Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe

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Biosphärenreservatsamt
Schaalsee-Elbe
- Untere Naturschutzbehörde Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe
Wittenburger Chaussee 13 * 19246 Zarrentin am Schaalsee
Hintergrundinformation zum Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea)
Anlass
Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea,
„JKK“,auch genannt Jakobs-Greiskraut) ist
eine einheimische Pflanze, die wie
Sonnenblumen und Löwenzahn zur Familie
der Korbblütler gehört.
In den letzten Jahren häufen sich Berichte
über die zunehmende Ausbreitung von
Jakobs-Kreuzkraut und mögliche
Vergiftungen beim Weidevieh. Betroffen von
der Ausbreitung des JKK sind vor allem
Flächen mit einer lückigen
Vegetationsdecke, z.B. Bahndämme,
Straßenböschungen und Wegränder,
Brachen, extensiv genutztes Grünland sowie
übernutzte Pferdekoppeln.
Bestimmung
Mit insgesamt mehr als 1250 Arten ist die
Gattung der Kreuzkräuter (= Greiskräuter,
Senecio) eine der artenreichsten
Gefäßpflanzengattung der Welt. In
Deutschland kommen derzeit rund 25 Kreuzkraut-Arten vor, in Mecklenburg-Vorpommern
zehn. Alle sind mehr oder weniger stark giftig. Die einzelnen Arten sehen sich auf den ersten
Blick ähnlich. Sie lassen sich bei genauerer Bestimmung aber an Blatt- und
Blütenmerkmalen unterscheiden.
JKK ist eine zweijährige Art. Sie entwickelt im ersten Jahr eine Blattrosette am Boden,
überwintert im Rosettenstadium und bildet erst im Folgejahr Stängel und Blüten aus. Erst
nach der Samenbildung stirbt die Mutterpflanze ab, sofern nicht der Entwicklungszyklus (z.B.
durch Mahd) gestört wird.
Je nach Nährstoffversorgung werden die Pflanzen etwa 50–150 cm groß. Die Samen des
Kreuzkrautes sind, ähnlich wie beim Löwenzahn, flugfähig und werden durch den Wind
verbreitet. Die Masse der Samen gelangt schon nach wenigen Metern (< 10 m) wieder zu
Boden. Zur Keimung benötigen die Samen offenen Boden.
Als heimische Pflanze hat das Jakobs-Kreuzkraut einen festen Platz im Ökosystem und ist
für viele Insektenarten eine wichtige Nahrungspflanze. So sind beispielsweise über 170
Insektenarten bekannt, die an Jakobs-Kreuzkraut leben, z.B. der Blutbär (Tyria jacobaeae),
eine Schmetterlingsart. Aufgrund der großen Anzahl an Insektenarten, die an der Pflanze
vorkommen, trägt sie somit zur Bereicherung des Nahrungsangebotes z.B. für Vögel und
Säugetiere bei.
Gefährdung für Nutztiere
Jakobs-Kreuzkraut enthält, wie alle Kreuzkraut-Arten, sekundäre Pflanzenstoffe, sogenannte
Pyrrolizidinalkaloide (PA). Diese dienen als natürliche Abwehrmittel gegen Fressfeinde. PA
kommen nicht nur in Kreuzkräutern vor, sondern auch in vielen anderen Pflanzen, wie
Wasserdost (Eupatorium cannabium) und Huflattich (Tussilago farfara). Die Abbauprodukte
dieser Alkaloide können in der Leber zu toxischen Verbindungen umgewandelt werden. Sie
reichern sich allmählich dort an und führen zu irreversiblen Leberschäden, in sehr hoher
Konzentration auch zu tödlichen Vergiftungen. Bei Tieren ist diese Erkrankung als Seneziose
bekannt.
Neben PA enthält JKK auch Bitterstoffe. Dort, wo es auf Weideflächen vorkommt, meiden
ältere Weidetiere die Pflanze in der Regel instinktiv. Diese Selektion ist bei jungen Tieren
und Tieren ohne Weideerfahrung oft noch nicht ausgeprägt.
Junge Pflanzen enthalten kaum Bitterstoffe. Mangelt es den Tieren auf der Weide an Futter,
sind sie gezwungen auch weniger schmackhafte Pflanzen, wie JKK aufzunehmen. Deshalb
muss für ein ausreichendes Nahrungsangebot auf der Weide gesorgt werden.
Wird eine Weide zur Weidepflege gemäht oder gemulcht, so ist zu bedenken, dass
abgemähte JKK-Pflanzen weniger oder keine Bitterstoffe mehr enthalten und daher von den
Tieren auch nicht mehr gemieden werden. Deshalb ist dafür zu sorgen, dass die
abgemähten Pflanzen sofort abtransportiert und beseitigt werden. So sind sie für die Tiere
nicht mehr erreichbar und das Risiko der weiteren Verbreitung wird minimiert.
