaturen die es nicht verdienen zu leben. Wie könnt ihr nur in den Spiegel schauen und behaupten dass ihr stolz auf irgendwas seid was ihr „leistet“. Wär mal Zeit dass da mal ein Amoklauf oder Anschlag bei der GEMAZentrale kommt. Wäre so wie so kein Verlust. Zitat Ende (Facebook, GEMAdialog am 25.07.2012, 13:49 h) Es wurde sogar schon gefordert, GEMA-Wohlgesonnenen einen gelben Stern anzuheften! Das mögen krasse Einzelfälle sein, dennoch: Widerspruch scheint hier nur von den derartig Angegriffenen zu kommen. So lange solche Absonderungen von der Masse hingenommen werden, so lange ist nichts in Ordnung. 10 . Noch wird dieser neue Rassismus in Worten gelebt, man schreibt, hält Reden. GEMA-Bashing wird sogar von den Politikern aller Parteien betrieben (über deren Motive bestehen kaum Zweifel). Aber wie geht es weiter? Die mutigen und geduldigen Aufklärungsversuche vieler Urheber z.B. bei Facebook sind zahlreich und anerkennenswert - nur: Die die dringend mehr Wissen bräuchten, die die nichts verstanden haben, die die sich weigern, selbst nachzudenken die werden nicht erreicht. Es wäre nun wirklich an der Zeit, dass sich auch endlich einmal die „Stars“, also die bekannten GEMA-Mitglieder, deren Musiken und Namen in aller Mund und Ohren sind, zu Wort melden. Vielleicht würde ihren Ausführungen mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Noch haben zu wenige von ihnen Stellung bezogen. Das ist nicht nur traurig, das ist bedenklich. eb