Ein weiteres Problem stellt die Verfütterung von JKK-haltigem Heu dar. Im getrockneten
Zustand und als Silage gehen die Bitterstoffe im JKK verloren, der Gehalt an PA bleibt
jedoch erhalten.
Die Tierhalter sind hier aus Gründen des Tierschutzes und des Futtermittelrechtes
in der Pflicht, dafür Sorge zu tragen, dass ihre Tiere keine PA über Jakobs-Kreuzkraut
aufnehmen können.
Gefährdung für Menschen
Die PA des JKK sind, ebenso wie bei Tieren, auch für den Menschen giftig. Generell lässt
sich jedoch sagen, dass allein die Berührung der Pflanze ungefährlich ist, abgesehen von
individuellen Kontaktallergien, wie sie auch bei vielen anderen Pflanzen vorkommen können.
Durch die Presse ist bekannt geworden, dass neben Salaten, die PA-haltige Pflanzen
enthielten, auch Tees verunreinigt waren. Neben diesen direkten Aufnahmequellen in der
Nahrungsmittelkette gibt es auch indirekte Wege. Honig ist hier als eine wichtige Quelle zu
nennen. Die Ausbreitung des Jakobs-Kreuzkrautes und ein fehlendes alternatives
Blütenangebot lässt Honigbienen verstärkt auf die für sie eigentlich unattraktive
Trachtpflanze zurückgreifen. Über die PA-haltigen Pollen gelangen so die PyrrolizidinAlkaloide in den Honig. Betroffen ist allerdings nur der Sommerhonig, Frühjahrs- und
Rapshonig können keine PA enthalten, da sie außerhalb der Blüte von JKK geschleudert
werden.
Maßnahmen
Eine staatliche Bekämpfungspflicht gibt es weder in den Bundesländern noch in einem der
EU-Mitgliedsstaaten.
Maßnahmen gegen JKK sollten unverzüglich nach dem Feststellen der Pflanzen auf Wiesen
und Weiden unternommen werden. Dies ist von besonderer Bedeutung, da bei dieser Art
bereits gebildete, unreife Samen auch nach dem Schnitt der Pflanze, nachreifen und somit
zur Verbreitung beitragen können.
Mit Blühbeginn (Juni - Juli) ist der späteste 1. Mahdtermin erreicht, damit keine reifen Samen
ausgebildet werden können. Eine Nachmahd im August ist unerlässlich, um die Pflanze zu
schwächen. Wichtig ist ein sofortiger Abtransport und Beseitigung (Hausmüll, Verbrennung)
des Mahdgutes.
Treten Einzelpflanzen auf, sollten diese umgehend ausgerissen oder ausgestochen und
entfernt werden. Hat sich JKK auf der Weide hierfür schon zu weit ausgebreitet, ist eine
entsprechende Nachmahd erforderlich. Zu beachten ist auch hier der optimale
Mahdzeitpunkt.
Werden Ackerflächen in Grünland umgewandelt sollte eine sofortige Neuansaat erfolgen, da
die leichten Samen des JKK offenen Boden zur Besiedlung brauchen; an dessen
Beschaffenheit und das Nährstoffangebot stellen sie aber nur geringe Ansprüche.
Auf Eigentumsflächen des Naturschutzes (Flächen des Nationalen Naturerbes) soll diese
Ansaat mit einer an den Standort angepassten artenreichen Regiosaatgutmischung erfolgen.
Für eine vollständige Bekämpfung ist dann eine nachfolgende, angepasste Weidepflege
(Nachmahd, Nachsaat etc.) unerlässlich.
Sollten Sie auf Ihren Pachtflächen des Biosphärenreservatsamts Schaalsee-Elbe größere
Vorkommen von Jakobs-Kreuzkraut feststellen, wenden Sie sich in jedem Fall an das
Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe, um ein möglichst effizientes weiteres Vorgehen
abzustimmen.
Weitere Informationen
http://www.stiftungsland.de/home/jkk-informationen/
http://www.stiftungsland.de/fileadmin/Stiftungsseite/PDF/Merkblatt_Tierhalter_JKK_23_6_15.
pdf
http://www.stiftungsland.de/fileadmin/Stiftungsseite/PDF/Flyer/meidenduldenbekaempfen.pdf
http://www.ak-kreuzkraut.de/kreuzkr%C3%A4uter-senecio-in-deutschland/
http://www.lfu.bayern.de/natur/streuwiesen/kreuzkraeuter/doc/conradi_zehm_senecio_mana
gement.pdf
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